Haben wir uns gestern noch über den wolkenverhangenen Himmel beschwert, wünschen wir uns diesen heute schon wieder zurück. Warum? Nun, weil es heute nunmehr nicht nur „wolkt“, sondern auch noch dazu regnet! Ein Glück, dass ich gestern in weiser Voraussicht wenigstens die Campingstühle in die Fahrerkabine des Wohnmobils gelegt habe. So müssen wir nämlich nur einen etwas feuchten Tisch mit einer kleinen Pfütze bemängeln. Blöd mit dem Wetter!
Andererseits ist das schlechte Wetter aber auch gar nicht so schlimm, denn heute haben wir mehrheitlich einen Fahrtag eingeplant und da kann uns das Wetter eigentlich egal sein.
Heute werden wir die Insel Krk verlassen und ein weiteres kleines Stück auf der Adria Magistrale, der Küstenstraße hier in Kroatien, Richtung Süden mit unserem Wohnmobil entlang fahren.

Hätten wir noch länger Urlaub, wir würden uns wohl auf den weiteren Weg nach Süden machen und Orte wie Zadar oder Split anfahren! Allein schon um herauszufinden, ob es mit weiterem Streckenverlauf im Süden noch „schöner“ wird. Begonnen haben wir unsere Rundreise ja in Istrien und wurden dort zumindest vom menschlichen Umgang mit uns doch oft enttäuscht.
Nun ist es auf Krk endlich besser geworden, mehrheitlich geht man (endlich) „normal“ mit uns um, von der sowjetischen Supermarktbeamtin auf dem Autocamp Bor mal abgesehen.
Folgt diese Kurve der ansteigenden Freundlichkeit auch unserer geographischen Route, müssten wir uns in Zadar sehr wohl fühlen, von Split begeistert sein und spätestens in Dubrovnik gäbe es dann Gratis- Übernachtungen und Freibier! 😉
Schade, dass unsere verbleibende Zeit hierfür nicht mehr reicht und wir allmählich einen Kurs nordwärts einschlagen müssen, um uns wieder auf den Weg nach Hause zu machen.
Aber bevor es in Richtung Heimat geht, steht noch ein absolutes Highlight Kroatiens an.
Die Plitviczer Seen!
Dort wollen wir heute im Laufe des späten Tages aufschlagen und uns ein Nachtlager ganz nah zu den Seen suchen, damit wir dann gleich morgen dort alles in Ruhe besichtigen können.
Soweit unser Plan für den heutigen Fahrtag.
Eine Unterbrechung und Pause ist natürlich auch geplant, allerdings ohne festes Ziel. Wir schätzen einfach mal, dass wir mit etwas Glück auch am Wegesrand die ein oder andere Entdeckung unterwegs machen können, wo wir uns auch ein wenig die Beine vertreten werden.
Lassen wir uns einfach mal überraschen!
Beeilen müssen wir uns indes nicht. Laut Navi sind es über die Adria- Küstenstraße (via Crikvenica und dann in Senj abbiegen) gerade mal etwa 170km bis zu den Seen. Durchaus auch ohne Last und Hetze zu schaffen.
Es gäbe zwar auch eine schnellere Route (nordwärts auf die A 6 und dann die A 1 runter), aber die ist nicht kürzer und führt auch über die mautpflichtige Autobahn. Das wollen wir natürlich gar nicht! Wir wollen ja was von Land und Leuten sehen!

         
     Der nächste Morgen auf Krk. Der Wolkenhimmel ist grau, nasskalt und überall steht das Wasser. Wenig sommerlich 🙁

Bevor wir aber mit dem Urlaub an dieser Stelle fortfahren, geht es erstmal unter die Dusche. Und diese wird wohl einen weiteren Kritikpunkt beinhalten, den wir neben der Lage abseits von irgendwas, der fast schon erdrückenden Dauercamperübermacht und den unattraktiven Restplätzen oberhalb des Strandes bemängeln werden. Die Dusche selbst! Zunächst mal, weil man hier mit Duschmarken arbeitet. Wir haben natürlich in unserem pauschalen ACSI- Übernachtungstarif eine Dusche pro Person und Nacht inklusive, aber eine Duschmarke kann manchmal echt wenig sein! Und nachkaufen tun wir nie, wenn wir nur eine Nacht bleiben. Wer weiß, ob wir die überhaupt alle verbrauchen. Hier hat zwar die Duschzeit pro Münze gerade so gepasst, aber das Wasser hat in bester Kneipscher Kurmanier gleich mehrfach die Wassertemperatur gewechselt, was wir mit dem entsprechenden Wechsel der Gesichtsfarbe entsprechend kommentiert haben. Mal heiß und „oh-ich-uh-ah!“ und mal kalt mit „ui-ui-ui-ah-ah“. So ungefähr.
Wirklich schlimm ist das natürlich nicht. Irgendwie erfrischend und auch ein wenig überraschend in Bezug auf das, was wohl in den nächsten 5 Sekunden aus dem Hahn kommen wird. Und da wir eh heute weiterfahren und wohl nur ein einziges Mal in unserem Leben hier duschen, ist das auch egal.

Um 20 nach 11 stehen wir abfahrbereit an der Rezeption. Hat alles ein bisschen länger gedauert, als wir eigentlich eingeplant hatten so mit Wassertank leer machen und so. Immerhin konnte ich aber die Wartezeit für das Ausstecken des Stromsteckers einsparen. Als wir abreisebereit waren, hab ich meine Hand kurzerhand in das überdimensionale Loch am Unterbau des Stromkastens gesteckt und bekam unseren Stecker so problemlos zu fassen. Hab uns also einfach frecherweise selbst ausgesteckt. Wäre ja noch schöner, dass ich hier auf einen Stromjupp warten muss.
Anja hat derweil alle Formalitäten in der nahen Rezeption geklärt, ich hab final die Kabeltrommel verstaut und Anja dann an der Rezeption eingesammelt. Keine 5 Minuten später fahren wir schon wieder durch die engen Gassen Richtung Krker Hauptstraße, stets begleitet von etwas Nieselregen.

         
     Gegen halb 12 sind wir abreisebereit an der CP- Ausfahrt          Das Tagesziel für heute? Die Plitviczer Seen. Knapp 180km…

