Der Wecker klingelt aber fies!
Anja hat das böse Maschinchen auf 3:45 Uhr gestellt. Aaaaahhhhhh!
Wie unwirklich! Da lob ich mir doch unser Wohnmobil. Da schlafe ich aus und reise ab, wann ich mag und nicht, wann ein Flugplan es mir vorgibt. Aber es nützt nichts, heute müssen wir uns leider an den Flugplan halten.
Zu meinem Glück steht Anja als erstes auf und macht das Bad unsicher. Frauen brauchen naturgemäß hierfür etwas länger. Da nach Anja auch noch Ela ins Bad huscht, kann ich locker bis 04:15 Uhr liegen bleiben.
Als ich endlich dran komme, bin ich auch in gut 20 Minuten fertig.
Alle sind müde, trotzdem ist die Stimmung gut.
Und das mit dem Müde gibt sich nachher, wenn wir erstmal im Flieger etwas Schlaf nachgeholt haben.
Für Rom sind übrigens für Februar gute Wetteraussichten vorher gesagt. Nur Sonne mit 12°C und wolkenlosem Himmel. Anja und Ela packen sich die dicke Daunenjacke ein.
Wir haben uns ja überlegt, dass wir uns vielleicht einen Roller mieten und damit durch Rom knattern.
Das kann frisch werden. Aber ich entscheide mich trotzdem gegen die Winterjacke und für die einfache Regenjacke, meinen 2007er Windbraker von der Ostsee.
Fast pünktlich gegen 04:45 Uhr verlassen wir dann auch die heimischen Gefilde und machen uns auf der A 61 in Richtung Hahn auf den Weg.
Die Fahrt verläuft ruhig und angenehm. Kein Vergleich zu unserer Schneefahrt im März 2006, als es frisch in der Nacht geschneit hatte. Alles ist frei und ich kann unter großzügiger Ausnutzung 😉 des erlaubten Limits (ab Kreuz Meckenheim nur noch max. 130 km/h in Rheinland-Pfalz) die A 61 fast allein befahren. Entsprechend schnell spulen wir die Autobahn bis Rheinböllen ab, von hier aus geht es noch etwa 30km über die Landstraße.
Das muss man wirklich einmal sagen, verkehrsgünstig liegt der Flughafen nicht.
30km von der nächsten Autobahn entfernt und auch keine direkte Zuganbindung zeichnen diesen Flughafen als „verkehrsgünstig“ aus…
Ein Wunder, dass der Flughafen trotzdem so erfolgreich ist.
Aber im Gegensatz zu den Anfängen des Flughafen (als es noch anfahrtstechnisch über die Dörfer ging) ist heute die B 50 (E 42) auf der gesamten Strecke fast durchgehend zweispurig ausgebaut.
Ein echter Fortschritt! Früher brauchte man locker eine Stunde ab der Autobahnausfahrt. Heute haben wir die gesamte Fahrtstrecke von Kerpen bis zum Terminal am Flughafen in 71 Minuten zurück gelegt. Neuer Rekord!
(Finger geklemmt“
Shuttleservice „Mama“ hat bereits den Flughafen gute 45 Minuten vor uns erreicht und übergibt uns nun die liebe Suse, die heute ihr erstes Mal in ein Flugzeug steigen wird.
Entgegen meiner Erwartung scheint sie aber gar nicht so aufgeregt zu sein.
Ich war damals furchtbar hibbelig… Aber so ist das eben. Jungs sind da nun mal anders.
Frankfurt Hahn Flughafen bei Nacht von hier gehts los nach Bella Italia 🙂
Die Abflughalle Ela checkt Suse´s Ausweis, sieht ja alles gut aus…
Am Check- In dann die erste Überraschung, Anja hat doch tatsächlich Kakao in die Tasche gepackt. „Für unterwegs“ wie sie mir auf meinen fragenden Blick hin erläutert.
Ela hat ihren im Auto getrunken. Ich Schaaf habe natürlich nur wieder die Hälfte mitbekommen und zum Schluss vergessen den Kakao zu trinken.
Ach Mist, nun muss ich denn Mutter mitgeben, denn durch die Kontrolle dürfen wir mit dem Kakao leider nicht. 500ml…
Nachdem ich mich des Kakaos entledigt und meine Mitreisenden mit ihren Bordkarten versorgt habe, geht es durch die Sicherheitskontrolle.
Danach schlupfen wir auch gleich zum Gate.
Ist schon praktisch so ein Web-Check-In.
Und einen weiteren Vorteil hat das ganze:
Das alte Nummernsystem „0-30, 31-60, 61-90 und der Rest“ für das Boarding gibt es wohl nicht mehr.
Nun gibt es 2 Reihen. Eine mit „Priority-Check-In“ (der ein oder andere erinnert sich vielleicht, hätte 4,- € extra p.P und Flug gekostet) und eine mit normalen Bordkarten.
Doch halt! Die Reihe mit Priority-Check-In hat neben dem Logo auch noch das Logo für „Check´nGo“ und das sind wir!
Juchu! Auch wir dürfen uns, weil wir im Web eingecheckt haben, in der kurzen Reihe anstellen. Früher war das undenkbar, wenn man früh ins Flugzeug wollte und dafür keinen Aufpreis zahlen wollte. Da bliebt nur als erste da sein (die berühmten 2 Stunden eben) oder nehmen, was übrig blieb.
Wir stehen etwa 15 Minuten, dann geht es auch schon los, das Boarding beginnt.
Tatsächlich wird unsere Reihe als erstes aufgerufen. Fast alle in unserer Reihe haben wie wir Check´n Go gemacht.
Einige wenige haben aber auch einen gelben „Priority-Boarding-Pass“. Das scheint aber auch im Moment keinen Unterschied zu machen. Denn unsere Reihe wird so aufgerufen, wie sie steht.
Steht also jemand mit normaler Bordkarte und „Priority-Pass“ hinter uns, wird er gegen uns als Check´nGo-er nicht bevorzugt behandelt.
Die 4,- € kann man sich also im Moment noch komplett sparen, wenn man nur im Web eincheckt (dann aber wie gesagt nur ohne Koffer)
Das tolle am Flughafen Hahn ist, dass man direkt auf dem Vorfeld zum Flugzeug laufen kann.
Alte, Kranke, Familien mit Kindern und behinderte Menschen kann somit der geübte Billigfliegertourist noch gekonnt auf dem Vorfeld überholen und sich so noch bessere Plätze in der Maschine sichern.
Ist man erstmal am Gate vorbei, hat man auf dem Feld freie Bahn.
Wir machen noch schnell ein paar Bilder (nur keine Zeit verlieren) und dann geht es auch schon in das Flugzeug.
Raus aufs Flugfeld denn dort warten schon die Flugzeuge
Hier steht auch irgendwo unsere Maschine Auf geht´s ins Abenteuer Italien! Juchu!
Wie gesagt, wir sind gut vorn und so kommt es auch, das wir mit als eine der ersten an Bord gehen. Wir belegen 2 gegenüberliegende 3-er Reihen und hoffen nun, dass der Flug nicht so voll wird und wir Platz im Flieger haben.
Nachdem wir unsere Plätze eingenommen haben, beginnt kurz darauf auch die Lauferei im Gang.
Die Stewardessen (wir haben sogar 2 Stewards, einen Schönling und einen na sagen wir mal nicht ganz so schönen wie den Schönling 😉 sind mehr oder weniger bemüht hier Ordnung in den Flieger rein zu bringen, leider nur mit mäßigem Erfolg. Habe es aber auch schon schlimmer gesehen.
Suse ist entgegen unserer ersten Befürchtungen ganz locker mit dem Fliegen.
Die kleine Papiertüte vor sich hat sie gekonnt als „Spuckhülle“ identifiziert, erklärt aber gleichzeitig hiervon keinen Gebrauch machen zu wollen. OK, bestens.
Wie erhofft ist die Maschine etwa nur zu 2/3 gefüllt und so bleiben die beiden Plätze in unseren Reihen leer.
So, erstmal nen Platz suchen… Gefunden, nun die Augen aufhalten… Es kann los gehen!
Der Start verläuft glatt, es ist (immer wieder ein absolut tolles Gefühl, wenn sich das riesige Metallding in die Luft erhebt!!
Einfache Physik durch Auftrieb in Kombination mit moderner Avionik. Das ist und bleibt faszinierend!
Wenn ich viel Zeit, noch mehr Geld und noch etwas mehr Zeit hätte, dann würde ich den Flugschein machen. Mal eben für ein Wochenende nach Rom? Nix Ryanair, mit der eigenen (ok, gemieteten) Chessna machen wir das selber… Ach, das wird wohl immer ein Traum bleiben.
Ich bin mal ne zeitlang mit dem MS Flugsimulator online unterwegs gewesen. OK, kein Vergleich zum echten Fliegen, aber immerhin weiß ich wenigstens ein wenig, was vorne im Cockpit gerade so alles vor sich geht.
Nachdem die Anschnallzeichen erlischen kehrt irgendwann Ruhe ins Flugzeug. Wir machen die Augen zu und lassen uns auch nicht durch die stetig durch den Gang huschenden Stewards und Stewardessen aufhalten.
Doch halt, ein Getränk kaufe ich mir dann doch. Ich habe so einen trockenen Hals und Mund nach dem Start. Der nicht erreichbare Kakao tut sein übriges. Also kaufe ich mir dann doch gegen meine Überzeugung eine kleine Dose Pepsi Light mit 0,2l Inhalt zum Sparpreis von 1,70 € die Dose…
Aber danach kehrt dann wirklich Ruhe ein.
Nur Anja bleibt standhaft und fotografiert hinaus in die Nacht.
Erst als etwa in Höhe der Alpen die Sonne aufgeht, wird es wieder munter im Flugzeug. Uns gelingen ein paar tolle Bilder aus dem Flugzeugfenster.
Endlich! Die Sonne geht auf 🙂 Nur Minuten später: Blick nach links über die Alpen
Blick nach rechts über die Alpen Noch später: Berge mit Puderzucker
Hmm, das wird wohl schon Italien sein Ganz klar: Italien von oben
Landeanflug auf Rom Überflug über die Innenstadt
Irgendwann gehen die Anschnallzeichen dann auch wieder an, wir setzen unseren Sinkflug zum Anflug auf Rom Ciampino an. Auch hierbei haben wir einige tolle Bildermöglichkeiten mit Ausblick auf die Stadt.
Anja und Suse können auf Ihrer Seite sogar das Colosseum und den Petersdom sehen!
