Mittwoch, 6. Juni 2007 – Der Sprung nach Dänemark

Wir pennen erst mal sehr lang, offenbar war der lange Schlaf nötig! Umso heftiger werden wir durch Baulärm unsanft geweckt! In unmittelbarer Nachbarschaft zu uns wird durch einen Bagger ein Loch ausgehoben. Ganz ehrlich: Der Lärm nervt! Liegt aber auch daran, dass in unserer Wohnsiedlung zuhause seit Tagen direkt vor unserer Haustür umfangreich gebaut wird. Wir können den Krach inzwischen nicht mehr ertragen, sind dementsprechend besonders sensibel und allergisch, was Baulärm angeht. Ein guter Grund, schnell aufzustehen, das Wohnmobil reiseklar zu machen und nach Dänemark durchzubrechen!


 

Na super der Radau!
Ich konnte gestern Abend sowieso nicht so recht einschlafen! Immer wieder kreisten die Gedanken um das Wohnmobil, das neue Gefühl, die erste Enttäuschung nach der totalen Euphorie. Dazu kamen die ganzen ungewohnten Geräusche im Wohnmobil! Da wäre zum Beispiel das Dach! Bewegen wir uns im Alkoven, „klongt“ es so, als würde jeden Moment das dünne Blech der Fahrerhauskabine unter uns nachgeben und der Alkoven abreißen! Und wir? Haben dann ein Lenkrad im Rücken. Das tut bestimmt weh!
Auch ist der Platz hier im Alkoven unseres Wohnmobils nicht sehr großzügig bemessen. Gut, das wussten wir vorher.  Aber durch die Standard- 140cm Matratze haben wir einiges an Raum nach oben hin eingebüßt (weil sie dicker ist, als die alte Schaumstoffmatte) und so können wir im Alkoven nicht übereinander steigen. Muss der vorne im Alkoven liegende nachts mal raus, muss sich der hintere zwangsläufig mitbewegen.
Dazu kommt, dass durch den auf dem Kissen gebettete Kopf dieser nochmals höher liegt und keine 30cm Abstand zur Decke hat. Liegt man auf dem Rücken und atmet man aus, kommt einem sein eigener Atem wieder entgegen! Klar, dass wir aus Angst vor einer Vergiftung durch die eigenen Atemluft die Dachluke schön aufgemacht haben. Das wiederrum führte aber zu einer gefühlten Geräuschkulisse, die mich eher draußen AUF dem Wohnmobil statt IM Wohnmobil wähnen ließ.
Auch der Platz zur Seite ist nicht groß! Wenn man zuhause in einem 190×90 Bett pennt und nun plötzlich mit nur 70 cm eigener Breite (eigentlich etwas weniger, weil vorne ja noch 10cm Knick drin sind…) auskommen muss und neben einem der Abgrund droht, schläft man irgendwie nicht so tief!
Alles zusammen führte zu einer Art bleiernem Dämmerzustand bei mir, erst in der frühen Morgendämmerung habe ich dann in den Schlaf gefunden. An das Nächtigen im Wohnmobil muss ich mich auf jeden Fall noch gewöhnen!

Wie gesagt habe ich schlecht geschlafen. Nur Anja meint, dass die erste Nacht gar nicht so schlecht war. Naja.
Um 9 Uhr stehen wir, auch getrieben durch den Wunsch weiter zu kommen, weg von der Baustelle und der Nacht, aus dem Bett auf.
Kaum sind wir aufgestanden, schnappen wir uns unsere 7 Sachen und marschieren rüber zu den Waschräumen des Campingplatzes. Erstmal frisch machen!

Der Campingplatz Jarplund war für uns als einfacher Durchreise- Camping wirklich in Ordnung. Wir haben alles Wichtige vorgefunden und der Sauberkeitslevel in den Duschräumen war auch annehmbar.
Wir haben da schon schlimmere Campingplätze auf unserer Nordkapreise gesehen. Hier hingegen sind wir zufrieden und würden bei einer Durchreise hier durchaus wieder für eine Nacht Station machen. Die Anlage ist nett angelegt, die Parzellen zwar nicht so groß, dafür war die Übernachtung aber auch nicht teuer. Man steht auf Rasen, das ist auch in Ordnung. Gerne zeigen wir euch noch zwei Bilder von unserem Stellplatz und der Nachbarschaft. Gestern Abend war einfach keine gute Gelegenheit und kein gutes Licht mehr dafür.

 

Nach der Morgenhygiene decken wir unseren Frühstückstisch. Und jetzt punktet unser Wohnmobil zum ersten Mal richtig! Denn unseren Frühstückstisch decken wir schön draußen im Freien!
Der Vorbesitzer unseres Wohnmobils hatte für unseren Campingtisch übrigens eine so geniale Idee, dass er sich diese eigentlich patentieren lassen sollte! Sollte er dies jemals tun, würde ich jeden Eid schwören, dass diese Konstruktion von ihm stammt und wir sie hier nur vorstellen! So wegen Patent und so…

Die Idee zu seinem Tisch ist simpel.
Ein Vierkantrohr wird im Radkasten an den Unterbau des Wagens montiert. Eine stabile Tischplatte (unsere ist etwa 1 cm dick) bekommt ein weiteres, etwas kleineres Vierkantrohr an der Unterseite angeschraubt. Es steht zur Seite auf einer Länge von etwa 15 auf 20cm heraus.
Das Vierkantrohr des Tisches passt nun genau in das Vierkantrohr im Radkasten des Wohnmobils und sorgt so ohne zusätzliche Sicherung so für den korrekten Seitenhalt!
Der Tisch, ebenfalls pfiffig, wird übrigens im Transportzustand im Stauraum des Alkovens unter der Matratze und unter der Bodenklappe hinterlegt. Er passt dort genau hinein! Besser geht es nicht Maximal einen herabklappbaren Tischfuss könnte man noch montieren. Wenn der Tisch aber ordentlich untergeklemmt wird, hält das auch so bombenfest. Wir brauchen nur noch unsere Stühle dran zu stellen und fertig ist die festliche Tafel!

Diesen Tisch holen wir nun hervor und drapieren darauf unser erstes Frühstück vor dem eigenen Wohnmobil. Heureka!
Nur zum Drapieren haben wir außer Teller und Besteck nicht viel!
Hmm. Wieder Salzstangen und den zweiten Apfel? Never!
Ich schicke Anja kurzerhand zum Edeka an der Campingplatzeinfahrt. Sie kann dort prima frische Brötchen, Milch und vielleicht noch eine Frühstückszeitung holen.
Wir sind sonst kein Zeitungsleser aber eine Bild im Urlaub ist irgendwie ein Klischee, welches wir gerne bedienen.
Anja besorgt alles wie aufgetragen und bringt zusätzlich eine Schale mit frischen Erdbeeren mit! Für den ersten Moment ist das noch ungewohnt! Sollen wir die alle aufessen? Wir können sie ja schlecht mitnehmen! Aber halt, das können wir doch! Wir haben doch ein Wohnmobil und darin einen Kühlschrank! Super! Mit der Gewissheit, dass wir die Erdbeeren problemlos mitnehmen können, schmecken sie gleich doppelt lecker und werden alle komplett als Nachtisch verspeist, noch bevor auch nur eine Erdbeere den wohnmobileigenen Kühlschrank von innen zu Gesicht bekommt. 😉

Wir decken unseren Frühstückstisch draußen. Herrlich!