Auch über Nacht ist die Straße übrigens nicht wirklich besser geworden. Noch immer gleicht sie mehr einem asphaltierten Feldweg, als einer Verbindungsstraße zwischen 2 Städtchen.
Und neben den „natürlichen“ Hindernissen wie Büschen, Sträuchern, Hecken und Bäumen kommen weitere Hindernisse dazu. Heute sind nämlich ein paar mehr Fahrzeuge geparkt und fahrend hier unterwegs, als es gestern der Fall war.
Besonders in einem kleinen Dörfchen (dessen Name wir mangels Ortsschild nicht präsent oder schon wieder vergessen haben) geht es recht eng zu, sodass wir wieder nur mit Schrittgeschwindigkeit dort durchfahren können. Im Zentrum dann (wenn man davon sprechen kann) entdecken wir einen Mann mit einem provisorisch zusammengezimmerten Verkaufsstand. Ein paar Früchte wie Pflaumen und kleine (wahrscheinlich selbst gepflückte) Äpfel bietet er keck an und ich überlege noch, ob wir dort spontan etwas frische Wegzehrung kaufen sollen. Unter normalen Umständen hätte ich sicherlich angehalten und etwas gekauft (schon allein, weil er sich trotz geringster Mittel die Mühe macht, hier ein paar Kuna zu verdienen!), aber an der Straßenkreuzung ist ein Auto so blöd geparkt, dass wir fast nicht dran vorbei gekommen wären.
Als ich unser Wohnmobil dann mühsam am Auto und am Mann vorbei bugsiert habe, gebe ich instinktiv wieder Gas (weil man das nach einer Engstelle ja so macht) und beschleunige schon wieder, kaum das wir aus dem Örtchen heraus sind.
Erst jetzt hat mein Gehirn dann auch wieder Kapazität frei, um den Mann mit seinem Verkaufsstand wieder auf die aktuelle Kopfagenda zu bringen und zu fragen, ob wir denn da nicht besser angehalten hätten! Super (also ironisch gesehen)!
Und während ich noch so darüber grübele, ob der Mann mit dem Obstverkauf nur seine Rente aufbessert, oder gar sogar alleine davon leben muss, ob er arm ist, bzw. wie arm er wohl sein mag und warum er trotzdem so unbeschwert gewirkt und seine Ware angeboten hat, rollen wir immer weiter auf die Hauptstraße zu und inzwischen sogar wieder darauf.
Als ich mich dann aufgrund des immer größer werdenden schlechten Gewissens nicht gestoppt zu haben dann doch in Absprache mit Anja (sie hat genau das gleiche wie ich gedacht) entscheide, den Weg mal eben kurz zurück zu fahren und dem Mann vielleicht den ersten Verdienst des Tages zu bescheren, rollen wir bereits auf die Brücke zum kroatischen Festland zu! SO schnell geht das.
Jetzt noch zurück zu fahren, dürfte etwas blöd aussehen.
Dennoch: Vielleicht war das der einzige wirklich „authentische“ Verkäufer, den wir auf der gesamten Kroatienreise zu Gesicht bekommen haben und noch werden! Ich meine wer stellt sich mit seiner Ware denn ausgerechnet MITTEN in die Pampa? Abseits jeglicher Touristenströme! Einzig der Campingplatz kann doch hier und da etwas Durchgangsverkehr generieren. Aber wenn ich mir die Auslastung dort in der Nebensaison so anschaue, kommt da doch kein halbes Dutzend Fahrzeuge am Tag vorbei! Und davon hält ja auch noch lange nicht jeder an, wie man ja auch an unserem Beispiel bestens sieht. Wovon lebt der Mann dann? Von seiner Rente und dem wenigen, was vielleicht der ein oder andere Einheimische kauft?
Der hätte unsere 3 Kuna 50 für eine Handvoll kleiner Äpfel oder Trauben sicherlich gut gebrauchen können.
(Der Mann am Straßenrand mit seinem kleinen Verkaufsstand wird übrigens später noch ein Gesicht bekommen! Bei der Sichtung der Urlaubsbilder am heimischen Bildschirm entdecken wir nämlich einen Schnappschuß, der den Mann an seinem Verkaufsstand zeigt! Wir zeigen das Bild hier aus Gründen des Persönlichkeitsrechts zwar nicht, beschreiben den Mann aber gerne: Er steht im blauen Pulli und heller kurzer Hose neben seinem kleinen Stand mit dem etwas klapprigen rot- weißen Schirm und hält seine Hand anbietend in Richtung seiner Ware, dazu sucht er Augenkontakt zu uns. Neben dem bereits maritimen Reißverschluss- Puli trägt er einen grauen Kapitänsbart und hat eine dunkelblaue Schiffermütze auf dem Kopf. Damit wirkt er mehr wie ein gestandener Seebär aus Hamburg- Altona, als wie ein kroatischer Bauer. Dennoch sehen wir heute das Bild und bereuen sehr, dass wir dem Mann nichts von seiner Ware abgekauft haben. Das wäre ein bisschen wie die Versöhnung mit dem Kroaten gewesen, mit denen wir vielleicht etwas hart ins Gericht gegangen sind, wenn man sich unseren Reisebericht so im Nachgang anschaut. Also liebe Leute: Wenn ihr wirklich einmal zum Campingplatz oder zum Dörfchen Glavotok auf Krk fahrt oder davon kommt, schaut mal in einem der kleinen Dörfchen ruhig an den Straßenrand. Wenn da an einer Kreuzung bei einer kleinen Mauer eines Balkons ein alter Seebär sitzt und Pflaumen und Äpfel verkauft, kauft in unserem Namen ruhig mal eine Schale und berichtet uns davon. Uns würde es freuen! 😉

Fast pünktlich um 12 Uhr passieren wir die noch immer eindrucksvolle zweigeteilte Brücke, die Krk mit einer kleinen Felsinsel (Sveti Marco heißt die wohl) und dann mit dem Festland verbindet.
Maut fällt jetzt auf der Rückfahrt übrigens nicht mehr an, die Gebühr wird also nur zur Hinfahrt fällig. Zwar muss man auch durch den Mautkomplex mit seinen Schranken durchfahren, aber schon von weitem zeigt es mehrsprachiges Schild an, dass die „Durchfahrt frei“ ist, also nix kostet.
Interessant vielleicht für den ein oder anderen „Inselspringer“- Touristen und Tourplaner, der hier Krk, Cres und Co. besuchen will. Idealerweise endet die Rundreise dann auf Krk, denn für das kostenlose Verlassen der letzten Insel einer möglichen Rundtour muss man nicht schwimmen. 😉

         
     Unterwegs auf der zweigeteilten Krker Hochbrücke                   Wahrlich nicht das schönste Wetter zum Motorradfahren

         
     Letzte Ausblicke auf den Rest der kroatischen Insel Krk             Kurs voraus kommt bereits das Festland in Sicht

         
Die Mautstation. Von der Insel runterfahren kostet nix.              Und schon fahren wir Schnellstraße südwärts Richtung Zadar

Nun, ab Crisnjeva (Region Crikvenica), sind wir natürlich wieder mitten drin auf der adriatischen Touristenstraße! Sogleich erinnern wir uns an unseren Anreisetag nach Krk und dem eher ruhigen wie beschaulichen Verkehr auf der Magistrala  (Adriatische Küstenstraße) zwischen Pula und Opatjia. Das es heute wieder so ruhig und beschaulich werden wird, bezweifeln wir allerdings schon nach den ersten Minuten auf diesem Stück der Magistrale!
Hier ist sie also, die berühmt- berüchtigte Küstenstraße! Einerseits als touristischte Sehenswürdigkeit beliebt bei Touristen mit Auto, Wohnmobil und Motorrad, andererseits aber auch ein blecherner Bandwurn, der sich nach Süden schlängelt. Kein Wunder! Denn anders, als mit der Autobahn als Bypass zur Küstenstraße in Istrien muss hier, zwischen den Zentren Opatjia und Rijeka sowie Senj und Zadar, alles über die Küstenstraße! Es gibt natürlich auch eine Autobahnverbindung zwischen den Ballungszentren, aber die kostet zum einen Maut und zum anderen fährt die A 6 erst einmal kilometerweit ins Inland Richtung Zagreb, bis man auf die A 1 nach Süden Richtung Zadar einschlagen kann.  Ein riesiger Umweg! Viele fahren also hier entlang, weil es eben billiger und kürzer ist.
Beinahe endlos erscheint uns nun dieser metallene Bandwurm, in den wir uns um kurz nach 12 einreihen. Fast schon könnte meinen dann noch beim Anblick des Gegenverkehrs meinen, dass der „Wurm“ oder besser die Autoschlange gar keinen „Kopf“ hat! Viel mehr wird am Ende der Straße einfach umgedreht und dann wieder nach Norden gefahren, bis man am dortigen Ende wieder nach Süden kehrt macht und so weiter.
Ein riesiger Kreis oder besser ein Oval, welches ohne Ende bis zum letzten Tage der Erde von Nord nach Süd und umgekehrt durchfahren werden muss. Der Sisyphos- Fluch als Hölle der Autofahrer schlechthin! 😉
Ein Glück, dass wir in unserem Wohnmobil etwas erhöht sitzen und wir uns damit ein wenig erhabener bewegen können, als die armen Tröpfe unter uns. Müssen sich ja ganz eingequetscht vorkommen, können ja kaum bis zur Frontscheibe des Vordermannes sehen!

         
     Unterwegs auf der Adria Magistrale                                          Die Ausblicke sollen hier traumhaft seien! Ja, beinahe! 😉

         
     Mutig oder verrückt? Bei dem Verkehr mit dem Rad…               Wir erreichen Crikvenica, das erste Zwischenziel für heute

Aber auch einen ganz anderen Nachteil bringt der ewige Metallwurm mit sich, in den wir uns brav eingereiht haben. Die Menschen hier haben ein echtes Problem mit der Magistrale! Wie eine Mauer aus Stein früher in Deutschland Menschen mitunter im gleichen Dorf getrennt hat, trennt hier eine metallene Mauer aus Autos die Menschen auf der Küsten- und Landseite voneinander.
Natürlich gibt es in den Örtchen am Wegesrand immer wieder Querungsmöglichkeiten. Zumindest theoretisch! Denn fast alle sind natürlich als Zebrastreifen ausgewiesen und es ist, wie meistens im Süden Europas typisch, eher so eine Art optisches Hilfsmittel für den Fußgänger, an dieser Stelle bei einer Lücke zumindest schonmal die halbe Straße überqueren zu können.
Normalerweise bin ich ja gar kein Fan von Ampeln! Gerade in Deutschland haben wir viel zu viele davon und einmal zu oft habe ich Nächtens an solchen Dauerrotbrennern gestanden und mich bei absolut leerer Kreuzung nach Sinn und Verstand gefragt. Aber wenn du in Deutschland Auto fahren willst, musst du nunmal Logik und Intelligenz mit deinem Gehirn vorher abgeben und dich blind an stoischen Schaltkreisen orientieren, die lieber für den imaginären Querverkehr grün machen, als dem durchfahrenden Verkehr freie Fahrt zu gewähren. Naja, sei´s drum, wir fahren ja nicht nach Kroatien, um über deutsche Ampeln zu lästern.
Aber hier wären sie echt angebracht! Als Schutz für die Bevölkerung und Anwohner!
Wenigstens wären die Hemmschwellen wohl etwas größer ein rotes Licht zu überfahren, als einen Zebrastreifen mit einer Traube von wartenden Menschen davor ohne Halt zu queren.
Mehr als einmal können wir natürlich beweisen, dass wir „zuvorkommende Deutsche“ sind und nicht selten bekommen wir zum Dank für unseren Stopp ein Kopfnicken oder auch mal eine erhobene Hand zu sehen. Sogar Anja bemerkt meine Freundlichkeit im Straßenverkehr, was sie im alltäglichen Leben auf unseren Straßen manchmal an mir vermisst. Aber wenn ich nicht anhalte, steht doch das alte Mütterchen noch heute Abend nach Sonnenuntergang hier! Und wenn meine Theorie des sich im Oval drehenden Bandwurms stimmt, wird sie hier auch noch bei Sonnenaufgang morgen stehen!
Und davon abgesehen kann ich auch manchmal lieb sein! 😉

