Naja, ich muss schon sagen, dass ich mir unter dem gebuchten Qualitätsmerkmal „ruhiges Zimmer“ wirklich etwas anderes vorgestellt habe.
Es war meine Dummheit, dass ich vergessen habe ein Nichtraucherzimmer zu bestellen, OK! Damit muss ich leben und mir das selbst ankreiden!
Aber dass die Akustik draußen noch derart laut werden würde und sich das bestellte „ruhige Zimmer“ als derart geräuschintensiv herausstellen würde, das hätte ich nicht gedacht.
Irgendwann gegen 2 wurde es sogar noch lauter, die Bar hat wohl einige Volltrunkene vor die Tür gesetzt.
Zumindest wurde nun gegröhlt und lautstark gesungen. Also hab ich, auch auf die Gefahr hin als Räucherfisch zu enden, die Fenster alle zugemacht.
Erst danach bin ich wirklich eingeschlafen.
Entsprechend bin ich nun natürlich noch immer müde, als Anjas Wecker zum ersten Mal um 8 Uhr klingelt.
Da Anja zuerst duschen geht, kann ich wenigstens noch eine halbe Stunde im Bettchen bleiben.
Die halbe Stunde geht allerdings viel zu schnell herum, sodass ich mich doch durch eine kalte Dusche aufwecken muss.
Diese tut übrigens genau ihren Zweck und schon gegen 9 sind wir startbereit.
Aber bevor wir uns nun für den Museumsbesuch und für eine neue Fahrzeugbesichtigungsrunde auf den Weg machen, wird natürlich erst einmal fürstlich gefrühstückt!
Und hier kann das Hotel gegenüber dem Wohnmobilurlaub endlich mal eine Stärke ausspielen: Wir müssen uns um nichts kümmern!
Wir setzen uns einfach an den Tisch, lassen uns den frischen Cafe an den Tisch bringen, holen uns leckere Sachen vom Büffet und lassen Abwasch hinterher einfach stehen.
Einzig bei der Auswahl der Speisen ist man dann natürlich ein wenig darauf angewiesen, was einem zur Auswahl gestellt wird. Aber um hier Überraschungen zu vermeiden, hab ich ja gestern schon nachgefragt, was es zum Frühstück gibt.
Die Beschreibung war nicht geschönt, tatsächlich gibt es natürlich 4 Sorten Cerealien, 3 verschiedene Säfte, Milch, verschiedene Brötchen, Toast, eine Wurst- und Käseplatte, Obstsalat, Joghurt, gekochte Eier, Spiegeleier, Rühreier, Kochwurst in Döschen, Nutella, Marmelade, Frischkäse, kleine gebratene Würstchen und gebratener Frühstücksspeck.
Auf den ersten Blick sieht alles lecker und reichhaltig aus, auf den zweiten Blick allerdings entpuppt sich der Obstsalat als Dosenfrüchte, der Saft kommt aus der Tüte und die Wurst gefällt uns nicht so richtig.
Aber Rührei, Spiegelei und Frühstücksspeck sagt mir zu, sodass ich mir für einen langen Tag einen ordentlichen Start in den Tag möglich mache.
Auch Anja ist zufrieden, sie mag besonders original Philadelphia mit Marmelade auf Brötchen und auch die Kochwurst in den kleinen Döschen (Leberwurst, Mettwurst, Teewurst, etc.) ist sehr lecker.
Wir suchen uns ein nettes Eckchen für zwei! 🙂 und dann gibt es erstmal lecker Frühstück! *mjam*!
Nach dem Frühstück gehen wir nochmals kurz zurück auf Zimmer, um einen Moment das schwere Frühstück zu verdauen und die letzten Meldungen aus dem Wohnmobilforum zu checken.
Einige Tipps und Hinweise nehmen wir hierbei noch dankbar mit.
Kurz darauf packen wir dann unser Zeug zusammen und machen uns wieder auf den Weg.
Wir checken noch aus, zahlen das nachgebuchte Frühstück und sind gegen viertel vor 11 raus aus dem Hotel.
War ja gar nicht so schlimm, eine Nacht in der Fremde so ganz ohne Wohni! 😉
Wir verlassen das Hotel und sind somit wieder in den Straßen Nürnbergs unterwegs
Unser Weg führt uns nun natürlich zum Eisenbahnmuseum von Nürnberg, den den Besuch dort haben wir ja gestern schon für heute fest eingeplant.
Zum einen ist es bis zum zweiten Wohnmobil- Besichtigungstermin noch ein paar Stunden hin und zum anderen liegt das Museum wirklich genau zwischen Bahnhof und Hotel und somit quasi auf dem Weg.
Auch die Tatsache, dass wir uns mit unserem seit gestern aktiven „Nürnberg- Fürth- Pendel“ eisenbahnhistorisch auf einem geschichtsträchtigen Pfad befinden, schreit ja geradezu nach einer Besichtigung des Museums!
1835 (ich erinnere mich noch, als ob es gestern war ;-), fuhr nämlich genau hier, zwischen Nürnberg und Fürth, die allererste Eisenbahn in Deutschland auf Schienen!
Damals hieß das Teil natürlich nicht „Main-Frankenbahn“ und damals fuhr man die Strecke auch nicht mit einem klimatisierten Triebzug innerhalb von nur weniger Minuten, so wie wir gestern.
Damals war die Fahrt noch ein Erlebnis! Sogar Ärzte warnten wohl 1835 davor, dass man sich nicht den dampfenden Stahlungetümen anvertrauen sollte und überhaupt seien Geschwindigkeiten von mehr als 30 km/h durch den Körper nicht auszuhalten!
Ein Glück, dass sich diese Warnung heute erledigt hat.
Nur wenige Minuten, nachdem wir das Hotel verlassen haben, erreichen wir auch schon das Eisenbahnmuseum von Nürnberg.
Wir schließen unseren Rucksack in die kostenlosen Schließfächer ein, damit wir diesen nicht durch die Ausstellungsräume tragen müssen, dann geht es los.
Das DB- Eisenbahnmuseum in der Lessingstraße Wir wandeln auf historischen Pfaden 🙂
Hier sind wir richtig Zur Einstimmung wird ein kleiner Film gezeigt
Natürlich ist das Museum weitestgehend chronologisch aufgebaut und die Ausstellung beginnt -nach einem kleinen Einführungsfilm- als aller erstes mit der Geschichte der Eisenbahn und natürlich mit dem Ursprungsland England, wo die Eisenbahn auf Basis einer Dampfmaschine auf Rädern praktisch erfunden wurde.
Stephensons „Rocket“ erkenne ich auf dem Bild sofort.
Als nächstes fallen uns natürlich die übergroßen Modelle damaliger Eisenbahnwagen ins Auge, die in Glasvitrinen zur Schau stehen.
Auch einige lebensechte Wagen wie ein alter aufbereiteter Kohlewagen steht zu unserer Flanke.
