Einen Wecker haben wir uns für 6 Uhr gestellt und sind auch tatsächlich aufgestanden!
Nach dem Aufstehen packen wir noch ein paar der gestern von Anja mühsam gebügelten Klamotten zusammen und räumen unseren heimischen Kühlschrank leer. Was da ist, nehmen wir heute mit an den Bodensee!

Vorkühlen brauchen wir unseren Kühlschrank im Wohnmobil übrigens nicht und das haben wir auch nicht gemacht.
Denn obwohl unser Kühlschrank nach unserer Schüttelaktion im letzten Jahr wieder etwas an Kühlleistung eingebüsst hat (vielleicht durch die Winterpause?) kühlt er eigentlich vom Fleck weg auf 12V so gut, dass wir innerhalb einer Stunde den Innenraum komplett kalt haben.

Wie immer sind wir ein eingespieltes Team, Anja lädt unsere Klamotten in die Schränke und verstaut die letzten Lebensmittel, ich überprüfe ein letztes Mal die Bordtechnik und mache unser Hörbuch startklar (dieses Mal: Der Schwarm von Frank Schätzing).
Das hat nichts mit „Ich lasse Anja alles alleine machen“ zu tun, sondern ist im Endeffekt die beste und effizienteste Lösung.
Ist einfach besser so, 2 Personen würden sich wuselnd und ladend im Wohnraum nur gegenseitig im Weg stehen, das haben wir schon durch…

Während ich bereits meine Position auf dem Pilotensitz eingenommen habe und die Startcheckliste durchgehe, spielt Anja mal wieder die äußerst attraktive Stewardess und überprüft, ob alle Stauklappen geschlossen, die Sitze in einer aufrechten Position und die Tischchen hochgeklappt sind 😉

         
fertig zum Start…  (ein Wetter zu abhauen…                      …die attraktive Stewardess prüft die Staufächer 😉

Ja und dann geht es auch schon los.
Schon komisch. Ich meine früher war das immer ein total erhebender Moment, wenn es dann endlich los ging.
Besonders die ersten Meter. Noch liegt alles vor einem, die ganze Reise mit all ihren Abenteuern und Herausforderungen und wir wissen nicht, was uns hinter der nächsten Kurve erwartet.
Nun ist im Moment davon kaum etwas spüren.
Vielleicht liegt es daran, dass wir in diesem Monat überproportional unterwegs waren oder es liegt daran, dass wir schon ein Stück weit wissen, wo wir hinfahren und was uns da in etwa erwartet.
Immerhin haben wir in dem uns übersandten Einladungsschreiben und dem beigefügten Programm des Hymer-wird-50- Events schon einiges an Informationen entnehmen können.
Vielleicht auch ein bisschen von beidem…

Gegen kurz vor 10 rollen wir vom Platz und machen uns sogleich auf in Richtung Bergheim, denn vor dem Sprung auf unsere Reise- und Flughöhe ist noch ein kurzer Zwischenstopp beim Finanzamt Bergheim eingeplant, wir müssen noch unsere Steuererklärung einwerfen 😮

Wenn wir schon in Bergheim sind, dann können wir uns auch noch fix was zum Frühstücken vom Bäcker besorgen, denn heute früh haben wir diesen Punkt diskret ausfallen lassen.
Ein paar Brötchen und ein süßes Teilchen (das ist ein Gebäck, auch Plunder genannt) später sitzen wir bereits wieder im Wohnmobil und machen uns endlich auf den Weg in Richtung Bodensee.

Sorgen macht uns allerdings das Wetter. Schon den ganzen Morgen ist es merkwürdig dunkel am Himmel, wir erwarten eigentlich jeden Moment, dass es richtig kräftig anfangen wird zu regnen und vielleicht sogar zu hageln.