Nach dem Frühstück gehen wir ganz camperlike an der Spülstation spülen  und räumen dann alles weg. Das heißt wir versuchen es! Das Geschirr ist noch relativ einfach. Aber Tisch und Stühle wird schon schwieriger und wo war nochmal der Platz für das Stromkabel?
Offenbar sind wir noch ein wenig aus der Übung und wissen noch nicht so recht, wo die festen Plätze für alles ist.
Dann aber fällt es mir wieder ein! Unter dem Beifahrersitz! Da war ja die Klappe für den Stauraum in der Sitzkonsole, hier passt das Stromkabel rein.

Bevor ich aber das Kabel herausziehe, will ich DOCH nochmals ein letztes Mal den Sat- Receiver ausprobieren!
Flitscht die Sicherung, können wir jedenfalls Hals über Kopf abreisen, bevor uns die neuerlich versammelte Campingmeute lyncht. 😉
Den überhasteten Aufbruch riskieren wir jetzt einfach, auch wenn Anja mit den Augen rollt das ich wieder mit dem Receiver herum experimentiere.
Ich habe gestern Abend nämlich etwas am Gerät entdeckt, was vielleicht die Ursache für den Kurzschluss sein könnte! Im Sat-Receiver war nämlich neben Sat- Kabel, Strom und Scartkabel noch ein weiteres Kabel eingesteckt, dass ich nicht zuordnen konnte.

Ich habe es nun heraus gezogen und es sieht so aus, als wäre das ein 12 Volt Anschlusskabel!
Beide Energiequellen gleichzeitig haben vielleicht das Problem verursacht.
Offenbar liege ich gar nicht so falsch mit meiner Vermutung, denn nachdem ich den Sat- Receiver wieder in die Steckdose stecke (nachdem ich das 12V Kabel ausgesteckt habe versteht sich), läuft der plötzlich! Ganz ohne Mob mit Mistgabeln und Fackeln vor dem Wohnmobil, die uns wegen der neuerlich geflitschten Sicherung lynchen wollen…
Allerdings läuft der Sat- Receiver nicht so, wie ich es erhofft habe. Offenbar haben wir es gestern Abend geschafft durch den Kurzschluss (der dann wohl durch gleichzeitiges Betreiben von 12 Volt und 220 Volt entstanden ist) den Receiver zu himmeln.
Die Anzeige am Gerät jedenfalls zeigt merkwürdige Zahlen bzw. kryptografische Zeichen, die keinen Sinn ergeben.
Ein halbes U dann mal eine 5 auf dem Kopf oder auch mal gar nichts! Das ist doch keine wirkliche Anzeige!
Auch Empfang (also ein Bild auf dem Fernseher vom Setup oder so) haben wir keinen und auch auf einen Tastendruck reagiert das Gerät nicht.

Nun, für ein weiteres Ausprobieren bleibt keine Zeit! Wir wollen los, immerhin möchten wir heute noch Dänemark erreichen! Die Uhr zeigt bereits halb 12! Bevor wir aber nun endgültig abdüsen, parken wir mit unserem Wohnmobils nochmals schnell zum Edeka- Markt an der Campingplatz- Einfahrt. Einkaufen müssen wir ja so oder so und wenn wir hier gerade stehen, können wir auch gleich hier alles holen. Besonders Grillfleisch und ein paar Würstchen, aber auch die üblichen täglichen Dinge wie Brot, Milch, Chips, Weingummi, Laktritze… 😉

Kaum sind wir mit dem Einkaufen fertig, bemerken wir das nächste Problem! Unser Wohnmobil ist inkontinent! Ja was? Es tropft am Abwassertank! Schnell wird klar, dass dies nicht am Verschluss liegt, sondern an der Verschraubung des Ablass- Rohres. Ich probiere es provisorisch mit einem Schraubenschlüssel, bekomme es aber nicht fixiert. Bevor ich es ganz abreiße, entschließen wir uns es erstmal so zu lassen. Da muss ich später mal in Ruhe nach schauen. Da nur eine kleine Menge Wasser vom heutigen Zähneputzen im Abwassertank enthalten ist, wird es die Umwelt hoffentlich verkraften…
Wir müssen weiter.

Um 12 Uhr geht es auf die A 7 mit Kurs Nord. Ein erhebendes Gefühl!
Da wir gestern bis kurz vor die Grenze gefahren sind, passieren wir die Bundesgrenze bereits 10 Minuten später!
Juchu, wir sind im Ausland, jetzt kann der Urlaub richtig beginnen!

Wir befahren die E 45 noch ein kurzes Stückchen, dann verlassen wir aber auch schon die Autobahn und fahren kurz nach der Grenzquerung auf die Bundesstraße 8 in Richtung Ribe.
Hier folgen wir dann der Bundesstraße 11 wird und halten uns schildermässig an Römö / Ribe / Esbjergen.
Für die Fahrt haben wir ca. 2 Stunden geplant, es sind geschätzt etwa 120 bis 130 Kilometer bis nach Fanö. Die Insel, die wir für die erste Tour mit unserem Wohnmobil als Reiseziel auserkoren haben.
Mit dem Wohnmobil kommen wir hier auf der Landstraße mit etwa 70-80 km/h gut vorwärts. Das ist sogar richtig angenehm! Viel stressfreier, als auf der Autobahn gestern, besonders was die LKW angeht.
Im Rückspiegel sehe wir zwar des Öfteren mal einen, der dichter auffährt, doch das stört uns nicht. Wir halten uns mal grundsätzlich ans Limit und das sollte ja auch in Ordnung sein.

Übrigens: Beinahe wären wir ja nach Römö gefahren. Die Halbinsel ist uns vom Vorbesitzer des Wohnmobils als mögliches erstes Reiseziel besonders empfohlen worden. Wir haben uns jedoch anhand des Campingführers für die Nachbarinsel Fanö entschieden, aus mehreren Gründen. Zum einen ist diese Insel eine echte Insel, wir müssen hierfür mit der Fähre fahren! Eine kleine Seefahrt also, das ist immer schön.Zum anderen erschien uns die Infrastruktur auf Fanö etwas besser ausgebaut, was wir so auf den Karten gesehen haben. Wir möchten ja das Wohnmobil für ein paar Tage auf einem Campingplatz abstellen und dann viel mit dem Fahrrad unterwegs sein. Da darf es dann nicht nur ein schöner großer Strand, sondern auch mal ein Dörfchen zum bummeln sein. Das scheint auf Fanö eher möglich. Nichts desto trotz nehmen wir Römö für einen Abstecher auf der Rückfahrt auf. Anschauen wollen wir es uns auf jeden Fall einmal.

Während wir so vor uns hin tuckern, überholt uns kurz darauf ein T 650 teilintegriertes Wohnmobil vom Palmowski. Der ist schick. Kaum hat er überholt, zieht er auch schon mit 90+ davon. Offensichtlich Palmo- Style!Wir bleiben dann doch lieber bei unserem transitfrei- Style. Entspannt und gemütlich. Wir könnten sowieso kaum schneller, selbst wenn wir wollten…

Der schnittige Teilintegrierte fährt noch ein paar Kilometer vor uns her gefahren, bis er am Horizont immer kleiner wird. Es ist erstaunlich, wie weit man hier in Dänemark auf der Landstraße in die Ferne gucken kann!  Irgendwann aber verschwindet selbst dieser kleine Punkt des Wohnmobils am Horizont. Ja, da blickt man schon etwas neidisch hinterher. Aber nicht sehr lang!
In einer Stadt mit einer Ampel holenwir den Kollegen dann aber wieder ein. Tada! Transitfrei- style ist auch nicht viel langsamer. 😉 Die „Raserei“ mit 90+ über die Landstraßen bringt also gar nichts, nur höheren Spritverbrauch.
Im späteren Verlauf werden wir übrigens mitbekommen, wie der Kollege mit dem schnittigen teilintegrierten Wohnmobil nach Römö abbiegen wird. Pah! Billigcamper im Schönes- Wochenende- Stil! Echte Hardcore- Camper wie wir nehmen ganz dekadent eine teure Fähre in Kauf, um exklusiv zu urlauben. So Sylt- Style- mäßig! OK, natürlich ist das Unsinn. Aber genau jetzt albern wir herum und blenden gekonnt aus, dass sein Wohnmobil wohl das Zehnfache von unserem gekostet hat. 😉