         
     Wir durchfahren Crikvenica. Sieht ganz nett aus.                       Zebrastreifen sind hier mehr eine Art Richtwert…

Für den ein oder anderen bin ich vielleicht etwas zu defensiv unterwegs. Denn kaum fahren wir in die durch die Blechlawine der Magistrale geteilte Stadt Crikvenica rein (wo es natürlich auch mal einen Zebrastreifen mehr gibt), überholt uns ein dicker 5er BMW. Mitten in der Stadt und das auch noch kurz vor einer Ampel.
Diese sieht er dann natürlich zu spät, muss daher SEHR knapp vor uns einscheren und dann natürlich auch sofort auf die Bremse latschen. Ich will gerade einen Schwall Flüche auf den kroatischen Idioten mit seinem Henker- Fahrstil loslassen, da sehe ich das Nummernschild.
Ein Deutscher aus Karlsruhe. Na toll! Gedanklich gehe ich kurz darauf in bester Duellmanier die möglichen Waffen eines Wohnmobils durch, weil der Typ nach dem Grünwerden der Ampel ausgerechnet den gleichen Weg fährt, wie wir auch! Das allein wäre, wenn wir auf der Magistrale weiter nach Süden fahren würden, nicht weiter schlimm. Da fahren ja alle lang. Aber da wir uns entschieden haben, hier in Crikvenica eine kleine Mittagspause einzulegen und wir eigentlich einen Parkplatz suchen, ist das mit dem gleichen Weg schon etwas komisch.
Natürlich kann es nicht sein, dass der uns für ein mögliches Duell hinterher fährt. Denn er fährt ja voraus und wir hinter ihm her! Er kann ja kaum vorahnen, wo wir hin wollen! Dann aber dämmert es mir, der sucht auch einen Parkplatz! Und denkt jetzt bestimmt, dass ICH nun der mögliche Duellwillige bin, der ihm gleich die Straßenverkehrsordnung mit schlagkräftigen Argumenten näher bringen will. Jedenfalls beeilt er sich an jeder Ampel möglichst viel Distanz zwischen sich und uns zu bekommen. Das gelingt ihm auch soweit, dass er 2 Autos zwischen uns und sich platziert bekommt. Als er aber auf ein großes Parkareal einbiegt und die beiden Autos geradeaus fahren, tun wir ihm gleich und sind gleichzeitig wieder hinten dran.
Natürlich biegen wir nicht auf den Parkplatz ein, um ihm die Leviten zu lesen, sondern weil der Parkplatz, auf den er einbiegen will, äußerst groß ist und auch problemlos unser Wohnmobil aufnehmen wird (Koordinaten N 45.17580°/E 14.69612°).

         
     Ein BMW bremst uns aus. Na warte du blöder Kroa… ups! Halt! Ein Deutscher aus Karlsruhe. Na toll, Klischee bedient.

Tatsächlich kommt es auf dem Parkplatz sogar noch zu einem kleinen Wortwechsel bzw. Monolog. Denn der Typ im BMW, ein etwa 50 jähriger jung gebliebener (oder besser jung gefühlter) Herr steigt nebst Gattin aus und parkt direkt neben unserem Wohnmobil ein. Auch wir haben inzwischen eingeparkt und kaum steige ich aus, kann ich mir einen dummen Kommentar natürlich nicht verkneifen: „Muss doch nicht sein, oder? So ein Teil (zeige dabei aufs Wohnmobil) bremst echt scheiße und wenn ich Ihnen bei einer solchen Aktion hinten draufsemmel, ist ihr und unser Urlaub zu Ende!“ gebe ich zugegeben recht blumig zum Besten, was seine Frau zu einem leichten Lachen nötigt. Aber nicht in Form von abwertend in unsere Richtung, sondern eher als Bestätigung. Fast könnte man meinen, seine Frau habe ihm vor weniger als einer Minute den exakt gleichen Vortrag im Auto gehalten, wie ich es nun auf dem Parkplatz tue.
Der Mann rötet leicht an, schnappt sich dann zuerst seinen Schirm und anschließend seine Frau und verschwindet, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Einzig ein leichtes Schulterzucken und ein nach unten gezogener Mundwinkel gibt mir zu verstehen, dass meine Botschaft wohl empfangen wurde, aber auch künftig nicht wirklich Beachtung finden wird. Naja, sei´s drum. Mit großer Wahrscheinlichkeit sehen wir den eiligst davon trabenden Mann nebst Frau eh nie mehr wieder.

Zwar sind wir noch nicht lange gefahren (gerade mal 20 Minuten seit der Krker Brücke), aber uns treiben zum einen der Hunger und zum anderen die Lust auf einen kleinen Spaziergang.
Und genau in dieser Reihenfolge geht es nun auch weiter. Zuerst gibt es einen kleinen Snack mit Brot und Streichwurst, erst danach werden wir dann in das kleine Hafenstädtchen Crikvenica hinein spazieren.

         
     Auf dem großen Parkplatz (auch für Wohnmobile) gibt es erstmal einen kleinen Snack zur Stärkung vor der Stadtbesichtigung

Und Crikvenica überrascht uns schon auf den ersten Metern hier auf dem Parkplatz und dem Blick über die umliegende Peripherie durch seine Einfachheit und Schlichtheit! Spätestens jetzt bemerken wir, dass wir uns nicht unbedingt in einem typischen Touristenörtchen wiederfinden. Das hätte uns übrigens schon bei der Zufahrt zum Parkplatz auffallen können, weil es an der Parkgebührentafel nur Tarife für Autos, Busse und im besonderen Lastwagen gibt, aber eben kein Abzockertarif für Wohnmobile! Gut, ich schätze mal wir werden später sowieso als LKW eingestuft werden, aber es ist überraschend, dass man den Parkplatz noch nicht zum offiziellen Wohnmobilstellplatz der Stadt aufgewertet hat (nur durch ein Schild versteht sich, Infrastruktur wird nur in soweit aufgebaut, dass andere Alternativparkplätze für Wohnmobile verboten bzw. verbaut werden…). Schon allein daran hätten wir erkennen können, dass sich nicht viele Touristen hierhin verirren. Entsprechend schaut es auch auf den Kennzeichen der Fahrzeuge aus, die sich hier auf dem Parkplatz versammeln. Haben wir in der „Cinque Terre Kroatiens“, in Baska, gestern noch zahlreiche deutsche, österreichische und weitere nord-/westeuropäische Kennzeichen gesehen, stehen hier nun mehrheitlich Kroaten, Slowenen, Bosnier und so weiter. Ein bisschen komisch ist es schon, aber wenn der 5er BMW aus Karlsruhe hier parken kann, können wir das sicherlich auch.
Dennoch lassen wir es uns nicht nehmen, hier besonders auf die üblichen Sicherheitsmaßnahmen zu achten, bevor wir unser Wohnmobil unbeaufsichtigt zurücklassen und dem Parkplatz den Rücken kehren.

         
     Übrigens: Parkgebühr wird hier zu unserer Überraschung keine erhoben! Die Schranke ist auf, das Kassenhaus dafür zu. 🙂

Wir folgen kurz darauf einem ebenso breit ausgebauten wie ansehnlich ausgebauten Fußgängerweg neben einem Kanal, passieren einen Supermarkt (hier kaufen wir sicherlich später noch ein, der hat lange auf!) und orientieren uns in etwa in die Richtung, in der wir Innenstadt und des Hafenbereich vermuten.
Kurz darauf entdecken wir eine Art kommerzielle Zone, noch bevor wir Strand oder vermutete Altstadt (wenn es denn eine gibt) erreichen. Hier ist dann wieder klar, dass sich hin und wieder doch Touristen in den Ort verirren müssen. Denn auch hier findet sich der gleiche Flohmarkt mit dem ach so typischen Angebot an Taschen, Shirts, Hüte, Souvenirs, Tinnef und Tand. Wir schauen natürlich auch hier wieder einmal mehr nach den Preisen und müssen anerkennen, dass die hier gar nicht so schlecht sind! Dennoch sind besonders die Umhängetaschen, die wir ja schon in der ersten Hälfte unsere Kroatien- Rundreise noch in Istrien final gekauft hatten, hier etwa gleichpreisig zu bekommen. Und das ist schon eine positive Entdeckung! Denn außer hier und eben in Medulin an der Südspitze Istriens waren die Taschen nirgendwo billiger.

