Was für eine grauenvolle Nacht.
Wie immer!
Die erste Nacht im Wohnmobil ist für mich immer schlecht, das ist nichts neues, aber dieses Mal war es natürlich noch schlimmer, als sonst.
Beide Katzen wurden in der Nacht erst so richtig aktiv und haben sich alles im Wohnmobil angesehen, was sie sich tagsüber nicht getraut haben.
Nicht nur, dass irgendwo immer irgendwelche knarrende, tapsende oder tippelnde Geräusche zu hören waren, nein auch wir wurden oft von den Katzen als Sprungtuch und Startrampe missbraucht.
Beide fühlen sich offenbar sehr wohl im Alkoven, lassen sich durch unsere zusätzliche Anwesenheit nicht besonders beeindrucken.
Im Gegenteil!
Es sieht eher so aus, als würden die beiden den Alkoven im Rahmen der „Erstentdeckung“ (Wir waren ja gestern Abend vor euch Zweibeinern da!) für sich beanspruchen und sehen uns nun als lästige Gäste.
„Da kann man ja mitten in der Nacht ruhig drauf herum springen“…
De facto habe ich miserabel geschlafen.
Erst gegen 4 Uhr in der Frühe habe ich „bewusst“ das Bewusstsein verloren, die ersten Vögel draußen kündigten bereits den kommenden Tag an…
Anja hat natürlich (auch wie immer) nicht so große Probleme mit der Nachtruhe gehabt.
Sie hat zwar auch die Anwesenheit unserer Katzen im Alkoven wahrgenommen, sich davon aber nicht oder nur sehr kurz in ihrem Schlaf stören lassen. Ihre einzige Wahrnehmung von Katzen im Alkoven beschränkte sich darauf, dass sich Minki auf ihren Bauch und Dori an die Füße gelegt hat.
Entsprechend ist sie ausgeschlafener und fit, ich fühle mich, als wäre einer der in unmittelbarer Nähe vorbeifahrender Güterzüge über mich drüber gefahren. Vorwärts und rückwärts…
Aber nächste Nacht, so freue ich mich schon jetzt, werden wir in Italien sein!
Dort ist dann alles schön und wir sind glücklich.
Und erholsamen Schlaf gibt es dort als Bonus sogar noch oben drauf!

Als erstes heißt es aber jetzt Aufstehen, waschen und dann frühstücken.
Da wir von unserer gestrigen abendlichen Tour durch die Stadt noch Brötchen übrig haben und diese auch heute früh eine erste Klopfprobe ohne Bedenken an das Gebiss bestehen, gibt es also ein adeliges Frühstück: „Brötchen vonGestern“ 🙂

Kurz vor dem Frühstück (Anja deckt derweil den Tisch) kümmere ich mich aber noch um die Montage der Italien- Warntafel für den Fahrradheckträger am Wohnmobil.
Diese Warntafel hat Anja noch ganz schnell in einer Hau-Ruck- Aktion beim Campingausrüster am Vorabend unserer Reise im Ort besorgt, ohne die wären wir jetzt echt aufgeschmissen.
34,- € hat die einfache Alu- Tafel gekostet (also noch mehr, als beim ADAC! Aber was soll man machen…).
Fast 70 Mark für ein Aluschild!
Aber es nützt ja nichts, mögliche Strafen sollen ja (so liest man immer wieder) noch schlimmer sein.
Und so montiere ich unsere teure Tafel mit Kabelbindern und Spanngurten sicher am Fahrradträger, ein Rütteltest besteht die Tafel mit Bravour.
Stolz auf mein Werk lassen wir uns dann die Brötchen zum Frühstück schmecken:

         
Der nächste Morgen…                                              So sahen unsere ersten Versuche in Punkto TV im Womo aus

          
Hinten dran kommt nun die Italien- Warntafel                    nach getaner Arbeit gibt es dann lecker Frühstück

Nach dem Frühstück packen wir auch schon unsere 7 Sachen zusammen, holen die Sat- Antenne(n) ein und kümmern uns darum, dass die Katzen reisefertig werden.

Die sind natürlich ausgerechnet jetzt in ihrer schläfrigen Phase, kein Wunder nach dem Theater von gestern Nacht. Aber ich finde es ist nur gerecht ihnen nun den Tag zur Nacht zu machen, nachdem sie mir die Nacht zum Tage gemacht haben…
Dori hatte zwar zum Frühstück kurz den Alkoven verlassen und sah mit Argwohn beim Aufschütteln der Betten zu, aber kaum war Frühstück und Betten machen beendet, hat sie nach einer Runde Katzenhygiene recht schnell erkannt, dass das „brummige Ding“ heute wohl wieder auf die Reise gehen wird und sich daher wieder recht schnell in den Alkoven unter mein Kopfkissen zurück gezogen.
Einzig unsere neugierige Minki hat heute in der Sonne wohl ein wenig mehr Entdeckergeist zu bieten.
Denn sie hatte schon gestern Abend gemerkt, dass die Aufbautür auch für sie der Weg nach draußen bedeuten kann.
Minki ist (wie Dori auch) ja eigentlich eine Wohnungskatze, aber auf unseren Balkon unter Aufsicht dürfen die beiden schon mal und auch an der Leine haben wir unsere Minki schon mal durch die Wiese vor der Tür streifen lassen.
So weiß sie „um die Welt da draußen“ und möchte wenigstens mal gucken.
Bei meinem „Rein und Raus“ für Warntafelmontage und Sat- Antenne wird sie immer mutiger und so lassen wir sie einfach mal an der offenen Türe schnuppern.
Und tatsächlich! Sie stellt ganz vorsichtig ein Pfötchen auf die Trittstufe und schnuppert die frische morgendliche Freiburger Luft.
Nun sind Anja und ich doch etwas überrascht! Wir waren zwar der Meinung, dass Minki sicherlich mal einen Schritt nach draußen wagen würde, aber gleich hier und heute geht dies selbst uns ein wenig zu schnell.
Minki offenbar auch, denn kaum ist sie draußen und hat „Bodenkontakt“ schnuppert sie nur ganz kurz am Gras und ist dann mit einem Hops wieder im Wohnmobil unter der Sitzgruppe verschwunden.
Das war´s also, der erste Ausflug unserer Katze auf dieser Reise.