Übrigens: Einer der Gründe, warum wir hier in Dänemark nur ein kleines Stück an der Küste entlang tingeln, sind die Spritpreise! Im Vorfeld unserer Reise hörten wir von verschiedener Stelle, dass Diesel hier in Dänemark so unglaublich teuer sei!
Neugierig achten wir natürlich bei den wenigen Gelegenheiten nun auch auf den Spritpreis. Eine zweite Markentankstelle, eine Statoil, würde uns den Diesel für 8,20 DK verkaufen. Bei einem ca.- Kurs von 7,3 zu 1 ergibt das ungefähr 1,10 € für den Liter Diesel! Na wenn der Kurs stimmt, dann ist der Unterschied gar nicht so groß zu unseren Dieselpreisen!
Maximal 1-2 cent Unterschied. Naja, vielleicht habe ich auch einen Fehler im Umrechnungskurs, ist eh müßig darüber nachzudenken. Wir haben gestern Abend in Deutschland vollgetankt und werden mit dem Sprit hin und auch wieder raus aus Dänemark kommen.
Für eventuelle spätere Fahrten, wenn uns Dänemark auf dieser ersten Erkundungstour gut gefällt, ist es aber gut zu wissen, dass wir für das Budget für Kraftstoff zumindest keine großen Puffer einrechnen müssten. Und das Fahren hier in Dänemark auf den Landstraßen ist ein Traum! Die Landschaft hier oben ist teilweise richtig erbauend. Es tut wirklich gut, weg von der Autobahn zu sein. Gerade wenn man wie wir als König der Landstraße in erhöhter Position im Wohnmobil sitzt und so anders als im Auto den perfekten Überblick über die Gegend hat. Ja, ich gebe es zu, im Moment, wenn der Diesel schön rollt und wir unserem Ziel entgegen steuern, ist es wieder da. Dieses stolze Gefühl im Wohnmobil zu sitzen.
Gut, dass wir diesen Weg gewählt haben und nicht die Autobahn. Denn so haben wir was von der Landschaft und bekommen noch einen kleinen Familienbonus dazu: Uns kommen viele Wohnmobile entgegen! Die Hand erheben wir stets zum Wohnmobilgruß, der auch in 95 % der Fälle erwidert wird. Am Anfang noch überschwänglich und ganz newbielike: „Hey, schaut mal hier, hier sind wir, HIER! Die Neuen mit dem Wohnmobil! Ja, könnt ruhig zurückgrüßen!“ gehen wir im weiteren Verlauf der Fahrt zu einem eher lässigen „Howdy Partner. Wie? Jap. Auch wir haben ein Wohnmobil“ und heben lässig zwei Finger vom Lenkrad. Gerade so viel, dass der andere den Gruß erkennt aber nie so viel, dass es unnötig Ressourcen kostet. Ja, ich gebe es zu! Wohnmobilfahren ist ein riesiger Spass!
Dieses Zugehörigkeitsgefühl ist schon toll! Vielen Dank an alle an diesem Tag, die unseren Gruß erwidern. 🙂

Eine Sache müssen wir übrigens noch erledigen. Dänemark ist ja kein Euro- Land! Zuhause umtauschen machen wir aber nicht. Hieran verdient meistens nur die Bank. Wie immer auf unseren Reisen ins benachbarte Ausland suchen wir uns einen Geldautomaten und decken uns hier mit Bargeld ein. Kostet natürlich auch, aber meist nicht so viel, als wenn wir über die Hausbank „Sorten“ angekauft hätten. Also halten wir die Augen nach einer Bank mit Geldautomat auf. Lange Zeit kommt keiner in den kleinen Dörfchen, doch dann erkenne ich in einem kleinen unscheinbaren Örtchen nahe bei Ribe neben einem Spar- Markt einen Automaten in einer Halle! Perfekt!
Hier halten wir einfach mal rechts an einem Parkstreifen an.Für ein Wohnmobil ist der Steifen zwar etwas eng, aber es geht schon.
Anja holt mit Ihrer Karte mal fix die ersten 500 dänischen Kronen und wir stürmen mit unserem neu gewonnenen Bargeld auf der Suche nach einem Eis den Spar-Supermarkt gleich nebenan. Ich habe in Erinnerung, dass so ab Dänemark Skandinavien anfängt und es bereits ab Dänemark leckeres Lakritz- Eis gibt! Mjam!

Neben 2 Eis holen wir noch Milch und eine wirklich eiskalte Flasche Pepsi Max. Das muss einfach sein! Da kann unser kleiner Kühlschrank leider noch nicht so richtig mithalten! „Eiskalt“, wie es zu diesem Sommertag passen würde, liefert unser Kühlschrank einfach nicht! Um das Problem müssen wir uns noch genauer kümmern, wenn wir am Campingplatz ankommen. Sonst fällt uns noch das Fleisch um. Für den Moment aber tut es eine Pepsi aus dem Kühlschrank des Supermarktes. Denn diese Pepsi hat ungefähr 2 Grad Celsius und schmeckt in der warmen Sonne fantastisch!
Nach einer kurzen Pause geht es dann weiter in Richtung Ribe.

In Ribe angekommen biegen wir ab Richtung Esbjerg und fahren ein weiteres, kurzes Stück über die Landstraße. Weit ist es wirklich nicht, bis wir Esbjerg erreichen. Ein bisschen wird die Stadt karg. So richtiges Urlaubsfeeling will hier noch nicht aufkommen. Industrie bestimmt besonders im Bereich um den Hafen, den wir dank der wirklich guten Beschilderung ohne Probleme finden, den Ausblick. Keine romantischen Fischerboote oder pittoreske Kais mit einer Flaniermeile. Hier fahren Kieslaster und Containerfrachter um die Ecke.
Aber zum Glück bleiben wir ja nicht hier. Für uns soll es ja auf die Insel gehen…

 

Noch während der Zufahrt zum Hafen schwanken wir plötzlich!
Von hier aus geht es mit der Fähre nämlich nicht nur nach Fanö, sondern auch nach England!
Ein einfaches Schild an der Terminalzufahrt sorgt nun dafür, dass wir uns ein weiteres Mal unserer Freiheit mit dem eigenen Wohnmobil bewusst werden. Nach England! Und gleich weiter nach Schottland! Das wäre doch eine Alternative! Wir wollten sowieso immer mal nach Schottland und das kleine Stückchen Land sehen, welches ich Anja mal zu Weihnachten geschenkt habe. One Square Foot dank Moon Estates / Scotish Highland Titles soll angeblich ihr gehören und sie damit in den erlauchten Kreis des niederen Adels als „Laird / Lady von Glencairn“ erhoben haben. Na, wenn das kein Grund ist mal eben nach England zu schippern!
Und obwohl wir keine Ahnung haben, was so eine total spontane Fährüberfahrt wohl kosten würde, oder die Tatsache, dass wir ausrüstungstechnisch gar nicht so richtig für Schottland vorbereitet sind, überlegen wir doch einen kurzen Moment! Wir finden schnell heraus, dass die Fähre von hier nach Newcastle übersetzt. So steht es zumindest am kleinen blauen Strich ab dem Esbjerger Hafen in unserem Atlas. Das wäre doch die Chance!
Von Newcastle aus ist sogar schon die halbe Strecke geschafft bis Schottland, sodass wir, bei einer Überfahrt über Dover, noch das halbe Land durchqueren müssten!
Sollen wir es wirklich wagen? Einfach so? Ganz spontan?

