*Siiirrrrrrr!*
Arrrghhh!
Nicht schon wieder!
Ich hab gerade ein paar Stunden geschlafen, als mich erneut das vertraute Geräusch aus dem Schlaf reißt.
Ich kann nicht anders!
Erneut stehe ich auf und erneut schnappe ich mir die Taschenlampe, um die Decke akribisch abzuleuchten. Meist positionieren sich die Mücken nämlich kopfüber am Holz, wo man sie mit etwas Übung im scharfen Sehen leicht ausmachen kann.
Diese Mücke aber scheint den Trick zu kennen und so sehr ich mich auch die Augen ausgucke, ich kann sie nicht entdecken.
Naja, erstmal aufstehen, kurz aufs Klo, die Augen richtig aufmachen und dann erneut schauen.
Und siehe da: Die Mücke sitzt tatsächlich an der Decke!
Erneut schleiche ich mich mit der Fliegenklatsche heran, drücke auf den „Todesknopf“.
Stumm leuchtet die rote Kontrolldiode auf, kurz darauf nähere ich mich auch schon mit dem Fliegengitter dem Getier.
Es zapppppt kurz, dann ist auch diese Mücke Geschichte.
Erneut lege ich mich zufrieden ins Bett und will jetzt mal hoffen, dass es das gewesen ist.

*************

Gegen 8 Uhr klingelt Anjas Wecker.
Draußen fängt es an hell zu werden und der Tag hat somit schon fast begonnen, dennoch schlummern wir wieder ein wenig ein, bis die Uhr halb 9 zeigt.
Ich schätze mal, dass Thomas und Steffi schon wach sein dürften, die sind ja eh immer Frühaufsteher.

Zuerst checke ich die Kamera.
Gestern Nacht habe ich ein Bild der toten Mücke 2 gemacht und muss mit Erstaunen „03:34 Uhr“ auf dem Display erkennen.
Oh- Mann!
Das ist wirklich der einzige richtige Nachteil, der mir so nach 3 Jahren Erfahrung am Camperleben auffällt.
Egal, ob nun Wohnwagen, Zelt oder Wohnmobil, die miese Mückenbrut hast du irgendwo immer am Hals, was neben den aggressiven Wespen das wohl lästigste Übel bei Freiluft- Aktivitäten darstellt.
*Grmpf!*

Naja, zum Glück bin ich wieder recht schnell eingeschlafen und kann nicht unbedingt klagen.
Klar, es war ar***kalt die letzte Nacht, aber die soeben eingeschaltete Truma wird uns schon schön aufwärmen.
Gleichzeitig schmeißen wir auch den Warmwasserboiler an, damit wir uns gleich waschen können.
Wir kuscheln noch gute 20 Minuten im Bett, dann stehen wir gegen 9 Uhr auf.

Ich stürme zuerst das Badezimmer, kümmere mich um meine persönliche Morgentoilette.
Nach mir verschwindet dann Anja im Bad, während ich mal bei unseren Nachbarn reinschaue.
Gestern Abend haben die beiden uns ihren Mini- Backofen gezeigt und gemeint, dass man damit prima Brötchen aufbacken kann.
Da wir vom gestrigen Abendessen noch 2 Brötchen über haben, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass uns die beiden die Brötchen schnell mal aufbacken, wenn ich ganz ganz lieb darum bitte.
Tatsächlich renne ich damit offene Türen ein.
Steffi und Thomas sind natürlich schon fertig mit Frühstücken, was uns nicht wirklich eine Überraschung ist.
War ja in Xanten auch nicht anders.
Ich trage also mein Anliegen mit den 2 Brötchen von gestern vor, was Thomas mit einem „Guck doch mal an deinen Seitenspiegel“ kontert.
Tatsächlich hängt dort eine Tüte mit bereits aufgebackenen Brötchen, die Thomas und Steffi wohl aus ihren Vorräten für uns schon vorbereitet haben.
Na, das ist aber nett!
Schnell schnappe ich mir die Frühstückstüte und decke in unserem Mobil für Anja und mich den Tisch.
Um kurz vor 10 gibt es dann ein herrliches Frühstück mit deutlichen Anleihen an den österreichischen Vorräten, die wir gestern eingekauft haben.
Lecker!

