Mein lieber Herr Gesangsverein, hat das letzte Nacht gerumpelt!
Gleich mehrere Wolken müssen aufgrund des Dunstes rund um die Berge doch so einige Auffahrunfälle verursacht haben und sind offenbar mit Wucht gegen unseren Hausberg unmittelbar vor Campingplatz und Vorzelt geknallt.
Selten haben wir beim Camping mit Wohnmobil bzw. jetzt Wohnwagen solche Gewitterattacken beim Camping über uns ergehen müssen, inklusive Starkregen, Blitz und Donner!
Ganz spontan fällt uns eigentlich nur eine einzige Situation ein, wo es vom Wetter her noch heftiger war, das war seinerzeit im Jahr 2007 auf dem Weg nach Schottland, wo wir mit kaputtem Auspuff irgendwo bei London auf einem Rastplatz übernachtet hatten.
Damals dachten wir, die Welt gehe unter und etwa ähnlich stark hat es auch letzte Nacht ge- unwettert.
Hammer.
Aber Wohnwagen und Vorzelt haben dem Sturm wie ein Schiff bei schwerer See getrotzt und freuen sich nun zusammen mit uns über einen zwar noch frischen, aber immerhin regenfreien Morgen.
Gegen 8 stehe ich als erstes auf, Nils lässt uns eh keine andere Wahl und ist eigentlich mehr oder minder seit 5 Uhr dran, die sowieso schon unbeständige Nacht zum Tage zu machen.
In der Nacht kümmert sich meist Anja um unseren Sohnemann, er liegt ja im Bett neben ihr und sie hat das „Muttermerkmal“ schlechthin, was ihn normalerweise innerhalb von Minuten beruhigt.
Wird es dann aber hell, übernehme ich den kleinen Mann und sorge dafür, dass Anja vielleicht noch ein Stündchen schlafen kann.
So auch heute. Ich hab mir überlegt, dass ich zuerst mal runter zum kleinen platzeigenen Supermarkt spaziere, um eine Milch und ein paar leckere Frühstücksbrötchen zu holen.
Zusammen mit unseren mitgebrachten Vorräten sollte sich hieraus später ein ordentliches Frühstück zaubern lassen.
Vom Supermarkt aus möchte ich dann mit Nils im Kinderwagen eine kleine Runde um den Platz und oberhalb des Platzes in Richtung Berge spazieren. Nicht weit natürlich, aber immerhin so, dass der Platz vielleicht aus der Sichtweite verschwindet. Eine kleine Erkundungsmission sozusagen um herauszufinden, ob sich hier ein paar schöne Spazierwege finden lassen.
Also, aufstehen, Nils schnappen und dann los!
„2 Fuß Wasser in der Bilge Herr Kaleu´n!“ melden übrigens meine Füße in Richtung Gehirn, als ich von der Trittstufe den ersten Schritt auf unserem Vorzeltteppich gehe.
Au- weia!
Wie ein regelrechter Schwamm hat sich der Boden unter unserem Vorzeltteppich mit Regenwasser vollgesogen und gibt nun, dank meines oben aufdrückenden Gewichts, das gesammelte Wasser bereitwillig an meine Öko- Sandalen und meine darin befindlichen Socken ab.
Buargh! Das ist frisch und eine echte Tiroler Morgenüberraschung!
Tja, die Socken kann ich wohl direkt ausziehen und gleich zum Trocknen aufhängen!
Schnell ziehe ich anstelle der feuchten Sandalen nun eben die Gummischuhe für die Dusche an.
Diese haben durch ihre geschlossene Gummisohle nicht nur hervorragende Eigenschaften für die Dusche (für Camper eigentlich unverzichtbar!), sondern eigenen sich auch hervorragend zum Begehen von nassen Wiesen, um keine nassen Füße oder Socken zu bekommen! Man muss nur ein wenig darauf achten, dass man kein „Aquaplaning“ bekommt und unfreiwillig einen Spagat hinlegt. 😉
Mit den Gummischuhen bewaffnet mache ich erstmal eine kleine Bestandsaufnahme.
Das Vorzelt hat einen ordentlichen Wassersack gesammelt, merkwürdigerweise aber nur auf der rechten Seite. Links war die Spannung des Vorzeltdachs wohl ausreichend, um dies zu verhindern.
Mal schauen, vielleicht muss ich da heute die rechte Seite ein wenig nachspannen, damit eventuell noch folgender Regen und weiteres Wasser nicht das Dach ausleiert. Schon jetzt ist eine kleine „Kurve“ im Dach erkennbar. Mist.
Ansonsten scheinen wir das Unwetter recht gut überstanden zu haben. Alles ist noch dort, wo wir es gelassen haben. Fahrräder, Auto und natürlich auch die Campingmöbel im Vorzelt.
Nur der Boden ist halt tierisch aufgeweicht, an einigen Stellen stehen auch ein paar kleine Pfützen.
Ich reiße den Reißverschluss auf und hoffe auf die Sonne, die sich seit ein paar Minuten zeigt. Schaut man so auf den offenen Wiesenbereich rund um unsere Parzelle herum, ist dort der Boden nämlich schon wesentlich trockener, als in unserem schattigen und feuchten Vorzelt. Wo soll die Feuchtigkeit denn auch hin?
Also reiße ich mal die Tür des Vorzelts komplett auf und hoffe, dass hierüber ein bisschen die Luft zirkuliert und den Boden im Vorzelt trocknet.
Wenn das nicht reicht, muss wohl nachher der Vorzeltteppich auch mal ganz raus aus dem Vorzelt und wir müssen die Seitenwände abmachen. Mal sehen.
Der nächste Morgen: Wolken vor unserem Hausberg voraus Auch am Kaisergebirge schräg rechts hängen Wolken
Nils wartet schon im Kinderwagen auf mich! 😉 Und Anja? Die schaut uns aus dem Wohnwagenfenster hinterher
Ich schnappe mir den Kinderwagen und schiebe dann, unter den Augen einer aus dem Fenster schauenden und leicht verschlafen wirkenden Anja, voller Urlaubsfreude das kleine Kinderwagengespann mit Nils und mir runter zum Supermarkt an der Rezeption.
