Nun, für heute steht er dann endlich an. Der Stellungswechsel mit dem Wohnmobil!
Wir wollen Pula besuchen und da wir erwarten, dass auch in Pula das Parken mit dem Wohnmobil zum einen deutlich erschwert und zum anderen deutlich überteuert sein wird, suchen wir uns lieber gleich einen günstig gelegenen Campingplatz in Stadtnähe.
Da können wir tagsüber sicher stehen, nach der ersten Stadtbesichtigung zum Ausruhen zurück gehen und am Abend (wenn es uns tagsüber gut gefallen hat) auch noch Pula im Mondschein anschauen. Sowas gefällt uns ja immer gut!
Zuerst wollten wir ja auf unserem Platz Bi-Village bleiben. Immerhin fährt auch von hier aus jede Stunde ein Bus nach Pula!
Aber der Preis des Village ist einfach zu knackig und auf eine längere Busfahrt habe ich auch keine so rechte Lust, zumal man dann auch wieder von Fahrplänen abhängig ist. Da ist mir ein CP mit deutlicher besserer Anbindung (zu Fuß oder mit dem Rad) natürlich lieber.
Dazu kommt, dass der von uns ausgesuchte Campingplatz Village Stoja mit dem 15,- €- ACSI- Tarif deutlich günstiger ist, als unser aktueller Standplatz.
Also gut, wechseln wir!
Der Stoja- CP wird daher zu unserem Basislager für den Besuch von Pula. Ein wenig erinnert uns dies an den Besuch von Florenz im Frühjahr 2008, wo wir für die damalige Stadtbesichtigung auch auf dem dortigen stadtnahen CP Michelangelo eingerichtet hatten.
Der CP hat in unserer Wertung damals schlecht abgeschnitten, was wir der Tatsache zugeschrieben haben, dass man sich dort eben nur wenig Mühe geben braucht. Die Leute kommen ja sowieso, weil es für eine Stadtbesichtigung von Florenz mit dem Wohnwagen / Wohnmobil keine bessere Alternative gibt.
Wir erwarten daher auch vom Campingplatz Stoja keine Überraschungen in Bezug auf Ausstattung und Service, da auch hier das eigentliche Zugpferd die Stadt Pula sein wird. Dies garantiert die zahlenden Besucher auf diesem Campingplatz. Na schauen wir aber mal, vielleicht ist es ja doch ganz nett dort und für den ACSI- Tarif sollte man nicht meckern.
Der nächste Morgen auf unserem Campingplatz Bi-Village Dusche mit Ausblick! Ein offenes Fenster, ideal für Spanner 😉
Bevor wir aber abreisen, beginnen den Tag natürlich mit einer frischen Dusche. Man möchte ja auch frisch sein für die römische Geschichte.
Kurz darauf decken wir gegen halb 10 auch schon draußen den Tisch, zum Frühstück gibt es den Rest des Brotes von gestern und natürlich die Streichwurst aus der Dose, die wir gestern gekauft haben.
Und damit ist es auch schon wieder soweit, es naht ein großer „TRANSITFREI- VERGLEICH“! Juchu!
Heute treten an:
Aus dem Hause „Pik“ die „Piketa Cajna“ und aus dem Hause „Gavrilovic“ die Produkte „Cajna Pasteta“ und „Jetrena Pasteta“, wovon wir natürlich bei keinem der Döschen wissen, was hier wirklich drin ist!
Übersetzen können wir es ja nicht, einen neutraleren Vergleich könnten wir also selbst mit Verbinden unserer Augen gar nicht ermöglichen! 😉
OK, das stimmt nicht ganz. Ganz spontan bekommt nämlich die Gavrilovic- Pastete ein paar Vorschusslorbeeren noch vor dem Probieren, weil die Verpackung mit der lustigen Bäuerin drauf einfach netter ausschaut. Hat sowas ländlich- rustikales, das gefällt uns!
Dennoch probieren wir zunächst die Pik-Cajna-Pasteta- Wurst, die recht herzhaft und cremig schmeckt.
Danach trinken wir jeder einen Schluck (Anja Kaffee, ich Cola, weil ich gestern Abend zu faul war eine Milch in den Kühlschrank zu stellen 😉 und probieren dann die Jetrena- Wurst von der lustigen Bäuerin.
Die ist aber gar nicht so lecker, offensichtlich ist „Jetrena“ nicht unser Geschmack.
Dann müssen es also die beiden „Cajnas“ unter sich ausmachen!
Ein weiteres Mal bestreichen wir also unser Frühstücksbrot mit Pastete, der „Cajna“, nun von der lustigen Bäuerin. Hoffentlich ist „Gavrilovic“ nicht ihr Name, denn beim Aussprechen verknotet man mindestens so schnell seine Zunge, wie man seine Finger beim Tippen des Namens in den Reisebericht verwurstet! 😉
Die Cajna der lustigen Bäuerin schmeckt zwar etwas herber, will aber nicht so recht ihr Aroma entfalten. Da fehlt irgendwie was. Vielleicht ist es ein bestimmtes Gewürz oder auch die Art der Zusammensetzung, wer weiß. Na jedenfalls liegt die lustige Bäuerin sowohl mit ihrer Jetrena wie auch mit ihrer Cajna Pasteta leider zurück und kommt an den Geschmack der Pik nicht dran.
Daher steht eindeutig fest, der Sieger dieses großen TRANSITFREI- Frühstücks- Schmierwurst- Brotaufstrich- Vergleichs ist eindeutig die „Cajna- Pasteta“ aus dem Hause Pik!
Sauberer Sieg Leute, ein einstimmiges Ergebnis von euren transitfrei- Juroren Anja und mir!
Und nein, wir wollen noch immer nicht wissen, was da wirklich drin ist! 😉
So, Ring frei zum großen transitfrei- Frühstücksvergleich! Knapp verloren, lustige Bäuerin auf 2 und 3, PIK ist Sieger!
Genüsslich schmieren wir uns ein weiteres Brot mit dem Siegeraufstrich, um kurz danach schon mit dem Einpacken unserer 7 Sachen zu beginnen.
Anja spült fix, ich räume derweil die Campingmöbel zusammen.
Gemeinsam füllen wir dann noch den Wassertank auf (mit dem Wasseranschluss auf der eigenen Parzelle ist dies echt bequem!) und rollen unsere Markise ein.
Strom raus, ein letzter Rundumblick und schon kann die Reise losgehen, gegen 11 Uhr rollen wir vor zur Rezeption.
Und hier beginnt er dann wieder, der schon bekannte Spießrutenlauf!
Zunächst muss ich mal ins Informationsgebäude, denn dort ist die Kasse.
Zum Glück ist keine Schlange (für einen Samstag als Abreisetag doch eher ungewöhnlich, oder?) und ich bin sofort dran. Oha, das ist schonmal positiv.
Ich schlucke, als wir 440 Kuna (trotz CCS- Rabatt sind das noch knapp 60 Euro!) für 2 Nächte zahlen müssen und besinne mich ganz schnell der schönen Annehmlichkeiten des Campingplatzes mit Pool und tollem Badestrand, die den Tarif ja auch rechtfertigen.
Dann bekomme ich aber auch schon die Quittung und bin echt überrascht, dass das hier so einfach geht.
Ich will mich gerade freuen, da kommt auch schon der Dämpfer.
„Jetzt müssen Sie nur noch zur Rezeption, um dort den Schrankenchip abzugeben und um ihre Ausweise wieder zu bekommen! Zeigen Sie dort bitte die Quittung vor, dass sie bezahlt haben!“
Oh- weia, mir schwant Böses!
Und tatsächlich knubbelt sich in genau DIESEM Moment ALLES an der Rezeption, weil ja heute am Samstag auch neuer Anreisetag für die Ferienhütten ist.
Wie durch ein Nadelöhr treffen hier nun die Ausreisewilligen und die Anreisewilligen aufeinander.
Natürlich sind von 4 Schaltern zu allem Überfluss auch noch nur 2 besetzt und natürlich muss ich anstehen. Kaum stehe ich an, werde ich wieder unfreiwillig Zeuge, wie sich an der Rezeption aufgeregt wird.
Am Schalter steht eine Familie, die ein Ferienhaus gebucht hat und mitgeteilt bekommt, dass sie erst um 17 Uhr in ihr Haus können.
Auf die Frage, ob es vielleicht auch ne Stunde eher geht, oder vielleicht ein anderes Haus frei wäre, kommt ein heftiges „Nein! Leider nichts frei, sie müssen warten!“
Also das wäre ja nichts für mich! Da sitzt du die ganze Nacht und 2 halbe Tage im Auto und must dann mehrere Stunden ausharren, bis du in deine Bude kannst.
Nunja, ich denke mal, dass das mit dem späten Einlass ins Haus sicherlich in den Reiseunterlagen steht. Wer dann eher da ist, hat ein Stück weit persönlich Pech gehabt. Das will ich jetzt nicht dem CP anlasten.
Aber es hält natürlich auf, weil jeder früher in sein Haus will und jeder natürlich das Diskutieren anfängt.
Für mich ist dies ärgerlich, weil ich dahinter stehe und eigentlich nur unseren Schrankenchip abgeben will, um unsere Ausweise wieder zu bekommen. Das ist wirklich blöd geregelt, eigentlich sollte es zum Auschecken einen separaten Schalter geben, oder sie geben die Reiseunterlagen der Gäste nach dem Einchecken gleich in die Information, wo ich auch bezahlt habe. Den Abreisevorgang hier zu teilen ist doch wirklich total unnötig! Aber gut, bitte, ich muss hier ja nicht jeden Tag auschecken und als ich dann endlich dran bin, dauert es zum Glück auch nur 30 Sekunden.
Letzter Stopp vor unserer Abfahrt vom Campingplatz Voraus liegt der Weg in die Freiheit und in den Süden 😉
Doch vorher ein Spießrutenlauf! Zahlen in der Information… …Papiere abholen in der Rezeption. So ein Blödsinn! :-/
Ach ja!
Während ich so in der Schlange stehe und so vor mich hin grübele, warum ich denn als Ausreisewilliger mit den ganzen Einreisewilligen (anders kann man diesen DDR- Grenzprozess hier nicht erklären…) in einer Reihe zusammen stehen muss, knrischt es plötzlich bedenklich aus der Richtung, wo unser Wohnmobil steht.
„Oha, ein Unfall, da ist uns jemand reingefahren!!“ ist das erste, was mir durch den Kopf schießt.
Instinktiv wollte ich schon rüber laufen und nachschauen, hätte dadurch aber meinen guten Platz in der Schlange verloren. Und da es sich hinter mir auch schon wieder gut angestaut hat, mag ich ungern erneut anstehen.
Aber jetzt, wo ich mit Bezahlen fertig bin, eile ich schon mit schnellem Schritt zurück zum Wohnmobil. Anja ist zwar da, aber eben auch alleine.
Am Wohnmobil angekommen berichtet Anja mir sofort, dass die Frau vor uns mit ihrem Auto beim Parken die äußerst fiese und spitze Bordsteinkante rechts berührt habe und nun die Stoßstange kaputt wäre. Naja, ärgerlich natürlich. Aber zum Glück betrifft der Schaden nicht unseren Wohni und wir können uns startklar für die Abfahrt nach Pula machen.
Blöd nur, dass die Dame nicht nur leichte Probleme beim Auslassen von Bordsteinkanten während des Einparkvorgangs hat, das grundsätzliche Einparken hat sie auch nicht wirklich fehlerfrei hinbekommen.
So steht sie doch mit ihrem Wagen dermaßen unglücklich schräg vor uns, dass wir geradeaus selbst bei maximalem Lenkeinschlag nicht vorwärts vom Seitenstreifen starten können, wir müssen also ein Stückchen zurücksetzen.
Ich beordere also gleich Anja zum hinteren Gefechtsstand (das Rückfenster des Wohnmobils), die auch gleich unser Heck gegen spontane suizidgefährdete Menschen aus der sich immer weiter füllenden Warteschlange vor der Rezeption (was ich durchaus verstehen würde 😉 absichert.
Nur nach vorne wird es dennoch etwas eng, denn die drei Kinder aus dem Auto wuseln um den offenen Kofferraum des Kleinwagens herum und haben im Moment wohl tausend andere Sachen im Kopf, als ein ausparkendes Wohnmobil in ihrem Rücken.
Erst, als ich unseren schweren Dieselmotor anlasse, habe ich für einen Moment ihre Aufmerksamkeit.
Die Kinder huschen auf die Seite und auch die Dame dreht sich ebenfalls zu uns um und meint, dass sie „schon schreien“ würde, wenn wir ihr Fahrzeug berühren. „Hoffentlich nicht, bzw. bitte wenn möglich schon etwas früher, denn bei einer Berührung ist es ja eigentlich schon zu spät“ gebe ich süffisant aus dem offenen Fenster zurück, was bei der Dame ein gequältes Lächeln hervorholt.
Erst jetzt, wo sich die Frau umdreht, sehe ich aber auch erst, was sie eigentlich am Kofferraum machen. Die holen gerade das Reserverad unter den schwer gepackten Koffern hervor!
Au- weia! Ist da auch noch der Reifen platt? Nun, der Wagen liegt auf der rechten Seite schon etwas in den Seilen.
Was tun?
Einfach ausparken und abfahren?
Das kann ich jetzt auch nicht mehr!
Scheiß auf Pula! Scheiß auf „früh da sein und in Ruhe die Stadt besichtigen“!
Diese Frau ist hier mit 3 Kindern offenbar ganz alleine unterwegs und soll jetzt, in voller Urlaubsmontur, einen Reifen wechseln?!
Schon auf den ersten Blick sehe ich, dass sie das falsche Werkzeug in der Hand hat und ich kann ein gedankenloses Abfahren definitiv nicht mit meinem Gewissen vereinbaren.
Ich schalte den Motor wieder ab und steige aus, was wiederrum Anja etwas irritiert, sie hat die Konversation vorne gar nicht richtig mitbekommen und kommt nun vom rückseitigen Gefechtsstand zu mir nach vorn.
Vorsichtig frage ich, ob die Dame schonmal einen Reifen gewechselt hat, oder ob sie hierfür Hilfe braucht.
Man muss ja als grundsätzlich hilfsbereiter Mann heutzutage mit sowas vorsichtig sein! Wenn du da an eine Emanze Typ „Alice Schwarzer“ gerätst und fragst, ob sie einen Reifen wechseln kann, hast du gleich das Radkreuz samt Felgenschloss im Genick 😉
Mein Hilfeangebot wird allerdings sehr dankbar angenommen und damit das ganze jetzt nicht zu lange dauert, mache ich mich auch gleich ans Werk.
Der Wagenheber des Kleinwagens ist derart blöde im Rahmen verbaut, dass ich diesen (auch als Mann! 😉 ) erst gar nicht aus der Halterung bekomme! Also muss der fette Ducato- Wagenheber ran, der mir hierfür gut dimensioniert erscheint und sogar in die Vorrichtung am Rahmen des Kleinwagens passt.
Sehr gut!
Radkappe ab, die Frau bitten, Handbremse und ersten Gang einzulegen, dann die Muttern lösen und die Karre fix hochkurbeln.
Nur das mit dem „Fix- Kurbeln“ ist dann doch etwas schwieriger! Der Ducato- Wagenheber hat nämlich keine Kurbel, sondern nur einen Mehrkant- Ansatz für einen Schraubenschlüssel!
Und ausgerechnet diese Größe habe ich nicht dabei!
So ein Käse! Naja, zugebenen habe ich den Wagenheber des Duci ja bislang auch noch nicht gebraucht.
Ich schnappe mir also unsere kleine Kombizange und kann damit in mühseliger Kleinarbeit den Kleinwagen aufbocken.
Der Rest ist dann ganz einfach. Radschrauben komplett lösen, altes Rad runter (den Reifen hat es definitiv zerfetzt, da geht gar nix mehr!) und dann das neue Rad drauf. Muttern von Hand anziehen, dann den Wagen ablassen und über Kreuz die Schrauben festziehen.
Björn beim schweißtreibenden Radwechsel an der Einfahrt des Campingplatzes Bi-Village.
Ich bitte die Dame, nach dem Herablassen noch ein paar Mal am Lenkrad zu drehen, dann ziehe ich die Schrauben erneut an.
Wird halten!
Ich gebe noch den Hinweis auf eine schnelle Luftdruckprüfung sowie den Tipp die Radschrauben ein paar Kilometer später zu prüfen mit auf den Weg, bevor ich ein weiteres Mal die Serviceräume zum Händewaschen aufsuche.
Fast schon könnte ich erneut duschen gehen, aber das würde jetzt zu viel Zeit kosten. Stattdessen muss ein kurzer Wasserschwall über Arme, Hände und Gesicht reichtn.
Ich nehme noch ein „Danke, vielen lieben Dank, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll!“ mit, gebe der Dame vorsichtshalber unsere Visitenkarte und fahre dann mit den besten Wünschen für die weitere Reise weiter, dann fahren wir ab.
Auf Wiedersehen Bi Village. Ja, war ganz nett hier. Kurz darauf: Auf Wiedersehen Fazana. Ja, war ganz nett hier.
Anja erzählt auf den ersten Metern nach Pula, dass sie sich mit der Frau während meiner schweißtreibenden Tätigkeit über den CP und sein Angebot ausgetauscht haben.
Typisch! Ich bin da am schuften und die Mädels quatschen rum! 😉
Naja, egal, zurück zum Thema. Die Frau war wohl wie auch wir mit der administrativen Führung des Platzes nicht so ganz zufrieden, weil es wohl Probleme mit der Buchung gab und man sich hier sehr unkooperativ verhalten habe.
