Anja hat gut geschlafen und ich eigentlich auch.
Wir haben die Truma die Nacht auf kleiner Stufe durchlaufen lassen.
Es war einfach zu kalt letzte Nacht und hier stehen wir ja sogar noch höher, als in der Nacht zuvor.
Bei 17°C im Wohnmobil stehen wir gegen 9:30 Uhr auf.
Wir waschen uns und räumen die Spuren der Nacht auf.
Ist schon toll, dass wir ohne Probleme die zweite Nacht in diesem Urlaub komplett frei gestanden haben und „nächtliche Besucher“ haben wir auch keine gehabt.
Natürlich haben wir entsprechende Sicherungsmaßnahmen getroffen.
Andererseits, wenn ich mir die Fahrzeuge hier in den Reihen auf dem Stellplatz ansehe, sind wir die wohl am wenigsten lohnende Beute, die hier auf dem Stellplatz steht. Das wohl deutlich älteste Fahrzeug und auch das billigste!
So ganz anders die Situation, die sich damals auf unserer Nordkapreise noch mit unserem auch von außen klar als neues modernes Mobil und vielleicht sogar als Mietmobil erkennbaren Fahrzeug dargestellt hat.
Wir sind jetzt, mit unserem älteren eigenen Fahrzeug, wohl mittlerweile kein lohnendes Ziel mehr.
Wie gesagt, wir haben recht gut geschlafen. 😉

         
Der nächste Morgen auf unserem kostenlosen Stellplatz    Anja kämmt sich die Haare im Fahrerspiegel…  :-/

Heute ist übrigens Feiertag, das Osterfest beginnt.
Wir gehen daher davon aus, dass im erzkatholischen Italien wohl jedes Geschäft geschlossen haben wird.
Trotzdem möchten wir die Stadt Volterra heute ein weiteres Mal im Hellen besuchen.
Einige Dinge wie die Kirche, den archäologischen Park und das römische Theater haben wir gestern Abend ja nicht mehr gesehen.
Mangels Stadtplan und mangels Licht…
Auch möchten wir den „mystischen Eindruck“, den wir gestern Abend gewonnen haben, auch irgendwo widerlegen und auch in Volterra ein typisches toskanisches Städtchen sehen und unsere „innere Ordnung“ wieder herstellen.
Ganz ohne Vampire, Geister und Co. 😉

Zum Frühstück essen wir das Brot, dass wir gestern im Coop gekauft haben.
Das ist mal richtig lecker!
Das ist, obwohl „Fertigbrot“ weich und geschmackvoll und ist in Kombination mit der langen Haltbarkeit (alle anderen bislang probierten Brote, Panini und Ciabatta waren schon am nächsten Tag hart…) ab sofort unsere erste Wahl.

Anja bringt mich am frühen Morgen sogar ohne es zu wollen zum lachen.
Wie selbstverständlich greift sie zum Wasserkocher und will sich das heiße Wasser für den Capuccino heiß machen.
Mal sehen, wann sie merkt, dass wir keinen Strom haben… 🙂
Relativ spät um genau zu sein, nämlich erst dann, als das Licht am Gerät nicht funktioniert.
Also das Wasser aus dem Wasserkocher in den Topf und das Wasser auf Gas heiß gemacht.
Geht ja auch 😉

           
Anja probiert den el. Wasserkocher…    War wohl nix 😉   Dann eben auf Gas  …so bekommen wir ja auch Frühstück!

Nach dem Frühstück räumen wir auf und spülen fix die Sachen weg.
Danach setze ich mich ein wenig nach vorn auf den Beifahrersitz und schaue dem bunten Treiben, Kommen und Gehen auf dem Stellplatz zu, während Anja sich für den Stadtbummel fertig macht.

Mir fällt besonders auf, dass nunmehr vermehrt viele Italiener auf den Platz fahren.
Fast alle haben die neuesten Wohnmobile.
Woher nehmen die nur das Geld dafür?
Das ist so ganz anders, wie mit den Autos.

Fahren die Italiener Autos sind diese sehr oft älteren Baujahrs.
Alte Pandas, Fiat 500, alte Seat und Co.
OK, es sind natürlich auch neuere Fahrzeuge dabei.
Aber es ist schon merkwürdig, dass es kaum ältere italienische Wohnmobile zu geben scheint.
Wenn die Italiener ein Wohnmobil fahren, dann ist es fast immer ein flammneues Modell.
Kann man die hier auch leasen? Oder sind das alles Mietfahrzeuge oder was?

