„Gleich müsste Venlo kommen, ich sehe schon fast das Schild!“ meine ich zu Anja, die mir freundlich lächelnd ein leckeres selbst geschmiertes Brötchen zu meinem kalten Kakao reicht.
Auch der kleine Nils sitzt friedlich und zufrieden in seinem kleinen Kindersitz auf der Rückbank und schaut aus dem Fenster der vorbeifliegenden Landschaft im Sommerwind auf einer völlig staufreien Autobahn zu.
Traumhaft, ja, im wahrsten Sinne des Wortes!
Denn als ich endlich die Augen aufschlage, ist es bereits 9 Uhr durch und Nils hat überhaupt nichts zu lachen. Wie auch, denn er braucht dringend eine frische Windel und auch Anja reicht mir kein frisch geschmiertes Brötchen zum Frühstück rüber, sondern murmelt nur etwas von „aufstehen und langsam mal anfangen mit fertig packen“.
Naja, war ja klar! Das war nur ein Traum!
Wieder mal großartig über das Ziel hinaus gepennt und jetzt muss alles auf einmal, wenn wir wirklich noch vor der Mittagszeit loskommen wollen.
Aber mit leerem Magen anfangen macht auch wenig Freude, sodass ich gleich mit dem ersten Korb Klamotten runter zum Wohnwagen gehe und auf dem Rückweg kurz beim Bäcker frisch belegte Brötchen kaufe.
Zwar weit weniger lecker, als wenn Anja sie fertig gemacht hätte, aber es geht schnell und wir versauen nicht mehr die Küche mit Krümelchen, wenn wir da jetzt umfangreich Brötchen aufschneiden und belegen.
Nach dem schnellen Frühstück packen wir weiter.
So bugsiere ich weitere Körbe nach unten und frage mich hierbei, woher plötzlich all diese Sachen kommen, obwohl wir doch gestern gesagt haben, dass wir „fast alles eingeladen“ hätten!
Woher kommt dann jetzt noch der ganze Pröll?
OK, zugegeben ist ein Großteil meiner Surfausrüstung geschuldet, Segel, Mast und Gabel können nunmal erst als letztes in den Wohnwagen, wenn die Schränke befüllt und der Deichselkasten reiseklar ist.
Und auch mein Fahrrad soll natürlich noch mit, was ich gestern Abend auch nicht mehr verladen hatte.
OK, hab also noch gut zu tun, wobei der Wohnwagen zunehmend zum Packesel wird.
Konnten wir früher z.B. noch den Campingtisch in den Kofferraum vom Wohnwagen laden, nimmt diesen neuerdings der Kinderwagen komplett allein in Beschlag.
Zwangsläufig muss ich mir also ein neues Ladekonzept für Auto und Wohnwagen überlegen…
Der Wohnwagen wird beladen, hier muss fast alles rein… …denn den Kofferraum im Kombi belegt der Kinderwagen 😮
Anja hingegen kümmert sich darum, dass der kleine Nils „klar Schiff“ gemacht wird.
Erstaunlicherweise ist er hierbei recht friedlich und umgänglich und wir sind uns nicht sicher, ob er entweder einfach zu neugierig für das ist, was um ihn herum passiert und deswegen nicht quengelt, oder ob er ganz einfach spürt, dass heute was großes ansteht und er deswegen erst gar nicht quengeln braucht, weil es den Vorgang maximal verzögert, aber nicht verhindert.
Wir wünschen uns natürlich letzteres, denn das wäre zum einen ein Beweis dafür, wie klug unser kleiner Nils doch schon jetzt ist und zum anderen hätten wir damit eine tolle Prognose für künftige Campingurlaube und Reisen gehabt, nämlich das Nils das ganz locker sieht.
Aber wahrscheinlich ist er einfach nur zu müde oder es ist ihm total egal, dass um ihn herum gewuselt und gemacht wird. Wer weiß das schon.
Zu unserer Überraschung kommen wir doch recht gut vorwärts mit den „ach so wenigen Vorbereitungen“, sodass wir gegen kurz nach 11 tatsächlich den Wohnwagen aus der Parklücke schieben und an den Hyundai dran hängen.
Auch unser kleiner Nils sitzt auf der Rückbank dick eingepackt (es ist mit unter 10°C empfindlich frisch an diesem Morgen und gar nicht sonnig, wie in meinem Traum!) in seinem Kindersitz und harrt der Dinge, die da jetzt wohl kommen mögen.