Und wenn du dann noch so einen Ärger zusätzlich hast, ist der Tag natürlich gelaufen.
Naja, ich konnte jedenfalls meine gute Tat für den Tag verbuchen und frage Anja, ob sie böse ist, dass ich hier lieber Räder wechsele, anstelle mit ihr nach Pula zu fahren.
„Ach was, ich wäre doch auch froh, wenn mir jemand geholfen hätte! Ist eh unglaublich, dass in der langen Zeit, wo du an der Rezeption warst, kein anderer geholfen hat!“
Da hat Anja eigentlich Recht!
Hier um die Rezeption und um die Einfahrt herum ist richtig viel Betrieb, das hätte auffallen müssen, dass die Frau Hilfe braucht.
Besonders das Service- Personal des Campingplatzes läuft hier immer wieder rum oder fährt mit den kleinen Wägelchen vorbei. Sei es der Reinigungstrupp, der Gärtner oder der Hausmeister, irgendwo war und ist immer einer in Firmenkleidung herum gelaufen!
Geholfen hat hingegen keiner, gefragt hat auch keiner. Toll!
Naja, mit reinem Gewissen können wir die wenigen Kilometer nach Pula abspulen und uns gleich für den nächsten Campingplatz einrichten.
Wieder habe ich so ein komisches Gefühl im Bauch und bin in gespannter Erwartungshaltung, welche Serviceüberraschungen uns denn auf dem nächsten Campingplatz beschert werden.
Ein bisschen wie eine Gazelle am afrikanischen Wasserloch. Einerseits angewiesen auf das kühle Nass, andererseits aber auch höchstgradig angespannt in der Erwartungshaltung, dass gleich ein Löwe oder ein anderes Raubtier nach mir greift.
Bislang glänzen die CPs ja nicht gerade damit, besonders kundenfreundlich zu sein, aber wie gesagt brauchen wir zum Glück nur kurz beim Ein- und Auschecken die Hilfe des Personals.
Und wenn sich die gefühlte „kommunistische Grenzabwicklung“ auf diese wenigen Ausnahmen beschränkt, dann soll es uns dreimal Recht sein.
Ach ja, vielleicht treffen wir die Frau ja wieder!
Auch sie hat erwähnt, dass ihr nächstes Ziel der Campingplatz Stoja bei Pula sein wird.
Und wenn sie wieder einen Reifen gewechselt braucht, sind wir wenigstens in der Nähe.
Nur ein neuer Reifen sollte dann da sein, denn der 5- Loch Ersatzreifen vom Duci passt auf dem Kleinwagen nicht! 😉
Um zum Campingplatz Stoja zu kommen, müssen wir einmal komplett durch Pula durchfahren und entsprechend durch die schmalen Gassen navigieren.
Souverän lassen wir unser Navi diese Aufgabe erledigen, was aber aufgrund der passablen Beschilderung nach „Stoja“ gar nicht erforderlich gewesen wäre.
Schon kurz, nachdem wir Pula durchquert haben, irritiert uns dann aber doch ein wenig die Lage unseres neuen Domizils.
Zum einen liegt der Platz gefühlt fast ebenso weit von der Altstadt von Pula entfernt, wie es der Campingplatz BiVillage getan hat und zum anderen kommt erschwerend hinzu, dass wir einen Doppelhügel rauf und wieder runter fahren müssen, um den Campingplatz respektive die Altstadt zu erreichen.
Von meinen Plan, die Altstadt ganz bequem von Pula mit Fahrrad zu erreichen, werde ich mich vielleicht verabschieden müssen. Irgendwie sah die Entfernung des Campingplatzes vom Altstadtkern von Pula auf unserem bunt gemalten Stadtplan ein wenig anders aus!
Nun, da Campingplatz und auch der Hafen von Pula bekanntlich am Wasser liegen, können wir mit etwas Glück einen Weg direkt an der Wasserlinie nehmen und müssen nicht über die Hügel steigen.
Denn wenn wir einfach der Wasserlinie folgen, kann es ja keine Steigungen oder Gefälle geben! Andernfalls läge Pula ja an den berühmten Pulaer Wasserfällen.
Und da von denen wohl noch niemand etwas gehört hat, bleibe ich mal vorsichtig optimistisch, dass wir doch keinen Bus brauchen werden und vielleicht dennoch mit dem Rad unabhängig von Fahrplänen und ohne Hügel zu überqueren einfach an der Wasserlinie entlang in die Stadt radeln können. 😉
Pula empfängt uns mit Großstadtgetümmel und Stau. Puh… Wir folgen den Schildern „Centar“ und „Stoja“. Einfach! 🙂
Nach dem Stadtzentrum wird es ruhiger, dafür aber aber auch hügeliger! Der Weg führt rauf und runter, oh-weia! :-/
Die letzten Meter! Nicht nur wir wollen zum CP Stoja in Pula Die Einfahrt zum Kamp Stoja, wir sind da.
Bei Ankunft am Campingplatz Stoja (Einfahrt bei N 44.859985° / E 13.814653°) geht das Gedränge übrigens genau da weiter, wo es am Bi-Village aufgehört hat. Puh!
Auch hier staut sich einiges an der mit mehreren Schaltern grundsätzlich ausgerüsteten aber nur mit einem durch Personal besetzen Rezeption, auch hier findet wohl gerade heute, am Samstag, der Wechsel in den Ferienhäusern statt.
Gut, unser Problem, hätten wir uns inzwischen auch denken können.
Wir parken mehr schlecht als recht in der dritten Reihe (also noch neben dem, der schon in zweiter Reihe steht 😉 vor der Einfahrt, ich stelle mich daraufhin in die mittellange Schlange (von der Länge her vergleichbar mit Aldi an einem Samstag vor 3 aufeinanderfolgenden Feiertagen) an der Rezeption an.
Ich hab mich gerade angestellt, da öffnet zu meiner Freude aber ganz spontan der getrennte Schalter fürs Ein- und Auschecken und da die allermeisten gerade auschecken, bin ich nach wenigen Minuten Wartezeit am reinen Eincheck- Schalter auch schon dran. Na also, das ist doch super!
„ACSI und dann nur eine Nacht? Jaja…Hmm…Na gut! Fahren sie auf den Platz, bleiben Sie auf jeden Fall in der Mitte (ACSI- Camper dürfen nicht direkt am Wasser bzw. in den Reihen 2 und 3 dahinter stehen, was aber öfter vorkommt und erlaubt ist) und sagen dann hier Bescheid, was sie für einen Platz haben!“
Ich brummele ein nicht hörbares: „Jawohl Genossin“ in meinen Bart und schmunzele ein wenig darüber, dass wir auch hier nach Sowjet- Stil abgefertigt werden.
Aber egal, Hauptsache, wir sind drin!
Mit einem Lächeln nehme ich der sichtlich genervten Rezeptionistin das Anmeldeformular ab, welches ich im Gegenzug gegen unsere ACSI- Karte und unsere Ausweise erhalten habe, dann geht es zurück zum Wohnmobil.
Wir fahren rückwärts aus unserer Lücke raus und drehen dann erst einmal eine große Runde über den Platz. Der obere Teil (auf einer kleinen Anhöhe) liegt auch hier unter schattigen Bäumen, im Tal ist hingegen eine größere offene Wiese, mit sehr großen Parzellen. Nicht schlecht!
Da wir auch hier nicht unter Bäumen im Schatten stehen wollen und wir eh im Mittelteil bleiben sollen, suchen wir uns auch gleich im Mittelteil ein nettes Plätzchen. Somit sind wir ja auch näher an der Rezeption und auch am Ausgang. Darum geht es ja. Um Pula.
Parzelle 189 ist als eine der wenigen Parzellen im Mittelteil noch frei, sogleich beginnen wir nach dem Parken, uns hier einzurichten.
Es soll ja schon was schneller gehen, denn die verlorene Zeit durch den Reifenwechsel will ich ja wieder gut machen und dann mit Anja schnell ab in die Stadt, um dort ein weiteres Mal in diesem Jahr auf römischen Spuren zu wandeln!
Wir haben uns gerade eingerichtet, da kommt ein Mann um die Ecke.
„Hallo?! Sie, ich muss kurz stören“ beginnt ein älterer Herr auf gebrochenem aber durchaus gut verständlichem Deutsch auf uns einzureden.
„Ja, was gibt es denn?“
„Ja, nun, Sie stehen auf unserer Parzelle!“ sagt der Herr und hält dabei eine kleine Plastiktafel hoch, die eindeutig die Zahl 189 trägt.
„Aber hier war doch eben alles frei, die Dame hat gesagt, dass wir uns was freies suchen sollen und dann Bescheid geben sollen.“
„Ja, das hat sie mir auch gesagt. Ich war schon in der Rezeption und habe aber gefragt, welcher Platz frei ist und ich habe die 189 bekommen.“
„Ah, das klären wir, das ist bestimmt keine große Sache!“
Gemeinsam mit dem älteren nett wirkenden Herren spaziere ich runter zur Rezeption.
Er berichtet mir auf dem Weg nach unten, dass er von Belgien in einem Rutsch nach hier durchgefahren sei. Nun wäre er völlig fertig und als er eine Parzelle gefunden habe und diese in der Rezeption belegen wollte, habe man ihm gesagt, dass diese schon besetzt wäre, obwohl sie optisch frei gewesen sei.
Er habe dann eine andere Parzelle aufgesucht, aber auch diese habe man ihm dann aber auch nicht geben wollen.
Er habe daraufhin den Spieß umgedreht und kurzerhand gefragt, welche Parzelle denn nun wirklich frei wäre und er habe dann die 189 bekommen.
Nun, frei ist die Parzelle ja freilich nicht, denn wir stehen ja seit gut 10 Minuten darauf, wir haben nur noch nicht Bescheid gegeben!
An der Rezeption angekommen geht dann die für mich vollkommen unverständliche Handlungsweise des Personals los:
„Ja, Hallo, der Herr hier hat unsere Parzelle, wir sind aber vor etwa 10 Minuten darauf gefahren und haben uns schon eingerichtet, kann der Herr eine andere Parzelle bekommen?“
„Ich verstehe sehr schlecht, geht es in Englisch oder kroatisch?“
Eben sprach die Dame noch ganz tolles Deutsch, aber egal!
(Der Einfachheit halber gebe ich den Dialog nun in Deutsch wieder, obwohl er in Englisch geführt wurde)
Ich erneut zur Rezeptionistin in Englisch: „Der Herr hat unser Schildchen, wir stehen aber seit etwa 10 Minuten auf Parzelle 189“
Dame zum Herrn: „War der Platz denn frei?“
Herr zur Dame: „Das weiß ich nicht. Ich war aber doch erst vor 5 Minuten hier und hab SIE gefragt, ob der Platz frei ist und da haben Sie gesagt JA!“
Dame zu mir: „Sie müssen den Platz räumen, der Herr hat das Schild für 189!“
Ich zur Dame: „Ja, das sehe ich, aber vor 10 Minuten war ich hier und habe eingecheckt. Da haben Sie das Papier genommen und gesagt, ich könne stehen, wo frei ist, ich soll nur Bescheid sagen!“
Dame zu mir: „Das haben Sie aber nicht gemacht! Der Mann hat das Schild, Sie müssen fahren!“
Ich zur Dame: „Erlauben Sie mal bitte! Ich war vor 10 Minuten hier und hab eingecheckt! Warum sagen Sie, ich soll mir einen freien Platz suchen, wenn das nun nicht mehr gilt?!“
Dame zu mir: „Sie dürfen nicht parken, nur gucken! Wenn Ihnen was gefällt, müssen Sie ERST kommen und Bescheid sagen. Und wenn der Platz dann frei ist, DANN können Sie da stehen!“
Ich zur Dame: „Ist nicht ihr Ernst, oder? Dann würden ja alle Fahrzeuge auf dem Versorgungsweg stehen und alles blockieren, wenn man nirgendwo auf eine Parzelle einfahren darf!“
„Sie dürfen nicht auf die Parzelle! Erst hier Bescheid sagen, dann campen!
Das ist mir zu blöd! „Holen Sie jetzt bitte den Manager oder ihren Chef!“
Dame schnippisch zu mir „Ist nicht da!“
Ich zur Dame, mittlerweile ungehalten: „Dann rufen Sie ihn!“, meine Augen dürften dabei ordentlich gefunkelt haben, denn tatsächlich nimmt die Dame das Telefon, telefoniert und kramt dabei unsere Anmeldung heraus.
Während des Telefonats sagt sie noch zu mir: „Da, sehen Sie, steht keine Nummer!“
„Hab ich ja auch nie behauptet! Aber Sie haben gesagt, ich solle mir einen Platz suchen und dann hier her kommen!“
„Haben Sie nicht gemacht!“
„Ja, aber das war doch erst vor 10 Minuten!!!“
Die Dame wendet sich wieder dem Telefonat zu und dreht sich zur Seite, das dauert offenbar länger, ich unterhalte mich derweil mit dem Herrn.
„Wären Sie bereit, vielleicht eine andere Parzelle zu nehmen? Wenn Sie doch eh noch nirgendwo angekommen sind, haben Sie doch auch noch nicht ausgepackt, oder?“
„Ja, hmm, das möchte ich nicht. Ich habe schon vorher die 189 geschaut. Die möchte jetzt haben, der Platz ist schön und nicht so hügelig, wie die anderen oben!“
Häh? Wie meint der das denn jetzt? „Die anderen oben“? Welche anderen?
„Aber sie sind schon oben gewesen?“ frage ich mal freundlich nach.
„Ja, ich stehe im Moment oben aber da ist es nicht so schön! Da habe ich hier gefragt und habe 189 bekommen, der ist gut in der Mitte und ich mag nicht mehr fahren“.
Das kann doch nicht wahr sein, oder?
Die Dame legt auf, in meinem Kopf tobt ein Trommelwirbel vor Spannung:
„Ich habe mit dem Manager gesprochen. Er sagt, dass Sie (also ich) entweder tauschen, oder einen anderen nehmen müssen.“
Ich schaue erneut und dieses Mal mehr flehend zu dem älteren Herrn, auch die Dame an der Rezeption schaut ihn erwartugsvoll an.
„Nein, ich möchte auf 189, dann weiß ich, dass ich den auch bekomme und nicht wieder weg geschickt werde.“
„Schauen Sie“ sagt die Dame zu uns beiden, „Ich habe noch 195 frei, der ist gleich gegenüber!“
Auf dem Platzplan markiert sie den Platz. Ich will gerade was dazu sagen, da ist der alte Herr schneller und redet zu mir: „Ja, 195 ist gut für Sie, nehmen Sie den! Ich geh nicht von 189 weg, tut mir leid.“
„Sie sind doch noch gar nicht drauf, müssen also gar nicht WEG GEHEN!“ werfe ich dem alten Mann entrüstet zurück, doch der Kerl bleibt sturr!
Soll ich jetzt allen Ernstes einpacken und genau einen Platz schräg gegenüber weiterziehen, damit der Mann, der eh noch nicht ausgepackt hat, dann auf unsere alte Parzelle kann???
Wo sind wir denn hier? Bin ich denn der einzige der merkt, dass das totaler Käse ist?!
Käse ist übrigens das richtige Stichwort, denn bei dem Verhalten des Campers fällt mir was ein und ich habe einen schlimmen Verdacht, obwohl er ja eigentlich schon gesagt hat, dass er BELGIER wäre.
Ich frage aber dennoch nach! Teils aus Neugier, teils aber auch, weil ich ihn am Charakter der Nationalität packen will. Ein letzter Versuch sozusagen.
„Sie sagten, sie kommen aus Belgien, oder?“
„Ja, das stimmt!“
Also doch nicht??? Ich grübele kurz, habe dann aber doch die Eingebung!
„Aber sie kommen aus dem holländisch sprachigen Teil von Belgien, oder?“
„Ja, das stimmt, woher wissen Sie das?“
„Ach, nur so eine Ahnung!“ entgegne ich eher zynisch und resigniere innerlich.
Hier ist nichts mehr zu machen, auch nicht mit purer Logik der Typ ist absolut beratungsresistent!
Wir werden also alles wieder zusammen räumen müssen, damit ein anderer, der noch gar nicht ausgepackt hat und doch problemlos auf einer absolut gleichwertigen Parzelle gegenüber stehen könnte, dann auf unsere Parzelle kann. Ärgert mich das! Hat doch mit dem Kopf zu tun!
Ich versuche es stattdessen ein letztes Mal bei der Rezeptionistin.
Einer muss doch hier erkennen, dass nicht einer wegfahren muss, damit ein anderer dahin fahren kann, der sowieso fahren muss: „Gute Frau, Bitte! Wir haben schon alles ausgepackt, wollten doch eigentlich schon längst in der Stadt sein, lassen Sie uns doch bitte…“
Die Dame fällt mir ins Wort: „Es reicht mir jetzt! Entweder Sie nehmen 195, oder Sie nehmen hier gar keinen Platz mehr! Dann können Sie auch wieder fahren!“
„Bitte, wie meinen?“
„Sie nehmen 195 oder müssen gehen. Ist das klar?! Platzverweis!! Entscheiden Sie sich! NOW!!“
Boah!
Für Sekundenbruchteile rasen mir tausend Gedanken durch den Kopf!
Das ist der Hammer! Hausverbot! Sowas wurde mir NOCH NIE auf einem Campingplatz angedroht!!
Was tun? Auf 195 umziehen mit Sack und Pack?