Andererseits würde ein „Abstecher“ nach Schottland wieder fahren, fahren und nochmals fahren bedeuten! Das hatten wir schon letztes Jahr auf unserer Tour zum Nordkapp, das brauchen wir ehrlich gesagt kein zweites Mal. Auch wird die Überfahrt unserem stark strapaziertes Freizeitbudget nach dem Wohnmobilkauf ja nicht gerade fröhlich zuwinken, oder?! Aber mal ungeachtet des Geldes gibt es einen ganz anderen profanen Grund, nicht gleich mit der Gewalttour zu starten. Wir wollen uns mit dem Wohnmobil auf einem schönen Campingplatz in Ruhe vertraut machen! Wo liegen welche Kabel und Schalter, wo und wie verlaufen die Wasserleitungen, wie bekomme ich das tropfende Abwasserrohr dazu, dass es nicht mehr tropft und so weiter. Dann die Elektrik oder eben auch der Kühlschrank, der nur widerwillig zur Mitarbeit zu bewegen ist. Das alles wollen wir auf einer sicheren Basis, in einem sicheren Heimathafen, alles in Ruhe testen. Dafür ist nun einmal die Insel Fanö super geeignet und deswegen obsiegt auch die Vernunft! Ein „Schottland, dein Besuch ist nur aufgeschoben, NICHT aufgehoben!“ schmettern wir aber dennoch in Richtung England, als wir an den Scandlines- Schalter heranfahren, um ein Ticket für die Fähre nach Fanö zu kaufen.

Für einen Moment sind wir irritiert, ob wir nicht DOCH am Schalter für England stehen! Satte 350 dänische Kronen wirft der freundliche Verkäufer mit dem langen Rockerbart in seinem Aquarium auf das Display seiner Kasse! Wir wussten natürlich, dass man mit einem Wohnmobil schon exklusiv unterwegs ist, aber so? Ja hat der nicht gesehen, dass unser Womo keine 6 Meter lang ist? Das sind ja umgerechnet etwa 50 Euro! Für 10 Minuten Fähre hin und 10 Minuten in ein paar Tagen zurück?

Kurz nachgedacht: „Schwimmt das Wohnmobil, wenn wir etwa 10 bar in die Reifen pumpen?“
Eine andere Möglichkeit auf die Insel zu gelangen gibt es natürlich nicht und das ist ärgerlich. Scandlines hat wohl auch hier das alleinige Monopol für den Fährbetrieb, eine Alternative auf die Insel wie z.B. nach England von Calais aus gibt es hier nicht. Und so wird schließlich zähneknirschend gezahlt. Vielleicht wäre Römö doch die bessere Wahl gewesen. Dort hätten wir wenigstens keine Fährüberfahrt zahlen müssen. Vielleicht aber auch der Grund, warum Fanö die etwas gediegenere Insel im Vergleich zu Römö sein soll. Vielleicht ist genau das der Grund, warum der Kollege vorhin ein Wohnmobil mit dem zehnfachen Wert an den Strand von Römö steuern kann, während wir zwar exklusiv aber dafür verarmt nach Fanö übersetzen. 😉

Mit der Fähre Fenja setzen wir mit unserem Wohnmobil für ein paar schöne Urlaubstage über nach Fanö!

 

Die Überfahrt dauert übrigens nur kurz, keine 12 Minuten! Für eine Seefahrt, die wir uns im Vorfeld natürlich im Sinne des bekannten Gassenhauers „lustig und schön“ vorgestellt haben, müssen wir uns daher schon richtig anstrengen mit dem Auskosten! Bei nur 12 Minuten kannst du ja kaum zur Toilette gehen! Andererseits hat man so die Gelegenheit, mögliche Seekrankheit auf ein Minimum zu begrenzen, falls es doch mal stürmt. 😉
Die Fähre selbst ist ansonsten spartanisch ausgerüstet, ein Aufenthaltsraum, Platz für Fahrräder, ein paar Klos und das Sonnendeck, das war es schon. Andererseits was will man in 12 Minuten Fahrtzeit in einem möglichen Bordschop einkaufen? Kaugummi?

Die Schwesterfähre Menja  (wir fahren auf der Fenja) aus der Entstehungssage der Insel Fanö (wie wir später noch lernen werden) kommt uns auf der Überfahrt als einziges Highlight entgegen. Wir winken kurz und genießen ansonsten die freie offene Meeresbrise, auch wenn man aus dem Hafenbereich des Hafens von Esbjerg nicht wirklich heraus kommt, bevor man in Fanö auch schon wieder anlegt. Bei Ebbe hätte man die Überfahrt auf eigene Faust vielleicht wirklich fast versuchen können…

Nachdem wir die Fähre verlassen haben, geht es gleich weiter zum Campingplatz. Im ACSI Campingplatzführer werden vier Campingplätze für die Insel Fanö gelistet. Den Feldberg Family Camping (nicht Feldberg Strand Camping) haben wir dabei für uns entdeckt. Laut Campingführer soll dieser Platz in der Nebensaison günstiger sein und darüber hinaus wurde uns der zentraler gelegene Campingplatz im Bekanntenkreis empfohlen.
Der Weg vom Fähranleger bis zum Campingplatz dauert nur wenige Minuten. Aber das, was wir in der kurzen Zeit schon von Fanö und vom größten Örtchen der Insel, Nordby, sehen, gefällt uns schonmal nicht schlecht.

Das Einchecken auf dem Campingplatz ist schnell erledigt. Wir dürfen uns einen Platz aussuchen, wo wir stehen wollen. Das finde ich toll. In Deutschland wird einem fast immer ein fester Platz zugewiesen.Da kann man nichts machen, typisch deutsch eben.
Wir entscheiden uns zuerst für einen Stellplatz im Bereich „Halen“, die andere Auswahlmöglichkeit sieht auf dem kostenlos mitgegebenen Plan etwas gedrängter aus. Zumindest von der Größe der Parzellen her.
Recht schnell finden wir ein schönes Plätzchen und richten uns sogleich häuslich ein. Strom einstecken, demonstrativ die Sat- Schüssel auf dem Dach ausfahren (muss ja keiner wissen, dass unser Sat- Receiver nicht funktioniert 😉 ), Tisch und Stühle raus und so weiter.
Anja erkundet derweil die Sanitäreinrichtungen und kommt zufrieden zurück! Sehr sauber, sehr modern, sehr luxuriös! Sogar mit Radio im Waschraum! Das ist doch was!

Kaum haben wir alles soweit aufgebaut, juckt es mich natürlich in den Fingern! Was ist jetzt mit dem Sat- Receiver? Nicht, dass ich Fernsehen dringend bräuchte. Ich würde die Glotze sogar auslassen, aber sie soll wenigstens funktionieren! Also stecke ich sie wieder ein und…

… Klappt nicht!
wieder haben ich kryptografische Zeichen auf dem Display! Das Teil ist endgültig kaputt. Kann man nichts machen. Muss bei nächster Gelegenheit wahrscheinlich neu. Einen letzten Versuch starte ich über das Internet. WLAN ist hier auf dem Platz kostenlos und vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit, den Receiver irgendwie zu resetten. Also flugs mit dem Netz verbunden, direkt Signal bekommen (zwar nur mit 30 % Feldstärke, aber das reicht durchaus) und gesucht. .

