Den heutigen Weckdienst übernehmen übrigens in fast schon väterlicher Fürsorge die Stadtwerke der Stadt Füssen!
Pünktlich um 7 werden nämlich irgendwo unmittelbar bei unserem Wohnmobilstellplatz die Mülltonnen mit der entsprechenden Geräuschkulisse geleert.
Super, vielen Dank!
Naja, zum Glück dauert der Radau nicht allzu lang und als das Müllauto weiter fährt, schlummern wir wieder ein.
Auch den von Anja auf irgendwas nach 8 gestellten Wecker überhören wir, warum so früh aufstehen? Wir haben doch Urlaub!

Gegen 9 stehen wir aber dann doch auf.
Und wie immer, wenn wir auf einem Wohnmobilstellplatz übernachten, reibe ich mir am Morgen verwundert die Augen.
Gut die Hälfte unserer Nachbarn sind nämlich schon weg, vom verbleibenden Rest macht sich etwa ein weiteres Drittel gerade reiseklar.
Eine kleine Schlange hat sich schon an der VE gebildet, hier ist wirklich alles im Aufbruch begriffen.
Tja, da können wir einfach nicht mithalten!
Ob es daran liegt, dass die allermeisten Frühaufsteher geschätzt Ruheständler sind?
Jedenfalls gewinne ich den Eindruck, dass die aktuell nicht auf Abfahrt ausschauenden Besatzungen der Wohnmobile alle in etwa in unserem Alter bzw. 40+ sind, also inmitten des Berufslebens stehen.
Was sich hingegen startklar macht, ist deutlich älter. Tja, rastlose Renter, als wäre es der letzte Tag.
😉
Wir gönnen es jedem und hoffen, dass wir im Alter auch mal so fit unterwegs sein dürfen. Schauen wir mal.

       
   9 Uhr auf dem Wohnmobilstellplatz in Füssen: „Wo ist mein Knop… *äh* ich meine wo Wohnmobil! Schon alles so leer hier?!“

Müde gehe ich zuerst mal duschen.
Zu meiner Überraschung sind beide Duschkabinen frei, ich hatte eigentlich mit mehr Andrang gerechnet.
Frisch geduscht (auch ich brauche wie Anja gestern Abend nur eine 50- cent- Münze) spaziere ich dann zum Bäcker rüber.
Dort dann die Überraschung, es gibt frischen Fleischkäse!
Ui!
Das ist natürlich eine ganz besondere Köstlichkeit zum Frühstück!
Dumm nur, dass ich gerade mal 3 Euro für Brötchen eingesteckt habe, das reicht voraussichtlich nicht für 2 Scheiben UND für Brötchen.
Schnell eile ich rüber zum Wohnmobil (die Aussicht auf eine leckere Leberkässemmel lockt!), schnappe mir die verdutze Anja und spaziere mit ihr Hand in Hand ein weiteres Mal zum Bäcker.
Gemeinsam suchen wir uns nun leckere Frühstücksbrötchen aus, lassen uns 2 fingerdicke Scheiben Fleischkäse abschneiden und decken kurz darauf im Wohnmobil den Tisch.

    Frühstück im Wohnmobil
    Na Kinders, ist das nicht ein herrlich leckeres bayerisches Frühstück? So kann der Tag prima starten! 🙂

Kurz vor 11 sind wir fertig mit Frühstück.
Unser Geschirr habe ich im kleinen Servicegebäude gespült (dort gibt es sogar 2 Waschmaschinen!) und auch schon wieder eingeräumt.
Anja hat derweil im Wohnmobil aufgeräumt, die restlichen Spuren der Nacht beseitigt.
Gegen kurz nach 11 rollen wir vom Platz. An der VE stoppen brauchen wir nicht. Vom Frischwasser haben wir fast nichts verbraucht und auch Brauchwasser hat sich nur vom einmaligen Zähneputzen angesammelt.
Wie der aufmerksame Leser an dieser Stelle schon ahnt, werden wir doch mit dem Wohnmobil nach Hohenschwangau fahren. Haben wir ja gestern Abend drüber überlegt, wie wir das heute am besten machen.
In Füssen parken wollen wir mit dem Wohnmobil nicht und davon abgesehen wäre die Busfahrt mit 2,10 € pro Person und Richtung vom Bahnhof Füssen bis zum Schloss Neuschwanstein teurer, als wenn wir das Wohnmobil auf dem Parkplatz parken. Auch mit dem Rad wollen wir die 6 auf 7 Kilometer nicht angehen. Weniger, weil wir es nicht könnten, sondern weil das Ab- und Aufladen inkl. Montieren der Italien- Tafel einfach zu aufwendig ist. Gut, es ginge zweifelsohne als Frühsport durch, aber ich bin nicht dick genug um abspecken zu müssen. Also, kein Fahrrad. 😉

Wir fahren also gleich rüber und genießen dabei schon auf dem ersten Meter ein total sonniges frühlingshaftes Bayern! Wir freuen uns wie Bolle, dass wir gleich einen ganz tollen Ausblick auf Schloss Neuschwanstein bekommen werden.
Keine 10 Minuten dauert die Fahrt, dann erreichen wir mit unserem Wohnmobil den Ort Hohenschwangau, der scheinbar nur aus den großen Parkplätzen und Restaurants oder Souvenirshops zu bestehen scheint.
Uns ist es Recht, wir müssen hier ja nicht wohnen 😉

       
    So, Abfahrt in Füssen! Bei bestem Wetter und Sonnenschein (Kaiserwetter sagt man glaub ich!) geht es durch Füssen durch…

       
    …und weiter bei Bergidylle durch die bayerischen Landschaften Richtung Hohenschwangau (hier rechts abbiegen)

       
Einfahrt nach Hohenschwangau. Schon hier wird es voll wie man sieht. Einfach zum Areal fahren. Ist am einfachsten.

Schnell haben wir eine größere Ansammlung Wohnmobile auf dem größten Parkfeld ausgemacht und steuern dieses an (bei N 47.55848° / E 10.73990°).
7,50 € bestätigt uns eine an einer Schranke aufgestellte Preistafel den gestern im Internet ermittelten Tagestarif für Wohnmobile (5,- € für PKW, zur Info am Rande).
Im hintersten Eck des großen Parkplatzes erreichen wir dann die Wohnmobilreihe und parken stilvoll ein.
Übrigens: Versucht erst gar nicht einen anderen (vielleicht kostenlosen) Parkplatz hier in Hohenschwangau zu bekommen. Mit einem Auto hätte man hier und da vielleicht noch „grau“ parken können, mit einem Wohnmobil aber ist es schlichtweg unmöglich. Spart euch die Zeit einer möglichen Suche, fahrt direkt auf das Areal, zahlt halt und gut. Die lokale Verwaltung hat mehr oder weniger an alles gedacht. Deutsche Präzision halt. 😉

       
     In der letzten Reihe des Parkplatzareals stehen wir alle!            Alle? Naja. Der da hinten mag mit uns wohl nix zu tun haben 😉

Gleich nach dem Einparken spazieren wir rüber zum Ticketcenter, denn nur hier, so haben wir es gestern gesagt bekommen und später auch gelesen, können wir für die Schlossbesichtigung Karten kaufen.
Warum das so ist, werden wir gleich noch erfahren…

Am TicketCenter angekommen empfängt uns eine gaaaaaanz lange Schlange.
Eine unglaublich laaaaange Schlange, so lang, sie reicht gefühlt zurück bis Füssen!
Wie im Phantasialand an den schönsten Sehenswürdigkeiten entdecken wir dann ein kleines Schild, welches uns ab diesem Punkt 20 Minuten Wartezeit bis zur Kasse ankündigt. Naja, das geht ja eigentlich noch!
Dumm nur, dass wir gemessen an der Distanz von diesem Schild zu den Kassen etwas nochmals die doppelte Distanz von dem Schild entfernt stehen, als wir uns am Ende der Schlange anstellen!
Ach ja, wären wir doch schon wenigstens bei diesem Schild…

Wir stehen lange in der Schlange und erst als wir das Gebäude mit seinen Monitoren erreichen, entdecken wir auch des Rätsels Lösung für einen einzigen Ticketverkauf.
Man darf nämlich nur in kombinierten Gruppen in einem bestimmten Zeitkorridor in das Schloss, eine Entdeckung und Besichtigung auf eigene Faust ist hingegen nicht möglich.
Damit alle Touristen dabei zum Zuge kommen, werden geführte Touren jeweils in englischer oder deutscher Sprache angeboten. Für alle anderen gibt es sogenannte „Audio- Guides“- Touren, die wohl mittels eines elektronischen Gerätes in vielen anderen Sprachen die Besichtigung ermöglichen. Die Gruppen scheinen dabei im 10 bzw. 15 Minuten Takt in das Schloss eingelassen zu werden. Etwas irritierend ist dabei der Umstand mit den jeweiligen Uhrzeiten!
Während z.B. für 13:20 oder 13:35 noch problemlos Tickets für die englische Ausführung zu bekommen sind, ist die nächste deutsche Führung erst um 14:10 Uhr verfügbar.
Hmm, das ist ja blöd!
Aber es nützt ja nichts! Wir wollen die Führung schon in Deutsch mitmachen, daher werden wir eben ein wenig warten müssen.
Da wir eh vor vorher noch zur Marienbrücke hoch wollen, von wo aus man einen tollen Ausblick auf das Schloss haben soll, wird das aber auch zeitig in etwa passen.
Bis wir aber dann endlich an den Kassen ankommen und unser Ticket kaufen können, werden auch die 14:10- Tour und die darauffolgende Tour in Deutscher Sprache ausverkauft sein! Wir trauen unseren Augen kaum, als wir dann endlich unsere Uhrzeit lesen:
15:30 Uhr!
Boah! Das sind noch über 3 Stunden, bis wir dran wären!