Am kleinen Spar- Markt angekommen ist schon gut was los und fast schon muss ich Nils dankbar sein, dass er uns heute wieder einmal so früh aus dem Bett geholt hat.
8 Uhr im Urlaub? Da haben wir uns früher gerne nochmals für ein Stündchen (oder auch für zwei! 😉 umgedreht.
Gelegentlich endete diese Leichtigkeit beim Aufstehen dann aber auch damit, dass wir schlichtweg keine Frühstücksbrötchen mehr bekommen haben! Und hier ist es ähnlich. Als ich um kurz vor halb 9 die Semmeln aus dem großen Bottich entnehme, bleiben vielleicht gerade mal 25 auf 30 Semmeln zurück.
Und gemessen am noch regen Ansturm rund um Rezeption und Supermarkt wird es sicherlich nicht mehr lange dauern, bis auch diese weg sind.
Ich überlege, ob ich vielleicht für morgen Brötchen bestellen soll, lasse es dann aber doch bleiben.
Nichts ist so zuverlässig, wie ein blubberndes Baby am frühen Morgen, sodass wir sicherlich auch morgen wieder für uns ungewöhnlich früh aufstehen und zu unseren Frühstücksbrötchen kommen werden…
Mit einem neugierigen Baby unterwegs am CP 🙂 Ein Blick auf den Swimming- Pool am Servicehaus. Schick!
Mit Brötchen und einem Liter frischer österreichischer Milch spaziere ich mit Nils voraus im Kinderwagen wieder los.
Der Weg führt uns beide an der Rezeption und Einfahrt vorbei gleich mal runter vom Campingplatz.
Das erste „Ziel“ liegt hierbei gleich gegenüber, ein großer Abenteuerspielplatz! Dieser gehört zum Restaurant Campino, kann aber grundsätzlich kostenlos genutzt werden. Zumindest erlaubt dies das am Abenteuerspielplatz angebrachte Schild. Das ist ja nett!
Blöd nur, dass Nils mit seinen 5 Monaten und 7 Tagen noch viel zu klein ist, um dort wirklich spielen zu können. Aber schön zu wissen, dass es einen tollen Spielplatz gibt, gerne zeigen wir auch ein auf zwei Bilder:
Gleich gegenüber der Einfahrt liegt das „Campino“. Zum Restaurant gehört dieser kostenlose Abenteuerspielplatz
Von der Einfahrt zum Campingplatz spaziere ich rechts in Richtung Berg herauf, links runter ginge es nach Kössen.
Der Weg führt vorbei am Campingplatz, der durch einen typischen Holzzaun mit breiten Brettern vom Weg abgegrenzt wird, auf der anderen Seite schließt hingegen ein kleiner Wald unmittelbar an.
Schön ist es hier, die Aussicht passt und auch sonst ist besonders die frische Luft nach dieser regenreichen Nacht sehr erfrischend.
Tief lasse ich die Tiroler Bergluft in meine Lungen strömen, um diese gegen die alte verbrauchte Stadtluft auszutauschen, das tut gut! Ich fordere sogar Nils auf, dies ebenso zu tun und mache es ihm zwei, dreimal vor. Er aber schaut nur neugierig und quickt dann vor Lachen.
Naja, SO komisch sollte die Vorstellung dann nun auch nicht sein! 😉
Na zumindest hat er Spass am kleinen Ausflug mit Papa, was ich als Urlaubserholung ebenso gelten lasse. Soll ja uns allen gut gehen.
Ich spaziere einmal am CP vorbei den Berg hoch Blick auf die Campingwiese rechts, alles sehr naturnah
Blick auf unsere Parzelle. Sieht ja recht ordentlich aus Ich spaziere weiter und erreiche das Ende des CPs
Der „letzte Dauercamper“ mit der besten Parzelle! 😉 Blick zurück, hier der Wanderweg „links“ nach Kössen
Ich spaziere den Weg bis zur ersten Gabelung hinauf, wo sich die Schilder für die Wanderrouten befinden.
Die Auswahl ist zwar nicht die größte, aber wir sind ja jetzt auch nicht die größten Wanderer, von daher passt das schon zusammen.
Schwendt ist von hieraus z.B. 1 ½ Stunden zu erreichen. Zu weit.
Der Lucknerhof hingegen ist nur 15 Minuten entfernt, das gefällt mir schon eher. Besonders, weil man dort wohl einen Berggasthof vorfindet, wenn ich das gekreuzte Symbol von Messer und Gabel korrekt deuten darf. 😉
Ebenfalls ist „Kössen“ im Angebot, 50 Minuten sollen es von hier aus dorthin sein. Gemeint ist hier sicherlich das Stadtzentrum.
Was auch geht: Leitwang. Auch nur 15 Minuten von hier entfernt, das probiere ich aus.
Die Wanderwegweiser unmittelbar am Campingplatz Blick zurück zum Campingplatz. Sehr schön eingebettet, gell?
Ich folge also dem gut asphaltierten Weg Richtung Leitwang und schiebe Nils vor mir her, der sich noch immer neugierig umschaut. Überhaupt scheint er viel Freude daran zu haben, dass ich hier mit ihm spazieren gehe. Er lacht viel und schneidet Grimassen, um meine Aufmerksamkeit zu erregen. Dann aber schaut er sich auch wieder interessiert die weiten grünen Wiesen und die Bäume an und wenn mich nicht alles täuscht, mag er sogar den Fernblick auf die Berggipfel um uns herum.
Halb liegend halb sitzend muss ich ihn im Kinderwagen spazieren fahren, denn wenn ich ihn einfach nur hinlege, fängt er gleich an zu kühmen, weil er nix mehr sehen kann.
Oh-weia, hoffentlich sieht das die Mama nicht. Die mag nämlich gar nicht so gerne, dass Nils in seinem Alter schon sitzt. Wegen seinem Rücken und so, hat die Hebamme und auch die Kinderkrankenschwester gesagt, die mit Anja Babygymnastik macht.
Also bitte nicht verraten, dass Nils hier im Kinderwagen mehr sitzen, als liegen darf. OK? Danke! 😉
Blick über die Felder, eine tolle Aussicht! Bei dem Panorama würde ich auch sitzen wollen! 😉
Wir spazieren einmal den Weg entlang, bis wir die ersten Häuser erreichen. Wahrscheinlich Leitwang.