          
Und während Dori sich lieber unter dem Tisch versteckt     schaut Minki mal zur Tür heraus

Bei Abfahrt gegen kurz nach 10 winken wir dem Platzmeister noch freundlich zu und steuern die ersten Meter auf das glorreiche Italien zu.
Wir sind zwar etwas müde (besonders ich) aber trotzdem gut gelaunt wieder auf der Straße unterwegs.
Als erstes wollen wir nun noch vor dem Grenzübertritt in Deutschland tanken und geben dem Navi die Order eine Tankstelle hier im Umkreis aufzusuchen.
Diese ist auch gleich hier um die Ecke, eine kleine freie Tankstelle verkauft uns den Diesel für 1,349.
Knapp 54 Liter gehen durch, das macht einen Verbrauch von ganz knapp über 12 Liter.
Nicht gerade wenig, aber auch nicht zu viel.
1,349 ist natürlich viel Geld, wenn man bedenkt, dass das vor 3 Wochen noch der Preis für Super war.
Wenn das so weiter geht, dass werden wir dieses Jahr wohl wieder vermehrt Rapsöl beitanken, um die Kosten für Sprit und damit für Reisen überschaubar zu halten.
Vielleicht ist aber auch nur Ostern schuld und nach Ostern geht der Preis wieder runter, mal sehen…

         
Ein letzter Tankstop auf deutschem Boden                  und schon geht es weiter durch Freiburg zur Autobahn

Nach dem Tanken fahren wir sofort ohne weitere Umwege auf die Autobahn.
Und das sogar am besten mit Scheuklappen!
Wenn es uns nun noch ein klein bisschen besser gefällt, dann sehe ich uns statt nach Italien hier irgendwo auf der Schwarzwaldhochstraße umher irren auf der Suche nach der Welt größten Kuckucksuhr oder so… 😉

Kaum haben wir den Weg zur Autobahn eingeschlagen und sind in Freiburg auf die A 5 in Richtung Basel aufgefahren, da meldet unser Navi auch schon eine Verkehrsstörung mit Stau!
„Aber hey, wofür haben wir ein cooles neues Navi mit Stauumfahrung?“
Und so lassen wir uns also einfach mal so eine Ausweichroute berechnen und sind mit dem Ergebnis einer Routenführung über die L 134 neben der A 5 erstmal recht zufrieden.
Der Zeitverlust (das Navi hat das gleich mal mitberechnet) ist nun nicht mehr ganz so hoch, als wenn wir uns in den Stau gestellt hätten und so fahren wir kurze Zeit später an der Ausfahrt 64B (Hartheim/Heitersheim) schon wieder von der Autobahn ab.

         
Unterwegs auf der Autobahn…                                       …aber nur kurz, für eine Stauumfahrung fahren wir ab

Die Route führt uns nun ein wenig über Land, worüber wir noch nicht einmal besonders traurig sind.
So bekommen wir doch noch einen ganz kleinen Eindruck von der Region um Freiburg, die wir ja (wie schon geschrieben) auf jeden Fall ein weiteres Mal mit dem Womo besuchen wollen.
Die Route führt wirklich absolut parallel zur A 5 und an so mancher Stelle erhaschen wir einen Blick auf die Autobahn. Das Navi hat nicht gelogen, da staut es sich tatsächlich…

         
So fahren wir über weites und schönes Land                  Rechts die Autobahn, da ist wirklich Stau!

Kurz vor Basel geht es dann wieder auf die Autobahn rauf und wir stehen vor der Toren der Schweiz!
Eine kleine Premiere ist dies schon für uns!
Anja war noch nie in der Schweiz und ich habe nur einmal ein Wochenende in Basel (Anreise mit dem Zug) verbracht.
Auch wären wir ohne unser Wohnmobil vielleicht nie in die Schweiz gekommen, denn mit dem PKW nach Italien?
Warum?
Nun ist es aber endlich soweit, wir rollen auf die Grenze zu!
Die ersten Schilder kündigen sowohl Zoll, Kontrolle und natürlich die Maut in der Schweiz an.
Und schon kribbelt es ein wenig im Bauch!
Ist für uns grenzfreie Europäer nun mal etwas besonders, wenn man an einen Grenzkomplex unter der strengen Augen eines Zollbeamten steht.
„Wird er uns raus winken? Wird das Fahrzeug durchsucht? Sind eigentlich die Pässe an Bord?“
Klar ist alles in Ordnung, aber dennoch, ein wenig Nervosität kommt nun mal auf, wenn man als einfacher Tourist und Transitreisender mit der Staatsmacht kollidiert.

         
Im Anflug auf die Schweiz…                                    Na toll! kein Wohnmobil-Piktogram… WO sollen wir hin?

Vor der Einreise in die Schweiz hat sich tatsächlich ein kleiner Rückstau gebildet.
Die Beamten der Bundesrepublik bzw. die des Europas (die gehören ja jetzt zur EU…) können wir zwar nicht ausmachen, dafür aber ihre Schweizer „Kollegen“.
Und die picken sich tatsächlich hier und da ein Fahrzeug raus.
Ich bitte Anja um die Ausweise und halte diese brav in der Hand. Dabei kurbele ich das Fenster langsam aber stetig herunter, während wir auf den Grenzposten zurollen.
Offenbar ist der Grenzer aber nicht an uns interessiert oder er entgegnet mein Wohlwollen gleich unsere Pässe zu zücken mit entsprechender Gnade.
Egal was es im Endeffekt ist, er winkt uns gleich durch.
Ich hebe lässig zwei Finger, tippe diese als „Salut“ an die Stirn und wir sind durch.
„Grüzi, Servus und Bhüeti mitenand!“, das war die erste Hürde für heute und wir sind in der Schweiz…

Das Fahren in der Schweiz allerdings, ist erstmal ziemlich ernüchternd.
Für ein Land, dem doch größerer Reichtum als der Bundesrepublik nachgesagt wird und dass ja irgendwo das Klischee des Geldes, der Banken und des Wohlstandes erfüllt, sind die Autobahnen auch nur mit Teer, Asphalt und Beton gepflastert.

Gut, ich habe jetzt keine goldenen Leitplanken oder sowas erwartet, aber insbesondere der Zustand der Autobahn rund um Basel könnte durchaus etwas besser sein.
Auch muss man manchmal recht schnell reagieren und dem Verkehr wie ein jagender Luchs im Wald folgen!
Zu schnell gehen Abfahrten plötzlich von der Autobahn ab, liegen unter einer Unterführung oder folgen auf eine Kurve.
Fahren rund um Basel ist nicht wirklich angenehm, aber wenigstens haben wir unser Navi am Start, damit lässt sich die Verkehrsführung vorab erkennen und die Anweisungen helfen zusätzlich. Ohne Navi und mit Karte wäre das sicherlich ziemlich stressig.

