Heute ist der Tag der Heimreise aus dem Kroatien- Urlaub mit dem Wohnmobil. Das wir diesen Reisetag dennoch ein bisschen wie einen eigenen „kleinen Reisebericht“ behandeln, liegt an unserem heutigen Reiseziel! Und damit meinen wir nicht unsere heimische Couch, sondern einen besonderen Punkt und besuchenswerten Ort in Deutschland. Geschichtlich wie populistisch! Und nein, damit meinen wir wiederrum nicht den Reichsparteiplatz von Nürnberg, sondern eine durchaus ältere und vor allem deutlich erhabenere Kulturstätte unseres Landes!
Wir finden diese sogar so anziehend, dass wir sie diesen Tag wie einen eigenen Reisebericht in unserer Deutschland- Sektion unserer Reiseberichte gesondert verlinkt haben, obwohl dieser Reisetag auch streng genommen noch zu unserem Kroatien- Urlaub gehört. Wer also auf dem Rückweg aus dem Süden ist, und hier vorbei kommt, sollte einen Stopp einplanen!
Und wer ein nettes Reiseziel für einen Ausflug nach Bayern sucht, ist bei uns hier und heute ebenfalls richtig.
Denn so heißt es doch, dass „rühmlich ausgezeichnete Teutsche“ hier einen Platz der Ehrung finden.
Wow, oder? Da gehören WIR vom Team Transitfrei doch zweifelsohne hin, oder? 😉
Nein Quatsch, die Rede ist natürlich von der Walhalla- Ruhmeshalle, einem gleichsam griechisch wie römisch anmutenden Prachtbau mit Säulen von außen im Stile eines altrömischen Tempels und Büsten sowie Gedenktafeln bekannter, bzw. berühmter Deutscher im Innern. Diese Walhalle steht ein paar Kilometer östlich bei Regensburg, liegt also genau auf unserem Heimweg. Schon ein paar Mal haben wir die Walhalla aus dem Augenwinkel gesehen, wenn wir auf der A3 in den Süden fuhren oder von dort kamen, heute soll endlich mal ein Besuch derselben erfolgen.
Schuld für unseren Besuch hier ist aber übrigens nicht unser Patriotismus, sondern eher die Faszination bekannter Orte im Zusammenhang mit spannenden Geschichten, Schnitzejagden historischen Besonderheiten, Geheimbünden und so weiter. „Jaja, jetzt kommt wieder so eine Gralsgeschichte“ werden Kenner unserer Reiseberichte jetzt denken, aber das stimmt nicht! Zumindest nicht ganz. Zwar lehnt sich der Kerngedanke unseres Besuchs der Walhalla auf eben diesen spannenden Abenteuern mit geheimen Zeichen, Hinweisen, Puzzeln und Verschwörungstheorien an, allerdings ist der heilige Gral dieses Mal ausnahmsweise nicht die treibende Kraft! Dieses Mal geht es uns um nichts weniger als die heilige Lanze! Fast so toll wie der Gral, oder? Zwar kein ewiges Leben, dafür aber immerwährender Ruhm auf dem Schlachtfeld dank seiner Unbesiegbarkeit! Und wäre das nicht auch etwas? Stellt euch vor, Alexander der Große oder noch besser, Julius Cäsar hätte seinerzeit den heiligen Gral statt der Lanze gehabt. Er würde heute zweifelsohne als Unbekannter kleiner Italiener in einem Eiscafé sitzen und dort einen Cappuccino trinken. Dazu würde er sich wohl als ehemaliger Staatsdiener über seine karge Rente beschweren.
😉
Aber ansonsten wäre Julius Cäsar geschichtlich wohl vollkommen unbekannt! Ob das also so erstrebenswert ist mit dem ewigen Leben?
Na jedenfalls wollen wir uns heute mal auf die Spuren der heiligen Lanze in der berühmten Walhalla machen und mal schauen, wie sehr sich die Drehbuchautoren an die reale Vorlage gehalten haben.
Ist ja nicht das erste Mal bei uns! Siehe zum Beispiel unser Besuch der Rosslyn Chapel, wo nach dem Welterfolg „Illuminati“ von Dan Brown zig Tausende Neugierige hingepilgert sind, um in der Rosenkappelle nach Spuren zum heiligen Gral zu suchen.