Groß anschauen mag ich mir das Dörfchen nur alleine mit Nils natürlich nicht, daher drehe ich gleich hier an Ort und Stelle wieder um und spaziere den Weg zurück in Richtung Campingplatz.
So beschaulich war es jetzt auch nicht, eigentlich nur ein paar Häuser am Wegesrand. Nichts besonders, zumindest nicht auf den ersten Blick.
Nils und ich spazieren zurück in Richtung Campingplatz Naja, Nils lässt sich eher frech sitzend schieben! 😉
Um kurz nach 9 sind wir wieder an unserer Parzelle P 7 und zu meiner großen Überraschung ist Anja schon aufgestanden.
Zwar ist noch kein Tisch gedeckt, aber immerhin!
Gemeinsam packen wir gleich die wenigen Sachen auf den inzwischen im Freien aufgestellten Campingtisch (im Vorzelt ist es noch immer feucht und matschig) und genießen kurz darauf das erste halbtiroler Frühstück mit lecker österreichischer Milch, österreichischen Semmeln und dem Rest Erftstädter Wurst. Herrlich! Genau hier und jetzt beginnt der Urlaub erst richtig. Lecker Semmel, tolle Aussicht auf die Berge, herrliches Grün um uns herum und wir mittendrin.
Ein kleines Urlaubsglück, dass wir uns schon gestern aufgerafft und das Vorzelt komplett aufgebaut haben. Heute ist damit wirklich schon ab dem Aufstehen Urlaub!
Anja schnappt sich nach dem Frühstück ihr Duschzeug, um kurz duschen zu gehen. Ich warte derweil bei Nils, der inzwischen eingeschlafen ist. Muss die gute Landluft sein! 😉
Gute Gelegenheit für mich, ein paar Zeilen in den Reisebericht zu tippen.
Gegen kurz nach halb 12 und kurz vor Beginn der Mittagsruhe auf dem Platz, boarden wir unser Auto und brechen für eine erste Erkundungsrunde in die Region auf.
Als Ziel haben wir uns St. Johann in Tirol ausgesucht, aber zunächst müssen wir einmal kurz rüber auf die deutsche Seite in den Grenzort Schleching, wo wir gestern mit Wohnwagen am Haken und leerem Tank eine Bank erspäht hatten. Ist zwar blöd, dass wir da extra rüberfahren müssen, aber so kostet das Geldabheben wenigstens keinen Strafzoll.
Wir fahren also den Weg zurück in Richtung des Chiemgaus und müssen kurz darauf erkennen, dass Petrus wohl gar nicht mit unserer Wahl des Fahrtziels einverstanden ist.
Denn er setzt einen ordentlichen Regen auf uns an, der die kleine Grenzstraße durch die Berge mal ganz ordentlich unter Wasser setzt. Super!
Aber schreckt uns das ab? Nee! Wir sind jung und brauchen ja das Geld, also steuern wir unser Schiff „MS Hyundai Lantra“ sicher durch die alpinen Wasserwege, bis wir gegen 12 Uhr wieder deutschen Boden erreichen.
Zwar bedeckt, aber immerhin trocken! In Österreich. Unterwegs auf der kleinen Grenzstrecke nach Deutschland
Kaum die Grenze passiert fängt es wieder an zu regnen! Und in Deutschland? Mistwetter! Gut, dass wir nicht bleiben! 😉
Schnell entdecken wir auch die Bank und holen ein paar Hundert Euro für die Urlaubskasse. Muss ja.
Ebenso schnell, wie wir Deutschland erreicht haben, verlassen wir es auch schon wieder! Zur Grenzquerung piept dann auch heute das Handy wieder, abermals werden wir in der EU willkommen geheißen und über die Auslandstarife informiert. Sehr löblich!
Und vor allem sehr bequem! Ich kann mich noch daran erinnern, als sowohl deutsche wie österreichische Zöllner an der Grenze die Ausweise sehen wollten und wir uns mit Sicherheit total verdächtig gemacht hätten, wenn wir hier mehr wie einmal am Tag die Grenze hätten passieren wollten.
Heute aber heißt es dank Brüssel freie Fahrt! Ein Vorteil Europas, den wir trotz aller Schimpf und Schande auf die „Bürokraten in Brüssel“ gerne genießen und auch richtig gut finden!
Wir passieren wieder die Grenze, sind wieder in Tirol. *grummel* Auch der Regen ist über die Grenze gehüpft…
Wir durchqueren wieder die kleine Regenfront im Grenzgebiet und passieren gegen viertel nach 12 Kössen.
Dort biegen wir auf die B 176 ein, die uns hoffentlich nach St. Johann in Tirol führen wird.
Wir sagen übrigens „hoffentlich“, weil St. Johann nicht auf dem Schild angeschrieben stand!
Denn eigentlich hätten wir am zentralen Kreisverkehr geradeaus in Richtung Schwendt fahren müssen, so zeigt es uns zumindest unser Atlas.
Das Schild aber wollte, dass wir links in Richtung Reit im Winkl und nach St. Johann fahren sollten!
Dies haben wir auch zunächst getan, bis Anja Einspruch eingelegt hat und wir kurz darauf drehen.
Die Karte ist da eigentlich eindeutig und es ist schon komisch, dass wir in eine ganz andere Richtung fahren sollen, als uns nicht zuletzt auch unser Verstand sagt.
„Vielleicht gibt es inzwischen eine neue Umgehungsstraße oder sowas“ rätselt Anja, was ja durchaus sein kann! Schlägt man unseren Atlas nämlich zu, wird man auf dem Buchdeckel das Jahr „2003/2004“ erkennen, was ja auch nicht mehr auf das unbedingt aktuellste Kartenmaterial hindeutet! 😉
Natürlich könnten wir, um unsere Route zusätzlich abzusichern, das Navi auspacken. Der Kartenstand auf diesem ist natürlich DEUTLICH aktueller.
Aber seien wir mal ehrlich: Wo bliebe denn da bitte das Abenteuer?!
