Die Nacht war mal wieder lausig kalt!
Doch dank der vielen extra Decken, durch Schließen des Vorhanges im Alkoven und nicht zuletzt durch den gegenseitigen Austausch körperlicher Wärme war es einigermaßen auszuhalten.

Irgendwann gegen 8 stehe ich auf und bediene mich unseres Pottis. An einen Ausflug zum Servciehaus ist wirklich nicht zu denken. Ich wäre wohl erfroren, bevor ich die Wiese überhaupt verlassen hätte.
Die Kälte scheint von überall her zu kommen und durch jede erdenkliche Ritze zu kriechen.
Die Dachluke im Badezimmer hat kein Rolo unter der Zwangsbelüftung, daher kommt hier schon mal die Kälte rein, aber auch irgendwo von oder unter der Truma zieht es kalt rein. Vielleicht durch den Kamin?

Ich werfe die Truma an.
Das klappt, wie ich es mir erhofft habe, ganz ohne Probleme.

Ein Blick auf das Thermometer bestätigt meinen körpereigenen Fühlsensor.
In der Dinette sind es 6,2°C, draußen sind es 3,3°C.
Das ist wirklich verdammt nah an der Gefriergrenze und die definitiv kälteste Nacht, die wir hier oben bis jetzt und überhaupt je im Wohnmobil erlebt haben.
Hoffentlich wird es nicht noch kälter, sonst bekommen wir ein Problem mit den unter dem Fahrzeug frei montierten Frisch- und Abwassertanks!

         
3,3°C draußen, das ist frisch       Drinnen ist es aber auch nicht viiiieeeel wärmer…

Ich krabbele nach diesem kleinen Ausflug an den gefühlten Nordpol schnell wieder ins Bett und kuschele mich an Anja.

Dann, etwa eine halbe Stunde später, stehen wir auf.
Die Truma hat den Alkoven und den Wohnraum auf mittlerweile knapp unter 14°C aufgewärmt.
Nur von vorne aus der Fahrerkabine dringt noch immer kalte Luft durch die Ritzen des Vorhanges.
Blöd, dass wir keine Thermomatten für die Fenster haben.

Wir gehen erst mal duschen, warmes Wasser (was hier kostenlos ist!) soll die eingefrorenen Lebensgeister wieder erwecken.

         
Allmählich geht die Sonne über dem Tal auf.               Dann geht es Duschen, rechts voraus das Servicehaus

Das erwartete kostenlose und aufwärmende Duschvergügen wird allerdings deutlich getrübt.
Die Dusche fördert nur sehr wenig Wasser, es gibt darüber hinaus keinen Duschvorhang in der Kabine, die Klamotten könnten daher in der Kabine naß werden.
Aber dann habe ich doch Glück im Unglück, da die Kraft der Dusche wie gesagt mehr als bescheiden ist, bedeckt der Wasserstrahl nur die Duschpfanne (eine Wanne ist es von der Größe her wirklich nicht) und erreicht den Stuhl mit meiner Wäsche erst gar nicht.

Die Wände sind auch ziemlich eckelig, die Decke ist verschimmelt. Aber nützt ja nichts, man muss sich ja mal reinigen.
Das Wasser muss man übrigens auf max. Wärme stellen, um es einigermaßen lauwarm zu bekommen, sonst wäre es gar nicht auszuhalten.
Man bewegt sich eigentlich warm, man duscht sich nicht warm.
Dadurch, dass das Wasser nur aus dem Duschkopf plätschert, hat man stets nur eine Stelle des Körpers mit warmen Wasser bedeckt. Der weitaus größere Teil des Körpers liegt ohne Wasser frei und bildet einmal angefeuchtet sofort Entenfell (Gänsehaut), wenn das warme Wasser dann ausbleibt.
Ergo dreht man sich ständig im Wasser und diese Bewegung hilft dann auch etwas, um warm zu werden.

Mit dem Abtrocknen geht dann ebenfalls sehr schnell.
Die Waschräume sind nicht beheizt und einige der Fenster dienen wohl als Zwangsbelüftung, sie sind gekippt offen und lassen sich nicht schliessen.
Entsprechend ist es wirklich ohne zu übertreiben gerade mit nassen Haaren und feuchter Haut richtig sau-kalt.
Das kalt-nasse Vergnügen ist wirklich keins, man muss aufpassen sich nicht noch eine Erkältung zu holen.

