Das Wohnmobil reiseklar machen ist ja für sich schon eine anstrengende Aufgabe.
Das Wohnmobil aber ALLEIN reiseklar machen ist schon eine echte Herausforderung!
Anja ist ja schon seit gestern unterwegs, da Sie einige berufliche Verpflichtungen in Berlin hat und dies im Anschluss mit dem Angenehmen einer Stadtbesichtigung mit einer Freundin verbindet.
Ich hingegen darf heute noch einmal arbeiten gehen, bevor zum späten Nachmittag dann losgehen wird.
Dumm nur, dass ich an diesem Tag ja auch ganz allein für alles verantwortlich sein würde!
Und schon banale Dinge wie eine ordnungsgemäß abgeschlossene Haustüre, die Bettwäsche fürs Wohnmobil oder auch ein mit Futter gefüllter Katzennapf würde ich beachten müssen, damit es nicht zu ungeahnten Folgen kommen wird!
Doch zum Glück hat Anja mir eine laaaaange Liste an die Türe gehangen, an was ich alles denken muss, bevor ich die heimischen Gefilde verlassen kann.
Auch haben wir natürlich schon am Dienstag und am Wochenende davor alles soweit startklar gemacht, dass ich heute eigentlich nur noch an die Sofortsachen denken muss.
Die wichtigsten Reisesachen, ein paar Vorräte, Dosen und ein wenig Wasser im Wassertank für die erste Reise sind also schon im Wohnmobil.
Aber wie gesagt: Gleichzeitig an Haustür abschließen, Katzen versorgen und natürlich an die Bettwäsche denken ist für einen Mann und Strohwitwer schon schwierig  😉

     Unser Wohnmobil bereit zum Start
      Steht da uns sonnt sich einfach reiseklar in der frühen Morgensonne! Unser Wohni!  🙂

Gegen halb 7 geht es dann auf die Autobahn und obwohl ich eigentlich auf dem Weg zur Arbeit bin, kommt mit der zweiten Wohnmobilfahrt in diesem Jahr schon ein wenig Reisefeeling auf.
Endlich wieder unterwegs, juchu!
Zugegeben, so richtig freue ich mich natürlich eher auf unsere beiden Haupttouren in diesem Jahr.
Einmal die Tour im Frühling nach Italien runter an die Adria- Küste (Gegend um Rimini) und natürlich unsere geplante und schon gebuchte Reise nach Südengland im Sommer.
Für beide haben wir schon Vorbereitungen getroffen, sodass diese Reiseziele nicht nur grobe Absichtserklärungen darstellen, die wir problemlos umschmeißen könnten.
Wäre zwar theoretisch denkbar, aber dann gehen uns für Italien der bereits fest gebuchte Mietwagen und für Südengland die bereits gebuchte Fährpassage verloren.
Das wollen wir natürlich nicht und so sind diese beiden Reiseziele schon recht konkret ausgeprägt.

Schaut man sich dazu dann das seit ein paar Tagen anhaltende Frühlingswetter mit zweistelligen Temperaturen während des Tages an, kann ich den richtigen Frühling eigentlich kaum noch erwarten.

Doch zurück zu unserer diesjährigen Jungfernfahrt ins Tropical Island.
Das Wohnmobil wird natürlich am Rande der Kölner Umweltzone geparkt und wartet dort auf mich, bis ich gegen 13 Uhr mein Tageswerk verrichtet habe und mich aufmachen kann, meine Frau im Osten einzusammeln.
Tja, das wird schon ein kleines Hammertoürchen, was ich mir da vorgenommen hab.
Etwas mehr als 640 Kilometer zeigt der Routenplaner über die Stau- und Baustellenautobahnen A 1 und A 2 an, das kann ja heiter werden.

Da Anja und ich den Reisetag an dieser Stelle unterschiedlich erlebt haben, folgt an dieser Stelle eine Teilung des Berichts.
Wie schon zu unserer Italien- Tour (Tag 6 in Siena) haben wir für eine bessere Unterscheidung, wer nun welche Erlebnisse hat, unterschiedliche Farben verwendet:
Ich habe ab sofort königsblau
Anja schreibt hingegen in weinrot

Meine Autobahnfahrt, alleine mit dem Wohnmobil unterwegs nach Berlin…:
Zu meiner großen Freude komme ich recht gut von Köln los und kann sogleich mit voller Fahrt voraus den Osten ansteuern, auch wenn es mit der A 3 und A 1 erst einmal streng genommen nach Norden bzw. Nordosten geht.
Natürlich hat das Navi die Route via Kamener Kreuz und Hannover sowie über Berlin vorgeschlagen. Eine Strecke, die ich eigentlich nicht so gern mit dem Wohnmobil befahre, denn besonders die Route über die A 2 ist für die Ost- West- Transitverkehre mit viel LKWs bekannt, darüber hinaus ist die Strecke auf weiten Teilen eine tolle Rennpiste für schnelle Autos.
Mit dem Auto? Gern über die A 2. Aber mit einem langsamen Wohnmobil? Eher weniger.
Naja, zu dieser Route gibt es eigentlich keine nennenswerte Alternative. Wird schon.

