Die zwei Wochen Wartezeit haben sich echt gezogen!
Vielleicht kennt ihr das von früher, wenn Weihnachten war! Schon am 23. Dezember war bei uns die Türe zum Wohnzimmer abgeschlossen und wir durften ab dem Tage nicht mehr dort hinein. Schemenhaft konnte man durch die Glasscheibe in der Wohnzimmertüre zwar etwas erkennen, aber das war so ein „Bierglas“- Glas in der Türe, wie man es von Kneipen her kennt. Etwas wirklich erkennen? Maximal war es möglich zu sehen, ob das Licht nun an oder aus war…
Gleichzeitig war man gespannt wie ein Flitzebogen! Wie wird der Weihnachtsbaum ausschauen? Liegt auch genügend Schokolade auf dem Weihnachtsteller? Und überhaupt die Geschenke!
Man platzte als kleiner Junge förmlich vor Vorfreude auf die Bescherung. So in etwa fühlte sich diese Woche an!

Einen kleinen Vorgeschmack wie ein Adventskalender hat die Post gebracht. Die Fahrzeugpapiere! Komplett wie versprochen mit frischer HU- Bescheinigung!

Jetzt wird es ernst!
Zum Hochgefühl der ersten Woche gesellen sich jetzt erste Zweifel!

Hat man alles richtig gemacht? Passt das Wohnmobil wirklich zu uns? Man vermutet hier und da einen Fehler, glaubt etwas falsch gemacht zu haben, fühlt sich vielleicht der Verantwortung nicht gewachsen und würde am liebsten alles wieder rückgängig machen.

Bindet man sich nicht zu sehr an die Art des Reisens?

Kann man denn überhaupt noch guten Gewissens einen Billigflug fürs Wochenende buchen, während in der heimischen Einfahrt das Wohnmobil Patina ansetzt?

Und überhaupt, hätte es nicht vielleicht doch ein besseres Angebot gegeben?

Was man unserer Meinung nach auf gar keinen Fall machen darf, ist nach dem Kauf des Wohnmobils weiter zu schauen, welche Fahrzeuge nun in den Börsen und Angebotsverzeichnissen eingestellt werden! Denn früher oder später findet man doch ein Angebot, welches auf den ersten Blick vielleicht ein besseres gewesen wäre!
Und dennoch: Genau DEN FEHLER haben wir auch gemacht! Wir haben geschaut! Vielleicht, weil die Suchmatrix noch im Browser gespeichert war und plötzlich findet sich ein Fahrzeug, dass alle Kriterien erfüllt und vielleicht sogar noch einen Bonus hat! Vielleicht sogar fürs gleiche Geld oder gar billiger?

Hat das neue Angebot vielleicht die vermisste Dachbox oder die Markise, ein richtiges Kassettenklo oder eine besondere Heizung? Etwas was man vorher als entbehrlich eingestuft hat, um sich nun endlich für ein Fahrzeug entscheiden zu können. Und sei es nur ein jüngeres Baujahr, oder ein besserer Motor mit weniger Laufleistung!

Wenn man schaut wird man zwangsläufig immer mal über ein besseres Angebot stolpern.

Das Problem ist: Man hat ja nun bereits ein Wohnmobil und wird sich das neue Angebot kaum angucken fahren, dennoch ist es ärgerlich, oder?

Da man sich das neu eingestellte Reisemobil nicht anschaut, wird man nie feststellen können, ob das Mobil nicht einen anderen Mangel hat, den der Verkäufer der neuen Anzeige einfach nicht erwähnt hat! Nun, auch wir haben tatsächlich und unerwartet eine gute Woche nach unserem Kauf ein solches mögliches Alternativangebot gefunden. Mehr Wohnmobil fürs gleiche Geld. Hmm. Angerufen haben wir trotzdem nicht. Bringt ja auch nichts! Wir freuen uns jetzt einfach und das ist gut so!

 

Freitag, 25.05.2007 – Der erste Tag im neuen Leben als Wohnmobilist…

…beginnt völlig untypisch für das Reisen mit dem Wohnmobil mit einer Zugfahrt!

