Das erste Mal werden wir so gegen 8 Uhr wach.
Obwohl „wach“ werden es eigentlich gar nicht richtig trifft. Irgendwie haben wir das Gefühl, als lägen wir schon seit der Nacht mehr oder weniger wach und hören dem gleichmäßigen wie monotonen Geklopfe des Regens auf dem Wohnwagendach zu.
Kann ja schön sein das mit dem Regenkonzert, besonders im Wohnwagen oder Wohnmobil. Aber nach den letzten halb verregneten Tagen nervt es nur noch.
Dieses ständige „tropf – tropf – tropf“ lähmt irgendwie, es macht einen träge und legt sich wie ein bleierner grauer Vorhang auf Seele und Gemüt.
Der Körper wird schwer, man windet sich im Bett und wartet eigentlich nur darauf, dass der Wohnwagen irgendwann absackt und weggespült wird.

Ohne Worte schauen Anja und ich uns an und denken beide das gleiche: „Da lohnt sich Aufstehen gar nicht!“
Nils ist zwar auch wach, aber sogar er als absolutes Stehauf- Männchen lässt sich vom grauen und bleischweren Drücken des Himmels runterziehen und spielt eher lustlos mit mir ein paar Fingerspiele.
Die ganze Szenerie ist so demotivierend, dass wir alle drei sogar wieder wegdösen und bis etwa 10 Uhr so vor uns hin gammeln.
Obwohl, „schimmeln“ wäre wohl das richtigere Wort, denn bei dieser Feuchtigkeit tut sich mit Ausnahme des Zersetzungsprozesses einfach gar nichts.

Ich raffe mich irgendwann dann doch auf, um mal aus dem Fenster zu schauen und einen Rundumblick vor dem Vorzelt zu riskieren.
Gerne möchte ich mich nämlich persönlich davon überzeugen, dass wir kein wichtiges Ereignis wie das Bauen einer Arche durch die Nachbarn und eine davor stehende Reihe aus paarweise anstehenden Tieren das Ende der Welt ankündigen…

         
     Der Blick aus dem Fenster verheißt gar nichts Gutes…               …Es regnet und regnet und regnet. Bäh. 🙁

Nun, ganz so schlimm ist es natürlich nicht, aber die graue Realität sieht auch nicht viel besser aus.
Dicker geschlossener grauer Wolkenhimmel über uns, selbst die Bergspitzen um uns herum sind im Wolkendickicht verschwunden.
Und immer wieder das gleichmäßige sonore Platschen der Regentropfen auf Vorzelt und Wohnwagendach.
Achja, das Vorzelt! Längst ein absolutes Feuchtbiotop geworden, bei jedem Schritt kwirscht es unter meinen Schuhen und eine gute Menge Wasser tritt aus dem groben Maschennetz unseres offenen Vorzeltteppichs neben meinen Schuhen hervor.

Auf meinem Weg zum Servicehaus begegne ich nur wenigen Mitcampern.
Und auch der Platz vor Rezeption, Servicehaus und Supermarkt, der um diese Zeiten fast schon wie der Markusplatz in Venedig bevölkert ist, gähnt mich grau und menschenleer an.
Ein wirkliches Wetter zum Abreisen oder Weiterfahren, aber das hatten wir ja schon. Geht bei uns nicht. Zumindest nicht mit Richtung Kurs Süd und weiter nördlich brauchen wir auch nicht fahren.
Was soll man bei dem Wetter schon groß machen?
Gerne würden wir ja noch immer mit der Seilbahn fahren, rauf aufs Unterberghorn.
Oder Prien besuchen und am Chiemsee spazieren gehen, vielleicht auch ein Boot für eine kleine Fahrt mieten! Aber bei Regen macht das alles keinen Spaß.
Ja, es sieht ganz danach aus, als stünde uns ein absoluter Regentag bevor, der sich eigentlich nur durch das monotone Absitzen und stoische Abwarten von Zeit auszeichnet, bis es endlich wieder besser wird.
Schade um den Urlaubstag, aber nicht zu ändern.

          
     Die Tristesse ist kaum zu überbieten…  :-/                       Die Wolken hängen tief, das Vorzelt steht unter Dauerbefeuchtung

Gegen viertel vor 11 fahre ich kurz runter zum MPreis, um ein paar Brötchen zu holen und ein paar Kleinigkeiten einzukaufen. Ich könnte zwar auch im noch offenen Supermarkt alles bekommen, aber irgendwas muss man ja machen, um nicht völlig einzurosten.

Kaum zurück decken wir gegen viertel nach 11 im Vorzelt den Frühstückstisch, was eigentlich recht ungewöhnlich ist.
Denn nach wie vor regnet es natürlich und der Boden im Vorzelt ist selbst mit absatzhohen Gummischuhen kein Garant dafür, dass man keine nassen Füße durch den total aufgeweichten und allmählich aufquellenden Boden bekommt.
Aber die Wahl zwischen „eventuell nasse Füße bekommen“ und „wir müssen nur für das Frühstück das Bett zurückbauen“ hat uns eben zum nassen Fußboden unter dem Frühstückstisch entscheiden lassen. So können wir wenigstens gleich, wenn der Bauch voll ist, einfach wieder ganz träge zurück ins Bettchen fallen.
Ja, wir sind halt faul. Nicht nur grundfaul wie immer, sondern eben besonders belastet. Liegt am Regen, keine Frage.

         
     Frühstück gibt es auch wieder wetterbedingt im Vorzelt             Hier am Schuh zu sehen, die Feuchtigkeit drückt von unten

Die Stunden plätschern vorbei, der Regen plätschert aufs Dach und wir zerfließen vor lauter Nichtstun.
Ein bisschen läuft mal der Fernseher, dann spielen wir ein wenig mit Nils, tippen und klimpern im Laptop oder im Internet, oder schauen einfach nur aus dem Fenster zu, wie die Pfützen draußen zu kleinen Seen und Bächen werden, die erhaben auf dem Campingplatz stehen.
Wir haben uns entschlossen, uns diesem Schicksal des verregneten Urlaubs einfach hinzugeben und nicht weiter runterziehen zu lassen, zumal die Wettervorhersage für die kommenden Tage sogar noch eine deutliche Wetterverschlechterung vorhersagt!
Vorbei sind die „schönen Sommertage“ der vergangenen Woche, ab sofort müssen wir uns (Oha! 😉 doch tatsächlich auf Regen einstellen. Na sowas, was für eine Überraschung!
Und als ob die Hiobsbotschaften kein Ende nehmen würden, ist nun auch noch unser Zalo leer!
Vor 2 Tagen habe ich die lange und ausdauernde Wirkung unseres norwegischen Spülmittels noch gelobt, aber gleichzeitig auch einen inzwischen bedenklich niedrigen Stand an der verbleibenden Reserve gemeldet.
Hätte aber eigentlich noch locker 2 Urlaube gereicht, bis Anja auf die Idee gekommen ist, im Wohnwagen unsere beiden Teller und Tassen „mal eben“ wegzuspülen.
Und was passiert, wenn man die Frau einmal ans Spülbecken lässt? Genau! „Viel hilft ja auch viel“ und so ist das gute Zalo nun leer. Na toll! 😉