Und noch eine Sache wundert mich.
Neben uns steht zum Beispiel so ein fabrikneues Fahrzeug.
Die Gasflasche scheint leer zu sein, denn der Fahrer, ein älterer mit-50iger wuchtet eine schwere grüne Gasflasche aus dem Womo.
Wo will der denn hier auf dem Stellplatz damit hin?
Frei nach dem Motto, „wenn das Wohnmobil nicht zum Gas fährt, dann muss das Gas eben zum Wohnmobil fahren“ hält kurze Zeit später ein kleiner weißer Lieferwagen neben dem Wohnmobil.
Offenbar eine Art mobiler Gasservice, denn ein junger Mann steigt aus und liefert eine offenbar gefüllte Gasflasche bis direkt ans Wohnmobil.
Toller Service!

Gegen 11 Uhr machen wir uns dann auf die Stadt Volterra auch mal im Hellen zu besichtigen.
Schade, dass wir nach wie vor so schlechtes Wetter haben.
Es ist bewölkt, knapp über 10°C und es schaut nach Regen aus.
Bei diesem Wetter fällt es uns natürlich doppelt schwer die vielen Stufen wieder in Stadt hinauf zu kraxeln.
Aber auch diese Hürde nehmen wir, der Aufstieg in die Stadt dauert bei Tag und langsamen Gang etwa 10 Minuten.
Oben angekommen können wir dann zum ersten Mal ein wenig die Aussicht in die Toskana genießen, idealerweise hat man hier oben gleich eine Bank positioniert, wo man 1.) Pause nach dem Aufstieg machen kann und 2.) die Fernsicht über das Land genießen kann.
Komisch, gestern Abend ist uns die Bank gar nicht aufgefallen…

         
Jetzt, im hellen betrachtet, sieht es gar nicht so schlimm aus    und von oben hat man einen tollen Ausblick ins Land

         
Der Blick nach links in die Vorgärten ist auch möglich        Und man kann hier auf der Bank eine kleine Rast machen

Als erstes besuchen wir den archäologischen Park, er ist eigentlich ganz gut ausgeschildert und auch im Reiseführer erwähnt.
Die feuchten Wiesen sind, trotz des schlechten Wetters, von Kindern bevölkert, die sich lautstark über den freien Schultag freuen und dem italienischen Nationalsport frönen.
Fußball, war doch klar, oder? Immerhin sind die Italiener derzeit Weltmeister.
Kurz schauen wir Ihnen zu, wie die jungen Ballartisten sich gegenseitig versuchen auszudribbeln.
Das ein oder andere Talent ist bestimmt dabei…
Dann aber wenden wir uns der Geschichte der Stadt zu und spazieren durch den gerade im Frühling erwachenden Park.

         
wir spazieren wieder durch die Gassen Volterras                und folgen den gut beschilderten Wegweisern

         
wir erreichen den archäologischen Park                              eine Grünanlage inmitten der Stadt

Wir finden einige merkwürdige Badewannen aus Stein vor und ich frage mich, wer sich wohl jemals hier in der Öffentlichkeit in diesen doch recht kleinen Wannen gebadet hat.
Ob das überhaupt Badewannen sind? Oder vielleicht doch eher überdimensionierte Blumenkübel… ?:-/
Obwohl natürlich die Vorstellung der öffentlichen Badeanstalt gewisse Reize beinhaltet.
Ob dort damals die Damen und Herren in ihren gewandeten römischen Tuniken leicht bekleidet den ersten Anzeichen des FKK fröhnten?
Möglich wärs ja!

         
Überall im Park finden sich diese komischen Badewannen…    da ist schon wieder eine!

         
Da ist noch eine!                                                         von innen sehen die übrigens aus wie… …eine Badewanne 😉

Gleich nebenan findet sich eine etruskische Ausgrabungsstätte.
Das Areal ist eingezäunt, was darauf schließen lässt, dass der Eintritt Geld kostet.
Aber das stört uns nicht.
Denn wir können die paar „ollen Steine“ auch durch ein Loch im Sichtschutz des Maschendrahtzaunes bestaunen.
Oder besser erkennen, dass sich jedweder Eintritt wohl kaum bis gar nicht lohnen würde.
Viel zu sehen gibt es nicht.

