Was haben wir schön, tief und fest geschlafen.
Das war richtig erholend, ich habe in dieser Nacht definitiv neue Lebensenergie geschöpft.

Wir stehen beide recht früh schon gegen 8 Uhr Ortszeit (für uns wäre es ja schon 9 Uhr) auf und entscheiden uns noch vor dem Frühstück erstmal duschen gehen, zum zweiten Mal auf diesem wirklich sauberen und empfehlenswerten Campingplatz.
Wer weiß, wo wir heute Abend stehen werden…

Hervorragend ausgeschlafen und frisch geduscht fühle ich mich irgendwie unbesiegbar. Ein herrliches Gefühl.
Die Luft hier oben ist total klar und rein. Mit jedem Atemzug spüre ich frischen Sauerstoff in meinem Lungen. Die Lebensgeister in mir werden von der zusätzlichen Energie figgelig, sie wollen beschäftigt werden.
Und dies am besten mit Unsinn!
Ich ziehe mir ein paar frische komplett grüne Klamotten an und suche mir einen vernünftigen Ast als Kampfstab.
So ausgerüstet falle ich wenigstens nicht auf, falls ich gleich durch einen Riß im Raumzeitkontinuum ins Mittelalter katapultiert werden sollte. Man weiß ja nie.

         
Hier nochmal ein Blick auf die Parzellen             wir stehen direkt am Bach mit Ausblick in den Wald vom Alkoven

    
Dann kommt Anja vom Duschen zurück              Na endlich dann kann sie ein Bild von mir als Robin Hood machen

    
OK, OK, ich sehe eher aus wie Bruder Tuck! 😀          Und Lady Mariam trägt ein Looney Tunes- Shirt?! 😮

Die frische Luft und das zugegeben kurze aber tatenlose Leben als Rächer der Enterbten macht hungrig!
Ich habe plötzlich Riesenappetit auf Frühstück!
Wir decken unseren Frühstückstisch allerdings drinnen und bauen aus Zeitgründen nicht unseren Außentisch auf.
Es ist aber auch etwas zu frisch dafür.
Die Sonne ist zwar warm, aber wenn sich eine Wolke vor sie Sonne schiebt (und davon gibt es reichlich!) kühlt es doch recht schnell wieder ab.
Schade, dass wir noch immer kein frisches Brot haben, aber wenigstens haben wir etwas Schwarzbrot von zuhause dabei. Das wird unser karges Frühstück aufbessern. Aber ich nehme mir vor den Umstand der Hungerleider heute zu ändern.
Echtes britisches Brot muss her!

         
Alles deutsch von zuhause, uns fehlt nur frisches Brot…    Nach dem Frühstück erklärt mir mein Navi die weitere Route
Was für ein Glück, dass das Anja-2000 so bedienfreundlich ist…

Nach dem Frühstück räumen wir die Sachen zusammen und den Tisch frei. Dann checken wir die weitere Route. Eigentlich ist es aber ganz einfach, grundsätzlich müssen wir nur nach Norden.
Dann erledigen wir den Abwasch, oder besser gesagt, ich kümmere mich um die männlichen Dinge am Wohnmobil, die Leerung des Klotanks und Anja erledigt allein den Abwasch.

                      
Anja macht den Abwasch             (k)                  und Robin Hood kümmert sich um die Pottikassette   (k)
Ungemein mittelalterlich und authentisch…

Wir kommen ein wenig mit unseren Nachbarn ins Gespräch. Die füttern gerade die fast zutraulichen Enten im Bach, während wir unsere Abreisebereitschaft herstellen.
Anja hat die Dame bereits heute Morgen beim Duschen kennen gelernt und ihr mit ihrem „perfektem“ Englisch erklärt, dass wir nach Schottland rauf wollen.
Die Nachbarn, Engländer, finden das ganz toll, dass wir als junge deutsche Touristen gleich bis nach Schottland rauf wollen und überhaupt England besuchen kommen, aber andererseits haben sie ja auch noch nicht Anjas Panzer gehört….
Eine Fiat- Werkstatt in der Nähe kennen die beiden allerdings auch nicht.
Nachdem wir alles eingepackt haben entschuldige ich mich schonmal für den Krach, den wir gleich machen werden.
Aber die beiden nehmen es gelassen.

Gegen 10:30 Uhr Ortszeit meldet das Boot „klar zum Auslaufen“ wir ziehen erstmal vor bis zur Rezeption.
Das Besitzerehepaar ist heute in der Rezeption anwesend.
Wir zahlen unsere Nacht mit Anjas Visa- Karte, wie vereinbart kostet die Übernachtung mit Strom 11 Pfund.
Und ich finde, dass das kein Pfund zu viel bezahlt war.
Dann erklären uns die beiden sehr freundlich und langsam nach etwas Grübelei den Weg zu einer sogenannten Quick-Fit Werksatt im Nachbarort Mansfield.
Also genau der Ort, den wir gestern auf der Suche nach einer Werkstatt gestriffen haben.
Wir bekommen einen kleinen Zettel, wo eine Karte der Umgebung in schwarz/weiß drauf kopiert ist. Der Weg wird für uns sogar eingezeichnet.
Ob dieses Quick-Fit nun so eine Art Kette wie ATU oder Pit Stop bei uns ist oder es sich nur um einen eingebürgerten Namen für eine allgemeine Werkstatt handelt, kann ich nicht ganz verstehen. Ist aber auch egal.

Ich frage, ob wir wieder kommen dürfen, wenn wir kein Ersatzteil bekommen und dieses vielleicht bestellt werden muss.
Die nette Dame reserviert uns wieder den tollen Platz Nummer 8 direkt am Fluss. Kostet nix.

