Wieder mal ist es unser kleiner Nils, der als rein biologischer Wecker dafür sorgt, dass wir nicht zu lange in der Poofe liegen.
Oh- Mann! Fast pünktlich auf die Minute ist wieder mal um kurz vor 8 Schluss mit lustig im Bettchen liegen. OK, ok, ich stehe schon auf.
Aber anders als gestern, eile ich zunächst alleine rüber zum Servicehaus, um die obligatorische Morgentoilette und Dusche zu erledigen.
Danach hole ich gleich ein paar Frühstücksbrötchen (bevor es später keine mehr gibt) und spaziere dann zurück zum Wohnwagen.
Gedankenverloren schaue ich dabei zum Himmel und will mal hoffen, dass es heute etwas weniger Regen und dafür mehr Sonne geben wird. Na hoffen wir mal das Beste, im Moment kann man aufgrund des Wolken- Sonne- Mix am Himmel jedenfalls noch keine eindeutige Tendenz erkennen.
Der nächste Morgen: Ein paar Wolken zieren den Himmel Blick aus dem Vorzelt auf unseren „Hausberg“
Blick über unsere Campingwiese. Sieht gut aus heute! Ich spaziere zum kleinen Euro-Camper-Laden zum Semmelkauf
Wieder am Wohnwagen angekommen freut sich Anja, dass ich ihr unseren Sohnemann für einen Moment abnehmen kann. Aber was soll ich mit ihm machen?
Eingekauft habe ich ja nun schon und auf einen Spaziergang mit dem Kinderwagen habe ich keine wirkliche Lust.
Aber baden wäre eine Idee!
Zwar nicht im Schwimmbad, dafür ist es noch zu kalt, dafür aber im Kinderbad! Gestern Abend hat Anja dieses entdeckt, es befindet sich als letzte Kabine im Duschraum der Damen.
„Etwas blöd für uns zwei Männer“ denke ich zwar, denn wenn ich zum Babybaden und Waschen einmal quer durch den Damenduschraum muss, ist das für die Damen dort ja nicht so toll. Andererseits hab ich den Laden da ja nicht hingebaut und muss das nun so nehmen, wie es ist.
Mit festem Mut und eisernem Willen schnappe ich mir also den Kinderwagen samt Nils und spaziere rüber zum Servicegebäude.
Mit Nils geht es auf zum Kinderbad! Schade, der Pool ist dafür zu kalt, ich muss weiter…
Mit Herzklopfen im Hals öffne ich kurz darauf die Türe, welche mit „Duschen Damen“ beschriftet ist.
Der Raum ist trotz seiner großzügigen Wasch- und Duschbereiche gefühlt ordentlich voll! Gleich 2 Damen schauen mich musternd an, was ich wohl hier verloren habe.
Doch bevor auch nur eine von beiden den Mund aufmacht, entdecken sie natürlich auch das Baby auf meinem Arm. Streng und kritisch beäugt darf ich zwar den Raum betreten, aber es scheint fast so, als würde mir mit meinem „Freifahrschein Baby“ lediglich die Passage durch den Raum gewährt werden. Gucken darf ich hingegen nicht, weder rechts noch links, weder vor noch zurück und überhaupt am besten nirgendwohin. Es würde mich nicht wundern, wenn mir die Damen gleich einen schwarzen Sack über den Kopf stülpen und mich zum Babywaschraum führen. 😉
Fast drohend sehe ich dieses Schicksal vor meinem geistigen Auge, als ich die Reinigungskraft erkenne.
Diese eher kräftige Dame macht hier gerade „klar Schiff“ und kümmert sich um die Hygiene, als sie mich bemerkt.
Au- weia! Fast schon entschuldigend will ich das Baby wie einen natürlichen Schutzschild vor dem Frevel vor mich halten, als sie mich völlig überrascht. Womit? Mit einem Lächeln!
Bereitwillig zeigt sie mir nämlich das Allerheiligste hier im Damenwaschraum, den wirklich ganz hinten im Eck verstecken Babywaschraum. Wie nett, da hab ich mir ganz umsonst Sorgen um Leib und Leben gemacht! 😉
Das Babybad ist wirklich gut ausgerüstet. Gut, über die Farbe in Rot bzw. Rosé (oder „Aprikot“? oder ist das „Creme“? 😉 ließe sich für uns zwei Jungs sicherlich streiten, aber die Farbe ist für uns Männer ja eigentlich sowieso zweitrangig. Hier geht es um die reine Zweckmäßigkeit und die ist zweifelsohne gegeben. Ein großes Kinderbecken ums Eck steht zur Verfügung, dazu eine breite Wickelkommode mit einer gummierten Ablage. Für das Händewaschen hinterher gibt es darüber hinaus auch ein Handwaschbecken. Passt.
Ich lasse Nils ein kleines Bad ein und freue mich über ein weiteres Gimmick, was das Babybecken anbietet. Anders, als die allermeisten Babywannen, ist diese große Eckwanne nämlich mit einer Bodenschräge ausgerüstet.
Hat den Vorteil, dass die Beine und der Beckenbereich von Wasser umgeben sind, wo hingegen der Oberkörper nur halb und der Kopf sogar komplett frei liegt.
Super! So muss ich Nils nämlich nicht festhalten, wenn ich ihn wasche und habe beide Hände fürs baden frei.
Und Nils? Der genießt das Bad! Sogar sehr!
Vergnüglich quickt er und lacht, als er mit seinen Beinen das Wasser aufschäumen und hochspritzen kann. Oh-weia, da muss ich nachher auf jeden Fall mal kurz wischen, damit die nette Reinigungsfrau nicht schlecht von uns zwei „badenden Männern“ denkt. 😉
Oh- weia Papa! Was ist das denn für eine Farbe? Das ist rot. Nee, rosa. Oder Apricot? Egal, Hauptsache baden.
Nach dem Bad geht alles andere ganz schnell. Dank einer Steckdose im Bad kann ich den Fön anschließen (weiteres Plus, gibt es auch nicht überall!) und Nils komplett trocken föhnen. Das liebt er immer sehr. Dann stecke ich ihn in einen Body (Für Männer: „Body“ = Frauen-Baby-Neudeutsch für einen Jogging- Anzug ohne Ärmel und Hosenbeine, dafür sind Ober- und Unterteil fest miteinander verbunden) und bugsiere ihn derart stadtfein zurück in den Kinderwagen.