    
     Das Ende einer Ära! Unser norwegisches Wunderspülmittel ist leider restlos alle   😉

Wir salutieren vor der leeren Flasche ein letztes Mal und schreiben auf unsere Einkaufsliste, dass wir neues Spülmittel brauchen, dann machen wir uns fertig für unseren Ausflug.
JA! Richtig gelesen! Wir machen uns für einen A-U-S-F-L-U-G fertig!!
Das Wetter ist doch SO schön, das muss man ausnutzen! 😉
Gegen halb drei packen wir Nils in seine Babyschale, bewaffnen uns mit Jacke und Schirm und düsen runter vom Regencampingplatz mit Ziel Kufstein.
Dieses liegt nicht allzu weit von hier entfernt (nur was um 20km) und wir hoffen mal, dass die Strecke dorthin nicht ganz so kurvig werden wird.
Denn seit unserer neuesten Erkenntnis vom Ausflug nach Berchtesgaden und Bad Reichenhall wissen wir ja, welche Auswirkungen das ewige Kurvenfahren auf die Passagiere im Fond hat.
Aber 20km sollten gehen denke ich, zumal wir beide die Strecke nach Kufstein von einigen Fahrten in den Süden noch im Kopf haben und meinen uns zu erinnern, dass es nicht so schlimm war.
Ist ja eine Hauptachse in Richtung Süden!

         
     Wir fahren los, in Kössen ist noch schlechtes Wetter.             Doch kaum sind wir aus Kössen raus, klart es allmählich auf

         
Bergidylle wie bei der „Schwarzwaldklinik“.                              Trockenen Fußes geht es rüber nach Kufstein in Tirol

Tatsächlich fährt es sich kurz darauf auf der 172 recht angenehm. Die Straße ist sehr breit, ordentlich ausgebaut und auch die topografischen Einflüsse halten sich für österreichische Verhältnisse doch sehr in Grenzen.
In Kufstein waren wir übrigens schonmal, also jetzt nicht nur auf der Durchreise im Transit.
Es ist zwar schon einige Jahre her (Anja rechnet kurz durch und kommt auf 10 ! In worten ZEHN Jahre! So lange reisen wir schon gemeinsam!), aber wir meinen uns zu erinnern, dass Kufstein jetzt nicht SO der Hit war.
Das wir nun doch dorthin fahren, ist eigentlich die Schuld unserer Nachbarn! Denn die haben uns gestern gefragt, ob wir schonmal in Kufstein waren und ob es uns dort gefallen habe.
Wahrheitsgemäß haben wir dann geantwortet, dass Kufstein eben nicht der Hit ist (auch, wenn es in einem bekannten Lied der Volksmusik besungen und gelobt wird!). Als wir aber dann gefragt wurden, woran wir diese Aussage denn festmachen, konnten wir uns gar nicht mehr so recht erinnern!
Und das geht mal gar nicht!
OK, das war eben zu einer Zeit, als wir noch keine Reiseberichte geschrieben haben, von daher können wir auch nicht selbst einfach mal in unseren Unterlagen nachschauen.
Aber das heißt ja nicht, dass dieser Zustand für immer so bleiben muss, zumal ja auch unsere gute Reputation und Leumund des „Team Transitfrei“ hier auf dem Spiel steht!
Also müssen wir eben ein weiteres Mal nach Kufstein runter rauschen und nochmals nachschauen, warum uns das Städtchen seinerzeit nicht so gut gefallen hat.
Gibt es einen besseren Grund für eine Stadtbesichtigung? 😉

Das mit der Fahrt nach Kufstein geht schnell. Keine halbe Stunde, nachdem wir Kössen verlassen haben, fahren wir schon rein in das Tiroler Städtchen und steuern mangels genauer Ortskenntnis und einem Überangebot an ausgeschilderten Parkplätzen einfach mal das Parkhaus am „Inntal- Center“ an. Ob dies altstadtnah liegt, wissen wir nicht genau, aber andererseits ist das Parken innerhalb der ersten Stunde kostenlos und zum anderen wollen wir auch nicht weiter umher kurven.
Sollten wir einen besseren Parkplatz entdecken, können wir innerhalb der Stunde ja noch immer umparken und wenn wir innerhalb der Stunde herausfinden, warum Kufstein uns seinerzeit nicht so gut gefallen hat, hat diese Erkenntnis wenigstens keine Parkgebühr gekostet.
Bestechende Logik, oder? 😉

         
     Einfahrt nach Kufstein in Tirol                                                  wir parken im Inntal- Center, die erste Stunde ist frei. 🙂

Nachdem wir eingeparkt und das Einkaufszentrum ohne Besuch der Geschäfte verlassen haben, orientieren wir uns auf einem wuseligen Vorplatz mit Straßenverkehr.
So recht will sich uns nicht offenbaren, wo wohl die Altstadt zu finden sein könnte, dann aber entdecken wir den Kirchturm, der hinter ein paar Häusern hervor lugt.
Prima, den steuern wir einfach mal an! Die Dorfkirche liegt ja meistens im Zentrum eines historischen Stadtkerns.
Tatsächlich haben wir Recht mit unserer Vermutung, denn kurz darauf entdecken wir Rathaus und Fußgängerzone.
Naja, zumindest was von der Fußgängerzone übrig ist!

         
     Raus aus dem Einkaufszentrum und orientieren…                     Die Innenstadt gefunden! Naja, was davon übrig ist 😉

Denn aktuell wird die Fußgängerzone kräftig umgebaut und erhält einen neuen Bodenbelag, was ungefähr 90% des zur Verfügung stehenden Raumes unbenutzbar macht.
Kein Problem normalerweise, wir sind Klettern über Holzbretter, Bohlen und Balken ja gewöhnt, nur mit dem Kinderwagen ist das schon ein bisschen blöd!
Dennoch lassen wir uns den Spaß des Schaufensterbummels nicht verderben und zu unserem Glück beschränken sich die Baumaßnahme nur auf einen Teil des sogenannten „Oberen Stadplatzes“.
Der Rest der Fußgängerzone, treffenderweise „unterer Stadtplatz“ genannt, ist schon fertig umgebaut und so können wir doch noch „bauzaunfrei“ einen netten Gesamtüberblick über das Innenstädtchen von Kufstein präsentieren:

         
     Blick auf den „unteren Stadtplatz“, tatsächlich nach unten          Rechts oberhalb liegt der „obere Stadtplatz“.

