Kennt ihr den Film „Super- Stau“ mit Ralf Richter und Ottfried Fischer? Letzterer fährt in diesem Film ja ein Wohnmobil.
Genauer meine ich gleich zu Anfang des Films die erste Szene, wo um halb 3 in der Nacht der Wecker bei der bayerischen Familie Stockerer klingelt.
Ottfried Fischer pfeifft seine Frau an, sie solle gefälligst den Wecker „oauf Sieme!“ stellen (also auf 7), weil sie für diese Urlaubsfahrt zur Abwechslung mal „strategisch schlafen“. Und am Ende? Geht dieser Plan in die Hose weil sie halt im Stau stehen. Naja.
„Strategisch schlafen“, das haben wir uns für heute auch überlegt.
Auch unser Wecker klingelt, völlig strategisch übrigens auch so „uoam Sieme“ und nach einem mehrfach rumdrehen, kuscheln und ein letztes Mal die Vorzüge eines großen Bettes genießen stehen wir gegen halb 8 auf.
Sofort beginnen die letzten Vorbereitungen, gegen 9 Uhr wollen wir abreisebereit sein.
Ich schnappe mir unser Bettzeug, räume dieses sofort runter in den Alkoven. Lüften kann das im Treppenhaus und auf dem Weg zum Wohnmobil! 😀
Auf dem Rückweg gehe ich noch schnell zum Bäcker gegenüber und kaufe uns ein paar Frühstücksbrötchen, die wir nachher auf der Fahrt schmieren und dann zum Frühstück verspeisen können.
Anja hat zwischenzeitlich die letzten Anziehsachen und Klamotten akkurat im Türrahmen aufgereiht, stumm halten diese ihre virtuellen Bordkarten fürs Wohnmobil bereit.
„Alle die Sachen wollen mit?“
„Ja klar!“
„Äh, ich sag nur 2 Wochen!“
„Ja, eben!“
Und ich denke mal ohne jetzt ganz genau erläutert zu haben,  wer davon was gesagt hat, wissen unsere Leser ganz genau Bescheid. 😉
Mit einem Seufzer schnappe ich mir die Lebensmittel aus unserem Kühlschrank, nachdem wir die Sicherungen ausgesteckt und ein letztes Mal Fenster und Türen auf Verschluss geprüft haben.
Wir verabschieden uns von unseren beiden Katzen, wünschen ihnen 2 schöne Ferienwochen und sind um 20 vor 9 im Wohnmobil.
Ein letztes Mal kontrolliere ich den festen Sitz der Fahrräder, dann räumen wir den Kühlschrank ein und nehmen kurz darauf auf unseren bequemen Pilotensitzen Platz.
Wie schön! Wir haben Urlaub!
Kraftvoll startet Wohni und obwohl die Nacht sehr frisch, ja beinahe schon kalt war, springt der Motor ohne zu zucken sofort an.
Ruhig nagelt der Diesel sich kurz warm und versprüht sofort eine gewisse Kraft.
Naja, nicht wirklich ist diese „Kraft“ mit „Power“ gleichzusetzen. Es ist eher die „Kraft der Ruhe“, die uns kurze Zeit später auf der Autobahn empfängt. 😉

       
     So, letzter Checkup vor dem Start in den Urlaub! Räder sind italientauglich verladen und der Kühlschrank reisetauglich gefüllt.

       
Alle Systeme auf Go, vorglühen… 2tes vorglühen und dann los!      577km sind es bis zum heutigen Tagesziel. Auf gehts.