Eigentlich müsste ich drauf auf gut Deutsch „scheißen“ und eigentlich müsste ich der Dame sagen, dass Sie sich ihren Platz wo hinschieben kann, wo kein Licht hinkommt!
Aber wenn ich das mache und meinen Emotionen hier jetzt freien Lauf lasse, ist es Essig mit der Besichtigung von Pula!
Ich fühle es wie ein aufziehendes Gewitter, da liegt ganz fett Ärger in der Luft und der Platzverweis ist wirklich nahe.
Ein Sicherheitsbeamter, der die Schranke auf und zu macht, hat bereits aufgrund der etwas lauteren Diskussion Kurs auf uns genommen und der wird mich sicherlich vom Platz verweisen, wenn wir nicht freiwillig umziehen oder gar ganz abreisen.
Was tun?
Nun, soooo viel haben wir ja zum Glück noch nicht eingerichtet.
Nur die Stühle raus und die Räder abgeschnallt.
Keine Markise und nix, das ist ja vom Grunde her schnell gepackt.
Also erliege ich der Macht der Rezeptionistin und dem Egoismus des anderen Campers, der partout nicht den 195er nehmen will.
Mir schwant auch schon, warum das so ist…
Ich erneut zur Rezeptionistin: „Ich bin nicht ganz sicher, meine aber, dass die 195 belegt ist“
„Dann müssen die Leute dort eben auch weg. 195 ist hier bei mir frei, hier ist das Schild. Wollen Sie es, oder wollen Sie abreisen?“
Ich mache gute Miene zum bösen Spiel, lächele höflich wie unterwürfig und nehme das Schild.
Was bleibt mir anderes übrig?
An gleich 2 Fronten habe ich hier und heute verloren, daran werde ich bestimmt noch knabbern!
Einmal am Egoismus des „holländischen Belgiers“, der sich in den Dickkopf gesetzt hat, unbedingt die 189 zu bekommen.
Zugegeben, der Parzelle 189 ist schön! Riesiges Areal, ein kleines Bäumchen, richtig nett! Die anderen Parzellen sind zwar auch toll, aber eben nicht ganz so perfekt.
Und die rein mathematische Tatsache, dass egal was man ihm angeboten hätte, eben schlechter als die 189 sein könnte, steht ebenfalls außer Frage.
Aber man muss kein Genie sein um zu sehen, dass 195 nicht wirklich eine schlechtere Parzelle ist!
Sie liegt ja wirklich gleich gegenüber und alle Parzellen in diesen drei / vier Reihen sind annähernd gleich groß und gut. Und selbst dem logistischen aller Argumente, nämlich dass er ja noch auf eine Parzelle fahren muss, wir aber schon angekommen sind, will hier nicht so recht ziehen. Nein, er beharrt darauf. Wir müssen runter von dem Platz, den er sich entweder vorher ausgesucht hat, oder eben zugeteilt bekam.
Die zweite Front ist an der Verbohrtheit der Rezeptionistin gebrochen, die partout nicht davon überzeugt werden konnte, dass wir genau das getan haben, was sie uns und sicherlich auch dem anderen Camper gesagt hat.
Einfach rauffahren, einen Platz aussuchen und dann in der Rezeption Bescheid sagen.
Auf allen CPs hier in Kroatien war es bislang GENAU SO und auf dem CP BiVillage haben wir sogar erst am nächsten Tag Bescheid gesagt, welche Parzelle wir übernommen haben.
Das war kein Problem.
Aber hier? Für 10 Minuten???
Auch das Argument, dass wir ja kaum in der Mitte des Serviceweges stehen bleiben können, wenn uns ein Platz gefällt, nur um dann zunächst Bescheid zu sagen und dann erst die Parzelle benutzen zu dürfen, lässt sie nicht gelten.
Hier zählt, wer das Schild hat und das bin nun einmal nicht ich!
Gut, lassen wir es dabei. Eine Niederlage muss man auch mal eingestehen können, zumal man mir ja bereits mit dem Rauswurf gedroht hat, wenn ich hier nicht nach den Schildchenregeln spiele.
Nützt ja alles nichts, ich gebe wie gesagt klein bei und nehme das Schildchen mit der Nummer 195.
Ich verdaue auf dem Weg zurück zum Wohnmobil jedoch trotzdem schwer an der doppelten Niederlage und kann nicht fassen, dass zum einen der belgische Holländer total unbeweglich ist und auch die Rezeptionistin zum anderen sich nicht bewegen kann bzw. will.
Oder bin am Ende doch ich der „Störenfried“?
Aber wir haben doch gehandelt, wie man es uns aufgetragen hat!
Ich rekapituliere das Geschehene. Wir checkten ein, da wurde uns gesagt, wir sollen rauffahren, nehmen, was frei ist und dann Bescheid sagen. Sollte sich dies nun alles einfach nur derart unglücklich überschnitten haben?
OK, wir waren ja nicht alleine, als wir auf den Platz fuhren, da war noch ein Bremer vor uns.
Vor dem Bremer war noch ein anderes Wohnmobil. Gemeinsam sind wir in einer Gruppe auf den Platz gefahren und alle haben sich eine Parzelle gesucht.
Als wir dann eine freie Parzelle gefunden haben, haben wir keine 10 Minuten für alles gebraucht, was ich noch auf dem Weg zurück anhand der Bilder und der darauf gespeicherten Uhrzeiten rekapituliere. Wir hätten in wenigen Minuten Bescheid gesagt, wenn wir mit den Rädern auf dem Weg in die Stadt an der Rezeption vorbei gekommen wären, das ist mal klar.
Als ich unserer Reihe eintreffe, trifft mich fast der Schlag!
Die Parzelle 195 IST tatsächlich belegt!
Und wer steht dort?
Die Bremer, die eben beim Reinfahren noch vor uns waren!
Auch diese haben sich bereits eingerichtet, vorsichtig klopfe ich an ihre Türe und bitte sie, die Parzelle zu verlassen.
Die folgende Reaktion auf meine Bitte habe ich erwartet, sie ist ebenso unverständlich, wie meine von eben, als der holländische Belgier bei uns war.
Die Dame und der Herr wollen natürlich nicht wechseln, erklären mir, dass sie beim Einchecken gefragt hätten, wo sie stehen dürften.
Sie hätten gesagt bekommen, dass alle Plätze OK wären, die frei sind. Danach sollen sie nur in der Rezeption vorbei kommen und Bescheid sagen, das wollten sie gleich noch tun, sie wären ja jetzt erst angekommen.
Ich lache.
Ich erkläre den beiden, dass ich genau das auch getan hätte, aber dieses gesprochene Wort nichts wert sei, wenn jemand anders das Schildchen mit der Nummer habe.
Im Prinzip könnte es uns egal sein, denn es sind ja noch Parzellen auf dem Gelände frei.
Aber ich habe ja schon Hausverbot in Aussicht, wenn ich mich nicht auf 195 stelle.
Die Bremer fragen nach, warum wir denn nun ausgerechnet auf 195 wollen, da wir doch auf 189 auch gut stehen und was es vor allem mit dem Hausverbot auf sich habe.
Ich erkläre kurz die Situation, dass ich nun nur noch auf 195 darf oder eben gehen muss und erwähne den holländischen Belgier, der partout nicht das 189er Schildchen aus der Hand geben will.
Die Bremer schauen auf. „Der Belgier? Der ist doch vor uns rein gefahren, war auch zuerst in dieser Reihe, ist dann aber weiter rauf!“
„Aha!“ geben ich fragend wie forsch zurück. „Er hat mir gesagt, er hätte schon mehrere Parzellen haben wollen, aber immer wären alle angeblich belegt gewesen“
„Das klären wir, dem ist es oben einfach nur zu blöd und hat sich dann von hier die Nummer gemerkt und will jetzt hier hin!“ meinen die Bremer und machen sich auf, die Rezeption zu stürmen.
Ich überlege kurz, ob ich mitgehen soll. Aber über meinem Kopf schwebt noch das Damokles- Schwert des Hausverbotes, da will ich nichts mehr riskieren und bitte um Verständnis, dass ich nicht mehr mitkomme und lieber hier abwarte, was dabei rauskommt.
Anja killt mich, wenn wir hier vom Platz fliegen und die Besichtigung von Pula sich in Luft auflöst.
Sie kann es sowieso kaum glauben, was ich ihr kurz darauf berichte.
Erst, als die Frau des Belgiers um die Ecke lugt, wird die Situation etwas entspannter.
Die ältere Dame steuert gleich auf Anja zu (der erhoffte Draht von Frau zu Frau wahrscheinlich) bittet höflich um Entschuldigung, dass das mit ihrem Mann nicht so gemeint gewesen sei.
Natürlich könnten wir auf 189 stehen bleiben, sie würden eine andere freie Parzelle hier im Mittelbereich nehmen ,es sei ja wirklich noch genügend frei.
Ich unterbreche das Gespräch und sage zur Dame, dass wir jetzt wegen dem Käse umziehen MÜSSEN und für mich ein Hausverbot im Raum steht! Darüber hinaus wird, wenn die Bremer ebenso an der Rezeptionistin scheitern, auch noch mindestens ein weiteres Wohnmobil umziehen müssen. Und das alles nur, weil ihr Mann unbedingt auf die 189 will!
Da kann seine Frau sagen, was sie will, das hilft jetzt auch nichts mehr!
Wir haben wegen dem Kindergarten aber nun eine klare Anweisung von der Rezeption, Parzelle 195 einzunehmen, oder den Platz zu verlassen!
So oder so, wir müssen ja jetzt hier weg, zumal ja auch die Bremer nun auf dem Weg zur Rezeption sind.
Weitere Nachbarn schalten sich ein, schnell entwickeln sich kleine Trauben von Menschen, die untereinander von unfreundlichem, aber vor allem unfähigem Personal bei der Platzvergabe sprechen, komischerweise weiß hier JEDER was dazu zu berichten.
Einerseits zu faul, um die Parzellen zu bewirtschaften (die Leute sollen sich selber was suchen), was aber sofort an Wert verliert, wenn einer nach einer fixen Parzelle fragt und ein Schildchen bekommt.
Während um uns herum angeregt diskutiert wird, packen wir gaaanz laaaangsam in bester Bummelstreikmanier (ein Glück, dass Anja mich hierbei ein wenig unterstützt 😉 unsere Sachen zusammen. Wir sehen nämlich nicht ein, die Parzelle auch nur eine Minute früher zu räumen, bevor die 195 frei ist.
Und das kann dauern! Denn die Bremer haben sich ja auch schon komplett eingerichtet. Mit Stuhl, Stützen, Keilen und Co.!
Es vergehen gute 15 Minuten!
Der Belgier wartet stumm sitzend in seinem Wohnmobil mit sicherem Abstand darauf, dass wir seine Parzelle frei machen, wir warten hingegen auf die Rückkehr der Bremer.
Diese kommen dann nach etwa 10 weiteren Minuten um die Ecke und sind ebenso entrüstet, wie wir!
Sie hätten auch minutenlang mit der Dame an der Rezeption diskutiert. Aber auch der „norddeutsche Charme“ war nicht in der Lage, die Dame an ihre eigenen Worte zu erinnern, dass man sich erst eine Parzelle suchen soll, dann Bescheid sagen muss und erst dann die Parzelle beziehen darf.
Die Parzellen bleiben nur so lange frei, wie die Schildchen in der Rezeption hängen.
Und nur, wenn jemand so clever ist und sich eine Parzelle vorher aussucht, bzw. die Garantie haben will, dass man eine bestimmte Parzelle bekommt und diese ist offiziell frei (also das Schildchen nicht vergeben), dann hat der das Vorrecht auf die Parzelle. Basta.
Sie hätten jetzt, nach langem Diskutier, sogar eine noch deutlich schlechtere Parzelle gleich in der Nähe der Toiletten zugewiesen bekommen, als sie derzeit haben. Unglaublich. Eigentlich müsste man im ganzen Pulk da runter marschieren und der Dame mal ordentlich Feuer machen. Aber im Endeffekt würde das ja auch nur den Urlaubstag ruinieren, wir sind ja auch nicht zum Streiten hier.
„Besser nichts anbrennen lassen“ denke ich mir und entschuldige mich bei den Bremern nochmals, dass wir jetzt auf die 195 müssen, wenn wir hier bleiben wollen.
Die Bremer sind natürlich auch mutzig, packen aber zusammen und geben nach weiteren 15 Minuten die Parzelle 195 frei, sodass wir dort rauffahren können.
Gute 30 Minuten für´n Arsch!
Bei allem Ärger aber freue ich mich ein ganz kleines bisschen (ja, das tue ich wirklich!), dass der holländische Belgier genau diese 30 Minuten mit seinem Theater warten musste, bis auch er eine Parzelle einnehmen kann.
Zwischenzeitlich fuhren nämlich auch 2 weitere Mobile auf das Areal, die fanden sofort vergleichbare Parzellen in einer Parallelreihe, was er von seinem Mobil aus locker gesehen hat.
Da mich in so einer Situation das Warten immer ärgert weiß ich, dass es ihn geärgert hat, hier nun auf uns zu warten. Ein bisschen Schadenfreude sei mir also in dieser Situation bitte zugestanden.
Hoffentlich drückt es ihm wirklich im Genick, dass er schnell ankommen will und so.
Denn dann waren die 30 Minuten bestimmt gefühlte 2 Stunden!
Nein, Racheglüste packen mich gar nicht (mal so ironisch gesehen) und natürlich wünsche ich ihm die Pest an den Hals!
Nur, weil er hier einen Dickschädel hat und auf dicken Macker mit einem Schildchen macht, müssen jetzt zwei andere Camper andere umziehen.
Tolle Leistung!
Nun, belassen wir es dabei.
Ganz schnell rangieren wir um, stecken wir den Strom neu ein und stellen die Stühle wieder auf.
Wir wollen das alles ganz schnell vergessen und möglichst flott in die Stadt! Ist eh schon halb rum der Tag, nur wegen dem Käse hier!
Noch während ich den Strom einstecke, kommt plötzlich der Belgier an mein Wohnmobil.
„Wenn der mir jetzt noch mit einem Spruch kommt, vergesse ich meine gute Kinderstube und sortiere dem sein Esszimmer neu!“ denke ich mir mit in die Adern schießendem Adrenalin, als er sich gefährlich nahe unserer Parzelle 195 nähert!
Ich hab so eine dermaßene Wut im Bauch, dass ich kaum weiß, wohin damit!
Dann aber nimmt er mir für einen kurzen Moment alle negative Energie aus den Segeln und reicht mir mit folgenden Worten seine Hand: „Es tut mir leid. Ich habe gesehen, was jetzt durch meine Ablehnung passiert ist und 2 Leute umziehen mussten, weil der Platz schlecht organisiert ist. Der ganze Ärger. Eigentlich bin ich nicht so, aber ich bin so lange gefahren und so…“
„Komm, vergiss es, hast ja jetzt deine Parzelle, schönen Urlaub!“
„Ich möchte nur nochmals sagen, dass es mir leid tut!“
„Jaa, ist gut, vergessen, schönen Urlaub, wir müssen los!“.
Ich nehme die Hand, schüttele sie kurz und gebe zu verstehen, dass ich seine Entschuldigung mal fürs erste annehme.
Er ist ja eigentlich auch nur ein Opfer der Unfähigkeit auf diesem Campingplatz, die Parzellen richtig zu verwalten.
Natürlich ist eine Parzelle im Computer für die kurze Zeitspanne noch frei, während sie physisch besetzt wird und administrativ erst später in der Rezeption angemeldet wird.
Aber dann darf man m.E. nicht den Leuten sagen, dass sie sich eine Parzelle aussuchen sollen und dann irgendwann Bescheid geben müssen.
Da gehört entweder die Info hin, dass man sofort Bescheid sagen muss (und das haben weder wir, noch die Bremer gesagt bekommen!!), oder man darf eben auf Verdacht keine Schildchen rausgeben, wenn mehrere gleichzeitig an- und abreisen.
Dennoch bleibt beim Belgier eine gewisse Restschuld für sein Verhalten.
Entsprechend kaufe ich ihm die Entschuldigung auch nicht so recht ab, da er ja eigentlich seinen Willen zu 100% bekommen hat.
Anja meint später, dass ihm wahrscheinlich seine Frau aufgetragen hat, sich zu entschuldigen, um den allgemeinen Platzfrieden wieder herzustellen.
Die entrüsteten Grüppchen, die sich vorhin rund um uns versammelt und nur zäh wieder aufgelöst haben, dürften hier ihr übriges getan haben.
Der Belgierin wird dabei wohl aufgegangen sein, dass man sich hier auf dem Feld über diese Sache mehr als austauscht und das wenn gleich 2 Leute umsiedeln müssen, dann macht das gesprächstechnisch natürlich die Runde!
Schnell zeigt man dann mit dem Finger auf den vermeintlichen, aber auch nicht ganz unschuldigen Mitcamper, was dann natürlich für den weiteren Urlaub für unsere belgischen Wohnmobilfahrer auf dem Platz schnell unangenehm werden kann. Besonders dann, wenn man einen längeren Zeitraum hier verweilen möchte.
Nun, uns kann es egal sein, wir reisen ja eh morgen weiter. Aber ich vermute mal, dass unser Ruf gar nicht so sehr angeknackst sein dürfte, wie man im Moment erwartet. Und wenn doch, dann ist es eben so. Egal.
Denn jetzt, wo sich alles nach der Aufregung neu sortiert hat und wir uns endlich wieder unserem eigentlichen Urlaubsziel widmen können, steht endlich Pula auf dem Programm, zumindest für den Rest des Tages.
