Alle Wege führen nach Rom! So sagt man. Dass damit nicht nur alte römische Pfade und Wege gemeint waren, das war uns bisher nicht bekannt. Nichts desto trotz haben wir auch auf dem Wasserwege in die ewige Stadt gefunden! Obwohl, das stimmt nicht ganz! Denn was ganz kühn als „Port of Rome“ bezeichnet wird, ist nichts anderes, als der Hafen von Civitavecchia, etwa 80km nordwestlich von Rom! OK, zugegeben, als die Römer vor 2000 Jahren ihre Wasserstraßen planten, hatten sie wohl kein Schiff in den Ausmaßen der Costa Toscana im Sinn! Mit dem Kreuzfahrtschiff den Tiber bis in die Altstadt rauffahren wird daher wohl kaum gehen…

Wir hatten im Vorfeld zu dieser Reise recherchiert, wie man vom Hafen von Civitavecchia aus am besten nach Rom kommt. Natürlich geht das mit einem von Costa organisierten Bus, der einen direkt bis in die Altstadt bringt. Auf eigene Faust empfehlen nicht wenige in diversen Gruppen und Foren, den Zug ab Bahnhof zu nehmen. Zwischen Hafen und Bahnhof pendele ein recht kostengünstiger Bus. Wir entscheiden uns für die dritte Variante! Wir nehmen das Auto! Genauer einen Mietwagen, den wir im Vorfeld zu dieser Reise für einen schmalen Taler mieten konnten. Klar, da kommen dann noch Spritkosten dazu und vielleicht auch Parkgebühren, aber dennoch reisen wir einfach unabhängig von Abfahrtszeiten und können notfalls auch auf einen Stau reagieren und eine Ausweichroute fahren. Das kann der Zug nicht. Allem voran aber sind wir so einfach am schnellsten unterwegs.

Schon gegen 07:30 Uhr fahren wir in den Hafen von Civitavecchia ein. Pünktlich legt unsere Costa Toscana am Kreuzfahrtterminal vor einem anderen bereits am Kai liegenden Kreuzfahrtschiff der Virgin Line an.

Ab 8 Uhr kann man das Schiff verlassen und genau dieses frühe Zeitfenster möchte ich auch unbedingt gleich nutzen, um die etwa zweieinhalb Kilometer zur Vermietstation von Maggiore im Eiltempo zu sprinten. Dort steht ab 08:30 Uhr unser Mietwagen bereit. Gebucht haben wir die kleinste Economy- Klasse, die möglich war. Muss ja für nur einen Tag und einen Tagesausflug in die Stadt kein großes Auto sein und parken ist mit einer kleinen Schüssel auch viel einfacher. Viel wichtiger wäre mir, dass es ein italienisches Auto ist! Ein landestypisches Fahrzeug gehört für mich, wenn ich ein Auto im Ausland miete, einfach dazu! Da die Musterklasse „Fiat Panda“ heißt, stehen doch die Chancen hierfür gar nicht so schlecht, oder?

Die Idee das Schiff früh zu verlassen hatten übrigens auch andere! Boah, ist das voll hier im Treppenhaus! An die Nutzung eines Fahrstuhls ist gar nicht zu denken, man würde auf einem Deck einfach stehen bleiben, weil sich die Leute quer in den Kabinen stapeln!

Um Punkt 08:01 Uhr setzt sich die Masse an Menschen in Bewegung. Nils und ich werden unweigerlich mitgezogen, wir könnten jetzt kaum woanders hin, selbst wenn wir wollten.
Ein paar Minuten später atmen wir etwas schwer wirkende Landluft und sind draußen. Puh!

Jetzt heißt es das nächste Abenteuer bestehen! Aus dem Bordprogramm für den heutigen Tag war zu entnehmen, dass man leider nicht den Hafen auf eigene Faust verlassen darf, sondern einen Transferbus nehmen muss. Dieser sei aber kostenlos. Na super! Nichts, dass ich gegen eine kurze kostenlose Fahrt hätte, nein, nein. Aber in Anbetracht des Umstands, dass wir uns in einem Pulk von Menschen befinden dürfte es schwierig sein, gleich einen guten Platz in einem der ersten Busse zu bekommen! Zumal wir ja auch gar nicht wissen, wo der Bus uns absetzen wird. Wir wollen ja zur Maggiore Vermietstation und nicht irgendwo in die Innenstadt von Civitavecchia!
Auf dem Weg vom Kreuzfahrtterminal zum Parkplatz gelingt es uns, ein paar Plätze gut zu machen! Viele Kreuzfahrer sind offenbar nicht so gut zu Fuß. Sogleich entdecken wir auch die erste Gruppe wartender Reisebusse, wo mir eine resolute Dame von Costa erklärt, dass diese hier in bester Lage platzierten Busse nur für die Gäste sind, die den Landausflug nach Rom über Costa gebucht haben. Die kostenlosen Transferbusse fahren seitlich hinter dem Terminal ab. Aha, ok, gut und danke. Schnell weiter!

Um die Ecke angekommen stehen ein paar weit weniger einladend wirkende Busse bereit. Typ Nahverkehr, die man nur noch in den Vororten der großen Städte einsetzen würde. Hier sind wir richtig! Einzig irritierend ist allerdings, dass der Bustransfer pro Person 8 Euro kosten soll! Das war aber so nicht vereinbart!
„Abzocke!“ ruft ein anderer Kreuzfahrtgast laut, als er zähneknirschend 16 Euro für sich und seine Frau abdrückt. Dem Busfahrer ist es offenbar egal, oder er ist es gewohnt. Er zuckt lustlos mit den Schultern und kassiert unbeirrt.
Nicht mit mir! Man kann die Hafenzufahrt nebst Sicherheitsgebäude in etwa einem knappen Kilometer Entfernung sehen! Und mehr noch, kleine Grüppchen offenbar Ortskundiger, Einheimischer oder auch Angehörige der Crew von Costa, die den Passagieren offenbar die Sitzplätze in den Bussen nicht streitig machen sollen, sind zu Fuß auf dem Weg genau dorthin, wo wir auch hinwollen! Das ist unsere Chance! Dumm stellen, das bekommen wir grundsätzlich richtig super hin! Also los!

Im schnellen Schritt erreichen wir tatsächlich nur 20 Minuten später die Hafenausfahrt . Ein Schild „Uscita“ mit einem Fußgängersymbol zeigt uns überdeutlich den Weg. Wir durchqueren ein funktionales Zollgebäude, in dem im Aufenthaltsraum ein paar Beamte gelangweilt sitzen. Um deren Aufmerksamkeit nicht unnötig zu erregen, passieren wir diese mit einer zum Gruß erhoben Hand und einem gelangweilten „Ciao“ gleich so, als wüssten wir genau, was wir hier machen und wo wir hinwollen. Der Plan geht auf! Niemand beachtet uns. Nur wenig später stehen wir völlig unbehelligt im öffentlichen Teil der Stadt außerhalb der Hafensperrzone. Klappt doch!

Der Spaziergang durch das noch schlafende Civitavecchia ist angenehm. Die Callata de la Rocca wirkt mondän und wohl situiert. „Port of Rome“ zu sein, scheint der Stadt Civitavecchia nicht geschadet zu haben. Hätten wir mehr Zeit, man müsste sich die alten Gebäude, römische Bauwerke, Torbögen und Sehenswürdigkeiten wohl näher anschauen. Schade, dass es dafür nicht langt. Das ist eben der Preis der Kreuzfahrt und den täglich wechselnden Zielen. Man sieht viel! Aber eben auch alles nur kurz…

Um 08:45 Uhr erreichen wir die Vermietstation von Maggiore, Avis, Amicoblu und Budget. Ein Gemeinschaftsbüro, zu dem ich zuvor im Internet ein wenig durch die Bewertungen gelesen habe. Nicht wenige bemängeln die Unfreundlichkeit des dort mehrheitlich tätigen Mannes, der wohl der Stationsleiter und auch gleichzeitig der einzige Angestellte ist. Wie läuft das eigentlich, wenn der Mann Urlaub hat?!
Egal. Ich habe mir fest vorgenommen, jeden möglichen Ansatzpunkt für Unfreundlichkeiten und damit für das garantierte Aus für Sonderwünsche gleich im Keim durch übertriebene Freude und Dankbarkeit zu überspielen. Ich möchte ihm unbedingt das Gefühl vermitteln, dass seine Arbeit wichtig ist und nur dank ihm wir einen schönen Tag in Rom haben werden! Das motiviert ihn hoffentlich ausreichend genug, um unsere Wünsche zu erfüllen…

Tatsächlich erfährt mein Plan aber einen ersten Dämpfer, als ich überfreundlich nach einem italienischen Auto frage. Er winkt gleich ab und sagt nur „Renault Clio for you! French car!“ Mist! Aber noch gebe ich nicht auf. Ich versuche ihn bei der Ehre zu packen und erkläre ihm, wie wichtig es doch sei den Gästen ein Gefühl von Italien, von Dolce Vita näher zu bringen! Weil die Leute doch genau mit diesem Wunsch hier in dieses wunderschöne Land und in seine von der Sonne geküsste Stadt kommen, um einen schönen Tag zu erleben! Und das es ja eigentlich viel zu kurz sei, wenn man nur als Tagestourist mit einem Kreuzfahrtschiff kommt. Ja klar! Aber dies eben die einzige Möglichkeit sei und unser Zuhause ansonsten so unfassbar weit weg wäre, um auf anderem Wege hier her zu gelangen. Gerade mit Kindern und Familie. Das hinterlässt Eindruck! Und tatsächlich, meine Ansprache hat Erfolg! Die eigentlich bereitliegenden Papiere und Schlüssel des Renault Clio schiebt er beiseite und geht tatsächlich nach hinten in den Nebenraum. Von dort kommt er mit einer viel schöneren Mappe und den Papieren für eine echte italienische Schönheit zurück. Für einen Lancia Ypsilon! DAS nenne ich mal ein echtes italienisches Auto! Ein Fiat hätte es zweifelsohne auch getan. Aber ein Lancia ist wohl Dolce Vita gleich hinter einem Ferrari. 😉

