Gegen kurz nach 5 reißt mich die Stimme meiner Frau aus dem Stiefschlaf.
„Sollen wir schon aufstehen? Nils ist sowieso schon wach!“
Und tatsächlich blubbert unser kleiner Mann fröhlich die ersten „Bliiiiehs“ und „Bröööös“ vor sich hin. Tja, kaum wird es hell, ist Nils putzmunter. Man kann zwar ein wenig mit dem Rollo das frühe Aufwachen sagen wir mal „regulieren“, aber irgendwann, wenn spätestens gegen 7 die Sonne durch die Ritzen scheint, ist Nils am Start.

Für heute ist ein frühwaches Kind natürlich der beste Wecker, daher haben wir gestern Abend das Rollo bewusst oben gelassen.
Das Nils aber nun schon um kurz nach 5 seine Reiseplane offen mit uns teilt, das haben wir dann doch nicht erwartet.
„Noch eine halbe Stunde“ brummele ich Anja zu, die zurück in die Federn plumpst.
Wir kuscheln noch ein wenig zu dritt, bevor es nachher losgeht. Muss ja auch mal sein.

Gegen viertel vor 6 ist es dann aber soweit. Nils ist nicht mehr zum kuscheln zu bewegen und da wir ja auch los wollen, stehen wir jetzt auf.
Gut, dass wir so ziemlich alles gestern Abend schon vorbereitet haben und nun nur noch die Sachen aus dem Kühlschrank zuhause in den Kühlschrank im Wohnwagen umladen müssen. Das geht fix.

         
     Viertel vor 6: Irgendwo über Köln geht die Sonne auf.               Das ist das Startsignal für uns! Letzte Vorbereitungen…

Mehr Zeit geht für die letzten Arbeiten zuhause drauf. Ein letztes Mal die Katzen versorgen, die Bude aufräumen und dafür sorgen, dass alles während unserer Abwesenheit seinen Gang geht.
Danach müssen wir uns eigentlich nur noch selbst ins Auto verfrachten und dann kann es auch schon losgehen. Und um halb 7 heißt es dann: Tirol, wir kommen!

Die ersten Kilometer laufen eigentlich prima.
OK, wir müssen einmal kurz nach der Abfahrt am Rasthof Frechen anhalten weil der Wohnwagen etwas einseitig beladen zu sein scheint. Offenbar ist es nicht so gut, wenn der Spültank der Toilette gefüllt, der Kleiderschrank komplett voll gepackt und das Vorzelt im Badezimmer samt seinem Gewicht unseren Wohnwagen auf der Steuerbordseite doch erheblich nach unten ziehen.
Tja, man merkt eben, dass wir diesen Gewichten nur einen leeren Kühlschrank auf der Backbordseite anbieten können! 😉
Aber nach einem kurzen Stopp und einer Umverteilung von Vorzelt und Campingmöbel ist das Problem behoben, danach geht es gleich weiter.
Für den Weg in den Süden haben wir uns übrigens die A 3 ausgesucht, auch wenn es ein paar Kilometer mehr sind, als wenn wir A 61 und dann über Ludwigshafen und Stuttgart Richtung München fahren würden. Zu oft muss man da die Autobahn wechseln und zu oft haben wir dort, im Schwäbischen, im Stau gestanden.
Nun aber heißt es volle Fahrt voraus, großzügig nutze ich die uns vom Gesetzgeber gegebenen Möglichkeiten der 100er Zulassung unseres Anhängers.
Klappt aber heute auch absolut ohne Probleme, denn wie zu erwarten war, gibt es eigentlich fast keinen LKW- Verkehr.
Das „Rennen“ in den Süden tragen wir also mit einigen wenigen Bussen, anderen Gespannen und vereinzelten Wohnmobilen aus, die ebenfalls so im Bereich um die 100km/h unterwegs sind.
Gerne lasse ich es daher mit voller Fahrt voraus laufen und bin auch nicht traurig darüber, dass Nils eigentlich schon am Kerpener Kreuz und Anja irgendwo hinter dem Siebengebirge die „Lichter“ anhat.
Passt schon.

Limburg und Montabaur fliegen kurz nacheinander durch und gegen viertel vor 9 passieren wir bereits den Frankfurter Flughafen, es läuft Super!
Einzig die Tankanzeige will heute gar nicht so recht mein Freund sein!
Denn wir haben noch keine 200km geschafft, da neigt sie sich bereits dem Viertelvoll- Punkt zu.
Hmm, komisch! Hab gestern Abend doch extra vollgetankt! Das sollte doch mindestens bis in den Bereich um Würzburg reichen?!
Ob´s am „Gasfahren“ liegt? Vom Wohnmobil her kenne ich das ja auch noch. Kaum fuhr man mal 5km/h mehr, wird das gleich mit Mehrverbrauch von gefühlten 30% bestraft!
Und hier ist es nicht viel anders. Obwohl, vielleicht doch! Bislang waren unsere Touren mit dem Wohnwagen ja durch Fahrten an die Küste bestimmt. Fehmarn oder Holland, da fährt man maximal mal durchs Bergische, bestenfalls ist die ganze Strecke komplett schnurgerade und platt.
Hier aber müssen wir Westerwald und Taunus passieren, was die A 3 auch eindrucksvoll an uns zu vermitteln weiß. Links herum, rechts herum, die Berge rauf, die Berge wieder runter.
Besonders die Berge rauf sind ein kleines Problem! Konnte ich früher mit dem Wohnmobil bergab viel Schwung holen und auch mal auf 115 km/h beschleunigen, muss ich mit dem Wohnwagen am Haken schon bei 105 km/h das Bremsen anfangen, um am Ende nicht ins Schlingern zu geraten.
Mag natürlich sein, dass unser Gespann mit Anti- Schlingerkupplung, der ausbalancierten Stützlast und der Lastverteilung im Wohnwagen und PKW noch ein paar km/h Reserve hat, aber mir fehlt ganz einfach noch ein wenig die Erfahrung im Gespannfahren, um die Grenze bis zum Ende der Reserve auszutesten. Also ist bergab bei spätestens 105 Schluss, dann wird wieder auf 100 zurückgebremst.
Sicher ist sicher!
Geht es dann aber wieder bergauf, fehlen mir natürlich die bis zu 15 Km/h Mehrschwung, was ich durch verstärktes Gasgeben ausgleichen muss.
Und dennoch fallen wir auch mit dem Gespann (wie auch damals mit dem Wohnmobil) auf 80 oder gar 75 km/h ab und ich muss runterschalten. Das geht sicherlich ordentlich auf den Verbrauch.
Wird daher Zeit, sich langsam mal nach einer Tankstelle umzusehen, um den Brennstoffvorrat zu ergänzen.
Auch eine kleine Pause wäre angebracht, denn obwohl Nilsi noch schläft, wollen wir ihn nicht länger als drei Stunden ohne Pause in der Babyschale transportieren.
Und auch wir können natürlich eine kleine Pause vertragen, zumal wir ja auch mit leerem Magen zuhause losgefahren sind.
Der Bäcker, wo wir uns sonst ein paar Brötchen zum schmieren holen, hatte wohl aufgrund des Feiertags noch nicht auf und da wir auch kein Brot mehr zuhause hatten (wenn man Österreich fährt, braucht man kein dt. Brot! 😉 mussten wir komplett ohne Marschgepäck losfahren.
„Macht ja nix“ haben wir uns gesagt, „holen wir uns einfach an einem Autohof ein leckeres McCroissant und einen EggMcMuffin vom Mäcces“.
Und er gefällt uns jetzt, wo wir den Frankfurter Flughafen passieren, richtig gut.
Dumm nur, dass wir einfach keinen Autohof neben der Autobahn erspähen können!
Schon seit Limburg haben wir uns die Augen aus dem Kopf geguckt, aber weder Schild, noch das in der Ferne für gewöhnlich hoch erstrahlende „güldene M“ des Landgasthofs zu den goldenen Bögen mag sich einstellen.
Komisch!
Tankstellen auf der Autobahn? Ja klar! Aber das ist uns einfach zu teuer dort zu tanken, zumal die allermeisten Autobahntankstellen nur einen Burger King haben und keinen Mäcces.
Und da man eigentlich nur bei Mäcces gut frühstücken kann, muss es eben ein Autohof mit einem Mäcces sein.