Wie erhofft, haben wir absolut freie Fahrt auf der A 61 in Richtung Koblenz und können die ersten 20, 50 und 100 Kilometer Strecke angehen, ohne auch nur ein einziges Mal Bremsen oder auf den Verkehr achten zu müssen.
Perfekte Hörbuchzeit!
Aus einem bunten Strauß haben wir uns für eine passende Gelegenheit wie diese gleich mehrere Bücher besorgt.
Alle sollen hierbei möglichst einfach zu hören sein und keine schwere Geschichte beinhalten, die sich über mehrere CDs zieht.
Den Anfang macht Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht von Dieter Moor.
Die Geschichte handelt dabei von einem Schweizer Bauern, seiner österreichischen Frau und deren gemeinsamer Versuch, in Ostdeutschland, genauer im Dörfchen Amerika, einen alten Bauernhof zu kaufen und genau dort freiwillig ihr Leben zu verbringen. Also ein Ort, wo so manch anderer lieber Reißaus nimmt und flüchtet.
Allerlei skurrile Sachen passieren den beiden dabei bei ihrem Neuanfang, was wir natürlich ungeheuer komisch finden.
Ganz besonders lachen muss ich dabei immer wieder über „den kleinen Schweizer“, einer Art „innerer Stimme“ des Erzählers, der sich sehr oft in die Geschehnisse seines Charakters einmischt und seinen Senf aus bester Schweizer Sicht zur Geschichte gibt!
Ehrlich, offen, herzlich, erfrischend, so kann man diese Geschichte beschreiben.
Wir tauchen regelrecht ein in das Leben auf einem ostdeutschen Bauernhof mit all seinen Problemen und seinen Herausforderungen, sodass uns weder die Holperpiste auf der A 61 zwischen Stromberg und Ludwigshafen, oder ein kleiner Stau von gut 20 Minuten Dauer auf der A 5 wegen einer bekloppten Baustelle etwas anhaben kann.
Nur vom Zuhören der Geschichte bekomme ich Lust, es auch mal als Landwirt und Bauer zu versuchen, so traumhaft beschreibt Dieter Moor das Leben in und mit der Natur.

       
Ein Hörbuch können wir schlecht fotografieren.  😉                  Wohl aber die äußeren Umstände! Eine völlig freie Autobahn 🙂

       
    Eine kleine Pause muss auch mal sein. Wir liegen gut in der Zeit, da können wir uns auch mal einen Snack ohne Fahren leisten.

       
    OK, ok. Auch ein kleiner Stau gehört zum Urlaub dazu.              Ja und Baustellen natürlich. Muss ja.

       
14 Uhr, München, Ulm und Stuttgart, eindeutig Süden               16 Uhr! Auch ohne Rasthof freuen wir uns übers „Allgäuer Tor“

Viel zu schnell geht die Geschichte vorüber, sodass wir noch vor Erreichen des Allgäus gegen 16 Uhr schon ohne Hörbuch dastehen! Schade.
Aber ein neues Hörbuch fangen wir jetzt auch nicht mehr an, zumal wir ja dann zwangsläufig auf dem Rückweg kein Hörbuch mehr hätten. Aber auch ohne Hörbuch ist die Fahrt angenehm.
Anja hat aus dem Kühlschrank den Rest eines gestern Abend nicht aufgegessenen Salats geholt,  den wir uns nun teilen und dabei das Panorama auf das Allgäu genießen.
Wow, sieht das toll aus!
Da weißt du wirklich, dass du auf dem Weg in den Süden bist und nur noch die Alpen dir im Weg stehen.
So ähnlich wie wir muss sich seinerzeit Hannibal gefühlt haben, als er mit seinen Elefanten über die Berge in Richtung Rom gezogen ist und auch wir haben mit unserem Wohnmobil ja in gewisser Weise „unseren Elefanten“ dabei. 😉

       
    Da sind sie!!!! Die Alpen voraus! Der Süden lockt 🙂                  So, runter von der Autobahn und „aufi auffn Berg“