Eigentlich hatte mir Anja ja auch Hose und Hemdchen mitgegeben, aber Nils mag das Anziehen direkt nach dem Baden nicht so gern und da im Kinderwagen ja auch eine Decke liegt, wird es bis zu unserer Parzelle schon gehen. Soll Anja ihm doch unbedingt die Winterklamotten anziehen, wenn sie darauf besteht… 😉
Nach dem Bad spazieren wir zurück zur Parzelle Wie schön doch die Sonne heute scheint! Echt schön hier
Zurück in unserem Campingglück! 🙂 Jetzt decken wir erstmal lecker den Frühstückstisch!
An unserer Parzelle angekommen decken wir gegen kurz nach 9 den Frühstückstisch und genießen dann eine knappe Stunde lang ein sehr ausuferndes und heute wirklich rein österreichisches Frühstück mit Blick auf die Tiroler Berge.
Traditionell darf, bei besonders schönen Ausblicken zum Frühstück, dann natürlich auch das fast schon obligatorische Bild meines Frühstücksbrötchens fehlen! Gibt ja Leute, die mögen unsere Bilder vom Frühstückstisch! Haben wir erst neulich lesen dürfen!
Schaut mal, wie schön meine Salami- Semmel doch den Blick auf die Berge genießen kann, bis es final in die Tiefen meines Schlundes für immer verschwinden muss.
Eigentlich ein schönes Ende für ein Salamibrötchen, oder? 😉
Im Schatten unseres Hausberges: Bergbauermilch und Kakao Ein schönes Ende! Salamibrötchen vor dem Kaisergebirge 😉
Nach dem Frühstück räumen wir schnell auf und genießen das schöne Wetter unter dem inzwischen immer wolkenloseren Tiroler Himmel.
Ja, das ist schon schön hier und eigentlich gibt es kaum etwas, was die Idylle der Bergwelt noch verbessern könnte.
Dennoch: So GANZ will der Funke in den Urlaub einfach nicht überspringen.
Ich brauche einen Moment, bis ich auch den Grund dafür erkenne und wundere mich fast schon darüber, als Anja und ich gemeinsam eine bittersüße Wahrheit erkennen müssen:
Ein Campingplatz kann nämlich auch ein Ort der Melancholie sein!
Denn während wir nach Frühstück und Abwasch so draußen vor dem Wohnwagen sitzen, reisen wieder mal einige Gäste ab.
Schon gestern war uns dies aufgefallen, dass der Platz einer relativ hohen Fluktuation unterliegt, viele bleiben offenbar nur zwei auf drei Tage hier. Einige sogar nur eine Nacht, besonders die Camper, die mit dem Wohnmobil unterwegs sind!
Das hat schon ein gewisses „rastloses reiselustiges Etwas“, was uns natürlich nicht unbekannt ist.
Denn die abreisenden Camper mit holländischen, belgischen, deutschen und sogar skandinavischen Kennzeichen fahren nicht etwas wieder nach Hause, sondern ganz offensichtlich weiter in den Süden!
Gerne tun sie dies bei ihren Nachbarn kund, vielleicht um ein wenig Neid zu erwecken: „Tschööö, wir fahren jetzt in die Sonne!“ – „Aha, vielen Dank für diese wirklich sehr wichtige Information!“ 😉
Aber auch ohne eine freundliche Verabschiedung in den Süden kann man unmissverständlich erkennen, dass die Camping- und Reisewilligen nur auf der Durchreise gen Süden sind.
Woran? Nun, an den Warntafeln für Italien!
Fast alle Wohnmobile, die hier nur für eine oder zwei Nächte verweilen, haben die besagte Warntafel Italien am Heckträger. Aber auch Wohnwagen mit Fahrradträger an der Heckwand sind gelegentlich mit diesem besonderen Reiseaccessoire ausgerüstet, welches wir als alte Italien- Fahrer natürlich sofort wiedererkennen.
Ach ja (seufz)!
Weiter in den Süden (tiefer seufz)!
Dabei ist es noch nicht einmal unbedingt das Reiseziel ansich, was mich im Moment lockt. Genau kann ich es auch nicht wirklich erklären! Aber es scheint fast so, als wäre meine innere Unruhe einfach nur dem Umstand geschuldet, dass die Leute unterwegs und auf Reisen sind.
Dieser wunderschöne Platz hier am Fuße der Berge und der Aussicht inmitten des österreichischen Lebensgefühls ist für diese Weiterreisenden lediglich ein Ort für eine Zwischenübernachtung!
Ein reiner „Check-Point“ auf der immer weiterführenden Rallye in die Freiheit sozusagen!
Zugegeben ein schöner Check-Point, keine Frage! Auch wir haben es ja schon in Bayern oder Österreich genossen, wenn wir auf dem Weg weiter in den Süden eine schöne Aussicht und einen schönen Platz zum Übernachten vorgefunden haben.
Aber jetzt? Jetzt ist hier an dieser Stelle für uns unmissverständlich Schluss, wo für andere das Abenteuer gerade erst beginnt!
Das ist schon ein wenig ernüchternd, beinahe schon deprimierend und stimmt uns schon etwas müßig.
Nach Süden, ins Abenteuer, unterwegs auf den Weltmeeren, die sich auf dem Festland Autobahn und „E- Straße“ nennen, DAS ist das einzig Wahre!
Wir aber können nur denjenigen hinterherschauen, die mit ihren Italien- Warntafeln am Heck genau dieses Abenteuer gerade erst starten.
Und wir? Abgehängt! Zurückgelassen, ja beinahe gestrandet an einem Ort, der zwar schön, aber leider auch irgendwie rastlos ist.
Ich glaube das ist es, was ich immer mit dem Wohnwagen verbunden habe und was mich immer zum Wohnmobil hat tendieren lassen. Dieses rastlose, ja dieses ewig reisewillige aber unerfüllbare Gefühl!
Steht der Wohnwagen erstmal und ist das Vorzelt aufgebaut und die Haken in der Erde, dann wird aus dem rollenden Zuhause nunmal wirklich das Ferienhaus, die kleine Hütte, die Gartenlaube im Grünen.
Schön ist sowas, keine Frage, aber es ist nicht das, was wir bislang mit (Reise-)Freiheit und Abenteuer assoziiert haben.
Jetzt, wo wir diese Form des Urlaubs erleben kommt man zwangsläufig zu einer Erkenntnis, die sich einem erst in unserer Situation, also nach einem Wechsel vom Wohnmobil zum Wohnwagen, einstellen kann.