So waren es doch die guten alten Zeiten mit Atlas auf dem Schoss, die uns manchmal unfreiwillig an die schönsten Ecken dieser Welt geführt haben, oder?!
Und wir haben ja mal gar keinen Zeitdruck, warum also mal nicht einfach da entlang fahren, wo wir St. Johann vermuten, obwohl ein Schild etwas anderes sagt?
Wir folgen also der kleinen Landstraße mit Ziel Schwendt und finden uns kurz darauf wirklich auf einer wohl nicht so oft genutzten Verbindungsstraße wieder.
OK, es ist jetzt nicht so, als würden wir gleich das Ende der Straße im Nichts bzw. im tiefen Wald vermuten, was in amerikanischen Filmen für gewöhnlich die Einleitung für einen Horrorfilm darstellt. Aber man bemerkt am Straßenbelag oder auch an den Einrichtungen neben der Straße, dass dies hier nicht mehr unbedingt einen Hauptverkehrsweg darstellt.
Dennoch gefällt uns die Route sehr gut und wir sind froh, dass wir das kleine Risiko eingegangen sind.
Auch Nils ist sehr zufrieden mit unserer Wahl und freut sich immer, wenn er aus dem Fenster etwas erkennen kann. Ist wirklich ein lieber Junge.
Abenteuer Nebenstraße! Hoffentlich führt sie ans Ziel… Der Bodenbelag ist jedenfalls schon älter…
Und auch diese Tankstelle sieht nicht sehr modern aus Und dorthinten? Da endet gleich der Weg im tiefen Wald! 😉
Gegen halb eins erhalten wir die Bestätigung, dass unsere Straße die richtige Wahl war, denn wir erreichen tatsächlich St. Johann!
Gut, es hat sich inzwischen auch angedeutet, denn in den unterwegs durchfahrenen kleinen Dörfchen stand plötzlich doch wieder „St. Johann in Tirol“ auf den Schildern. Der Weg konnte also nicht wirklich verkehrt sein.
Nun aber sind wir wirklich da und schauen uns gleich um, wo wir für eine kleine Stadtbesichtigung am besten parken können.
Wir finden kurz darauf ein ganz brauchbares Areal in einer Seitenstraße für Kurzparker bis zu maximal 3 Stunden Parkzeit. Das sollte uns reichen für eine kleine Stadtbesichtigung.
Wir packen also unseren Sohnemann in den Kinderwagen und starten gegen kurz nach halb 1 zur ersten Stadtbesichtigung in diesem Urlaub.
Gut geparkt und startklar zur Stadtbesichtigung Naja, Nils ist noch etwas schläfrig…
Der Jakobsweg in St. Johann in Tirol Vom Parkplatz aus sind es nur wenige Schritte zur Altstadt
Gleich der erste Eindruck von St. Johann gefällt uns sehr gut, denn wir werden von niemand geringerem begrüßt, als einem lokalen Volkshelden!
Hoch zu Sockel steht er aufrecht, der Herr Dekan Matthias Wishofer und wird als „Erretter in Feindesnot am 12. Mai 1809“ gepriesen.
Aha. Was mag wohl im Mai 1809 so schlimmes passiert sein und welche Heldentat mag der Herr Dekan vollbracht haben, dass man ihm hier dieses Denkmal gesetzt hat.
Schade, dass sich keine weiterführende Information hierzu am Denkmal findet und die Frage für den Moment mal unbeantwortet bleibt, aber vielleicht finden wir im Laufe der Stadtbesichtigung von St Johann ja noch einen weiteren Hinweis oder so.
Gleich gegenüber der Dorfkirche… empfängt uns der „Erretter aus Feindesnot“ Dekan Wishofer
Gut gelaunt spazieren wir durch die Altstadtgassen von St. Johann und staunen über die wirklich sehr schön hergerichtete Innenstadt.
Kaum ein Haus, welches nicht verziert und besonders herausgeputzt ist, besonders die umfangreichen Malereien im Putz rund um die Fenster wirken sehr anschaulich und eindrucksvoll. Was mag wohl mal der Sinn hierfür gewesen sein? Einfach nur, um es schön zu machen? Oder hat das Ganze einen anderen Hintergrund? Schaut man genauer hin, kann man gelegentlich auch Figuren und Menschen erkennen, vielleicht sind dies besondere geschichtliche Ereignisse? Oder der Verweis auf das Handwerk des (ehemaligen) Bewohners?
Beschaulich sind besonders die verzierten Häuser Rund um die Fenster ist die Fassade liebevoll gestaltet
Hier findet sich ein ganzes Bild zwischen den Balkonen Alles schmiegt sich nett an die zweitürmige Dorfkirche an.
Auch die Geschäfte im Erdgeschoss wirken rustikal Wo findet man heute z.B. noch ein „Schuhhaus“?
Aber nicht nur die Schönheiten bunter Hausfassaden lockt uns an, auch ganz profane moderne Geschäfte mit einem schönen Angebot an allerlei Souvenirs und Andenken. Hach, wir lieben es einfach durch die vielen verschiedenen Schirme, Hüte, Postkarten, Weinbrände, Wanderstöcke, Taschen, Stofftiere und Kleidung zu stöbern und uns dabei immer wieder zu fragen, wer das eigentlich alles kauft?!
Meist verschwinden solche Sachen am Ende einer Reise dann doch in den hinteren Ecken eines Schrankes und bekommen erst dann wieder Tageslicht zu sehen, wenn von einer neuerlichen Reise ein neues Souvenir gekauft und zu dem anderen alten Souvenir in den Schrank gelegt wird.
Aber gucken, ja das mögen wir! Und so stöbern wir nicht nur durch eine Auslage und durch einen Laden durch.
Lederwesten, Trachtenmode, Souvenirs… …Nachthemden? Äh, oder Kleidchen vielleicht 😉
Fürs Auge bietet St. Johann wirklich was, aber kann es auch kulinarisch mithalten?
Auch auf diese Frage versuchen wir natürlich eine Antwort zu finden und studieren gerne die ein oder andere ausgestellte Speisekarte vor den zahlreichen Restaurants und Gasthöfen. Schon beim Lesen der Köstlichkeiten mit Braten und Knödeln kann einem schon das Wasser im Mund zusammen laufen.