„Wenn das so weitergeht, werden wir mit dem ADAC durch den McDrive fahren“ bemerkt Anja süffisant, als wir Würzburg passieren.
Und sie hat Recht! Denn die Tankanzeige nähert sich allmählich gefährlich nahe dem Endstand. Nicht gerade so, als würden wir mangels Kraftstoffreserve liegen bleiben müssen, aber es schränkt unsere Möglichkeiten doch ein, wenn nicht innerhalb der nächsten 30km ein Autohof kommt.
Doch wir haben Glück. Endlich muss man eigentlich sagen, ein Autohof bei Rottendorf liegt unmittelbar voraus und wir können neben der Autobahn tanken fahren.

         
     Endlich ein Autohof, wir können tanken. Puh!                            Eine Aral. OK, nehmen wir. Man muss ja…

Eine ARAL- Zapfe verkauft uns das gute Super, knapp 45 Liter kann ich nachtanken.
Schon beim Tanken schwant mir allerdings Böses, denn noch von den Zeiten mit Wohnmobil hab ich ungefähr so die Verbrauchstabellen im Kopf.
Und tatsächlich! Dieses ewige Auf und Ab im Westerwald und Taunus verlangt eben nun nach der Quittung an der Zapfsäule, stolze 12 Liter errechnet mein virtueller Taschenrechner im Handy völlig emotionslos als Durchschnittsverbrauch für diese erste Fahretappe! Neuer Rekord!
Beinahe verschlägt es mir den Appetit, aber zum Glück nur beinahe.
Denn während ich getankt habe, hat Anja das Navi ausgequetscht und einen Mäcces aufgespürt, dieser liegt keine 30km weiter voraus in Höhe Geiselwind. OK, das halten wir nun auch noch aus und fahren flugs wieder rauf auf die Autobahn.

Kurz darauf erreichen wir auch schon Geiselwind und fast trifft uns an der Ausfahrt der Schlag.
Was ist denn HIER los?
Absperrband rechts und links des Weges, ordentlich Verkehr und Ordner mit fetter Aufschrift „Security“, die hier mit roten Warnbalken den Verkehr regeln.
Puh!
Fast schon möchte ich gleich wieder auf die Autobahn auffahren und mir was anderes suchen.
Von mir aus auch ohne Mäcces. Denn nicht nur, dass ich so langsam auch wirklich eine Pause brauche, auch das Parken hier mit Gespann wird zu einer echten Herausforderung!
Schnell bemerken wir auch, was hier eigentlich los ist, offenbar findet hier heute sowas wie eine Truck- Ausstellung rund Roadshow mit Bühne und Programm statt. Aha.
Ist ja nett, wenn sie das hier veranstalten, aber da wollen wir eigentlich gar nicht hin!
Nun aber stehen wir mitten drin im Getümmel und es geht weder vorwärts, geschweige denn rückwärts. Und als ob dies allein nicht schon schlimm genug wäre, ist natürlich auch unser Sohnemann Nils wach geworden und steht gar nicht darauf, wenn das schöne brummelnde Ding genannt Auto nicht mehr brummelt und schaukelt, sondern nur noch steht.
Auch er schreit nun natürlich nach einer Pause und knöttert rum, was an meinem bereits angespannten Nervenkostüm zusätzlich zerrt.

Und so stehen wir im Stau an der Zufahrt und müssen mit einem weinenden Kind auf der Rücksitzbank mit ansehen, wie die Security in aller Seelenruhe vor uns die Straße sperrt und erst einmal einen LKW mitten auf der Straße drehen lässt. Unglaublich!
Ist ja nicht so, als könnte der fette Brummer auch einfach geradeaus weiterfahren und unterhalb des Bereichs hier auf einem riesigen (noch leeren) Parkplatzareal drehen, welches wir eben von der Querstraße aus gesehen haben.
Aber es kommt noch schlimmer, denn als der LKW endlich gedreht hat, hält die Security weiter den Verkehr auf der Hauptstraße auf und lässt lieber weitere LKW aus einer Seitenstraße auf die Hauptstraße einbiegen.
Na Super- Leistung!
Hoffentlich kapieren die, dass sie sich gerade selber zufahren, wenn sie weitere LKW auf die Kreuzung hinter uns zulaufen lassen, wenn wir nicht ablaufen können. Denn die LKW können solange nicht abbiegen, bis wir hier weitergefahren sind.
Am liebsten würde ich echt aussteigen und dem Kerl einen Controller für die Carrera- Bahn in die Hand drücken. Dann könnte er soviel und so oft Verkehr regeln, wie er will!
Aber hier und jetzt? Puh!
Endlich dürfen wir weiterfahren, kurz bevor wir uns wirklich hier komplett zugefahren hätten. Dennoch überwiegt mein Groll mehr, als meine Freude über die zurückgewonnene Mobilität und irgendwie muss ich meinem aufgestauten Ärger Luft lassen, um kein Magengeschwür zu bekommen.
Und so tue ich das, worauf ich eigentlich wenig Stolz bin. Ich öffne beim Vorbeifahren an den Sheriffs das Fenster und rufe meinen Unmut hinaus, was Anja wiederrum die Augen verdrehen lässt.
Tja, sie kennt mich eben! 😉