Gegen 20 nach 4 geht es bei Oy schon runter von der Autobahn.
Unser Navi kennt nämlich einen kleinen Bypass zur A 7, der uns nun etwa 30 Kilometer durch das Allgäuer Land und durch Oberbayern führen wird.
Wir sagen nicht nein zur kleinen Abkürzung, auch wenn wir dadurch bestimmt ein wenig Zeit verlieren, wenn wir nun durch die Dörfer tingeln.
Lohnt sich aber, denn die Fahrt über das schöne grüne bayerische Land ist ideal geeignet, um sich in Urlaubsstimmung zu bringen.
Endlich geht es langsamer vorwärts, endlich bekommen die Augen Abwechslung vom Einheitsgrau der Autobahn präsentiert.
Fast schon vorsichtig tasten wir uns durch urtypische bayerische Städtchen mit Zwiebelkirchtürmchen, kleinen Landhäusern, Holzscheunen und mit Löwenzahn gesäumten saftgrünen Wiesen.
Noch halb im Gedanken an das vom bäuerlichen Leben bestimmte Hörbuch sehen wir die Scheunen und Wiesen natürlich heute mal mit dem Auge des Bauern.
Ob das alles fürs Heu machen gedacht ist?
Ist doch ungewöhnlich, dass die ganzen Felder nicht bestellt sind, sondern sich über weite Teile unbestellt durch die Landschaft ziehen:

       
    Jetzt geht es durch idyllische Bayern übers Land. Rechts und links wechseln sich Berge, Felder und kleine Städtchen ab.

       
    Vor uns voraus die ersten deutlich steileren Berge mit Schneespitzen, an denen sich die Wolken kratzen können.

       
   Aber auch ohne Berge mit Schneekuppe erfreuen wir uns an den Ausblicken die das bayerische Allgäu zu bieten hat.

Um viertel vor 5 erreichen wir den Rand von Füssen und entdecken sogleich die Beschilderung für die beiden großen hier verfügbaren Wohnmobilstellplätze direkt am Stadtrand.
Natürlich wäre es auch ohne Schilder gegangen, unser Navi kennt ja den Weg, aber es beruhigt doch mit einer so guten Beschilderung nicht unvermittelt und unbeabsichtigt in einer Sackgasse oder so zu landen.
Kurz darauf erreichen wir die „Abt Haffner- Straße“, wo sich bei Hausummer 1 und 9 gleich 2 Wohnmobilstellplätze finden.
Den ersten Platz am Movera- Campinghändler beäugen wir, rollen dann aber erstmal weiter geradeaus, um uns auch den anderen noch anzuschauen.
Der zweite Platz, der schon im Vorfeld mit reichlich Werbung auf sich aufmerksam macht, um als hinterer der beiden Plätze ja nicht unbeachtet zu bleiben, entpuppt sich als deutlich größeres Areal und hält sogar noch ein Ausweichparkareal vor. Spontan gefällt der uns ein bisschen besser, zumal er ja auch etwas weiter weg von der Hauptstraße ist. Ich mag´s ruhig 🙂
Und da aber auf dem Hauptareal noch einige Plätze frei sind, steuern wir gleich den Hauptparkplatz mit Versorgungshaus, Gaststätte, Rezeption und vor allem der WC-/Duschkabine an. Hier bleiben wir!

        
    Hervorragend ausgeschildert! Die Wohnmobilstellplätze von Füssen. Am ersten (beim Movera) fahren wir vorbei…

       
    Wir nehmen den hinteren Wohnmobilstellplatz in der Abt-Haffner-Straße in Füssen. Hier ist´s geräumig.

Wir rollen auf den Platz und entdecken gleich die Platzregel.
1. Ankommen, 2. Parken, 3. Bezahlen. Ja, das passt und gefällt uns.
Wir drehen eine Runde über den Platz und müssen zu unserer Überraschung feststellen, dass weit über die Hälfte der von uns von außen noch als frei eingestuften Parzellen mit einem Schild als „reserviert“ gekennzeichnet sind!
Oh- weia!
Einige wenige Plätze sind aber doch frei, sodass wir bei der zweiten Runde zuerst einen Platz und dann doch unsere finale Parzelle 25 in der hinteren Ecke ansteuern.
Lieber etwas abseits, wir haben es gerne ruhig…

Kaum angekommen kümmern wir uns um die „Essentials“, also die wichtigsten Dinge für die Bordversorgung.
1 Euro in den Stromkasten liefern 1,6 kwh, unser Nachbar erklärt uns freundlicherweise kurz die Funktionsweise der Stromboxen, was aber auch die im Stromkasten übergroß hängende Anleitung getan hätte. Egal, wir Wohnmobilfahrer sind untereinander nunmal gerne hilfsbereit, freundlich und stets kommunikativ. 😉

       
    So! Angekommen und im hinteren letzten Eckchen eingeparkt. Hier ist ruhig und wir haben sogar ein Stückchen Wiese.