Allerdings wollen wir hier nicht so groß essen gehen. Zum einen, weil wir ja aufgrund des Parktickets nicht so viel Zeit zur Verfügung haben und zum anderen auch, weil wir mit Nils noch nie in einem Restaurant waren, wo er ja (damit er die anderen Gäste nicht stört) auch eine längere Zeit mal lieb sein müsste. Gehört sich so, mussten wir als Kinder ja auch durch. Nun kann man aber von einem so kleinen Baby ja noch keine gesellschaftlichen Normen verlangen, daher haben wir langes Sitzen und Verweilen an einem Ort bislang mit Baby noch gar nicht ausprobiert.
Dennoch hab ich natürlich Lust auf ein urtypisches Gericht der Region und ergattere im BILLA- Supermarkt kurz darauf eine leckere Fleischkäsesemmel. Ja, das passt genau zum kleinen Hunger und harmoniert auch mit unserer Zeitvorgabe.
Nur Anja geht freiwillig leer aus. Sie hätte sich zwar auch für eine leckere Semmel begeistern können, leider gab es keine Semmel mit Braten mehr. Und Fleischkäse ist heute nicht so nach ihrem Geschmack. Naja, vielleicht später.
Wir stöbern weiter durch die Gassen St. Johanns… …und studieren die ein oder andere Speisekarte.
Oder das hier: Das zählt auch als „Speisekarte“! 😉 Am Ende gibt es eine Fleischkäsesemmel vom Billa *mjam*
Wir spazieren weiter durch die Gassen von St. Johann in Tirol und sind immer wieder angetan von den wirklich schönen Häusern.
Wo möglich, halten wir einen Moment an und bewundern die ausufernd verzierten Fassaden, natürlich dürfen zahlreiche Bilder von Nils sowie abwechselnd von Anja und mir mit unserem Baby vor den schönen Häusern nicht fehlen. Glaubt uns ja sonst keiner, dass wir wirklich hier waren! 😉
Und so machen wir ein paar Bilder fürs Familienalbum, die wir hier gerne auch etwas „größer“ zeigen! Immerhin sind wir stolze Eltern!
Schönes Bild fürs Album: Die stolze Mama mit Kinderwagen vor historischer Kulisse.
Und hier: Mama Anja mit Nachwuchs Nils auf der rustikalen Veranda vor dem Gasthaus.
Und der Papa? Auch der ist natürlich sehr stolz auf seinen kleinen Jungen, der guckt ganz neugierig.
Gegen kurz nach 1 kommen wir wieder beim Auto aus.
Klein ist St. Johann und recht überschaubar, zumindest die Altstadt. Aber schön! Ein wirklich gelungener Einblick in die Tiroler Lebensart.
Ganz fertig sind wir mit St. Johann aber übrigens noch nicht!
Schon bei der Fahrt in die Stadt haben wir vorhin einen Vögele gesehen, wo ich gerne mal schauen möchte. Schon vor einigen Jahren habe ich dort eine schöne Jacke gefunden, vielleicht habe ich das Glück ja heute erneut?!
Wir fahren die paar Meter rüber zur Ansammlung von Geschäften, die so in dieser Art vielfach an den Rändern der Städte Österreichs zu finden sind. Meist tummeln sich um einen Supermarkt (oft ein Spar bzw. ein Eurospar) dann noch ein Tetilgeschäft, ein Drogeriemarkt und weitere Geschäfte in Einheitsbauweise. Nix für eine Altstadt, keine Frage! Aber der gesteigerte Platzbedarf der großen Ketten lässt sich heutzutage nunmal nicht mehr in den Altstädten unterbringen.
Ein interessanter Trend übrigens und ich bin gespannt, wie das in 10, oder besser 20 Jahren sein wird. Fahren wir dann in die „Altstädte“ an den Stadträndern?
Na jedenfalls hier und heute schauen wir zunächst beim Kinder- C&A rein, um mal für Nils nach ein paar Klamotten zu schauen. Ein paar Klamotten wie T- Shirts, einen Schlafanzug und ein Polo- Shirt finden dann auch den Weg auf den Verkaufstresen.
Danach geht es gleich nebenan beim Vögele rein, leider kann ich für mich nichts Passendes entdecken. Entweder zu sehr „altherrenmäßig“, oder zu klein, oder zu teuer oder was weiß ich. Heute ist einfach nicht mein Tag, um Klamotten zu kaufen. Männer haben diese Tage manchmal.
OK, ok, auch manchmal oft. Ein Glück, dass Anja für mich oft was bestellt und ich somit zumindest mit einer Grundausrüstung von Kleidung aufwarten kann, um nicht nackt über die Straße laufen zu müssen. 😉
Ganz praktisch ist aber, dass es hier auch einen Markt der Kette „dm“ gibt. Von den Filialen aus Deutschland her wissen wir, dass es dort oft auch eine Wickelstation für Babys gibt und das ist gerade ganz besonders nötig! Tja, die kleinen Freuden junger Eltern, Nils braucht aus „großem Anlass“ dringend eine Untersuchung der „Schotten“ 😉
Zu unserer großen Überraschung ist die Filiale des dm`s hier nicht mit einer Wickelstation ausgerüstet. Na so ein Mist! Und jetzt? Auch die umliegenden Geschäfte scheinen nicht über eine solche Einrichtung zu verfügen, noch nicht einmal Toiletten für eine Notversorgung können wir ausmachen. Tja, hilft nix! Nils macht seinem Unmut über den unhaltbaren Zustand inzwischen ordentlich Luft, wir brauchen also dringend eine Lösung.
Hilft ja nix! Eher provisorisch probieren wir den Windelwechsel daher auf der Rücksitzbank des Autos. Wäre nicht das erste Mal, auch auf der Ladefläche des Kofferraums haben wir schon eine kleine Schottenrevision durchgeführt.
Ärgerlich, ja beinahe richtig hinderlich ist allerdings die Tatsache, dass es seit einigen Minuten wieder einmal ordentlich zu regnen angefangen hat!
Und das ist richtig blöd! Denn nun stehen wir hier halb auf den Knien vor dem auf der Rücksitzbank liegenden Kind und versuchen die Windel zu wechseln, während mir dicke kalte Regentropfen in den Nacken platschen! Buargh!