Das Surfbrett am Dach, den Wohnwagen am Haken… und auch Nils wäre wohl abfahrbereit, guckt aber mutzig 😉
Ich will gerade losfahren, als ich beim Blick in den Spiegel etwas irritiert schaue.
Die Spiegel sind nämlich nicht da!
Also jetzt nicht die originalen PKW- Spiegel natürlich, sondern die besonderen Aufsteckspiegel, die bei einem Anhänger mit einer Breite größer als der Fahrzeugbreite angebracht werden müssen, damit man auch mit Anhänger nach hinten schauen kann.
Die hab ich doch glatt vergessen!
Ach ja, was gäbe ich doch jetzt für ein Wohnmobil, denn da braucht es solchen Firlefanz nicht!
Aber was soll man machen, die Spiegel müssen eben dran und basta.
Entnervt steige ich aus und sprinte zurück zum Haus und runter in den Keller, wo ich die Spiegel vermute. Immerhin habe ich diese dort irgendwo nach Saisonende letztes Jahr gut an einem besonderen Ort abgelegt, damit ich sie in diesem Jahr auch auf jeden Fall gleich wiederfinde!
Aber, wo war der doch gleich?
Ich suche und räume und stapele und suche neu, stapele neu und packe neu. Dann räume ich um, die Regale aus und die Schränke leer.
Von den Spiegeln aber keine Spur!
Das darf doch jetzt nicht wahr sein!
Es ist halb 12 und wir sind noch immer nicht abgefahren!
Noch auf dem Weg zurück zum Auto wäge ich ab, ob wir diese dusseligen Spiegel jetzt weitersuchen sollen und damit riskieren, doch noch in den dicken Osterverkehr der ersten Feierabendfahrer an diesem Tag zu geraten, oder ob wir einfach ohne die Spiegel fahren!
Ich meine so breit ist unser Wohnwagen mit seinen 2,10 Metern ja nun auch nicht, dass wir in den Serienspiegeln nichts sehen würden!
Gut, ok, die Sicht ist nicht die beste, aber ich muss ja auch kein „Abstandshopping“ betreiben und zwischen linker und rechter Spur häufig hin und her wechseln.
Dann fahren wir eben nicht die zulässigen 100, ist eh viel zu teuer bei den Spritpreisen.
Ach ja, Spritpreise!
Tanken müssen wir ja auch noch!!
Herrschaft!
Mit rotem Kopf stapfe ich zurück zum Auto zu Anja und berichte ihr etwas niedergeschlagen, dass ich die Spiegel nicht finden kann.
Fast schon bin ich bei all dem Stress soweit, dass ich die Reise am liebsten ausfallen lassen würde!
Einfach wieder hoch ins Bett und dann später einen netten Osterfilm schauen.
Ja, das wär´s!
Gute Fahrt Thomas, viel Spass in Holland, wir bleiben zuhause. Ist eh kalt genug!
Aber Anja ist nicht dieser Meinung und stiefelt nun eigenhändig in den Keller, um nach den Spiegeln zu sehen.
Gut, bitte, soll sie nur!
Ist ja nicht so, als hätte ICH den Keller nicht vor gerade mal 5 Minuten mal eben neu sortiert!
Mit etwas Grummeln im Magen schaue ich nach hinten zum kleinen Nils, der mich erwartungsvoll anschaut.
Dann lacht er sogar und freut sich offenbar darüber, dass ihn jemand beachtet.
Denn dann lacht er in letzter Zeit sehr gerne, was sofort allen Ärger verrauchen lässt.
„Ja, der kleine Nils macht das schon richtig und so“ denke ich vor mich hin, während Nils noch einen ganz anderen Grund hat zu lächeln.
Denn neben dem Wunsch der Kontaktaufnahme zu uns gibt es noch genau einen anderen Grund, der ihm eine solche Erleichterung verschafft, dass er darüber seine Freude zum Ausdruck bringt.
Richtig geraten!
Er sorgt mal eben dafür, dass die frische Windel von vor 20 Minuten auch genau dem Zweck zugeführt wird, wofür sie da ist, ein sanftes Odeur (bei Babies riecht das nicht nach schnöder Kacke! 😉 unterstreicht den soeben vollzogenen Akt der Erleichterung.
Knaller!
