Zum ersten Mal in diesem Jahr wird es so richtig warm im Alkoven!
So warm, dass ich die Decke weg schlage und die Dachluke für frische Luft öffne, noch bevor zum ersten Mal der Wecker klingelt!
Das es am frühen Morgen schon so warm ist, deutet auf jeden Fall unverkennbar darauf hin, dass wir uns in südlichen Gefilden befinden. Aber auch, dass die Sonne schon jetzt kräftig scheint und es heute ein wunderbarer Tag werden wird.
Und das wird es mit Sicherheit!
Denn heute werden wir unseren Mietwagen in Empfang nehmen, mit dem wir bis Montag die italienische Adria unsicher machen werden.
Gut, unser Wahlspruch „Mit dem Wohnmobil an die italienische Adria“ passt dann nicht mehr so ganz, aber streng genommen steht da nirgendwo, dass wir die italienische Adria zwingend mit dem Wohnmobil auch abfahren und erkunden müssen, oder? 😉
Uns beiden ist es lieber, wenn unser Wohni sicher und gut bewacht hier auf dem Campingplatz steht, zumal wir uns ja mit dem Mietwagen auch deutlich besser in den Städten rund um die Adria bewegen können. Denn eins haben wir schon gestern bei unserer Runde mit dem Fahrrad bemerkt, hier ist es richtig voll!
Gerne würde ich zwar mal mit dem Wohnmobil nach San Marino fahren (einfach nur, damit Wohni mal da war…), aber mit dem Mietwagen wird das einfach bequemer. Ist so.
Zumal wir ja auch ein SUPER- Angebot gefunden haben!
Normalerweise buchen wir unsere Urlaubsautos immer bei Sixt. War bislang durch die Berücksichtigung einiger Möglichkeiten immer der günstigste Vermieter. Aber als wir für Italien fast 200 Euro und eine Kilometerbeschränkung von 500km auf dem heimischen Internetbildschirm unter dem Sixt- Logo gesehen haben, haben wir doch mal nach Alternativen geschaut.
Und da war das Angebot von Hertz einfach besser!
Knapp die Hälfte weniger und alle Kilometer frei, da haben wir zugeschlagen!
Heute um 12 steht unser Mietwagen der Fiat Panda Klasse (wenn schon Italien, dann bitte auch mit einem italienischen Auto 😉 in Rimini am Flughafen zur Abholung bereit. Deswegen auch der Wecker, ich will auf gar keinen Fall zu spät kommen.
Buon giornio Italia! Heute ist es ein richtig sonniger und vor allem warmer Tag an der italienischen Riviera
Der Tag startet natürlich zunächst mit einer erfrischenden Dusche!
Und „erfrischend“ trifft es dabei eigentlich ganz gut, denn die Temperatur der Dusche ist nicht so richtig warm zu bekommen! Das erste Manko auf dem Campingplatz Riccione, vielleicht liegt es aber auch einfach daran, dass der Platz wohl erst vor ein paar Tagen aus dem Winterschlaf erwacht ist und auch der Boiler noch eingeregelt werden muss.
Immerhin ist das Wasser unbegrenzt, sodass wir hier zumindest nicht mit extra Kosten belegt werden. Ist ja auch schon was.
Und wenn man sich erst einmal an die deutlich frischere Wassertemperatur gewöhnt hat, geht es eigentlich.
Die Waschräume des Servicehauses 1. Schon etwas älter, ein paar Mosaik- Fliesen fehlen, kaltes Wasser aber es geht schon.
Nach dem Duschen decken wir natürlich zum ersten Mal auf dieser Reise draußen den Frühstückstisch! Erst damit startet ja die Saison so richtig! Draußen unter der Sonne frühstücken!
Angetreten für den besten Start in den Tag sind natürlich unsere Marmelade, ein bisschen österreichische Wurst aber vor allem das leckere italienische Brot „Pan di Casa“.
Eine Art Weißbrot, welches wir auf unserer Tour in die Toskana schon schätzen und lieben gelernt haben und gestern im Supermarkt in Riccione gefunden haben.
Die italienischen Brötchen, genannt Panini, schmecken uns hingegen nicht so gut.
Aber eine leckere Scheibe Brot mit frischer Erdbeermarmelade unter der italienischen Sonne?
Traumhaft!
Das kann man nur genießen!
Nach dem Frühstück mache ich mich so gegen viertel vor 11 langsam fertig für die Abfahrt.
Für 12 Uhr haben wir den Mietwagen reserviert und ich möchte auf keinen Fall zu spät kommen!
„Über eine Stunde für 7km bis zum Flughafen?“ fragt ihr? Ja, also das hat schon seine Richtigkeit. Zwar müssen wir nicht einchecken und dafür 2 Stunden vorher am Flughafen sein (sowieso verrückt, wer von den 2 Stunden dann 110 Minuten hinter der Sicherheitskontrolle vor sich hin vegetiert…) aber ich muss den Mietwagenschalter ja auch erstmal finden!
Ja und dann wäre da noch das klitzekleine Detail, dass ich mit dem Fahrrad fahre!
Nix Wohnmobil! Das alles zurückzubauen, die Markise einzurollen, ja allein das Stromkabel auszustecken – viel zu viel Arbeit! Die Sonne scheint doch! Dolce Vita!
Nee, dann lieber gemütlich mit dem Rad zum Flughafen, dort das Auto übernehmen, Fahrrad in den Kofferraum und wieder zurück. Das passt so.
Einzig das Anja nicht mitkommen mag ist ein wenig blöd, denn so kann ich Anja nicht als Zweitfahrer eintragen lassen. Da ihr aber der Verkehr hier in Italien eh zu wuselig ist, als dass sie sich auch noch dort reinstürzen würde, macht das auch nichts. Wäre nur für die Sicherheit gewesen, falls ich mir zum Beispiel in San Marino das Bein breche und Anja den Wagen zurückfahren muss.
Wird schon nicht passieren…
Wir haben zwar noch kurz überlegt, ob wir vielleicht alternativ auch einen Bus zum Flughafen nehmen können, was sich aber anhand eines an der Rezeption besorgten Busfahrplans der Gegend um Riccione und Rimini als kleinere Herausforderung herausstellt.
Vom Campingplatz aus ginge dies nur mit Umsteigen, obwohl doch von Riccione aus unmittelbar Rimini an der gleichen Hauptstraße anschließt, wo sich auch der Flughafen befindet. Alles auf einer Linie, nur eben nicht auf einer Buslinie. Umsteigen also? Das Totschlagargument! Vom Anschluss mag ich nicht abhängig sein, zumal es ja eh nur 7km sind. Auf 7km umsteigen, oder wir müssten einen etwas weiteren Fußmarsch an die Hauptstraße antreten. Da können wir auch gleich laufen.
Auch wissen wir nicht, wann denn genau die Busse fahren! Nicht, dass es nicht draufstehen würde auf dem Fahrplan. Keine Frage! Aber wir wissen doch alle, dass italienische Busfahrpläne eher nur eine grobe Tageszeit, jedoch keinesfalls eine feste Uhrzeit bedeuten. Das wissen aber nicht nur wir, sondern die Italiener wissen auch, dass wir es wissen. Und damit das dann nicht so auffällt, wenn der Bus nicht kommt, garnieren sie ihren Busfahrplan mit Fußnoten, Zusatzzeichen und Bemerkungen mit römischen wie griechischen Ziffern.
Das ganze läuft dann etwa so:
„Hee, der Bus kommt nicht!“ (Deutsche Touristin wartet angesäuert an der Haltestelle)
„Ah, wundervolle Signorina, also der Bus, eh allora, der kommt heute nicht um 08:40 Ora, sondern allora um 09:33 Ora! So steht es in Randnummer 6, römisch III, Absatz 5 mit deme schöne roten Kringel wie die glänzende Nagellack von die Signora!“ (freundliche lächelnder Italiener mit einem „ich habe gar kein Auto“- verschmitzen Lächeln)
Ihr wisst schon, was ich meine. Du wirst nach Strich und Faden belogen, das dann aber wenigstens auf eine charmante Art. Nein, darauf kann man sich einfach nicht verlassen. Wenn es schon keine Direktverbindung gibt, bastele ich mir eben selber eine. Daher das Fahrrad, damit kann ich sogar notfalls einem Stau ausweichen und werde sowas von pünktlich mein Auto in Empfang nehmen, dass der Mitarbeiter von Hertz noch am Abend seinen Kindern pünktlich zum Abendbrot (irgendwann zwischen 5 und 9. Wahrscheinlich. 😉 über die die deutsche Effizienz berichten und davon schwärmen wird. Jawollja!
