Wir stehen recht früh auf.
Immerhin haben wir heute wieder viel vor! Pisa steht auf dem Programm, das ist neben Florenz einer der touristischen Pflichtbesuche, wenn man wie wir das erste Mal die Toskana besucht.
Typ Touristenfalle, ganz klar und das wissen wir auch.
Aber trotzdem wollen wir wenigstens einmal den schiefen Turm von Pisa bestaunen.
Und so geht es bereits um halb 9 mit gepacktem Beutelchen unseren Berg hinab und auf der anderen Seite wieder hinauf zu den beheizten Duschen im Haupthaus.
Ich schrieb es ja gestern.
Zum (beheizten) Servicehaus 2 sind es zwar nur 600 Meter Luftlinie, aber durch Berg- und Talfahrt werden daraus gefühlte 3 Kilometer.
Warum heute 3 und nicht 2 wie gestern?
Na, weil wir neben dem Duschbeutelchen auch noch die schwere Regenjacke tragen müssen.
Denn das Wetter ist alles andere als gut.
Miserabel trifft es wohl eher.
Es ist kalt, uselig und kabbelig.
Der Wind pfeift, der Regen regnet und das Kalt kältet.
Hoffentlich erkälten wir uns nicht.

         
Der nächste Morgen…                                                         wir spazieren über den Platz zu den Serviceräumen

Wie es zu erwarten war, sind hier, unterhalb des Supermarktes und der Rezeption, die Duschräume wunderbar mollig warm und fast schon kuschelig.
Und so gönnen wir uns beide ein intensives Duschvergnügen mit viel warmen Wasser, viel Schaum und ausgiebiger Warmwasseranhimmelei.
Das war wirklich dringend nötig.
Ist fast wie ein kleines Deja Vu.
Wir befinden uns ja schon fast auf der Heimreise und haben die ganze Zeit in den Serviceräumen gefroren, das ist fast wie während unserer Schottland-Reise.
Zum Schluss fanden wir dann aber einen CP mit beheizten Serviceräumen vor und genau so ist es hier nun auch.

Gegen kurz nach 9 geht es zurück zum Wohnmobil.
Wir haben fast eine halbe Stunde nur zum Duschen gebraucht.
Auf dem Rückweg macht mir Anja die Bibbernase, ihr ist kalt.
Selbstredend, dass ich ihr meine Jacke gebe, man ist ja Gentleman…

Zurück im Wohnmobil machen wir uns erstmal Frühstück.
Wir kochen auch wieder Eier im Wasserkocher.
Beide Katzen schauen uns dabei zu.
Sie sind mittlerweile viel offener geworden, springen im Wohnmobil umher, suchen sich Verstecke, spielen Fangen & Verstecken und kuscheln in den vielen möglichen Kuschelecken.
Dabei liegt Dori nach wie vor am liebsten im Alkoven, Minki tendiert zwischen Alkoven und Beifahrersitz.
Trotzdem schauen und genießen auch beide gern den 180°- Ausblick von der Fahrerkabine, während es sich die liebe Minki als eigentlich Anführerin unserer kleinen Reisegruppe (so sieht sie es vielleicht?) den Platz des Fahrers aussucht.
Als ob sie wüsste, dass dies der Platz des Kapitäns ist.  😉
Ach ja, auch zum heutigen Frühstück gibt es das wirklich sehr sehr leckere Weißbrot, welches wir im Supermarkt entdeckt haben. Wer das mal probieren möchte: Es heißt Mulino Bianco di Pan Casa Filone da tavola. Was das bedeutet?
Casa ist wohl Haus und tavola ist der Tisch oder die Tafel. Aber der Rest? Keine Ahnung. Aber es ist soooo lecker!

         
Erstmal lecker Frühstück!                                                   Das beste Brot Italiens! Sowas von lecker!

Gegen 10 Uhr haben wir alles verstaut und die Abfahrbereitschaft hergestellt.
Allerdings nicht ganz.
Wir müssen noch das Klo „entsorgen“, bzw. dessen Inhalt.
Damit ich mit dem schweren Tank aber nicht den Berg rauf und wieder hinunter laufen muss, habe ich mir den cleveren Plan überlegt mit dem Womo direkt bis an das Servicehaus heran zu fahren und dort die Entsorgung vorzunehmen.
Frischwasser für den Klotank nehmen wir ebenfalls auf.

Nachdem wir alles erledigt haben besuche ich ein letztes Mal die Toiletten des Servicehauses.
Habe schon fast vergessen, dass man hierfür sein eigenes Toilettenpapier braucht.
Aber zum Glück wirft Anja mir im entscheidenden Moment unsere eigene (fast leere) Rolle zu.
Und so wird nach meinem Geschäft aus der fast leeren Rolle eine leere Rolle.
Ich lasse diese auf dem Sims der Toilette zurück.
Sie soll als stummer Protest meinen Unmut kundtun und als Zeichen dienen den Besitzern zu verinnerlichen, dass man seinen Gästen ruhig Toilettenpapier zur Verfügung stellen kann.
Wenn man schon an der Seife spart….

           
Letzte Fahrt vor zum Servicehaus        Schnell noch alles startklar machen        Stummer Protest 😉

Mal abgesehen von diesem kleinen Manko ist der Campingplatz allerdings mehr als empfehlenswert.
Die neuen wie die alten aber gut erhaltenen Servicehäuser waren gut gepflegt, sauber und brauchbar.
Die Parzellen waren mit die größten, die wir jemals auf einem Campingplatz vorgefunden haben!
Der Shop hat alles, was man im Urlaub benötigt (es gibt sogar eine kleine Weinabteilung!) und auch die Preise sind annehmbar.
So kostet die Milch hier (auch gut zum Vergleichen den Lebenshaltungskosten: Der Milchindex) 1,40 €.
In Florenz auf dem dortigen CP Michelangelo wollte man immerhin 30 cent mehr für die Milch haben.
Aber auch 1,40 € sind noch immer 40 cent mehr, als ich eigentlich bereit bin für Milch zu bezahlen. Aber wenn man sich mal ansieht, dass die Milch hier im Supermarkt auch über 1,- € kostet, dann kann man mit den Preisen eigentlich ganz gut leben.

Und unschlagbar ist natürlich der Preis für die Übernachtung!
Durch den Einsatz der ACSI- CC- Karte haben wir diesen luxuriösen 4-Sterne Campingplatz für 14,- € pro Nacht bekommen.
Gemessen am Durchschnittspreis, den unser Campingführer für diese italienische Region anpreist (nichts unter 30,- € in der Nebensaison) bekommt man mit Einsatz der ACSI- Karte quasi 2 Nächte zum Preis von einer.
Die Campingcard hat sich für uns wirklich gelohnt.

Um 11 Uhr sind wir unterwegs in Richtung Pisa.
Das Wetter ist leider noch nicht besser geworden. Es regnet unentwegt, der Himmel ist komplett grau, in welche Richtung man auch blickt.
Pisa im Regen?
Das kann ja ein tolles Erlebnis werden.

         
So ein Mistwetter! Pisa bei dem Regen? Na toll!     Ohne Regentropfen wäre es lesbar: Geradeaus gehts nach Pisa

Die von uns gewählte SS 1 als kostenlose Alternative zur mautpflichtigen A 12 / E 80 führt teilweise recht dicht an der Küste entlang.
Wirklich traumhafte Ausblicke auf das Mittelmeer tun sich für uns auf.
Das Meer ist hellblau-türkis und lädt definitiv zum Baden ein.
Ein Blick auf das Thermometer ernüchtert, bei diesem Regen und ohne Sonne klettert es nicht wirklich über 10°C.
Dennoch, im Sommer muss es hier, an der Küste zwischen Cecina, Livorno und Pisa, ganz toll sein!!

         
Unterwegs auf der Küstenstrasse                                       Links immer wieder das türkisblaue Meer!

         
Wenn doch nur das Wetter etwas besser wäre :-/           Dann könnten wir da unten links eine Badepause einlegen

Gegen halb 12 erreichen wir die ersten Vororte von Pisa.
Eine AGIP- Tankstelle bietet uns den Diesel für 1,318 € an. Da wollen wir zuschlagen!
Doch leider ist hier niemand da.
Ein Automat verlangt stumm aber bestimmt eine DKV, UTA oder eine Flottentankkarte, Kreditkarten mag er hingegen nicht akzeptieren.
Schade, so eine Flottenkarte haben wir nicht.
Also fahren wir weiter.
Nur wenige Meter findet sich eine Esso-Tankstelle.
Der Diesel kostet hier sogar nur 1,317 €.
Selbstredend, dass wir dann eben hier zuschlagen und den Tank komplett voll machen.
Hier im Industriegebiet ist es mit Sicherheit billiger, als im Stadtbereich.