Der Sheriff ruft mir auf meinen sarkastischen Ausruf, dass wir auch gerne noch ein wenig länger gewartet hätten, zwar noch irgendwas hinterher, was ich aber nicht mehr höre.
Ich will eigentlich nur noch weg hier, scheiß auf Frühstück, wir können in Bayern lieber fein zu Mittag essen.
Aber Anja mag natürlich noch etwas essen und auch Nils kann ich unmöglich zumuten, dass er ohne Pause noch eine einzige Minute in seiner Babyschale sitzen muss.
Nur wohin? Folgen wir nun dem Weg runter ins Tal zum großen leeren Parkplatzareal, müssten wir einen ordentlichen Weg nach oben zurücklegen. Darüber hinaus mag ich mal wage vermuten, dass die Security hier nicht von der Heilsarmee gestellt wird, sondern ihren wertvollen Beitrag in Form von Parkplatzgebühren entsprechend entlohnt haben will!
Und obwohl ich es eigentlich besser wissen müsste, biege ich tatsächlich mit dem fetten Wohnwagen am Haken auf das Parkplatzgelände bei McDonalds ein. Für gewöhnlich ein Himmelfahrtskommando!
Doch zu meiner größten Überraschung haben wir echt Glück! Denn es finden sich drei langgezogene Parkstreifen, die extra für LKW, Busse oder eben PKW mit Anhänger reserviert sind.
Boah!
Zwei der drei Parkbuchten sind sogar noch frei, sodass wir sogleich in eine Lücke einfahren. Perfekt!
Ich beordere Anja gleich in den Mäcces, während ich mich selbst um unseren kleinen Sohnemann kümmere.
Sofort hört er auf zu weinen und lacht mich an, als ich die Türe öffne und ihn aus der Babyschale rausnehme. Was für ein liebes Kind!
Kuschelnd und tröstend schaffe ich uns beide rüber in den Wohnwagen und schließe die Türe hinter uns zu. Zurück bleibt der Wusel auf dem Parkplatz, zahlreiche Menschen und Autoverkehr auf der Straße. Wir aber bekommen davon drinnen zum Glück nicht allzu viel mit, unser Wohnwagen wird zu unserem ganz persönlichen, eigenen und privatem Mikrokosmos.

Nach ein paar Minuten kehrt Anja zurück und bringt leckere Sachen zum Frühstück mit. Geht doch.
Gemeinsam schnubbeln wir dann zu dritt das, was aus der Tüte kommt.
Naja, zumindest Anja und ich holen unser Frühstück aus der Tüte, Nils hingegen hat eine „ganz eigene private Tüte“ 😉

Gut gestärkt und ordentlich pausiert geht es eine gute Dreiviertelstunde später wieder los.
Fast schon tut es mir natürlich weh, dass ich Nils wieder in seinen Sitz setzen muss.
Aber es hilft ja nichts, wir haben ja gerade mal die Hälfte der Strecke hinter uns.
Um ihn (und eher mein eigenes schlechtes Gewissen) zu beruhigen, verspreche ich ihm mindestens noch 2 weitere Pausen zu machen, dann geht es gegen halb 12 wieder auf die Autobahn gen Süden.

Die nächsten 2 Stunden verlaufen absolut ereignislos.
Nils ist gleich nach der Abfahrt in Geiselwind wieder eingeschlafen, was mich beruhigt. So schlimm kann es für ihn nicht sein, dass er im Auto sitzen muss. Denn dann würde er bestimmt weinen oder so. Ansonsten passiert eigentlich nichts Nennenswertes.
Wir spulen Kilometer ab bis zur nächsten Pause, halten an einem Rastplatz neben der Autobahn und pausieren erneut, fahren dann weiter auf München zu und berühren gegen kurz nach 2 den Münchener Autobahnring.
Alles ganz easy.

         
     Wir erreichen den Münchner Autobahnring.                               Salzburg und Innsbruck? Uh, das klingt nach Urlaub! 🙂

Wir folgen der A 92 und A 99 in Richtung Salzburg und Innsbruck und sind eine Dreiviertelstunde später im Chiemgau auf der A 8 unterwegs.
Fast schon freuen wir uns über die Abwechslung, die uns nun die Landschaft bietet, denn rechts von uns tun sich erstmals ein paar Berge auf. Schön anzuschauen.
Weniger schön sind hingegen ein paar Regentropfen, die unseren Scheibenwischer auf den Plan rufen.
Hoffen wir mal, dass wir in Tirol trockenes Wetter vorfinden, denn wir würden ja schon gerne noch heute das Vorzelt aufbauen, wenn es nicht zu spät wird.