Ein Taxi wäre übrigens noch eine Alternative. Zum Flughafen fahren sie ja alle. Aber anstelle 20 Euro in ein Taxi zu investieren, bringen wir das Geld lieber einem italienischen Pizzabäcker. Und überhaupt, die 7 Kilometer bis zum Flughafen fahre ich doch im Stehen auf der Treppe!
Damit ich mir keinen Sonnenbrand hole (die Sonne ist wirklich schon unglaublich stark!), schmiere ich mich noch kurz ein, dann geht es mit dem Rad gegen 10 vor 11 los. Eine gute Stunde habe ich also für die 7 Kilometer, das dürfte wohl mehr als genug sein.
Mit dem Fahrrad soll es zum Flughafen gehen. Anja winkt zum Abschied. „Tschüß Schatz, bring ein Auto mit!“
Für die Fahrt in Richtung Rimini nehme ich natürlich ein weiteres Mal die Strandpromenade.
Mein Navi zeigt mir zwar den besseren Weg über die Hauptstraße an (auch mit Einstellung „Fahrrad“), da ich aber ungern an der Hauptstraße entlang fahren möchte und die Promenade über den bestens fahrbaren Radweg verfügt, ist die Wahl einfach.
Und auch heute komme ich auf dem Radweg gut durch, fast noch besser als gestern.
Aufpassen muss ich nur auf die ganzen Strandbadbesitzer, die auch heute emsig mit Saubermachen, Putzen, Ausbessern und Herrichten beschäftigt sind. Schon gestern waren vereinzelt Arbeiten noch am Abend auszumachen, heute allerdings scheint es so, als hätte auch Obi 20% oder es gibt neuerdings auch Praktiker in Italien. Hammer!
Die ganze Stadt rüstet sich für die Saison, scheint so, als würde es wirklich bald losgehen!
An der Strandpromenade geht es einmal mehr auf dem Fahrradweg entlang. Das ist ja fast schon wie in Holland hier!
Die Strandpromenade endet und ich muss an der Hauptstraße weiterfahren. Aber auch mit gutem Radweg!
Gegen viertel nach 11 fahre ich nach Miramare rein. Ein Ortsteil von Rimini zwischen Rimini selbst und Riccione direkt am Meer und genau etwa in der Höhe des Flughafens.
Ich orientiere mich hier dann in Richtung Hauptstraße, biege links ab und fahre landeinwärts, bis ich die ersten Schilder zum Aeroporto entdecke. Geht doch! Ganz einfach. Und ich bin super in der Zeit, keine halbe Stunde hat die Tour gedauert. Tja! Pünktlich kann ich!
Ich erreiche Miramare. Liegt genau parallel zum Airport Jetzt noch rechts abbiegen und auf die Autobahn 😉
Bei der Mafia (Mann mit Hut und rotem Schal 😉 biege ich kurz darauf links ab und erreiche den Provinzflughafen von Rimini.
Um 20 nach 11 erreiche ich den Flughafen. Ein recht überschaubares einstöckiges Gebäude, welches mich ein wenig an den zweckmäßigen Flughafen Ciampino erinnert. Also der Billigfliegerflughafen von Rom außerhalb der Stadt. Ich mag diese kleinen überschaubaren Flughäfen! Kommt da wirklich mal ein Flugzeug, erwacht der Flughafen und seine Personale für eine auf zwei Stunden in hektische Betriebsamkeit und man könnte aufgrund der Größenverhältnisse bzw. des Verhältnisses „Menschen zu verfügbarem Raum“ nicht mehr auseinander halten, ob es sich um ein Provinzlandeplatz mit Grasnarbe oder ein internationales Drehkreuz mit 3km Landebahn für den A 380 handelt. Ist dann aber die Flugzeugladung abgefertigt, schläft der Flughafen für die nächsten 2 Stunden wieder ein bis das nächste Flugzeug kommt.
Und wie ich es mir erhofft habe, habe ich genau diesen 2- stündigen Pausenmoment erwischt, wo keine Flugzeugbewegungen stattfinden. Ergo keine Schlangen, kein langes Suchen, alles ist gut und übersichtlich erreichbar. Perfekt.
Nur was mache ich mit meinem Wissen? Nachdem ich mein Fahrrad in Höhe der Polizeistation des Flughafens Frederico Fellini von Rimini abgeschlossen und die Halle betreten hab, brauchte ich nichtmal 30 Sekunden um den Hertz- Schalter neben einigen anderen Autovermietern ausfindig zu machen.
Was nun?
Soll ich eine halbe Stunde rumstehen und die Pünktlichkeitseffizienzquote der Deutschen hochzuhalten? Schließlich kommt man als Deutscher auch nicht zu früh! Aber 30 Minuten für nichts warten? Auch blöd irgendwie!
Ich vertraue daher einfach mal auf die Mentalität der Italiener, die es mit der Uhrzeit vielleicht nicht ganz so genau nehmen und mir den Wagen vielleicht schon ein wenig eher rausgeben. Halb 12, 12, halb 1, wo ist da der Unterschied?
Die Abflughalle am Flughafen. Wie ausgestorben. Und die Flüge? 5 Stück! 6 wenn man Codeshare mitrechnet…
Ich mache mich aber wenigstens auf der Toilette kurz frisch (man muss mir den abgeschwitzten Touri ja nicht sofort ansehen 😉 und schlendere dann so professionell und businessmanlike rüber zum Mietwagenschalter von Hertz, wie ich nur kann. Jetzt locker bleiben, aber auch was ausstrahlen, damit ich vielleicht was hermache und mir die Dame dort ein Upgrade gibt, das wäre es. Und wenn ich die Mittdreißigerin da am Tresen jetzt ein bisschen einlulle, gibt es vielleicht wirklich ein größeres Auto! Nicht, dass wir das bräuchten! Aber ich mag diesen kleinen Erfolge des Alltags. Ich muss sie nur um den Finger wickeln und habe auch schon einen genialen Plan, ich packe mein Schulitalienisch aus! Damit schinde ich als bemühter Tourist Eindruck und der Mercedes ist mir als Anerkennung sicher!
😉
Die Wegweiser sind zielführend, nach nur wenigen Schritten im Terminal erreiche ich die Mietwagenschalter der großen Firmen.
„Buon Giorno! Una reserva veicoli per favore!“ und reiche meine Reservierung mit einem gewinnenden Lächeln der netten Dame am Schalter entgegen.
„Ah, scusi, no veicolis“ bekomme ich mit einem Lächeln zurück.
Ach ja. Das war etwas schnell gesprochen. Scheinbar hab ich mit meinem VHS- Anfänger- Sprachkurs- Italienisch (den ich noch nicht einmal bis zum Ende durchgezogen habe) irgendwas Falsches gesagt und daher prompt eine etwas merkwürdige Antwort erhalten. So hab ich doch tatsächlich für einen Moment verstanden, dass sie keine Autos hätte. Das ist natürlich Quatsch, das hab ich bestimmt falsch verstanden oder eben falsch gefragt. OK, Plan B:
„Sorry, do you speak english?!”
„Yes, of course!” lächelt meine freundliche Mitarbeitern des Monats zurück. Na also!
„Ah, perfect. For a moment i understood, that you don´t have a car right now. I´m Mr. Seifert from Germany and here is my reservation for a car.”
„Ah Mr. Seifert, Welcome to Hertz Car Rental! I have your reservation here!” sagt sie mit einem Lächeln. Na also. Geht doch.