Ich beiße mich in den Hintern, dass ich gestern Abend oder von zuhause aus nicht im Vorfeld Tickets reserviert habe!
Das geht nämlich auch!
Kostet zwar was um 2,- € Reservierungsgebühr, aber dafür hätten wir wenigstens nicht 20 Minuten anstehen müssen und könnten nun zu unserer Wunschzeit das Schloss besichtigen.
Aber alles Jammern und Wehklagen hilft nichts!
Wenn wir Schloss Neuschwanstein anschauen wollen, geht das nunmal nur um 15:30.
Gut, nehmen wir zähneknirschend eben 15:30 Uhr.
Also wenn irgendwer sich mit dem Gedanken trägt das Schloss Neuschwanstein zu besuchen, können wir nur das Reservieren von Tickets im Vorfeld empfehlen!
Man hat dann seinen Platz zu seiner Wunschuhrzeit sicher und muss sich auch nicht in eine lange Schlange stellen. Reservierte Tickets können nämlich an einem besonderen Schalter ohne Schlange abgeholt werden.
Schon allein das rechtfertigt die Reservierungsgebühr!
Ach übrigens! Es gibt hier nicht nur Tickets für das Schloss Neuschwanstein zu kaufen! Auch das unmittelbar benachbarte Schloss „Hohenschwangau“, was wohl das Elternschloss unseres König Ludwigs ist und von dem aus er den Bau seines neuen Märchenschlosses zum Teil überwacht hat, kann besichtigt werden. Dieses ist auch mit Sicherheit auch einen Besuch wert! Aber wie ihr euch vorstellen könnt herrscht in der Schlange für das Schloss Hohenschwangau gähnende Leere. Ach was Schlange, da ist der Ticketverkäufer eher gelangweilt! Kein Wunder! Egal, was sie im Schatten von Neuschwanstein anbieten können, es stinkt gegen das Märchenschloss einfach ab! Bestimmt ist daher der Verkauf von Karten für Hohenschwangau der beliebteste Job im Verkäuferteam.
„Meier, Sie machen heute Counter Hohenschwangau!“
„Juchu, endlich ausschlafen!“
So, oder so ähnlich jedenfalls. 😉

       
    Boah wie voll! Lieber Hohenschwangau? Hohen…? Was? 😉        Nein, es muss natürlich Neuschwanstein sein. Mit Schlange.

Stellt sich nun nur noch die Frage, was wir nun die verbleibenden 3 Stunden 20 Minuten bis zu unserer gebuchten Führung machen? Wir könnten natürlich ausgiebig Mittagessen gehen.
Zahlreiche Restaurants rundherum bieten typische bayerische Küche von der Wurstsemmel über Braten bis zur Haxe mit Knödeln.
Nur eine Sache stimmt mich dabei nachdenklich!
Wenn eine schnöde Bratwurst schon 3,50 € (!) kostet UND an den Restaurants zwar die leckersten Speisen auf den Aufstellern feil geboten werden, diese aber NICHT mit einem Preis ausgezeichnet sind, dann kann das nur eines bedeuten: Das wird teuer!
Gleichermaßen sind Anja und ich der Meinung, dass wir dieses Experiment gar nicht erst ausprobieren müssen.
Denn irgendwo wird hier mit der Not der Leute gespielt.
Außer Essen gehen oder eben Souvenirs anschauen kann man hier in Hohenschwangau nämlich rein gar nichts machen!
Und wieder zurück nach Füssen fahren können wir ja auch nicht, denn dann würde ja ein weiteres Mal die Parkgebühr fällig werden!
Und wer setzt sich schon 3 Stunden wartend ins Auto?
Also geht der einfache Gast mit langer Wartezeit auf seinen Einlass doch in ein Restaurant, bestellt noch Mittagessen oder schon Kaffee&Kuchen bzw. gar ein verfrühtes Abendessen.
Egal was, er lässt sich in jedem Fall nieder.
Wie zur Bestätigung füllen sich allmählich die kleinen Terrassen und Biergärten der gastronomischen Gastgeber rund um das TicketCenter, unabhängig davon, was der Besuch dort wohl kosten mag.
Die einzige Alternative für „Normaltouristen“ wäre ansonsten schon jetzt zum Schloss rauf zu spazieren und eben nicht die zeit- und kraftsparende Kutsche oder den Bus zu nehmen. Spart immerhin ein paar Euro und schlägt die Zeit tot.
Dennoch wäre man dann viel zu früh oben und müsste die Zeit im Innenhof des Schlosses verbringen, ohne eingelassen zu werden.
Und was macht man dann dort oben?
Richtig, man landet dort doch bestimmt auch wieder in einem Café oder an einer Imbissbude, zumal man nach dem beschwerlichen Aufstieg sicherlich Hunger haben wird. Und das wird dann garantiert noch teurer!
Zum Glück sind wir KEINE „normalen Touristen“. 🙂
Unsere kleine Ferienwohnung genannt Wohnmobil steht ja nur ein paar hundert Meter entfernt und wartet nur darauf, dass wir es uns dort gemütlich machen.

       
    Hier kannst du nur essen oder Souvenirs gucken.                      Und Essen? Könnte teuer werden so ganz ohne Preise…

Gemeinsam spazieren wir also zurück in Richtung Wohnmobil, wo wir, nach einem kurzen Besuch und ein paar flüchtigen Blicken über die angebotenen Souvenirs rund um das Ticketcenter, gegen halb 1 ankommen.
Und nun können wir die Vorteile unseres Wohnmobils natürlich super ausspielen!
Wir können aufs Klo, haben unseren Kühlschrank mit den Kaltgetränken und sogar was zum Knabbern an Bord.
Wir könnten uns sogar noch ein Brötchen machen oder gar richtig was kochen, wenn wir Hunger hätten!
Haben wir aber nicht.
Und so sitzen wir nur ein wenig im Wohnmobil zusammen, schauen in die Karten für die weitere Route, suchen Campingplätze raus und lassen die Zeit gemütlich vorbei plätschern. Ich schaffe es sogar, am Reisebericht ein wenig weiter zu schreiben. Sieht wirklich gut aus, ich bin gut bei und zuversichtlich, dass wir nach unserer Reise recht schnell den Bericht veröffentlichen können. Selten, dass ich unterwegs so viel am schreiben bin.

       
     So lässt sich´s aushalten! Chips und was kaltes zu trinken.        Ja und natürlich fleissig sein und Reisebericht schreiben 🙂

Ach ja, das Schloss Neuschwanstein entdecken wir übrigens auch schon!
Direkt neben uns!
Anja und ich wollten uns gegen halb 2 gerade wieder fertig machen, als wir das Schloss links von unserem Wohnmobil geparkt auf einer Anhöhe entdecken. Vorhin haben wir das Teil glatt übersehen!
Natürlich machen wir gleich ein paar Bilder:

       
Eben total übersehen! Gleich neben dem Alkoven steht es und sagt nix! Das Schloss Neuschwanstein in seiner ganzen Pracht.

Wieder auf dem Weg zurück zum Ticket Center und zum Schloßhotel Lisl (von hier fährt der Bus zum Aussichtspunkt über Schloss Neuschwanstein, zur sog. Marienbrücke) halte ich besonders die Augen offen, um meine Theorie der überteuerten Preise hier rund um das Schloss Neuschwanstein nochmals zu bestätigen.
Tatsächlich entdecke ich an einem der Restaurants dann sogar ein Tagesangebot mit Preis.
Es handelt sich um eine Portion Nudeln in Öl, für sage und schreibe 5,50 €!
Fünf Euro und fünfzig Cent für eine Portion Nudeln mit Öl!
Zwar dürfen bei einem guten Italiener auch ein so einfaches Gericht (im Sinne von „einfach“ von den Grundzutaten her) wie Nudeln mal ein paar Euro kosten. Aber Nudeln mit einem Schuss Öl? Also da sind 5,50 € wirklich happig wie ich finde.
Nehmt euch also was mit oder macht es gleich wie wir: Vespert bequem im Wohnmobil oder kommt am besten gleich satt. 😉

       
    So, aufi gehts! Auf dem Weg zur Busstation.                        Dann zeigen wir das Nachbarschloss „Hohenschwangau“ auch mal.