Ausgerüstet mit neuem Fahrzeugschein und unserem Wunschkennzeichen BM – SC 76 (S = Seifert, C = Club, 76 = das Geburtsjahr von Anja und mir) geht es mit dem Zug nach Norddeutschland.

Das Anmelden hat übrigens 65,10 € inkl. Wunschkennzeichen gekostet, die Prägung der Blechschilder nochmal weitere 56,- €. Stolzer Preis aber mit einem Lächeln bezahlt weil man weiß, dass dies gut angelegtes Geld für die eigene Reise- Seele ist.

Auch eine Versicherung haben wir gesucht und gefunden, die unser Fahrzeug fair versichert, die RMV (Reise- Mobil- Versicherung) in Heinsberg. Diese Versicherung wurde uns übrigens vom Vormieter empfohlen. Nach eingehendem Studium des Angebotes habe ich mich entschieden, vom Angebot meines Hausversicherers keinen Gebrauch zu machen und das Wohnmobil eben bei der RMV zu versichern. Es ist einfach günstiger und die Konditionen (besonders in der Teilkasko) sind bedeutend besser. Ob wir dann im Schadensfall auch besser versichert sind, nun, das wird dann der erste Schadensfall zeigen. Mit Glück tritt er niemals ein…

Warum wir übrigens im Zug sitzen und uns sogar das mehrfache Umsteigen antun, anstelle einfach bequem mit dem Auto hinzufahren und dann eben je ein Fahrer für Auto und Wohnmobil sei auch kurz erklärt. Denn nur so können wir beide die Heimfahrt mit dem Wohnmobil gemeinsam erleben und müssen nicht in getrennten Fahrzeugen fahren. Für die Umwelt ist es auf jeden Fall besser, die Kosten halten sich ungefähr gleich, die Bahn ist subjektiv vielleicht etwas teurer. Aber egal. Selbst den Umweg (es gibt keine Direktverbindung, wir müssen 2x umsteigen mit Wartezeit und einen geografischen Knick über Bremen müssen wir auch akzeptieren) nehmen wir gerne in Kauf dafür, dass wir gleich gemeinsam zu unserer ersten Fahrt im eigenen Wohnmobil aufbrechen dürfen. Ihr seht, wir sind heiß darauf, total bekloppt aber lieb. 😉

Einfahrt des ICE in den Kölner HBF

Die Zugfahrt im von innen neu modernisierten ICE ist übrigens angenehm, man reist recht streßfrei mit unserer Platzreservierung. Obwohl es Freitag ist, wird der ICE nicht richtig voll, wir haben ausreichend Platz. Erst nach dem Ruhrgebiet wird es etwas voller im Zug, den wir in Bremen aber schon wieder verlassen.

In Bremen haben wir nun eine längere Aufenthaltszeit, bis unser IC weiter Richtung Emden von hier abfährt. Diese Wartezeit passt mir gar nicht! Denn das weitere Umsteigen, in Oldenburg, wird mit diesem IC ziemlich knapp werden! Besser wäre ein vor dem IC fahrender Regionalexpress. Leider haben wir nur eine Minute Umsteigezeit in Bremen, sodass dies doch recht knapp wird! Ergo haben wir uns auf den IC eingeschossen. Als wir aber in Bremen ankommen, sehen wir gleich, dass der Regionalexpress Verspätung hat!

Unser Glück!

Wir nehmen also den Regionalexpress nach Oldenburg und kommen dort so zeitig an, dass wir uns sogar noch kurz in der Bahnhofshalle mit einem Snack versorgen können. Die Vorfreude auf die Fahrt gleich mit dem Wohnmobil hat nämlich wieder mal alles vergessen lassen (rosarote Brille und so), sodass wir glatt ohne Reiseproviant losgefahren sind. Das rächt sich jetzt, uns knurrt eigentlich schon seit Bremen der Magen. Nun, dank des verspäteten Regionalexpresses gibt es nun was. Das zweite Essen wir dann später sicherlich auf der Autobahn auf dem Heimweg stattfinden! Wir müssen dann nur daran denken, dass wir mit dem Alkoven unseres Wohnmobils nicht mehr durch einen McDrive passen. 😉

Die Reise war bisher angenehm, wir hatten zwar Verspätung, aber nicht mit unserem Zug, was unserem Zeitplan entgegen gekommen ist.