Gegen kurz vor 11 Ortszeit verlassen wir den Campingplatz und machen uns auf das kurze Stück zurück nach Mansfield zu fahren. Heute finden wir den Weg sogar auf Anhieb. Anja hat die Strassenverhältnisse noch immer gespeichert.
Na hoffentlich hat sie als mein Lieblingsnavi nicht irgendwann die Speicherkarte voll…

         
Mit schönstem Wetter geht die Reise weiter             Wir verlassen den Campingplatz                  (beide k)

In Mansfield angekommen halten wir Ausschau nach einer Werkstatt und finden tatsächlich eine Schraubergarage, wenn auch nicht ganz auf dem eingezeichneten Weg.
Diese verkauft Reifen, Bremsen und Auspuffe, ich steige aus und frage nach.
Der Typ meint aber, was ich beim in die Halle rein gehen schon gesehen habe, auch hier ist die Halle zu klein. Das Wohnmobil passt hier nicht rein.

Meine Hoffnung schwindet wieder ein Stück, da uns auch hier wieder die Höhe des Wohnmobils einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Wir passen einfach nicht in die Halle!
Aber der Mann ist nett, er verweist mich an eine weitere Garage, diese liegt nur ein paar Meter die Straße runter und heißt Mr. Tyre, dort sei die Halle groß genung für unser Baby.
Na das sind doch wenigstens mal ein paar gute Nachrichten, wir fahren ein Stück weiter und finden tatsächlich eine große Reparaturwerkstatt, in güldenen Lettern steht „Mr Tyre“ auf blauem Grund geschlagen.
Wird Mr. Tyre unser Mr. Wonder?
Ich parke direkt rumpelnd und scheppernd vor dem Büro und steige aus

Unsere Ankunft ist offenbar nicht unentdeckt geblieben, wie auch, bei der Geräuschkulisse?
Sofort kommt jemand in das Büro gelaufen, als ich rein gehe.
Ich erkläre kurz, was ich für ein Problem habe, dann ist der junge Mann ohne Haare (sieht ein wenig aus wie Bruce Willis mit Segelohren) schon wieder draußen und hängt unter meinem Womo. Das Erklären hätte ich mir sparen können, Wohni hat ja „das Problem“ schon lauthals heraus gescheppert…

Bruce Willis liegt jetzt fast vollständig unter meinen Wohnmobil und telefoniert. Muss das jetzt sein?
Er nuschelt unverständlich irgendwas in sein Handy, während er noch unter dem Auto liegt.
Dann krabbelt er unter dem Auto hervor, zieht wortlos an mir vorbei und geht ins Büro.
Dort blättert er in einem Katalog, telefoniert dabei munter weiter.
Ich komme mir etwas komisch vor, der Typ rennt hin und her, kümmert sich zwar um den Auspuff, aber irgendwie nicht um mich.
Er rennt jedes Mal ohne ein Wort zu verlieren an mir vorbei.
Schon komisch, aber wenigstens bemüht er sich, das ist doch schon mal was.
Mal sehen, vielleicht kann er das Teil wirklich bis morgen oder so besorgen, dann könnte es ja wirklich auf unserer Route normal weiter gehen. Es keimt ein kleiner Hoffnungsschimmer in mir auf.

Dann endlich kommt der entscheidende Moment: er sagt mir endlich, was Sache ist und ich kann es kaum glauben!
Er meint, in 40 Minuten wäre das Erstazteil da und fragt ob ich so lange warten könne.
Ob ich warten könne?
Guter Mann, sie sind ein Engel in der schwersten Stunde!
Ja klar können wir die 40 Minuten und auch länger warten!
Es ist unglaublich! Hier mitten irgendwo in England an einem Ort, wo ich seit 2 Tagen keinen Fiat Ducato gesehen habe, wird unser Wohnmobil in weniger als einer Stunde wieder einsatzbereit sein!
Aber halt, was kostet der Spaß eigentlich?

„Including Material, VAT and Works 99 Pounds and 50 cents“

Ohhh! Ok, das ist natürlich viel Geld, aber nach einer kurzen Beratung mit Anja lassen wir das natürlich hier und jetzt machen.
Lieber jetzt als später oder vielleicht sogar gar nicht.

Aber wie bezahlen? Mit Visa? Wir brauchen ja noch Bargeld und Brot brauchen wir auch.
Wir lassen uns den Weg zum nächsten Geldautomaten erklären, direkt am Tesco (das ist ein Supermarkt) liegt einer.
Dieser wäre zu Fuß etwa 10 Minuten von hier entfernt.

Ich beratschlage mich mit Anja, wir entscheiden uns die Fahrräder zu nehmen, weil es den Berg hinunter geht und man mit dem Fahrrad dann leichter und schneller runter und vor allem später auch wieder hoch kommt.
Und wir haben auf jeden Fall mal die Fahrräder benutzt.
Anja sichert drinnen alles, ich mache die Räder startklar.

Ein Einheimischer kommt vorbei, während ich die Räder gerade vom Träger hebe und er fragt mich, ob wir Touristen wären.
Ich bejahe dies und so kommen wir ins Gespräch.
Er fragt wo wir hin wollen und warum wir hier nun stehen. Er selbst hat an seinem Rover den Auspuff kaputt, er muss 150 Pfund für die Reparatur bezahlen: Puh, das ist aber knackig…
Da kommen wir doch noch relativ gut weg, oder?
Während wir hier noch alles fertig machen, kommt plötzlich ein Kleinbus angefahren, ein Mann steigt aus und hat einen Auspuff dabei, den er sogleich neben unserem Wohnmobil deponiert. Es handelt sich um einen Mitteltopf vom Typ TB 37K (das steht zumindest drauf), das werde ich mir merken.
Im Office gebe ich den Schlüssel für unser Wohnmobil ab, damit die flinken Jungs hier auch unseren Wohni in die Halle fahren können. Drinnen wittere ich meine Chance ein schon lange von mir vermutete Therorie zu bestätigen. Der Katalog, den Bruce Willis vorhin so zielstrebig ohne Worte studiert hat, liegt offen auf dem Tresen.
Blitzschnell blättere ich zu Fiat und finde auch den Ducato. Der Mitteltopf ist Teil des Gesamtauspuffes.
Und er ist für alle Fahrzeuge Ducato Modell 280 und 290 identisch.
Ist das nicht toll? Danke Fiat! Ich habe damals beim Kauf des Fahrzeugs bewusst dieses Modell als Basisfahrzeug ausgesucht in der Hoffnung, dass die Ersatzteile durch die lange Bauzeit der Ducato 280 / 290 lange verfügbar wären. Mein Konzept scheint also tatsächlich auf zu gehen.