Wir folgen dem Weg hinab ins Tal und entdecken kurz darauf bei der Gemeindeverwaltung auf der linken Straßenseite die Touristeninformation.
Sehr gut! Sogleich gehen wir hinein und besorgen uns einen kleinen Stadtplan, um uns besser in der Stadt orientieren zu können.
Hier auf dem „unteren Stadtplatz“ ist zwar zweifelsohne die Innenstadt anzutreffen, aber so richtig „idyllische Altstadt“ ist das ja noch nicht. Und so vermuten wir mal, dass die wahren Gassen der Altstadt vielleicht außerhalb der modernisierten Neubaumeile anzutreffen sind, wie es auch in Bad Reichenhall der Fall war. Kann ja sein.
Tatsächlich entdecken wir auf dem gedruckten Stadtplan einen Hinweis, genauer geht es um Tourvorschläge für einen Besuch der Stadt.
Egal, ob man nur 2 Stunden, 4 Stunden oder gar einen ganzen Tag Zeit für die Besichtigung der Stadt hat, immer wird die „Römerhofgasse“ als das historische Highlight mit Weinhäusern und Karl-Ganzer- Denkmal genannt. Immerhin sei gerade die Römerhofgasse, so steht es zumindest im Stadtplan und Mini- Stadtführer, die Inspiration für das bekannte Volkslied zu Kufstein gewesen.
OK, dann finden wir sicherlich im und um das Römerhofgässlein herum sicherlich auch die Altstadt von Kufstein.
Zu unserer Überraschung liegt die Römerhofgasse keine 50 Meter von hier entfernt, genauer weiter den Hang hinunter und dann parallel zum Flüsschen „Inn“, welches Kufstein durchschneidet.
Logisch eigentlich, hätten wir ja auch mal drauf kommen können!
Egal, ob Köln, Passau, Wien oder Hamburg, die historischen Altstadtkerne finden sich ja aufgrund der ersten Ansiedlungen der Menschen IMMER am Wasser, wenn es einen Fluss gibt.
Transportweg, Frischwasserversorgung und Nahrungsquelle, so war und ist das ja heute noch.

Bevor wir aber zum Römerhofgässchen abbiegen, besuchen wir gleich hier neben der Touristeninformation einen typischen „Touristenladen“. Also eben jene Läden, die mit Postkarten, Souvenirs oder auch Tiroler Köstlichkeiten aufwarten.
Viele dieser „Touristengeschäfte“ haben wir bislang noch nicht gesehen, was uns ehrlich gesagt schon ein wenig überrascht hat.
Und wenn wir mal in einem der Dörfchen und Städtchen dieser Reise einen solchen Laden gefunden und besucht haben, war das Angebot meist recht überschaubar.
Denken wir mal an unsere Reise in den Schwarzwald mit dem Wohnmobil zurück, sind wir da schon ganz anderes gewohnt.
Beispiel Schinken! So kennt doch jeder den berühmten Schwarzwälder Schinken, oder?
Fast ebenso berühmt ist aber doch auch der „Tiroler Speck“!
Statt aber nun hier in Tirol an jeder zweiten Ecke auf ein Geschäft zu stoßen, welches wie im Schwarzwald die weitbekannte  lokale Spezialität im Angebot hat, haben wir in Tirol bislang kaum Geschäfte mit diesem Angebot wahrgenommen.
Der „Kufsteiner Markt“ (Adresse: Unterer Stadtplatz 6) bildet nun die fast schon wohltuend erste Ausnahme, die uns gleich an der Auslage mit verschiedenen Schinken- und Speckspezialitäten lockt.
Na endlich, geht doch!

         
     Der „Kufsteiner Markt“ in Kufstein lockt mit regionalen Spezialitäten für Leib und Seele. Geht doch! 🙂

Und das Angebot sowohl vor dem Geschäft als auch im Laden sieht äußerst verlockend zum Durchstöbern und Anschauen aus, nur leider muss einer von uns draußen bleiben! Denn die Gänge sind drinnen einfach viel zu schmal, dass man diese mit einem Kinderwagen befahren könnte.
Echt schade! Aber bevor wir den Kinderwagen hier abstellen und Nils durch die Reihen tragen, warte ich lieber draußen. Anja ist sowieso der größere Souvenir- und Andenkenfan von uns beiden und so darf sie quasi die Vorhut spielen. Wenn ich mag, können wir ja gleich die Plätze an der Babyfront tauschen.
Natürlich nutze ich die Möglichkeit, wenigstens die draußen vor dem Geschäft aufgebauten Waren zu inspizieren.
Neben dem adrett hergerichteten Schinkenkörbchen entdecke ich zum Beispiel 2 Postkarten, die mein Interesse wecken. Zum einen eine Karte mit einem Bild der Festung Kufstein. Diese Feste haben wir eben schon quasi beiläufig auf dem Weg zum „unteren Stadtplatz“ entdeckt und natürlich ist dieses militärische Bollwerk auch als Sehenswürdigkeit auf unserem Stadtplan und Kurzreiseführer zu Kufstein genannt. Auf der Postkarte selber finden sich dann noch ein paar Informationen zur Festung selber, die Lust auf eine Besichtigung machen.
Zuerst im Besitz der Bischöfe, dann nach jahrelanger Belagerung Einnahme durch Kaiser Maximilian dem Allerersten im Jahre 1504. Ausbau zur MEGA- Festung mit Kaiserturm (ich hätte, wenn ich diese Trutzburg erobert hätte, den Anbau auch nach mir benannt 😉 und Co.
Diverse weitere Scharmützel und schließlich die Auflassung im Jahre 1882, danach zeitweise Nutzung als Gefängnis. Spannend! Gut, OK, der heilige Gral wird da jetzt wohl nicht zu finden, aber dennoch liest sich der Ersteindruck gut. Müssen wir uns gleich mal näher anschauen.