OK, die Walhalla ist jetzt leider nicht Teil eines Dan- Brown- Krachers, aber immerhin hat sie eine deutsche Produktion inspiriert. Gemeint ist hier übrigens der Film „Die Jagd nach der heiligen Lanze“, produziert von RTL im Jahr 2009/2010. Inhaltlich natürlich weit weniger anspruchsvoll wie ein Hollywood- Blockbuster mit Tom Hanks, aber überraschend unterhaltsam und nicht so halsstarrig wie übrige deutsche Produktionen. Uns hat der Film jedenfalls sehr gefallen und gab zum Schluss den Ausschlag, die sowieso schon imposante und besuchenswerte Ruhmeshalle der Teutschen auf unserer Liste europäischer Ziele abzuhaken.
Bevor wir aber auf Schatzsuche gehen, ist erstmal Katzenwäsche angesagt. Gegen 10 schälen wir uns aus dem Alkoven und können übrigens bestätigen, dass wir hier auf dem Wohnnmobilstellplatz total super geschlafen haben. Absolut ruhig, kein störender Verkehr, keine nächtlichen Besucher. Nur zu gerne geben wir euch daher auch bei Tageslicht ein paar Eindrücke des Wohnmobilstellplatzes von Plattling, falls ihr auch mal in die Ecke kommen solltet. Schade, dass das Wetter hierfür zwar nicht optimal mitspielt, aber es ist immerhin hell und das reicht ja auch schon für ein paar Bilder:
Dann zeigen wir euch mal den Wohnmobilstellplatz von Plattling. Eine Reihe für Wohnmobile, aber auch für PKW.
Es finden sich Mülleimer, Infotafel, VE und eine Stromsäule. Das ist alles an Infrastruktur, dafür aber auch kostenlos!
Einzig der Umstand, dass wir mit Ausnahme von Strom, nun keinerlei Infrastruktur auf dem Wohnmobilstellplatz von Plattling genießen können, ist natürlich etwas schade. So eine frische Dusche am Morgen, das wäre schon was! Aber unser 1984er Ducato hat leider keine Dusche, es bliebe uns allenfalls übrig, eine kalte Außendusche mit dem durch die Serviceluke im Bad durchgehaltene Brause des Waschbeckens ein wenig Körperhygiene zu betreiben. Nicht so der Hit. Zum einen, weil das Wetter hierfür so gar nicht recht mitspielen will und zum anderen, weil man uns sofort fotografieren würde! Dann würden wir entweder als Nudisten angezeigt, wohl aber mindestens in den zahlreichen Internetforen als „illegale Grauwasserentsorger“ beschimpft werden. Das können wir uns nun wirklich nicht erlauben. 😉
Also gibt es Katzenwäsche am Waschbecken und danach Frühstück in der Küche. Wenigstens letzteres ist wieder vollwertig, nicht zuletzt auch dank der zahlreichen leckeren Lebensmittel, die wir in Österreich in unseren Kühlschrank geladen haben. Zünftiges Wurst auf urtypischem Brot, dazu heurige Frühstücksmilch, das hat was!
zünftiges österreichisches Brot mit rustikaler Kruste… …und dazu 3 Sorten herzhafte Wurst. Guade Broadzoit! 😉
Gegen 10 Uhr sind wir fertig mit allem. Wir räumen alles auf und stecken den Strom ab, 40 Cent lassen wir in der Säule für den nächsten zurück. Dann geht es auf die Straße und kurz darauf durch unseren Urlaubsort Plattling, wo heute wohl gerade ein Flohmarkt stattfindet. Kurz überlegen wir sogar, ob wir uns diesen einmal anschauen sollen, lassen es dann aber doch. Wir wollen uns ja mit der Walhalla Zeit lassen und nach Hause müssen wir heute ja auch noch. Gegen viertel nach 10 fahren wir also aus Plattling heraus und nehmen gleich Kurs auf die B 8 in Richtung Straubing. Soviel Zeit muss dann doch sein, wir bleiben nämlich auf der linken Donauseite und lassen uns die Landstraße hier in Bayern gerne gefallen. Und überhaupt brauchen wir sowieso wahrscheinlich ebenso lange, als wenn wir auf die Autobahn A 3 zurückgefahren werden. Über Landstraße sind es 65km bis zur Walhalla, über die Autobahn wären es 10 km mehr gewesen.
