Mittwoch, 07.06.2006

Ich wache auf, meine Frau liegt kuschelnd neben mir.
Erst mal frisch machen, was frühstücken und dann weiter fahren, die Sonne lacht.

Nanu? Warum liegt denn die Aufstiegsleiter auf dem Boden?
Die war doch eingehangen, als wir ins Bett gegangen sind?
Wir sind doch sofort eingeschlafen, na ja wird sich wohl irgendwie gelöst haben…
War in der Nacht vielleicht unwissend zum wilden Stier oder Hulk mutiert und habe die Leiter in einem Anfall von Wahnsinn abgerissen 😉


Ich hüpfe runter und hänge die Leiter lässig wieder ein und begebe mich ins Badezimmer. Soweit so gut.
Aber komisch, irgend etwas stimmt hier nicht…
Wo ist mein Rucksack?
Der war doch gestern Abend noch in der Dinette, aber dort liegt er nicht mehr und der Vorhang zur Fahrerkabine ist auch halb geöffnet?!
Mir wird warm, ich sage meiner Frau, dass wir letzte Nacht wohl nicht alleine waren, sie hält es für einen Scherz, ich bekomme Herzrasen.

Ich reiße den Vorhang zur Fahrerkabine zur Seite , sehe den offenen Rucksack dort auf dem Beifahrersitz, der Inhalt auf dem Beifahrersitz ausgebreitet!
Ich eile ins Führerhaus, meine Frau kommt die Leiter runter, ich sehe gleich die Bescherung, die Beifahrertür ist nur angelehnt!
Die habe ich doch gestern Abend kontrolliert, war doch ganz klar zu !

Sofort überprüfen wir das Inventar, mir fehlt das gesamte Bargeld (umgerechnet etwa 300,- € in dänischen, norwegischen und schwedischen Kronen, sowie ein 50,- € als Schein.
Weiterhin fehlt mein Handy, ein Samsung SGH-E 700.

Unsere Digicam (Casio Exilim EX-Z 500) haben sie entweder nicht gefunden oder sie war nicht wertvoll genug oder sie haben uns die Kamera gnädigerweise gelassen.
Zum Glück ist das Portemonaie noch da, die Ausweise, Führerscheine und Kredit- sowie Scheckkarten sind auch noch vorhanden.
Auch das Portemonaie meiner Frau ist leer, auch hier fehlt nur das Geld, noch mal etwa 70 €. Was für ein Glück, dass wir im Aldi gestern bar gezahlt hatten, das ganze Geld wäre sonst weg !!!
Ein mobiles GPS- System (Magellan GPS 300, nur Koordinaten ohne Kartenfunktion) im Führerhaus haben sie entweder auch nicht gesehen oder es war nicht wertvoll genug, das ist jedenfalls noch da.
Ich steige aus, schaue mir die Beifahrertür genauer an, professionell aufgebrochen, direkt im  Schloss angesetzt und dann aufgebrochen.
Dann haben die Einbrecher gewusst, wie man das Bordsystem lahm legen kann (Hauptschalter für die Elektrik wurde umgelegt, liegt aber im Autoroller 2 für Einbrecher überaus günstig…)

Meine Frau hat viele Geschichten wegen Gasangriff gelesen, meint es war bestimmt ein Gasangriff. Sie hat auch leichte Kopfschmerzen.
Ich bin nicht ihrer Meinung, teste aber mal den Gaswarner, der hat wohl eine eigene Batterie, den der funktioniert auch bei ausgeschaltetem Hauptschalter problemlos.
Ich denke die waren einfach nur sehr sehr leise.

Jetzt kommt plötzlich der Schock durch und knallt richtig rein !!!
Ich bin benommen, meine Frau ist total fertig.
Da kommen fremde Menschen so nah an uns heran, rauben uns aus und waren vielleicht nur Zentimeter von unserem Kopf und Körper entfernt.
Was tun?
Ich stolpere über den Parkplatz, suche das nahe gelegene Restaurant auf, es hat zwar noch geschlossen, aber ich ballere so lange gegen die Tür, bis ein paar Damen vom Reinigungsteam mir auf machen.
Ich erkläre auf Englisch, was passiert ist und bekomme die Nummer von der Polizei.