         
Wir erreichen Pisa!  🙂                                                        Schnell noch ein Tankstop an der Esso

         
Es geht noch ein kurzes Stück durch herrliche Alleen!       Aber dann sind wir mitten drin im Gewusel von Pisa

Wir erreichen gegen kurz vor 12 den Innenstadtbereich von Pisa.
Es sind erstaunlich viele Wohnmobile unterwegs, die meisten fahren allerdings kreuz und quer und es wirkt ziellos.
Ob es hier wohl Parkplatzprobleme gibt?
Ein wenig erinnern mich die umher irrenden Mobile an die Parkplatzsuche im Sommer 2007 in Kühlungsborn. Damals haben wir auch keinen Platz für unser Mobil gefunden und dieses Schicksal mit einigen anderen Mobilisten geteilt.
Ich kann nur hoffen, dass das hier besser wird…

Wir folgen dann aber dem plötzlich ausgehängten Wegweiser zum Wohnmobilparkplatz von Pisa und finden bei N 43.72867°, E 10.39100° einen großen Parkplatz vor, der Parkbereiche für Busse, PKW und Wohnmobile aufweist.
Der Parkplatz für uns „weiße Schiffe“ ist übrigens, im Gegensatz zum Rest des Areals, übervoll!!
Zum Glück gibt es hier nicht nur Tages- bzw. 24-h- Tarife, sondern man kann auch stundenweise bezahlen.
So kosten 2 Stunden 2,- €, 6 Stunden 5,- € und der 18-stündige Nachttarif kostet 12,- €.
Wer nur entsorgen möchte zahlt hier zwischen 3,- und 5,- € je nach Größe des Tanks.
Im Nachttarif ist die Entsorgung aber bereits enthalten.
Ganz schön knackig wenn man bedenkt, dass man hier einfach nur auf einem piseligen Parkplatz dicht an dicht gedrängt steht und kaum die Tür zum Fahrzeug öffnen kann!

     Wohnmobilstellplatz in Pisa    
Zufahrt zum Wohnmobilstellplatz von Pisa                          „Jeder Zentimeter zählt!“ Alle stehen dicht an dicht…

Bezahlt wird am Ticketautomaten, zusätzlich ist ein Parkplatzwächter vor Ort, der sich die Kennzeichen und den Zeitpunkt des Kaufs des Tickets notiert.
Ich bin sicher, er überprüft die Tickets minutengenau.
Wir bezahlen für 2 Stunden und hoffen, dass das erstmal reicht.
Aus dem Reiseführer wissen wir, dass sich die Stadt in 2 Hauptbereiche teilt.
Einmal der Bereich um den schiefen Sturm und einmal die Innenstadt selber.
Wir haben, wie wohl alle anderen Touristen auch, erstmal nur primäres Interesse am schiefen Turm.
DER Touristenmagnet.
Der Turm ist vom Stellplatz aus übrigens ausgeschildert.
Einerseits mit Schildern, andererseits mit gelben Markierungen auf dem Boden.
Mit etwas Aufmerksamkeit kann man den Weg gar nicht verfehlen, es sind etwa 800 Meter Fußweg vom Stellplatz.

         
Stellplatzvorteil: Nur 800 Meter vom Pisa- Turm entfernt     Wir machen uns auf den Weg

Wie in Rom begegnen uns auch wieder eine Menge fliegender Händler, die einem die neusten Errungenschaften der Fälscherkunst präsentieren und natürlich werden wir angequatscht, war ja klar…
Anja hat nämlich noch keine schicke Tasche (nur einen Stoffbeutel), ich noch keine Sonnebrille und eine tolle Uhr fehlt auch an meinem Handgelenk, wir schreien als potentielle Kunden somit geradezu nach den besten Angeboten.
Hello my Fränd, nice Bäg!“…
Rolex, Prada, Gucci und Co vom Straßenhändler und alles für unter 10,- € ! …
Bereits auf dem Stellplatz hat uns der erste gefragt, ob wir nicht einen Schirm bräuchten, da hatten wir das Wohnmobil noch gar nicht richtig verlassen…

Die Stadtverwaltung scheint hiervor bereits kapituliert zu haben. Es sind zwar Schilder aufgestellt, die eine Strafe von 500,- € ankündigen, wenn man imitierte bzw. gefälschte Markenware kauft, aber kontrolliert wird es scheinbar nicht.
Der Hinweis auf den Schildern ist sogar in 5 Sprachen verfügbar, trotzdem scheren sich die fliegenden Händler nicht darum.
Im Gegenteil! Sie verkaufen ihre Fälschungen kackfrech direkt unterhalb dieser Verbotsschilder.

Natürlich finden sich auch legale Geschäfte in Form von kleinen Buden oder Ständen und säumen den Zugang zum schiefen Turm. Hier reiht Geschäft reiht sich an Geschäft und Stand an Stand.
Man kann sich bereits jetzt mit Souvenirs und kleinen Modellen des Turmes von Pisa eindecken, ohne den Turm überhaupt erst gesehen zu haben.

         
Ah-ja, das Touristenviertel naht…                                  500,- € Strafe für Straßenhandel? Keine Sau interessierts…

         
Touristenfang Verkaufsstand                                          Hier mal kurz vor dem schiefen Turm: Rechts ist alles voll!

Mit Scheuklappen auf geht es ohne Umwege durch die altertümliche Stadtmauer von Pisa direkt zum schiefen Turm.
Bevor wir diesen aber erreichen, stehen wir zunächst vor dem Baptisterium (die Taufkirche) des Doms von Pisa.
Dieser ist, so verraten es uns die Reiseführer, als Zusatz zum Dom gebaut.
Der Bau zog sich über 200 Jahre wohl recht lang, zwischenzeitliche Baustops waren wohl die Ursache.
Schaut man sich das Gebäude an (und das tun wir nur von außen) kann man sich gar nicht vorstellen, dass das mal 200 Jahre gedauert haben soll.

     Am schiefen Turm von Pisa
Hurra, wir sind da!!!   Anja zeigt die Sehenswürdigkeiten hier in Pizza, *äh* Pisa…:

     Das Baptisterium in Pisa
…ganz vorn steht als erstes mal das Baptisterium, Bauzeit: 200 Jahre…

Als nächstes folgt dann der eigentliche Dom von Pisa, der Dom Santa Maria Assunta.
Zusammen mit dem noch kommenden Turm von Pisa stehen alle gemeinsam auf der weitläufigen grünen Anlage der Piazza del Duomo.

Der Dom ist das Kernstück der Anlage, obgleich wohl die mehrheitliche Anzahl der Touristen, wie auch wir, eigentlich wegen dem schiefen Turm von Pisa hier her gekommen sind.
Doch kurz zurück zum Dom: Ursprünglich außerhalb der Stadtmauern von Pisa im 11. Jahrhundert begonnen und Ende des 13 Jahrhunderts weitgehend vollendet. Auch er teilt ein Stück weit das Schicksal des schiefen Turmes von Pisa, nämlich dass das Gebäude stückweise absackt. Ursache hierfür ist wohl ein altes mittlerweile versandetes Hafenbecken, welches dem Gewicht nicht gewachsen ist und nun nach und nach im Unterboden nachgibt.
Auch den Dom lassen wir übrigens aus und wollen diesen nicht von innen besichtigen.

     Der Dom von Pisa
als nächstes folgt der Dom „Santa Maria Assunta“

Obwohl von innen besichtigen „wollen“ wir den Dom eigentlich schon, nur haben wir nicht unbedingt die Zeit dazu!
Wir haben ja nur ein begrenztes Parkticket und wenn wir uns den Turm von Pisa und vielleicht noch Teile der Altstadt anschauen wollen, dann müssen wir uns nun mal ein wenig ranhalten!

Daher geht es für uns gleich weiter zum schiefen Turm, der schon von weitem hinter dem Dom von Pisa hervor lugt und sich vielleicht genau aus diesem Grund zur Seite neigt. Fast wie ein verschmitzter Schelm bricht er schräg aus der sonst geraden Szenerie hervor und wirkt ein wenig verspielt.