         
Schon mal so´n Wetter gesehen?…                                     …Klar, aber auch mittags um halb 11 ???      😮

Dann, auf dem Weg zur Autobahn, wird es plötzlich so dunkel am Himmel, dass man meinen könnte es wäre 22 Uhr abends. Bedrohlich von vorn zieht eine dunkle Wolkenwand auf, die alles Licht unter sich verschluckt und begräbt.
So ein imposantes Naturschauspiel haben wir beide noch nie gesehen!
So schwarz und dunkel, so eindrucksvoll und gleichzeitig beängstigend, unglaublich!
Wenn es sonst dunkel am Himmel wurde und sich Regen ankündigte, dann kann man schon mal an der Schwärze der Wolken erkennen, was uns da „von oben“ blüht.

Aber wenn ich nun in den Himmel gucke und dies mit den bisherigen Wolken / Regenverhältnissen vergleiche, dann müsste eigentlich genau jetzt der Moment für eine neue Sintflut gekommen sein.
Können wir unser Wohnmobil als Arche verwenden? Gibt es irgendwo einen Schalter, wo man den (hoffentlich) schwimmenden Holzaufbau vom Basisfahrzeug lösen kann?
Wenn nein wäre es echt an der Zeit ein solches Gimmick ins Fahrzeug einzubauen, denn es ist pechschwarz von oben. Jeden Moment erwarten wir eigentlich eine zerstörerische Naturgewalt von oben.

         
Stockfinster auf dem Weg zur Autobahn…und auf der BAB… …so finster wie da wo sonst auch kein Licht hinkommt   😉

Einige Fahrzeuglenker haben wohl aus Vorsicht bereits auf dem Seitenstreifen angehalten, andere setzen ihre Fahrt mit deutlich reduzierter Geschwindigkeit fort.
Auch wir blicken mehr sorgenvoll zum Himmel, als auf die Straße und kriechen in Richtung Autobahn. Ob das ein schlechtes Omen ist?
So eine Art Warnung oder ein grauenvolles Vorzeichen?
OK, man das so oder so sehen, Anja sieht es lieber so, soll heißen sie ist der Meinung, dass dies ein positives Zeichen ist, dass wir schleunigst zum Bodensee düsen sollten.

Zu unserem Glück bleibt es trocken und es fällt aus dieser mächtigen Naturgewalt nicht ein einziges Regentröpfchen.
Schon komisch!
Die ungewollte „Nachtfahrt“ bleibt uns selbst auf den ersten Kilometern auf der Autobahn A 61 nicht erspart.
Erst in Höhe Türnich (nach einigen Kilometern) löst sich das drohende Unheil von oben auf.
Dort fängt es dann auch ein wenig an zu regnen.

         
Endlich wird es heller…                                                 Regen ist ja nicht schlimm, aber das gruselige Dunkel eben?

Das macht aber auch nichts, im Womo ist es im Regen leichter zu fahren, als im PKW.
Durch die erhöhte Sitzposition bekommt man nicht so viel Gischt des Vordermanns auf die Scheibe und kann so noch gut nach vorne schauen. Nur das Problem mit dem Scheibenwischer ist wie immer akut.
Unser 84er Ducato hat keine Intervallschaltung. Es geht nur „An“ oder „Aus“.
Für „An“ ist der Regen leider zu schwach und für „Aus“ zu stark, also bleibt mir erneut nur die Möglichkeit manuell per Hand den Scheibenwischer anzutippen und los zu lassen.