„Unfortunately you didn’t understood me wrong, we actually have NO CARS and wont get one today. All gone. I´m really sorry!” drückt mir die Dame die ebenso gleiche wie durchaus sprachlich verständliche Antwort wie eine Bombe in mein bis gerade noch aufgesetzten charismatischen Gesichtsausdruck für das erhoffte Upgrade.
„Was? Scusi? Äh, What? I have a reservation, gemacht in March! This is ungefähr a month ago!” haspele ich vor.
„Yes, we know, but we are really sorry, we have no cars. Here is a customer Service form. Please call the number or write an email. I can´t help you further” sprachs und schaute ab diesem Moment wie durch Glas durch mich hindurch!
Und das wars!
Das darf doch jetzt nicht wahr sein!
ICH soll jetzt Hertz anrufen und mich bei der Zentrale darüber beschweren, dass es hier kein Auto gibt und das, OBWOHL ich gerade an einem Hertz- Schalter stehe???
Tatsächlich kann (oder will) die Dame jetzt nichts für mich tun und verweist mich kalt lächelnd an die Hotline!
Unglaublich! Ich weiß gar nicht, was ich machen soll!
Stünde ich unter einer Langzeit- Blutdruckmessung, mein Arzt würde beim Auswerten meines Messstreifens wohl spätestens jetzt überrascht wie neugierig über die weitere Entwicklung interessiert die Augenbrauen heben.
Ich gehe ein paar Schritte und nachdem ich den ersten Schock verdaut habe. Dann versuche ich es wirklich bei der angegebenen Telefonnummer. Was soll ich sonst machen? Wir wollen doch ein Auto! Dort aber bekomme natürlich prompt eine italienische Ansage, die ich nicht verstehe.
Da die Ansage auf Englisch nicht wiederholt wird, probiere ich es einfach wild mit ein paar Tastendrücken. Irgendwann wird schon ein menschlicher Operator drangehen, wenn ich dem System glaubhaft versichere, dass ich vom Mars komme, einen Kühlschrank bestellen will und mir nun die Farbe Weiß nicht gefällt!
Denkste, da geht niemand dran und plötzlich ist die Verbindung automatisch getrennt.
Goldig!
Letzte Chance, Hertz in Deutschland! Hier habe ich ja auch reserviert!
Ich probiere die deutsche Nummer und muss mich durch die gleiche Ansageschlacht kämpfen.
Hier gibt es noch nicht einmal eine Tonwahl für einzelne Menüpunkte, sondern eine automatische Ansage mit Spracherkennung.
Zumindest theoretisch, denn nachdem die Computerstimme sich zum dritten Mal dafür entschuldigt meine Reservierungsnummer nicht verstanden zu haben, werde ich (inzwischen mit Puls 360, mein imaginärer Arzt möchte gerne seinen Kollegen anrufen und von einer sich anbahnenden medizinischen Sensation schwärmen…) an einen echten Menschen verbunden. Meine Freude hält sich in Grenzen, aber wenigstens kann ich mich nun hoffentlich mit meinem Problem an jemanden wenden.
Ich schildere mein Problem und werde gebeten, kurz in der Leitung zu bleiben.
Mache ich doch gerne, denn es wird mir ja nun endlich geholfen.
Ich warte 5 Minuten, ich warte 10 Minuten!
Und lausche dabei bereits dem dritten Mal dem immergleichen Lied von Robbie Williams. „I just wanna feel, real lovin…“
Aus Langeweile und weil die Luft im Terminalgebäude so schlecht ist, spaziere ich aus einem Nebenausgang ins Freie. Ist ja gleich hier die Türe, muss nur aufpassen, dass ich nicht unbewusst mit dem Handy am Ohr auf die Rollbahn latsche. Bei diesen kleinen Flughäfen weiß man ja nie wo die Türen hinführen…
Ich bleibe aber auf dem richtigen Weg und entdecke dann schräg gegenüber den Mietwagenparkplatz.
Das trifft sich doch prima!
Wollen wir doch mal schauen, ob es wirklich keine Autos von Hertz mehr gibt!
Schnell finde ich die passenden Reihen und neben einer gut gefüllten Reihe von Sixt, Avis und Europcar entdecke ich auch die Parkplätze von Hertz.
Und siehe da, die Frau hat nicht gelogen!
Alle, wirklich ALLE Parkplätze von Hertz sind ratzekahl leer!
Rote Avis oder grüne Europcars sind genügend da. Nur gelbe Her(t)zchen fehlen. Unglaublich!
Ich hab ja insgeheim zuerst gedacht, Hertz sei vielleicht aufgefallen, wie günstig sie uns für 4 Tage ein Auto vermietet haben (nach einem technischen Fehler vielleicht?) und versuchen jetzt möglicherweise, die Reservierung auf dieser linken Tour zurück zu nehmen.
Aber der Verdacht bestätigt sich nicht, im Gegenteil. Selbst, wenn ich 300 Euro für den Wagen bezahlt hätte, der Parkplatz ist und bleibt leer und auch ein Upgrade z.B. zu einem besseren Wagen ist eben in Ermangelung irgendeines Autos eben nicht möglich.
„Hallo, Hallo Herr Seifert?“
„Äh, ja, ich bin hier!“
Aus meinem Gedanken gerissen wird Robbies gefühltes achtzehntes „I just wanna feel, real lovin“ unterbrochen und ein nun südländisch sprechender Mann bittet mich, dass er mal kurz mit der Dame am Hertz-Schalter sprechen kann. Klar.
Ich eile also zurück zum Schalter und hoffe dabei, dass die Verbindung beim Betreten des Terminals nicht abreißt. Immerhin hat der Spaß jetzt schon deutlich über 20 Minuten Roaming- Telefonie gekostet!
Die Dame ist verdutzt, dass ich erneut bei ihr am Schalter stehe, nimmt aber dann doch widerstrebend das Handy und erklärt auf Italienisch meinem Gesprächspartner, was gerade an Autos verfügbar ist.
Und das kurze „no! Niente Auto, tutti perdonati!“ verstehe ich sogar mit meinem vorzeitig abgebrochenen 20- Minuten- VHS- Italienisch- Kurs!
Kurz darauf reicht mir die Dame das Telefon zurück, ich habe den Hertz- Mitarbeiter wieder an der Strippe. Jetzt wird es spannend!
Er bietet mir an, die Reservierung für mich kostenfrei zurück zu nehmen, sie hätten eben keine Autos da.
Nee, nee, mein lieber! Nicht mit mir!
Ich erkläre ihm, dass wir uns hier auf den Urlaub gefreut haben und wir ja für eine gute Verfügbarkeit extra einen großen Anbieter gewählt und dies sogar mit einer Vorlaufzeit von einem Monat gemacht hätten.
Hat er Verständnis für und auch dafür, dass er uns ja nun gehörig den Urlaub versaut, wenn er uns keinen fahrbaren Untersatz besorgt.
Er bietet mir also zur Versöhnung an, dass ich es gerne bei der Konkurrenz versuchen könnte. Hätten diese kurzfristig einen Wagen für uns, würde Hertz die Differenz zu unserem Mietvertrag übernehmen.
Das ist doch mal ein Wort und ein Angebot, was ich gerne annehme!
Die Parkplätze rundherum waren ja gut gefüllt, da wird sich wohl ein Wagen auftreiben lassen!
Ich willige also ein und beende das Gespräch, dann schaue ich mich um.
Bei Avis ist der Schalter aktuell unbesetzt, da geht also nix.
Bei Europcar sitzt eine Frau, die die ganze Szene mit Hertz mitbekommen hat.
Ist vielleicht nicht das erste Mal, dass heute jemand weggeschickt wurde und sie scheint schon ein gutes Geschäft zu wittern. Den gewinnenden beinahe schon schadenfrohen Blick, den sie mir entgegen wirft, gefällt mir dabei ehrlich gesagt gar nicht!
Bei Sixt die Preise kennen wir (siehe Prolog) und wenn ich überlege, dass ich (auch wenn es nicht mein Geld ist) das Doppelte für einen kilometerbegrenzten Wagen bei Sixt ausgeben muss, gefällt mir auch das nicht wirklich. Ist nicht richtig!