Aber das muss man wohl in Kauf nehmen, wenn man eben für die Nacht mit Strom nur 10 Pfund bezahlt. Das die CP´s hier auf der Insel allgemein schlechter als der gängige europäische Standart sein sollen, war uns vorher schon bewußt.
Wenn man es dann aber live und in Farbe vor Augen hat und am eigenen Leib erfahren darf, dann muss man schon ein wenig Schlucken und sich überwinden: Egal, Augen zu und durch.

         
Camper müssen auch mal einstecken können: Wenig Wasser, schimmelige Decke und schwarze Fugen in der viel zu kleinen Duschtasse

Nach dem Duschen freue ich mich erneut über den tollen Standplatz.
Der entschädigt für den geringen Spass und Ekelfaktor in der Dusche.
Die Sonne unterstützt unsere Wärmebemühungen zusätzlich und scheint in ihrer ganzen Pracht auf uns herab.
Sie hat es geschafft, steht nun endlich hoch genug am Himmel, dass die wärmenden Sonnenstrahlen auch zu uns in Tal vordringen.
Mit dem Wetter können wir uns bis jetzt wirklich nicht beschweren!
Bisher war es einfach nur traumhaft, kein Regen, keine dichten Wolken oder Nebel in den Highlands, nur halt kalt.
Aber ehrlich gesagt mir ist kaltes Wetter und dafür aber klar mit strahlender Sonne 10x lieber als ein paar Grad wärmer, aber dafür mit Regen oder geschloßener Wolkendecke
Ich warte vor den Duschräumen, bis Anja fertig ist. Auch sie hat schlechte Erfahrung in ihrer Dusche gemacht und beschwert sich darüber, das man die Fenster nicht zu machen kann.
Abtrocknen und Anziehen ging daher auch bei ihr entsprechend schnell….

Während Anja schon zurück zum Wohnmobil geht, entscheide ich mich spontan den nahe gelegenen Felsen zu erklimmen und ein paar Ausblickbilder von oben über den Platz und das Tal zu machen.
Das ist übrigens der kleine Felsen, wo der Baum drauf wächst und wo Anja gestern auf der Leiter geschaukelt hat.
Der Höhenunterscheid ist nicht so groß, vielleicht 15 oder 16 Meter.
Dennoch fühle ich mich beim Aufstieg wie William Wallace (da isser wieder), der durch die schottischen Highlands rennt.

Dann erreiche ich ein kleines Plateau, die Aussicht ist wirklich beispielhaft. In meiner Phantasie höre ich die Dudelsack-Titelmelodie von Braveheart.
Das Wetter ist traumhaft, so klare Luft, ich atme tief ein.
Die kalte Luft, wohl reich an Sauerstoff, brennt in den Lungen.
Ich zähle bis 5, dann puste ich alles wieder aus.
Das Wasser vom Loch Leven ist so klar und ruhig, wenn es wärmer wäre, dies wäre ein perfektes Badeparadies.
Die gegenüberliegende Hügelkette spiegelt sich im Wasser.
Hier oben ist es wirklich wunderschön, allein für diesen Ausblick hat sich die ganze Reise schon gelohnt…!

Während ich so hier oben stehe, schaue ich auf den Campingplatz herab. Da steht im Schatten meines Hügels ein PKW mit einem Zeltcamper.
Auf dem Zelt hat sich eine Schicht aus gefrorenem Frühreif gebildet. Ich möchte nicht wissen, wie kalt es im Zelt sein dürfte. Das wäre definitiv nichts für mich. Im Womo ist es schon kalt diese Nacht gewesen, wie empfindlich mag es dann im Zelt erst sein, zumal dieses noch im Schatten steht und noch keine wärmenden Sonnenstrahlen abbekommen hat…

         
Nach dem Duschen ist die Sonne endlich im Tal angekommen, ich sprinte den kleinen Hügel mal rauf und will die Aussicht erkunden

         
Mit dem Baum von gestern auf Augenhöhe                  Hinter uns die geräumigen rollbaren Miethäuschen

         
Ein Ausblick nach links auf unsere Camperwiese          Das Zelt im Schatten mit gefrorenem Morgentau auf dem Dach

    
Und dann natürlich nach rechts vom Hügel dieser tolle Ausblick! Das Wasser spiegelglatt und die Luft so klar…

Meine Hände werden kalt, ich kann die Kamera kaum gerade halten, also schnell zurück, den Aussichtspunkt wieder herunter gekraxelt und ab ins (hoffentlich warme) Wohnmobil.
Wir werden nun erstmal lecker frühstücken.
Der kleine Exkurs in die Wildnis hat richtig erfrischt und munter gemacht. Ich bin für heute voller Tatendrang.
Ein kleines Problem bekommen wir mit den Handtüchern. Die werden einfach nicht richtig trocken. Wir haben zwar noch welche, aber auf kurz oder lang werden wir zum rollenden Waschsalon, mal sehen, was uns da für eine Lösung einfällt.