Wohnmobil und Wohnwagen sind, obwohl sie sich optisch sehr ähneln und rein von den Ansprüchen her ebenfalls rein prinzipiell die gleichen Anforderungen an Infrastruktur wie Parkplätze oder Camping- bzw. Stellplatzparzellen stellen, zwei völlig grundverschiedene Urlaubsmittel!
Der Wohnwagen ist wirklich das reine Ferienhaus, welches für die begrenzte Dauer der An- und Abreise rein zwangsläufig hinter dem PKW hergezogen wird.
Steht der Wohnwagen aber erst einmal, wird er einfach nur zum Ferienhaus. Wie jedes x- beliebige Ferienhaus, welches ich von Skandinavien bis Sizilien auf einem Campingplatz (oder auch nicht) mieten und dort meinen Urlaub verbringen kann. Der einzige Vorteil, der den Nachteil der beschwerlicheren Anreise mit Wohnwagen am Haken gegenüber dem feststehenden Ferienhaus ausgleicht, ist das Schlafen im „eigenen Bett“, keine Überraschungen bei der Ankunft am Urlaubsort in Bezug auf die Einrichtung des Ferienhauses und die Mehrmitnahme von Gepäck, was der Wohnwagen schluckt.
Mehr aber nicht.
Eigentlich müsste man daher denjenigen sagen, die z.B. im Internet oft nach den Unterschieden, Vorteilen und Nachteilen zwischen Wohnmobil und Wohnwagen fragen mitteilen, dass es streng genommen keinen Vergleich zwischen Wohnwagen und Wohnmobil gibt!
Vielmehr und richtiger wäre hingegen der Vergleich zwischen feststehendem anzumietendem Ferienhaus und der Anschaffung eines Wohnwagens als Alternative.
Denn nur die Quintessenz aus diesen beiden Urlaubsformen Wohnwagen oder Ferienhaus ist wirklich gegenseitig vergleichbar.
Das Wohnmobil hingegen spielt in einer ganz anderen Liga und stellt seinen Besitzern vollkommen andere Möglichkeiten in einem Urlaub zur Verfügung, als es ein Wohnwagen kann.
Das ist wohl irgendwo am Ende des Tages nach zahlreichen Reisen mit dem Wohnmobil sowie der nunmehr dritten Reise mit dem Wohnwagen die gewonnene Erkenntnis.
Wir machen Ferienhausurlaub! Nur mit der Tatsache, dass wir eben unser Ferienhaus mitbringen.
Mehr ist es aber nicht!
Bleibt nur zu hoffen, dass wir in den kommenden Jahren einen weiteren gewinnenden Faktor für das Wohnwagenreisen dazu bekommen, nämlich unseren Campingnachwuchs Nils.
Wir denken, dass er es später einmal als Kind und junger Jugendlicher auf einem Campingplatz leichter haben wird, der Reise auch für sich etwas abzugewinnen.
Sei es durch Sport- und Aktivitätsmöglichkeiten vor Ort, aber ganz besonders auch durch die Möglichkeiten der sozialen Kontakte und Spielmöglichkeiten mit gleichaltrigen Kindern auf einem Campingplatz.
Denn das ist es, was ein Campingplatz mit seiner Ansammlung von temporär abgestellten Ferienhäusern und gelegentlich durchreisenden Wohnmobilen gegenüber dem reinen freistehenden Ferienhaus in den Weiten Skandinaviens oder in den Ferienhausfarmen an den holländischen Küsten dann doch voraushat. Der vergleichsweise gute Anschluss an die anderen spielenden Kinder auf einem Campingplatz! Auch hier, aber eigentlich überall unterwegs, haben wir sie schon oft gesehen. Ganze Trauben von Kindern von den unterschiedlichsten Parzellen, die gemeinsam Fangen oder Verstecken spielen.
Auf Stellplätzen ist das nicht zu finden, da stehen nur die alten Herrschaften und die Hundebesitzer, die es sicher gar nicht so toll finden, wenn zwischen den dicht an dicht stehenden Reisemobilen plötzlich ein Kind (oder mit Glück auch mal zwei!) Fußball spielt.
Von daher ist es natürlich weiterhin richtig und wichtig, dass wir am Wohnwagen *äh* rollenden Ferienhaus weiter festhalten und darauf hoffen, dass der entscheidende Bonusfaktor gegenüber dem Wohnmobil in 3 spätestens 4 Jahren durchbricht, wenn unser Nils erstmals mit den anderen Kindern in einer Traube davon zieht und wir ihn frühestens zum Abendessen wiedersehen.
Warten wir es mal ab.
So, genug philosophiert! 😉
Unsere Leser glauben am Ende noch, dass wir nur unnütz und faul vor der Campingwiese herum sitzen und den Tag vorbeiplätschern lassen!
Weit gefehlt! Denn kaum, dass unser kleiner Nils in seinem Kinderwagen an der frischen Luft eingeschlafen ist, erwachen in uns ungeahnte Kraftreserven für den folgenden Tatendrang.
Anja schnappt sich gleich mal die ausgedruckten Rohentwürfe unserer Kroatien- Reise 2010, die ich in diesem Urlaub eigentlich vervollständigen wollte. Akribisch geht Anja dann Seite für Seite und Wort für Wort durch, um mögliche Fehler im Text wie auch in der Geschichte selbst aufzuspüren.
Tja, es gibt nunmal keinen einzigen Reisebericht von uns, der nicht durch Anjas strenges Lektorat gegangen ist, soviel ist mal sicher! 😉
Und damit Anja auch nicht langweilig wird, sorge ich derweil für weiteren Nachschub, indem ich die nächsten Zeilen unseres aktuellen Urlaubs in den Laptop kloppe.
Vielleicht klappt es ja dieses Mal mit dem Vorsatz, dass wir nach unserer Rückkehr aus dem Urlaub zur Abwechslung recht zeitnah einen Reisebericht veröffentlichen können…
Nils hält im Kinderwagen sein Mittagsschläfchen. Da sind wir produktiv! Anja liest Kroatien, ich tippe Tirol…
Wir lassen so, mehr oder weniger produktiv und mal faulenzend, den Tag dann aber doch ein wenig vorbeiplätschern. Es wird eins, es wird zwei. Nils ist zwischendurch mal aufgewacht, hat sich was zu trinken gegönnt und eine neue Windel spendiert bekommen. Ich hab mir auch was zu trinken gegönnt und kann glücklicherweise ohne Windel auskommen. 😉
Und Anja? Die ist zwischenzeitlich sogar duschen gegangen, weil es zum Mittag hin immer etwas leerer im Servicehaus ist und sich die Gelegenheit zum Duschen sowieso immer besonders dann bietet, wenn Nils die Äuglein fest geschlossen hat.