Dann taumle ich zurück zum Wohnmobil, meine Gedanken kreisen um das, was passiert ist, warum habe ich nichts gemerkt? Hätte ich reagiert? Mich schlafend gestellt? Die „Waffen“ eingesetzt?
Ich komme am Womo an und sage meiner Frau, dass wir die Polizei anrufen müssen, gut, dass mein Handy fehlt…
Aber wir haben abermals Glück im Unglück, meine Frau hatte ihr Handy mit nach oben ins Bett genommen, damit sie den Wecker stellen kann.
Ich rufe die Polizei in Vordingborg, die sind für Faro zuständig.
Es wird versprochen, dass gleich jemand kommt.
Ein Mann kommt auf mich zu, zögerlich mit viel Abstand, fragt auf deutsch, was passiert sei.
Ich erkläre es ihm, er meint er sei letzte Nacht auch beraubt worden, unglaublich dreist.
Er ist auch mit seiner Frau unterwegs, sind auch Deutsche und stehen etwas abseits zu uns näher am Rasthäuschen.
Er meinte er hätte gleich bemerkt, wie aufgelöst ich wäre und da ich zu einem Wohnmobil gegangen bin, wollte er gleich rüber kommen und sich erkundigen.
Die Polizei wäre gerade weg gewesen, als ich vorbei gegangen wäre, bei ihm hätten sie schon die Aufnahme gemacht.

Wir unterhalten uns, bei ihm ist neben Bargeld auch eine Scheckkarte und Schmuck weg.
Oh Mann, die Eheringe, das ist hart!
Gut, dass wir unsere am Finger hatten…

Die Polizei trifft ein, 2 Polizisten steigen aus und reden mit mir, einer spricht gut deutsch.
Er notiert sich alles in einem Schmierblock, ich denke mir mal meinen Teil dabei, dass das wie bei uns keinen Sinn macht. (Bei uns wird das auch nur aufgenommen und 3 Wochen später bekommt man ein Schreiben, für die Versicherung, dass die Sache eingestellt sei)

Der zweite untersucht den Einbruch an der Tür.
Auch die Polizei wird nun skeptisch, einer geht nun durch die Reihen und klopft die verbliebenen Womo-Fahrer wach!
2 Plätze weiter steht ein altes Womo von Fiat aus den 80ern, er hat einen schweren Bügel an der Tür.
Er ist Italiener, er gibt an gegen halb 3 in der Nacht gekommen zu sein, hätte auch Personen auf dem Platz gesehen, die bei seiner Ankunft sofort auf 2 Motorrädern das weite gesucht hätten.

Die Polizei nimmt alles auf und sagt uns, dass es genau an dieser Stelle im Frühsommer jedes Jahr zu Überfällen kommt!
Wenn Sie dort anhalten: Seien Sie hiermit gewarnt! Sichern Sie ihr Wohnmobil gegen Einbruch!

Wir bekommen von dem deutschen Ehepaar (auch die Frau ist mittlerweile zu uns gestoßen) einen Ratschlag, den auch der Italiener bestätigt.
Die beiden Türen im Fahrerraum sind die Schwachstellen.
Gerade beim Ducato.
Die Türen sind so schnell geknackt und die Einbrecher drin.
Beide zeigen mir eine Art Zurrband, mit dem man sonst Ladung sichert, dieses verwenden sie, um die Türen miteinander zu verbinden.
So halten diese sich gegenseitig zu, es ist unmöglich diese von außen ohne Lärm zu öffnen.
Genial und einfach zugleich!

Das ist gut, dass wir das JETZT wissen…
Der Italiener hat sogar eigene Scharniere an der Tür, wir wussten gar nicht, das Campingurlaub so gefährlich sein kann und man sich derart schützen muss.