Vorher machen wir aber noch schnell ein paar Bilder vom Platz, unserer Parzelle und von der Tatsache, dass der Campingplatz Stoja KEINEN CEE- Anschluss hat, sondern eine ganz normale Schuko- Steckdose benötigt (zumindest unser Stromkasten kann nur den normalen Anschluss). Wer also mit dem Gedanken spielt, hier auch einmal hinzukommen, sollte einen Adapter dabei haben.
Bilder sind übrigens nicht nur hiervon nötig, die ganze letzte Stunde haben wir keine mehr gemacht.
Wer das Schild hat, hat die Macht! In dem Fall die 195… …die eigentlich gar nicht so schlecht ist. Passt schon.
Überhaupt sind die Mittelreihen eigentlich recht ordentlich. So, nach dem Stress endlich die Räder runter. Auf nach Pula!
Ach ja! Das hier ist der Stromanschluss am CP Stoja. Auf jeden Fall einen Adapter mitbringen, CEE passt nicht!
Überraschenderweise fällt es mir dann auch gar nicht schwer, die ganze Kindergartenaktion zu vergessen, kaum dass wir gegen kurz nach halb 2 das Tor zum Campingplatz mit den Rädern passiert haben.
Fast schon so, als ob man das alles sofort vergessen WILL.
Ist sicherlich auch besser und richtig so, man macht sich sonst nur den Urlaub selber madig.
Stattdessen genießen wir direkt von der Einfahrt des Campingplatzes aus die nette Aussicht auf gleich zwei kleine halbmondförmige Buchten mit Booten direkt unterhalb eines Hangs, auf dem einige Häuser stehen. Dazu gibt es natürlich auch einen Steinstrandbereich, an dem einige Gäste in der Sonne liegen. Gäbe es die betonierte Zufahrtsstraße nicht, der Campingplatz würde zweifelsohne auf einer Insel liegen. Besonders der Hang links von uns (wenn man drauf zufährt rechts) scheint ausreichend hoch zu sein, um von dort einen Ausblick auf Pula erhaschen zu können. Besonders am Abend, wenn Pula idyllisch beleuchtet wird!
Vielleicht schauen wir heute Abend mal, ob wir dort irgendwie rauf kommen.
Nun aber heißt es erstmal nach Pula hinkommen und hierfür haben wir ja unseren genialen Plan, die bergige Auf- und Abfahrerei zwischen dem Campingplatz und der Altstadt von Pula dadurch zu entgehen, indem wir einfach am Wasser entlang radeln. Einen Weg scheint es zu geben, zumindest beginnt hier ein solcher.
Komisch ist allenfalls, dass hier außer uns kein anderer entlang radelt oder spaziert und auch sonst deutet kein Schild auf den Zugang zu Pula hin. Macht aber nichts! Denn solange wir immer das Wasser der Adria neben uns haben, können wir nicht falsch fahren! Was soll uns bitte aufhalten?!
Für die, die den CP Stoja nicht nur für Pula ansteuern mal ein paar Bilder vom Wasser: Einfahrt mit Bucht und Booten…
…und eine kleine Badebucht mit bisschen Strand und Grün, dazu blaues Wasser und Sonne. Schön zum baden!
Die Antwort auf diese Frage erhalten wir etwa eine Viertelstunde nach unserer Abfahrt, als uns der Weg direkt am Wasser zunehmend vom Wasser wegführt und zu unserer Überraschung dann auch ein wenig hügeliger wird. Ein steiles Stück müssen wir sogar schieben!
Auch wird die Bebauung rundherum zunehmend wuchtiger und abweisender. Zunächst wilde Sträucher, Büsche und Hecken, die einen Weg direkt am Wasser entlang erheblich behindern. Dann folgt Zaun und schließlich Mauer, zeitgleich entfernen wir uns auf dem Weg bleibend ungewollt immer weiter von der Wasserlinie, bis wir das Meer schließlich nicht mehr sehen können.
Keine Chance! So einen schönen Verbindungsweg, wie zwischen dem Campingplatz BI-Village und dem Örtchen Fazana direkt an der Adria entlang scheint es hier beim Campingplatz Stoja und der Altstadt von Pula nicht zu geben!
Unser vermeintlicher Direktweg führt leider gar nicht am Meer entlang. Schlimmer noch: Es wird steil und wir müssen schieben!
Sogar, wenn wir uns mit einer Machete an durch das undurchdringliche Dickicht (und vor allem ohne Fahrräder) durchgeschlagen hätten, spätestens an Zaun und Mauer wäre Schluss.
Militärisches Sperrgebiet!
Oh- weia!
Schon vor einigen Minuten haben wir durch einige freie Stellen im Dickicht und später an offeneren Stellen über den Zaun runter auf das Wasser blicken können und hierbei Hafenanlagen gesehen. Nur sahen die nicht gerade danach aus, als wären sie ziviler oder kommerzieller Nutzung zugewiesen. Zwar liegt hier auch nicht gerade ein deutlich sichtbares Kriegsschiff am Kai, aber die Farbwahl (in marine-blau-grau) und die Tatsache, dass dort mal überhaupt kein Leben zu entdecken ist, lässt keinen anderen Schluss zu. Entweder ein Beamtenhafen (wer verschickt schon Beamte auf dem Seeweg? 😉 oder eben (und das ist mal deutlich realistischer) Militär!
Tja, das war es dann für unseren genialen Plan die Altstadt von Pula ohne große Höhenunterschiede erreichen zu können, spätestens an der bewaffneten Staatsmacht müssen wir einfachen Reisenden einfach kapitulieren. Pech.
Nein, dieser Weg führt definitiv nicht am Wasser entlang! Über Zäune und Kräne können wir es wenigstens erspähen
Tja, hier ist definitiv kein Vorwärtskommen, militärisches Sperrgebiet mit Toren, Kameras und alten Kanonen. Blöd :-/
Aber unser Weg war immerhin nicht ganz umsonst, denn als wir den Kasernenbereich passiert und eine wenig einladende schmuddelige Gasse mit merkwürdigen Nischen in einer Mauer durchquert haben, erreichen wir wieder eine Hauptstraße unmittelbar in Stadtnähe. Sehen wir es also positiv! Lieber so in aller Ruhe geradelt, als dicht an dicht auf der Hauptstraße mit den ganzen Autos, LKW, Lärm und Dreck.
Weit ist es von hier aus nicht, mit den Rädern erreichen wir schließlich gegen viertel nach 2 einen kleinen Platz mit südländischem Flair unmittelbar parallel zu den wuseligen Einkaufs- und Altstadtgassen von Pula.
Kleine Cafes und ein Kiosk reihen sich um einen zentralen Brunnen, die Tische sind recht gut besucht. Wohl vornehmlich von Einheimischen, es wird in aller Ruhe Zeitung gelesen und dabei ein Kaffee getrunken. Gediegen geht es hier her. Gefällt uns gut, besonders weil hier auch bereits einige Fahrräder angebunden sind. Ganz so, wie früher im wilden Westen die Pferde vor dem Saloon.
Das passt, wir binden auch unsere Räder an einen freien Laternenpfahl.
An diesem kleinen zentralen Platz mit Brunnen… …schließen wir die Räder ab und erkunden Pula nun zu Fuß.
Während wir unsere Fahrräder abschließen noch kurz ein paar Worte zur Geschichte von Pula.
Immerhin sind wir hauptsächlich deswegen hier und schon sehr gespannt, ein paar touristische Highlights zu erkunden.
Da wäre zum Beispiel der altrömische Sergierbogen zu nennen, der zu Ehren des siegreichen Kaisers Augustus aufgestellt wurde. Ca. 30 vor Christus hatte die Flotte des Kaisers vor der Küste von Actium (liegt wohl in Griechenland) glorreich über einige römische Gegenspieler und Kaiserin Kleopatra VII gesiegt. Die Schlacht war wohl Teil der gesamten Wirren des Krieges kurz nach dem gewaltsamen Tod Julius Cäsars um die Machtfolge. Erbschaftstreitigkeiten halt, da kann es schonmal heiß her gehen! Selbst heute noch!
Ganz besonders aber ist wohl das altrömische Amphitheater im Stil des römischen Kolosseums zu erwähnen! Ohne Zweifels das Zugpferd von Pula! (Daten).
Besonders diese ovalen Amphitheater reizen uns immer wieder, die „Fußballstadien“ der Antike.
Nicht, dass wir Fußballfans wären, wir finden es einfach nur faszinierend, dass schon vor tausend Jahren Menschen auf kleinstem Raum zusammen kamen, um einem sportlichen Ereignis in der Gruppe genießen zu können. Es muss ja nicht gleich der ungleiche Kampf Löwen gegen Christen sein…
Ganz zum Trotz aller negativen Begleitumstände übrigens, wie z.B. die gemeinsame Nutzung von Toiletten, dem totalen Verlust der Privatsphäre (ich sitze gern in Jogginghose auf dem Sofa und schaue dort Fußball, anstatt in übervollen Stadien 😉 und der Tatsache, dass man in Sektor IX, Reihe F, Platz 143 deutlich schlechter dem Geschehen folgen kann, als zuhause vor dem Fernseher.
Ganz zu schweigen von den Unkosten! Eine Tüte Chips kostet im Supermarkt keine 2 Euro, im Stadion 5,50. Oder um eben in der Historie zu bleiben: Die Otternasen kosten im Kolosseum 3 Sesterzen 50, während man sie zuhause prima selber vom Otter zupfen kann. 😉
Dennoch: Ein Kolosseum ist ein tolles Sightseeing- Erlebnis, eine gute Reihe von eigens besuchten Amphitheatern können wir bereits aufbieten. Rom natürlich! Das kennt wohl jeder. Aber wie ist es mit Orange, dem kleinen Ort in Südfrankreich? Hmm, streng genommen war das aber nur ein halbovales Amphitheater, dennoch war es eindrucksvoll. Doch bleiben wir bei den römischen Arenen vom Typ Kolosseum: El Djem in Tunesien! Das war auch spektakulär und hat uns total fasziniert.
Dann gibt es noch eins in Verona, welches auch gut erhalten sein soll und wir unbedingt auch mal besuchen möchten (Anmerkung Februar 2013: Haben wir geschafft! Im Folgejahr zu dieser Kroatien- Rundreise haben wir Verona besucht und auch das Kolosseum gesehen!).
Betrachtet man diese Orte, also El Djem, Rom und Verona, dann ist Pula mit seinem „Kolosseum“ wirklich in guter Gesellschaft! Wir freuen uns drauf!
Ach ja! Gesehen haben wir das Amphitheater von Pula übrigens auch schon! Und das nicht nur in Bildern im Reiseführer, sondern auf der Rückseite des 10- Kuna- Scheins! Da ist es nämlich auch drauf abgebildet. Also nicht nur ein Wahrzeichen von Pula oder Istrien, sondern von ganz Kroatien!
Für die übrigen Ziele wird es wohl schwer werden, dieses Highlight zu toppen. Dennoch bieten sich hier noch ein weltberühmtes Franziskanerkloster an und, um den Sprung vom römischen Reich durch das Mittelalter in die Neuzeit zu schaffen, die überdachten Markthallen von Pula.
Jene Markthallen, über die merkwürdigerweise weder der WOMO- Reiseführer, noch der allgemeine Kroatien- Reiseführer etwas zu berichten weiß. Erst durch den ADAC- Regionalführer sind wir hierauf aufmerksam geworden.
Mit entsprechendem Entdecker- und Pioniergeist spazieren wir gegen viertel nach 2 aus einer kleinen Seitengasse unmittelbar in den Touristenstrom der Hauptstraße. Hier ist ordentlich was los! Ganz klar dominiert durch die zahlreichen Geschäfte, deren Angebot sich kaum von dem deutscher Fußgängerzonen in den Innenstädten abhebt. Also weniger auf Touristen ausgerichtet, sondern Klamotten, Mode und Co.
Durch diese kleine Gasse spazieren wir durch… …und erreichen vorne an der Ecke schon die Hauptstraße
Kaum auf die Hauptstraße eingebogen, steuert Anja uns zielstrebig auf das erste Highlight hier um die Ecke zu. Den Triumphbogen! Die Orientierung in der Altstadt fällt uns übrigens nicht besonders schwer, denn schon auf dem Campingplatz BiVillage haben wir einen Stadtplan von Pula ergattert. Kostenlos. So brauchen wir nicht erst umständlich eine Touristeninformation zu suchen, was ja meistens unsere Stadtbesichtigungen einleitet.
Der Triumphbogen der Sergier (der heißt übrigens so, weil er von der Frau Salvia Sergia als Denkmal für ihre drei Brüder in Auftrag gegeben wurde) ist relativ ernüchternd. 8 Meter Höhe sind zwar für einen alten römischen Triumphbogen ganz ordentlich, aber er steht hier ziemlich alleine und wirkt in der engen Häuserschlucht etwas verloren. Vielleicht wäre der erste Eindruck besser, wenn wir von der anderen Seite auf den Triumphbogen zugelaufen wären. Also nicht aus Richtung der Innenstadt, sondern vom wuchtigen offenen Platz aus, der sich vor uns ausbreitet. Denn dann wäre der Bogen zum Einmarsch in die Stadt eindrucksvoll das erste Ziel gewesen. So aber dient er nur als Tor raus in die Sonne und Hitze. Puh!
Der Triumphbogen der Sergier in Pula zu Ehren des Kaisers Augustus, unser erstes besuchtes Highlight heute.
Natürlich spazieren wir einmal unter dem Bogen durch und entdecken auch kurz darauf an der Decke des Bogens ein interessantes Detail. Rosen!
Kenner unserer Reise werden sofort wissen, welche Denkprozesse nun bei mir in Gang gesetzt werden.
Dan Brown – Robert Langdon – Sakrileg! Und hier natürlich den Satz aus dem Rätsel der heiligen Gralssuche: „Der heil´ge Gral zu Roslin liegt versteckt…!”
Der heilige Gral! Ausgerechnet hier in Pula?! Wow! Klar, dass ich hier und da mal an den Steinen des Bogens herum drücke, aber natürlich tut sich nichts. War ja klar. Sollte es hier übrigens jemals sowas wie eine Falltür, eine versteckte Kammer oder gar einen Geheimgang gegeben haben, ist er inzwischen sowieso nicht mehr da. So verloren und regelrecht „übrig geblieben“, wie der Torbogen doch ist.
Drumherum ist nunmal alles modern und sicherlich mehr wie einmal neu gebaut. Nur der Bogen hat sich durch die Jahrhunderte der Zeit gerettet.
Naja, dann eben keinen Gral, der muss sowieso ganz woanders liegen! Aber vielleicht kann ich meiner Theorie ja bei der ein oder anderen Kirchenbesichtigung heute noch neuen Vortrieb leisten. 😉
Dieser metallene Dauergast schaut zu… wie Anja unter dem Triumphbogen symbolisch einmarschiert
Besonderes Detail unter dem Bogen: Geheime Rosen?! Der Sergierbogen von der „Straßenseite“ aus gesehen.
Wir spazieren einmal aus der Altstadtgasse heraus auf den weitläufigen Platz und weiter in Richtung Norden, denn dort sollen sich die Markthallen befinden.
Voll des Lobes hat der ADAC über diese geschwärmt und insbesondere die zahlreichen unterschiedlichen kulinarischen Highlights der „Stadt in der Stadt“ angepriesen! Für kleines Geld übrigens! Soll sogar günstiger sein, als im Supermarkt.
Wir sind jedenfalls sehr gespannt, ob wir uns dort durch Fisch- und Fleischspezialitäten, durch Obst, Früchte, Backwerk und vielleicht auch durch die ein oder andere Süßigkeit durchprobieren können. Passend wäre es ja! Mittagessen war ja dank dem „belgischen Henk“ nicht, daher können wir aktuell nur von unserem Frühstück zehren. Und das ist schon ziemlich lange her!
Nur wenige Minuten später entdecken wir auch die Markthallen sowie zahlreiche aufgebaute Stände rund um die Markthallen herum. Super!
Als wir allerdings näher kommen, sehen die Markthallen selbst verdächtig ruhig und verwaist aus, auch die Mehrheit der Stände rund um die Hallen haben das Angebot bereits weggepackt und verkaufen nur noch stumme Leere. Oh-weia!
Tja, das ist hier definitiv ein echter Markt! Heute früh war hier garantiert der Bär los, aber jetzt, um halb 3, sind natürlich keine Restauranteinkäufer mehr unterwegs. Auch keine Hausfrauen für das Mittagessen oder der Büromitarbeiter auf der Suche nach einem schnellen Mittagssnack.
Mist!
Ein Blick auf die Öffnungszeiten bestätigt kurz darauf unseren Verdacht, die Hallen sind nur von 7 Uhr bis 13:30 Uhr geöffnet!
Schaaaaaade!
Denn nun bleiben uns die wohl besten wie urtypischen kulinarischen Eindrücke in Istrien und Pula leider verwehrt. Wir stöbern zwar noch ein wenig durch die wenigen noch geöffneten Stände rund um die Markthallen, aber viel ist hier wirklich nicht zu holen.
Obst und Gemüse ist noch zu bekommen, ganz klar. Auch Fisch ist noch dabei. Aber eben alles roh und nicht zubereitet. Danach stand uns eigentlich nicht der Sinn!
