Geschlafen haben wir, wie wir es von unserem Urlaub im Juni noch in Erinnerung hatten, sehr zufriedenstellend. Klappt noch immer prima mit dem Wohnmobil, obwohl wir vorher so große Bedenken wegen des kleinen Alkovens hatten. Hat sich alles in Wohlgefallen aufgelöst.
Wir stehen auf und überlegen uns, was es nun zum Frühstück geben soll.


Obwohl Anja gestern an frische Wurst vom Markt gedacht hat, fehlt uns nun das Brot oder die Brötchen. Blöd! Meine Vorahnung von gestern bestätigt sich insoweit, dass es hier keinen Brötchen- oder Brotservice gibt.
Die Rezeption hat nur Eis zu bieten (kurz überlegt: Salami auf einem Waffeleis, schmeckt das?!) und die nächste Einkaufsmöglichkeit ist selbst mit dem Fahrrad zu weit entfernt.
Ich kann mich zwar mit fortschreitender Uhrzeit und Loch im Bauch immer mehr grunsätzlich für Eis zum Frühstück begeistern, andererseits ist die Ernährung dann doch etwas einseitig.

Es gibt also Resteessen, was unsere Bordkombüse so hergibt, irgendwas ist ja immer da.
Und wenn nicht, gibt es eben „afrikanische Wochen“ (also gar nichts zu essen).

Wir haben jedoch Glück und finden in einer verwinkelten Ecke des Küchenschranks noch eine kleine Rolle Schwarzbrot-Pumpernickel, welches erst letzten Monat abgelaufen ist.
Na also, geht doch! Das wird die Basis für das Frühstück sein.

Die Geruchs- und zögerliche Geschmacksprobe des Brotes besteht „dat olle Schwatzbrod“ auf jeden Fall mit Bravur.
Die Wurst vom Markt in Duisburg vom Vortag wird schnell in kleine Stücke geschnitten und voilá: fertig ist die einfache Campersmahlzeit.
Also Schwarzbrot oder Knäckebrot (wichtig ist die lange Haltbarkeit !) gehört wirklich in jede Bordküche, damit man im Notfall wirklich immer etwas dabei hat…

                   
    Kleine Reiterlein                             Wursthäppchen auf Schwarzbrot     Cola und Kirschen dazu, mmhh, lecker ! 🙂

Nach dem Frühstück geht es zu den Duschen.
Das Duschen kostet 50 cent für geschätzte 2 Minuten Duschzeit. Leider gibt es keinen Regler für das Wasser. Das heißt, man muss das Wasser nehmen, was aus der Dusche raus kommt, nachdem man die 50 cent eingeworfen hat.
„Hey toll, Überraschungsduschen!“ kommt mir als erstes in den Sinn. Vielleicht sollte man hier aus der Not eine Tugend machen und diese Art des Duschens vermarkten?
Für meine Begriffe war das Wasser dann doch leider viel zu heiß, aber besser als gar nichts. Man soll sich ja auch über die kleinen Dinge des Lebens freuen und wenn man sich vorstellt, man sei ein Wiener Brühwürtschen und das Duschgel mutiert gedanklich zum schmackhaften Senf, lässt sich auch diese Dusche bequem und problemlos aushalten.

Eine Besonderheit zum Klo sei noch erwähnt.
Damen- und Herrenklo liegen gleich nebeneinander, es gibt jeweils nur „eine“ Schüssel pro Geschlecht, so kann es bein entsprechendem Pech schon mal zu Wartezeiten kommen.
Klopapier wird vom Platzbetreiber ebenfalls nicht gestellt, folglich gibt es auch keins.
Das muss man sich selber mitbringen, Glück für uns, dass dieses kleine aber enorm wichtige Detail vor unserem Toilettenbesuch bemerkt haben, so haben wir wenigstens eine Klorolle dabei.
Da wir darüber hinaus glücklicherweise nebeneinander sitzen, kommt das erwünschte Klopapier aus der Nachbarkabine (wo Anja gerade eine Sitzung abhält) nach ein paar Minuten Wartezeit auch endlich „angeflogen“…

    
     Na endlich kommt die Klorolle… 😉

Nach der üppigen Morgentoilette packen wir unsere 7 Sachen zusammen und machen uns auf die Küste zu bereisen.
Wir haben gestern Abend noch beratschlagt und uns für die Gegend um Renesse entschieden.
Dort vermute und erhoffe ich mir einen der besagten Mini- Campings für heute Abend.
Wir fühlen uns beide fit und ausgeruht, so kann der eigentliche Kurzurlaubstag starten!