Nachdem die Polizei alles aufgenommen hat, sprechen wir noch lange mit dem deutschen Paar, der Italiener im Unterhemd macht sich derweil wieder auf den Weg.
Auch das deutsche Paar hat wie gesagt die Sicherung mit Koffergepäckband, allerdings gerade in dieser Nacht nicht installiert. Dänemark gilt ja als sicher…

Wir tauschen noch die Adressen, falls man für die Versicherung neben der Polizeiauskunft noch gegenseitige Zeugenaussagen braucht.
Wir sagen den beiden, dass dies unsere erste Campingnacht überhaupt war.
Sie sind entsetzt, wie gerade das auf uns Neulinge gewirkt haben muss.
Das Paar ist in Frankreich schon mal ausgeraubt worden, allerdings war da niemand im Fahrzeug.
Der Mann meint, dass das neue Schloss (allerdings mit anderem Schließzylinder und unweigerlich ein weiterer Schlüssel oder alle Schlösser neu) so etwa 200 € kosten würde.
Na Bravo! Das reißt ein ungemein großes Loch in die Reisekasse, die Kaution können wir uns damit wohl abschminken…
Wir überlegen offen die Reise an dieser Stelle abzubrechen.
Der Schock sitzt so tief, wir sind beide den Tränen nahe, die Wut ist im Bauch, kann man hier was kaputt schlagen? Auf irgendwas sinnlos eindreschen, bis man sich abreagiert hat?

Die beiden neu gewonnnen Camperfreunde raten uns die Reise nicht abzubrechen, es wäre einfach zu schade und die Folgen unabsehbar, eine mobile Entdeckerwelt mit allen Vorzügen würden wir uns damit wahrscheinlich für immer verbauen.
Ob sie damit Recht haben? Wir schwanken in unserer Entscheidung.
Nach ein bisschen weiterem Smalltalk über Reiseroute und Wetter gehen beide zurück zu ihrem Mobil, setzen ihre Reise fort.
Wir bleiben also wieder allein zurück.

Wir sind aber auch ziemlich blauäugig an die Sache heran gegangen.
Unser Womo hat einen fest eingebauten Tresor, hätten wir nutzen können…
Aber hätten die Diebe uns vielleicht mit dem Messer an der Kehle geweckt, wenn wir den genutzt hätten ? (Aufmachen !)
So lag unser Portemonnaie mitsamt Handy und sonstigen persönlichen Dingen im Rucksack und dieser lag gut erkennbar auf der Bank in der Dinette.

Wir kommen irgendwann langsam zur Ruhe, ich nehme meine Frau in den Arm und wir halten uns lange und innig fest.
Uns wird klar, dass wir verdammtes Glück gehabt haben, wir könnten auch verletzt, vergewaltigt, tot oder sonst was sein.
Sogar der Verlust ist -relativ gesehen- nicht so schlimm. Uns fehlen etwa 400 € sowie ein Handy.
Wir haben noch alle Ausweise, die Fährtickets, ein zweites Handy, die Digi und auch sonst ist die Einrichtung nahezu unbeschadet geblieben. Der LCD-TV ist auch noch im Schrank, der Sat-Empfänger an seinem Platz.
Nur die kaputte Tür und unser angeknackstes Selbstwertgefühl bleiben zurück.
Wir rufen erst mal den Vermieter an, er kann es nicht glauben, ist sofort total hilfsbereit.
Aber er kann uns ja auch von Bielefeld aus nicht helfen.
Er schlägt uns vor, dass wir das Schloss erst mal ersetzen sollen und er stellt uns frei, ob wir nach diesem Erlebnis zurück fahren oder unsere Reise fortsetzen wollen.

Etwa 1 weitere Stunde stehen wir noch hilflos an diesem Platz.
Ich rufe meinen Vater zuhause an, der kann es nicht glauben, ein paar Freunde zuhause informieren wir auch, sie können zwar nicht wissen, was passiert ist, aber dennoch haben wir das Bedürfnis mit Freunden zu reden, mitzuteilen, dass es uns nach diesem Erlebnis zumindest körperlich gut geht.

Es ist etwa 12 Uhr als wir uns wieder einigermaßen gefasst haben, wir haben über dieser Sache offenbar jegliches Zeitgefühl verloren.
Wir beginnen die Vor- und Nachteile einer Weiterfahrt gegeneinander abzuwägen.