         
     Der nächste Morgen: Die Sonne erwacht über dem SP               Viele schlafen noch in ihren Mobilen

         
     Aber nicht Steffi & Thomas! Die sind natürlich schon wach!        …und haben uns gleich mal mit Brötchen bedacht. Supi!  🙂

         
     Da können wir lecker den Tisch decken                                    Besonders Plus: Österreichische Spezialitäten! *mjam!*

Nach dem Frühstück halten wir gemeinsam Kriegsrat.
Was tun?
Sollen wir denn schon nach Hause fahren? So recht will die Idee nicht gefallen, warum auch? Die Herbstsonne ist viel zu schön, als dass wir diese auf der Autobahn genießen…
Thomas und Steffi haben sich überlegt, heute noch ein wenig auf der Niers zu paddeln und ihr neues Falt- Kanu auszuprobieren.
Spontan entscheiden wir uns, die beiden zum Wassern zu begleiten und später zuzuschauen, wie ihr neues Kajak im Wasser schneidige Bahnen zieht.
Vorher wollen wir aber noch die Bunkeranlagen besichtigen, die wir gestern ja bereits thematisch zum Abendessen besprochen haben.
Hierfür schnappen wir uns die Fahrräder und radeln um 10 vor 11 rüber in die angrenzende Bunkersiedlung Kevelaer Twisteden.

         
     Wir satteln die Räder…                                                          …und dann geht es gemeinsam los auf Bunkertour

Das mit den Bunkern ist wirklich sehr interessant.
Viele haben einen Bunker gekauft und diesen dann als kleines Einfamilienhaus umgebaut.
Natürlich haben viele Bunker hier eine individuelle Note, das Grundmuster ist aber aufgrund der Nato- Einheitsbauform immer das gleiche.
Ist schon hübsch anzuschauen, was die Leute aus den Bunkern gemacht haben.
Besonders das mit den Fenstern ist sehr interessant. So ein Bunker hat ja für gewöhnlich keine Fenster. Also müssen diese ja nachträglich rein.
Und hierfür sind viele Lösungen zu entdecken, was in Wintergärten, Terrassen und Fensterfronten endet.
Auch das Thema Haustüre ist mehr oder weniger interessant umgesetzt.
Ich persönlich könnte mich ja für die schwere Stahltüre erwärmen und wenn man Gäste hat, wäre eine solche Bunkertüre bestimmt der Hingucker und Gesprächsthema Nummer 1 auf jeder Housewarming- Party.
Leider bleibe ich mit meiner Meinung alleine stehen, besonders Anja mag so eine schwere Stahl- Schiebetüre nicht jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit auf- und zuschieben.
Kann ich gar nicht verstehen 😉

         
     Wir radeln rüber in die „Bunkersiedlung“                                  schon sind wir da!              

         
     Vom Grunde her sind alle Bunker gleich                                   Interessant wird erst, was man daraus macht!

         
     Viele hübsch umgesetzte Konzepte sehen wir                           Und Auswahl gibt es rechts und links wahrlich reichlich

         
     Mein Vorschlag wäre die originale Tür! Macht Eindruck!!            Und auch die Alarmaufkleber würde ich dran lassen 😉

Wir durchforsten einige der Bunkerreihen, entdecken neben Wohnhäusern auch Lagerstätten, Werkstätten und zum Schluss sogar Stallungen für die Trabrennbahn.
Nichts desto trotz sind noch viele Bunker in ihrem ursprünglichen Zustand und wir fragen uns, ob hier wirklich alles ordnungsgemäß zurückgelassen wurde.
So eine kleine Atombombe in einer Ecke findet sich bestimmt noch, oder? 😉

An einigen Häusern wird übrigens auch noch immer gebaut. Schon interessant zu sehen, wie aus dem Gerüst nach und nach ein wohnlicher Raum wird.
Daran wird aber auch schnell klar, wie schwerlich das Wohnen im Bunker trotzdem sein muss.
An einer Stelle sehen wir für einen Ausschnitt einer Wand, wo vielleicht ein Ausschnitt für ein Rundfenster oder eine Uhr oder sowas in die Vorderwand geschnitten wurde.
Das Teil ist breit wie ein Unterschenkel.
Wenn man da einen Nagel in die Wand schlagen willst, braucht man bestimmt eine Hilti…

         
     Hier mal ein Bunker in seiner Rohfassung                                 und hier in einer fortgeschrittenen finalen Ausbaustufe