Die Landung selbst ist dann wieder ein Erlebnis. Wenn man schon ein paar Mal geflogen ist, dann bekommt man ein Gespür dafür, ob eine Landung hart oder weich werden wird. So eine Art Poposensor.
Auch heute funktioniert dieser nach fast 1 Jahr Flugabstinenz hervorragend.
Der Pilot fliegt gut an, ich kündige das meiner Schwester Ela gerade an, dass es eine butterweiche Landung werden wird, da nimmt er ein Quäntchen zu früh das Gas weg.
Böse Falle!
Ich will noch rufen: „Hiermit revidiere ich meine Aussage mit der weichen Landung!“ da hüpft das Flugzeug auch schon auf die Landebahn. Macht einen Hopser ist kurz wieder in der Luft und setzt dann final auf. Fein gemacht! (natürlich ironisch gesehen…)
Das Bremsen des tonnenschweren Fluggerätes verläuft normal, wir rollen dann recht nah an die Tür zum Flughafen heran. Finde ich auch toll hier. Auch hier dürfen wir nach dem üblichen Hauen, Schubsen und Stechen (gemeint ist das Verlassen des Flugzeuges) wieder über das Vorfeld laufen und müssen nicht mit einem der Busse fahren. Das ist immer öde für die paar Meter.
Kaum sind wir in der Haupthalle angekommen, können wir auch ohne Probleme durch die Reihe „Schengen“ (erstmal muss ich meinen Mitreisenden natürlich einen kurzen politischen Exkurs halten, was Schengen eigentlich ist und warum das hier mitten in Rom an einer Tafel steht) in die Vorhalle gehen. Vorbei am Gepäckband machen wir uns zielstrebig auf den Weg nach draußen.
Hurra, wir sind da! 🙂 Heute Nur Handgepäck! Vorbei am Kofferband zum Ausgang…
Wir haben gerade den Busparkplatz angesteuert, da fährt auf der gegenüberliegenden Seite der Bus von Terravision vor.
Na prima, also nochmals schnell über den Parkplatz gehuscht und sich am Bus direkt ganz vorn angestellt.
Wir haben aber auch Glück, wir sind die ersten.
Es sind zwar mit uns einige direkt nach draußen gegangen (offenbar auch ohne Gepäck), aber entweder die haben noch kein Busticket, oder die haben den Bus auf die Schnelle nicht gefunden.
Ich freue mich, dass der Bus noch komplett leer ist und so sichern wir uns gleich die beiden vorderen Reihen im Bus. Damit haben wir den perfekten Blick durch die große Frontscheibe.
Besser, als mit dieser kleinen kostenlosen Bustour durch Rom kann der Kurzurlaub doch nun wirklich nicht starten, oder?
Ach ja, das online- Ticket wurde am Bus durch einen Mitarbeiter von Terravision gleich gegen ein Papierticket für Hin- und Rückfahrt getauscht.
So richtig kontrolliert, ob unser online- Ticket auch authentifiziert ist, das hat niemand.
(Also zum Beispiel die Buchungsnummer auf Gültigkeit hin überprüft)
Hat vor 3 Jahren bei unserem letzten Besuch in Rom auch niemand, ich habe mich damals schon gewundert und tue es jetzt erneut.
Aber egal, wir haben unsere guten Plätze im Bus, der Rest ist egal.
Auch bekommen wir vom Servicepersonal die Info, wann wir ab Termini unseren Bus für die Rückfahrt nehmen müssen, um wieder zeitig am Flughafen zu sein.
rein in den Bus… …und die besten Plätze ganz vorn hinter dem Fahrer sichern
Nach und nach treffen auch weitere Reisende am Bus ein.
Zunächst die Reisegäste ohne Gepäck, diese finden noch problemlos Platz.
Dann folgen allerdings die Besucher mit Koffer und Co. Aber hier auch schon gleich die erste Enttäuschung, denn von den „Kofferträgern“ kommt nur noch eine Handvoll Leute mit, der Rest muss leider auf den nächsten Bus warten.
Pech gehabt…
Die Fahrt mit dem Bus ist angenehm. Die Sonne scheint, das Wetter ist toll, die Busfahrer pflegen die Kultur des südländischen Fahrstils.
Nur der Bus selbst macht mir ein paar Sorgen.
Die Lampe für den Wischwassertank brennt. Das allein wäre nicht so schlimm, aber neben dieser brennen auch die Warnlampen für ABS und für die Bremse!
Na super, das sind doch beste Vorrausetzungen für eine sichere Busfahrt.
Und das Achslager ist hinüber. Oder einer der Querlenker.
Bei jeder Bodenwelle knallt es dermaßen im rechten vorderen Radkasten das man meint, das Rad fällt jeden Moment ab.
Der Bus hat auch ein wenig viel Spiel in der Lenkung, der Busfahrer ist sichtlich um einen ruhigen Geradeauslauf bemüht, allerdings muss er dafür am Lenkrad drehen wie ein Kapitän eines Segelschiffes am Steuerrad.
Alles in allem nicht sehr vertrauenserweckend…
Aber der Busfahrer selbst ist ein ganz Cooler. Lässig die große Sonnenbrille tief ins Gesicht gezogen bringt ihn der Verkehr in Rom nicht aus der Ruhe.
Hier fahren eh alle, wie sie wollen, da muss man nicht zimperlich sein.
Gerade mit dem Bus sollte man in diesem Fall auch mal „das Recht des Stärkeren“ nutzen dürfen.
Vom Flughafen geht´s per Bus… …über die Autostrada in die Innenstadt
Gegen 9:45 Uhr kommen wir am Bahnhof Termini an.
Kennen Anja und ich schon, von daher fällt uns die Orientierung wirklich sehr leicht.
Es ist eigentlich viel zu früh, um jetzt gleich zum Hotel zu gehen (können wir so früh schon einchecken?), aber mangels Alternative und Müdigkeit entschließen wir uns es zuerst im Hotel zu versuchen. Wenn wir noch nicht rein können, dann werden wir irgendwo ein Stück Pizza essen gehen oder sowas.
Darauf freuen wir uns alle sehr. Ein echtes Stück italienische Pizza. Mmmhhh, mjam.
Die Sonne scheint und die ersten Schritte auf römischen Boden hier im beginnenden Frühling sind wie Balsam für die geschundene Winterseele.
OK, der Verkehr rund um den Hauptbahnhof ist recht laut und die alten Autos stinken (haben die denn keine Feinstaubzone hier?), aber die wärmenden Sonnenstrahlen und der klare blaue Himmel entschädigen für alles.
Wir sehen sogar einige Früchte tragende Orangenbäume. Fast wie im Sommer.
Jetzt aber schnell 🙂 Immerhin wollen wir was von der Stadt sehen
Unterwegs gleich das erste Gruppenfoto Ah, Frühling! Die Orangenbäume tragen Früchte !
Zielstrebig hat Anja unser Hotel Turner geortet und uns zum Ziel geführt.
Fast ohne Stadtplan.
Nun stehen wir vor der Tür und staunen erstmal, wie ehrfürchtig doch die steinerne Marmor?-Treppe uns empfängt. Sieht ja aus wie im Waldorf Astoria oder sowas.
Fehlen nur noch die deutschen Flaggen auf dem Hotel, die unseren Staatsbesuch ankündigen. Der rote Teppich liegt jedenfalls ausgerollt bereit. Auch die vier Sterne am mit goldenen Lettern beschlagenen Schild an der Drehtüre sieht echt edel aus.
Also von außen macht der Schuppen schon mal richtig was her.
Noch ein paar Meter und durch das Tor… Und schon stehen wir auf dem roten Teppich vor dem Hotel
Wir haben kurz Spaß mit der Drehtür und finden uns dann im Foyer wieder.
Hier ist schon allerhand los.
Eine gar nicht recht ins erhabene und noble Bild des alterwürdigen Hotels passen wollende Gruppe (möglicherweise indischer) Gäste hat gerade lautstark eine Diskussion mit dem Hotelpersonal.
Die stolpern beinahe über all ihre Koffer, die sich im Foyer auftürmen.
Eine Dame (eine Concierge?) hat Zeit für uns und wir begrüßen die Dame stilecht auf italienisch. Das haben Anja und ich nämlich gerade erst in der Schule gelernt.
Wir schaffen es sogar uns auf italienisch zu erklären, dass wir 2 Doppelzimmer mit einer Belegung von je 2 Personen gebucht haben.
Wir sind darauf echt stolz 🙂
Eigentlich sind wir ja viel zu früh dran!
Normalerweise kenne ich das von den Hotels so, dass man morgens bis spätestens 12 raus sein muss und man bei der Anreise meist nicht vor 14 oder eher 15 Uhr ins Zimmer kommt.
Nun sind wir gespannt der Dinge, die da kommen mögen. Ob wir schon unser Zimmer beziehen dürfen?
Die freundliche Dame ist wirklich um Service bemüht. Sie schickt den Pagen rauf zu überprüfen, ob die Zimmerputzbrigade schon unsere Zimmer gereinigt hat und wir einziehen können.
Währendessen füllen wir schon mal die Reservierung aus.
Nach ein paar Minuten dann die freudige Entwarnung per Telefon, unsere Zimmer sind fertig, wir können sofort einziehen. Juchu!
Der Page ist etwas erstaunt in Anbetracht der Tatsache, dass er von uns keine Koffer bekommt. Woher auch, wir haben ja nur leichtes Handgepäck. So fährt er also „leer“ mit uns rauf, um uns unsere Zimmer zu zeigen, wir haben die Zimmer 402 und 404.
Der Aufzug ist auch ein kleines Unikum. So hat er eine nach vorn zu öffnende Tür und eine zur Seite. Ich habe zwar schon Türen vorn und / oder hinten gehabt, aber noch nie eine Tür zur Seite der Kabine.
Auf der 4ten Etage angekommen finden wir dank des Pagen recht schnell unsere Zimmer.
Ela und Suse beziehen das vordere Zimmer 402, Anja und ich schnappen uns den Schlüssel für 404.
Beide Zimmer sind annähernd gleich eingerichtet, das Bett ist OK, der Kleiderschrank ausreichend bemessen. Das Bad ist optisch auf den ersten Blick sauber.
Problematisch ist für uns alle vier die doch etwas ältere Einrichtung. Wenn man sich die Bilder des Hotels im Internet anschaut, dann sieht das so richtig edel und luxuriös aus. Jetzt bei näherer Betrachtung hat die luxuriöse Oberfläche deutlich Rost angesetzt.
Die Armaturen im Bad sind abgegriffen, das Klo bei uns ist ein wenig wackelig und lose.