         
     Ein kurzer Regenschauer. zum Glück nur kurz.                         Hurra, die Alpen liegen unmittelbar vor uns! 🙂

Um kurz nach 3 ist endlich Schluss mit Autobahn!
Bei Bernau verlassen wir die Autobahn und halten nun direkt auf Kössen zu, unserem Urlaubsdomizil gleich hinter der Deutsch- Österreichischen Grenze.
Und es wird auch wirklich langsam Zeit, dass wir dort ankommen, denn unser Tank neigt sich wieder mal dem Ende zu.
Aus Erfahrung wissen wir natürlich, dass der Sprit in Österreich deutlich billiger zu haben ist, als bei uns in Deutschland.
Zumal das Tankstellengefälle hier enorm ist!
Haben wir gestern und zuhause noch 1,56 € für den Liter Super bezahlt. Vorhin neben der Autobahn waren es dann 1,60 € für den Liter und hier in Bayern will man schon 1,66 € für den Liter Super haben.
Erstaunlich, dass mit steigender Meterzahl über dem Meeresspiegel auch der Spritpreis ansteigt! Ist bestimmt den Mehraufwendungen für den Transportweg geschuldet! 😉
Bei 1,66 € kann ich aber beim besten Willen nicht mehr vor der Grenze tanken, auch wenn Anja das mit sehr großer Sorge sieht.
OK, ok, ich gebe zu, das könnte schon etwas knapp werden mit dem Restsprit!
Aber die Nadel bewegt sich immerhin noch innerhalb der Markierung für die Reserve und hat die Anzeige noch nicht verlassen. Darüber hinaus steht im Handbuch zu unserem Hyundai drin, dass auch eine Lampe angehen soll, wenn der Tank sich dem Ende neigt.
Hatten wir im Ducato bzw. unserem Wohnmobil ja auch und auch unsere Fiats hatten diese Lampe bisher. Und solange die Lampe noch nicht brennt, ist ja bestimmt auch noch was im Tank.
Und überhaupt sind es ja keine 30km mehr, bis wir Kössen erreichen. Da können wir dann ja auch jeden Fall tanken!
Also winken wir der Shell- Tankstelle bei Grassau und fahren siegesgewiss auf Österreich zu.
1,66 € ? Nicht mit uns! Zumindest nicht heute! 😉

Was ich allerdings nicht bedacht habe und was mir siedend heiß einfällt, als sich die Tanknadel stumm dem absoluten Ende der Skala nähert: Der Weg führt nicht mal eben durch eine platte Ebene und man kann wie bei uns die Kilometer einfach abspulen, sondern man muss echte topographische Gegebenheiten überwinden!
Rechts herum, links herum, aber vor allem: RAUF UND RUNTER! Das kostet mal RICHTIG Sprit und harmoniert so gar nicht mit meinen Sparfuß, den ich für gewöhnlich in solchen Fällen aktiviere und das Pedal dann nur noch streichele!
Wir tuckern die Anhöhen rauf und lassen uns oben angekommen dann teilweise mit eingelegtem  hohen Gang runterrollen (das deaktiviert die Kraftstoffzufuhr, man muss aber dann mehr bremsen, weil die Motorbremse fehlt!).
Ob es reichen wird? Ganz ehrlich: Ich habe keine Ahnung! Zum ersten Mal läuft es mir wirklich eiskalt den Rücken runter, ob wir hier liegen bleiben könnten.
Und Anja? Die hat ein ganz bleiches Gesicht und wartet wirklich sekündlich darauf, dass wir mit einem Ruck mangels Sprit zum Stehen kommen!
Das alleine wäre gar nicht mal das schlimmste! Anja würde mich kurzerhand mit dem Fahrrad losschicken, um Kraftstoff zu holen. Und zugegebenermaßen hätte ich sowas auch verdient. Das dumme nur: Wenn uns jetzt der Sprit ausgeht, können wir nicht einfach irgendwo rechts ranfahren! Denn einen Seitenstreifen oder wenigstens Bankett oder ein Feld gibt es nicht!
Stattdessen nur Hang links und Abhang rechts, wahlweise je nach Kurve auch umgekehrt.
Wir würden also mitten auf der Straße quasi „verhungern“ und für ein ordentliches Verkehrshindernis sorgen. Au- weia!
Einige wenige Parkbuchten gibt es rechts und links. Meist Buchten an Wander- und Waldwegen, wo man theoretisch anhalten könnte und ich überlege sogar ernsthaft, ob ich den Wohnwagen abhängen und alleine weiterfahren sollte. Schon so wird es wohl arschknapp werden, aber dann noch einen Wohnwagen durchs Gebirge ziehen? Das saugt doch erst recht am allerletzten Rest.
Ohne Hänger wäre die Chance aber wohl ein bisschen größer, dass der Sprit ins weniger als 10km entfernte Kössen reichen wird! Dann könnte ich tanken fahren und wieder zurückkommen. Wäre zwar eine blöde Aktion, aber immer noch besser, als hier zu stranden!
Und ich würde dies sogar machen, wenn die wenigen Parkmöglichkeiten für ein Gespann nicht hoffnungslos mit anderen Parkwilligen bereits zugeparkt wären.
Hilft nix, nützt nix, es MUSS jetzt reichen!

        
     Oh- weia! Eine Bergetappe liegt unmittelbar vor uns! :-/           Und der Brennstoff- Vorrat? Naja, schwer im Keller…  😮

Um kurz vor 4 dann die Erlösung! Kössen!
Wir rollen ins Tal hinab und auf die Ortschaft zu, in weniger als einem Kilometer soll sich dann auch eine Tankstelle befinden.
Hurra, das sieht sehr gut aus!
Fast wie das Ausbrechen des „Millenium Falken“ aus „Star Wars“, der nach Beschuss der Kernanlage des Todessterns durch den Feuerball doch noch raus in den offenen Weltraum entkommen kann erreichen wir mit letzter Kraft das kleine Tiroler Örtchen.
Schnell finden wir auch die Tankstelle, eine kleine Shell als typische Landstraßentankstelle eines vergangenen Jahrhunderts ohne Dach oder irgendwelchen Schnickschnack.
Einfach nur Brennstoff und genau das ist es, was wir jetzt brauchen.
58 Liter zapfe ich ab, was bei einem Kraftstofftank von 60 Litern laut Handbuch zu meiner absoluten Überraschung noch ungeahnte Reserven auftut!
„2 Liter Rest?! Bei normalerweise 10 Litern auf 100km im Gespannbetrieb wären ja noch 20km drin gewesen!“ rufe ich triumphierend Anja im Auto zu.
„Ja-ja, jetzt hast du wieder eine große Klappe!“ meint sie eher wirsch zu mir und will sich so gar nicht an meinem Sieg erfreuen.
Warum dies ein Sieg ist? Nun, wir haben wirklich alles riskiert und gewonnen!
Klar wäre es möglich gewesen, zur sicheren Seite hin 5 Liter in Grassau nachzutanken und dann entspannt die Grenze zu passieren.
Nun aber darf ich mit Freude vermelden, dass wir satt was gespart haben! Denn der Liter Super kostet in Kössen sogar nur 1,46 statt 1,66 wie in Bayern!
Das macht 20 cent pro Liter, also gut und gerne 1 Euro auf die 5 Reserveliter oder auf die ganze Füllung über 11 Euro Ersparnis!
Das Geld gebe ich nun natürlich gerne für andere schöne Dinge im Urlaub aus, da wird mir schon was einfallen! 😉