         
     Aus der Wand geschlagen: So dick sind die Wände hier…          Genug frei ist scheinbar noch, wer mag investieren??? 😉

         
     Wir radeln durch die Herbstsonne zurück                                  Am Wegesrand: „Ein Männlein steht im Walde…“ 😉

Nach der kleinen Radrunde treffen wir 6 Kilometer und 50 Minuten später wieder am Wohnmobil ein.
Ohne weiteren Zeitverlust verladen Thomas und ich sofort die Fahrräder und kümmern uns auch um die anderen Dinge wie Stromkabel und Auffahrkeile.
Die Damen kümmern sich derweil in den Mobilen um die Herstellung der Abfahrbereitschaft.
Als nächstes Ziel haben wir uns nämlich einen Aus- und Einschiffpunkt kurz vor Weeze an der Niers ausgesucht, wo Thomas und Steffi ihr Wohnmobil abstellen wollen.
Dort schmeißen sie dann ihr Luftkajak bei uns ins Wohnmobil und fahren mit uns ein Stück die Niers rauf bis Wetten, wo die beiden wassern wollen und dann die Niers auf etwa 10 Kilometern schön entlang fahren können.
Anja und ich haben uns stattdessen überlegt, dass wir in der Zwischenzeit einmal durch Kevelaer spazieren. Die Besichtigung der Stadt haben wir ja gestern nicht mehr geschafft.
Gesagt, getan, der Plan steht!

         
     Wir verladen fix die Räder…                                                    …und beraten das nächste Ziel.

Um kurz nach 12 rollen wir, nach gegenseitiger Darbietung einiger Rangierkünste, vom Platz und folgen diskret im Windschatten von Thomas und Steffis Wohnmobil.
Entspannt geht es über sonnige Alleen und freie Felder bei bestem Reisewetter vorwärts.
Man hätte sich fürs Paddeln wirklich keinen schöneren Tag wünschen können!

         
     Einsteigen und Abfahren!!                                                       Los geht´s!

         
     Wir lassen unseren Freunden den Vortritt…                             …und folgen den beiden durch sonnedurchflutete Alleen

Gegen kurz vor halb eins erreichen wir den Wasserungspunkt kurz vor Weeze, wo Thomas und Steffi ihr Wohnmobil abstellen.
Mit den beiden an Bord des Transitfrei- Wohnmobils geht es nun rüber nach Wetten.
Anja hat Thomas hierfür freiwillig den Platz vorne in der Fahrerkabine überlassen, was bei Thomas und mir auf der weiteren Fahrt sofort zu einer kleinen Fachsimpelei über Fahrgeräusche, Schaltpunkte und Fahrverhalten führt.
Thomas findet es für den Stadtverkehr ganz praktisch, wie früh wir doch in den 5ten Gang schalten können.
Das ist toll? Naja, er muss ja nicht wissen, wie hoch das Getriebe dann auf der Autobahn dreht! 😉
Bevor er es am Ende heraus findet, mache ich schnell Thomas und Steffi das Angebot, dass wir uns wirklich erbarmen würden, ihr Wohnmobil zu übernehmen, wenn nur die Ausgleichszahlung an uns stimmt 😉
Wir würden ja auch nicht zu viel verlangen, aber immerhin dürften sie dann im Transitfrei- Mobil fahren!
Das sollte Ihnen doch schon ein paar Tausender wert sein, oder??? 😉

         
     „Einmal umsteigen bitte!“ Thomas und Steffi wechseln…           …ins Transitfrei- Mobil! Nur hereinspaziert, Anja wartet schon

         
     Das Wohnmobil unserer Freunde bleibt zurück…                        …zu viert im Transitfrei- Mobil geht es rüber nach Wetten

Um viertel vor eins treffen wir in Wetten ein und finden nach einem kurzen Verfahrer auch gleich den Einschiffpunkt direkt am Ufer der Niers.
Sofort pumpt Thomas das Boot auf, was ich mit geistreichen Kommentaren und einer kühlen Dose Cola in der Hand mental unterstütze.