Der letzte offene und mit Personal besetzte Schalter gehört dann noch „Maggiore“. Offenbar ein rein national agierender Vermieter in Italien, den ich nicht kenne.
Ein aufgestelltes Angebot (sowie die Ermangelung weiterer Alternativen) findet hierbei aber dann doch mein Interesse, sodass ich den Schalter ansteuere und mich betraten lasse.
Zwar hat Maggiore keine Kleinstwagen wie den Fiat Panda mehr, dafür aber immerhin noch einen Fiat Punto.
Da dieser auch in die „Economy“- Klasse gehört, wird Hertz ihn wohl als Ausgleich für die Unannehmlichkeiten akzeptieren und so buche ich den Wagen. 190,- € werden für die 4 Tage fällig, dafür sind aber auch alle Kilometer inklusive.
Also noch immer ein besseres Angebot, als das von Sixt.
Ich schlage zu und lasse mir die Schlüssel für einen Fiat Punto Evo geben und finde einen anthrazit- grauen Punto kurz darauf auf dem Parkplatz vor.
Sieht gut aus.
Und endlich, als ich nach dem Verladen meines Fahrrads am Steuer eines fast brandneuen Fiat Punto Evo (mit erst 4000km auf der Uhr) sitze und das kleine Heftchen meines neuen Autovermieters Maggiore studiere, ist mein Urlaubsgefühl wieder hergestellt.
Denn ich entdecke auf dem Heftchen den für uns so wichtigen Leitspruch:
„Buon Viaggio – Gute Fahrt“
Ja, das werden wir dann wohl ab jetzt haben!
Ich atme kurz durch wie der Mercedes- Mann aus den 90er Jahren, als er endlich seinen Mietwagen erreicht hat. Heute wäre dieser Werbespot wahrscheinlich verboten aber mindestens verpönt wie die Moschee auf der Seifenpackung vom Aldi oder der Lego- Palast von Jabba the Hutt, aber damals in den 90ern ging sowas noch, ohne das man dahinter gleich böse Absicht vermuten musste, nur weil ein Turbanträger aus dem Hintergrund freundlich winkt.
Glück für mich, denn so kann ich euch viel besser beschreiben oder besser im Bild zeigen, wie ich mich genau in diesem Moment fühle! Als ich in das Auto steige, mir den Sitz einstelle und einfach nur zufrieden ans Lenkrad greife: Mercedes – Willkommen zuhause Werbung 1990 auf Youtube
Ganz einfach zufrieden!
Ich starte daraufhin wohlwollend den Motor und kurve, mit meinem Fahrrad teilzerlegt im Kofferraum, durch den italienischen Mittagsverkehr die knapp 7 Kilometer zurück zum Campingplatz. Der kleine Arzt in mir kehrt beleidigt zu seinem Schreibtisch zurück, um missmutig in seinen medizinischen Fachmagazinen zu blättern. Dem drohenden Herzinfarkt bin ich dank Maggiore gerade noch einmal von der Schippe gesprungen! 😉
„Buon Viaggio“ wünscht mir Maggiore! Ohja! Das werde ich haben! Da steht der kleine Punto für die nächsten Tage. 🙂
Mit dem Auto brauche ich übrigens fast genau so lang zum Campingplatz, wie mit dem Fahrrad zum Flughafen! Sogar der kleine Arzt in mir blickt doch noch einmal erwartungsvoll hinter seinen Zeitungen auf, als ich mich durch den Verkehr in Rimini und Riccione schlagen muss und mich über so manche Dreistigkeit im Verkehr aufrege. Boah ey!
Etwas mehr wie 20 Minuten stehe ich mich durch die diversen Autoschlagen, Querfahrern, Schneidern und Überholern für ein Auto bis ich gegen 20 vor 1 einer recht verdutzt dreinschauenden Anja meine neueste Errungenschaft präsentieren kann.
„Das ist aber kein Fiat Panda!“ ruft sie mir mahnend auf unser Reisebudget schon beim Einparken entgegen, „ja, und er ist auch nicht von Hertz“ rufe ich lässig und bemüht möglichst italienisch- locker zu wirken durch das geöffnete Fenster zurück.
Ich erzähle Anja die ganze Geschichte und sie ist froh, dass wir bei Hertz nach dem Schock immerhin die Freigabe bekommen haben, uns ein anderes Auto buchen zu können. Sonst wären die Rundreisen hier und der geplante Ausflug nach San Marino echt ins Wasser gefallen.
Zufrieden parke ich aber nun das Auto auf unserer Parzelle, dann brauche ich erst einmal eine frische kalte Cola zum Entspannen!
So, da steht er nun und sonnt sich auf unserer Parzelle. Unser Mietwagen für unsere Touren der nächsten Tage.
Den heißen Mittag lassen wir vorbei ziehen.
Es wird eins, es wird halb 2, es wird 2.
Anja hat es sich in der Hängematte bequem gemacht, ist unter der italienischen Sonne eingeschlafen.
Ich hingegen sitze unter unserer Markise im Schatten, tippe am Reisebericht und beobachte die neu ankommenden Camper.
Die Wiese rund um uns herum hat sich mittlerweile ein wenig gefüllt, schräg gegenüber steht eine Familie mit 2 Wohnmobilen, hinter uns haben ebenfalls 2 weitere Wohnmobile Station bezogen.
Zwischenzeitlich plätschert der Tag weiter vorbei.
Es wird halb 3, es wird 3, erst dann regt sich langsam bei uns Leben.
Tja scheint so, als würden wir anfangen das „Dolce Vita“ mit ausgiebiger Mittagspause zu genießen.
😉
Erst gegen viertel nach 3 sind wir startklar, um eine erste Erkundungsrunde an der italienischen Adria mit dem Auto zu beginnen.
Das erste Ziel soll und wird natürlich Rimini sein, welches wir als Urlaubsziel von Generationen von Deutschen ganz im Sinne dieser Tradition einmal anschauen wollen.
Rimini bietet dabei für allerlei Klientel genügend zu entdecken, zumindest verspricht uns dies der kleine Marco Polo- Reiseführer. Sonne, Sand und Strand bieten die ganzen Strandbäder unmittelbar an der Promenade. Dann folgen natürlich die Hotels in bester Lage mit Meerseite, dann die zweit- und drittbesten Hotels, die mit etwas Glück immerhin noch über Meerblick hinter Lüftungsrohren und Stromleitungen verfügen.
Nach der Hauptstraße folgt dann die Fußgängerzone mit Geschäften für allerlei unbegrenztes Shopping- Vergnügen.
Und was man hier im Frühjahr an Kleidung, Schmuck und Accessoires kaufen kann, wird im Sommer die Szene in ganz Europa bestimmen, zumindest aber nachhaltig beeinflussen! Das wissen wir schon aus früheren Reisen nach Italien. Allein die dicken „Puck- die- Stubenfliege“- Sonnenbrillen, die wir vor Jahren erstmals in Italien sahen, waren im Jahr darauf der Renner auf der ganzen Welt! Auf diese Trends sind wir schon gespannt.
Aber auch für die Geschichtsliebhaber soll Rimini ein wenig was bieten, insbesondere eine Altstadt mit Resten römischer Bauten beschreibt der Reiseführer.
Na dann!
Damit wir übrigens nicht wieder auf der SS 16 im Stau stehen, wie ich vorhin als ich den Mietwagen abgeholt habe, nehmen wir nun die unmittelbar am Meer entlang laufenden Parallelstraße zwischen den Hotels.
Schon vorhin mit dem Fahrrad bin ich diese ja in Teilstücken gefahren und hatte den Eindruck, dass es dort deutlich besser vorwärts geht, als wenn man der Hauptstraße selbst folgen würde.
Auch erhoffen wir uns ein paar mehr Eindrücke, die sich vielleicht mal ein wenig von denen in Riccione unterscheiden.
Wirklich dran glauben tun wir zwar nicht, denn an der Tatsache „Erste Reihe Strandbäder, zweite Reihe die Hotels“ wird auch Rimini nicht abweichen. Im Gegenteil!