         
     Geschafft! Wir erreichen Kössen in Tirol                                   Und JA! Mit letztem Tropfen an die Kössener Tankstelle! 🙂

Mit vollem Tank und einer freundlichen Wegbeschreibung des Tankwarts zum Campingplatz düsen wir weiter.
Zunächst aber verpassen wir die Einfahrt zum Campingplatz, weil am Abzweig das Schild nicht erkennbar ist. Entweder, weil zu viele andere Informationen am stattlichen Wegweiser zu finden sind, oder weil eben doch der entscheidende Hinweis fehlt.
Blöd, dass wir kurz darauf aus Kössen in Richtung Reit im Winkel herausfahren und auf eine neuerliche Bergetappe zuhalten. Na DAS ist aber jetzt wirklich blöd! „Mit einem Wohnwagen kann man ja in etwa so gut wenden, wie ein Supertanker auf dem Bodensee, nämlich gar nicht…“ brummele ich vor mich hin, als wir wieder auf Deutschland zuhalten.
Und so sehe ich uns schon gezwungenermaßen den ganzen Bergweg bis Reit fahren, um erst dort wenden und dann zurückfahren zu können.
SUPER!
Doch wir haben Glück, ein kleiner Betrieb mit einem großen Parkplatz vor der Türe taucht links vor uns auf, wo wir auch mit einem Gespann wenden können. Puh.
Kurz darauf fahren wir wieder nach Kössen rein und entdecken dann das richtige Schild, welches uns zum Eurocamping „Wilder Kaiser“ führt. Na also!
Einen kleinen schmalen Weg müssen wir noch hinauf fahren, dann stehen wir an der Rezeption und Zufahrt zum Campingplatz.
Akribisch suchen die Augen alles ab, was man in der Kürze der Zeit aufnehmen kann. Immerhin gilt es, einen ersten möglichst genauen Eindruck zu bekommen, was uns wohl erwartet.
Und was wir sehen sieht wirklich nicht schlecht aus! Traditionell und rustikal, ohne dabei altbacken zu wirken, das gefällt uns.

Mit Nils im Gepäck entern wir die Rezeption, wo eine nette Dame bereitwillig unsere Daten aufnimmt.
Sie lobt uns noch für meine email, die ich am Sonntag nach dem Telefonat mit dem Campingplatz geschrieben habe, denn mit Ausnahme unserer Geburtsdaten habe ich schon alles übermittelt, was sie für das Einchecken braucht. Na, das ist doch was.
Wir checken ein und bekommen noch ein paar gute Hinweise mit an die Hand, z.B. über die Nutzung der in unserem zu entrichtenden Kurbeitrag enthaltenen Kaiserwinkel- Karte, welche doch einige Vorteile beim Fahren mit ÖPNV, bei der Benutzung von Freizeiteinrichtungen und weitere Ermäßigungen bietet. Sogar das kostenlose Parken ist hier und da möglich, da man mit der Karte an den Automaten einen Parkschein ziehen können soll.
Auch mal eine tolle Idee für den Mehrwert einer Kurkarte!

Nach dem Einchecken dürfen wir auf den Platz auffahren, die Parzelle B3 ist für uns reserviert.
Diese liegt gleich in der Nähe der Rezeption  und am Ausgang, was uns aber nicht weiter stört.
Etwas stören tut uns dann doch allerdings der wirklich sehr große und bellende Schäferhund des Nachbarn, der in einem Zwinger im Auto des Mitcampers vor sich hin kläfft.
OK, wir sind neu auf dem Platz, da darf er auch mal sein „Hee, ich pass hier auf!“ bellen, keine Frage.
Aber was mich früher vielleicht nicht so sehr gestört hat (besonders, wenn die Hundebesitzer nett sind), mag mir auf einmal gar nicht so sehr gefallen.
Denn vor dem sorgenden imaginären Auge eines Vaters sehe ich plötzlich unser Baby, wie es auf einer Spieldecke vor dem Wohnwagen vor sich hin krabbelt. Und dann ist der Zwinger aus irgendeinem Grund nicht richtig verschlossen…

Nee, das geht also mal gar nicht! Der bellende Hund wird ja nicht umsonst da hinter den Gitterstäben gehalten, zumal das ja auch nicht gerade ein vertrauenserweckendes Mittel an die Zahmheit des Hundes vermuten lässt. Beinahe schon aggressiv bellt und knurrt der Hund weiter sodass uns schnell klar wird: Auf dieser Parzelle finden wir keine Freude!
Halbschräg eingeparkt warte ich kurz an unserem Gespann, während Anja zurück zur Rezeption spaziert, um nach einem alternativen Platz zu fragen.
Wenig später kommt sie wieder und berichtet, dass wir auf vollstes Verständnis mit unserem Anliegen gestoßen sind.
Anja hält einen kleinen Platzplan in der Hand, wo alle derzeit noch freien Parzellen aufgeführt sind.
Davon dürfen wir uns eine aussuchen und müssen dann nur in der Rezeption Bescheid sagen, für welche Parzelle wir uns entschieden haben, damit der Platzmeister den Strom für uns freischaltet.
Das ist super so, sogleich steigen wir ins Auto und kurven einmal über den Platz.
Schnell entdecken wir dann mit der Parzelle „P 7“ unsere Parzelle!
Gefühlt (obwohl diese kein Komfortplatz ist!) deutlich größer, keine direkten Nachbarn mit großem Hund (zumindest sehen wir keinen) und sogar einen schönen Ausblick zu den umliegenden Bergen rundherum. Wow, hier ist es schön!
Schnell parken wir ein und beratschlagen, wie wir die doch einigen Tage am liebsten stehen möchten.
Das muss ja jetzt schon perfekt sein, denn wenn der Wohnwagen erst einmal steht, dann steht er ja auch!
Wir entscheiden uns für die Variante „Tür zum Berg“, wie eigentlich fast alle Camper hier stehen.
So hat man auch tagsüber die Sonne vor dem Freizeitfahrzeug und kann sonnenbaden oder faul in der Hängematte liegen.
Kaum angekommen beginnt natürlich das Arbeiten!
Wir manövrieren dank tatkräftiger Hilfe gleich zweier Campingnachbarn unseren Wohnwagen in die finale Parkposition und räumen sofort die Räder vom Deichselkasten, danach kurbele ich mit unserer Kurbel die vier Stützen herunter. Wir wollen im Wohnwagen ja nicht nach hinten kippen, wenn wir diesen betreten. 😉
Dann kommt der Abwassertank unter das Fahrzeug und auch die Gasflasche für Heizung und Kochstelle wird aufgedreht, alles ganz normal.
Und Nils?
Der hat natürlich auf seiner auf der Campingwiese vor uns ausgebreiteten Spielwiese einen Logenplatz für das Spektakel und genießt als erstes die schönen Urlaubsfreuden. Der hat es gut!