         
Wir stehen bei Mr. Tyre                                        und machen die Räder startklar                                             

         
Da liegt schon unser Ersatzteil                               „Bruce Willis“ liegt unter dem Wagen, er checkt den Auspuff

Wir hatten auch kurz überlegt, ob wir vielleicht doch eben warten sollen, bis der Auspuff repariert ist. Aber wo wir die Räder doch schon abgeschnallt haben…

Mit dem Fahrrrad fahren wir den kleinen Abhang hinunter, während an unserem Wohnmobil wohl schon gearbeitet wird.
Den Tesco können wir schon von weitem sehen, ein riesiger Einkaufskomplex.
Trotzdem schaffen wir es uns auch dem Weg zum Eingang zu verfahren.
Den Fehler bemerken wir jedoch recht schnell und so geht es zurück auf dem richtigen Weg.
Wir sind fast am Eingang angekommen, da schüttet es plötzlich wie aus Eimern!
Ganz recht gelesen, es fängt von einer auf die andere Minute so stark an zu regnen, dass man innerhalb von Sekunden bis auf die Haut naß wäre, wenn wir nicht in genau diesem Moment das rettende Vordach des Supermarktes erreicht hätten.

Ich habe Glück, komme komplett trocken unter dem Dach an, Anja hat bei der Auffahrrampe ein wenig getrödelt und wird von dem Schauer jedoch kalt erwischt, Sie fährt höchstens 3 Sekunden im Regen und ist trotzdem ganz schön naß geworden.
Dann aber das nächste unglaubliche Wetterphänomen. Genau so schnell, wie der Regen gekommen ist, so schnell ist er auch wieder weg!
Einfach so, als wäre nichts passiert. Für ein paar Sekunden stand die Welt still. Menschen blieben in ihren Autos auf dem Parkplatz sitzen, einige hielten während der Fahrt plötzlich an. Die Fussgänger warteten fast regungslos unter dem gleichen Vordach, wie wir. Es schien fast so, als sei die ganze Welt für einen Moment stehen geblieben.

Doch jetzt gehen alle normal weiter, als wäre nichts gewesen. Ich stehe da mit offenem Mund und schaue den Leuten hinterher. Für sie ist das offenbar nichts besonderes…
Keine Zweifel: Das muss er gewesen sein, der berühmt-berüchtigte englische Regen!
Den können wir also definitv von unserer Urlaubs-To-Do Liste abhaken.

         
Wir radeln zum Tesco                                       natürlich gilt auch auf dem Fahrrad: linke Seite! Ungewohnt…

    
Da kommt der Tesco schon, nur noch auf die andere Seite…  …und die kleine Rampe hoch…

         
Da fängt es plötzlich ganz furchtbar an zu regnen, innerhalb von Sekunden steht der ganze Parkplatz unter Wasser

Den Geldautomaten finden wir auf Anhieb. Er ist direkt vor dem Eingang positioniert.
Nun schlägt die Stunde der Wahrheit, wir wollen sehen, ob wir heute Geld mit unserer Karte bekommen.
Das Display wartet mit einer netten Botschaft auf: Free Cash!
Ja was?,
Ist Geld hier oben umsonst? Wenn das so ist, dann bleib ich aber hier!
Wie? Ach nee, nur das Abheben ist gebührenfrei.
Na ob unsere Bank das auch so sieht? Wohl eher nicht. Aber um das heraus zu bekommen, muss der Automat natürlich erstmal das „Free Cash“ ausspucken:

              
Da stehen die Geldautomaten           Free Cash? Jetzt wird es spannend…     …Yiiipiiieeeee, wir haben Kohle !!

Es hat geklappt. Wir haben gleich mal so viel Geld abgehoben, dass wir davon einkaufen, den Auspuff bezahlen und erstmal ein paar Tage auskommen können.
Dann geht es ab in den Supermarkt.
Schon am Eingang werden wir freundlich begrüßt, das gibt es bei uns nicht.
Ich mag fremde Supermärkte in fremden Ländern.
Ist jedes Mal eine neue kleine Welt voller Geschmäcker, lokalen Spezialitäten, Eindrücken und Gebräuchen, die es zu entdecken gilt.
Hier gelten unsere „deutschen“ Supermarktregeln nicht, hier ticken die Uhren anders.
Bin mal gespannt, ob der englische „Linksverkehr“ auch für die Gänge im Supermarkt gilt und ob das Ausrichten an der linken Straßenseite auch Einfluss auf das Product Placement der Waren im Supermarkt hat.
Wir als „Rechtsfahrer“ dürften uns ja demnach überhaupt nicht zurecht finden.
Na mal sehen…
Ganz besonders sticht mir dabei eine Webung ins Auge: Wenn man für 50 Pfund einkauft, bekommt man einen Gutschein für „5p off per Litre“ beim nächsten Tanken. Aber 50 Pfund? So viele Sachen brauchen wir ja gar nicht.

              
Weitläufige Gänge mit vielen gelb ins Auge stechenden Angeboten wollen entdeckt werden

         
Wurst…                                     …Brot…                                              …und Navigationsgeräte

Nachdem wir uns hier einigermaßen zurecht gefunden haben, laden wir echte Dosen (Ja, es gibt sie noch, zum Teufel mit dem Dosenpfand!) mit Cola, Pepsi und, was es hier offenbar neu gibt, ich aber noch nie gesehen habe, Cola Light aber mit Sherry Geschmack.
Was habe ich das früher gern getrunken: Sherrycola.
Vereinzelt bekommt man diese (wieder) bei uns, aber nicht als Light. Hier gibt es sie, Sherry Cola Light. Was für eine tolle Vorstellung. In der Reihe mit Technik (hier gibt es auch Fernseher, Radios, MP3-Player, Handy) schauen wir uns mal nach einem Navi um, aber jetzt einfach so ohne sich vorher schlau gemacht zu haben ist das nichts.

