Ohne jegliches Zeitgefühl wachen wir irgendwann auf. Also mit „wir“ meinen wir natürlich Nils, der die heutige Frühschicht übernimmt. Wie immer in letzter Zeit.
Aber ob er wirklich so „früh“ ist, wie wir es empfinden, wissen wir gar nicht. Denn es ist ziemlich grau draußen, ein Sonnenstand ist nichtmal zu erahnen (selbst wenn wir daran die Uhrzeit in etwa abschätzen könnten) und auch sonst ist es ziemlich ruhig.
Manchmal kann man sich ja an den übrigen Campern orientieren. Packen sie noch, oder reisen sie schon ab und so.
Wir bleiben noch einen Moment liegen und quatschen darüber, wie frisch es doch die letzte Nacht gewesen ist. Tja man merkt schon, dass wir schon längere Zeit nicht mehr „draußen“ waren, wir sind vom Wohnungsgeschlafe wieder mal richtige Weicheier geworden.
Wir stehen auf und decken kurz darauf draußen den Frühstückstisch. Alles, was wir dazu brauchen haben wir ja gestern eingekauft. Zwar soll es theoretisch auch irgendwo einen Bäckerwagen auf dem Platz geben, aber den müssen wir zum Glück nun nicht suchen.
Suchen müssen wir dafür aber unsere elektrische Fliegenklatsche! Wieder einmal besuchen uns nämlich, kaum dass wir Milch, Wurst und Co auf dem Tisch zurecht gelegt haben, ein paar Wespen! Schon gestern haben wir 4 Stück beim Abendessen gebrutzelt und anschließend auf einer Treppe mit einem Schuh kaltblütig erschlagen, heute kommen zwei weitere Kadaver hinzu. Noch 4 mehr und wir sprechen bald von einem Insektenmassengrab, welches wir hier unmittelbar neben dem Zugangsweg zum Servicehaus erreichten. Wenn das so weiter geht, muss ich eine Grube ausheben…
Schön ist aber, dass es mit der elektrischen Fliegenklatsche wirklich total easy ist, die störenden Mistviecher zu killen. Einfach unter Strom setzen, dann einen Moment warten, bis sich die Wespe ein Ziel ausgesucht hat und darauf zusteuert und dann *wutsch*! Es reicht, die Wespe damit nur irgendwo zu berühren, schon hängt sie im Drahtgitter fest und kann sich nicht mehr bewegen. Einfacher geht es nicht, eine der besten Erfindungen, seit wir Camper sind!
Zuerst gibt es ein leckeres Frühstück… …dann gibt es ein wenig Frühsport auf dem Trike! 😉
Nach dem Frühstück räumen wir kurz auf und Anja erledigt den Spüldienst. Nils rollt derweil mit seinem Puky über die Campingwiese und spielt, während ich ihn mit einem Auge beobachte und mit dem anderen versuche ein in holländischer Sprache geschriebenes Informationsheftchen über Sehenswürdigkeiten in Belgien zu entziffern. Haben wir gestern beim Einchecken in der Rezeption mitgenommen und schauen nun, ob vielleicht das ein oder andere Ziel für heute als Alternativprogramm zum Pool in Frage kommen könnte, wenn es so kalt, sonnenlos und kabbelig bleibt.
Ob wir später am Tage vielleicht wirklich ein Alternativprogramm brauchen, wird das Wetter zeigen. Für den Moment aber wollen wir erstmal doch ein zweites Mal rüber nach Holland und Maastricht fahren. Aber nicht, um uns dort die Stadt anzuschauen (dann würde es ja ein ganz gewöhnlicher Urlaub mit Sightseeing werden 😉 sondern um doch noch einen holländischen Supermarkt zu plündern. Muss einfach sein! Sei es für Cola in pfandfreien Dosen, sei es für Vla oder für Kaffee. Wir brauchen das! Das holländische Gefühl! Also setzen wir uns gegen 11 Uhr wieder ins Auto und düsen ein weiteres Mal in Richtung Lanaken und Masstricht.