Ich hingegen bleibe zurück und schaue (von unserem Schattenbaum, zumindest bis zum Nachmittag, wenn der Baum der Nachbarparzelle Schatten spendet 😉 den Gleitschirmfliegern beim Hinabgleiten unseres Hausbergs von gegenüber zu.
Tja, so weit sind wir nun schon, dass ich vor den ersten Strahlen der Sonne in den Schatten flüchten muss. Gestern noch Regen, heute schon Sonnenbrand…
Ich schaue den Gleitschirmfliegern beim gleiten zu. Das geht aber nur von unserem Schattenbaum aus 😉
Gegen 15 Uhr raffen wir uns dann aber doch auf, damit wir nicht den ganzen Tag faul herum lungern.
Die Sonne hat sich inzwischen wirklich überall vollständig durchgesetzt und taucht den gesamten Platz in ordentliches Licht, sodass man sogar die Augen zukneifen muss.
Die Seiten- und Frontwände vom Vorzelt haben wir zwischenzeitlich wie alte Segel „abgeflaggt“ und lassen diese nun schlaf herunter hängen, damit die noch immer leichte Feuchtigkeit im Boden des Vorzelts durch die Kraft der Sonne nun vollends austrocknen und durch die offenen Schlitze abziehen kann. Schön wäre es ja.
Campingidylle auf dem Campingplatz „Eurocamp Wilder Kaiser“. Das Vorzelt ist auf „lüften“ gestellt. 😉
Da wir der Wiese im Vorzelt jedoch nicht beim Trocknen zuschauen wollen, packen wir den Kinderwagen ins Auto, cremen uns mit Sonnenschutz ein und machen uns dann auf den Weg ins nur etwa 7km entferne Reit im Winkl auf der deutschen, bzw. bayerischen Seite der Berge.
Wir haben nämlich noch ein paar deutsche Pfandflaschen, die wir gerne loswerden würden, darüber hinaus ist Reit die größere Stadt hier im Umkreis und warum sollen wir nicht zur Abwechslung mal nach Bayern zum Bummeln rüber fahren?
Da ist es ja auch schön und Reit im Winkl ist nur 7km von Kössen entfernt! Bietet sich also an und tun wir so, als würden wir wirklich nur von einem Dörfchen ins andere fahren. Und nicht eine Grenze zwischen 2 Ländern überqueren.
Landschaftlich bemerkt man sowieso kaum einen Unterschied! Und so erfreuen wir uns natürlich an der idyllischen Route durch die Berge mit ihren Kurven und Ausblicken im Grenzland. Viel schöner, als noch bei unserer Anreise mit dem Wohnwagen am Haken und natürlich dank der Sonne auch viel farbenfroher.
So, die Mannschaft ist reiseklar! Wir fahren nach Reit im Winkl Los geht´s! Bei bestem Wetter starten wir zum Ausflug
Unterwegs auf der Grenzstrecke von Tirol nach Bayern Und in der Hütte da? Da wohnt bestimmt der Almöhi! 😉
So, da sind wir also im Freistaat Bayern! Joah, auch die bayerische Natur ist schön anzusehen.
Reit erreichen wir gegen 20 nach 3 und sind schon bei der Ortsdurchfahrt zuversichtlich, dass wir uns ein wirklich nettes Städtchen für den Nachmittagsbummel ausgesucht haben.
Schnell suchen wir uns einen Parkplatz und finden kurz darauf ein kleines Parkareal neben einem Restaurant, wo mit Parkschein geparkt werden kann. 2 Euro kostet das Parken für bis zu 3 Stunden, einen anderen Tarif gibt es nicht. Auch Wohnmobile sind per Schild übrigens komplett ausgeschlossen, was den alten Wohnmobilfahrer in mir eher skeptisch werden lässt. Aber heute sind wir ja mit dem PKW unterwegs und ich bin auch Egoist genug, dass ich meine Prinzipien dort nicht zu parken kurzerhand über Bord werfe. Wie sollte ich auch Anja erklären, dass wir dort, in absoluter Innenstadtnähe, nicht parken, nur weil man dort mit einem Wohnmobil nicht parken darf?
Also einparken und brav zahlen…
Wir parken irgendwo in Reit auf einem Parkareal. Parkschein? Ja. Wohnmobile? Nein! *grmpf* Naja, egal.
Wir platzieren Nils im Kinderwagen so, dass er auch ein wenig was gucken und sehen kann, dann geht es auf Erkundungstour durch das kleine malerische Städtchen.
Und wie malerisch das doch ist! Fast jedes Haus ist hier umfangreich rustikal ausgearbeitet und liebevoll erhalten. Oft finden sich Holzanbauten an den Häusern, sodass wir mal unterstellen, dass Schreiner hier in Bayern ein gutes Brot verdienen dürften.
Sicherlich ist es aber auch nicht ganz so einfach, die Häuser so aufzubauen und auch in diesem Zustand zu erhalten. Das ist schon eine ordentliche Leistung.
Mit einigen „ui, schau mal das Haus dort“ und „Wow, das da sieht aber auch absolut toll aus!“ spazieren wir durch das Dörfchen, natürlich gleich mit einem Eisbecher bewaffnet, kaum das sich hierfür die Gelegenheit geboten hat.
Das Eis schmeckt prima unter der bayerischen Sonne, auch wenn die Kugel Eis oder die Portion Sahne nunmehr mit einem Euro die Urlaubskasse belastet. Egal.
Die ersten Eindrücke von Reit im Winkl Überall sind die Häuser stilvoll ausgeschmückt
Der ganze Straßenzug wirkt sehr urig- rustikal. Ein Eis darf nicht fehlen, damit schlendert es sich besser.
Natürlich stöbern wir auch durch das Angebot an Souvenirs Und davon gibt es reichlich! Schöööön! 🙂
Auch hier wieder: Tolle Häuser im ländlichen Stil Hier, auch das ist sehr dörflich! Das „Brotzeitstüberl“
Wir biegen um die nächste Ecke und entdecken hier einen ausgestellten 6-er Sessel einer Sesselbahn, die, wie uns ein älterer Herr im rechten Eck des Sessels sitzend zu berichten weiß, gerade neu gebaut wird.