         
Frech: Ich halte die Cam durch ein Loch im Sichtschutzzaun   viel zu sehen gibt es aber nicht, nur ein paar alte Steine

Von einer Anhöhe im Park hat man dann noch einen tollen Blick auf das Rathaus von Volterra (Palazzo dei Priori) und auf die Festung von Volterra, erbaut vom Herzog Lorenzo dem Prächtigen. Prächtig muss bei ihm übrigens auch die Geldbörse gewesen sein, denn die Festung sieht recht robust und massiv aus.
Kein Wunder allerdings, denn ein Blick in die Reiseführer bestätigt, dass es sich beim Herzog um einen der Medici gehandelt hat.
Und die hatten, das wissen wir seit Florenz, ein wohl recht ordentliches finanzielles Polster.
Die Festung ist heute übrigens ein Gefängnis, welches auch aktuell noch in Gebrauch ist.
Ein durchaus moderner und mit Wachposten besetzter Beobachtungsturm auf historischer Kulisse deutet darauf hin.
Hoffentlich hat sich der Herr Herzog da nicht einen Geheimgang gebaut und irgend ein Häftling findet plötzlich den Ausgang…

          
Wir spazieren weiter durch den Park, Anja macht Fotos     Hier der Blick auf das Rathaus, dem Palazzo dei Priori

         
Auch vom Park aus zu sehen: Die Fortezza des Herzogs…  Heute ein Gefängnis, wie der Wachturm beweist

Vom archäologischen Park geht es wieder durch die Stadt in Richtung Marktplatz.
Unterwegs kommen wir an einem Zeitungsstand vorbei.
Hier gibt es sogar viele deutsche Zeitungen. Nicht nur eine Auswahl an verschiedenen Tageszeitungen, auch Magazine und TV- Zeitungen gehören zum Programm.
Ich könnte mich sogar für die BILD- Zeitung erwärmen, nur leider ist diese hier von gestern.
Das ist mir dann doch zu alt.
Wir werden es heute Abend, nach einigen Tagen Abstinenz, wieder mit dem TV- Empfang probieren. Mal sehen, was in der Welt und in Deutschland so los ist…
Fehlt mir schon irgendwie, der Kontakt zur Heimat.

Wir schlendern weiter und finden auch ein Postamt, wo wir unsere erste Staffel geschriebene Postkarten einwerfen können.
Damit sind die ersten Reisegrüße unterwegs in die Heimat

Gleich um die Ecke werfen wir einen kurzen Blick in das Rathaus. Dieses ist aber, mit Ausnahme einiger Modellarbeiten an einer Innenwand, ein rein verwaltungstechnisches Gebäude. Gleich daneben befindet sich ferner eine Kirche, die wir ebenfalls kurz besuchen.
Die Kirche reißt aber nicht wirklich was vom Teller.
Zwar ist der Altar mit Blumen und Kerzen sehr schön ausgeschmückt, aber der Rest des Hauses wirkt dunkel, die Mauern und Säulen wirken zum Teil kahl und trist.
Nur einige Bilder an den Wänden mit fragwürdigen nackten Frauen auf Öl lassen mich schmunzeln und runden erneut eine ganze Reihe bislang interessanter Kirchen ab.
Und was war da bislang alles dabei! Maria- Statuen mit einem Heiligenschein aus Neonlicht am Kloster in Badia, die mumifizierte Leiche im Glassarg in Barberino, gestern Abend die Kirche „Le Balze“, die man buchstäblich auf Sand gebaut hat und nun Aktkunst an den Wänden der Kirche von Volterra.
Man darf gespannt sein, was uns auf dieser Reise noch alles erwartet…

         
Wappen und Schilder aus Stein an der Innenwand im Rathaus ist alles, was man im Rathaus bestaunen kann

         
Blick in die Kirche: Das Hauptschiff ist eher trist                 die Nebenschiffe sind da schon interesaanter

         
hier kann man „kirchliche Kunst“ bestaunen 😉                  einen hübsch gemachten Altar gibt es auch noch

Als wir gegen kurz nach 12 die Kirche wieder verlassen, hat sich das Wetter leider verschlechtert. Es fängt leicht an zu tröpfeln und wir müssen den Regenschirm zu Rate ziehen, damit wir nicht nass werden.
Wir entscheiden uns daher aufgrund des Wetters die Route ein wenig abzukürzen und wollen zum Abschluss der Stadtbesichtigung von Volterra nur noch fix das römische Theater (Teatro Romano) anschauen.