An der Wand im Badezimmer können wir Schimmel ausmachen, ebenso in den Fugen der Dusche. Bei Ela im Zimmer 402 ist es sogar noch ein klein wenig schlimmer, denn sie hat sogar einen kleinen Schimmelfleck an der Decke.
Auch die Wandverkleidung dürfte absolut nichts für Allergiker sein, die auf Hausstaub reagieren. Hier gibt es an der Wand nämlich keine Tapete, die Wände hier sind mit einer Art Stoff bezogen, der so wohl ein warmes Raumklima schaffen soll.
Nach vielen Jahren allerdings mag ich vermuten, dass sich hier ganze Hausstaubmilbenkolonien in der dritten oder vierten Generation bereits eingenistet haben und aufgrund des rechtlichen Status des Besitzstandsrechtes wohl auch per Klage vor Gericht nicht mehr zum Auszug bewegt werden können.
Zu allem Überfluss riecht es leicht muffig nach Mottenkugeln und Muff.
Das kommt bestimmt vom Stoff an den Wänden, oder aus dem Schrank, oder aus dem Badezimmer, da bin ich mir fast sicher.
Wir lüften erstmal und entscheiden uns dann das ganze positiv zu sehen.
Das ist kein angesetzter Rost am Zimmer, das ist eher sowas wie die Patina einer antiken Münze, die ihren Wert damit nun noch um ein vielfaches steigern kann. 😉
Der erste Eindruck unseres Zimmers: TV… …ein königliches Bett…
…ein luxuriöses Badezimmer… …und der Ausblick durch unser Fenster auf die Hinterhöfe
Und wenn man schon die negativen Dinge aufzählt, dann möchte ich fairerweise natürlich auch die positiven Dinge kurz am Hotel aufzählen. Da wäre zum einen die funktionierende Klimaanlage. Wir brauchen die im Moment zwar nicht, aber ich könnte mir während eines heißen Sommers durchaus vorstellen, das dies zu einem wichtigen Kriterium werden kann!
Dann das geräumige Zimmer mit der äußerst hohen Decke. Es wird ein wirklich schönes Raumgefühl vermittelt.
Die Fenster lassen sich problemlos öffnen, zusätzlich zum Vorhang stehen klappbare Fensterläden zur Verfügung. Wir haben von unserem Zimmer 404 ein wenig Ausblick über angrenzende Dächer.
Ela hat leider etwas weniger Glück, sie hat von ihrem Zimmer 402 nur den Ausblick in einen viereckigen Innenhof. Der Abstand zur nächsten Wand beträgt vielleicht grad mal 2 Meter.
Dafür hat das Zimmer 402 ein öffnungsfähiges Fenster im Badezimmer, wir müssen mit einer Lüftung Vorlieb nehmen, aber immerhin, auch diese ist in Funktion.
Hier noch Elas und Suses Blick aus deren Fenster: Wie romantisch 😮 Eine Mauer! 😉
Wir entscheiden uns nach der langen Anreise erstmal eine kleine Pause für die allgemeinen Geschäfte und eine kurze Erholung einzulegen.
Von daher ist es wirklich klasse, das wir gleich in unsere Zimmer konnten.
Überhaupt ist das Personal hier bisher sehr nett und zuvorkommend, ohne hierfür eine Gegenleistung zu verlangen.
Das gleicht eine Menge der Unzulänglichkeiten des Hotels selber aus.
Anja beginnt sogleich die wenigen Dinge unserer Habe im Schrank zu verstauen. So können wir gleich vom Rucksack befreit optimal durch die Stadt laufen.
Gegen 11 Uhr treffen wir uns wieder im Hotelflur.
Dann geht es endlich los die ewige Stadt Rom zu erkunden.
Als erstes legen wir die weitere Marschroute fest:
Wir haben uns entschlossen am heutigen Samstag das christliche und künstlerische Rom mit spanischer Treppe, Trevi-Brunnen, Pantheon, Piazza del Popolo und selbstverständlich dem Vatikan zu besuchen.
Für den morgigen Tag schreiben wir uns dann die Besichtigung des antiken Roms mit Kolosseum, Forum Romanum und den alten Ausgrabungen auf die Fahne.
Für die Tour durch Rom haben wir uns überlegt, dass wir uns ganz in der Nähe der Station Termini einen Roller mieten können. Anja und ich haben haben 2005 hier schon einmal einen Roller gemietet. Dank Anjas gutem Orientierungssinn hat sie diesen Vermieter auch gleich anhand der Karte geortet. Also setzen wir uns grundsätzlich mal in diese Richtung in Bewegung, jedoch muss vor dem Stadtausflug noch etwas zu Essen her!
Für ein Frühstück ist es mit fast halb 12 schon zu spät, da können wir auch gleich mit dem Mittagessen anfangen.
Und was eignet sich besser für den idealen italienischen Start in den Tag als ein Stück Pizza!
Tatsächlich finden wir nach einer kleinen Tour durch die Gassen eine kleine Steh- Pizzeria.
Es liegen bereits einige Pizzastücke auf riesigen Blechen in der Auslage, es duftet nach herrlich frischer Pizza.
Hier gehen wir rein und kaufen erstmal die halbe Auslage leer. Ganz besonders lecker sind die Pizzas mit frischen Tomatenstücken, dicht gefolgt von einer mir bis dato unbekannten Pizza ohne Tomatensauce, dafür mit Kartoffelscheiben und Wurststückchen drauf.
Die schmeckt zwar anders, aber dafür um so besser.
Ich bin derart begeistert, dass ich sogar eine zweite Runde nachbestelle. Nur für den Appetit, keineswegs für den Hunger.
Hier suchen wir uns die besten Stücke aus! mjam! Suse nach unserem Fressgelage, boah sind wir satt…
Satt und vollgefressen begeben wir uns nun an die Entdeckung der Stadt und nehmen den Kurs in Richtung Rollervermieter wieder auf.
Ich habe für den Trip extra Sturmhauben besorgt, denn Helme haben wir natürlich nicht mitgenommen, zumal ja auch nicht jeder von uns einen eigenen Helm hat.
Und so ein Miethelm ist so eine Sache…
Aber als aller erstes muss mal geklärt werden, wie wir die Personen aufteilen. Ich fahre.
Soweit ist jaklar 😉
Aber da wir nicht zu viert auf einen Roller passen, müssen wir von den verbliebenen Führerscheininhabern eine weitere Person zum Fahrer bzw. zur Fahrerin ernennen.
Anja hat leider schon im Vorfeld abgewunken. Ihr ist das zu gefährlich.
Sie ist noch nie mit einem Roller selbst gefahren und hat auch nicht vor das mal auszuprobieren.
Bleibt nur noch Ela.
Sie hat zwar mit einer 50-Meter Ausnahme auch noch nie einen Roller gefahren, will es aber wenigstens mal versuchen.
Und so teilt sich die Gruppe recht schnell auf den ersten Roller auf, Anja und ich nehmen auch in Anbetracht unserer etwas größer zu transportierenden Masse einen Roller mit etwas mehr Power, denn wir können bis zu 100ccm hier fahren.
Ela möchte aber vorher mal eine Proberunde drehen und so bekommt sie von einem freundlichen Italiener eine fast neue Vespa mit 50ccm vorgestellt, auf der Ela sofort Platz nimmt. Das ist italienisches Flair! Mit der Vespa durch Rom!
Kann der Urlaub noch mehr „La dolce Vita“ sein?
Nach einer kurzen Einweisung will sie es dann auch probieren damit los zu fahren.
Wie ein junger Hermes (der Götterbote) rauscht sie knatternd die Straße herunter, der Italiener und ich kommen aus dem Lachen nicht mehr heraus.
Am Ende der Straße aber bleibt sie stehen und ruft uns herbei. Ich sprinte die 70 Meter bis zur Kreuzung und frage, wo denn nun das Problem sei.
Alles startklar machen den Helm zu und aufsitzen!
Ladies und Gentleman: Start your Engines… Wow! Da braust sie davon! 🙂
Dann die für mich größte Enttäuschung an diesem Wochenende: Ela ist die Maschine zu schwer.
Sie hat große Bedenken ohne jegliche Erfahrung hier in einer fremden Stadt mit einem für sie ungewohnten Gefährt und einem zusätzlichen Passagier zu fahren.
Es sind ihr einfach zu viele bestimmende Faktoren auf einmal.
OK, dann eben nicht.
Ich kann es ein Stück weit verstehen. So sehr ich mir auch die totale Unabhängigkeit und die Freiheit einer mobilen Städtetour gewünscht habe, hier und heute wird das nichts.
Wir schieben den Roller zurück an den Ausgangsort.
Enttäuscht müssen wir den Roller zurück geben.
Das setzt mir erstmal ganz schön zu und ich muss mich zusammen reißen, dass ich nun nichts schlechtes über die Situation sage.
Einerseits kann ich es verstehen, andererseits bin ich sehr traurig und enttäuscht.
Denn die Aussicht auf „den ganzen Tag latschen“ ist für mich nicht sehr erbauend.
Ich bin da komplett aus der Übung und anders als Ela treiben wir, außer hin und wieder spazieren gehen oder leichtes Radfahren, auch keinerlei Sport.
Nun werden wir uns stundenlang zu Fuß bewegen, die Quittung hierfür werden heute Abend schmerzende Beine und vielleicht sogar Blasen an den Füßen sein.
Einzig Suse hätte sich von sich aus noch angeboten mit dem Roller zu fahren. Aber sie kann mangels Führerschein leider ebenfalls nicht den „2ten- Fahrer“ spielen.
Schade.
Also geht es (ich grummele nun ein weing vor mich hin und versuche die schlechte Situation zu verdauen) von hier aus ohne Umwege zu Fuß weiter zum Bahnhof Termini.
Dieser Bahnhof ist der einzige Kreuzungspunkt der beiden hier in Rom verkehrenden Metrolinien A und B. (Eine Linie C ist im Bau).
Als erstes müssen Fahrkarten her. Nach etwas längerer Suche und Rennerei in Richtung Metro (man folgt am besten den Schildern weißes A auf rotem Grund, oder weißes B auf blauem Grund) können wir endlich ein paar Automaten ausmachen.
Die Automaten sind, anders als in unseren Gefilden, kinderleicht zu bedienen.
Dennoch treiben sich hier ein paar aufdringliche Bettler rum, die mir die „Serviceleistung“ anbieten ja beinahe aufzwingen die einzige Taste an diesem Automaten für mich zu drücken.