Nach einem kurzen Aufstieg erreichen wir den Abfahrtsplatz für den Bus zum Marienbrücke.
Zuerst sieht es so aus, als sei recht wenig los, dann aber entdecke ich hinter dem Wartehäuschen eine regelrechte Menschentraube.
Ohne viel Hoffnung, dass wir mit in den Bus können, stellen wir uns dennoch an. Denn normalerweise gelingt es mir bei einer „unkontrollierten“ Schlange wie dieser immer mal, uns ein paar Plätze weiter nach vorne zu mogeln.
Ist nicht ganz fair, ich mag aber auch nicht gern warten!
Heute aber wird das nichts, denn heute finde ich „meine Meister“ in diesem Spiel.
Asiaten!
Wirken, wenn sie einzeln auftreten, immer höflich, zurückhaltend, freundlich.
Aber wehe, sie treten wie hier im Rudel auf!
Schwer behangen mit sündhaft teuren Kameras, kitschigen Hüten und dem unbändigen Drang, unbedingt mit der gesamten Reisegruppe auf einmal in einen viel zu kleinen Bus zu kommen, drängeln sie vor der Türe ohne Rücksicht auf Verluste ältere Menschen ebenso auf Seite, wie kleine Kinder oder Familien!
Ich muss mich regelrecht körperlich schroff durchsetzen, dass wir als eine der letzten noch an Bord gehen können und einen Stehplatz in Höhe der Einstiegstüre ergattern. Puh!
Die Asiaten stört das hingegen nicht, sie drängen weiter in den Bus, bis der Busfahrer „Es reicht, ES REICHT!!“ in die Menschentraube an der Türe ruft! Hammer!
Ich hab mal eine Reportage über öffentliche Verkehrsmittel in Asien gesehen, das war kein schönes Erlebnis. Und wenn ich mir solche Verhältnisse in Deutschland vorstellen würde, wären auch Spritpreise von 3,- € je Liter kein Hindernis, dass ich mit dem Auto zur Arbeit fahren würde.
Solche Erfahrungen, die wir hier in Mitteleuropa nur aus einer Fernseh- Dokumentation kennen, helfen den Asiaten nun natürlich im Guerilla- Kampf um die letzten Stehplätze im Bus. Für die ist das offenbar wie ein Heimspiel…
Da kann der Busfahrer laut „VOLL!“ rufen, oder es auch lassen, die Jungs und Mädels drängen trotzdem weiter frei nach dem Motto „Da geht noch was!“.
Irgendwann ist der Bus dann aber doch so voll, dass niemand mehr reinpasst und es auch die nachdrückenden potentiellen Mitfahrer endlich merken. Geht nix mehr und die Türen können sich endlich schließen. Das wäre also schonmal geschafft und das war zu unserer Überraschung erst der leichte Teil!

    Andrang auf den Bus zum Schloss Neuschwanstein
    Nikon, Canon, Mignon, Fujifilm. Geht alle rein wenn ihr alle rein geht! 😉

Es ist unglaublich eng!
Obwohl Anja und ich gemeinsam eingestiegen sind, sind wir irgendwie durch inzwischen mindestens 3 zwischen uns stehende Personen voneinander getrennt worden.
Immerhin haben wir aber noch Blickkontakt zueinander und haben jeder etwas, wo wir uns festhalten können. Das ist schonmal viel.
Viele andere Fahrgäste können nichtmal das aufweisen!
Der Bus setzt sich kurz darauf stöhnend in Bewegung und den wenigen Europäern im Bus sieht man sofort die Qualen der drangvollen Enge an.
Es ist so voll, dass ich mich noch nicht einmal auf dem Absatz umdrehen kann! Stattdessen wirst du von der Masse mitgenommen, ob du dich festhälst, oder nicht. Wie eine Art Gelee in der Zentrifuge, nur viel langsamer.
Und irgendwer wird mir während dieser Busfahrt rauf zur Marienbrücke sogar gleich 2x an den Popo greifen, wobei ich nicht weiß, ob dies sexuelle Belästigung oder der Versuch mich auszurauben darstellen soll.
Nur zu gerne würde ich mich umdrehen und mal ein paar böse Blicke in die Runde werfen, meist trifft man dabei schon den Schuldigen.
Aber es geht nicht! Und so lasse ich die Fummelei über mich ergehen und tue so, als würde ich es nicht bemerken.
Mein Geld bekommt der Fummler jedenfalls sowieso nicht, das habe ich vorne bei mir und die Taschen am Gesäß sind leer. Und wenn er einfach nur Spass am Fummeln hat, naja mein Gott soll er doch. Ich hab ja auch wirklich einen schönen schmucken Hintern…   😉

Auch Anja ist es unbequem, kann der Situation aber noch etwas Gutes abgewinnen.
„Stell dir das jetzt mal im Hochsommer bei 30°C aufwärts vor!“ ruft sie mir durch die Reihen zu.
Böh, da hat sie Recht!
Nicht auszudenken dieser Gedanke!
Nur die Asiaten scheinen übrigens völlig unbeeindruckt von der Enge, die wir auf der zum Glück nur kurzen Fahrt erleben.
Für sie, da bin ich sicher, hätten hier noch irgendwo 10 oder 20 weitere Fahrgäste locker Platz gefunden…

Nach ein paar Minuten schaukeln durch enge Kurven immer nah am Abgrund ist die Fahrt vorbei und der Bus spuckt die Menschentraube wieder aus.
Puh, endlich durchatmen!
Der Tross asiatischer Vorstadt- Nahverkehrskrieger setzt sich sofort in Bewegung, folgt sofort der Beschilderung unmittelbar in Richtung Schloss.
Weitaus weniger Menschen folgen hingegen dem Schild zur „Marienbrücke“, wie auch wir.

       
    Piktogramme für Dummies: links zum Schloss, geradeaus zum Schloss im Panorama gucken. Fast alles latscht links…

Nur wenige Schritte müssen wir gehen, dann erreichen wir auch schon die Marienbrücke, die über einen Wasserfall gebaut ist und einen wirklich unglaublich schönen Ausblick auf das Schloss Neuschwanstein ermöglicht!
Uns stehen fast schon die Münder offen, was der Herr König Ludwig sich hier als kleines Schlösschen in die Landschaft hat bauen lassen!
Wie gemalt!
Wie aus einem Märchenbuch!
Jetzt wird auch klar, warum König Ludwig II. den Beisatz „Der Märchenkönig“ trug!
Die Landschaft mit Berg und fast wie aus dem rohen Stein herausgeschlagenen Schloss als Trumpf auf dem steinernen Berg sehen wirklich wie eine waschechte Märchenkulisse aus! Leute, wer diesen Anblick von der Marienbrücke aus verpasst, dem ist echt nicht zu helfen! Der hat das Schloss schlichtweg nicht gesehen! Mir tun die ganzen Touristen fast schon leid, die eben wie selbstverständlich zum Schloss gestiefelt sind. Egal, wie prunkvoll es später noch von innen sein wird. Dieser Anblick hier schon Entlohnung für alles! Für die Parkgebühren, fürs Quetschen im Bus, für die Popograbscherei. Und das beste: Dieser Ausblick kostet nichts! Zumindest kein Geld.

    Das Schloss Neuschwanstein in Bayern an der Grenze zu Österreich
    Der Prachtbau eines Märchenkönigs! König Ludwigs „Schlos Neuschwanstein“ bei Füssen in seiner ganzen erhabenen Schönheit

Nachdem wir uns ausgiebig am Schloss von hier oben sattgesehen haben, spazieren wir den Weg in Richtung Schloss entlang.
Und auch hier haben wir einige Schritte später wieder einen tollen Fotopunkt erreicht, von dem man dieses Mal nicht nur das Schloss Neuschwanstein ablichten kann, sondern auch das etwas unterhalb gelegene zweite Königsschloss Hohenschwangau, von wo aus König Ludwig II. die Bauarbeiten an seinem Märchenschloss beaufsichtigt haben soll und was uns die bayerische Schlösserverwaltung unbedingt wie Sauerbier für einen Besuch schmackhaft machen will.
Ganz ehrlich: Das Schloss Hohenschwangau ist für sich gesehen wirklich nicht schlecht. Zumindest von außen macht es was her. Aber es steht zu Recht im Schatten des Schlosses Neuschwanstein, kann seinen Prunk und seine Gloria nicht mal im Ansatz erreichen.

