„Papa?“ – „Ja?“ – „Irgendwie habe ich mir Kreuzfahrten anders vorgestellt!“ – „So? Wie denn?“ Es folgt eine recht blumige Beschreibung, wie Kreuzfahrtschiffe bei strahlendem Sonnenschein durch azurblaues Wasser gleiten, an weißen, vor palmenbewachsenen Stränden den Anker werfen und die Passagiere dann einfach von Deck aus ins Wasser springen, um im warmen Meer zu baden!
Man steigt auf einen Jetski um, fährt an den Strand und lässt es sich dort gutgehen.
Ja, das könnte mir auch gefallen!
🙂

Keine Ahnung, ob Kreuzfahrten in der Karibik ein solches klischeehaft überzeichnetes Angebot bieten, aber hier im Mittelmeer klappert man mit dem Kreuzfahrtschiff natürlich die gestandenen Metropolen an der See ab und macht dann Städtetouren. Auch hier in Neapel, dem nächsten Ziel unserer Kreuzfahrt mit der Costa Toscana. Abgesehen davon, dass das „Springen von Bord ins Meer wohl so gar nicht gerne gesehen wäre, einsame weiße Sandstrände und Palmen sind hier wohl ebenfalls schwierig! Trotzdem verstehen wir den Wink mit dem Zaunpfahl. Wir sind zwar ständig auf dem Meer, manchmal auch am Meer, aber waren bislang noch nicht ein einziges Mal wirklich im Meer. Das ist etwas, was bei unseren bisherigen Reisen ans Meer aber bislang auch immer gesetzt war. Aber Sandstrand in der Stadt?

Google maps zeigt uns auf Anfrage zu unserer Überraschung hier in Neapel wenigstens eine Art „Hausstrand“ an, der gerade noch zu Fuß vom Kreuzfahrtterminal aus erreichbar sein müsste! Statt also heute die x-te Stadtbesichtigung anzugehen, erfüllen wir den Wunsch der Kinder, den heutigen Tag am Strand zu verbringen. Hierfür darf man übrigens ausdrücklich die blauen Handtücher aus der Kabine auch mit nach draußen nehmen, wenn man z.B. an den Strand möchte. Nur die weißen Handtücher müssen in der Kabine bleiben.

Während die Costa Toscana unter eifriger Begleitung eines Lotsen im Hafen von Neapel anlegt, genießen wir bereits auch heute wieder unser Frühstück auf Deck 16 im Squok Club. Wir hatten zunächst überlegt, ob wir vielleicht mal eines der anderen Restaurants ausprobieren sollten. Also ein Restaurant, welches für alle frei ist und nicht nur für Familien mit jungen Kindern wie das hier oben. Aber hier waren wir die letzten Tage eigentlich immer zufrieden. Never touch a running system…

Das Frühstück, welches wir heute wieder mit Blick auf den Hafen in erster Reihe am Fenster genießen können, ist wie immer. Croissants, Brötchen, Speck, Ei und so weiter. Einzige Neuerung sind gebackene Bohnen in Soße, die zusammen mit dem Speck recht britisch wirken. Und genauso schmecken sie ehrlich gesagt auch! Warum sind die Dinger hier nur immer so labberig und so gewürzlos? Na jedenfalls würden sich Engländer mit diesem Frühstück sofort anfreunden können. Es schmeckt 1:1 wie auf der Insel. Auf eine zweite Portion verzichte ich und zupfe stattdessen an einem der mit Vanillecreme gefüllten Croissants als süßen Abschluss zum Frühstück herum.

Gegen halb 11 sind wir fertig für den Landgang. Der von uns auserkorene Mappatella Beach liegt etwa 3km westlich vom Kreuzfahrtterminal entfernt. Google orakelt zu Fuß etwa 40 Minuten für die Strecke. Da der Weg direkt an der Ufer- Promenade entlang führt, ist uns das gefällig. Die Promenade wären wir sehr wahrscheinlich auch ohne Ziel Strand einfach ein wenig entlang gelaufen, um uns ziellos die Beine zu vertreten und die täglichen Schrittziele zu erreichen.

Der erste Eindruck von Neapel ist gelinde gesagt gewöhnungsbedürftig. Gut, man darf nicht vergessen, dass Neapel nunmal keine sehenswerte bzw. touristisch herausgeputzte Metropole der Welt ist. Mit Ausnahme des weiter entfernt liegenden Vulkans Vesuvs ist uns im Allgemeinen Neapel nur für die bekannte Spaghetti Napoli (berühmt seit 1790!) und natürlich für die Plattfuß- Filme mit Bud Spencer bekannt. Aber andere „sehenswerte“ Ziele ohne einen Reiseführer zu konsultieren? Da wüssten wir jetzt keins! Neapel erscheint zweckmäßig und nicht immer scheinen die Zwecke ehern zu sein, wie wir nach dem Verlassen des Schiffs feststellen müssen… Doch der Reihe nach:

Wir haben gerade den Fuß auf festen Boden gesetzt und sind ein paar Schritte Richtung Ausgang gegangen, da werden wir harsch von hinten angebrüllt. „Hello! HELLO! HEEELLLOOOO!!!“ ruft es Nils und mir hinterher. Sofort spüre ich auch, dass wir gemeint sind. Aber nach einem kurzen prüfenden Griff, ob Kind, Geld und Handy „am Mann“ sind, versuche ich das penetrante Gerufe gekonnt zu ignorieren. Was kann sie schon wollen? Irgendwas, was ich auf jeden Fall nicht will. Und wenn ich stur weitergehe, gibt die Hafenautorität da irgendwo hinter uns vielleicht einfach auf. Es sind schließlich nur noch gefühlt 30 Meter, bis wir den Hafen durch das große und breite Tor verlassen haben und wer immer da ruft, keine Verfügungsgewalt über uns hat.
Ich höre schnell laufende Schritte hinter uns näher kommen und kaum das ich mich umdrehen will, überholt uns eine Mama Neapoli, Anfang 30, mit einem offiziellen Hafenoutfit. Bedrohlich stellt sie sich mir mit breit ausgestreckten Armen in den Weg und deutet an, dass sie auf keinen Fall zulassen wird, dass ich diesen Weg zum Ausgang weitergehe.
„You MUST go upstairs!“ deutet Sie auf eine Treppe hin, die seitlich von uns zu finden ist und offiziell als „Exit“ ausgewiesen ist. Zuerst will ich sie missachten und mit einem Ausfallschritt zur Seite gekonnt umrunden. 25 Meter bis zum Ausgang!
Die Dame bemerkt mein Manöver sofort und scheint Erfahrung in der „Reisendenlenkung“ zu haben. Sie macht ebenfalls einen Schritt zur Seite, aber keinen nach hinten! Ich bin nun einen Meter von ihr und 23 Meter vom Hafenausgang entfernt…