         
     Wir spazieren am Ufer eines Kanals entlang.                             die Sehenswürdigkeiten sind übersichtlich

          
     Wir entdecken einen kleinen Marktplatz mit Supermarkt und einigen Verkaufsständen mit Souvenirs.

Neben dem kleinen Trödelmarkt gibt es hier aber auch richtige Geschäfte. Mal kleine Läden wie in einer Ladenstraße, mal große Einkaufstempel. Besonders ein Konzum- Megastore sticht hervor, waren die Konzums doch bislang immer so die „Edekas“ in Kroatien. Man bekam alles, aber eben auch alles überschaubar. Hier hat der Konzum nun zum ersten Mal „real“- Charakter.
Wir schlendern ein wenig über den Platz, der stellenweise auch ein bisschen wie ein Großmarkt auf uns wirkt. Wuselige Menschen tragen emsig weiße Plastiktüten ohne Werbeaufdruck umher, hier und da wird gefeilscht oder eine Zigarette geraucht, ein Snack verkauft oder die Leute sitzen am Rand und beobachten sich gegenseitig beim Beobachten. Hier und da gibt es auch Touristen, aber man kann sie an einer Hand abzählen und hat noch Finger übrig. Die Mehrheit der hier umherlaufenden Personen sind Einheimische oder solche, die als solche erkannt werden wollen.
Wir lassen uns noch ein wenig durch das Gewusel treiben, spazieren hier und da noch die ein oder andere Gasse rauf wie runter. Viel zu sehen gibt es hier aber nicht. Eine Altstadt im Sinne von kleinen Gassen haben wir nicht gefunden, obgleich der Ort laut Reiseführer durchaus bereits im 13. Jahrhundert erstmals offiziell erwähnt wurde. Auch die kleine Mole, die einer Hafenpromenade noch am nahesten kommen soll, haben wir nicht gesehen. Ehrlich gesagt haben wir aber auch nicht besonders danach gesucht. Zum einen, weil wir wirklich schon sehr viele Hafenpromenaden in diesem Urlaub besichtigt haben und zum anderen, weil wir uns auch nur ein wenig die Beine vertreten wollten, bevor wir uns nun auf den Weg zu den Plitwitzer Seen machen und den Rest des Tages im Wohnmobil sitzen.

Wir kaufen im kleinen Plodine- Supermarkt am Großparkplatz noch einmal recht ordentlich ein (im Nationalpark sind die Sachen sicherlich teurer!) und erfreuen uns auch dieses Mal an der schönen bunten Supermarktwelt. Besonders die Pastete aus der Tube zum ausquetschen ist der Hit! Schon aus dem kleinen Blechnapf ist ja sehr astronautenmäßig, aber spätestens, wenn ich mir meine Frühstückspastete aus der Tube quetschen muss, wird das Wohnmobil zum Space- Shuttle! Schade nur, dass lediglich die lustige Bäuerin ihr Produkt aus der Quetschtube anbietet. Hätte Pik (die haben unseren großen Frühstückspastetenvergleich ja gewonnen) die Pastete in der Tube, wir hätten sie zweifelsohne mitgenommen.

         
     Vor dem Nationalpark nochmals dick einkaufen.                      Fast hätten wir die mitgenommen. Pastete aus der Tube. 😉

Gegen kurz vor zwei sind wir wieder startklar, die kleine Mittagspause hat schon gut getan. Und wir haben noch einen weiteren angenehmen Nebeneffekt der kleinen Pause zu vermelden, das Wetter hat sich zwischenzeitlich deutlich gebessert! An einigen Stellen kommt nun endlich mehrheitlich die Sonne zum Vorschein, was ja auch fürs Fahren immer eine schönere Sache ist. Kann man wenigstens was gucken.
Einziger Wehmutstropfen ist vielleicht, dass wir uns nun so langsam von der Küste verabschieden müssen! Die Plitvitczer Seen liegen im Landesinneren und von dort aus werden wir, wenn wir morgen die Seen besichtigt haben, spätestens übermorgen wieder Kurs auf heimische Gefilde nehmen. Mit dem Abschied vom Meer und von der Adria beginnt damit auch zweifelsohne das Ende des Urlaubs.
Bevor es aber soweit ist, werden wir noch ein gutes Stück auf der Adria Magistrale nach Süden fahren. Genauer etwa bis in Höhe Senj, ab da führt dann eine fast gerade Landstraße ins Landesinnere mit dem Fernziel Vranovaca bzw. Grabovac, wo sich auch der Nationalpark befindet.

Wir starten unseren Motor und fahren kurz darauf aus Crikvenica in Richtung Süden wieder auf die Adria Magistrale. Der Verkehr hat inzwischen zu unserer großen Freude deutlich nachgelassen, an vielen Stellen kommen uns nun nur noch vereinzelt Autos entgegen und wenn wir etwas langsamer fahren, verlieren wir sogar die vorderen Autos aus dem Blickfeld, ohne hinter uns fahrende zu blockieren oder zum Überholen zu animieren. Dürfte eh schwierig werden bei den vielen Kurven und Engstellen, aber gerade die machen natürlich auch einen großen Reiz der Küstenlandstraße Kroatiens aus. Freude macht es natürlich (durch die erhöhte Sitzposition) mit einem Wohnmobil, obwohl das Fahrgefühl mit einem Motorrad hier ungleich schöner sein dürfte. Sowas lieben wir ja! Besonderes Ferienstraßen wie die deutsche Alpenstraße, die Schwarzwaldhochstraße oder jetzt eben die Magistrale. Besonders die Magistrale weiß die Vorteile zu bündeln, die ja sonst nur auf einer Straße genossen werden können. Alpen- oder Schwarzwaldstraße können eben nur Berge, landschaftlich reizvolle Strecken am Meer können hingegen nur Küste. Hier aber kommt beides zusammen, rechts ist das Meer, links liegen hügelige, fast bergige Landschaften vor uns und erzeugen damit überhaupt erst eine gewisse fahrerische Mindestanforderung vor traumhafter Berge- und Meerkulisse!

         
     So. Die Bordverpflegung stimmt, da können wir wieder raus  Auf die Adria Magistrale! Es geht mal hoch hinaus…

         
     …mal durch kleine Küstendörfchen durch…                              …oder auch mal ganz dicht am Wasser entlang.

         
     Immer wieder genießen wir traumhafte Ausblicke                     und bestaunen die markige Wegführung.

An einem größeren Platzareal mit traumhaften Fernblick (bei N 45.089551° / E 14.853408°) halten wir an und genießen die Aussicht über die kroatischen Hügellandschaften, die Buchten mit mal türkis- grünem und mal dunkelblauem Wasser, den kleinen roten Hausdächern als kontrastreicher Farbtupfer und der dominierenden Flora drumherum, die alles trotz einiger Bebauungen sehr natürlich wirken lässt.
Und obwohl leider einige sehr dunkle Wolken am Horizont das gesamte Bild ein wenig trüben und wieder einmal in ein etwas trist wirkendes Grau verwandeln, machen wir zahlreiche Bilder.
Eines davon, da sind wir ganz sicher, wird zweifelsohne das Startbild für den zweiten Teil unserer Kroatien- Rundreise werden. Da müsste schon ein SUPER- Motiv im weiteren Verlauf noch folgen, damit es doch ein anderes Bild wird.

     Ein schöber Aussichtspunkt an der Adria Magistrale.
     Mit dem Wohnmobil in Kroatien unterwegs! Trotz miesem Wetters genießen wir den Ausblick.

Die Magistrale präsentiert sich im weiteren Verlauf etwas gemäßigter. Die Kurven werden durch lange Geraden abgelöst, die sich an der nunmehr eher buchtlos gewordenen Meereslinie entlang zieht. Auch ein schönes Bild, es erinnert ein wenig an die Tour nach Norwegen seinerzeit. Besonders die Wohnmobilfahrt durch Südnorwegen, wo wir auch auf der dortigen Küstenstraße unterwegs waren. Sogar das Wetter passt fast dazu und sorgt für zusätzliche Assoziationen, wenn es nur nicht so schwül wäre. Das ist das einzige Manko derzeit, ansonsten geht es uns dank staufreiem Verkehr, schöner Aussicht auf die Natur, einem rollenden Wohnmobil und einer Schale frischer Weintrauben auf dem Armaturenbrett einfach gut!