Danke, darauf kann ich verzichten. Normalerweise gebe ich ja auch gern mal was ab. Ich kaufe auch mal eine Obdachlosenzeitung in der Bahn, mir ist das allemal lieber, die Leute suchen sich eine Arbeit und verkaufen Zeitungen, als das sie nur Betteln.
Aber hier sieht die Sache anders aus, denn auf uns klar als Touristengruppe erkennbare Fahrkartenkäufer hat man ein kleines Kind angesetzt, welches es fertig bringt uns zu bedrängen.
Die Mutter (oder eine andere „Aufsichtsperson“) steht in der Nähe bei einem älteren Ehepaar und versucht ebenfalls Kleingeld abzustauben.
Zuerst will die kleine für uns die Taste für die Fahrkarte drücken. Dann möchte sie uns zeigen, wo der Schlitz ist und wo man die Geldscheine einschiebt.
Diese „Hürden“ können wir jedoch problemlos auch alleine meistern.
Wir erhalten unser Rückgeld aus dem Automaten (es klimpert im Geldfach) und ich muss mich so stellen, dass sie nicht mit einem schnellen Griff das Geld aus dem Fach mopst.
Nun fängt das Jammerspiel an: „Please Mister, Change.“ „Mister, pleeeaaase, chaange“.
Der Tonfall dabei ist herzzerreißend, ich schaue zu ihr hinab.
Ich habe noch nie in 2 so große traurige Kulleraugen geschaut, wie in diesem Moment!!
Fast hat sie mich soweit, was sind schon 2 Euro…
„NO!“ entfährt es mir plötzlich.
Denn die kleine ist hier nur Mittel zum Zweck, ein Werkzeug in der Hand skrupelloser Menschen. Die Mutter hat das Rentnerehepaar abgezockt und steht nun abseits und beobachtet ihre Tochter (wenn die das wirklich ist und nicht am Ende beide zu einer Drückerkolonne gehören) bei dem Versuch uns das Kleingeld aus der Tasche zu ziehen.
Ich bleibe hart und so behalten wir unsere 4 Euro Wechselgeld.
Die Tageskarten haben übrigens 4,- € pro Person gekostet.
Als erstes geht es nun mit der U-Bahn Linie A in Richtung spanische Treppe. Vielleicht haben wir Glück und die Treppe ist so früh am Morgen noch nicht voll besetzt, sodass wir ein paar schöne Bilder machen können.
Der Zugang zu den U-Bahnen funktioniert hier genau so, wie in London oder Paris. Es gibt eine Zugangssperre, man fügt sein Ticket ein und die Sperre öffnet sich.
Die U-Bahn selber ist entgegen meiner ersten Erwartungen einigermaßen sauber und nicht überfüllt.
Wir müssen zwar während der Fahrt stehen, aber das ist nicht so schlimm.
Nach nur ein paar Stationen erreichen wir „Spagna“ und sind schon am Ziel.
Die Sonne hat nochmals an Kraft und Energie zugelegt, es ist jetzt etwa 12 Uhr.
Nur wenige Schritte von der U-Bahn Station erreichen wir die entgegen meiner Hoffnung vollkommen überfüllte spanische Treppe. Neben all den Touristen haben sich offenbar auch viele Römer unter die Gäste gesellt (erkennbar an 2 Dingen: kein Fotoapparat, dafür eine riesige Sonnenbrille), die nun die wärmenden Sonnenstrahlen an diesem herrlichen Samstag hier auf der spanischen Treppe genießen.
U-Bahn Station Spagna, Ausgang: Sonne… …und ein echter Römer
Die Treppe ist ganz schön voll was für ein hübscher Brunnen
Suse ist die erste, die ein dringendes Bedürfnis anmeldet. Na toll, ein guter Start in den Tag.
Das ist das schlimmste an Städtetouren, die Abhängigkeit von öffentlichen Toiletten, wenn das eigene im Hotelzimmer fern ist.
Aber zu unserem Glück ist gleich ein McDonalds in der Nähe und so schauen wir dort mal vorbei.
Mein erster Eindruck: „Edel geht die Welt zugrunde“, ich glaub das ist hier der erste McDonalds, der getäfelte Wandverkleidungen hat und der Eingang mit Marmor ausgekleidet ist. So gesehen wirkt das goldene M nicht einfach als Wegweiser in den Fast-Food-Schuppens, sondern eher wie die Ankündigung eines hochwertigen 4- Sterne Gourmet- Tempels.
Edel edel! Fehlt nur noch ein Michelin- Stern… …das Ambiente ist für ein Fast-Food-Tempel jedenfalls stimmig
Nach längerer Wartezeit vor den Toiletten (war ja abzusehen, unsere Idee hatten auch noch ein paar andere Leute) sind wir wieder draußen.
Wohin nun?
Wir entscheiden uns für einen kurzen Fußmarsch und für die Piazza del Popolo, die hier unmittelbar in der Nähe angesiedelt ist, man muss einfach nur die Via del Babuino entlang laufen.
Neben dem wirklich schönen Platz und seinem Brunnen bietet sich hier nämlich die Kirche für einen Besuch an.
Diese Kirche kennen wir schon aus dem Buch „Illuminati“ von Dan Brown und haben 2005 diese Kirche auch schon besucht und von innen gesehen.
Die Piazza del Popolo ist ein sehr weitläufiger Platz, von hier aus gehen viele Straßen sternförmig weiter durch Rom.
Insbesondere die Ausläufer Via del Corso und Via del Babuino.
Seitlich vom Platz befindet sich, wie sollte es auch anders sein, ein toller Brunnen, in der Mitte des Platzes findet sich ein Obelisk, der mitvielen Verzierungen ägyptischer Art aufwartet.
Um ihn herum schwirren die Touristen und ein paar Menschen in goldenen Mumienanzügen oder auch die ein oder andere Freiheitsstatue ist dabei.
Das Motto: Um keinen Preis bewegen, die Hand hoch halten und möglichst gut aussehen, dafür dann ein paar Cent kassieren. Ich finds ein wenig schade, denn irgendwie stehlen die menschlichen Attraktionen so den steinernen Obelisken die Show.
Blick über die Piazza del Popolo
Freiheitsstatue… …und ein goldener Kameramann
Die Kirche ist übrigens leider geschlossen, das ist jetzt natürlich blöd 🙁
Aber macht nichts, Rom hat ja zu unserem Glück noch ein paar andere geöffnete Kirchen. Und die größte aller Kirchen werden wir uns quasi als Entschädigung nun als nächstes ansehen:
Den Vatikan!
Vom Piazza del Popolo aus nehmen wir erneut die Metro (das Tagesticket muss sich ja lohnen) bis zur Haltestelle Ottaviano.
Gerade wieder aus den dunklen Katakomben der U-Bahn entkommen locken die Sonnenstrahlen und die warmen Temperaturen zu einer kleinen Abkühlung.
Was wäre da besser geeignet, als ein echtes italienischem Eis ?!
Wir finden auch recht schnell eine Eisdiele, die prachtvolles aber leider auch nicht ganz günstiges Eis im Angebot hat. Die Kugel für 1,- €. Wow.
Da fängt die neue Reisesaison 2008 ja teuer an… 😮
Aber es sieht lecker aus und wir sind im Urlaub, da wird so ein Eis wohl drin sein.
Der Eismann ist mal ein richtig multinationaler Bällchenschwinger.
Vor uns redet er gerade mit ein paar Japanern und betet seine Eissorten auf japanisch herunter. Schnell füllt er die Kugeln und jongliert förmlich mit dem Eiskugellöffel
*Zack*, hat er die Japaner auch schon abgefrühstückt und mit Eis versorgt, da sind auch wir schon dran.
Uns kommt er mit verständlichem Deutsch und haut uns ebenso schwungvoll die Hörnchen mit leckeren Eis voll. Das ganze dauert nur Minuten, da sind auch wir vier mit Eis versorgt.
Kaum haben wir unser Eis bekommen spricht er perfektes Spanisch und versorgt die nächsten nach uns kommenden Gäste.
Ein verkanntes Sprachgenie in Rom als Eisverkäufer…
So schmeckt der Frühling: Mit dem ersten echten italienischen Eis in diesem Jahr!
Mit diesem Eis läuft es gleich viel leichter. Es schmeckt allerdings etwas süßer, als unser gewohntes deutsches Eis und ist darüber hinaus auch etwas sahniger. Trotzdem ein absoluter Hochgenuss.
Aber erst in Kombination mit der wärmenden Sonne ist der Frühling wirklich perfekt. Das erste frische Eis 2008. Ein Traum!
Aber auch die Temperaturen spielen mit.
Waren doch für Rom lediglich 12°C angesagt, sind es nun bedeutend mehr, nämlich fast 17°C!! Ganz in der Nähe der Eisdiele bestätigt nämlich ein großes Thermometer und bestätigt uns das, was wir schon die ganze Zeit gefühlt und geahnt haben, hier sind es niemals 12°C!
Ela und Anja bereuen es bereits die dicken Daunenjacken mitgenommen zu haben und sogar ich habe meine dünne Regenjacke bereits ausgezogen und um die Hüften gebunden. Es ist herrlich!
Locker und leicht schlendern wir nun den anderen Menschengruppen hinterher, immer in Richtung Vatikan.
Am Vatikan angekommen müssen wir als erstes den riesigen Vorplatz bewundern.
Ein 2005 noch abgesperrter Brunnen, getoppt von einem weiteren Obelisken in der Mitte, ist mittlerweile frei zugänglich.
Wir schauen uns um und entdecken als erstes eine lange Menschenschlange, die sich vor dem Zugang zum Vatikan selbst zu stauen scheint. Ist ja wie im Phantasialand: „Von hier ab warten sie noch ca. 90 Minuten“…
Puh, das kann dauern, aber Rom ohne Vatikan ist Köln ohne Dom, also stellen wir uns mal in die Schlange an.
Zu unserem Glück geht es schneller vorwärts, als im Phantasialand. Die Begründung für die Schlange ist übrigens eine Sicherheitskontrolle. Es wird zwar nicht so penibel wie am Flughafen kontrolliert (Getränke und Flüssigkeiten sind zugelassen, spitze Gegenstände hingegen nicht), aber es hält natürlich trotzdem auf.
Wir erreichen den Petersplatz mit Brunnen
Über uns die *äh* Päpste? mit dem päpstlichen Siegel (der Schlüssel zum Himmel…)
„Von hier aus noch 90 Minuten…“ 😉 nein Quatsch, hat vielleicht 15 min. gedauert 🙂
Kaum sind wir drin haben wir auch schon die nächste Wahlmöglichkeit. Wir können entweder den Glockenturm besuchen (sehr lange Schlange), den Vatikan direkt besuchen (also die Kirche, das Kirchenschiff) oder die Katakomben des Vatikan.