Wir entscheiden uns aber dann nicht für die eigentliche innere Besichtigung des römischen Theaters, sondern viel mehr für einen schönen Überblick von oben über die Anlage.
Hierzu folgen wir den Schildern „Theatro Romano Panoramico“.

Wenige Schritte später stehen wir oberhalb des Theaters auf einem Aussichtspunkt und genießen einen tollen Blick über diese altrömische Anlage.
Mit ein wenig Phantasie kann man sich schon vorstellen, wie hier, früher römische Kunst und Kultur vorgetragen wurde.
Erhaben und im Halbkreis rund um die Showbühne trafen sich dann die wohlhabenden Stadtbürger in den VIP- Lounges, die man heute noch auf der Hangseite gut erkennen kann.
Auf den hinteren Rängen im offenen Bereich fand dann wohl das einfachere Volk Platz, denn „Panem et Circenses“ war eines der elementarsten Grundelemente des inneren römischen Friedens und gesellschaftlichen Lebens. Es muss ja nicht immer gleich die Verfütterung von Christen an hungrige Löwen sein… 😉
Das Theater muss ziemlich groß gewesen sein! Einige Säulenreste deuten sogar noch auf eine zweite und dritte Etage, wenn man die Kellerräume mit zählt.
Auch verrät uns der Reiseführer, dass das Theater knapp 2000 Menschen Platz geboten hat.
Wow!

         
Blick auf die Haupttribüne des römischen Theaters            Das hier war wohl mal die „VIP-Lounge“ 😉

         
An den Säulenresten erkennt man die alte Größe des Theaters  Auch im hinteren Teil gibt es noch Teile zu bestaunen

Vom Theater aus schlagen wir den Weg zurück in Richtung Wohnmobil ein.
Wir nehmen vom Aussichtspunkt aus eine kleine Abkürzung an der Stadtmauer entlang und bekommen, ohne es erwartet zu haben, sogar noch einen tollen Ausblick von oben über den Stellplatz.
Natürlich führt auch mit einem seitlichen Zugangsweg kein Weg an den Teppen vorbei…

         
Schleichweg: Zwar auch eine Treppe, aber wenigstens…  …hat man von hier aus einen recht guten Blick über den SP

Nachdem wir alle Treppen wieder herab gestiegen sind, stellen wir unsere Abfahrbereitschaft her.
Es regnet noch immer leicht und der Boden ist zwischenzeitlich richtig matschig geworden.
„Boot ist klar zum Auslaufen“ melde ich gegen 12:45 Uhr an Anja.
Der Stellplatz ist mittlerweile sehr gut gefüllt, die Osterurlauber sind also definitiv unterwegs.
90% der eintreffenden Mobile sind italienische Wohnmobile und es bleibt dabei, nur das neueste vom Neuen und das feinste vom Feinen.
Wir fallen beinahe schon auf…

Anja nimmt neben mir Platz, sie hat im Wohnbereich alles gesichert und verstaut.
Langsam geht es los.
Im Rückspiegel erkenne ich gleich das nächste Mobil, welches die von uns soeben freigemachte Parklücke belegt.
Kein Wunder, die Plätze an der Stirnseite des Platzes (wo wir geparkt haben) sind die geradesten Plätze des Stellplatzes. Alle übrigen Plätze haben eine leichte Schräglage.

         
Ein letzter Blick auf den SP aus dem Cockpit                     Dann geht es wieder los: wir verlassen Volterra Ri. Cecina

Unser Navi führt uns heute durch die Landschaften in das etwa 30 km entfernte Städtchen Cecina, beziehungsweise Marina de Cecina.
Hier wollen wir dann endlich auch mal das Mittelmeer sehen.
Wir haben zwar Badesachen dabei, aber mit Baden wird es wohl nichts werden, das Wetter ist einfach zu mies dafür.

Wenigstens werden die Straßen in Richtung Küste weniger bergig und kurvig, es folgen sogar längere gerade Abschnitte, auf denen wir mal wieder etwas schneller fahren können.
Mit dem Klischee der Toskana hat diese Route hingegen nichts mehr gemein!
Es finden sich landschaftlich kaum mehr die Reize, die man mit Zypressen, hügeligen Bergketten und Kurvenstraßen von der Toskana erwartet oder mit ihr assoziiert.
Die Landschaft hier könnte auch in jedem x-beliebigen Teil der Welt liegen, von mir aus sogar gleich bei uns vor der Haustür um die Ecke.