Ein fünfstelliger Betrag ist pro Sesseleinheit fällig, dafür bietet der Sessel aber nicht nur Platz für 6 Personen, sondern auch Raum für die zugehörigen Ski, eine nach unten abklappbare Haube und ein ganz besonderes Schmankerl: eine Sitzheizung! Dann friert es einen auch nicht am Popo, wenn man unbeweglich sitzend des Gipfel „erstürmen“ muss. Sauber.
Statt Sitzheizung genießen wir aber lieber unser Eis unter der bayerischen Sonne mit Blick auf Dörfchen mit Zwiebeltürmchen der Kirche voraus sowie den Bergen im Hintergrund.
an einem zentralen Platz (rechts im Eck das blaue) finden wir… …eine „Probesitzbank“ eines neumodernen Sessellifts
Wir nehmen Platz und genießen die Aussicht ins Dorf Wir spazieren weiter und staunen über die schönen Bauten
Das Eis war lecker und für den Euro pro Kugel auch eigentlich sein Geld wert.
Satt hat das Eis allerdings nicht gemacht, daher steuern wir, nachdem wir gerade wieder aus dem Sessellift ausgestiegen sind, eine kleine Dorfmetzgerei an.
Heute muss es einfach klappen mit dem Bratenbrötchen für Anja, nachdem wir gestern in Österreich nur eine Fleischkäsesemmel für mich im Billa ergattern konnten.
Und die Auslage der Metzgerei „Vinzenz Murr“ sieht gut aus. Einzig die Tatsache, dass die „warme Theke“ mit absolut blank geputzten Metallplatten aufwartet, lässt uns stutzig werden.
Denn blanke Platten zeugen unmissverständlich davon, dass es weder Fleischkäse mit Semmel, noch Bratenbrötchen zu kaufen gibt. Kann doch nicht sein! Nicht in einer bayerischen Landmetzgerei zur besten Brotzeit!
Leider doch! Die Dame am Tresen entschuldigt sich, dass sie so früh schon keine Semmeln mehr hätten, aber vorhin hätte ein Gast den ganzen Rest aufgekauft.
„Erst morgen wieder“ bekommen wir gesagt, was uns natürlich zu spät ist. Ich will noch fragen, ob das am Eingang vollmundig angepriesene „Fleischkäse – stündlich frisch!“ dann nicht ein wenig übertrieben erscheint, wenn es schon um kurz vor 4 keinen Fleischkäse mehr zu kaufen gibt, lasse es aber dann doch sein.
Würde ja nur so aussehen, als würde ich Stunk machen wollen oder sowas.
Und dafür sind wir nun wirklich nicht hier, zumal es auch nicht so wichtig ist, ob wir nun einen Fleischkäse bekommen, oder eben nicht.
Wir spazieren weiter durch die Gassen von Reit im Winkel und bestaunen ein Haus nach dem anderen.
Fast alle sind wirklich schön hergerichtet und bieten im Erdgeschoss nicht selten einen Verkauf von Souvenirs, Trachtenmode oder andere Angebote des täglichen Bedarfs.
Trachtenmode ist übrigens ein gutes Stichwort!
Verzückt bleibt Anja vor einem Laden stehen, der sich auf Trachtenmode für Kinder und Kleinkinder spezialisiert hat. Zwar würde Nils derzeit noch nicht in eine solche „Krachern“- Lederhose mit rot kariertem Hemd und Halstuch passen, aber in ein auf zwei Jahren könnte es durchaus soweit sein.
„Wäre das nicht was schickes für Nils?“ schaut Anja mich verträumt und fragend an.
Ein Glück, dass sich unser Sohnemann wenigstens auf seinen Papa verlassen kann!
„Die Teile haben vielleicht in den 70er Jahren einem Hansi Kraus in den Lausbubengeschichten von Ludwig Thoma gestanden, aber selbst in Bayern dürfte man heute bereits im Kindergarten verhauen werden, wenn man damit morgens zur Bastelgruppe kommt!“ wische ich Anjas Ambitionen auf einen Nils in bayerischer Trachtenkleidung fort. Zugegeben, das war jetzt schon ein wenig gemein, aber was soll ich so ein Teil kaufen, wenn der arme Junge das nur zuhause oder vielleicht mal zum Kölner Karneval tragen kann?!
Wir spazieren weiter durch das Dörfchen und bemerken, wie besonders touristisch das Dörfchen doch geprägt ist. Fast jedes zweite Haus bietet nämlich ab dem ersten Stock aufwärts Gäste- und Hotelzimmer! Ich vermute mal, man könnte in einem dreiwöchigen Urlaub jede Nacht in einem anderen Hotel unterkommen und würde am Ende des Urlaubs doch nicht in jedem verfügbaren Haus mindestens einmal genächtigt haben.
Hammer! Wo kommen nur diese großen Kontingente an Betten her? So stark kann doch der Andrang gar nicht sein, oder? Ich meine, es sind zwar schon einige Passanten und Urlauber hier in Reit unterwegs, aber doch keinesfalls so viele Gäste, dass sich ein solches Überangebot lohnt!
Anja liefert die Lösung: Winterurlaub!
Die Region muss offenbar bei Ski- und Snowboardfreunden sehr beliebt sein, sodass im Winter sicherlich die Häuser voll belegt sein dürften.
Nicht ohne Grund bauen sie hier ja auch einen Sessellift, der auf Anhieb 6 Personen auf die Gipfel befördern kann…
Tja, Hotels und Gaststätten dominieren wirklich das Stadtbild und es ist fast schon etwas Besonderes, wenn man in einem Haus mal überhaupt gar nichts Touristisches vorfindet.
Und selbst, wenn es für einen Gastbetrieb nicht reicht, kann man noch immer versuchen auf anderem Wege die Touristen anzulocken.
Lustiges Beispiel hierfür ist zum Beispiel das „Schnaps- Museum“, welches wir hier in Reit im Winkl entdecken.
Bleibt für die Freunde des Schnaps- Genusses nur zu hoffen, dass sich das Museum selbstverständlich dem kulturellen Auftrag zur Aufklärung und Erhalt der Geschichte widmet und nicht den Konsum bzw. den Verkauf im zugehörigen Souvenirladen ankurbeln will! 😉
Wir spazieren weiter durch das Örtchen Reit im Winkl Die zentrale Dorfkirche mit charakteristischem Zwiebelturm
Auch dominant in Reit im Winkl: Gästehäuser und Hotels! Hier der „Lenzenhof“ als Urlaubsdomizil
Oder hier, das hübsch gemachte „Hotel Edelweiß“ Häuser und Betten gibt es offenbar mehr als genug.