Letzteres klingt besonders interessant, denn gerade die Katakomben waren bei Anjas und meinem ersten Besuch kurz vor Tod des damaligen Papstes Johannes Paul II im Jahre 2005 noch gesperrt.
Nun sind sie offen und wir haben keine Schlange. Also runter statt rauf.
Auf Treppen steigen habe ich im Moment sowieso keine Lust.
Die Katakomben sind schnell erreicht. Gleich am Eingang werden wir von drei Wachleuten darauf hingewiesen, dass das Fotografieren hier unten verboten sei. Auch ein paar Schilder weisen auf Ruhe und Andacht hin, denn wir betreten nun die Gräber des Vatikan.
(Es gibt also leider keine Bilder von den Katakomben!)
Die Grabkammer ist rechteckig angelegt. Man folgt hier unten einem vorgegebenen Weg und hat rechts und links direkten Blick auf die Gräber. Einige sind hundert und mehr Jahre alt, einige sind aus unserer Zeit.
Schon gespenstisch, dass die Päpste vergangener Zeiten hier nur wenige Zentimeter Marmor und Stein von uns entfernt liegen.
Ela trifft es auf den Punkt. Die Päpste besonders in unserer Zeit müssen doch wissen, dass sie eines Tages hier unten mal von der ganzen Welt „bewundert“ werden.
Also für sie und auch für mich wäre das nichts.
Und dann setzen wir sogar noch einen drauf. Wir erreichen das Grab von Papst Johannes Paul II.
Ich bin jetzt nicht katholisch und habe auch sonst mit dem Papst nichts am Hut (ich schaue auch keinen Urbi et Orbi im TV oder sowas), aber dieser Mann war Papst soweit ich denken kann.
Als ich klein war haben wir den schon im TV gesehen und wir haben die Trauer um den Tod des Papstes noch in bleibender Erinnerung.
Jetzt stehen wir, ohne damit überhaupt gerechnet zu haben, plötzlich vor seinem Grabmal.
Ehrfürchtig bleiben wir zunächst stehen und schauen auf das Grab herab.
Überall Marmor, eine dicke Platte, daneben Kerzen und Kränze. Einige Blumen sind ebenfalls von Gästen niedergelegt.
Ein Wachmann steht daneben und passt mit dem nötigen Feingefühl auf, dass niemand zu lange am Grab verweilt und den Durchfluss der Besucher verhindert.
Wer länger verweilen möchte kann auf ein etwas abseits liegendes Podest ausweichen und von leicht erhöhter Position das Grab auch länger besuchen.
Ela und ich machen davon Gebrauch. Wie gesagt, dass ist der Mann und Papst, welchen wir mit dem Wort „Papst“ überhaupt assoziieren.
Schon komisch. Auch er als Papst muss den Weg eines jeden Irdischen gehen…
Nach ein paar Minuten gehen wir weiter und bestaunen weitere Papstgräber.
Besonders bei vielen älteren Gräbern bleiben wir stehen und lesen die Hinweistafeln.
Wahre Tragödien und Kriminalgeschichten tun sich gut versteckt und manchmal getarnt vor uns auf. Das ist richtig spannend! Wer hätte das gedacht!
Da wurde erstochen, vergiftet, ermordet und ausgeschaltet. „Dienstzeiten“ von wenigen Jahren sind hier keine Seltenheit. Kaum Papst und wohl schon „abberufen“
Wahnsinn!
Nachdem wir die Grabstätten frührer Päpste ausgiebig erkundet haben, geht es wieder raus auf den Vorplatz vor der Kirche.
Von hier aus hat man einen guten und leicht erhöhten Ausblick über den Petersplatz. Dies ist übrigens auch in etwa der Platz, von wo aus der Papst eine Messe abhalten kann. Nun stelle man sich imaginär den Platz mit uns zujubelnden Menschen vor: Voilá, wir sind Papst 😀
Bevor wir nun den Petersdom von innen bestaunen, hier nochmal einen Blick auf den Petersplatz aus „Papstsicht“
Naja, dem Traum weicht die Realität, wir sind ja nicht hier, um Papst zu werden, sondern um den Petersdom nun von innen zu besichtigen, also gehst es gleich darauf auch endlich hinein in die Petruskirche.
Und wie es zu erwarten war ist die Kirche wirklich beeindruckend.
Überall sind wertvollste Skulpturen verteilt, überall Verzierungen und Schnörkel. Das ganze Kirchenkonstrukt ist bis zur Decke gewaltig und dürfte in der heutigen Zeit wohl kaum mehr mit Geld zu bezahlen sein. Auf was für einer riesigen „stillen Reserve“ sitzt der Papst eigentlich und das auch noch in Topp-Lage…
Der erste Eindruck: gigantisch!
Grüß´Gott Ganz schön viele Figuren…
Da gehts lang? Warum guckt denn der Rechte dem Papst unter den Rock?
Wirklich viele Figuren: einige im Dunkel… …andere eindrucksvoll durch Licht und Schatten erhellt
Gibt aber auch was anderes zu sehen: Die Kuppel… …und mumifizierte Päpste in Glassärgen
Wir gehen eine Runde durch die Kirche, dem Petersdom selbst. Auch dabei entdecken wir wieder allerhand Details, man muss nur wirklich genau hinsehen. Allein wie oft in der Symbolik der Figuren der päpstliche Schlüssel auftaucht (angeblich hat allein der Papst bzw. der Vatikan basierend auf Petrus den Schlüssel zum Himmelreich) ist schon beängstigend.
Als ob der Papst allein wie ein Türsteher vor der Disco darüber entscheidet, wer rein darf und wer nicht.
Heute in unserer aufgeklärten Welt kann man das Risiko getrost eingehen, aber ich glaube im Mittelalter hätte „die Kirche“ kaum eine Überlebenschance gehabt, wenn man den Leuten nicht glaubhaft hätte verkaufen können, dass man nur durch die Kirche Zugang zum erlösenden Himmelreich bekommt.
Apropos Petrus: Auch hier im Vatikan gibt es eine Figur von ihm. Er sitzt für die Menschen zugänglich auf einem erhobenen Podest und formt die Hand zum Segen.
Seine Füße sind übrigens frei zugänglich, diese befinden sich etwa in Kopfhöhe.
Es scheint hier allgemeiner Brauch zu sein die Füße der Petrusstatue zu berühren und den heiligen Petrus dann um etwas zu bitten.
Jedenfalls ist der Fuß des heiligen Petrus (ganz aus Metall, ich denke es ist Eisen?) schon ganz abgewetzt. Man kann keinerlei Konturen oder Zehen mehr erkennen.
Der arme Petrus, so in etwa stelle ich mir einen Klumpfuß vor.
Das ganze verkommt für die meisten Besucher sicherlich zur Touristenattraktion und es ist fraglich, ob der arme Petrus überhaupt noch mitbekommt, wer ihm da in den letzten Jahren alles so an den Füßen gekitzelt hat.
Suse mag es jedenfalls nicht probieren und auch Anja hat derzeit keine Wünsche offen.
Da ich Petrus bisher nur „ernsthaft“ als Ansprechpartner für das Wetter angesehen habe und wir uns derzeit wirklich nicht beklagen können, habe auch ich keinerlei Ambitionen dem armen Petrus den Fuß zu kraulen.
Nur Ela probiert es mal. Es bleibt wohl ihr Geheimnis, was sie sich von Petrus gewünscht hat.
Da sitzt der Petrus Fuss kitzeln und: … Wünsch dir was 😉
Weiter geht’s. Unterwegs stoßen wir immer wieder auf Beichtstühle, hier kann sogar quasi an der höchsten irdischen Instanz des katholischen Glaubens (zumindest am Ort, weniger durch die Person) seine Beichte ablegen. Obwohl es mit Sicherheit eine tolle Sache wäre, wenn der Papst höchstselbst zum Beispiel inkognito die Beichte abnehmen würde.
Müsste man ihm vielleicht mal vorschlagen…
Vorne an den Beichtstühlen werden kleine Tafeln eingeschoben, die die jeweilige Sprache des Beichtvaters ankündigen, der Papst ist deutscher, also schauen wir mal nach „deutsch“.
Die Mehrheit ist allerdings klar „italiano“ und dort den Kopf rein stecken wollen und dürfen wir auch nicht.
Einem kleinen Gang folgend stehen wir plötzlich vor einer riesigen Tafel an der Wand, auf der wohl alle Päpste eingemeißelt sind. Mann-oh-Mann, das sind aber eine Menge!
Staunend betrachten wir die Wand und erkennen recht schnell, dass diese am Ende noch recht „sauber“ ist. Der Name von Papst Johannes Paul II ist natürlich relativ frisch.
Aber auch unter ihm ist ein sauberer noch leerer Fleck.
Na wenn das mal kein schlechtes Omen ist…
Die päpstliche „Ahnentafel“… Hier die letzten Einträge…
Der kleine Gang ist übrigens der Zugang zur päpstlichen Schatzkammer, wir gehen mal weiter und werden dann das erste Mal im Vatikan enttäuscht.
Für die päpstliche Schatzkammer würde nämlich Eintritt anfallen, das hatte ich doch glatt vergessen! Der Eintritt ist knackig und so sehen wir von einem Besuch ab.
Ist aber auch knapp an der Akzeptanzgrenze in einer Kirche für etwas Eintritt zu verlangen, besonders in der Höhe.
Ich hätte es zum Beispiel auf keinen Fall verstanden, wenn man für den Vatikan selbst hätte Eintritt bezahlen müssen. Zum Glück ist das nicht der Fall.
Man sollte aber auch erwähnen: die Besichtigung der päpstlichen Gräber waren kostenlos, das wiederum hat mich gefreut, denn es ist ja eigentlich nicht Teil der eigentlichen Kirche.
Kurz nach 2 sind wir wieder draußen und stehen erneut auf dem weitläufigen Vorplatz, dem Petersplatz.
Wir besuchen die kostenlosen Toiletten neben dem Postamt und dabei muss ich eine interessante Entdeckung machen.
Mein Klo könnte gesegnet sein?
Denn auf der Toilette ist an der Klotür mit schwarzem Flizschreiber notiert: Benedict was here, 05.02.08.
Hmm, wie authentisch mag das wohl sein… 😉
Nach einer kleinen Pause und einem Rundgang über den Petersplatz geht es weiter.