       
    Erste Amtshandlung nach der Ankunft: Strom einstecken! Gegen klimpernde Münze gibt es Saft aus dem Kabel

       
Fertig! Komm Schatz, wir starten mal zu einer kleinen Platzrunde!   Tschüss Wohni, bis gleich!! 🙂

Sofort nach dem Bereitstellen von Strom drehen wir gemeinsam eine Runde über die Anlage.
Ein erster prüfender Blick gilt natürlich den sanitären Einrichtungen.
Aber hier gibt es mal überhaupt gar nichts zu meckern, alles ist piccobello tiptop in Ordnung!
Und mit 2 Duschen und 3 Klokabinen für die Herren (wie auch in gleicher Anzahl für die Damen) sind sogar die Kapazitäten gegeben, wenn mehr wie 2 Camper gleichzeitig duschen gehen wollen.
Da haben wir auf größeren Campingplätzen schon weniger Duschen vorgefunden!
Wir sind mit dem Platz hier jedenfalls sehr zufrieden und teilen gerne ein paar Bilder mit euch, falls ihr auch mal mit dem Wohnmobil nach Füssen fahren wollt und dort einen schönen Wohnmobilstellplatz sucht! Schaut mal, so schaut es hier aus:

       
    Das wichtigste Element für Wohnmobilcamper: Wie ist die V/E mit Frisch- und Abwasser? Hier ist alles prima!

       
    Das „stille Örtchen“ mit ordentlichen Duschen und gepflegten Toilettenräumen! Hier kann man sich wohlfühlen

       
    Einige weitere Serviceeinrichtungen wie hier zum Waschen und Spülen stehen ebenso bereit, wie die große Info- Tafel

       
    Zwar ist der Preis wohl nicht mehr aktuell aber gut zu wissen, dass es hier Gas oder auch Tauschbücher gibt

       
    Hier nochmals der Platz, das Holzhäuschen beheimatet auch eine kleine Imbissbude mit Panoramablick in die Berge.

Zufrieden mit unserer Wahl für den Wohnmobilstellplatz für die Nacht spazieren wir rüber zur Rezeption und entdecken, dass diese noch gar nicht geöffnet hat.
Am Abend eine Stunde, genauer zwischen 18 und 19, sowie am Morgen zwischen 8 und 9 Uhr kann man seine Übernachtung bezahlen.
Da wir keine Lust haben, bis 19 hier zu warten, entscheiden wir uns für die Zahlung morgen früh und machen uns stattdessen lieber fertig für einen kleinen Stadtbummel.
Wir überlegen kurz, ob wir dafür die Räder abschnallen sollen.
Aber die sind ja eigentlich schon fix und fertig „Italien- freundlich“ mit Warntafel verladen, also gehen wir doch zu Fuß…