         
Hurra, wir sind in der Schweiz!                                     Hier muss man sich konzentrieren! Viele Schilder und Wege

Auch unser Navi hat mit den topographischen Verhältnissen kleinere Probleme.
Denn der vorhin noch grüne TMC- Punkt wird nun gelb, der Sender ist weg.
Wir versuchen es manuell mit unserem Radio (immerhin wollen wir mal ins Schweizer Radio hören und dem Verkehrsfunk folgen, leider haben wir auch mit dem Radio keinen so guten Empfang.
Der Suchlauf präsentiert nur einige deutsche Sender wie SWR3, aber die bringen ja in der Regel nur selten bis gar nicht die Schweizer Verkehrsmeldungen, es sei denn vor dem Gotthard sind mal wieder 50 Kilometer Stau.
„Naja, wird schon alles gut gehen“ und so setzen wir unsere Reise unter diesem Leitspruch erstmal fort und erfreuen uns an der Schönheit der Natur neben der Autobahn.
Toll, dass man im Wohnmobil etwas höher sitzt, mit dem PKW hat man definitiv keinen so schönen Ausblick.

         
Und so fahren wir erstmal durch die Schönheit der Natur   Da oben wohnt vielleicht die Heidi oder der ZiegenPeter

Und so bekommen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht mit, dass die A 2 kurz vor Egerkingen (ca. 60km vor Luzern) nach einem Unfall genau jetzt im Moment zeitweise gesperrt wird.
Tatsächlich bekommt unser Navi dann sogar doch noch eine Meldung.
Aber das ganze sieht entspannt aus, der voraussichtliche Fahrtzeitverlust beträgt nur 1 Minute.
Na, das ist ja nicht so schlimm…

Komisch nur, dass wir, nachdem wir auf das Stauende zugefahren sind, bereits gut 10 Minuten stehen…
Mitten im Stau bekommen wir dann sogar endlich einen Sender im Radio, der auch die aktuelle Verkehrsmeldung bringt.
Die Meldung löst bei uns jedoch gemeinsam Stirnrunzeln gepaart mit einem Schmunzler aus, denn das Schweizer Radio meldet: „Verkehr klemmt“!
„Ja, bei euch klemmt auch was…!“
Von wegen „klemmt“, wir haben hier einen waschechten Stau aber richtig fett.
Zuerst schalten einige (wie auch wir) den Motor nach einiger Wartezeit ab, dann steigen die Leute sogar aus und spazieren ein wenig auf den Grünstreifen oder über die Fahrbahn.

Spätestens jetzt freue ich mich richtig über unser Womo, denn im Gegensatz zu den Autos, auf die ich vorhin noch neidisch herab geschaut hab, haben wir haben alles an Bord.
Vielleicht erinnert sich der ein oder andere noch an den alten Snickers- Werbespruch:
„Wenn´s mal wieder länger dauert…“

         
*Zack*, da stehen wir in einem fetten Stau! 🙁             Die Leute gehen spazieren…

         
Auch wir machen „hinten Pause“                                  so können wir wenigstens mal die liebe Katze streicheln…

Und sogar unsere Katze Minki kann dem Stau etwas positives abgewinnen.
Sie schaut noch immer aus dem Fenster in der Sitzgruppe, sitzt auf dem Tisch und muss mit dem Körper keine Fahrtbewegungen ausgleichen.
So hat sie mehr Konzentration für die Aktivitäten der Stausteher um uns herum.
Und so kann Minki endlich ihre erste gute Tat an der Allgemeinheit vollbringen, es gelingt ihr nämlich ein kleines Mädchen in einem Fahrzeug neben uns zum Lachen zu bringen.
Ich bekomme das vom Fahrersitz ganz gut mit.
Auch ohne die hohe Kunst des Lippenlesens zu können kann ich mit 99,99%- iger Sicherheit sagen, dass die ersten Ausrufe beim Fingerzeig aus der Scheibe in Richtung Wohnmobil in etwa „Guck mal Mama, eine Katze!“ lauteten.
Jedenfalls drehte sich auch die Mutter dann zur Katze und dann lächelnd zu mir, ich lächele zurück.
Wenn der Stau noch ein wenig länger dauert, dann kann die kleine, die gerade ganz heftig unserer Katze winkt, ja mal bei uns rein schauen und die Katze streicheln.
So ginge dann auch der längste Stau schnell vorbei…

Die Wartezeit dehnt sich aus, die Gedanken kreisen:
„Schon komisch, Urlaub auf der Autobahn“…
Irgendwie erinnert mich das alles ein wenig an den Film „Super-Stau“ mit Ottfried Fischer.
Der hatte mit seiner Frau auch ein Wohnmobil und stand dann im Stau auf der Autobahn fest.
Und während der clevere West-Hai den Leuten die Club- Cola für 20,- DM die Flasche verkaufte, konnte Freund Ottfried aus seinem bordeigenen Kühlschrank das kalte Bier bei seiner Frau „heranschnippen“

Was können wir hier an dieser Stelle von Freund Ottfried lernen?
Wenn das hier doch länger dauert…
Ich schau in den Spiegel, um uns herum ist kein anderes Womo und kein WoWa zu sehen.
Das ist unser Geschäft, der Markt bestimmt den Preis!!
Oder besser ein Anbietermonopol für Toilettenservice tut sich gerade auf…
Toilette: klein 15 €, groß 25 € mit anschließender Handkontrolle, Händewaschen kommt extra 😉

Bevor meine Idee jedoch Fahrt aufnehmen kann, nimmt der Verkehr ganz abrupt wieder Fahrt auf.
Schade…
Aber natürlich freue ich mich in erster Linie darüber, dass es endlich wieder weiter geht.
Das ist das beste für uns und für alle…

Die Stauursache, bzw. das vollständige Erliegen des Verkehrs lag übrigens daran, dass die Polizei einen Tunnel hat zeitweise sperren lassen, damit es sich in selbigem wegen des voraus passierten Unfalls nicht zurück staut.
Aber auch nach dem Tunnel geht es noch nicht wirklich weiter, erneut hilft hier nur Stop&Go.
Wir stehen in Richtung Talseite und so wundere ich mich nach ein paar Minuten, dass der Motor durchgehend läuft, wir aber nur im Standgas rollen oder stehen.
Lösen wir die Bremse, weil es vor uns weiter geht, rollen wir eigentlich sofort los.

Irgendwann wird mir das zu blöd.
Ich schalte den Motor ab und bremse, gerade auf untere Schrittgeschwindigkeit beschleunigt, mit der Handbremse wieder bei Bedarf auf 1-2 oder sogar 0 km/h ab.
So geht das Spielchen etwa 3 bis 4 Kilometer, bis wir endlich eine Störstelle passieren.
Hier hat sich besagter Unfall ereignet, jedenfalls ist Polizei und Feuerwehr im Einsatz.
Kurz nach der Engstelle (1 Fahrstreifen) endet endlich nach knapp 50 Minuten unser schweizerisches Stauabenteuer.
Aber wenigstens geht es nun endlich wieder richtig weiter!