Kaum auf der Autobahn mache ich mir natürlich erst einmal eine Packung mit 2 Sandwiches auf, die ich mir noch schnell auf dem Weg zum Wohnmobil in einem Supermarkt gekauft habe.

         
     Kaum auf der Autobahn…                                                       …gibt es erst einmal Mittagessen! Mjam!

Schmatzend und kauend komme ich so gut vorwärts, doch nicht nur ich mag Nahrung haben, auch Wohni verlangt danach.
„Autsch, das wird ein teurer Wochenendtrip!“ kommt es mir in den Sinn, als ich gegen 14:20 Uhr von Remscheid extra zum Tanken von der Autobahn abfahre.
Und so wechseln 61 Liter zu knapp 90 Euro den Besitzer…
Böh!

          
     Da war der Tank leer…  Super!   äh…nee,  Diesel! 😉                Leck mich fett! Das wird ein teures Wochenende… 🙁

Mit einem Loch in der Geldbörse so groß wie der Andreasgraben geht es weiter auf der A 1 und natürlich stockt an nicht wenigen Stellen der Verkehr. Grund sind natürlich die zahlreichen Baustellen zwischen Köln und Hagen, von denen ich glaube, dass diese dort seit meiner Existenz vor sich hin vegetieren.
Ich kann mich noch gut an meine früheren Wochenendfahrten auf dieser Autobahn aus Kinder- und Jugendtagen erinnern!
Fast jedes Wochenende waren wir hier unterwegs, standen fast immer zwischen Remscheid, Burscheid und Wuppertal im Stau wegen Baustellen und verbrachten viel Zeit auf Asphalt.
Damals war ich allerdings 14, was nun also schon etwa 20 Jahre her ist!
20 Jahre!
Das muss man sich mal vorstellen!
Wir werden an diesem Wochenende noch über komplett dreispurig ausgebaute Autobahnen fahren, die in Ostdeutschland nach der Wende auf die Erde gelegt wurden.
Aber hier, auf diesem vermaledeiten Autobahnstück zwischen Köln und Hagen, reiht sich auch 20 Jahre nach der Wende eine Baustelle an die nächste.
Irgendwer muss sich hier doch dumm und dusselig verdienen!
Allein die ganzen Mietschilder!
Oder Fahrbahnmarkierungen, Plastikfahrsperren und was weiß ich, was zu einer zünftigen Baustelle alles gehört.
Ich kann es einfach nicht begreifen, warum das hier alles so unendlich lange dauert!

         
     Seit ich mich zurück erinnern kann ist auf der A1 Baustelle…     Naja, wenigstens ist der Rest der Strecke „freie Fahrt“

Naja, wenigstens kommt es an keiner der ganzen Baustellen zu einer nennenswerten Verkehrsbehinderung und auch sonst ist die A 1 zu meiner Überraschung komplett frei, sodass ich staufrei gegen 15:05 Uhr auf die A 2 in Richtung Berlin wechseln kann.
Das Ziel rückt nun in greifbare Nähe!
„Los Wohni!“ will ich rufen und lege noch eine Kohle drauf…

         
     Weiter in Richtung Hannover auf die A 2…                                Los Wohni, schneller! Ich überhole unseren Schatten 😉

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Reisebericht im Reisebericht!
Anjas Besuch in Berlin:

Berlin ist wirklich am Schönsten im Frühling!
Mit meiner Bekannten haben wir einen ganz tollen Tag in einem fast schon sommerlichen Berlin, wobei mich besonders freut, dass hier nicht ganz so viele Touristen umher irren.
Ist ja auch noch nicht die Hauptreisesaison.

Ein ganz kleines bisschen ist es natürlich schon gemein.
Ich hab hier einen schönen Tag, während sich mein lieber Mann auf der Autobahn rumschlagen muss…  😉

Wir spazieren einmal fast alle touristischen Highlights der Stadt ab und starten am Berliner Hauptbahnhof.
Viel haben wir uns vorgenommen und obwohl wir ein Ticket für Berlin haben, spazieren wir alles zu Fuß ab. Es ist einfach zu schön draußen!
Obwohl der Reichstag wegen der „Anschlagsgefahr“ noch immer abgesperrt scheint (ein paar Leute scheinen aber dennoch rein zu dürfen), können wir ein paar ganz tolle Fotos von der sommerlichen Umgebung, vom Reichstag und vom Bundeskanzleramt machen:

         
     Ein sommerliches Berlin, wir spazieren an der Spree entlang     Hier arbeitet die Deutsche Bahn, toller Ausblick!

         
     Hier arbeitet Frau Merkel, wenn sie mag zumindest 😉              Sonnt sich in der Sonne: Der Deutsche Reichstag!

         
     Trabbis! Die dürfen in der Hauptstadt natürlich nicht fehlen!       Wir spazieren weiter in Richtung Brandenburger Tor…

Vom Bundeskanzleramt und Reichstag geht es weiter in Richtung Brandenburger Tor und dann die Straße unter den Linden entlang.
Am Brandenburger Tor entdecken wir eine Gruppe politisch engagierter Menschen.
„Danke Deutschland! Danke Sarkozy!“
Wir wundern uns!
Die Menschen sind doch total friedlich und danken uns Deutschen für irgendwas.
Warum ist dann hier bitte so viel Polizei?