Der Weg in die historische Altstadt zieht sich ein wenig!
Wäre vielleicht einfacher gewesen, erst mit dem Wohnmobil in die Stadt zu fahren, schön spazieren zu gehen und dann lecker irgendwo was zu essen, bevor wir unsere endgültige Parkposition für die Nacht auf dem Stellplatz eingenommen hätten.
Fast könnte man sich bei dem Gedanken dann auch auf die Zunge beißen, wenn da nicht die Beschilderung rund um die historische Altstadt von Füssen wäre.
Eigentlich jeder Parkplatz ist als „nur PKW“ gekennzeichnet, für Wohnmobile besonders geeignete Parkplätze tragen darüber hinaus sogar ein „Wohnmobil verboten“ Piktogramm!!
Scheinbar möchte man die dicken weißen Bomber wirklich lieber auf den kostenpflichtigen Stellplätzen sehen, als in der Stadt. Probiert es also erst gar nicht mit dem Wohnmobil noch näher ans Zentrum von Füssen heran zu kommen, eigentlich alles, was als Parkplatz (auch nur für einen Tagesbesuch) nutzbare wäre, ist mehr oder weniger ausgegrenzt oder gleich ganz verboten.
Muss man akzeptieren und stattdessen sind wir zufrieden, dass wir mit den beiden großen Wohnmobilstellplätzen ja auch ausreichend versorgt sind.
Grob über dem Daumen gepeilt würden wir sagen, dass hier locker 100-120 Wohnmobile auf beide Stellplätze verteilt unterkommen können!
Allerdings muss man sagen, dass obwohl wir noch gar nicht richtig Saison haben, sind beide Plätze eigentlich schon recht ordentlich besucht! Da ist nur klar, dass man dies einerseits kommerziell nutzen möchte und andererseits wird klar, dass die kleinen Parkplätze drumherum schnell mit Wohnmobilen wild vollgestellt wären, wenn das Parken dort erlaubt wäre. Der Unmut der Anwohner und übrigen Gäste wäre uns sicher. Nee, da passt das schon mit den Wohnmobilstellplätzen, auch wenn es zu Fuß wirklich etwas weit ist und man doch arg laufen muss.

       
    Den ersten Wohnmobilstellplatz passieren wir und wollen euch auch davon wenigstens 2 Bilder zeigen. Hier kann man auch stehen.

       
    Im ganzen Areal findet sich alles! Obi, Lidl, Aldi, ein Tierarzt, Fressnapf ein Bäcker (2tes Bild) und noch einiges mehr.

       
    Allerdings sind die Parkplätze deutlich für Wohnmobilgäste abgegrenzt! Entweder durch Schranken oder Verbotsschilder

       
    Jetzt spazieren wir mal Richtung Füssen im Allgäu!                     Laut Schild sind es etwa 1,6km. Kleiner Fußmarsch. Puh!

       
Ist ja nett anzuschauen die Abendidylle neben der Landstraße.   Übrigens auch hier: Parkverbot für Wohnmobile

Wir erreichen gegen 20 vor 6 die historische Altstadt von Füssen.
Keine Frage, die Architektur ist vom Feinsten und auch gleich das erste, was uns ins Auge springt.
Herrliche Erker, Fachwerk, Verzierungen, bunte Spitzdächer, alles ganz phantastisch!
Aber so schön die Altstadt mit ihrem Fachwerk, ihren Verzierungen und ihren bunten Spitzdächer auch ist, für unser Auge zählt im Moment NUR ein leckeres urtypisches bayerisches Restaurant zu suchen, um uns lecker für ein gemütliches Abendessen nieder zu lassen!
Darauf freue ich mich schon, seit wir von Daheim abgefahren sind.
Ein leckeres Knödelgericht, idealerweise mit Schweinebraten, das wärs!

       
    Wir erreichen die urbayerische Altstadt von Füssen                    Hier werden wir jetzt eine Runde bummeln…

       
    …und mal gucken, ob wir irgendwo was zu Essen finden!           Eine Leberkässemmel wäre was! Die Metzgerei hat aber zu 🙁

       
Überhaupt wirkt die Hauptstraße an diesem Abend recht leer und auch die Straßencafés umweht ein Hauch von Ginsterbüschen

Tatsächlich finden wir nach dem Durchstreifen einiger Gassen den Gasthof „zur Krone“, der uns sofort mit mittelalterlichem Charme empfängt.
Die Speisekarte ist auf „altdeutsch“ geschrieben, berichtet von Erdäpfeln, zahmer Sau und gegrilltem Federvieh.
Hui, das ist ja ein toller Zufall!
Noch vor einigen Tagen waren wir ja mit dem Wohnmobil in Ostdeutschland unterwegs und haben das Restaurant „Eisenacher Hof“ über den Klee für sein mittelalterliches Ambiente gelobt.
Zurecht natürlich, denn es hat uns dort nunmal gut gefallen!
Nun hier in Bayern, wo man doch eh schon etwas urtypische und auch altertümlich- traditionelle Küche erwartet, auch noch ein Restaurant mit mittelalterlicher Ausrichtung zu finden, ist schon eine tolle Sache!