Ich komme zum Stehen. Damit hat sie eigentlich schon gewonnen! Aber gutm versuchen wir es. „Exit?“ frage ich und deute auf die Hauptverkehrsstraße Via Cristoforo Colombo, die im Hintergrund zu einem Vorplatz zu sehen ist.
„No! Scusi, NO!“ antwortet sie harsch.
„But i can see…“ Sie lässt mich gar nicht ausreden und deutet nun mit einer energischen, schnippenden Handbewegung, in der die Antenne ihres Handfunkgerätes quasi als autoritäre Verlängerung fungieren soll, in Richtung der Treppe. „EXIT!“ ruft sie unmissverständlich aus.
Na gut! Hilft ja nichts.
Ich schleppe mich mit Nils also die Treppe ein Stockwerk rauf in der absoluten Gewissheit, dass wir diese Treppe auch gleich wieder irgendwo runter müssen. Wir waren ja schließlich bereits ebenerdig zur Hauptstraße. Der Grund, warum man uns zwingend über das Terminalgebäude leiten möchte, wird mir am Ende der Treppe klar. Geahnt habe ich es, nun sehe ich es auch. Es ist keine Sicherheitskontrolle. Oder Passkontrolle. Oder Bordkartenkontrolle, oder irgendwas offizielles. Es ist schlichtweg, einfach und ergreifend eine Shopping- Meile mit Souvenirs und überteuertem Reisebedarf wie auch einigen Snacks und Getränken (Beispiel Dose Pringels 3,90 €, Flasche Cola mit 0,5l zu 4,20 € und viele Sparpreise mehr!). Eine Galerie an Geschäften, in die sich sonst kein Schwein verirren würde, wenn man nicht die Kreuzfahrtgäste genau hier durchleiten würde. Einige der übrigen Gäste bleiben tatsächlich auch im Spinnennetz der Angebote hängen. Mir gelingt es zum Glück, die Kinder an den in Kinderhöhe platzierten Spielsachen vorbei zu lotsen. Was für ein plumper Abzockversuch! Ärgert mich ehrlich gesagt. Der Ausgang und somit der Bypass zu diesem unnötigen Umweg war zum Greifen nah…

Nachdem wir die Galeria einmal der Länge nach durchquert und den Angeboten widerstanden haben, geht es erwartungsgemäß wieder eine Treppe herab und dann durch eine Drehtür nach draußen. Endlich Neapel! Endlich das unverwechselbare Leben!
Der „erste Kontakt“ hier in Neapel neben dem Verkehr ist ein Mann, wie er kaum typischer für Neapel sein könnte. Enge Jeans, lässiges T- Shirt, Kurzhaarschnitt, gepflegter Dreitagebart und dicke Sonnenbrille. Ob wir einen Fahrdienst zum Vesuv bräuchten will er wissen. Sofort wirft er, ohne auf die Antwort zu warten, einen Festpreis über den Platz. Als ich abwinke und wir weitergehen, korrigiert er diesen noch zwei Mal nach unten, bevor er von uns ablässt.

Die Via Cristoforo Colombo ist die mit Abstand fußgängerunfreundlichste Hauptstraße, die ich jemals in Europa gesehen habe. Lange Wartezeiten an der Ampel und eine Menschentraube, die in ihrer Gesamtheit kaum bei der ersten kurzen Grünphase die doppelspurige Schlagader hier überqueren kann. Auch danach auf der anderen Straßenseite sind die Bürgersteige bedenklich schmal, dass ich die Kinder instinktiv auf die rechte Seite an die graue, karge Betonwand nehme und selbst meinen Körper auf der Fahrbahnseite quasi als letzte Barriere gegen den Verkehr auftürme.
Zum Glück müssen wir der Via nur kurz folgen, auf der linken Seite entdecken wir einen kleinen Park direkt am schnuckeligen Yachthafen, der zu einer Abkürzung einlädt. Ich meine wir wollen ja an den Strand! Und der Strand ist bekanntlich ja dort zu finden, wo das Meer auf Land trifft. Solange wir also quasi immer dicht an der Wasserlinie des Mittelmeeres entlang laufen, können wir den Strand gar nicht verfehlen, oder?!

Der Park ist nett eingerichtet und wir wundern uns, warum wir ihn quasi mit keinem anderen Besucher teilen müssen und der Hauptpulk an Menschen weiter der ansteigenden Hauptstraße Via Ammiraglio Ferdinando Acton folgt. Aber gut, vielleicht wollen die gar nicht auf die Promenade, sondern in die Altstadt oder wer weiß wohin. Wir nehmen lieber den Weg durch den Park!

Wie zwar in der Theorie zweifellos richtig die Idee ist, einfach immer weiter der Wasserlinie zu folgen, in der Praxis aber dennoch keine Umwege erspart, entdecken wir ein paar Minuten später. Genauer am Zugang zum superexklusiven Yachtclub Circolo Canottieri Napoli. Zugang ausschließlich für Mitglieder, Privatgelände, Keep out! Dazu ein schweres Metalltor, was zwar halb offen steht, aber nicht wirklich einladend ausschaut. Dazu Kameras, spitze Stachel auf der hohen Mauer gegen Überklettern und wahrscheinlich auch eine Selbstschussanlage. Wenn man bedenkt, welch erste unschöne Erfahrung wir bereits hier in Neapel machen durften, brauchen wir keine weitere Eskalationsstufe hierzu. Und dabei waren wir vorhin nur im Kreuzfahrtterminal! Nein, das bringt nichts hier weiter zu gehen. Selbst wenn wir unbemerkt das mehrfach als Privatgelände deklarierte Gebiet unbehelligt betreten gibt es wohl keine Garantie dafür, dass wir es auf der anderen Seite auch wieder verlassen können. Am Ende ist der Umweg noch größer. Nützt nichts. Also alles wieder zurück zur Via Ammiraglio Ferdinando Acton und dann die Anhöhe rauf wie der gemeine Pöbel. Hilft ja nichts.