Hilfreich ist natürlich auch, dass Nils´ Kooperationsbereitschaft nicht gerade besonders gut ausgeprägt ist. Gut, man kann es verstehen. Es ist nass, es ist kalt und gerade liegen kann er auf der Rückbank natürlich auch nicht. Ich mache ihm keinen Vorwurf. Auch ist es sicherlich nicht so, als wäre ich der ruhigste Windelwechsler in Person, wenn mir gleichzeitig der Rücken schön beregnet wird!
Glücklicherweise ist Nils kein Totalverweigerer und knöttert nur, von ein paar Störkationen mit den Händchen mal abgesehen. Und so gelingt es mir, eine halbwegs brauchbare Windel an das Kind zu bringen.
Auch Anja ist nicht untätig, sie springt ein weiteres Mal fix in den Kinder- C&A rein! Denn die Klamotten, die Nils eben noch getragen hat, sind durch den massiven Totalbruch der Schotten vollkommen unbrauchbar! Als „bestens vorbereitete Eltern“ haben wir natürlich an alles gedacht, nur eben nicht an neue Klamotten für Nils! Rechnet man ja auch nicht mit, zumindest bis jetzt! 😉
Naja, zum Glück ist ja eben ganz zufällig der C&A hier und während mir also die dicken Regentropfen in den Nacken tropfen, holt Anja in aller Eile eine neue Sporthose für Nils.
Kaum zurück bin auch ich fertig mit der Windelrevision und hechte nach vorne auf den Fahrersitz, nachdem ich Nils im Fahrzeuginneren zu Anja nach vorne gereicht habe.
Anja tröstet Nils, der noch immer ein wenig weint, ich hingegen wringe mein Shirt aus.
Super!
Nun sitzen wir beide im Auto, halb nass, halb tropfend. Die Scheiben beschlagen allmählich von innen und wir schauen dem Regen zu, der wild auf die Scheiben prasselnd.
Untätig, ja beinahe zur Unbeweglichkeit verdammt, harren wir der Dinge, die da kommen mögen.
Wir können uns nach dem Windelwechseln nicht die Hände waschen, ein Handtuch zum Abtrocknen schnappen, oder am besten gleich die Kleidung wechseln. Wir können uns kein Getränk oder eine Packung Kekse aufmachen, oder einfach nur gemütlich in der Sitzgruppe sitzen. Wir können uns ganz einfach gesagt nicht in den gemütlichen „Wohnbereich“ zurückziehen und völlig entspannt das kleinere Unwetter abwarten.
Wir können uns lediglich damit trösten, dass wir wenigstens nicht noch weiter nass werden, das ist es aber auch dann schon.
Tja, in diesen Momenten werden die Vorteile des Wohnwagenurlaubs, nämlich die Beweglichkeit mit dem PKW, ganz eindeutig durch die Nachteile des fehlenden Wohnmobils aufgefressen.
Der Wohnwagen, vom Innenraum her dem Wohnmobil ja mindestens ebenbürtig, hängt ja nunmal leider nicht an unserem Haken, sondern steht sicher und wohl gewahrt auf dem Campingplatz.
Und wir?
Tja Papa! Wo ist eigentlich das schöne Wohnmobil??? 😉
Um den Innenraum im Auto wenigstens einigermaßen entfeuchten zu können, bleibt uns nur die fahrzeugeigene Klima- Anlage.
Da für deren Betrieb aber auch der Motor laufen muss, können wir ebenso gut auch weiterfahren, was wir gegen viertel nach 2 auch machen.
Was sollen wir noch in St. Johann? Bei Regen macht spazieren sowieso keinen Spaß und auch am Einkaufen haben wir jegliche Lust verloren. Wir starten also den Motor und fahren zurück in Richtung Kössen und Campingplatz durch den Regen.
Für den Weg zurück nehmen wir übrigens den „offiziellen“ Weg, der vermutlich ein bisschen länger ist. Dafür ist der Weg deutlich besser ausgebaut, was sich bei Regen einfach besser fahren lässt.
Durch den Regen geht es zurück nach Kössen. Dieses Mal nehmen wir die breite Hauptstraße.
Gegen kurz nach halb 3 erreichen wir wieder Kössen und steuern den dortigen SPAR- Supermarkt an. Ein Großeinkauf hier in Österreich fehlt uns noch, zumal der Urlaub erst dann perfekt wird, wenn auch z.B. auf dem Frühstückstisch die einheimischen Produkte und Lebensmittel zum Verspeisen anstehen.
Wir wiederstehen der Versuchung, schon heute einen kompletten Großeinkauf zu machen. Dafür ist zur Abreise sicherlich noch genügend Zeit. Das wir dies machen, ist allerdings sonnenklar! Immerhin wollen wir so viele kleine Urlaubserinnerungen mit den Alltag nehmen und dazu gehört an den ersten Tagen zuhause auch, dass die guten österreichischen Produkte wieder auf dem heimischen Tisch stehen. Das beginnt doch schon bei der Milch! Bei all dem Angebot an Kräutern und Gräsern, die auf den Weiden der österreichischen Regionen so wachsen, MUSS die Milch doch was besonders werden. Und wenn wir dann noch zur silofreien Milch oder gleich zur Bio- Milch greifen, kann die Milch nur gut sein. OK, preislich liegt der Liter mit 90 cent bzw. 1 Euro zwar über dem dt. Durchschnitt von 50 cent der Liter, andererseits haben wir in Italien auch schon über einen Euro für stinknormale Milch bezahlt. Also: Rein in den Einkaufswagen!
Dazu Tiroler Kakaomilch, leckere Wurst, ein paar Knabberlis, Käsegriller, pfandfreie Cola in Dosen mit einer Idealmenge von 0,33 Liter pro Dose und weitere Getränke in Flaschen sowie natürlich auch Gemüse und Obst.