Kaum abgefahren, halten wir auch kurz darauf an einer belgischen Tankstelle an und tanken den Wagen voll. Immerhin 6 cent Unterschied zu unseren Spritpreisen daheim und gute 20 cent von dem entfernt, was Super95 in Holland kostet! Zwar würden wir auch mit dem Restsprit wieder nach Hause kommen, aber wie gesagt: 6 Cent und tanken muss man ja sowieso.
Kaum sind wir über die Grenze gefahren, passieren wir kurz darauf auch den kleinen Spar- Supermarkt, den wir schon von der Anreise her kennen. Hier könnten wir nun natürlich eben kurz reinhüpfen und alles kaufen, was wir wollen. Aber das wäre zu wenig. Denn zu sehr sind unser Stolz und unser Ehrgefühl von gestern noch angekratzt, dass wir trotz Kurverei durch den Ort keinen Supermarkt gefunden haben. Das soll sich nun heute ändern. Wir halten also wieder einmal Kurs auf die Innenstadt Maastricht und kurven dann erneut durch die Straßen, immer auf der Suche nach einem Albert Heijn oder einem C1000.
Und fast scheint es so, als müssten wir auch dieses Mal unsere Suche unverrichteter Dinge wieder abbrechen. Denn wieder einmal finden wir gar nichts. Final überqueren wir sogar die Maas und fahren auf der gegenüberliegenden Seite wieder raus aus Maastricht, um unser Glück dann in den Vororten zu versuchen.
Manchmal finden sich ja hier in Holland Werbetafeln mit entsprechenden Hinweisen zum nächsten Supermarkt. Und wir haben auch im Besonderen danach geschaut, aber so sehr wir uns auch die Augen ausgucken, dieses Mal will sich einfach kein Schild einstellen. Mist.
Dann aber entdeckt Anja doch noch ein Schild mit einem möglicherweise passenden Hinweis. „Winkel Irgendwas“ steht drauf. Und da wir wissen, dass „winkeln“ einkaufen heißt, folgen wir einfach mal der Beschilderung. Und wir haben Glück! Kurz darauf landen wir in einer Einkaufsstraßen eines mittelgroßen Vorortes von Maastricht, wo sich auch ein Albert Heijn befindet. Glück gehabt, unser Einkaufsurlaub kann beginnen! 😉
Endlich!!! Ein holländischer Supermarkt. Toll! 🙂 Nils? Den parken wir heute hier in der Kinderecke. . 😉
Und wir kaufen holländische Spezialitäten! Käse… …und fluffiges Quetschbrot, auch „Brodje“ genannt. Mjam.
Wir laden unseren Wagen ordentlich voll, kaufen Wurst und Käse, dazu Hühnchen, Kartoffeln und Bratwurst zum Mittagessen. Auch ein paar Chips dürfen heute in den Einkaufswagen und natürlich auch einige Kaffeepads. Nur das große Sortiment an Kaffee ist hier nicht dabei. Also so, wie wir es z.B. von Venlo und Roermond her kennen. Aber da ist der Kaffee ja auch ein Zugpferd für die deutschen Tagestouristen, während hier in einem Vorort von Maastricht wohl weit weniger deutsche Touristen ihren Wochenendeinkauf bestreiten. Macht ja aber auch nichts, wir sind eh nicht so die großen Kaffeetrinker.