Die Via Nazario Sauro ist die Strandpromenade, die wir kurz darauf erreichen. Obwohl „Strandpromenade“ es nicht genau trifft. Von Strand ist hier noch keine Spur, der Beton der Promenade reicht bis an die steinigen Wellenbrecher und dann folgt direkt das Meer. Vor der Begrenzungsmauer allerdings stehen mehrere Stände, die allerlei anbieten. Die größeren haben Getränke und Snacks im Angebot. Die kleinen fliegenden Händler stehen hier mit einem schnell auf- und noch schneller wieder abgebauten einzelnen Tisch, falls mal die Polizia um die Ecke kommt. Deren Angebot reicht von Wasserpistolen über Sonnenbrillen bis hin zu Uhren. Herrlich zum Stöbern, aber bloß kein näheres Interesse zeigen! Sonst steckt man gleich in einer ungewollten Preisverhandlung inkl. Lob und Tadel der derzeit getragenen eigenen Schuhe! Für euch getestet! 😉

Wir passieren das Castel dell’Ovo, welches majestätisch die Einfahrt in den Hafen von Neapel bewacht. Ergraut ist das alte, trutzige Gebäude, ja. Dürfte aber im Falle einer plötzlichen Zombie- Apokalypse noch immer einigen Schutz bieten und sollten wir im Hinterkopf behalten, falls es nötig sein sollte.

Transitfrei- Infobox: Castel dell’Ovo
Wer italienisch versteht, wird mit der Bezeichnung „dell Ovo“ sicherlich kurz hellhörig geworden sein. So heißt Ovo eben „Ei“ auf Italienisch und ja, hier handelt es sich frei übersetzt tatsächlich um die „Festung des Ei“! Aber nicht, weil es so eine ovale Form hat, sondern weil der Legende nach in das Fundament des Castel ein Ei mit verarbeitet sein soll. Der römische Dichter Vergil soll dieses Ei beim Bau des Castels dort versteckt haben und in seiner Funktion als Zauberer (!) die Stadt Neapel gleich diesem Ei gestellt haben! Bedeutet übersetzt: Wenn das Ei kaputt geht, geht auch die Stadt kaputt! Und da sich die Menschen im Mittelalter von solchen Zaubern noch ernsthaft beeinflussen statt belustigen ließen, musste sogar der jeweils amtierende König von Neapel während seiner Regentschaft mindestens einmal das Castel aufsuchen, sich von der Unversehrtheit des Eis überzeugen und anschließend dem bang wartenden Volk die frohe Kunde überbringen. Was muss das ein Schauspiel gewesen sein!
Die Festung bietet weitere spannende Legenden und Sagen, die sich in ihrer über 2000 Jahre alten Geschichte entwickelt haben. Dies und mehr findet ihr auf der offiziellen Homepage (englische Sprache): comune.napoli.it/casteldellovo

Hätten wir nicht den Wunsch heute einen Tag am Strand zu verbringen, wir würden uns die alte Festung wahrscheinlich einmal näher anschauen und nachschauen, wie es dem Ei so geht! Aber beides gleichzeitig wird nicht gehen, dafür ist der restliche Weg bis zum Strand einfach noch zu weit und die Zeit des Landgangs insgesamt zu kurz. Es zieht sich! Wir hätten doch lieber ein Taxi genommen, um die Strecke zum Strand zurückzulegen. Sehr gerne hätte ich hierfür auch eine der Mitfahr- Apps genutzt, die wir auf dieser Kreuzfahrt bereits erfolgreich in Barcelona und Marseille verwendet haben. Hier in Neapel funktioniert sie theoretisch auch, allerdings nur um ein Auto herbeizurufen (Freenow App. Meine übrigen Mitfahr- Apps melden nach Standortbestimmung hier in Neapel, dass der Service hier leider noch nicht angeboten wird). Nicht möglich ist es, sich den Preis für die Fahrt schon vorher anzeigen und als Fixpreis über die App abrechnen zu können. Wie dann wohl eine Preisgestaltung in einer Stadt aussieht, wo mir die Hafenverwaltung den direkten Weg zu Gunsten einer Shopping- Meile verwehrt und Taxifahrer die Verhandlungsbasis für eine Fahrt zum Vesuv quer über den Vorplatz des Kreuzfahrtterminals lautstark verhandeln wollen, möchte ich gar nicht wissen. Also weiter per pedes!

Gute 20 Minuten dauert der weitere Marsch entlang der Via Francesco Caracciolo. Eigentlich die noch immer gleiche Straße parallel zur Wasserlinie, aber inzwischen wechselt sie das dritte Mal den Namen. Zum Glück ist das Wetter stabil, wenn auch etwas frisch für ein Bad im Meer. Aufhalten werden die kalten Wassertemperaturen die Kids aber aller Wahrscheinlichkeit nach nicht. Schon von weitem können wir erkennen, dass einige Versprengte im Wasser baden. Wenn die das können bzw. aushalten, gibt es auch für unsere Jungs kein Halten mehr.

Am Strand angekommen macht sich Ernüchterung breit. Der Sandstrand, in jeder normalen gedanklichen Vorstellung eines Menschen für gewöhnlich weiß bis goldgeld, ist hier aschgrau. Als wäre das noch nicht postapokalyptisch genug, ist der Sand leider auch mit nicht gerade wenig Unrat wie Kronkorken und Zigarettenstummeln durchsetzt. Ekelhaft! Auch ist das bisschen grauer Sand hier sehr überschaubar, es gibt hinter dem Wellenbrecher hier nur rechts und links wenige Meter an der Wasserlinie zum Buddeln, Planschen und Matschen. Das einzig nicht- triste sind die kleinen Geckos, die auf der von der Sonne aufgewärmten Steinmauer chillen und sofort in einem Mauerritz verschwinden, kaum das wir uns ihnen nähern.
Ein Glück ist wenig los, so finden wir einen einigermaßen sauberen Platz in der ersten Reihe, nachdem wir das Gröbste an Dreck aus dem Sand rausgekehrt haben.

Wir machen es uns auf den blauen Costa- Handtüchern bequem. Die Kids beginnen sofort mit dem Sandburgenbau, Anja tankt Sonne und ich mache mich auf die Suche nach einer kühlen Erfrischung. Zum Glück (oder rein aus kapitalistischen Gründen 😉 ) gibt es gleich gegenüber auf der anderen Straßenseite ein Kiosk, der kalte Getränke und Eis verkauft. Vier Waffeleis und ein paar Kaltgetränke trage ich kurz darauf als Beute zur Truppe.