         
     Die Adria ist (zumindest noch) unser ständiger Begleiter            Da lacht sie uns an! Die freundliche Pasteten- Bäuerin! 🙂

         
Manchmal sieht Kroatien auch aus wie die Toskana.           Und manchmal führt der Weg wirklich ganz dicht am Meer entlang

Nach etwa 45 Minuten Fahrt auf der Magistrale ist es dann in Senj soweit! Wir biegen an einer ziemlich spät beschilderten Kreuzung (nur dank des Navis haben wir die Ausfahrt nicht verpasst) links ab in Richtung Otocac und Plitviczer Seen, gleichzeitig winken wir ein letztes Mal dem Meer hinterher. Schade. Aber auch schön.
Das Meer verschwindet recht schnell im Rückspiegel und wir bemerken sofort, dass wir nun nicht mehr „mit der Landschaft“ fahren, sondern diese nun queren müssen! Sofort geht es bergauf, dazu nehmen die Kurven (teilweise sogar Serpentinen) sprunghaft zu und verlangen doch etwas mehr fahrerische Aufmerksamkeit. Auch die hügelige Landschaft wirkt auf einmal, deutlich grüner und ursprünglicher und somit weit weniger urban, als es in Küstennähe der Fall war.
Scherzhaft schwärme ich spontan vom „grünen Busen“ Kroatiens, was mir ein Schmunzeln meiner Frau beschert 😉

Die Landstraße 50 ist zu unserer Überraschung nun wieder recht ordentlich befahren! Fast ist der Verkehr so dicht, wie heute vormittag auf der Adria Magistrale! Offenbar nutzen doch mehr Fahrzeuge diese Landdurchquerung, als wir zunächst angenommen haben. Auch viele Wohnmobile sind dabei. Und es scheint nicht gerade so, als wäre das nur heute ausnahmsweise der Fall. Denn an zahlreichen Stellen, Seitenstreifen und Parkmöglichkeiten finden sich kleine Verkaufsstände, die versuchen Waren an den durchreisenden Mann zu bringen. Sogar der ein oder andere Spanferkelgrill ist dabei! Zwar kommt das Angebot dabei nicht an den Spanferkelmeile von Funtana heran, dennoch reicht es, um zumindest kurz über einen Stopp nachzudenken. Ich meine es könnte doch so herrlich sein! Ein saftiges Spanferkelbrötchen zu einer guten Rast mit Aussicht über die Berge. Da wir aber (leider) wissen, dass sich die Spanferkelchen eigentlich nur zu Showzwecken drehen und man nicht frisch vom Stück bekommt, verkneife ich mir den kleinen Snack.

         
     Ab jetzt geht es in die Berge, wir verabschieden das Meer.        Schnell geht es hoch hinaus, der Fernblick ist super!

         
Und am Wegesrand? Finden wir immer wieder Verpflegung wie hier. Auch Spanferkelgrills sind dabei und die Touristen freut´s

Nach etwa 30 Kilometer ändert sich die Landschaft ein weiteres Mal. Die Topographie mäßigt sich, die Hügel werden weniger und auch die Kurven verschwinden. Wir sind nicht traurig drum. Denn nun fahren wir offenbar auf recht ordentlichen breiten Ebenen, welche rund um uns herum fruchtbares Land anbieten. Viel Grün ist dabei, was wir für diese Jahreszeit eigentlich recht erstaunlich finden. Ich meine wir haben ja schon einiges an „Prärie“ mit Sand, Fels und Stein hier in Kroatien gesehen und mit September ist der Sommer ja eigentlich auch schon durch. Schaut man nach einem heißen Sommer bei uns auf Feld und Wiese, sieht es dort eigentlich eher aus wie nach einer Feuerrodung. Viel verbranntes Gras, braune Steppe. Aber hier? Nix davon! Nur grün und saftige Wiese, soweit das Auge reicht. Kroatien ist wirklich ein gesegnetes fruchtbares Land. Umso mehr wundert uns, dass so wenig Landwirtschaft und Ackerbau betrieben wird.

         
     Wir verlassen den Höhenzug, die Strecke wird ruhiger               Und neben der Landstraße? Fruchtbares unbestelltes Land

         
     Nur wenig Fläche (im Hintergrund) wird genutzt…                     …ansonsten blüht überall alles wild vor sich hin. Komisch.

Wir überlegen hin und her, ob dies vielleicht von je her schon traditionell so war, oder ob vielleicht die jüngere geschichtliche Entwicklung hieran Schuld ist. Denn neben der Tatsache der blühenden Landschaften wird mit jedem Kilometer, den wir landeinwärts fahren, auch noch e/ine andere Tatsache offenbar.
Hier tobte früher mal der Krieg!
Die Spuren der Auseinandersetzung im jugoslawischen Krieg sind tatsächlich, Jahrzehnte nach dem Konflikt, noch immer sichtbar.
Nicht so, dass man durch eine postapokalyptische Szenerie fahren würde, aber doch immerhin ausreichend, dass die Spuren von zahlreichen Waffeneinsätzen deutlich zu erkennen sind. Besonders an den Häusern sieht man dies recht gut. Einschusslöcher durch Klein- und Mittelkaliber, vielleicht sogar Flakbeschuss und mehr. Einige Häuser sehen sogar soweit zerstört aus, dass sie noch immer vollständig unbewohnbar sind.
Stellt sich also vor diesem Hintergrund die ganz profane Frage, ob diese Umstände auch heute noch dafür sorgen, dass einige Landstriche unbewohnt und unbearbeitet brachliegen.
Vielleicht aufgrund unklarer Besitzverhältnisse?! Wer weiß denn schon, wer hier wann und wie vertrieben wurde! Und vielleicht aber gibt es auch noch ganz aktuelle Gefahren, die eine Bestellung des Landes unmöglich machen? Schilder sehen wir zwar keine, aber wenn so ein Traktor mit seinem Pflug auf eine alte zurückgelassene Miene auffährt, ist das bestimmt auch nicht gerade die gewünschte Art das Feld umzupflügen. Sicherheitshalber bleiben wir daher (nicht, dass wir etwas anderes vorgehabt hätten) auf jeden Fall auf der Straße und halten mit staunendem Blick auf die ein oder andere Kriegsruine weiter Kurs auf die Plitviczer Seen.

         
     Vielleicht eine Erklärung: Viele Häuser sind verlassen, zerfallen und zum Teil auf den Rohbau abgebrochen

         
Auch finden sich zahlreiche Spuren des langen Jugoslawien- Krieges! In den Fassaden sieht man noch gut die Einschüsse

Neben den theoretischen Gefahren neben der Straße entwickelt sich plötzlich eine ganz andere Gefahr auf der Straße. Oder genauer durch das, was wir eben nicht auf der Straße entdecken.
Es fehlt eine Tankstelle!
Gut die letzten 30 Kilometer haben wir schon keine Tankstelle mehr gesehen und die Nadel bewegt sich langsam aber stetig dem Ende entgegen. Oh-weia!
Zwar ist die Tanklampe noch nicht dauerhaft angegangen (erstes Flackern in Kurven zeigt dennoch unmissverständlich das nahe Ende an…), aber hier im Nirgendwo mag ich es auch gar nicht soweit kommen lassen, dass wir auf absoluter Reserve laufen!
Scheinbar waren wir von der Küstenstraße an der Adria einfach zu verwöhnt vom Tankstellenangebot! Denn hier, inmitten der Einöde, wird offenbar deutlich seltener Sprit durch herumirrende Wohnmobiltouristen benötigt. Wie als Beleg dieser Theorie entdecken wir einem der kleinen Siedlungen (kleiner als das, was man bei uns Dörfchen nennen würde) eine verlotterte und verrammelte staatliche Tankstelle. Verrostet, Kette an der Einfahrt, eingeschlagene Scheiben im kleinen Kassenhäuschen. Hat inzwischen richtig was von Endzeitstimmung!
Zuerst die teilweise verlassenen und zerfallenen Häuser, dazu die unbestellten verrohten Felder, nun auch noch die verrammelte Tankstelle im „Mad- Max“- Stil und eine Tankanzeige, die das baldige zwangsweise Ende unserer Mobilität andeuten lässt.
Nicht selten fangen amerikanische Filme so an und wenn man sich diese einmal querbeet anschaut, spielt in nicht wenigen Filmen der Treibstoff eine nicht unwesentliche Rolle.
Und wir? Wir bekommen, wenn wir nicht bald eine Tankstelle finden, unsere ganz eigene postapokalyptische Erfahrung.
Hätte ich doch vorhin in Otočac getankt! Das war der letzte größere Ort. Zwar auch nicht der hübscheste, aber immerhin gab es dort eine Tanke! Aber auf der Karte sahen die Seen so nah aus! Das sich nun das letzte Stück hier durch die Einöde so unheimlich zieht und am Tankvorrat lutscht, das hab ich nicht erwartet!
Ich benutze unser Navi und suche die weitere Route ab. Noch immer sind es 30 Kilometer bis zu unserem Ziel, aber auf der ganzen Strecke wird keine einzige Tankstelle angezeigt, das kann ja heiter werden!
Nun, ich setze mal alle Hoffnungen darin, dass das Navi ja auch nicht alle Tankstellen kennt.
Und bei der Anzahl an Reisebussen, PKW, LKW und Wohnmobilen, die uns hier inzwischen entgegen kommen und somit unmissverständlich die Seen nebst Touristikregion ankündigen, muss ja auch irgendwann mal eine Tankstelle kommen, oder nicht?