Keine 5 Minuten später taucht Anja im Spiegel auf.
Mit den Spiegeln natürlich!
„Die waren im Karton! Hast sie doch extra da rein geräumt, damit du sie auch gleich findest, wenn wir losmüssen! Weißt du nicht mehr?!“
Offensichtlich nicht, sonst hätte ich sie ja gefunden…
„Du, Nils hat eben in die Windel gemacht“ entgegne ich Anja, die mit einem „Ja, ich weiß, hat er eben auch schon gemacht, als du unten warst!“ antwortet.
Na ganz toll! Doppelte Ladung und das Zunichtemachen sämtlicher Hoffnungen, dass es sich vielleicht doch nur um ein warmes Lüftchen gehandelt haben könnte, was unsere Abreise nicht noch weiter verzögert hätte. So aber können wir unmöglich abfahren, das geht gar nicht.
„Houston, wir haben ein Problem“ und was ein ganzes Raumfahrtprogramm vor dem Start einer Rakete zum Mond aus der Bahn werfen kann, begräbt auch bei uns die endgültige Hoffnung, doch noch irgendwo vor der Mittagszeit los zu kommen.
Armer Nils.
Jetzt ist er auch noch indirekt „schuld“ daran, dass Mama und Papa nicht zeitig in den Urlaub starten.
Natürlich sind wir ihm nicht böse oder so! Geht ja auch nicht, er kann ja nix dafür!
Und auch sein noch immer zuckersüßer Gesichtsausdruck der totalen inneren Zufriedenheit lässt sowieso jeden Anflug von Groll verfliegen, da können die Operateure in Housten von uns aus in ihre Kopfhörermuscheln beißen!
Mit einem achselzuckenden „Ach ja, dann eben später abfahren“ schnappt sich Anja also unsere kleinen König der Landstraße und bugsiert ihn zurück in unsere Wohnung zur Runderneuerung der „unteren Schotten“, wie seine Windel ab sofort bei uns heißt… 😉
Ich bleibe derweil am Gespann zurück und kann nun, dank dieser Zwangspause kurz vor Abfahrt, auf einmal mit einer völligen Ruhe und Gelassenheit die Spiegel an die Spiegel montieren.
Ich nehme mir hierbei sogar die Lust, die Spiegel nicht nur perfekt am Spiegelgehäuse der Serienspiegel anzubringen, sondern auch die Spiegelfläche durch mehrfaches Korrigieren im Millimeterbereich wirklich PERFEKT an die Außenmaße unseres Gespanns abzustimmen.
Mit einem „da geht dir nichtmal ein Spielzeugauto durch“ mustere ich dann zufrieden meine Arbeit und harre der Dinge, die da nun kommen mögen.
Zwei weitere Rundgänge um das Gespann, einer Kontrolle der Anhängekupplung und einem Blinkertest aller Blinker im Gespannbetrieb später steht Anja dann wieder bei mir auf der Matte.
Im Arm einen kleinen Nils, der noch immer zufrieden wirkt, wohl aber schon einen Hauch von „Wann können wir endlich los?“- Ausdruck in seinen Gesichtszügen erahnen lässt.
Lange Geduld wird er jedenfalls nicht mehr mit uns haben und dann auch seinem Unmut kundtun, dass er hier mal nichts, aber auch gar nichts zu spielen oder zu fingern hat, von seiner Kuscheldecke oder dem quer über den Kindersitz gespannten Gurt mal abgesehen.
Glücklicherweise bleibt er lieb, bis wir wirklich abrollen können, die Leute in Houston klatschen vermutlich gerade Beifall.
Kaum haben wir die ersten Meter zurückgelegt, steht das nächste Problem auf der Tagesordnung.
Der nahezu leere Tank!
Weit kommen wir damit sicherlich nicht und selbst, wenn der Sprit bis Holland reichen würde, wären wir grob mit dem Hammer beschlagen, dies zu probieren.
Zwar ist Diesel in den Niederlanden meist so um 10 cent günstiger, als bei uns in Deutschland, was uns zu Wohnmobilzeiten natürlich immer gern entgegen gekommen ist.
Nun aber fahren wir ein Gespann, der Zugwagen musste günstig sein UND eine grüne Plakette haben, sodass dieser über einen Benzinmotor verfügt.
Und Benzin respektive Superkraftstoff ist in den Niederlanden im Schnitt so knapp 20 cent TEURER, als bei uns!