Quasi in Reichweite zu unserem aktuellen Standort befindet sich das Castell St. Angelo, also die berühmte Engelsburg.
Von den römischen Kaisern gebaut und durch verschiedene Päpste weiter ausgebaut diente die Engelsburg den Päpsten seit etwa dem 10. Jahrhundert als Zufluchtsstätte und während der Inquisition teilweise auch als Gefängnis für berühmte Persönlichkeiten.
Es soll sogar einen Geheimgang vom Vatikan aus in die Engelsburg geben. Hört sich doch toll und spannend an.
Wir sind leider nicht populär genug, als das wir diesen Geheimgang nutzen könnten und so bleibt für uns nur der schnöde Marsch durch die Straßen von Rom. Wie das gemeine Fussvolk…
Gegen 14:30 Uhr erreichen wir die Burg, wo wir eine kleine Rast einlegen.
Mir jedenfalls tun verdammt die Füße weh und ich muss mich auf einen Stein setzen und erstmal etwas ausruhen.
Etwas zu trinken wäre jetzt nicht schlecht, leider sind hier nur die kleinen bunten Verkaufswagen anzutreffen.
Damit haben wir bereits negative Erfahrungen gemacht.
Denn die Preise rechtfertigen eigentlich schon eine Flasche aus purem Gold, das Getränk dazu muss dann noch ein besonders edler Wein sein oder sowas.
Anders kann ich mir jedenfalls kaum diese eklatante Preispolitik erklären.
So bleibt mir nur mich an Blicken auf die Engelsburg geistig zu laben und auf ein späteres Glück zur Nahrungsversorgung zu hoffen…
Im Schatten der Engelsburg brauch ich erstmal ne Pause…
Blick auf den Vatikan: Das sind wir grad gelaufen 😮 Blick auf den Tiber
Aber Anja hat einen glorreichen Plan. Ganz in der Nähe unseres jetzigen Aufenthaltsortes befindet sich die Piazza Navona.
Der Weg dorthin führt durch versteckte Gassen und Winkel und wir hoffen so unterwegs vielleicht einen Supermarkt oder sowas zu finden, wo wir uns mit ein paar Leckereien und etwas zu trinken eindecken können.
Also währt der Aufenthalt an der Engelsburg nur kurz (Rom in 2 Tagen, da muss man leider gnadenlos kürzen!) und es geht gleich weiter auf Schusters Rappen in Richtung Piazza Navona.
Unterwegs zum Piazza Navona kommen wir an Häusern vorbei …und durchqueren so manche authentische Gasse
Bei der Orientierung allerdings gibt es eine kleine Panne. Und obwohl wir nur eine Stichstraße falsch abbiegen, kommt mir diese kleine extra- Portion Laufen (Aaaaarrrghhhhh!) wie eine halbe Äquator- Umrundung vor.
Etwas später erreichen wir dann aber doch den Piazza Navona.
OK, hier muss ich dazu sagen, dass mir nun richtig die Füße weh tun.
Sie taten mir schon an der Engelsburg weh, aber jetzt tun sie richtig weh.
Ich mag nicht mehr laufen und so setze ich mich an den Rand des Brunnens und will nur noch meine müden Beine ausruhen und setze mich auf eine Metallumrandung.
Ahh, das tut den schmerzenden Füßen gut.
Wir erreichen den Piazza Navona PAUSE!
Piazza Navona links… …und rechts
So verharren wir einige Minuten hier, bis sich wieder das Durst- und nun auch das erste Hungergefühl meldet. Etwas zu trinken und zu Essen muss jetzt also unbedingt her!
Zwar sind die vielen kleinen Lokale rund um den Platz durchaus einladend und sehen auch wirklich toll aus mit dem ganzen Ambiente und so, aber ein kurzer Blick auf die Speisekarte beweist uns, was wir bereits geahnt hatten. Für uns ist das einfach zu teuer…
Man gewinnt doch tatsächlich den Eindruck, dass es hier in Rom sowas wie einfache Speisen, zum Beispiel von einem Supermarkt nicht gibt.
Denn obwohl wir uns vorhin abseits des allgemeinen Touristenstromes bewegt haben, konnten wir auf dem ganzen Weg von der Engelsburg bis zum Piazza Navona bislang keinen einzigen Supermarkt ausmachen.
Anja und mir fällt nun nur noch eine Lösung ein. Ganz in der Nähe des Pantheon können wir uns von unserem ersten Besuch recht gut an einen Supermarkt der Kette „Spar“ erinnern und Anja weiß sogar noch, wie man den Markt ansteuern muss und ist zuversichtlich den Weg ohne große Umwege zu finden.
Das wäre dann die Rettung.
Das Pantheon ist von hier aus nicht weit und liegt quasi auf unserer Route.
„Also auf und weiter ihr müden Füße, es geht los in Richtung Pantheon“, die Uhr zeigt uns kurz vor 3.
Das Pantheon erreichen wir nur wenige Minuten später, unser erster Weg führt uns direkt in eine der Seitenstraßen vom Pantheon, der via Giustiniani, Hausnummer 18B.
Unser Spar- Markt ist noch da und so versorgen wir uns hier erstmal mit Getränken und ein paar Kleinigkeiten für eine Pause.
Dann geht es zum Piazza de Rotona, der unmittelbar am Pantheon angrenzt.
Hier lassen wir uns auf einer der Stufen des Brunnens auf der Piazza nieder und halten endlich mal eine längere Pause.
Das tut den müden Füßen gut.
Wir erreichen das Pantheon mit seinem tollen Brunnen im Vordergrund
Da machen wir erstmal eine Pause… Die Spitze des Brunnens, auch hier ein kleiner Obelisk
Dann machen wir Bilder: Ich fotofiere Ela… …Ela fotofiert mich 🙂
Der Platz ist gut gefüllt, ich bin noch immer überrascht, wie viele Touristen doch Anfang Februar hier in Rom unterwegs sind. Damit hätte ich nicht gerechnet.
Die kleinen Bars und Restaurants um uns herum sind gut gefüllt und auch der uns gegenüberliegende McDonalds ist proppenvoll. Allen voran natürlich die sanitären Einrichtungen des McDonalds. Denn auch hier wie noch vorhin an der spanischen Treppe hat der McDonalds (wohl aus gutem Grund) nur eine Toilette im Angebot. Sogar vor der Herrentoilette muss man anstehen. Das ist allerdings ungewöhnlich.
Aber wir haben Zeit und gehen in Ruhe an die Sache dran.
Erstmal sitzen, pausieren, ein kleiner Snack, pausieren, Klobesuch, weiter pausieren.
Kurzum, wir ruhen uns aus und leben den italienischen Dolce Vita.
Dabei beobachten wir natürlich mal aufmerksam mal gelangweilt das Treiben hier auf dem Platz.
Nicht nur die vorbei huschenden Touristen sind dabei interessant, viel interessanter sind die kleinen Taschenspieler und Verkäufer, die mit allerhand Tricks versuchen den Touristen hier ihre in einem regulären Verkaufsladen wohl unverkäufliche Ware anzubieten.
Da wäre zum einen ein Verkäufer, der mit einer Plastikwasserpistole ständig Seifenblasen in die Luft schießt, natürlich immer in der Nähe von Kindern, damit diese auf das Spielzeug anspringen.
Ein anderer Verkäufer hat merkwürdige Steine, die sich in Luft gegenseitig wie mit zwei Magneten gleichzeitig anzuziehen und abzustoßen scheinen.
Dadurch entsteht ein sehr merkwürdiges schnarrendes Geräusch, welches die Aufmerksamkeit der neu auf den Platz eilenden Touristen auf sich zieht.
Die Suche nach der Herkunft des Geräusches war bei uns übrigens auch so, man versucht automatisch und instinktiv den Grund des quirligen Geräusches zu ermitteln, weil man es nicht zuordnen kann und es vorher noch nicht gehört hat. Ist Psychologie…
Dadurch haben die Straßenhändler schon halb gewonnen, denn die Aufmerksamkeit kommt zu ihnen, sie müssen dem Touristen nicht hinterher laufen.
Auf Dauer kann einem das Geräusch aber auch ganz schön auf den Sack gehen, daher entscheiden wir uns unsere eigene kleine „Show“ durchzuführen und fangen nun an ein kleines musikalisches Stück einzuproben.
Hierfür nehmen wir (Ela, Suse und ich) unsere halb vollen Colaflaschen und fangen durch geschicktes Pusten von Luft in die Flasche an diverse Töne abzuspielen.
Durch den unterschiedlichen Füllungsgrad in der Flasche bekommen wir sogar drei unterschiedliche Töne zusammen und so spielen wir Tuut-Tööt-Tuut-Taat-Tuut und wieder von vorn.
Die Leute gucken schon…
Plötzlich sind alle Straßenhändler in Eile. Mit äußerster Schnelligkeit, aber ohne übertriebene Hatz eilen die Jungs ganz plötzlich vom Platz und strömen in alle Himmelsrichtungen davon.
Der Grund ist auch schnell ausgemacht, eine Polizeistreife nähert sich uns.
Die Carabinieri drehen aber nur eine Runde, kaum sind sie außer Sichtweite sind auch gleich die Straßenhändler wieder da.
Nachdem wir uns gut 1 Stunde hier ausgeruht haben, machen wir uns wieder auf den Weg.
Zwar noch immer mit schmerzenden Füßen, dafür aber wenigstens etwas ausgeruht und gestärkt.
Als aller erstes besuchen wir natürlich auch das Pantheon, ein im römischen Zeitalter allen Göttern gewidmetes Bauwerk.
Ein Kuppelbau, mit einer mehreren Meter breiten Öffnung als einzige Lichtquelle in der Mitte, dessen Lichtschweif die Tageszeit anzeigen soll.
Schon eindrucksvoll wie geschickt doch schon die römischen Bauherren vor 2000 Jahren gewesen sein müssen.
Wie haben die das nur gemacht, dass die Steine oben in der Spitze der Kuppel nicht auf die Besucher herab fielen?
Wir drehen ein paar Runden innerhalb des Gebäudes und machen das ein oder andere Foto. Es ist frisch hier drin, die Sonne hat stark an Kraft nachgelassen und da hier durch die schmale Deckenöffnung eh nicht so viel Licht rein kommt, wird aus frisch recht schnell kalt.