         
Dann müssen wir alle ein wenig zusammen rücken…    weil die rechte Spur nach einer „Verkehrsklemmung“ gesperrt ist

Die Landschaft und die Topografie sind schon ein kleines Abenteuer, aber auch für Wohnmobil und mich als Fahrer eine Herausforderung.
Das ist schon was anderes, als mal eben auf der platten A 31 zur Nordsee rauschen…
Man muss hier noch viel mehr vorausschauend fahren, denn unterwegs passieren wir einige Tunnel, Gefälle und Steigungen, aber grundsätzlich würde ich sagen: es geht mehr bergauf, wie bergab.
Zeitweise fällt während dieser Berg- und Talfahrt unsere Geschwindigkeit sogar im 4ten Gang auf 70 km/h ab.
Ein Glück, dass an diesem Samstag Nachmittag nicht mehr viele LKW unterwegs sind, so stören wir mit unseren 70km/h wenigstens keinen fließenden Verkehr. Man, ein schnelles Wohnmobil mit ein paar PS mehr wäre schon toll…
Aber wenigstens können wir uns an den stets wechselnden Gegebenheiten neben der Autobahn erfreuen.
Bei nur 70km/h geht das natürlich viel besser 😉
Und so finden wir das Fahren in der Schweiz als deutlich schöner, als „im platten Deutschland“.
Hier bekommt man für sein Geld wenigstens noch was fürs Auge.

         
Fahren durch die Schweiz: Mal im Tunnel…                      …mal im Halbtunnel…

         
…mal auf Berge zu…                                                   …und dann wieder in den Berg rein durch den Tunnel…

         
…dann wieder vorbei an den Schönheiten der Natur      sogar ein See ist dabei, Fahren in der Schweiz ist schön!

         
Dank 70 km/h kein Problem! Tolle Landschaftsbilder…      …fast wie aus dem Bilderbuch, nur noch etwas grau die Natur

Allmählich scheint sich der Gotthard- Tunnel anzukündigen.
Rechts neben der Fahrbahn sind Wartezonen für LKW eingerichtet, allerdings sind diese Wartezonen sind komplett leer.
Uns ist es recht, denn wenn es keine LKW gibt, dann ist es hoffentlich auch etwas leerer im Tunnel.

Zu unserem Glück haben wir Recht mit unserer Vermutung, der Tunnel wird noch mehrfach per Schild angekündigt, dann stehen wir plötzlich davor und sind auch schon im Berg entschwunden.
Kein Stau, kaum Autos, so ist es super!
Einzig die Tatsache, dass der Gotthard nun mal nur 1 Röhre mit je einer Fahrspur pro Richtung anzubieten hat, ist nicht gerade sehr erbauend.

         
Zuerst kommen Schilder…                                             …und dann fast überraschend der Tunnel!

Man kommt sich ein wenig wie an der Engstelle einer Sanduhr vor.
Da wollen tausende von Sandkörnern (das wären dann in unserem Fall die Nordeuropäer) in den Süden und müssen sich nun durch diese enge und schmale Röhre quetschen!
Dahinter hat man natürlich wieder viel Platz, aber im Moment ist es schon beengend.
Bedenkt man dann noch, dass Millionen Tonnen Gestein über einem nur auf eine Materialschwachstelle der Tunneldecke warten…

Jedenfalls ist es ziemlich unschön hier den Berg mit nur einer Fahrspur raufkriechen zu müssen.
Es ist laut, der Motor hallt und wirkt brummig und wir müssen mehr Gas geben, als noch vorhin während des Tunnelanmarsches.
Erlaubt sind zwar schon 80, aber wir kommen im 5ten Gang nicht ganz an die 70.
Vor uns ist schon nach kurzer Zeit alles frei, während sich hinter uns die erste längere Autokorsoschlange bildet.
Oh weia! Nun müssen wir reagieren, sonst sind wir gleich Ursache für einen Rückstau vor dem Gotthard…

Ich schalte runter, beschleunige im 4ten Gang auf 80 und schalte dann wieder hoch.
Das Spielchen machen wir 2 oder 3 mal, dann erreichen wir die Tunnelspitze, von hier aus geht es dann gerade weiter und ein klein wenig sogar wieder bergab.
Das ist dann natürlich einfach, wir nageln die ca. 10 verbleibenden Kilometer die Tachonadel an die 80 km/h und lassen uns „einfach durchsacken“…

         
Und so durchfahren wir den Gotthard                        Stau ist nur hinten doof, vorne gehts (in dem Fall sind wir vorn)

Mit der Höchstgeschwindigkeit in der Schweiz muss man natürlich schon grundsätzlich aufpassen.
Wir haben erst neulich im TV gesehen, dass die Bußgelder hier in CH deutlich über unseren Bußgeldsätzen liegen.
Da war zum Beispiel einer, der war irgendwas um 30 zu schnell der durfte umgerechnet 800,- € abdrücken und die Weiterfahrt wurde ihm in der Schweiz sogar komplett untersagt.
Zwar können wir mit dem langsamen Wohnmobil wohl kaum 30 km/h über dem Limit fahren, andererseits werden bestimmt auch 10 km/h über dem Limit ziemlich teuer zu stehen kommen.
Also lautet unsere Devise: Strich 80…!!

Nach dem Tunnel geht es in Airolo wieder aus dem Berg hinaus.
Endlich. Ich fing gerade an erste Beklemmungen zu bekommen.
Immer nur das blöde Neonlicht, die stickige Luft und der dicht an uns vorbei donnernde Gegenverkehr.
Der Tunnel selbst ist gar nicht so schlimm, immerhin fuhren wir zum Nordkap auch durch mehrere Tunnel, die von der Optik her durchaus noch bedenklicher waren, als der rein augenscheinlich sauber verarbeitete Gotthard- Tunnel.
Aber die Enge in Kombination mit dem Gegenverkehr und der Länge ist wirklich unschön!

         
Puh, Geschafft! Tunnelausfahrt in Airolo                           Da rechts liegt sogar noch Schnee!

Auch Minki hat der Tunnel nicht gefallen.
Sie schaut nach wie vor noch immer aus dem Fenster der Mittelsitzgruppe und bestaunt die Landschaft.
Geht es aber dann in einen der vielen Tunnel, dann fängt spätestens nach 30 Sekunden vorbeihuschendem Neonlicht das „Beschwerdemauzen“ an.
Nun, im Gotthard, ist es ganz besonders schlimm. Sie mauzt so laut, dass sogar Dori irgendwo aus ihrem Versteck in den Katzenjammer einsteigt, ohne dass wir sie akustisch genau orten können.