     Der schiefe Turm von Pisa... in Pisa!
„Guck-guck, da bin ich!“ Der schiefe Turm von Pisa… …in Pisa 😉

         
Wer steht schiefer? Anja oder der Turm???  😉                 Der Turm in Nahaufnahme mit Säulen und Hochblick

Kaum am schiefen Turm angekommen wundern wir uns als aller erstes über eine extrem kurze Schlange an der Zugangspforte zum Turm!
Nanu?
Sollte der Turm so wenig besucht werden? Wir haben mit einer ellenlangen Schlange bis zum Dom gerechnet und nun stehen hier vielleicht 15 Leutchen an der Tür.
Ist denn der Eintritt so teuer?
„Finden wir es heraus“ und so stellen wir uns einfach mal in die Schlange dazu.
Dann aber wird klar, dass dies zwar schon die Schlange zum Zugang des Turmes darstellt, hier aber nur die Gäste Einlass bekommen, die bereits im Vorfeld ihr Ticket reserviert und bezahlt haben.
Aha!
Das wäre ja auch zu einfach gewesen. 😉

         
Vor dem Turm ist zu unserer Verwunderung wenig los         Die Tür ist jedenfalls offen 🙂

Gleich um die Ecke finden wir dann das Kartenverkaufszentrum, wo man auch ein paar Flyer mitnehmen kann.
Als erstes fällt uns dann eine Infotafel an der Wand auf, wo die nächsten Karten angepriesen werden.
Und dann folgt die große Ernüchterung! Die nächsten Karten können offiziell erst wieder für die Besichtigung um 17:20 Uhr verkauft werden!
Die Besichtigung ist dann wohl immer nur auf 20 Minuten begrenzt, denn das nächste Kontingent wird gleich darauf um 17:40 Uhr feilgeboten und so weiter.
Das ist aber jetzt blöd! Da fahren wir extra nach Pisa, um mal den schiefen Turm zu besteigen und nun geht das voll in die Grütze. OK, wir haben vielleicht mit einer Stunde Wartezeit oder so gerechnet, aber dass wir nun (die Uhr zeigt gerade mal halb 1) geschlagene 5 Stunden warten sollen und dann auch noch für viel Geld (15,- € pro Person nur für den Turm!) nur 20 Minuten Zeit bekommen, das ist natürlich ein Hammer!
Niedergeschlagen verlassen wir den Ticketshop und schauen uns fragend an.

         
nächste freie Turmbesteigung erst wieder um 17:20…       Eintrittspreise 2008: Für den Turm wollen die 15,- €…

Was nun? Warten?
Die Alternative wäre noch einen der umher irrenden Straßenhändler anzuquatschen. Diese bieten auf Papptafeln, die sie immer mal wieder vor betreten drein schauenden Touristen vor dem Bauch nach vorne klappen, die sofortige Besichtigung des Turmes an.
Zu einem stattlichen Preis versteht sich…

Das ist auch nicht unser Ding. Wer weiß, was wir da für Tickets kaufen würden. Und am Ende dürfen wir nicht rein, weil unsere Tickets eine Fälschung sind. Der Verkäufer ist zu diesem Zeitpunkt natürlich schon über alle Berge…

Wir machen das Beste aus der Situation und finden uns einfach damit ab, dass wir den historischen schiefen Turm von Pisa nun mal nicht besteigen werden.
Was solls, der schiefste Turm der Welt ist er eh nicht (mehr), dieses zweifelhafte Glück haben stattdessen die Ostfriesen…
Bliebe noch die Idee stattdessen einfach den Dom oder das Baptisterium zu besuchen. Aber auch hierfür wird tatsächlich Eintritt verlangt (je nach „Paket“ zwischen 3 und 6,- €, Kombitickets mit Turm, Museum und Kirche sind ebenfalls möglich).

Wir behalten lieber unser Geld und spazieren noch ein wenig um den Turm herum, lesen an einer Infotafel ein wenig was zur Geschichte und zu den Aufrichtungsversuchen des Turms, machen unsere Bilder und schauen den vielen wuselnden Touristen beim Treiben zu. Ein wenig haben wir dabei den Eindruck, als würde es nach und nach immer voller werden.
Kein Wunder, dass erst wieder für den frühen Abend Karten zur Besichtigung des Turmes verfügbar sind.

Unser Tipp daher: Am besten gleich zu Ankunft in Pisa im kleinen Büro Karten füd en Turm kaufen gehen. Dann in aller Ruhe die Stadt anschauen und erst zur vorreservierten Besuchszeit wieder am Turm auftauchen.
Uns nützt dies nun natürlich nix mehr… 🙁

         
Infotafeln informieren über über den Dom                           Schräglage inklusive

         
Kurze Denkpause… Was nun?                                   Touristenwusel rund um Dom und Turm am Piazza del Duomo

Zum Glück ist Pisa nicht nur der Turm. Der Reiseführer berichtet zum Beispiel von einer schönen Altstadt, die sich etwas abseits des Turmes befindet.
Auch sei die Stadt, neben dem Turm, bekannt für ihre guten Nudeln.
Nudeln wäre ja schon mal nicht schlecht und da wir eh Hunger haben, lassen wir den schiefen Turm einfach schiefen Turm sein und schlendern ein wenig in die Richtung, in der wir die Altstadt von Pisa vermuten.

Hier rund um den Turm brauchen wir eh nicht nach einem Snack oder gar einem Mittagessen Ausschau halten.
Ich hab an einer kleinen Imbissbude geschaut, die kleine Schale Pommes Frites soll dort ohne alles exorbitante 3,50 € kosten! Das sind grob überschlagen 7 Mark für eine Schale Pommes! 😮

Wir schlendern also immer weiter von der grünen Piazza del Duomo weg und freuen uns darüber, dass mit jeder Querstraße der Touristenstrom versiegt und sich damit auch die Preise in den Geschäften wieder normalisieren.
Einige Geschäfte schauen wir uns an und sogar ein kleines Souvenir (ein kleiner Turm für Anjas Schreibtisch) besorgen wir. Übrigens zu einem Bruchteil dessen, was wir am Turm selber für das gleiche Andenken bezahlt hätten…

         
Wir stöbern in Seitenstraßen abseits der Touristenmeile    Nudeln gibt es hier zumindest reichlich, nur alle roh 🙁

         
Und so spazieren wir weiter durch Pisa                               Straßen und Ecken wollen erkundet werden

Und wir stoßen noch ganz unbewusst auf ein weiteres Kleinod in Pisa, den botanischen Garten!
Gerne hätten wir uns den Garten mal ein wenig näher angeschaut, aber leider scheint dieser heute geschlossen zu sein. Wir umrunden das Areal, passieren mehrere Tore, aber überall, wo wir versuchen Einlass zu bekommen, sind die Tore verschlossen.
Italienisch müsste man können! Denn es sind temporäre Tafeln angebracht, wo irgendwas Ingrosso drauf steht. Aber was genau, das können wir auch nicht zweifelsfrei entziffern.
Zu blöd!

         
Blick durch die Gitterstäbe in den botanischen Garten       Leider ist der irgendwie zu

Viel Zeit bleibt uns darüber hinaus eh nicht mehr, denn die Parkzeit läuft allmählich ab!
Zum Glück haben wir uns mit unserer kleinen Besichtigung nicht allzu weit vom Turm weg bewegt. Anja wäre liebend gern noch weiter in die Altstadtgassen von Pisa vorgestoßen und meint, dass wir das Zentrum ja noch gar nicht wirklich erreicht, geschweige denn gestriffen haben.
Aber wir haben schon jetzt die erste Stunde der Parkzeit verbraucht und müssen den ganzen Weg ja auch wieder zurück gehen, es nützt ja nichts.
Vielleicht wäre es besser gewesen doch ein mehrstündiges Parkticket zu kaufen, aber bei den Preisen?

Und so passieren wir gegen viertel nach 1 wieder die Touristengegend rund um den Turm, wo sich die Frequenz der Touristen nochmals deutlich erhöht hat.

Und wo Touristen sind, da sind natürlich auch wieder die „fliegenden Händler“ nicht weit. Und diesmal schlimmer, als vorhin!
„Hello my friend, nice bag!“…
Ich hab ehrlich gesagt noch nie so oft eine neue Uhr oder einen Gürtel für Anja angeboten bekommen, wie an diesem Tag. Auch hat man den Eindruck, als sei das Geschäft mit Nepp professionell aufgeteilt.
Alle dunkelhäutigen Verkäufer verkaufen ausschließlich Uhren, Taschen und Gürtel
Alle Menschen indischen Aussehens verkaufen hingegen ausnahmslos Sonnenbrillen.
Für die helleren Inder (ob das wirklich Inder sind, weiß ich nicht, aber ich nenne das jetzt mal so) ist das Wetter natürlich denkbar ungeeignet. Denn es ist stark bedeckt und es sieht nach wie vor danach aus, als könnte es jeden Moment wieder anfangen zu regnen. Was soll man da mit einer Sonnenbrille?
Die Regenschirme aber, die verkauft wieder eine andere ethnische Gruppe.
Merkwürdig, merkwürdig…

         
Auf dem Weg zurück zum Piazza del Duomo                       Wieder auf der „Flaniermeile“

         
Der da verkauft nur Sonnenbrillen???                          und die zwei verkaufen exakt das gleiche Spielzeug???  ?:-/

         
Sogar bei der Finanzpolizei versuchen die ihr Glück.          Übrigens! In Pisa gibt es nicht nur schiefe Türme! 😉

Kurz vor 2 erreichen wir gerade noch rechtzeitig vor Ablauf unserer Parkzeit das Wohnmobil. Glück gehabt!
Ein kurzer Blick rundherum sieht auch gut aus, scheinbar haben wir die kurze Stellzeit unbeschadet und unberaubt überstanden. Puh!
Anja und ich sind uns übrigens einig, dass Pisa eigentlich total überbewertet wird.
Der Turm ja, der ist schon schief, aber das wars auch!
Hierfür so viel Geld für alles drumherum zu verlangen ist schon eine starke Nummer.
Zum Glück weiß der Reiseführer Rat und empfiehlt uns stattdessen einen Besuch der nicht weit von hier entfernt liegenden Stadt Lucca, die ebenfalls sehr schön sein soll.
Na also! Das hört sich doch prima an und so steuern den zweiten Teil unserer heutigen Etappe an: Lucca!