Der gute Mann erklärt uns, wo das Auto steht und dass wir es mit vollem Tank übernehmen und auch bitte mit vollem Tank zurückgeben sollen. Abgegeben wird das Auto dann hier an der Station. Gutväterlich bietet er auch gleich dazu an, gar nicht erst groß einen Parkplatz zu suchen. Einfach hinstellen, Warnblinker an wenn am Straßenrand nichts frei ist und dann kümmere er sich. Alles kein Problem.
Mit dem Schlüssel zu einem echten Lancia verlassen wir das kleine Büro, das Pärchen, was nach uns das Büro betritt, wird übrigens gleich den Schlüssel für den Renault Clio erhalten…

Der in einer Seitenstraße geparkte weiße Lancia Ypsilon ist ein Hybridauto mit Unterstützungsbatterie. Er hat stilecht für Italien einen fetten Kratzer an der hinteren Stoßstange, den wir in mehreren Fotos und einem Video schon jetzt festhalten, damit man ihn uns später nicht anhängen kann. Aber ansonsten macht der kleine Flitzer optisch echt was her und ist zum Beispiel mit dem Mittelcockpit auch ausreichend extravagant, wie man es von einer italienischen Diva erwartet! 😉

Kaum haben wir uns mit dem Wagen vertraut gemacht und sind die ersten Meter gefahren, folgt der Spießrutenlauf in den Hafen mit der eigentlichen Herausforderung des Tages! Mein Plan lautet nämlich, nun mit dem Auto so nah wie möglich und idealerweise direkt an das Kreuzfahrtterminal heranfahren zu können, wie es auch die Busse und Taxis tun. Damit Anja und Tim eben gar nicht erst weit laufen müssen oder gar auf den kostenpflichtigen Transferbus hereinfallen! Die erste Hürde hierfür müssen wir an einer Zugangskontrolle am Kreisverkehr Calata Principe Tommaso nehmen! Mit dem gleichgültig wirkenden und langweiligen, aber auch wissenden Gesichtsausdruck, dass ich genau weiß, was ich hier tue, fahre ich an den Schalter mit der geschlossenen Schranke heran. „No accesso!“ bekomme ich gleich entgegen geworfen. Aha, der weiß offenbar, dass wir hier eigentlich nichts verloren haben. Das ich ihm aber dann die Costa Bordkarte unter die Nase halte, überrascht ihn! Er fragt auf englisch, was wir hier wollen und ich gebe an, dass ich nur meine Frau und Kind abholen möchte, die am Kreuzfahrtschiff auf uns warten, um einen wunderschönen Tag hier in Italien zu verbringen und mit dem Auto ein bisschen den Strand abfahren möchten. Die Masche mit dem Lob für Italien klappt auch hier! Er vergewissert sich zwei Mal und lässt sich beide Male von mir bestätigen, dass ich wirklich und auf keinen Fall im Hafen parken werde, sondern das Auto nicht verlassen und nur meine Familie einsammele, um gleich darauf wieder rauszufahren. Ich verspreche es mit einem mehrfachen „si, SI! Absoluto!“ und bekreuzige mich spontan, um meine Absicht auch vor Gott zu bezeugen. Von der Beifahrerseite nickt Nils zustimmend und unterstreicht so die ehrliche Seele seines Vaters! Und tatsächlich, er öffnet den Schlagbaum und lässt uns passieren! Super! Wir sind drin!

Anja hat sich derweil gemeldet und ihre erste Statusmeldung abgegeben. Ihr Auftrag vom Frühstücksbuffet ein paar Dinge für uns vorzubereiten und einzupacken (das Frühstück hatten Nils und ich ja aufgrund des frühen Auscheckens von Bord ausgelassen!) hat sie erfüllt und befindet sich ebenfalls auf dem Weg vom Frühstück zurück zur Kabine. Die Uhr zeigt derweil kurz vor 9. Wir sind gut in der Zeit!

Zu meinem Unbehagen erreichen wir, nachdem wir eine Bushaltestelle und einen Angestelltenparkplatz passiert haben, eine weitere Zugangskontrolle. Dieses Mal die direkte zum Kreuzfahrtkai. Auch hier schiebt ein Italiener Dienst. Leider ist er jung und äußerst dienstbeflissen. Von meiner Costa Bordkarte lässt er sich schon gar nicht beeindrucken und erlaubt mir maximal, den Kai zu Fuß zu betreten. Aber nicht mit einem Privatwagen! Die seien vorne in Höhe des Schiffs unter keinen Umständen zulässig! Wegen Sicherheitsrisiko wie er erklärt. Ich überlege kurz, ob ich mich auf eine Diskussion einlassen soll, aber das bringt wenig! Dafür sind Italiener zu emotional, wenn sie einmal festgefahren sind. Aber auch das noch so schöne Lob und Ode an Italien will ihn einfach nicht umstimmen. Wie gesagt: Junger Sicherheitsbeamter, der seine Karriere noch vor sich hat und die Vorschriften eben penibel umsetzt. An dieser zweiten Schranke kommen wir definitiv nicht vorbei und müssen zurückfahren. Sehr zum Ärger der Limousinenfahrer, die hinter uns in der Schlange stehen und ein wenig ungehalten reagieren* (* = wir erhalten einige typische italienische Emotionen quasi aus erster Hand akustisch wie optisch durch einige offene Fahrzeugfenster vermittelt) als sie sich alle wegen uns zurückbewegen müssen, damit wir rückwärts von der Schranke rausfahren können…

Na gut, nützt nichts. Wir stehen schräg an einer Bushaltestelle etwa 900 Meter von der Costa Toscana entfernt. Anja ist nicht sonderlich begeistert in Anbetracht der Tatsache, diesen knappen Kilometer bereits laufen zu müssen. Aber hierzu gibt es nun wirklich keine Alternative. Selbst wenn sie diesen ominösen Gratis- Transferbus finden würde, wir wüssten noch immer nicht, wo er hinfährt und hier anhalten würde.

Eine gute halbe Stunde geht nun drauf, die Anja für den Fußmarsch von der Kabine zu uns braucht. Ein Glück kann sie den Zielpunkt wo wir stehen schon von der Weite aus sehen. So dienen wir als Fixpunkt in der Ferne quasi wie die Möhre am Stock vor der Nase des Esels, um den laaaangen und beschwerlichen Weg zurückzulegen. 😉
Als die beiden gegen viertel vor 10 endlich ins Auto steigen, brausen wir kurz darauf mit Kurs Rom davon!

Die Fahrt in dem kleinen Lancia (oder heißt es „die kleine Lancia“?! Wer es weiß, bitte gerne in den Kommentaren eintragen, danke!) über die Autobahn E 80 verläuft deutlich weniger komfortabel, als wir es von unserem getreuen Ford Smax gewohnt sind. Ist ja klar, ist ja eigentlich nur ein Kleinwagen. Aber die Batterie schiebt mit und der kleine Flitzer prescht ungestüm nach vorn, wobei er sich dabei gerne dennoch aus dem Kraftstoffvorrat bedient.
Ausgebremst werden wir eigentlich nur von der ein oder anderen Mautstelle, wo immer kleine Beträge für die Fahrt auf der ansonsten gut ausgebauten italienischen Autobahn verlangt werden. An jeder derselben zahlen wir übrigens absolut problemlos mit Kreditkarte. Der Automat quatscht irgendwas, wir halten die Karte vor den Leser und zack geht die Schranke auf. Weiter geht’s!

Die ersten Vororte von Rom und den Innenstadtring erreichen wir 50 Minuten nach unserer Abfahrt in Civitavecchia. Uns empfängt hier auch gleich ein kleinerer Stau, wo sich der Verkehr auf zwei gleichwertig zu befahrene Hauptverkehrsstraßen der Via Cristoforo Colomboin die Stadt verteilt und der wir praktisch bis zu unserem Tagesziel, dem Kolosseum, bleiben werden. Ein merkwürdiges System mit dieser Via! Wir haben hier im linken Bereich zwei oder drei Fahrspuren in unsere Richtung. Dann folgt rechts ein schmaler Grünstreifen und dahinter finden sich erneut zwei Fahrspuren, die praktisch die ganze Zeit ab Autobahnende bis zum Kolosseum auch parallel zu unserem Laufweg verlaufen. Der Grünstreifen ist dabei immer von kleinen Bypässen mit oder ohne Ampel unterbrochen, wo man entweder auf die linke Fahrspurgruppe oder die rechte Fahrspurgruppe wechseln kann.