Da wir viele frische Sachen gekauft haben, fahren wir gleich wieder zurück in Richtung Lanaken. Wir überlegen zwar kurz, ob wir vielleicht doch eine kleine Besichtigung der Maastrichter Innenstadt angehen sollen, entscheiden uns dann aber dagegen. Zu lange hat die Kurverei gedauert und zu sehr sind wir eigentlich an der Mittags- Schlafenszeit von Nils dran, als dass wir hier jetzt noch durch die Stadt spazieren. Klar könnten wir versuchen ihn im Kinderwagen durch die Stadt zu schieben und vielleicht schläft er dabei auch ein, aber dann würde es später am Nachmittag mit dem Baden vielleicht zu knapp werden. Denn nach unserer Rückkehr zum Campingplatz würde Nils vielleicht doch noch sein „richtiges“ Mittagsschläfchen machen wollen und dann wird es locker 17 Uhr, bis er wieder wach ist. Zum Baden im Pool wäre es dann aber zu spät und sicherlich auch zu kalt, also nehmen wir gleich Kurs auf die belgische Grenze.
Wir halten nur noch einmal kurz, um doch noch in den SPAR- Supermarkt zu springen. Dort haben sie nämlich für nur 14 Cent die Dose die „Highway- Cola“ in 0,33l Dosen, die ich im Albert Heijn nicht gefunden habe. Und da die einigermaßen brauchbar schmeckt, packen wir den gesamten ausgestellten Vorrat des Ladens (immerhin 21 Dosen) in den kleinen Einkaufswagen, den Nils auch kurz darauf tapfer an die Kasse schiebt.
Noch ein kurzer Stopp beim Spar- Supermarkt bringt… …einen vollen Einkaufswagen pfandfreier Cola in Dosen. 🙂
Zurück in Belgien lassen wir Lanaken links liegen und fahren gleich durch zu unserem Campingplatz. Schon an der Einfahrt fallen uns einige der Mädchen auf, die noch vorhin unsere Nachbarn waren. Also werden die wirklich heute abgeholt, schon zum Frühstück sind uns deren Packaktivitäten ja nicht verborgen geblieben. Damit steht übrigens auch fest, dass die Mädels kaum um 18 Jahre alt sein dürften, denn sonst hätte zweifelsohne mindestens eine der Mädels einen Führerschein nebst Auto. Da sie aber offenbar alle auf das „Mama- Taxi“ warten, sind sie deutlich jünger.
Schon komisch. Früher wäre mir das total egal gewesen, wie und wo unsere Mitcamper anreisen und wieder nach Hause kommen. Heute aber sehe ich Nils, gerade 14 Jahre alt, mit seinen Freunden irgendwo zelten. Ohne uns. Ob mir dieser Gedanke gefällt weiß ich aber noch nicht! Und es ist schwer vorstellbar. Auch Anja grübelt über das Alter der Mädels. Allerdings aus einem anderen Grund, denn ihr sind die Reste eines kleinen Alkoholgelages in den Abfalltüten der Mädels noch in guter Erinnerung. Und das waren nicht nur Bierdosen, die sich darin befanden!
Wie ich schon sagte, ich kann es mir im Moment nur schwer vorstellen, wenn Nils mal eines Tages allein zum Campen aufbrechen will. Aber zum Glück müssen wir uns darüber heute noch keine Gedanken machen, denn zum Campen mit seinen Freunden ist Nils natürlich noch viel zu klein und das ist auch gut so. Da haben wir noch ein wenig Zeit, um uns an diese Gedanken noch zu gewöhnen.
Zurück am Wohnwagen kochen und brutzeln wir sogleich unser Mittagessen. Nils soll ja was in den Bauch bekommen, bevor er ins Bettchen muss. Und zu unserer Freude schmeckt besonders die holländische Bratwurst richtig lecker! Hat so gar nichts mit Frikandel und Fleischkrokette zu tun, sondern schmeckt richtig herzhaft und könnte auch bei unserer deutschen Oma mit Kartoffeln und Salat serviert werden. Mjam!
Papa und Nils brutzeln Hähnchen und Bratwurst. Dazu Kartoffeln und Tomaten gibt ein leckeres Mittagessen.