Die Fahrt über die A 61 verläuft problemlos, das Navi meldet bislang dank TMC freie Fahrt und wir geben uns den Genüssen eines Hörbuchabenteuers hin.
Eine unterwegs aufploppende Staumeldung lassen wir von unserem Navi neu berechnen und fahren in Höhe Bingen einen kleinen Schlenker über die Dörfer.
Etwas aufgeregt habe ich über einen Zeitgenossen, der vom Wechsel der Autobahn.
Wir mussten die Autobahn wechseln und hatten aufgrund einer Baustelle einen verkürzten Beschleunigungsstreifen.
Alle haben es geschafft sich von der verkürzten rechten Spur auf die Auffahrspur einzufädeln, nur der erste nicht. Er hat am Ende des verkürzten Beschleunigungsstreifens angehalten.
Aber anstatt dass wir nun zügig auf die Autobahn auffahren, hält auf unserer Spur der vor mir fahrende „Freund“ an.
Oder besser gesagt er steigt brutal in die Bremsen und verursacht so beinahe eine kapitale Kettenreaktion durch mehrere Auffahrunfälle.
Ich muss fett in die Bremsen springen und kann von Glück sagen, dass wir mit dem Wohnmobil noch nicht so beschleunigt hatten, wie ich es vergleichbar im PKW getan hätte.
Wir kommen etwa 10cm vor dem vor uns abgebremsten Fahrzeug zum Stehen.
Nachdem ich mich vom ersten Schock erholt habe, haue ich natürlich erstmal fett auf die Hupe. Der auf der rechten Spur noch unschlüssig stehende Verkehrsteilnehmer hat es noch nicht geschafft auf den Streifen aufzufahren, offenbar ist im die Situation, dass links jemand extra für ihn anhält (zur Erinnerung, wir stehen auf dem Beschleunigungsstreifen einer Autobahn!) etwas suspekt.
Ich erhalte als „Quittung“ für meine Hupe einen freundlichen „Effe“ aus dem offenen Fenster gezeigt, ich überlege kurz ob ich aussteigen soll.
Endlich kapiert der rechts stehende Verkehrsteilnehmer, dass nun etwa 20 Autos auf dem mittleren Beschleunigungsstreifen darauf warten, dass er sich einfädelt und endlich fährt, was dann auch prompt geschieht.
Der wartende „Bremsversager“ vor mir beschleunigt dann beinahe augenblicklich mit und ist in einer Beschleunigungswolke und einer weiteren an uns gerichteten „Mittelfingeraufforderung“ genau so schnell verschwunden, wie er eben noch vor uns gebremst hat.
Fazit: Meine Nerven…, fast wären wir drauf gefahren und die Reise an den Bodensee wäre hier zu Ende gewesen!
Es dauert ein paar Minuten, bis ich mich wieder beruhigt habe.
Frechheit sowas. Erst auf dem Beschleunigungsstreifen auf 0 abbremsen, den Verkehr aufhalten und dann auch noch einen Stinkefinger zeigen.
Wäre es ein deutscher Verkehrsteilnehmer gewesen, hätte ich mir vielleicht sogar eine Anzeige überlegt. So bringt das leider gar nichts.

Irgendwann ist aber auch dieser Ärger verflogen und wir gut gelaunt auf der A 81 unterwegs, als unser Navi plötzlich einen Stau voraus meldet.
Kaum kommt die Meldung rein stehen wir auch schon mitten drin. Na bravo.
Ich rufe die Meldung im TMC ab und staune nicht schlecht, 6 km Stau wegen Schaulustigen.
Supi, eine Action- Show ohne Eintritt und wir dürfen gleich ebenfalls teilhaben.
Nach ein paar Stop&Go erreichen wir dann auch die Ursache, auf der Gegenfahrbahn liegt ein defekter LKW in einer Baustelle ohne Standstreifen, blockiert eine Fahrspur und muss nun abgeschleppt werden. Das hat sich echt gelohnt! Spontan fällt mir ein: „Wenn einem so viel gutes widerfährt, ist das schon ein 6-km- Stau wert…“

         
Stau ist nur hinten doof, vorne gehts…                               Alle müssen gucken, Folge: Auf beiden Spuren ist Stau

Kurz vor Ende der A 81 habe ich erste Bedenken, dass unser Dieselvorrat ausreichen wird. Daher entscheiden wir uns für einen kurzen Tankstopp abseits der Autobahn.
Neben Diesel für Wohni gibts für uns noch ein lecker Eis. *Schleck*
Und während wir Eis schlabbernd wieder auf die Autobahn fahren wollen, passiert beinahe das zweite Unglück an diesem Tag. So passiert es, dass wir an der Ausfahrt der Tankstelle an einer Kreizung zunächst warten müssen.
Dann bekommen wir grün und ich will gerade los fahren, als ich von links einen LKW auf die Kreuzung zurauschen sehe.
Man sieht sofort, dass der das Rotsignal nicht aufgenommen hat und unter voller Fahrt auf die Kreuzung zuhält.
Sofort leite ich eine Notbremsung ein, die mir zum Glück dank Anfahrgeschwindigkeit nicht schwer fällt. Anja erschrickt sich trotzdem…
Dann bemerkt auch der LKW- Fahrer, dass ich mit etwa 10cm der Motorhaube auf der Kreuzung stehe, dann erst geht sein Blick zur Ampel und er erkennt offenbar, dass er „ROT“ hat. Sofort tritt er in die Eisen, kommt ebenfalls auf der Kreuzungsmitte zum stehen. Etwas spät…
Aber OK, nix passiert. Nach dem ersten Schock hebt er die Hand und entschuldigt sich, ich tue es gleich, alles in Ordnung…