         
     So sehen hier die „Camperhäuschen“ aus          Nochmal unser Stellplatz (Wasser und Strom am Platz)

Um halb 12 verlassen wir den CP und sind wieder unterwegs.
Das Wetter ist leider nicht viel besser geworden, der Wind hat zwar deutlich abgeschwächt, transportiert aber immer noch unablässig dichte Wolkenmassen von der offenen See ins Landesinnere.
Wir werden uns auf jeden Fall auf Regenwetter einstellen müssen, schade !

Nur eine knappe Stunde später erreichen wir trotz Bummeln Renesse.
Wir parken kostenlos am Transferium, das eher wie ein Busbahnhof mit angeschlossenem Parksystem einem deutschen P&R gleicht.
Bei der Zufahrt fallen uns sogleich die Schilder auf, die das Parken für Camper und Wohnmobile in der Zeit von 21:00 bis 06:00 Uhr verbieten.
Ist ja klar…
Wir suchen uns eine der hinteren nicht so vollen Reihen aus, wo bereits ein anderes Wohnmobil geparkt hat.
Genau wie die Crew des anderen Wohnmobils nutzen wir diesen kostenlosen Tagesparkplatz, um die Gegend mit dem Fahrrad zu erkunden.
Also die mitgebrachten Räder abgeschnallt und los geht’s.
Es gibt aber auch für Anreisende ohne eigenes Fahrrad am Transferium einen Fahrradverleih.
Die Innenstadt von Renesse ist schnell erreicht, sogar zu Fuß wären wir in nur 5 Minuten da gewesen.
Toller Parkplatz, ist wie gesagt kostenlos und die Innenstadt ist sehr schnell erreicht. In der Stadt ist das Parken kostenpflichtig, daher stehen wir hier am Transferium schon goldrichtig.

    
Parken am Transferium, mit dem Rad geht es weiter

Renesse selbst ist, wie es für einen Feriensamstag zu erwarten war, außerordentlich gut gefüllt. Zunächst fahren wir mit dem Fahrrad den Ort einmal komplett der Länge nach durch. Es ist schwierig, denn oft laufen die hauptsächlich jungen Fussgänger kreuz und quer über die Straße. Nicht weniger stressreich sind die gegnerischen holländischen Radfahrer, Verkehrsregeln scheinen für diese gar nicht zu gelten.

              
    Wir erkunden Renesse mit dem Fahrrad      rauf…                                                      …und wieder runter

    
  Nanu, sind wir in New York oder was?

Mit dem Fahrrad ist Renesse jedenfalls nicht so schön, daher entscheiden wir uns, als wir mal wieder ein Ortsende erreicht haben, nun die Fussgängerzone und die überfüllten Bürgersteige zu Fuß zu erkunden.

Wir parken unsere Fahrräder an einem Zaun und machen uns dann zu Fuß auf durch die Menschenmaßen. Ich hatte Renesse in etwas anderer Erinnerung, war vor etwa 6 Jahren das letzte Mal hier. Seit damals hat sich eine Menge verändert. Renesse hat die damaligen Anfänge der Partymeile oder auch „Mallorca des Nordens“ und deutsche Kolonie ausgebaut und erweitert. Kaum sind wir in der Stadt fährt auch schon ein Partybus an uns vorbei. Es ist gerade mal Mittag und dennoch hängen aus dem offenen Dach des Ausflugsbusses die betrunkenen Jugendlichen über der Reling. Es sind Engländer, was man unschwer an ihrer Kleidung, den albernen Hüten und ihrem Geschrei entnehmen kann.
God save the Queen und diese „ehrenwerten Botschafter britischen Kulturgutes“.
Sie singen und gröhlen, halten dabei ihre Alkoholika in der Hand.