Wir fahren durchs morgendliche Plattling. Heute ist Trödelmarkt, ist aber eher überschaubar.
Wir verlassen Plattling Richtung Regensburg. Der Weg führt uns durch trist- graue Landschaften.
Die Fahrt durch das morgendliche Bayern verläuft ereignislos, ja beinahe emotionslos. Ist einfach nichts los an diesem Samstagmorgen. Fast schon ist es trist. Liegt aber zweifelsohne am trüben Wetter, so recht will sich die Sonne heute nicht zeigen. Hoffentlich wird es später noch ein bisschen besser, zumindest die Aussicht und das Panorama sollen von der erhöhten Position der Walhalla auf Bayern sehr schön sein.
Gegen kurz vor 11 erreichen wir die Zufahrt zur Walhalla, wo schon an der Einfahrt eine etwas schroffe Dame scharf nach unserem Wohnmobil äugt. 3 Euro werden für das Parken direkt unterhabl der Walhalla (Wohnmobilsondertarif, aber kein Spartarif…, Koordinaten N 49.03298° / E 12.22725°) fällig und wir bekommen eine recht herbe Anweisung, wie wir unser Wohnmobil gefälligst auf dem Parkplatz der königlich-bayerischen Ruhmeshalle zu parken haben. Naja.
Die Zufahrt zur Walhalla ist eher unscheinbar. An der Einfahrt wartet eine schroffe Parkplatzwächterin.
Wir tun wie geheißen und kaum stehen wir, quäkt die Frau etwas in unsere Richtung. Ich kann es zunächst nicht verstehen und muss ein paar Schritte auf sie zugehen, bis ich sie verstehe. Es geht ihr darum, dass ein anderes Wohnmobil neben uns nach ihrer Meinung nicht ordnungsgemäß nach ihren Anweisungen geparkt habe. Ich frage zu Sicherheit nach, ob sie mit ihrer Kritik auch wirklich nicht uns meint und bekomme nochmals zugebrüllt, „dass der da total falsch“ parkt, während sie mit ihren Armen umher fuchtelt. Sonderbares Exemplar. Muss man sich so aufführen, wenn man mal in die Ruhmeshalle einkehren möchte?
Viel spannender ist aber die Frage, was WIR jetzt bitte tun sollen? Glaubt das Mannsweib denn, dass ich für die Fehler anderer Verkehrsteilnehmer mitverantwortlich bin, nur weil ich zufällig das gleiche Gefährt lenke?
Demonstrativ kopfschüttelnd gehe ich zurück zum Wohnmobil, sammele Anja ein und dann spazieren wir den kleinen Weg zur Heldenhalle der Deutschen hinauf.
Keine 5 Minuten dauert der Fußmarsch vom Parkplatz zur Ruhmenshalle. Und das auch nur, weil wir im Vorbeigehen an einem kleinen Souvenirshop unseren Schritt deutlich verlangsamt hatten, um uns schonmal das Angebot anzuschauen.
Auf dem Weg zur Walhalla- Ruhmeshalle… …schauen wir mal kurz im Souvenir- Lädchen rein. 😉
Schon der erste Eindruck der Walhalla von hinten ist recht eindrucksvoll. 8 starke Säulen stützen einen Giebel, auf dem sich eine kleine Schaar kunstvoll aus dem Stein gearbeitete Helden zeigen. Offenbar sind sie angeregt in eine Diskussion vertieft, die etwas aus dem Ruder läuft! Denn der ein oder andere hat bereits seine Waffe gezogen und scheint seinen Argumenten mit Taten Nachdruck verleihen zu wollen.
Bei genauerem Hinsehen könnte man vermuten, dass es sich vielleicht um ein Abbild der Varusschlacht handeln könnte. Auf der linken Seite stehen tapfere Recken mit prallen Muskeln einer nicht ganz so stark bepackten Armee von Legionären auf der rechten Seite gegenüber. Das dies römische Legionäre sein müssten, erkennt man noch recht schnell. Da wäre die typische rechteckige Schildform der Krieger vorne, oder auch die Brustpanzer des Anführers in der Mitte. Wahrscheinlich der glücklose Varus. Noch deutlicher erkennt man aber den typischen römischen Legionär an seinem unverwechselbaren römischen Helm.