         
Wieder unterwegs: Mit dem Wohnmobil durch Italien          Ein paar Kurven noch…

         
…dann aber wird das Land flacher und die Städte einfacher Kurze Zeit später verlassen wir sogar die Provinz Pisa

         
Die Landschaft bietet keine optischen Reize mehr 🙁         Wir erreichen Cecina

Das kleine Hafenstädtchen Marina de Cecina erreichen wir gegen kurz vor 2.
Schon bei der Einfahrt weisen Schilder darauf hin, dass das freie Campen im ganzen Bereich der Stadt verboten ist!
Auch sind die Parkplätze genau in ein Parkleitsystem eingepflegt.
Die meisten Plätze sind nur für PKW, entsprechende Schilder deuten darauf hin.
Besonders attraktive Parkplätze sind zusätzlich durch einen 2-Meter Einfahrbalken gesichert und unterstreicht damit ziemlich eindrucksvoll die wahrscheinliche Haupteinnahmequelle des Ortes durch Hotel- und Pensionsurlauber in der Hauptsaison.

Zum Glück ist im Moment absolute Nebensaison und wir sind sicher, dass wir niemanden wirklich stören, wenn wir uns für einen kurzen Spaziergang durch die Stadt auf einen eigentlich rein offiziellen PKW- Parkplatz stellen.
Ein anderes Wohnmobil aus Deutschland tut es unserer Idee gleich und parkt hier bereits in einer der länglichen Parktaschen, wir stellen uns dazu und sichern dann unser Wohnmobil.

         
Alleestraße in Marina de Cecina                                       p Auf dem Weg zum Strand! Da hinten ist der Weg zu Ende…

Wir spazieren durch ein total verschlafenes Nest mit geschlossenen Geschäften, Restaurants und Hotels bis an die Küstenlinie und sind erstmal komplett überrascht, wie rau und stürmisch doch das Mittelmeer heute ist.
Die Nordsee könnte dies an einem kalten Novembermorgen nicht besser!
Die Wellen sind aufgepeitscht und brechen sich an einigen Steinhaufen, die ins Meer hinein ragen.
Der Ort selbst ist, wie bereits erwähnt, nahezu tot.
Kaum ein Geschäft hat geöffnet und das liegt sicherlich nicht nur daran, dass wir heute Karfreitag haben.
Es sind stattdessen viele Bautätigkeiten in der Stadt im Gange, offenbar rüstet sich die Stadt für die kommende Saison.
Da wird gebohrt, gehämmert, gepflastert, renoviert, Dächer eingedeckt, Bürgersteige neu gelegt, Innenräume renoviert oder neu mit Möbeln eingerichtet.
Kurzum, überall wird gebaut und gewuselt. Dadurch wirkt die Stadt auf uns im Moment natürlich ziemlich unattraktiv.
Es erinnert mich ein wenig an unseren Griechenland-Urlaub 2007.
Auch hier waren in der Chalkidiki im Frühjahr viele Bautätigkeiten zugange, viele Geschäfte waren geschlossen und die Bars und Restaurants zu.
Schade.

         
Wir spazieren zum Strand                                                   Zum Schwimmen und Baden ist das wirklich nichts 🙁

         
Anja fotografiert Meer & Muscheln                                      Blick am Strand entlang zur Promenade

Wir spazieren die gesamte nahezu leergefegte Uferpromenade einmal herunter und die angrenzende Parallelstraße wieder hinauf.
Mit ein wenig Phantasie kann man sich aber schön ausmalen, wie wunderschön es hier im Frühsommer sein muss.
Wenn das Thermometer auch abends noch über 20°C zeigt, man bei leichter Reggae- Musik barfuss am Stand entlang schlendert und sich einen leichten warmen Wind um die Nase wehen lässt.
Ach ja, das wäre schon schän *träum*
Vielleicht ist die Küste Italiens ja irgendwann doch nochmal ein mögliches Reiseziel für uns, aber im Moment ist bei diesen Wetterverhältnissen hier nichts zu erwarten.

         
Vom Aussichtsturm mache ich…                                       …ein Bild über die Hafenpromenade von Cecina di Marina

         
Im Sommer ist es hier bestimmt total schön!                       Aber im Moment ist hier nix los, es wird nur gebaut.