         
     Hier soll es dann ins Wasser gehen…                                       Thomas und Steffi bauen ihr Boot auf

         
     Thomas pumpt, ich unterstütze mit guten Ratschlägen 😉          So, fertig! Steffi verlädt die Ausrüstung für unterwegs

Dann ist es soweit!
Thomas und Steffi wassern ihr Kajak exakt um 13:03 Uhr, was eigentlich mit einer zerschlagenen Flasche Sekt am Rumpf gefeiert werden müsste.
OK, streng genommen ist es für die beiden wohl nicht mehr die Jungfernfahrt, aber das von beiden berichtete Paddeln auf einem See sehe ich allenfalls als Generalprobe, aber nicht als wirkliche Feuertaufe für ein Flusskanu an.
Dummerweise haben die beiden nur ein aufblasbares Faltkajak, was das Zerschlagen einer Sektflasche am Rumpf wohl als sehr schwieriges Unterfangen darstellen dürfte.
Wahrscheinlich federt die Flasche beim Versuch zurück und knallt der Taufpatin volle Moppe vor den Schädel!
Aber dies wäre noch immer besser, als ein Boot mit starrem Rumpf, wo wahrscheinlich der Rumpf von einer anfliegenden Sektflasche komplett zerschlagen werden würde.
So oder so, die Sekttaufe entfällt entsprechend.
Schade…

         
     Das Kajak wird zu Wasser gelassen                                         Einsteigen und anschnallen bitte 😉

Thomas und Steffi paddeln zuerst ein kurzes Stück gegen die Strömung, damit wir ein paar Bilder der beiden machen können.
Sieht gut aus!
Und wenn so ein Faltkajak nicht so teuer wäre, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass ein solches Boot auch unser schnödes Schlauchboot ersetzen könnte.
Schon jetzt nehme ich mir vor, auf jeden Fall im kommenden Jahr mal mit den beiden den direkten Vergleich auf einem See zwischen Kajak und Schlauchboot zu treffen.
Vielleicht Edersee, Ulmbachtalsperre oder so, mal sehen.

Nachdem ich zahlreiche Fotos und Anja sogar kleine Filme von unseren „Leichtmatrosen“ gedreht hat, besteigen wir wieder unser Wohnmobil.
Für Anja und mich geht es nun mit dem Wohnmobil rüber nach Kevelaer, wo wir eine Runde spazieren gehen wollen.
Mit etwas Glück passt es dann zeitlich und wir treffen uns später am Wohnmobil von Thomas und Steffi wieder.

         
     Erst fahren die beiden ein Stück gegen die Strömung…             …dann wird gewendet und es geht mit der Strömung weiter

         
     Tschö ihr beiden, bis später!!! Winke-winke!                           Da paddeln sie dahin… Das Wetter könnte nicht schöner sein

Wir fahren rüber nach Kevelaer und steuern gleich vom Fleck weg den Bereich um den Bahnhof an.
Bei unserer Irrfahrt durch Kevelaer am Samstag haben wir dort noch die wahrscheinlich besten Parkmöglichkeiten ausgemacht.
Tatsächlich finden wir dort in einem hinteren Eck einen ausreichend großen Platz und stellen unseren Wohni dort ab.

         
     Wir parken etwas abseits am Bahnhof                                     Zu Fuß geht es weiter in die Stadt

Wenige Schritte später erreichen wir schon das Zentrum mit Fußgängerzone und sind überrascht, dass hier und heute, also an einem Sonntag, richtig was los ist!
Viele Menschen sitzen in Straßencafés, was ich ja noch verstehen kann, aber mindestens ebenso viele Menschen tragen Einkaufstüten, was auf geöffnete Geschäfte hindeutet.
Kaum erreichen wir die autofreie Einkaufsmeile, bestätigt sich der Verdacht. Locker die Hälfte der Geschäfte hat heute geöffnet!
Gleich zu unserer Rechten passieren wir einen Imbiss, der auch holländisches Softeis im Angebot hat. Da kann ich nicht vorbei marschieren und so gibt es erst einmal ein leckeres Eis, was in der warmen Sonne richtig gut schmeckt.

         
     Wir erreichen die Fußgängerzone                                       An Straßencafés finden sich alte Kaufmannshäuser im Kolonialstil

         
     Auch die Kirche ist vertreten                                                   Kirchturm in der Herbstsonne

         
     Die Straßencafés sind gut besucht                                           Wir flanieren die Einkaufsmeile entlang

         
     Mit einem lecker Softeis flaniert es sich gleich viel besser 😉      Erstaunlicherweise haben viele Geschäfte heute geöffnet!

