Wir pennen recht lange was gleichbedeutend damit ist, dass wir erstaunlich gut geschlafen haben! So langsam gewöhnt man sich an den beengtem Raum im Alkoven des Wohnmobils!
Auch die erste Nacht ohne „Sicherheitsleiter“ zu meiner rechten habe ich gut überstanden, ich kann zumindest vermelden, nicht aus dem Bett gefallen zu sein. 🙂
Hatte es mal wagemutig ohne probiert, weil die Leiter zum einen das Gefühl der Enge noch verstärkt hatte und weil man sich beim Herumdrehen des öfteren mal an der Leiter gestoßen hat. Deswegen der Versuch, es ohne Leiter zu probieren.
Morgens sieht man in die Decke gerollt zwar immer noch ein wenig aus wie eine Salami oder ein Rollbraten, aber man entfaltet sich erstaunlich schnell, wenn man erst mal das Bett verlassen und die Morgentoilette durchgeführt hat. Das Leben im Wohnmobil fängt an uns zu bekommen!


Der Tag steht heute ganz im Zeichen des Faulenzens.
Zuerst mache ich mich mit dem Rad so gegen halb 10 auf zur Rezeption und verlängere unseren Aufenthalt um weitere 2 Nächte.
Eigentlich haben wir damit unseren ursprünglichen Plan verraten und den Vorteil des Wohnmobils verspielt.
4x 2 Tage war überlegt, damit wir möglichst viel von der Gegend sehen.
Wir wollten von Dänemark aus nochmal über Fehmarn die Ostküste bis Meck-Pomm entlang.
Der G-8 Gipfel tagt zwar, aber bis wir da sind, ist Bush schon weg und ich hoffe es ist nicht zuviel von Terroristen und angeblichen Umweltaktivisten, die Felder zertrampeln kaputt gemacht worden.
So sind wir wohl 4 Tage auf Fanö.
Macht auch nichts, es ist sehr schön hier und es gefällt uns. Das Wetter ist mit 26-28 Grad sehr warm. Warum also umziehen?
Ist ja eigentlich auch ein kleiner Vorteil eines Wohnmobils.
Aus einer Ferienwohnung müssten wir nun vielleicht ausziehen, weil die nächsten Mieter schon vor der Tür stehen würden.
So gesehen haben wir wiederrum einen Vorteil vom Wohnmobil entdeckt, wir bleiben, weil es uns hier gefällt.

Dann radele ich zum Merko und hole frische Milch, Lachs (im Angebot = Tilbud), und neue Mettwürstchen vom Metzger.

Im Anschluss an das Frühstück packen wir Schwimmsachen und machen uns auf zum Strand.
Zuerst aber cremen wir uns wohlweislich mit Sonnencreme ein. LSF 30 sollte unsere bereits gerötete Haut wenigstens von nun ab vor dem bereits drohenden Hautkrebs schützen.

Es geht wieder mit dem Fahrrad los, unseren Schattenplatz wollen wir nicht aufgeben und mit dem Wohnmobil fahren.
Obwohl es mich reizt mich einfach zu den anderen Wohnmobilfahrern dazu zu stellen.
Einfach Teil der Gemeinschaft sein!

Fast alle hier lassen Drachen steigen, sieht total super aus.
Einer hat eine riesige Krake und viel Übung darin diese effektvoll durch die Luft fliegen zu lassen.
Sie sieht sehr lebendig und authentisch aus.
Andere lassen Halbkreise starten, sind auf beiden Seiten im Boden verankert und der Halbkreis ist mit kleinen Fahnen bestückt.
Sieht aus wie ein halbes Stargate.

Wir sichern uns ein hübsches Plätzchen in einer vorgelagerten Dünengruppe und pumpen unsere Schwimminsel auf.
Leider ist gerade Ebbe und so müssen wir ein ganzes Stück laufen, bis wir zum Wasser kommen.
Das ist wohl ein Nachteil dieses breiten und befahrbaren Strandes.
Zum Liegen ist der platte Sand etwas hart, man muss die wenigen Sandbuchten nehmen, entsprechend sind diese gefüllt.
Ich radele noch schnell mal kurz den halben Weg zurück zum Merko und hole uns was kaltes zu trinken, dazu eine Tüte selbst gemischte Süssigkeiten.
Mit unserer Bade- und Sitzinsel machen wir uns nun auf zum Wasser.
Dadurch dass wie gesagt Ebbe ist, müssen wir ein ganzes Stück rein gehen, bis man wenigstens bis zum Bauch im Meerwasser steht.
Meine Frau benutzt derweil die Schwimminsel und lässt sich von mir durch das Wasser ziehen.

Etwa 30 Minuten verbringen wir im Wasser, müssen dann aber einsehen, dass das Meer erstens wegen Temperatur und zweitens wegen Niedrigwasser (und dem damit aufgewirbelten Dreck und Sand) nur bedingt zum Baden taugt.
Das Wasser ist sehr salzhaltig, es brennt in den Augen.
Frei schwimmen und tauchen wird wohl nichts.
Auch die Strömung ist offenbar bei Ebbe gefährlich.
Obwohl wir uns nach unserer Meinung nicht von unserer Eintauchstelle weg bewegt haben, hat die Wind- und Wasserkraft uns unbemert etwa 50 Meter von unserem alten Standplatz weg getrieben.
Kurzum: Baden macht bei Ebbe wirklich keinen Spaß.