Ab Oldenburg müssen wir noch einmal einen anderen Zug nehmen, es ist ein Zug der NordWestBahn. Offenbar ist Ferienbeginn oder Feiertag oder sowas hier im Norden, denn es sind so viele Reisende unterwegs, dass wir uns berechtigte Sorge machen, überhaupt einen Platz im Zug zu bekommen! Müssen wir den Rest der Reise stehen? Sitzplätze reservieren ist in diesem Zug nämlich nicht möglich und wenn ich mir so anschaue, was nun alles in diesen Zug einsteigen möchte, scheint selbst ein voll ausgerüsteter Orient- Express nicht groß genug zu sein! Ohje!

Der Bahnsteig in Oldenburg ist ziemlich voll!

Auf dem gegenüberliegenden Gleis fährt just in diesem Moment ein anderer Zug der NordWestBahn ein. Dieser Zug ist schon bei der Einfahrt ziemlich voll was daran liegt, dass er nur aus 2 Triebwagen besteht! Wenn unser Zug auch nur 2 Triebwagen hat, dann wird es eng! Dann können auf keinen Fall alle mit! Da wird einem schon etwas mulmig! Wir sind jung, sportlich, dynamisch und mal grundsätzlich vom harten Alltag des Kölner Nahverkehrs gezeichnet. Aber genügt das auch, dem kargen Nordmann im Kampf um Sitz- oder wenigstens Stehplatz etwas entgegensetzen zu können? Wer weiß, mit welchen Aktionen die mit allen Friesentees gewaschenen Norddeutschen ihre Plätze in den Nahverkehrszügen hier erobern?

Noch während ich das Umfeld um mich prüfe und leichtere wie potentiell schwerere Gegner im Kampf um einen Platz im Zug mustere, fährt unser letzter Anschlusszug für heute an den Bahnsteig. Und wir haben Glück mit diesem! Die NordWestBahn weiß offenbar um den Ansturm an diesem Tag und hat uns einen 3-teiligen Zug bereitgestellt. Puh!

Damit haben wir eigentlich genug Platz. Einige Gäste müssen zwar stehen, aber wenigstens muss keiner zurück bleiben. Auch wir nicht.

Die Fahrt nach Varel mit dem letzten Zug an diesem Zug geht dann doch recht schnell vorüber, eine 5-stündige Bahnfahrt geht damit zu Ende! Fast könnten wir gleich mit dem Wohnmobil auf den angrenzenden Campingplatz fahren, wo wir schon bei der Besichtigung und nach dem Kauf noch etwas zu Abend gegessen haben, um uns von den Strapazen zu erholen. Wenn wir sie denn spüren würden! Denn die Zugfahrt, im Allgemeinen nur lästiges Übel um von A nach B zu gelangen, ging viel zu schnell vorüber! Zu zahlreich waren die Endorphine aufgrund der Vorfreude, zu angespannt war ich ja ebenso auch, mein fest am Körper anliegendes restliche Bargeld für den Wohnmobilkauf nicht aus den Augen zu verlieren. Total albern eigentlich, unauffällig wie immer verhält man sich noch am besten! Aber mach mal mit einem dreistelligen Eurobetrag in der Unterhose!

Kaum sind wir in Varel ausgestiegen, erspähen wir auch schon unseren Wohnmobilverkäufer und Camper. Er ist so nett, uns vom Bahnhof abzuholen, damit wir uns die Fahrt mit dem Taxi sparen dürfen. Das ist übrigens etwas, was ich im weiteren Verlauf unserer kommenden Reisen über die nächsten Jahre vielleicht vorweg nehmen darf. Das Gemeinschaftsgefühl unter Campern! Hier wird es zum ersten Mal offenbar, nur können wir das als Anfänger in diesem Moment noch nicht wissen…

Am Ziel angekommen betreiben wir natürlich ein bisschen Small-Talk. Wir erhalten Tipps für den ersten Urlaub mit dem Wohnmobil, die wir dankbar annehmen. Dänemark wird uns empfohlen. „Dahin“, so führt der Verkäufer aus, „kenne der gute alte Wohni den Weg wie im Schlaf!“

Das ist prima, nach Dänemark wollten wir sowieso mal fahren. Warum also nicht gleich auf der ersten Tour? Wir sind ja jetzt frei in der Wahl unseres Urlaubsziels! Wir entscheiden dort hinzufahren, wo das Wetter uns hold ist, die Sonne scheint und wir uns wohl fühlen. Wo das ist? Man kann ja auch mit einem Dartpfeil auf der Karte auswählen…

Es folgt eine nun wirklich mehr wie ausführliche Einweisung in die gesamte Technik des Wohnmobils.