    Das Nachbarschloss Hohenschwangau von Neuschwanstein aus gesehen
    Kann sich auch sehen lassen und wäre, wenn es alleine stehen würde, sicherlich auch ein Touristenziel. Das Schloss Hohenschwangau.

Natürlich ist nicht nur das Schloss sehenswert! Auch das Panorama in seiner Gesamtheit ist wirklich wie ein naturbelassenes Kleinod und man kann den König schon ein wenig verstehen, das er sich genau diesen Punkt hier für sein Märchenschlösschen ausgesucht hat. Schon als wir gestern hier in Füssen aufgeschlagen sind und vor den Bergen herum fuhren, wollte ich instinktiv drüber. Vielleicht auch, weil Berge immer so ein bisschen eine Herausforderung sind. Könnte in unseren Genen begründet sein. Und schon gestern, aber heute besonders beim ersten Blick auf die beiden Schlösser habe ich mich noch gewundert, warum der König sich mit „so wenig“ zufrieden gegeben hat. Ich meine er hat sein Schloss auf einem Hügel, einem kleinen Berg. Von diesem aus guckt er vornehmlich und erhaben (= anderes Wort für „von oben herab“ 😉 auf sein kleines beschauliches Bayern herunter. Das in seinem Rücken aber die richtig hohen Berge thronen, die scheint er irgendwie total auszublenden! Hallo!! Da liegt Österreich mit seinen schroffen rauen Felsen gleich hinter uns und wir glucksen hier herum als lägen wir in einem Cocon aus bayerischer Selbstzufriedenheit. Aber vielleicht macht ja genau das den Charme aus, den Ludwig seinerzeit zum Bau des Schlosses genau HIER bewogen hat. Denn wenn man die Berge im Hintergrund, die mich die ganze Zeit wie magisch anziehen, einfach mal ausblendet, bekommt man erst so richtig ein Auge für die Schönheit, die das kleine beschauliche Bayern an genau dieser Stelle zu bieten hat. Und es erklärt vielleicht auch darüber hinaus, warum Ludwig diesen Standort gewählt hat, obwohl sein Schloss Hohenschwangau doch nun wirklich nicht weiter als einen Steinwurf entfernt steht! Von hier oben sieht man einfach noch ein klein wenig besser, weiter, kurzum erhabener auf sein Bayern herab. Das muss man dem König lassen! Er mag ein Träumer gewesen sein. Ein Fantast! Aber ein Auge für das Schöne hatte er! Eine Gabe, die ihn ein Schloss an genau dieser Stelle bauen liess. Und es war eine Gabe, an der sich heute zu einem weitaus späteren Zeitpunkt lange nach seinem Tod, nun jedes Jahr Millionen von Menschen aus aller Welt erfreuen dürfen. Späte Ehre.

       
    Blick ins Panorama links mit See und Hügelkette.                      Und hier der Blick ins „platte“ bayerische Land. Schon schön.

Gegen 20 vor 3 erreichen wir den großen Torbogen im Schloss für eine erste Orientierungsrunde.
Gleich hier findet sich ein elektronisches Drehkreuz mit 3 Wartereihen, wovon für jede Wartereihe die entsprechenden Führungsnummern aufgerufen werden.
Wir schauen auf die Anzeige, 480 sowie 481 sind im Moment aufgerufen, auf unserer Karte ist die 490 aufgedruckt. Das wird also noch ein wenig dauern. Wir spazieren daher noch ein wenig durch den Schlosshof, schauen uns das Schloss mit seinen mächtigen trutzigen Mauern vom Sockel aus an und besteigen eine obere Plattform oberhalb des Schlosshofes, aber zu entdecken gibt es hier wenig, zumal es mit geschätzt um die Hundert wartenden Gästen hier überall ziemlich voll ist.

       
    Von der Marienbrücke spazieren wir runter zum Schloss Neuschwanstein. Hier noch der Blick auf den Ort Hohenschwangau

       
    Wenn man drunter steht wirkt das mächtige Schloss eher wie eine stoische Trutzburg, eine bayerische Festung

       
Besonders die Türme aber wirken weniger wehrhaft, eher wie aus einem Märchen. Rapunzel, Rapunzel. Naja ihr wisst schon 😉

Ein Eis wäre nicht schlecht, auf dem Weg zum Schloss haben wir etwas unterhalb einen kleinen Kiosk gesehen.
Da wir noch eine knappe Stunde Zeit bis zu unserem Aufruf haben, spazieren wir ganz langsam runter zum Kiosk und reihen uns in eine kleine Schlange am Verkaufstresen ein.

Als wir endlich dran sind und die Eiskarte studieren können, fallen mir fast die Augen aus dem Kopf!
Unglaublich, die wollen tatsächlich 2,50 € (also umgerechnet 5 Mark!!) für ein einfaches verpacktes Waffeleis (Fürst Pückler Vanille/Schoko/Erdbeer zwischen 2 Waffelhälften, ich meine kein Hörnchen!) von Schöller haben!
Kurz überlege ich, ob ich den Kioskbetreiber wegen Verstoß gegen § 138 BGB (das ist der Wucherparagraph…) anzeigen soll, lasse es dann aber doch sein und kaufe stattdessen für uns ein Eis.
Für mich natürlich zähneknirschend die teure Waffel, Anja mag lieber ein einfaches Fruchteis, was aber auch noch gut ins Ersparte haut.
Ach ja, wir haben ja Urlaub und es schmeckt trotzdem.
Anders wäre auch ganz schön blöd 😉

Mit dem Eis in der Hand geht es wieder rauf zum Schloss und an den Rand im Schlosshof, von wo aus wir den Ausblick zur Marienbrücke und zur Pöllatschlucht genießen können.
So gelingt es uns immerhin, die recht zentral stehenden Menschenmassen gedanklich auszublenden.

       
    Wir gehen mal rein und wuseln uns durch die Menschenmassen, die sich hier am Schloss Neuschwanstein tummeln

       
    Einige Bereiche sind abgesperrt (und daher menschenfrei).        Wir studieren eine Info- Tafel zum Schloss.

       
    Auf Augenhöhe mit der Neuschwanstein- Architektur                 3 Wartereihen, die mittlere wird gleich aufgerufen.

       
Gegenüber der schmale gerade Strich, seht ihr den?                  Hier haben wir ihn heran gezoomt. Es ist die Marienbrücke.

Um Punkt halb 4 sind wir endlich dran, das Warten hat ein Ende!
Keine Minute zu früh erscheint unsere Nummer an der Anzeigentafel und gibt das Drehkreuz nach Vorhalten unseres auf der Eintrittskarte aufgedruckten Barcodes frei.
Schnell füllt sich unsere Reihe, kurz darauf dürfen wir aber auch schon die ersten Treppen nach oben besteigen.
Unsere Führerin stellt sich vor, beschreibt kurz was zum Schloss und erklärt uns die Regeln wie zum Beispiel, dass das Fotografieren im Schloss leider verboten ist.
Oh, das ist aber schade!
Man darf zwar aus den offenen Fenstern heraus die Aussicht ablichten, aber Inneneinrichtungen im Bereich der Führung seien absolut tabu.
Schade. Das bedeutet natürlich auch, dass wir euch jetzt im folgenden Teil mit viel Text aber leider wenig Bildern versorgen können. Ist aber wie gesagt nicht unsere Schuld, gerne hätten wir euch das Schlafzimmer des Königs auch im Bild näher gebracht. Gut, muss es eben eine besonders blumige Beschreibung tun…

Wir folgen unserer Fremdenführerin, die sofort mit der Führung beginnt.
Sie erklärt, dass das Schloss noch gar nicht fertig gestellt ist und nur einige Räume und Etagen ausgebaut und somit besichtigungswert sind.
Der Rundgang beginnt mit einem Einblick in die Räumlichkeiten der Dienerschaft, welche natürlich recht simpel untergebracht waren.
Aber selbst diese haben schon einen tollen Ausblick auf das bayerische Land genießen können, sofern sie denn mal frei hatten.

Die Führung zeigt als nächstes den Thronsaal des Königs, welcher recht pompös ausgekleidet und reichhaltig verziert ist.
Wir erfahren einige Details hierzu, dass zum Beispiel viele Malereien, Verzierungen und Darstellungen im ganzen Schloss auf Stücken des Künstlers Richard Wagner beruhen, den der König Ludwig offenbar sehr verehrt hat.
Auch der Schwan, das Lieblingstier des Königs, sei hier überall zu finden. Mal deutlich sichtbar, z.B. als lebensgroße Porzellanfigur, mal diskret als Wandmalerei oder als verzierter Türgriff.