Es gäbe zwar ein kleines Bistro, welches auch etwas zu essen zubereitet, aber jetzt hier sitzen möchten wir auch nicht so gerne. Also belassen wir es bei einem Rundgang um das Areal und schleichen ein wenig wie Tagediebe im alten Bagdad um die Auslagen, die mehr durch alte leere und bereits geplünderte Holzkisten als durch wirkliche Waren dominiert werden.
Interessant zu erwähnen wären sicherlich noch die vielen Katzen, die sich hier im wenigen Schatten unter den hölzernen Marktständen versammelt haben und in der späten Mittagssonne vor sich hin dösen. Ganz bestimmt haben sie hier die ein oder andere Leckerei abgestaubt und warten nun darauf, dass der nächste Tag mit einer neuen Chance anbricht.
Eine Idee, die wir uns später auch mal überlegen müssen, vielleicht bleiben wir ja doch noch einen Tag und kommen dann morgen wieder.
Die Markthallen von Pula, ein Highlight! nur leider nicht für uns, die Öffnungszeiten sind „hart“!
Gedenktafel an die Marktgründung im Jahre 1903 Obwohl schon zu entdecken wir einen offenen Seiteneingang
Im inneren: Leider nur noch gähnende Leere in den Auslagen Lediglich diesen kärglichen Rest Fisch könnten wir kaufen
Na gut, dann schauen wir eben außen drumherum weiter Aber auch hier gibt es nur noch alte „Holzkisten“ (siehe rechts)
Naja, ein paar Stände haben doch noch etwas im Angebot Streunerkatzen wärmen sich in der Mittagssonne.
Auch, wenn es bei uns nicht mit der Besichtigung geklappt hat, möchten wir übrigens jedem einen Abstecher hier zu den Markthallen empfehlen! Besonders, weil die Markthallen eben nicht als touristisches Ziel beschrieben sind und sogar im offiziellen Stadtplan von Pula nur beiläufig Erwähnung finden. Alle Ziele wie Torbogen, Amphitheater oder Franziskanerkloster sind dort natürlich eingezeichnet und hervorgehoben. Die Markthallen sind aber lediglich als „normales“ Ziel wie eine Bushaltestelle oder ein Krankenhaus eingezeichnet. Also vielleicht einer der letzten „Geheimtipps“ für Pula, bevor auch der letzte Reiseführer und der letzte Internet- Reisebericht hierüber berichtet. 😉
Denn spätestens dann wird die Authentizität letztendlich zugunsten des kommerziellen Tourismus verloren gehen.
Der Anmarsch zu den Markthallen ist übrigens ganz einfach! Vom Sergier Torbogen aus der Stadt raus und dann über den großen Platz marschieren. Dann die „Fanaticka Ulica“ entlang spazieren, das sind keine 3 Minuten Fußweg!
Für uns aber nützt der eigene Tipp im Moment natürlich nichts. Denn uns bleiben die Markthallen verwehrt.
Und ein ganz anderes Problem „ploppt“ regelrecht hoch, wir haben inzwischen echt Hunger!
Nee, also mit leerem Magen können wir kein einziges touristisches Ziel hier in Pula mehr angehen, zumal ja auch die Zeit für ein ausuferndes Mittagessen mit Hinsetzen, Essen bestellen, warten, essen, warten und bezahlen einfach nicht reicht.
Ein Glück, dass wir gerade bei unserem Spaziergang zu den Markthallen in einer Querstraße einen McDonalds gesehen haben!
So manch einer mag nun die Nase rümpfen, aber da kehren wir jetzt auf ein leckeres Sparmenü ein!
Wir essen hier aber übrigens nicht nur zu Mittag, weil wir ein wenig Zeit einsparen wollen, sondern weil wir auch unterwegs immer mal gerne „heimkommen“. So unglaublich das klingt aber wir freuen uns bei McDonalds zu sein!
Weil wir hier einfach wissen, dass hier aufgrund der Systemgastronomie zumindest ein Mindestmaß an Qualitätsstandard eingehalten wird, ja eingehalten werden muss.
Egal, ob Kroatien oder Kanada, ob Pula oder Pulheim, überall ist der BigMac genormt und überall sollte er gleich zubereitet sein und gleich schmecken.
Es ist einheitlich, es ist billig, es macht satt! Umgerechnet 5 Euro zahlen wir kurz darauf für ein Sparmenü, das ist wie zuhause!
*Schnüff*, da muss man sich schon beinahe ein kleines Tränchen aus dem Gesicht wischen! 😉
Wir flankieren wieder das Sergiertor… …und steuern gleich nebenan den McDonalds (links) an!
*Schnüff*, das ist ja fast wie zuhause hier! Ein Sparmenü für 5 Euro. Macht satt und ist weltweit genormt
Wir lassen uns doch ein wenig mehr Zeit, als wir eigentlich wollten. Erst gegen 10 vor 3 sind wir satt und zufrieden wieder zu Fuß unterwegs zu den historischen Highlights von Pula.
Wieder flankieren wir den Sergier Triumphbogen, lassen diesen aber nun endgültig hinter uns und spazieren ein wenig weiter an der Stadtmauer entlang. Denn gleich das nächste Ziel findet sich nur wenige Minuten von hier entfernt.
Das Herkulestor von Pula, gebaut etwa 1 Jahrhundert vor Christus und benannt nach einem Kopf am Tor, der den bekannten griechischen Helden zeigen soll.
Viel ist vom Helden der Antike ehrlich gesagt nicht mehr übrig und es bleibt inzwischen allein der Phantasie überlassen, im Steingeschwulst an der Spitze des Torbogen den guten Herkules oder eben überhaupt einen Menschenkopf zu erkennen. Könnte ganz spontan gesagt z.B. auch eine übergroße Kakaobohne sein! Aber dann hieße das Tor sicherlich „Kakaotor“ und nicht „Herkulestor“. 😉
Ein bisschen müssen wir also einfach der Geschichte glauben, dass man hier früher mal vom gelockten Muskelprotz belächelt wurde, wenn man durch dieses eher schlicht anmutende Tor die Stadt betreten hat.
Wir spaziren an der alten Stadtmauer von Pula entlang. Nur an der dicken Frau und dem Kiosk vorbei, dann…
…folgt das „Herkulestor“ von Pula. Das heißt so, weil Herkules (oder eine Kakaobohne 😉 von oben auf uns herab schaut.
Fast unmittelbar an das Herkulestor folgt übrigens schon das nächste Highlight der touristischen Sehenswürdigkeiten von Pula, das benachbarte Doppeltor. Wo der Sinn darin lag, gleich neben dem einen Tor noch ein weiteres zu bauen, erschließt sich uns nicht ganz. Vielleicht war hier ja früher so viel Betrieb, dass man zum einen nur rein und zum anderen nur raus konnte, wer weiß das schon?!
Aber warum haben sie dann das Doppeltor, wie der Name schon sagt, mit 2 Toren ausgerüstet? Wollten mehr Leute rein oder wollten mehr Leute raus?
Eine der vielen Fragen der Geschichte, die wohl leider nie mehr beantwortet werden…
Das Doppeltor von Pula fast unmittelbar neben dem Herkulestor.
Unmittelbar an das Doppeltor schließt die nächste Sehenswürdigkeit von Pula an, das archäologische Museum von Istrien.
Kostenlos kann man hier zwischen uralten Mauer- und Steinresten beinahe wie einem Zeitgarten umher spazieren und sich dabei vorstellen, wie die Römer hier früher gelebt haben.
Man erkennt Gassen, kleine Wohn- und Arbeitsräume, Keller und Katakomben. Sogar ein kleines römisches Theater in der uns bekannten halbovalen Form mit Bühne an der „platten“ Seite entdecken wir! Dies ist sogar noch erstaunlich gut erhalten und kann von uns beklettert werden. Wir setzen uns einen Moment in die Sonne und stellen uns vor, wie römische Darsteller mit Gewand und Lorbeerkrone hier ihre Darbietungen zum Besten geben.
Und wenn es nicht reicht und uns nicht gefällt, werfen wir halt unter lauten „Buh“- Rufen mit alten Tomaten und Gemüse! 😉
Der „Hintereingang“ zum achäologischen Museum Istriens Schon am Eingang erkennen wir: Hier waren die Römer!
Im Innern: Grasflächen, Steine, Mauern, Geschichtliches. Nanu, wer spaziert denn da an der Säule vorbei? 😉
Sieht alles schon etwas alt und baufällig aus. Hoppla, hier hat ein Römer seinen Saft vergessen! :-/
Aha, hier ist die Bausubstanz deutlich besser erhalten Man erkennt sehr gut die alten Gänge und Kammern
Besonderes Highlight: Das alte halbovale Theater Björn als antiker Zuschauer. Wo sind bitte die Tomaten? 😉
Schade ist allerdings, dass den einzelnen Ausgrabungsstätten so wenig Beachtung geschenkt wird.
Beinahe wie achtlos weggeworfen wirken hierbei Steine, Bögenüberreste, gebrochene Säulenstücke und sogar Gedenktafeln mit Innschriften, die sich gegen die zwar langsam aber dennoch stetig wachsende Natur und damit dem buchstäblichen „wächst Gras drüber“ zur Wehr setzen müssen.
Offenbar hat man hier einfach viel zu viel der römischen Geschichte, dass man sich wirklich intensiv um jeden Speckstein, jedes Gebilde und jeden Mauerrest kümmern kann.
Aber vielleicht schafft dies ja auch Potentiale für kommende Generationen! Wer weiß, was hier an Geschichtlichem noch im Boden schlummert und nur darauf wartet, irgendwann einmal entdeckt zu werden.
Schade nur, dass ich keine Schaufel oder wenigstens einen Klappspaten dabei habe, um hier auch mal ein wenig zu buddeln und die ein oder andere Pfeilspitze oder alten Sesterzen aus dem Boden zu holen. 😉
Überall liegen Trümmer herum und das sind nicht nur einfache Steine! Säulen mit Maserungen und Reliefarbeiten.
Oder hier: Bruchstücke aus einem alten Torbereich Dieses Stück mit Gravur liegt herum wie achtlos weggeworfen 🙁
Trotz unserer Verwunderung und einer gewissen Portion Unverständnis für die mangelnde Pflege der Artefakte aus unserer Zeit müssen wir den archäologischen Garten wohl für einen Besuch empfehlen. Zum einen, weil die Besichtigung natürlich kostenlos ist und zum anderen, weil durch die Szenerie (ob nun gewollt oder nicht), auch irgendwo die Zeit stehen geblieben scheint.
Hektik, Stress im Alltag, Zeitdruck? Hier nicht!
Egal, ob man zeitlos ein gutes Buch in der Sonne bei Vogelgezwitscher lesen möchte oder z.B. Hausaufgaben machen muss. Hier ist der perfekte Platz dafür! Denn ob man sich mit dem Lesen oder den Aufgaben nun beeilt oder nicht, es ist egal! Die Steine der Zeit schauen einem mit der Geduld der Jahrtausende ruhig, ja beinahe schon erhaben zu. Man wird angesteckt, ja regelrecht mitgerissen und kann dabei gar nicht anders, als innerlich zur Ruhe zu kommen. Fast schon muss man dabei nur aufpassen, dass das Gras der Zeit nicht auch noch über einen selbst wächst! 😉
Unmittelbar an diesen archäologischen Garten schließt übrigens gleich die nächste Sehenswürdigkeit von Pula an, die venezianische Festung Kastel Povijesni, indem auch der „innere“ und wohl eigentliche Bereich der römischen Ausstellung zum archäologischen Museum Istriens angesiedelt ist.
Hier kostet der Eintritt dann übrigens auch Geld und wir mögen mal hoffen, dass man sich hier ein bisschen liebevoller mit den Relikten der Zeit beschäftigt. Nachprüfen werden wir dies zweifelsohne nicht, denn so recht fehlt uns die Lust dazu nun in dunklen Gängen mit erhabenem wie gleichsam beseeltem Blick zwischen Glasvitrinen umher zu schleichen. Drinnen sein? Dafür ist das Wetter doch viel zu schön!
Viele lieber genießen wir den Ausblick über Stadt und Land von den frei zugänglichen Festungsmauern aus und bestaunen alte Kanonen vergangener Jahrhunderte.
Unmittelbar an die Gärten folgt die venezianische Festung Hier ist das eigentliche istrische Museum! Kostet aber Eintritt!
…sparen wir uns! Stattdessen bewundern wir Mauern und Kanonen der deutlich venezianischen Trutzburg aus dem 17. Jh.
Von den Festungsmauern aus hat man einen schönen Blick über Pula! Hier z.B. zum Amphitheater (Bild 2 gezoomt)
Blick Richtung Bucht und Yachthafen von Pula… und natürlich Richtung Stoja und zum kommerziellem Hafen
Vom Kastell folgen wir nun dem südgehenden Weg in Richtung Wasser gleich zum nächsten touristischen Highlight! Dem Franziskanerkloster von Pula.
Ja, es geht gut ab heute! Kaum eine asiatische Reisegruppe, schwer mit Kameras und Stadtführern behangen, könnte wohl schneller bei Ihrer Stadtbesichtigung und Sightseeing- Tour sein, als wir es im Moment sind!
Zum Franziskanerkloster gibt es indes nicht viel zu berichten.
Gegründet im Jahr 1227 vom heiligen Antonius im Namen des heiligen Franziskus, 1285 umgebaut zum heutigen Kloster und Kirche, also wohl nahezu unverändert. 1241 starb eine spirituelle Persönlichkeit, der selige Oton von Pula. Sein Grab befindet sich ebenfalls hier in der Kirche.
Das war es dann auch schon an Besonderheiten aus der Geschichte (also keine Hinweise auf die Gralslegende oder so 😉 ansonsten soll das Kloster der typischen Einfachheit zum Aufbau des geistigen Reichtums dienen. Schauen wir mal, wir sind gespannt.
Von der Festung geht es bergab in Richtung Franziskanerkloster. Das Haus hier mit Glocke wird es höchstwahrscheinlich sein.
Genug der Theorie, kommen wir zum ersten Eindruck. Und der beginnt bereits mit der Gasse, die uns zum Franziskanerkloster führt. Wie in einer anderen Welt! Total ruhig, ja beinahe tot. Fürs Meditieren und Beten sicherlich ideal und ob wir wollen oder nicht wird man schon auf dem Weg zum Kloster von dieser Stille und Andächtigkeit erfassst, ja beinahe assimiliert. Man kann gar nicht anders, als vorsichtig schreiten, anstatt zu gehen. Zu flüstern anstatt zu sprechen und instinktiv geht man sogar etwas geduckt und nimmt eine gleichsam ehrfürchtige wie bußfertige Haltung ein.
Zum Glück ist die übergroße Holzpforte des Klosters geöffnet und wir können hinein schreiten, ohne die Türe mit wahrscheinlich lautem und unüberhörbarem Knarren und Knarzen öffnen zu müssen. Wäre dies passiert, wir wären zweifelsohne vor Scham im Boden versunken. 😉
Hier ist die Zeit stehen geblieben! Nicht nur wegen dem R4, sondern auch wegen der sonderbaren Bauten wie dem Balkon hier
Ein großes Transparent weist den Eingang zum Kloster Die schwere Holzpforte steht offen. Puh. 😉
Im Inneren dann können wir nur bestätigen, was wir zum Kloster gelesen haben. Schlicht und einfach! Aber auch nur auf den ersten Blick! Denn betrachtet man das Kirchenschiff mit den Augen der Leistungen und Möglichkeiten des 13. Jahrhunderts, fallen doch schon einige Details ins Auge.
Der bereits angedeutete gotische Baustil im Altar- und Torbereich zum Beispiel. Dazu erstaunlich große Fenster, was die Frage aufwirft, ob diese großen Fenster auch schon 1285 so gebaut wurden. Für frühe Kirchen aus dieser Zeit sprechen für die Stabilität des Baus doch eher kleinere Fenster?!
Und dann natürlich die faszinierende Holzdecke! Die wird doch kaum über 700 Jahre alt sein, oder?
Blick nach vorn: schlichter Altarbereich, imposante Holzdecke Blick zurück: einfach gehaltene Orgel auf der ersten Etage
Die gewählte Einfachheit der Franziskaner spiegelt sich natürlich auch in der Inneneinrichtung wieder.
Mit Ausnahme einer Statue eines Heiligen (ich tippe aufgrund des Kindes auf seinem Arm auf den heiligen Antonius und nicht auf den heiligen Franziskus) und zugehörigem schlichten Blumenschmuck gibt es keine großen Dekorationsgegenstände.
Daher fallen natürlich andere Details sofort ins Auge!
Wie die komische Treppe am rechten Seitenflügel, die scheinbar keinen Zu- und Abgang besitzt!
Ob man zum Erreichen der Empore eine Holzleiter anstellt? Oder gibt es aus der Tür in Höhe der Empore doch noch einen anderen Zugang? Und wohin soll die Türe führen? Ist das eigentlich eine Außenwand? Vielleicht geht´s da zum dem kleinen Balkon, den wir eben von außen in der urigen Gasse gesehen haben?! Warum sollte ein Mönch einen Balkon haben, den er ohne eine angestellte Leiter gar nicht erreichen kann? Fragen über Fragen und wieder mal keine Antworten…
Wenig Dekoration, da fällt der hl. Antonius sofort ins Auge Mehr aber überrascht diese Treppe ohne Anfang und Ende!
Wir schauen uns um und schreiten die Kirche in allen Gängen einmal der Länge nach durch. Sowohl Altar vorn wie auch Orgel auf Holzempore hinten über der Eingangstür harmonieren miteinander, das ganze Kloster wirkt durch seine sachliche Schlichtheit wie Aufgeräumtheit sehr ansehnlich. Zusammen mit den kleinen Details wie der Treppe und der absolut verschlafenen Gasse können wir das Kloster nur jedem Touristen und Besucher von Pula zur Besichtigung empfehlen!