Auch hier führt uns das Navi mal wieder über Wege, von denen ich nicht weiß, ob sie wirklich offizielle Wege sind und vor allem, ob es die richtigen Wege sind.
Die Beschilderung weist jedenfalls nicht auf Lucca hin, sondern eher auf kleinere Städtchen mit anderem Namen, obwohl wir von der Himmelsrichtung her in Richtung Lucca fahren sollten. Nur warum steht es dann auf den Schildern nicht oder anders drauf?
Man bekommt den Eindruck, als würde man bei Befolgen der Beschilderung immer zwangsläufig auf der kostenpflichtigen Autobahn landen.
Aber wir vertrauen unserem Navi und unserer einprogrammierten Bitte die Mautstraßen nach Möglichkeit zu vermieden und hoffen das Ziel auch ohne aktive Verfolgung des Weges per Schilder zu erreichen.
Wird schon klappen…

         
Unterwegs nach Lucca: Hier sind wir noch zuversichtlich    Auf diesem Weg sind wir uns jedoch nicht mehr so sicher

Und tatsächlich! Allen Zweifeln zum trotz erreichen wir nur 10 Minuten, nachdem wir uns um kurz vor 2 auf den Weg gemacht haben, auch ohne Wegweiser die Stadtgrenze von Lucca.
Wie in Pisa ist in Lucca auch ein Stellplatz ausgeschildert, daher folgen wir zunächst der Beschilderung zum Stellplatz.

Zu unserer großen Überraschung ist der Stellplatz von Lucca allerdings kostenpflichtig!
Na danke, aber nicht mit uns, wir wollen hier in Lucca ja nur parken und nicht die ganze Nacht verbringen.

         
Wir erreichen Lucca                                                Der kostenpflichtige Stellplatz von Lucca hier rechts am P- Schild

Nun muss man zu Lucca sagen, dass Lucca sich in eine historische Altstadt und in eine Neustadt trennt. Diese Teilung wird durch eine ringsherum um die Altstadt geschlossene Mauer erreicht, die als Barriere natürlich auch den Verkehr beeinträchtigt.
In die Altstadt kommen wir mit unserem Mobil schonmal gar nicht, aber wenigstens wollen wir daher versuchen, so dicht und nah wie möglich an der Stadtmauer zu parken.
Und unser Vorhaben kostenlos zu parken kann nicht unmöglich sein, denn außerhalb der Stadtmauern sind die Parkflächen und Areale groß, weitläufig und es gibt zwischen den Häusern der Neustadt, die den Altstadtkern vollständig umschließt, noch genügend Platz.

Wir kurven also immer dicht an der Mauer entlang, bis wir bei N 43.85041 / E 10.49994 einen sehr großen Parkplatz finden, der auch von Wohnmobilfahrern intensiv genutzt wird. Einen Parkscheinautomaten können wir hier bei einer ersten Orientierungsrunde um das Areal nicht ausmachen und auch die übrigen hier abgestellten Fahrzeuge zeigen keinerlei Anzeichen von Anwohnerparken oder Parkscheinpflicht.
Direkt nebenan befinden sich darüber hinaus eine Tankstelle und ein paar Werkstattbetriebe, sodass man hier nicht gerade von einer angespannten Parkplatzsituation sprechen kann.
Und da das Areal trotzdem sehr nah an der Stadtmauer gelegen ist, stellen wir unser Mobil einfach zu den übrigen und sind froh, dass wir hier kostenlos parken dürfen.

         
Parkplatzsuche rund um die Stadtmauer                             Die Hauptstraße führt immer dicht an der Mauer entlang

         
Die Mauer immer rechts…                                                  …die Mauer immer rechts, hier mit Zugang in die Altstadt

         
Huch! Da sieht es doch gut aus!                               Wir fahren durch die Reihen des kostenlosen Park/Stellplatzes

         
Bis ganz nach hinten durch                                        Hurra, ein kostenloses Plätzchen für uns, mitten in Lucca!  🙂

Einzig das mulmige Gefühl bleibt, dass wir unser Mobil hier ganz allein zurück lassen müssen.
Was tun? Außer Alarmanlage und Sicherungsmaßnahmen haben wir ja nichts an Bord.
Obwohl, Minki und Dori sind ja auch noch da! Die beiden sollen auf das Mobil aufpassen, während wir uns gleich mal Lucca anschauen werden.
Dori ist zwar von diesem Plan wenig begeistert, versteckt sich lieber im Alkoven, aber Minki hat möglicherweise verstanden, was wir von ihr wollen.
Aber ob nun durch uns angetrieben oder selbst drauf gekommen macht eine Katze eh was sie will und es kann durchaus sein, dass Minki ihren „Bewacherplatz“ auf dem Beifahrersitz in der Fahrerkabine nur eingenommen hat, weil sie eh da sitzen wollte.
So oder so, ein lebendes Tier wie eine Katze ist vielleicht nicht die schlechteste Abschreckung gegen mögliche Spitzbuben und Minki sieht, mit ihrem im Moment umgeklappten Ohr und dem steifen Blick, auch ziemlich gefährlich aus 😉

         
„Ihr wollt, dass ich hier Wache halte??? OK, kein Problem!   „Ich klappe einfach mein Ohr um und mach auf ‚bösen Blick'“

Bevor wir aber los spazieren, machen wir noch eine kleine Pause und stärken uns aus den Bordvorräten. Immerhin hatte ich in Pisa schon Bock auf was zu essen.
Mit etwas Glück wird sich aber nun in Lucca etwas finden, was mangels Touristenstrom eventuell sogar bezahlbar bleibt.

Zu Fuß geht es, wegen Tropfen von oben, mit gespanntem Regenschirm bewaffnet in die Stadt.
Der Weg ist einfach, man geht einfach nur wieder in Richtung der antiken Stadtmauer von Lucca und sucht sich dann dort einen Eingang.
Diese Mauer umgibt, wie gesagt, den gesamten alten Stadtkern, der das eigentliche Ziel der deutlich kleineren Touristenströme ist.
Unser Parkplatz liegt wirklich perfekt, denn wir erreichen nach nur etwa 500 Meter Fußmarsch die Stadtmauer und einen größeren Grünstreifen, den man fast schon als Parkanlage bewundern kann. Auch schön: Wenn man will kann auch auf der historischen etwa 12 Meter hohen Stadtmauer entlang spazieren oder radeln und hat von hier oben mitunter auch einen sehr schönen Blick auf und über Lucca.

         
Auf gehts nach Lucca!                                                       Allerdings brauchen wir einen Schirm  🙁

         
Wir folgen den Wegweisern zur Stadt und…             betreten die Stadt durch diesen unscheinbaren Nebeneingang

         
Auf der Stadtmauer unterwegs:                                           Imposanter Grüngürtel rund um die Stadtmauer

         
Die ersten Sehenswürdigkeiten: Eine stattliche Villa…        und der Dom von Lucca (Duomo San Martino)

Wir aber spazieren jedoch nur für einen Rundumblick ein kurzes Stück auf der breiten Stadtmauer, bis wir kurz darauf dann doch lieber den direkten Weg in die Stadt hinein einschlagen. Und gleich auf den ersten Eindruck sind wir total froh, dass die Stadt nicht so voll ist, wie Pisa.
Ich weiß nicht, ob es am anhaltenden Regen liegt, oder weil Lucca eben nicht Pisa ist.
Dabei ist Pisa nur Augenwischerei, hat nur den berühmten Turm, welcher die Leute lockt.
Und das auch nur, weil der Turm ein wenig schief steht.