Das Anwärmen des Körpers geht heute irgendwie besser, als gestern.
Wir scheinen uns allmählich an die kalten Temperaturen zu gewöhnen.
Bereits nach dem Ausflug nach draußen und der Rückkehr ins Wohnmobil sind wir soweit aufgewärmt, dass wir uns wieder ohne Pullover im inneren bewegen können.
Die Truma haben wir während des Duschens natürlich angelassen, das Thermometer zeigt nun annähernd 19°C.
Die Wärme im Wohnmobil ist wie ein Geschenk, die es uns ermöglicht auch die kalten Außentemepraturen zu ertragen, weil man sich nach jedem Ausflug wieder richtig aufwärmen kann.
Richtig heimelig! Ein wenig tut mir ja der Zeltcamper leid. Ich habe ihn beim herabsteigen des Hügels gesehen, wie er im Wintermantel aus dem Zelt gekrochen kann. Zusammen mit Thermohose und Russenmütze mag dem Körper vielleicht warm sein, aber unbehaglich und kabbelig bleibt es doch trotzdem.
Was geht es uns doch gut…

Wir frühstücken einfach. Es gibt das Brot, welches wir gesten in Ballachulish gekauft haben. Einfach belsen ohne groß den Tisch zu decken, zubereitet wird in der Küche. Nichts besonderes eben.
Danach räumen wir die Sachen weg, heute muss ich Anja leider beim Abtrocknen des Geschirrs helfen, da ich keine anderweitigen Tätigkeiten zu erledigen habe. So ein Mist…

         
Zum Frühstück ein Brot mit Schinken und Käse          Heute habe ich leider keinen Grund mich vorm Abtrocknen zu drücken

Nach dem Abtrocknen und Einräumen stellen wir die Abfahrbereitschaft her. Es wird auch Zeit sich eventuell um das Ergänzen von Wasser zu kümmern. Zu unserem Glück haben wir jedoch einen Wasseranschluss nur ein paar Meter von uns entfernt.
Nachdem wir Stromkabel getrennt und im Wohnbereich alles verstaut haben, fahren wir vor zur Wasserentnahme.
Das allein ist schon etwas problematisch, da die Wiese noch immer feucht ist.
Unsere Räder drehen etwas durch, ich muss uns frei „schaukeln“, ärgerlich dabei, dass wir dabei soviel Dreck aufwirbeln, dass dieser dann am Wohnmobil kleben bleibt.

Ich rolle meinen Wasserschlauch aus und will meinen Gardena- Stecker an dem Gewinde anschließen, da muss ich leider fest stellen, dass er nicht passt. Kein Problem, denk ich mir, ich habe ja eine Reihe von Adaptern dabei.
Leider doch ein Problem, denn keiner meiner Adapter passt.
So ein Mist. Aber wir brauchen Wasser, ich habe zwar keine Anzeige, wie viel Wasser noch im Tank ist, aber wir haben seit dem ersten Tag der Reise noch nichts aufgefüllt, das Wasser im Tank ist noch das aus Kerpen.
Es nützt nichts, nachdem ich den Schlauch an unseren „Wassertankreservezugang“ unter der Wohnraumtür angeschraubt habe, presse ich mit Gewalt gegen den Wasserhahn. Mit Muskelkraft kann ich so das Wasser in den Schlauch zwingen.
Wie das aber schonmal bei handgepressten Schläuchen und Muskeln so ist, verlässt mich irgendwann die Kraft und kaum gebe ich nur ein wenig nach, spritzt und schießt das Wasser aus dem Schlauch in alle Richtungen.
Als Quittung bekomme ich eine nasse Hose. Anja findet das natürlich saukomisch. Immer wieder muss ich den Hahn zu drehen, den Schlauch neu positionieren und ansetzen. Dann das Wasser wieder aufdrehen und den Schlauch anpressen.
Das Wasser ist eisekalt und trotz Sonne habe ich sofort rote Finger vor Kälte, lange halte ich das nicht aus.

Das Duschen hätte ich mir wirklich heute morgen sparen können, ich sehe nach gefülltem Tank aus, als hätte ich nochmals in Klamotten geduscht…
Viel Wasser habe ich übrigens nicht in den Tank bekommen. Ungefähr geschätzte 15 Liter.