Dass das Schloss aber „unvollendet“ ist, zeigt schon allein eindrucksvoll dieser Thronsaal!
So fehlt nämlich dem pompösen und reichhaltigen Thronsaal genau das Element, was einen Thronsaal ausmacht.
Der Thron!
Ganz genau, dieser fehlt!
Alles ist da! Marmortreppen, eine Marmorempore, nur der Thron ist nicht mehr fertiggestellt worden und „glänzt“ nun regelrecht durch Abwesenheit.

Auch die nächsten Räume können sich sehen lassen.
Da wäre zum Beispiel das Schlafzimmer des Königs!
Also, mal ganz ehrlich, in DEM Muff-Bett hätte ICH nicht schlafen können!!
Die ganzen Holzverzierungen auf dem Bett lösen bei mir irgendwie eher Unwohlsein aus, als dass ich diese als beruhigend für eine entspannte Nacht ansehen würde.
Dennoch haben wir Zeit für einen kleinen Witz mit unserer Führerin, der uns ein weiteres nettes Detail entlockt.
„Äh, sagen sie Frau S., könnte ich da vielleicht gerade mal probeliegen?“
„Naja, natürlich ist es nicht erlaubt. Aber ich glaube, dies würden sie auch gar nicht wollen. Das Bett samt Bettzeug ist nämlich seit dem Auszug und Tod des Königs nicht mehr gemacht oder auch nur angefasst worden!“ sprach unsere Fremdenführerin und lächelte gewinnend über ihren Konter zu meiner frechen Frage.
Ui!
Na DAS wäre doch mal ein gefundenes Fressen für einen DNA- Gentechniker!
Vielleicht finden sie ja ein Haar mit Wurzel vom verstorbenen König und könnten den König dann klonen!
Den geklonten König könnte man dann hier als lebensechten König durch die Hallen schreiten lassen und so quasi live dabei sein, wie der König damals so lebte.
DAS wäre doch mal das Museumskonzept der Zukunft! 😀

Noch immer fasziniert vom Bett und Schlafzimmer des Königs geht es weiter durch die imposanten Räume des Königs.
Da wäre zum Beispiel noch eine echte Tropfsteinhöhle, oder ein Festspielsaal, der sich ebenfalls in den schönsten Farben präsentiert.
Und hier, im Festspielsaal endet auch die geführte Führung mit den letzten spannenden Informationen.
So finden sich hier zum Beispiel ein weiteres Mal viele gemalte Elemente aus Richard Wagners Stück Tristan und Isolde, Tannhäuser und natürlich aus der Walküre.
Naja, wir müssen hier natürlich ein bisschen der Fremdenführerin Glauben schenken!
Das da zwei Liebende miteinander turteln, dürfte sich sicherlich auf Tristan und Isolde beziehen.
Und das der Festspielsaal ein bisschen so gehalten ist, als sei man in einem Wald, hat hoffentlich was mit dem Namen „Tannhäuser“ zu tun, bzw. mit unserer Ableitung von „Tanne“. Falls nicht, bitte ich hier alle Leser für unsere kunstbanauserischen Aussagen um Entschuldigung 😉

Zum Schluss der Führung bekommen wir noch die Info, dass das Schloss selbst gar nicht von einem Architekten geplant wurde, sondern von einem Künstler!
Der hat sich sicherlich deutlich weniger von Statik oder zweckmäßiger Elementebauweise beeinflussen lassen, sondern entwarf, nach tatkräftiger Inspiration und Anteilnahme des Königs, dieses Märchenschloss als regelrechtes Kunstobjekt.
Erst danach durften sich die Bauherren daran austoben und werden sicherlich so manches Mal die Haare gerauft haben.
😀
Zugegeben, es ist ein wirklich imposantes Schloss. Von außen, wie von innen.
Und allein durch die Kulisse mit den grünen Wald und den massiven Bergen im Hintergrund und den flachen Feldern davor wirkt das Schloss auf dieser Anhöhe fast schon wie aufgesetzt!
Ein Wunder fast, dass es überhaupt hält und die Seitenteile nicht einfach runter fallen! Eine Meisterleistung der Architektur- und Baukunst, keine Frage!

Wir werden kurz darauf aus der Führung entlassen und dürfen den Rest des Schlosses und seines Rundganges nun auf eigene Faust erkunden und auch das Fotografierverbot wird aufgehoben, obgleich leere Wände und kahle Räume nichts sind, was man wirklich fotografieren muss. Außer die Aussicht natürlich, nun 1:1 so, wie der König sie seinerzeit genießen durfte. Die zeigen wir euch natürlich nochmals gern.

       
    So, das war´s! Die Tour ist zu Ende, hier kommt der Ausgang.    Aber jetzt genießen wir nochmals den königlichen Ausblick

       
    von den zahlreichen Erkern und Fenstern kann man ins ganze gelobte und geliebte bayerische Land erhaben schauen

       
    Ja, selbst schnöde Bürgerliche finden den Anblick königlich!       Eben sahen vom Mobil rauf, jetzt sehen wir von oben runter.

Der weitere Weg nach draußen führt dabei durch die Küche und ein weiteres jedoch unausgebautes Stockwerk des Schlosses. Man merkt, wie wenig im innern doch eigentlich fertig gestellt wurde und das Bauwerk mehr von außen andeutet, als es dann innen halten kann. Aber auch hier halten wir dem König insoweit zu Gute, dass er die wenigen Räume, die er noch einrichten konnte, mit ganz besonderer Hingabe gestaltet hat.
Während ich auf dem Weg nach draußen ein weiteres Mal auf die doch recht mysteriöse Geschichte des Königs und seinem plötzlichen Dahinscheiden im See sinniere, verfolgt Anja eine ganz andere Theorie, die sich mehr mit den Leb- und Lebezeiten des Königs beschäftigt.
Ich will aber mal nicht vorgreifen, sondern mal die Anzeichen fürs Anjas Theorie darlegen. Vielleicht kommt der ein oder andere Leser ja ebenfalls auf Anjas Ansatz:
Also, hier mal die Indizien für Anjas „besondere Theorie“ zum König:

  • Der König umgab sich gerne mit Künstlern, liebte Opern von Wagner, Kunst und Kultur
  • Der König lebte wohl mehr oder weniger allein, zumindest empfindet Anja das Bett des Königs als viel zu klein, als das dieses noch Platz für eine Freundin oder gar Frau bieten könnte!
  • Der König lebte ohne Frau und Gemahlin! Zwar war er mal verlobt, aber für die Heirat hat es offenbar nicht gereicht! Auch Kinder hatte er keine!
  • Das Lieblingstier des Königs ist nicht ein maskulines kräftiges Tier, welches einem König eigentlich zugetragen wäre (wie z.B. ein Löwe, ein Stier, ein Tiger o.ä.), sondern ein „schöner Schwan“. Zu nichts zu gebrauchen, außer für die Schönheit, oder?

Na? Auf welche Theorie wollen wir hinaus?
Genau! Der König war möglicherweise vom „anderen Ufer“.
Zuerst tue ich das als „Ach, Quatsch!“ ab, dann aber sind die von Anja angemerkten Einwürfe doch mehr als offensichtlich.
Oh- weia! 😮
Was muss das für ein schreckliches Leben gewesen sein! So als König mit dieser Verantwortung und Pflicht der Repräsentation. Und das auch noch in der damaligen Zeit!
Ging doch gar nicht!
Vielleicht war ja auch dies der Grund, warum man den König für geisteskrank erklärt hat?
Nicht nur der pompöse Lebensstil ist schuld an dieser Tragik, auch die anderen Lebensumstände haben hier vielleicht ordentlich mit reingespielt!

Nachdem wir die letzten Ausstellungsräume mit einem Modell des Schlosses und einigen Bildern zum Bau des Schlosses passiert haben, erreichen wir eine kleine Cafeteria und auch der obligatorische Souvenirverkauf darf nicht fehlen.
Ebenfalls verfügbar ist eine Multimedia- Show über das Leben König Ludwigs.
Diese hätten wir gerne gesehen, ist aber leider heute nach einem technischen Defekt nicht in Betrieb.
Sowas blödes!