Die zweite interessante Postkarte stellt das Kaisergebirge dar, auf welches wir von unserem Campingplatz aus ja auch draufschauen können.
Und als ich so die Bezeichnung der Bergspitzen lese, falle ich fast vom Glauben ab!
Da findet sich doch TATSÄCHLICH neben Goinger Halt, Fleischbank und Totenkirchl  die Erhebung „Predigtstuhl“ oder eben norwegisch „Preikestolen“!
Sofort werden da natürlich Erinnerungen an unsere Südnorwegen- Reise mit dem Wohnmobil wach. Während dieser Tour sind wir ja das erste (und nennenswert einzige Mal in mehreren Jahren Reisen) Mal mit einem Berg wirklich in Berührung gekommen und haben seine Spitze in stundenlanger mühseliger Kletterarbeit erreicht. Das war schon was. Und nun? Findet sich eben jener Preikestolen / Predigtstuhl ausgerechnet hier in Tiroler an genau der Bergkette wieder, die wir auch noch jeden Morgen aufs Neue bestaunen, wenn wir aus dem Vorzelt krabbeln.
Hammer!
Fast schon ist dies wie ein Wink zu verstehen, dass wir doch bitte gleich morgen die Wanderschuhe anziehen und dann auch den weniger bekannten „Tiroler Bruder“ des norwegischen Predigtstuhls besteigen müssen. Keine Frage!
Zum Glück aber haben wir nun Baby Nils mit dabei, der noch nicht klettern kann. Zwar kann er sich mittlerweile z.B. an den Bögen seines Spielbogens festhalten und mehr oder weniger halb hangelnd daran nach oben ziehen, aber diese Fähigkeiten reichen wohl kaum für eine waschechte Bergbesteigung aus. Tragen fällt natürlich auch flach, denn zum einen haben wir keine Bergausrüstung dabei und zum anderen zeigt die Postkarte eine sportliche Höhe von 2.115 Metern an. Das wären dann mal eben etwa 1.500 Höhenmeter gegenüber dem norwegischen Felsen mehr!
Nee, das wird also nichts. Nicht nur der eindeutig höhere Kletteraufwand wäre zu berücksichtigen, sondern eben auch der Umstand, dass man mit einem Baby gar nicht auf 2000 Meter raufklettern soll. Ist ja auch das Problem, was wir unterem Hausberg (dem Unterberghorn) an unserem Campingplatz haben, obwohl dieser ja „nur“ etwa 1800 Meter hoch ist.
Daher bleibt es beim netten Gedanken, dass wir immerhin auch hier in Tirol auf einen Predigtstuhl blicken können, ist ja auch schon was. Und sowieso müssen wir ja auch niemandem beweisen, dass wir bergfürchtig diesen erklimmen können. Wir waren ja schon auf dem norwegischen Predigtstuhl, das qualifiziert uns quasi wie diplomatische Immunität auch für den Tiroler Berg! 😉

(Anmerkung Juli 2012: Gerne hätten wir die beiden Postkarten hier abgebildet. Allerdings gilt auch für abfotografierte Postkarten das Urheberrecht, welches wir achten. Daher können wir die Postkarten an dieser Stelle leider nicht zeigen und bitten um Verständnis, auch wenn es natürlich schade ist…)

Die letzte Besonderheit, die mir hier am „Kufsteiner Markt“ auffällt, ist das Angebot an sogenannter „Murmeltier- Salbe“. Natürlich denkt man bei der Bezeichnung gleich an das  Allerschlimmste, was diesen kleinen possierlichen Tierchen wiederfahren kann! Nicht nur, dass Creme in der Dose einen solchen Namen trägt, vielmehr ist der kleine Racker auch auf dem Bild passend dazu abgelichtet!
Fast schon abwehrend mit einem „Kann doch nicht sein!“ studiere ich die Inhaltsstoffe in der Hoffnung auf irgendwelche chemischen Begriffe und muss zu meinem Erschrecken feststellen, dass tatsächlich Fett bzw. Öl vom Murmeltier hier verarbeitet wird!
Sicherlich nur zu einem recht kleinen Anteil, aber dennoch ausreichend genug, dass es für ein „Oooh, der arme kleine Kerl“ wahrhaftiges Mitleid reicht.
Angeblich gut für Muskeln und Gelenke, jaja, ist klar! Das ist sicherlich sowas, wie geriebenes Nashorn für die Potenz in Thailand oder Haifischflosse in Japan.
Und wir hier in Europa schmieren uns eben die für das Murmeltier überlebenswichtige Fettschicht für den Winterschlaf auf die kaputten Knochen und hoffen auf den Placebo- Effekt.
Aber wer bin ich oder wer sind wir, dass wir das verurteilen. Wir verspeisen ja auch Kühe oder Schweine, essen Pute oder kaufen günstige Milch wie Eier.
Das wir (oder in dem Fall ich) erschrecke, nur weil ich ein „putziges Nagetier“ vor meinem geistigen Auge tot mit aufgeschnittenem Pelz daniederliegen sehe, damit sich eine pelztragende gut betuchte Dame auch noch Tierfett von irgendeinem Quacksalber auf die vertrocknete Haut schmieren lässt, muss ich meinem ganz persönlichen eigenen Empfinden zuschreiben.
So findet sich hier vor dem Laden nämlich weder eine Demonstration der PETA- Organisation oder einer anderen ökologischen Vereinigung, noch wird das Produkt von den zahlreichen (älteren) Herrschaften und Gästen des Ladens verschmäht. So schlimm kann es also gar nicht sein, dass es hier eben Creme zu kaufen gibt, die mal die Wintersfettschicht eines Murmeltieres war.
Vielleicht liegt meine Abneigung gegen das Zeug ja daran, dass ich als Kind mal ein Meerschweinchen hatte, welches dem kleinen abgebildeten Kerlchen auf der Murmeltiersalbendose etwas ähnlich sieht. Da wird man eben melancholisch. 😉
Ein bisschen öffentliche Skepsis sei mir dann vielleicht noch zugestanden, weil ich in Sorge um den Erhalt der Art und Spezies Murmeltier bin.
Denn soweit ich weiß, ich das Tierchen vom Aussterben bedroht und damit gäbe es m.E. schon einen Grund, das Verarbeiten zu Salbe ähnlich der Waljagd in Japan und Norwegen oder den abgeschnitten Haifischflossen in Asien öffentlich wie gesellschaftlich zu verdammen.
Andererseits kann es ja ebenso möglich sein, dass diese Creme hier aus einer hierfür besonders abgestellten Murmeltierzucht stammt, was dann nichts anderes darstellt, wie Nutzvieh auf einem Bauernhof.
Ob ich dieses dann esse, oder eben zu Tinktur verarbeite macht dann auch keinen Unterschied…

         
     Da muss ich kurz schlucken: Murmeltiercreme! Oh-weia.       Nils! Was hälst du denn davon? Naja, zu klein für eine Meinung

Anja kommt strahlend aus dem Laden und berichtet, dass im Inneren die leckersten Schinken- und Wurstspezialitäten zur Verköstigung und zum Kauf ausgestellt wären, ein echter Hingucker und „Hinschmecker“! Auch das übrige Angebot an Waren, Souvenirs, Andenken, Postkarten, Kinderspielzeug, Trachtenmode, Tinnef und Co. sei sehr reichhaltig. Ein wahres Füllhorn für den einkaufswilligen Touristen mit gut gefüllter Geldbörse!
Natürlich überlege ich auch, ob ich nun mal meinerseits eine Runde durch den Laden drehen soll.
Andererseits können wir das auch aufschieben, denn gleich unterhalb des Kufsteiner Marktes können wir fast schon das Römerhofgässchen erspähen.
Und kaum stehen wir ein paar Minuten später an dieser wirklich total schönen und idyllischen Altstadtgasse.
Wow! Eigentlich müssten uns die Augen tränen vor so viel uriger Altstadtromantik!
TOTAL SCHÖN die Römerhofgasse!