         
Fürs Wohnmobil ist das hier nix: Fast überall wird begrenzt… Wir spazieren noch ein wenig durch den Ort

Bringt nichts! Der Ort ist tot, das Wetter mies, der Wind zu stark.
Hier bleiben macht keinen Spass und selbst bei schönem Wetter fühlen wir uns durch die ganzen „Gängeleien“ wie Teppichstangen und Parkverbot eh nicht wirklich willkommen. Daher setzen wir unsere Reise gegen viertel nach 2 fort.
Das nächste Ziel ist nun endlich wieder ein Campingplatz!!
Genauer ist es der CP Valle Gaia in Casale Marittimo bei Cecina, ein 4-Sterne Platz, von dem wir uns ein wenig Luxus erhoffen und der trotzdem die ACSI- CampingCard für eine Pauschalübernachtung von 14,- € offeriert.
Allein die beheizten Waschräume, die der Campingführer vollmundig anpreist, haben es uns angetan.
Eine lange heiße Dusche ohne zugige Winde ist jetzt genau das Richtige!

Unterwegs halten wir an einem großen Supermarkt an.
Es ist kein Coop, den wir sonst vorfinden, es ist ein Supermarkt der Kette Conad.
Auch hier finden wir natürlich unsere Lieblingssachen.
Wir kaufen frische Milch und noch 2 weitere Packungen des leckeren italienischen Brotes, mit Marmelade schmeckt das besonders gut!

Auch finden wir einige weitere Köstlichkeiten, so wird hier zum Beispiel der toskanische Schinken ganz frisch am Stück aus der Keule geschnitten!
Oder man bestellt einfach ein Stück eines leckeren Spanferkels.
Mmh, mjam, beides sieht sowas von lecker und vor allem ganz frisch aus!

         
Wieder ein Supermarkt voller Köstlichkeiten!                   Hier gibt es toskanischen Schinken ganz frisch vom Stück!

         
Auch Spanferkel gibt es ganz frisch!                                  Klar, dass wir unseren Wagen ganz voll machen 😉

Wir aber wollen heute Abend unsere italienischen Bratwürstchen machen.
Dazu kaufen wir noch zur Sicherheit eine Packung „Brat Wurst“ (genau so stand es auf der Verpackung!), die wie eine deutsche Weißwurst oder mehr wie eine gekochte Fleischwurst ausschaut.
Nur für den Fall, dass das italienische Bratwürstchen ein totales Desaster werden sollte…

Die Parkplätze vorn vor dem Supermarkt sind übrigens richtig klein und für Wohnmobile eigentlich total ungeeignet.
Aber zum Glück gab es hinter dem Haus noch ein paar Auswahlmöglichkeiten.
Ach ja, wir waren überrascht, dass an einem der wichtigsten katholischen Feiertage ein Supermarkt geöffnet hatte.
Das hätte es bei uns wohl eher nicht gegeben.

Gegen 15 Uhr erreichen wir den auf den ersten Blick wirklich schönen Campingplatz.
Er liegt mit einer Distanz von knapp 10 Kilometern zum nächsten Ort Cecina relativ abgelegen, aber damit auch gleichzeitig idyllisch in den Wäldern und inmitten der Natur.
Einchecken funktioniert problemlos, unsere CampingCard wird ohne Wenn und Aber anerkannt.
Auch haben wir als Campingcard- Urlauber keine Einschränkungen und können uns unseren Platz aussuchen.

         
Letzte Fahrt für heute! Es geht weg vom Meer…                …und wieder landeinwärts. Dann in einen kleinen Wald…

         
…der schliesslich am CP endet.                                          So stehen wir vor der Rezeption

Der Platz selbst ist in verschiedene Etagen und Terrassen aufgeteilt.
Im Tal liegen sehr viele schattige Plätze, die sicherlich im Sommer ihre Freunde finden werden.
Flankiert werden die schattigen Plätze durch neu auf einem Hügel angelegte Parzellen, die äußerst großzügig bemessen sind und für einen ungetrübten Fernsehempfang mit freiem Blick nach Süden sorgen.
Da in den nächsten Stunden nicht unbedingt mit 30°C zu rechnen ist und wir weiterhin natürlich gern unsere Sat- Schüssel aufbauen wollen, wählen wir keinen Platz im Tal unter den schattigen Bäumen, sondern wir steuern gleich nach der Auffahrt rechts eine Terrasse an, um möglichst weit oben mit freiem Blick nach Süden zu stehen.