Wenig später entdecken wir des Rätsels Lösung, denn eine zweite Gruppe steht in einiger Entfernung, durch die Polizei von der ersten Gruppe getrennt.
Hier sind die Menschen dann gar nicht mehr so gut auf uns zu sprechen, beleidigen aber viel lieber den französischen Präsidenten!
Na super!

Offenbar geht es hier um Libyen und den dortigen aktuellen Einsatz.
Tja, so ist das in Berlin, ein regelrechter Schmelztiegel der Kulturen und politischen Ansichten.
Gut, dass beide Gruppen relativ friedlich ihre Meinung kund tun, dennoch ist die Anwesenheit der Polizei natürlich besser.

Kaum passieren wir das Brandenburger Tor, kommt uns ein Berliner Bär entgegen.
Spontan entscheiden wir uns für ein Foto mit dem Bären.
Neben dem Bären kann man aber auch ein Foto mit einem uniformierten DDR- Soldaten machen, die Männer hingegen können sich mit einer blonden Frau, natürlich ebenfalls in Uniform, ablichten lassen.
Natürlich kostet es ein paar Euro…

         
     Kaum passieren wir das Brandenburger Tor…                          …jubelt uns der Berliner Bär zu! Wie nett! 🙂

         
     für ein paar Euro gibts mit denen ein Foto                               mit denen hier fotografieren lassen kostet hingegen nichts 😉

Vom Hauptplatz der Touristenhighlights spazieren wir genau in der Mitte „unter den Linden“ entlang, bis wir das Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett erreichen.
Dieses habe ich zwar schonmal mit Björn besucht, da wir aber einen Gutschein „2 für 1“ haben, schauen wir uns das Wachsfigurenkabinett noch einmal an.
Wirklich schön:

         
     Weiter geht´s zu „Madame Tussauds“ Wachsfiguren                  Otto von Bismarck und ich! Mir steht der Helm besser 😉

Das Wachsfigurenmuseum ist thematisch aufgebaut.
Zuerst folgt ein Streifzug durch die Deutsche Geschichte mit Monarchen und Führern, wobei letzter stilecht in seinem Bunker der letzten Tage dargestellt ist.
Besonders diese Szenerie ist gut gemacht, zeigt sie doch auch irgendwo die Verzweiflung am Ende eines längst verlorenen Krieges.

Nach der Deutschen Geschichte geht es weiter mit Berühmtheiten aus aller Welt.
Wir entdecken, neben einigen Politikern unter anderem den Papst, Albert Einstein, Siegmund Freud (mit Couch 😉 Günther Grass, Alice Schwarzer, Romy Schneider als „Kaiserin Sissy“, Torwartlegende Oli Kahn, Franz Beckenbauer, Boris Becker, Hape Kerkeling, den Millionärsstuhl mit Günther Jauch, die Beatels (mit einem freien Platz 😉 Elvis, Lady Gaga und Nina Hagen.
Nicht fehlen dürfen natürlich auch namenhafte Schauspieler wie Nicole Kidman, Heidi Klum, George Clooney, Brad Pit, Angelina Jolie und natürlich Johnny Depp. Letzterer leider nicht in seiner Piratenuniform 😉

         
     Helmut Schmidt, deutscher Kanzler                                          Willy Brandt, auch Deutscher Kanzler und Bürgermeister

         
     Und der hier? „Den Sozialismus in seinem Lauf“… 😉                Glasnost und Perestroika, Gorbi darf hier nicht fehlen!

         
     Mister „Yes, we can!“                                                             Aha! E also gleich mc2?! Joah, könnte sein 😉

         
     Auch Damen gibt´s hier! Zum Beispiel Alice Schwarzer…          und hier Romy Schneider in „ihrer“ Rolle Sissy!

         
     Quizfrage: Wem gehört dieses „Negativ“? Na???                       Natürlich IHM! Johnny Depp! Mal nicht als Pirat 😉

         
     Auch anwesend: Der schöne George Clooney!                           Buchstäblich der „letzte Held!“, der grüne Oger „Shrek“! 🙂

Ein Eis wäre jetzt nicht schlecht. Immerhin ist es inzwischen richtig sommerlich warm!
Wir spazieren weiter in Richtung Museumsinsel und schauen, ob wir irgendwo eine Eisdiele entdecken können.
Nur irgendwie entdecken wir nichts.
Eine einzige Eisdiele finden wir zwar, leider kostet das Eis pro Kugel gleich mal 1,80 €!
Wucher! Nicht mit uns!

Ohne Eis geht es weiter in Richtung Berliner Dom, wo auf den Wiesen vor dem Dom viele Menschen die ersten schönen Sonnenstrahlen dieses Jahres verschlingen.
Richtig schön!

         
     Vorbei am Berliner Dom bei bestem Wetter!                            Die Menschen sitzen auf den Wiesen und genießen die Sonne

Vom Berliner Dom spazieren wir über die Spree und dann weiter in Richtung des „DDR- Museums“.
Der Eintritt ist nicht teuer, also schauen wir mal rein.

Das Museum ist ein wenig interaktiv aufgebaut.
Es gibt mehrere Schränke, wo man die Schranktüren öffnen muss, um wie in einem Fenster zur Vergangenheit einen Einblick in die damalige Zeit zu bekommen.
Ist mal was anderes!