Allen Widrigkeiten zum Trotz haben wir gegen viertel vor 5 endlich unsere Abfahrt erreicht, fahren noch ein paar Minuten auf der A 98, um dann auf die B 31 zu wechseln.
B 31 = Bundesstraße, das ist gleich viel angenehmer…
Den Bodensee erreichen wir kurz nach 17 Uhr, dann geht es auf der B 31 weiter in Richtung Friedrichshafen.

Unterwegs sehen wir natürlich einige Wohnmobile, die ebenfalls in diese Richtung steuern. Mal sehen, welche wir davon später noch wiedersehen werden.
Sofern die alle zum Hymer- Event fahren, sind meine Sorgen bezüglich eines „Artenmonopols“ unberechtigt.
Obwohl Hymer ja ausdrücklich alle Camping- und Caravanfreunde eingeladen hatte, habe ich Sorge, dass wir nur zwischen Hymer stehen werden und wir mit unserem ollen Dethleffs da wie ein bunter Hund auffallen werden.
Na mal sehen, Dethleffs gehört ja mittlerweile auch zum Hymer- Konzern.

         
Hurra, wir sind gleich da                                                      B 31: Da ganz hinten fährt ein Hymer…

         
Unterwegs auf der B 31 durch Tunnel…                               …und durch die Landschaft

Etwas unschön ist die hohe Verkehrsdichte auf der B 31 direkt am Bodensee. Mangels Autobahn quält sich leider auch der Schwerlastverkehr über die Bundesstraße und damit auch die malerischen kleinen Dörfchen, die direkt am Bodensee liegen.
In Friedrichshafen kommt der Verkehr dann sogar zum Erliegen, es ist einfach zu voll.
Wir müssen an einigen Ampeln mehrere Ampelphasen abwarten, weil der Rückstau einfach zu groß ist.
Wir werden zwar durch unser Navi optimal zum Ziel geführt, aber trotzdem möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass die Messe hervorragend ausgeschildert ist.
Selbst wenn man nicht den Wegweiser „Messe“ findet, tragen fast alle Hinweisschilder zusätzlich den Aufdruck „50 Jahre Hymer“ und das Hymer- Symbol. Also wer sich hier verfährt, der ist selber schuld 😉

         
Hurra, endlich der Bodensee!                                             Jetzt geht´s (fast) immer am See-Ufer entlang

         
Durch kleine Dörfchen                                                        und dann immer der Beschilderung hinterher

Gegen viertel vor 6 erreichen wir dann den Messeparkplatz, juchuuu!
Unseren Aufkleber an der Windschutzscheibe, der gleichzeitig unsere Parkgenehmigung darstellt, haben wir auf Anweisung eines Platzeinweisers unten links platziert und fahren nun, an jeder Ecke gesondert eingewiesen, auf den Parkplatz Ost.
Final werden wir in eine Reihe gelotst und uns wird ein Parkplatz zugewiesen.

Supi, wir stehen, der Motor schweigt, nun ist erstmal einen Moment Ruhe angesagt.
Der Moment vergeht jedoch viel zu schnell, wir flitschen den Kühlschrank schnell auf Gasbetrieb, dann machen wir uns gleich an die Erkundung des Geländes.