Die Anfänge der Eisenbahn als Bild… …und hier im Modell: die Locomotion
Ein Modell (1:2) eines Personenwagens Lebensgroß: Ein alter Kohlewagen
Natürlich folgt darauf sofort das Paradepferd der deutschen Eisenbahngeschichte, von dem ich bereits berichtet habe! Die Rede ist natürlich vom Adler, dem legendären ersten deutschen Eisenbahnzug, der im Dezember 1835 die wenigen Kilometer zwischen Nürnberg und Fürth zurück gelegt hat.
Neben einigen Modellen und Zeichnungen ist er hier natürlich auch als Originalnachbau ausgestellt. Der „richtige“ Adler, also der originale Zug von 1835, wurde übrigens erst 1857 (nach 22 Jahren Dienstjahren!) ausgemustert und dann von irgendeinem *Trottel*, der bei der damaligen Bahn wohl was zu sagen hatte, tatsächlich zur Verschrottung freigegeben und verkauft.
Oh-Mann!
Lediglich ein alter originaler Personenwagen von 1835 ist von der damaligen Pionier- Eisenbahn erhalten geblieben, dies aber nur, weil der König Ludwig mit diesem Wagen mitgefahren sein soll.
Naja, besser als nichts…
Deutsche Bahngeschichte im Modell: Der Adler! So sah früher „Nürnberg Hauptbahnhof“ aus! 😉
Der Adler im 1:1- Nachbau in der Fahrzeughalle erhalten geblieben: Ein historischer Eisenbahnwagen
Beim Blick zum originalgetreuen Adler- Nachbau fällt uns natürlich die Fahrzeughalle 1 auf, wo der Adler stilecht neben einem nachgebauten Triebkopf des ICE positioniert ist. Auf eine Besichtung des letzteren können wir übrigens verzichten, wie der von innen aussieht, wissen wir dank der Fahrt hierher. 😉
Neben ICE und Adler finden sich aber noch einige weitere originale Eisenbahnfahrzeuge hier in der Halle 1, die wir ebenso bestaunen.
Eine alte Dampflok darf sogar bestiegen werden, Anja zeigt uns eindrucksvoll das Leben als Lokführer in damaliger Zeit.
Paradepferd im Museum: Natürlich der Adler sicherlich das meistfotografierte Objekt im Museum 😉
Die Fahrzeughalle bietet aber auch noch andere Exponate wir spazieren einfach mal durch die Reihe
Dampfloks sind hier zahlreich vertreten alt und ganz alt dicht nebeneinander
Aus dem Leben einer Kohle: Der letzte Blick nach vorn… 😉 Hui, Anja hebt die Hand zum Lokführergruß
Die historische Ausstellung folgt nun, nachdem die Fahrzeuge zeittechnisch schon ein wenig durcheinander waren, wieder recht streng dem geschichtlichen Aufbau.
Wir sitzen Probe auf einer Holzbank in der Holzklasse (gar nicht mal so unbequem!), lernen etwas über frühere Heizung, Klo und Licht im Zug (gab es nicht, gab es nicht und gab es auch nicht! ;-), bestaunen einen Uralt- Frachtbrief des Güterverkehrs (hat sich rein optisch jetzt auch kaum verändert…), betrachten weitere Modelle in Glasvitrinen und bewundern zuletzt einen pompösen königlichen Eisenbahnwagen, der sogar ein Krönchen auf dem Dach trägt. Wahnsinn!
Eine frühe „Staatskarosse“ sozusagen!
Damals war es die Krone auf dem Dach des Eisenbahnwagens, heute ist es die kleine Deutschland- Fahne am Kotflügel des schweren Audi A 8 der Bundeskanzlerin. Zugegeben, eine güldene Krone auf dem Dienstwagen unserer Bundeskanzlerin sähe auch ziemlich bescheuert aus… 😉
Wir folgen nun den 2-dimensionalen Fahrgästen zeitlose Eleganz: Der Rheingold- Zug
Zeitschiene mal wörtlich genommen! Die oberste von 1862 Ebenso historisch: Alte Frachtpapiere und Frachtbriefe
Anja sitzt zur Probe in der „Holzklasse“ 🙂 Toiletten und Heizung? Gabs nicht! 😮
historische Speisewagenkarte: Brötchen? 5 Pfennig… Die buchstäbliche „Krönung“ am Fürstenbahnsteig 😉
Es folgt noch ein kurzer Einblick in das „goldene“ Eisenbahnzeitalter, dann wird es dunkel um uns herum. Ganz klar, jetzt ist Krieg angesagt! Sowohl der erste wie der zweite Weltkrieg werden thematisch behandelt und wir erfahren einiges darüber, wie kriegsentscheidend die Eisenbahn in die Geschehnisse eingegriffen hat. Logistische Dienste wie Material- und Soldatenverschub an die Front sowie der Rücktransport von Verwundeten, Schadmaterial oder Gefangenen waren damals wohl Schlüsselaktivitäten.
Wertneutral (das finden wir prima!) und fast schon zurückhaltend wird hierbei die Geschichte und Rolle der Eisenbahn im Krieg erzählt, wobei natürlich die Transporte im zweiten Weltkrieg deutlich die Mehrheit der Kriegsausstellung einnehmen.
Interessant sind besonders Originaldokumente aus der damaligen Zeit.
Berichte von Fliegerangriffen (ein Lokführer der damaligen Reichsbahn wird in einem Gesprächsprotokoll zitiert), alte Fahrplanmitteilungen, Fernschreiben, Fahrkarten, Propaganda- Material, Luftaufnahmen und ein paar Kulissen mit Exponaten (besonders aus der finalen Phase 44/45) werden gezeigt.
Man kommt schon ins Grübeln, mit welcher Wucht die damalige Kriegsmaschinerie nicht nur an der Front, sondern auch in der Heimat geherrscht haben und welcher gigantische Aufwand dahinter steckte. Auch, wenn ein Krieg natürlich niemals gut sein kann, ist die Leistung bemerkenswert!
Der Krieg kommt, der Eisenbahner greift zur Waffe Jetzt wird ein dunkles Kapitel aufgeschlagen…
Altdeutsche Propaganda Altdeutsche Eisenbahnkarte: „Die schöne Eisenbahnreise“
alte Eisenbahnuniformen aus dunkler Zeit Taschenfahrpläne von 1940
Propagandaschilder der damaligen Eisenbahn Trümmerkulisse: Am Laufband stehen die Opferzahlen
Streng chronologisch folgt die Ausstellung natürlich nun auch weiter dem Zeitstrahl.
Allgemeine geschichtliche Themen schaffen nun einen passenden Rahmen.
Es wird von der Teilung Deutschlands berichtet und wie die einzelnen Besatzungsmächte in den Zonen gemeinsam den Eisenbahnverkehr wieder aufgebaut haben.