Ach ja, Brot, Wasser, frische Milch, Käsescheiben, ein paar Doughnuts (für Deutsche Donuts!) und Wurst kaufen wir natürlich auch.
Und da kommt eine kleine Diskussion bei uns auf.
Anja würde gern gekochten Schinken der Marke „Tesco Healthy“ kaufen. Sieht zwar nett aus, aber der „Tesco Value“ kostet locker nur ein Drittel davon und sieht mal abgesehen von einem leichten Graustich fast genau so aus, wie das teure Zeug.
Da ich im Endeffekt mehr davon essen werde, setze ich mich durch. Wir kaufen den billigen.
Anja kommentiert dies so trocken und schlagfertig, wie sie es selten tut und ich muss so sehr darüber lachen, dass ich daraus das Zitat des Tages machen werde.
Insgesamt geben wir etwas über 23 Pfund für unsere Einkäufe aus. Ist ja nicht gerade wenig, da waren wir ja gar nicht so weit entfernt von den 50 Pfund…

Vom Regen, der uns vorhin beinahe kalt erwischt hätte, ist nichts mehr zu sehen. Nur die komischen Quellwolken ziehen am Himmel ihre Bahnen.
Wir fahren mit dem Fahrrad, balancieren dabei 2 Tüten am Lenker und einen vollen Einkaufskorb, zurück zu Mr. Tyre.
Bin mal gespannt, ob die unser Wohni hinbekommen haben und es tatsächlich die vereinbarten 99,50 Pfund kostet.
Schon als wir ankommen sehen wir gleich, dass unser Wohnmobil nicht mehr vor oder in der Halle, sondern auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht. Das ist doch schonmal ein gutes Zeichen. Anja bringt die beiden Räder zum Wohnmobil, ich werde mich wohl ans bezahlen machen…

         
Da hinten links steht er !!!                                         Hier links nochmal die Werkstatt

Ich gehe ins Büro, Bruce Willis frühstückt in seiner offenbar typisch englischen Art gerade den nächsten Kunden ab, da erhellt sich seine Miene, als er mich sieht.
Ob er jetzt, wo es ans Bezahlen geht, vor seinem geistigen Auge anstelle von mir eine Art lachendes und Geld spuckendes Sparschwein sieht?
Ich darf mich vordrängeln und zahle 99,50 Pfund, zusätzlich gebe ich Bruce ein kleines Trinkgeld.
Dann bitte ich um meine Schlüssel. Bruce sucht am Schlüsselbrett und reicht mir einen Schlüssel.
Der Kenner sieht natürlich gleich, dass dies nicht meine Autoschlüssel sind.
Ich gucke kurz aus dem Fenster: Draußen steht nichts, was den Tausch gegen das Wohnmobil wert wäre und so gebe ich die Schlüssel mit dem Kommentar das diese nicht meine wären an Bruce zurück.
Bruce schaut zunächst ungläubig, fängt dann aber an zu suchen. Er findet sie aber nicht, Er wühlt in den Taschen, sucht am Bord, schickt einen Mechaniker zum Wohnmobil: Nichts.

Na toll, kann ich mein Trinkgeld wieder haben? Bruce ist die Sache sichtlich peinlich, er ruft kurz in die Werkstatt und auf einmal stehen 10 Mann im Büro und suchen den Schlüssel. Im Office, in der Halle, draußen auf dem Boden. Unglaublich. Ich hätte noch vor 1 Minute darauf gewettet, dass hier höchstens 2 oder 3 Mann arbeiten.
Aber nun steht eine komplette Boxencrew ihren Mann und sucht meine Schlüssel.

Es wäre witzig, wenn es nicht so traurig wäre. Mit den Worten „Spooky and strange“ bekomme ich einen Kaffee angeboten, den ich aber ablehne.
Dann endlich findet der Azubi den Schlüssel, er hing an einem anderen Brett hinter ein paar Zettel.
Na also, geht doch.
Bruce erklärt mir noch kurz die Rechnung und dass ich nun auf den neuen Auspuff 2 Jahre Garantie hätte.
Hmm, das ist gut zu wissen, nur was mache ich, wenn ich wieder zuhause bin und das Teil nächstes Jahr abfällt?
Hier her fahren und das Teil reklamieren?
Egal, hauptsache läuft.
Zurück am Wohnmobil und mit Schlüssel ausgestattet verlade ich erstmal wieder die Fahrräder. Damit hätten wir offiziell auch unseren Reisepunkt „Fahrrad fahren“ abgehakt. Geht doch.
Mit Anja überlege ich nun, wo wir ja jetzt wieder volle Einsatzbereitschaft haben, wie unsere Route weiter verlaufen soll.
Wir sind uns beide einig, dass wir viel zu wenig vom Sherwoord Forrest gesehen haben.
Gleich hinter Edwinstowe soll es ein Sherwood Forrest Visitor Center geben, das wollen wir nun besuchen.

         
Ich verlade die Räder,                                           dann geht es weiter (was für irres Wetter…)    (beide k)

Während wir wieder auf der Straße sind und die ersten Meter in einer noch nie dagewesenen Stille genießen (Läuft der Motor überhaupt?) denke ich darüber nach, was da gerade mal wieder für ein kleines Wunder passiert ist.
Tatsächlich muss ich anerkennen, dass das Universum meinen Wunsch zu 100% erfüllt hat!
Ich habe bestellt:
Einen schnell gewechselten Auspuff an einer Werkstatt, die auf dem Weg liegt und das für relativ geringes Geld.
Haben wir das bekommen? Urteilen Sie selbst:
Der Auspuff war sehr schnell gewechselt und wir haben sogar in der Zeit der Reparatur (daher fast ohne Zeitverlust) den Supermarkt besucht. Einkaufen und das Geld holen hätten wir eh gemacht. So wurde die Einkaufszeit zum Wechseln des Auspuffes verwendet.
Und „relativ günstig“ habe ich auch verstanden!
Denn gemessen an dem Auspuff des anderen Kunden (der Landrover) war mein Auspuff billig.
Seiner 150 Pfund, unserer knappe 100 Pfund.
Na also!
Danke Universum!
Ob man so frech sein kann und das nächste Ersatzteil für lau bestellen sollte?
Na ich glaub das wäre etwas unverschämt und definitiv zu viel verlangt.
Wir sind happy, das Wohnmobil fährt wieder schön leise, so wie es sein soll.