Ist das denn so etwas Besonderes? Köln hat zum Beispiel auch einen Schiefen Turm. Den Kirchturm der St. Johann Baptist- Kirche direkt an der Haltestelle Severinstraße. 😉
Hat Schräglage bekommen, weil die Arbeiten zur neuen U-Bahn das Fundament haben absinken lassen.
Aber strömen deswegen die Touristen nach Köln?
Wohl eher nicht.

Uns kann es hingegen nur Recht sein. Keiner quatscht uns an, keiner will uns eine Uhr, einen Regenschirm oder eine Tasche verkaufen und wir können uns nun in aller Ruhe der Besichtigung der Altstadt widmen, ohne dass wir auf andere Touristen achtgeben müssten.

         
Die ersten Schritte durch Lucca                                          Ein Glück, dass es hier nicht so voll ist

Ach ja, einen Stadtplan sollte man sich für die Besichtigung auf jeden Fall mitnehmen.
Wir haben einen in unserem ADAC- Reiseführer und der ist auch bitter nötig.
Viele Gassen sehen gleich aus und ehe wir uns versehen haben wir uns auch schon verlaufen.
Mist!
Da ist man einmal zu Fuß ohne Navi unterwegs und schon verläuft man sich in einer fremden Stadt.
Aber zum Glück habe ich ja mein biologisches Navi Anja-2000 dabei. 😉

         
Kleine nicht überlaufene Stände in den Gassen…              …und kleine verwinkelte Läden in alten Gemäuern

Anja führt uns zielstrebig zur ersten Sehenswürdigkeit von Lucca.
Es ist der zentrale Marktplatz von Lucca und gleichzeitig das antike Anfiteatro Romano.
Hierbei handelt es sich in der Tat um ein historisches Amphitheater, welches nach dem Untergang des römischen Reiches durch die Stadtbewohner nach und nach zweckentfremdet wurde.
Die Häuser wurden ganz offensichtlich einfach aus dem und auf das Amphitheater gebaut.
Die charakteristische ovale Form ist nach wie vor prima zu erkennen!
Gäbe es heute noch Spiele in der ehemaligen Arena wäre das sicherlich für die Anwohner mit den besten Logenplätzen ein lohnendes Geschäft. 😉
So aber haben wir natürlich am meisten etwas davon, denn einen Marktplatz in Form eines Amphitheaters haben wir auch noch nicht gesehen.
Fast kann man die alten Waffen klirren und die Schädel spalten hören, die hier früher einmal geklungen haben und gespalten wurden.
Die Geschichte wird lebendig irgendwie. So ganz anders die Eindrücke in einem Museum, wo man alte Geschichte zwar anschauen, aber nicht anfassen darf.
Hier hingegen findet sich nun die altrömische Geschichte eingebettet in das heutige Leben der Haus- und Dorfbewohner und man hat hierdurch einen viel besseren Bezug zur Geschichte, als wenn man nur durch abgesperrte Areale ohne Leben spaziert.

     Anfiteatro Romano, ein Marktplatz gebaut auf einem römischen Amphitheater
Der Anfiteatro Romano, gebaut auf und mit einem antiken römischen Amphitheater

Natürlich hab ich noch Hunger! Die kleine Mini- Salami im Wohnmobil von eben war was für den hohlen Zahn!
Zum Glück finden sich gleich hier auf dem Marktplatz einige Pizzerias, die natürlich von der guten Lage profitieren.
Wir steuern die erste Pizzeria mal an und studieren die Speisekarte. Für einen guten Preisvergleich dient mit hierbei immer die Pizza Margherita, die ich hiermit hochoffiziell und amtlich zum Preisindikator und „Pizza- Margherita- Index ins Leben rufe!“
Ab sofort werden sich künftige Pizzerien an diesem messen müssen und damit wir einen Startindikator haben, rufe ich kurz den Preis für eine Margherita von der heimischen Pizzeria in Kerpen ab. Dort kostet diese 4,50 € und ist lecker.
Wir schauen also auf die erste Speisekarte: „Margherita ist drauf… Aha… Sechs Euro!“
Uh, das ist viel!
Wir schlendern weiter zur nächsten Pizzeria und auch hier finden wir die Margherita.
Die kostet……Überraschung (!)… … 6,- €!
Hmm, auch die dritte Trattoria hat Pizza im Angebot, aber auch hier kostet das Teil tatsächlich 6,- €!

         
Wir schauen hier bei den grünen Tischen…                 …wir schauen bei den roten Tischen und schwarzen Stühlen

         
Wir schauen bei dem mit gestreiftem Muster                       und bei dem mit den grünen Stühlen, Merkwürdig…

         
überall wo wir auch schauen…                                          …eine Pizza Margherita kostet immer 6,- €   ?:-/

Handelt es sich hier möglicherweise um ein Pizzakartell?
Da müsste man mal die EU einschalten, die befassen sich doch gerne mit Kartellen und Preisabsprachen, oder?
Oder noch schlimmer: Vielleicht hat hier die Pizza- Mafia zugeschlagen? 😮
Jede Pizza Margherita kostet tatsächlich 6,- €!

Sicherlich Zufall…
Wir beschließen direkt außerhalb des Marktplatzes eine Trattoria oder eine Pizzeria zu finden.
Und tatsächlich haben wir Glück!
Gleich am Ausgang nach einem Rundbogen finden wir eine Pizzeria, wo die Margherita immerhin nur 5,50 € kostet.
Dummerweise ist das Lokal K 2, so heißt die Pizzeria, noch bis 19 Uhr geschlossen.
Schade.
Dummerweise zum zweiten wird übrigens genau diese Pizzeria im Reiseführer erwähnt und ein Besuch wird mit „sehr leckere Pizza“ empfohlen. Zu blöd!

Nützt aber nichts, die Pizza und mein Magen kommen einfach nicht zusammen, also gehen wir weiter hungrig durch die Stadt.
Mir fällt schon wieder dieses Heinz-Sielmann-TV-Zitat ein: „Hungrig auf der Suche nach Nahrung streift das Männchen durch die Wälder“.
Oder in diesem Fall „durch Lucca“.
Ich will jetzt nichts falsches schreiben. Ich meine besonders der Marktplatz, der hier im Rahmen meiner Nahrungssuche eindeutig zu kurz kommt, ist wirklich was fürs Auge. Und es ist schön zu sehen, dass neben der natürlichen Dominanz der auf Touristen spezialisierten Gaststuben auch das ein oder andere „normale“ Geschäft hier im Amphitheater zu finden ist (Zum Beispiel ein ganz einfacher Blumenladen).
Aber satt werde ich davon nicht… 😉

         
Gut, es gibt ja nicht nur „Fressbuden“, schauen wir uns um!  In fast jedem Rundbogen gibt es Geschäfte zum entdecken

         
hier gibt es zum Beispiel sogar Blumen!                    Blick auf den Marktplatz vom gegenüberliegenden Torbogen aus

Anja wirkt besorgt, denn sie weiß, dass ich schnell ein Muffelpeter werde, wenn ich nix anständiges zu Essen bekomme. Da bin ich ein bisschen wie Obelix 😉
Ich sag aber zu Anja, sie soll ruhig mal das „übliche Touristenprogramm“ abspulen, unterwegs wird sich dann sicherlich schon was finden.
Und so schlendern wir erstmal weiter durch die Gassen und schauen uns um.
Beinahe hätten wir uns hierbei ein weiteres Mal verlaufen (was wir eigentlich auch haben), denn die Gassen sehen hier alle recht häufig ziemlich gleich aus und wenn dann der Straßenname fehlt oder wir die Gasse nicht auf unserem kleinen Stadtplan finden, dann wird es schnell schwierig.
Ein Glück, dass „Touristenströme“ auch was Gutes haben. Haben wir uns dann mal wieder an der falschen Ecke fürs Abbiegen entschieden und die Gasse ist menschenleer, dann sind wir relativ sicher, dass wir falsch abgebogen sind 😉

         
wir schlendern weiter durch die fast menschenleeren Gassen  das ist ja fast wie zuhause!  *Schnüff*

Das nächste Ziel, welches wir dann (nachdem wir wieder den rechten Weg gefunden haben) aber doch recht stur aus dem Reiseführer abspulen, ist der Turm „Torre Guinigi“, auf dem wohl sogar ganz oben ein echter Baum wachseln soll!!
Allerdings kostet der Eintritt gleich mal 3,50 € pro Person, was uns entschieden zu viel ist, um nur einen Turm mit Baum zu besteigen, es gibt ja noch nicht einmal einen Fahrstuhl 😉
Wir schauen uns aber im Foyer des Turmes ein wenig um, und finden einen großen Stadtplan von Lucca, der wie so viele Stadtpläne sonst auch, von Sponsoren finanziert wird.
Einer davon ist McDonalds, der hier in Lucca auch eine Filiale hat.
Au fein!
Eigentlich ist es schon fast ketzerisch im Land des Genusses und der geschmackvollen Küche einen McDonalds aufzusuchen, aber „watt mutt, datt mutt“.
Wir (besonders ich 😉 haben vorhin in Pisa einfach Bock auf Pommes bekommen, aber 3,50 € für eine Portion?
Geht gar nicht.
Zuerst wollen wir uns die Adresse des McDomalds notieren, aber dann haben wir eine bessere Idee. Ich fotografiere einfach den Stadtplan mit der McDonalds-Werbung drauf und nachher, wenn wir zurück am Wohnmobil sind, können wir die Adresse quasi aus der Kamera in das Navi eingeben. Super so ein Navi! Früher hätten wir uns nach dem McDonalds sicherlich dumm und dämlich gesucht, oder es erst gar nicht probiert.