         
     Wir besuchen das DDR- Museum                                              in Schränken und Vitrinen gibts Geschichte…

         
     Zeitschriften und Comics der DDR                                            Die FDJ hilft beim Koffer packen

Neben den Schränken gibt es natürlich auch noch Ausstellungsstücke wie einen Trabbi oder ein Fenster vom ehemaligen (und inzwischen abgerissenen) Palast der Republik.
Oder Jeans!
Wir entdecken zum Anfassen eine Ost- und eine West- Jeans, der Qualitätsunterschied ist schon enorm!

         
     Natürlich hat das DDR- Museum einen Trabbi!                           Kultig! Ein Fenster vom ehem. Palast der Republik

         
     Eine alte Registerkasse mit Kassenbuch                                   Spielzeug aus der DDR. Mittig das bekannte Sandmännchen

         
     Altes Geld, DDR- Mark von 5 bis 50                                          Im Vergleich: West- Jeans gegen Ost- Jeans

Neben Dingen des Alltags entdecken wir natürlich auch politische Themen, so ist z.B. auch die Stasi, Spionage und Geheimagentenzeit vertreten.
Erschreckend ist zum Beispiel ein wohl weit ausgearbeiteter Plan, wie man West- Berlin von allen Seiten angreifen und überrennen wollte, um die Stadt unter Kontrolle zu bekommen.
Sogar Orden wurden hierfür schon produziert, damit die Mitkämpfer an diesem wohl triumphalen Erfolg hätten entsprechend ausgezeichnet werden können.
Gruselig!

         
     Stolz der roten Armee und NVA: Die AK-47 Kalaschnikov!          Einsatz mit Gasmaske

         
     Gruselig! Konkrete Pläne für den Einmarsch in West- Berlin!      Spartanisch! Gefängsniszelle für Spione…

         
     Auch ausgestellt: eine der ehemaligen „Staatskarossen“           Museum zum Anfassen! Hier leite und lenke ich die DDR 😉

Alles wirklich nett gemacht und der Eintritt ist gar nicht mal teuer.
Und was mir besonders gut gefallen hat: Vieles darf man selber ausprobieren, anfassen, fühlen, erleben! Echt toll, wenn ein Museum dies so handhabt, denn nur so wird Geschichte lebendig!
Ein Besuch lohnt sich wirklich!

Vom DDR- Museum geht es weiter in Richtung „Alex“, also dem berühmten Alexanderplatz, der immer mehr zum modernen Zentrum von Berlin avanciert und dem Westteil mit „Kaufhaus des Westens, Kuhdamm und Co“ den Rang abläuft.
Da wir noch keine Eisdiele entdeckt haben und wir inzwischen auch ein wenig Hunger bekommen haben, setzen wir uns in ein „Nordsee“- Restaurant und speisen erst einmal.

Weiter geht es zum Alexanderplatz und in das große Alexa- Kaufhaus, wo wir zwar viel gucken, aber nix kaufen.

Gegen 18 Uhr verabschiede ich mich dann von meiner Bekannten, nachdem wir am Ostbahnhof unser Gepäck abgeholt haben.
Jetzt muss ich mich alleine durchschlagen und schauen, dass ich heil in Brand ankomme, wo mich nachher mein Mann einsammeln soll…

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Die Fahrt auf der A 2 verläuft überraschend angenehm.
Tatsächlich habe ich mit deutlich mehr Verkehrsbehinderungen gerechnet, aber vielleicht liegt das einfach daran, dass heute erst Donnerstag und noch nicht Freitag ist.
So kann ich mit etwa 90-95 km/h entspannt vorwärts fahren und muss noch nicht einmal groß auf Überholende PKW achten, wenn ich einen LKW überhole.
Denn die Autobahn ist hier sehr oft weiträumig 3- spurig ausgebaut, dass ich gut vorwärts komme.
So soll es ja auch sein.
Mein Navi hat mir übrigens bei meiner Abfahrt in Köln angezeigt, dass ich wohl gegen 20:30 Uhr beim Tropical sein werde.
Da das Navi vom Bordatlas 2011 einen einprogrammierten Stellplatz bereit hält, hege ich die kleine Hoffnung, dass wir heute Nacht vielleicht doch nicht ohne Strom stehen müssen.
Und um 20:30 kann man auf diesen Stellplatz ja noch auffahren, ohne eventuell schlafende Gäste zu stören.

Viel Zeit hab ich indes noch nicht verloren.
Obwohl ich ja in Remscheid zum Tanken abgefahren bin, wird meine Ankunftszeit noch immer mit kurz nach halb 9 angeben.
Ein wenig zu fahren ist es nun natürlich noch, gegen halb 7 passiere ich die ehemalige innerdeutsche Grenze…

         
     Yeah!!! Nur noch 220km bis Berlin. Berlin! Berlin!!!                  Ob das rechts noch ein alter Grenzturm ist?

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Ich bin gut von Berlin losgekommen.
Fast hätte ich zwar noch meinen Zug verpasst, weil ich ein wenig getrödelt hab, aber auf die Bahn ist natürlich Verlass! Denn mein Regionalexpress in Richtung Königswusterhausen hat natürlich ein paar Minuten Verspätung.