       
    Neuschwanstein im Großmodell im Schaukasten.                       Auch im Schaukasten: Porzellan mit adeligem Konterfei

       
Aha, sieh an. Seit 1806 bis 1918 gab es bayerische Könige.        Wo Kitsch ist dürfen die beiden nicht fehlen. SISSI und ihr Franz 😉

Besuch des Schlosses Neuschwanstein, unser persönliches Fazit:
Wir würden gerne schreiben, dass sich die ganzen Umstände, die lange Warterei, die unschöne (arschgrabschende 😉 Busfahrt und zuletzt auch der Eintritt gelohnt haben.
Aber das hat es irgendwie leider nicht wirklich. Natürlich ist das Schloss wirklich sehenswert, keine Frage!
Die Verzierungen sind unglaublich schön, der Herr König Ludwig II. hat sich da ganz ehrlich ein unglaublich schönes Märchenschloss gebaut.
Und ja, wir können auch ein wenig verstehen, warum man ihm Größenwahn nachgesagt hat.
Hat der Mann denn kein Verständnis für die Bedürfnisse seines Volkes gehabt?
Protzt hier auf dicke Hose und lässt sich die schönsten Schlösser auf Kosten derer bauen, die seine Wirtschaftsstärke sind. Nämlich sein Volk!
Natürlich gehört ab einem gewissen Stand ja auch eine gewisse standesmäßige Art der Behausung dazu.
Und ich würde auch niemals verlangen, dass z.B. Angela Merkel mit einem VW Polo durch die Lande fährt, oder die Staatsgäste in einer 2- Zimmerwohnung in Berlin- Pankow begrüßt.

Aber was der Herr König hier darbietet, ist gemessen an seinem Stand nicht mehr wirklich „zweckmässig“.
Klar musste er Eindruck schinden bei ausländischen Gästen, Diplomaten, Regierungsvertretern und was weiß ich. Aber warum müssen es dann gleich mehrere Schlösser sein?
Neuschwanstein ist ja schon ein Palast!
Darüber hinaus hat er hat aber auch noch das Schloss Linderhof und das Schloss Herrenchiemsee! Und sogar ein weiteres Schloss war ja noch geplant, der Herr König wollte die ehemalige Burg Falkenstein ebenfalls ausbauen und zum Königssitz umfunktionieren!
Zusammen mit einer ebenfalls von ihm gebauten Berghütte (das Königshaus am Schachen) hatte der Herr König somit 3 Schlösser, ein Haus und ein Schloss in Spe.
Bisschen viel für nur einen König, oder was meint ihr?
Irgendwas mussten die Vertrauten rund um Ludwig ja machen, aber ob sie ihn dafür gleich umbringen mussten?
Hätte die Entmündigung denn nicht gereicht?
OK, vielleicht hatten sie Angst vor seiner Rache und es soll ja auch einige Aktivitäten gegeben haben, dass er wieder in Amt und Würden gelangen kann.
Aber reicht das, um auch einen Mord zu begehen?
Ich gebe zu, ich lehne mich damit jetzt mal ein wenig aus dem Fenster, denn ein „Mord“ am bayerischen König Ludwig II. ist ja nicht bewiesen, offiziell spricht man ja nur von einem Unfall!
Aber wer waren denn damals die Offiziellen, die das so niederschreiben konnten?
Steckten diese vielleicht mit den Attentätern unter einer Decke?
Es sind einfach zu viele Anzeichen dafür gegeben, dass hier in Wahrheit ein Verbrechen verübt wurde.
Jedenfalls lässt die Geschichte um den Märchenkönig Ludwig weit mehr als nur Raum für Spekulation! Und spannend ist sie ja wirklich, das muss man der schillernden wie traurigen Gestalt dieses Königs lassen.

Aber die ganzen Strapazen und vor die allem die viele investierte Zeit des Wartens bis zu unserer Führung durch das Schloss haben vom inneren Empfinden her mehr gekostet, als sie uns gebracht haben, zumal diese offenen (und spannenden) Fragen im Rahmen einer Führung natürlich nicht irgendwelchen dahergelaufenen Touristen eines x- beliebigen Korridors offengelegt werden!
Mehr noch:
Die wenigen ausgebauten Räume, die wir sehen durften, genügen einfach kaum dem Aufwand! Es sind ja nur 2, 3 Etagen ausgebaut, der Rest ist eine leere Hülle! Außen hui – innen pfui!
Und dann kommt noch hinzu, dass man sich seine Zeit im Schloss nunmal nicht selbst einteilen oder das Schloss gar auf eigene Faust erkunden kann.
Das Besichtigen geht NUR in einer Führungsgruppe, die innerhalb von knapp 30 Minuten regelrecht durch das Schloss durchgeschleust wird. Das ist es wohl, was uns hierbei am meisten aufstößt! Weniger die Verschwendung des Königs, sein Lebensstil oder die spannende Geschichte um seine Absetzung bis zu seinem Unfall. Es ist mehr der Umstand, dass wir diesem Aufwand in nur 30 Minuten Führung einfach nicht gerecht werden!
OK, unsere Fremdenführerin hat sich auch zu dieser doch recht späten Stunde noch immer Mühe gegeben und uns viel gezeigt und erzählt, aber Zeit alles Aufgezeigte auch in Ruhe anschauen zu können, hatten wir leider nicht.
Echt schade!
Also wer das Schloss auch besichtigen möchte unser dringender Tipp: Nur mit Reservierung!
2 oder gar 3 Stunden warten, bis man endlich in einem 30- Minuten Schnelldurchlauf durch das Schloss getrieben wird, ist es einfach nicht wert!!

Natürlich sind wir nach diesem zugegeben recht harten Fazit trotzdem froh, dass wir das Schloss mal von innen gesehen haben und nun auch endlich dieses Wahrzeichen deutscher Geschichte, Kunst und Kultur mit international weltbekanntem Status auf unserer Liste abhaken können. Schloss Neuschwanstein? Gesehen!

Gemeinsam spazieren wir zufrieden und im Gespräch über das Gesehene den Weg herab ins Tal und zurück zum Wohnmobil.
Eigentlich wollten wir für den Weg zurück ja die Pferdekutsche nehmen (Bergab kostet diese nämlich nur 4 Euro, statt bergauf 6 Euro), aber da sich an der Pferdekutschenstation auch eine kleine Schlange gebildet hat und wir in der Pferdekutsche nicht ähnlichen Verhältnissen ausgesetzt sein wollen, wie vorhin im Transferbus zur Marienbrücke, laufen wir dann doch lieber.
Ist ja auch gesünder und anstrengend ist es bergab ja wirklich nicht.

Der Weg den Berg herunter ist tatsächlich weit weniger anstrengend, als wir gedacht haben.
Und selbst wir schaffen mit sehr langsamen Schritten die für den Weg anberaumte Zeit von 30 Minuten noch um gut 5 Minuten zu unterbieten und wir gegen 17 Uhr wohl behalten wieder im Tal eintreffen.
Sofort steuern wir den großen Parkplatz an und finden eine inzwischen fast leere Wohnmobilreihe vor.
Kein Wunder, wir dürften mit unserer Führung eindeutig zum letzten Drittel der heutigen Tagesbesucher gehört haben.
Wir zahlen am Geldautomat sehr wahrscheinlich unsere 7,50 € Wohnmobil- Parkgebühr (übrigens: Bei einem verlorenen Ticket wird nicht nach PKW oder Wohnmobil unterschieden, das Ersatzticket kostet nach Tastendruck einfach nur 7,- €! 😉 ) und machen uns gegen kurz nach 5 auf, die letzten Kilometer für heute auf uns zu nehmen.

       
    Wohnmobiltarif? 7,50€. Lost Ticket? Naja. 50 cent sind 50 cent!   Die Wohnmobilreihe hat sich inzwischen gelichtet…

Und das werden übrigens noch ganz besondere Kilometer!
Denn noch heute geht es nach Österreich, gleich hier bei Füssen werden wir die Grenze überqueren und mit unserem Wohnmobil über den Fernpass mautfrei in Richtung Tirol aufbrechen.
Ehrlich gesagt freue ich mich darauf ganz besonders!
Mehr noch, regelrecht heiß bin ich darauf, endlich die Berge erklimmen zu können!
Schon als wir von der Autobahn abgefahren und die ersten Meter durch das Allgäu quasi vor den Toren der Berge umher gefahren sind, haben mich die Berge regelrecht herausgefordert.