       
    Der satte König auf dem Weinfass und dazu eine einladende Speisekarte vor der Tür? Das sagt uns zu!

       
Und drinnen? mittelalterliches Ritterambiente! Das gefällt uns!   „Der Brauch erlaubt es mit Finger und Dolch zu speisen“. Jaaa!!

Natürlich gehen wir rein und müssen fast wieder rückwärts raus, der Laden ist gut voll, püh!
Gerade mal ein einziger Tisch ist noch frei, an dem wir Platz nehmen dürfen.
Und dann sind wir auch schon drin im mittelalterlichen Gelage!
Auch hier wird das Met in Trinkhörnern serviert, auch hier bekommen wir unsere Cola in Tonkrügen.
Allerdings fehlen dann doch ein paar ganz kleine Details, um das Mittelalterfeeling perfekt zu machen.
Wir wissen ja nun von unserem Besuch im Eisenacher Hof, wie es sein sollte.
Zum einen fehlt die Musik, stattdessen wird die Gaststube durch die Gespräche der Mitmenschen erhellt.
Dann fehlen die vielen rußgeschwärzten Kerzen, die als einzige Lichtquelle den Raum erhellen sollten.
Dafür aber punktet das Essen!
Mein bestellter Schweinebraten ist *SAU*-lecker!
Gut gewürzt, gute Sosse dazu und sogar 3 Knödel (hab nach einem Extra- Knödel gefragt 😉 auf dem Teller, da werde ich pappsatt!
Auch Anjas Grillhähnchen kann sich sehen lassen, hat eine richtig schöne goldbraune knusprige Haut.
Mjam!

       
    Welch fürstlich´s Mahl das Aug entzückt! Lecker Braten und goldgelbes Federvieh zu uns´rer Gunst auf dem Teller weilt 🙂

Ach ja, ein ganz großes „Respekt“ an Koch und Bedien… *äh*, wie meinen natürlich den Mundschenk und das Schankweib! Denn die beiden stetig wuselnden und um das Wohl der Gäste besorgten Gastgeber sind nur sehr aufmerksam, sie sprechen auch unglaublich viele verschiedene Sprachen!
Da wäre natürlich Deutsch, dann Bayerisch 😉 und, so nah an Tirol, natürlich auch Italienisch. Englisch wird auch wie selbstverständlich gesprochen und sogar russisch ist dabei!
Auch die Karte gibt es in mehreren Sprachen und je mehr wir in die Gespräche von den anderen Tischen eintauchen wird klar, wie wichtig das wohl auch zu sein scheint!
War uns beim Spaziergang durch Füssen selbst gar nicht so sehr aufgefallen!
Alle Werbetafeln, alle aufgestellten Schilder, Papptafeln usw trugen allein deutsche Aufschrift. Wäre Füssen aber deutlich internationaler ausgerichtet, würde zum Beispiel der angepriesene Eisbecher oder das Jägerschnitzel nicht nur in Deutsch, sondern mindestens auch in englischer Sprache angeboten werden. Ist aber nicht der Fall!
Umso erstaunter sind wir nun, dass neben Italienern und Engländern nebenan zum Beispiel auch Polen, Russen und sogar ein paar Finnen sitzen.
Die Erklärung für dieses multinationale Publikum fällt uns natürlich sofort ein: Neuschwanstein!
Kauft man sich einen Bildband von Deutschland im Ausland, wo vielleicht nur 5 oder 7 Fotos der schönsten Sehenswürdigkeiten drin abgebildet wären, Neuschwanstein wäre auf jeden Fall mit dabei!
Es bedient ganz einfach das Bild und Klischee von uns Deutschen im Ausland.
Kitschiges Schloss, Kuckucksuhren, Lederhose,  Bier in Bierkrügen und Federhütchen.
Das wollen ausländische Touristen in Deutschland sehen, genau deswegen kommen sie hierher und genau diese Erwartungshaltung erfüllt das Märchenschloss Neuschwanstein.