Die Kinder sehen recht flott aus wie Schnitzel „Wiener Art“. Soll heißen sie toben wechselweise im Wasser und am Strand und tragen so natürlich zuerst an den Füßen, dann den Beinen und schließlich am ganzen Körper den nicht ganz so sauberen Sand des Neapler Strandes wechselweise ins Wasser. Wir Erwachsene können kaum mehr als ohnmächtig zuschauen und hoffen, dass wir die Jungs nachher einigermaßen sauber bekommen, bevor wir sie wieder in Straßenkleidung stecken. Im Wohnwagen bzw. bei einem Strandtag mit dem Auto hätten wir unsere Solar- Campingdusche mitgenommen! Schon mehr wie einmal hat dieser Sack mit von der Sonne aufgewärmtem Wasser ein paar Kinderschnitzel wieder in frisch geduschte Buben verwandelt. Klar, mit Schaum und Co geht auf dem Parkplatz am Strand für gewöhnlich natürlich nicht. Aber die Jungs einmal mit dem warmen Wasser abduschen zu können ist echt Gold wert! Kein Sand, keine Algen und keine Fischkacke in den Klamotten, in den Haaren, im Auto!
Nun, hilft ja alles nichts. Wir sind nicht beim Camping und unsere Solardusche liegt so etwa 1.500km entfernt im daheimgebliebenen Camper…

Um die Aussicht über die Bucht von Neapel besser genießen zu können, starte ich eine kleine Exkursion über die Steine des angrenzenden Wellenbrechers, der unsere Bucht von der offenen See trennt. Die Steine sind grob und garstig. Man muss aufpassen, wo man hintritt. Aber mit festem Schuhwerk ist auch das kein Problem, wenn man welches hätte! Liegen sicher und gut verstaut im Camper…
Ich kann immerhin modische Sneaker aufbieten, die mein optisches Erscheinungsbild durchaus für Italien würdig halten sollten, wenn ich mir bei der Kraxelei gleich die Haxe breche. 😉
Zum Glück geht alles gut und ich kann mich auf einem schönen platten Stein niederlassen und den Blick über die kleine Bucht, das beschauliche Neapel und die offene See schweifen lassen.

Zurück am Badetuch muss ich als erstes ganz vaterlike die Bautätigkeiten des Nachwuchses überschwänglich loben! Ursprünglich war ja eine Sandburg geplant! Beim Materialabbau hierfür sind die Kinder auf eine hölzerne Latte und kurz darauf auf eine zweite gestoßen. Ich hielt es zu dem Zeitpunkt noch für eine alte Palette oder maximal eine Fischerkiste. Die Jungs hingegen vermuten eine echte Schatzkiste eines Piraten, sodass sie natürlich mit Feuereifer die Kiste ausgraben wollten. Zeitweise war ein ganzer Bautrupp aus vier Kindern hier am Arbeiten! Neben unseren beiden Jungs trafen zwei weitere kleinere Kinder ein. Auch Deutsche, ebenfalls unterwegs mit der Costa Toscana und hier auf Landgang am Strand. Zu meiner Überraschung haben die Jungs gar keine Kiste freigelegt. Sondern den Rumpf eines umgekehrt liegenden Ruderbootes! Wie kommt das bitte hierher?!

Nur zu gerne würden wir die Jungs das Boot weiter ausgraben lassen! Und hätten wir die Zeit und den Stauraum, ich würde den Jungs am nahegelegenen Kiosk sogar zwei Schaufeln besorgen, damit sie das Boot wirklich komplett ausbuddeln können! Aber die Zeit läuft uns einfach davon! Die andere Familie hat bereits vor gut 20 Minuten den Strand verlassen und ist zurück in Richtung Schiff. Auch wir müssen langsam schauen, dass wir wieder in Richtung Costa Toscana kommen. Ist gleich 14 Uhr!

Wir waschen die Kinder im anschwappenden Brackwasser so gut es geht ab. Dann trocknen wir gleich Beine und Füße, damit nicht sofort neuer Sand am Kind klebt. Gegen den Sand hilft diese Taktik tatsächlich wenigstens ein wenig! Gegen den Gestank abgestandener Fischsuppe wirkt das Handtuch allerdings nicht. Da wird gleich zurück am Schiff auf jeden Fall erstmal eine Dusche fällig! 😉
Bis wir mit beiden Kindern durch sind, vergeht eine weitere Viertelstunde. Gegen kurz nach zwei geht es zurück auf der Promenade entlang Richtung Kreuzfahrtterminal und Costa Toscana.

Kaum unterwegs habe ich eine Idee, wie wir zumindest den langen Weg auf der Promenade bis etwa Höhe Yachthafen deutlich schneller zurücklegen können! Mit einem dieser Miet- Roller! Stehen natürlich auch hier in Neapel überall rum. Leider von keinem Anbieter, dessen App ich bereits auf meinem Handy habe. Vom Anbieter der hier steht lade ich mir zwar die App herunter, aber schon während der Registrierung stolpere ich über eine Personalausweisvalidierung über einen Dienstleister, was mir einfach zu viel Aufwand wird. Zumal ich ja auch streng genommen die Kinder damit gar nicht mitnehmen dürfte. Das wäre mir hier noch (fast) egal, aber an nicht wenigen Stellen steht auch die Polizia und Gendarmerie. Von denen brauche ich eigentlich gar kein Urlaubssouvenir!
Da mir das mit der Taxi- App mangels Preistransparenz nach wie vor zu heikel ist, bleibt nur eine Alternative. Wir laufen auch den Rückweg, bestaunen noch einmal das Ei- Kastell, den schönen antiken Torbogen und die Bucht.