Die Fahrt mit dem Zug ist etwas zäh.
Dennoch tut es gut, dass ich nun ein wenig ausruhen kann.
Die Lauferei durch Berlin war zwar schön, aber auch anstrengend.
Für Königswusterhausen habe ich mir übrigens vorgenommen, dort nach Ankunft eine Stunde Pause zu machen.
Mein Zug hat ja ein wenig Verspätung und da ich in Königswusterhausen in den Schienenersatzverkehr umsteigen muss, mag ich mich nicht abhetzen um diesen noch zu bekommen.
Ich hab von meinem Mann ja auch inzwischen eine Statusmeldung bekommen und weiß, dass er wohl kaum vor halb 9 eintreffen wird.

In Königswusterhausen angekommen allerdings scheint sich deutlich Unruhe breit zu machen.
Viele Fahrgäste aus dem Zug eilen los und ich eile spontan hinterher, dann weiß ich für später auch gleich, wo der Bus abfährt.
Ist übrigens ein ganz schönes Stück zu laufen!
Wir erreichen ein größeres Areal, wo gleich 2 Busse zur Abfahrt in Richtung Brand bereit stehen.
Der vordere ist eher ein Linienbus, der hintere hingegen ein komfortabler Reisebus.
Da die Gelegenheit gerade günstig ist, steige ich doch gleich in den Reisebus, was man hat, hat man.

Ich frage den Busfahrer, ob dies auch wirklich der richtige Bus nach Brand sei, was der Busfahrer zwar bestätigt, mir dann aber empfiehlt, doch besser den vorderen Linienbus zu nehmen.
Dieser fahre nämlich direkt nach Brand über die Autobahn, wo hingegen er über die Dörfer tingeln würde und die Fahrt somit deutlich länger dauert.
Also gut, wechsele ich doch den Bus und nehme den Linienbus nach Brand.
Verkehrte Welt irgendwie!
Der „gute“ Bus macht den Linienverkehr, der „normale“ Bus hingegen muss auf die Autobahn.

Der Bus ist schon gut voll, aber in der letzten Reihe kann ich noch ein Plätzchen bekommen.
Ich komme mit 2 mitreisenden Damen ins Gespräch, die sich ebenso wundern, dass der Linienbus der richtige sein soll.
Die Fahrt, so verrät mir meine Sitznachbarin, wird etwa 45-60 Minuten dauern.
Naja.

Wir fahren los. Es geht los über Land und kurz darauf schon auf die Autobahn.
Und während die anderen Fahrgäste um mich herum die Augen schließen, läuft mir ein kalter Schauer über den Rücken.
Der Busfahrer fährt wie eine „SAU“ über die Autobahn!
Überholt LKW, fährt über 100km/h und das mit einem Linienbus ohne Gurte und alles.
Eigentlich unverantwortlich!

Nach einer aufregenden Fahrt geht es von der Autobahn runter und durch die Dunkelheit weiter.
Hier ist mal wirklich nichts los, fast schon unheimlig!
Hoffentlich ist in Brand ein wenig mehr los, wo ich mich vielleicht in ein Restaurant, ein Café oder wenigstens in das Bahnhofsgebäude setzen kann.
Hier in der Einöde hingegen mag ich ungern warten.

Gegen halb 8 erreichen wir den Bahnhof Brand, wo sich Ernüchterung breit macht!
Von wegen Leben!
Tot ist hier alles!
Verrammelt und verriegelt!
Das Bahnhofsgebäude ist dunkel und abgeschlossen und auch um den Bahnhof herum ist mal nichts, was in irgend einer Weise geeignet wäre, die Wartezeit bis zur Ankunft meines Mannes zu überbrücken.
Oh- weia!
Wo bin ich hier nur gelandet?!
Ein Glück, dass ich nicht ganz alleine bin.
Mit mir wartet eine Frau mit Kind und Koffer, vielleicht will sie ja auch zum Tropical Islands?
Ich frage nach, werde aber enttäuscht, die Frau wird abgeholt.
Zum Glück kennt sich die Frau aber ein wenig aus und weiß, dass von hier aus der Anschluss- Bus zum Tropical Islands abfährt.
Hier in der Dunkelheit am Bahnhof warten werde ich auf keinen Fall, also entscheide ich mich den Shuttle- Bus zum Tropical- Islands zu nehmen.

         
     Ankunft in Brand! Das hier ist alles!                                         Ansonsten sieht es hier SO aus! 😮

Nach etwa 10 Minuten Wartezeit kommt tatsächlich ein bunter Bus mit Palmen drauf, auf dem Zielanzeiger steht „Topical Islands“.
Super!
Was mich allerdings wundert: Ich bin ganz allein!
Neben dem Busfahrer ist nur noch eine weitere Angestellte dabei.
Ich frage nach dem Fahrpreis, darf aber mein Geld behalten, die Fahrt kostet nichts.