Aha liebe Eltern! Waren die Asterix- Comics seinerzeit also doch zu etwas nütze und haben uns so viel nachhaltiger Geschichte geleert, als das von euch favorisierte Geschichtsbuch! 😉
Ob die linken nun allerdings wirklich Germanen mit Arminius als Anführer sind, lässt sich natürlich nicht mit 100%iger Sicherheit sagen. Aber welcher Germane sollte hier sonst abgebildet sein?!
Eindrucksvoll: Die Walhalla thront vor uns. Actionszene im Dachgiebel: Das könnte die Varusschlacht sein
Wir lassen unseren Blick noch einen Moment über unsere tapferen Vorfahren streifen und gehen dann einmal komplett um die Walhalla herum. Schon von außen ist dieser Gang recht eindrucksvoll und hat etwas Erhabenes. Auf einer Seite die massive enorm hohe Wand, auf der anderen Seite die trutzigen Säulen, die für eine ganz besondere Charakteristik sorgen. Dazu unser Schritt, der fast schon „hallt“, sobald wir mit dem Fuß aufkommen. Keine Frage, dass diese Halle mit ihrem wehrhaften Gang auf Besucher Eindruck macht. Heute vielleicht ein bisschen weniger, zu ihrer Eröffnung im 19 Jahrhundert mit Sicherheit deutlich mehr.
Wehrhaft! Schon der überdimensionale Gang um die Halle herum zum Haupteingang nötigt Respekt ab.
Auf der Stirnseite angekommen folgt dann allerdings eine kleine Enttäuschung. Das schöne und so oft beworbene bayerische Panorama von der Anhöhe der Walhalla versinkt in einem dicken Schleier aus Dunst und Nebel! Sehr schade! Gerne hätten wir diesen Anblick genossen! Aber vielleicht lockert es später noch auf, mal sehen. Gehen wir also rein in die berühmte Ruhmeshalle und schauen mal, wen wir so alles als Held und bedeutende Persönlichkeit der Geschichte entdecken werden.
Bevor es aber so weit ist, darf der Eintritt nicht fehlen! 6 Euro werden für uns beide zusammen fällig, das geht noch. Weil wir es uns teurer vorgestellt haben und weil wir natürlich auch ein bisschen was über die Hintergrundgeschichte der Walhalla wissen wollen, leisten wir uns auch noch den Kurzführer zur Walhalla, kostet weitere 4 Euro.
Wir müssen ja wissen, vor wem wir gleich einen Knicks machen müssen 😉
Wettermäßig ist Bayern nicht der Hit im Moment… …da können wir mit reinem Gewissen mal rein gehen.
Kaum betreten wir die kunstvolle Halle, tauchen wir auch schon ein in eine Welt voller Nationalstolz auf die Errungenschaften unserer Geschichte. Respekt! Sowas kannst du dich auch nur in Bayern trauen! Oder vielleicht noch im Teutoburger Wald mit dem Hermannsdenkmal, der sein Schwert zwar nach oben, aber grundsätzlich in Richtung unseres alten Erbfeindes Frankreich richtet.
Markige Worte des Erbauers, König Ludwig I. zeugen gleichwohl davon, dass dieser Ort auch als ein Platz von Nationalstolz gedacht ist. Wir dürfen zitieren:
„Möchte Walhalla förderlich sein der Erstarkung und der Vermehrung deutschen Sinnes! Möchten alle Deutschen, welchen Stammes sie auch seien, immer fühlen, dass sie ein gemeinsames Vaterland haben, ein Vaterland auf das sie stolz sein können, und jeder trage bei, soviel er vermag, zu dessen Verherrlichung.“
Sowas sagt heute keiner mehr!
Aber auch die Büsten zeugen davon, dass man sich seinerzeit durchaus „getraut“ hat, bekannte deutsche Persönlichkeiten auch zu ehren. Gleich die ersten in einer Büste dargestellten Helden unseres Reiches sind ehemalige Kaiser wie Heinrich der Löwe oder Friedrich Barbarossa, die hier gezeigt werden. Also mächtige wie stolze Feld- und Kriegsherren.