Wir spazieren die Einkaufsstraße entlang und wundern uns ein wenig, was das Angebot in den Geschäften angeht.
Natürlich sind normale Geschäfte dabei, aber irgendwie ist hier alles ein wenig religiös, bzw. mindestens spirituell angehaucht.
Ich denke noch darüber nach, was hierfür die Ursache sein könnte, da erreichen wir eine Art bebauten Marktplatz.
Die Bebauung, die uns hier erwartet, lässt uns fast im alten Rom vermuten!
Überall um uns rund herum sind Kirchen!
Und nicht nur das, auch eine Art Schrein mit hunderten von Kerzen findet sich hier. Fast schon mystisch! Wäre es jetzt dunkel, wäre das mit den ganzen Kerzen bestimmt eine tolle Szenerie für einen Gruselfilm.
Neben dem voluminösen Kerzenschrein entdecken wir eine Gnadenkapelle.
Also so langsam wird es peinlich. Was ist denn hier los herrje?
Jetzt rächt sich, dass wir uns im Vorfeld nicht über die Stadt informiert haben und somit keinen blassen Schimmer haben, warum hier allerlei Religiöses dargeboten wird.
Was wir in der Einkaufsstraße schon gesehen haben, setzt sich hier mit voller Wucht fort.
Rund um das kirchliche Zentrum finden sich zahlreiche Einzelhandelsgeschäfte, die Kerzen in allen Variationen anbieten. Große, kleine, dicke, dünne, bunte, unifarbene, verzierte und einfache.
Dazu wieder jede Menge Holzschnitzereien, Jesus, Marienbildnisse, Heiligenfiguren.
Den Vogel schießt aber scheinbar ein Bekleidungsgeschäft ab, wo man Priester- und Geistlichengewänder bis hin zum Bischofsrock komplett mit Mitra und Bischofsstab bekommen kann.
Ja, das wäre ja was! Ich kleide mich da mal kurz ein und latsche dann hier als Bischof über den Platz!

         
     Schon komisch: Jede Menge Kerzenkästen                               Alle in einer Seitenwand der Kirche aufgestellt

         
     Zwischen den Bäumen versteckt sich eine Kapelle                    Hier sieht man sie deutlich besser

         
     Die Kapelle trägt eine goldene Inschrift                                    Vor den Kirchen sind Flaggen gehisst    

         
     Souvenirschop mal anders: Hier gibt es…                                 Bischofsgewänder!  😮   

         
     Schaufensterbummel mal anders: Heiligenfiguren…                  …Holzschnitzereien, Kerzen, kirchliche Bildnisse und mehr

Endlich entdecken wir das Geheimnis, was hier die Kirche so präsent wie fast nirgendwo anders werden lässt.
Kevelaer ist Walfahrtsort!
Eine pupsige Postkarte informiert uns, dass hier Mitte des 17. Jahrhunderts ein ärmlicher Kaufmann von einer Erscheinung den Auftrag bekam, an dieser Stelle eine Kapelle zu bauen.
Der gute Kaufmann hat zunächst gezögert, bis er bzw. seine Frau erneut eine Erscheinung hatte.
Nun, man tat wie aufgetragen und man begann hier eine Kapelle zu bauen.
Ach ja: Ob der Umstand, dass der Kaufmann zufällig ein Holländer war, hier in irgend einer Weise Einfluss gehabt hat, ist leider nicht verbrieft. 😉

Nun, der Grundstein war gelegt und nur wenige Jahre später wurde in der Synode von Venlo (auch wieder Holländer…) bestätigt, dass Kevelaer nun Walfahrtsort sein sollte.
Dies übrigens nach nur 2 Tagen Beratungszeit, was für die damalige Zeit wohl ungewöhnlich war.
Das Wunder nahm seinen Lauf. Buchstäblich.
Es wird von einigen Wunderheilungen berichtet, die noch im 17. Jahrhundert passiert sein sollen.
Mindestens vier weitere Wunder an geschundenen Pilgern sind aus dem 19. Jahrhundert verbrieft.
Schon interessant!
Heute in unserer Zeit pilgern jedes Jahr etwa 800.000 Besucher nach Kevelaer, was nun natürlich auch die Präsenz der vielen Menschen und des sagen wir mal „ungewöhnlichen“ Angebots an Souvenirs und Mitbringsel erklärt.
Die Besucherzahl ist insoweit beeindruckend, dass wohl die allermeisten davon in den Monaten Mai bis Ende Oktober stattfindet. Vom 1. November bis zum 30. April ist das Pilgerportal nämlich geschlossen.