Aber fahren wir doch erstmal los und stürzen uns mit unserem Punto in den wuselnden italienischen Verkehr…
Fahrt unmittelbar auf der Küstenstraße. Hier ist weniger Verkehr. Ankunft in Rimini! Wir sind gespannt!
Tatsächlich lässt sich die Route entlang an den Hotels recht gut fahren.
Und wir bekommen wie erhofft ein paar schöne Eindrücke, wie man zwischen Riccione und Rimini Urlaub machen kann.
Auch hier stehen natürlich die guten Hotels mit 3 oder 4 Sternen aufwärts direkt am Strand, also rechts von uns. Die etwas weniger guten Hotels stehen auf der anderen Straßenseite, also links von uns. Deren Gäste müssen also über die Straße drüber um an den Strand zu gelangen und Meerblick haben sie nur, wenn der Gast im 4- Sterne- Hotel Zimmertür und gegenüberliegendes Fenster vorhangfrei öffnet.
Dennoch schön anzusehen, ein ganz klein wenig hat die Szenerie etwas von Las Vegas, genauer der Strip! Zwar ohne Casinos, aber von den Hotels her passt das schon.
Zum Gucken und Vergleiche ziehen haben wir dabei übrigens mehr als genügend Zeit, denn an kaum einer Stelle kommen wir schneller als mit 30 km/h vorwärts. Zu dicht ist der Verkehr.
Aber die 25-30 sind wenigstens relativ gleichmäßig, was mir als Fahrer tausend Mal besser gefällt, als dieses 50 fahren, dann stehen, dann wieder anfahren und dann wieder stehen wie es auf der benachbarten Hauptstraße SS 16 abläuft.
Ist schon OK so.
Gegen 16 Uhr erreichen wir Rimini und beginnen mit Navi- Unterstützung mit der Parkplatzsuche.
Ein Glück, dass wir unseren Gerd dabei haben (Gerd = die Stimme von unserem Ex- Bundeskanzler als Ansage) und der uns immer rechtzeitig die Richtung ansagt.
Müssten wir uns nur anhand der Schilder orientieren, wir würden wahrscheinlich irgendwo landen, aber garantiert nicht da, wo wir hinwollen!
So aber kommen wir recht nah an das Castell von Rimini heran, wo wir auch gleich parken können.
Teuer zwar (etwa 1,- € für 30 Minuten), dafür aber immerhin im erlaubten Bereich und damit eindeutig regelkonform.
Halten sich hier in Italien übrigens nicht wirklich alle dran, haben wir aber andererseits auch nicht erwartet. Manchmal muss man sich fragen, ob die Italiener selbst die im Ausland als „drakonisch“ beschriebenen Strafen der Carabinieri überhaupt existent sind. Vielleicht gilt das ja nur für Ausländer?! Ein italienisches Kennzeichen hätten wir jedenfalls 😉
Zu Fuß erkunden wir nun die Gassen von Rimini, Anja übernimmt dabei mit dem Stadtplan in der Hand die Führung.
Schnell erreichen wir wohl das historische Zentrum von Rimini mit dem Piazza Cavour.
Ein großer weitläufiger Platz mit einigen historischen Bauten wie einem antiken römischen Bad oder dem Palazzo dell´Arengo, einem aus dem Jahr 1204 stammenden Versammlungsort. Und auch heute versammelt man sich hier noch immer! Sei es für das Glas Wein am Abend oder zum Trödelmarkt, der hier jeden Sonntag zu finden sein soll.
Auch der Brunnen, der Fontana della Pigna, ist echt antik und ein erstes Beispiel für gelebtes Recycling! So enthält er nicht nur Elemente aus seiner Bauzeit um 1400 n. Chr., sondern auch deutlich ältere Elemente bis in die frühe Zeit vor und unmittelbar nach Christi Geburt. Immer wieder was draufgesetzt.
Vom Parkplatz am Castell Rimini spazieren wir in die Altstadt von Rimini und zum Piazza Cavour.
Der massive Palast als Rathaus am Piazza Cavour Gegenüberliegende Seite: Der Platz ist sehr weitläufig
Der Fontana della Pigna, eine der Sehenswürdigkeiten Papst Paul V, geboren in Rimini, segnet auf ewig Touristen 😉
Wir spazieren weiter durch die Gassen und entdecken gleich darauf eine Eisdiele.
Prima, endlich! Wir sind ja nun wirklich schon seit einiger Zeit in Italien und haben ganz bestimmt noch gar kein Eis gegessen! Das geht gar nicht, das müssen wir schnellstens ändern! 😉
Die Eisdiele La Scintilla am Corso Augusto schient beliebt zu sein! Nicht wenige Italiener kaufen hier ihr Eis, obwohl ein Strich (also mit so einer Art Pfannenheber aufs Hörnchen gepackte Eis anstelle eines hohlen Eislöffels wie bei uns) hier gleich mal mit 2,50 Euro zu Buche schlägt.
Unbestritten ist das Eis lecker, welches ich nach kurzem Anstehen bekomme.
Aber 2,50 € pro Kugel ist es dann doch nicht ganz wert.
Naja, lassen wir die Euros im Urlaub mal außen vor, dann schmeckt auch das erste Eis unter der italienischen Sonne!
😉
Eine Gelateria! Genau das richtige in Italien! Und da wir noch kein Eis hatten, darf es von hier ruhig das erste sein 😉
Auch den römischen Teil von Rimini entdecken wir. Oder viel mehr das, was wilde Barbaren und das finstere Mittelalter davon für die Nachwelt übrig gelassen haben.
Da wäre als erstes Mal der Tempio Malatestiano, der uns sofort aufgrund seiner römischen Bauweise auffällt. War bestimmt für Jupiter, der hatte im frühen Rom ja praktisch überall seine Immobilien stehen. Doch weit gefehlt! Eine ursprüngliche Kirche stand schon früher hier, allerdings erst aus dem 9ten Jahrhundert! Also nix mit Tempeln und römischen Göttern! Zumal dieser Tempel hier auch noch im 12. Jahrhundert wieder abgebaut und durch eine neue gotische Kathedrale ersetzt wurde. Also ein rein christliches Bauwerk! Und jetzt kommt´s! Die Einwohner nennen das Teil auch noch liebevoll „Dom von Rimini“! Hammer, oder? Also da muss man schon eine ordentliche Portion Selbstvertrauen haben, wenn man dieses zugegeben durchaus hübsche Bauwerk auch noch als „Dom“ bezeichnet.
Schaut selbst:
Der Tempio Malatestiano. Sieht römisch aus, ist es aber nicht. 12. Jahrhundert. Und der Dom von Rimini! 😉
Richtig alt und endlich wirklich aus römischer Zeit ist dann aber wenigstens der Augustusbogen, der heute von einem wiesendominierenden Park flankiert wird. Der Augustusbogen ist ein römischer Ehrenbogen für den Kaisers Augustus, der ihm für die Wiederherstellung der Via Flaminia im Jahr 27 v. Chr. errichtet wurde. Nette Leistung! Wirst als Kaiser (oder Imperator oder was gerade angesagt war) geboren, gibst deinen Sklaven ein paar Peitschenhiebe damit sie eine Straße bauen, der Wohlstand wächst, deine Popularität steigt und schon gibt es einen tollen Triumphbogen! Ach ja, ich mag die Römer! 🙂
Heute bekäme der Verkehrsminister jedenfalls keinen Triumphbogen mehr, maximal dürfte er die Brücke mit dem Durchschnippeln des roten Bandes einweihen. Mit etwas Glück kann er es aber schaffen, dass die von ihm zwar nicht gebaute, aber immerhin geplante… Halt, das ist auch falsch. Die von ihm final durch Unterschrift genehmigte Brücke (bessere Leistungsbeschreibung! 😉 vielleicht posthum nach ihm benannt wird. Aber je nach Ausschmückung und Baukunst kann das ja auch als Triumphbogen durchgehen.
Das ist jetzt wirklich römisch! der Augustusbogen für den Kaiser Augustus als Dank für eine neue Straße.