           
„Himmelblick“ am Torre entlang             Im Foyer des Turmes finden wir…           …den rettenden Hinweis 😉

Doch bevor wir und der Schottenburger zusammen kommen, spazieren wir noch ein wenig durch das noch immer leicht verregnete Lucca. Wir wollen noch ein paar Sehenswürdigkeiten abklappern und der Stadt natürlich auch noch eine Chance geben, uns vom amerikanischen Fast-Food fern zu halten. 😉

Also zum Spazieren gehen ist Lucca wirklich ne Wucht, wenn man sich nicht gerade verläuft.
Überall kleine dörfliche Gassen, enge Häuserwinkel, holzbeschlagene Fensterläden und Torbögen, Holztüren und rustikales Mauerwerk. Auch Lucca erfüllt zu unserer Überraschung das Klischee des „typischen toskanischen Städtchens“, obwohl es eigentlich eine waschechte ausgewachsene Stadt ist. Und hier macht es uns Spaß spazieren zu gehen.
Vielleicht liegt es sogar am Regen, der nach wie vor auf uns nieder geht. Vielleicht aber auch daran, dass wirklich sehr wenige Touristen unterwegs sind. Vielleicht sind die Touristen wegen dem vielen Regen zuhause geblieben oder tummeln sich, was ich eher vermute, bei den Sonnenbrillenverkäufern rund um den schiefen Turm von Pisa
Sollen sie nur alle dort hingehen, wir sind froh in Lucca zu sein.

         
wir spazieren weiter durch die Altstadt von Lucca               verwinkelte Gassen und schöne Plätze (trotz Regen)

         
Restaurant mit Terrasse in einer Seitengasse                     offener Platz mit Brunnen und Kirche

Das nächste Ziel (mein Magen brummelt immer noch…) ist dann der Dom von Lucca, auch Kathedrale San Martino genannt. Sie findet sich am gleichnamigen Piazza San Martino.
Dieses Gottesaus stammt aus einem scheidenden 12. Jahrhundert und verfügt über recht hübsche Fassadenarbeiten, die mich ein wenig an den maurischen Baustil erinnern. Komisch. Besonders die Säulen mit ihren Bögen wirken irgendwie orientalisch, auch ohne kleine Halbmonde.
Ebenfalls findet sich hier natürlich der Kirchenturm San Martino, den wir bereits beim Zugang zur Stadt von der Stadtmauer aus gesehen haben.

         
Die Kathedrale San Martino, hier von der Seite…               …und von vorn mit reichhaltig verzierten Säulen

Im Inneren der Kirche ist das Fotografieren mit Blitz leider verboten. Dennoch gelingen mir ein paar Aufnahmen ohne Blitz, was natürlich die Lichtverhältnisse besonders gut wiederspiegelt. Anders, als von außen, wirkt die Kirche von innen kalt, wuchtig und wenig einladend. Eher ehrfurchtgebietend und beinahe schon abweisend wirken die grauen farblosen Fassaden und das schummerige Licht auf uns ein. Nur ein paar übergroße Bilder an den Wänden bringen etwas Farbe ins Spiel, obgleich die Motive eher ernst wirken und man fast nur traurige, entsetzte oder leidende Gesichter auf den Bildern wieder findet.
Einzig ein kleines goldenes Häuschen an einer Seitenecke will auf den ersten Blick so gar nicht ins Bild passen. Sieht fast wie ein überdimensionaler Vogelkäfig aus!
Was sich darin befindet können wir leider nicht ausmachen, der Gitterverschlag ist rund herum geschlossen und kann nicht betreten werden. Na dann eben nicht.
Noch etwas ist verwunderlich: Zum ersten Mal sehe ich in einer Kirche an einigen Kunstwerken (vornehmlich an Bildern) so kleine alt aussehende Automaten. An den Automaten gibt es Telefonhörer und man kann sich wohl, wenn man natürlich vorher eine Münze einwirft, einen Vortag zum jeweiligen Kunstwerk vom Band anhören. Grotesk!

         
Das Innere der Kirche: Eher trist und dunkel                      aber Kronleuchter gibts…

         
…Kunst an den Wänden gibt es auch (mit Automat davor)… …und es gibt einen merkwürdigen riesigen „Vogelkäfig“  ?:-/

Wir verlassen den Dom wieder und sind uns einig, dass wir schon schönere Kirchen gesehen haben, andererseits ist das Haus alt und im Mittelalter, als das Teil gebaut wurde, war wohl die Errichtung als die Einrichtung vordergründig.
Und besser, als in einer Kirche eine tote Leiche vorzufinden, war es allemal. Dennoch brauchen wie die Kirche kein zweites Mal von innen sehen…

Wir spazieren lieber noch ein wenig durch die lebendigen Gassen der Altstadt, die nach wie vor hinter jeder Ecke eine neue Faszination erwecken kann. Eben noch sind wir durch schmale Gänge mit hohen Mauern geirrt, nun sind wir plötzlich auf weitläufigen Plätzen mit Brunnen, Grünanlagen und kleinen Buden. Sogar ein kleines Karussell ist aufgebaut und spielt lustige Musik, während die Kinder Spaß mit dem Fahrgeschäft haben.
Hat fast schon was von Weihnachtsmarktatmosphäre, es fehlt nur noch ein Stand mit heißen Maronen und vielleicht so 10°C geringere Temperatur.
Am „Weihnachtsmarkt“ endet dann unsere Stadtbesichtigung, wir haben die Altstadt einmal fast der Länge nach durchquert.
Und wenn ich die zahlreichen Stichstrecken, Gassen und Wege sowie unsere „Irrläufer“ mit einrechne, haben wir locker 50 Kilometer zu Fuß zurück gelegt 😉
Mein Abendessen hab ich mir wirklich redlich verdient und so geht es von hier aus auch auf dem direkten Weg zurück zum Wohnmobil…

         
Wir spazieren weiter durch Lucca                                    Anja unterwegs mit Schirm, Charme und… …Stadtplan 😉

         
Was für ein schönes Karrussel!                                          und hinter den Torbögen ist schon „Weihnachtsmarkt“ 😉

          
Süssigkeiten… hrmpf, ich mag was richtiges…                   Dort vielleicht? Ne, auch nur eine von zahlreichen Bars…

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Gegen kurz nach 5 erreichen wir wieder unseren Parkplatz und unser Wohnmobil, welches wir tatsächlich ein weiteres Mal unbeschadet vorfinden. Ich rechne ja eigentlich ja jedes Mal damit, dass wir eine offene Türe oder ein eingeschlagenes Fenster vorfinden, aber toi toi toi, bis jetzt ist noch nichts dergleichen vorgefallen.
Weder nachts auf Stellplätzen, noch tagsüber auf Parkplätzen. Vielleicht beschränkt sich der allgemein bekannte Wohnmobilraub wirklich auf den Mailänder Autobahnring.

Vielleicht hat aber auch unsere Wachhundkatze so brav aufgepasst und mögliche Interessenten verscheucht, denn tatsächlich sitzt Minki noch immer auf ihrem Arbeitsplatz und guckt uns zunächst fragend, dann gelangweilt an, als wir durch das Fenster der Beifahrerseite ins Mobil schauen.
Die liebe Katze! Hat wirklich das Wohnmobil bewacht! Da bekommt sie aber heute Abend einen leckeren Thunfisch! 🙂

         
Wir erreichen wieder den Parkplatz mit unserem Mobil (links)   Ist sie nicht lieb? Hat die ganze Zeit aufgepasst! 🙂

Wieder im Wohnmobil, das tut gut!
Erstmal die nassen Sachen und die nassen Schuhe ausziehen, was Trockenes anziehen und sich kurz aufwärmen. Ja, so ein Wohnmobil ist schon eine tolle Sache!
Mit einem PKW säßen wir jetzt nass und tropfend wie eingepfercht auf den Sitzen, die Scheiben würden beschlagen und wir würden uns mit den nassen Sachen sicher eine Erkältung holen, bis wir im Hotel oder in unserem Ferienhaus angekommen wären.
Aber mit dem Mobil könnten wir uns sogar nun noch einen Eintopf hier auf dem Parkplatz warm machen, denn trotz aller Spaziererei durch Lucca haben wir keine Lokalität mehr vorgefunden, die uns zugesagt hätte.
Entweder waren die kleinen Pizzerien und Trattorien noch zu, oder die Speisekarten lagen mit ihrem Preisgefüge außerhalb unseres Preisgefüges.
Folglich mag ich noch immer was essen. Und so begehen wir wirklich im Land der Genüsse und kulinarischen Köstlichkeiten tatsächlich den Frevel und fahren zum Schottenburger. Dank Navi ist das auch gar kein Problem!