Mit dieser Erkenntnis wirkt Kevelaer natürlich in einem ganz anderen Licht.
Auf der Suche nach weiteren religiösen Einflüssen spazieren wir nun deutlich aufmerksamer durch die Gegend und entdecken gleich darauf einen schön verzierten Arche- Noah Brunnen.
Besonders imposant, alle paar Minuten ergießt sich eine regelrechte Sturmflut über den Brunnen, was die Geschichte der Arche Noah sehr gekonnt in Szene setzt.
Um so interessanter ist ein Spruch auf dem Brunnen, der allen Menschen IN der Arche Rettung verspricht. Aber wenn ich mir dann mal das Wasserschauspiel so anschaue, hätten die kleinen Bronzefiguren, wenn es echte Menschen wären, bei der Sturmflut nicht wirklich eine Chance.
Ob und wenn ja was uns der Künstler hiermit sagen will, erschließt sich uns irgendwie nicht…

         
     Der Arche- Brunnen von Kevelaer                                           laut Inschrift sind alle IN der Arche gerettet…

         
     Plötzlich schießt das Wasser los!!  😮                                      Also wer da IN der Arche ist, hat m.E. schlechte Karten… :-/

Etwas anderes setzt sich aber auch in Szene, der holländische Einfluss.
Zum Glück aber nicht nur in religiöser Hinsicht, sondern auch in gastronomischer!
Denn das „Hollandia Pfannkuchenhaus“ bietet uns gleich das Beste, was Hollands Küche zu bieten hat.
Natürlich Frikandel Spezial mit Pommes!
Anja ist hingegen anderer Ansicht, freut sich viel mehr über die sehr reichhaltige Auswahl an herzhaften wie süßen Pfannkuchengerichten, die ebenfalls ein Aushängeschild der „niederländischen Edelgastronomie“ darstellen. 😉
Wir überlegen kurz, ob wir hier fix was essen sollen, wissen aber nicht, wie weit Thomas und Steffi sind und ob dies dann noch zeitig passt.
Kurzerhand rufen wir die beiden also an und erfahren, dass sie wohl gerade die ersten Häuser von Kevelaer passieren.
Hmm, da sind aber noch nicht sehr weit gekommen!
Spontan entscheiden wir uns für einen niederländischen Mittagssnack und machen Thomas am Telefon noch eine lange Nase, da er wie ich immer gern für eine echte Frikandel zu haben ist.
Tja, du musstest ja lospaddeln  ;o)

         
     Wir besuchen das Hollandia- Pfannkuchenhaus                         Bei 95 verschiedenen Pfannkuchen ist bestimmt was dabei…

Wir warten lang auf Pfannkuchen und Frikandel, was zweifelsohne daran liegt, dass der Laden nicht nur einen holländischen Namen trägt, sondern auch tatsächlich von einer Holländerin geleitet wird.
Zur Ehrenrettung des Hauses muss man aber sagen, dass man hier um die zahlreich angetretenen Gäste immer wohl bemüht ist.
Als wir dann endlich Pfannkuchen und Frikandel genießen können, sind fast 30 Minuten vergangen.
Viel zu lang.
Und als das Essen dann da ist, schmeckt es noch nicht einmal so gut, dass wir darauf gerne 30 Minuten gewartet haben.
Die Pommes sind ein wenig schwach und Anjas Pflaumenpfannkuchen sieht ein wenig angebrannt aus.
Schade.
Trotzdem lassen wir uns das Essen schmecken, wäre ja noch schöner.