Nur blöd, dass wir noch während des Essens wieder einmal Opfer unseres „genialen“ Standplatzes werden. Denn während wir so sitzen und kauen, kommt eine wirklich wuchtige Frau mit einem noch wuchtigeren Klotank um die Ecke! Ausgerechnet jetzt!!
Meine Hoffnungen zerschlagen sich kurz darauf, dass sie vielleicht gar nichts mit dem Klotank anfangen will. Immerhin sind es ja selten die Frauen, die sich auf einem Campingplatz mit dem Entleeren des „Kackkistchens“ beschäftigen müssen. Andererseits ist diese Wuchtbrumme und Powerfrau ohne mit der Wimper zu zucken körperlich sofort in der Lage, auch 2 Kassetten dieses Kalibers zu tragen! Und kurz darauf ist es dann auch soweit, sie leert wirklich den Tank!
Wenigstens waren wir fast fertig mit dem Essen, als das Geplätscher der sich entleeren Kassette akkustisch über unser Mittagessen legt.
Bah!
Was haben wir nur verbrochen, dass wir direkt neben der Entsorgungsstation stehen müssen?! Der Albtraum aller Camper in der Hochsaison. „Na wenigstens haben wir dann was zu erzählen“ meint Anja. Recht hat sie, obgleich ich darauf auch gern verzichtet hätte.
Nach dem Essen gehe ich schnell unsere Sachen wegspülen. Zum Glück ist das Servicehaus ja nicht weit! Und obwohl Nils eigentlich ins Bett sollte, will er unbedingt mit. Na gut, dann kommt er eben etwas später ins Bett. Wird schon gehen.
Quengelig ist er natürlich schon, seine Schlafenszeit hatten wir eigentlich schon beim Mittagessen überschritten. Das rächt sich jetzt, denn er will einfach nicht in den Schlaf finden, als es Anja kurz darauf versucht. Und sie versucht es lang! Immerhin bis 15 Uhr bleibt sie bei ihm im großen Wohnwagenbett, bis wir aufgeben. Das wird heute nichts mehr mit Mittagsschlaf. Spätestens, als Nils am Fenster steht und dort herum turnt, wird uns das klar. Wenigstens ist er aber wieder einigermaßen gut drauf, dass wir dann doch mal zum großen Pool gehen können.
Dafür sind wir ja schließlich hier.
Wir packen also unsere Schwimmsachen und spazieren den kleinen Weg rüber zum Bootsteich und Schwimmbad, wenig später können wir uns an einer fast freien Auswahl einer Liege erfreuen. Nix los hier! Neben uns ist noch eine andere Familie mit 2 Kindern da, dazu liegen einige Halbwüchsige auf der großen Liegewiese auf einer Decke. Das wars! Unglaublich, aber auch schön! Denn genau so hab ich mir den Schwimm- Nachmittag auch vorgestellt. Wenn ich mir dagegen unsere Freibäder an einem Feriensamstag so vorstelle, bekommt man vom Ölwasser, vollen Bassins und langen Schlangen an den Fressbuden das kalte Grauen!
Hier aber haben wir nun beide Becken fast ganz für uns allein, was wir natürlich genießen! Nur etwas frisch ist es nach wie vor! Der Wind besonders!
Dennoch planschen wir im Wasser und lassen es uns richtig gut gehen.
Es wird ein richtig schöner Nachmittag mit allem, was so dazu gehört (inkl. Schwimmen, Planschen, Ball spielen, auf der Liege sonnen und eine Schale Pommes essen!).
(Die folgenden Bilder am Pool wurden alle mit dem Handy aufgenommen, die Bildqualität ist daher entsprechend…)
Planschen im Pool, oben oder unten. Total super. Und nix los hier! Komisch, aber uns gefällt´s! 🙂
Im Kinderpool kann Nils schön planschen. Und Papa hat den Knirps von der Liege prima im Blick
Dürfen beim Freibadbesuch nicht fehlen: Pommes! Und dann? Erstmal ein Verdauungsschläfchen in der Sonne.