Leider finde ich nur eine Anleitung für das Nachfolgemodell, den DC 40 und selbst bei dem gibt es keine Anleitung für einen Reset, selbst wenn dies funktionieren würde.
Auch sonst ist bei der freien Suche außerhalb der offiziellen Webseite von Skymaster nichts zu unserem Modell zu finden. Schade, TV- Empfang bleibt uns damit erstmal weiter verwehrt.

Gut, lassen wir den Receiver bei Seite. Kommen wir zum nächsten großen Abenteuer! Der Einnahme von zusätzlichem Raum auf dem Campingplatz! Einmal mehr vermissen wir ein bisschen unser Miet- Wohnmobil von 2006. Das hatte eine komfortable Markise! Einfach ausrollen, Stützstangen raus, FERTIG!
Aber hier? Hier haben wir nur ein Sonnensegel, welches in die Kederschiene eingesteckt und dann abgespannt werden muss. Formschön im braun der 80er Jahre! Aber: Wir beschweren uns nicht! Immerhin HABEN wir ein Sonnensegel!
Natürlich ist es mit dieser „Ansteckplane“ etwas komplizierter, aber mit vereinten Kräften schaffen wir es schließlich doch, die Plane in die Führungsschiene an der Seitenwand des Wohnmobils zu zerren. Nun geht an die Streben, also die Stützstangen. Drei Stück sind dabei und werden eingesteckt.
Nun kommt aber das Problem: Nachdem die Stützstangen eingesteckt sind, halten die ja nicht von allein nur aus Nächstenliebe zum Camper! Die müssen und wollen mit dem Boden verankert werden!
Entweder wir rammen nun die Rohre in die Erde, oder wir müssten sie nieder binden.
Fürs Rammen und die damit verbundenen Löcher fehlt uns die Kraft, das ist klar. So eine Maschine zum Einziehen von Spundwänden würde helfen! Dann wären die Stangen sicherlich gut in der Erde versenkt, allerdings wäre die vordere lichte Höhe danach nur etwas für Pygmäen! Und unter die Plane hervor kriechen wollten wir eigentlich auch nicht. 😉
Bleibt nur das Herunterbinden. Das würden wir auch machen, leider fehlen uns die Heringe! Zu blöd, da geben wir 200,- € im Obelink an Zubehör aus und vergessen dabei diese blöden Heringe!
Nützt nichts, die Plane wird wieder eingepackt. Vielleicht kommen wir später noch dazu, irgendwo Heringe zu kaufen. Dann versuchen wir es eventuell nochmals.

Bevor wir uns über den fehlenden Fernsehempfang oder die fehlende Befestigungsmöglichkeit für das Sonnensegel ärgern, drehen wir stattdessen erst mal eine kleine Runde mit dem Fahrrad.
Wir fahren nach Rindby Strand!
Zuerst muss ich aber noch etwas Luft in den Hinterreifen pumpen, denn der Reifen hat ein kleines Loch. Nichts schlimmes, nur habe ich es vor unserer Abreise schlichtweg nicht mehr geschafft, dieses zu flicken. Ich habe aber alles erforderliche Werkzeug für eine spätere Reparatur dabei, die ich in diesem Urlaub angehen möchte. Erstmal wird es aber mit Pumpen gehen und so radeln wir los.

Unterwegs kommen wir an einem Supermarkt ähnlich eines Edeka vorbei.
Neugierig wie wir sind, stöbern wir hier eine Runde durch das fremdartige Sortiment. Ist das Milch in dem Karton? Oder Sahne? Oder gar Softeis zum Selbermachen? Reisen kann auch spannend sein!
Besonders bei unserer Art des Roulette- Spiels, denn obwohl wir uns mit dem Durchschauen des Supermarktsortiments beeilen, könnte es noch ein langer Nachmittag werden. Denn wir haben die Räder draußen ungesichert stehenlassen müssen! Klar haben wir ein Fahrradschloss! Aber der Schlüssel baumelt zuhause im Schlüsselkasten! Wir haben vergessen ihn einzupacken.
Herrschaft! Auf dieser Reise geht aber auch alles schief…

Damit wir wenigstens am Strand unsere Räder unbeaufsichtigt zurücklassen können, kaufen wir neben ein paar Süßigkeiten aus dem Selbstbedienungsladen und Postkarten (an der Kasse gibt es auch passende Briefmarken nach Deutschland dazu) auch ein neues Fahrradschloss. Nützt ja nichts.
Schade, dass unser Budget durch das neue Fahrradschloss bereits arg belastet wird. Sonst wären wir garantiert der Versuchung erlegen, hier im Markt gleich mal alles von Bäckerecke weg zu kaufen! Man, riecht das gut! Nach frischem Brot und frisch geräucherten Wurstwaren! Wenn wir nicht schon zufällig alles für selbstgemachte HotDogs eingekauft hätten, wir würden uns hier auf jeden Fall fürs Abendessen eindecken! Eine Soße holen wir noch, dann geht es widerstrebend mit knurrendem Magen ab zur Kasse.

Als wir die Kasse verlassen fällt mir endlich wieder der Metzger auf. Ach hier kommt der leckere Räuchergeruch her! Wie Obelix vom dem Duft von gebratenem Wildschwein wie magisch angezogen wird, folge ich ebenfalls meiner Nase, bis ich als Quelle ein paar frisch gegrillte und gut gebräunte Spare-Ribs in einem Ofen ausmache! Boah!
Das wäre jetzt was, aber der Preis für eine Portion dürfe exorbitant sein. Neben dem Duft von frisch gegrillten Spareribs liegt aber auch noch immer eine Note von Geräuchertem in der Luft. So mancher Leser mag das jetzt albern finden und auch Anja verdreht die Augen, aber ich bilde mir ein, die Raucnote klar und deutlich gegen die Grillnote aus dem Odeur heraus schnüffeln zu können! Die Dame am Tresen grinst, als ich sie hierauf anspreche und hält kurz darauf ein Paar Mettwürstchen hoch, hier Kalpolser genannt. Für nur 10 Kronen wechselt das frische Paar den Besitzer.

Kaum sind wir draußen habe ich die Würstchen auch schon ausgepackt und schon wird geschnuckelt.
Lecker die Dinger! Leicht gewürzt und mit einem feinen Räucher-/Reifegeschmack. Bombe! Bei unserer abgepackten Industrie- Mettwurst bekommst du so etwas nicht!

Wir fahren nun weiter mit dem Fahrrad auf den Strand zu.
Es ist etwa kurz vor 18 Uhr, als wir den Strand erreichen und der Tag ist schon fast am Ende. Dennoch ist hier noch überraschend viel los!
Und ich komme aus dem Staunen nicht heraus!

Der Strand ist wunderbar befahrbar, sowohl mit dem Fahrrad, als auch mit dem Auto! Einige Autos haben schon Pirouetten im Strand gedreht, zahlreiche Spuren zieren den Sand! Da hätte ich definitiv auch Spaß dran! Nicht unbedingt mit dem Wohnmobil, klar, aber mit dem eigenen Auto. Bisschen driften üben. 😉

Ernsthaft: So etwas, also einen mit Auto oder Wohnnmobil befahrbaren Strand, haben wir noch nie zuvor gesehen!
Zumal sich Autofahrer und Sonnenanbeter gar nicht in die Quere kommen, denn der Strand ist locker 300 Meter breit! BREIT! Nicht lang!
Hier hat man wirklich genügend Platz zum Ausbreiten mit Kind, Kegel, Badetuch und Sonnenschirm an der Wasserseite. Dagegen bietet der obere Teil nah den Dünen ein unvergleichliches Fahrerlebnis, ohne dass man über einen Jochen Schweitzer Gutschein eine Wüstensafari in Dubai buchen muss, um einmal im Leben auf Sand gefahren zu sein.
Und das nicht nur mit dem Auto oder Fahrrad, nein, natürlich auch mit dem Wohnmobil! Man kann in diesem Moment, wo sich viele der Kollegen sicher schon zurückgezogen haben, nur erahnen, wie voll der Strand tagsüber sein dürfte! Jetzt sind nur noch einige wenige übrig, was aber der Faszination mit dem Wohnmobil am Strand zu stehen keinen Abbruch tut!