         
     Wir nähern uns allmählich den Plitviczer Seen                    Dennoch zieht sich die Strecke ungemein und lutscht am Tank

         
     Liegt auch daran, dass wir nicht gleichmäßig fahren können!      Es gibt Kurven, es rauf und runter, das kostet Sprit!

         
Aber eine Tankstelle muss doch mal kommen! Bei DEM Reisebus- und Touristikverkehr! Die tanken doch auch, oder?

Die kleinen Siedlungen rund um die Seen sehen optisch nun deutlich besser aus, wirken gepflegt und belebt. Auch gibt es wieder erste Werbetafeln am Straßenrand, die in mehreren Sprachen (meist deutsch und englisch) das Vorhandensein von Zimmern und guter Küche lobpreisen. Und je näher wir an den See heranrücken, desto überdeutlicher wird das Angebot.
Ich könnte mir gut vorstellen, dass wir hier selbst dann noch spontan ein Zimmer für die Nacht bekommen, wenn kein anderes Land der Welt mehr Touristen aufnehmen würde und alle Reisewilligen auf einmal durch Kroatien touren würden.
Hammer, was hier am Wegesrand beworben wird!
Kammer hier, Zimmer da, Spanferkel dort. Aber ist auch nur eine einzige Tankstelle dabei?
Nada!
Und ich hege allmählich einen Verdacht, der beklemmende Wärme in mir aufkommen lässt. Was ist, wenn in diesem Naturschutzgebiet der Plitviczer Seen gar keine Tankstelle steht, weil es schlichtweg nicht erlaubt ist?!
Dann säßen wir hier aber echt auf dem Trockenen!

         
     Mal eine kleine Auswahl an vorhandener Infrastruktur rund um die Seen: Es gibt Rastplätze mit Toilette und Spanferkel…

         
     …es gibt mobile Marktstände, Angebote an Zimmern…              …und den ersten Campingplatz, den Camping Borje…

         
…und Bistros, Restaurants, Pizzabäcker und mehr.                   Dabei sind wir erst im „Speckgürtel“, es sind noch 8km!

Kurz darauf passieren wir auch schon den ersten Eingang zu den Plitvicka Seen, der hier als Eingang 2 von zwei möglichen Eingängen beschildert ist. Hier ist allerhand los! Busse kreuzen, Besuchergruppen strömen umher, Parkwillige kurven durch die Straßen.
Wer hätte gedacht, dass bei den derzeit eher schlechten Wetterverhältnissen trotzdem soviel los sein würde?!
Das Areal mit Besucherzentrum lädt auch uns zu einem ersten Stopp ein, aber wir haben uns vorgenommen, den heutigen Fahrtag auf dem Campingplatz Korana zu beenden und erst morgen die Seen zu bewundern.
Morgen wollen wir dann ganz früh aufstehen und gleich mit den ersten Sonnenstrahlen die Naturwunder der Plitwitzer Seen bewundern.
Aber dafür müssen wir erst einmal tanken!
Meine Theorie mit den fehlenden Tankstellen aufgrund des Naturschutzgebietes bekommt neuen Auftrieb, denn als wir Eingang 1 passieren (nochmals deutlich größer als Eingang 2), findet sich auch noch keine Tankstelle. Und nun? Fahren wir praktisch von den Seen wieder weg und haben nur noch wenige Kilometer bis zu unserem Campingplatz.
Auch ist die Lampe vom Tank inzwischen dauerhaft an und von unserem Abenteuer in Norddeutschland wissen wir, dass wir jetzt keine 30 Kilometer mehr haben, bis wir mangels Brennstoff liegen bleiben. Rapsöl haben wir auch keins dabei, das könnte also noch ein ganz spannender Erfahrungsbericht mit dem kroatischen Automobilclub werden!

         
     Wir passieren den Eingang 2 zu den Plitviczer Seen                   Ein kurzer Blick aufs Areal: Hier ist allerhand los!

Wir geben unserem dem Navi den Befehl, alternativ sofort Kurs auf die nächste Tankstelle zu nehmen, die sich im Umkreis befindet. Völlig egal, welche Umwege wir nun dafür fahren müssen!
Zu unserer Überraschung und Freude wird nun ca. 4 Kilometer hinter unserem für die Nacht angedachten Campingplatz Korana eine INA- Tankstelle angezeigt.
Gut, versuchen wir diese!

Wir passieren kurz darauf den Campingplatz Korana und sind doch etwas überrascht, wie weit dieser doch eigentlich vom Eingang 1 (noch weiter vom Eingang 2) der Seen entfernt liegt! Hatten wir aufgrund seines „offiziellen“ Status zu den Plitviczer Seen noch angenommen, dass er innerhalb der Seenanlage liegt und man von dort zu Fuß oder doch wenigstens mit dem Fahrrad zu einem der Eingänge fahren kann, müssen wir nun das Gegenteil erkennen. Das ist aber ärgerlich! Immerhin war der Plan das Wohnmobil auf dem Campingplatz stehen zu lassen und sich die Parkgebühr, die mit Sicherheit anfällt, in jedem Fall zu sparen.
Vom Campingplatz Korana aus ist der nächstgelegene Eingang 1 aber zu weit, um die Strecke ohne Shuttle- Bus zurückzulegen. Und selbst wer gut geübt ist (und neben der in jedem Fall abzulaufenden Strecke IM Park auch noch Reserven für An- und Abreise zum Eingang hat), wird mit der ordentlichen Anhöhe, die sich zwischen Camp Korana und Eingang 1 befindet, ordentlich zu kämpfen haben!
Nee, das ist nichts. Schade eigentlich. Aber wohl auch nicht zu ändern. Denn das Übernachten mit dem Wohnmobil auf den Parkplätzen der Anlage ist verboten und frei stehen (falls darüber jemand von euch nachdenkt), ist aufgrund der Beschaffenheit der Natur neben der Straße auf mehrere Kilometer hin unmöglich. Da müsste man schon deutlich außerhalb der mehreren Quadratkilometer umspannenden Anlage stehen. Nix für uns. Besonders nicht in der postapokalyptischen Einöde des jugoslawischen Krieges, die wir gerade erst hinter uns gelassen haben.

         
     Camp Korana. Viel weiter vom Eingang weg, als wir dachten!    Einfahrt nach Grabovac, hoffentlich ist die Tanke offen!

Kurze Zeit später erreichen wir das kleine Örtchen Grabovac, welches neben zahlreichen touristischen Angeboten mit Hotels, Zimmern und Restaurants auch die so dringend benötigte INA- Tankstelle anbietet. Diese befindet sich gleich auf der Hauptstraße an der rechten Straßenseite und ist zu unserer großen Freude auch geöffnet. Puh!
Etwas Patina hat sie wohl schon angesetzt, auch gibt es kein Dach über der Dieselzapfe. Man könnte fast meinen, die Tankstelle stammt noch aus den glorreichen Zeiten eines geeinten Jugoslawiens, was zweifelsohne der Fall sein dürfte.
Aber immerhin bekommen wir hier Diesel und lassen gleich mal knapp 60 Liter in den Tank laufen und spätestens nach dem Tanken bemerke ich auch, dass auch diese „Dorftankstelle des letzten Jahrhunderts“ in unserer Zeit angekommen ist.
Meine Frage: „Visa?“ wird mit „Sure!“ bedient, sodass ich mir gleich mal die Freiheit nehme, mit meiner Kreditkarte zu zahlen.
Die Aufregung mit dem leeren Tank war natürlich unbegründet. Mit 60 nachgetankten Litern wären noch 10 im Tank gewesen. Das hätte gut und gerne für 60, 70 Kilometer gereicht! Ich schätze mal, dass unser Diesel im Tank durch die vielen Kurven und Höhenunterschiede einfach mehr an der Wand geklebt hat, als sich am Boden zu sammeln. Und da hat die Tanklampe eben Angst bekommen und ist sicherheitshalber mal angegangen. Hätte ich wohl auch so gemacht. 😉

     Unser Wohnmobil beim Tanken bei den Plitviczer Seen
     Typ Dorftankstelle. Aber es gibt billigen Diesel und sie nehmen sogar Visa. Schau an.