OK, hier vor den Toren der großen Berge umher zu fahren und der Deutschen Alpenstraße zu folgen (das Schild haben wir schon gestern direkt nach der Abfahrt von der Autobahn gesehen), ist sicherlich eine schöne Tour.
Aber wie die Katze um den heißen Brei herumschleichen ist einfach nicht mein Ding!
Wenn es hier schon Berge gibt, dann will ich auch endlich drüber!
Und der Weg dafür führt nun unweigerlich nach Österreich!
Mir bleibt es weiterhin ein wenig unverständlich, wie sich zum Beispiel König Ludwig II. mit dem Blick von seinem Schloss Neuschwanstein in das bayerische „platte“ Land zufrieden geben konnte, wenn quasi in seinem Schatten und Rücken die richtigen großen Berge beginnen! Erst das hat doch was von Freiheit, aber auch Herausforderung sich diese Freiheit zu erobern. Tja, aus mir wäre wohl auch ein guter Feldherr geworden. 😉

       
    So, los jetzt! Der Urlaub fängt erst mit dem Alpensprung an!      An Füssen vorbei und keine 700 Meter bis Österreich! Es geht los!! 🙂

Keine 10 Minuten, nachdem wir den Parkplatz vom Schloss Neuschwanstein verlassen haben, überschreiten wir auch schon die Grenze zur Alpenrepublik.
Geil! JETZT geht der Urlaub erst richtig los!!
Kurz darauf ist auch schon der Fernpaß auf der mautfreien Bundesstraße 179 ausgeschildert, der Weg führt uns nun weiter in Richtung Reutte.
Und schon hier in Reutte könnten wir den Fahrtag dann auch beenden, denn in Reutte gibt es einen ACSI- Campingplatz mit CampingCard ACSI– Akzeptanz.
Da es aber, wie es schon in unserem Prolog zu lesen war, an der ganzen Route Fernpaß bis zum Reschenpass genügend CC- Campingplätze gibt, wollen wir lieber noch ein bisschen ins Land hinein fahren.
Nur zur Sicherheit, dass wir am Ende nicht doch wieder vor den Toren der Alpen landen.
Fernziel für heute soll ein kleiner CC- Campingplatz bei Nassereith werden, dieser liegt etwa 50 Kilometer von Füssen entfernt im österreichischen Hinterland.
Und einkaufen mag ich natürlich!
Nichts ist schöner, als sich in Österreich mit dem Guten und Besten der Alpenrepublik einzudecken.
Besonders Fleisch und Wurst wollen wir hier kaufen, denn diese Dinge sind, das wissen wir von unserem Wohnmobilurlaub in der Toskana, in Italien schon etwas teurer.

       
    Da simmer dabei, dat ist pri-hima! Viva Colo… *äh* Viva Österreich! Weiter auf der 179 auf den Fernpaß zu.

       
    Und das beste: Keine Vignettenpflicht auf der B 179!                 So macht Österreich Spass! Frei, kost nix und gut.

       
Und endlich „richtige“ Berge! 🙂 Aber auch mit Tunneln, nicht zu vermeiden. Zum Glück sind sie kurz und fast verkehrsfrei

Das mit dem Einkaufen stellt sich allerdings als komplizierter heraus, als zunächst von mir angenommen.
Denn hier direkt an der B 179 finden wir einfach keinen Supermarkt!
„Da werden wir von der Bundesstraße abfahren müssen“ sage ich zu Anja, die allerdings eher skeptisch schaut.
Dennoch biegen wir gleich im ersten vielversprechenden Ort Bichlbach von der Hauptstraße ab.
Schnell finden wir das kleine urige Zentrum des Örtchens vor, entdecken die Bank und die Post und natürlich den Dorfgasthof.
Nur einen Supermarkt suchen wir vergebens!
Mist! Und noch ehe wir uns umschauen können, stehen wir auch schon wieder auf dem Zubringer zur Bundesstraße 179..
Wir folgen also ohne Einkäufe weiter der 179 Richtung Fernpass und Innsbruck.
Hoffentlich kommt noch was anderes zum Einkaufen. Ich glaub nicht, dass in Österreich, dem „Land von Einst“ wie ich es vor einiger Zeit in einer Werbebroschüre gelesen habe, die Geschäfte ebenso lange wie bei uns geöffnet haben.
Ich schätze mal so 6 oder spätestens 7, dann wird wohl alles zu sein.
Und das würde wiederrum bedeuten, dass je nach Lage unseres Campingplatzes (wenn er außerhalb liegt) morgen kein österreichisches Frühstück auf dem Tisch steht.
Das geht mal gar nicht! 😉
Für den Moment aber bleibt uns nicht viel übrig, als lediglich unseren geistlichen Hunger zu stillen, indem wir mehr wie einmal mit „ah´s“ und „oh´s“ am Straßenrand anhalten und den Ausblick genießen. Dabei bleibt die Straße zu unserer Überraschung übrigens die ganze Zeit hervorragend fahrbar. Hatten wir nicht wirklich erwartet und es uns deutlich schlimmer vorgestellt. So richtig das dicke Ende für die Alpenquerung muss also scheinbar noch kommen…

    Wohnmobil vor Alpenpanorama
    Da müssen wir einfach mal anhalten und ein Bild machen! Ein solch schönes Alpenpanorama und dazu unser Wohnmobil

    Zugspitzblick auf der B 179 am Fernpass
    Das kam unerwartet. Ach HIER Ist also die Zugspitze? Sieh an! Da haben wir die auch abgehakt! 😉

    Die Zugspitze in den Alpen
Welcher von den Bergen jetzt die Zugspitze ist? Keine Ahnung. Aber wir haben sie gesehen. So schön hier!

Um 17:52 erreichen wir den Fernpass.
Oder besser: „Fernpass“!
Wer hätte denn gedacht, dass Fernpass nicht nur der Name für einen Pass ist, sondern auch gleich ein Ort mit dem Namen „Fernpass“ bedeutet.
Aufmerksam rollen wir im Kriechtempo durch den Ort, immer natürlich auf der Suche nach einem Supermarkt zum Einkaufen.
Aber außer einer Tankstelle und einem Rasthaus auf der Passhöhe kann der Ort nichts aufbieten und so rollen wir, nachdem wir mit „Fernpass“ die erste Hürde auf der Alpenquerung völlig ohne Probleme genommen haben, wieder den Berg hinunter.

       
    Wir erreichen den Fernpass. Oder „Fernpass“.  Als Ort am Pass   Aber außer einer Tankstelle ist hier nicht viel los. Weiter.

       
    Ab jetzt geht es schon wieder abwärts! Sieht aber schlimmer aus, als es eigentlich ist. Sogar LKW fahren hier gemütlich lang.

Eine Viertelstunde später erreichen wir dann auch schon Nassereith, wo wir für heute den Fahrtag beenden wollen.
Der Campingplatz Rossbach soll uns für heute Nacht aufnehmen, denn dank CC- Campingkarte kostet dieser nur 13,- € pauschal pro Nacht.
Und wer weiß, mit etwas Glück hat vielleicht in Nassereith noch ein Supermarkt geöffnet, der Ort ist ja auch ein bisschen größer.
Wenn wir uns dann eingerichtet haben, würden wir gern noch eine Runde spazieren gehen und vielleicht einen urtypischen österreichischen tiroler Berggasthof aufsuchen, wo wir noch ein zünftiges Abendessen mit Knödeln und Braten bekommen.
Das wäre doch was!

Unsere Erwartungen werden allerdings jäh enttäuscht, als wir kurz darauf von der Hauptstraße abbiegen und in den Ort einfahren.
Hier ist mal GAR NICHTS los! 😮
Tote Hose im Dorfzentrum, kein Gasthof oder Supermarkt weit und breit.
Auch ist niemand zu sehen, keine Menschenseele!
Irgendwie ist das schon ein bisschen unheimlig!
Wir folgen zunächst der Ansage des Navis in Richtung Campingplatz und entfernen uns wieder vom Ortszentrum, mit jedem Meter wird es einsamer.
Und dann, nachdem wir einer recht engen Straße gefolgt sind, erreichen wir den Campingplatz.
Nicht mehr, als eine größere Wiese mit ein paar abgestellten Wohnwagen an einem Hof.
Leben?
Keins!
Und es ist uns vollkommen schleierhaft, wie dieser Platz 4 Sterne haben kann.
Das ist doch kaum mehr, als eine Wiese an einem Bauernhof!
Wir fahren an der Einfahrt vorbei, drehen kurz darauf um und rollen aus dem Ort wieder hinaus.
Wir mögen zwar Ruhe und Entspannung beim Campen, aber Einsamkeit inmitten im Nichts ist dann doch zuviel des Guten! Seid uns bitte nicht böse liebe Nassereither, vielleicht haben wir auch einfach nur einen falschen Zeitpunkt erwischt. Aber so richtig hat es uns einfach nicht gefallen.
Der Weg in den Ortskern wäre zu Fuß viel zu weit, zumal wir dort nichts erkennen konnten, was uns einen Spaziergang den Berg runter (und später wieder rauf) in den Ortskern wert gewesen wäre.

       
    Einfahrt nach Nassereith. Hier wollen wir für heute bleiben. Hmm. Komisch. Ganz schön wenig los hier.

       
Wenig? Gar nix! Dass sie die Bürgersteige nicht hochklappen…    Und hier der Campingplatz. Im Dornröschenschlaf?