Die Entscheidung fällt dann irgendwann hauchdünn für weiterfahren.
Wahrscheinlich liegt es daran, dass wir das Fährticket für die 2te Fähre noch haben.
Die ganze Zeit denke ich, dass wenn sie uns das geklaut hätten, wir ein neues hätten bezahlen müssen (obwohl das zwar teuer, aber nicht ruinös gewesen ist), da wir es noch haben, stimmt mich das positiv und wirkt wie ein Signal auf uns. Nachwirkungen vom Schock?

Wir wollen auf dem weiteren Weg zur Ruhe kommen, würden uns wahrscheinlich bei Abbruch in den A*** beißen und das wollen wir zuhause nicht bereuen an dieser Stelle abgebrochen zu haben.
Man muss sich dabei aber unheimlich konzentrieren und sich selbst schwer zusammen reißen, dass der Verstand hier über den Geist und den Instinkt siegt, den der Urtrieb will nur schnell weg von hier, zügigst heim in die sichere Burg und Türe verriegeln und verrammeln.
Es ist also hauchdünn eine Kopfentscheidung für das ungewisse.
Ich wollte zwar ein Abenteuer, aber doch nicht so…

Wir machen uns also auf den Weg, schauen, dass wir hier endlich und so schnell wie möglich weg kommen.

Es läuft alles ein wenig in Lethargie ab.
So als würde trotz Kopfentscheidung der Instinkt die Kontrolle übernehmen.
Ich blicke auf dem Weg zur nächsten Fähre oft in den Rückspiegel, fühle mich irgendwie verfolgt.
Anja sagt kein Wort.
Auch die Lust am Fotografieren ist uns irgendwie abhanden gekommen, alles ist so beklemmend.
Wir machen dennoch lustlos ein paar Bilder, damit wir uns vielleicht später zuhause ansehen können, wie die Gegend hier oben war. Vielleicht können wir uns dann darüber freuen, im Moment geht es jedenfalls nicht.

Nach einiger Zeit und vielen Kilometern Sicherheitsabstand beginnen wir zaghaft zu sprechen, reden wir über das, was die anderen uns geraten haben und wie wir uns die nächste Nacht schützen können.
Nur wo sollen wir so ein Zurrband her bekommen?

Wir erreichen die Fähre und setzen über.
Ausschlaggebend hierfür war wie gesagt, dass wir das Fährticket noch hatten, ich glaube ohne das hätten wir in Faro auf jeden Fall abgebrochen.
Wir müssen uns ein wenig sputen, denn als wir in Richtung Hafen fahren, können wir in der Ferne schon sehen, wie sich eine Fähre dem Anleger nähert. Mit etwas Glück können wir diese Fähre bekommen und müssen nicht warten.
Das wäre das erste positive, was heute passiert.

         
Wir erreichen die Fähre                                                          In der Ferne kann man sie schon sehen

    
Jetzt aber schnell, die „Backen“ vorn sind schon auf

Wir haben es geschafft, die Fähre haben wir locker erreicht (zum Glück war keine Schlange am Schalter!) und so setzen wir über nach Helsingborg, die Fahrt dauert nur 20 Minuten, wir dürfen sogar im Womo sitzen bleiben.
Ich teste nur mal fix die Bordtoiletten der Fähre, ansonsten gibt es in 20 Minuten auch nichts besonders zu sehen.
Wir wollen davon abgesehen aber auch im Moment nichts mehr sehen, nur nach Möglichkeit noch viel weiter weg von dem schlimmen Erlebnis.

Als wir die Fähre wieder verlassen sind wir um jeden Kilometer froh, den wir uns noch weiter von Farö entfernen.
Wir denken wieder an die Hinweise der anderen Camper mit dem Türverbinden und so.
Wo sollen wir das nur her nehmen?