         
Unser Platz, leider etwas schräg und abfallend                    Blick von hinten

Wer unser Wohnmobil kennt weiß, dass wir nur eine kleine Starterbatterie als Wohnraumbatterie zur Verfügung haben. Die ist keinesfalls geeignet uns über 3 Tage mit Strom zu versorgen.
Daher haben wir uns die Option offen gelassen, ob wir einen der benachbarten Campingplätze oder vielleicht auch einen Stellplätze (DUsche und Strom sind Vorraussetzung!) für die Übernachtungen aufsuchen und dann aus eigener Tasche bezahlen.
Für den Weg zur Messe würden wir dann Bus, Bahn oder unsere mitgebrachten Fahrräder verwenden.
Wir haben extra die alten Fahrräder verladen, falls wir am Bahnhof beklaut werden.
Auch die körperliche Hygiene ist bei uns mangels Dusche im Fahrzeug ein Problem, besonders weil für heute und die kommenden Tage Temperaturen bis zu 30°C vorhergesagt wurden.
Da wird Duschen sogar noch wichtiger, als das Stromproblem!

Gleich bei unserem ersten Rundgang allerdings entdecken wir kleine Duschhäuschen, die hier auf dem Parkplatz aufgestellt sind.
Na das nennen wir mal exzellenten Service!
Einer der Security- Officers weist uns darauf hin, dass wir für die Bewegung auf dem Gelände noch unsere Namensschilder abholen sollen. Diese liegen im „Welcome-Package“ in der Haupthalle für uns bereit.
Also brechen wir die Erkundung des Areals ab und begeben uns gleich auf direktem Weg in Richtung Haupthalle.

Ein ganz schön langes Stück zu laufen! Von den zahlreichen Hallen des Messegeländes hat die Hymer AG wohl nur einige im Bereich rund um die Halle A 1 zur Verwendung vergeben, wir stiefeln also durch leere Hallen und lange Gänge bis hin zum Foyer West.
Dort legen wir unsere Einladung vor und erhalten unser Willkommenspaket.
Und das hat es in sich!

Für jeden von uns befindet sich hier eine personalisierte Namenskarte, ein dazu passender 50-Jahre-Hymer- Schlüsselanhänger, eine Tüte mit Wertchips (im Wert von je 11,- €), ein Hallenplan, ein Veranstaltungsprogramm und ein Gutschein für eine Gratisprobe von verschiedenen Produkten aus dem Hause Dr. Keddo, einzulösen im Movera- Zubehörshop.

    
Wir halten es in den Händen: Unser Willkommenspaket :-))

Mit unserer Beute machen wir uns gleich auf den Weg zurück zum Wohnmobil.
Wieder stiefeln wir durch endlose Gänge und durch leere Hallen und Flure.
Aber diesmal wedelt unsere „50-Jahre-Hymer“- Karte lässig um den Hals, das sieht super aus.
😉

Zurück am Womo überprüfen wir eine weitere Entdeckung, die Anja schon bei der Einfahrt auf den Parkplatz gemacht hat.
Es gibt hier offenbar einige Stromkästen und aus einem uns nahe stehenden Kasten lugen auch schon ein paar Kabel heraus.
Bei näherer Untersuchung des Kastens wird dann schnell klar: Es gibt auch Strom!
Nun sind wir gerettet. Wir können die Einschränkungen unseres Wohnmobils (keine Dusche, kleine Batterie) auch hier auf dem Messeparkplatz ausgleichen, denn Hymer hat für alles gesorgt!
Wir haben nun Strom und wir können eine erfrischende Dusche nehmen. Von letzter Möglichkeit mache ich übrigens sofort nach Sicherstellung der Stromversorgung Gebrauch.
Ah, das tut gut! Eine herrlich erfrischende kalte Dusche nach einem langen Fahrtag und schon sind wir fit für das Abendprogramm.
Warmwasser in den Duschen gibt es natürlich auch, kostet auch nichs, aber bei den Temperaturen ist eine kalte Dusche nunmal das einzig wahre.

               
Supi: Strom aus´m Kasten…                   …und einige Sanitärcontainer…           …u.a. mit sauberen Duschen 🙂

Frisch geduscht und eingerichtet machen wir uns dann gegen 19 Uhr auf den Weg zur Halle A 1, wo das große Hymer- Event statt findet.
Wir freuen uns schon auf das rustikale Buffet und lassen uns gern überraschen, was man hier am Bodensee unter „rustikales Buffet“ versteht.