Ein Schwimmbad hat die Anlage auch zu bieten, von unserer gewählten Parzelle am rechten Rand auf einer Anhöhe können wir auch einen Blick auf den Pool werfen.
Allerdings wird auch hier nichts mit baden. Der Pool ist saisonbedingt natürlich noch nicht in Betrieb 🙁

         
Zufahrt über den sehr breiten Versorgungsweg                 Dann fahren wir rechts hoch zum Terrassencamping

         
Hier oben suchen wir uns ein Plätzchen                        Einen Swimming- Pool gibt es auch, nur leider hat der zu 🙁

Hier oben weht ein steifes Lüftchen, trotzdem stelle ich unsere Sat- Schüssel aufs Dach.
Ich orientiere mich an einem Sat- Dreibein meines deutschen Nachbarn.
Und es passiert sogar ein kleines Wunder.
Ich drücke den Saugnapf fest und will gerade Anja bitten nach dem TV zu schauen, da schreit sie schon von drinnen, dass wir perfekt Bild und Ton haben.
Na also!
Geht doch!
Ganz ohne Ausrichten haben wir auf Anhieb den Satelliten korrekt angepeilt.
Nur aus dem Stehgreif, sozusagen „aus der Hüfte“.
Ich freue mich darüber keine Verrenkungen auf der Leiter durchführen zu müssen und eile zurück ins Wohnmobil.
Ich beginne gerade die Paprika fürs Abendbrot zuzubereiten, als es plötzlich unter einer Windböe ein komisches Geräusch tut, welches ein kurzes Standbild zur Folge hat.
„Ronk, klong, klong“ und die Satellitenschüssel liegt auf dem Boden.
Au-weia!

Das Gehäuse des LNB hat einen Riss bekommen, ich kann nur hoffen, dass dieser keinen Schaden genommen hat.
Anja hat schon Sorge, dass sie am Samstag ihre derzeitige Lieblingssendung DSDS nicht schauen kann.
Wir haben zwar hierfür noch eine eventuelle alternative Möglichkeit, aber ich hoffe das Teil funktioniert noch.
Anja hat natürlich zu unserem Pech auch schon die Bratwurst in der Pfanne und muss nun 2 Dinge zugleich machen.
1. nach dem TV schauen (ich liege ja oben auf dem Dach…),
2. nach der Bratwurst schauen (ich mag ja keine Kohlewürstchen…).

Nach meiner Meinung übrigens auch genau in dieser Reihenfolge…
Leider scheint mich jedoch mein Glück beim neuerlichen Ausrichten der Antenne komplett verlassen zu haben, denn so sehr ich mich auch anstrenge, ich bekomme den Satelliten einfach nicht mehr angepeilt, das Signal bleibt bei 0.

Ach toll, gerade erst die Sat- Anlage neu gekauft und vielleicht jetzt schon (zumindest mental) an dem Ort, wo auch bei Sonne kein Licht hinscheint.

Wir lassen das Projekt TV erstmal ruhen und kümmern uns dann doch lieber um das Abendessen, bevor die Würstchen noch komplett verbrennen.
Schnell bereite ich den Salat fertig, während Anja die Würstchen knusprig und kross fertig brät.
Genau wie ich es mag!

Und was sind die kleinen italienischen Knacker für ein Gedicht!
Die Sorge geschmacklich nicht getroffen zu haben, trifft überhaupt nicht zu!
Wir essen die „Reservewürstchen“ nur, weil sie fertig sind und wir diese ja schlecht weg schmeißen können.
Aber die wahren Helden des Abends sind wirklich die italienischen Knacker mit Salat und Brot.
Die kaufen wir definitiv noch ein weiteres Mal!
Und wenn sie einigermaßen haltbar seien sollten, dann auch ein Paket für zuhause.

Nach dem Abendessen gehe ich spülen.
Dafür laufe ich runter zum Servicehaus, ich muss sowieso noch einen Blick rein werfen.
Schließlich will ich ja für morgen schauen, ob es sich lohnt, hier zu duschen.
Wir haben zwar auch ein Servicehaus direkt hier oben an den Terrassen, aber leider ist dieses (wohl wegen der geringen Auslastung des Platzes) im Moment geschlossen.