         
     Jetzt kommt sie also, die weltberühmte Römerhofgasse in Tirol. Der Anfang sieht schon sehr vielversprechend aus

Klein, verwinkelt, nett dekoriert und verziert. Ein kleiner Torbogen drüber, urtypische Lampen, Erker, Keller und fast schon Verstecke für Kobolde und Trolle!
Ja, das ist glaub ich der richtige Ausdruck! Ein bisschen wirkt die Römerhofgasse wie die „Winkelgasse“ aus der Zaubergeschichte rund um Harry Potter!
Zauberbedarf von Olivander, Hauselfen mit Einkaufszettel für Ihre Herren oder umherstreifende Magier auf der Suche nach den neuesten Zaubersprüchen.
Gut, die umherstreifenden Magier sind eigentlich andere Touristen in dieser sehenswerten Gasse, aber Phantasie ist, was man aus den Gegebenheiten macht! 😉

     Römerhofgasse in Kufstein in Tirol
     Sieht fast aus wie der österreichische Ableger der „Winkelgasse“ aus Harry Potter, oder? 😉

Nüchtern und real betrachtet handelt es sich beim Römerhofgässchen natürlich um den letzten Rest der Altstadt Kufsteins, die im Krieg ziemlich heftig bombardiert worden sein soll.
Viel ist also gar nicht übrig geblieben, was man als „Altstadt“ betrachten kann und ganz abrupt fällt uns beim Betrachten der Altstadtgasse auch wieder ein, warum uns Kufstein eher vage in Erinnerung belieben ist.
Das Römerhofgässchen ist wunderschön, keine Frage! Aber wenn man so durchspaziert, ist man in 5 Minuten durch! Und damit man die 5 Minuten überhaupt erreicht, muss man hier und da auch mal stehen bleiben und sich die verzierten Hausfassaden, die uralten Kanonenkugeln aus der Kufsteiner Belagerung, oder die Sprüche auf Holztafeln anschauen und durchlesen.
Ansonsten spaziert man hinein, erwartet im Römerhofgässchen die Idylle Tirols aus dem weltbekannten Kufsteinlied ENDLICH gefunden zu haben und wird dann, wenn man die Gasse in freudiger Erwartung auf mehr komplett durchschritten hat, jäh enttäuscht.
Ja, die Römerhofgasse mit ihren kaum 10 Häusern ist wirklich alles, was man als urtypische Altstadt bezeichnen kann. Wunderschön ist sie, keine Frage.
Aber deswegen gleich ein ganzes Lied, welches Wunsch und Traum nach dem Bergidylldörfchen weckt, das ist schon ein guter marketingtechnischer Schachzug!
Dieser Gedankengang und die Erkenntnis, dass Kufstein mit Ausnahme des wirklich quitschurigen Römerhofgässchens eine ganz normale Tiroler Stadt ist, hat uns damals eben auch zu unserem Urteil kommen lassen. SO sehenswert ist Kufstein nun auch nicht.
Zumindest nicht, wenn man vom weltberühmten Kufstein eben mehr erwartet, als nur eine Gasse mit vielleicht 50 Metern Länge.

          
     Quitsch-urig präsentieren sich die Häuser in der Gasse rechts wie links. Alles sehr schön anzusehen, nur etwas kurz die Gasse

         
     Dennoch erfreuen wir uns an den zahlreichen Details wie diese Weinfäßer. Na hoffentlich sind die leer! 😉

         
     Noch ein Detail: alte Kanonenkugeln in der Wand                      Und Gastronomie? Auch reichlich vorhanden.

Eine gewisse Erleichterung können wir uns gegenseitig nicht verbergen, dass wir quasi zeitgleich unsere Erkenntnis von vor ein paar Jahren nun „wiedererweckt“ haben und spazieren befreit vom Drang, Kufstein unbedingt in ein Schema unserer veralteten Meinung pressen zu müssen, einmal durch das Gässchen hindurch.
Offen für Details lassen wir uns Zeit und brauchen dann doch ein bisschen mehr, als die eben noch von uns veranschlagten 5 Minuten, weil man wirklich überall stehen bleiben und ein Detail entdecken kann.
Seien es nun die bereits oben genannten Kanonenkugeln aus der Belagerung im Jahr 1504, die man hier halb rausschauend in die Wand eingelassen hat, oder auch so kleine Überraschungen wie das „Auracher Löchl“, welches einfach nur ein größeres Loch unter einem Haus und etwa 90 Meter rein in den Felsen darstellt. Dort wurde früher, als es noch keine Kühlschränke gab, das Eis gelagert.
Interessant! Der Name „Aurach“ stammt dabei übrigens nicht von einem Fluss oder gar einem alten Stadtteil, sondern stellt schlicht und einfach den Namen der Familie Aurach dar, die hier offenbar schon seit 1418 in Kufstein Bier brauen. Ganz schön lange Zeit! Insgesamt 10 Bürgermeister, so verrät es die historische Anschrift in altdeutscher Schrift auf der Hausfassade weiter, habe die Familie Aurach bereits gestellt. Das ist mal Vetternwirtschaft 😉
Das der Familie Aurach mit dem „Auracher Löchl“ auch das erste Weinhaus Kufsteins gehört (so steht es zumindest auf einem Fass angeschlagen), wird bei diesem geschichtlichen Hintergrund dieses altehrwürdigen Gebäudes fast schon zur Nebensache, rückt aber nur ein paar Schritte weiter wieder in den Focus.
Denn nun macht sich das Weinhaus Batzenhäusl daran, ebenfalls den Titel „erstes und damit ältestes Weinhaus“ Tirols zu sein, im zugehörigen Aushang findet sich der entsprechende Hinweis mit Verweis auf das Landesarchiv Innsbruck. Oha! Ein kleiner Weinkampf hier in dieser urigen Gasse! 😀
Lustig sich vorzustellen, wie man sich früher vielleicht mal mit ploppenden Weinkorken beschossen,  oder mit knorrigen Korkenziehern aufeinander losgegangen ist.
Anja meint zwar, dass wieder mal meine Fantasie mit mir durchginge, aber lieber so als Zauberer und Elfen in der Winkelgasse von Harry Potter!
;-D

         
     Das „Auracher Löchl“ mit Bogengang und verzierter Hausfassade. Neben dem dicken Kerl hier steht die Geschichte

         
     Auch das Weinhaus „Batzenhäusl“ gegenüber lockt Gäste mit urigen Details wie diesem „Wetterbarometer“

Nachdem wir die Winkelgasse *äh* Römerhofgasse Kufsfteins einmal der Länge nach auf, ab und wieder halb auf und ab durchstreift haben, spazieren wir noch einmal auf der gegenüberliegenden Seite zum vom Namen her vielversprechenden „Stadttor Altstadt“. Den Hinweis hierauf haben wir nämlich aus dem Stadtplan entnommen und wollen nun zur Sicherheit noch einmal nachschauen, ob wir bei unserem ersten Besuch von Kufstein von vor ein paar Jahren ja vielleicht doch eine andere „Altstadtecke“ übersehen haben könnten, die unsere Bewertung dieses Tiroler Dörfchens doch noch entscheidend verändern würde.
Doch mit Ausnahme eines „Pleitegeiers“ als Wappen, der Aufschrift Stadttor Altstadt und einem Verweis auf die K. und K. – Monarchie findet sich nichts, was „Altstadt“ beinhaltet.
Ein paar Schritte laufen wir, drehen dann aber im Schatten eines modernen Verwaltungsgebäudes wieder um, dann geht es die „untere Marktgasse“ wieder rauf.