An der Halle angekommen ist erneut Kartenkontrolle.
Gut so, sonst könnte ja jeder einfach so in die Halle hinein spazieren. Und damit die Karte außerhalb des Geländes nicht weiter gegeben werden kann, wird auf der Karte (der Abschnitt 29.05.08) abgeknipst. Fast wie bei einer Fahrkarte…

         
Übers Freigelände…                                                           …gehts ins Foyer, links die Security

In der Halle empfängt uns zunächst erstmal ziemlich warme Luft und ein düsteres Ambiente.
Wir brauchen einen Moment, bis wir uns orientiert haben.
Die Halle hat ganz vorn eine aufgebaute Bühne, an den Seiten sind je zwei Leinwände aufgebaut, wo wir erneut „50-Jahre-Hymer“ ablesen können. Eine Kapelle auf der rechten Seite spielt bereits Trommelmusik.
In der Mitte der Halle sind hunderte, ja tausende Tische aufgebaut, fast alle sind schon gut gefüllt.
An den Hallenflanken finden wir abwechselnd Getränke- und Buffetstände, die Getränkestände haben bereits geöffnet, das Buffet wird allerdings noch hergerichtet.
Wir schnappen uns erstmal eine Cola und eine Limo, für jedes Getränk werden 1,50 € fällig. Bedenkt man den Inhalt (0,5 Liter) und den Ort, wo wir uns befinden, dann ist das nicht zu viel bezahlt.
Apropos bezahlen, wir bezahlen die Getränke natürlich mit 2 blauen Wertchips aus unserem Willkommenspaket, die einen Nennwert zu je 1,50 € haben.
Die silbernen Chips haben einen Wert von 2,50 €.
Ein alkoholfreies Getränk 0,5 Liter kostet somit 1,50 €, ein Bier kostet etwas mehr (2,50 €), da ist aber auch mehr drin im Krug.
Die Preise sind fair, da braucht man nicht meckern.
Danach suchen wir uns einen Platz in der Halle und finden bei einer älteren Campergruppe irgendwo in der Mitte ein freies Plätzchen. Eine Sache fällt uns erst nach einigen Minuten auf, was uns angenehm überrascht: Hier drin wird nicht geraucht !

    
Der Blick in die A 1- Festhalle, ganz schön was los…

Farben und Licht in der Halle ändern sich plötzlich, das Lichtspiel fokussiert in Richtung Bühne. Ein Spielmannszug, genauer der Fanfarenzug Bad Waldsee hat den ersten Auftritt des Abends. Die Jungs pusten aus Leibeskräften in ihre Trompeten und trommeln auf den mitgebrachten Trommeln so intensiv, dass wir uns nach wenigen Minuten schon im Mittelalter am Hofe König Arthurs wähnen.
Auf jeden Fall ein netter Einstieg.

Dann betritt der Moderator des Abends die Bühne und begrüßt die angereisten Gäste.
Dabei werden die vertretenen Nationen vorgestellt, unter anderem sind exotische Länder wie Island oder Russland dabei. Ein ganz schön weiter Weg…

Nach der Begrüßung wird auch gleich der Gründer des Unternehmens Herr Erwin Hymer persönlich auf die Bühne gebeten.
Herr Hymer erzählt offen und ehrlich über die Gründungsjahre der Firma Hymer und hat die ein oder andere passende Anekdote parat, um die Halle zum Lachen zu bringen. Das macht der aber gut… 🙂
Auch erfahren wir, dass sich Hr. Hymer schon seit geraumer Zeit aus dem aktiven Aufgabenbereich der Hymer AG zurückgezogen hat und derzeit nur noch beratend zur Seite steht.
Da jedoch ein Mann von seinem Format sich wohl gern einer Aufgabe gegenüber sieht, erzählt er uns auch von seinen neuen Plänen hier am Bodensee / Bad Waldsee ein Museum für die Wohnmobil- und Campergeschichte zu eröffnen.
Das finden wir mal eine ganz tolle Idee, soweit ich weiß gibt es bislang nur ein Campingmuseum in Deutschland, von daher dürfte es nicht schwer sein hierfür Fans zu gewinnen. An dieser Stelle wünschen wir jedenfalls Hr. Hymer für sein ehrgeiziges Projekt alles Gute.