Na dann ziehen wir die Jacke eben wieder an…
Jetzt gehts aber rüber ins Pantheon Als erstes der Blick nach oben in die Kuppel
Dann im Loch der Kuppel auf den Boden und dann rundherum (in der Ecke eine der Grabnischen)
Es mag vielleicht etwas frisch geworden sein, aber es ist bei weitem nicht so frisch, dass an dieser Stelle nicht erneut ein Eis unsere Lust erwecken könnte. Hier rund um das Pantheon stehen uns zum Glück mehrere Möglichkeiten offen.
Nach kurzer Beratung entscheiden wir uns für die Gelateria Eisdiele Giolitti (Via Uffici del Vicario 40), die im Reiseführer wegen einer Eissorte namens Kaktus-Eis Erwähnung findet.
Die Eisdiele ist rappelvoll, das ist ein gutes Zeichen.
Wir wollen uns gerade zum Tresen zu einem der vielen Eismacher vorkämpfen, da bemerken wir eine offenbar hier verbreitete für uns aber merkwürdige Eigenart.
Hier wird nämlich zuerst das Eis an einer separaten Kasse bezahlt, erst dann geht es mit dem Kassenzettel als Quittung rüber zum Eistresen.
Eis also nur gegen Kassenzettel…
Na gut, dann eben nochmal kurz nach vorn und das Eis bezahlt, dann suchen wir uns jeder ein leckeres Eis aus.
Mmmh, der Reiseführer hat nicht gelogen, das Eis hier schmeckt sogar ein Stück besser, als das von heute am späten Vormittag auf dem Weg zum Vatikan.
Die Eisdiele (rechts) Giolitti in der Via Uffici Da schmeckt´s zum Finger-abschlecken gut!
Vom Pantheon ist die nächste Sehenswürdigkeit nicht weit und so machen wir uns mit schmerzenden Füßen auf zum nächsten Highlight, dem…
Trevi-Brunnen,
hier auch der „Fontana di Trevi“ genannt. Aber unterwegs kommen wir an zwei Schaustellern vorbei, die wirklich sehr eindrucksvoll ihre Rollen spielen. Da wäre als erstes der müde Reisende ganz in Silber. Sogar komplett mit Koffer. Aber auch der zweite „kopflose“ Schausteller ist ein großes Talent. Der gute winkt sogar, wenn man ihm eine Münze gibt, das sieht dann mal richtig urig aus.
Suse und Ela staunen nicht schlecht: der „müde Reisende“
Ein paar Meter weiter: „Der Kopflose“… hier von der Seite, auch ein Talent!
Endlich erreichen wir den Trevi-Brunnen.
Es ist der größte Brunnen Roms mit dem schönen Brauch dort eine Münze in den Brunnen werfen zu können und zu dürfen. Darf man sich dann was wünschen?
Ich habe mal irgendwo gelesen, dass man die Münze über seine Schulter in den Brunnen werfen soll, also instruiere ich schnell meine Mitreisenden über den Brauch und schon bekommen alle von mir eine Münze ausgehändigt.
Ich selbst erleichtere mir das Leben etwas und hoffe dazu noch auf Bonusmeilen, ich zahle selbstverständlich per Kreditkarte…
Ankunft am Fontana di Trevi
Ganz schön voll hier! Jetzt heißt es: Nach vorne durchkämpfen für…
Wunschmünzenwerfen! Erst überlegen… ….und dann ab damit!
Jetzt ist Susi dran: Überlegen… …und los!
Kann ich hier mit Karte zahlen? Nee, Ok, dann doch ne Münze…
Und Anja: Überlegen… und weg!
Ja und dann liegen sie da drin irgendwo… …damit ist die Bestellung beim Brunnen abgeschlossen 😉
Allmählich geht die Sonne unter und wir sind von den Strapazen des aufregenden Tages ganz schön geschafft. So überlegen wir uns zumindest grob wieder in Richtung Hotel zu orientieren und dabei noch einen kleinen Schwenk am Kolosseum vorbei zu machen.
Das sieht bestimmt am Abend ganz toll aus. Ist so etwas wie der Eifelturm in Paris bei Nacht…
Das Wahrzeichen der Stadt Rom (neben dem Vatikan natürlich, aber der gehört streng genommen zur Vatikanstadt) im abendlichen Glanz.
Genau das richtige, um den Tag stilvoll und edel zu beenden.
Auf dem Weg dahin passieren wir unter anderem den Piazza della Pilotta und die Piazza SS Apostoli.
Dann geht es durch ein paar Seitenstraßen weiter immer in Richtung der riesigen Hauptstraße Via Dei Fori Imperali (Straße der Kaiserforen)
Jetzt, wo die Sonne hinter den Häusern langsam unter geht wird es merklich kühler. Aber zum Glück haben wir ja alle unsere Jacken dabei und so müssen wir nicht frieren.
Und gegen die Kälte hilft nur laufen, flaxen, albern und Spöckes, davon allerdings eine Menge…:
verträumte Plätze… …idyllische Straßencafes…
und urige Autos Der gefällt mir, was kostet der? 😉
So gehts durchs abendliche Rom Langsam lichtet sich auch der Verkehr
Vorbei am Monumento Nazionale, das Grabmal des unbekannten Soldaten mit Wachposten
So sehen die überall anzutreffenden Verkaufswagen aus Auch Kutschfahrten sind möglich (Via dei Fori Imperali)
Auf der breiten und langen Via del Fori Imperali gehen wir auf direktem Weg in Richtung Colosseo.
Rechts und links auf unserer Straße haben wir immer wieder Ausblicke auf Statuen römischer Kaiser, aber auch die Kaiserforen (Fori Imperali), Foro di Traiano, die Basilica Ulpia, oder die Traiansmärke (Mercati di Traiano) zeigen uns schon heute ein eindrucksvoilles antikes Rom, wie wir es uns kaum schöner vorstellen können.
Auch wenn mittlerweile das meiste der Gebäude zerfallen ist und nur die Grundmauern noch stehen ist es dennoch interessant zu sehen, wie einige Meter unter unserer heutigen Erdoberfläche die Menschen früher gelebt haben müssen.
Das ist sicherlich eine spannende Sache bei Ausgrabungen bzw. wenn etwas neu gebaut werden soll (so wie die Metro C vielleicht?). Ich denke mal nach wenigen Metern graben stößt man in Rom zwangsläufig auf historische und antike römische Geschichte, die archäologisch begutachtet und kartographiert werden will. Ein Haus oder gar eine Tiefgarage bauen dürfte hier ein Mammutprojekt von einigen Jahren werden…
Forum des Kaisers Traian Überreste der Traiansmärkte
Ela vor dem Forum Traiano und zusammen mit Suse
So sehen die alten Ruinen aus alles ausgegraben…
Na endlich! Colosseo voraus!
Gegen halb 7 kommen wir endlich am Colosseo an.
Auch um diese Uhrzeit ist der Touristenansturm ungebrochen. Unglaublich, wo all die Menschen noch herkommen.
Auch einige Händler versuchen hier ein Geschäft zu machen.
Am besten haben es noch die Römer, buchstäblich gesprochen! Denn die Römer sind auch hier wie schon heute morgen an der spanischen Treppe als echte Römer verkleidet (komplett mit Helm, Rüstung, rotem Mantel und Schwert) und lassen sich so für ein paar Scheine mit den Touristen fotografieren.
Die fliegenden Händler, mit denen wir heute schon auf dem Vorplatz des Pantheon Bekanntschaft bemacht haben, sind ebenfalls wieder da.
Sie sind von den schnarrenden Steinen und den Seifenblasenmaschinen nun auf in der Dämmerung anziehend wirkende Mini- Kolosseen umgestiegen.
Also kleine in einen Plastik oder Glaskubus per Laser geschnittene 3D- Modelle des Kolosseums. Von unten angestrahlt leuchten uns nun aus allen Ecken und Winkeln hunderte kleiner blauer, roter, gelber oder grüner Kolosseen entgegen.
Wir sind noch gar nicht auf dem Platz, da werden wir auch schon vom ersten Händler angequatscht: „Colosseo, Colosseo?“ will er von uns wissen und hält uns ein großes Exemplar direkt unter die Nase.
Wir entgegnen, dass wir kein Kolosseum brauchen, der Händler versucht es noch ein paar Mal, lässt dann aber von uns ab.
Doch der erste hat es gerade aufgegeben, da kommt der nächste und versucht uns ein Kolosseum anzudrehen. Gleiches Modell, gleiches Format, gleiche Masche.
Hmm, auch hier erwehren wir uns nun lautstark dem eindringlicheren Versuch uns so ein Kolosseum aufzuschwatzen.
Man sollte ja meinen, dass jetzt Ruhe herrscht, aber weit gefehlt. Keine 5 Meter später quatscht uns der nächste an:
„Colosseo, Colosseo?“
Ja Himmel- Herrschaft! Wann rallen die das denn endlich, dass wir kein Kolosseum wollen?!
Die muss man mit ihren eigenen Waffen schlagen! Also rufe ich, während wir an den kleinen Tischchen und den Bauchläden der Händler (alle haben hier das gleiche Kolosseum!) einfach so mehrfach in die Reihe: „Where can i get a souvenir?“
Das wirkt!
Die Jungs gucken so verdutzt, dass sich offenbar keiner mehr traut uns anzuquatschen.
Ela und Suse krümmen sich vor Lachen.
OK, ich gebe zu, dass muss tierisch komisch ausgesehen haben.
Ich meine, da gehen wir 4 als typische Touristen an locker 20 Ständen vorbei und ich als „großer Manitu“ der Gruppe rufe scheinbar blind für alle Angebote völlig sinnbefreit in die Menge: „Where can i get a souvenir?“ und „I want a model of a colosseo, where can i get it?“
Das Kolosseum ist um diese Uhrzeit natürlich schon geschlossen.
Das macht aber auch gar nichts, denn wir wollten es uns ja eh im angestrahlten Zustand von außen ansehen.
Interessant ist auch die alte Steinstraße. In ihr sind noch die Spuren jahrtausende alter „Fahrrinnen“ zu sehen, wo früher die Pferdefuhrwerke durchgefahren sind. Schon interesant.
Ich meine wir mit unseren vielleicht 70 oder 80 Jahren Lebensjahrerwartungen werden wohl nicht erleben, dass diese Steine vor uns verschwinden. Eher umgekehrt.
Das Kolosseum von der Seite und im Halbprofil
Auch am Konstantinbogen (Arco di Constantino) kommen wir vorbei.
Davor sind einige fette Steinblöcke aufgestellt, hier probieren Ela und ich unsere „Hercules & Xena“- Kräfte aus.
Allerdings ist es uns nahezu unmöglich die Steine zu bewegen.