Von der Autobahn aus entdecken wir ein großes Einkaufszentrum, dort halten wir mal gegen kurz nach 2 an.
Es ist das City Gross Hyllinge, ein in Bauphase befindlicher Supermarkt (Riesenteil, sehr unübersichtlich, nur halb eingeräumt, trotzdem geöffnet).

Die Beifahrertür ist ja nun defekt, lässt sich nur noch von innen schließen und öffnen. Hoffentlich sieht keiner das bereits angeschlagene Schloß und bricht erneut ein, davor habe ich im Moment die meiste Sorge.
Nützt ja nichts, wir müssen das Womo ja auch verlassen können.
Nach langer Suche finden wir neben der Haushaltsabteilung ein Zurrband für LKW (warum war das nicht in der vorhandenen Autoabteilung?) und zahlen für das Zurrband 37,90 SEK.
Das dürfte klappen.
Dann holen wir noch Batterien für die Mag-Lite und sind gegen 14:30 Uhr fertig mit dem Einkauf.
Der Zeitplan ist durch die Zwangspause eh komplett dahin, wir zweifeln, ob wir es nun noch bis ans Nordkap schaffen. Viele Internetnutzer aus diversen Foren hatten uns vor dieser Hammertour abgeraten, ich wollte es ja unbedingt trotzdem probieren.
Und nun hatten wir wegen der Scheibe minus 1, die sich durch den Überfall nun auf minus 1,5 Tage erhöht hat.

Der Hunger meldet sich, gleich neben dem Einkaufsparadies befindet sich eine Fast-Food Kette, ein Max.
Dort kehren wir ein, es ist wenig los, wir haben den Parkplatz fast für uns, das erleichtert uns das einparken…
Wir können die Sprache nicht und orientieren uns an den Bildern, eine Sprache, die dank dem einfachen McDonalds- System weltweit verständlich ist. Schon mal in einem Restaurant Bilder in der Speisekarte gesehen?
Wir bestellen uns das Standart- Menü und sind damit recht zufrieden.

     
So sehen also in Schweden die Fast-Food- Ketten aus: MAX

Es geht nach dem vorzüglichen Mahl immer die E 4 entlang, beinahe eine Autobahn (2- Spurig), unser Autoroller kommt gut durch. Einzig das schlechte Wetter stimmt uns ein wenig traurig.
Es hat sich ein wenig zugezogen, der Himmel ist grau.
Aber so passt der Himmel wenigstens zu unserem Gemütszustand, denn so richtig freuen können wir uns noch immer nicht.
Ich denke mal das ist verständlich. Man verdaut halt noch immer die Sache.

    
Immer auf der E 4 entlang, leider schlechtes Wetter

Gegen 18 Uhr entscheiden wir uns für heute zu „finishen“, wir haben uns wegen unserem Erlebnis letzte Nacht entschieden von jetzt ab nur noch auf einem Campingplatz zu schlafen. Ist einfach sicherer, zumindest hoffentlich!

Die Tatsache einen Campingplatz auf einem abgesperrten Areal aufzusuchen und unser neues darüber hinaus gekauftes Zurrband soll uns nun also die Angst nehmen…
In Gräna kurz hinter Jönköping finden wir einen total schönen Platz, der auch in dem ADAC- Mini-Kartenatlas verzeichnet war.

Wir haben kein Campingplatzverzeichnis gekauft, wollten ja eigentlich nur im Ausnahmefall für Ver-/Entsorgung einen Platz anfahren, entsprechend schlecht sind wir daher vorbereitet.
Wir haben nur einen ADAC- Bordatlas und die besagte ADAC- Reisekarten, wo im Heft „Campingplätze in den beliebtesten touristischen Gebieten“ ein paar ausgesuchte Plätze eingezeichnet sind.
Für Gränna weist der Bordatlas sogar mehrere Campingplätze in unmittelbarer Umgebung aus, also probieren wir hier einen Campingplatz zu finden.