Ich erwähne das mit den zwei Fahrspurblöcken extra, weil im Gegensatz zu den Einheimischen hier unser Google maps hiermit so seine Probleme zu haben scheint! Immer wieder fordert es uns auf, von der linken Fahrspurgruppe auf die rechte Fahrspurgruppe zu wechseln und umgekehrt. Und jedes Mal denken wir, wir müssten aufgrund einer anstehenden Verzweigung oder nahenden Abbiegung auf den jeweils rechten oder linken Fahrspurblock wechseln. Aber das ist nicht der Fall! Und jedes Mal ist es nervig, weil es eben unnötige Spurwechsel bedingt. Warum uns das Google Navi hier entlang lotst, erschließt sich uns nicht. Wir vermuten aber, dass die KI jedes Mal, wenn es auf unserem Fahrspurblock vor uns staut und in der Karte orange wird, wir diese Verkehrsstockung über die parallele Fahrspurgruppe umfahren sollen. Was praktisch natürlich gar nichts bringt! Weil eine vorausgehende Stauung eben auch alle anderen dazu bringt, auf die jeweils andere Fahrspurgruppe zu wechseln. Unter Einsatz des Signalhorns versteht sich! Es ist so nervig, MADONNA, dass es fast schon wieder Spass macht! Anfangs fühle ich mich noch jedes Mal auf eine drohende Gefahr hingewiesen. So, wie wir in Deutschland eben in letzter Instanz vor einer drohenden Gefahr hupen würden, um einen Unfall zu vermeiden! Weil uns der andere Verkehrsteilnehmer vielleicht übersehen hat. Ich schaue mich auch brav jedes Mal um und entschuldige mich auch jedes Mal schon vorauseilend, obwohl ich bei genauer Betrachtung gar keine gefährliche Situation ausmachen kann! Bis ich endlich wieder im „Italien- Modus“ ankomme und kapiere! HALLO! DAS IST HIER ROM!! ROOOOMMM! Hier gehört hupen zum guten Ton! Und von da an mache ich ebenfalls nach Herzenslust vom Signalhorn Gebrauch, wenn meiner Meinung nach der Schnarchbär vor mir nicht schnell genug die Spur wechselt. Ganze 16 Mal (!) werde ich hier auf der Via Cristoforo Colombo das Signalhorn erklingen lassen. Ein anderer Italiener in einem Alfa Romeo 156, nickt mir für den maßvollen aber berechtigten Einsatz des Signalhorns im weiteren Verkehrsverlauf sogar anerkennend zu! 😉

Die lautstarke Fahrt über die Via Cristoforo Colombo endet gefühlt viel zu früh! Ich hätte durchaus Freude daran, hier noch weiter hupend und gestikulierend dem italienischen Dolce Vita zu frönen. Aber der ausgesuchte Parkplatz an der Viale delle Terme di Caracalla taucht vor uns auf. Hier wollen wir ja hin! Der Parkplatz selbst , der auf google maps eben auch als offizieller Parkplatz ausgewiesen ist, ist bis auf den letzten Platz belegt. Macht aber gar nichts! Denn die auch hier überbreite und mit mehreren Fahrspuren ausgerüstete Viale delle Terme di Caracalla verfügt rechts und links über zahlreiche Parkbuchten, wo auch andere ihr Auto schon abgestellt haben. Scheinbar ist das auch erlaubt, denn wir entdecken weder farbige Markierungen an den Bordsteinen, noch finden wir Parkscheine oder gestellte Parkscheiben hinter den Windschutzscheiben der übrigen parkenden Autos vor. Auch sehen einige Autos so aus, als würden sie nicht erst seit gestern hier stehen. Das Navi zeigt uns einen gut 2km langen Fußmarsch und 10 Min Gehzeit zum Kolosseum an. Ich glaube näher, kostenloser und somit besser als hier kann man kaum für den Tagesbesuch von Rom mit dem eigenen Auto stehen! Wir sichern alles Wichtige im Auto, öffnen das Handschuhfach (womit wir Dieben zeigen, dass hier nichts zu holen ist) und dann machen wir uns fertig das ewige Rom zu Fuß zu erkunden!

Wir kennen Rom schon von früheren Besuchen. Gleich zwei Mal hat es uns bereits mit dem Billigflieger nach Rom verschlagen. Unser letzter Besuch von Rom war allerdings noch im vorletzten (!) Jahrzehnt und liegt somit schon viel zu lange zurück! Aus diesem Urlaub aber wissen wir, wie schön sich ein Besuch von Rom in zwei Teile aufsplitten lässt! Einmal das antike, altrömische Rom und einmal das christlich- katholische Rom. Bei unserem Kurzbesuch heute wollen wir uns nur auf das antik- altrömische Rom konzentrieren. Quasi die Ära, die den Kids heute noch immer liebevoll in den Asterix- Büchern und Filmen nähergebracht wird, wie schon zu unserer Zeit. Damit können ein 8- und ein 12- jähriger eben am meisten anfangen als mit einem Vatikan und Papst.

Erstes Ziel heute soll also das Kolosseum sein. Schnell erkennen wir auch die Zufahrtsstraße und die wunderschön geschwungene Via Celio Vibenna wieder, die sich im Halbkreis südlich um etwa ein Viertel des Kolosseums schwingt und dabei in südlicher Richtung stetig an Höhe verliert. Was liebe ich diese simple Straße! Wir sind diese bei unserem ersten Rom- Besuch (zu dem es leider keinen Reisebericht gibt, dies nur als Hinweis) mit einem gemieteten 80 ccm Roller rauf und runter gefahren! Ich vorne, Anja hinten. Ich hab mich auf den Verkehr konzentriert, Anja hat die richtige Route im Kopf behalten (damals gab es noch keine Navis so wie heute! Da hatten wir noch faltbare Stadtpläne aus der Touristeninfo oder dem Reiseführer!) und mir an den Ampeln, wo wir abbiegen mussten, entweder rechts oder links auf den Helm geklopft! Wir waren ein super Team und haben damals so ziemlich alle Ereignis- Orte aus dem Dan Brown Buch „Illuminati“ seinerzeit abgeklappert! Unter anderem eben auch besagte Via Celio Vibenna, die wir im Sonnenuntergang abends entlang gebraust sind, das Kolosseum im Rückspiegel des flotten Rollers immer kleiner werdend. Ein Traum! Wenn die Kids irgendwann mal groß sind (oder mindestens so groß, dass einer von beiden schon einen Roller fahren kann und auch darf 😉 ) werden wir wiederkommen und diesen Tag in Rom idealerweise mit einer echten Vespa noch einmal wiederholen!

Nun, zurück zu dieser Reise! Von der aus der Erinnerung verklärten Szenerie des Kolosseums ist so ziemlich nichts, aber auch GAR NICHTS übrig, als wir uns dem Kolosseum nähern. Hammer! Ist das VOLL hier! So viele Menschen! Aus aller Herren Länder! Gut, es ist das Osterwochenende! Wir wussten vorher, dass es voll werden würde. Ohne festen Kreuzfahrtkalender hätten wir sicher einen anderen Wochentag für unseren Besuch ausgewählt. Nützt ja nichts. Aber so voll! Puh! Noch bevor wir überhaupt in die Nähe des Kolosseums gelangen, werden wir schon von allerlei offiziell wirkenden Fremdenführern mit Namensschildern am wichtig aussehenden Band um den Hals aufgefordert, bei ihm Zugangskarten für die nächsten Stunden zu kaufen. Diese fliegenden Händler gab es damals aber nicht! Zumindest nicht in diesem Ausmaß! Wir wissen natürlich als Reiseprofis, dass man diese Händler am besten links liegen lässt und straight zum offiziellen Kartenverkauf durchmarschiert.
Blöd nur, dass wir eher maximal Reiseprofis für historische Reisen Anfang der 2000er Jahre sind! Denn auch hier beim Ticketverkauf für das Kolosseum sind wir inzwischen im digitalen Zeitalter angekommen! Große Infotafeln informieren uns darüber, dass es keine klassischem Kartenhäuschen mehr gibt, sondern man Ticket und gleichzeitig auch seinen zugewiesenen Besuchsslot im Internet buchen muss! Die Eintrittskarte gibt es dann gleich digital mit Barcode aufs Handy! Ach so! Wohl dem, der sich schon im Vorfeld zu seiner Reise mit einer solchen digitalen Zugangskarte eingedeckt hat! Hierzu gehören wir allerdings nicht. Ein Blick ins Internet ist ernüchternd! Karten gibt es ab 15 Uhr! Aber dies auch erst nächste Woche Donnerstag! SUPER!!

Sehr ärgerlich! Sofort haben wir als Reiseleiter, aber auch als Eltern ein schlechtes Gewissen! Wir haben den Jungs einen Besuch des Kolosseums versprochen und jetzt scheitern wir an unserer eigenen Bräsigkeit, mal die Konditionen für einen Besuch im Vorfeld im Internet zu eruieren! Kurz überlegen wir, ob wir es vielleicht doch mit einem der fliegenden Händler versuchen sollen. Die haben, so weiß es das Internet zu berichten, in der Regel schon weit im Voraus die besten Karten mittags geblockt und reserviert, um sie jetzt hier an dumme Touristen zu verkaufen. Aber als ich aus Gesprächsfetzen anderer Verkäufe nebenan Beträge im Wert von mehreren Hundert Euro heraushöre, versuchen wir es erst gar nicht! Am Ende geraten wir noch an ein gefälschtes Ticket! Dann kommen wir zum einen nicht rein und zum zweiten ist das Geld dann auch weg. Nützt alles nichts! Zähneknirschend erklären wir den Jungs, dass es aus dem Besuch des Kolosseums hier und heute nichts wird und wir es leider nur von außen anschauen können.

Die Rettung sehe ich in Form des Forum Romanum, dem freigelegten Herzen der römischen Antike! Von diesem weiß ich von unserem letzten Besuch damals, dass ein Teil der altrömischen Ausgrabungsstätte ebenfalls zugangsbeschränkt ist. Ein anderer Teil und Hauptverbindungsweg zwischen dem Kolosseum und dem Pantheon aber auch kostenfrei durchschritten werden dürfen. Da liegen genug alte Steine, Säulen und Ausgrabungsstücke herum, dass man auch anhand derer recht gut das antike Rom wieder in der Phantasie der Kids lebendig werden lassen kann!

Leider hat sich auch der Zugang zum Forum Romanum grundlegend geändert! Anders wäre es wahrscheinlich aber auch gar nicht möglich, den noch immer unfassbar vielen Massen an Touristen hier Herr zu werden! Auch das Forum Romanum ist in seiner Gänze gar nicht zugänglich! Zutritt auch hier nur mit vorab im Internet reservierten Tickets, auch hier sind Karten spontan für frühestens nächste Woche verfügbar. Auch hier werden wir natürlich mehr wie einmal angesprochen, ob wir mit einer geführten Tour mitgehen wollen, für die es noch Schwarzmarktkarten gäbe. Danke. Nein.