Keine 5 Minuten, nachdem der bunte Bus um die Ecke gekommen ist, fährt er auch schon wieder.
Mit mir als einzigen Passagier geht es allein durch die dunkle Nacht in Richtung der Südsee.
Irgendwie unwirklich…

         
     Fahrplan für den „Tropical“- Bus, der fährt die ganze Nacht.       Ein Glück, da kommt er ja! Einmal Südsee bitte 😉

*************

Gegen kurz vor 8 Uhr fliegt Berlin vorbei.
Hammer, wie schnell die Zeit vergangen ist.
Liegt aber auch daran, dass ich zwischenzeitlich ein schonmal gehörtes Hörbuch eingelegt habe und auch beim erneuten Hören viel Spaß hatte.
So verging die Zeit wie im Flug und ich biege auf den Berliner Außenring, die A 10, auf.
Einzig über mein Tankkonzept ärgere ich mich!
Denn kurz, nachdem ich Berlin hinter mir gelassen habe, leuchtet die Tanklampe auf.
Mist!
So kurz vor dem Ziel!
Wäre ich doch nur ein ganz klein wenig langsamer gefahren und hätte nicht jeden LKW überholt!
Dumm nur, dass das zum Teil gar nicht so einfach ist!
Denn obwohl ich schon knapp mit echten (laut Navi!) 100 km/h unterwegs bin, bin ich es, der immer und immer wieder von den osteuropäischen LKW überholt und sogar bedrängt werde, wenn ich einen echten „88er“ überhole (also ein LKW mit 80 km/h Begrenzung + Kulanz).
Besonders die Polen sind unglaublich dreist, drängeln und schubsen mich regelrecht vor sich her.
Mir scheint fast so, dass die alle Gas geben, sobald es dunkel wird.
Als ob die Polizei oder das BAG im Dunkeln nicht mehr kontrollieren würden!
Echt keine schöne Sache, wenig rücksichtsvoll und gefährlich ist es auch.
Zu meiner eigenen Sicherheit suche ich mir kurz darauf einen Deutschen LKW, der sich noch an die 88 km/h hält oder halten muss, bis ich in Höhe Mittenwalde nicht mehr länger riskieren will, mit leuchtender Tanklampe auf der Autobahn herum zu fahren.
Und obwohl ich nur noch 35 Kilometer vom Tropical Island entfernt bin, fahre ich in Mittenwalde von der Autobahn ab und steuere eine Tankstelle neben der Autobahn an, die mir mein Navi angezeigt hat.
Hier in der Nacht mit vorbei prügelnden LKW auf dem Standstreifen mangels Sprit stehen bleiben ist etwas, was ich wirklich nicht haben brauch…
Außerdem hab ich unglaublichen Hunger und auf Klo muss ich auch dringend.
Hilft ja nichts.

Eine noch geöffnete Shell verkauft mir etwas mehr als 60 Liter Diesel, wobei ich noch nicht einmal das erste „Vollklacken“ des Tankrüssels abwarte.
Da wir nur 70 Liter fassen können, war der Tank also schon gut leer.
Nachdem Wohni versorgt ist, muss natürlich für mich noch was her.
Glück für mich: eine heiße Wurst mit Brötchen und Senf wird mir von einer netten Kassiererin angeboten.
Passt, nehme ich!

         
     Ärgerlich, aber unvermeidlich! Ein zweiter Tankstopp…           Wenigstens was für´n Magen! Schrippe mit Wurst und Senf 😉

*************

Gegen viertel vor 8 erreicht der Bus das Tropical Islands, das Gelände rundherum ist wirklich riesig.
Besonders markant ist aber die erleuchtete Halle, die schon imposant auf mich wirkt.
Draußen im Dunkeln mag ich natürlich nicht warten, also schaue ich mal, ob ich auch in der Halle warten kann.
Tropische Wärme schlägt mir entgegen, als ich die Halle betrete.
Tatsächlich gibt es hier eine kleine Lounge, wo man warten kann. Prima!
Ich steuere aber zunächst die Kassen an und frage mal nach, ob ich vielleicht schon die Eintrittskarten für morgen kaufen kann.
Geht aber leider nicht, naja macht nichts.
Viel besser gefällt mir die Info, dass für den morgigen Vormittag noch kein großer Andrang erwartet wird.
Erst zum Nachmittag wird es erfahrungsgemäß voll werden, wenn die Wochenendgäste eintreffen.

Ich schnappe mir von einem kostenlosen Trinkwasserspender was zu trinken und lasse mich dann mit ein wenig Informationsmaterial auf der Sitzlandschaft nieder.
Jetzt heißt es warten…
Ich muss es mir übrigens länger gemütlich machen, als ich gedacht hab.
Mein Mann ist nämlich noch nicht so weit, was ich beim Anruf erfahre.
OK, macht nichts.
Ich gebe meinerseits eine Statusmeldung ab und berichte von einem gruseligen dunklen Bahnhof und einem Geisterdorf Brand, wo ich es nicht ausgehalten hätte und schon zum Tropical vorgefahren bin.
Muss er ja wissen, sonst kurvt er durch Brand und macht sich Sorgen!

         
     Angekommen am Tropical Islands! 24 Std/7 Tage geöffnet!       Ich warte im Innenbereich, hier ist es schön warm 🙂

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Gegen halb 9 bin ich bestens versorgt wieder auf der A 13 unterwegs und gehe die letzten Kilometer an.
Anja hat sich zwischenzeitlich auch telefonisch bei mir gemeldet und wir haben uns abgestimmt, dass wir uns direkt am Tropical Island treffen. Der zuerst ausgemachte Bahnhof bei Brand hat sich als Geisterdorf erwiesen, wo sogar der Bahnhof geschlossen und gegen einen Bus- Schienenersatzverkehr ersetzt wurde.
Unheimlich sei es gewesen, was ich verstehen kann. Mit dem Shuttlebus ist sie also nun schon am Tropical Island und wartet dort sicher im Wartebereich des Eingangs auf mich.
Da bin ich beruhigt.