    
Die Einfahrt nach Gränna                                                    Hoffentlich bleiben die kleinen Fähnchen nicht am Alkoven hängen…

    
Ah, der Stadtplan, hmm, wo geht es lang ???                           Schon besser

Wir bezahlen für die Übernachtung 300 SEK für uns zwei, das Womo, Strom und 2 Plastikkarten für die Dusche. Zusätzlich fragt mich die nette Dame, ob wir schon die Skandinavia-Camping-Card hätten.
Natürlich haben wir keine und so verkauft sie uns das gute Stück gleich mit dazu. Sie gilt in Schweden, Norwegen, Finnland und Dänemark und wert sich offenbar erfolgreich gegen die international Camping-Card, die der ADAC zu dieser Reise empfohlen hatte.
Zumindest weist mich ein großes Schild am Eingang zum Office darauf hin, dass hier nur die Skandinavia-Card akzeptiert wird, die International ist rot durchgestrichen.
Wir bekommen auf unsere Karte auch gleich eine Wertmarke für 2006 geklebt und sind nun offizielle Skandinavia-Camping-Card Inhaber, die Dame meint, dass wir diese an allen weiteren Plätzen, die wir anfahren, einsetzen können.
Vorteil: Man kann anstelle des Ausweises auch die Camping-Card abgeben oder bei der Anmeldung vorlegen.
Das ist für uns natürlich sehr gut, weil wir mittlerweile Ausweise getrennt aufbewahren.
Außerdem bekommen wir noch eine Karte vom Campingplatz, wo alle wichtigen Dinge eingezeichnet sind. Auch mit Werbematerial und Prospekten aus dem Office decken wir uns ein.

Das mit den Karten fürs Klo ist praktisch, der Zugang zu den Dusch-Wasch- und WC-Räumen geht nur mit dieser Karte, so bleiben Fremde draußen.
Der Platz ist wunderschön und weiträumig, hier ließe es sich auch durchaus länger aushalten.
Die Gegend lädt zu Erkundungen mit dem Fahrrad ein.
Schade, dass der Bravo nicht über einen Fahrradträger verfügt, kurzfristig war keiner für das Dach aufzutreiben, sodass wir leider ohne Fahrräder hierhin unterwegs sind. Radträger wäre hinten am Womo dran gewesen, na ja egal.

Dafür aber fahren wir die Markise aus, die einen schattigen oder regengeschützten Aufenthalt im Freien unmittelbar am Wohnmobil ermöglicht. Das Ausrollen ist mittels Ausrollstange kein Problem, da wir aber weder Regen noch Sonne zu melden haben, haben wir nach dem Testlauf die Markise gleich wieder eingefahren, brauchen wir nicht, wie sind ja keine Spießer 😉
Auch die SAT- Anlage probieren wir direkt einmal aus, auch hier sind keine Unstimmigkeiten zu melden.
Kurzum: Hätte das Wohnmobil keine Räder, dann wäre es fast wie zuhause.

Nur eine Ausnahme sei noch erwähnt: Wir stinken!
Nein, so schlimm ist es nicht, aber durch den stressbedingten Überfall heute früh und den damit verbundenen mehr oder weniger fluchtartigen Aufbruch in Farö haben wir uns nicht so recht der Körperhygiene hingegeben.
„Duschen“ oder „duschen“ ist nun die Frage, gemeint ist natürlich, ob wir im Womo die Dusche benutzen, oder die vom Campingplatz. Wir entscheiden uns in Anbetracht des beschränkten Wasservorrates im Womo (uns fehlen da noch die Erfahrunsgwerte, wie lange der Tank ausreicht) für die Dusche des CP und haben diese Entscheidung nicht bereut!
Eine wirklich sehr saubere, große und großzügig bemessene Dusche, in der man sich sehr wohl fühlen kann.

Es dämmert bereits, allerdings ist es auch schon mit  22 Uhr sehr spät, wir erfreuen uns am Anblick der Berge, die von der Abendsonne in ein schönes Rot getaucht werden.
Man merkt, dass man immer näher nach Norden kommt und die Tage länger werden.
Mal sehen, wie es erstmal nördlich des Polarkreises aussieht, wenn es dann gar nicht mehr dunkel wird.