Ach das ist doch ärgerlich! Aber so schnell gebe ich nicht auf! Vielleicht ist nur der Hauptverbindungsweg durch das Forum Romanum Richtung Pantheon gesperrt, aber ein kleiner Seiteneingang vielleicht frei? Probieren wir es aus! Wir folgen kurz darauf einem Seitenweg, der recht zügig an Höhe gewinnt. Schon jetzt haben wir durch den Zaun einen recht schönen Überblick über die historische Ausgrabung des Forum Romanum und wir hegen wieder Hoffnung, gleich doch noch hautnah in den direkten Kontakt zur römischen Geschichte gelangen zu können! Nachdem wir uns aber die Anhöhe hinaufgeschleppt haben, ist die Enttäuschung groß! Der Weg endet als Sackgasse vor einen kleinen Kirche, genauer der San Bonaventura al Palatino.

Die kleine hier Kirche dient als Teil der Klosteranlage einiger Franziskanerbrüder und hat somit logischerweise mit dem antiken Rom so gar nichts gemeinsam. Mist! Den ganzen Weg umsonst raufgelaufen! Um nicht komplett unverrichteter Dinge wieder den Berg herab zurück zum Ausgangspunkt zu marschieren und weil ein Schild vor der Kirche heute kostenlose Führungen offenbart, betreten wir das weit nach der römischen Antike erst im 17. Jahrhundert gebaute Gotteshaus. Es wirkt, für den Franziskanerorden überraschend unüblich, eher malerisch ausgestaltet. Reichhaltige Verzierungen und edles Steingut an den Seitenwänden des Kirchenschiffs, aufwendige Kunstgegenstände, ein stilvoll verzierter Altar. Aber nichts, was wirklich mit einem Besuch des Kolosseums oder des Forum Romanum vergleichbar wäre. Wir werfen ein paar Euro in den Opferstock, halten einen Moment inne und zünden ein paar Kerzen für nicht mehr unter uns weilende liebe Menschen an. Dann geht es zurück Richtung Kolosseum.

Als wir die Sackgasse herunter gehen, bekommen wir doch noch wenigstens ein recht nettes Bild vom Kolosseum und von seiner recht markanten Abbruchkante vor die Nase. Passend stellen wir uns jetzt in Szene, um wenigstens für Status und Familienalbum ein Bild davon zu haben, dass wir hier waren.

Unser bisheriger Rom- Besuch verläuft, mit Ausnahme des Super- Parkplatzes, bisher eher wenig erfolgreich! Schon bemerkenswert, was sich hier alles in den letzten Jahren verändert hat, um dem Touristenansturm Herr zu werden. Nur eine Sache hat sich nicht weiterentwickelt und ich weiß gar nicht, ob das jetzt gut oder schlecht ist. Aber wie schon beim letzten Besuch des Kolosseums entdecke ich ein Hinweisschild, was hier auch schon vor 15 Jahren gestanden hat. Es tut fast gut, wenigstens etwas Beständigkeit vorzufinden. Es geht um nichts geringeres, als um den Bau der dritten U- Bahnlinie „C“ von Rom! Fast schon witzig, dass die Bauabschnitte nur wenige Meter zu damals gewandert zu sein scheinen. Ist aber auch logisch, weil in jedem Bauabschnitt natürlich römische Artefakte gefunden werden, die erst umständlich ausgebuddelt und konserviert werden müssen, bevor man das Tunnelloch vorantreiben kann. Ist man mit einem Abschnitt fertig, sticht man die Spitzhacke in den nächsten Abschnitt! Dann macht es wieder *plong*, wenn der Spaten auf eine römische Amphore trifft und dann ist wieder Vortrieb mit dem Pinsel angesagt. Ob wir es jemals erleben werden, dass die Linie C hier in Rom fährt?! 😉

Da uns der direkte Weg in Richtung Pantheon und Trevibrunnen durch das nun ticketpflichtige Forum Romanum verwehrt bleibt, geht es außen um das Forum Romanum herum. Zum Glück at die Stadt Rom hier ein Einsehen mit den Touristen, die kein Tagesticket erhaschen konnten und erlaubt über Mauer und durch offene Zäune hinweg wenigstens von der normalen Straße aus ein paar Eindrücke und Impressionen vom alten römischen Zentrum zu sammeln. Es sieht natürlich imposant aus, allerdings auch ziemlich unaufgeräumt als stünde man an einem normalen Abrissfeld eines X- beliebigen Gebäudes aus der Neuzeit. So viele Trümmer und Steine! Nur durch die wenigen erhaltenen Säulen- und Bogenkonstruktionen wird der klassische römische Baustil offenbar, den man aus den bunten Asterix- Comics kennt. Wir versuchen, mit mäßigem Erfolg aufgrund der Touristenscharen um uns herum allerdings, an dem ein oder anderen Aussichtspunkt in der Fantasie in die alte römische Zeit einzutauchen und eine römische Kohorte, einen Zenturio oder ein einfaches Pferdekutschwerk gedanklich zu projizieren, wie diese die Pfade und Wege unter uns vor über 2000 Jahren bereits genutzt haben.

Wir haben Nils gefragt, was er sich noch von dieser Reise wünscht und was er sich speziell in Rom gerne anschauen möchte. Bei der Sichtung der Bilder ist neben Kolosseum natürlich (Schande über uns Eltern!) und den römischen Ausgrabungen auch der berühmte Trevi- Brunnen auf seiner Wunschliste gelandet. Also steuern wir nun als nächstes das barocke Bauwerk an, obwohl es streng genommen nicht ganz in die „Roadmap“ des heutigen Tages mit dem Schwerpunkt „römische Antike“ passt. Aber das Pantheon, was als römisches Bauwerk noch in Frage käme, wirkt natürlich von außen etwas schlicht und fällt somit aus Nils Raster. Also ziehen wir über die Via dei Fori Imperiali nordwärts in Richtung Brunnen. Die Via dei Fori Imperiali ist übrigens auch eine meiner Lieblingsstraßen in Rom! Weil sie ebenfalls irgendwie mit dem zulaufenden Horizont auf das Kolosseum für mich DEN Weg für den Spruch „alle Wege führen nach Rom“ symbolisiert. Schon damals war ich fasziniert von ihrer symmetrischen Linienführung und dem blank gewetzten Kopfsteinpflaster, welches dann am Kolosseum endet. Es muss zur altrömischen Zeit ein besonderer Anlass gewesen sein, diese Straße unter pompösen Fanfaren der römischen Trompeter und dem frenetischen Jubel der Massen als römischer Kaiser mit roter Toga und Lorbeerkranz auf dem Kopf zu den Festspielen ziehen zu dürfen!

Der Weg abseits der Via dei Fori Imperiali durch die schmalen Gassen Roms hin zum Trevibrunnen wirkt fast wie ein Spaziergang im Wald! Ein komischer Vergleich, während man sich durch die Häuserschluchten der Stadt bewegt. Aber hier in den Gassen abseits der Hauptstraßen ist es beschaulicher und es laufen deutlich weniger Touristen umher. Um so größer ist dann aber auch der Schock, den wir nach unserem etwa halbstündigen Fußmarsch zum Trevibrunnen bei der Ankunft erleiden!

Zwar ist der Zugang zum Brunnen nicht offiziell versperrt und es muss auch keine Eintrittskarte für den Besuch gelöst werden, aber bei dem Anblick der Menschenmassen vor dem Brunnen wünschen wir uns fast es wäre anders!
„Da kommen wir NIEMALS durch!“ kombiniert Anja und ich bin sogar geneigt ihr zuzustimmen! Aber eine dritte Enttäuschung und Niederlage möchte ich jetzt dennoch nicht einstecken! Wir sind für diesen Brunnen hier, er ist grundsätzlich zugänglich, also muss es auch einen Weg runter bis ans Wasser geben, um unsere Wünsche dort platzieren zu können.

Infobox Trevibrunnen
Der weltberühmte barocke Wunschbrunnen des Architekten Salvi besuchen jedes Jahr zigtausende Gäste! 80 Millionen Liter Wasser fließen pro Tag durch ihn durch und fast genauso viel Geld kommt durch die zahlreichen Wünsche der Gäste aller Länder zusammen, die ihren Wunsch mit einer in den Brunnen geworfenen Münze „bezahlen“. Immerhin über eine Millionen Euro im Jahr!
Übrigens, das mit dem „freien Wunsch“ beim Wurf einer Münze in den Brunnen ist gar nicht die ursprüngliche Legende und Volksglaube rund um den Brunnen! Viel mehr war es seinerzeit so, eine über die Schulter geworfene Münze Garant für eine weitere Rückkehr nach Rom sei! Das können wir zumindest bestätigen, wir sind ja heute hier! Wer zwei Münzen wirft, der werde sich in einen Römer oder eine Römerin verlieben! Ob das stimmt, können wir noch nicht sagen, im Moment allerdings passt es zumindest bei Anja und mir nicht. Und streng genommen gibt es auch gar nicht so viele Römerinnen und Römer, dass diese den zweifachen Münzwerfern aus aller Welt gerecht werden könnten! Kommen wir aber zur dritten Münze, die Anja und ich gleich werfen werden. Denn bei drei Münzen würde man besagte Römerin bzw. Römer dann auch heiraten! Phew! Und wer kein Geld hatte, konnte zumindest im 18. Jahrhundert ebenfalls dem Brunnen die Garantie der Wiederkehr abringen, indem man einen Schluck aus dem Brunnen getrunken hat! Ein Glück, dass wir heute ausreichend vermögend für den Münzwurf sind und von diesem wahrscheinlichen Durchfallgaranten keinen Gebrauch machen müssen! 😉
Trevibrunnen offizielle Webseite: turismoroma.it/
Standort und Lage bei google/maps

Wir schaffen es tatsächlich, uns an den Menschenmassen buchstäblich vorbei zu quetschen! Ich oben, Nils und Tim eher unten bei den Beinen durch. Gar nicht so einfach und sollte hier jetzt eine Massenpanik ausbrechen, wird sicher der ein oder andere gnadenlos plattgetreten werden! Aber zum Glück geht alles gut und wir können uns ein kleines Eckchen auf der Umrandung des Brunnens sichern, den Sekunden vor uns eine Gruppe Asiaten freimacht. Hier ist definitiv mehr los, als im McDonalds Köln Hbf freitagmittags! Und das will schon was heißen!