Auf den darf man stolz sein: Kaiser Friedrich Barbarossa… der ist aber nicht der einzige deutsche Kaiser! Otto, Konrad…
und Friedrich! Viele Büsten aus Tausend Jahren Geschichte! Nicht nur Krieger! Mit ganz vorn steht z.B. Mozart der Musiker
Weitere bekannte Persönlichkeiten wie Beethoven, Mozart oder Schiller folgen im weiteren Verlauf, somit stehen hier nicht nur bekannte wie erfolgreiche Kriegsherren.
Eine Sache fällt aber auch sofort auf. Egal, ob die Berühmtheit der Büste nun sehr bekannt (wie zum Beispiel Barbarossa) oder weit weniger bekannt (ich meine, wer bitte kennt z.B. Johann Winckelmann?!) ist, sie alle sind gleich groß! Und alle haben einen Platz in einer Reihe neben und unter bzw. über anderen Büsten nah beieinander. Ganz gleich, ob sie nun besonders hervorzuhebende Taten und Dinge geleistet haben, oder eben „nur“ in Ihrer Epoche bekannt waren.
Einzig die Kopfseite der Walhalla gehört einer einzigen Berühmtheit. Ganz allein! Und dieser hat, im Gegensatz zu allen anderen Büsten und Köpfen, einen komplett ausgearbeiteten Körper anzubieten, der erhaben auf einem Thron sitzt. Überlebensgroß, fast wie der Herrscher über all diese Berühmtheiten.
Klar, dass sich hier der Erfinder und Erbauer der Walhalla sich selbst einen Ehrenplatz quasi in der Loge zugeschrieben hat: König Ludwig I. von Bayern!
Ein bisschen wirkt die Szenerie nun wie im römischen Senat, genauer im Plenum. Man könnte fast meinen, die Büsten unserer Helden der deutschen Geschichte seien Zuhörer und alles huldigt dem Kaiser des römischen Imperiums, bzw. in diesem Fall, dem König von Bayern.
Tja, das hätten die Bayern wohl gern, keine Frage! 😉
der einzige ohne Büste, dafür mit Ganzkörperplastik: Ludwig I, König von Bayern. Der Chef hier! 😉
Neben den zahlreichen Büsten fallen bei näherem Hinsehen weitere Denkanstöße an bekannte Berühmtheiten der deutschen Geschichte auf. Offenbar hat man bei besonders alten Persönlichkeiten, von denen keine Bilder existieren (und damit auch keine Vorlage für eine Büste), wohl Gedenktafeln aufgehängt. Allen voran wieder Arminius, dem Held gegen die Römer. Aber auch Namen wie der von Theoderich dem König der Ostgoten oder den Minnesänger Walther von der Vogelweide findet man hier nur als Gedenktafel mit seinem Namen drauf.
Weiß wohl keiner, wie sie ausgesehen haben.
Lassen wir unseren Blick noch höher schweifen, erreichen wir die Empore und die massive imposante Decke. Dazu sitzen zu allen vier Seiten und in der Mitte insgesamt 6 Siegesgöttinnen, die die Decke zum Teil mit tragen.
Eine der Damen zwischen den Büsten schaut an die Decke… …und der Blick lohnt sich! Auch in der 2ten Etage gibt´s was zu sehen.
Hier mal ein Rundumblick quer durch den Raum. Die untere Reihe… …und die obere Tafelreihe mit Ruhmesnamen ohne Büste.
Der eigentlich kleine Raum wirkt durch die hohe Decke riesig Der Effekt wird durch diese massive Oberlicht verstärkt
Während wir die Walhalla durchschreiten und uns der anderen Wand nähern, werden die Namen zunehmend auch bekannter und klingen nicht mehr nur nach trockenem Geschichtsunterricht der 8ten Klasse. So finden wir zum Beispiel Albert Einstein oder auch Konrad Adenauer wieder, die erst zum Ende des 20. Jahrhunderts aufgestellt wurden. Also durchaus Persönlichkeiten der Neuzeit.
Dies zeugt vom „offenen Charakter“ der Walhalla, selbst heute können noch berühmte Persönlichkeiten unserer Zeit aufgestellt werden.
Bekannte Persönlichkeiten unserer „Zeit“. Albert Einstein oder auch Konrad Adenauer haben ihren verdienten Platz hier.