Ob man hier mit dem Wohnmobil auch über Nacht stehen und schlafen darf? Ist bestimmt total super, bei Meeresrauschen einzuschlafen und auch aufzuwachen!
Ich mache ein paar Fotos von der Szenerie, die für mich in diesem Moment so faszinierend ist, wie kaum etwas anderes. Es ist irgendwie der Inbegriff von Freiheit mit dem Wohnmobil! Hier, am befahrbaren Wohnmobilstrand der Nordseeinsel Fanö, könnte dieser Begriff durchaus erfunden worden sein!

Ich überlege kurz den Kollegen anzusprechen und nachzufragen, ob er mit seinem Wohnmobil auch hier übernachtet. Dann aber lasse ich es doch. Soll er seine Freiheit genießen. Wenn ich ihn anspreche denkt er nachher nur, ich wäre ein dickbäuchiger deutscher Tourist mit zynischer Doppelmoral, der ihm hier den Urlaub am Meer madig machen möchte. Denn noch immer habe ich keine Ahnung, ob das Stehen mit dem Wohnmobil hier am Strand nun erlaubt ist, oder nicht! Da ist wohl noch etwas Recherche vorab nötig. Und wenn es erlaubt ist, werden wir bestimmt auch mal mit dem Wohnmobil an den Strand fahren…

Mit dem Fahrrad an den Strand von Fanö

Wir fahren mit dem Fahrrad bis an die Wasserlinie heran. Der Sand wird im vorderen Bereich nun deutlich weicher und man muss aufpassen, dass man mit dem Fahrrad in einer Fahrrinne bleibt. Kommt man vom Weg ab und fährt in den Tiefsand, dann steht man abrupt und muss den Fuß absetzten, dann gibt es kein Weiterkommen, außer Schieben. Für Autos dürfte dies ebenso kritisch werden. Vielleicht bleiben die Autos gerade deswegen im ausreichenden Respekt vor der Brandung des Meeres stehen.
Mit dem Fahrrad ist dies natürlich kein Problem. Das Rad sinkt zwar ebenfalls leicht ein, lässt sich aber mit nur wenig Kraftaufwand schieben. Der Untergrund ist erstaunlich fest hier!

Am Meer angekommen sticht mich dann ein wenig der Hafer und so fahre ich zunächst noch ein Stück weiter! INS Meer!

Ich bin überrascht, ich habe Schlick oder glitschiges Watt erwartet, aber entgegen meiner Erwartung finde ich einen harten Untergrund vor. Durch das Wasser, welches deutlich klarer ist, als an unserer Nordseeküste, kann ich auf dem Grund den gleichen Sand erkennen, der auch außerhalb des Wassers anzutreffen ist.

Nun ist es vollends um mich geschehen. Ich gebe meiner Frau die Digicam damit diese nicht nass wird und fahre mutig vorran in die Fluten! Wie ein Boot!

Das Wasser ist herrlich frisch und ich habe das Gefühl, dass ich mit dem Fahrrad problemlos bis England durchradeln könnte! Das macht Spaß! Immer wieder hole ich Anlauf am Strand und stürze mich wieder rein, mein Fahrrad trägt mich tapfer rein und raus aus dem leichten Wellenschlag.

Die Füße tauchen unter und bald werden auch meine Beine, Knie und schließlich sogar die Oberschenkel von Wasser bedeckt, während ich durch das Meer radele! Ein absolut surreales Erlebnis! Wasserradeln!
Andere würden dafür wahrscheinlich eine Menge Geld bezahlen Prinzip Jochen Schweitzer Gutschein und so. Hier ist es kostenlos. Einfach rein.
Ich muss kein einziges Mal stehen bleiben oder den Fuß absetzen, so fest und hart ist der Boden. Einzig der Widerstand des Wassers bremst etwas und fühlt sich auf den erwärmten Muskeln ein wenig wie Kuchenteig an!
Und obwohl man schwer gegen das Wasser als trägere Masse als Luft ankämpfen muss, komme ich erstaunlich gut vorwärts!
Erst fahre ich parallel zum Strand, dann traue ich mich auch direkt in die Brandung, die Wellen brechen an meinem Vorderreifen, es ist total geil! Selten habe ich so etwas erlebt!

Nach zig Runden habe ich mangels Kraft in den Beinen genug im Wasser „U- Boot“ gespielt.
Schwer atmend und außer Puste kehre ich zu Anja zurück, die ein paar tolle Bilder von mir als Wellenbrecher gemacht hat.
Es war definitiv klug von mir, ihr die Kamera zu geben. Noch klüger wäre es aber gewesen, auch Schuhe und Strümpfe auszuziehen!
Denn mit nassen Füssen radelt es sich verdammt schlecht und auch die Schuhe sind komplett nass, vollgesogen und schwer wie Blei! Damit kann ich kaum zurück fahren und so ziehe ich Socken und Schuhe kurzerhand aus, um sie auf dem Gepäckträger zu verstauen.
Zurück fahre ich also Barfuß. Aber erst, nachdem ich meinem Hinterreifen wieder ein paar Pumpstöße Luft spendiert habe.

Nachtrag /Anmerkung vom Sommer 2008:
Die Tour mit dem Fahrrad ins Meer hat damals echt Spaß gemacht! Dennoch muss ich leider an dieser Stelle dringlich davon abraten, es mir nach zu tun! Es dauerte kein Vierteljahr, da rostete mein Fahrrad aus allen Lagern, Speichen, der Kette und der Schaltung so erheblich, dass ich es nicht mehr retten konnte! Zum Schluss brach sogar das Tretlager im Gehäuse, nachdem es einige Wochen lang bereits Schwergang hatte. Die Folge des Salzwassers als ein spätes „Urlaubssouvenir“, ein neues Fahrrad musste her!
Also nicht nachmachen Kinder, wenn euer Fahrrad nicht wasserfest ist!!!

An unserem immobilen Wohnmobil auf dem Campingplatz angekommen bereiten wir sogleich unser Abendbrot. Es gibt die leckeren Hot-Dogs, dazu genießen wir den ersten ruhigen Abend vor unserem Wohnmobil.
Blöd nur, dass es an Hot-Dog Brötchen nur eine 8er Packung zu kaufen gab! Entsprechend haben wir auch die übrigen Zutaten so ausgelegt, dass es für acht Hot-Dogs reicht. Das wir zu zweit gar keine acht Hot-Dogs essen, haben wir in dem Moment gar nicht so sehr auf dem Schirm gehabt (vielleicht auch, weil wir eben Hunger hatten und die Augen mal wieder mehr gekauft haben, als der Magen aufnehmen kann. Also so grundsätzlich…) Nun haben wir viel zu viel Zeug und bekommen gar nicht alles auf. Blöd.

Die Hot-Dogs haben wir übrigens im Servicehaus heiß gemacht. Auch die Brötchen haben den dortigen Backofen von innen gesehen. Ist ja im Preis mit drin, spart unser Gas und wirklich unglaublich komfortabel und sauber war die Küche auch! Perfekt! Wenn alle Campingplätze so dermaßen luxuriös ausgerüstet sind, wird die Bordküche wie der Waschraum im eigenen Wohnmobil fast obsolet.