Österreicheinkauf! Wir besuchen den SPAR- Markt in Kössen gerne stöbern wir durchs ausländische Angebot
Auch Nils hat schon klare Einkaufswünsche! 😉 Uh, das sieht aus wie bei „den Simpsons“ beim Einkaufen! 😉
Gegen halb 4 sind wir zurück am Wohnwagen. Auch hier hat es in der Zwischenzeit wohl ordentlich geregnet, aber das Vorzelt ist trocken und dicht. Ok, der Boden ist trotz Vorzeltteppich vielleicht etwas feucht, aber das kann sicherlich auch an der Feuchte in der Luft liegen.
Um aber keinen Rost anzusetzen, krabbeln wir dann doch lieber in den Wohnwagen und läuten den Nachmittag ein.
Wir bauen den Fernseher auf und ich tippe ein wenig am Reisebericht. Sieht sogar recht gut aus, denn ich komme recht schnell vorwärts! Vielleicht schaffen wir es ja wirklich mal, den Bericht etwas früher als sonst einzustellen. Gut, das schreibe ich ehrlicherweise jedes Mal am zweiten oder dritten Tag, aber diesen Urlaub könnte es vielleicht wirklich mal klappen! 😉
Gegen 18 Uhr machen wir uns fertig für den Abend.
Und das wird spannend!
Denn zum allerersten Mal seit Nils‘ Geburt wollen wir gemeinsam essen gehen! Also nicht nur in ein Fast- Food- Restaurant oder beim Landgasthof „zum güldenen M“ durch den McDrive fahren, nein-nein!
Wir möchten genau hier das campingplatzeigene Hausrestaurant genannt „Kaiseralm“ aufsuchen, weil uns dies schon am gestrigen Tag der Anreise gut gefallen hat. So richtig schön rustikal und so!
Gestern hätten wir es wohl schon ausprobiert, aber zum einen fehlte uns das Geld und zum anderen kommt eben auch die Frage mit dem Baby dazu. ZU sehr erinnere ich mich noch an unsere Erlebnisse vor dem eigenen Kind bei einem Restaurantbesuch. Schreiende Kinder, bläkende Blagen und irgendwer hat eigentlich auch immer rumgeheult. OK, gut, das hat mir jetzt nicht SO viel ausgemacht. Klar war das nicht so schön, aber wirklich gestört hat es mich auch nicht.
Aber ich hab noch gut die bohrenden, ja beinahe vorwurfsvollen Blicke einiger Gäste vor Augen, die ein solches Verhalten von Kindern und Babys recht strafend geächtet haben. Und die Eltern? Haben dies entweder nicht beachtet, entschuldigend oder betreten weggeschaut, oder eben herausfordernd dem Blick standgehalten nach dem Motto: „Was willste?“
Nicht selten kamen die Blicke übrigens von den „älteren Herrschaften“ unserer Gesellschaft, vielleicht weil diese doch am weitesten von der eigenen Kindheit entfernt waren, aber ich will hier ja auch keine Generationendiskussion lostreten.
Kommen wir lieber zu unserem Baby und der Frage, wie wir wohl auf die ersten Blicke reagieren, wenn Nils das Weinen anfängt. Verdenken kann man es einem so kleinen Wurm sicherlich nicht. Für ihn ist ja auch blöd! Alles muss still sein, er muss lieb sein und im Endeffekt sitzen die Erwachsenen lange einfach nur da herum und machen „blah-blah“. Was soll ein (Klein-)Kind oder gar ein Baby daran schön finden, dass es sich fügt?
Klar gehört zur Erziehung auch, dass man sich „benehmen“ kann. Haben wir, also Anja und ich als Kinder, ja auch irgendwo lernen müssen. Wir erwarten dies aber in keinem Fall von einem 5- Monate alten Baby! Und wenn es weint oder schreit, ja dann ist das so.
Zumindest Anja ist fest entschlossen, dies als völlig normal zu betrachten und wertet meine mitgeteilten Bedenken mit einem Handstreich von dannen. „Ich soll mich nicht so anstellen“ meint sie und ergänzt, dass auch das Essen gehen mit Baby das völlig normalste auf der Welt sei.
Und überhaupt sind wir hier in Tirol und Österreich! Ein deutlich kinderfreundlicheres Land, als es zum Beispiel Deutschland ist. Da hat Anja auch wiederrum Recht und wenn ich so überlege, dass schon am Anreisetag unsere „5- Minuten- Nachbarn“ in der Reihe B sehr nett waren (also die von schräg gegenüber, nicht die mit dem Kampfhund im Zwinger) und sich bewundernd wie anerkennend über den noch so jungen Campingnachwuchs geäußert haben, dann macht das schon Mut!
Geht ja eh alles etwas entspannter zu auf einem Campingplatz, zumal hier ja auch sehr viele Familien unterwegs sind und der Eurocamp Wilder Kaiser ja nicht gerade dafür bekannt ist, dass er vornehmlich von allein reisenden Paaren und älteren ruhebedürftigen Campern besucht wird.
Wir wagen es also und schieben den Kinderwagen um kurz nach 6 rüber zum Restaurant „Kaiseralm“.
Wir besuchen das rustikale Restaurant „Kaiseralm“. Ja, man muss die „Alm“ mühsam besteigen! 😉
Das Gasthaus ist schon gut besucht, als wir eintreten, gut über die Hälfte der Tische sind mit Gästen besetzt. Wir bekommen einen großen Tisch für 12 Mann zugewiesen und dürfen uns dort in ein kleines Eckchen verkriechen, auch für den Kinderwagen findet sich, nach dem Zusammenrücken von 3 Stühlen, ein guter Platz.
Der Gastraum selbst wirkt sehr urig und rustikal eingerichtet, der von außen erkennbare Eindruck setzt sich drinnen also 1:1 fort. Gefällt uns sehr gut, besonders die diskrete aber dennoch voll aussagefähige Dekoration hin zu traditionellen Werten kommt an.
Wir bestellen gleich mal das volle Programm und ordern sogar eine Vorspeise! Ein bisschen mutig vielleicht, wer weiß, ob wir es überhaupt zum Hauptgang schaffen.
Der rustikale Gastraum der „Kaiseralm“ wirkt mit der urigen Deko an den Wänden sehr authentisch. Gefällt uns gut!
Nils zerstreut unsere Bedenken, zumindest die ersten 5 Minuten. Völlig lieb liegt er in seinem Kinderwagen und muss sich scheinbar orientieren, was du um ihn herum so alles passiert.