Auch hierbei ist natürlich der Ost- West- Konflikt ein Thema und in kleineren Details (zum Beispiel anhand der Bahnen in Berlin) wird die damalige Zeit aus Sicht der Eisenbahn erzählt.
Schlimm finde ich besonders einen Aushang, auf dem die Folgen eines Diebstahls von 8 Sack Zucker beschrieben werden.
Glaubt man dem Plakat, war die gesamte Schicht einer Eisenbahngruppe (sogar mit Beteiligung der Bahnpolizei) hieran beteiligt. Die Strafen waren hart! Mehrere Monate Gefängnis, Geldstrafen von mehreren tausend Mark und die fristlose Entlassung aus dem Eisenbahndienst. Und das alles für ein paar Sack Zucker.
Schade, dass man nicht mehr zum Schicksal aber besonders zum Hintergrund der Tat erfährt. Welche Beweggründe werden die Menschen, die hinter diesem schrecklichen Urteil stehen, wohl gehabt haben?
Nach dem Krieg: Die einzelnen Maßnahmen in den besetzten Zonen werden eindrucksvoll dargestellt
Der Aushang mit den schlimmen Strafen wegen 8 Zuckersäcken Weitere Ausstellungsobjekte damaliger Zeit
Alte Gepäckstücke aus der Zeit nach 1945 Stellenauschreibung! Lohn? Ein amerikanisches Mittagessen!
Besonders gut gefällt uns aber dann, was sich die Museumsmacher danach ausgedacht haben.
Denn mit Gründung der BRD und der DDR geht die Ausstellung der Eisenbahngeschichte in ihren Höhepunkt über.
Wir stehen am Anfang eines langen Ganges und müssen uns nun nämlich entscheiden, ob wir den linken oder den rechten Gang entlang spazieren wollen.
Der Sinn dieser Aktion wird uns allerdings erst auf den zweiten Blick klar. Rechts wird nämlich die Geschichte Westdeutschlands und damit der Deutschen Bundesbahn erzählt, auf der linken Seite ist hingegen die DDR und die dort fahrende Reichsbahn thematisch dargestellt.
Jetzt wird die Eisenbahn geteilt! Links die DDR- Reichsbahn, rechts die BRD- Bundesbahn
Auf den ersten Blick unterscheiden sich insbesondere die Werbeplakate nur wenig, aber beim Durchschreiten der Bundesbahn- Seite wird mit zunehmenden Zeitstrahl deutlich, wie sehr die Eisenbahn versucht hat, das Gefühl von Reisen, Freiheit und Komfort durch Aufzeigen positiver Merkmale zu vermitteln.
Am Ende aber unterliegt die Bundesbahn allerdings dem individuellen Personenverkehr und der Siegeszug des Autos in Westdeutschland wird dargestellt.
Dennoch (oder gerade weil) die Eisenbahn hier dem Trend Automobil nicht viel entgegen setzen konnte, verfiel diese ein wenig in eine Art „Dornröschenschlaf“. Gerade diese Zeit ist aber heute bei vielen Eisenbahnfreunden und Nostalgikern durchaus beliebt! Die Zeit vor dem ICE, als es noch fluffig gepolsterte Sitze in den Abteilwagen der ersten Klasse gab und der IC- Verkehr mit den Loks der legendären Baureihe 103 (und in ihrem Schatten, die BR 120) mit allerhöchstens 200 km/h durch das Land rollte. Wie beruhigend war damals das Reisen mit der Bahn, ich selbst kann mich daran sogar noch erinnern!
Übervolle Züge gab es damals in den 80ern nicht oder nur selten am Wochenende, wenn die Bundeswehrsoldaten in die Heimat durften. Und heute? Heute präsentiert sich die DB AG als weltoffener Multikonzern, der mit 300 km/h von Frankfurt nach Köln rast. Sicherlich hat man damit neue Käufer- und Kundenschichten gewonnen und auf jeden Fall ist dies aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten absolut erstrebenswert. Aber die Eisenbahnromantik, die die Faszination auf Millionen von Fans weltweit ausübt, die bleibt meiner Meinung nach hierbei ein wenig auf der Strecke.
Hier, in den Ausstellungsräumen und dem Zeitstrahl der Bundesbahn wird diese Geschichte aber wieder lebendig, was mir persönlich sehr gut gefällt!
Gründung der Deutschen Bundesbahn Belastungsprobe: PKW- Individualverkehr gegen die Bahn
Technischer Fortschritt: Entwicklung der E-Lok- Technik Technischer Fortschritt II, Effizienzsteigerung durch EDV
Berufe bei der Bundesbahn: Hier die Beamtenkarriere Alte Schließfächer! Die kennen wir sogar noch!
Kundenwerbung mit Plakaten und flotten Sprüchen Der DB- Kundenwerbung ist sogar eine ganze Wand gewidmet
„Go Easy, go Bahn“ und rosaroter Elefant Fortschritt III: Jede Stunde ein IC zu den Ballungszentren
Nobel- nobel! Reisen 1ter Klasse in den 80ern Reisen 2ter Klasse, da kommen Erinnerungen auf! 😉
Auf der Reichsbahn- Seite sieht die aktive Kundenwerbung eher so aus, dass man Einschränkungen und Bedingungen aufgezeigt hat (Reisebeschränkungen oder Auflagen für Zugfahrten), die der Reisende zum Wohle des Volkes und des Vaterlandes erdulden musste. Auch werden immer wieder Ressourcenprobleme thematisiert.
Ganz klar ist die Reichsbahn- Seite auch deutlich stärker politisch motiviert.
Es ist natürlich faszinierend, auch mal die „andere Seite“ dieser deutschen Eisenbahngeschichte anzuschauen. Da wir diese aber nicht „miterlebt“ haben, bleibt natürlich der „Aha“- Effekt an dieser Stelle aus.
Entsprechend nehmen wir die gezeigten Ausstellungsstücke deutlich weniger emotional zur Kenntnis, als die der Abteilung Bundesbahn auf der anderen Seite.
Schön anzusehen ist es trotzdem und Parallelen trotz politischer Motivation zu finden ist doch recht interessant.
Spannend ist auch das Thema, mit welchem Erfindungsreichtum man zum Teil aufgrund der Mangelwirtschaft mit dem System Bahn umgegangen ist. Ganz banales Beispiel: Die Entscheidung von der Kohle hin in Richtung Diesel, offenbar war man mit der Elektrifizierung bei weitem nicht so weit, wie auf DB- Seite…
Mahnung zu maßvollem Umgang mit der Kohle Plakate wie diese hingen früher sicher auf vielen Betriebsstellen
Eisenbahnerehre! Die Reihenfolge der Züge… Werbung für den Fahrgast: FDJ und Tourex
V 180: Größte in der DDR gebaute Diesellok befehlstonartiger Fahrplan, reichsgrüne Doppelstockwagen
Berufe bei der Reichsbahn: Der Dispatcher in Uniform Für das Jungvolk: Pioniereisenbahn
Eisenbahn im Sozialismus: Eisenbahn- Parteitag Scheinbar konnte man als Bahner sogar Orden bekommen!
technischer Fortschritt bei der DR: E-Lok 11 der Führerstand ist begehbar
Beeindruckend ist bei der Gegenüberstellung der Bahnen übrigens ganz besonders der Vergleich von Zahlen und Fakten zu beiden Bahnen sowie Ihrer Leistungsfähigkeit.