Nun aber ist der Berg gegen 20 nach 3 endlich durchfahren, wir sind im „italienischen Teil der Schweiz, man sieht es gleich an den Beschriftungen der Schilder.
Und wir staunen über eine weitere Überraschung:
Es liegt doch tatsächlich Schnee in Airolo!!!
Aber zum Glück nur auf den Wiesen.
Die Autobahn ist komplett frei und trocken und so können wir ohne Probleme unsere Fahrt in Richtung Italien mit „voller Marschgeschwindigkeit voraus“ fortsetzen.

         
Toller Blick von oben „ins Tal“                                 (Fast) alle Wege führen nach Rom, oder hier eben nach Lugano

Lange bleiben wir allerdings nicht auf der Autobahn, schon gegen 4 verlassen wir die A 2 und fahren an der Abfahrt „Lugano Nord“ von der Autobahn runter.
Denn hier, kurz vor den Toren der Toskana, haben wir uns schon unterwegs das nächste Reiseziel ausgesucht.

Für dieses Campingjahr haben wir uns ja die ACSI- Campingcard gegönnt.
Kostete nur 9,95 € mit Reiseführer.
Darin enthalten: ca. 1.300 Campingplätze, die den müden Reisenden in der Nebensaison mit Wohnmobil oder Wohnwagengespann und 2 Personen sowie Strom und mindestens einer warmen Dusche pro Tag und Person pauschal entweder für 10, 12 oder 14,- € aufnimmt.
Und das ist natürlich gemessen am sonst regulären Preis einer Campingplatznacht sehr sehr kostengünstig und passt hervorragend ins „Low-Cost-Driver“– Projekt.

Die Karte hatten wir im Vorfeld bereits besorgt und sind nun gespannt wie ein Flitzebogen, ob das mit der Karte auch wirklich reibungslos funktioniert.
Der erste Campingplatz für diese Reise und Garant für eine (hoffentlich) erquickende Dusche und nur 14,- € Übernachtungskosten ist somit der Campingplatz International in Lavena Ponte Tresa. Ort und Campingplatz liegen idealerweise direkt am Lago di Lugano.

         
Hurra, wir sind (fast) da, hier fahren wir ab!                     Es folgt der erste Ausflug ins Schweizer Umland

So langsam werde ich aber auch ungeduldig, denn als wir nun endlich von der Autobahn abgefahren sind, sind wir noch immer in der Schweiz!
Allmählich muss doch mal Italien kommen!

Dann aber erreichen wir nach sehr kurzer Überlandfahrt das Schweizer Städtchen Magliasina.
Auf der „Via Cantonale / Via Colobera geht es nun auf einmal fast nur bergab.
Und nun muss die Grenze sehr nah sein, denn hier fühlt man sich gleich wie in einem luxemburgisch-deutschen Städtchen.
Eine Tankstelle reiht sich hier an die nächste, die Dichte ist beinahe so hoch, wie die der Wohnhäuser um uns herum…
Blöd nur, dass wir nicht genau wissen, was denn im Moment der Schweizer Franken wert ist.
An den ersten Tankstellen fahren wir noch vorbei, hier kostet der Diesel um 1,95 SFR.
Mal 1 Rappen mehr, mal einen weniger.
Während wir noch überlegen, ob das normal mit den ganzen Tankstellen ist, kommt plötzlich eine Billigtanke, die den Diesel für nur 1,90 SFR anbietet.
Und das ist natürlich ein deutlicher Unterschied zu den übrigen (durchaus auch gut besuchten!) Tankstellen.
Ist doch nicht normal mit den Kosten, oder? Ich meine so viele Tankstellen und dann auch noch so viele Kunden, das hat doch sicherlich was mit der Grenze zu tun!
Und wenn hier alle tanken, kann das doch nicht verkehrt sein!
Egal ob der Kurs nun schlecht ist oder ob es vielleicht im nur wenigen Kilometern entfernten Italien billiger ist.
Wir tanken jetzt hier, basta!
Die Luke wird mit 38 Liter und 74,71 Sfr voll.
Mit den gefahrenen 335 Kilometern muss ich mich sehr über den Verbrauch wundern:
Wir haben knapp über 11 Liter verbraucht!
Dabei sind wir doch heute viel mehr Berg (mit Vollgas!) und Tal gefahren und hatten dazu noch den fetten Stau.
Aber nun gut, ich will mich ja nicht beklagen und freue mich statt dessen lieber über den guten Verbrauchswert, auch wenn ich im Moment noch nicht ganz nachvollziehen kann, wo und wie denn genau der Sparfuchs auf einmal zugeschlagen hat…

         
Jetzt gehts den Berg runter!                                      Und dann folgt die „Tankstellenstraße“

          
Auch wir halten mal an…                                           und machen die Luke voll! „Wenn das doch alle so machen…“

Nach dem Tanken geht es direkt weiter zur Grenze, unser Navi meldet das heutige Tagesziel nur wenige Kilometer voraus.
Ein unvermittelt auftretender Rückstau hier nötigt uns dann jedoch erneut zum Zwangshalt.
Schuld sind die Schweizer!
Sie kontrollieren uns zwar nicht bei der Ausreise, allerdings kontrollieren die schweizerischen Zöllner bei der Einreise aus Italien in die Schweiz.
Und da auf der anderen Seite des Grenzkomplexes eine Kreuzung ist, wo es sich wegen der Schweizer Einreisekontrolle zurück staut, kann unser nach Italien einreisender Verkehr nicht an der gleichen Kreuzung abfließen.
Das sind sozusagen, am einem praktischen Beispiel erläutert, die Verkehrsprobleme im europäischen grenzüberschreitenden Verkehr. 😉
Und somit stehen wir bei der Ausreise aus der Schweiz im Stau, weil die Schweizer bei der Einreise kontrollieren, verkehrte Welt…

         
Nanu, dreispurig und dann nichts los, das kann doch nur…  …genau! Stau vor der Einreise nach Italien!

Wir haben aber auch durch eine weitere Kreuzung noch vor der Grenze Pech.
Vor dem Grenzkomplex kann man nämlich in Richtung schweizerischer Ausreise noch aus einer anderen Richtung als der unseren kommen, genauer von Purasca.
Kommt man also nun von Purasca Richtung Ponte Tresa, darf man aufgrund der Vorfahrtsregel auch noch vor dem Verkehr ex Lugano einscheren.
Und somit läuft unser Hauptverkehr noch schleppender, *bäh*
Ich muss mir, als wir endlich an dieser Kreuzung ankommen, mit dem dicken Wohnmobil sogar die Fahrt „erzwingen“, weil sich sonst immer und immer wieder einer vorgedrängelt hätte.