Satt und kugelrund verlassen wir gegen viertel vor 7 das Restaurant wieder.
Zum Schluss wurde es uns ehrlich gesagt aber auch einfach zu voll.
Was mir nicht so gut gefallen hat war, dass der Kellner (auch hier ein Mundschenk im mittelalterlichen Kostüm) fremde Leute an unseren Tisch gesetzt hat, während wir noch am Essen waren.
Kommen Gäste zeitgleich, hätte ich nicht so ein Problem damit.Dann kann man beim gemeinsamen Warten ja auch ein wenig ins Gespräch kommen.
Aber während wir essen, schauen einem die wartenden Gäste doch nur gierig auf den Teller irgendwie, das fanden wir dann doch unschön. Hauptsache der Wirt macht Kasse, ist klar.
Zum Glück waren wir fast fertig, von daher war es nicht ganz so schlimm.
Die Preise waren übrigens sehr human!
Knapp über 25 Euro für ein fürstliches leckeres Mahl, das ist schon vorbildlich!

Einen kleinen Spaziergang durch die Gassen bis zur nächsten Eisdiele machen wir noch, dann geht es auf dem direkten Weg zurück zum Stellplatz.
Wie gut, dass wir etwas mehr als 1,6 Kilometer dafür zu laufen haben, da trainieren wir das fette Abendessen gleich wieder zu großen Teilen ab 😉

Zurück am Wohnmobilstellplatz schauen wir noch kurz, ob die Rezeption vielleicht noch geöffnet ist.
Eigentlich soll sie ja nur bis 7 auf sein, da aber noch Licht brennt, haben wir vielleicht Glück.
Tatsächlich hat die Rezeption noch geöffnet, wir können uns noch anmelden und gleich zahlen.
12,50 € müssen wir bezahlen, was aber in Anbetracht der campingplatzähnlichen Ausstattung nicht zuviel ist, zumal ja auch noch die Kurtaxe von 1,60 € pro Person darin enthalten ist.
Ich will gerade bezahlen, da bekommen wir noch die Möglichkeit auf einen Gewinn!
Es sind nämlich gerade Glücksradwochen hier auf dem Stellplatz.
Kleine Gewinne wie ein Betthupferl oder einen Rabatt auf die Übernachtung können wir uns nun erdrehen.
Nette Idee, das machen wir gerne!
Anja spielt unsere Glücksfee, dreht schwungvoll am Rad.
Erster Versuch: Nochmal drehen, ein Freiwurf!
OK, nochmals Schwung holen und ab geht die Luzie!
Und beim zweiten Dreh haben wir tatsächlich Glück, bekommen 50 cent auf die Übernachtung als Rabatt. Nett!
12 Euro zahlen wir also nur und spazieren dann zufrieden zurück zum Wohnmobil.

       
    Am frühen Abend sind wir wieder am Stellplatz von Füssen.        Anja als „Maren Gilzer“, dreht unser Glücksrad.