Eine Ecke ist ganz allein für eine Person reserviert. Sie hat eine eigene Gedenktafel und steht für sich: Sophie Scholl
Vorschläge für weitere Büsten nimmt übrigens das bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst in München gerne entgegen! Bevor ihr euch aber nun aufmacht, und UNS für einen Platz in der Walhalla vorschlagt, solltet ihr eins beachten:
Wer hier erscheinen möchte, muss mindestens schon 20 Jahre tot sein! Da wir vorhaben so etwa 108 Jahre alt zu werden (sonst klappt das mit der Europa- Küstentour mit dem Wohnmobil in der Rente nicht mehr!), müsstet ihr also bitte bis 2084 (Todesjahr) und dann nochmals bis 2104 warten, damit wir die Karenzzeit einhalten. 😉
Eher geht nicht.
Wenn „Müller“ der Geschichtsschreiber hier einen Platz hat, dann wir doch auch! Plätze sind jedenfalls noch frei! 😉
In der Geschichte der Walhalla gab es zwar mal die Bestrebungen, neben bzw. unter (also quasi im Sockel der Treppe) der echten Walhalla- Ruhmeshalle auch eine sogenannte „Halle der Erwartungen“ zu errichten, wo man auch früher einen Platz hätte bekommen können. Hier hätte man dann noch lebende Persönlichkeiten als Büste verewigt und sie dann, wenn sie 20 Jahre tot sind, einfach nach oben tragen können. Das klingt doch gut! Wirklich bekannte Persönlichkeiten hätten dann schon zu Lebzeiten geehrt werden können und nicht erst dann, wenn sie nichts mehr davon mitbekommen. Aus politischen Gründen hat man sich aber dagegen entschieden. Keine Frage, dies hätte von populistischen Kräften durchaus ausgenutzt werden können. Bist du nicht ausreichend berühmt, machst du dich über eine Büste berühmt. Denn mit Platz in der Walhalla bist du berühmt!
Ob man eines Tages dort Franz Josef Strauß finden wird? Bestimmt, oder? Vielleicht sogar anstelle von König Ludwig I. auf einem Thron? 😉
(Anmerkung: Im Nachgang zu unserer Reise und Aufarbeitung unseres Reiseberichts habe ich festgestellt, dass die CSU tatsächlich vorhat, diesen Antrag auf Einlass von Franz Josef Strauss in die Walhalla zu stellen! Angeblich, um die Schmach des Wachsfigurenkabinetts in Berlin (da stand er wohl neben Guillaume…) zu tilgen. Wir sind gespannt, ob das was wird!)
Aber es muss ja nicht gleich der bayerische Landesfürst sein, der einen Platz in der „Halle der Erwartungen“ gehabt hätte. Was ist z.B. mit Helmut Kohl, den Vater der deutschen Einheit? Oder Angela Merkel vielleicht? Oder Thomas Gottschalk? Würdet ihr sagen, dass eine solche Büste aus der Halle der Erwartungen irgendwann mal in die obere Etage umziehen dürfen? Da scheiden sich die Geister, oder?
Ihr seht, die Halle bietet schon allein mit der Tatsache, dass ich einige Namen heute aktueller Persönlichkeiten nenne, schon Potential für Diskussionen. Von daher kann man verstehen, wenn man keine Halle der Erwartungen realisiert. Es ist einfach klüger nach dem Zeitraums des Schaffens einer Persönlichkeit eine angemessene Zeitspanne zu lassen, bis sich die Geschichte ein Urteil erlauben kann. Und nicht der Poplarismus.
Ein anderer Punkt ist aber übrigens noch wichtig, wenn man sein Konterfrei aus Marmor mal in der Halle vorfinden möchte: Denn mit dem reinen Vorschlag und der Annahme durch das bayerische Ministerium ist es nicht getan! Viel mehr muss nämlich derjenige, der eine Persönlichkeit vorschlägt, auch für die Kosten der Büste aufkommen! Hoppla, das war es dann wohl mit unserem Platz in der Walhalla! 😉
Und überhaupt wollen wir da sowieso nicht hin! Schaut man nämlich ganz genau hin, finden sich auch einige Fehler. Stellt euch vor, unter unserer Büste würde: „Team Transfrei – Anja und Björn, die mit einem Wohnwagen durch Europa gereist und herrlich darüber geschrieben haben!“ stehen. Nicht nur, dass wir ja keinen Wohnwagen, sondern ein Wohnmobil haben, sie hätten auch noch unseren „Nicknamen“ falsch bzw. nur zur Hälfte geschrieben. Passiert in der Walhalla nicht meint ihr? Dann passt mal auf: Da wäre zum Beispiel Immanuel Kant! Dem guten haben sie hier ein „m“ geklaut und machen ein Imanuel draus! Oder Joseph Haydn. Den nennen sie hier Joseph Heyden! Und das ist mit Sicherheit kein bayerischer Dialekt!