So fällt besonders auf, dass sich die Reichsbahn in 49 Jahren (von 1950-1989) kaum weiterentwickelt hat. Im Gegenteil! Das Streckennetz ist 1989 sogar um fast 2.000 km geschrumpft! Die Zahl der Beschäftigten hat sich hingegen um 15.000 Mitarbeiter erhöht. DAS muss mir mal einer erklären! Das dies aus wirtschaftlicher Sicht nicht gut gehen konnte, kann wohl jeder nachvollziehen.
Natürlich ist und war auch eine Bundesbahn kein gewinnorientiertes Wirtschaftsunternehmen. Ich hab noch genau die Nachrichten aus den frühen 80er Jahren im Kopf, wo der Bund dem Beamtenapparat der Bundesbahn immer und immer wieder Geld zubuttern musste.
Aber wenigstens sehen die Zahlen der Bundesbahn deutlich besser aus, als die der Reichsbahn!
Das Streckennetz der Bundesbahn ist zwar auch zurück gegangen, gleichzeitig hat sich aber auch die Zahl der Mitarbeiter halbiert!
Um nun ganz genau die Effizienz auszurechnen, erlaube ich mir sogar ein kleines Rechenexperiment, ich errechne mal fix die Produktivität der Streckenkilometer im Bezug auf die Anzahl der Mitarbeiter:
Zunächst die Reichsbahn:
Streckenkilometer 1950: 15.975
Streckenkilometer 1989: 14.035
Mitarbeiter 1950: 252.492
Mitarbeiter 1989: 267.635
Daraus errechne ich:
Mitarbeiter pro Kilometer 1950: 15,8
Mitarbeiter pro Kilometer 1989: 19,1
Unglaublich, oder? Pro Kilometer Eisenbahn waren zum Zeitpunkt der Wende somit 19 Personen bei der Reichsbahn beschäftigt!
Nun die Bundesbahn:
Streckenkilometer 1950: 30.447
Streckenkilometer 1989: 27.039
Mitarbeiter 1950: 504.223
Mitarbeiter 1989: 254.491
Hier wird auch gerechnet:
Mitarbeiter pro Kilometer 1950: 16,6
Mitarbeiter pro Kilometer 1989: 9,4
Ungeschönt: An einer Infotafel kann man anhand der veröffentlichen Zahlen die Effizienz beider Bahnen vergleichen
Diese Zahlen muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen! Für gerade mal 14tausend Streckenkilometer waren bei der Reichsbahn sage und schreibe 19 Mitarbeiter je Kilometer beschäftigt.
Bei der Deutschen Bundesbahn waren es fast doppelt so viele Streckenkilometer (27tausend), die aber nur von halb so viel Mitarbeitern verwaltet wurden (lediglich 9 Mitarbeiter pro Kilometer).
Der Hintergrund wird ganz schnell klar, wenn man der geteilten Ausstellung weiter folgt.
Denn bei der Deutschen Bundesbahn setzt mit den 60er, 70er und 80er Jahren natürlich die Automatisierung, Elektrifizierung und elektronische Datenverarbeitung ein, während auf den Dampfloks der Reichsbahn auch noch bis Anfang der 80er Jahre 2 Mitarbeiter ihren Dienst verrichteten.
Zur Ehrenrettung der Reichsbahn muss man allerdings anmerken, dass diese trotz kleinerem Streckennetz zeitweise eine höhere Transportleistung im Güterverkehr erbracht hat, als die deutlich größere Bundesbahn.
Grund hierfür dürfte ebenfalls der technische Fortschritt sein.
Wenn der Bundesbahn im Personenverkehr das Auto zunehmend Konkurrenz machte, dann war der Wettbewerb des LKW zum Eisenbahngüterverkehr im Westen ebenso logisch.
Die geschichtliche Eisenbahn endet natürlich mit dem Zusammenschluss der Eisenbahnen 1989 und der späteren Gründung der Deutschen Bahn AG.
Dieses Thema wird zu unserer Überraschung allerdings nur ganz kurz abgehandelt.
Hier hätte ich mir deutlich mehr Inhalte versprochen. Die letzten 20 Jahre, so zwischen 1990 und 2010, fehlen irgendwie komplett!
Kein Wort über die Liberalisierung des Eisenbahnmarktes, die Öffnung für Privatunternehmen (in Deutschland gibt es derzeit etwa 300 private Eisenbahnunternehmen!!), nur sehr wenig Infos über das Zusammenwachsen der europäischen Eisenbahnnetze und des europäischen Hochgeschwindigkeitsverkehrs über die Ländergrenzen hinweg, nichts über die Harmonisierung hin zu einer europäischen einheitlichen Rechtsvorschrift für die Eisenbahnen und ebenso nichts über die Herausforderungen unserer Zeit für die Eisenbahn wie zum Beispiel unterschiedliche Signal- und Zugsicherungssysteme oder die stark wachsende Konkurrenz des Flugzeugs (besonders des Billigfliegers!) gegen die Eisenbahn.
Schade!
Aber es handelt sich ja auch nicht um eine Wirtschaftsausstellung, sondern um ein Museum, von daher müssen wir auch einen Themenbereich zu diesen Schwerpunkten vielleicht noch 20 Jahre warten oder so… 😉
Etwas zu kurz gekommen sind bislang die kleinen Besucher. Mit Vitrinen, Uniformen, Modellen und Zahlen an einer Ausstellungswand können diese natürlich wenig anfangen.
Umso mehr freuen wir uns, als wir nun die Eisenbahn- Erlebniswelt entdecken.
Auch hier wird natürlich erst einmal ein wenig was zur Eisenbahn erzählt, allerdings deutlich komprimierter und vor allem kindverständlicher, damit Kinder die Eisenbahn fast schon spielerisch verstehen.
Jetzt kommen wir zur Eisenbahn- Erlebniswelt Kindgerecht aufbereitet: Das Thema Eisenbahn
Hier gibt es sie dann aber auch wirklich, die Eisenbahn zum Anfassen!
So können die ganz Kleinen die Holzeisenbahn aufbauen, größere Kinder spielen hingegen mit der ersten elektrischen Eisenbahn und lassen Züge im Kreis fahren.