                
Mit Gewalt den Schlauch dran gepresst                           Trotzdem werd ich natürlich naß

Vielleicht haben wir beim nächsten Platz mehr Glück und die 15 Liter reichen ja erstmal.
So fahren wir noch etwas weiter vor zum Servicehaus, weil da der Abfluss für das Brauchwasser ist.
Ich lasse unser altes Wasser in den Gulli ab. Dabei entdecke ich einen weiteren Wasseranschluss. Ich untersuche diesen und stelle fest, dass hier unser Gardena- Stecker natürlich passt. Na toll…

Also den Schlauch wieder ausgepackt und nun ganz klassisch und normal den Tank voll gemacht. Während ich mich nun korrekt und ohne Wasserschlacht mit dem Schlauch um Ver- und Entsorgung kümmere, geht Anja noch ein paar Schritte auf dem Platz spazieren und schießt ein noch ein paar tolle Bilder mit ihrer Cam.
Nach einem kurzen und finalen Besuch der Toiletten kann es dann um 11:30 Uhr Ortszeit endlich weiter gehen.

         
Während ich nun am Servicehaus stehe und auffülle         gelingen Anja mit ihrer Kamera diese tollen Bilder     (2-4 k)

    
Der Loch Leven zu unserer rechten…                          …und zur linken, ein taumhaftes Wetter für Schottland, oder?

Wir fahren das kurze Stück auf der B 863 zurück bis Glencoe und dann weiter auf der A 82 in Richtung Fort William.
Wir hatten gestern Abend überlegt, ob wir den traumhaften Loch Leven noch komplett umrunden sollen (die B 863 führt im Kreis auch wieder nach Ballachulish), haben uns dann aber dagegen entschieden.

Wir wollen statt dessen lieber in Fort William den berühmten Harry-Potter- Zug sehen.
Wir haben ein Bahnkursbuch dabei, dort steht drin, dass die legendäre Eisenbahnroute zwischen Fort William und Mallaig genau die Route sein soll, die auch in den Harry- Potter- Filmen vom berühmten roten Dampfzug genutzt wird.

Wir haben gelesen, dass der Zug mit der roten Dampflok, der sogenannte „Jacobite-Steam-Train“ Fort William schon um
10:20 Uhr verlässt. Doch den wollen wir gar nicht bekommen, da man ja von der Dampflok während der Fahrt sowieso nichts sieht und man in einem normalen Zug bestimmt billiger reist, käme uns auch ein ganz normaler Zug zur Mittagszeit ebenfalls gut gelegen.
Bedenken habe ich nur wegen dem Fahrplan. Unser Kursbuch (sofern wir es richtig gelesen haben) zeigt uns an, dass um 12:10 und um 12:36 Uhr ein Zug von Fort William nach Mallaig fährt. Der um 12:36 allerdings fährt nur bis einschliesslich 21 September. Da sind wir ein paar Tage zu spät. Typisch Bahn. 12:10 und 12:36 und dann bis 16:28 Uhr soll kein Zug mehr auf der Strecke fahren. Was für ein Quatsch. Aber das sagt unser Auslandskursbuch. Ich will und kann das nicht glauben, da fährt doch bestimmt noch etwas anderes, 4 Stunden kein Zug…

Obwohl ich mir das mit der 4-Stunden Zugpause nicht so recht vorstellen kann, gebe ich Gas. Wenn wir den 12:10 Uhr Zug erreichen müssen, dann muss ich heute mal ein paar Kohlen aufkippen und den Wohni etwas über die Straßen prügeln. Fürs Bilder machen habe ich keine Zeit, wir müssen nach Fort William und das in weniger, als 40 Minuten!

         
Es geht wieder los, ein letzter Blick                             und schon sind wir wieder auf der Piste, Gas geben!  (beide k)

Ich schaue unterwegs immer wieder kritisch auf die Uhr.
Das wird ganz schön knapp mit dem Zug, dennoch versuchen wir alles, um zeitig da zu sein, es sind ja eigentlich nur ein paar Meilen bis Fort William.
Aber genau jetzt kommt das, was kommen musste. Eine Baustelle auf der A 82 kurz vor Fort William mit einspuriger Wegeführung hält uns auf.
Der Verkehr wird hier durch eine Art „Follow-Me“- Fahrzeug und nicht wie bei uns durch eine Ampel geregelt. Das Follow-Me Auto fährt als erstes vor alle wartenden Fahrzeuge und geleitet dann den ganzen Trupp in einem Rutsch durch die Baustelle. Sind alle Autos weg, dreht ein Mann, der zusätzlich auf beiden Seiten als Sicherungsposten aufgestellt ist, ein Schild mit der Aufschrift „Go“ wieder rum und es kommt ein Stopschild.
Dann muss man warten, bis das Follow-Me Auto wieder am anderen Stauende angekommen ist.
Eigentlich total kompliziert und dadurch unheimlich zeitintensiv. Das Follow-Me Auto fährt darüber hinaus nicht durchgehend, weil die Straße immer mal wieder für ein paar Minuten durchgehend gesperrt wird.
Hier verlieren wir die meiste Zeit. Knappe 15 Minuten gehen drauf.