 

Apropos Essen genießen, eine Sache stört uns doch erheblich! Bereits bei unserer Ankunft wurde an der Campingparzelle gegenüber heftig gearbeitet. Die Dauercamper dort bauen tatkräftig einen Schuppen aus, der optisch schon recht nah an einen Atomschutzbunker heranreicht. Das ist noch Camping? Naja.
Da wir wegen Baulärm zuhause ja sowieso schon angespannt sind, haben wir ja auch die kleine Radtour als Ablenkung gemacht in der Hoffnung, dass der Trupp nun zu unserer Rückkehr endlich fertig wäre. Aber nichts da.
Und so werden wir auch zum Abendessen unfreiwillig Zeuge optisch wie akustisch, wie geklopft, gehämmert, gebohrt und gewerkelt wird. Puh!

Gut, wenn die arbeiten, kann ich das auch! Ich baue also kurzerhand mein Hinterrad aus und kümmere mich um das Loch im Schlauch. Ein Flicken wird es tun. Das Loch ist schnell gefunden und so habe ich keine 40 Minuten später ein zwar geflicktes aber wieder einsatzbereites Fahrrad. Ich bin fertig, unsere Nachbarn allerdings noch immer nicht!

Unser idyllischer Stellplatz. Optisch super, akkustisch leider nicht. Gegenüber hinter der Hecke wird gewerkelt wie an einer Großbaustelle! Puh. :-/

 

 

Es ist bereits 21 Uhr durch und dennoch sieht es nicht danach aus, als würden die beiden Kerle irgendwelche Anstalten machen, ihre Arbeit demnächst zu beenden. Und wenn man überlegt, dass hier in Skandinavien die Sonne gerade zur Zeit der Sommersonnenwende erst recht spät untergeht, können die auch die nächsten zwei Stunden noch mindestens bei besten Lichtverhältnissen ihrem Tagwerk nachgehen. Das wäre nicht auszudenken! So kann man sich doch nicht erholen! Irgendwann muss doch auch mal gut sein?!

Meine Frau erkennt als erster die Gefahr, die nun aus dem möglichen Konfliktpotential entsteht und macht sich vorsichtshalber mit dem Fahrrad aus dem Staub. Ich hingegen bin allmählich verärgert genug, um das Problem auch anzusprechen! Mache ich zwar nicht gern, anderen die Tour vermasseln und so, aber den ganzen Tag, wirklich DEN GANZEN TAG da nur herum hämmern? Ich würde halt dennoch mindestens gerne wissen, wie lang der Radau in etwa noch gehen wird.

Zu Beginn des mehrstufig zurechtgelegten Plans für mehr Leiserkeit auf dem Campingplatz setze mich nun so, dass ich die Männer von meinem Platz aus direkt an anstarren kann. Sie sehen mich, ich sehe sie. Gemeinsam treffen sich nun unsere Blicke.
Als sich unsere Blicke treffen, versuche ich genauso zu gucken, dass ich nicht wie ein Kinozuschauer wirke, der sich gerne an der Arbeit anderer ergötzt, sondern wie jemand, der in Anbetracht der anhaltenden Ruhestörung in der Dämmerung gleich ein dänisches SWAT- Kommando rufen wird! Mindestens aber den Platzwart!
Aber nichts dergleichen scheint zu wirken!
OK. Nächste Phase des mehrstufigen Abstrafsystems für renitente Camper! Strafen durch Nichtbeachtung! Ich krame ein paar Postkarten hervor und beginne demonstrativ, diese zu schreiben! Das sollte jeder verstehen! Die Muse braucht Ruhe! Sonst kann man keine Karten schreiben. Aber reagieren die Herren auf die neuerliche Provokation meinerseits? Höchstens durch noch lauteres Bohren. Pfft!
Und obwohl ich vorbereitet sein sollte, erschreckt mich ein weiteres Aufkreischen der Bohrmaschine so sehr, dass ich den Stift verziehe und einen unschönen Strich auf der Postkarte hinterlasse! Das würde nicht mal als Kunst durchgehen, selbst wenn ich Dali heißen würde!
Ich haue verärgert letztendlich mit der Hand auf den Tisch und schaue die beiden dabei zum ersten Mal richtig BÖSE an!

Ein älterer Herr, der sich ebenfalls auf der Nachbarparzelle befindet und der mir als reiner Zuschauer bislang nicht aufgefallen war, wird nun ebenfalls wach. Er kommt aus seiner passiven Beobachter- Rolle hervor und scheint der Inhaber der Parzelle zu sein. Er ruft seinen beiden Hiwis etwas auf dänisch zu, was ich nicht verstehe.

Na endlich, die Fronten sind gesteckt, die Ziele klar, diplomatische Lösung wird es nicht mehr geben, das Mehrstufensystem nähert sich seinem Höhepunkt! Gleich legen sie ihr Werkzeug beiseite und dann ist endlich für heute Ruhe. Für einen Moment schweigen auch die Waffen, *äh* Werkzeuge und beide schauen sich betreten an.

Dann aber fängt der kräftigere und mir körperlich deutlich überlegenere von den beiden Handwerkern wieder an, seine Bautätigkeit mit einem Schulterzucken fortzusetzen! Der hagere tut es ihm fast sofort gleich.
Gut, dass wäre jetzt selbst für einen neutralen Schweizer zu viel des Guten!
Ich will gerade aufstehen und meiner bisher stummen Beschwerde nun auch lautstark Worte „am Gartenzaun“ folgen lassen, als Anja um die Ecke biegt und eine bessere Lösung aufbietet! Wir nutzen einfach unsere „Freiheit“ mit dem Wohnmobil!
OK, abreisen werden jetzt nicht. Aber umziehen! Denn Anja hat mit dem Fahrrad den Platz erkundet und sich die zweite Stellplatzalternative auf der anderen Seite des Campingplatzes angeschaut. Nun will sie mich überreden den Platz zu wechseln.
Anja hat nämlich herausgefunden, dass Platzruhe erst ab 23 Uhr einzuhalten ist und darüber hinaus bereits morgen früh ab 7 Uhr die Arbeiten wieder aufgenommen werden dürfen. Es wird also noch ein langer Abend und eine vergleichsweise kurze Nacht, wenn Ole und Bole noch weiter hämmern! Das ist nicht wirklich eine Option zumal mir die Handhabe fehlt. 23 Uhr bis zur Platzruhe? Das ist mir zu spät.

Auf der anderen Seite des Campingplatzes versichert Anja sei noch viel frei und die auf der Karte des Platzes als klein eingezeichneten Buchten seien gar nicht so klein, im Gegenteil! Und wir haben doch freie Platzwahl! Wo wir wollen! Stimmt ja! Viel besser, als in einem Hotel!
Wir fahren zuerst gemeinsam mit dem Fahrrad zur der hinteren Campingplatzreihe und Anja hat Recht, es ist wirklich sehr sehr ruhig, hier!
Die Buchten sind fast alle frei und die wenigen besetzten Parzellen werden durch Wohnwagen gesäumt, die jedoch offenbar Dauercampern gehören und aktuell gar nicht genutzt werden. Es fehlen die Autos vor den Wohnwagen und auch sonst ist alles verrammelt und verriegelt. Das könnte klappen!

Zurück an unserem Wohnmobil prüfen wir noch kurz anhand der Karte, ob uns die Rezeption diesen Bereich auch wirklich frei gegeben hat.
Sie hat! Ist nicht als gesperrt markiert, wir können also auch dort stehen und müssen noch nicht einmal Bescheid sagen. Denn wo wir stehen, haben wir ja auch nicht besonders gemeldet.
Wir packen also die wenigen Habseligkeiten zusammen und ziehen das Kabel vom Strom heraus. Deutlich sichtbar für alle räumen wir das Feld.