    
So stehen wir diese Nacht eben auf einem Campingplatz

Wir schlafen sehr unruhig, beinahe jedes Geräusch lässt uns trotz Zurrband und Sicherungsmaßnahmen aufschrecken, ich lege meine Waffen griffbereit.
Abends kommt man eben zur Ruhe und dann fällt einem zwangsläufig wieder der Überfall von letzter Nacht ein.
Ich habe wieder Wut im Bauch, wenn ich könnte würde ich diese Penner steinigen.
Ihr habt uns unsere Urlaubsfreude versaut!

Dabei geht es nicht ums Geld, es geht viel mehr darum, dass ihr in uns ein Gefühl hinterlassen habt, dass uns nicht ruhig schlafen lässt, nun können wir nur noch in Angst leben und wach liegen.

Ihr männlichen Masturbanten (ugs. Wichser…), Saubande, Dreckspack, mögen euch schwarze Warzen in der Fresse so groß wie 5-Mark Stücke wachsen, in der Hölle sollt ihr schmoren…
Leider bringt die Flucherei kein Seelenheil, es nützt nichts, die Angst liegt neben mir, schnürt mir die Kehle zu.

Irgendwann dämmern wir dann doch beide im Halbschlaf weg, es wird dennoch eine unruhige Nacht.

5 Kommentare

  1. Uff, was ein Schock. Das wäre für uns, gerade mit kleinen Kindern an Board, auch der absolute Alptraum. Unser kleiner Vorfall mit dem Steinewerfer in Italien hat uns ja schon beschäftigt, aber das…
    Toll, dass das „Böse“ nicht gesiegt hat und ihr immer weiter gemacht habt!

    Beste Grüße Pascal von viercampen.de

  2. Eure Erfahrungsberichte sind so toll und informativ, vielen Dank dafür!!
    Wir (mein Mann und ich + Sohn 4) planen momentan unsere Nordkap Reise 🙂
    Liebe Grüße

    • Vielen Dank für dein freundliches Lob, hat uns sehr gefreut!
      Wir wünschen euch eine tolle Tour zum Nordkap! Ein tolles Ziel! Wir denken gerne an die Reise zurück, obwohl sie nicht frei von Widrigkeiten war.
      Beste Grüße senden
      Tim, Nils, Anja und Björn

  3. Hallo Anja und Björn,
    ich bin heute über Facebook auf Eure Website gekommen und habe zufällig diesen Artikel gelesen. Uns ging es ähnlich auf unserer allerersten Tour, nur dass wir nicht selbst im Wohnmobil waren. Am 24.12.1996 wurden wir auf dem bewachten (!) Parkplatz an der Alhambra in Andalusien ausgeraubt. Ausrüstung, Bargeld und Ausweise sowie ein zu der Zeit noch sehr teurer Firmenlaptop waren weg. Eine Innenraumversicherung hatten wir damals noch nicht abgeschlossen. Ich hätte am liebsten auch die Reise abgebrochen und war sehr wütend und traurig. Uwe hat mich dann getröstet und wir sind froh, die Tour fortgesetzt zu haben, waren ja eh weit von zu Hause weg. Seitdem ist (toi, toi, toi) nie wieder etwas passiert. Eure Sicherheitsratschläge sind simpel, aber wirkungsvoll. Wr waren damals leider sehr blauäugig und handeln heute deutlich umsichtiger.

    Ich wünsche Euch noch viele schöne Reisen.
    Bianka

    • Hallo Bianka,
      tut uns leid, dass euch auch so etwas passiert ist. Gut, dass ihr wenigstens nicht das totale Ohnmachtsgefühl erleben musstet wenn man am nächsten Morgen realisiert, dass man selbst, schlafend, einem fremden Dritten ohne Bewusstsein ausgeliefert war. Auch, wenn dieser wohl gar nicht an uns als Menschen, sondern nur an unseren Wertsachen interessiert war, ist dieses Gefühl wie eingebrannt.
      Gut, dass ihr euch auch für das Fortsetzen der Tour entschieden habt.
      Wir wünschen euch auch sehr gerne noch viele schöne Reisen!
      Beste Grüße senden
      Tim, Nils, Anja und Björn

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