         
     Die Gasse hier wirklich noch recht vielversprechend…             …aber hinter dem Stadttor zur Altstadt kommt dann nix mehr

Als nächstes und letztes Ziel haben wir uns noch einen Abstecher zur Festung Kufstein vorgenommen.
Zum einen, weil sie wirklich auf dem Weg liegt und zum anderen, weil wir uns ja bei diesem Besuch auch ein wenig verbessern wollen. Denn die Festung haben wir bei unserem Besuch vor ein paar Jahren nicht angeschaut.
An der Festung bzw. im unteren Vorhof zur Festung angekommen verlässt uns aber doch der Drang, das Innere der Burg zu besichtigen.
Einerseits müssten wir dafür eine ordentliche Kletterpartie über einige Etagen und Gänge in Anspruch nehmen, zum anderen kostet die Besichtigung Eintritt und zu guter Letzt lockt uns die Aussicht von oben auch nicht wirklich.
OK, für den mühsamen Aufstieg gäbe es alternativ einen kleinen Bahnlift, der die geschätzten 50 auf 60 Höhenmeter erklimmt.
Aber das ist ehrlich gesagt ein „Alte Leute“- Lift, den wir nicht benutzen wollen.
Und so machen wir lieber im Schatten dieser mächtigen Festung eine kleine Pause und genießen für ein paar Minuten die Ruhe abseits des quirligen Stadtlebens in der Marktgasse.

         
     Mit Blick auf die stattliche Festung Kufstein…                            …machen wir einen kleinen Moment Pause in der Sonne.

Mit der Erkenntnis, dass wir unsere erste Meinung eines ernüchternden Kufsteins nicht korrigieren brauchen, verlassen wir Kufstein gegen kurz nach 4 wieder.
Kufstein ist natürlich ein sehens- und besuchenswertes Städtchen hier in Tirol, keine Frage, aber es wird seinem Weltruf irgendwie nicht gerecht.
Viel mehr reiht es sich in die idyllischen Städtchen Tirols wie St. Johann oder Kitzbühel nahtlos ein und bietet eine gute Ausgangsbasis für Urlaube in der Region. Aber so weit gehen und sagen, dass man nur um Kufstein wegen hierher kommen muss, würden wir dann doch nicht.

Da Nils fast unmittelbar nach der Ausfahrt aus dem Parkhaus eingeschlafen ist, wollen wir die Gelegenheit für einen Anschlussausflug nutzen, zumal es ja im Moment auch nicht regnet und sich erfreulich oft die Sonne zeigt.
Und weil ja sowieso schon in „Nostalgie- Laune“ sind, steuern wir gleich Prien am Chiemsee in Bayern an!
Denn Prien haben wir seinerzeit im gleichen Urlaub besucht, aus dem auch unsere leicht verblichenen aber nun wieder auferlebten Eindrücke von Kufstein stammen.
Prien und Aschau haben wir natürlich etwas besser in Erinnerung, weil wir dort für eine Woche unser Urlaubsdomizil aufgeschlagen hatten. Kufstein war hingegen nur ein Tagesbesuch.
Dennoch wird sich in den letzten Jahren doch bestimmt so einiges verändert haben, obgleich wir natürlich hoffen, dass sich die Veränderungen in Grenzen halten.
Denn so bleiben die Erinnerungen gewahrt und bilden gleichzeitig bei gleichen Voraussetzungen die Basis für neue schöne Urlaube.
Na schauen wir mal…

         
     Nur 13°C, dafür aber wenigstens trocken.                           Wir nutzen die Chance und verlassen Kufstein mit Kurs auf Prien

Die ersten Kilometer auf der 175 in Richtung Sebi verlaufen noch absolut ohne Probleme.
Als wir allerdings Sebi verlassen und eine recht kurvenreiche wie ansteigende Strecke bewältigen müssen, meldet sich Nils mit unserem „bekannten“ Problem.
Das Durchfahren der Kurven, Bögen und Haarnadeln rechts wie links setzt ihm scheinbar wieder mal zu. Tja, das ist eben so! Da kann man so langsam fahren, wie man will, die Kurven bemerkt man auf der Rückbank nunmal trotzdem.
Schade für mich, denn eigentlich fahre ich gerne durch die Bergetappen, auch wenn man beim Zurücknehmen des Tempos und Aufgeben der Ideallinie in den Kurven zu Gunsten unseres Jungen auf der Rückbank nicht mehr ganz so viel Spaß habe, wie noch zuvor.

         
     Wir folgen der 175 nach Aschau im Chiemgau                           Hinter Sebi geht´s los, die Bergetappe kommt! 🙂

         
     Hier von oben zu sehen: Kurven, Serpentinen und mehr            Es geht rauf bis auf die Höhe der Wolken. Super!

         
Der Ausblick von oben ist wirklich schön, die Tour fahrerisch sehr reizvoll. Nur eben nicht für Babies…  🙁

Hilft aber alles nix.
Kaum haben wir die Serpentinen erklommen und die Grenze nach Deutschland passiert, suchen wir uns an einer kleinen Holzbrücke etwas außerhalb einer Ortschaft einen Parkplatz am Streckenrand für eine kleine Pause.
Das schlimmste haben wir zwar geschafft und nach Prien sind es von hier aus etwa nur noch etwa 25 Kilometer, aber wenn wir jetzt nicht stoppen, steigert sich Nils in sein Unwohlsein hinein.
Das wollen wir natürlich auch nicht.
Und so gehen wir ein paar Schritte in Richtung Wiese, Wald, Fluss und Natur, schauen auf das Wasser herab und schnappen alle zusammen frische Luft.
Das tut gut und Nils beruhigt sich entsprechend schnell.

         
     Irgendwo an der Landstraße, gerade wieder in Deutschland machen wir eine kleine Pause und halten mal an.