Wir baden, so lange wir es selbst aushalten und gerade noch verhindern können, dass Nils Schwimmhäute zwischen den Fingern wachsen. Immer wieder will der kleine Mann ins Wasser. Kann ich verstehen. Immer wieder müssen wir ihn aber auch dick ins Handtuch einmummeln, weil der Wind doch sehr frisch ist. Hoffentlich wird unser Bub davon nicht noch krank.
Gegen 17 Uhr aber ist dann endgültig Schluss. Die Sonne steht inzwischen so tief, dass sie uns in den kurzen Badepausen nicht mehr wirklich aufheizen kann und so packen wir alles zusammen und spazieren zurück zu unserem Wohnwagen.
Wir kommen gerade rechtzeitig um mitzuerleben, wie auch die letzten Mädels von nebenan von ihren Eltern abgeholt werden. Ein Ford Focus mit Aachener Kennzeichen fährt auf den Platz und lädt ein, was ins Auto passt. Dummerweise passt nicht alles rein, ein fetter Müllsack bleibt als Überbleibsel stehen und zeugt davon, dass hier einmal Menschen gehaust haben.
Das unsere Vermutung der Herkunft der Mädels (aus dem Aachener Umland) stimmt, ist dabei nur ein schwacher Trost. Dennoch sehen wir das nicht so schlimm mit dem Müll. Denn zum einen gehört es für uns dieses Wochenende einfach zu den bereits bedienten Klischees mit schräger Parzelle neben dem Chemieklo einfach dazu und zum anderen handelt es sich beim Müllsack um einen der „offiziellen“ Platzmüllsäcke, die man hier für 1,50 den Sack kaufen muss. Nur mit diesem wird der produzierte Müll nämlich mitgenommen. Und da der Sack nur auf den ersten Blick prall gefüllt ist, packe ich kurzerhand unseren Beutel einfach dazu. Problem gelöst.
Der Rest des Nachmittags klingt dann in und rund um den Wohnwagen aus. Nils fährt abwechselnd eine Runde mit seinem Puky, jagt den selbst gepusteten Seifenblasen hinterher oder sitzt am Steuer unseres Autos und spielt „brumm-brumm“, optisch von der blinkenden Warnblinkanlage untermalt.
Ein schöner lauer Sommerabend mit wenig Wolken. Da trocknen die Handtücher im leichten Sommerwind ganz fix
Und Nils? Der pustet sich ein schöne bunte Seifenblasen… Oder er spielt wieder eine Runde „brumm-brumm!“
Mit zunehmender Stunde wird Nils natürlich auch müder, was sicherlich am fehlenden Mittagsschlaf liegt. Bevor wir Nils aber dann doch ins Bett bringen, gibt es noch einen kleinen Abendsnack in Form eines Brötchens und einer Banane. Dann marschiert Anja ihre Haare waschen (hatte ich schon erwähnt, dass sie dafür nicht weit laufen braucht? Wir stehen ja glücklicherweise direkt neben dem Servicehaus… *grummel*) und ich versuche Nils in der Zwischenzeit zum Anziehen des Schlafanzuges zu überreden. Mit dem Versprechen, dass er nochmals „brumm-brumm“ machen darf, gelingt es mir dann auch. Trotzdem war die Idee nicht die beste, denn als Anja zurück kommt und Nils eigentlich ins Bett bringen würde, sitzt unser Nachwuchs noch immer am Steuer und will partout das Auto nicht verlassen.
Irgendwann bekommen wir Nils dann aber doch ins Bett. Endlich. Schwere Geburt! Es passiert einfach auch am Abend noch so viel auf einem Campingplatz, dass er in seiner momentanen Entwicklungsphase nur schwer zu Ruhe kommt. Am liebsten wäre Nils überall dabei. Selbst, als ihm fast die Augen von allein zufallen und er quengelig über den Platz stolpert, will er bei den Nachbarskindern noch mit Fußball spielen.