Nachdem wir alle unsere Wünsche platziert haben, quetschen wir uns durch das Gedränge zurück auf einen abseits gelegenen kleinen Platz um durchzuatmen! Wenigstens an das Reiseziel können wir einen Haken machen! Trevibrunnen? Erledigt.

Ein wenig treibt uns inzwischen der Hunger. Besonders Tim macht darauf aufmerksam, dass ja hier und heute, am letzten vollwertigen Urlaubstag (Morgen in Genua checken wir schon wieder aus!) die quasi letzte Chance haben, eine ordentliche Portion original italienische Tortellini zu verspeisen. Keine schlechte Idee! Allerdings der denkbar schlechteste Ort, um „original italienische“ Tortellini zu essen! Hier ist rundherum natürlich einiges an italienischen Restaurants zu finden, ja, aber das sind natürlich alles die Einrichtungen für Touristen! Ich hingegen stelle mir unter „original italienisch“ eher die kleine schnuckelige Trattoria am Dorfplatz irgendeines toskanischen Nests vor, dass noch echte authentische Küche liefert. So, wie wir diese kleinen Restaurants, Pizzerien und Trattorien auf unserer Toskana- Rundreise mit dem Wohnmobil kennen und lieben gelernt haben! Ich schlage daher vor, dass wir uns wieder in Richtung des Autos in Bewegung setzen. Für die Rettung der römischen Ehre möchte ich dabei den Weg über den Circus Maximus legen, der aufgrund seiner Größe für die damaligen Wagenrennen wohl ohne Probleme zu besichtigen sein wird. Anja ergänzt, dass wir auf dem Weg zum Circus Maximus nur einen kleinen Schlenker machen müssen, um den Brunnen der Wahrheit, den Bocca de la Verita auch noch mitzunehmen! Also „mitnehmen“ im Sinne von Besuchen und dann von der Besuchsliste abhaken natürlich! Wenn wir den wirklich mitnehmen würden, würde zweifellos zum einen unser kleiner Lancia bei der Beladung des Kofferraums gnadenlos auf der Hinterachse schleifen und zum zweiten dürfte es schwierig werden, den übergroßen Steinteller über das Handgepäck in die Kabine zu schmuggeln! 😉

Infobox Brunnen der Wahrheit / Bocca della verita
Man glaubt es kaum, aber der etwa 2000 Jahre alte und über 1200 Kilo schwere „Mund der Wahrheit“, ist eigentlich kein Brunnen, sondern soll angeblich seinerzeit als schnöder Kanaldeckel gedient haben! KANALDECKEL! Was hatten die hier bitte für große Kanäle? Und warum brauchte man diese? Für den Pferdemist? Oder war die Verdauung der überproportional ergiebig? Wie dem auch sei, klar ist, dass wohl ein römischer Gott das Antlitz des Brunnens ziert. Welcher genau kann aber wohl nicht mehr verifiziert werden, dafür ist die Abnutzung des Originals einfach zu stark. Wohl aber ist die Legende um den Brunnen- oder Kanaldeckel legendär. Man lege nichts weniger, als seine Hand ins Maul des Gottes und spreche eine Antwort auf eine Frage! Sodann man die Frage wahrheitsgemäß beantwortet hat, kann man die Hand unversehrt wieder herausziehen! Lügt man aber bei der Antwort, knabbert einem der Mund mindestens die Finger kurz! Oder schlimmeres! 😉
Bekannt ist mir übrigens kein einziger Fall, wo der Mund mal wirklich zugebissen hätte! Liegt aber vielleicht auch daran, dass hier natürlich eine Replik quasi als des Brunnendeckels Stellvertreter hängt und nicht mehr das Original. Der Nachwuchs- Brunnendeckel scheint deutlich gnädiger bei der Bewertung der Antwort zu sein…
Offizielle Infoseite: turismoroma.it//bocca-della-verita
auf google Maps google/maps

Etwa 25 Minuten brauchen wir, bis wir den Brunnen erreichen und die laaaange Schlange vor ihm schon von weitem ausmachen. Zum Glück regelt ein Angestellter hier den Zugang am Brunnen und sorgt dafür, dass jeder Gast nur einen kurze Moment beim Brunnen für einen Handabdruck und ein, zwei Fotos verbleibt. Andernfalls würde es Stunden dauern, bis sämtliche Instagrammer hier durch wären! So aber brauchen wir nur etwa 15 Minuten warten und sind sogar während eines kurzen Regenschauers im Foyer wettergeschützt, bis auch wir den Brunnen unsere Hand zur Prüfung überlassen dürfen. Selbstverständlich stellen wir den Kids nur einfache Fragen sodass der Brunnenmund erst gar keine Gelegenheit bekommt, seine grausame Pflicht zu verrichten.

Nachdem wir dem Brunnen mit heiler Haut und allen zehn Fingern wieder entkommen sind, werden wir in eine kleine Kirche und einen angegliederten Souvenirshop gelotst. Hier kaufen wir ein paar Andenken wie einen Kühlschrankmagneten und weitere Kleinigkeiten. Dann machen wir uns auf den Weg zum Circus Maximus. Die Uhr zeigt kurz nach halb 2.

Infobox Circus Maximus
Wer den Klassiker „Ben Hur“ oder auch die Realverfilmung von „Asterix bei den olympischen Spielen“ mit Christian Clavier gesehen hat, der würde auch den Circus Maximus sofort wiedererkennen! Und das, obwohl die alte über 600m Anlage inzwischen längst überwachsen ist und die Rennbahn bzw. die Tribünen für die berühmten Wagenrennen nur noch angedeutet vorzufinden ist. Erstaunlich wenn man sich die Anlage heute anschaut und dabei bedenkt, dass hier früher zwischen 150.000 und bis zu 250.000 Gäste Platz gefunden haben! Über 2000 Jahre ist die alte Arena alt, die nicht nur für die berühmten Wagenrennen, sondern auch z.B. für Triumphzüge, Proklamationen und Ansprachen an das römische Volk genutzt wurde. Mit Untergang des römischen Reichs zerfiel auch der Circus Maximus zunehmend und seine Anlage (insbesondere das dort verbaute Marmor) wurde für kirchliche Zwecke zum Bau des Vatikan gefleddert. In der heutigen Zeit findet die Anlage aber wieder Verwendung! Zwar nicht mehr unbedingt für Wagenrennen und auch die Formel 1 gastiert dort nicht, aber Musikevents, Konzerte und Theaterstücke werden dort inzwischen wieder aufgeführt.
Circus Maximus: Infos auf Wikipedia

Am Circus Maximus herrscht reges Treiben, als wir ihn gegen kurz vor 2 erreichen. Entweder wird gerade für ein Konzert auf- oder nach einem Konzert abgebaut. Viel zu sehen von der alten Anlage gibt es indes nicht. Viel ist halt überwachsen und die alten Kampfspuren vergangener Zeiten gutmütig mit Gras überwachsen. Interessant wäre sicherlich, wenn es hier Angebote gäbe einmal mit einem alten Streitwagen die Runde zu fahren. So mit Pferden davor, wie bei einem Wiener Fiaker. Nur eben schneller! 😉

Zu sehen von Angeboten für „Touristenfahrten“, wie es sie zum Beispiel auf der alten Nordschleife des Nürburgrings gibt, ist hier jedoch nichts. Wir spazieren also den Circus Maximus einmal der Länge entlang, weil der Weg zum Auto sowieso hier entlang führt. Würde man nicht wissen, dass es sich um eine 2000 Jahre alte Kampfarena handelt, würde man es wohl für irgendeine Mulde halten und gar nicht weiter beachten. Allenfalls das typisch im römischen Stil gebaute Türmchen am südöstlichen Ende der Arena deutet auf die antike Vergangenheit hin.

Gegen 14 Uhr starten wir den Motor unseres Mietwagens. Relativ zügig geht es dann auch aus Rom heraus. Das hatten wir uns ehrlich gesagt deutlich schwieriger vorgestellt! Stau haben wir fast keinen und dieses Mal sind wir auch schlauer, indem wir stur auf unserer Fahrbahngruppe bleiben und nicht wieder zwischen rechter und linker Seite hin und her springen. Die Autobahn folgt recht zügig und auch auf dieser geht es super vorwärts.