Es gibt eine interaktive Straße, wo mit Bobby- Cars im Zugdesign auf Signalabstand gefahren werden kann und zur Krönung steht sogar ein 1:1 nachgebauter Fahrsimulator mit 3D- Effekt in den Fenstern des Führerstandes zur Verfügung. Wow! Da muss ich sagen, dass es sogar mich einmal jucken würde, auf dem Sitz des Lokführers Platz zu nehmen und den Fahrschalter aufzudrehen. Aber da muss man sich zusammenreißen, man kann ja schlecht das kleine Mädchen vom Führerpult wegschupsen, nur weil diese gerade fast ein Haltesignal überfahren hätte! 😉
Damit übrigens genau das nicht passiert (und wohl eher auch als Ansprechpartner für Fragen und zum Erklären), tut hier ein Eisenbahner in Uniform Dienst. Bereitwillig gibt er Auskunft zur Bahn und erteilt Tipps zum Bedienen des Simulators.
ICH bräuchte den Mann zwar nicht, aber ich darf ja auch nicht an das Steuerpult 😉
Für die Kleinen: Modelleisenbahn zum selber fahren Für die ganz kleinen gibt es die Version aus Holz
Mit dem Bobby- Car im ICE- Look auf Signalabstand Die spielerische Krönung: Ein echter Fahrsimulator!
Als Ersatzbefriedigung (für alle die, die nicht ans Steuer durften ;-), gibt es übrigens einen Raum weiter ein kleines Kino mit gezeigten Original- Mitschnitten von Führerstandsmitfahrten aus den 80er Jahren, im Moment wird die Rheinstrecke von Frankfurt nach Köln gezeigt. Aber ohne selber eingreifen zu können, ist das natürlich blöd, also lassen wir das Kino links liegen.
Einen Ausstellungsraum weiter finden wir übrigens eine der größten Modellbahnanlagen in Deutschland. Hier ist in Spur H0 eine gigantische Bahn aufgebaut, die mittels echter Spurplan- Stellwerkstechnik bedient wird. Dummerweise haben wir gerade die letzte Fahrrunde verpasst und auf die nächste warten wollen wir auch nicht.
Also weiter…
Eine Modellanlage im DB- Museum zentral von diesem Stellpult aus gesteuert
Schon beim morgendlichen Weg vom Hotel zum Museum waren uns ein paar Schienen unmittelbar am Museum aufgefallen, die vom Museumskomplex zu einer anderen Halle auf der anderen Straßenseite geführt haben.
Schon da hatten wir die Vermutung, dass das Museum dort wohl weiter gehen dürfte.
Tatsächlich bekommen wir am Empfang des Museums die Bestätigung, dass wir dort, nachdem wir den Adler passieren, auch auf die andere Straßenseite und in den zweiten Museumsteil mit einer weiteren Fahrzeughalle gelangen könnten.
Ist im Preis mit drin!
Man darf nur keine Hemmungen haben, das Museum zunächst zu verlassen und eben das kleine Stück über die öffentlich zugängliche Straße spazieren.
„Kann sich ja jeder reinschleichen“ meine ich
„Sitzt bestimmt einer, der aufpasst“ meint Anja und sie hat Recht.
Wir wedeln einem weiteren Bahnmitarbeiter an einer kleinen Pförtnerbude im Innenhof eines weiteren Gebäudekomplexes unsere Eintrittskarten vor die Nase, der uns daraufhin passieren lässt.
Dass sich hier ein weiterer Museumsteil befindet, hat sich scheinbar nicht bei allen Museumsbesuchern herum gesprochen, denn hier, im Teil 2, ist es deutlich leerer, als in den eben noch besuchten Haupthallen.
Einen kleinen Moment lang waren wir selber unschlüssig, ob wir richtig sind. Zum einen, weil man die Ausstellung der Fahrzeughalle 1 an einer Schleuse verlassen muss (obwohl dies nicht bzw. nur sehr diskret als Weg ausgeschildert ist) und man hier irgendwie den „offiziellen“ vorgetretenen Rundweg verlässt und zum anderen, weil man zunächst einmal in einem Innenhof eines Gebäudekomplexes steht, ohne dass man sich sofort orientieren kann.
Für uns ist dies natürlich umso besser, denn so haben wir die Ausstellungshalle 2 fast für uns ganz allein.
Über die Straße rüber und gegenüber… …findet sich der zweite Teil des DB- Museums!
Die Halle 2 wird rechts und links von 2 großen Dampfloks flankiert, die den Besucher gleich mal eindrucksvoll auf weitere echte und historische Exponate einstimmen.
Gleich danach stehen berühmte Fahrzeuge der Eisenbahngeschichte aus, die man so zusammen wohl nur hier in Nürnberg vorfinden kann.
Ob nun der legendäre Dieseltriebzug „fliegender Hamburger, die schnellste Dampflokomotive Deutschlands (die 05 001), die erste deutsche Schnellfahrlokomotive auf elektrischer Antriebsbasis (E 19 12, noch mit original Hakenkreuz an der Seite), der Prototyp des InterCity- Arbeitspferdes (die E 03, Vorläufer zur legendären BR 103!, erkennbar an nur einer Kühlrippenreihe an den Seiten) oder ein Dieseltriebwagen des optisch unerreichten TEE- Trans- Europa- Expresses, der die Metropolen Deutschlands in den 50er Jahren verband.
Nur die kleine Rangierlok will natürlich nicht so recht in die Ausstellung passen, aber die ist wohl auch weniger als Ausstellungsobjekt, sondern als echtes Arbeitsmittel für den Hallenverschub gedacht. 😉
Panoramabild in der Fahrzeughalle: Dampflok 78 und 38 eröffnen die Ausstellung in der Fahrzeughalle 2
BR 601, der Trans-Europa- Express E- Lok mit Stangenantrieb, die 21534
Die E 03, Prototyp und Vorläufer der legendären E 103 Die E 19 12, schnellste E- Lokomotive der damaligen Zeit
Anja vor dem „fliegenden Hamburger“ Komisch, die kleine Köf- Rangierlok passt nicht so recht 😉
Am Ende der Fahrzeughalle findet sich eine kleine Treppe, die einen Freiluftbereich offenbart. Wir kommen gerade rechtzeitig, um eine kleine Bahnfahrt mitzumachen. Rechts neben der Ausstellungshalle ist nämlich so eine kleine Feld- oder Gartenbahn aufgebaut, wo der abfahrbereite Zug im Bahnhof steht. Der Lokführer (ebenfalls ein DB- Mitarbeiter) winkt uns schnell zu sich heran, denn er hat noch Platz im Wagen.
Super!
Wir eilen fix zu ihm und finden im letzten Wagen noch eine komplett freie Bank, die wir sogleich belegen.
Kaum sitzen wir, gebe ich auch schon eine kleine „Durchsage“ zum Besten:
„Die Wagen der ersten Klasse halten in den Abschnitten A und B, die Wagen der zweiten Klasse halten in den Abschnitten C-D, Fahrausweise des Verkehrsverbundes gelten nicht!“
Selbstredend, dass wir im Abschnitt A in den Zug eingestiegen sind. 😉
Kaum sitzen wir, setzen wir uns auch schon in Bewegung.