Als er aber dann endlich im Bett liegt, Mama und Papa als Einschlafhilfe neben sich versteht sich (Mama und Papa könnten ja sonst alleine ohne mich was machen…), schläft er fast abrupt ein.
So ein lieber Junge! War wieder einmal ein aufregender Tag für ihn, aber wir denken, es hat unserem Sohnemann trotzdem ganz gut gefallen.
Und was machen wir jetzt? Es ist gegen 21 Uhr und wir liegen im Bett. Im Wohnwagen was machen können wir nicht, das ist zu hell und macht zuviel Lärm. Zur Taverne spazieren geht auch nicht, denn selbst, wenn wir dem dort heute Abend stattfindenden „holländischen Abend“ beiwohnen wollten, wir können Nils ja nicht alleine lassen! Bliebe nur vor dem Wohnwagen unter der Markise sitzen und dem Abend zuschauen, wie er seine dunkle Decke über Platz und Wohnwagen legt. Immer mehr.
Eine gute Idee eigentlich! Fehlt eigentlich nur ein Fläschchen Wein dazu und spontan wissen wir, warum wir früher so viele Eltern auf den Campingplätzen in ihren Vorzelten haben sitzen sehen. Die können ja sowieso nichts anderes machen! Nun verstehen wir es.
Unser „Sitzen vor dem Vorzelt“ wird leider ein wenig dadurch getrübt, dass es draußen schon ordentlich frisch ist! Also sitzen wir in Jogginghose und Jacke vor der Türe und schauen einfach nur über den Platz. Für die Wärme, zumindest die Wärme von innen, fehlt uns leider der Wein. Hätten wir aber eine Flasche gehabt, wir hätten sie unter Garantie heute Abend geleert.
Dennoch kommen wir auch ohne Alkoholika ans Lachen!
Denn während wir so vor der Türe sitzen und ich ein paar Notizen in den Reisebericht klimpere, schaut wieder mal ein freundlicher Mitcamper vorbei. Im Schlepp eine prall gefüllte Kassette seiner Campingtoilette, die er offensichtlich knapp 2 Meter neben uns zu entsorgen gedenkt.
Und tatsächlich: Nur kurze Zeit später gluckert und zischt es (Für Nichtcamper: das zischen kommt vom Öffnen des Druckausgleichventils an der Kassette, das haben wir auch). Und das so laut, dass wir es gar nicht überhören und ausblenden könnten, selbst wenn wir wollten.
Hat ein bisschen was von den Kabinenklos einer Autobahnraststätte. Wenn schon 2 oder 3 Kabinen besetzt sind und dann kommt der peinliche Moment wenn man sich setzt und erst einmal ordentlich… Naja. Ihr wisst schon, was wir meinen.
Genauso ist es im Moment bei uns auch. Neben uns entleert einer seinen Kacktank während wir versuchen, die Idylle eines lauen Sommerabends im August genießen.
Herrlich. Besser könnte die Campingidylle eigentlich nicht sein…
Gegen kurz nach 21:30 Uhr macht sich Anja dann doch noch einmal auf den Weg zur Taverne. Einfach mal schauen, was der holländische Abend so zu bieten hat. Für einen kurzen Moment überlegen wir dann sogar, ob wir beim Zelt der Nachbarn das junge Mädchen fragen sollen, ob es sich ein paar Euro zum Taschengeld dazu verdienen will, indem sie auf den schlafenden Nils aufpasst. Wird er doch wider Erwarten wach, kann sie uns ja anrufen und wir kommen gleich runter.