         
Stau vor dem Grenzkomplex bei der Ausreise              und wer hier „von rechts“ kommt, darf auch noch vor…

         
Nach der Schweizer Ausreise queren wir den Grenzfluss  und reisen hier (hoffentlich gleich) nach Italien ein

Letztendlich klappt es dann aber doch und wir betreten oder besser befahren um exakt 16:39 Uhr endlich wieder EU- europäischen Boden.
Eigentlich geht dieser erhebende Moment einfach so vorbei und wird NIE wieder kommen.
Mit Ausnahme unserer ersten Tour durch Rom, wo wir uns einen Roller gemietet haben, ist dies nämlich das erste Mal, dass wir mit einem Fahrzeug auf italienischem Boden fahren.
Nach der kurzen Zeremonie (leider hat niemand gewunken 🙁 fahren wir ohne Umwege direkt zum Campingplatz.

Es handelt sich, wie schon beschrieben, um den Platz „International Camping“ in Lavena Ponte Tresa.
Der Platz liegt ein wenig außerhalb des Ortes, ist aber noch nicht so weit weg, dass man nicht zu Fuß in die Stadt spazieren könnte.
Die Einfahrt markiert ein mächtiges Tor, welches durchaus den Charme eines weiteren Grenzkomplexes einnehmen kann.
Alles wirkt auf den ersten Eindruck schon ein wenig älter und abgenutzt, aber wie schon bei einigen Reisen zuvor muss man das pragmatisch sehen.
1. Bleiben wir nur eine Nacht hier und 2. ist das kein Rost, sondern in Wahrheit wertsteigernde Patina… 😉

         
Hier ist die Einfahrt                                                            Nach dem Tor der erste Eindruck

Das Anmeldeprozedere ist problemlos. Zwar müssen wir klingeln um eingelassen zu werden, die herbei eilende Dame ist dafür jedoch sehr nett und zuvorkommend.
Wir rollen nach Öffnen der Schranke vor zur Rezeption und treffen uns dann dort wieder.

Mein Puls wird nun schneller, denn nun zücke ich zum ersten Mal unsere ACSI- CampingCard und bin gespannt, ob wir damit wirklich für nur 14,- € hier übernachten dürfen.
Immerhin steht draußen auf der Preisliste etwas ganz anderes…
Man kennt das ja von fragwürdigen Angeboten, egal welches Produkt oder Dienstleistung.
Einfach mal einen billigen Platz anbieten, kommt dann jemand, ist ausgerechnet dieser „billige Platz“ schon vergeben. Man kann natürlich (und darauf hofft der „kluge“ Geschäftsmann) trotzdem bleiben – zum regulären oder nur geringfügig reduzierten Preis…
Doch hier ist allerdings nichts davon der Fall!
Die Karte wird ohne Anstand akzeptiert und wir dürfen uns (auf dem wenig besuchten und fast freien) Platz unsere Ecke selber aussuchen.
Einzig 10,- € Pfand müssen wir jetzt für die Ausfahrkarte abgeben, abgerechnet wird dann morgen beim Auschecken.
Nach Klärung der Formalitäten rollen wir von der Rezeption ab und befahren einen äußert schmalen Versorgungsweg zwischen den einzelnen zum Teil abenteuerlich abgesteckten Parzellen.

Die meisten Plätze haben eine beachtliche Schräglage, dies ist jedoch der Tatsache eines direkten Zugangs zum Wasser geschuldet. Der Weg dorthin fällt nun mal zur Wasserlinie nach unten hin ab…
Wir entscheiden uns nach einer kompletten Umrundung des Areals für einen extrem schrägen aber dafür gen Süden offenen Platz, von dem ich mir einen besseren Fernsehempfang erhoffe.
Anja mag nämlich heute Abend so gern DSDS im TV schauen und ich will es ihr natürlich ermöglichen.
Für einen einigermaßen geraden Stand packen ich natürlich unsere Unterlegkeile aus.
Die Dinger reißen nach einer abenteuerlichen Auffahrt zwar einiges, aber leider nicht alles raus.
Wir sitzen im Wohnmobil trotz Keilen noch immer leicht schräg.
Runde und kugelige Gegenstände kullern vom Tisch und fallen auf den Boden
Und sogar unsere Katzen gehen im Womo (Gang zum Fressen & Klo sofort, nachdem wir den Motor abgestellt hatten) auf und ab, als ob sie seekrank wären.
Hihi 😉

Gleich nachdem wir also unseren Standplatz eingenommen haben, mache ich mich an das Einrichten der Satellitenantenne.
Dies geht heute etwas schneller, als noch gestern Abend.
Die Navigation mit Kompass und Orientierung an einer benachbarten deutschen Schüssel macht es auch ohne Sat- Finder wirklich einfach.
Knappe 15 Minuten im Stehen auf der Leiter später klingen die vertrauten Klänge aus dem bordeigenen Entertainment- Programm und wir können beruhigt den späten Nachmittag und Abend starten.

         
Blick über den Campingplatz                                     Hier sieht man gut die Größe der Parzellen und die Schräglage

Und nach einem langen Fahrtag ist natürlich ein Spaziergang genau das richtige!
Idealerweise liegt der Campingplatz nicht zu weit von der Stadt entfernt, als dass man ihn zu Fuß nicht mehr erreichen könnte und so sparen wir uns das Abladen der Räder und machen uns stattdessen für einen Fußmarsch fertig.
Kurz nachdem wir den Campingplatz gegen 17:30 Uhr verlassen, erspähen wir gleich gegenüber der Einfahrt zum Campingplatz einen Supermarkt, das ist gut!

Da wir nicht wissen, wie lange dieser geöffnet hat, gehen wir halt als aller erstes hier einkaufen. Es gibt was süßes, einen kleinen Geburtstagskuchen für Anja (hat morgen Geburtstag!!!) sowie 1 Liter frische Milch zum probieren und noch einige andere Dinge mehr.
Wir überlegen, ob wir auch schon Brötchen für morgen kaufen sollen, werden dann aber auf die Öffnungszeiten aufmerksam. Denn auch Sonntags hat dieser Supermarkt bereits ab 8:30 Uhr geöffnet, also kaufen wir morgen früh lieber ein paar frische Brötchen.