Mit jedem Meter Fahrt entspanne ich.
Es ist unglaublich, meine Laune bessert sich von Sekunde zu Sekunde.
Ich habe das Gefühl, dass der Urlaub erst jetzt richtig begonnen hat.

Gegen 13 Uhr Ortszeit erreichen wir das Sherwood Forrest Visitor Center.
Was uns sehr freut ist, dass der Eintritt hier kostenlos ist.
Nur das Parken wäre an einem Wochenende gebührenpflichtig. Da wir aber mit Dienstag einen ganz normalen Wochentag haben, brauchen wir für das Parken nichts zu bezahlen.
Wäre ja auch noch schöner, da besucht man schon den Rächer der Armen und Enterbten, da kann man ja wohl kaum Eintritt verlangen, um die frühere Wirkungsstätte des Helden zu besuchen, oder?

         
Wir erreichen den Sherwood Forest Nationalpark       Parken und Eintritt in der Woche kostenlos, hier ist heute nix los

Nach einem kurzen Spaziergang in Richtung „Visitor Centre“durch den Wald entdecken wir eine kleine Lichtung, diese Lichtung ist das Zentrum der gesamten Anlage..
Hier sind verschiedene kleine Häuser aufgebaut, die es nun zu entdecken gilt. In der Mitte des Platzes sind 2 Holzfiguren aufgestellt, beide haben allerdings schon einiges an Farbe verloren. Es ist die berühmte Kampfszene am Fluss, wo Robin Hood nach seiner Heimkehr im Wald mit Little John auf einer Brücke kämpft.
Auf der rechten Seite finden wir ein Restaurant, die Preise erscheinen uns jedoch etwas hoch, zumal wir noch gar nicht richtig hungrig sind.
Das erste Haus, das wir dann von innen besuchen ist das auf der linken Seite, dieses zeigt eine kostenlose Videovorstellung.
Im Raum selbst ist allerdings niemand anwesend. Überhaupt ist hier sehr wenig los, nur ein oder zwei Schulklassen verbringen hier wohl einen mehr oder minder erfolgreichen Wandertag.

Nachdem wir den menschenleeren Videoraum nach einem kurzen Rundgang wieder verlassen haben, machen wir uns auf ein kleines Museum mit dem Titel „Sherwood Forest Past, Present and Future“zu erkunden.
Das Museum ist im Gegensatz zu dem Filmraum schon bedeutend interessanter.
Einige Szenen aus dem Leben im Wald sind dargestellt. Kinder können etwas über giftige und gesunde Dinge des Waldes lernen und sich an der phantasievollen Aufmachung der einzelnen kleinen Räume erfreuen. Die Geschichte von Robin Hood wird eindrucksvoll zum Anfassen erzählt. Die ganze Einrichtung ist zwar schon etwas abgenutzt, hat aber totzdem nur wenig von ihrem Reiz verloren.

         
Wir folgen dem Hinweis „Visitor Centre“                   und erreichen mitten im Wald eine kleine Lichtung

                      
Die Speisekarte des Tages                            In der Mitte des Platzes Robin Hood (wohl links?) und Little John

         
Im kleinen Videoraum sind wir ganz allein                 da besuchen wir lieber das kleine Museum

    
So lernt man gleich, was im Wald essbar ist und was nicht      Nanu, wer wird denn da gefoltert?

    
Robin wird vom König begnadigt                          Dann kommt eine Ausstellung für Naturfreunde:

         
Fauna und Flora des Waldes                                Und natürlich führt der Ausgang direkt in den Souvenir- Shop…

Nachdem wir nun über die Geschichte des Waldes, seine Entstehung und seine Zukunft etwas gelernt haben, führt der weitere Rundweg, wie es nicht anders zu erwarten war, direkt in den Souvenir-Shop. Hier schauen wir uns um.
Erwartungsgemäß sind die Preise entsprechend und so kaufen wir uns von hier die ersten Postkarten für zu Hause.
An der Kasse frage ich nach Briefmarken und die Dame antwortet mir, dass sie im Moment keine Briefmarken nach Deutschland bzw. Europa habe.
Oha, jetzt bin ich aber überrascht, ich habe nur Englisch gesprochen und war eigentlich der Meinung, dass sich fast 2 Jahre Berlitz- Englisch (immerhin Level 5-9) ausreichend wären, um nicht unbedingt als Tourist aufzufallen.
Ich frage die Kassierein und sie antwortet mir, dass sie jeden Festland-Europäer am Dialekt erkennen würde. Bei den Deutschen wäre es zwar schwierig, aber nicht unmöglich. Zu meiner Ehrenrettung sagt sie allerdings, dass sie sich bei mir mit Deutschland nicht ganz sicher gewesen wäre und daher einfach mal in die Wahrscheinlichkeit geraten hätte.
Was sie damit gemeint hat, werden wir noch später sehen…
Mein Englisch sei dagegen sehr gut und wenn ich nicht wie typischer Tourist rumlaufen würde (ich habe ja noch immer kurze Sachen trotz des englischen Herbstes an), ich auch durchaus als Einheimischer durchgehen könnte.
Na ich glaub das hat sie aber nur gesagt um mir zu schmeicheln.