Gegen kurz vor 9 fahre ich von der Autobahn ab und kann kurz darauf verstehen, was Anja mit Geisterdorf gemeint hat!
Die Landstraße hier sieht nämlich auch nicht gerade vertrauenserweckend aus!
Schmal, Betonplatten, Abgebrochen und dazu der dichte Wald rechts und links, das macht schon ein mulmiges Gefühl!
Sind wir halt nicht gewöhnt, wir Stadtmenschen!
Vorsichtig taste ich mich durch die Dunkelheit, um jederzeit realen Bedrohungen wie Wildschwein und Reh ebenso ausweichen zu können, wie dem Hund von Baskerville, Vampiren oder Erich Honeckers Geist, der vielleicht gerade hier durch den nahen Spreewald spukt!
Wer weiß?!

         
     Runter von der Autobahn und durch die Nacht…                      Uh, ist das dunkel und unheimlig hier! Wo sind die Geister 😉

Die im Navi einprogrammierte Route zum Wohnmobilstellplatz am Tropical Islands erweist sich übrigens als totaler Fehlläufer!
Ob das Navi die falschen Koordinaten aus dem 2011er Bordatlas hat, es mich nur falsch leiten will oder der Datensatz wirklich veraltet ist und der SP längst gegen den CP ersetzt wurde, kann ich hier und heute natürlich nicht klären.
Fakt ist aber, dass ich der Ansage des Navis folgend plötzlich in einer total schmalen Einfahrt vor einer geschlossenen Schranke stehe, wo ein Klingelschild einen „reservierte Gäste / VIP- Bereich“ ankündigt.
Mit dem Wohnmobil sind wir zwar VIP, aber wohl kaum VIP genug, um hier gemeint zu sein.
Unter größter Sorge irgendwas im Graben zu übersehen, setze ich mehr oder weniger blind zurück und drehe das Mobil halb auf der Landstraße stehend.
Ich muss mich wirklich mal um eine Rückfahrkamera bemühen…

Richtigerweise folge ich nun den Schildern zum Tropical und hier genauer dem Parkplatz „1“.
Anja hat mich nämlich nochmals angerufen, weil sie an der Kasse nach einem Übernachtungsplatz für Wohnmobile gefragt hat.
Ein größeres Areal gäbe es hierfür direkt am Eingang und solange wir weder auf Bus- oder Behindertenparkplatz stehen, können wir kostenfrei auf dem Gelände parken.
Passt!
Natürlich fällt mir schon bei der Zufahrt die Größe der 24 Stunden an 7 Tagen der Woche geöffneten Halle auf.
Das Teil ist wirklich enorm und trägt zu Recht den Titel „Größte freistehende Halle der Welt“.
Die Orientierung fällt in der totalen Finsternis bei den spärlichen Laternen nicht weniger enorm aus, noch 2 mal werde ich eine falsche Einfahrt nehmen und einmal auf einem Fotoplatz und einmal auf einem Mitarbeiterparkplatz landen, wo ich allerdings beide Male dank ausreichend Platz vorwärts drehen kann.

Und dann erreiche ich den eher schlichten Eingang des Tropical Islands.
Spontan parke ich für ein Foto genau davor und rufe Anja dann per Handy dazu, damit sie mit mir zusammen einen Platz für die Nacht aussucht.
Witzig: Wir haben beide spontan von der gleichen Szenerie „Wohnmobil vorm Tropical Islands“ ein Bild gemacht.
Ich von vorn, Anja vom Eingang aus:

         
     Mein Bild: Ankunft am Tropical Islands!                              Anjas Bild: Ankunft am Tropical Islands!

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Ab jetzt sind wir wieder gemeinsam unterwegs  🙂

Die Wahl unseres Übernachtungsplatzes fällt übrigens nicht schwer, denn wirklich in unmittelbarer Nähe stehen schon 2 andere Wohnmobile auf einem separaten Areal. Da stellen wir uns einfach dazu.
Kaum angekommen schaut Anja kurz nach dem Rechten im Wohntrakt und scheint recht zufrieden, wie ich alles gemacht habe.
Na sieh mal an, bin ich ja doch noch zu was zu gebrauchen  😉

         
     Im Schatten der großen Tropical-Islands Halle…                       …parken wir unser Wohnmobil für die Nacht.

Spontan entscheiden wir uns, einmal gemeinsam die Eingangshalle des Tropical Island aufzusuchen.
Ein wenig umschauen und so.
Zwar hat Anja sich während der Wartezeit schon mit allem eingedeckt, informiert und eingelesen, aber da es im Wartebereich auch kostenlose Toiletten gibt, ist ein Spaziergang rüber nicht die schlechteste Idee.