         
     Puh! Jetzt müssen wir noch ALLES aufbauen! :-/                       „Na dann mach mal Papa! Ich gucke auch zu! Ehrlich!“ 😉

Auch die Stromstrippe legen wir gleich als nächstes aus, obgleich wir mit dem Einstecken solange warten müssen, bis der Platzwart vorbeischaut und den Stromkasten aufschließt.
Tja, die berühmt- berüchtigte „Campingkette“ sozusagen. Hier hat sie den Hintergrund, dass der Stromstand notiert wird und verbrauchte Mehrmenge über der ACSI- Campingcardpauschale entsprechend zur Abrechnung gebracht wird.
Naja, OK, bei einem mehr als einwöchigen Aufenthalt ist das wohl in Ordnung. Und wenn nicht, muss ich mich einfach daran gewöhnen.

Noch während wir den Wohnwagen immer weiter ausräumen und dabei immer wieder rein und raus aus dem Wohnwagen klettern, kommen mir doch ein paar Zweifel mit unserer Position.
Es ist einfach zu schräg im Wohnwagen, dass ich dies mehrere Tage aushalten könnte!
Wir sind ja nicht mehr auf der Durchreise im Wohnmobil unterwegs und fahren nach nur einer Nacht weiter, sodass man es einmalig aushalten könnte.
Anja meint zwar, dass es gar nicht schlimm wäre, aber bei einem langen Aufenthalt wollte ich eigentlich nicht in die „Casa Magnetica“ des Phantasialandes bei Brühl einziehen! 😉
Blöd ist nur, dass wir die Schräglage mit den kurbelbaren Stützen nicht ausgleichen können.
Die Stützen dienen beim Wohnwagen wirklich nur der reinen Stabilisierung für sicheren und geraden Stand, aber das mehrheitliche Gewicht des Wohnwagens trägt nach wie vor die Achse und die beiden Räder!
Ich probiere es zwar mit den Stützen auf der Steuerbordseite, aber mehr wie ein auf zwei Zentimeter sind nicht drin, bevor mir der Druck auf die Stützen zu stark erscheint.
Es nützt nichts, wir müssen irgendwas unter das Rad auf der Steuerbordseite legen!
Nur was nehmen wir?
Beim Wohnmobil wäre es einfach, da hätten wir die Auffahrkeile zur Verfügung.
Diese allerdings haben wir gemeinsam mit dem Wohnmobil beim Verkauf an die Nachbesitzer gegeben, daher haben wir nun nix.
Blöd!
Ein Holzbrettchen wäre gut und sollte eigentlich auch schon reichen, es muss ja nicht unbedingt ein guter Auffahrkeil sein.
Nur woher nehme ich diesen? Kann ja schlecht bei den Nachbarn klauen gehen, was ich so unter den Wohnwagen finden kann!
Ich gehe zwar dann doch durch ein paar Reihen in der Hoffnung, vielleicht ein herrenloses Holzbrettchen zu finden, kann aber nichts Brauchbares entdecken. Final spaziere ich also rüber zur Rezeption, wo ich mal nachfrage. Vielleicht kann man mir ja aushelfen?
Tatsächlich sucht der Platzwart in einem Versorgungsraum ein paar Klötzchen zusammen, die er mir freundlich zur Prüfung überreicht. Echt nett!
Mit einem ausreichend bemessenen Klötzchen eile ich zurück zum Wohnwagen, um die bereits ausgefahrenen Stützen wieder einzufahren und das Stromkabel wieder abzuklemmen.
Anja ist derweil mit dem Nachbarn im Gespräch und bequatscht das richtige Ausrichten des Wohnwagens.
Tja, auch sie erinnert daran, wie wir damals mit dem Wohnmobil unterwegs waren und die Camper mit Wohnwagen, die ihren Wohnwagen akribisch ausgerichtet und mit Wasserwaage beinahe ausgependelt hatten, eher belustigt beäugt haben!
Uns hat es schon gereicht, wenn die Sachen im Wohnmobil nicht vom Tisch gefallen sind. OK, das stimmt nicht ganz! Aufgrund unseres alten Kühlschranks waren wir auch über Gebühr um geraden Stand bemüht. Dennoch ist es schon irgendwie komisch, dass wir nun genau in der Situation stehen, die wir früher mit einem Schmunzeln quittiert hätten.
Wir platzieren den kleinen Holzklotz vor das Rad an der Steuerbordseite und versuchen dann, den Wohnwagen per Muskelkraft auf das Brettchen zu ziehen.
Nach 2 Versuchen geben wir allerdings auf. Das wird nix!
Unter einem genuschelten „Entschuldigung, wir müssen den Motor nochmals starten“ in Richtung unserer Nachbarn fahren wir unseren Kombi also wieder vor die Anhängerkupplung, hängen den Wohnwagen an und ziehen dann per Motorkraft den Wohnwagen auf das Klötzchen.
Ein Glück, dass das kleine Klötzchen wirklich GENAU die Schräglage ausgleicht, wie ein Blick auf das „Auge“ (eine Luftblase in einem Röhrchen, welches die Schräglage wie bei einer Wasserwaage anzeigt) beweist.
Freudig kuppele ich den Wohnwagen also wieder ab und will gerade die Handbremse anziehen, als das Rucken in der Bremse den Wohnwagen abrupt in Bewegung setzt! Dummerweise rollt er dabei natürlich vom Brettchen runter, noch bevor ich den Handbremshebel nach oben knallen kann.
Kacke!
Also wieder den Hyundai unter die Anhängerkupplung manövriert, das Bugrad rauf und runter gedreht und angehängt. Dann wieder den Motor starten und den Wohnwagen zurückdrücken, bis er wieder auf dem Böckchen steht.
Nun bin ich natürlich schlauer und ziehe ZUERST die Handbremse an, bevor ich den Wohnwagen wieder vom Haken nehme. Auch drehe ich flugs die Stützen runter, um den Wagen final zu stabilisieren.
Puh, geschafft! Wir sind angekommen!
Nur eine knappe Stunde, nachdem wir auf unserer Urlaubsparzelle aufgefahren sind, sind wir endlich angekommen! Obwohl, das stimmt nicht ganz! Das Vorzelt will ja auch noch aufgebaut werden!
Nicht zuletzt seit unserem Urlaub auf Fehmarn wissen wir die Vorteile des geschlossenen Raumes, den ein Vorzelt nunmal bietet, auch zu schätzen!
Die locker- luftige Markise hingegen ist nix für Schlechtwetter, auch kann man in einem Vorzelt viel besser Sachen wie Möbel oder den Kinderwagen abstellen, als man dies unter einer einfachen offenen Markise könnte. Ist einfach alles besser geschützt. Also muss die Markise aus der Kederleiste raus und das Vorzelt dafür rein.
Zuerst überlegen wir noch, ob wir das vielleicht doch lieber erst morgen machen.
Für das Sitzen draußen hätten wir ja unsere Markise.
Würden wir diese aber ausrollen und es würde in der Nacht regnen, würde diese ja nass werden! Dann hätten wir eine nasse Markise und zu allem Überfluss auch einen durchgeweichten Boden vor dem Wohnwagen, was das Aufbauen eines Vorzelts doch erheblich erschweren würde.
Also muss das Vorzelt doch noch auf jeden Fall heute aufgebaut werden.
Hätte ja auch den Vorteil, dass wir heute mit allem fertig werden würden und der morgige Tag dann voll und ganz ein kompletter Urlaubstag wäre.
Das ist ja auch schon was.
Und obwohl die Fahrt anstrengend war und ich eigentlich keine Lust mehr habe, packe ich das Vorzelt aus und stecke die Stangen zusammen.
Dann ziehe ich mit tatkräftiger Hilfe von Anja das Vorzelt in die Kederleiste ein und richte das Gestänge aus. Ein Glück, dass wir das nun schon zweimal gemacht haben und inzwischen recht geübt darin sind.
So bekommen wir das auch allein als „Männlein und Weiblein“ hin, wofür wir seinerzeit in Luxemburg beim Premierenaufbau nur dank tatkräftiger Unterstützung von Thomas ein einigermaßen vorzeigbares Vorzelt aufstellen konnten.
Aber wir haben einiges dazu gelernt!
In nur 50 Minuten schaffen wir es, das Vorzelt ordentlich gespannt und ordnungsgemäß mit einem ganzen Schwall von Heringen und einer Sturmabspannung gesichert, in den Urlaub zu übergeben.
Hammer!
Jetzt bin ich komplett am Arsch, aber auch glücklich und zufrieden. Denn der Urlaub kann nun endlich kommen. Hurra! 😀