Wieder draußen auf der Lichtung überlegen wir, ob wir den „Major Oak“ also die angeblich berühmte Robin Hood Eiche bewundern gehen sollen. Es soll der Baum sein, wo sich früher die Mannen um Robin versammelt und vor dem Sherrif versteckt haben. Ein paar Bilder und die Geschichte des Baumes kennen wir aus der Ausstellung.
Ein Schild mahnt uns jedoch, dass diese etwa 20 Minuten Fussweg entfernt sei. Es geht einen recht steilen Abhang hinunter, noch während wir überlegen kommt eine Schulklasse den Weg hinauf geschnauft.
Die sehen ziemlich kaputt und fertig aus und so lassen wir den Ausflug in den tieferen Wald.
Wir machen noch ein paar Bilder, dann geht es zurück zum Parkplatz und zum Wohnmobil.

Von hier aus geht es weiter auf der B 6034, die bei Worksop zur A 57 wird und schliesslich die bei Aston die M 1 kreuzt, auf die wir auffahren. Weider Autobahn…

Das Sherwood-Forrest Visitor Center lohnt sich wirklich für einen Besuch. Besonders, da der Eintritt nichts kostet.
Und in der Woche ist sogar das Parken kostenlos. Wer also auch auf unserer Route nach Norden fährt, hier kann man prima eine Pause machen, sich über den Wald informieren und mit etwas Phantasie das Leben von Robin Hood „erfühlen“..

          
Wer die Wahl hat…                                             …hat die Qual

            
Nanu, ein Ritter und ein gar finsterer noch dazu…                  und da ist noch so einer von der Sorte…   (k)

         
20 Minuten zum Major-Oak- Baum?                        Da kommt die abgekämpfte Schulklasse den Weg hoch

    
Noch ein paar Bilder von den gruseligen Waldgeistern,       dann geht es weiter Richtung Norden

Igendwann hinter Leeds wird die M 1 zur A 1 und damit wieder zu einer Landstraße. Zu unserem Glück jedoch wird die Straße derzeit auf 2 Fahrspuren erweitert, wir kommen also recht gut vorran.
Wetherby, Boroughbridge, Bedale und Catterick fliegen vorbei.

Kurz bevor die A 1 wieder zur Autobahn wird verlassen wir die Bundesstraße, genauer in Scotch Corner geht es auf die A 66 in Richtung Penrith und Carlisle, unser Fernziel auf dieser Route wird Glasgow und damit das westliche Schottland sein.
Wir erhoffen und hiervon den kürzeren Weg zum Loch Ness.
Die Alternative wäre weiter geradeaus in Richtung Edinburgh gewesen. Da wir hier aber spätestens bei unserer Rückreise auf dem Weg nach Newcastle (wo die Fähre abgeht) vorbei kommen werden und wir möglichst viel und damit keinen Ort zweimal sehen wollen, wählen wir den Weg für rauf „links“ herum und für runter „rechts“ herum. Zuhause hatten wir das schon grob so überlegt, jetzt setzen wir diesen Plan in die Tat um.

          
Weiter auf der Landstraße                                   und rauf auf die Autobahn M 1

Die gewählte Route abseits der Autobahn M 1 und der Hauptachse Nord/Süd ist von der Landschaft her malerisch!
Wir durchfahren einige Orte, queren Felder, Wiesen und Auen, das Grün ist so herrlich und man kann sich gar nicht genug daran satt sehen.
Es sieht aus wie im Auenland aus „Herr der Ringe“! Oder wenigstens noch, wie aus der Kerrygold- Werbung…
Wenn es hier unten schon so schön ist, wie toll wird es dann erst, wenn wir die Highlands Schottlands erreichen?
Beide machen wir ausgiebig Fotos.
Schade, dass die meisten Landschaftsbilder während der Fahrt nicht so richtig scharf werden oder blöderweise Teile von Leitplanken, Schildern oder Masten enthalten.

     
Was ist das nur für eine wunderschöne Landschaft hier oben, könnte aus der Kerrygold- Werbung stammen! 😉

Die Uhr zeigt mittlerweile kurz vor 5, als wir Brough durchqueren.
So langsam wird es Zeit für eine Pause und sich auch vielleicht schonmal ein Plätzchen für die Nacht zu suchen, der Tag heute war doch recht anstregend.
Im nächsten größeren Ort „Appleby in Westmorland“ machen wir einen Stop und gehen erstmal eine Runde spazieren.
Ein typisches englisches Dorf empfängt uns, hier ist es wirklich schön.
Kleine malerische Gassen und Häuschen wechseln sich ab. Die Bewegung tut gut.

         
Wir parken unser Wohnmobil und gehen eine Runde durch den Ort spazieren, ein typisches kleines englisches Dörfchen

Zurück am Wohnmobil werfen wir den Laptop an.
Wir checken den ACSI- Campingführer und die Stellplatzkarte des Womo- Forums.
Stellplätze sind hier in der Gegend leider keine, und auch mit Campingplätzen sieht es eher mau aus.
Es gibt nur einen einzigen Platz in der Nähe, den Campsite Wild Rose Park. Dieser ist allerdings ein 5-Sterne-Platz.
„Na schauen wir mal“ und so zücke ich unser Handy mit der britischen Prepaid-Karte und rufe dort mal an.
Als die nette Dame mir den Preis in Höhe von 16,50 Pfund für eine Nacht anpreist falle ich fast rücklings von der Wohnmobilbank. Gute Frau wir wollen nur eine Nacht hier schlafen und nicht gleich den ganzen Platz kaufen…
Das ist definitiv zu teuer, da sind wir beide einer Meinung. 16,50 Pfund, das wären ja knapp 30,- €. Ja gehts noch?

Wir schauen mal als nächste Alternative in die „Road-Map“. Hier sind auch einige Plätze eingetragen, die es nicht im Campingführer gibt. Ganz in unserer Nähe befindet sich ein eingezeichneter Platz in Colby, vielleicht 2 oder 3 Meilen eine enge Straße hinunter. „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“ entscheiden wir und so machen wir uns auf den Weg den Campingplatz zu erreichen.