Da es bis zur Abfahrt unseres Kreuzfahrtschiffs noch etwas Zeit ist, fahren wir eine Ausfahrt früher von der Autobahn in Civitavecchia Süd ab. Ab hier fahren wir durch das kleine, typische italienische Küstenstädtchen und versuchen noch einen Punkt von der Wunschliste abzuhaken. Wer unseren Kreuzfahrttag über Cagliari, Sardinien gelesen hat, wird sich sicherlich an das Tortellini- Desaster im Haus das Verrückte macht erinnern. Die fehlenden original echten italienischen Tortellini würden wir daher echt gerne nachholen! Google hat für Civitavecchia unter dem Suchbegriff „Tortellini“ sogar passend die „Casa del Tortellino“ ausgespuckt! 4,6 von 5 Sternen und zahlreiche positive Bewertungen bester italienischer Tortellini- Kunst lassen uns schon jetzt das Wasser im Mund zusammenlaufen! Immerhin war der Stadtbesuch von Rom anstrengend und der Magen schon dort eigentlich leer! Der Zustand hat sich auf der Rückfahrt auch nicht wirklich gebessert und wenn uns hier eine ganze „Casa“ für Tortellini versprochen wird, kann das Ergebnis ja nur positiv ausfallen! 😉

Aber schon als wir an der kleinen Tortellini- Bude vorbeifahren, ahnen wir Ungemach. Auch das Teil hier hat, entgegen der Info bei google, geschlossen! Jedenfalls sind die Rollos heruntergelassen und Kochaktivitäten, eine Schlange wartender Gäste oder andere Anzeichen von guter Küche sind nicht zu erkennen! Aber so schnell gebe ich noch nicht auf! Vielleicht macht der Laden ja gleich auf, oder es findet sich sonst ein Hinweis? Wir parken also unseren Wagen in einer passenden Parktasche in der Viale Guido Baccelli und dann sprinte ich mal schnell die 20 Meter zurück zur Nudelküche.
Doch alles suchen, rütteln am Rollo und Rufe nach dem Koch nützen nichts. Die besten Tortellini der Stadt und wir kommen hier und heute nicht zusammen. Es ist zum Haare raufen! Nach Cagliari und Neapel ist das nun der dritte Versuch und wieder ist es uns nicht gelungen, den Punkt der Bucket List abzuhaken. Sowas blödes!

Etwas enttäuscht setzen wir unsere Fahrt fort. An einer kleinen Dorftankstelle füllen wir den Tank unseres Lancia wieder auf und stellen dann den Wagen stilecht vor der Vermietstation mittig auf den Zebrastreifen. Wir haben noch nicht ganz geparkt und unsere persönlichen Dinge aus dem Wagen geräumt, da kommt auch schon der Vermieter um die Ecke aus seinem kleinen Büro. Es ist noch immer der gleiche, wie heute früh. Sofort erkundigt er sich, ob mit dem Wagen alles geklappt hat mit dem italienischen Auto. Dann geht er einmal drumherum, prüft wohlwollend den Kraftstoffvorrat und bescheinigt mir dann problemlos ein tadellos zurückgegebenes Auto.

Da er Einheimischer zu sein scheint, nutzen wir die Gunst der Stunde und erklären ihm unser Tortellini- Problem. Er kratzt sich daraufhin kurz am Kopf und meint dann, dass jetzt um diese Zeit (es ist jetzt viertel nach drei) kein wirklich gutes Restaurant oder Trattoria für Tortellini geöffnet habe. Was offen sei, sei für die Touristen offen und nicht wirklich empfehlenswert. Erst nach 17 Uhr könnte er uns was empfehlen. Aber das ist für uns zu spät.
Ich frage ihn noch, ob er uns ein Taxi was nicht zu teuer ist rufen könne, was er verneint. Nicht aber, um uns den Gefallen nicht zu tun, sondern weil er uns auf die wirklich schräg gegenüber (!) liegende Bustransfertstation aufmerksam macht und meint, dass dort die kostenlosen (!) Shuttle- Busse zum Kreuzfahrtkai abfahren würden. Abfahrt alle paar Minuten. Ein Taxi bräuchten wir wirklich nicht. Oha! Das ist uns vorhin noch gar nicht aufgefallen! Wir bedanken uns freundlich und spazieren einmal über die Straße zum Busbahnhof.

Tatsächlich finden wir gleich einige moderne Reisebusse vor. Zwei davon tragen auch ein Schild mit der Aufschrift „Costa“, zwei weitere stehen dahinter etwas abseits ohne Schild. Leider sind alle vier Busse verschlossen, sodass wir erstmal unschlüssig hier herum stehen. Da aber vorne eine Gruppe einiger Herren mittleren Alters beisammenstehen und sich angeregt auf Italienisch unterhalten liegt der Verdacht nahe, dass es sich hierbei um die Busfahrer handelt und irgendwann gleich mindestens einer einen Bus für die Transferfahrt freigeben wird. Ob diese dann etwas kostet oder nicht werden wir dann wohl erfahren.

Tatsächlich macht sich etwa 10 Minuten später, nachdem sich ein paar weitere offenbar busfahrbereite Kreuzfahrer hier am Busterminal eingefunden haben, einer der Busfahrer auf den Weg zum dritten der Busse. Wir fragen -typisch deutsch- natürlich sofort nach, wo er hinfährt und was die Fahrt kostet. Er griemelt nur, öffnet die Türe und murmelt etwas von „Costa“ hinter seiner italienischen Sonnenbrille. Sein Aftershave reicht zum Glück nur für das vordere Drittel des Busses, im hinteren Teil suchen wir uns kurz darauf einfach ein paar Plätze. Geld für die Fahrt knöpft er uns zu unserer Überraschung nicht ab.

Nachdem nach uns etwa ein halbes Dutzend weiterer Gäste in den Bus gestiegen ist, geht die Fahrt los. An der ersten Kontrollstelle zum Hafen werden wir einfach durchgewunken. An der zweiten stoppt der Bus und der Mitarbeiter, der uns heute früh die Einfahrt mit unserem Mietwagen in den Hafen verwehrt hat, betritt mit einem Kollegen den Bus. Dann schauen sie recht gewissenhaft auf jede Bordkarte und prüfen so, dass neben dem Busfahrer wirklich nur die Passagiere mit dem Bus in den Hafen fahren dürfen, die auch ein Ticket bzw. eine bereits vorhandene Bordkarte für die Costa Toscana haben. Nach etwas mehr als 5 Minuten ist die Kontrolle beendet und wir dürfen einfahren.

Nachdem wir aus dem Bus gestiegen sind, können wir uns recht schnell vom übrigen Feld der Reisenden absetzen. An der Sicherheitskontrolle ist hier noch gar nichts los, sodass wir komplett ohne Wartezeit die Sicherheitsschleuse passieren können und gegen 15:45 Uhr wieder unser Kreuzfahrtschiff betreten. Wir hätten zwar noch mindestens zwei Stunden Zeit gehabt, aber an Bord kann man ja auch noch was machen. Müsste ja eigentlich gleich um 16 Uhr Kaffee-/Kuchenzeit sein! 😉

Auf dem Weg zur Kabine machen wir einen Umweg über die Bar Getränke für alle holen. Schön ist das zwar nicht mit dem offenen Glas an den übrigen Gästen vorbei zu balancieren, Aufzug zu fahren und die langen Gänge zu den Kabinen entlang zu schreiten, aber Costa macht es eben nur so. Nützt ja nichts. Zum Glück habe ich mir wieder gleich zwei Gläser Cola geben lassen, die ich auch beide gleich auf dem Balkon mit Blick auf Hafen und Meer genießen werde. Allzu lange bleiben wir allerdings nicht in der Kabine. Tatsächlich ist um halb 5 Nachmittagssnack im „La Maremma“ wie jeden Tag. Wie jeden Tag gibt es auch heute wieder die leckeren Tramezzini Sandwiches, salziges Brot, süße Kuchen und Kekse und Churros mit Vanille- oder Schokoladensoße. Wir decken uns reichlich ein, um die beim Stadtrundgang verlorenen Kalorien auch möglichst schnell wieder auszugleichen. Ein weiteres Mal fällt uns beim Essen auf, wie nochmals voller das Schiff inzwischen geworden ist. Hier im La Maremma sind nun wirklich alle Tische belegt! Wir selbst bekommen nur einen im Durchgang gelegenen Tisch auch nur, weil wir zufällig auf der Suche nach einem Platz umherstreifen (wie viele andere auch) und dabei die vorherigen Gäste just in diesem Moment den Platz räumen. Als wir uns auf die Polster niederlassen, sind diese noch lecker warm vom Vorsitzer… 😉

Nach dem Nachmittagskaffee lassen wir den Nachmittag auf unserer Balkonkabine ausklingen. Aber natürlich nicht ohne Getränke, die wir auf dem Weg zurück in die Kabine von der Bar holen und ein weiteres Mal durch die Gänge balancieren.
In der Kabine angekommen genießen wir dann den Blick auf Hafen und See, während uns eine leichte Brise vom Meer um die Nase weht! Ach ja! Das hat hier schon was!

Gegen 18:10 Uhr legt die stolze Costa Toscana kraftvoll vom Kai ab. Die ersten Meter gleitet sich noch durch das Hafenbecken, dabei nähern wir uns auf dem Weg zur offenen See wieder der „Resilient Lady“ der Virgin Cruises, die hier noch immer genau so unbewegt am Kai liegt, wie wir sie heute früh bei der Einfahrt vorgefunden haben. Sieht toll aus, wie die Sonne hinter ihr durch die Fenster des Schiffs spiegelt! Ein richtiger Kreuzfahrt- Fernwehmoment das Auslaufen hier im Hafen!