Eine kleine Überraschung wartet übrigens noch vor dem Kloster auf uns, als wir im Schatten der schweren Pforte wieder in der warmen Nachmittagssonne stehen.
Eine kleine Echse (wohl ein Salamander?), macht es sich auf einem sonnendurchfluteten Stein gemütlich und stört sich kaum an unserer Anwesenheit. Putziges Tierchen!
Wir versuchen natürlich ein paar Bilder von ihm zu machen, was er aber mit kurzfristiger Flucht beantwortet. So eine Diva!
Mit der Zoomfunktion gelingt es uns dann aber doch noch ein paar Bilder zu machen, bevor er die Wand senkrecht entlang flitzend in einer Nische verschwindet. Schade! Naja, als Haustier im Wohnmobil wäre der wohl sowieso weniger gut geeignet gewesen…
Da wärmt er sich frech auf den heißen Steinen, ein kleiner Salamander.
Nach der Religion des Mittelalters kommen wir nun wieder zum Prequel unserer Kirchen, dem römischen Imperium!
Schon interessant, wie sehr die Geschichte hier in Pula vom römischen Zeitalter zum christlichen Zeitalter übergeht! Nur in Rom war es bei unserem Besuch 2008 ähnlich, sonst hat noch keine andere von uns besuchte Stadt diesen erstaunlichen Spagat zwischen gleich 2 wichtigen weltgeschichtlichen Epochen geschafft.
Als gute Einstimmung auf das noch folgende Amphitheater der römischen Geschichte sorgen nun der Augustustempel und der benachbarte Stadtpalast etwas unterhalb der Kathedrale. Beide Sehenswürdigkeiten liegen nur einige Minuten Fußweg gleich hier um die Ecke, sodass wir auch dieses Mal nicht allzu weit laufen müssen.
Gleich 2 Sehenswürdigkeiten von Pula nebeneinander! Links der römische Augustustempel, rechts der Stadtpalast
Schauen wir erst rechts zum Stadtpalast. Mit seinem Bau zum Ende des 13. Jahrhunderts natürlich deutlich jünger als der Augustustempel, allerdings steht er auf den früheren Überresten römischer Fundamente des Dianapalastes, einer Basilika und des ehemaligen römischen Kapitols. Zusammen mit dem Vorplatz bildeten diese Gebäude ein römisches Forum, so eine Art Stadtzentrum.
Teile davon sollen sogar in den Bau des Stadtpalastes integriert sein! Interessant wenn man bedenkt, dass sogar noch heute auf den Überresten früherer Lokaladministration regiert wird! Kein geringerer als der Bürgermeister von Pula hat nämlich hier im Stadtpalast seinen aktuellen Amtssitz!
Für einen Besuch des Bürgermeisters haben wir allerdings keine Zeit, das wird er hoffentlich verstehen! Wir müssen ja noch das Amphitheater besuchen! 😉
Ach ja! Gleich hier um die Ecke ist übrigens auch die Touristeninformation angesiedelt! Wer sie also sucht, dem sei der Standort hiermit verraten.
Zum links liegenden Augustustempel gibt es auch nicht viel zu berichten. Er hat es wohl als einiziges Gebäude dieses ehemaligen römischen Forums geschafft, seine Struktur zu bewahren und nicht in anderen Gebäuden aufzugehen. Vielleicht, weil ein ca. 17 Meter langes aber nur etwa 6 Meter breites Gebäude schwierig in einen heutigen Bau zu integrieren war?
Dann ist das Teil alt, keine Frage (Bauzeit irgendwann Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr.) und zu unserem Ärgernis leider verschlossen! Daher bleibt uns nur eine Außenbesichtigung übrig und mein Versuch, den „biblischen Samson“ an den beiden 8 Meter hohen korinthischen Mittelsäulen zu demonstrieren.
Als ich aber merke, dass ich gegen eventuell runterfallende Steine des Dachfirstes über mir keinen Helm trage, lasse ich doch vom Säulendrücken ab. Man soll sein Glück ja nicht unnötig herausfordern! 😉
Björn als „Samson“ beim Versuch, die Säulen zum Einsturz zu bringen 😉
Im Nachgang zum Besuch des Franziskanerklosters bleiben wir nun ein letztes mal den Religionsgemeinschaften des Mittelalters treu und beweisen damit ein weiteres Mal, wie sehr römische und christliche Geschichte doch in Pula nebeneinander co-existiern. Denn nun folgt als „christliche Geschichte“ und touristische Sehenswürdigkeit die Kathedrale von Pula in der Nähe des Hafens. Um hierhin zu gelangen müssen wir vom Augustustempel nur eine kleine Gasse in Richtung Südwesten spazieren. Dennoch bleibt unterwegs natürlich genügend Zeit, um uns mit einem leckeren Eis als Abkühlung gegen die warme Nachmittagssonne zu versorgen.
Am liebsten würde ich mir ja zwei Eis kaufen! Eins für mich und eins für meine Füße zum abkühlen!
Echt ordentlich, was wir hier heute marschieren, zum Glück liegen die Sehenswürdigkeiten hier dicht an dicht und längere Märsche fallen somit nicht an.
Dennoch macht sich natürlich so langsam eine gewisse Erschöpfung bemerkbar und ich bin froh, wenn wir nach der finalen Besichtigung des Amphitheaters nachher wieder zum Campingplatz fahren und dort etwas ausruhen können.
Wieder unterwegs durch die Gassen von Pula. Aua Füße! Ah, das tut gut! Ein lecker Schleck- Eis zum Abkühlen 🙂
Weiter geht´s durch die Straßen von Pula. Wir passieren kleine Gassen, Plätze und Wege.
Ordentlich was los hier rund um dem kleinen Vorplatz zur Kathedrale! Zusätzlich zu den Geschäften der Ladenstraße sind hier nämlich auch mobile Marktstände aufgebaut, die allerlei Waren für uns Touristen anbieten.
Selbstredend, dass wir hier kurz mal über das Angebot schauen, bevor wir uns erneut in die kühlen Hallen eines Kirchenschiffs verkriechen.
Rund um den Vorplatz zur Kathedrale ist ein Markt In kleinen Buden werden allerlei Sachen verkauft.
Auch zur Kathedrale von Pula kurz was Geschichtliches: Baubeginn irgendwann zwischen dem 4ten und 5ten Jahrhundert, also schon mächtig alt! Zwischen den Jahrhunderten auch immer mal wieder abgebrannt aber immer wieder rekonstruiert und wieder aufgebaut. Der zugehörige aber rein physisch vom Hauptgebäude abgetrennte Kirchenturm (dem Campanile also, wie in Italien 😉 ist indes deutlich jüngeren Datums, er wurde erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts errichtet.
Vom persönlichen Eindruck her sollte man übrigens nicht zuviel erwarten, wenn man „Kathedrale“ liest! Kaum größer als die kleine Kirche des Franziskanerklosters und in keinem Fall mit „richtigen Kathedralen“ wie dem Kölner Dom vergleichbar!
Mir sowieso schleierhaft, warum sie den Bau nicht einfach als das benennen, was er ist. Nämlich eine normale Kirche. Andererseits weiß ich gar nicht sicher, was eine Kathedrale von der Bezeichnung her erst zu einer solchen macht. Die Größe kann es ja eigentlich nicht sein, denn sonst wäre dieses Gebäude hier ja wohl kaum eine Kathedrale.
Naja, muss ich vielleicht zuhause mal genauer nachlesen, für den Moment ist es sowieso egal.
Bilder in der Totale sind schwierig! Die Kathedrale von Pula mit ihrem vom Haupthaus getrennten Kirchturm, dem Campanile
Von innen ist die Kathedrale von Pula übrigens auch nicht anders gestrickt, als die Kirche des Franziskanerklosters. Der äußere eher schlichte Eindruck setzt sich also durchaus innen fort und wenn man vor der Wahl stehen würde, nur eine Kirche besichtigen zu dürfen, wir würden das Franziskanerkloster empfehlen! Noch etwas schlichter von innen, allenfalls ein leichter Anflug von maurischen Eindrücken durch die Bögen ist zum Kirchenschiff erwähnenswert. Ob es aber wirklich maurischer Baustil ist, oder uns dies nur so vorkommt, können wir nicht sicher sagen. Die allgemeinen Reiseführer schweigen sich hierzu sowieso aus (so detailreich kann ein Führer für Pula nunmal nicht sein, wenn „Kroatien“ vorne drauf steht) und eine Info- Tafel, die näheres erklären würde, findet sich leider auch nicht. Wir belassen es daher bei einem kurzen Rundgang durch die Kirche und spazieren dann wieder hinaus ins Freie und in die Sonne.
Im Innern der Kathedrale von Pula. Die Bögen wirken maurisch Ansonsten ist die Kirche von innen eher schlicht
Ohne große Umwege nehmen wir daher jetzt Kurs auf diese letzte große Sehenswürdigkeit.
Inzwischen zeigt die Uhr nämlich auch schon kurz vor 4 und wenn wir uns jetzt nicht etwas beeilen, wird ausgerechnet das Highlight unseres Besuchs geschlossen haben. Das muss ja nicht sein.
Ein kleines Stückchen müssen wir übrigens laufen, um zum Amphitheater von Pula zu kommen. Es liegt am oberen Rand des Zentrums von Pula was wohl dem Umstand geschuldet ist, dass es zum Zeitpunkt seines Baus aufgrund seiner Größe schon nicht mehr in Altstadt und Hafen gepasst hat.
Ist ja heuet auch nicht anders, das Rheinenergiestadion in Köln steht ja auch nicht mittig zwischen Dom und Hohe Straße.
Eine gute Gelegenheit für uns, auf dem Weg hier und da noch ein wenig durch die Läden zu bummeln. Trotz gebotener Eile. Natürlich konzentrieren wir uns hierbei auch wieder auf die Taschen, die wir noch immer nicht gekauft haben. So langsam wird es Zeit! Istrien haben wir ja mit Pula nun fast durch und auch, wenn der Urlaub noch ein wenig andauert, erreichen wir mit dem zweiten Teil unserer Kroatien- Rundreise (Kvarner Bucht und ein oder zwei Inseln wie Krk, Cres oder Rab, mal schauen…) ja eine komplett andere Region. Wer weiß, wie die Preise dort später sein werden.
Natürlich findet sich auch hier in Pula der ein oder andere Laden, der die gesuchten Taschen im Angebot hat. Leider allerdings nicht in der Auswahl, wie wir sie zum Beispiel in Rovinij gesehen haben. Auch sind die Preise hier nochmals ein klein wenig höher, als in Rovinj, sodass wir das Fragen nach dem Preis erst gar nicht anfangen. Die richtige Gelegenheit wird schon noch kommen.
Auf dem Weg zum Amphitheater müssen wir aber unbedingt noch etwas erwähnen, was uns aufgefallen ist. Leider passt es wieder mal in das Klischee, welches wir hier in Kroatien und Istrien nicht zum ersten Mal erleben.
Eine Seitengasse wird unfreiwillig Schauplatz eines Spektakels, welches gut ein Dutzend Leute als Schaulustige anzieht. Auch wir bleiben einen Moment stehen und beobachten, wie ein Abschlepper gerade einen dicken falsch abgestellten PKW (dieser steht mittig auf dem Bürgersteig) in die Luft hebt, dies unter den wachsamen Augen zweier Beamter. Sieht zwar nicht wie Polizei aus, könnte aber Ordnungsamt oder Verkehrsüberwachung sein.
Der Fahrer des schweren Audis A 8 wird es finanziell zweifelsohne verkraften und wer dreist mittig auf dem Bürgersteig parkt, ist natürlich selber schuld.
Was hierbei allerdings erwähnenswert ist, dass wir darüber berichten, ist das Auto hinter dem Audi.
Ein kleiner Skoda, ebenfalls widerrechtlich komplett auf dem Bürgersteig geparkt. Allerdings völlig unbehelligt!
So scheint es weder Anzeichen für ein baldiges Abschleppen zu geben, noch hat der Falschparker ein Knöllchen am Scheibenwischer kleben.
Die Crux dabei ist: Der dicke Audi trägt ein deutsches Kennzeichen aus Füssen, der kleine Skoda hingegen eine Nummer hier aus Pula.
Natürlich ist es nur eine Vermutung, dass hier mit zweierlei Maß gemessen wird. Wir sind ja auch nur zufällig hier und kennen die Hintergründe nicht, die die Beamten zum Abschleppen des deutschen Audis veranlasst haben, während der Pulaer Skoda unbehelligt bleibt. Dennoch sieht es komisch aus und nährt meinen inzwischen dauerhaften Eindruck, dass wir hier als Gäste und Touristen in Istrien gar nicht so sehr willkommen sind, wie man allgemein meinen dürfte.
Anja meint, ich solle das jetzt mal nicht überbewerten. Vielleicht ist der Audi einfach zuerst dran, weil er eben vorne steht. Oder der kleine Skoda gehört ausgerechnet den Ordnungshütern, die natürlich im Halteverbot stehen dürfen. Wäre ja eine Erklärung. Aber dennoch sieht es blöd aus und wird entsprechend von uns registriert. Nun, lassen wir diese Erfahrung mal so stehen, wie sie ist. Neutral. Wir wollen fair bleiben und uns nur auf die Dinge beschränken, die uns selbst wiederfahren sind.
Wie eben die unfreundliche Behandlung durch Taschenverkäufer oder auf den Campingplätzen, erst heute hat ja der CP Stoja mit seinem angedrohten Platzverweis den Vogel abgeschossen.
Der Audi, mittig auf dem Bürgersteig geparkt, wird abgeschleppt. Der Pulaer Skoda hingegen bleibt völlig unbehelligt. :-/
In unmittelbarer Nähe zum Amphitheater entdecken wir übrigens einen größeren Parkplatz, der auch einige Wohnmobile in der letzten Reihe aufgenommen hat. Wahrscheinlich ist es der im WOMO- Reiseführer angepriesene „Womo- Stellplatz Arena Pula“. Jedenfalls passen die Koordinaten annähernd (wir messen N 44.873568°, E 13.848173° Zufahrt von der „Ulica Starih Statua“ zur „Riva“) und auch die Anzahl der maximal erlaubten Wohnmobile (der Reiseführer spricht von weniger als 5) können wir bestätigen. Gerade mal 4 Fahrzeuge passen hier nebeneinander und ich wage mal mutig zu behaupten, dass wir hier heute Mittag auch keinen Platz mehr bekommen hätten, wenn wir für unseren Besuch von Pula anstelle zum Campingplatz auf dem Parkplatz hätten fahren wollen.
Also liebe Wohnmobilfahrer, richtet euch darauf ein! Die vorhandenen Kapazitäten sind mau und eventuell muss man wirklich auf den Campingplatz ausweichen, wenn der Stellplatz hier voll ist.
Natürlich machen wir der Vollständigkeit halber auch noch ein paar Bilder:
Direkt neben dem Amphitheater (rechts im Bild) findet sich… …ein großer Parkplatz mit immerhin 4 Wohnmobilstellplätzen
Nun aber geht es rein ins Amphitheater, dem „Kolosseum von Pula“.
Klar kostet es Eintritt, aber mit 80 Kuna, also umgerechnet etwas über 5 Euro pro Person, kann man durchaus leben. Zumal nicht nur die Besichtigung der Arena darin enthalten ist, sondern auch der Besuch eines kleinen Museums in den Katakomben der Arena. Das ist schon ordentlich und ich bin schon gespannt, was sich unter der Erde so alles finden lässt.
Vorbildlich! Auch ohne Stadtführer finden wir alles Wissenswerte zum Amphitheater hier an dieser Info- Tafel.
Doch zunächst die Arena und zu den Fakten:
Gebaut im ersten Jahrhundert nach Christus, angeblich als Liebesbeweis von Kaiser Vespasian an eine Geliebte, die aus Pula stammt. Nette Geste!
„Ach Schatz, ich wünsche mir so gerne eine Arena in Pula!“
„Kein Problem, ich schicke sofort ein paar tausend Sklaven hin und lasse das Teil bauen!“
Pfffft! Hammer, oder?
Von der Größe her ist die Arena in Pula gemessen an ihren Konkurrenten übrigens eher übersichtlich. 133×105 Meter, damit steht sie in der Reihenfolge an sechster Stelle. Und dies, obwohl die Arena etwa aus dem gleichen Bauzeitraum stammt, wie das „echte“ Kolosseum in Rom.
Tja, entweder waren die Sklaven schon anderweitig beschäftigt, oder die Liebe war eben doch nicht so groß! 😉
Platz war hier damals für ca. 23-25.000 Zuschauer. Als Besonderheit gelten die 4 Türme, an denen wahrscheinlich eine Art Überspannung wie ein Schattendach (oder wie eine Markise wie bei unserem Wohnmobil 😉 errichtet werden konnte.
Auch heute wird das Amphitheater noch für Aufführungen, Kunst und Kultur genutzt, aktuell kann es jedoch nur noch um die 5.000 Plätze zur Verfügung stellen.
Ja und dann gibt es noch eine Besonderheit, die wir erwähnen möchten, weil wir sie mit etwas Skepsis sehen.
Der Reiseführer des ADAC schweigt sich hierzu nämlich aus und auch für uns ist es schwer vorstellbar, aber angeblich konnte die gesamte Arena in früheren Zeiten geflutet werden!