Wir spazieren vom pulsierenden Zentrum aus auch mal ein paar Nebengassen entlang. Hier geht es schon deutlich ruhiger zu, auch die Häuser und Bauten sind weniger optisch hergerichtet und bieten mehr Zweckmäßigkeit.
Dennoch bleibt die touristische Ausrichtung auch hier erhalten und wir entdecken doch einige Pensionen, Ferienwohnungen und Gästezimmer.
Offenbar sind die zahlreichen Hotels im unmittelbaren Stadtkern nicht die einzigen Häuser, wo Gäste unterkommen können.
Haus an Haus reihen sich die Angebote, nicht selten wirbt man schon an der Hauswand mit einem Mehrwert wie Pool, Sauna und Solarium, um die Besucher in die eigene Hütte zu locken.
Und die Preise? Die gehen eigentlich!
Ich hätte eher erwartet, dass man hier frühestens ab 50 Euro pro Person aufwärts pro Nacht ein Bettchen bekommt. Stattdessen entdecken wir Ein- Zimmer- Ferienwohnungen mit Frühstück schon für um die 40 Euro. Pro Zimmer allerdings, also nicht pro Person.
Könnte durchaus auch mal eine Option sein.
Wir spazieren einmal zum Ortsausgang von Reit Die Aussicht vom Dorfrand in die umliegenden Alpen
In den Nebenstraßen finden sich zahlreiche Gästehäuser, Pensionen und Privatzimmer, ein großes Angebot an Betten!
Auch gastronomisch halten wir natürlich die Augen auf. Nicht unbedingt, weil wir hier heute etwas essen wollen, sondern viel mehr um herauszufinden, ob die Gäste auch bei Speis und Trank günstige Angebote vorfinden.
Und tatsächlich! Steak mit Pommes und Salat für 11 Euro, Kaiserschmarrn für um die 7-8 Euro, Fischgerichte schon ab 9 Euro, kompletter Grillteller für 13 Euro.
Das geht eigentlich.
Mal eine Auswahl über die Speisekarten in Reit im Winkl Die Angebote lesen sich jedenfalls nicht schlecht.
Nur eine Sache wundert uns! Wo kaufen die Leute eigentlich ein?
Denn weder im Stadtkern, noch am Ortsrand haben wir bislang einen schnöden Supermarkt gesehen, der die Leute mit den Dingen des täglichen Bedarfs versorgt.
Schon komisch! Sicherlich wird es hier einen geben, nur finden ist die Frage! Denn wir würden echt gern unsere bescheuerten deutschen Pfandflaschen zu 25 cent das Stück zurückgeben, um die Dinger nicht den ganzen Urlaub mit durchschleppen zu müssen.
Kaputt dürfen sie ja nicht sein, sonst nimmt der Automat sie nicht mehr an!
Danke Herr Trittin für dieses absolut unnötige Gesetz und danke auch an die aktuelle Regierung, dass sie diesen Pfandblödsinn nicht stoppt. Ehrbare Bürger haben auch früher schon ihren Müll ordentlich entsorgt und die wenigen Trottel, die es leider nunmal auf der Welt gibt, entsorgen auch Pfandflaschen zu 25 cent ohne Probleme am Straßenrand, wenn sie das Getränk ausgetrunken haben! Mittlerweile könnte man doch an so mancher Autobahnausfahrt eine Tankfüllung zusammen sammeln, wenn man nur ein paar Tage abwarten würde.
Naja, nicht aufregen, lieber freuen!
Denn wir entdecken bei unserer nunmehr zweiten Durchquerung des historischen Stadtkerns einen kleinen EDEKA- Markt, der mit Sicherheit unsere Pfandflaschen annehmen wird.
Und da wir uns nicht so weit vom Auto entfernt befinden, sprinte ich mal schnell zurück zum Parkplatz und hole die Flaschen.
Auf dem Weg zurück, ich hab ungefähr die Hälfte der Strecke zurückgelegt, fängt es plötzlich wie bekloppt an zu regnen! Oh- Nein, bitte nicht schon wieder!
War aber auch ohne Vorankündigung! Einfach über die Berge geschlichen, so eine fiese Wolke! Und eine richtig fiese noch dazu, denn neben „feuchter Sonne“ von oben gibt es noch ordentlich Licht in Form von zwei auf drei Blitzen, die vom Himmel zucken. Super!
Viel „superer“ ist allerdings, dass die MEGA- Wolke gefühlt da über die Berge gehüpft ist, wo auch wir vorhin entlang gefahren sind. Nämlich aus Österreich!
AU- weia! Und wir haben das Vorzelt auf komplette Sommerbelüftung gestellt!
Sollte ja endlich mal trocken werden da drin! Naja, drehen wir das Zelt nachher einfach mit dem Dach nach unten und machen unseren ganz eigenen privaten Pool auf! 😉
Tatsächlich können wir die Pfandflaschen im Edeka auslösen und lassen uns das Geld auszahlen, denn kaufen müssen wir nix.
Vielleicht hätten wir uns für eine Fleischkäsesemmel überreden können, aber ganz ehrlich: Inzwischen steht mir die Lust nach was Größerem!
Schon bei meinem Sprint halb im Regen zurück zu Anja ist mir ein kleines Gasthaus aufgefallen, welches nicht nur mit leckerer Speisekarte, sondern auch mit einem besonders urigem und rustikalem Ambiente lockt. Das Gasthaus „Dorfratsch“ genau unmittelbar gegenüber unseres Parkplatzes hat es mir angetan. Besonders die kleine Terrasse an der Rückseite des Hauses.
Schnell kann ich Anja davon überzeugen, dass wir dort speisen sollten. Eigentlich wollte sie ja was Süsses vom Bäcker so zum Nachmittagskaffee, aber nach einem Blick auf die Speisekarte und der Feststellung, dass es hier auch süße Sachen gibt, spazieren wir durch zur Terrasse.