Und ich gebe ehrlich zu! So nervös und voller Vorfreude auf die kommende Zeit bekommen wir dann doch bestenfalls nur die Hälfte mit! Mehr wie einmal werden wir in den kommenden Tagen noch beim Verkäufer nachfragen, weil wir etwas nicht verstanden haben oder es uns schlichtweg nicht merken konnten. Aber auch hier, das sei vorweg genommen, haben wir mit unserem Verkäufer besagten Vollblut- Camper vom alten Schlag, der uns mehr wie einmal genügsam und geduldig auch im Nachgang noch zur Verfügung steht. DAS ist einmal mehr das Gemeinschaftsgefühl unter Campern und der unumstößliche Beweis dafür, dass wir das richtige Wohnmobil vom richtigen Verkäufer gefunden haben. Nur wie gesagt, das können wir jetzt noch nicht wissen. All unsere Gedanken drehen sich im Moment nur darum, das dicke Schiff gleich so unbeschadet wie möglich nach Hause zu bekommen! Und nicht nur die Nummernschilder. Letztere montiert uns übrigens unser Verkäufer! Wir selbst sind fast zu hibbelig.

DANKE an dieser Stelle nochmals nach Obenstrohe!

 

Nun, mit vielen guten Tipps geht es auf die Heimreise.

Es ist bereits 18:00 Uhr durch und wir wollen nicht gleich die erste Fahrt komplett im Dunkeln antreten. Da die Einfahrt des Hauses recht schmal ist, nimmt unser Verkäufer mit deutlich erkennbarem Wehmut ein letztes Mal auf seinen, pardon, nun unseren Pilotensitzen Platz und parkt Wohni für uns aus. Passend abgestellt wie einen Jumbo von der Bodencrew auf die Startbahn. Und dann müssen wir ran….

Das Wohnmobil wird ausgeparkt und bereit gestellt

Für den Heimweg wählen wir übrigens die wenig befahrene A 31. Das ist zwar ein kleiner Umweg, aber so können wir uns in Ruhe und ohne wuseligen Verkehr auf der Autobahn mit dem Fahrzeug schon unter ersten Realbedingungen vertraut machen. Unser Wohnmobil, daran müssen wir uns erst noch gewöhnen, fährt dabei doch schon deutlich anders, als unser Mietmobil damals zum Nordkap! OK, zwischen der Reise damals uns dem Baujahr unseres Wohnmobils liegen 22 Jahre! Aber das ist nichts, woran wir uns nicht gewöhnen werden. Das ist mal klar.
Wir trauen uns sogar gleich mal rüber ins benachbarte Holland, um dort den etwas günstigeren Diesel zu tanken und einen ersten Hauch der totalen Reisefreiheit zu kosten. Einfach über die Grenze! Wären wir ausgerüstet und hätten auch Bettzeug und persönliche Hygieneartikel dabei, wir würden glatt eine Zwischenübernachtung einlegen! Lust hätten wir, aber eben nichts dabei. So wird es also doch eine Nachtfahrt in heimische Gefilde, die wir aber ohne große Probleme hinter uns bringen.

Es ist bereits stockdunkel, als wir zuhause ankommen. Es muss also spät sein. Auf die Uhr schauen wir dennoch irgendwie nicht. Ist nicht wichtig! Wir sind einfach nur glücklich aber auch nach einem anstrengenden Tag geschafft. Heute Abend geht nichts mehr, wir parken vor unserer Türe, schließen Wohni ab, geben ihm einen Klapps auf die Motorhaube und gehen müde zu Bett.

Morgen aber, am Samstag, werden wir unser neues Wohnmobil für uns fertig zu machen und einrichten. Darauf freuen wir uns schon ganz besonders!

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