Wir betreten den Außenbereich… …und werden gleich zu einer kleinen Feldbahn gerufen
Die kleine Bahnfahrt dauert übrigens nur wenige Minuten.
Nett gemacht ist die kleine Runde sicherlich, aber dass die Bahn hier nur einmal im Kreis fahren würde, das hätte ich zunächst nicht erwartet. Ich hab zuerst gedacht, die fährt vielleicht an weiteren Ausstellungsstücken vorbei und ist so eine Art „Rundfahrtbahn“, wie der frühere Phantasialand- Jet im gleichnamigen Freizeitpark bei Brühl.
Hier aber gibt es nur einen einzigen Bahnhof und wir fahren nur einmal ein Oval. Als einziges Highlight stehen ein paar ausgemusterte Signale am rechten Bahndamm, die allesamt außer Funktion sind.
Die Bahn fährt einmal um die Wiese herum Einziges Highlight: Eine Gruppe von alten Formsignalen
Da es nichts besonders zu gucken gibt, verlassen wir schon nach der ersten Runde die kleine Bahn wieder.
Viel zum Abfahren hätte die kleine Feldbahn sowieso nicht gehabt. Denn außer einer historischen Bahnsteigkulisse mit einem weiteren TEE- Triebkopf und 2 Stellwerken gibt es hier nichts mehr zu entdecken.
Natürlich lassen wir die Gelegenheit der Stellwerksbesichtigung nicht ungenutzt, denn ein Stellwerk ist natürlich ein schöner Kontrast zu den sonst dominierenden Loks und Güterwagen. Die wahre Eisenbahn ist eben nicht nur eine fauchende Dampflok, denn der eigentliche „Lenker“ ist ja nicht der Lokführer, sondern der Fahrdienstleiter im Stellwerk. Der legt die Weichen und wie er das macht, kann man sich hier im Museum Nürnberg vor Ort einmal anschauen.
Gleich 2 Stellwerke gibt es hier, einmal das kleinere nicht zugängliche Stellwerk 7 und das deutlich größere Stellwerk 2.
Beim Stellwerk 7 gibt es nicht viel zu entdecken, der Blick durch das Fenster ist eher karg…
Das kleine Rangierstellwerk 7 im Museum in Nürnberg Die Türe ist verschloßen, es bleibt nur der Blick durchs Fenster
Mit großen Schritten schreite ich auf das Stellwerk 2 zu, Anja ist hingegen etwas skeptisch.
Und auch ich habe schon ein paar Bedenken, ob das Stellwerk 2 wirklich zum Museum gehört. Immerhin fahren unmittelbar unter dem Stellwerk die Züge in Richtung des naheliegenden Bahnhofs Nürnberg vorbei. Ob das Stellwerk vielleicht noch in Betrieb ist?
Eine altertümliche Holztreppe will noch erklommen werden, es riecht ein wenig nach Holz und Metall.
Oben angekommen schrecken wir zunächst zurück! Stimmen!
Aber keine gewöhnlichen Stimmen, sondern eine Bahnhofsansage, welcher Zug nach Gleis 4 einfahren wird!
Scheiße! Wir sind echt auf einem in Betrieb befindlichen Stellwerk gelandet!
Deutlich intressanter: Das Stellwerk 2 (das große!) Am Ende der Holztreppe: Ist hier noch Betrieb???
Doch zum Glück können wir auch gleich darauf Entwarnung geben. Die Ansage kam nämlich aus einem Lautsprecher, der hier offenbar eindrucksvoll die Bahnhofsatmosphäre vermitteln soll.
Das Stellwerk ist natürlich nicht mehr in Betrieb, obgleich es fast so aussieht, als wäre der Fahrdienstleiter nur mal kurz auf Klo oder so.
Der Kenner erkennt natürlich sofort, dass es sich bei dieser Bauform des Stellwerks um ein rein mechanisches Stellwerk handelt. „Großvaters Eisenbahn“ sozusagen und keine moderne Technik wie zum Beispiel ein Spurplan- oder gar ein elektronisches Stellwerk, genannt ESTW.
Hier wurde früher noch richtig Eisenbahn gespielt und die Weichen mitsamt ihren Signalen per Muskelkraft bewegt.
Die einzelnen Hebel an der Hebelbank sind mittels Drahtzügen an ihre jeweiligen Weichen oder Signale im Bahnhof gekoppelt, die sich von hier aus stellen ließen. Die Reichweite des Stellwerks ist somit auf die Länge der Drahtseile beschränkt, was sich bei dieser Stellwerkstechnik kaum mehr wie einen auf zwei Kilometer um das Stellwerk herum abgespielt hat. Entsprechend arbeits- und personalintensiv war die damalige Technik.
Dennoch ist sie fast ebenso sicher, wie die heutige Stellwerkstechnik, denn an den Voraussetzungen hat sich bis heute nichts verändert.
Noch immer sind die Weichenhebel in blau gehalten, die Fahrstraßen sind grün und die Signalhebel in rot dargestellt.
Diese Farbgebung findet sich übrigens noch heute in jeder Stellwerksform, ob nun mechanisch, elektromechanisch, spurplantechnisch oder elektronisch.
Einige der alten Weichenhebel sind sogar noch benutzbar und so demonstriere ich Anja einmal recht eindrucksvoll, wie der Fahrdienstleiter hier früher seinen Dienst verrichtet haben muss.
Fast so, als wären wir heute „auf Schicht“ 😉
Natürlich legen wir hier nicht wirklich die Weichen um, denn schon auf den ersten Blick erkennt man, dass die entsprechenden Drahtseile an den benutzbaren Weichenhebeln fehlen. Das Umstellen wäre auch sonst viel zu einfach gewesen.
Die alte Wechselsprechanlage Lageplan der Weichen im Bahnhofs- und Stellbezirk
„Fahrdienstleiter Stw 2, Zugmeldung!“ Hilft ja nix, ich muss die Weiche umstellen…
„Was jetzt??? Ich hab doch Feierabend!!“ 😉
Nachdem wir uns auf dem Stellwerk noch ein wenig umgeschaut haben, geht es wieder runter von diesem historischen Arbeitsplatz. Eine Familie kommt gerade die Treppe rauf und übernimmt für uns den Dienst. Hurra, endlich Feierabend! 😉
Vom Stellwerk aus schauen wir uns noch das letzte Ausstellungsstück an, es geht an die historische Bahnsteigkulisse, wo immerhin auf dem Gleis 5 ein weiterer TEE- Triebwagen die Szenerie untermalt. Die Bahnbauwagen, die in Gleis 6 stehen und laut Zielanzeiger als „Nostalgie- Express“ nominiert sind, blenden wir einfach mal aus. 😉
Anja steht auf dem historischen Bahnsteig vor dem TEE Hier der TEE nochmals in Nahaufnahme
Sonderzug nach Köln auf Gleis 6? Passt perfekt! 😉 Irgendwo hier muss doch die erste Klasse sein…
Und hier, auf dem Gleis 6 hinter den Bauwagen stehen sie dann auch. Ich habe mich schon gefragt, was aus den ausgebrannten Fahrzeugen des traurigen Brandes aus dem Jahr 2007 geworden ist.