Der majestätische Schornstein der Costa Toscana taucht kurze Zeit später ebenfalls am Horizont wieder auf. Das wuselige Hafenviertel und das Kreuzfahrtterminal erreichen wir gegen 15 Uhr. Für den Rückweg haben wir jetzt etwa 50 Minuten gebraucht und waren damit etwas schneller, als auf dem Hinweg. Gerne hätte ich noch kurz einen Stopp in einem Supermarkt für ein paar kleine Knabbereien und vielleicht paar Fläschchen Wasser und Cola eingelegt, aber auf der ganzen Route war laut google Maps nirgendwo ein Supermarkt in einem vertretbaren Radius für einen Umweg zu finden. Meine letzte Hoffnung ist noch in der Shopping- Meile des Kreuzfahrtterminals zu schauen, aber als ich schon von weitem die Preise für eine Dose Pringels (6 Euro!!) entdecke, nehme ich von dieser Idee ganz schnell Abstand…

Die Sicherheitskontrolle im Terminal geht zum Glück zügig über die Bühne. Keine 10 Minuten und wir sind wieder auf dem Schiff. Puh! War eigentlich unerwartet schön in Neapel! Klar, der Strand war maximal funktional! Aber was man von Neapel gesehen hat, war viel bunter, fröhlicher und einladender, als man sich Neapel für gewöhnlich vorstellt. Nix von wegen Mafia, nix von der grauen, tristen Hafenatmosphäre, die man aus den „Plattfuss“- Filmen kennt. Kann man durchaus nochmals wiederkommen! Vielleicht gefiel uns Neapel aber auch gut, weil wir halt absolut keine Ansprüche an den kurzen Landausflug  gestellt haben.

Gegen halb 4 sind wir zurück in der Kabine. Einmal mehr wird mir dabei wirklich schmerzhaft vor Augen geführt, wie abhängig wir doch von Costa sind! Es fehlt einfach der Kühlschrank! Es fehlen die Getränke! Kaputt, müde und abgeschlafft musst du dich aber jetzt leider an die Bar auf einem anderen Deck schleppen, dort anstellen und um Getränke bitten. Diese balancierst du dann durch Flur und Gängen sowie an frisch eingecheckten Passagieren mit angelegter Schwimmweste vorbei zurück zur Kabine, nur damit man die Vorteile seiner Balkonkabine auch wirklich genießen kann.
Wir haben das glaube ich schonmal geschrieben. Aber das ist wirklich einer der höchstgewichtigsten Nachteile gegenüber dem Camping! Das du dich in deiner Kabine, deiner Privatsphäre und deinem kleinen Reich, nicht selbst spontan mit einem kalten Getränk versorgen kannst! Dem steht immer erst ein gewisser Aufwand gegenüber. Nervig!
Aber es nützt ja nichts. Schuhe wieder an, Hose wieder an, Idee von der erfrischenden Dusche nach dem Strandabenteuer erstmal zurückstellen und dann ab an die Bar! Eigentlich hätte ich ahnen müssen, dass bei diesen schlechten Vorzeichen die folgenden Ereignisse eigentlich kaum ein gutes Ende nehmen können. Doch der Reihe nach.
Durstig und zugegeben auch etwas missmutig verlasse ich die Kabine und wechsele das Deck. Erste Adresse: Die große Heineken- Bar!
Zu meiner Überraschung bei meiner Ankunft geschlossen!
Was war hier in der Nähe? Genau! Die Campari Bar? Also einmal durch das halbe Deck auf die andere Seite. Und siehe da: Geschlossen!
Was? Also so langsam…
Wütend nehme ich Fahrt auf wie ein Torpedoboot mit direktem Angriffsziel voraus. In meinem Fall die Bar am Colosseo! Wieder halb durch das Schiff, Deck gewechselt, den Weg an der Rezeption mit einer Schlange fast bis raus aufs Promenadendeck unterwegs freigeschossen und ENDLICH am Colosseo angekommen. Dort dann die Überraschung: Geschlossen!
Die nunmehr DRITTE BAR auf einem KREUZFAHRTSCHIFF der Superlative! Dem Flaggschiff! Mit so vielen Menschen an Bord wie noch nie! GESCHLOSSEN! Ist nicht wahr, oder?!
Aber hier steht wenigstens ein Schild, dass die Kaffeebar auf Deck 8 geöffnet hat. OK, also wieder durch die Lobby, an Rezeption und Fotostudio vorbei und wieder über die Treppen geht es zu Deck 8.
Geschafft und durstig komme ich an der Kaffee Bar an. Und hier? Voll! Zwei Barkeeper bedienen und beide arbeiten eher stoisch je eine Schlange ab, die selbst die Schlange beim Lidl am letzten offenen Verkaufstag vor einem Feiertagswochenende noch locker in den Schatten stellt! Leute, ich habe DURST! Und es fühlt sich schrecklich an! Aus Minuten werden gefühlt Stunden, bis ich ENDLICH dran bin! Sofort bestelle ich zwei Cola! Eine plane ich sofort herunter zu stürzen. Und die zweite auch! Direkt hier an der Bar, damit mich der Barkeeper auch wirklich dabei beobachtet, dass die beiden Colas wirklich für mich waren und ich nicht irgendwelche Knauser, die sich das Getränkepaket im Gegensatz zu mir gespart haben, nicht heimlich mitversorge! Dann würde ich mir zwei weitere Cola bestellen, die ich dann in die Kabine trage und dort endlich genüsslich mit Blick vom Balkon auf die See genießen werde.

Hinweis in eigener Sache: Was als nächstes an Bord passiert, ist hochgradig polarisierend! Für mich persönlich war es ein sehr enttäuschendes Erlebnis voller Unverständnis über das, was Costa hier für eine Getränkepolitik lebt. Als absoluter Anfänger, Einsteiger und Rookie in Sachen Kreuzfahrt habe ich das Thema in einer Costa- Kreuzfahrt- Facebook- Gruppe zur Diskussion gestellt. Zu meiner Überraschung gab es sehr viele Wortmeldungen. Die einen mit absoluter Solidarität. Aber auch nicht wenige, die bei mir das Versagen für das folgende enttäuschende Erlebnis verantworten. Ich hätte eben das Kleingedruckte im Vertrag besser lesen sollen! Wie dem auch sei: Schon jetzt bitte ich alle Leserinnen und Leser nochmals um Verständnis, dass es sich um einen Reisebericht basierend auf absolut persönlicher Erlebnisse im Tagebuchstil handelt.