„Also auf jeden Fall noch in Deutschland tanken“ gebe ich an die Bordnavigatorin aus, welche mich sogleich auf einen 2cent- Tankrabattgutschein von Shell verweist.
Und da zufällig in Bergheim, wo wir auf die A 61 auffahren wollen, auch eine Shell- Tankstelle angesiedelt ist, fahren wir dort kurzerhand tanken.
Neben unserem Tank füllen wir auch gleich noch unseren 10- Liter Reservekanister auf, den wir ebenfalls mitnehmen und vor Ort nach Ankunft gleich in den Tank kippen wollen.
Wie gesagt, 20 cent pro Liter Unterschied…
Spritpreise zu Ostern 2012. 1,669 für den Liter Super, da freut sich die Muschel…
Gegen kurz vor halb 1 ist es aber dann endlich soweit, wir fahren auf die Autobahn in Richtung Venlo!
Kennern der Strecke nach Zeeland aus dem Rheinland sei an dieser Stelle nur soviel gesagt, dass ich die Route über Antwerpen durch Belgien nicht leiden kann.
Können wir beide nicht!
Viel zu ruppig fahren die LKW in Richtung Antwerpen, viel zu grottig sind die Autobahnen.
OK, die LKW in NL auf dem Weg nach Rotterdam fahren auch nicht unbedingt besser, dafür aber sind die Autobahnen im Oranjeland um Längen wertiger und es fährt sich, unter den vielen anderen holländischen Gespannnfahrern, einfach schöner.
Auch ist die Rücksicht untereinander subjektiv etwas größer, weil die Holländer eben selber ein begeistertes Campingvölkchen sind.
Auf dem Korridor via Antwerpen weiß aber jeder: „Die fahren nur hier und biegen dann ab Richtung Holland“.
OK, das ist jetzt mal eine rein subjektive Meinung von mir und einen Beleg dafür habe ich auch nicht.
Aber dennoch fahre ich einfach lieber via Holland nach Holland, weil der Urlaub dann schon an der Grenze beginnt.
Unterwegs in den Osterurlaub, nordwärts auf der A 61 Dank Bärchenspiegel den Nils immer im Blick. Er pennt…
Grenze ist übrigens ein gutes Stichwort, denn über Venlo, was ich eingangs bereits als Idealvorstellung bereits genannt habe, fahren wir schon lange nicht mehr!
Seit dem Ausbau der Autobahn bei Roermond fahren wir nämlich via Roermond, das spart gut und gerne 10 Kilometer und ist auch etwas weniger stark befahren.
Außer vielleicht an einem Samstag oder gar Sonntag, wenn das Outlet Center in Roermond zu Kampfpreisen Mode verkauft.
Dann ist es auch dort voll.
Aber heute, an diesem schmuddeligen Arbeitstag, ist der gesamte Roermonder Bereich frei und wir kommen gut durch und rüber auf die niederländische Autobahn A 2 Richtung Eindhoven.
Noch 1 Kilometer bis zur Grenze nach Holland. Uuuuund *SCHWUPP*! Wir sind in Oranjeland 🙂
Der Rest der Fahrt verläuft unspektakulär.
Fast schon finde ich es traurig, dass wir für diese Reise komplett vergessen haben, uns um ein Hörbuch zu kümmern.
Aber weder für den Kauf, geschweige denn für die Informationsbeschaffung, was wohl gerade neu auf dem Markt ist und was spannend wäre, haben wir im Vorfeld die Zeit gefunden.
Wie bei allem in den letzten 3 Monaten! Es ist wirklich eine kleine Überraschung, dass wir heute hier und jetzt im Auto sitzen und auch wirklich der Wohnwagen hinten dran hängt.
Wie so ein kleiner Junge wie unser Nils doch die Welt mit der jeweiligen persönlichen Wahrnehmung verändern kann!
Apropos Nils! Der kleine Mann hat schon gleich nach dem Tanken sein Ticket für den Traumlandexpress gelöst und pennt total zufrieden vor sich hin!
Er bemerkt weder die Autobahnwechsel bei Eindhoven, Tilburg oder Breda und auch die längere Fahrt über die holländische Landstraße ab Willemstad auf der N 59 bekommt er mit.
Bis hierhin also schonmal super!