Als erstes wasche ich ab.
Dabei wundert mich, dass von den bestimmt 10 möglichen Waschbecken gleich mal 8 mit Flatterband abgesperrt sind.
Tolle Wurst.

Das gleiche Bild bietet sich mir auch in der Dusche und bei den Toiletten.
Ganze 2 Duschen und 3 Toiletten sind in Betrieb, alle anderen Türen sind von außen verriegelt und verschlossen.
OK, ich finde man kann es auch übertreiben…
Punkteabzug gibt es auch dafür, dass es weder Klopapier noch Seife in den Waschräumen gibt.
Schade, ich hätte mich hier sonst sehr wohl gefühlt, aber 2 Duschen sind definitiv zu wenig, das wird morgen früh bestimmt für Stau sorgen.

Naja, es gibt ja noch ein anderes Servicehaus in der Nähe der Rezeption, welches ja auch geöffnet sein soll.
Falls es hier morgen zum Stau kommt, werden wir eben dieses suchen und dann ausprobieren.

         
Der Spülraum: Wer mag, kann links den Abwasch machen 😉 Blick „ins Klo“: alles soweit sauber und ordentlich!

         
Blick in die Waschräume                                                     Blick in den Kinderwaschraum

Nach dem Spülen bringe ich das frische Geschirr zurück und mache mit einer Rolle Toilettenpapier der Hausmarke „Extra-Weich“ wieder auf den Weg runter zum Servicehaus.
Schon wieder heißt es dabei: „Berg rauf, Berg runter…“ Das ist auch nichts für mich…
Immer wieder den Hang rauf und runter laufen geht ganz schön in die Beine!

Als ich den Abhang wieder hinauf laufe fängt es auch noch an zu regnen.
Na klasse! Beste Vorraussetzungen, um die Sat- Antenne neu auszurichten.

Wir geben uns auch gleich dran, diesmal drücke ich den Gummisauger so fest aufs Dach, wie ich nur kann.
Zur Sicherheit fahre ich die am Fahrzeug montierte SAT- Schüssel aus, diese stelle ich als „Windfang“ parallel an die neue Schüssel.
Dann beginnen wir das Ausrichten der Antenne.
Obwohl ich nach meiner Meinung fast die gleiche Ausrichtung wähle, wie noch vorhin, bekommen wir kein Bild.
Ich habe jetzt wirklich große Sorge, dass durch den Sturz der Antenne vom Dach der LNB vielleicht irreparabel beschädigt sein könnte.
Ich überprüfe alles im stürmischen Regen, der das Ausrichten der Antenne nicht leichter macht.
Nach geschlagenen 20 Minuten, klammen Fingern und einer nassen Jogginghose haben wir endlich wieder Empfang.
Ist schon komisch.
Anstelle sich bei dem Regen ins Wohnmobil zurück zu ziehen und das Fernseh Fernseh sein zu lassen, muss ich das jetzt unbedingt haben.
Naja, letztendlich hat es ja geklappt.

Im Womo hat Anja mittlerweile wieder die Truma angeworfen.
Draußen sind es um 10°C, der Wind allerdings ist frisch und beständig, ja fast stürmisch!
Ob die Böen alle vom Meer herkommen? Dort war es ja bereits heute Nachmittag sehr windig und stürmisch, dass es uns beinahe von der Promenade gepustet hätte.
Der Wind zieht auch durch das Wohnmobil.
Es kommen aus irgendwelchen Ritzen und Ecken kleine Luftzüge her, von deren Existenz wir bisher noch nichtmal etwas geahnt haben.
Wir drehen die Truma höher, auf kleiner Stufe kommt sie sonst nicht gegen die kalten Luftzüge an.
Bei jeder heftigeren Windböe schauen wir beide sorgenvoll zum Dachhimmel, ob die Schüssel wohl oben bleiben wird?

Sie bleibt!

Anja hat es sich für den Rest des Abends vor dem TV gemütlich gemacht, unsere beiden heute ganzen braven Fellnasen sitzen nach einem üppigen Abendessen (wieder Thunfisch) bei uns und ich tippe am Reisebericht.

Der Sturm hält hingegen ungebrochen an.
Gegen 23 Uhr gehen wir schlafen.

KM- Stand bei Abfahrt: 180.872
KM- Stand bei Ankunft: 180.931
gefahrene Kilometer: 59

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