Hinweis in eigener Sache / Note on my own behalf:
Sehr gerne hätte ich ein Bild von „gegenüber“ gehabt, also von den Gästen der Resilient Lady, die auf Deck ein Bild der auslaufenden Costa Toscana am Abend des 13. April 2023 im Hafen von Civitavecchia / Rom gemacht haben! Falls jemand dabei ist, bitte unbedingt über unsere Kontaktmöglichkeiten per Mail, Whatsapp oder Telefon melden!
I would like so much to have a picture of the Costa Toscana leaving the port of Civitaveccia / Rom on April, the 13th 2023, taken from the „Resilient Lady“, Cruise ship of Virgin Lines. If you where Guest at the resilient Lady and took a picture of our ship please get in contact to us by mail, via Whatsapp or phnoe!
Kontakt / Contact: Please! Click here 🙂


Als wir die Resilient Lady passieren passiert etwas merkwürdiges, was wir so bislang noch nicht erlebt haben. Und auch nicht sicher wissen, ob das normal ist, oder nur eine besondere Momentaufnahme! Denn es kommt Stimmung in die Bude! Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, wer angefangen hat. Ich glaube aber, dass die Initiative von den Gästen unseres Kreuzfahrtschiffs ausgegangen ist, genauer von Deck 18 vom Bereich rund um den Piazza del Campo. Ein freudiges Gegröhle schallt zur Virgin rüber, welches von dort von einer nicht minder wohl schon angetrunkenen Reisegruppe auf dem Oberdeck erwidert wird. Und ehe wir uns versehen, winken sich vom Oberdeck und von den einzelnen Kabinen die Reisenden gegenseitig zu, wobei wir von unserem Schiff aus eindeutig im Vorteil sind! Weil wir fahren! Und die offenbar hier stehen! Ein herrlicher Schlagabtausch, in den die Kids gerne einstimmen und sich anstecken lassen. Bilder und Videos geben die ausgelassene Stimmung nichtmal ansatzweise wieder, aber es macht Spass, die anderen auf dem Schiff gegenüber zu necken und auch ein wenig zu provozieren, was dort natürlich sofort gekontert wird. 😉
Schade nur, dass der Kapitän der Resilient Lady gerade zu Tisch zu sein scheint. Wäre cool gewesen, wenn beide auch kurz die Schiffshörner in diesem Battle hätten erschallen lassen.

Nachdem wir den Kreuzfahrtkai von Civitavecchia, das Virgin Kreuzfahrtschiff und den Port of Rome langsam hinter uns lassen, bricht für uns der letzte Abend auf See an. Ja, es hat schon was melancholisches! Schon morgen werden wir die stolze Costa Toscana verlassen müssen. Und obwohl ich noch immer einen Groll gegen Costa wegen dem Unsinn mit den Getränkeflaschen hege, blicke ich wehmütig auf das nahende Ausschiffen morgen früh. Und um mir und auch den Jungs den Abschied scheinbar besonders schwer zu machen, taucht die Abensonne unser Schiff und die See die Szenerie noch einmal in ein besonders farbenfrohes und energiegeladenes Licht. Einzelne Sonnenstrahlen brechen durch die Wolken gleich so, als würde der Himmel selbst uns den Weg nach Hause zeigen wollen. Auch das Meer stimmt auf eine schöne letzte Nacht ein. Es ist nicht so ruhig wie in den letzten Tagen, stattdessen führen die Wellen ordentliche Berge und Täler und obwohl sich das Schiff mit seinen Stabilisatoren dagegen stemmt, ist ein leichtes Rollen selbst hier in dieser Komfort- Balkonkabine spürbar. Es ist nicht wirklich störend! Das sicher nicht! Aber es ist deutlich spürbar und zeigt uns und den eigenen Sinnen endlich, dass wir uns wirklich, WIRKLICH auf See befinden! Kommt etwas spät dieses Gefühl, aber lieber spät als nie! Ein herrlicher Abend und eine hoffentlich geruhsame letzte Nacht liegt vor uns. Ich freue mich schon darauf, nachher nach einem üppigen schmackhaften Abendessen und einem letzten Abendspaziergang auf dem Oberdeck gemütlich in den Schlaf geschaukelt zu werden. Das wird herrlich!

Wir sind keine 20 Minuten unterwegs, als die Idylle jäh durch eine ernste, durchdringende Lautsprecherdurchsage unterbrochen wird:

 

Man over Board! Man over Board! Astern, Port Side!“

 

Ich schaue fragend zu Anja und sie zu mir: „Hast du das gehört? Ist das…?“ – „Ja, könnte?!“ – „Hast du eine Durchsage davor gehört es sei eine Übung?“ – „Nein du?“ – „Nein! Shice!“ Das ist echt gerade passiert!! Wir haben einen „Mann über Bord!“

Sogleich rattert es natürlich im Kopf! War es wirklich ein Mann über Bord? Oder doch nur eine zur Abwechslung mal unangekündigte Übung? Aber wenn es echt ist, wie groß sind dann die Überlebenschancen? Zum Glück im Unglück sind wir im geringen Abstand zur Küste unterwegs! Wenn der Passagier nicht gerade vom obersten Punkt des Schiffs ins Wasser gefallen ist, müsste er doch gute Chancen haben, oder? Wir waren noch nicht schnell, das Wasser ist hier einigermaßen warm und kein Eismeer wie damals bei der Titanic. Darüber hinaus fällt der der Aufbau des Schiffs steil ab, sodass kein „heraushängender Nagel“ den Fall bremst. Das sind doch vergleichsweise gute Voraussetzungen, oder?
Man kann es dem verunglückten Passagier nur wünschen!

Zum ersten Mal erleben wir kurz darauf wirklich live, welch brachiale Kräfte und fette Power die beiden 50.000 PS Motoren der Costa Toscana entfalten können! Bislang haben wir das Schiff ja nur als seidenweich gleitend erlebt. Jetzt aber wird dieser riesige Koloss in seinem trägen Vorwärtsdrang mit aller Macht gestoppt! Gleichzeitig wird ein frontale Manöver mit hartem Ruder und gegen die Strömung gefahren, das sich gewaschen hat! Brutal wendet das Schiff, der ganze Aufbau vibriert, die Turbinen brüllen. Eindrucksvoll stemmt sich der Ozeanriese gegen Wellen und Strömung gleich so, als wolle man Poseidon persönlich zeigen, wer hier auf den Weltmeeren das Sagen hat! Es fühlt sich martialisch an! Der Kapitän entfesselt wirklich alle aufzubietende Kraft dieses bislang im „Cruise Modus“ umherschippernden schlafenden Riesen, um nichts geringeres zu tun, als einem Menschen das Leben zu retten!

Auch, wenn auf dem Oberdeck sicherlich der Kapitän, die Offiziere, Brückenpersonal, Mannschaften und alle weiteren Angestellten von Costa gerade mit ihren Ferngläsern, Radaren und Suchgeräten die Wasseroberfläche absuchen, schnappen wir uns trotzdem unsere beiden Ferngläser und suchen die Wasseroberfläche ab. Vielleicht entdecken wir ja die Person und können die Info über das Kabinentelefon an die Crew direkt melden.

Während der Kapitän unser Kreuzfahrtschiff mit dem letzten Schwung ausrichtet, werden zwei Beiboote von der Costa Toscana zu Wasser gelassen. Aus dem Hafen schießt ein weiteres drittes Schnellboot mit Blaulicht aus dem Hafen im Höchsttempo heran. Unser Schiff hat die Fahrt inzwischen komplett gestoppt. Macht ja auch wenig Sinn, wenn dieser riesige Ozeanriese hier herumkurvt, das Schraubengewirbel würde mehr schaden als nützen, ja?!

Nun es scheint so, als würde das Schnellboot an der Costa Toscana anlegen! Na das sieht doch gut aus? Wir hoffen mal, dass die Küstenwache den Verunglückten oder die Verunglückte direkt geborgen hat und das verlorene Schäfchen nun wieder zurück bringt. Dann hätte die ganze Geschichte ja doch noch ein gutes Ende genommen. Tatsächlich geht das Motorboot der Küstenwache längsseits und verschwindet dann aus unserem Blickwinkel. Na gut!
Ich glaub hier passiert jetzt nichts mehr. Frei nach dem Motto „Gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen“ verlassen wir unseren Aussichtspunkt auf dem kabineneigenen Balkon und packen die Ferngläser ein. Die erlösende Durchsage über die erfolgreiche Rettung fehlt zwar noch, aber die kommt sicher gleich. Gehen wir zu Tisch!

Als wir das Buffet- Restaurant betreten müssen wir feststellen, dass uns unser Sensations- Tourismus die guten Plätze der letzten beiden Abende im hinteren Bereich des Restaurants gekostet hat. Es ist alles belegt und der Raum ziemlich voll! Wir sind einfach zu spät! Zum Glück ergattern wir einen mehr schlechten als rechten Tisch in einem Durchgangsbereich, aber man kann froh sein, überhaupt einen einzelnen Viertertisch zu haben. Viel ist hier, mit Ausnahme von mal einem oder zwei freien Plätzen an den großen Gruppentischen, sonst nicht mehr frei!
Wir stellen uns in die Reihen der Essensausgabe an und können darauf wirklich herrlich leckeren Burgunderbraten mit Soße genießen. Wieder einmal ein absolutes kulinarisches Highlight! Richtig lecker! Das kannst du problemlos auch im a la Carte oder sogar in einem der kostenpflichtigen Sterne- Restaurants hübsch garniert servieren! Nur dann hättest du nur eine schmale Scheibe von diesem herrlich leckeren Braten. Wenn er gerade anfängt seinen Geschmack in Mund und Magen zu entfalten, hätte man schon wieder den Teller leer! Hier und heute aber werde ich noch mindestens zwei Mal Nachschlag holen. Nicht nur weil es gut schmeckt, sondern auch, weil es unser letzter Abend auf der Costa Toscana ist.