Noch während meine Cola in der Mache sind, bestelle ich auch gleich zwei Flaschen Wasser zum Mitnehmen. Für die Familie, die ja in der Kabine wartet.
„Tut mir leid, ich kann Ihnen keine weiteren Wasserflaschen mehr geben!“
Ich bin zuerst absolut sicher, dass es sich um einen Übersetzungsfehler handelt. Das ich was falsch verstanden habe und wir gleich, als Ausgleich für die Wartezeit und gleich 3 geschlossenen Bars auf ein Getränkepaket Gold heraufgestuft werden und ab sofort immer kalte Cola im Zimmer vorfinden. Doch nichts dergleichen passiert. Ich habe mich nicht verhört! Als der Barkeeper meine Bitte zu wiederholen folgt, spricht er laut und deutlich: „Ich kann Ihnen kein Wasser mehr aushändigen!“
„Häh? Wieso nicht?“
„Sie haben Ihr Kontingent an Gratis Flaschen erschöpft!“
„Wie meinen Sie das?“
„Na, Sie haben in Ihrem Paket ein Kontingent Gratis- Flaschen Wasser für diese Kreuzfahrt und diese Flaschen sind erschöpft. Wenn ich Ihnen jetzt Wasser aushändige, dann müssen Sie diese bezahlen! Oder sie nehmen Wasser im Glas. Das ist weiterhin frei. Es gibt aber auch eine weitere Alternative! Ich sehe hier am Computer, dass IHR Kontingent zwar erschöpft ist, das Ihrer Frau aber noch nicht! Mit der Karte Ihrer Frau können Sie noch Wasser in Flaschen an der Bar holen. Am besten Sie holen die Karte ihrer Fr…“
Ich unterbreche zugeben etwas unwirsch: „ Sie können SEHEN, dass meine Frau, die mit mir in meiner Kabine reist, noch Flaschen haben kann? Und wenn ich Sie richtig verstanden habe, dann kann ich mit ihrer Karte auch noch Flaschen holen. Also mit ihrer Karte! Nicht meine Frau muss hier persönlich mir ihrer Karte erscheinen, ihre Karte allein reicht?!“
„Genau!“
„Und dann muss ich mich wieder in diese lange Schlange stellen bei drei zeitgleich geschlossenen Bars?“
„Ich fürchte ja. Leider. Holen Sie am besten die…“
Ich unterbreche erneut. Unhöflich, ja, aber eben auch voller Unverständnis: „Ist nicht Ihr Ernst? Sie sehen doch im System, dass wir als Familie noch Getränke frei haben! Buchen Sie dann doch bitte einfach die Getränke um.“
„Das geht leider nicht!“

Das genügt! Das kann doch jetzt nicht wahr sein! Die wollen mich verarshen, oder? Die können SEHEN, dass wir noch Freigetränke auf der Karte haben. Aber nicht auf meiner Karte. Nur auf der Karte meiner Frau. Diese Karte müsste ich jetzt holen. Durstig und mit einer Schlange lang wie ihr wisst schon. Doch nicht mit mir!
Wutentbrannt stürme ich von der Bar davon und vergesse in meinem Zorn sogar meine beiden erstbestellten Cola im Glas! Die hätte ich besser mal abgewartet und ausgetrunken, um mich abzukühlen und den ersten Durst zu stillen! Und das liest sich auch im Nachgang total logisch! Nur ist mir in diesem Moment diese besonne Reaktion schlichtweg nicht eingefallen! Keine Ahnung, warum. Stattdessen geht es wütend und durstig rüber zur Rezeption! Was für eine bescheuerte Regelung ist das bitte! Das klären wir! Am besten gleich mit dem Kapitän persönlich und wenn der gerade das Schiff um irgendwelche Felsen herumlenken muss, mindestens mit dem diensthabenden Kreuzfahrtdirektor hier an Bord! Das kann doch nur ein Fehler sein!

An der Rezeption angekommen bietet sich in etwa das Bild, was ich auch an der Bar vorgefunden habe. Eine lange Schlange! Man muss eine Wartemarke ziehen und nachdem ich mein Zettelchen erwartungsvoll in den Händen halte und mit den derzeit angezeigten Nummern abgleiche, will ich meinen Augen kaum trauen! Um hier dran zu kommen, müsste ich ja eine Anschluss- Kreuzfahrt buchen! Ich warte kurz und schaue, wie schnell der Durchsatz an der Rezeption ist. Doch obwohl hier gleich 3 Mitarbeiterinnen Dienst schieben, wird viel diskutiert, artikuliert, gestikuliert. Das dauert! Mir auf jeden Fall zu lang! Was nun? Zurück zur Bar? Oder in die Kabine, die Karte von Anja holen und zähneknirschend wiederkommen?
Zurück in die Kabine ist gar keine so dumme Idee! Wutschnaubend dort angekommen schnappe ich mir sogleich das Telefon! Kann man ja auch mit dem Gästeservice am Telefon besprechen.

Der Mitarbeiter am Telefon, den ich nach weniger als zwei Minuten Wartezeit an der Leitung habe, lässt sich von mir genau erklären, wo das Problem sei. Dann schaut er höchstselbst im System nach.
Er klimmert, er murmelt. „Aha! Geht doch! Da wird sicher jemand einfach nur einen Fehler gemacht haben“ denke ich mir und warte zufrieden auf das Getränkepaket- Upgrade als Entschuldigung…