JETZT geht es uns wieder besser! Fast sogar so, als ob wir uns selbst satt gegessen hätten.
60 Liter im Tank reicht locker bis Slowenien, vielleicht sogar bis Österreich. Wir müssen dann nur mal schauen, wie wir von Plitvize aus am besten in Richtung Heimat fahren. Über Istrien, Udine und den Plöckenpass ginge natürlich, die Strecke wäre dann auch wieder mautfrei, aber so recht mag ich mich von unserem aktuellen Standort aus mit dieser Variante nicht anfreunden. Zu groß wäre der Umweg, auch ist die Reise nunmal zu Ende, wenn sie zu Ende ist, da muss ich einfach heim. Und das geht am besten über die Autobahn, auch wenn sie Geld kostet.
Auch die Route via Ljubljana kommt mir hierfür kurz in den Kopf, aber auch das müsste wohl ein Umweg sein. Ganz sicher weiß ich es von der Geografie her aber auch nicht. Streng genommen weiß ich aktuell noch nicht mal sicher, welche Länder wir noch für den Heimweg passieren würden, wenn wir jetzt von von hier aus auf einer imaginären Linie nach Hause fahren.
Naja, sehen wir übermorgen.

Schon beim Tanken fällt mir übrigens gleich gegenüber auf der anderen Straßenseite ein Restaurant auf, das (wie viele am Wegesrand auch) mit Speis und Trank für Touristen wirbt.
Nichts Besonderes also, aber da ist noch ein Hinweis, dass man hier auch Camping anbietet.
Nun, warum sollen wir nicht mal nachschauen, was die Nacht hier kostet?
Der Karona- Camping bietet für das Geld, was er kostet, ja auch keinen besonderen Vorteil für den Besuch der Plitwitzer Seen. Das haben wir ja eben zu unserer Überraschung entdecken müssen.
Und wenn wir hier in Grabovac günstiger unterkommen, können wir doch auch morgen früh gleich von hier aus starten. Die 2 Kilometer machen es auch nicht, wir müssen sowieso mit dem Wohnmobil fahren.
Ich wende fix auf der stark befahrenen Hauptstraße und stoppe unmittelbar an der Werbetafel für das Restaurant und Campingplatz Autocamp Turist. So heißt der nämlich. Dann hüpfe ich mal fix in die Rezeption rein und lasse mir die aktuellen Preise zeigen. 162 Kuna pro Nacht, das hört sich auf den ersten Blick mal gar nicht so schlecht an.
Anja checkt diese Info mit den Vergleichspreisen für den Camp Karona kurz in unserem ACSI Campingführer gegen und stellt fest, dass der Autocamp Turist tatsächlich deutlich günstiger ist! Kein Wunder, denn obwohl er nur 2 km weiter von den Eingängen entfernt ist, als der bereits beschriebene Camp Korona, ist er scheinbar kein „offizieller“ Campingplatz der Plitviczer Seen.
Na und?
Schade, dass er nun nicht noch die ACSI- Campingcard akzeptiert, aber auch so mit den Regeltarifen ist der Platz hier deutlich günstiger, als der Campingplatz Korona.
„Bleiben wir hier“ entscheiden wir einstimmig und kurz darauf checken wir auch schon ein.
Die Dame in der Rezeption ist hierbei sehr freundlich, was mir aufgrund der bisherigen Erfahrungen mit den Campingplätzen hier in Kroatien besonders positiv auffällt.
Auch gibt es hier noch keine Massenabfertigung, hier wird noch individuell auf meine Wünsche eingegangen.
So bekomme ich zum Beispiel alles an Infomaterial, was wir benötigen und wonach ich frage.
Dazu gibt es einen Auszug aus der Speisekarte für das hauseigene Restaurant, welches an Campinggäste besondere Angebote offeriert. Steak mit Kartoffeln für umgerechnet 5 Euro, Spaghetti Bolognese mit Salat für etwa 3,50 €, oder komplette Menüs mit Vorspeise, Hauptgang und Nachtisch für ca. 8 Euro. Da kann man nicht meckern! Wir würden von diesem Angebot definitiv Gebrauch machen, wenn wir nicht heute Mittag bereits rohe Fleischwaren eingekauft hätten. Die müssen wir heute zubereiten, da beißt die Maus keinen Faden ab.
Naja, was soll´s. Selber essen machen ist hier in Kroatien aber wirklich nicht unbedingt günstiger, als wenn man stetig essen geht. Das merken wir uns besser mal für die nächste Reise…

     Rezeption Autocamp Turist bei den Plitviczer Seen
     Stopp an der Rezeption des Autocamp Turist in Grabovac bei den Plitviczer Seen

Der Platz ist klein, was wir sowohl anhand des äußerst übersichtlichen Platzplanes, aber auch auf dem Platz selber entdecken, als wir gegen 17 Uhr die erste Reihe gleich hinter der Rezeption befahren. Wir wollen gleich hier in der ersten Reihe nahe der Rezeption bleiben, denn man hat uns das kostenlose WLAN des Platzes wärmstens empfohlen. Allerdings sei die Reichweite auf dem Platz begrenzt und funktioniere nur innerhalb des Bereichs um Rezeption und Restaurant zufriedenstellend. Zwar schlafen wir dann in Hörweite der Straße, haben dafür aber WLAN. Anja freut´s.
Davon abgesehen ist gerade die erste Reihe ideal für Wohnmobile, denn hier gibt es jeweils eine ordentliche Fahrspur mit Kies/Split- Gemisch zur Ein- /Ausfahrt und seitlich davon ein kleines Stückchen grüne Wiese.
Sehr schön! Die Parzellen 2, 3 und 4 sind leider schon von anderen Wohnmobilen belegt, aber die durchaus noch akzeptable Nummer 5 ist noch frei.

         
     Unterwegs auf dem zentralen Versorgungsweg des CP.             Die ganze Anlage ist eher parkähnlich angelegt.

         
     Besonders mit dem Wohnmobil steht man sehr schön!              Auch wir finden einen schönen Platz, Parzelle Nr. 5.

Schnell kurven wir ein, legen einen Keil unter eins der Hinterräder und sind auch schon angekommen!
Wir packen fix den Tisch und einen Stuhl nach draußen, damit ich unsere in Crikvenica gekauften Cevapcici und Würstchen noch schnell grillen oder braten kann. Abendessen muss ja sein und wenn wir die Würstchen nicht sofort machen, zieht es uns am Ende doch ins Restaurant zu Braten und Pommes.

Bevor es aber nun ans Essen machen geht, spaziere ich ein weiteres Mal runter zur Rezeption, um dort weitere Informationen zu den Plitwitzer Seen zu besorgen.
Tatsächlich gibt es auch von hier einen Shuttlebus (so wird es am Camp Korana auch sein), der morgens um 9 rauf fährt und nachmittags um 15 Uhr wieder runter.
Den könnten wir alternativ natürlich auch nehmen.
Ich schaue mich weiter im angebotenen Informationsmaterial um, als die junge Dame von der Rezeption hinter mir auftaucht. Sie hat gerade keine Kunden an der Rezeption und so kommt sie doch tatsächlich zu mir und fragt mich freundlich, ob sie mir vielleicht weiterhelfen könne.
Das ist aber nett!
Ich sage, dass ich einen Plan der Seen suche.
Daraufhin holt sie aus einem Hinterzimmer einen kleinen Faltplan, der eigentlich eine Fahrrad- und Wanderkarte der Region darstellt.
„Hier, nehmen sie den, der zeigt auch fast alles und ist darüber hinaus vollkommen kostenlos!“
Boah, Danke! Das gibt aber im Fazit Sonderpunkte für Höflichkeit!
Es ist zwar traurig, dass ich einen solchen Umstand gesondert erwähnen muss, aber wenn man sonst fast nur „Sowjetabfertigung“ an den Campingplätzen Kroatiens erlebt hat, überrascht einen plötzliche Freundlichkeit umso mehr!

Mit meiner Beute kehre ich zu Anja und zum Wohnmobil zurück.
Anja hat sich natürlich gleich an den Computer gehangen, um das WLAN auszuprobieren.
Dummerweise stehen wir selbst mit Platz 5 offenbar doch noch einen Tacken zu weit vom Restaurant weg, das WLAN ist zu schwach und kann kaum genutzt werden. Naja, kommt eben doch wieder unser SIMPA- Stick zum Einsatz.
Und während Anja virtuellen XP- Punkten bei Farmville hinterher jagt, jage ich bereits die ersten Mücken!
Davon scheint es hier eine Menge zu geben, gleich die erste will mich durch das T- Shirt stechen!
Natürlich erhält sie einen schnellen Tod, sie wird kurzerhand zermatscht!
Dennoch wird schnell klar, mit „draußen essen“ wird heute Abend nichts, denn die Mücken zielen sich allmählich auf mich ein und treten in kleinen Rudeln auf. Essen würde somit zur ständigen Flugabwehr werden und ich weiß nicht, wie lange unsere Batterien in unserem elektrischen Moskito- Killer noch reichen.
Ich brutzele also vor dem Wohnmobil unsere Würstchen und Cevapcici fix fertig, wobei gut die Hälfte am Ende übrig bleibt. Wieder mal viel zu viel eingekauft!
Macht aber auch nichts, die schmecken morgen auch noch kalt.