Aber jetzt!
Nachdem wir nun auch noch unsere Einkäufe im Wohnmobil verstaut haben, geht es endlich frohen Mutes in die Stadt.
Einzig das anhaltende Grau in Grau des Wetters mag stören, aber solange es nicht regnet, wollen wir uns nicht beklagen.

Der Magen knurrt und nichts wäre uns beiden jetzt im Moment lieber als ein gutes aber vor allem authentisches Stück echte italienische Pizza für „auf die Hand“.
Muss es doch hier geben!
Aber zunächst mal sind wir natürlich angetan von einer faszinierenden Einfachheit eines kleinen italienischen Städtchens.
Schon der Weg ins Zentrum ist ganz nett, es ging immer dicht am Ufer des Lago di Lugano entlang.

         
Gleich gegenüber: Der Supermarkt                                 nun geht´s die Straße hinunter…

         
…vorbei an mondänen Villen mit Seezugang…                   …Bootsanlagern…

         
und einem tollen Blick auf den See!                                 Da hinten gegenüber: Ponte Tresa auf Schweizer Seite

Im Stadtkern angekommen finden wir eine kleine Fußgängerzone vor, die italienischer nicht sein kann.
Als erstes sticht mir ein flammneuer quitschgelber Lamborghini ins Auge, der stilecht vor einem sündhaft teuer aussehenden Schuhgeschäft und einer Bar abgeparkt ist.
In der Pizzeria schräg gegenüber sitzt auch ein Gast mit teuer aussehender Sonnebrille, Sakko und lässig abgelegtem Lamborghini- Schlüssel neben einem dampfenden Espresso auf dem Tisch. Der Typ hat sogar eine gewisse Ähnlichkeit mit Flavio Briatore, dem Rennstall- Besitzer des Formel-1- Teams Benetton.
Ob er das ist? Wundern würde es mich jedenfalls nicht.
Ich würde ja auch gern ein Foto machen, aber so recht traue ich mich dann doch nicht.
Wenn er es nicht ist, dann mache ich mich nur lächerlich…

     Lamborghini in Italien vor authentischer Kulisse
Der erste Eindruck von Lavena Ponte Tresas Fussgängerzone

Aber auch ohne Lamborghini und Flavio Briatore ist das kleine Örtchen recht anmutig.
Die engen Gassen, lustige Italiener, kleine Cafes, ein paar Shops und Lädchen runden das Bild ab.
Ebenso wie die Anwesenheit von Flavio Briatore (er war es doch!!!), würde es mich nicht wundern, wenn gleich Mamma Miracoli einen der hölzernen Fensterläden über uns öffnet und ein lautes „FREDERICO!“ wie in der gleichlautenden TV- Werbung über uns hinweg halt.
Danach gibt es dann irgendwo einen dampfenden Topf Nudeln mit Bolognese-Soße im sonnigen Garten…

         
Wir spazieren durch die Straßen                                    und saugen die Eindrücke in uns auf

         
Zu entdecken gibt es viel, nur nichts zu essen  🙁        Oben links geht gleich das Fenster auf: FREDERRIIICCOOO!!

         
Hier nochmals die Grenzsstation vom Ufer aus                   Die Häuser dorthinten gegenüber ist Schweizer Gebiet

Apropos Miracoli und Nudeln:
Aus unserem Vorhaben einer „Pizza auf die Hand“ ist leider bis jetzt noch nichts geworden, denn es tut sich einfach keine Pizzeria mit Straßen- oder Fensterverkauf auf.
Auch sonst „verdächtige Hinweise“ wie Menschen mit Pizzakartons in der Hand haben wir bislang nicht erspähen können.

Wir beginnen bereits die Nebenstraßen der Nebenstraßen zu erkunden, da stellt Anja eine mögliche Theorie hierzu auf.
Diese besagt, dass der stressintensive Lebensstil des quirligen Europäers hier in diesem Dörfchen eben noch nicht Einzug gehalten hat.
Kein „Coffee to go“, kein McDonalds, kein Fast- Food und eben auch keine Pizza auf die Hand.
Nur Restaurants (davon auch mal eine Pizzeria, diese ist dann allerdings eine „Trattoria“…), Bars und Cafes.
Die Italiener lassen sich einen sicherlich zeitintensiven Genuss von Speis und Trank offenbar nicht nehmen, nehmen sich ihrerseits lieber die Zeit für ein gemütliches Abendessen.
Viele sitzen hier in den einzelnen Lokalen und haben lecker gefüllte Teller, oder nur einen einfachen Espresso vor sich stehen. Und trotzdem haben sie alle eins gemeinsam: Sie haben offenbar Zeit!

Und was uns dann auch noch auffällt: Viele Bars und Restaurants haben bereits ein eingeführtes Rauchverbot, die Leute stehen zum qualmen tatsächlich draußen.
Bei uns ist das Hick-Hack mit Nichtraucherschutz, es geht hin zum Bund, weg zu den Ländern, hier und da.
Ein Flickenteppich von Regeln ist in Deutschland die Folge.
Hier in Italien scheint das zu unserer größten Überraschung kein Thema zu sein: Es gilt Rauchverbot, Punkt!

Allmählich wird es dunkel und wir werden müde, eine beginnende Erkältung macht uns beiden zusätzlich zu schaffen.
Und da wir auch bei der dritten Durchforstung einer auf den ersten Blick vielversprechenden Nebenstraße doch wieder nur an einer Bar vorbei gekommen sind, brechen wir die Suche nach einem duftenden Stück Pizza an dieser Stelle ab.

So kaufen wir in der Nähe des Grenzkomplexes zur Schweiz nur ein Brot bei einem kleinen Lebensmittel-/Feinkostladen und gehen dann am See-Ufer entlang zurück zum Campingplatz.
Wir hatten noch überlegt, ob wir hier doch noch zurück auf die Schweizer Seite gehen sollen.
Immerhin trennt an dieser Stelle nur der Fluss die eigentlich vereinte Stadt, die Italiener am Flussufer haben somit Schweizer als Nachbarn.
Aber mangels Franken in der Tasche ist es wohl nicht so klug auf der anderen Seite der Grenze unsere Nahrungssuche fortzusetzen und so spazieren wir eben hungrig aber wenigstens mit einem frischen Brot bewaffnet zurück zum Wohnmobil.

         
Bewaffnet mit frischem Brot (Nicht naschen!  😉                 geht es zurück zum Campingplatz, tschö Lavena!

Gegen 19:15 Uhr sind wir wieder zurück am Wohnmobil, es ist mittlerweile dunkel und vor allem doch etwas frisch, ja sogar empfindlich kalt geworden. Vom „sonnigen Süden“ und Spaziergängen mit T-Shirt im Abendrot ist nichtmal annähernd zu denken!
Aber unsere Truma wird es schon richten! Und so werfen wir unsere Heizung an und erfreuen uns an einem stetig wärmer werdenden Wohnmobil.