Na bestens, bravo, ich bin von Renesse bedient. Ich würde mir gern im ansässigen C 1000 Supermarkt etwas zu trinken kaufen (hoffentlich verkauft der etwas ohne Alkohol), aber es ist dermaßen voll in dem Supermarkt, dass ich lieber weiter vor mich hin dürste, als mich hier in die Schlange anzustellen.
Es ist unglaublich, wie viel Gedränge hier auf den Bürgersteigen herrscht.
Und fast alle Gesichter sind „ohne Bart“.

              
Renesse zu Fuß                                         durch die volle Fussgängerzone         Die Tagesangebote…

Nachdem wir die Stadt zu Fuß durchquert haben und an der Kirche angelangt sind, wird es endlich etwas ruhiger. Wir betreten eines der kleineren Souvernirlädchen und stöbern ein bisschen in der Auslage. Neben Drachen, Klamotten und Souvenirs finde ich auch für Wohnmobilfahrer das perfekte Spielzeug.

    
Genau das richtige, wenn man mal kein Geld um mit dem „Großen“ auf Tour zu gehen…    

Gekauft wird hier jedoch nichts.
Es ist einfach nicht schön hier!
Mag sein, dass für Jugendliche so ab 16 bis maximal 25 hier eine tolle Partymeile aufgebaut wurde, für uns ist dies mit um 30 Jahre jedoch schon nichts mehr.
Sind wir spießig? Jetzt schon Spaßverderber?
Nein nein, sollen die mal ruhig ihren Spaß haben, Erholung, wie wir sie uns vorstellen, finden wir hier jedoch leider nicht.

Alles, was wir hier unternehmen ist der Besuch einer kleinen Drogerie, hier kaufen wir Paracetamol und Aspirin, beides große Packungen für insgesamt 7,29 €.
Wenigstens sind Medikamente hier in Holland bedeutend billiger, als bei uns in Deutschland.

Nachdem wir uns nun hier eine knappe Stunde und damit eigentlich schon viel zu lange aufgehalten haben, überlegen wir, was wir nun als nächstes machen können.

Das Wohnmobil steht eigentlich perfekt, es kostet nichts und die Räder sind nunmal schon abgeschnallt, da wäre es Blödsinn alles einzupacken und die Räder erneut auf- und im nächsten Ort wieder abzuladen.
Also schauen wir uns in Renesse nach den Fahrradwegweisern um (weiße Schilder mit rotem Rand, teilw. mit Kilometerangabe und Fahrradsymbol) und finden auch recht schnell einen Wegweiser, der den Weg nach Burgh-Haamstede ausweist. Bis dorthin sind es nur 4 Kilometer und so machen wir uns mit dem Fahrrad los.

Der Weg führt über Felder und kleine Wege, dennoch ist der Radweg gut besucht.

         
    Mit dem Fahrrad geht es nach Burg-Haamstede                Der Weg führt über idyllische Radwege

         
    mit viel Verkehr                                                              Der Radweg wird zu Straße und endlich erreichen wir den Ort

Nach knapp 30 Minuten Fahrtzeit ist recht schnell Burgh-Hamstede erreicht und wir binden unsere Drahtesel abermals an einen Laternenpfahl.
Hier gefällt es uns schon bedeutend besser, es ist ruhiger, die Menschen sind in unserem Alter und auch das Örtchen selbst wirkt beschaulicher. Viel zu entdecken gibt es nicht, das meiste spielt sich um den Kirchplatz ab.

              
    Räder wieder angekettet                        Straßencafe und Kirchplatz in Burgh-Haamstede

Hier werden wir auch endlich das knappe Frühstück ergänzen und dazu noch gleich Mittag- und Abendessen einnehmen. Wir steuern das Fischrestaurant t`Dolfijnte an.
Obwohl es sich um ein Fast-Food Restaurant handelt, ist es von innen echt nett hergerichtet.
Wir sitzen in einer gemütlichen Sitzgruppe, eine frische Blume steht auch noch auf dem Tisch.
Was man essen möchte bestellt man einfach aus der Auslage, das Essen ist bereits vorfritiert, wird nur nochmal in heißem Fett gebadet und erwärmt. Wir bestellen uns beide einmal Fischfilet mit Pommes und Majo, dazu 1x Cola und 1x Eistee.
Für das gesamte Sortiment werden dann 22,50 € fällig.