Neben dem Augustusbogen entdecken wir sonst nicht viel, was auf die römische Vergangenheit schließen lässt. Eine kleine Ausgrabungsstätte können wir noch zeigen, aber mehr wie ein Schulterzucken nach dem Lesen des Informationsschildchens ist nicht drin. Wir sind einfach zu verwöhnt! Rom mit den Kolosseum oder dem Forum Romanum, das ist römische Geschichte! Oder Trier mit der Porta Nigra und der dortigen Erlebnisführung! Da wurde Rom sogar lebendig! Aber hier? Wäre es nicht ausgegraben worden, man könnte fast sagen es sei lieblos hingeklatscht worden.
Der Funke springt einfach nicht wirklich über und wir können noch nichtmal so genau sagen, woran das eigentlich liegt. Vielleicht am lieblosen, oder eher seelenlosen Erhaltungszustand?! Es sieht irgendwie aus, als hätte sich jemand seine Tiefgarageneinfahrt mit einem Zaun verschönert. Soll es ja geben.
„Hier, das hier ist auch noch römisch!“ – „Aha!“ Ihr seht, es haut uns förmlich vom Hocker… :-/
Deutlich besser gefällt uns dann aber immerhin der Piazza Tre Martiri. Deutlich lebendiger als der Piazza Cavour, aber auch die Optik gefällt. Liegt wahrscheinlich wesentlich am sehenswerten Uhrenturm, der uns wiederum an unsere wunderbare Toskana- Rundreise mit dem Wohnmobil erinnert. Sienna, Lucca, oder die Vampirstadt Volterra! Alle hatten so einen Uhrenturm in der Mitte des Dorfplatzes und da es uns dort überall gut gefallen hat, schlägt sich dieses Merkmal nun auch auf Rimini und den Piazza Tre Martiri durch.
Gefällt uns deutlich besser. Liegt vielleicht am charmanten Uhrenturm! Der Piazza Tre Martiri
Gleich in der Nähe des Piazza Tre Martiri soll sich übrigens ein gastronomischer Geheimtipp für ein kleines Gartenrestaurant befinden, zumindest empfiehlt der Reiseführer das „Pic Nic“. Das würde uns schon gefallen und Zeit für ein spätes Mittag- oder ein frühes Abendessen ist ja allemal!
Wir finden das Pic Nic auch auf Anhieb, müssen dann aber vor geschlossenen Türen stehen, erst um 19 Uhr wird hier wieder geöffnet.
Macht nichts, wir hatten eh keinen Hunger. 😉
Wir schlendern ein wenig durch die Gassen von Rimini. Entdeckt! Das „picnic“ eine Empfehlung. Leider zu. 🙁
Das könnte auch noch römisch sein! Vielleicht saß hier früher der Stadtsenat zusammen, wer weiß…
Weiter geht’s durch die Gassen, schauen hier mal in die Schaufenster und gucken dort, was gerade angeboten wird.
Dabei fällt uns auf: Sooo sehr, wie wir Rimini auf Touristen eingestellt vermutet hätten, präsentiert sich die Stadt gar nicht!
Tatsächlich sind die Geschäfte nicht viel anders, als wir sie in der Kölner Fußgängerzone vorfinden würden.
Klamotten, Telefonie, Elektronik und wieder Klamotten.
Nur selten ist zum Beispiel mal ein Souvenirladen dabei.
Auch die Einkaufswilligen sind durchweg Italiener und keine Gäste aus dem europäischen Ausland, Russland oder gar aus Übersee wie Asien. Scheinbar ist der Ort wirklich noch nicht in touristischer Hand und die Einheimischen können sich noch ungestört bewegen. So richtig gefallen tut uns dies natürlich nicht! Nicht das ihr meint!
Die Altstadt war eigentlich schon eher enttäuschend da lieblos, jetzt bieten auch die Geschäfte keine wirkliche Abwechslung.
Es ist schon irgendwie komisch, aber beide werden wir gleichermaßen nicht warm mit der Stadt.
Wir brauchen ein wenig, bis wir einen der Gründe hierfür erkennen: Rimini ist dreckig!
Jetzt nicht so, wie man sich vielleicht den Hinterhof des Hauptbahnhofs von Neapel vorstellen würde, aber irgendwie wirkt alles welk und ungepflegter!
Der Boden ist grau und verschmutzt. Die Ränder sind verdreckt, es liegt gelegentlich Abfall und Unrat herum, irgendwie wirkt alles ein wenig heruntergekommen.
Da können auch noch so tolle Auslagen an teuren Uhren, Schmuck oder Markensonnenbrillen nichts dran ändern, wenn direkt unter dem Schaufenster die leere Plastikflasche kullert oder ein angebissenes Tramezzinni seinem früheren Besitzer nachtrauert und dicke Majonäse- Tränen aus dem Brot kullern.
Da wir nach wie vor keine Freude an Rimini finden, spazieren wir zurück in Richtung Auto.
Zwar blöd, weil wir die bezahlte Parkzeit noch gar nicht voll ausgekostet haben, aber was sollen wir hier nur für ein Parkticket die Zeit totschlagen?
Wir entscheiden uns lieber das nächste Highlight von Rimini anzusteuern.
Den Hafen!
Wie wir gerade darauf kommen?
Nun, Anja hat da eine einfache wie geniale Idee!
Wir haben uns einfach ein paar Postkarten von Rimini angeschaut und dort nach Hinweisen für Sehenswürdigkeiten gesucht.
Neben vollen Stränden und der bereits gesehenen Altstadt wird auch gelegentlich der Yachthafen gezeigt. Und der sah eigentlich recht einladend aus. Zwar haben wir versucht diesen schon gestern mit dem Fahrrad zu finden, aber vielleicht sind wir mit dem Rad einfach nur nicht weit genug gefahren! Mit dem Auto geht das natürlich deutlich einfacher.
Na gut, steuern wir mal einfach in Richtung Küste und fahren so lange, bis wir was vom Hafen entdecken. An anderer Stelle, als am Wasser, kann er ja nicht sein! Das Wasser auf den den Postkarten jedenfalls wird ja keine von unten mit einem Föhn angeblasene Folie sein, wie wir es aus „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ her kennen. 😉
Wir schlängeln uns durch die schmalen Gassen am Hafen. Jetzt kommen Wasser und Schiffe! Hier muss der Hafen sein!
Um 10 nach 5 erreichen wir den Yachthafen und werden einmal mehr enttäuscht. Auch das Weiterfahren hat hier nicht wirklich was gebracht, der Hafen ist wirklich nur der traurige Teil, den wir gestern auch schon auf dem Fahrrad gesehen haben. Etwas mehr findet sich noch am Ortsausgang, aber sieht mehr wie der Fischerhafen von Neapel aus, als ein wirklicher Yachthafen.
Naja!
Zugegeben, wir haben eine unglaublich hohe Messlatte!
Nach unserem Besuch der Côte d’Azur im letzten Jahr wissen wir natürlich, wie ein gut bestückter Yachthafen aussehen sollte.
Dicke Schiffe, edles Holz, effektvolles Licht, voluminös und mächtig. Hier aber dümpeln ein paar popelige Segelschiffe vor sich hin, eine kleine Szenepromenade suchen wir darüber hinaus vergeblich.
Da war es ja selbst vorgestern Abend am Gardasee in Bardolino schöner!
Am nördlichen Ortsausgang von Rimini treffen wir noch auf ein bisschen Hafeninfrastruktur. Viel ist es nicht.
In einer Sackgasse treffen wir auf eine gealterte Schiffswerft, ein paar Schiffe dümpeln im Wasser. Nix Touri- Hafen…
Etwas irritiert und auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt verlassen wir Rimini wieder.
Das war wirklich nix, das war mehr Schein als Sein!
Die italienische Adria muss doch ein bisschen was mehr bieten, als dieses eher wenig attraktive Hotelareal mit Shopping- Meile und einigen Tupfern historischer römischer Bauwerke!