Wenn das stimmt, wäre dies doch eine enorme technische Leistung, oder?
Krass! Und total faszinierend, oder?!
Denkbar ist es natürlich schon, die Römer waren ja auch sonst technisch sehr weit mit ihren Aquädukten und Fußbodenheizungen. Warum dann nicht auch eine ganze Arena fluten?
Ein antikes „Sea World“ sozusagen, wahrscheinlich dann eben mit Haien oder Krokodilen anstatt Löwen, um auch den Gladiatoren mal ein wenig Abwechslung im Kampfe Mensch gegen Tier bieten zu können.
😉
Die Arena von Pula ist riesig! So riesig, dass wir für ein Frontalbild 2 Bilder als Panorama übereinander legen müssen…
Zeit für unsere nun folgende Besichtigung haben wir übrigens genug, die Arena hat aktuell von 8 bis 21 Uhr geöffnet. Das ist schon ordentlich, unsere Sorge eventuell vor verschlossenen Türen zu stehen war somit unbegründet.
Gleich nach Entrichten des Eintrittsgeldes dürfen wir direkt in die Arena vorpreschen. Ganz so, wie früher die einziehenden Gladiatoren. „Ave Cäsar, die Todgeweihten grüßen dich!“ möchte man beinahe durch Raum und Zeit zurufen, andererseits muss man ja fast schon froh sein, dass wir diese Arena auf diesem Wege in unserer Zeit und nicht zum Beispiel 1900 Jahre früher betreten dürfen. Ein Erfahrungsbericht von unserem Besuch würde es nämlich dann wohl kaum geben…
Natürlich muss man sich schon mit viel Phantasie vorstellen, wie hier früher die Volksbelustigungen stattgefunden haben. Der Zahn der Zeit hat doch deutlich an vielerlei Stellen genagt, auch hier ist natürlich buchstäblich viel Gras drüber gewachsen. Und so berichten eigentlich nur noch die elementaren Bauten aus Stein stumm aus einer Zeit, als hier um Leben und Tod gekämpft wurde. Eigentlich schon ein bisschen barbarisch, heute auf diesen Spuren als einfacher Tourist zu wandeln und sich über wachsendes Gras zu monieren…
Der erste Eindruck der Arena von innen. Ordentliche Spuren der Zeit sind überall an Stein und Gemäuer deutlich zu sehen
Wir umrunden das Areal einmal komplett an der Außenmauer entlang und lassen dann, wie in einer Spirale, unsere Kreise immer kleiner werden. So bekommt man einen recht guten Überblick über die Arena. Zunächst von den hinteren oberen Rängen, dann von den vorderen Plätzen und schließlich aus der Arena selber.
Wie in allen bislang besuchten Arenen und Amphitheatern sind natürlich auch hier noch die Reste der früheren Räume zu finden, die im Hintergrund dem Betrieb der Arena dienten.
Zwar entdecken wir natürlich keine „Würstchenbude“ mehr, aber man erkennt natürlich schön die 4 deutlich verstärkten Wandbereiche und Türme, wo wohl früher die Tücher über die Arena aufgespannt wurden.
Auch die hinteren und unteren Räume zur Kampfarena, wo sich die Protagonisten vor, während und nach einer Show aufgehalten haben, sind zu erkennen.
Einzig die Frage, wo in der damaligen „Halbzeitpause“ 25.000 römische Theatergäste aufs Klo gegangen sind, wird auch in dieser Arena wieder einmal nicht beantwortet! Schade, dass man gerade auf solche rein urmenschliche Bedürfnisse keine Antwort findet, denn auch ich müsste inzwischen echt mal aufs Klo!
Für uns als Gäste des Amphitheaters gibt es natürlich vorne am Eingangsbereich Toiletten, die mein aktuelles Problemchen schnell lösen.
1 n. Chr. wird es diese Waschräume aber wohl kaum schon gegeben haben. Und wenn doch, sind sie verdammt gut erhalten! 😉
So oder so, wir lassen unsere Leserinnen und Leser nun mit ein paar Bildern und Eindrücken mal alleine, um selber einmal in die antike Welt des römischen Amphitheaters in Pula einzutauchen. Wir machen derweil eine kurze Pinkelpause 😉
Wir starten unseren Rundgang einmal an der Mauer entlang Wirklich unglaublich, das sind 3 Reihen Bögen aufeinander
Schön anzusehen: Der Campanile von Pula durch die Bögen Hier ist buchstäblich schon Gras drüber gewachsen 😉
Um die 2000 Jahre alt und hält noch immer! MEGA- Leistung für die römischen Bauherren, kann man nur anerkennen.
So, erstmal Platz nehmen! Tribüne C, Reihe XIX, Platz 123. Ja, von hier aus hätte man einen tollen Blick auf die Spiele
Auch sehr gut zu erkennen: Die alten Räumlichkeiten rund um den Arena- Kampfplatz mit ihren Grundmauern.
Mit Reiseberichten ist es ja meistens so, dass sie mal grundsätzlich subjektiv geschrieben sind.
So auch unsere Eindrücke von diesem Amphitheater hier.
Wir beschreiben den Leserinnen und Lesern, was wir empfinden und untermalen dies dann mit ein paar Bildern.
Den tatsächlichen Eindruck aber kann man von zuhause am heimischen Bildschirm allerdings nicht ganz bekommen, dafür fehlt einfach der komplette Sinneseindruck.
Die Temperatur zum Beispiel! Stellt euch beim Lesen dieser Zeilen vor, dass es unglaublich warm ist!
Ein viel wichtigeres Beispiel hierfür ist aber auch das Fehlen der Geräusche!
Schaut man nur auf das, was man sieht, kann man beinahe das Jubeln tausender Menschen von den Rängen hören (ähnlich wie ein einem Fußballstadion heute), nur übertönt durch das klirrende Schlagen der Schwerter und Krachen der Schilde.
Auch wir „hören“ ein solches Krachen und Klappern von Metall, allerdings mitnichten von antikem Waffengebrüll!
Bevor wir aber auflösen, was uns ein wenig die Phantasie verdirbt, hier erst einmal für euch ein kleiner Rundumblick für alle wichtigen Sinne, also Augen und Ohren.
Versucht doch mal heraus zu hören, was hier so einen unglaublichen Lärm verursacht, der offensichtlich nicht vom Kampfgemetzel vergangener Jahrhunderte stammen kann:
Waffengeklirre in der Arena von Pula? Nicht ganz!
Aber könnt ihr erahnen, was hier so einen RIESEN- Radau macht? Schaut selbst:
Und? Herausgefunden, was da so klirrt und dröhnt?
Auch wir müssen zur Lösung des Rätsels erstmal an den äußeren zur Straßenseite zeigenden Mauerring laufen und über die Absperrung schauen.
Dort entdecken wir dann den Ursprung des Gebrülls: Motoren!
Dutzende, Hunderte!
Motorräder, Roller, Scooter, Chopper, Asia- Rennmaschinen, schwere Enduros und mehr.
Ein kompletter Korso aus motorisierten Zweirädern donnert über die Flaviesca Ulica und sorgt so dafür, dass jeglicher Keim an Phantasie zum Erwecken von Eindrücken vergangener Jahrhunderte schon im Vorfeld erstickt wird.
Den normalen Straßenverkehr mag man vielleicht noch ausblenden können, aber das hier?
Ein langer Motorradkorso zieht durch die Straßen von Pula. Passanten bleiben stehen und staunen. Was soll man sonst tun?
Was ist wohl der Grund für diesen Aufmarsch?
Vielleicht Demonstration gegen irgendwas? Möglicherweise eine geplante City- Maut oder Parkgebühren für Zweiräder? Vielleicht gab es aber auch irgendwo Gratis- Sprit, wer weiß das schon?!
Nur ärgerlich, dass einige der Moppedfahrer buchstäblich was am Helm haben und teilweise den Hahn rollend im Leerlauf so unglaublich bis an den Begrenzer aufdrehen, dass der Motor mit einem ohrenbetäubenden Gebrüll die Szenerie beherrscht.
Viel lauter, als alles Hupen und übriges Motorengeräusch zusammen und eigentlich jenseits von dem, was eine Berufsgenossenschaft ohne Gehörschutz erlauben würde!
Dabei wechseln sich die japanischen Rennmaschinen mit ihrem eher schrillen Dauergebrüll und die Chopper mit ihrem schweren lauten Knattern und Zündknallern regelrecht ab. Betrachtet man nun das Video von oben noch einmal, wird natürlich auch die Herkunft der Geräuschkulisse klar.
Das Knallen von Metall sind keine eindrucksvoll aufeinander krachenden Schwerter, sondern Zündaussetzer von eben jenen schweren Maschinen. Das anschließende Dauergebrüll stammt dann einer japanischen Rennmaschine.
Einerseits neugierig- fasziniert, andererseits vom ganzen Lärm gestört stehen wir da und schauen.
Wie viele andere Passanten und Touristen auf der Straße auch.
Gemeinsam betrachten wir den scheinbar unendlichen Bandwurm an Zweirädern, der sich durch die Straße zieht und stehen wie angewachsen fest, bis das Schauspiel hoffentlich irgendwann von alleine endet.
Nur einer unternimmt etwas dagegen!
Beinahe wie ein einsamer Verfechter aus einer anderen Zeit versucht an der Kreuzung ein als alter Römer verkleideter Unterhalter (die verdienen sich hier als Fotomotiv ein paar Euros) die Motorräder mit seinem Speer zu attackieren!
Nicht in echt versteht sich. Aber er steht hierbei doch strategisch so günstig, dass die Motorradfahrer rechts wie links einen etwas weiteren Bogen um ihn herum fahren müssen. Das „Feedback“ für seine Aktionen bleibt nicht lange aus, er bekommt Stinkefinger wie drohende Fäuste von den Zweiradfahrern entgegen gehalten.
Hammer!
Nur ein Römer stellt sich der übermächtigen Armee in den Weg! Spartacus! Mit seinem Speer vertreibt er die Angreifer 😉
Gerne würden wir diesem ungleichen Kampf „Einzelner Römer gegen berittene Motorradarmee“ noch weiter beiwohnen, aber die Geräuschkulisse tut langsam echt weh in den Ohren!
Und da wir oberirdisch vom Amphitheater von Pula soweit alles gesehen haben, steigen wir nun zu gerne hinab in den kühlen aber vor allem deutlich lärmgedämpften Untergrund, genauer in die Katakomben von Pula unter dem Amphitheater!
Mit jedem Schritt im langen steinernen Gang verschwindet der Straßenlärm, bis er schließlich ganz abebbt. Kurz darauf finden wir uns in einer überdimensionalen ausgebauten Höhle wieder, in der es zahlreiche Artefakte der Vergangenheit zu entdecken gibt.
Wow, da haben sie sich hier aber richtig Mühe gegeben und die Geschichte mit Lichtspiel und Dekoration eindrucksvoll in Szene gesetzt!
Viel zu laut an der Straße! Wir flüchten in den Untergrund Mit jedem Schritt weiter tauchen wir ab in eine antike Welt…
Wir zwingen uns, zunächst die Infotafel genau zu studieren, bevor wir die Ausstellungsstücke betrachten.
Und dies ist auch gut so, denn so lernen wir, dass dieser Bereich unter der Kampfarena nicht als „Katakombe“, sondern als „Galerie“ bezeichnet wird. Sie durchzieht die Arena einmal der Länge nach und wurde komplett in Stein gemeißelt! Was für eine Leistung für damalige Verhältnisse!
Hier unten hielten sich dann alle auf, die mit der Show beschäftigt waren. Seien dies nun die Gladiatoren, oder auch die wilden Tiere. Hoffentlich getrennt natürlich 😉
Dann natürlich Gerätschaften, Dekorationen und Bühnengerät und natürlich Requisiten für eventuelle weniger blutige Aufführungen.
Am anderen Ende des Ganges wurde ebenfalls effizient gearbeitet, hier wurden die Kadaver der erlegten Tiere, die toten Streiter für Rom und die übrigen nicht mehr brauchbaren Ausrüstungen abgelegt und zwischengelagert.
Als vorbildlich loben möchten wir in diesem Zusammenhang übrigens die aufgehängten Informationsposter. Nicht nur als Text (in mehreren Sprachen versteht sich), sondern auch im Bild wird eindrucksvoll vom Bau und Zweck der unterirdischen Gänge der Arena von Pula beschrieben. Wirklich gut gemacht und leicht verständlich.
Wirklich vorbildlich sind die ausgehängten Informationen zur Geschichte der Arena von Pula. Natürlich in mehreren Sprachen!
Stimmungsvoll ins rechte Licht gerückt: Wir bestaunen alte Ausrüstungsgegenstände und allerlei Gerät zum Betrieb einer Arena
Die kleine unterirdische Ausstellung erläutert aber nicht nur unmittelbare Zusammenhänge zum Betrieb der Arena, sondern erzählt auch noch andere Geschichten der Antike.
Zum Beispiel über etwas, was jeder von uns im Süden, dem Land des Dolce Vita, sicherlich zu genießen versteht. Besonders am Abend, wenn man von einer Veranda aus über eine sonnige Hügellandschaft blickt und ein lieber Mensch einen leckeren Teller mit Brot, etwas Tomate, Gewürzen und Oliven mit Olivenöl zum tunken bringt.
Genau: Das Olivenöl!
Kein Mozzarella- Teller schmeckt ohne, ein guter Salat entfaltet erst mit leckerem Olivenöl sein Aroma.
Und so widmet sich ein kleiner Teil dieser Ausstellung diesem kostbaren Gut, was ein Abendessen im Toskana- Stil überhaupt erst schmackhaft macht.
Besonders hier in Istrien entstand zu Zeiten der römischen Herrschaft reger Anbau und Handel mit Olivenöl und natürlich auch Wein, dem zweiten hier in der hügeligen Hinterland- Landschaft des Meeres wohl blühendem Gewächs.
Eine Karte mit eingezeichneten Anbaugebieten und Verarbeitungsbetrieben erläutert recht eindrucksvoll, wie stark schon damals der professionelle Anbau vorangetrieben wurde. Zu einer zeit, als man in Deutschland offenbar noch das aß, was vom Baum von allein herabfiel. 😉
Schon beeindruckend!
Und um dieser besonders blütereichen Epoche der Geschichte Gestalt zu verleihen, finden sich hier zahlreiche Amphoren, Mühlensteine, Transportkarren und zahlreiches anderes Landwirtschaftsgerät zum Anschauen.
Istrien! Effizientes Anbaugebiet von Olivenöl und Wein… …und Handelsplatz! Das ist eine altrömische Straßenkarte!
Auf den antiken Straßen fuhren antike Fuhrwerke wie dieses Ehrenwort! Die haben WIR nicht kaputt gemacht! 😉
Kein Aschenbecher, sondern eine Mühlschale zum pressen Noch mehr antikes Geschirr vom römischen Polterabend 😉
Schade, dass die Ausstellung doch recht überschaubar ist. Kaum eine Viertelstunde spazieren wir durch den langen Gang mit seinen Ausstellungsstücken, dann sind wir auch schon durch.
Hätte ruhig etwas größer sein können! Andererseits gerät man dann auch nicht in Gefahr, dass man vom Masse statt Klasse erschlagen wird und es irgendwann langweilig wirkt.
Da draußen noch immer (also schon seit über 20 Minuten!) der Motorradkorso durch die Straßen brüllt (fahren die, die vorne raus fahren, hinten wieder rein???), schauen wir noch kurz im Souvenirshop der Arena von Pula vorbei.
So ein kleines Andenken wollen wir nämlich schon gerne von hier mitnehmen, Pula ist ja schon irgendwo ein euopäisches Highlight.
Zwar nicht so wie Rom, Berlin oder London, aber doch immerhin in einer Reihe wie Florenz, Kopenhagen oder Pisa.
Attraktionen gibt es jedenfalls genug und das Wahrzeichen von Pula, die Arena im Mini- Format, wird sich daheim in unserer Reise- und Trophäenvitrine ganz ordentlich neben Eiffelturm, Vatikan, Kolosseum und Brandenburger Tor machen. 😉
Das Angebot ist hier ist recht ordentlich. Vom Stadtführer über Pula, Reiseführer zu Istrien und Kroatien, Kochbücher, Leseliteratur weiter über Gemälde, Steine und Metallwaren bis hin zu Büsten, Figürchen oder kleine Mini- Amphoren als nette Deko für Tisch und Vitrine.
Hübsch hergerichtet und preislich gar nicht mal so teuer.
Mit etwas mehr Geld in der Tasche würden wir wohl auch etwas mehr einkaufen, so aber entscheiden wir uns für eine kleine Arena und sind gegen kurz nach 5 wieder draußen aus dem Amphitheater.
War schön hier, hat uns gefallen!
Nach der Besichtigung folgt der obligatorische Souvenirverkauf Istrien! Ob nun als Reiseführer oder als Kochbuch…
Wer mag, kann aber auch römische Figurarmeen basteln Oh, das sieht interessant aus! Ob das echte Einzelstücke sind?
Fast hätten wir bei diesen niedlichen Amphoren zugeschlagen, am Ende aber wird es doch das Standardsouvenir, die Arena.
Wieder draußen auf den Straßen von Pula, der Motorradkorso hat sich zwischenzeitlich endlich aufgelöst, planen wir unsere weitere Route.
Gesehen haben wir ja nun eigentlich fast alles, was uns wichtig erschien. Kaputt genug sind wir auch (da werden wir heute Nacht bestimmt gut schlafen…), sodass einer Rückfahrt zum Campingplatz eigentlich nichts mehr im Wege steht.