Hr. Michael Tregner, der derzeitige Geschäftsführer Firma Hymer AG, erhält im Anschluss das Wort und auch er berichtet ein wenig von der Arbeit eines führenden Konzerns in der Reisemobil- und Caravanbranche, hält sich aber dabei betont kurz, ich denk mal er weiß, dass die Leute Hunger haben.
Worüber wir uns dann aber besonders freuen: Hr Tregner eröffnet dann auch das Buffet, wo sich schon ein paar Minuten zuvor eine kleine Schlange an der „Essensausgabe“ gebildet hat.

         
Erst der Spielmannszug                                                      dann geht´s los, der Abend beginnt

         
Die Ruhe vor dem Sturm…                                                 …alles wird vorbereitet, letzte Handgriffe

         
Erwin Hymer berichtet aus dem Unternehmen…                 Huch! Buffet eröffnet, alle Bänke sind plötzlich leer  😉

Wobei „Essensausgabe“ irgendwie einen negativen Touch hat, das gebe ich zu.
Klingt ein wenig wie Kantine.
Aber so sehr das Personal nun mal bemüht ist, der Vergleich ist nicht von der Hand zu weisen.
Wie von der Tarantel gestochen stürmen nach der Freigabe des Buffets plötzlich 2/3 der in der Halle anwesenden Camper an die Buffets und laden sich höflich aber bestimmt den Teller voll.
Wir bleiben erstmal sitzen und warten den ersten großen Ansturm ab.

Ich weiß nicht, wie es den meisten Campern geht, wenn Sie diesen Erlebnisbericht des 50-Jahre Hymer Treff lesen, aber bei Campern ist es meistens so, dass sie mit Absicht und vollem Selbstbewusstsein ihre Mahlzeit im Wohnmobil stets individuell (meist unter Einsatz eines Grills) zubereiten.
Gut, natürlich geht ein Wohnmobilist sicherlich auch mal auswärts essen oder erfreut sich wie wir an der schnellen Fast-Food- Küche, aber was ich eigentlich meine ist folgendes:
Der Camper genießt seine Unabhängigkeit und seine Freiheit.
Fragen Sie einen Camper, ob er sich einen 3***- Cluburlaub auf Mallorca in einem Hotel AI oder Halbpension vorstellen kann.
Sie werden meist nur ein Kopfschütteln erleben.
Spätestens auf das Thema „abendliches Hauen und Stechen am hoteleigenen Buffet“ angesprochen distanziert sich der Camper i.d.R. vollends von dieser für ihn unbegreiflichen Urlaubsform.
Und hier?
Genau just in diesem Moment haben wir den Eindruck, als würden wir am Beach Hotel Club 3*** + mit AI am abendlichen Buffet stehen und uns um das Essen kloppen.
Ich weiß gar nicht so recht, wen man an dieser Stelle einen Vorwurf machen soll?
Eigentlich ist niemand schuld!
Die Hymer AG hat wirklich bestens aufgetischt, die Buffettische sind allesamt randgefüllt, es könnten weitere 500 – 1000 Personen an diesem Buffet satt werden.
Und die Camper?
Die nehmen das Angebot nun mal dankbar an und bedienen sich an der reichhaltigen Auswahl an Speis und Trank.
Aber die Masse an den Tischen erschreckt dann doch ein wenig.
Zu unserer Überraschung geht es an den Tischen selbst (nachdem wir uns dann auch endlich ins Getümmel gestürzt haben) sehr sittlich und manierlich zu.
Brav, wie wir Deutschen nun mal sind, haben wir Camper schon aus Eigeninitiative eine Schlange gebildet und jeder erhält ohne Schubsen und Schieben die Gelegenheit in Ruhe die angebotenen Speisen zu begutachten, hier und da zu kosten oder sich den Teller zu beladen oder vom freundlichen Servicepersonal beladen zu lassen.