„Der Kollege an der Bar hat Recht. Ihre Karte ist voll! Getränke in der Flasche können wir Ihnen nicht mehr aushändigen. Nur noch im Glas! Ihre Frau, das ist auch richtig, hat aber noch ein paar Flaschen frei.“
Unfassbar! Das meinen die wirklich ernst! Er erklärt mir ferner, während ich noch nach Luft schnappe, dass das von uns gebuchte Getränkepaket pro Person und Tag eine Flasche Wasser mit 0,5l Inhalt vorsieht. Die sei zum Beispiel für Landausflüge gedacht. Wasser im Glas sei dagegen auch weiterhin selbstverständlich unbegrenzt.
Ich fange mich und erkläre, dass ich das nicht gelesen habe, aber dennoch nicht verstehe, warum man dann nicht einfach die Flaschen auf die Karte meiner Frau bucht. Wieder klimpert der Concierge auf seiner Tatstatur, murmelt was und dann bestätigt er mir, dass das technisch nicht vorgesehen sei. Aber Wasser im Glas von der Bar ist weiterhin fei! Egal, welche Karte wir hinhalten.
Ich frage bewusst provokativ und schnippisch: „Wenn ich jetzt an die Bar gehe und dort 10 Gläser Wasser bestelle und mir dieses Wasser in 5 leere alte Flaschen abfüllen möchte, was machen Sie dann?“
„Dann gibt Ihnen der Barkeeper 10 Gläser Wasser“ antwortet der Mitarbeiter ziemlich bestimmt. Diese Antwort hatte ich nicht erwartet. Sie ist ja auch bar jedweder Logik.
Darauf weiß ich schlichtweg nichts zu erwidern, außer eine typisch deutsche Antwort, dass ich mich im Nachgang zu dieser Reise schriftlich beschweren werde. Dann lege ich auf und sitze erstmal ein paar Minuten einfach nur da. In meinem Kopf rattert es.
Unweigerlich ploppen mir die Bilder des Frühstücks, aber auch des Abendessens im Buffet- Restaurant in den Kopf. Wo wir an den Wasser- Getränkeautomaten mehr wie einmal Mitreisende gesehen haben, die sich dort ungeniert zwei, drei Flaschen mit Wasser selbst abgefüllt haben. Die Ruhe selbst, egal, wie lang die Schlange hinter ihnen war. Ich hab nicht verstanden, warum die Leute das machen, hab dem aber auch keine wirkliche Bedeutung zugemessen ehrlich gesagt. Wir hatten ja bislang hieran keinen Mangel, allenfalls etwas Aufwand, um eben Getränke umständlich an der Bar auf die Kabine zu holen. Nun verstehe ich es. Die haben das gleiche Problem und bekommen für ihre Kinder sonst nichts zu trinken! Gut, klar, natürlich haben Kinder alle Getränke frei! Aber eben auch nur „im Glas“ an der Bar! Die Freiflaschen- Regelung gilt für sie nicht (was ich extra nachträglich im Kleingedruckten nachgelesen habe!). Wir haben das nicht gewusst und natürlich haben die Jungs auf unserem Kontingent von einer Flasche pro Tag mitgetrunken. Wenn dein Kind abends im Bett liegt und noch etwas vor dem Einschlafen trinken möchte, schickt man es eben nicht mehr im Schlafanzug auf ein anderes Deck an die Bar! Costa ist nach vorne raus so dermaßen kinderfreundlich mit der Politik, dass Kinder in der Kabine der Eltern kostenlos mitreisen können! Bei anderen Anbietern zahlst du für Kinder ordentlich drauf! Aber mit einer solchen Beschränkung bei den Getränken stellt sich Costa bei dieser Kinderfreundlichkeit dann selbst ein Bein!
Wie gesagt spreche ich das Thema noch am Abend mit dem letzten Rest Internet in besagter Facebook- Gruppe an und erhalte unter anderem zur Antwort, dass Kids ja zum einen gratis mitreisen (und man deswegen für sie keine Ansprüche stellen sollte…) und zum zweiten seien eben Flaschen auch ein absolutes Müllproblem auf dem Schiff und die Limitierung eben Teil der Müllvermeidung. Das würde ich sogar glauben! Wenn es gar keine Flaschen mehr für uns gäbe! Aber wie gesagt können wir noch Wasser in Flaschen auf die Karte von Anja bekommen! Nur die Systemverwaltung von Costa macht es unnötig schwer und kompliziert. Nicht ein Limit aus Müllvermeidungsgründen.  Andere schreiben, dass ich halt auf den Beleg hätte schauen sollen! Auf dem Beleg nach einer Bestellung würde immer ganz transparent draufstehen, wie viele Gratis Flaschen man noch hat. Ich glaub, das wäre mir auch aufgefallen, wenn wir einen Beleg bekommen hätten! Vielleicht ist das auf anderen Schiffen der Costa- Flotte so. Hier auf der Costa Toscana allerdings gibt es keine Belege nach einer Bestellung! Alles geht hier ausschließlich über die App! Und hier steht nichts darüber, wie viele Freiflaschen wir noch haben. Oder ich finde es nicht in der Kaufhistorie.  Aber ob so oder so, es bleibt unfassbar kompliziert.
ich bin ehrlich gesagt sehr froh, dass wir nur noch einen vollwertigen Kreuzfahrttag mit dem morgigen Besuch in Rom haben. Und am Tag danach die Kreuzfahrt wieder in Genua endet. Und ja, ich werde morgen bei erster Gelegenheit noch ein oder besser gleich zwei Sixpacks Wasser an Land kaufen und dann an Bord mitnehmen. Und kein Sicherheitsdienst von Costa wird mich nach der unschönen Erfahrung von heute davon abhalten können!

„Hier ist eine Cola für dich!“ höre ich eine sanfte Stimme hinter mir. Sie stammt von Anja, die natürlich mein voller Groll geführtes Telefonat mitgehört hat und sich daraufhin selbst an die Bar begeben und dort Getränke geholt hat. Die Flaschen Wasser, die uns noch zustehen hat sie dabei ebenso geholt, wie für mich gleich zwei schöne kalte Gläser Cola Zero. Mir steigt der leicht chemische Duft des mit Aspartam versetzten Getränks in die Nase. Zero ist nicht meine erste Wahl, ich trinke lieber die Light von Cola Cola. Aber hier gibt es nur Zero an Bord und inzwischen mag ich auch die. Zufrieden wie ein kleines Kind sitze ich kurz darauf auf dem Balkon, lasse die Eiswürfel im Glas klimpern und versuche einfach mental abzurüsten. Ich kann es sowieso nicht ändern. Um mich abzulenken starten wir einen Vergleichswettbewerb, wer von uns den schönsten Sonnenbrand aus Neapel mit nach Hause nimmt! Ja, da haben wir heute geschlafen und vergessen uns einzucremen! Die Aprilsonne hier war intensiver als erwartet, das Wasser wird den Effekt noch zusätzlich verstärkt haben. Wir alle sind im Gesicht und an den Armen eher rot als braun.

Auch heute werden wir im Buffet Restaurant essen, auf die Speisekarte des a la Carte Restaurants schauen wir schon gar nicht mehr. Bevor wir uns aber wieder am Buffet das schmecken lassen, was uns beliebt, darf es nach einer erfrischenden Dusche noch etwas Bewegung in der frühen Abendfrische am Oberdeck sein. Genau richtig, um das Auslaufen der Costa Toscana aus dem Hafen von Neapel zu genießen. Dazu fehlt eigentlich nur ein kühles Getränk wie eine kalte Cola in der Hand und das leere noch kalte Glas später auf der Stirn gegen den schmerzenden Sonnenbrand.  😉
Anja wäre auch nicht abgeneigt. Ihr schmeckt der alkoholfreie „Pink Lady“ Cocktail hier auf der Costa Toscana sehr gut. Erste Anlaufstelle auf dem Weg zum Cocktail mit möglichst hoch gelegenem Ausblick auf den Hafen ist die Aperol Spritz Bar auf Deck 16. Kommt man quasi fast automatisch dran vorbei und man kann hier windgeschützt hinter großen Fenstern im Innern sitzen.
Wie schön, wenn sich bei Ankunft an der Bar wieder einmal das Klischee bedienen lässt. Die Bar hat nämlich zu, obwohl man von hier aus hinter Glas einen schönen, loungeartigen Blick auf den baldigen Sonnenuntergang hätte…

Gut, dann eben raus zum Außendeck auf Deck 18. Dort an der frischen Luft mit unverbautem Blick zum Himmel lässt sich sowieso das Auslaufen der Costa Toscana aus dem Hafen von Neapel ja sowieso viel besser genießen!
Und wir wissen, dass es dort ja auch eine Bar gleich über dem Piazza del Campo gibt. Die wird doch bestimmt geöffnet sein, die Piazza ist ja quasi der Freiluft- Treffpunkt auf dem Schiff schlechthin.