Keine 5 Minuten später stehen wir bei McDonalds aufm Parkplatz und sitzen im Restaurant mit Blick auf unser Wohnmobil. Ah, endlich wieder ein leckerer Cheeseburger!
Du kannst ihn bestellen von Feuerland bis Alaska, Lissabon bis Moskau, in Kerpen am Autobahnkreisel oder hier, in Lucca, an der Uscita Autostrada 11 (Viale Europa 895) und du bekommst immer ein Brötchen, eine Gurke, ein Klecks Tomatenketchup, kleine Zwiebeln, einen Klecks Senfsauce sowie einem Rinderhack- Pattie und einer Scheibe Schmelzkäse. Man öffnet einfach die Türe, geht an den Tresen, bestellt und weiß ganz genau, wie es schmecken wird. Egal wo. Ich glaub, das ist, neben der Schnelligkeit und dem einfachen Preisgefüge, eines der Erfolgsrezepte der Burgerschmiede.

Nur heute gibt es eine Ausnahme!
Zwar schmeckt mein Cheeseburger exakt so, wie ich ihn mir vorstelle, nur ist die Zusammenstellung ein wenig durcheinander geraten.
Den der Käse, der sonst auf dem Pattie liegt, ist hier unter dem Fleisch zu finden!
Absicht? Ein Fehler? Versehentlich passiert? Versuch der Kreativität am monotonen Arbeitsplatz?
Wenn das die Zentrale in Illinois (USA) wüsste…

         
Da freut er sich! Wohni im Schatten von Ronald McDonald…   …da freue ich mich! Endlich gibt es was zu Essen  😉

Nach dem Essen geht es gegen 18 Uhr weiter. Es wird Zeit, sich einen Platz zum Schlafen zu suchen und den haben wir, dank eines kurzen Blickes in unseren Campingführer auch recht schnell gefunden.
Und zwar den Campingplatz Europa in Torre d. Lago Puccini ganz in der Nähe von Viareggio und wieder an der Küste gelegen.
So ganz wollen wir halt ein mögliches Bad im Meer noch nicht aufgeben, vielleicht wird das Wetter ja über Nacht schlagartig besser… 😉

Dank den vorprogrammierten Navi ist der kurze Weg dorthin ja auch kein Problem. Und nachdem wir die Route eingegeben haben, fragt unser Navi natürlich, ob wir mautfrei oder schnell ankommen wollen.
Kurz überlegt…
Mautfrei!

Diese Einstellung war aber möglicherweise ein Fehler, den der Weg führt nun erstmal ein ganzes Stück wieder in Richtung Pisa. So ein Mist!
Aber nicht nur der Umweg ist zunächst mal ungewohnt, auch der Weg selber stellt uns vor ein paar fahrerische Herausforderungen.
Teilweise ist die Ersatzstraße zur mautpflichtigen Autobahn so eng, dass man an einigen Engstellen den Gegenverkehr abwarten muss.

         
Wir verlassen Lucca wieder! Gruß an die „Kollegen“ 🙂      Unterwegs auf schmalen mautfreien Dorfstraßen

         
Unterwegs im Sonnenuntergang                                So sehen in Italien Umgehungsstraßen zur Mautautobahn aus

Auch hier wiederholt das gleiche Bild, was wir auf dem Weg von Pisa nach Lucca schon gesehen haben: Enge Strecke, kaum Schilder, aber viele Fahrzeuge mit dichtem Verkehr, total ungewöhnlich für diese einfachen Straßen.
Von der Größe her sind es „Feldwege“ die belegt sind wie die B 55 von Bergheim nach Köln zum Feierabendverkehr.
Hauptsächlich und zu 99% handelt es sich übrigens um italienische Kennzeichen. Ich denk mal, dass dies alles Einheimische sind, die sich, wie wir, die Maut für das kurze Stück Autobahn sparen wollen. Und Schilder mit dem richtigen Weg? Brauchen die nicht.

Trotzdem bleibt uns genügend Spielraum, um nach wie vor die traumhaften Eindrücke der Gegend auf uns wirken zu lassen. Wir erleben unterwegs einen traumhaften Sonnenuntergang.
Der Himmel brennt wie Feuer, es sieht super aus!

     Unterwegs durch das abendliche Italien, der Himmel brennt wie Feuer
Unterwegs durch das abendliche Italien! Der Himmel brennt wie Feuer hinter den Bergen

Gegen viertel vor 7 erreichen wir Torre. Hoffentlich ist es noch nicht zu spät und hoffentlich ist der Campingplatz noch nicht geschlossen!
Es gibt zwar noch mindestens eine weitere Alternative im Ort, aber so weit muss es ja nicht kommen.
Davon abgesehen könnte der Platz noch aus einem anderen Grund geschlossen haben.
Laut Campingführer hat dieser nämlich offiziell erst seit 2 Tagen geöffnet und das Wetter sieht ja eigentlich nicht gerade danach aus, als würde sich der Betrieb schon lohnen.

Der Campingplatz von gestern zum Beispiel hatte auch nur bis 7 Uhr offen, das ist in 15 Minuten und genau jetzt fährt natürlich wieder einer der langsamen Italiener vor uns her und wir können hier, mitten in der Stadt, natürlich nicht überholen.
Bravissiomo…

         
Wir erreichen Torre, jetzt nur noch den Campingplatz finden   Mensch Junge, fahr doch!!! 🙁

Doch zum Glück finden wir die Rezeption geöffnet vor und zu unserer Freude wird auch die ACSI- CampingCard akzeptiert. Ich bin echt super- zufrieden mit dieser Karte! Ich hab echt gedacht, dass wir viel mehr Akzeptanzprobleme bekommen würden von wegen Lockangebot und so. Aber bis jetzt, toi toi toi, jeder Platz auf dieser Reise hat die Karte anstandslos und ohne Nebengebühren dankbar angenommen.
Und wir haben echt was gespart und den Kauf der Karte schon dreimal wieder reingeholt!

Hier auf diesem Campingplatz erhalten wir übrigens zum ersten Mal Duschmarken, also kosten die Duschen hier eigentlich Geld, aber auch hier hat ACSI vorgesorgt!
Denn im Preis von 10, 12 oder 14,- € für die Nacht ist auch min. eine warme Dusche pro Tag enthalten.
Also erhalten wir unsere Duschmarke für morgen früh kostenlos.
Allerdings müssen wir, wie in Florenz, unsere Ausweise bei der Rezeption hinterlegen. Das mag ich eigentlich nicht so gerne. Aber was solls, man kann es eh nicht ändern.
Bezahlt wird übrigens morgen beim Auschecken, vielleicht wollen sie deswegen unsere Ausweise behalten. 😉

Wir fahren mit der Info, dass wir uns unseren Stellplatz für die Nacht selber aussuchen dürfen, auf das große und weitläufige Areal.
Im hinteren Teil ist besonders viel frei, daher suchen wir uns eine Reihe in der hinteren Ecke aus. Dort stehen wir fast alleine.

         
Grad noch rechtzeitig! Wir stehen an der Rezeption, puh!  Nur wenige Minuten später haben wir ein Plätzchen für die Nacht

Nachdem wir also angekommen sind, richten wir uns kurz häuslich ein, versorgen die Katzen und gehen dann noch eine Runde spazieren. Vielleicht gibt es auf dem Campingplatz ja noch etwas zu entdecken.

Und zu entdecken gibt es tatsächlich was!
Erstaunt dürfen wir feststellen, dass die Waschräume hier komplett offen sind. Also kein geschlossenes Servicehaus, sondern ein Dach als Regenschutz, offen nach allen Seiten, ein paar Klo- und Duschkabinen und das wars.
Keine Trennung nach Geschlechtern auf dem Klo, keine getrennten Duschen überhaupt nichts dergleichen. Ein bisschen wirkt das ganze wie ein Army- Camp.