         
     Ein leckeres Abendessen brutzelt in der Pfanne.                      Nur essen müssen wir drinnen, draußen herrscht Fliegeralarm.

Wir killen mit unserer elektrischen Fliegenklatsche noch während des Abendessens ganz ohne Stress schnell zwei weitere Mücken. Echt ein tolles Teil. Einfach dranhalten, *brtzl* und weg. Das Ding findet auf jeden Fall seinen Platz in unserer großen Ausrüstungsliste fürs Wohnmobil, beim nächsten Update ist sie dabei!
Noch besser wäre es aber natürlich, dass die Mücken erst gar nicht reinkämen! Aber manchmal muss man ja einfach rein oder raus!
Und in dem kurzen Moment der offenen Türe beim rein- und rausgehen fliegen die einfach rein! Die warten draußen ja nur drauf, dass wir die Türe aufmachen.
Ich meine es ist ja keinesfalls so, als würden wir Türe und Fenster stundenlang sperrangelweit offen stehen lassen! Ehrlich nicht!

     Wohnmobil auf dem Campingplatz Turist bei den Plitviczer Seen
     Neulich, abends auf dem Campingplatz Autocamp Turist. 😉

Gleich nach dem Essen schnappe ich mir den Spül und gehe runter zum kleinen und einzigen Servicehaus. Ein erster Blick überrascht mich positiv.
Zwar gibt es nur wenige Dusch- und Klokabinen, diese sind aber allesamt so sauber, als wären sie gerade erst geputzt worden. Nicht schlecht, auch da haben wir schon deutlich schlimmeres in diesem Urlaub gesehen.
Ich spüle bei erstem einsetzendem Regen unsere 7 Sachen und trockne sie auch gleich hier ab. Zurück am Wohnmobil hat Anja bereits angefangen, die wenigen rausgestellten Sachen von vor dem Wohnmobil wieder nach drinnen zu verladen. Ganz klar, der Abend wird kurz und findet im Wohnmobil statt.

         
     Die Bilder wollten wir noch zeigen: Von außen eher unscheinbar, das kleine Servicehaus in der Nähe der Rezeption.

         
Aber von innen dafür umso „größer“! Bestens ausgerüstet, sehr sauber und absolut tadellos präsentiert es sich. Super!

Mit den ersten paar Regentropfen kündigt sich kurz darauf auch noch ein fettes Gewitter an, welches durch Grollen und Grummeln in der Ferne und einem dunkler werdenden Himmel bedrohlich auf uns zuhält. Wie wohlig ist da das eigene Wohnmobil?! Schön drinnen sitzen bei einer guten Tasse Tee und vielleicht einer kleinen Schokolade und etwas Gebäck und dem Regen dabei zuhören, wie er aufs Wohnmobildach plätschert. Das hat immer eine ganz besondere Idylle. Und selbst wenn es nachher kräftig gewittert, hier drin in unserem kleinen Schneckenhaus sind wir sicher.
Denke ich zumindest.
Denn ausgerechnet jetzt bittet mich Anja, dass ich noch die Satellitenschüssel schnell ausrichte!
Bei Gewitter!
„Du willst, dass ich die Sat- Schüssel aufstelle?“
„Nun, ja. Klar!“
„Ähm, du hast aber schon mitbekommen, dass es hier gleich fett gewittern wird und wir hier auf unserer Parzelle mit am höchsten auf dem ganzen Platz stehen, oder?!“
„Ja, dann beeile dich mal, dann bist du fertig, bevor du vom Blitz getroffen wirst!“ sagt Anja keck und meint das wirklich ernst. ICH soll raus die SAT- Anlage aufbauen! Unglaublich, oder?
Nun, ich schnappe mir tatsächlich die Leiter (ich liebe nunmal die Gefahr und gewisse Herausforderungen 😉 und unter erstem noch recht weit entferntem Zucken von Blitzen am Horizont richte ich die Schüssel aus.
Dank unseres geschenkten Sat- Finders (dank an Robbe´s auch an dieser Stelle!! 😉 gelingt mir sogar unter etwas Stress das schnelle Anpeilen des Satelliten, sodass schon nach wenigen Minuten vertraute Klänge aus dem Wohnmobil erschallen.
Puh, gerade noch rechtzeitig!
Der Regen setzt an Intensität kurz darauf richtig zu, kaum dass ich von der Leiter gestiegen bin.
Fast schon könnte ich einfach vor dem Wohnmobil stehen bleiben und Anja bitten, mir das Shampoo rauszureichen. Und wäre es nur ein reiner Sommerregen, ich würde es wahrscheinlich sogar tun.
Aber da es ja wirklich gewittert und die Serviceräume darüber hinaus sehr sauber waren, schnappe ich mir doch das gepackte Duschbeutelchen und eile die paar Meter rüber zum kleinen Servicehaus. Der Bratwurstduft vom brutzeln muss einfach aus den Haaren…

Die Duschen sind übrigens total super! Das Warmwasser ist unbegrenzt, die Menge und die Temperatur können genau dosiert werden und eine ordentlich saubere Kabine hab ich auch.
Tatsächlich wird hier offenbar wirklich gleich mehrmals am Tag gereinigt, denn als ich die Dusche verlasse, kommt sofort eine Putzfrau um die Ecke und macht wohl ein weiteres Mal an diesem Tag sauber. Schon erstaunlich. Als ob sie hier darauf gewartet hätte, dass jemand die Duschen benutzt.

Gut erfrischt geht es zurück zum Wohnmobil, wobei mich der Weg dorthin gleich ein zweites Mal erfrischt! Denn das Gewitter ist nun wirklich über uns angekommen und lässt blitzend und grollend seine nasse Ladung genau auf uns herab.
Noch während ich die Türe zum schützenden Wohnmobil von innen schließe, muss ich an den See denken. Die armen Leute, die da jetzt noch am See umher irren! Ist sicherlich keine schöne Sache.
Wir hoffen jedenfalls, dass wir morgen besseres Wetter haben werden. Denn im Regen oder gar bei Gewitter macht eine Besichtigung wohl kaum Freude.
Aber selbst, wenn es morgen wirklich trocken ist und bleibt, auch heute Abend macht das Gewitter selbst im Wohnmobil keine Freude.
Der Regen hämmert inzwischen regelrecht auf unser Wohnmobildach, dass man kaum sein eigenes Wort versteht!
Auch haben wir inzwischen die Sat- Anlage abgeklemmt und sogar das Kabel ausgesteckt und aus dem Fenster nach draußen geworfen. Denn selbst, wenn unser 1984er mit dem „faradayschen Käfig“ ausgeliefert worden ist, Sat- Schüssel und Kabel wären ein idealer Blitzableiter!
Und glaubt uns, wir haben hier richtig Sorge, dass uns was passieren könnte! Es muss wirklich viel passieren, dass Anja auf ihr abendliches Fernsehprogramm verzichtet. Neben der durchaus realen Gefahr eines Blitzschlages (zwischen Lichtblitz und Donner vergeht inzwischen keine Sekunde mehr!) versteht man davon abgesehen sowieso sein eigenes Wort nicht mehr. So sehr brüllt der Regen auf uns alle hernieder.

Und so sitzen wir in unserem kleinen Wohnzimmer und schauen etwas verängstigt aus dem Fenster in den immer wieder grell zuckenden und gleichzeitig grollenden Nachthimmel nach oben.
Alle elektrischen Geräte haben wir dabei ausgeschaltet, ja sogar das Licht ist aus!
Fast so, als hätten wir Angst dass das eingeschaltete Licht die Blitze wie die Bomber im zweiten Weltkrieg anlocken könnte. Eine durchaus etwas gespenstische Szenerie.

Zum Glück dauert der Spuk nicht allzu lang, nur wenige Minuten später ist das Gewitter in Richtung der Seen abgezogen. Uns hat der Blitz zum Glück dann doch verfehlt und auch unmittelbar in unserer Nähe können wir keine Einschläge ausmachen. Wahrscheinlich standen wir doch nicht so weit oben mit unserem Standplatz, wie wir in Sorge vermutet haben.

Gegen 23 Uhr endet unser heutiger Fahrtag. War ja einiges dabei! Deutsche Verkehrsexperten, Kriegsrelikte, Spannung dank leerem Tank und zahlreiche schöne Eindrücke. Nun ist aber auch genug.
Und da wir morgen früh aufstehen wollen, um uns zeitig die Seen anschauen, geht es nun ins Bett.

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