Wir fahren den Abhang hinunter, die Straße ist wirklich sehr eng.
Das ist sie also, unsere erste Erfahrung einer „Single Track Road“ und wir sind noch nicht mal in Schottland angekommen. Das Fahren hier klappt ganz gut.
Wenn uns einer entgegen kommt, hält dieser meist in einer Bucht und wartet ab.
Dann heben die Engländer immer ihre Hand zum Gruß. Wir erwidern dies und bedanken uns artig.

In Colby angekommen müssen wir leider feststellen, dass es sich nur um eine Hauptstraße mit ein paar Häuschen handelt. Hier gibt es nichts, keinen Laden, keine Tanke, keine Post, kein Kiosk, nichtmal eine Telefonzelle. Die Häuschen selber sind zwar hübsch anzusehen, helfen aber auch nicht weiter. Der Ort wirkt beinahe menschenleer.
Wir fahren die Straße rauf und runter, können aber nirgendwo einen CP oder ein Schild zu einem solchem entdecken. Wir finden auch niemanden, den wir fragen könnten, wie gesagt, hier ist keine Sau…
Damit bliebe nur noch die Möglichkeit den zweiten hier in der Gegend angesiedelten Campingplatz, den „Campsite Wild Rose Park“ für die Nacht zu nutzen. Das ist der, wo wir vorhin angerufen haben und der knappe 17 Pfund die Nacht kostet.
Wir fahren mangels Alternative zwar zunächst ein Stück in diese Richtung, dann aber entscheiden wir uns den teuren Platz doch nicht zu nutzen. Das sehen wir nicht ein.
Dann lieber noch ein Stück weiter fahren und sehen, ob sich vielleich eine andere Möglichkeit ergibt.
Unverrichteter Dinge fahren wir also wieder die enge Straße hoch nach Appleby, es ist mittlerweile 18 Uhr Ortszeit und ich beginne erste Bedenken bezüglich unserer Übernachtungsmöglichkeit zu bekommen. Wir befinden uns offiziell noch in England und das „freie Stehen“ ist hier (anders als in Schottland) nicht gestattet.
Einfach so am Straßenrand könnte also ein Problem werden.

         
Der Weg führt über enge Gassen runter ins Tal    Hier gibt es zwar schöne Häuser, den CP finden wir allerdings nicht

In Appleby angekommen parken wir fast wieder an der gleichen Stelle, wo wir vorhin schon geparkt haben. Nun muss eine Lösung her.
Anja meint unterwegs auf der Landstraße einige „Motorhomes“ gesehen zu haben, Caravanparks oder so ähnlich.
Ich selbst kann mich nicht so recht daran erinnern, muss aber auch zugestehen, dass ich mich entweder aufs Fahren oder auf die Landschaft konzentriert habe.
Aber was soll´s, vielleicht haben wir ja Glück und den Weg weiter rauf findet sich ja noch so ein „Caravan Parc“.
Also Risiko, wir werden einfach weiter fahren.
Und wenn wir keinen finden, dann parken wir einfach so irgendwo.
Spätestens auf der M 6 auf der ersten Service- Area, also dem Autobahn-Rastplatz.
Wird schon klappen, wir müssen sparen, der Auspuff war ja nicht eingeplant.
Aber bevor wir weiter fahren, will ich mir hier in Appleby noch was zum Abendessen besorgen.
Ich möchte was leckeres und vor allem fertiges essen, auf selber kochen habe ich keinen Bock und außerdem läuft uns die Zeit davon, bis es dunkel wird.
Also Schuhe wieder an und die zweite Runde durch Appleby gelaufen.

         
Da sind wir wieder…                                            Jetzt brauche ich nur noch ne Bude mit was leckerem zu Essen

Diesmal schauen wir uns die Lädchen an, leider finden wir zunächst nur teure Restaurants. Dann aber kommt uns von Höhe der Hauptstraße ein junges Pärchen entgegen. Der Mann hat eine Schale mit einer reichlichen Portion Fish & Chips auf der Hand.
Die Dinger sind noch richtig warm und dampfen. Weit kann es also nicht weg sein.
Ich stecke meinen Rüssel in die Luft, ach wenn ich doch nur so gut schnüffeln könnte, wie ein Hund…

Auf der gegenüberliegenden Seite der Hauptstraße erspähe ich dann plötzlich und unerwartet eine kleine Bude.
Ein älterer Herr mit einer Fischtüte in der Hand verlässt gerade das Lokal.
Bingo!
Der Laden ist gut besucht, einige Kunden stehen hier in Arbeitsklamotten (vom pickfeinen Boss-Anzug bis zum gewöhnlichen Blaumann), andere im einer Art Schlafanzug oder Jogger. Das sind bestimmt Einheimische!
Und wenn die hier essen, dann kann es nur gut sein.
Eine Dame vor uns bestellt Fish & Chips und erhält eine Pappschachtel mit Pommes und Fisch für eine ganze Kompanie.
Ich frage, ob das auch ne Nummer kleiner geht.
Es geht: Fishy Fingers nennt sich die kleine Tüte mit Pommes und Fischstückchen.

Na dann her damit, *mjam schleck*, mir läuft das Wasser schon im Mund zusammen.
Unser Essen wird frisch zubereitet, nachdem unsere Tüten gepackt sind, werden wir gefragt, ob wir Essig auf die Pommes wollen?
Ich höre wohl schlecht? Uargh, grausige Vorstellung, Essig auf die Pommes. Ich frage höflich nach Majo und ernte einen irritierten Blick der Bedienung. Offenbar bestellen nicht viele Leute Majo zu ihrem Essen, denn sie muss zu einem etwas abseits gelegenen Kühlschrank gehen und holt uns ein abgepacktes Dösschen Majo heraus.