Und was waren das für leckere Köstlichkeiten!
Hier habe ich mal einen Auszug aus der Speiseauswahl des heutigen rustikal- schwäbischen Abends:
Da läuft einem schon vom Lesen das Wasser im Mund zusammen:

Kalt:

  • Bauernplatte mit Schinken und Wurst, rustikal garniert
  • Hausmacherplatte mit grober Mettwurst, Vesperspeck, Schwartenmagen, Radieschen, Senf und Gurken

Warm:

  • Grillhäxle mit hausgemachtem Kartoffelsalat
  • Geröstete Maultaschen
  • Hähnchen vom Grill mit Knauzen
  • Schwäbische Krautschupfnudeln mit Speck aus der Pfanne
  • Schwäbische Spätzle- Gemüsepfanne
  • Gegrillter Schweinehals mit Biersauce
  • Schwäbischer Sauerbraten in Trollingersauce

Dazu wie gesagt ein reichhaltiges Buffet an Salat, Brot, Brötchen und allerlei Beilagen

Am besten haben mir von all diesen leckeren Köstlichkeiten noch die Mettwürstchen geschmeckt.
Stilvoll aufgehängt in einem kleinen Baum am Rande des Hauptbuffets konnte man sich so die Würstchen quasi vom Baum pflücken. Mjam!

Fast schon urig wirkt nun die Geräuschkulisse auf uns.
Als wären wir mittags in der einzigen Kantine einer 2000- Personen Fabrik.
Überall klappern, Klirren, Gespräche, Geräusche und im Hintergrund: Dezente Musik und futuristische Klänge aus den Lautsprechern.

Auch während des Essens ist das Servicepersonal übrigens um guten Service bedacht.
Im Schnitt steht das alte Geschirr keine 2 Minuten auf dem Tisch, da kommt schon ein Trupp fleißiger Hände vorbei und räumt den Tisch wieder ab.
Wirklich gut organisiert!

Nach dem Essen sind wir pappsatt aber auch ganz schön kaputt.
Die Fahrt war lang und anstrengend und das Abendessen üppig.
Die aufkeimende Müdigkeit wird dadurch noch verstärkt und so seilen wir uns an dieser Stelle vom offiziellen Teil des Abends ab.

Schon als wir die Halle verlassen sind wir überrascht, was hier alles an Essen übrig geblieben ist.
Ein Teil der Tische hat sich bereits geleert, an einigen Buffetständen wird bereits zusammen geräumt und abgebaut.
Trotzdem sind an so vielen Ständen so viele Lebensmittel übrig geblieben.
Das ist schade. OK, man kann bei einer so großen Menge an Menschen nur schwerlich planen, wie viel verspeist wird.
Aber was passiert mit dem ganzen Essen?
Wird das an „die Tafel“ verteilt?
Wünschenswert wäre es jedenfalls, ich werde mal der Hymer AG eine Mail schicken und fragen, was aus dem ganzen Essen geworden ist.

Ach ja, auch zum Thema Sicherheitskonzept hat sich das Team der Hymer AG noch etwas einfallen lassen, was ich kurz erwähnen möchte:
Unsere Karte wurde ja, wie schon erwähnt, beim Betreten der Festhalle abgeknipst. Wenn wir nun die Halle verlassen und wieder betreten möchten, dann können wir uns einen Stempel auf die Hand geben lassen.
Tun wir.
Nur zur Sicherheit…

Zurück am Wohnmobil reißen wir erstmal alle Fenster und die Dachluken auf. Die schwüle Hitze hat endlich ein wenig nachgelassen und es geht ein auffrischender Wind über die Messestellplätze.
Anja packt unsere Duschbeutelchen und dann geht es erstmal erneut unter die kostenlosen Duschen.
Ahhh, das tut gut.

Frisch geduscht sitzen wir nun im Wohnmobil und lassen den Abend mit einem weiteren Kapitel unseres Hörbuches ausklingen.

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