Im rustikalen Gasthaus „Dorfratsch“ speisen wir zu Mittag Wir durchqueren den urig eingerichteten Gastraum…
…und nehmen auf der urtypischen Terrasse Platz Ist ja auch schöner hier zum draußen sitzen. 🙂
Natürlich bestelle ich mir einen leckeren Schweinebraten mit Semmelknödel! Ich muss ja quasi im Direktvergleich herausfinden, ob der Schweinebraten mit Knödel in Österreich oder in Bayern besser schmeckt! 😉
Anja hingegen bestellt sich einmal Kaiserschmarrn und für den kleinen Nils, der eigentlich fast den ganzen Ausflugstag schlafend im Kinderwagen verbracht hat, gibt es leckeren mitgebrachten Tee aus der Flasche.
OK, das ist jetzt schon ein wenig unfair, aber wir können ihm ja schlecht gleich hier seine erste bayerisch- traditionelle Schweinshaxe bestellen! Er hat ja erst 2 kleine Zähnchen, wie soll er da die leckere Kruste zerbeißen? 😉
Ja, ich gebe zu, wir werden jetzt schon ein wenig übermütig!
Noch gestern habe ich überlegt, ob das Essen gehen mit Baby überhaupt eine so gute Idee ist.
Was ist, wenn er weint und so? Was ist, wenn wir ihn nicht beruhigt bekommen, oder sich gar die anderen Mitgäste beschweren?
Das wäre dann weder für uns, noch für die anderen Gäste ein schöner Abend.
Da aber gestern eigentlich alles perfekt gepasst hat, kann es heute ja eigentlich nur noch besser werden, oder?
Und tatsächlich ist unser Sohnemann wieder ein ganz braver! Er spielt mit der Flasche, er sitzt und schaut neugierig oder trinkt Tee. Aber motzen oder meckern? Nix.
Echt lieb.
Das Essen kommt und wir müssen beide sagen, dass das Menü wirklich sehr gut aussieht!
Und schmecken tut es auch wirklich gut!
Der bayerische Braten muss sich wirklich nicht hinter seinem österreichischen Kollegen verstecken, allenfalls die Wahl der Gewürze (im österreichischen Braten war etwas mehr Kümmel in der Kruste und der Braten somit geschmacklich etwas runder!) könnte man geschmacklich anmerken, der Braten schmeckt hier etwas milder.
Ist natürlich auch immer eine rein subjekte Wahrnehmung, andere mögen es vielleicht lieber so, als die herzhaftere österreichische Variante.
Beim Knödel tut sich hingegen nix. Die sind beide gleich lecker und auch gleich groß, beide sind mit Sosse sehr geschmackvoll, einzig der bayerische Knödel ist etwas weicher im Kern und hat offenbar etwas länger gekocht. Ich persönlich mag es gern griffiger und liebe es, wenn ein Knödel erst unter Einwirkung von leckerer Sosse zergeht. Nicht schon vorher. Aber das sind wirklich absolute Marginalitäten, von denen wir hier berichten! Hätte ich nicht gestern bereits ein ähnliches Gericht verspeist, und würde ich nun nicht den direkten Vergleich praktizieren, das Braten- und Knödelgericht des Gasthauses „Dorfratsch“ in Reit im Winkl wäre absolut lecker und empfehlenswert!
Also lassen wir es uns gut gehen und speisen, während uns unser kleiner Nils (halb sitzend und halb liegend) aus dem Kinderwagen zuschaut.
Knödel mit Braten! Saftig, herzhaft, lecker! 🙂 Auch zu empfehlen: Süßspeisen wie „Kaiserschmarrn“
Kurz nach dem Essen dann die nächste „Überraschung“ am Himmel!
Ein Glück, dass wir durch unsere aktuelle Position hier auf der Terrasse einen schrägen Blick auf die Berge haben und erkennen können, dass eine weitere dicke Gewitterregenwolke den Sprung über die Grenze geschafft hat. Wie machen die das nur? Nutzen die etwa auch das freie Europa?
Na vielen Dank Brüssel!
Schicken uns die Österreicher einfach ihr schlechtes Wetter!
Andererseits ist das ja gar nicht SO verkehrt, denn so haben wir nachher, wenn wir wieder im Süden sind, das schönere Wetter, oder?! Naja, hoffen wir es mal, denn noch immer haben wir große Sorge wegen eines unter Wasser gesetzten Vorzeltes!
Anja geht fix bezahlen, während ich schonmal mit Nils zum Auto marschiere.
Ich hab nämlich keine Lust, nachher im Regen den kleinen Mann in seinen Sitz zu bugsieren und dabei im Rücken pitschenass zu werden.
Muss ja nicht sein, wenn es sich vermeiden lässt.
Tja, das war´s für Reit bei Sonnenschein! Über den Berg im Rücken huschen plötzlich böse dunkle Wolken herüber! 🙁
Um kurz nach 5 sitzen wir wieder im Auto und sind schon auf dem Kurs in Richtung Alpenrepublik. Keine Sekunde zu früh muss man sagen, denn kaum haben wir Reit im Winkl verlassen, prasselt der Regen regelrecht auf uns hernieder!
Ein wirklich richtig fettes Gewitter hat sich am Berg festgesetzt und lässt nun an Balast ab, was es ablassen muss, um über den Gipfel entschweben zu können.
Und wir? Wir bekommen die ganze Brühe ab!
Echt eindrucksvoll die Wolkenfront vor uns! Wirbel in den Wolken, Blitze mittendrin. Gleicht bricht das Unwetter los!!
Unter einem im Turbogang laufenden Scheibenwischer erreichen wir gegen 20 nach 5 wieder unseren Campingplatz. Obwohl: Wir hoffen mal, dass es sich wirklich um unseren Campingplatz handelt!!!
Denn an der Menge stehenden Wassers auf der Zufahrtsstraße könnte es sich beim „Eurocamp Wilder Kaiser“ durchaus auch um den ersten Tiroler Überseehafen mit Warenumschlag und Passagierverkehr handeln! Boah- ey!
Wir tuckern über den Platz bis zu unserer Parzelle und parken neben dem Wohnwagen ein.
Bange blicken wir schon beim Einparken in Richtung Vorzelt und dürfen aber zu unserer sehr großen Freude erkennen, dass es auf einem Campingplatz offenbar auch nette Menschen und mitdenkende Mitcamper gibt!
Irgendwer hat es nämlich offenbar gut mit uns gemeint und beim einsetzenden Regen unsere offenen Front- und Seitenwände des Vorzelts zugezogen, sodass es nicht reingeregnet und das Vorzelt endgültig unter Wasser gesetzt hat.
Super, DANKE auch an dieser Stelle!