Der Fisch schmeckt wunderbar!
Ich habe ja schon bei Nordsee oder auch in London Fish & Chips gegessen. Aber das hier sprengt wirklich die Messlatte für alle bisher dagewesenen Fish & Chips Tüten. Der Fisch ist knusprig von außen und zart von innen.
Dafür, dass der in Fett gebadet wurde, schmeckt man dies fast überhaupt nicht.
Wir steuern eine kleine Bank an und genießen genüsslich unsere erste authentische britische Mahlzeit.
Bei Anja muss ich noch ein wenig Fish mitessen, beide lassen wir am Ende Pommes übrig.
Das war lecker, aber eindeutig viel zu viel in der Tüte.
Jetzt wundert uns beide gar nicht mehr, dass viele Engländer so dick sind, bei den Portionen hier oben…

         
Hier bestellen wir unsere Fishy-Fingers Fischtüte        und bekommen diese Riesen- Portion, 2 Tüten für insg. 5,90 Pfund

    
Auf einer Bank am rechten Ufer dieses Flusses         legen wir dann eine kleine Futterpause ein

Mit dem Abendbrot sind wir gegen halb 7 Ortszeit fertig, wir wollen nun weiter uns endlich einen Platz für die Nacht suchen.
Am Ortsausgang von Appleby findet sich eine Tankstelle, die das Diesel für 0,99 verkauft. Der Tank ist zwar knapp unter 1/4, aber die Lampe ist noch nicht an, daher fahren wir erstmal weiter.

Wir sind gerade ein paar Meter gefahren, da sehen wir eine weitere Tankstelle, eine BP im kleinen Ort Penrith, die den Diesel für 0,979 anbietet. Wir halten an und tanken.
Tanken müssen wir sowieso, ob nun morgen früh oder heute Abend und wenn ich hier nun anhalte, kann ich vielleicht den Kassierer fragen, ob er eine Schlafmöglichkeit kennt.

Zu meiner Überraschung rät uns die Dame davon ab hier irgendwo an der Straße zu schlafen.
Sie meint, dies sei eine der gefährlichsten Straßen hier in GB, allein heute hätten sich 2 Unfälle ereignet, sie würde hier nicht an der Straße stehen wollen und übernachten.
Na das sind ja tolle Voraussetzungen. Dann wird es wohl der Rastplatz auf der M 6 werden…
Das Tanken hat übrigens mal so richtig weh getan. War ja klar, der Tank war ja auch fast leer.
Etwas über 60 Liter und 59 Pfund ärmer dürfen wir wieder auf die Straße.
Oh Mann, Diesel für fast 1,50 €… Das wird ne teure Tour.

    
Mit Pipi in den Augen schaue ich ungläubig auf die Anzeige, das wird teuer… (k)

Wir fahren weiter auf der A 66, wir sind keine 5 Kilometer gefahren, da sieht Anja plötzlich wieder so ein Schild für Camperhomes.
Ich ralle das allerdings wieder mal zu spät und rausche natürlich voll dran vorbei…

Ein paar Meter weiter wende ich auf offener Straße in einer Baustelle und fahre zurück.
Schon komisch, wenn hier ein Platz zum Schlafen ist, warum weiß das die Tussi aus der Tankstelle nicht?
Na egal, wir fahren die Einfahrt rein. Ist ein alter Bauernhof.

Ich habe gerade dem Motor abgestellt, da kommt ein nette alte Dame auf mich zu. Ich frage, ob sie uns einen Platz für die Nacht anbieten kann.
Sie kann. Die Frau ist total lieb und zeigt mir den ganzen Platz.
Hauptsächlich besteht dieser aus großen grünen Anhängern, das sind wohl sogenannte Camperhomes. Die Dinger sind viel zu breit, um sie so normal auf der Straße zu transportieren. Das ist mir Sicherheit ein Sondertransport. Stehen die einmal, werden die wohl eher nicht mehr bewegt.
Die Häuschen „auf Achse“ sind alle unbewohnt. Etwas abseits dieser „grünen Siedlung“ findet sich eine Camperwiese. Außer uns steht noch ein Wohnwagen da, der bewohnt ist. Ansonsten ist der Platz leer.

Es ist sehr idyllisch, die Straße hört man nicht und weil es schon spät ist, bleiben wir hier. Ach was red ich? Auf jeden Fall bleiben wir hier!
10 Pfund kostet die Nacht. Zwar kostet warmes Wasser extra, dafür ist aber Strom schon enthalten.
Da hat die Anja doch tatsächlich Recht gehabt.
Einfach nur aufmerksam die Beschilderung am Straßenrand beobachten und schon findet sich ein Plätzchen zum Schlafen, welches in keinem Reiseführer oder auf der „Road-Map“ zu finden war.
Supi!

         
Die Camperwiese mit den Camperhomes                     wir bekommen einen Platz an der Koppel

         
Gerade noch rechtzeitig…                             …die Sonne geht bereits unter.                       (alle 4 = k)

Nachdem wir auf unserem Platz mit der Nummer 7 ankommen, fahren wir auf einen Keil rauf, um einigermaßen gerade zu stehen.
Den Rest des Abends verbringen wir dann im Wohnmobil. Jetzt, wo die Sonne weg ist, wird es empfindlich kalt draußen.
Anja liest sich ein wenig im Kartenmaterial ein und beginnt die verbleibenden Tage anhand der Route abzustecken.
So sehen wir gleich, was wir alles noch sehen können. Dadurch, dass heute der Auspuff repariert wurde, reicht es nun dicke für unsere Tour mit der Zeit. Da können wir nur hoffen, dass wir nun keine Ausfälle mehr zu verzeichnen haben.

Wir sind beide sehr müde, ich tippe noch ein wenig am Bericht herum, aber gegen kurz vor 22 Uhr fallen uns fast die Augen zu.
Es war ein schöner aber auch anstrengener Tag. Wir sind weit gekommen, mit etwas Glück, passieren wir morgen die Grenze zu Schottland.
Das wird super!
Es war kalt letzte Nacht, daher nutzen wir neben der normalen Decke noch zusätzlich eine gelbe Überwurfdecke.
Damit sollte es sich einigermaßen aushalten lassen.

KM- Stand bei Abfahrt: 176.499
KM- Stand bei Ankunft: 176.786
gefahrene Kilometer: 287

Zitat des Tages (Tesco, Mansfield, Anja zu mir):
„Du frisst auch alles, wo Fleisch drauf steht…“

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