Ich bin ja der Meinung, dass sich die Steine schon bewegt haben, aber meine Mitreisenden sehen das irgendwie anders 😉
Gleich nebenan: Der Triumphbogen des Constantin
Warte Ela, das schaffst du nicht allein! Aber jetzt! Mit vereinten Kräften…
Nachdem wir uns am dunklen Kolosseum satt gesehen haben, geht es wieder zurück in Richtung Hotel.
Hierfür gehen wir allerdings noch einen kleinen Umweg in Richtung Süden, um den Circus Maximus zu streifen und dort die Metro Linie B zu nehmen.
Heute ist der Circus Maximus eigentlich nur noch eine überwachsene Grünfläche, damals allerdings die Wagenrennenarena. Die offizielle Rennstrecke, wo man vielleicht den großen Preis von Italien in der Formel 1 austragen würde.
Wir erhoffen uns von diesem Schwenk einen kleinen Supermarkt zu finden, der uns für die Nacht mit Abendessen und mit etwas zu trinken ausstattet.
Denn unsere Vorräte, die wir heute Nachmittag im SPAR- Markt ergänzt haben, sind natürlich nahezu erschöpft.
Vor allem Wasser ist eine wichtige Sache und so spazieren wir die Via di S. Gregorio entlang und hoffen hinter dem Circus Maximus irgendwo abseits der Touristenströme einen Supermarkt zu finden.
Da wir auf dem kurzen Stück bis zur Metro nichts gefunden haben, was auch nur annähernd mit einem Supermarkt konkurieren könnte, setzen wir unsere Reise mit der Metro fort und fahren erstmal in Richtung Hotel.
Das Kolosseum von hinten und von der Via die San Gregorio aus
In der Nähe unseres Hotels (U-Bahn Station Castro Pretorio) verlassen wir die Metro wieder und schlendern nun hungrig und mit schmerzenden Füßen durch das nächtliche Rom.
Ein wenig gruselig ist es ja schon, aber für Ängstlichkeiten bleibt uns keine Zeit, wir müssen auf jeden Fall noch einen Supermarkt finden!
Wo zum Henker kaufen denn die Römer ein?
Ich meine hier leben, etwa -keine Ahnung- vielleicht 2 Mio. Menschen?
Die müssen doch mal zum Einkaufen gehen! Oder essen die nur Pizza und Nudeln vom „Italiener“?
Roms Metro bei Nacht Endlich etwas ruhiger
Porta Pia bei Nacht Hier muss doch irgendwo ein Supermarkt sein…
Wir irren durch die Straßen Roms immer auf der Suche nach einem Supermarkt.
An einer Straßenecke finden wir schliesslich ein paar Ordnungshüter, die gerade damit zu tun haben ein paar Knöllchen auszustellen.
Na bestens, die frage ich mit meinem baustellenitalienisch (Anja und ich absolvieren gerade einen Anfängerkurs „Italienisch“ in der Volkshochschule) wo denn der nächste Supermarkt sei, aber irgendwie muss ich da was verwechselt haben.
Die weibliche Ordnungshüterin versteht gar nichts und der italienische Ordnungshüter versucht es daraufhin für uns total ungewohnt mit sehr merkwürdigen, aber vor allem langsamen, Wortfetzen uns den Weg zu einem Supermarkt zu erklären.
Ich merke mir die „Gebärdensprache“ so gut es geht, bedanken uns artig und machen uns auf den Weg.
Verstanden haben wir zwar nichts, aber die Richtung müsste zumindest grob stimmen.
Auf geht’s!
Unterwegs klärt mich Ela auf, dass die männliche italienische Politesse (ist das dann ein Politesser? 😉 uns den Weg nicht auf Italienisch, sondern mehr auf Französisch erklärt habe.
Nanu! Jetzt bin ich aber verwirrt, ist denn mein Italienisch so schlecht, dass ich unbewusst meine verkümmerten Französischkenntnisse (5+6te Klasse Realschule) hierfür verwendet habe?
Das wäre aber ein Fauxpas…
Die Wegbeschreibung hat wie gesagt nur grob die Richtung vorgegeben, aber den Supermarkt wollen wir nicht so recht finden. Wir halten krampfhaft Ausschau, teilen uns auf, checken Parallelstraßen und prüfen die Stichstraßen. Nichts. AAARGH! Wir werden in einer Millionenmetropole verhungern und verdursten, wenn uns nicht vorher unsere schmerzenden Füße umgebracht haben…
Auch sehe ich niemanden, der zum Beispiel Supermarkttüten trägt und bei unserem „Glück“ ist der Markt um diese Zeit (kurz vor 20 Uhr) bereits geschlossen.
Die Straßen sind mittlerweile, mal abgesehen von den vorbei fahrenden Autos, komplett menschenleer. Wir sehen auch sonst niemanden, den wir vielleicht ein weiteres Mal fragen könnten.
Wir sind mit unserem Latein am Ende.
Wir sind hungrig, durstig, uns allen tun die Füße weh, wir müssen aufs Klo und wir haben keine Ahnung, ob wir hier irgendwo einen Supermarkt finden werden geschweige denn den Weg nach Hause noch korrekt zusammen bekommen.
Das Universum muss helfen! Was in Schottland und in Dänemark funktioniert hat, (wenn auch bisher nur mit dem Wohnmobil) sollte auch in Rom klappen und so bestellen Anja und ich beim Universum einen Supermarkt, der hier irgendwo in der Nähe auf dem Weg nach Hause liegt.
Während wir über die unschöne Situation auslassen und uns noch beratschlagen, in welche Richtung wir nun gehen könnten oder ob wir abbrechen sollen, ruft Ela den allgemeinen Frust am lautesten heraus: „Mann, wo ist denn hier ein blöder Supermarkt?!“ einfach so mitten in unsere Runde und dazu auch noch gut hörbar quer über die Straße.
Und dann passiert das Unglaubliche!
Ein zufällig vorbei kommender Passant, komplett in schwarz gekleidet mit einer tief ins Gesicht gezogenen Kapuze eines Sweat-Shirts geht ohne anzuhalten in die Richtung, aus der wir eben noch gekommen sind und raunt uns quasi im Vorbeigehen zu: „Nächste rechts, geradeaus, wieder rechts!“.
Wir stehen mit offenem Mund da! 😮
Ich meine, wer rechnet denn bitte mitten in der Nacht in einer menschenleeren Straße damit einen deutsch sprechenden Passanten zu finden, der auch noch so freundlich ist und uns den Weg quasi im Vorbeigehen zu einem Supermarkt erklärt?!.
Wir rufen ein „DANKE!“ hinter dem jungen Mann hinterher, aber der zeigt keinerlei Reaktion oder Anzeichen, dass er unseren Ruf vernommen hat.
Er biegt kurz darauf in eine Seitenstraße ab und ist genau so schnell verschwunden, wie er hinter uns aufgetaucht war.
Zögerlich setzen wir uns nach seiner Wegbeschreibung in Bewegung.
So ganz sicher sind wir mit der Wegbeschreibung noch nicht und zumindest die genannte Zugangstraße habe ich vorhin im Vorbeigehen als Stichstraße untersucht, da war nichts.
Vielleicht ist das auch nur ein Trick, um uns in eine dunkle Seitenstraße zu locken?
Ach egal, dies ist die einzige Chance, die wir haben und so setzen wir uns vorsichtig nach der Wegbeschreibung in Bewegung.
Ich schaue mich öfters mal um, aber nach wie vor kann ich weder vor uns noch hinter uns eine Menschenseele entdecken.
Strange…
Die Wegbeschreibung hat übrigens gepasst!
Keine 5 Minuten später stehen wir vor einem großen Supermarkt der Kette Supermercati GS in der Via Tevere , der tatsächlich noch geöffnet hat.
Das ist wirklich ein kleines Wunder, was so nur auf Reisen unterwegs passieren kann.
Sowas erlebt man nicht im Alltag, sowas gibt es nur unterwegs. Irgendwie geht es immer weiter…
Wer war nur der fremde Mann?
Diese Frage wird uns alle noch den weiteren Abend beschäftigen.
Mitten in der Nacht kommt der hier des Weges, versteht unsere Sprache nach einem gar nicht für ihn bestimmten Ausruf des Ärgernisses (von Ela) und ist dann noch so freundlich uns den rechten Weg zu weisen.
Ob das Universum den geschickt hat?
Das wird wohl eines der vielen ungelösten Geheimnisse bleiben, aber eines ist mal sicher:
Zufall kann das ganz bestimmt nicht gewesen sein!
Als erstes kaufen wir mal den Laden leer!
OK, leer ist natürlich übertrieben, wer sollte das auch alles tragen (?), aber wir erfreuen uns an der reichhaltigen Auswahl, die uns der Supermarkt bietet.
Neben einem frischen Stück Braten kaufen wir noch Schinken, ein paar Brötchen, Milch, Joghurt, Scheibenkäse und natürlich Wasser für die Nacht. Aber auch an Knabbereien und Cola für das Spätprogramm denken wir.
Alles in allem haben wir für das Abendbrot um 23 Euro ausgegeben, ist zwar nicht sooo günstig, aber in Anbetracht der Umstände werden wir uns garantiert nicht beschweren!
Nachdem wir den Supermarkt verlassen haben vertrauen wir ganz auf die navigationstechnischen Fähigkeiten meiner lieben Frau Anja, die sich trotz aller Umwege und Ausflüge in die Seitenstraßen den Weg recht gut gemerkt hat. Ich wäre alleine wahrscheinlich wieder in die komplett falsche Richtung gelatscht und hätte mir dann wohl irgendwann ein Taxi genommen…
Vollbepackt erreichen wir gegen kurz nach 8 wieder unser Hotel.
Nur kurz die Schuhe ausziehen und ankommen, einen kurzen Klobesuch absolvieren und dann kommen wir zum letzten Mal an diesem Abend zusammen.
In unserem Zimmer teilen wir unsere Lebensmittel auf und dann ziehen sich Suse und Ela zurück in ihr Zimmer und verbringen den Rest des Abends unter sich.
Viel kann nicht mehr passiert sein, denn die beiden sind genau so fertig, wie wir es sind und wir sind recht schnell nach dem Abendessen und einer kurzen Dusche eingeschlafen.
Abendessen: Brötchen, Milch, Saft, Schinken, Käse und Fruchtzwerge
Zitat des Tages
(als wir eingecheckt hatten und im Foyer das kostenlose Internet- Terminal gesehen haben, Ela zu mir, ich zu Ela):
„Mal sehen, ob wir ein Wochenende ohne Internet auskommen werden…“