Ist das wirklich die Rache der urlaubenden Generationen vor uns? Opa und Oma mit Käfer, die hier in bester Heinz- Erhardt- Manier zu Zeiten des Wirtschaftswunders jeden Abend Spaghetti mit Fleischklößchen serviert bekamen? Wurde das alles für dieses Klientel gebaut und steht nun, natürlich modernisiert, quasi wie ein überwucherndes Geschwür herum und sich damit eigentlich selbst im Weg?
Anja konsultiert den Reiseführer und entdeckt einen Hinweis auf das hinter Riccione gelegene Misano Adriatico.
Hier sollen die Strände dann noch nicht ganz so bevölkert sein und sich der Auswuchs von Hotels in Grenzen halten. Klingt schonmal besser und trifft für den Moment genau unseren Eindruck, den wir von Rimini mitnehmen. Und wenn das Buch nun ein Gegenteil hiervon empfiehlt, sind wir diesem automatisch zugetan. Passt wie die Faust aufs Auge!
Hoffen wir nur, dass wir uns nicht ein zweites blaues Auge einholen und setzen Kurs auf Misano Adriatico.
Unterwegs von Rimini nach Misano Adriatico. Die Straße, die die Orte verbindet, ist eine einzige Hotelmeile
Für die Freunde österreichischer Supermarktketten: Billa! Gelegentlich wird die Verkehrsführung ein wenig aufgelockert.
Wir steuern unseren Fiat Punto erneut an der Hotelmeile zwischen Rimini und Riccione entlang, um die parallel im Landesinneren verlaufende richtige Hauptstraße auszusparen.
Fährt sich wirklich einfach schöner hier und man kann bei der geringen Geschwindigkeit schön rechts und links schauen, ohne dabei zum Verkehrshindernis zu werden. Können wir nur jedem empfehlen!
Wer mag, wir haben einen kleinen Film der Fahrt gedreht. Es handelt sich um besagte Hotelstraße, links wäre die Strandpromenade hinter den Gebäuden.
Man sieht sehr schön, wie sich Hotels, Restaurants und Geschäfte rechts und links des Weges abwechseln, sich aber im Prinzip alle paar hundert Meter nur in anderen Farben wiederholen:
Gegen kurz vor 6 haben wir uns durch den Verkehr gedrückt und erreichen das kleinere Örtchen Misano Adriatico.
Tatsächlich wirkt der Ort ein wenig freier und vor allem offener, als das doch recht zugebaute Riccione oder gar Rimini.
Auf Anhieb finden wir einen kostenfreien Parkplatz (das ist schonmal ein wichtiges Indiz für weniger drangvolle Enge!) und spazieren ein paar Meter an der Strandpromenade entlang.
Große Überraschungen bietet die Strandpromenade dann aber auch nicht.
Auch hier finden sich die gleichen Strandbäder mit Badkabinen, kleinen Bars, Pizzerien oder Snackbars. Dazu die gleichen Spielgeräte für Kinder, Kletterburgen oder Trampoline, nicht zu vergessen der riesige Sandkasten genannt Strand.
Auch hier sind natürlich die allermeisten Bäder noch geschlossen und auch hier wird bei nicht wenigen Einrichtungen gerade intensiv Frühjahrsputz für die aufkommende Saison betrieben.
Dennoch scheint die Promenade ein ganz klein wenig schöner gemacht.
Ein kurzes Stück ist grün auf dem Weg nach Misano… …dann stehen wir ein weiteres Mal auf einer Promenade
Auch hier bestimmen zwar Hotelbauten die Szenerie… …aber es wirkt immerhin ein wenig offener und lockerer
Auch der Strand scheint nicht ganz so sehr mit Strandbädern verbaut zu sein. Es gibt auch freie Abschnitte.
Wir spazieren einmal durch den weichen Sandstrand bis runter zum Wasser.
Das Meer fühlt sich feucht an (welch Überraschung! 😉 und beherbergt zu meiner Überraschung doch einige Muscheln, von denen ich ein paar aus dem Sandschlick fische.
Mit meist weiß bis sandgelb nicht gerade die schönsten Farben, aber immerhin gibt es welche, das hat die Adria dem Gardasee auf jeden Fall voraus. Es ist halt ein echtes Meer! Schön. 😉
Keck angeordnet: Blau- weiße Sonnenschirme säumen den feinen Sandstrand. Mit Hingabe zum Detail drapiert.
Hier der Beweis, die Adria ist ein richtiges Meer! Es gibt hier sogar Muscheln am Strand. 🙂
Wir biegen kurz darauf von der Promenade links ab auf die kleine Einkaufsmeile von Misano Adriatico.
Hier gefallen uns die Geschäfte dann sogar ein bisschen besser, als in Rimini. Auch, wenn wir den Grund nicht genau bestimmen können. Vielleicht liegt es daran, dass es nicht so ganz dreckig wie in Rimini ist und vielleicht auch daran, dass die Auswahl ein klein wenig bodenständiger und die Preise etwas humaner sind. Egal, was im Angebot ist.
Ganz bestimmt aber ist es eine Mischung aus beidem, also dem nicht ganz so abgehobenen Angebot, welches sich nicht in einem Schaufenster vor zerbrochenem Glas und alten Brötchen präsentieren muss. Das wäre wie Hummerschwanz in einer Armenküche oder Bockwurst mit Kartoffelsalat im 5- Sterne Gourmet- Tempel. Es passt einfach nicht zusammen!
Dann lieber eine gute Erbsensuppe oder ein Wurstgericht. Wenn´s Ambiente passt (egal ob nun Luxus oder bodenständig), dann schmeckt´s auch und dann passt auch das Angebot. So ist es hier. Etwas weniger von dem, dafür etwas mehr von dem und die Schere ist nicht ganz so weit auseinander. Das ist es wahrscheinlich, was das kleine Misano Adriatico dem großen Rimini einfach voraus hat.
Wir spazieren ein wenig durch die Gassen hinter der Strandpromenade. Es wirkt nett, offen, nicht gedrungen
Und in den Schaufenstern? Einfache Dinge wie Stoffschürzen oder kleine Märkte mit entsprechendem Angebot.
Um 20 nach 6 haben wir den kleinen Ausflug nach Misano Adriatico beendet.
Auch hier sind wir mit dem Örtchen, obwohl es uns schon deutlich besser gefiel als Rimini, nicht so ganz warm geworden und fragen uns allmählich, ob wir hier an der italienischen Adria überhaupt richtig aufgehoben sind! Hätten wir doch besser am Gardasee bleiben sollen? In Bardolino? Unserer Perle?
Was ist es nur, was uns nur so wenig Gefallen an dem uns Dargebotenen finden lässt?
So viel anders ist das Angebot doch auch nicht, als am Gardasee!
Sind es die vielen wuchtigen Hotels, die einem ein gewisses Gefühl von Enge vermitteln?
Oder fühlen wir uns nicht so recht willkommen, weil eben noch nirgendwo richtig was geöffnet ist und überall noch geputzt und gebaut wird?
Wenn ich irgendwo zu Besuch bin würde ich meine Anwesenheit ja auch als unpassend empfinden, wenn mein Gastgeber um mich herum seine Wohnung putzen oder gar renovieren würde.
Aber auch, wenn man das nicht wirklich als Ursache heranziehen kann, irgendwas gefällt uns hier nicht so wirklich. Mal sehen, ob wir die Ursache noch genauer bestimmen können, oder ob es wirklich nur ein merkwürdiges „Ungleichgewicht“ ist, was wir im Ansatz mit dem vergleich Misano zu Rimini ja schon beschrieben haben.
Auf dem Weg zurück zum Campingplatz halten wir noch nach einem Supermarkt Ausschau.
Wir brauchen noch neues Brot für Morgen zum Frühstück und vielleicht auch mal ein auf zwei Liter Saft, ein paar Grissini für mich und natürlich die leckeren italienischen Würstchen, die sich in Pfanne wie Grill gleichermaßen lecker zubereiten lassen.
Wir entdecken einen größeren Conad, den wir sogleich ansteuern und uns durch das reichhaltige und ein wenig fremdartige Sortiment wühlen, auch wenn wir inzwischen genau wissen, was uns in italienischen Supermärkten an schiefen Paprika, dicken Schinken oder Tomaten groß wie Äpfel erwartet.