         
  Hier links kehren wir ein, man kann draußen oder drinnen sitzen           Wir entscheiden uns für drinnen

         
Die reichhaltige Auslage                                                     Rustikal: Bratfisch mit Pommes und Cola / Eistee

Man hat mir gesagt, dass wir bisher recht wenig an Kultur und Geschichte eines Urlaubsortes besichtigt hätten bzw. in unseren Reiseberichten davon erzählen.
Ich habe mir diese Anmerkung zu Herzen genommen und so haben wir uns entschlossen mal die Burg Haamstede zu besichtigen.
Der kleine Park an der Kirche ist zu Fuß schnell erreicht, leider hat die Burg geschlossen. Schade, von außen sieht sie nett und durchaus besuchenswert aus.
So, das sollte an Kunst und Kultur ausreichend sein… 😉

         
   Die Infotafel                                                                          und das zugehörige Schloss dazu

Zurück in der Stadt kaufen wir noch im Souvenirlädchen ein paar Postkarten und Briefmarken für Verwandte und Freunde nach Deutschland (Briefmarken 0,67 cent pro Stück).
So werden für Postkarten und Briefmarken 11,75 € fällig.

Da wir nun in Burgh-Haamstede mittlerweile alles gesehen haben, gehen wir langsam zurück zum Fahrrad, unterwegs schaue ich nochmal kurz in einem Fahrradgeschäft rein.
Ich glaube ich habe ein paar Spätfolgen durch das Salzwasser in Dänemark an der Kette und an der Schaltung zu verzeichnen, jedenfalls quietscht meine Kette beim fahren und die Schaltung hat Schwergang.

Direkt neben dem Fahrradladen ist eine kleine italienische Stube mit dem schönen Namen „Mi Casa“, die uns Tiramisu, Milchkaffee, eine Cola und eine Waffel für insgesamt 10,50 € als kleinen Nachtisch serviert.
Allmählich stellt sich nun die Frage, was wir hier weiter unternehmen können. Mit dem Rad können wir nun entweder zurück nach Renesse fahren und mit dem Wohnmobil weiter die Gegend erkunden oder wir fahren weiter mit dem Fahrrad zum Strand.
Schließlich können wir unmöglich „ans Meer“ fahren, ohne wenigstens einmal den Strand gesehen zu haben.
Gesagt getan, wir folgen dem Schild „Westenschouwen Strand“ und erreichen diesen nach gut 20 Minuten Fahrtzeit.
Dank des in Burgh-Haamstede aufgetragenen Öls quietscht auch endlich meine Kette nicht mehr, so lässt es sich viel besser fahren.

         
     Mit dem Fahrrad geht es wieder los:                                    …vorbei an wunderlichen Vorgärten…

    
     …den aktuellen Benzinpreisen vom 30.06.07…                   …den Folgen der teuren Benzinpreise…

    
   …wunderlichen „Flughäfen“…                                             …geradewegs in Richtung Strand

Unterwegs setzt leider leichter Regen ein, und so kommen wir leicht angenässt aber glücklich am Strand von Rotonde an.
Interessant finde ich, dass der Radparkplatz hier als „gratis“ ausgeschildert ist.
Ist es denn erforderlich dieses Schild zu postieren? Gibt es überhaupt kostenpflichtige Fahrradparkplätze in NL?
Mittlerweile wundert mich hier fast gar nichts mehr und so überlege ich, ob eine „Parkscheibe für Fahrräder“ eine für Städte und Gemeinden in NL lohnende Einnahmequelle wäre.
Darüber hinaus fällt mir während des Zugangs zum Strand ein Hinweisschild auf, dass hier so ziemlich alles was Spass macht, verboten ist.
Das ganze nennt sich dann „Family- Sportstrand“

         
  Am Strand von Rotonde ist wohl nichts erlaubt……wenigstens ist das Paken gratis!