         
     Anjas Pfannkuchen: Vielleicht einen Hauch zu braun…               Und meine Frikandel. Schmeckt ganz ok, fürs Geld geht´s

Da wir mit Essen bzw. mit Warten auf Essen viel Zeit verbraucht haben, eilen wir nach dem Mittagsnack sofort zurück zum Wohnmobil.
Kaum angekommen nehmen wir wieder Kurs auf den Anlegeplatz von Thomas und Steffi. Die beiden sind bestimmt schon da.
Wir folgen der Ortsbeschreibung von Thomas und kloppen die Daten ins Navi rein.
Irgendwie scheint die Adresse nicht so ganz zu funktionieren, denn wir kurven gute 20 Minuten durch Kevelaer, Kervenheim und in Richtung Weeze, obwohl der Anlegepunkt nur was um 4 Kilometer von Kevelaer entfernt liegt!
Am Ende navigieren wir ohne Eingabe eines Ortes oder einer Straße, zu sehr führt uns das Navi durch die Ortsschaften rund um Kevelaer. Wir schauen stattdessen auf der Kartenfunktion des Navis nach und folgen dort virtuell dem Flusslauf der Niers, bis wir kurz vor Weeze (dort vermutet Anja den Parkplatz) einen Flussbogen mit Brücke vorfinden, der in etwa mit den Bildern aus unserer Erinnerung zusammen passen könnte.
Und endlich, um kurz nach 3 erreichen wir das kleine Parkplatzareal, wo Thomas und Steffi bereits erfolgreich ausgeschifft haben.
Beide berichten von einer ganz tollen Bootstour und bedanken sich bei uns, dass wir sie an einem guten Startpunkt abgesetzt haben und die beiden so ideal mit der Strömung paddeln konnten.

         
     Wir kurven durch das Kevelaerer Umland, total verfahren          Endlich angekommen, das Wasser ist aber leer…

         
     …kein Wunder: Thomas und Steffi haben schon ausgeschifft      Gemeinsam stehen wir zusammen und schwatzen 😉

Beide berichten aber auch, dass man trotz Fahrt mit der Strömung ordentlich paddeln musste.
Tja, das wird wohl an diesem schnittigen Rumpf liegen!
Spontan bieten wir den beiden an, dass wir das Faltkajak übernehmen, dafür würden sie dann unser Schlauchboot mit der deutlich breiteren Auflagefläche auf dem Wasser übernehmen.
Damit ist das Treiben lassen bestimmt deutlich einfacher!
Ganz spontan lehnen die beiden allerdings überraschenderweise unser wirklich großzügiges Angebot ab und ich kann mir einfach nicht erklären, warum sie das tun 😉

Wir berichten von einem äußert schmackhaften Mittagessen in Kevelaer, was Thomas aber nicht davon abhält, uns noch ein wenig was vom gestern übrig gebliebenen Fleisch einzupacken.

An dieser Stelle endet übrigens unsere gemeinsame Ausfahrt!
Steffi und Thomas wollen gemächlich nach Hause fahren, unterwegs noch was essen.
Wir sind hingegen vom Mittagessen noch satt und wollen so langsam heim, da ja auch zuhause noch einiges an liegen gebliebener Arbeit auf uns wartet.
Und so verabschieden wir uns von Steffi und Thomas, bedanken uns für das wirklich tolle Wochenende und einen schönen Saisonausklang. Alle vier sind wir einig, dass wir dies unbedingt einmal wiederholen müssen.
Fast schon fest verabreden wir uns für das kommende Jahr einen See zu besuchen, der sowohl für Steffi und Thomas anspruchsvolles Paddeln ermöglicht, aber auch uns als Freizeitkapitäne mit dem Gummiboot ein wenig Spass garantiert.
Edersee werfen wir hierzu spontan in den Raum, was bei uns gleichermaßen auf Zustimmung stößt.
2011 wird es soweit sein!

Mit den besten Reisewünschen verlassen wir um 20 vor 4 den Platz und steuern die Landstraße mit dem Ziel Venlo an.
Zu unserer Überraschung sind heute eine Menge Sonntagsfahrer unterwegs, was das Fahren nicht gerade angenehm macht.
Wir schaffen es aber, uns zur A 61 an den Hutträgern und Schirmfahrern vorbei durchzuschlagen und sind um 16 Uhr auf der Bahn.

Die restliche Fahrt verläuft dann absolut ereignislos.
Um 16:40 Uhr verlassen wir die A 61 bei Bergheim wieder und sind wenige Minuten später zuhause.
Die wenigen Dinge, die wir nicht im Wohnmobil belassen können (also Sachen aus dem Kühlschrank und natürlich unsere Schmutzwäsche) packen wir schnell in einen Korb und das war´s dann auch schon.
Diese Reise ist zu Ende.

         
     Das war er wohl, der letzte schöne Herbsttag…                         …Wieder zuhause. Fein gemacht Wohni!  🙂

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