Das gefällt uns ja immer ganz besonders im Urlaub! Dieses anders sein, dieses nicht in die Norm des deutschen Einheitssupermarktes passende Obst und Gemüse oder zum Beispiel die dicken Schinken und Wurst vom Stück. Hier gibt es sie noch! Bei uns kennt man das nur aus der Erinnerung, als man noch nicht aus 80gr Mortadella 12 Scheiben schneiden konnte…
Eines unserer liebsten Hobbys auf Reisen: Fremde Supermärkte stürmen und das Sortiment durchstöbern!
Hier gibt es sie noch, die dicken Erdbeeren und Tomaten! 😉 Oder Brot wie dieses, frische Laibe mit Oliven!
Und der Schinken? Hängt gleich als Dutzendware zum Mitnehmen wie die Fische aus der Theke. Die Italiener wissen zu leben!
Um 19 Uhr sind wir zurück am Campingplatz und lassen den Tag hier ausklingen.
Während unserer Abwesenheit haben wir viele weitere Nachbarn hinzubekommen und die Wiesen um uns herum haben sich recht ansehnlich gefüllt. Sieht komisch aus!
Nicht, dass uns die leeren Wiesen vom vorigen Tag besonders gefallen hätte, aber jetzt, wo sie sich füllen, sieht es schon etwas beengter aus.
Na, was haben wir auch anderes erwartet? Es ist Osterzeit, Saisonstart, der CP ist günstig dank ACSI, klar dass er besucht wird! Und vielleicht sind ja auch ganz nette Nachbarn dabei, denen wir dann Abenteuerliches wie die Mietwagengeschichte am Camping- Lagerfeuer* erzählen können.
(*natürlich ist hiermit der Gasgrill gemeint 😉
Kaum ist die Sonne weg, wird es frisch draußen! War gestern schon am Gardasee so und ist hier in Rimini, obwohl wir uns nochmals 250km weiter südlich befinden, nicht viel anders. Könnte aber auch an der direkten Meeresnähe liegen, wer weiß. Jedenfalls macht es Abendspaziergänge in kurzer Hose und T- Shirt zu einer frostigen Angelegenheit. Da wir aber sowieso für heute genug gesehen haben und nicht mehr los wollen, ist das auch nicht weiter tragisch.
Die Idee vielleicht noch heute Abend nach San Marino zu fahren und die Stadt im Dunkeln anzuschauen verwerfen wir. Zumindest für heute Abend.
Wir wollen lieber morgen im Rahmen des Tagesausflugs erstmal schauen, ob sich die Besichtigung auch bei Nacht überhaupt lohnt.
Zum Abendessen machen wir uns eine leckere Portion Nudeln. Alternativen zum unbrauchbaren Porkys oder den 5- Sterne- Tempeln mit Seeblick haben wir nämlich auch heute noch keine gefunden und da selber kochen noch immer am einfachsten ist, gibt es Nudeln mit Soße.
Beides haben wir eben im Conad gekauft und schaffen es, hieraus ein recht passables Abendessen zu zaubern.
Dies aber auch, weil wir ein tolles Nudelsieb hierfür verwenden können!
Hat uns einer unserer Leser geschenkt, der seinerzeit unserem Dänemark- Reisebericht aufmerksam verfolgt hat und darin entdeckt hatte, dass wir unsere Nudeln damals mit einem geriffelten Pfannenheber aus dem Topf balancieren mussten, weil wir einfach keinen Platz für ein richtiges hohles und damit platzraubendes Nudelsieb im Schrank haben.
Das geschenkte Nudelsieb aber ist pfiffig mit einem Wölbung als Topfauflage konstruiert, sodass es für den Nichtgebrauch platzsparend wie ein Topfdeckel im Schrank hochkant gestellt werden kann.
Das passt natürlich problemlos, wofür wir uns an dieser Stelle nochmals ganz besonders bei dir, lieber Artur H., alias Artur von Meßstetten, bedanken wollen! 🙂
Ohne deine Aufmerksamkeit wären wir wahrscheinlich wieder in Ermangelung von Alternativen doch wieder im „Porky´s“ von gestern gelandet und wo wir danach dann landen würden, davon kann unsere Bordtoilette bereits ein Liedchen singen. 😉
Es wird Nacht auf dem Campingplatz Riccione. Zum Abendessen kochen wir uns Nudeln mit lecker Soße!
Nach dem Abendessen spaziere ich mit unserem Abwasch rüber zum zweiten Servicehaus. Von diesem erhoffe ich mir, weil es einfach von außen etwas moderner aussieht, auch im Inneren einen etwas besseren Zustand. Und vielleicht etwas wärmeres Wasser! Nicht nur zum Duschen, sondern auch zum Spülen!
Das Servicehaus selbst ist zwar noch immer geschlossen, aber die außen angebrachte Spülstelle kann schon genutzt werden.
Überrascht mich übrigens nicht wirklich, dass das Servicehaus 2 noch geschlossen ist.
Der Platzwart hat zwar bei unserer Ankunft gesagt, dass es spätestens „domani, si, domani“, also morgen geöffnet werden wird, aber was heißt schon „morgen bestimmt!“ bei einem Italiener?
Ist nicht bös gemeint, aber wir alle kennen ja die italienische Mentalität. „Komm ich heut nicht, komm ich morgen!“ Und Überhaupt: „Dolce Vita!“
Jaja, deswegen sind wir ja auch hier! Und da das Servicehaus 1 nicht das schlechteste ist (Mal mit Ausnahme der Toiletten ohne Klobrille oder dem fehlenden wirklich warmen Wasser) können wir wohl auch damit leben, wenn das Servicehaus 2 während unserer hier verbleibenden Tage gar nicht mehr geöffnet werden wird. Domani halt, wird schon. 😉
Der Abend klingt im Wohnmobil aus.
Anja schaut in den Fernseher, ich selbst sitze natürlich an den Reisenotizen und tippe ein wenig in das Reisetagebuch.
Da wir kein Internet haben, komme ich damit auch erstaunlich schnell voran und bin absolut sicher, dass wir den Reisebericht keine 3 Wochen, nachdem wir zuhause sein werden, schon veröffentlichen können.
Mogelpackung des Tages:
Ist ganz eindeutig das gekaufte Päckchen Zahnstocher im Conad- Supermarkt!
Hier mal das Bild unserer Neuerwerbung:
Und?
Was aufgefallen?
Nein?
Nun, als ich den Deckel aufdrehe, um mir einen Zahnstocher zu entnehmen, bekommen wir folgendes Bild präsentiert:
Wie kann man sowas nur einsparen? Diese Centartikel! Zumal die Papierrolle mit Herstellung, Wasserverbrauch, Chlor und Co. wahrscheinlich das gleiche kostet, als ein paar aus dem Ast geschnitzte Zahnstocher. Da steckt bestimmt die Mafia dahinter! 😉
Nein, so haben wir also eine leere Dose mit einem Bild von Zahnstochern gekauft.
Den Trick merke ich mir und klebe demnächst auf unser 1984er Wohnmobil von außen ein Bild des aktuellen Dethleffs Globetrotter und verkaufe diesen für teuer Geld.
Coooool! 😉
So, nach dem leckeren Essen erstmal die Zähne freipopeln… …uh, was ist das denn? Ein BILD von Zahnstochern??? 😀
Meiner Meinung nach ist der schönste bzw. sympathischste Ort an der Küste Cattolica. Gross genug, aber eben nicht bloss Touri-Zeug, und auch ein bißchen Altstadt. Viel besser als Riccione oder Rimini. Ist halt auch eine andere Urlaubsmenalität der Italiener. Die wollen mit der Familie ans Meer, sind dort fast den ganzen Tag bis auf die Mahlzeiten. Abends wird dann bißchen gebummelt und vor allem vor dem Hotel zusammengehockt, Karten gespielt etc.
Ich fahre jetzt seit meiner Kindheit nach Cattolica und jeder, dem ich den Ort empfohlen habe, hat mir zugestimmt!