Auf der Dünenkuppe machen wir es uns auf einer kleinen Bank bequem.
Das Meer wirkt rau und durch den Wind aufgepeitscht, es sind nur wenige Menschen am Strand.
Anja bleibt auf einer Bank am Aussichtspunkt zurück, ich will wenigstens einmal den Elementewechsel anfassen uns damit offiziell die Reise ans Meer mit „am Zielpunkt angekommen“ beenden.
Ich stiefele die Holztreppe herab und erreiche wenig später das Meer.
Wie zu erwarten war ist es nass und kalt.
Und das Anfang Juli!
Nachdem ich das Wasser berührt habe, mache ich mich auf den beschwerlichen Weg zurück die Holztreppe wieder nach oben zu klettern.

         
Raue See und dunkle Wolken                                            nur die Möwen haben offenbar Spass am Aufwind

              
Ich klettere mal runter an den Strand und habe das Meer wenigstens mal angefasst Blöd nur, dass ich da auch wieder hoch muss…

Wir bleiben noch ein wenig auf der Bank sitzen und verstecken uns unter dem Regenschirm, denn der Regen hat nun deutlich an Stärke zugenommen.
Die Aussicht ist trotz des trüben Wetters schön.

         
    Ausblick auf das Örtchen von der Dünenspitze aus                    Da vor den gelben Schirmen stehen die Fahrräder

Um kurz nach 4 machen wir uns aber zurück auf den Weg zum Wohnmobil. Wir fahren von hier aus den direkten Weg zurück nach Renesse, teilweise regnet es heftiger, was dazu führt, dass wir einhändig Fahrrad fahren und mit der anderen Hand den Schirm halten.
Wenn nun auch noch der Sturm dazu kommt, werden wir entweder zum fliegenden Robert oder zu Mary Poppins…

Wir wundern uns unterwegs über die vielen Autos, die noch immer hier in die Gegend strömen, an einer Kreuzung hat bereits die Polizei Stellung bezogen und die direkte Zufahrt nach Renesse für PKW gesperrt.
Wir sind beide komplett ratlos, was hier denn los ist.
Das so viele Menschen zu eigentlich später Stunde und bei schlechtem Wetter noch hier her strömen ist doch recht ungewöhnlich.
Die Kennzeichen stammen nicht aus Deutschland oder England, spät anreisende Feriengäste können es also nicht sein. Viel mehr sind es die allseits beliebten gelben Nummernschilder der nationalen Bevölkerung, die sich nun nach Renesse quälen.
Wir sind froh, als wir gegen 17 Uhr wieder den Radweg nach Renesse erreichen, nun sind wir eigentlich ganz allein, mit dem zunehmend schlechten Wetter hat es offenbar auch die Radfahrer vertrieben.

              
   Nanu, Stau auf der Zufahrt nach Renesse?  Mit Polizei und allem drum und dran? Wenigstens ist der Radweg „staufrei“

Keine 20 Minuten später sind wir wieder am Wohnmobil.
Endlich da!
Ist schon ein schön hierher zurück zu kehren, ist wie ein echtes kleines Zuhause, nur dass es eben auf einem Parkplatz steht.
Wir befestigen die Räder und machen es uns erstmal in unserer Sitzecke gemütlich, trocknen uns die Haare und die Klamotten.
Hier schreiben wir auch die Postkarten für unsere Lieben zuhause, die wir in Burgh-Haamstede gekauft haben.

Um 18 Uhr machen wir uns wieder auf den Weg.
Wir wollen Schouwen Duiveland verlassen und nochmal in Richtung Nord-Beveland fahren.
Etwa, als wir die Mitte der riesigen Brücke der N 57 in Höhe Neltje Jans passieren, kommt es nun auch für uns für uns total unerklärlich zum Stau.