Wir hatten uns das eigentlich viel schlimmer vorgestellt und erwartet, dass wir alle 100km zum „Schotten wechseln“ und Füttern eine Pause machen müssten.
Aber stattdessen rutschen wir auf einer Welle durch bis Zeeland, welches wir gegen halb 4 erreichen.
Auch Oude Tonge, Bruinisse und Zierikzee fliegen vorbei, erst hinter Serooskerke wird der kleine Mann wieder munter.
Passt perfekt, denn in weniger als 15 Minuten werden wir auf dem Campingplatz ankommen, wenn unser Navi korrekt arbeitet.
Schon an der Zufahrt kommt uns Thomas auf dem Fahrrad entgegen.
Anhand unserer vorhin bei Moerdijk abgegebenen Statusmeldung hat der alte Navigator in ihm doch tatsächlich unsere vsl. ETA an der Campingplatzschranke geschätzt und erstaunlich richtig gelegen!
Oder aber er mag nicht zugeben, dass er in voller Vorfreude auf den kleinen Nils schon dreimal um den Platz geradelt ist, um jetzt natürlich ganz zufällig um die Ecke zu biegen! 😉
Wie dem auch sei, wir können nun zusammen das lange Oster- Camping- und Surfwochenende einleiten, was uns alle neue Energie schöpfen lässt.
Schnell ist die Anmeldung erledigt, was auch dank unserer Vorreservierung kein Problem darstellt.
Etwas blöd ist nur, dass wir neben der reinen ACSI- Übernachtungskosten und einer Reservierungsgebühr in Höhe von 10,- € weitere 4,- € für eine Schrankenkarte und eine Personenzugangskarte (nach 23 Uhr) kaufen müssen.
Ich hab dies zuerst für einen Pfand gehalten, aber weit gefehlt.
Die Karte muss tatsächlich gekauft werden.
Naja, dann machen wir das eben auch noch.
Würden wir länger bleiben (z.B. eine Woche oder mehr), würden die Kosten auf jede Nacht umgerechnet gar nicht ins Gewicht fallen.
Und da wir dank unserer Recherchen aus dem Internet wissen, dass hier auf dem Campingplatz warmes Wasser nicht extra berechnet wird und wir auch keine Duschmarken kaufen müssen (also mehr, als die laut ACSI- Tarif enthaltene einmalige Dusche pro Tag und Person, mit der man sowieso bei einer Zeitschaltung fast nie hinkommt), gleicht sich das auch schon fast wieder aus.
Passt also.
Ebenso schnell, wie wir eingecheckt haben, nehmen wir auch unsere Parzelle ein.
Naja, vielleicht ist „schnell“ dann doch etwas übertrieben.
Hoffnungslos überladen hat unser Gespann mit Nils im Heck und Kinderwagen im Kofferraum, Surfbrett auf dem Dach und einem prall gefüllten Wohnwagen nämlich seine Kapazitätsgrenze gut erreicht, sodass wir ordentlich „Tiefgang“ haben!
Und wofür ich in jungen Jahren problemlos mehrere hundert Euro freiwillig bezahlt hätte (nämlich für eine anständige Tieferlegung des Autos 😉 möchte ich nun am liebsten verzichten und wünsche mir viel mehr ein wenig mehr „Beinfreiheit“ für die Hinterachse.
Denn nicht nur einmal setzen wir auf den sehr schmalen Versorgungswegen abwechselnd mit Auspuff oder Bugrad des Wohnwagens auf, sodass Thomas uns sogar mit dem Fahrrad als „Follow- Me“- Fahrzeug voraus regelrecht davon fährt.
Noch langsamer hätte Thomas auch gar nicht fahren können, denn dann wäre er zweifelsohne einfach umgefallen!
Und so unterschreiten wir deutlich die angeschlagene Schrittgeschwindigkeit von 10 km/h auf dem Platz, um zu unserer Parzelle zu kriechen!
Man muss aber auch dazu sagen, dass die Fahrrinnen auf dem Versorgungsweg durch jahrelanges Befahren derart nach unten abgesackt sind, dass der Mittelbereich des Weges eben auch sehr entgegenkommend zum Unterboden unseres Fahrzeugs ragt.
Kommt dann noch ein Drempel oder eben eine der zahlreichen Bodenwellen, knirscht es eben mal ganz unten von achtern.
Naja, halb so wild.
Kaum auf dem Platz angekommen, wird sogleich aufgebaut.