Notdürftig mit einer Plane abgedeckt, aber dennoch erkennbar: Ausgebrannte Dampfloks, die hier auf ihr weiteres Schicksal warten.
Schade für diese historisch vielleicht einmaligen Stücke.
Die ausgebrannten Loks sind mit einer Plane abgedeckt Die Spuren des Feuers sind trotzdem deutlich zu erkennen
Ich bin so vertieft in die Szenerie, dass ich fast die Uhrzeit vergesse.
Anja muss mich regelrecht daran erinnern, dass wir ja schon kurz vor 1 haben und in etwa einer Stunde die zweite Wohnmobilbesichtigung ansteht. Ach ja! Das hatten wir heute ja auch noch vor!
Fast muss mich Anja vom Bahnsteig zerren, damit wir uns auf den Weg machen. Am Haupteingang hole ich noch schnell unseren eingeschlossenen Rucksack aus den Schließfächern, dann heißt es „umschalten“ im Kopf und sich wieder darauf konzentrieren, wofür wir eigentlich hier sind. Den eventuellen Kauf eines neuen Wohnmobils!
Fällt mir übrigens gar nicht so leicht!
Ich könnte locker nochmals die gleiche Zeit hier verbringen und in einem zweiten Rundgang noch genauer auf Details und Besonderheiten achten. Und vielleicht würde es mir sogar gelingen, am Fahrsimulator eine Runde zu drehen, wenn ich mich als 11- jähriger ausgebe.
Die zwei Stunden, die wir jetzt hier waren, sind eigentlich zu wenig gewesen.
Das Museum, das können wir absolut unterstreichen, ist für nur 4,- € Eintritt pro Person ein echtes Highlight und jeden Eurocent wert!
Wer in Nürnberg ist, sollte sich dieses tolle und spannend gemachte Museum nicht entgehen lassen!!!
***************************************
Nach dem Museumsbesuch wird es nun natürlich noch einmal interessant für uns, es steht die zweite Fahrzeugbesichtigung für heute an!
Und für heute haben wir uns „prominenten“ Beistand dazu geholt.
Kein anderer als Kurt alias „Turbokurtla“ aus dem Wohnmobilforum wird zu uns stoßen und das Fahrzeug einem kritischen Blick unterziehen. Er ist -und das ist mal unbestritten- ein absoluter Experte was Camping- und Freizeitfahrzeuge angeht!
Schon gestern hätte ich seine Hilfe gut brauchen können, denn nachdem wir das Fahrzeug komplett auf den Kopf gestellt und von hinten bis vorne durchgemessen hatten, konnten wir keine Probleme mit Feuchtigkeit oder faulem Holz entdecken.
Und wir haben gründlich sowohl traditionell mit der Klopf-, Drück-, Fühl- und Riechmethode ebenso alles abgesucht, wie mit dem Sensor unseres Feuchtemessgerätes.
Natürlich hat uns dies sehr gefreut, aber andererseits waren wir auch skeptisch, ob wir denn wirklich alles richtig gemacht und insbesondere mit dem Messgerät korrekt umgegangen sind.
Was ist, wenn wir guten Gewissens ein Fahrzeug kaufen, von dem wir glauben, dass es dicht ist, wenn es sich am Ende doch als Feuchtbiotop herausstellen sollte?!
Einen solchen Fehler können wir uns nicht leisten! Immerhin geht es hier um 5- stellige Beträge, die hier zur Debatte stehen!
Umso beruhigter sind wir nun beide, dass auch ein Fachmann nun dazu kommen würde, um das Fahrzeug auch mal unverblümt ohne rosarote Brille (wie wir sie vielleicht haben) betrachten würde.
Aber auch ohne direkte Vor-Ort- Schützenhilfe haben wir uns für heute natürlich so einiges zurecht gelegt.
Anhand der Bilder, der Meinungen der anderen User aus dem Wohnmobilforum und natürlich auch ganz besonders anhand unserer beider Beobachtungen des gestrigen Tages haben wir uns gestern Abend und heute früh eine kleine Liste zusammen gestellt, die wir nun mit dem Verkäufer gemeinsam durchgehen wollten. Insbesondere am Basisfahrzeug haben wir doch mehr Mängel gefunden, als wir anhand geringen Kilometerstandes vermutet hätten.
Einige seien hier mal aufgezählt:
- Achsmanschette Fahrerseite undicht
- Servopumpe mit Ölspuren (mgl. auch undicht)
- Frontscheibe an einer Seite eingelaufen
- TÜV / AU / Gasprüfung im August fällig
- Masseverbindung Cockpit korrodiert
- Reservereifen abgefahren
- Steinschläge auf der Motorhaube mit Spraydose ausgebessert
- Parkschaden am Heck links und rechts
Darüber hinaus haben wir natürlich auch zum Aufbau einige Dinge notiert:
- allgemein erheblich abgewohnt
- nicht fachmännische Umbauten der Elektrik
- Holz teilweise stark bestoßen, verkratzt und abgenutzt
- Schalter am Kühlschrank fehlt
- Schränke und Schranktüren sowie Push-Locks stark abgenutzt
- Allgemein ungereinigt, viel Dreck, viel zu putzen
Ohne also das jetzt das Fahrzeug von vorne rein schlecht zu machen, müssen wir natürlich insbesondere aufgrund der zu erledigenden Reparaturen mit dem Verkäufer das Gespräch suchen.
Die Mängel müssen beseitigt werden, denn wir suchen ein Urlaubsfahrzeug und keine Baustelle.
Und wenn wir das Fahrzeug mit diesen Mängeln kaufen sollten, dann müssen wir mindestens die anfallenden Reparaturen am Basisfahrzeug vom ausgerufenen Verkaufpreis in Abzug bringen.
Kurzum: Wir haben viel zu besprechen!
Gegen 13 Uhr wandeln wir also, nachdem wir uns vorhin den Adler- Nachbau im Eisenbahnmuseum angeschaut haben, erneut auf historischen Spuren!
Wieder einmal geht es (aber deutlich komfortabler als 1835) auf die Strecke von Nürnberg nach Fürth, nur wenige Minuten später spazieren wir die guten 1,5 Kilometer zum Gelände des Verkäufers im Industriegebiet von Fürth.
Eben noch in Nürnberg (hier der Hauptbahnhof) nun schon wieder in Fürth! Auf zum Wohnmobil, Teil 2…
Dort angekommen zunächst mal die Überraschung, der Verkäufer ist noch nicht da!