Drehen kommt hier nicht mal annähernd in Frage und so stehen wir erstmal.
Nach ein paar Minuten mache ich sogar den Motor aus.
Uns kommen immer wieder Busse mit der Aufschrift „Concert at Sea“ entgegen.
Vielleicht ist das das Großereignis in Renesse?
Irgendwann geht es auch mal weiter und es scheint tatsächlich so, als wäre auch dieses besagte Konzert Ursache unseres Staus.
In Neltje Jans wird wohl ein großer Parkplatz mit Transfergelegenheit in Richtung Renesse angeboten, jedenfalls staut es sich an dieser Einfahrt zurück.
Ein Glück, dass wir hier nicht vorbei wollen, auch wenn wir kurz überlegen, ob wir nicht einfach auch zu diesem Konzert fahren sollen.
Fragen wie: „Brauchen wir eine Eintrittskarte, ist es vielleicht schon ausverkauft, wie teuer mag das wohl sein, um welche Musik geht es überhaupt“ lassen uns aber schnell davon Abstand nehmen und so geht es weiter über den kurzen Zipfel Nord-Beveland nach Walcheren, genauer gesagt zur Stadt Domburg.

              
  Concert at Sea?                                        Rechts ab?                                               Ein Glück, dass wir da nicht lang müssen

Wir parken am Stadtrand auf einem öffentlichen Parkplatz.
Eigentlich steht dort neben dem „P“- Schild wieder das PKW- Zeichen, aber auf der Zufahrt ist auch wieder das bereits bekannte durchgestrichene Wohnmobil in der Zeit von 21:00 – 07:00 Uhr, also gehe ich davon aus, dass man in der übrigen Zeit hier auch mit dem Wohnmobil parken darf.

Kurz nach 19 Uhr erreichen wir zu Fuß die kleine aber wirklich feine Innenstadt von Domburg.
Hier gefällt es uns von den bisher besuchten Orten am Meer noch am besten.
Es ist noch was los in der Stadt, ich bekomme mein heiss geliebtes Softeis und wir spazieren durch die Stadt.
Kleine Gässchen, Bars, Cafes und bunte Einkaufslädchen laden zum Shopen, Stöbern oder zum Ausruhen und Verweilen ein.
Das Wetter spielt auch wieder mit, der Regen hat endlich aufgehört und es ist deutlich wärmer geworden, obwohl es bereits halb 8 ist.

         
Hier beginnt die Fussgängerzone                                             Autofrei und schöner als in Renesse

Nachdem wir die Stadt durchquert haben, gehen wir nochmal zum Strand von Domburg.
Auch dieser liegt wirklich perfekt, man kann ihn vom Stadtzentrum aus besonders leicht zu Fuß erreichen und er ist groß genug, dass man sich nicht auf der Pelle liegt.

         
   Wir gehen mal runter zum Strand                                            Alles ordentlich

         
Die Aussichten für morgen (nicht gerade rosig, und das Ende Juni !)   

Der Sand ist schön weich und man kann auch wunderbar Muscheln sammeln. Offenbar ist gerade Ebbe, denn wir können an den Holzpflöcken, die in den Strand gerammt sind, bis zum Meer durchgehen. Das Wasser ist nicht kalt und so kann man auch problemlos barfuß laufen.
Immer wieder versucht die Sonne durch die Wolken zu brechen, leider sind die Wolken so dicht, dass es nur für kurze Abschnitte reicht, ansonsten bleibt das Wetter bedeckt, was unserem Strandbesuch aber keinen Abbruch tut.

         
    Die Sonne versucht durch die Wolken zu brechen                     Und Anja versucht mich naß zu spritzen

Nachdem wir uns ausgiebig am Meer ausgelassen haben, machen wir Pause auf einer kleinen Bank, wo eine stumme Bronzefrau bereits Platz genommen hat.
Eine alte Villa steht in den Dünen, links davon ist ein Turmzimmer gebaut, dass rundum mit Glas verbaut ist. Neben der Bronzefrau sind auch ein paar Grabsteine ausgestellt
Die Villa lässt sofort meine Phantasie sprießen.
Vielleicht hätte ich Romanbuchautor werden sollen, die Inspiration ist jedenfalls da.