Gegen den Hunger machen wir aus Brot und einigen Tomaten einen leckeren Teller.
Idealerweise hat Anja hierzu noch ein Päckchen Buko „Art Toskana“ aus dem Kühlschrank gezaubert, was unser Abendbrot nun noch abrunden kann.
Zuerst mag Anja zwar nicht so recht, aber als ich dann noch einen Mozzarella in die Tomaten haue, kommt auch sie auf den Geschmack.
Dazu genehmigen wir uns einen gesunden Vitaminsaft für die körpereigene Abwehr in der Hoffnung so einer drohenden Erkältung vorbeugen zu können.
Denn das wäre das schlimmste! Krank im Urlaub!
„Aber morgen“, tröste ich meine Frau, „morgen werden wir im sonnigen Süden und in der Toskana sein und da wird alles schön und gut!“.
Später zum Abendprogramm probiere ich dann noch ein im Supermarkt erstandenes in Italien wohl bekanntes Erfrischungsgetränk aus Dosen genannt CHINO oder CHINÓ, aber es schmeckt ehrlich gesagt kacke und so trinke ich die Dose nicht aus.
*buäh*!
Da mach ich mir lieber doch einen Pfefferminztee…

         
Abendessen! Mozarella, Tomate und Brot, lecker!          Nur das hier war gruslieg, „pfui deibel“ um genau zu sein!

Auch Minki und Dori sind erfreut über die wohlig wärmende Truma.
Minki probiert sogar, ob sie darauf liegen kann. Eine Zeit lang hält sie es auch aus, aber als die Heizung dann richtig warm wird, verzichtet sie dann doch auf einen „angesengten“ Schwanz 😉
Die beiden waren aber auch lieb heute!
Die Autobahnfahrt war deutlich ruhiger und entspannter, Dori hat zwar am Anfang ein paar Mal ein paar Beschwerden „gemauzt“, dann aber war sie recht schnell friedlich und hat sich wieder versteckt.
Minki hat natürlich wieder einen Fensterplatz gewählt, hat im Stau sogar ein kleines Mädchen wenigstens kurzfristig glücklich gemacht.
Einzig die Tunnel haben ihr nicht gefallen, da fehlte ihr wohl so eine Art Bezugspunkt und kommentierte die Tunnelfahrt entsprechend.
Ansonsten lief alles prima.
Offenbar begreifen unsere Katzen recht schnell, dass das brummige Ding genannt Wohnmobil zwar im Moment brummt, aber hoffentlich auch bald wieder damit aufhören wird.
Und sie lernten wohl auch, dass das laute Mauzen und Beschweren nichts nützt.
Die Situation ist zwar unangenehm das gebe ich sogar zu, aber unmittelbare Gefahr droht ihnen ja nicht.
Und das haben sie scheinbar auch gelernt und nahmen die Situation sehr viel gefasster und ruhiger auf, als noch bei der gestrigen Fahrtetappe bis Freiburg der Fall war.
Nun sitzen beide hier bei uns, sind ebenfalls satt und lassen sich von uns sogar wieder hinter den Öhrchen kraulen.
Minki kuschelt sich ein wenig zu Anja, die es sich für einen netten Fernsehabend gemütlich gemacht hat.
Ich spiele mit Dori ein wenig Mäuse am Bendel fangen.
Als sie dazu keine Lust mehr hat und sich ebenfalls auf ihre Kuscheldecke in der Nähe der Heizung verkriecht, schnappe ich mir gegen 9 den Laptop und tippe am Reisebericht.
Als ich meinen Leppi einschalte, bekomme ich zu meiner großen Überraschung sogar ein WLAN angezeigt, aber da ich das Kennwort nicht kenne, wird aus meinem Wunsch ein paar virtuelle Reisegrüße nach Hause zu schicken leider nichts. Egal, dann eben ein anderes Mal…

So könnte der Abend eigentlich ausklingen, einzig das Reiseziel für Morgen will noch festgelegt werden.
Eigentlich wollten wir zu Anjas Geburtstag in Florenz sein, aber das sind von hier aus nochmals mindestens 400 Kilometer Strecke, wir würden also erst gegen späten Nachmittag oder frühen Abend dort ankommen.
Darüber hinaus ist rund um Florenz kein günstiger Campingplatz zu erkennen.
Es gibt zwar den (glaubt man den Berichten) verkehrstechnisch außerordentlich gut liegenden Campingplatz Michelangelo direkt oberhalb von Florenz, aber dieser benötigt aufgrund seiner eben außergewöhnlich guten Lage auch keine CampingCard- Gäste und akzeptiert folglich die Karte nicht.
Außergewöhnlich ist darüber hinaus auch noch der Preis!
Um 35,- € wird die Übernachtung in der Nebensaison (!) auf diesem Platz kosten, das verrät uns zumindest der reguläre Campingführer.
Also entschließen wir uns die Kosten klein zu halten.
Morgen wird Fahrtag, das ist mal klar. Aber wir werden nicht gleich bis Florenz durchbrechen, sondern kurz und knapp davor wieder einen Campingcard- Platz aufsuchen.
Dort übernachten wir dann und fahren am kommenden Tag gleich früh nach Florenz rein und steuern erst dann den Campingplatz an.
Dort bleiben wir dann für die folgende Nacht und haben trotzdem den ganzen Tag und den Vormittag des folgenden Tages für Florenz.
Weiterer Vorteil: Auf dem Campingplatz steht unser Wohnmobil sicherlich besser, als irgendwo auf einem kostenpflichtigen Parkplatz in der Stadt.
Also sparen wir sogar doppelt: 1. die Parkgebühren für den Aufenthalt in Florenz und 2. die Differenz zwischen CampingCard Tarif und regulärem Michelangelo- Tarif.

Kurz vor Mitternacht (es kommt grad die Entscheidung bei DSDS) fängt es sogar dann noch an zu regnen.
Na klasse, das sind ja hervorragende Aussichten für morgen!
Hey Mann, wir wollten Frühlingsgefühle im Süden genießen und nicht bei einstelligen Temperaturen im Wohnmobil vor der Truma sitzen, während es draußen regnet!
„Morgen sind wir in der Toskana!“ beruhige ich meine Frau, die besorgt dem Regenkonzert auf unserem Wohnmobildach lauscht „Morgen wird alles schön!“.

KM- Stand bei Abfahrt: 179.901
KM- Stand bei Ankunft: 180.252
gefahrene Kilometer: 351

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