Und als nur wenige Minuten später unsere Verstärkung eintrifft, ist vom Verkäufer noch immer nichts zu sehen.
Ein kurzes Telefonat später wissen wir aber immerhin, dass er unterwegs ist.
Mit 20 Minuten Verspätung beginnt sie dann aber doch noch, unsere heutige zweite Besichtigungsrunde.
Sofort legt Kurt los und unterzieht das Fahrzeug einem gründlichen Check.
Und hierbei lerne noch so einige Tricks und Kniffe, die uns sicherlich für künftige Besichtigungen sehr hilfreich sein werden. Anja hingegen verwickelt den Verkäufer -taktisch klug- in ein längeres Gespräch abseits vom Wohnmobil, sodass ich mich mit Kurt frei und offen austauschen kann.
Und siehe da: Scheinbar haben wir gestern alles richtig gemacht!
Denn außer den bereits von uns bemängelten Umständen findet Kurt nur noch einige wenige Punkte, die wir mit auf unsere Argumentationsliste setzen müssen. Die allermeisten Punkte hiervon sind allerdings eher werterhaltend und vorbeugend wie zum Beispiel das neue Eindichten einiger Leisten und Schraubverbindungen von Heckleiter und Fahrradträger.
Na, das beruhigt doch! Erstens ist dies gut für uns, denn so werden wir bei künftigen Besichtigungen deutlich eher unserem Urteil vertrauen können und zum zweiten haben wir noch eine kostenlose Lehrstunde von einem wahren Fachmann bekommen, worauf man alles achten kann und muss.
Schon allein dafür hat sich die Fahrt nach Nürnberg gelohnt!
Nachdem Kurt und ich alle wichtigen Punkte durchgegangen sind, geht es natürlich an das unvermeidliche Gespräch mit dem Verkäufer.
Und hier muss man sagen: Auch, wenn wir uns nicht einig wurden, hat das ganze auf einer absolut sachlichen und freundlichen Ebene statt gefunden.
Ausgerüstet mit unserer Mängelliste haben wir natürlich dem Verkäufer einen Preis vorgeschlagen, den er nicht akzeptieren wollte.
Also haben wir angefangen, über den Kaufpreis zu verhandeln.
Hierbei haben wir uns sogar noch angenähert, aber am Ende trennte uns beide doch noch eine nicht unerhebliche Summe.
Wir haben eben eine Wertvorstellung, was uns das Fahrzeug wert wäre und der Verkäufer hat ebenfalls eine.
Kommen diese zusammen, ist es gut, kommen diese (so wie bei uns) nicht zusammen, ist es auch in Ordnung.
Zum Abschied lassen wir also unser Angebot noch schriftlich da und bitten den Verkäufer, dass er uns doch kontaktieren möge, wenn er es sich doch noch überlegt.
Er gibt uns seinerseits sein letztes Angebot mit auf den Weg und bittet uns ebenfalls, dass wir es uns nochmals überlegen sollen.
So verabschieden wir uns.
Schade, schade, leider kommen unsere Wertvorstellungen nicht zusammen…
Von Kurt bekommen wir zum Abschied noch einen freundlichen Shuttle- Service, damit wir nicht wieder zum Bahnhof laufen müssen. Dies finden wir ganz klasse!
Immerhin ist es -für uns mittlerweile total ungewohnt- ungewöhnlich warm geworden!
Dies ist bestimmt das wärmste Wochenende, seit Beginn dieses Jahres!
Gegen halb 4 sind wir wieder am Bahnhof in Nürnberg.
Wir kommen gerade rechtzeitig, um noch schnell eine Kleinigkeit beim Schottenburger zu essen und uns mit 2 ofenfrischen Brezeln für die Heimfahrt einzudecken, kurz darauf sitzen wir um 16 Uhr auch schon wieder im ICE in Richtung Heimat.
Die Fahrt verläuft angenehm. Im Gegensatz zur Hinreise ist nun deutlich weniger im Zug los, was wohl daran liegt, dass wir aufgrund des morgigen Feiertages noch nicht mit dem ganz großen Rückreiseverkehr gemeinsam unterwegs sind.
Ich nutze die Zeit natürlich wieder, um sogleich die Reisenotizen und Erfahrungen der letzten 2 Tage in den Laptop zu kloppen, damit wir vielleicht dieses Mal möglichst zeitnah ein Update der neuesten Ereignisse online stellen können.
Viele Anfragen haben uns in den letzten Tagen zum Status unseres Wohnmobils erreicht und viele fragen auch, wie es bei uns weiter geht und was wir aus der wohnmobillosen Zeit machen.
Die Reise nach Nürnberg gibt hier einen idealen Zwischenbericht ab, der darüber hinaus noch ein wenig Reiseinteressantes zu bieten hat.
Fürs Tippen ideal: Die Zugfahrt bis nach Hause So lang ist die gar nicht! Bei knapp 300 km/h kein Wunder
Mit Ausnahme, dass ich mir beim Kaffee holen aus dem Bordbistro böse die Hand verbrannt habe (ich schwankte gerade durch den Wagen, als der Zug plötzlich einen Bogen fuhr und sich ein Schluck Kaffee auf mein Handgelenk ergoss), gibt es von der ICE- Zugfahrt wenig zu berichten.
Die Landschaft fliegt vorbei, wir rasen mit knapp 300 auf der Neubaustrecke Frankfurt – Köln und genießen die Annehmlichkeiten uns einmal kutschieren zu lassen.
Gegen kurz nach 7 erreichen wir Köln und bekommen sogar noch die RE 1 in Richtung Aachen, die wieder einmal mit Verspätung dem Fahrplan hinterher läuft. In diesem Fall freut es uns, auch wenn wir in einem ganz besonderen Abteil im Zug sitzen, wie das folgende Bild beweist…
Mit dem Regionalexpress geht es nach Hause Ist das jetzt erster oder zweiter Klasse? 😉
Gegen viertel vor 8 befahren wir das letzte Stück vom Bahnhof nach Hause mit dem eigenen PKW und sind 10 Minuten später endlich zuhause.
Minki und Dori freuen sich natürlich, dass wir endlich wieder da sind und natürlich ist der ein oder andere Beschwerde- Miauer auch dabei, warum wir so lange weg waren.
Pöh! Die sollen mal still sein! Immerhin habt ihr durch meinen catsittenden Paps alles bekommen, was ihr gebraucht habt.
Sei es nun Futter oder Frischwasser…
Zitat des Tages (auf der Heimfahrt im Zug, wir haben gerade den ersten Bissen in die gekaufte Brezel aus Nürnberg getan):
„Hmm, mjam, die sieht aber lecker aus!“
„Ja, nur ein bisschen viel Salz!“
„Na macht ja nichts, du hast ja noch was zu trinken da…“
„Nee, ich hab nix mehr, das hab ich gerade leer getrunken!“
„Na prima, dann ist was salziges jetzt genau das richtige!“
😉