Unser Nachbar von der anderen Seite, der vor etwa drei Stunden mit einem Hymer etwa gleichen Baujahres wie unser Wohnmobil eingetroffen ist (auch deutscher) hat gleich erkannt, warum wir umziehen und kommentiert unsere plötzlichen Packaktivitäten mit einem solidarischen wie lauten „Vielleicht komme ich gleich noch nach!“
Aha, der Lärm reicht also auch über unseren Platz hinweg bis zu ihm.

Anja schnappt sich kurz darauf die beiden Fahrräder, ich werde das Wohnmobil fahren. Rudolf, unser Diesel, will aber nicht so recht! Denn er schüttelt sich nur, springt aber nicht so recht an. Hmm. Was denn nun los?!
OK, jetzt bin ich natürlich auch etwas ungeduldig. Vorglühen muss ich ja! Habs vergessen und Wohni quittiert meine Versuche zu starten entsprechend.
Ich will gerade den Zündschlüssel zurückdrehen und erstmal ordentlich vorglühen, da hustet sich Wohni zum Leben! Ich glaube Wohni hat meine unbefriedigende Situation erkannt, denn es ist an ihm, nun meinen Groll zu rächen. Sprotzelnd rappelt sich der Motor und haucht eine ordentliche Wolke aus dem Auspuff! Drei Mal dürft ihr raten, in welche Richtung sie zieht? Richtig, zu unseren beiden Helden vom Bau nebenan. Ehrlich, dafür konnte ich jetzt nichts! Aber traurig bin ich jetzt auch nicht gerade. 😉

Die Reihe Gradyb auf dem Feldberg Camping

Der neue Platz ist schnell erreicht und das wichtigste ausgepackt.

Die Ruhe in unserer neuen Reihe ist himmlisch, das hat sich gelohnt! Die ganze Aktion hat keine 20 Minuten gedauert und schon sind wir wieder im Camperglück. Geht doch!
Wir stehen in der Reihe Gradyb am letzten Platz der Sackgasse. Und wir stehen in unserer Reihe ganz allein! Nicht, dass wir nicht Gesellschaft mögen würden.
Der Nachbar vorhin mit seinem Hymer war eigentlich ganz nett und ich hätte gerne ein erstes Fachsimplen als Neu- Wohnmobilist geführt.
Aber für den Moment ist es auch super so, wie es ist! Zufrieden widmen wir uns dem Ausklang des Tages.

Fürs Duschen werden 2 Kronen benötigt, leider haben wir zu wenig passende Münzen (genau 2 x 2 Kronen) und die Scheine aus dem Automaten. Da wir die Duschzeit noch nicht kennen und der Automat 2 Kronen pro Dusche verlangt, könnte es sein, dass uns frisch eingeschäumt das Wasser augeht! 😮

Während ich es mir vor dem Wohnmobil mit dem PC gemütlich mache und die Erlebnisse des Tages in den Leppi tippe, macht sich Anja deshalb mit dem Rad auf zur Rezeption, um Kleingeld zu besorgen.

Und während ich so vertieft in meinen Reisebericht versinke und versinke und versinke und immer weiter versinke, wird es allmählich dunkel um mich herum.
Also Licht an. Und weiter getippt. Irgendwann reicht aber das Licht auch nicht mehr und es ist schon richtig dunkel.
Irgendwas fehlt!
Ich brauche einen Moment, bis ich kapiere was. Anja fehlt!

Ich fange an mich zu wundern, wo sie denn bleiben könnte, weiß aber andererseits ganz genau, dass wenn ich jetzt alles abschließe und verammele, das Fahrrad fertig mache und los fahre sie zu suchen, kommt sie „just the moment“ um die Ecke gefahren!
In Erwartung, dass es genau so kommt, geht also eine weitere Viertelstunde ins Land. Häh? Wurde sie jetzt von unseren ehemaligen Platznachbarn abgefangen und im gerade neu errichteten Bunker etwa eingesperrt? Ich beschließe weiter zu warten. Ich WEISS es einfach! Wenn ich JETZT mein Rad klar mache, kommt sie um die Ecke!
Und schwupp-di-wupp! Ist eine ganze Stunde rum! Von Anja noch immer keine Spur.

Ob Anja jemand zum Schnacken gefunden hat oder vielleicht sogar schon die sprichwörtliche Campergastfreundschaft bei einem netten Abendessen genießt, während ich hier darbe?! Bei dem Hymer- Eigner zum Beispiel? Ich kenne das ja. Wenn Anja sich verquatscht, kann ich in der Zwischenzeit problemlos die Wohnung neu streichen und die Farbe wäre trocken, bevor sie die neue Farbe überhaupt bei ihrer Rückkehr bemerkt. Aber dennoch. Das dauert jetzt einfach ZU lang! Irgendwas muss sein…

Ich räume also alles, was mögliche Langfinger interessieren könnte, ins Wohnmobil und schließe es ab. Dafür schließe ich dann mein Fahrrad auf und fahre los.
Nützt ja nichts, kann ja auch auf dem Weg zur Rezeption was passiert sein!

Ich steige also gerade aufs Rad, fahre um den Bogen und wie ich es geahnt habe, da kommt Anja mir natürlich entgegen, Klasse !
Neugierig frage ich, wo sie war und Anja entgegnet mir, dass die Rezeption schon zu gehabt hätte und sie daher den kurzen Weg nach Rindby Strand gefahren wäre. Dort wäre aber auch alles zu gewesen und so sei sie eben halt bis Nordby gefahren. Mal eben so. Über die halbe Insel auf der Suche nach Kleingeld.
Dort habe sie erst in der Stadtmitte ein offenes Geschäft, ein Kiosk mit Imbiss, vorgefunden, wo sie dann für 3 Kronen eine Lakritzstange gekauft habe, um Kleingeld zu bekommen. Ach, das ist meine Frau!

Trotz des Ärgers und der Sorge muss ich natürlich schmunzeln, fährt kilometerweit durch die Lande für eine Lakritzstange bzw. für Kleingeld. Die Lakritzstange hat sie natürlich aufgeschnuckelt, die Frage, wo meine Lakritzstange ist, verkneife ich mir mal. 😉

Wenigstens können wir nun dank des neuen Kleingeldes entspannt duschen gehen.

Wir nutzen das zweite Servicehaus auf unserer Seite. Es ist bei weitem nicht so hoch frequentiert, wie das eigentliche Haupthaus. Logisch, hier im hinteren Bereich des Campingplatzes ist ja niemand da!
Noch ein Pluspunkt für unseren Platzwechsel. Ein fast seit dem Reinigen heute morgen unbenutzes Servicehaus! 🙂

Wir hauen insgesamt 6 Kronen für die Dusche raus, wobei ich mir gleich mit 4 Kronen den absoluten Luxus zum duschen gönne. Muss einfach sein, mag irgendwie den „Staub der Straße“, den die Anreise mitgebracht hat, abstreifen.

Damit ich diese Nacht übrigens keine Angst haben muss aus dem Bett zu fallen, habe ich mich für das Einstecken der Leiter am Alkoven entschieden. Für die Alkovenleiter gibt es nämlich einen Halter, in den die Leiter eingehängt wird. Das ist eigentlich nur für die Fahrt vorgesehen, wirkt aber nun auch im Ruhezustand wie eine natürliche Barriere! Klar, wenn ich mich voll dagegen lehne, würde sie sich lösen und ich würde mit ihr zusammen in den Abgrund stürzen. Aber es wäre schon gut Kraft nötig! Und das glaube ich nicht, dass mir das im Schlaf gelingt.
Zufrieden über diese Lösung sind wir recht bald im Reich der Träume verschwunden.

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