Fahrrad runter, Benzinkanister umfüllen, Gas aufdrehen, Surfklamotten aus dem Wohnwagen und unter den Aufbau geschoben.
Dann ist innen einrichten angesagt.
Diesen Part überlasse ich aber nur zu gerne Anja, die hierfür keinen umherwuselnden Mann gebrauchen kann, wie sie selber sagt.
Auch freut sie sich über einen Moment Ruhe mit dem kleinen, der nun, nach einigen Stunden verschlafener Fahrtzeit natürlich die Schotten voll und den Bauchi leer hat.
Selbiges gibt er auch offen zu bekunden, wobei er noch immer nicht weint oder gar brüllt, sondern eher ein meckerndes Glucksen von sich gibt.
Echt lieb der kleine Mann!
Anja kümmert sich sogleich, während ich mit Thomas im Auto davon fahre, um schnell noch ein paar Vorräte im Supermarkt einzukaufen. Dies am besten bevor die große Osterwelle anrollt und wir kein Tigerbrot oder „Americain Filet“ als Brotaufstrich mehr bekommen.
Unsere Parzelle auf dem Campingplatz „De Oase“ für das Osterwochende. Thomas steht mit seinem Wohmobil gleich nebenan
Offenbar haben wir dennoch zuviel Zeit für alles verbraucht, denn gleich 2 Supermärkte, einer in Scharendijke und der zweite in Renesse, hatte schon kein Tigerbrot mehr im Angebot.
So ein Mist!
Ich decke uns alternativ mit einigen anderen Brotsorten ein, um wenigstens ein wenig Auswahl zu haben.
Naja, sofern dies bei gerade mal 2 Grundsorten an Brot (hell oder dunkel) in Holland überhaupt möglich ist.
Dazu noch einen ganzen Schwall pfandfreie Dosen Cola für mich zu einem guten Spotpreis von unter 25 cent je Dose und ein paar Schokostreusel für Anja. Auch ein wenig Wurst und weitere Getränke landen im Einkaufswagen.
Zuletzt marschieren wir sogar noch kurz zu einem Snackgrill in Holland, um dort gleich die erste Portion Frikandel und Friet Special einzukaufen.
Herrlich vermatscht mit Majo, Ketchup und Zwiebeln, wie es nur heiß frittiert in Holland schmeckt!
Aber wir essen nicht dort, sondern lassen und das kleine Festmenü natürlich einpacken, denn Anja wartet ja auf dem Campingplatz auf mich.
Was ich vorhin an „Guthaben“ bei unserer Fahrt unter 10 km/h auf Weg zur Parzelle quasi angespart habe, rufe ich nun, mit der heißen und fettigen Tüte im Auto, auch gleich wieder ab.
Und wir schaffen es sogar, mit einer noch immer heißen Tüte am Wohnwagen anzukommen, wo Anja unseren Nils schon versorgt und im Innenraum einen ersten wohnlichen Zustand hergestellt hat.
Perfekt!
Das Camping- Osterwochenende findet so einen perfekten Einstand in das holländische Lebensgefühl.
Nur Thomas verzichtet übrigens dankend auf die Verköstigung des niederländischen Nationalgerichts. Er ist der Ansicht, dass die Pommes ganz heiß und die Frikandel ganz frisch sein muss und man diese nur so richtig genießen kann.
Nach dem Verspeisen unseres holländischen Festmahls machen wir uns zu viert auf, noch einen kleinen Spaziergang ins naheliegende Städtchen Renesse zu unternehmen.
Das neue „Team Transitfrei“ im Osterurlaub! Björn und Anja… …und im Kinderwagen der kleine Nils 🙂
Wir spazieren über den Campingplatz rüber nach Renesse Wäre Nils größer, könnte er hier schön spielen.
Wir wussten schon bei unserer Reservierung, dass der Campingplatz De Oase sehr nah am Ortskern von Renesse liegt, aber dass wir mehr Zeit brauchen, um über den Campingplatz bis zum Ausgang zu laufen, als im Anschluss von der Schranke in die Stadt zu spazieren, unterstreicht nochmals die zentrale Lage des Campingplatzes.
Die Einfahrt Campingplatz liegt übrigens GENAU gegenüber vom „Transferium“! Eben jenem kostenfreien Parkplatz in Renesse, von dem aus man prima zu Fuß die Stadt erkunden, oder mit einem Bus ins Umland von Zeeland fahren kann.