Schade, wir packen die Schwimminsel und begeben uns zum trocknen zurück in die Dünen.
Von hier aus beobachten wir ein wenig die Szenerie des Strandes.
Ich habe mir ein Handtuch auf den Kopf gelegt, den Oberkörper mit Shirt bedeckt, die Füße im Sand eingegraben. Den Rest meines bereits roten Körpers schütze ich sitzend in der Schwimminsel.
Dank des gestrigen Abenteuers habe ich wie gestern Abend schon erwähnt einen tollen Sonnenbrand vorzuweisen.
So geschützt wie in einem Ein-Mann-Beduinen-Zelt kann man auch die Gegend betrachten.
Finde es noch immer witzig, dass der Strand hier Teil des Straßennetzes ist.
Neben den stetig fahrenden Autos kommt aus Richtung Süd plötzlich ein moderner Fernreisebus angefahren.
Total schräg! Aber als ob das noch nicht genug wäre, befährt nun der Linienbus aus Richtung Fanö Bad angefahren.
Mag für den geübten und erfahrenen Fanö- Besucher ganz normal sein, ich sehe aber die Nutzung des Strandes mit Nutzfahrzeugen zum ersten Mal.

Sie werden sich bestimmt schon gefragt haben, wo denn die Bilder des Tages sind:
Ich ärgere mich ein wenig, dass ich keine Digi mitgenommen habe.
Wir wollten verhindern, dass Sand in die Cam dringt, oder diese gestohlen wird, während wir einen halben Kilometer entfernt im Wasser spielen.
Das ist der Grund, warum es von unserem Strandabenteuer keine Bilder gibt

Apropos Sand: Der Sand ist grausam. Obwohl der Sand allein ja nicht so grausam ist, aber in Kombination mit dem für die Drachenfreunde so wichtigem Wind macht der Sand auf nackter Haut keinen Spaß.
Der Wind ist zwar nicht so heftig, dass die Beine weh tun und die blanken Knochen gesandstrahlt werden, er reicht aber aus den Sand auf den nassen Beinen und dem schwitzigen Oberkörper zu verteilen.
Man fühlt den Sand überall.
Zwischen den Zehen, zwischen den Fingern, überall auf der Haut, sogar zwischen den Zähnen knirscht es.
Nach einiger Zeit am Strand halte ich es nicht mehr aus, wir packen unsere Klamotten zusammen und machen uns auf den Weg nach Hause.
Überall klemmt der Sand.

Am Campingplatz angekommen duschen wir dank 4 Kronen pro Person erst mal ausgiebig, wenn man 4 Minuten Duschzeit als ausgiebig bezeichnen kann.
Danach geht es gleich besser.

Frisch angezogen überlegen wir, was noch zu machen ist.
Meine Frau schnappt sich einen Stapel schmutziger Handtücher (weil auch viel Sand drin steckt) und macht die erste Wäsche im Urlaub.
25 Kronen, die man in der Rezeption gegen eine Waschmünze eintauscht, sind hierfür fällig (Waschmittel nicht enthalten).
Nach einer Stunde ist die Wäsche wieder frisch und trocknet vor unserem Wohnmobil vor sich hin.

              
     Frische Wäsche                             unsere Gummi-Insel                Der Ausblick von uns in die Reihe Grädyb

Nun müssen wir leider auch das erste Opfer unserer Reise beklagen.
Ein Campingstuhl hat es nicht geschafft und liegt geschlagen vor uns.
Das Gestänge ist nach einer Leiterersatzaktion bereits angeschlagen gewesen, nun ist es ganz gebrochen.
Ich wollte vorgestern die Sat- Schüssel ausrichten aber dafür nicht die Leiter vom Alkoven holen, also habe ich mich auf den Sessel gestellt.
Das Ergebnis war eine verbogene Stange, die heute bei Belastung leider gebrochen ist 🙁

    
  Das erste Opfer der Reise mit „gebrochenem Beinchen“, leider nicht mehr operabel 😉

Gegen kurz vor 19 Uhr wollen wir noch ein Abendessen einnehmen.
Wir entscheiden uns erneut gegen die Nutzung unserer Bordküche und die von uns mitgebrachten Konserven.
Statt dessen machen wir uns mit dem Fahrrad auf nach Rindby, dort wollen wir was in einem Imbiss oder günstigen Restaurant essen.

In der Müllstation (wo das Abladen von Sperrmüll verboten ist) entdecke ich eine Wohnmobil oder Wohnwagenmatratze.
Hat eine besondere Form, läuft am Ende spitz zusammen.
Wie kann man so was weg werfen?
Die war bestimmt teuer und dürfte nur durch noch mehr Geld zu ersetzen sein.
Na, wer es hat?

    
Matratze beim Sperrmüll, wo schafen die denn heute Nacht?