Als er aber bemerkt, dass er sich nicht in seiner gewohnten Umgebung aufhält, wird er sofort neugierig! Ein neuer Charakterzug übrigens, der sich erst seit vielleicht 2 auf 3 Wochen ausgeprägt hat. Alles, wirklich ALLES will er wissen, untersuchen und ausprobieren. Von der TV- Fernbedienung bis hin zum Autoschlüssel.
Und gucken will er, auch alles! Egal, ob wir uns bewegen, oder eben ruhig sitzen, so wie jetzt.
Es kommt also das Unausweichliche, Nils fängt ein wenig an zu quengeln.
„Gut, das war zu erwarten“ sage ich zu Anja und gemeinsam bugsieren wir Nils aus seinem Kinderwagen, der sich sofort sehr interessiert umschaut.
Das diffusere Licht und Ambiente scheint ihm nicht so gut zu gefallen, dafür aber reizt ihn die Tischdecke umso mehr! Klar, dass daran mal feste gezogen werden muss. Gut, dass Mama und Papa aber auch eine inzwischen deutliche Verbesserung der Reaktionsfähigkeit an den Tag gelegt haben und das Platzset, an dem Nils gerade zieht, samt Besteck vor dem Sturz in die Tiefe bewahren können. Die Nachbarn links gegenüber gucken schon…
Lange mag Nils nicht im Kinderwagen bleiben. Zu sehr lockt ihn die Neugierde, also darf er „gucken“.
Ah, die Suppe kommt! Oder viel mehr Anjas Zwiebelsuppe und meine kalte Schweinebratenplatte mit Brot.
Wir parken Nils auf einigen aufgehäuften Kissen in der Ecke zwischen uns und hoffen, dass er sich mit dem mitgebrachten Spielzeug aus dem Kinderwagen für die Dauer des Essens beschäftigt. Glücklich ist er zwar nicht darüber, akzeptiert dies aber, solange wir seinen „roten Fuchsi“, ein Stofftier mit Spieluhr vom IKEA, immer wieder aufziehen.
Das funktioniert für den Moment sogar, dass wir einigermaßen gut unsere Vorspeise verputzen können. Und die ist mal richtig lecker!
Schaut selbst:
Vorspeise: Käseüberbackene Zwiebelsuppe für Anja… …und kalte Bratenplatte für Papa. Mjam, lecker! 🙂
So langsam kehrt Ruhe ein und sogar meine Anspannung löst sich. Tatsächlich ist Nils mit seinem Spiel nämlich so leise, dass er gar nicht alle Leute im Restaurant stören könnte, da müsste er schon lauthals losbrüllen. Und da er das normalerweise auch zuhause oder unterwegs nicht macht, gibt es ja auch hier keinen Grund, warum er damit anfangen sollte. Ist er unzufrieden, quengelt er kurz, bis er wieder unsere Aufmerksamkeit genießt.
Und die Nachbarn gegenüber? Die haben mich bereits 2x angelächelt, als ich mit dem kleinen Mann einen „Flieger“ gespielt habe.
Tja, das klappt ja alles doch irgendwie und so schaffen wir es sogar, unseren Hauptgang so richtig zu genießen. Und was ist das Essen doch gut und lecker!
Selten habe ich eine so leckere Bratenplatte mit verschiedenen Sorten Fleisch und guten Knödeln gegessen. Auch Anjas reiner Schweinebratenteller mit Kraut und Knödel (für unter 10 Euro!) ist ein kleines Gedicht für sich!
Hauptgang: Schweinebraten mit Knödel und Kraut für Anja und Lecker Braten, Geselchtes, Würstel und Knödel für mich 🙂
Und die Portion ist gut! Beide sind wir pappsatt, als wir uns gegen 7 die Rechnung geben lassen und kurz darauf sehr zufrieden über das erste Mal „essen gehen mit Nils“ das Haus wieder verlassen.
Bestimmt werden wir hier noch einmal essen gehen, spätestens am letzten Abend vor unserer Abreise.
Nur blöd, dass genau gegenüber von der Campingplatzeinfahrt ein weiteres Restaurant angesiedelt ist, das „Campino“. Auch deren Speisekarte haben wir auf dem Campingplatz bereits erspäht, sowohl die vom Campino wie auch von der Kaiseralm hängen am zentralen Servicehaus aus.
Auch hier werden wir in diesem Urlaub also bestimmt mal probespeisen und den direkten Vergleich angehen. Muss ja! Sind wir ja unseren Lesern gegenüber schuldig!
Kein Restaurant zu weit und kein Essen zu umfangreich, als das wir dies, immer im treuen Dienste für unsere Leser, nicht ausprobieren würden! Ja, es ist schon ein großes Opfer, aber wir erbringen es gerne! 😉
Nach dem Essen müssen wir einfach ein paar Schritte gehen. Wenn wir uns jetzt schon in den Wohnwagen zurückziehen, setzen der gute Braten und der satte Knödel garantiert sofort an!
Also spazieren wir den kleinen Weg außen am Campingplatz entlang, den ich heute früh zum Brötchenholen auch schon entlang spaziert bin. Ich möchte Anja gerne zeigen, welchen schönen Blick man auf den Campingplatz und die umliegenden Almwiesen bekommt, wenn man nur ein paar Schritte dort entlang spaziert.
Und es tut gut, hier so am Abend entlang zu spazieren! Die Luft ist nach dem Regen von heute Nachmittag noch immer schön frisch, ohne dass wir schon frösteln müssten. Auch liegt dieses urtypische Landaroma diskret aber dennoch riech- wie schmeckbar in der Luft, man muss nur mal genau seine Sinne schärfen!
Der Fernblick zum Kaisergebirge macht den Eindruck dann perfekt, sodass wir diesen ersten Urlaubstag und Abend wirklich sehr zufrieden abschließen können.
Wir spazieren noch ein paar Schritte nach dem Essen… …und genießen die Aussicht auf die tollen Berge rundherum!
Gleich vor uns: das Kaisergebirge. Hier haben wir die Bergzinnen mal heran gezoomt. Traumhaft!