         
     Offenbar ein idealer Ausgangspunkt für Wanderungen               Mit dem Rad ginge auch, nur Skifahren ist verboten 😉

         
     Ein kleines Flüsschen unter uns                                               Hui, da schaut der Nils aber neugierig

Gegen viertel vor 5 geht es weiter Richtung Prien, bevor wir allerdings das kleine Städtchen am Chiemsee erreichen, stoppen wir kurz in Aschau.
Hier, genauer im Schatten der Kampenwandbahn, haben wir 2002 mit Freunden für eine Woche kleine Ferienzimmer gemietet und die Gegend erkundet. Neugierig wie wir nunmal sind, kurven wir nun durch den Ort um unser Feriendomizil von einst wiederzufinden.
Tatsächlich haben wir sogar Glück! Ich erkenne ein Geschäft wieder, wo wir früher einbiegen mussten und tatsächlich entdecken wir kurz darauf das etwas größere Ferienhaus.
Wir drehen am Ende der kleinen Gasse und halten dann kurz vor dem Haus inne.
Kurz überlegen wir, ob wir aussteigen sollen, lassen es aber dann doch sein.
Käme blöd wenn wir da jetzt klingeln und sagen: „Guten Tag Frau Stockinger, sie erinnern sich bestimmt noch an uns, wir haben hier vor 10 Jahren mal eine Woche Urlaub gemacht!“  😀

         
     Einfahrt nach Aschau im Chiemgau                                          Touristisches Highlight: Die Kampenwandbahn (Talstation)

         
     Daaaa ist es!! 2002 haben wir hier Ferien verbracht 🙂             Auch den Rest von Aschau sehen wir nur aus dem Fenster

Wir fahren weiter durch den Ort und schwelgen in Erinnerungen, z.B. wie wir seinerzeit vom Ferienhaus über den Radweg an der Hauptstraße rüber in das kleine Aschauer Stadtzentrum gelaufen sind und wir uns, nach einem opulenten Abendessen, mit dem mehrkilometerlangen Rückweg dann doch ein wenig schwer getan haben.
Naja, so gesehen hat sich zu damals nicht viel verändert… 😉

Wir verlassen Aschau wieder und nehmen gleich Kurs auf Prien, welches wir gegen kurz nach 5 erreichen.
Wir halten zunächst Kurs auf die Innenstadt, biegen dann aber doch zum Hafen ab, wo wir auch parken und am Ufer des Chiemsees spazieren wollen.
Besonders der kleine parkähnliche Grünbereich zwischen Hafenbahnhof der Chiemseebahn, der Anlegestelle für die Chiemsee- Schiffe und dem Schwimmbad ist uns sehr positiv in Erinnerung gebelieben. Hier haben wir seinerzeit für eine Tour über den See ein Elektroboot mit Leiter und Radio gemietet, tags darauf haben wir auf der Wiese gelegen und die Sonne genossen. Auch mit dem eigenen Schlauchboot waren wir paddelnd auf dem See unterwegs, weil unser Geld für einen weiteren Tag mit dem Elektroboot nicht gereicht hat.
Tja, das war schon eine schöne Zeit damals!

Wir parken auf dem sehr großen Parkplatzareal neben den Anlegestellen für die Chiemsee- Schiffe.
Für Wohnmobile fände sich hier (tja, im Herzen bleiben wir immer Wohnmobilfahrer und halten das Auge für geeignete Plätze immer offen 😉 übrigens auch ein abgetrenntes Parkplatzareal, allerdings sind durch Umbauarbeiten gerade keine schönen Plätze frei.
Nur ein einziges Mobil hat sich entsprechend hierhin verirrt, was wir durchaus nachvollziehen können.
Naja, mit dem PKW fahren wir sowieso nach ganz vorn in die Parkreihen am Zugang zum Hafen, wo sich dank der späten Uhrzeit auch wieder einige freie Parkbuchten finden.

         
     Ein großer Parkplatz steht in Prien am Hafen bereit                   So lala, aber immerhin. Ein Wohnmobilstellplatz

Wir kommen genau im rechten Moment, als die kleine Chiemsee- Bahn zur Abfahrt tutet. Ein Pendelverkehr mit einer „verbauten“ Motorlok zwischen „Prien-Stock“ und dem DB- Bahnhof „Prien“, über den man sowohl Anschluss an die Chiemgau- Bahn nach Aschau hat und sogar im Fernverkehr mit Intercity- Zügen z.B. nach München kommt.
Würde also eine Meerjungfrau auf der Herreninsel im Chiemsee an Land gehen, könnte sie mit dem Schiff bis hierhin zum Hafen, dann mit der Chiemsee- Bahn nach Prien und von dort nach München weiterfahren. In München angekommen nimmt sie dann den ICE nach Hamburg und fährt von dort weiter nach Fehmarn. Dort springt sie dann ins Meer und ist glücklich!
Toll, oder? Das alles für die Meerjungfrauen der Ostsee, damit sie ohne großen Aufwand im Chiemsee Urlaub machen können. 😉

         
     kleine grüne Wagen rumpen lustig über die Gleise…                 …gezogen von dieser Brennkraftlok. Tuut-Tuut! 🙂

         
     Prien-Stock, ein wahres Verkehrsdrehkreuz…                           …so kommen doch hier auch die Schiffe am Hafen an 😉

Viel los ist heute nicht mehr, offenbar ist zum einen das Wetter zu unbeständig und zum anderen sind die Tages- und Bustouristen wohl schon durch.
Nur noch eine einzige Abfahrt findet mit der Chiemseebahn statt, auch die Fähren zur Frauen- oder Herreninsel sowie zu den anderen Städtchen am Ufer des Chiemsees fahren nur noch den letzten Rest an Touristen über das Wasser. Dies aber auch nur in verminderter Stärke, so ist z.B. der Fahrkartenschalter ebenso geschlossen wie der Informationsschalter der Boote., auch der kleine Kiosk mit Snacks wie Würstel oder Fleischkäsebrötchen glänzt durch geschlossene Pforten.
Das einzige, was wir spontan geöffnet vorfinden, ist eine kleine hier ausgestellte Kabine der Kampenwandbahn, die ja, wie eben schon erwähnt, in Aschau die Kampenwand hinauf fährt.
Ganz schön rumpelig die kleine Holzkabine, in der ich mit Nils Platz nehme.
Da darf sich aber auch keine Holzwurmfamilie im Boden der Bahn eingenistet haben…
Überhaupt kein Vergleich zu den modernen Gondeln der Hochkössenbahn am Unterberghorn, die ich ja schon angeschaut habe, das hier ist wirklich „Großvaters Seilbahn“ aus einer Zeit, als die Menschen noch keine 100Kilo gewogen haben und vielleicht sogar ganz allgemein etwas kleiner waren.
Jedenfalls tue ich mich ein wenig schwer mich mit Nils in die kleine Gondel rein und wieder heraus zu zwängen und bin gar nicht so sicher, ob wir mit der „echten“ Kampenwandbahn heute noch einmal so unbeschwert fahren würden, wie noch vor 10 Jahren!
Und da hab ich auf dem Weg den Berg rauf sogar noch die Gondel ins Schaukeln geschwungen, um Anja mit meiner Männlichkeit und meinem furchtlosem Mut zu imponieren! 😀
Tja-ja, lang ist es her! *träum*

         
     Eine kleine „Mustergondel“ der Kampenwandbahn                     Nils und ich sitzen zur Probe in der kleinen Kabine.