Nee, danke. Wenn sie das mit der Rechtschreibung schon nicht hinbekommen, dann ist die Ehrung in der Walhalla vielleicht doch nicht ganz das Wahre für uns. Dann doch lieber ein Denkmal wie der Hermann im Teutoburger Wald! 😉
Nachdem wir uns geschichtlich satt gesehen haben, wollen wir versuchen, die Spuren des Geheimnisses der heiligen Lanze hier zu ergründen. Schon eingangs zu diesem Reisetag hatten wir ja geschrieben, dass die Walhalla aus dem besagten Spielfilm „Die Jagd nach der heiligen Lanze“ eine wichtige Rolle bei der Suche spielt. Im Film haben Eik und seine Kumpanen 4 Säulen mit einer Strickschnur verbunden, die Mitte ergab dann eine ganz bestimmte Bodenplatte, wo der nächste Hinweis auf das Brandenburger Tor in Berlin zu finden war. Dummerweise wissen wir nicht mehr, welche 4 Büsten miteinander verbunden werden müssen und um das heraus zu finden, bräuchten wir nun entweder das Fernrohr aus dem Film, oder eben den Film selbst 😉
Beides ist hier nicht zu bekommen und da wir sowieso nicht das Glück haben, hier auf eine komplett leere Halle zu stoßen (schon deswegen ist ein Film ja nicht immer realistisch…), dürfte eine mögliche Suche nach Hinweisen zum Verbleib der heiligen Lanze oder gar zum heiligen Gral durchaus auf einige Aufmerksamkeit und im Anschluss daran zum Landesverweis aus dem Freistaat Bayern führen 😉
Die Sonne scheint durch die Decke und zeigt auf einen markanten Punkt: Hier muss der Hinweis zur heiligen Lanze sein! 😉
Schade aber bleibt, dass die Verwaltung der Walhalla hier nicht ein klein bisschen mehr auf diesen Zug aufspringt! OK, jetzt war diese deutsche Produktion kein Blockbuster wie Dan Brown`s „Sakrileg“ und die Walhalla ist auch nicht die Rossyln Chapel in Schottland, aber schon an dieser „Geringschätzung“ sieht man wieder mal, dass wir das mit dem Nationalstolz noch nicht zu 100% hinbekommen haben.
Die Schotten machen das jedenfalls anders, die bieten in der Rosslyn Chapel extra besondere Touren bzw. Erläuterungen zu den Hinweisen an, die Dan Brown in seinem Buch zur Kirche und dessen Einrichtung beschreibt. Zwar mehr zur Aufklärung und weniger fürs Geld, aber immerhin! Hier in der Walhalla aber finden sich zu dem Film mal gar keine Hinweise.
Naja, egal. Wenn wir ehrlich sind, war der Film zwar nett anzuschauen, aber eben auch kein Blockbuster. Und ich würde mal unterstellen, dass wir hier und heute höchstwahrscheinlich die einzigen Touristen sind, die die Walhalla eben auch aufgrund einer Filmhandlung besuchen. Die Rosslyn Chapel hingegen wird jeden Tag zu Hunderten von Fans des Romans besucht. Wir haben es damals selbst erlebt, wie durch die umher stromernden Touristen immer und immer wieder das Fehlen eines bestimmten Zeichens aus dem Buch (Kelch und Speer über dem Eingang zur Krypta) in der „echten“ Rosslyn Chapel angeprangert wurde.