         
     Die Grabsteine in den Dünen, dahinter das Haus mit Turmzimmer und die Bank mit der Bronzefrau (also links 🙂

Was jetzt kommt, ist rein fiktiv, hat nichts mit der Realität zu tun:
Ich sehe sofort vor meinem geistigen Auge das Jahr 1878 und ein gerade aufkommendes Geschäft mit den ersten Touristen am Seebad. Ich sehe die Villa und die Herrin des Hauses, die sich eines Morgens, für alle völlig überraschend, das Leben genommen hat. Sie hängt am selbst gebauten Galgen im Rundturm, der Milchjunge hat sie in der Frühe entdeckt.
Die Dame war vielleicht verrückt oder der Mann hat sie in den Wahnsinn getrieben.
Die Dorfbewohner hüten das dunkle Geheimnis, lassen alles wie einen Unfall aussehen.
Stellen die Grabsteine und die Statue auf, huldigen der Frau, machen sie zur loklaen Heldin und Berühmtheit um die Wahrheit zu verschleiern.
Kurzum, das ganze Dorf hütet ein schreckliches Geheimnis.
Die Startidee ist gut, aber wie wird das Geheimnis gelüftet? Hmm hmm ich überlege hin und her…
Jedenfalls lässt die gesamte Szenerie Raum für unheimlich viel Spekulation.

Zurück in die Realität:
Wir gehen noch ein wenig auf der Düne spazieren, erreichen die Rückseite der Villa.
Hier ist eine Bildtafel ausgestellt, offenbar wohnte in dem Haus ein berühmter Arzt oder sowas. Meine Romanidee hat auf jeden Fall nichts mit der damaligen Realität zu tun.
Viele Bilder aus alter Zeit erlauben einen Anblick in ein anderes Jahrhundert.

    
Bildtafel von Anno Dazumal

DAS wäre doch mal eine Ferienidee.
Urlaub mit der Zeitmaschine in einer anderen Zeit.
Unsichtbar oder sichtbar, ganz wie man will…

Schnell wieder in die Geschichte:
Vielleicht passt das auch zu meiner Geschichte, ein junges Pärchen hat sich im Jahr 2161 diesen Ort und die damalige Zeit ausgesucht, um die Wahrheit im Rahmen einer Studie ans Licht zu bringen.
Sie können nicht ahnen, dass das Geheimnis des Hauses dunkler ist und weit über die Geheimniskrämerei der Dorfbewohner hinaus geht. Durch einen Fehler oder den Einfluß des Fluches sind sie plötzlich in dieser Zeit gefangen und müssen das Rätsel lösen, bevor sie nie wieder in Ihre Zeit zurück können…

Da juckt es mich gleich in den Fingern, vielleicht schreibe ich wirklich mal ein Buch…
Ich erzähle Anja von meiner Idee, sie verdreht nur die Augen.
Dann bitte ich sie, mal das Haus und die windige Szenerie, beinahe mit Sturm auf sie wirken zu lassen.
Sie solle sich doch bitte Nacht und ein Gewitter dazu vorstellen und dann im Blitzeschein der baumelnde Körper der toten Gräfin… Irre !
So ganz kann mir Anja geistig dennoch nicht folgen und das ist auch gut so, denn ob ich jemals ein Buch daraus gezaubert bekomme, wage ich mal stark zu bezweifeln…

    
Der Strand vom Spazierweg oben auf der Düne aus aufgenommen

Wir erreichen einen Aussichtspukt auf einer Anhöhe und so gelingen uns ein paar schöne Bilder von Domburg, dem Strand und der Szenerie.
Ich mache ein paar Bilder, die ich zuhause zu weiteren Panoramabildern zusammen fügen will.


    Panoramabild 1 Richtung offenes Land


   Panoramabild 2 Richtung Domburg

Es ist halb 9 durch, als wir uns langsam entscheiden müssen, was wir nun als nächstes machen.
Entweder wir verbringen die Nacht von Samstag auf Sonntag auch noch hier oben, dann haben wir allerdings das Problem, dass für morgen noch schlechteres Wetter angesagt ist.
Oder wir fahren heim.
Ich persönlich fahre eh lieber, wenn es Abend wird oder Nacht ist.
Die Straßen sind freier, der Verkehr ruhiger, kaum oder keine LKW und man hat die Ruhe, die man beim konzentrierten Autofahren braucht.
Es gibt Verfechter die behaupten Nachtfahrten sind nicht gut und besonders aus dem Tag heraus zu fahren sei für den Körper eine Belastung.
Das mag sicherlich auf einige Menschen zutreffen, aber ich bin da anderer Meinung, immerhin muss das jeder für sich selbst entscheiden.
Zum einen kommt es mal ganz klar auf den persönlichen Biorhythmus an.
Übermüdet sollte man nicht fahren, das ist klar. Aber wenn man sich fit fühlt, spricht aus meiner Sicht doch nichts dagegen?