Schnell programmieren wir das Navi auf den nächsten Campingplatz an unserer Route, genauer auf den Campingpark Imst- West bei Imst.
Imst ist nämlich nochmals deutlich größer, als Nassereith und mit etwas Glück werden wir dort das finden, was wir uns von einer Zwischenübernachtung in Österreich erhoffen.
Zum Glück ist es nicht weit, nur etwa 15 Kilometer müssen wir zurücklegen.

Und kaum sind wir wieder auf der Bundesstraße unterwegs (dieses Mal ist es die 189 in Richtung Imst), entdecken wir doch tatsächlich kurz darauf noch einen geöffneten Supermarkt der Kette „Impreis“!
Juchu!
Anjas schneller Auffassungsgabe ist es zu verdanken, dass sie ihn aufgespürt hat.
Ich wäre glatt daran vorbei gefahren…
Trotzdem müssen wir uns beeilen mit dem Einkaufen!
Gerade mal 7 Minuten hat der Markt noch geöffnet, die allermeisten Sachen wie zum Beispiel die Wursttheke sind schon fast komplett leer geräumt.
Ach Schade!
Aber morgen werden wir einen richtigen Großeinkauf machen! Mit frischer österreichischer Milch, leckerer Käsewurst, Extrawurst, natürlich mit Fleischkäsebrötchen und allerlei weiterer Leckereien aus Österreich.
Für heute aber beschränken wir uns auf die allerwichtigsten Einkäufe, dass wir morgen einen Liter Milch und ein bisschen Wurst (abgepackte zwar, aber besser wie nichts) haben, um ein erstes österreichisches Frühstück genießen zu können.

Keine Viertelstunde später erreichen wir dann Imst und kurven durch eine sehr lebhafte Stadt.
Na endlich!

       
    Einfahrt nach Imst, hier Imst-West. Schon mehr los.                  Ankunft an der Rezeption zum Campingpark Imst-West

Schnell erreichen wir den Campingplatz und kommen an der Rezeption zu stehen.
Boah, ist das schön hier!
Der Campingplatz Imst- West liegt total schön und idyllisch direkt und unmittelbar an einem Berghang inmitten richtig saftgrüner Tiroler Wiesen.
Unverwechselbar auch der typische Landduft mit frischem Gras und etwas Kuhdung als Dünger, der offenbar auf die angrenzenden Felder aufgebracht wurde.
Super!
Genau so habe ich mir unsere Zwischenübernachtung vorgestellt.
Geil!
Einfach regelrecht „reinsetzen in mein Österreich“, ankommen, abschalten.
Vielerorts in Österreich funktioniert dies prima und zu meiner Freude klappt das auch hier in Tirol (wir waren beide noch nie in Tirol) also offenbar auch, die Idylle dafür ist zumindest da.

Wir suchen uns eine Parzelle aus, sagen dann beim Platzwart Bescheid, damit er uns den Stormkasten aufschließt.
Das mit der „Entmündigung“ meinen Strom selber einstecken zu können mag ich zwar nicht so gern, aber ich verzeihe diese dem Tiroler Urgestein und Platzwart diese aus meiner Sicht unnötige Marotte mit dem Stromkasten.
Immerhin kommt er ja direkt vorbei und schließt uns den Strom an.

Sofort nach dem Einrichten starten wir eine kleine Erkundungsrunde über den Platz und um das angrenzende Areal.
Der erste Weg führt uns natürlich ins Servicehaus am Platz.
Die Einrichtungen sind einfach und schon älter. Aber alles ist sehr sauber und gut erhalten.
Das Warmwasser ist unbegrenzt und die Toiletten verfügen sogar über kostenloses Toilettenpapier.
Sehr ordentlich, das passt. Erwartet haben wir aber auch ehrlich gesagt nichts anderes! Denn schon bei der Ankunft auf dem Platz sind uns die vielen „gelben“ Nummernschilder unserer holländischen Nachbarn aufgefallen. Und da, wo Holländer campen, kann es einfach nicht schlecht sein! Das muss man unseren Kollegen einfach (mit einem klein bisschen Neid) zugestehen, campen und darauf achten, dass sie sich dabei nicht unter Wert hergeben, das können sie!

       
    Ein paar Impressionen vom Platz. Mittig in einem Tal gelegen, umgeben von Hügeln und Bergen mit viel Ausblick

       
    Uns gefällt es hier richtig gut und wir sind froh über unseren Platz und diesen Ausblick von der Dinette aus.

Dann spazieren wir weiter und sind auch schon am Ausgang angekommen.
Groß ist der Platz wirklich nicht.
Weil wir schonmal da sind, verlassen den Campingplatz mal zu Fuß in Richtung Supermarkt!
Der Campingplatz Imst- West liegt nämlich unmittelbar an der Ausfahrstraße in Richtung A 12 und Pitztal (wovon man aber gar nichts hört!), sodass wir uns hier nicht inmitten einer verschlafenen Nebenstraße befinden.
Unmittelbar in der Nähe haben wir schon bei der Zufahrt einen SPAR- Supermarkt entdeckt, wo wir in Österreich eigentlich am liebsten einkaufen!
Daneben haben wir auch mindestens 2 Tankstellen gesehen und noch einige andere Geschäfte waren verfügbar.
Hier werden wir morgen, bevor wir über den Reschenpass nach Italien durchbrechen, auf jeden Fall die Regale leer kaufen und das Wohnmobil für den Urlaub vollräumen.
Für einen Späteinkauf und ein von mir noch erhofftes Fleischkäsebrötchen am heutigen Abend sind wir aber 5 Minuten zu spät, der Laden hat um 19 Uhr seine Pforten geschlossen.
Naja, Pech.

Wir überlegen kurz, ob wir noch bis in die Alstadt vom Imst spazieren sollen.
Weit ist es wohl nicht, allerdings müssten wir dafür eine Steigung angehen, wozu uns schon ein wenig die Lust fehlt.
Auch habe ich doch recht großen Hunger, sodass ich mich nicht mit groß Suchen und dann Warten aufs Essen aufhalten möchte.
Und so begehen wir eigentlich eine Blasphemie gegen das Land der Alpengenüsse, traditionellen Küche und urtypischen Gerichte!
Ja, richtig geraten, wir gehen zu McDonalds.
Zur Ehrenrettung des amerikanischen Fast- Food- Konzerns können wir immerhin anbringen, dass McDonalds in Österreich damit Werbung macht, dass das Fleisch für die Burger alles „Made in Austria“ ist.
Das beruhigt, zumal der Hunger einfach zu groß ist.

       
    OK, ich gebe es zu! Das hier ist wenig „Knödel & Braten“           Aber immerhin ist es original Österreich. Auch schon was 😉

Nach dem für uns ganz reisetypischen Abendessen (Leser unserer Reiseberichte wissen, dass wir dem güldenen M auf unseren Wegen gerne mal einen Besuch abstatten…) vertreten wir uns noch ein wenig die Beine. Ein weiteres Mal überlegen wir, ob wir, inzwischen gesättigt, nun doch nochmals ins Städtchen Imst reinspazieren wollen.
Aber was uns vorhin in einem Extrem abgehalten hat (der Hunger) schlägt sich nun ins komplette Gegenteil. Wir sind pappsatt und viel zu träge, um uns hier noch groß den Berg rauf zu schleppen. Denn die Steigung ins Städtchen wirkt auch mit vollem Bauch nicht wirklich flacher.
Und so tigern wir noch ein wenig rund um den Campingplatz, bis wir uns gegen kurz nach 8 ins Wohnmobil zurückziehen. Und fast im gleichen Moment zieht die Nachtruhe über die angrenzenden Bergkuppen und die Almwiesen, welche den Ort beinahe einschläfern. Ein leises Grummeln im Hintergrund könnte von der nahen Landstraße und vielleicht sogar von der Autobahn stammen, aber obwohl ich ansonsten sehr hellhörig bin und mich Geräusche schnell stören, hindert uns das Hintergrundgrummeln nicht wirklich am Einschlafen.
Ganz im Gegenteil! Es ist viel mehr die Erhabenheit des Berges mit seiner schneebedeckten Kuppe und dem Gefühl, dass es dort oben echt ungemütlich und lebensfeindlich wäre, während wir hingegen hier unten im Tal wohl behütet in unserem kuscheligen Alkoven liegen und die Unwirklichkeit des schneebestürmten Berggipfels nur aus der Ferne betrachten können.
Allein schon dieses Gefühl „hier sind wir sicher“ in Anbetracht der Unwirklichkeit einige tausend Meter vor bzw. über uns lässt uns gegen halb 10 mit einem guten Gefühl einschlafen.

       
    Am Abend in Imst- West. Erhaben legt sich die Nachtruhe über den Campingplatz. Sicher schlafen wir im Schatten des Berges.

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