Noch beim Abendessen fällt uns auf, wie sehr das Schiff doch aufschaukelt. Die See muss in den letzten Minuten deutlich rauer geworden sein, oder es liegt eben daran, dass die offene See einfach unruhiger ist, als das Wasser vor dem Hafenbecken von Civitavecchia. Dennoch ungewohnt! Man sieht das Schaukeln des Schiffs, wenn man es nicht sowieso spürt, auch am Pegel der Cola im Trinkglas. Es wabert hin und her.
„Das erlebst du beim Camping aber nicht!“ jammert Anja, die aufgrund des Schaukelns zunehmend über Unwohlsein klagt! Aber um ehrlich zu sein wenn das so weitergeht, wird sie nicht die einzige sein, die heute wahrscheinlich noch stilecht für eine „rundherum gelungene Schiffsreise“ die Fische füttern wird… 😉

Als wir zurück zur Kabine kommen und die Türe aufschlagen, wird uns schlagartig klar, warum das Schiff so schaukelt! Es fährt gar nicht nach Genua! Wir liegen noch immer an der Unglücksstelle vor dem Hafen von Civitavecchia und kreisen! Offenbar hat man vorhin gar nicht die Person gerettet, sondern die suchen noch immer! Die Kegel von Suchscheinwerfern gleiten grell über die Wasseroberfläche, beide Beiboote der Costa Toscana und das Küstenwachschiff umkreisen zusätzlich die ungefähre Unfallstelle. Anderthalb Stunden (!), nachdem die erste Meldung „Mann über Bord“ durch die Lautsprecher gerufen wurde ist der verunglückte Passagier offenbar noch immer irgendwo da draußen im Wasser! Wahnsinn! Deswegen kam auch keine Durchsage über die erfolgreiche Rettung! Und wir sitzen mit paar Hundert anderen Menschen zusammen beim Abendessen und tun so, als sei nichts passiert!
OK, wir haben es nicht besser gewusst und es hätte sicher auch keinen Unterschied gemacht, wenn wir in der Kabine geblieben und mit den Ferngläsern weiter das Wasser abgesucht hätten! Dennoch fühlt es sich nicht richtig an! „Business as usual“ und „The show must go on!“ scheint nicht nur bei Funk, Film und Theater zu gelten, sondern eben auch in der Kreuzfahrt- Branche! Anders kann ich mir nicht erklären, dass man die Leute hier an Bord so wenig wie nur irgendmöglich mit dem Thema behelligt. Geändert hätte es freilich nichts, wenn wir darum gewusst hätten! Wir wären wahrscheinlich trotzdem zum Abendessen gegangen. Aber wir hätten uns nicht unbeschwert dem Essensgenuss hingeben können gleich so, als würde vielleicht da draußen nicht gerade noch ein Mitreisender auf dieser Kreuzfahrt um sein Leben kämpfen. Ich sag wie es ist. Ich fühle mich von Costa schlecht informiert.

Natürlich beobachten wir vom Balkon aus nun wieder das Fortschreiten der Rettungsmission und die Suche nach dem verunglückten Passagier. Seit geraumer Zeit haben allerdings die hellen Flutlichter die kreisenden Bewegungen auf der Wasseroberfläche eingestellt. Sie strahlen nun nicht mehr ganz so hell auf einen festen, aber leeren Punkt auf See. Auch die beiden Rettungsboote der Costa sowie das Boot der Küstenwache kreisen zwar noch, aber auch von ihnen gehen keine wirklichen Zeichen von ernsthaft betriebenen Suchaktionen mehr aus. Die Suchscheinwerfer der Beiboote sind dunkel, die Geschwindigkeit ist deutlich gedrosselt. Was immer sie dort noch tun, es scheint nicht wirklich der Suche einer vermissten Person in Lebensgefahr zu dienen. Es wirkt hoffnungslos und eher so, als würde man eine Art „Pflichtfahrt nach Stechuhr“ rund um das Kreuzfahrtschiff absolvieren, weil irgendeine Vorschrift dies vorschreibt. Unser Schiff selbst hat ebenfalls zwischenzeitlich vollständig gestoppt und dümpelt träge auf dem Wasser. Trotzig schlagen ein paar müde Wellen dabei an den Rumpf.
Die traurige wie grausame Wahrheit scheint wohl zu sein, dass der verunglückte Passagier tot ist.
Keine Rettung? Keine Hoffnung?

Die unbestätigte aber offensichtliche Erkenntnis über das Drama auf See scheint das Schiff in eine Art kollektive Schockstarre zu nehmen. Neben uns stehen viele andere Passagiere ebenfalls auf ihren Balkonen und auf dem offenen Außendeck des Infinity Decks unter uns. Niemand ist laut. Kein Kinderlachen, keine Freude ist zu hören. Allenfalls verhaltenes Gemurmel, leises und bedächtiges Flüstern. Mehr nicht. Die Nacht ist dunkel und ruhig, selbst das Meer scheint absolut still zu stehen. Gleich so, als würde selbst der Gott des Meeres für einen Moment inne halten.
Während die Boote unter uns weiter langsam durch die dunkle See fahren und sogar ein Hubschrauber inzwischen über uns kreist, folgt ENDLICH eine Durchsage in verschiedenen Sprachen. Man teilt uns mit, dass das Schiff nach dem Auslaufen aus Rom eine Rettungsaktion für einen über Bord gegangenen Passagier gestartet habe und diese noch andauere. Und wir wieder informiert würden, sobald man etwas neues wüsste. Es knackst zum Schluss der mehrsprachigen Durchsage noch einmal im Lautsprecher. Danach ist wieder Stille.

Wir starren noch eine Zeit aufs Wasser. Aber die See bleibt ruhig und verschlossen. Es nützt ja nichts. Es muss tatsächlich „weitergehen“, im wahrsten Sinne des Wortes. Eigentlich wollen wir in wenigen Stunden in Genua von Land gehen! Schauen wir jetzt auf die Uhr, wird der Plan um 8 Uhr in Genua anzulegen schon jetzt ein kühnes Ziel werden! Kann man in nur einer Nacht mit einem Kreuzfahrtschiff eine inzwischen vierstündige Verspätung eigentlich aufholen? Oder legen wir gar wieder in Civitavecchia an, weil die italienische Staatsanwaltschaft kurzerhand ein ganzes Schiff beschlagnahmt? Könnte es sich statt um einen Unfall um ein Verbrechen handeln? Wie gesagt ist es schwierig „aus Versehen“ von Bord zu fallen! Da muss man entweder aktiv (ob nun nüchtern oder betrunken) über um 2m hohe die Glas- Reling klettern, um das Schiff auf diesem Wege zu verlassen. Oder man wird eben darüber geworfen. Das geht natürlich auch. Warum sagt uns Costa nur nichts?

Anjas Magen sich wieder beruhigt. Da wir keine anderen Informationen bekommen, rechnen wir schon damit morgen irgendwann in Genua anzukommen. Laut Protokoll sollen wir unsere Koffer bis Mitternacht gepackt und mit dem an der Türe hängenden Gepäckanhänger versehen vor die Türe gestellt haben. Die Koffer werden dann irgendwann vom Bordpersonal eingesammelt und sollen angeblich morgen in Genua im Kreuzfahrtterminal zu unserer Auscheck- Zeit wieder bereitstehen.
Das ist übrigens das nächste spannende Kapitel! Das Verlassen des Schiffs! Hierfür ist uns eine Slotzeit zugewiesen worden, wann wir das Schiff vom Treffpunkt „Leonardo Bar“ aus verlassen dürfen. Unsere Check-Out Time ist 11:30 Uhr. Wir sind gespannt, wie das nun morgen funktioniert. Klar aber sollte sein, dass wir auf keinen Fall früher von Bord kommen! Eher wird es deutlich später werden. Meine ursprüngliche Idee die Strecke in einem Rutsch nach Hause durchzufahren, oder, falls es zu spät wird, irgendwo zwischen Freiburg und Karlsruhe was nettes für eine Nacht im Schwarzwald zu suchen, werden wir vorsichtshalber schon heute ad acta legen. Das bringt gar nichts auf eine solche Unbekannte hin so weit voraus zu planen.
Stattdessen rechnen wir eher damit, dass wir die Strecke morgen maximal zur Hälfte schaffen, aber wenigstens die Schweiz durchqueren können. Wir suchen also im Raum Freiburg bei google ein Hotel und entdecken für einen günstigen Preis ein Familienzimmer in Basel / Mulhouse im dortigen Ibis. Da wir das Hotelzimmer bis morgen 18 Uhr kostenfrei stornieren können, buchen wir es vorsichtshalber. Was wir haben, haben wir.

Gegen 22:30 Uhr schicken wir die Kids ins Bett. Eine gute Dreiviertelstunde später stellen wir die Koffer vor einen leeren, beinahe gespenstisch ruhigen Gang. Unsere Koffer müssen die Nacht übrigens nicht allein außerhalb der Kabine verbringen. Neben unseren stehen an anderen Kabinentüren auch vereinzelt Koffer herum. Ein Glück werden die Gänge videoüberwacht! Hoffentlich genügt dies zu verhindern, dass jemand im Anbetracht reicher Beute meine alten Unterhosen einfach mitnimmt…
Von der Unglückstelle gibt es derweil noch nichts neues.
Während draußen die drei Boote noch immer umher kreisen, zeigt das Live Programm im TV übrigens eine rauschende Party im Kolosseum.

Es ist Mitternacht, als ich als letzter den Posten auf dem Balkon verlasse. Vor gut 20 Minuten hat die Costa Toscana die Beiboote aufgenommen, das Schiff der Küstenwache ist indes auf dem Weg zurück zum Hafen. Seit etwa einer Viertelstunde hat unsere Costa Toscana wieder Fahrt in Richtung Genua aufgenommen. Zumindest stimmt die Richtung. Ob und wenn ja wie gut die Verspätung von etwa 4 Stunden aufgeholt werden kann werden wir sehen. Die letzte Nacht an Bord allerdings wird mit einem beklemmenden Gefühl starten. Eine Durchsage kam nicht mehr, ob die Person also geborgen wurde oder bei dem Unglück verstorben ist, wissen wir nicht.

Einzig das sanfte und ehrlich gesagt ungewohnte Schaukeln sorgt für Ablenkung. Die See ist wieder deutlich unruhiger geworden und egal, wie sehr sich die Stabilisatoren der Costa Toscana dagegen stemmen, das Schaukeln lässt sich nicht ignorieren. Ich finde es herrlich! Es wiegt mich quasi in den Schlaf.

 

 

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