Die Entscheidung fällt schnell und ohne Widerspruch.
Um kurz nach 9 erreichen wir das Wohnmobil.
Die Stadt Domburg hat uns eine „nette“ Erinnerung dagelassen.
Es ist zwar kein Knöllchen, eher der freundliche Hinweis, dass das Übernachten auf diesem Parkplatz nicht gestattet ist, aber dennoch ist das irgendwie unfair.
In dem Infoblättchen steht drin, dass das Übernachten (auch im Auto oder Zelt) auf diesem Parkplatz nicht gestattet ist. Merkwürdig nur, dass nur wir mit dem Wohnmobil diesen Zettel haben, die hier (auch aus dem Ausland) stehenden Autos haben jedoch diesen Hinweiszettel nicht.
Aber egal, wir wollten ja eh nicht hier bleiben.
Wir machen uns auf in Richtung Heimat! Auf den Campingplatz möchten wir nicht zurück und einen neuen suchen, das ist jetzt irgendwie auch nicht unseres. Für den Moment reicht es uns. Spätestens nach dem Zettel, der sich irgendwie so liest, als seien wir nicht wirklich willkommen hier. Obwohl davon nichts auf dem Zettel steht. Es fühlt sich einfach unfreundlich an. Und deswegen mag icch auch einfach nicht hier bleiben.

              
    Hübsche Villa…                                         Wir gehen zurück zum Wohnmobil              wo das Parken nachts verboten ist

     Diesen Zettel haben uns die „Sheriffs“ ans Auto gepappt (Bitte anklicken für eine lesbare Vergrösserung!)

     

                                       

Gerne hätte ich auf dem Rückweg noch einen offenen Supermarkt gefunden. Ich mag das getigerte Weißbrot der Niederländer so gern, leider hat jeder Supermarkt, an dem wir vorbeikommen, schon geschloßen. Schade.
Die Rückfahrt selber verläuft ohne Probleme oder besondere Ereignisse.
Ich habe die ganze Zeit freie Fahrt und muss nur bremsen, wenn ich selbst bremsen will, um von der Autobahn abzufahren und auch das ist nichtmal nötig, kuppelt man aus erledigt Wohni mit seinem cw- Wert den Rest. 😉

         
  Typisch für Holland, Windmühle in Middelburg                             und ein Tunnel, wir haben fast freie Fahrt

Gegen halb 12 fahren wir das erste Mal in Höhe Eindhoven eine noch geöffnete Tankstelle an.
Es ist eine Esso.
Wir hofften, dass wir hier im Shop vielleicht ein wenig Brot für morgen bekommen könnten, leider haben wir Pech.
Dennoch mache ich bei für NL- Verhältnisse wahrscheinlich horrenden Tankstellenpreisen den Dieseltank nochmal ganz voll, denn verglichen mit unseren Preisen ist Diesel hier wohl noch recht günstig.
Ich kaufe zusätzlich noch ein belegtes Brodje und eine kleine Tüte Milch dazu und lasse mir das auf der weiteren Heimfahrt gut schmecken.

              
  Kurzer Stop an der Esso                    aktuelle „Nachtpreise“ vom 30.06.07           und mein Abendbrot oder besser Nachtmahl

15 Minuten später steuere ich noch eine Texaco an, aber auch hier das gleiche Bild, es gibt nur fertig belegte Brodjes oder Sandwiches, kein Brot zum selber schmieren.
Es befindet sich zwar in der Tankstelle eine Art Backshop, leider hat dieser bereits geschloßen.
War ja auch nicht anders zu erwarten.

         
   Nochmal ein kurzer Stop an einer Texaco    Nächtliche „Tankstellenromantik“

Kurz nach Mitternacht passieren wir die Grenze bei Venlo (wieder ohne Grenzkontrolle) und sind gegen ein Uhr wieder zuhause.

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