         
     Wir spazieren vom Hafen rüber zum kleinen Park                      Naja, ich spaziere. Nils sitzt im KiWa und schaut sich um 🙂

Vom Hafen aus spazieren wir einmal am Ufer des Sees entlang und genießen die schöne Aussicht auf Wasser, die Inseln und das dahinterliegende Bergpanorama.
Auch hier bleibt übrigens auch noch genügend Platz für Nostalgie und beinahe vergessene Urlaubserinnerungen, denn nicht nur das Panorama ist noch genau so, wie vor 10 Jahren, auch die großen wie kleinen Schiffe haben sich nicht wirklich verändert.
So befindet sich z.B. der Elektroboot- Verleih „Stöffl“ an genau der gleichen Stelle wieder, wo er seinerzeit auch schon seine Boote angepriesen hat.
Noch immer brüstet er sich damit, das mit 3000 Watt schnellste Elektroboot genannt „Elektro- Luxus“ auf dem Chiemsee zu vermieten.
Ich weiß noch, dass ich dies gerne damals ausgeliehen hätte, als wir mit unserer kleinen Reisegruppe hier unterwegs waren. Ich war halt cool und wollte immer und überall der Schnellste und Beste sein!
Am Kadett ein dicker Auspuff, Hosenträgergurte, Sportluftfilter, fette Anlage.
Beim Frühstück der erste am Tisch, in einer Schlange auch gerne mal vorgedrängelt. Ich war halt jung und ungestüm! Ein Glück, dass Anja mich damals trotzdem schon so gerne hatte, denn sonst würden wir hier und heute nicht mit dem Kinderwagen und einem unruhigen Nils (der im Kinderwagen partout nicht liegen, sondern sitzen will!) umher spazieren.
Die Vernunft bzw. ein kleiner Kompromiss hat seinerzeit übrigens obsiegt, denn die Mädels wollten natürlich nur ein bisschen umherschippern und vom Boot aus ins Wasser springen und baden, Thilo und ich hingegen wollten natürlich ein gutes und schnelles Boot, damit wir uns nicht von irgendwelchen Opas auf dem Wasser abhängen lassen müssten.
Das „drittschnellste“ Boot Electrolux SL haben wir also gemietet, ein guter Mix aus Leistung mit 2000 Watt (das kleinste Boot hat 500 Watt) und Wirtschaftlichkeit, die wir uns trotz kargem Gehalt leisten konnten. Und auch die Mädels waren seinerzeit zufrieden, denn da das Boot eigentlich für 6 Personen zugelassen war, hatten wir natürlich ausreichend Platz.
Ach ja, das war schon ein schöner Tag damals und beinahe mieten wir uns auch heute wieder ein Boot, auch wenn Nils noch zu klein zum steuern ist.
Nur die dunklen Wolken am Himmel lassen uns von diesem Plan Abstand nehmen, denn wenn es anfängt zu regnen, würde die Bootsfahrt ja buchstäblich ins Wasser fallen.

         
Im Schatten des Hafens gibt´s ein paar Bootsvermieter             Oh-ho! Den hier kennen wir doch noch! Bootsverleih Stöffl

         
Stöffl hat wohl noch immer die schnellsten Boote 🙂                 Eine Tour wäre schön, aber das Wetter ist zu unbeständig

Wir umrunden und durchstreifen den kleinen Park der Chiemseehalbinsel zu Fuß, machen dann auf einer Bank eine kleine Pause und genießen einfach nur den Ausblick auf das Wasser und die Berge. Total schön und wirklich eine Region, wo man die Seele baumeln lassen kann.
Auch Nils hat am See- Ufer natürlich seinen Spass. Er schaut immer zu den im Wind wehenden Fahnen nach oben und lacht sich eins, wenn der Wind die Fahne umschlägt.
Schon schön, mit welchen kleinen Dingen kleine Kinder glücklich gemacht werden können, bevor es Game-Boy, Ipad und Co sein müssen…

         
     Wirklich schön! Das Panorama mit Bergen am Chiemsee           Papa und Nils schauen andächtig aufs Wasser 😉

         
     Weiter im Park auf unserer Runde durch das Grün                    Die kleine Halbinsel bietet von überall Zugang zum Wasser

         
     Diese Fahnen haben es Nils besonders angetan                         Warte Papa, warte! Gleich ist es wieder soweit…

         
Daaaaa schau!! Die Fahne bewegt sich wieder!!  Juchu!  😀      Los Papa, ich will noch mehr entdecken. Jaja mein Junge 😉

Gegen 18 Uhr beenden wir unsere Nostalgie- Runde in Prien und steuern wieder das Auto an.
Gesehen haben wir eigentlich alles, was uns hier wichtig war, obgleich natürlich die Innenstadt von Prien abseits des Hafens sicherlich noch für eine Besichtigung gut wäre.
Andererseits müssen wir auch langsam mal wieder nach Hause, der Ausflug heute wird nun sogar für Anja und mich etwas anstrengend. Hunger haben wir mittlerweile natürlich auch und hier noch groß essen gehen möchten wir auch nicht wirklich.
Lieber langsam heim.
Über Schleching fahren wir zurück in Richtung Kössen und nehmen damit den gleichen Weg, den wir auch am Ankunftstag von der Autobahn aus genommen haben.

          
     Gegen 18 Uhr nehmen wir wieder Kurs auf Kössen                   Und *hüpf* sind wir wieder in Österreich. Schön 🙂

Gegen 20 vor 7 erreichen wir wieder Kössen. Wir halten noch kurz am kleinen Supermarkt und kaufen ein paar Berner Grillwürstchen ein, dann düsen wir weiter rauf zum Campingplatz.
Keine Sekunde zu früh übrigens, denn kaum kommen wir an, setzt der heute zu unserer großen Freude ausgebliebene Regen wieder ein und verwandelt den Campingplatz wieder recht schnell in unseren eigenen kleinen Chiem- oder besser Kössensee, wo auch wir uns mit dem Verleih von Elektrobooten mal grundsätzlich selbstständig machen könnten.
Aber wir beklagen uns sicherlich nicht!
In der Pfanne brutzeln Würstchen für mich und ein Spiegelei für Anja, die von mir eine Labskaus- Spezialportion erhält. Zusammen ergibt dies ein durchaus leckeres Abendessen, dem auch der Regen nichts anhaben kann. 😉

         
     Zurück im Wohnwagen brutzele ich uns lecker Abendessen       dem selbst der gemeinste Regen nichts anhaben kann 😉

Zitat des Tages (wir sitzen bereits den halben Tag im Wohnwagen, es regnet bis dahin durchgehend. Wir schauen im Laptop auf die Wettervorhersage für die nächsten Tage): „Oh, Schau mal! Die ganze Woche Regen! Und dabei kommen wir heute trotz Dauerregen noch vergleichsweise gut weg, denn die Wolke heute hat NUR 2 Regentropfen! Alle anderen Wolken der Woche haben 3!!“

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