Ein letztes Mal wollen wir aber durch die Gassen von Pula spazieren, um vielleicht doch noch einen Laden mit den Taschen für Anja zu finden.
Ohne mit starrem Kurs die Sehenswürdigkeiten abzuklappern entdecken wir vielleicht in einer Seitengasse ein nettes Schnäppchen. Wäre doch ein runder Abschluss.
Und so streifen wir ein letztes Mal durch die Gassen von Pula wohlwissend, dass wir heute Abend wohl nicht zu einem weiteren Stadtrundgang in stilistischer Dunkelheit aufbrechen werden.
Zum einen wird es mit noch ausstehendem Abendessen, Duschen gehen und so wohl einfach zu spät und zum anderen ist Pula zwar nett anzusehen, aber irgendwie fehlt das Flair eines kleinen überschaubaren Hafenstädtchens mit Marktplatz, bunten Buden, dümpelnden Booten und stimmungsvollem Ambiente in den Gassen.
Dafür ist die „Metropole“ Pula eindeutig zu groß und auch viel zu laut, als das diese südeuropäische Dörfchen- Idylle aufkommen könnte.
Trotz seiner vielen Sehenswürdigkeiten und zahlreichen Attraktionen gefällt uns Pula also durchweg weniger gut, als die anderen Städtchen.
Und es ist nicht so, als können wir erneut in der Folge der Superlativen der letzten Tage wieder einmal berichten, dass Pula doch die schönste Stadt an der Adria sei!
Denn das ist sie nicht.
Rovinij führt ehrlich gesagt unsere persönliche Hitliste nach wie vor an und ein ganz klein wenig bereuen wir, dass wir ausgerechnet die malerischen Altstadtgassen von Rovinj nicht am Abend durchstreift haben.
Pula kommt da einfach nicht wirklich dran! Daran ändert auch eine große runde Bronzeplatte nichts, auf der Pula plastisch eindrucksvoll und sehr detailreich in 3D dargestellt wird.
Hübsch gemacht ist die Arbeit, keine Frage! Und wäre die Platte nicht so schwer und vor allem so unglaublich schlecht zusammenfaltbar, man könnte sie glatt als Stadtplan gebrauchen und mitnehmen. 😉
Schaut mal! Ein 3D- Stadtplan zum Mitnehmen! Faltet sich nur so unglaublich schlecht! 😉
Besonders schön ist natürlich der Bereich rund um das Kolosseum ausgearbeitet. Man erkennt prima die 4 Türme und die zahlreichen Bögen, die die Arena ausmachen. Etwas größer und die Arena könnte prima als Schauplatz für die Playmobil- Römeredition dienen.
Schade ist nur, dass die Platte nicht ein kleines bisschen besser behandelt wird.
Besonders der „Meteoritenregen“ oder schwerer Artilleriebeschuss in Form zahlloser kleiner Steinchen, Blätter, Papier und weitere Dinge machen die Miniaturwunderwelt irgendwie kaputt.
Das Wappen von Pula darf natürlich nicht fehlen. plastische Darstellung der Umgebung von Pula mit Bucht
Ganz besonders gut hebt sich natürlich die Arena ab. Ob in groß oder klein: Auch hier wächst „Gras drüber“ 😉
Die Festung war offenbar schwerer Artillerie ausgesetzt 😉 In den Altstadtgassen sieht es aber auch nicht besser aus…
Von der Bronzeplatte aus geht es aber nun endgültig in Richtung Fahrradabstellplatz. Genug für heute!
Einzig einige Läden in den Altstadtgassen durchstöbern wir noch in der Hoffnung, vielleicht doch noch unsere Taschen zu bekommen. Ein paar Läden finden wir sogar noch, aber wie zuvor an diesem und den vorhergehenden Tagen ist das Passende einfach nicht dabei. Mal gibt die gewünschte Auswahl nicht, mal sind die Taschen zu teuer oder die nachgemachten Taschen sind nochmal nachgemacht und dermaßen schlecht verarbeitet, dass die Nähte schon beim Anfassen der Stoffe auseinander fallen.
Nee, das ist nix! Hier in Pula werden wir nicht fündig werden.
Hier nochmal ein wenig Auswahl: Angebote an Taschen und Souvenirs allgemein gibt es wirklich genug!
Aber wo wir auch schauen: Die gesuchten Taschen sind nicht dabei, zu teuer oder von minderster Qualität. Schade.
Ach ja! Für die Fans der geheimnisvollen Gralssuche hätten wir noch einen netten Schauplatz im Angebot! Franziskanerkloster Kathedrale von Pula waren ja eher weniger geeignet für ein mögliches Gralsversteck, dafür entdecken wir zum wirklich allerletzten Abschluss von Pula eine kleine Kirche in einer Art Garten, die problemlos als kleine Gralskapelle durchgehen könnte!
Es handelt sich um den einzig erhaltenen Rest eines Seitenflügels einer alten Basilika, genauer der Basilika Marije Formoze (eine deutsche Übersetzung müssen wir leider schuldig bleiben, das kleine Infoschild ist nur in kroatischer Sprache verfügbar).
Diese Kapelle muss deutlich älter sein, als die übrigen besichtigten kirchlichen Häuser und Bauten des heutigen Tages.
Keinesfalls jünger, als geschätzt um das Jahr 500-1000 n. Chr.
Zu klein und unhandlich, ja beinahe tollpatschig wirken die scheinbar wahllos und planlos aufeinander gestapelten Steine der Außenmauern.
Und dennoch ist es vielleicht gerade diese ehrliche Einfachheit in Kombination mit ihrem unscheinbaren Erscheinungsbild, was ein mögliches Gralsversteck vermuten lassen könnte.
Für einen neuen Abenteuerroman wäre diese Kapelle in jedem Fall ein dankbarer Handlungsschauplatz!
Schade, dass man sie nicht von innen besichtigen kann. Andererseits würden die Mauern wahrscheinlich sofort einstürzen, sobald man sich unbeabsichtigt an ihr anlehnen würde. 😉
Und dann blieben von der Anlage auch wieder nur ein paar Mauerreste übrig wie im archäologischen Garten am istrischen Museum. Das wäre ja schade…
Sehr unscheinbar, die Basilika Marije Formoze Jedenfalls was davon übrig ist. Nämlich nur ein Seitenflügel
Die Steinmauern wirken ein wenig wie lose zusammen gewürfelt. Muss römisch sein! Alte Säulenreste liegen im Vorgarten…
Gegen 20 vor 6 erreichen wir wieder den Brunnen mit unseren dort abgestellten Fahrrädern.
Von hier nehmen wir direkten Kurs auf den Campingplatz.
Nun allerdings über den Weg, den wir vorhin auch mit dem Wohnmobil gefahren sind. Der Weg an der Wasserlinie entlang hat ja nicht funktioniert und führte trotzdem rauf und runter, darüber hinaus war die Straße von der Hauptstraße in Richtung der Hafenanlagen echt gruselig!
Besonders die Mauern an den Erdwällen! In jedem Bogen waren Metalltüren eingearbeitet, die allermeisten davon aufgebrochen und als provisorische Behausung eingerichtet. Tüten, Müll und jede Menge Unrat zeugten davon, dass hier wohl Menschen ohne festes Dach auf dem Kopf die Nacht verbringen.
Nicht, dass von diesen grundsätzlich eine Gefahr ausgehen würde, dennoch sorgt es für ein sehr unbehagliches Gefühl, weil dort eben auch absolut kein übriger Publikumsverkehr stattgefunden hat.
Schön wo entlang radeln geht also definitiv anders!
Darüber hinaus möchten wir noch ein paar Dinge einkaufen und möchten hierzu einen normalen Supermarkt ansteuern, den wir vorhin ebenfalls bei der Fahrt zum Campingplatz an der Hauptstraße entdeckt haben. Außerhalb des touristischen Altstadtgürtels in einem ganz normalen Wohngebiet.
Das sagt uns natürlich sehr zu.
Kurz vor 6: Wir sind wieder am Brunnen an den Rädern. So, jetzt aber ab zum Campingplatz. Über die Haupstraße
Kaum am Supermarkt angekommen, finden auch schnell ein paar Sachen den Weg in unseren Einkaufskorb. Allen voran natürlich der Sieger- Brotaufstrich des Frühstücks, die Pasteten von Pik!
Dazu noch Käse, Wurst und Getränke, übrigens alle mit deutschem (!) Etikett! Das ist schon ein bisschen verwunderlich, oder?
Naja, uns freut es jedenfalls. Auch etwas Fleisch für ein leckeres kleines Grill- Barbecue kaufen wir, kleine Minutensteaks und Cevapcici. Damit lässt sich gleich lecker was zum Abendessen zaubern.
Ein kleiner Stopp im Supermarkt zum Einkaufen. Klar, dass wir den „Sieger- Brotaufstrich“ von Pik besorgen
Dazu frisches Brot fürs Abendessen. Lecker. Und besonders: Gouda und Edamer. Mit deutschem Etikett!
Mit schwerem Plastikbeutel behangen radeln wir dann die Ulicatalinca Jeretova entlang, die in der Ulica Stoja mündet (letztere endet übrigens direkt vor den Toren des Campingplatzes).
Mit dem Rauf- und Runterfahren ist tatsächlich doch etwas schwerer, als von uns zunächst gedacht. Scheinbar ist der Weg am Militärgelände und am Hafen entlang dann doch etwas weniger hügelig, als die Hauptverbindungsstraße.
Zum Glück müssen wir diese nur noch dieses eine Mal entlang radeln, denn beide haben wir beschlossen, dass die Abendbesichtigung von Pula wirklich ausfällt und wir es uns lieber vor dem Wohnmobil mit einem schönen Abendessen gemütlich machen wollen.
Danach schön duschen und vielleicht etwas früher ins Bett, damit wir morgen gleich weiter können.
Einen weiteren Tag in Pula? Brauchen wir nicht!
Pula ist aufgrund seiner zahlreichen Sehenswürdigkeiten sicherlich ein lohnendes Ziel einer Istrien- Rundreise, auch mit dem Wohnmobil.
Aber in der Hitliste der Städte und Dörfchen hier reiht es sich dann doch eher unterhalb ein.
Hat man das Pflichtprogramm mit Besichtigung von Arena und einigen anderen Sehenswürdigkeiten abgehakt, kann es nach unserer Meinung wirklich weiter gehen.
Abschließend möchten wir zum Besuch von Pula übrigens noch erwähnen, dass wir als „Städteführer“ lediglich den ADAC Regionalführer Istrien / Kvarner Bucht zur Verfügung hatten. Fast alle Ziele des Tages sind in diesem Faltblatt beschrieben und in einem kleinen Stadtplan eingezeichnet. Die übrigen Reiseführer gehen nur kurz auf Pula ein und erwähnen dann auch nur hauptsächlich das Amphitheater. Klar, dass dies der Touristenmagnet und damit auch das Wahrzeichen der Stadt ist. Aber dies ist eben nicht alles!
Natürlich haben wir in den zahlreichen Läden auch immer wieder Angebote für richtige Städteführer gesehen. Das ist aber sicherlich eher was für diejenigen, die nicht nur ein paar Stunden oder einen Tag, sondern mehrere Tage hier in der Stadt verbringen wollen. Für den einfachen Stadtbummel innerhalb eines Tages aber reicht wirklich der ADAC Regionalführer und vielleicht einer der kostenlosen Stadtpläne. Auch hier sind natürlich alle Sehenswürdigkeiten eingezeichnet, auch wenn eine passende Beschreibung hierzu fehlt. Macht aber nichts, mit wenigen Ausnahmen befinden sich an allen Sehenswürdigkeiten auch Info- Tafeln, die über das jeweilige Objekt berichten.
Die Wege sind echt steil hier! Nicht nur für Rollstuhlfahrer 😉 So, da ist sie wieder! Die Bucht am Campingplatz Stoja
Kurz darauf erreichen wir auch wieder die Einfahrt des CP… …und unseren Standplatz mit der Nummer 195.
Gegen halb 7 erreichen wir wieder den Campingplatz und stehen kurz darauf wieder auf unserer Parzelle 195.
Vom Belgier und seiner Frau ist übrigens nichts zu sehen, deren Wohnmobil steht einsam und verrammelt auf unserer alten Parzelle.
Stören tut es mich übrigens nicht mehr. Gar nicht mehr!
Alle angestaute Energie über das mittägliche Ärgernis habe ich in Pula gelassen und bin nun nur noch froh, dass wir morgen weiter fahren werden.
Auch Anja denkt so, gemeinsam bereiten wir gleich den Abendbrottisch und den Grill vor.
Kurz darauf genießen wir leckere Cevapcici mit Salat, dazu gibt es etwas ledrig gewordene Minutensteaks, die etwa so schmecken, wie sich unsere Fußsohlen anfühlen. 😉
Den Abschluss des Tages bildet übrigens ein Besuch des Servicehauses oberhalb unserer Parzelle hinter einem etwas dichter bewachsenen kleinen Waldstücks. Unsere letzte Hoffnung übrigens! Wir hätten zwar auch ein Servicehaus in der Nähe des Wassers, aber dies haben wir vorhin kurz besucht und es ist mit nur einem Wort zu beschreiben: Unannehmbar!
Altbau, Löcher im Boden anstelle von Toiletten. Dreckig, schimmelig. OK, das war dann jetzt doch mehr als ein Wort, aber so manch einer fragt sich vielleicht, was wir unter unannehmbar verstehen.
Zwar ist das Servicehaus oberhalb des Waldes auch deutlich herunter gekommen, aber immerhin ist es etwas moderner und hat immerhin „echte“ Kloschüsseln. Das ist doch auch schon was!
Zum Duschen muss man sich trotzdem überwinden! Trotz Gummischuhe und dem Versuch, möglichst nichts anzufassen.
Unfassbar, wie unhygienisch hier alles ist, selten haben wir so verschmutze Servicebereiche gesehen!
Gelbe Pfützen unter den Toiletten, Schimmel in den Fugen, Schimmel an der Decke, an der Wand. Dazu aktuelle wie inzwischen historische Schmierereien von vor vielen Jahren an Klotüren und Wänden. Dies lässt nur einen Schluss zu: Hier ist seit Jahren nichts mehr gemacht worden!
Schade.
Letzte Rettung: Das Servicehaus hinter dem Wald… …hat was von einer Turnhalle. Dennoch ist es das bessere!
Die Duschen gehen gerade noch, kosten nur etwas Überwindung. Schlimmer sind die Toiletten, unten ist alles feucht und gelb!
Nach unserem Badbesuch soll er endlich zu Ende gehen. Dieser unglaublich lange Urlaubstag!
War ja auch ordentlich was los heute! Erst der Stress beim Auschecken auf dem Campingplatz Bi Village, dann der Reifenwechsel beim Auto der kleinen Familie. Dann Einchecken hier und wieder Stress mit angedrohtem Platzverweis. Das war schon was!
Dann die Latscherei durch Pula, was echt viel Energie gekostet hat.
Verständlich, dass wir nun unser müdes Haupt ins Kissen fallen lassen und am liebsten nur noch schlafen möchten.
Blöd nur, dass das gar nicht so einfach ist.
In den letzten Stunden hat es zum einen nämlich deutlich an Schwüle zugenommen und es geht fast kein Lufthauch. Viel schlimmer ist aber die unüberhörbare Geräuschkulisse, die von einer hier auf dem Campingplatz angesiedelten Bar stammen muss.
Es ist bereits 23 Uhr durch und trotzdem bummert von dort Heavy- Metall- Musik zu uns rüber, dass an Schlaf kaum zu denken ist.
Nehmen denn die Unannehmlichkeiten auf diesem Campingplatz überhaupt kein Ende mehr?
Abend auf dem Campingplatz Stoja. Dunkel zwar, dafür aber laut! 🙁
Merkhinweis des Tages (für uns selbst!) :
UNBEDINGT vor der nächsten Reise einen vernünftigen Schraubenschlüssel für den Wagenheber mitnehmen! Mit der kleinen Kombizange dreht man sich beim Reifenwechsel echt einen ab, das geht gar nicht!!!
Die Unfreundlichkeit der Händler in Rovinj habe ich leider auch schon erfahren müssen. Da ist man mit drei kleinen Kindern unterwegs und muss sich bepöbeln lassen, weil man nichts kaufen möchte. Das hat den Mädchen Angst gemacht und mir meine Urlaubslaune verhagelt. Man geht spazieren, genießt die Abendsonne, das Meer, die Altstadt, die Lichter, und dann sowas! Überhaupt waren wir immer recht spät im Jahr dort, vielleicht hat man dann schon sein Geschäft gemacht und hat es nicht mehr nötig, freundlich zu sein. Ja, und der Nepp lauert überall. In den Restaurants, Eiscafés, auf Parkplätzen. Ich bin seit 2007 im Sommer in Kroatien gewesen, aber seit der Euro eingeführt wurde, ist es sehr teuer geworden. Und trotzdem nicht freundlicher.
Anfangs war ich sehr begeistert von der Sauberkeit des Meeres und den römischen Kulturresten, die man überall besichtigen kann. Aber bis auf wenige Ausnahmen habe ich mich oft über die Unhöflichkeit auf Campingplätzen geärgert, maximal wird man eben noch wortlos bedient. Ich würde jetzt gerne wirklich mal in ein anderes sonniges Land mit dem Wowa fahren, die richtige Idee, ohne noch weiter fahren zu müssen, ist mir noch nicht gekommen. Wir fahren jetzt 1450 km.