Durch die kalte Nacht spazieren wir die wenigen Meter rüber zum Eingang.
Dort angekommen trifft mich besonders dann fast der Schlag.
IST DAS WARM HIER!
Ungläubig stehe ich in der Vorhalle und frage mich, ob ich hier wirklich morgen den ganzen Tag verbringen möchte.
Das sind doch locker über 30°C hier drin. Wie halten das nur die Angestellten tagein, tagaus durch?
Wir schauen uns ein wenig um, entdecken aber nur das gleiche Angebot an Informationsheftchen und Getränke-/Eisautomaten sowie die kostenlosen Toiletten.
Dann machen wir noch ein Bild einer stimmungsvollen abendlichen Silhouette einer Lodge, bevor wir wieder in Richtung unseres Wohnmobils durch die Kälte der Nacht verschwinden…

         
     Noch ein kurzer Blick rüber zur stimmungsvollen Südsee           Für das passende Kleingeld kann man hier schlafen…

Viel machen wir nicht mehr.
Gerne würden wir uns daher einfach nur bettfertig machen, kurz Zähne putzen, waschen und so.
Dumm nur, dass im Badezimmer kein Wasser aus dem Hahn kommen will!
Nanu?
„Vielleicht eine Luftblase im System“ denke ich, denn die Pumpe läuft hörbar an, dreht dabei aber derart durch, dass der Kenner sofort erkennt, dass sie kein Wasser zieht.
„Vorhin auf der Autobahn hat es noch funktioniert“ gebe ich mit einem Zähneknirschen an die Allgemeinheit aus, Anja zuckt jedoch nur mit den Schultern. „Mach mal!“
Jaja, wie immer.
Aber dafür fahren wir ja gerne Wohnmobil, weil es die kleinen feinen Abenteuer und Herausforderungen auf Reisen sind, die das Leben lebenswert machen.
Besonders dann, wenn man stolz verkünden kann, dass man das Problem gelöst hat, was man ohne Wohnmobil bzw. mit einer Ferienwohnung nicht hätte.  😉
Ich sauge also erneut mit dem Mund an der Leitung und ziehe mich tot, bis mir der Kopf rot wird und mein Gesicht einem fischigen Wels gleicht.
Puh!
Dann fällt es mir schlagartig ein!
Vorhin musste ich auch eine ganze Weile warten, bis Wasser aus dem Hahn kam. Saugen musste ich dabei natürlich auch.
Ich habs darauf geschoben, dass sich die Leitungen erst wieder mit Wasser füllen müssen, da wir diese ja zur Winterabstellung komplett restentleert hatten.
Nun müsste ja Wasser in den Leitungen sein, allerdings noch nicht im Warmwasserboiler!
Ich hab auch hier natürlich ordnungsgemäß alle Leitungen geschlossen und das Wasser nicht (wie vielleicht der ein oder andere Fachmann an dieser Stelle schon vermutet) auf die Straße ergossen, aber ich hab beim Teilauffüllen des Wassertanks ganz einfach vergessen, dass auch der Boiler mit 10 Litern Wasser zu füllen ist.
Das hat die Pumpe, die die ganze Zeit läuft, wohl auch getan, denn es gluckst und gluckert aus der Leitung.
Nun aber fehlt wohl das Wasser, um den Nachdruck aufzubauen und das Wasser aus dem Boiler in die Leitung und zum Hahn zu pressen.
Und selbst, als wir am Wasserhahn auf kaltes Wasser schalten, scheint die Menge im fest verbauten Frischwassertank 1 nicht mehr auszureichen.
Ein paar Spritzer kommen noch aus dem Hahn, dann aber ist Schluss.
Mist!
Da stehen wir frei, sind also mehr denn je auf die Einrichtung unseres Wohnmobils angewiesen und haben nun kein Wasser!

Naja, richtigerweise müsste es lauten „fast“ kein Wasser!
Schon mehr wie einmal hat uns bei Unterwegsdefekten nämlich die Tatsache geholfen, dass wir in unserem Wohnmobil über 2 voneinander unabhängige Wasserkreisläufe verfügen!
Der eine (nun leere) fest eingebaute Tank mit Druckpumpe versorgt Warmwasserboiler und Kalt/Warmwasser im Badezimmer.
Der zweite Kreislauf wird aus 2 Wasserkanistern á 20 Liter mittels einer Tauchpumpe gespeist und versorgt die Küche mit Brauchwasser.
Und bei den Reisevorbereitungen habe ich sogar daran gedacht, einen dieser beiden Kanister mit Wasser zu füllen, sodass wir nun zumindest begrenzt Wasser in der Küche haben.
Ist zwar nicht ganz so komfortabel, aber wir können uns waschen und die Zähne putzen, das ist ja die Hauptsache.

Die Tanks auffüllen werden wir dann einfach morgen, wenn wir in Lübbenau ankommen.
Entweder auf dem dortigen Stellplatz oder auf dem Campingplatz.
Passt schon, die erste Hürde zum Thema „Leben im Wohnmobil“ haben wir damit wieder mal meisterlich genommen.

Und gleich die zweite Hürde nehmen wir, wenn auch nur unter Schmerzen.
Denn beim spätabendlichen Schwung und Sprung in den Alkoven wird uns unweigerlich klar, dass wir ab sofort wieder im beengten Wohnmobil unterwegs sind.
Autsch! Das gibt bei mir ne lustige Beule und bei Anja gleich den ersten blauen Fleck…
🙁

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