         
     Vorzeltaufbau im Zeitraffer: Erstmal das Dach in die Keder        Dann die Stützen aufstellen, das Gerüst steht!

         
     Ich als „Eisen- Karl“ mit Hammer und Heringen…                      Naja, ein paar Kolateralschäden gibt es ja immer 😉

         
So, das Vorzelt steht, der Urlaub kann beginnen!                      Nach nur 50 Minuten können wir die Aussicht genießen! 🙂

Hunger hab ich bekommen, woran übrigens nicht nur das fehlende Mittagessen (das Essen bei Mäcces unterwegs war ja mehr so ein verspätetes Frühstück! 😉 schuld ist, sondern auch unsere Mitcamper! Schon seit geraumer Zeit ziehen die lieblichsten Gerüche und Düfte über den Platz, den selbst die Hauptperson aus Süßkind`s „Das Parfüm“ beeindrucken dürfte.
Lecker Gegrilltes, frische Tomaten, angebratenes Hackfleisch, Basilikum und Kräuter! Von allen Ecken wabert fast schon das Odeur von frisch zubereiteten Speisen über den Platz und lässt mich schmerzlich daran erinnern, dass wir weder Grillgut, noch frische Zutaten für Nudeln mit Bolognese- Soße dabei haben!
„Aber wir können Essen gehen“ schlägt Anja vor, was gar keine schlechte Idee ist!
Immerhin finden sich gleich zwei Restaurants hier am Campingplatz und bieten sowohl italienische wie auch zünftig österreichische Küche an.
Einziges Problem: Wir haben kein Geld dabei!

         
     *Schnüff*, das sieht gar nicht gut aus…                                   …schaut selbst! Alles leer! Nichtmal Schilling habe ich! 🙁

Natürlich könnte ich fix nach Kössen runterfahren und dort am Automaten Geld holen, wäre ja kein Problem. Ärgerlich wäre dabei nur, dass wir bestimmt geschätzte 36 Euro Strafgebühren für Fremd- und Auslandsnutzung je 50 abgehobene Euro bezahlen müssten. Geht gar nicht.
Eigentlich wollte ich ja noch zwischen Autobahn und Grenze anhalten und an einem Automaten im Bankenverbund Geld holen. Die Gelegenheit hierfür hätten wir auch ohne Zweifel gehabt, gleich zweimal haben wir eine Bank passiert.
Dumm nur, dass wir daran so gar nicht gedacht haben, was zugegeben an unserem absolut leeren Tank gelegen hat.
Nun bezahlen wir also am Ende doch noch für das Risiko, indem ich die gesparten 11 Euro beim Sprit nun der Bank geben darf.
Aber hilft ja nix, ohne Geld gibt es auch nichts zu essen.
Anja hat zum Glück eine andere Idee, wir haben ja noch unsere Bordvorräte!
Und tatsächlich finden sich im unteren Vorratsschrank noch 2 Dosen mit Kartoffeln, Möhren und je 2 Frikadellen pro Dose.
Das passt!
Schnell bauen wir unseren kleinen Gaskocher auf und füllen den kleinen Topf mit dem Inhalt der beiden Dosen.
Kurz darauf ist das Essen schon aufgewärmt und zu unserer Überraschung schmeckt das Menü erstaunlich gut!
Glaubt man gar nicht, aber ist so.