2007 waren wir das erste Mal am Transferium in Renesse und es ist schön heute ein wenig in Nostalgie zu schwelgen: „Du Schatz, weißt du noch?“ – „Jaja, das war schon schön damals mit dem Wohnmobil, als wir noch von nichts eine Ahnung hatten!“
Heute haben wir natürlich etwas mehr Ahnung, dafür allerdings kein Wohnmobil mehr. Naja, macht nix!
Denn am schönsten ist aber ohne Zweifel die Tatsache, dass wir von nun an zu dritt unterwegs sein werden.
2007 hätten wir nicht im Traum daran gedacht, an der gleichen Stelle jemals einen Kinderwagen vor uns her zu schieben. Heute tun wir aber genau dies und ist natürlich (trotz Wohnwagen statt Wohnmobil) tausend Mal mehr wert, als jedes noch so tolle Wohnmobil auf der Welt.
Das Transferium von Renesse. Aktuell eher wenig los. Von dort aus ist man aber in wenigen Minuten in Renesse
Viel ist gegen 19 Uhr, als wir die Innenstadt erreichen, hier natürlich nicht mehr los.
Aber der Supermarkt hat noch geöffnet und während Thomas sich dann noch seine heiße Portion Pommes vom Imbiss holt, besorgen wir noch ein paar Kleinigkeiten im Supermarkt.
Was uns sehr freut: Auch Nils wirkt sehr zufrieden auf uns. Sehr neugierig schaut er sich im Supermarkt aus dem Kinderwagen heraus die vielen schönen bunten Farben an und gluckst hier und da zufrieden vor sich hin.
Auch die Seeluft selbst scheint ihm wie uns sehr gut zu bekommen, denn kaum haben wir den Supermarkt verlassen, schläft er im Kinderwagen auch gleich ein.
Hammer, was der kleine Mann heute alles quasi „im Schlaf“ erledigt.
Erst die mehrstündige Autofahrt komplett verpennt und als ob dies noch nicht genug wäre, schlummert er nun den ganzen Weg zurück bis zum Wohnwagen friedlich vor sich hin.
Renesse an einem Donnerstagabend in der Nebensaison Die „Partymeile“ ist komplett leer und verwaist.
Nur an diesem mobilen Fischimbiss stehen ein paar Leute Da bleibt uns nur ein bisschen Schaufensterbummel.
Schau, der einzige Supermarkt von Renesse hat noch auf! Wir spazieren mal durch die Gänge.
Aha, die „Heuschrecken“ waren schon da! 😉 Auch am Brot sind sie offenbar nicht hungrig vorbei gezogen
Viel machen wir an diesem Abend nicht mehr, noch nicht einmal den Fernseher bauen wir auf.
Zum einen, weil auch Anja und ich recht müde sind und zum anderen, weil wir uns hier gar nicht so groß einrichten wollen.
Denn schon morgen soll es an die Strände des Grevelinger Meeres gehen, wo wir das erste Mal in diesem Jahr das Surfbrett zu Wasser lassen wollen.
Und weil man mit Wohnmobil und Wohnwagen wirklich bis auf wenige Meter an die Wasserlinie heran fahren und so aus dem Wohnwagen heraus direkten Zugang zum Wasser hat, wollen wir morgen den Tag am Meer mit allem Komfort unseres Wohnwagens genießen.
Tausende machen dies jedes Jahr so und es ist nur schade, dass man an den Stränden nicht über Nacht stehen bleiben darf.
Hat eben die Campingplatzlobby hier in Holland ihren Daumen drauf, in der Regel herrscht an den Stränden und Wasserplätzen in ganz Zeeland von 21 bis 7 Uhr ein generelles Parkverbot für Wohnwagen und Wohnmobile.
Für einen schönen Tag am Meer allerdings gibt es in ganz Holland keinen schöneren Plätze!
Hallo,
seit Stunden lese ich deine Bericht, wie musste ich oftmals lachen, denn ich hatte ähnliche Erlebnisse.
Wenn ich so lese, was ihr vom Wohnmobil so alles in den kleinen Adria verfrachtet habt: wart ihr da nicht hoffnungslos überladen?
Sind doch nur 200 Kilo Zuladung.
Und mit Gasflasche, Vorzelt, Fahrradträger, Lebensmitteln, Klamotten…