Andererseits kennen wir die Nachbarn auch noch gar nicht und wenn man noch kein Wort gewechselt hat (die sind ja heute erst angekommen) ist so eine Bitte natürlich auch irgendwo blöd. Auch machen sich die neuen Nachbarn gerade bettfertig, also ist es für einen Aufpasserjob eh schon zu spät. Anja spaziert also alleine rauf und will versuchen, mir ein wenig was vom holländischen Abend mitzubringen. Nicht, dass ich daran Bedarf hätte, aber es ist ja nett! 😉
Also nimmt sie Geld und Kamera und spaziert los. Schauen wir mal.
Nach einer guten halben Stunde kehrt Anja zurück und sofort sprudelt es aus ihr heraus.
Zu meiner Überraschung berichtet sie aber nichts vom holländischen Fest, sondern von einem Zeitsprung, den sie erlebt hat!
Kaum hat sie die Taverne hinter sich gelassen, sei sie den Versorgungsweg entlang spaziert. Bei totaler Dunkelheit. Einzig das schummerige Licht aus den Holzhütten gibt diffuses Licht ab. Dazu die Bäume, der geschotterte Weg, das alles fühlt sich für Anja wie in einer anderen Zeit vor hundert Jahren an! Wie in einer kleinen Siedlung irgendwo am Waldrand. Ohne Strom, ohne Beleuchtung, ohne Straßen. Und wahrscheinlich mit Wölfen, die nachts den Mond anheulen.
Tja, bei Nacht und Dunkelheit kommen halt die Urempfindungen in uns zum Vorschein.
Natürlich frage ich Anja auch, was es denn mit dem holländischen Abend auf sich hat. Nicht, dass ich daran besonders interessiert wäre, aber ich bin doch neugierig!
Besonders, weil doch gerade ein „holländischer Abend“ in Belgien der Gipfel eines Urlaubs in einem Land sein kann, was wir eigentlich gar nicht besuchen wollten! Aber es reiht sich nunmal nahtlos an die vielen Erlebnisse dieses kleinen Kurzurlaubs an, die uns eigentlich schon die ganze Zeit in Holland gewähnt haben. Das es dann zur Krönung am Abend vor unserer Abreise sogar noch einen holländischen Abend gibt, ist doch eigentlich nur logisch.
Anja berichtet, dass es tatsächlich orange Fähnchen gäbe. Und Pommes. Und die Bedienung laufe komplett in orange herum. Ansonsten aber gebe es eben viel Bier und dazu einen Entertainer, der auf Holländisch Witze erzählt. Also nix, was wir nicht auch ohne holländischen Abend genießen könnten.
Und so lassen wir den Abend ausklingen. Ich tippe weiter an unseren Reisenotizen, Anja schaut derweil in der Kamera nach den Urlaubsbildern.
Es könnte trotz aufziehender Kälte ein schöner Abend werden, wenn es nicht so laut wäre! Dies allerdings nicht vom holländischen Abend aus der Taverne, sondern vom benachbarten Campingplatz! Dort ist offenbar ein Fest im vollen Gange und laute Musik schallt somit auch zwangsweise zu uns herüber. Tja. Es sind halt Ferien und das ist die dazu gehörende obligatorische Animation.
Der „holländische Abend“ in der Taverne Jocomo in Bildern Auf der Terrasse geht es gemütlich zu. Bei Bier…
…holländischer Musik und unter „oranje Wimpeln“. Ein kleiner Abstecher zum Pool und zur Poolbar:
Schwimmen und planschen tut heute natürlich keiner mehr und auch die Poolbar ist verrammelt und verwaist
Zitat des Abends: 21 Uhr, Nils ist gerade eingeschlafen. Wir liegen wach neben ihm im Bett und grübeln darüber, was wir mit dem angefangenen Abend noch anstellen wollen. Wir überlegen, ob uns der „holländische Abend“ in der platzeigenen Taverne gefallen könnte.
Anja: „Was wird es da schon geben? Holländischen Käse. Holländische Frikandel. Holländisches Bier und ein paar holländische Fähnchen. Und Holländer – verkleidet als Holländer!“ 😀