Bedenkt man die Tatsache, dass wir Besichtigungen immer im Schnelldurchgang absolvieren und gleichzeitig den Umstand, dass die Walhalla ja nur ein einziger (wenn auch großer) Raum ist, ist unsere Besuchszeit von einer Stunde wirklich enorm. Die Halle ist aber auch wirklich sehr sehenswert, auch wenn alles etwas statisch und leblos wirkt. Aber das ist hier zweifelsohne ganz im Sinne des altdeutschen „Psssst!! Und ja nichts anfassen!!“- Museumsgedankens nicht weiter verwunderlich. Man schreitet halt erhaben die Reihen ab, schaut sich alles mit auf dem Rücken gekreuzten Armen an und lässt gelegentlich mal ein Raunen der Bewunderung ab. Das war´s.
Dennoch ist das Besuchen der Walhalla eine nette Nachmittagsbeschäftigung und wer sowieso in der Nähe gastiert oder aus deinem Weg vom /in den Süden hier vorbei kommt, der kann wirklich ruhig mal für ein paar Stündchen hier anhalten und hat einen schönen Zeitvertreib für eine Pause.
Gegen 12 genießen wir noch ein wenig die Sonne vor der Halle. Zu großen Teilen hat sich der Nebel inzwischen verzogen und lässt zumindest erahnen, was König Ludwig seinerzeit dazu bewogen hat, diesen Platz hier als Standort für die Walhalla auszusuchen. Ein schöner Fernblick über das angrenzende bayerische Land mit seinen Hügellandschaften, ohne gleich Alpenpanoramen wie in Österreich zu erwarten.
Eine gute Gelegenheit, um ein paar Bilder der Walhalla und der drumherum liegenden Außenanlagen zu machen.
Die Walhalle von vorn bei blauem Himmel. Sehr schön! Auch das Wetter passt nun endlich. Schöne Aussicht!
Nur wenig später sitzen wir wieder im Wohnmobil. Ein kleiner Snack aus der bordeigenen Küche sorgt für ein kleines Mittagessen, danach räumen wir auf und düsen von dannen.
Auf nach Hause!
Muss ja!
So, jetzt hilft nix mehr! Wohnmobil aufschließen, einsteigen und abfahren! Wir müsssen leider nach Hause.
Vor den Toren der Walhalla: Wir fahren durch Donaustauf. Und siehe da: Eine Büste ohne Halle?! 😉
Bei bestem Wetter fahren wir auf die A 3 RIchtung Norden Freie Fahrt, nix los, kein Stau für die nächsten gut 550km! 🙂
Bei bestem Wetter geht es rauf die A 3 Richtung Norden. Wir passieren eine gute Stunde später Nürnberg und lassen die A 7 bei Würzburg rechts wie links liegen.
Erst kurz hinter Würzburg fahren wir beim Wertheim Village kurz von der Autobahn runter und lassen uns dort was vom „Rasthaus zu den güldenen Bögen“ einpacken.
Wir fliegen weiter auf Frankfurt, lassen uns von anfliegenden Flugzeugen überholen und fahren ein Wettrennen gegen die ICE, der zwischen Frankfurt und Köln mit 300 Sachen schon von Haus aus als haushoher Favorit unseres Rennens feststeht. Macht nichts, auch mit 95 km/h kommen wir heim.
Wenigstens kein Stau.
Mit dem einsetzenden Abendrot geht es gegen 19 Uhr von der Autobahn in Kerpen runter.
Neugierig schauen wir uns die ersten Meter heimischen Bodens an und sind, nach langen Urlaubstouren eigentlich immer, total neugierig, was sich bei uns so alles verändert hat.
Viel ist es nicht, einzig die Vegetation sieht ein wenig mehr abgenutzter aus, als noch zu unserer Abfahrt.
Die heimische Allee, wir sind gleich zuhause… …wieder ein Meilenstein! Die 210 TKM sind geknackt! 🙂
Wir parken stilecht unser Schlachtschiff vor dem Tor des heimatlichen Hafens und laden unter schönstem abendlichen Sonnenschein (irgendwie richtiges Reisewetter! 😉 die wichtigsten Sachen aus. Alles aus dem Kühlschrank, offene Lebensmittel und natürlich die Wertsachen. Die fahren mit uns rauf in die heimische Wohnung. Den Rest erledigen wir morgen…
Wohni sonnt sich in der heimischen Einfahrt, bei dem schönen Abend bekommen wir gleich Lust auf eine Tour! 😉