Am Wohnmobil angekommen richten wir uns für den Abend häuslich ein.
Ich schnappe mir den Laptop, um mal für den morgigen Besuch des Schlosses Neuschwanstein die besten Möglichkeiten zusammen zu tragen. Anja packt hingegen ihre Duschsachen zusammen.
Und während Anja duschen geht, fische ich die weitere Informationen aus dem Internet.
So finde ich heraus, dass wir vom Füssener Bahnhof einen Bus nach Hohenschwangau nehmen können. Dieser Bus vom Regionalverkehr Oberbayern fährt in 8 Minuten vom Bahnhof Füssen bis nach Hohenschwangau.
Blah.
Dort können wir dann den etwa 30-40 minütigen Fußweg zum Schloss angehen, für 6,- € die Pferdekutsche zum Schloss nehmen, oder für 1,80 € einen Bus zur Marienbrücke nehmen, von der aus man einen schönen Panoramablick auf das Schloss Neuschwanstein haben soll.
Von der Brücke aus wären es dann noch 600 Meter bis zum Schloss.
Naja, geht ja wohl.
Blah-Blah.
Die Alternative vom Wohnmobilstellplatz mit den Rädern nach Hohenschwangau zu fahren verwerfen wir. Knapp 7 Kilometer wären pro Richtung zu bestreiten, dafür sind wir ganz ehrlich gesagt zu faul. 😉
Aber vielleicht nehmen wir die Räder für die Fahrt zum Bahnhof. Der Marsch in die Altstadt (beim Bahnhof) hat sich vorhin doch gezogen.
Als letzte Möglichkeit bliebe noch den Stellplatz von Füssen früh zu verlassen und einfach mit dem Wohnmobil nach Hohenschwangau zu fahren.
Allerdings entdecke ich auf der Webseite die Info, dass Wohnmobile mit 7,50 Euro Parkgebühr belegt werden.
5,- € für PKW ist mir eigentlich schon zu teuer, aber 7,50 für ein einfaches Tagesparkticket?
Puh!
Blah-Blah-Blah, hahaha!
Jetzt reicht es aber! Schon als wir aus der Stadt zurückgekommen sind, haben mich unsere Nachbarn gestört.
Zu viert sitzen sie unmittelbar zwischen ihrem und unserem Wohnmobil an einem runden Tisch.
Und babbeln.
Über Fukushima, über Stellplatzgebühren, über Politik, aber vor allem quer und durcheinander.
Dabei erreichen die Damen wie die Herren in einem gemeinsamen Geschnatter LOCKER einen Geräuschpegel, der einer 20- Mann Party oder (was ein noch besserer Vergleich ist) einer Horde schnatternder Enten im Dorfteich!
Und jedes Mal zerrt mich das abrupte Lachen dann mehr wie einmal aus dem Gedanken.
OK, ich kann es ja verstehen.
Man trifft sich ja auch auf einem Stellplatz mit Freunden und mag am Abend vielleicht noch ein wenig draußen sitzen.
Aber wenn wir sowas machen, dann sitzen wir wenigstens zwischen unseren eigenen Wohnmobilen und nicht unmittelbar neben einem benachbarten fremden Fahrzeug! Das geht gar nicht.
Der ganze Platz ist gegen halb 10 in eine regelrechte Ruhe versunken, was ich bei einem kleinen Rundgang nach einem Besuch der Toiletten festgestellt habe.
50 Wohnmobile und bei allen ist Ruhe!
Außer neben uns, unsere Nachbarn sitzen mit unglaublich hartem Sitzfleisch weniger als 60 Zentimeter von unserer Sitzgruppe entfernt und besprechen weiter die Themen dieser Welt.
Ein Glück, dass sie das Geklimpere meiner Laptop- Tastatur dabei nicht stört.
*grummel*

Aber immerhin, sie halten sich an die Nachtruhe.
Hurra.
Wir sind nunmal in Deutschland.
Da kann noch so sehr auf Deutschland, seine Mentalität und seine Regeln drauf geschimpft werden, gegen 22 Uhr kehrt nebenan tatsächlich Ruhe ein und die Stühle wie der Tisch werden zusammen geräumt.
Und dies, ohne das jemand was sagen muss. Das versöhnt mich wieder ein wenig mit den Kollegen.

Ich tippe noch relativ lange (und dank der Ruhe nun auch deutlich konzentrierter) bis etwa viertel vor 11 am Reisebericht, während Anja schon im Alkoven verschwunden ist.
Ich mag unbedingt den heutigen Tag fertig schreiben, damit ich den Anschluss nicht verpasse und im Nachgang zu unserer Reise nicht wieder so viel Zeit vergeht, bis wir den Bericht einstellen können.

Gegen 11 geht es dann aber auch für mich ins Bett, zufrieden bette ich meinen brummenden Schädel (die Fahrt war doch sehr anstrengend) in mein Alkovenkissen neben Anja.
Alles in allem war dies ein wirklich gelungener Start in den Urlaub.
Das Wohnmobil läuft prima, wir haben die ersten knapp 600 Kilometer zurückgelegt und alles ist gut.

    Wohnmobil bei Nacht auf dem Wohnmobilstellplatz Füssen
    So, gute Nacht ihr Lieben! Schlaft gut und träumt schön! Morgen geht es weiter in und durch die Alpen! 🙂

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