Mit der MS Transitfrei unterwegs zum ersten Tiroler Hafen… …hier muss doch irgendwo unser Anlege- Kai sein. Hmmm…
Rein ins Zelt können wir trotzdem nicht! Denn wir würden selbst auf den drei Metern bis zum Zelt nass bis auf die Knochen werden!
Also sitzen wir ein wenig im Auto herum, schauen zu, wie die Scheiben beschlagen und warten das gröbste ab.
Hilft ja nix, das Wetter kann einem echt die Laune verhageln! Nur unser Sohnemann hat Spass! Und man merkt, dass er wohl eindeutig was von Papa hat! Erst 5 Monate alt und schon fühlt sich unser Nils als Kapitän berufen, um das Steuer für unsere weiteren Abenteuer fest in die Hand zu nehmen.
Glaubt mir Leute es macht mich als Freund von Straße, Auto, Wohnmobil und Co. sehr stolz, wenn der eigene Nachwuchs schon so schnell zum Lenkrad greift! 😀
So klein und will schon das Ruder übernehmen! OK Nils, dann fahr du! 😉
Wir warten den gröbsten „flüssigen Sonnenschein“ aus dem über uns tobenden Wolkenbruch ab. Dann steige ich aus, lasse mir den Rest dicker und nasskalter Tropfen in den Nacken regnen und eile rüber zum Wohnwagen.
Mit Handtuch bewaffnet komme ich zurück und rette zuerst Nils und dann Anja vor dem Tod durch Ertrinken. Ja, ich gebe es zu, ich bin ein wahrer Held! 😉
Im Wohnwagen machen wir es uns dann gemütlich.
Einzig ein wenig Schadensbegrenzung und den plumpen Versuch betreibe ich, um einige Klamotten und Handtücher durch das Aufhängen im Vorzelt doch noch zum Trocknen zu bewegen, die wir vorhin bei strahlendem Sonnenschein außen am Vorzelt hängend zum trocknen zurückgelassen haben.
Aber machen wir uns nix vor, das wird heute nix mehr. Zwar kommt die Sonne gegen kurz vor 6 nochmals zum Vorschein, aber die Kraft reicht natürlich nicht mehr aus.
Mehr so ein „Hallo, ich bin noch da und gelegentlich scheine ich auch“ kann die Sonne lediglich hervorbringen. Tja-ja, wären wir doch mal besser in den Süden… Böse Gedanken…
Im nassen Vorzelt: Wenigstens regnet es von oben nicht rein Dennoch bildet sich unter der Grasnabe ein kleines Moor.
Ich brauche ein kleines Seelenleckerli! Keine Frage!
Und am besten ist da noch immer Schokolade oder andere leckere süße Sachen, die auch bei Regen Freude machen!
Also spaziere ich mal kurz rüber zum kleinen platzeigenen Supermarkt, der eigentlich bis 6 Uhr geöffnet haben sollte. So steht es zumindest auf dem Schild an der Tür.
Doch statt Keksen und Schoki gibt es nur eine verschlossene Tür und einen dunklen Verkaufsraum.
Und das, obwohl wir eigentlich erst viertel vor 6 haben!
Das ist ja doof. Ob`s am Regen lag? Oder am schlechten Wetter? Oder an beidem? 😉
War die Verkäuferin vielleicht auch deprimiert?
So oder so, Schoki und mein Seelenheil wollen einfach nicht zusammen kommen, also kehre ich niedergeschlagen zum Wohnwagen zurück, wo Anja derweil den kleinen Mann so richtig schön bespaßt.
Ja, bald wird es soweit sein und er wird Krabbeln können! Die Bewegung hat er jedenfalls schon fast richtig drauf! Nur die Kraft in den Armen fehlt noch, um den Oberkörper aufzustützen! Wenn er das aber kann, dann wird er losmarschieren und die Welt für sich entdecken wollen.
Wie schön wäre es, wenn er dies auf einer Tiroler Sommerwiese könnte!
Naja, kommt vielleicht noch.
Um meinen Drang nach etwas Süßem zu befriedigen, fahre ich mit dem Auto kurz runter in den Ort zum „MPreis“- Supermarkt. Gestern waren wir ja beim Spar- Markt, waren dort aber von der Auswahl ein wenig enttäuscht. Ist einfach zu klein der Ort, dass man dort das komplette Programm zum Einkaufen vorfindet.
Meine Hoffnung zerschlägt sich, als ich den MPreis betrete.
Auch bei dieser Supermarktkette haben wir ohne Zweifel schon in größeren Filialen gestanden.
Aber immerhin bekomme ich das nötigste an Schokolade und Süßigkeiten, dass ich nicht mit leeren Händen zum Wohnwagen zurückkehren muss.
Nur das von Anja bestellte Fruchtstückchen oder Kuchenstück kann ich nicht mitbringen, denn auch hier ist die Auslage zu dieser späten Stunde bereits nahezu ausverkauft.
Zurück am Wohnwagen machen wir nicht mehr viel.
Anja schaut ihre Serien im TV, ich hingegen setze mich leicht fröstelnd ins Vorzelt und tippe am Reisebericht.
Ist übrigens der erste Abend in diesem Urlaub, wo wir sogar die Heizung anschmeißen und den Wohnwagen von innen schön aufwärmen.
Nach dem nunmehr zweiten Tag mit klammen Klamotten macht das einfach keinen Spaß mehr.
Ein Glück, dass wir nicht im Zelt schlafen müssen! Für uns schon so der blanke Horror, mit Baby allerdings spätestens der Grund, ein Hotelzimmer zu nehmen!
Das geht gar nicht.
Vertrauen wir also auf den Wetterbericht, der zwar bis zum Ende der Woche noch Durchhaltevermögen von uns abverlangt, aber immerhin zum Anfang der kommenden Woche auch wieder bessere Temperaturen bietet.
Vielleicht bietet sich dann mal die Gelegenheit, auch mal länger am Abend draußen sitzen und die Sonnenstrahlen genießen zu können.
Für heute aber endet der Tag im Wohnwagen mit einer laufenden Heizung vor dem Fernseher.
Es wird Abend auf dem Campingplatz, der Regen versiegt Dennoch verheißt ein Blick zum Himmel nach wie vor nix Gutes
Zitat des Tages: (wir, im Auto sitzend nach Ankunft an unserer Parzelle. Wartend darauf, dass der Regen nachlässt und wir wieder in den Wohnwagen können): „Blitz und Donner! – Scheiße!“