Was aber noch viel schlimmer ist: Auch sind die Serviceeinrichtungen somit nicht gegen Kälte abgeschirmt!
Ich glaub unsere Duschmarken können wir vergessen, das dürfte morgen sonst mit Abstand die kälteste Dusche der ganzen Reise werden. 🙁
Schon komisch, scheinbar ist man hier, wie an vielen Plätzen zuvor auch, rein und komplett nur auf Sommerbetrieb eingestellt. Und in diesem Fall sogar in einer fast schon erschreckenden minimalistischen Ausrüstung. Kein Wunder, dass der Platz erst vor 2 Tagen die Pforten geöffnet hat, im Winter muss es hier ziehen wie Hechtsuppe…
Andererseits will ich mich darüber ja auch nicht beschweren. Im Sommer braucht man schlichtweg keinen Wetterschutz und die wenigen wechselhaften Monate im Jahr in der Vor- und Nachsaison darf man eben verbilligt hier drauf. Sozusagen als finanziellen Ausgleich dafür, dass man sich beim Duschen den Arsch abfrieren wird.

         
Servicehaus á la Army- Camp…                                         Das ist ein Klo! (Glaub ich…)

          
Dann doch lieber hier (links, oder?)   😉                    Da sind wir ratlos, was macht man denn hier? Hunde waschen?

         
Ein wenig was ist sogar noch los!                                       Wir würden sogar noch was zu Essen bekommen…

Eigentlich wollten wir vom Campingplatz aus ja noch am angeblich nahe gelegenen Meer spazieren gehen. Aber zwischen Campingplatz und Meer befindet sich ein in der Dunkelheit auf uns recht dicht wirkender Wald dazwischen, den wir in totaler Dunkelheit durchqueren müssten.
Und da Hänsel und Gretel sich auch schon im tiefsten Wald verirrat haben und wir darüber hinaus keine Lust haben bei Finsternis durch einen möglicherweise matschigen Waldboden zu stapfen, drehen wir an der Rezeption wieder um und bleiben dann doch lieber auf dem Campingplatz. Vielleicht gucken wir morgen, wenn es hell ist, mal nach dem Meer.

Wir beenden unseren Spaziergang und wollen nun ein bisschen TV schauen, aber schon beim Einschalten des Receivers merken wir, dass das Display dunkel bleibt. Überhaupt funktioniert gar kein Strom im Wohnmobil!
Was mag das sein? Ein Fehler in der Elektrik? Das wäre aber ärgerlich, wo doch bis jetzt alles so gut gelaufen ist!
Zum Glück finden wir den Fehler recht schnell, denn nicht das Wohnmobil ist das Problem, sondern der Anschluss an das Stromsystem des Platzes funktioniert nicht.
Unser Stromkasten ist nämlich noch gar nicht eingeschaltet, durch eine Plexiglas- Scheibe am Stromkasten kann man dies nämlich erkennen.
Aber bevor ich jetzt den Platzwart rufe, schalte ich uns den Strom einfach selber ein.
Kein Problem, Schalter rauf gestellt und schon haben wir Strom im Wohnmobil.
Geht doch!
Auch das Finden des Satelliten ist heute Abend ein Kinderspiel. Keine 5 Minuten hab ich auf dem Dach verbracht, da haben wir den guten Astra auch schon angepeilt und vertraute Sprache klingt lieblich aus dem bordeigenen Entertainment- System.
Wunderbar!
So sitzen wir den Rest des Abends zusammen im Wohnmobil mit unseren Katzen und erfreuen uns am heimischen TV- Programm.

         
Abends vor dem Fernseher, wir haben dt. Programm! 🙂   Hey, Dori schaut auch mal wieder vorbei!  :-))

Gegen 21 Uhr, es fängt dann schon wieder an zu regnen.
Als ob wir mit dem bisherigen Regen des scheidenden Tages noch nicht matschig genug stehen würden…
Dieser Campingplatz erinnert mich übrigens irgendwie an Union Lido.
Keine Ahnung warum, denn dort gewesen bin ich noch nie.
Aber Union Lido ist so vom Ruf her der Inbegriff für deutschen Campingurlaub auf einem ausländischen Campingplatz.
Wohnwagen akkurat gereiht an den nächsten Wohnwagen wie auf einer Perlenkette.
Nichts mehr von Aufbruchstimmung und Reiselust, die von einem Wohnmobil vermittelt wird.
Die Wohnwagen dort wie hier sind alle durch Vorbauten, Umbauten und Ausbauten fester Teil des Campingplatzes geworden.
Typ deutsche Kleingartensiedlung.
Und genau so sieht es auch hier auf dem Campingplatz aus.
Viel zu viele Wohnwagen sind hier dauerhaft abgestellt. Verrotten sogar langsam und sind unter Vordächern, Anbauten, Holzverschlägen und Zaunapplikationen versteckt, verkeilt und fest gefahren. Hoffnungslos, Reiselos, Leblos.
Das wäre nichts für mich…

21:43 Uhr:
Der Satellitenempfang wird plötzlich schlechter!
Ein Blick auf die Signalstärke offenbart nur noch knapp 20%.
Was ist nur passiert?
Es regnet und hagelt mittlerweile in Strömen, kann man da nach draußen auf dem Dach herum klettern? Gucken, ob die Antenne vielleicht durch den Wind verschoben wurde?
Man kann!
Unter der Musik von Indiana Jones summend, trotze ich dem Sturm und dem prasselnden Hagel, krabbele die Leiter wieder rauf und beginne die Schüssel ein weiteres Mal auszurichten.
Recht schnell haben wir auch wieder Empfang, na also geht doch!
Nass und an der Hand verletzt habe ich unter vollem Einsatz den Empfang zum deutschen Hauptquartier wieder hergestellt.
Wir schauen zwar Pro Sieben Schweiz, aber das tut der Gedankenverbundenheit zum Heimatland dann auch keinen Abbruch mehr.
Die Aktion hat 5 Minuten gedauert, dann ist alles wieder in Ordnung.
Draußen fängt es mittlerweile an zu donnern.

Wenn das Wetter morgen noch immer so schlecht ist, es sich einregnet und es nicht besser wird, dann werden wir die Cinque Terre ausfallen lassen.
Dann halten wir direkten Kurs auf den Laggo Maggiore und werden dort die letzte Station auf unserem Weg nach Hause einlegen.
Aber das werden wir morgen sehen.

So nah an der Cinque Terre und dann dort nicht wenigstens mal angehalten haben und wenigstens eines der 5 berühmten Dörfer gesehen zu haben, das wäre schon eine ziemliche Dummheit und definitiv eine verpasste Chance.
Aber auf einen Stadtbummel bei nasskaltem Regenwetter wie heute in Lucca, drauf haben wir beide keinen Bock mehr. Zu sehr ist uns die Nässe und Feuchtigkeit in die Knochen gekrochen.
Da holen wir uns neben dem eh schon vorhaltenden Schnupfen noch eine fette Grippe oder gar was schlimmeres.

Lucca war noch einfach, aber den ganzen Tag durch die Dörfer tingeln, hin und her mit dem Zug fahren und dabei keine Möglichkeit sich mal ins Wohnmobil zurück zu ziehen und sich mal aufzuwärmen, auf Klo zu gehen oder die nassen Klamotten zu wechseln, das brauchen wir nicht.
Vorbei fahren werden wir wohl, wenigstens mal rein schauen und ein Dorf besichtigen.
Den Rest wird morgen das Wetter zeigen.

22 Uhr: Der Matschregen ist nun komplett in Hagel übergegangen.
Es klopft auf dem Dach, als würden tausend Gäste auf einmal Einlass begehren.
Die Katzen werden ganz rappelig bei dem Radau und wir müssen den Fernseher lauter drehen, damit wir die Sprecherin im TV noch verstehen.
Gut, dass wir unmittelbar neben uns keine Nachbarn haben, da können wir den Fernseher ruhig etwas lauter drehen, ohne dass man Angst haben muss, dass der Nachbar die Carabinieri wegen Lärmbelästigung ruft.

23:30 Uhr, Anja ist im Alkoven eingeschlafen, ich sitze mal wieder bis spät in die Nacht vorm Reisebericht.
Dori hat es Anja gleich getan und ist ebenfalls bereits im Alkoven verschwunden.
Nur Minki leistet mir schnurrend Gesellschaft, spielt mit mir ein wenig „Augenblinzeln“.
Eigentlich keine so gute Idee mit dem langen Wachbleiben, denn morgen wird ein langer Fahrtag.
Der erste seit langem auf dieser Reise.

KM- Stand bei Abfahrt: 180.931
KM- Stand bei Ankunft: 181.054
gefahrene Kilometer: 123

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