Wie gesagt, mit dem Fahrrad geht es wieder nach Nordby.
Das Radfahren ist nicht mehr so anstrengend wie gestern, daher kommen wir recht mühelos vorwärts, den Weg kennen wir, das Wetter ist super, nicht zu warm und genau angenehm zum Rad fahren.


Mit dem Fahrrad geht es wieder nach Nördby

Dort kurven wir ein wenig durch die Stadt und vergleichen die einzelnen Speisekarten.
Abendessen zwischen 70 und 140 DK?
Nein, das ist zu teuer, Imbiss, Pommes und Co. wollen wir aber auch nicht und so entscheiden wir uns für einen einfachen Pizzabäcker.
Pakistani, Inder oder so was, kein Italiener, aber egal.
Wir sitzen also bei Fanö Pizza und bestellen einmal Thunfisch/Zwiebel zu 55 DK und Bacon/Schinken/Pilze zu 60 DK.
Dazu Eistee und Cola Zero zu je 15 DK
Geht eigentlich, Pizza schmeckt, dafür dass sie von einem Nicht-Italiener gemacht wurde, auch ganz gut und so lassen wir den Abend vor dem Pizzabäcker gemütlich einstimmen.

         
Pizza vorher                                    Pizza nachher, war geschmackvoll und für den Preis absolut OK !

Nach dem Essen geht es mit dem Fahrrad zurück zum Wohnmobil.
Zuerst aber besuchen wir nochmal die Waschräume und Anja schießt ein paar Bilder von den Waschräumen der Damen im Servicehaus B. Hier ist offenbar schon renoviert worden, denn die Waschräume der Damen sehen bedeutend attraktiver aus, als die der Herren.

    
   Blick in die Waschräume der Damen                      alles neu und renoviert

Zurück beim Wohnmobil schreiben wir noch ein paar Postkarten und sitzen vor dem Wohnmobil in der Abendsonne.
Mangels Fernseh haben wir das Radio eingeschaltet und lauschen nun dänischem Werbemeldungen.
Gut, dass wir die Sprache nicht verstehen! Klingt manchmal echt urig und wir überlegen, was wohl gemeint sein könnte.

Komisch, aber ich beginne langsam richtig zu zweifeln, ob Wohnmobilurlaub überhaupt das richtige für uns ist.
Verstehen Sie das nicht falsch, der Urlaub selbst ist bisher wunderschön, aber:
Wir haben eigentlich nichts gegen fremde Betten im Hotelzimmer.
Die Erde ist so groß, zu groß, um sie nur mit dem Wohnmobil zu entdecken.
Mit dem Billigflieger sind wir bisher doch auch ganz gut um die Runden gekommen.
Ein Mietwagen vor Ort rundet das Erlebnis und die Möglichkeit das Land zu entdecken dann noch ab.
Alles was wir hier bisher gemacht haben, alles was wir erlebt haben wäre auch ohne Wohnmobil mit einem Ferienzimmer vor Ort problemlos machbar gewesen, wahrscheinlich wären wir sogar günstiger dabei rum gekommen, als es nun der Fall ist.

Der Vorteil Wohnmobil besteht ja eigentlich nur darin, dass man schnell wieder „Auf Achse“ ist, wenn es einem an einem Platz nicht gefällt.
Oder man eben keine Zeit mit Zimmersuche verbringen will und sich einfach hinten ins Bett flaken kann.
So wie auf der Reise zum Nordkapp 2006 mit dem Mietmobil. Wenn ich so nachdenke, waren eigentlich, je weiter man nördlich fuhr, überhaupt keine Wohnwagen mehr anzutreffen.
Nur noch Wohnmobile, als Folge davon kann man sagen: Alle waren unterwegs, haben keinen festen Standplatz für einen längere Verweildauer angefahren.

Wo wir nun schon den dritten Tag hier verbringen frage ich mich, ob ein Wohnwagen für weitaus weniger Geld und die deutlich geringeren Kosten für uns nicht die bessere Alternative gewesen wäre.
Ein Wohnmobil hat einen Motor und damit zwangsläufig das Problem, dass es beinahe ein Auto ist.
Alle Kosten wie Steuer, Versicherung u.s.w. sind bedeutend höher, als nur mit einem Wohnwagen.
Und es kann bedeutend mehr kaputt gehen!
Allein die ganze Technik des Fahrzeugs, die auch gewartet und bei Defekt auch repariert werden will.
Mal abgesehen vom Thema Wohnwagen oder Wohnmobil haben wir noch das Problem, dass uns Hotelurlaub ja eigentlich auch ganz gut gefällt und wir mit Flugzeug und Co. immer gut bedient waren
Großes Bett, eigener Waschraum, kein „vorsichtiges Wohnen“ und keine Sorge mit einem leeren Wassertank oder einer leeren Gasflasche.
Ich schreibe meine Gedanken an diesem Abend mal im Wohnmobilforum nieder.
Mal sehen, was meine Mitstreiter und Grußkollegen hierzu zu sagen haben…

Als es schließlich dunkel wird, ziehen wir uns ins Wohnmobil zurück und gucken noch bis spät in die Nacht eine der mitgebrachten DVD´s am Laptop.

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