Die Kulisse passt perfekt als wir oben ankommen. Das Schiff legt gerade ab, die Sonne scheint und passenderweise spielt auch wieder das kleine Lied diskret aus den Bordlautsprechern (es ist übrigens das Lied „I´m a believer“ von den Monkees, das haben wir mit Shazam inzwischen rausgefunden). Ist schon ein schöner Moment, wenn das Drumherum nicht so betrüblich wäre! Denn das Drama rund um die Getränke geht weiter. Zielstrebig steuern wir die Bar Orizzonte direkt am Heck auf Deck 18 über dem Piazza Campo an. Eine kleine Traube Menschen sitzt dort auf den Barhockern und hat kühle Drinks in der Hand. Als Anja aber dort versucht einen Drink zu bestellen, wird ihr gesagt die Bar sei leider leider bereits geschlossen. 19 Uhr, beste Ablegezeit. Bester Aussichtspunkt, um von hier aus das Ablegen des Schiffs zu beobachten. Locker drei Dutzend Gäste sehen das um uns herum auch so und genießen den Ausblick auf Neapel und die offene See. Und die Bar? Hat zu! Unfassbar!

Als wäre das aber noch nicht schlimm genug werden wir leider Zeuge, wie kurz nach uns zwei junge hübsche Mädchen ebenfalls an der Bar abgewiesen werden. Zunächst scheint es jedenfalls so. Als die beiden dann aber ein wenig jammern und mit den Wimpern klimpern, hat der Barkeeper ein Einsehen und schenkt beiden einen Cocktail aus. Man steht da, sieht es und kann es nicht glauben!

Jetzt könnte man natürlich hingegen und Theater machen. Und ich hätte, ganz ehrlich, auch die Laune dazu! Das mit den Getränken hier ist und bleibt ein MEGA- Ärgernis!
Aber das würde auch nichts bringen! Wir ziehen weiter auf der Suche nach einer geöffneten Bar und finden schließlich die „La Spiaggia“ Beach Bar auf Deck 16. Diese hat geöffnet! Zur großen Freude von locker einem Dutzend anderer Gäste, die hier in einer Schlange anstehen. Ein einzelner Barkeeper versucht dem Andrang Herr zu werden. Erfolglos.

Das mit dem kühlen Getränk zum Auslaufen des Schiffes können wir uns abschminken. Gehen wir lieber zum Abendessen runter ins Buffet- Restaurant. Bevor auch da die Plätze knapp und die Schlangen an den Essenausgaben lang werden.

Punkt 19:30 Uhr öffnen die Schleusen des La Sagra die Sapori. Eine stattliche Traube Menschen hat sich bereits davor eingefunden. Zum Glück keine Profis, wie wir es inzwischen sind, sondern eher Neugäste des heutigen Stopps hier in Neapel. Schnell können wir die Gruppe überholen und uns wieder super gute Plätze im hinteren Teil sichern. Dann holen wir uns auch sogleich eine schöne Portion Proteine. Auch heute gibt es wieder viele leckere Sachen zur Auswahl. Bei allem Groll, den ich heute gegen Costa hege. Das muss ich dem Kreuzfahrtveranstalter lassen. Das Essen hier im Buffetrestaurant schmeckt ausgezeichnet!

Der Tag endet relativ früh heute. Schon gegen 21 Uhr sind wir satt und zufrieden zurück in unserer Kabine und lassen den Abend ausklingen. In der Ferne sind noch die Lichter von Neapel zu sehen, gemeinsam mit den immer kleiner werdenden Punkten schwindet dann auch unser Internet, bis es selbst auf der Balkon und in Richtung des Hafens ausgerichtet nur noch mit einem Balken verbindet. Es reicht gerade noch für ein paar schöne Statusbilder vom Strand für die Daheimgebliebenen und ein paar Antworten auf unschöne Kommentare, die ich mir heute auf mein Posting in der Costa- Facebook- Gruppe eingefangen habe.

2 Kommentare

  1. Hallo, ich habe deinen Kommentar bezüglich der Getränke bei Facebook gelesen. Ich gebe dir auch in allen Punkten recht. Schon aus dem Grund, würde ich auch niemals ein Getränkepaket buchen. Aber auch, weil es umgerechnet viel zu teuer ist. Wir waren schon mit Aida in Asien unterwegs und trotz Internetpaket und diverser Cocktails in 14 Tagen, haben wir damals nur ca. 90 € an Nebenkosten verbraucht. Warum? Nun, weil beim Essen das Wasser eh inkludiert ist, man Wasser und auch andere Getränke, vom Land aufs Schiff mitnehmen kann. Stören mich die Blicke anderer Gäste auf dem Schiff? Nein, denn nach meiner Erfahrung, gelten da leider nur eigene Gesetze der Ellenbogengesellschaft. Ich verhalte mich so, dass andere unter mir nicht leiden müssen, damit bin ich immer gut gefahren. Ansonsten, mach ich das was ich vertreten kann. Du merkst ja bei Facebook, wie die Meinungen auseinander gehen. Alles in allem, gefällt mir dein Block hier super gut. Danke für deinen tollen Bericht und die lockere lustige Schreibweise. Hat mir sehr gefallen. Wir machen im Januar 24 unsere 4 Kreuzfahrt, dies mit der Costa Toscana. Aber vorher geht es erst noch mit der gleichen Reederei, im September auf die Pacifica. LG Annette

    • Liebe Annette,

      Vielen Dank für dein freundliches Lob, hat uns sehr gefreut. 🙂
      Mit den Getränken werden wir sicher nächstes Mal anders machen. Soviel steht fest.
      Wir wünschen dir und euch eine tolle Zeit auf der Pacifica und besonders auf der Toscana!
      Beste Kreuzfahrtgrüße senden
      Tim, Nils, Anja und Björn

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