         
     Deftige Mahlzeit: Frikadellentopf mit Kartoffel aus der Dose.      Smöreprött, Smöreprött, prött-prött-prött! Wird lecker! 😉

Nach dem Essen bleiben wir noch einen Moment sitzen und lassen die ganze Fahrt einfach mal sacken.
War schon anstrengend! Und definitiv sind die 700km hierher das absolute Maximum, was wir uns selbst und unserem Sohn zumuten dürfen und wollen.
Aber man kann den Eindruck gewinnen, dass wir deutlich mehr Spuren der anstrengenden Fahrt davon getragen haben, als unser kleiner Nils.
OK, er hat viel geschlafen unterwegs, aber dennoch ist das ständige Sitzen im Wagen ja auch anstrengend.
Nun aber sitzt er hier total lieb auf meinem Schoß und genießt mit uns gemeinsam den schönen Abend. Nils hat übrigens totalen Spaß daran gefunden, auf dem Tisch stehende Gegenstände mit seinen Händen umzuwerfen!
Mit vollem Teller, Topf und Co. findet dies natürlich wenig Gegenliebe bei seinen Eltern, aber unsere leeren Trinkflaschen sind dankbare Opfer!
Immer wieder muss ich die Flasche aufstellen, damit Nils sie mit Karacho umwerfen kann. Dann lacht er und quickt vergnügt!
Scheint wirklich so, als ob ihm die Fahrt kaum zugesetzt hat. Das beruhigt uns dann doch.

Nach dem Essen schnappe ich mir gegen viertel vor 8 das Geschirr und die Spülschüssel, um noch fix spülen zu gehen und mir die Serviceräume anzuschauen.
Die Ansicht des Spülraums sowie der Herrenwaschräume fehlt nämlich noch auf meiner Liste.
Vorhin hat Anja zwar schon einen kleinen Rundgang über den Platz gemacht und sich hierbei Waschräume, Toiletten und Duschen angeschaut. Sehr zufrieden ist sie von der kleinen Besichtigungstour zurückgekommen und hat von sehr sauberen Serviceräumen berichtet.
Natürlich muss ich nun nachschauen, ob sich dieser positive Trend im Herrenwaschraum fortsetzt und ich muss gucken, ob ich mit der Spülstation zufrieden bin.
Immerhin entscheidet dies, ob ich in diesem Urlaub den Spüldienst übernehme, oder nur an der Handtuchfront eingeteilt werde!
Ein erster Blick in die Räume genügt und ich bin sicher, dass wir uns hier wohlfühlen werden.
Zwar ist das zentrale Servicegebäude (das einzige übrigens für den ganzen Platz) nicht ganz so modern eingerichtet, dennoch ist es aktueller, als so mancher Platz in Italien oder gar am Gardasee. Und auch im „österreichischen Vergleich“ mit den Servicehäusern, die wir bislang im Transit durch Österreich besuchen konnten, muss sich das Gebäude nicht verstecken!
Toilettenpapier, Desinfektionsspray, kostenloses warmes Wasser und mehr entdecke ich zufrieden in den Serviceeinrichtungen, auch die Spülstationen sind ordentlich eingerichtet.
Tja, da kann ich mich wohl kaum rausreden, dass ich diesen Urlaub nicht spülen kann! 😉

         
     Tja… Nach dem Kochen muss einer den Abwasch machen.        Also spaziere ich über den Platz zum Servicehaus.

         
     Blick in die Herrenabteilung. Alles sehr sauber und ordentlich.    Seife, warmes Wasser, Desinfektionsmittel. Alles da.

          
     Auch die Dusch- und Waschräume sind in gutem Zustand.           Die Duschen haben sogar eine Kabine. Sehr schön.

Um das Bild des Platzes zu komplettieren drehe ich auf dem Rückweg zum Wohnwagen noch eine ausufernde Runde über den Platz und kann berichten, dass mir auch der Rest des Platzes gut gefällt. Die Parzellen sind allesamt eigentlich recht groß und komfortabel, teilweise mit eigenem Wasser-, Gas- und TV- Anschluss am Platz.
Auch das Drumherum stimmt, allen voran natürlich den Ausblick auf die umliegenden Berge, die aufgrund der Höhenlage außer- und oberhalb von Kössen auch richtig schön zur Geltung kommen.
Ja, hier gefällt es uns gleichermaßen gut und wir sind sicher, dass wir ein schönes Basislager für diesen Urlaub gefunden haben.

Zurück am Wohnwagen machen wir nicht mehr sehr viel.
Zu tief steckt die Fahrt noch in unseren Knochen, zumal Nils auch wieder eingeschlafen ist und wir ihn nicht mehr stören wollen.
Nur das leise Tippen des Reiseberichts steht noch an, wofür ich mich von Anja ja habe breitschlagen lassen. Tja, das hab ich nun davon! Eine Stunde tippe ich die ersten Zeilen in den PC, dann fallen mir die Augen zu.
Und obwohl ich das „Tagesziel“ des Reiseberichts, das komplette Aufschreiben des Anreisetages, nicht erreicht habe, freue ich mich auf ein warmes und kuscheliges Bettchen.

Für die Überraschung des Tages sorgt dann allerdings Anja, die mir auf meine Frage nach warmer kuscheliger Bettkleidung eine verblüffende Logik offenbart.
Denn weil wir ja O-Ton „Sommerurlaub“ machen, hat Anja lustigerweise keinen Schlafanzug für mich eingepackt!
Nur Schlafhemden (also die T- Shirts, die bei einer Großaufräumaktion in meinem Kleiderschrank von Anja für gewöhnlich als Nicht- Tageslichttauglich ausgemustert werden! 😉 sind am Start.
Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, haben wir darüber hinaus natürlich nur dünne Sommerdecken dabei!
Au- weia! Sommer? Ja gerne! Aber die Nächte in den Bergen sehen das ganz bestimmt anders, was ich Anja auch mitteile.
„Dann nimm doch zusätzlich die Decke von Nils aus dem Kinderwagen!“ schlägt Anja vor.
„Tolle Idee“ werfe ich zurück, „die kann ich mir ja auf jeden Fall problemlos über die Füße legen!“ was uns beide nach einem Moment zum Lachen bringt.
Tja, es scheint wirklich so, als seien wir wirklich im Urlaub angekommen!
🙂

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