         
Wir verlieren wertvolle Zeit an einer Baustelle                 bis wir endlich durchfahren dürfen

Endlich geht es nach Fort William rein. Wir stecken noch immer in der Schlange, die sich vorhin vor der Baustelle gestaut hat. Entsprechend langsam geht es in der Stadt voran. Wenn doch nur die Hupe funktionieren würde…
Nützt nichts, als erstes muss aber mal ein Parkplatz für unser dickes Schiff her.
Auf der Zufahrt nach Fort William sei übrigens noch beiläufig erwähnt, dass an der Hauptstraße überall Bed & Breakfast stehen. Bestimmt 20 oder 30 Häuser haben das grüne „free“- Zeichen draußen hängen.
Diese Häuser überschlagen sich teilweise mit den Angeboten und Werbung. Andererseits war das günstigste Angebot, dass ich auf den am Straßenrand stehenden Tafeln gesehen habe, 16 Pfund pro Nacht und Person. Zwar dann wohl mit kleinem Frühstück, aber trotzdem nicht gerade günstig.

Zurück zu unserem Tripp:
Der Reiseführer spricht von Parkmöglichkeiten in der Nähe vom Pier bei den Reisebussen, aber das ist definitiv zu weit vom Zentrum weg. Wir müssen näher ran.
Mit voller Fahrt folgen wir den Schildern für den Bahnhof, die Hauptstraße wird plötzlich 2-spurig und so können wir ein wenig an Boden gut machen. Die Leute in den anderen Autos gucken zwar etwas verdutzt, wenn sie von einem Reisemobil überholt werden, doch für Erklärungen bleibt keine Zeit, wir haben es eilig!

Wir erblicken einen möglichen Parkplatz (weil dort schon ein paar Campmobile stehen) zu unserer rechten, biegen kurz darauf rechts ab und kurven einmal voll um den Bahnhof herum.
Wir stehen dann wieder unvermittelt auf der Hauptstraße, von der wir eben abgebogen sind.
Ganz klassisch einmal umsonst im Kreis gefahren, wertvolle Minuten…

Endlich finden wir den die Zufahrt zum Parkplatz in Bahnhofsnähe, der auch für Camper zugelassen ist (Auf dem Boden ist eine entsprechende Markierung: Campers / Trailers).
Das Parken kostet 1,50 Pfund und gilt dafür den ganzen Tag. Ein Ticket auf Stundenbasis gibt es nicht, das hätten wir in Anbetracht einer Tagestour nach Mallaig mit der Eisenbahn ja aber sowieso nicht gebraucht.
Ach ja, ein Hinweis am Parkautomaten, der das Parken „overnight“ für Camper verbietet, findet sich natürlich auch.

Wir packen ein paar Sachen in aller Eile zusammen, schließen das Wohnmobil ab und rennen zum Bahnhof.
Am Bahnsteig, den man durch ein Gitter schon von der Straße aus sehen kann, steht ein Zug bereit, das ist bestimmt unserer.
Aus dem Lauf heraus mache ich ein Bild vom Parkplatz und danach vom Zug, erstaunlich, dass die was geworden sind:

          
Parkraum für Wohnmobile in der Nähe vom Bahnhof       Von der Straße aus sehen wir einen Zug am Bahnsteig

Keuchend und nach Luft schnappend sprinten wir in den Bahnhof. Ich habe geschlechtsbedingt etwas mehr Ausdauer und lege einen finalen Spurt zur Fahrkartenausgabe hin.
Die Dame am Schalter ist sichtlich irritiert, warum wir es so eilig haben. Ich frage nach dem Zug nach Mallaig und zeige auf den Zug am Bahnsteig, den man von hier aus ebenfalls sehen kann. Sie bestätigt, dass dies der Zug nach Mallaig sei.

Juchu, ich glaube wir haben es tatsächlich geschafft!!
Ich bitte hastig um 2 Tickets und krame nach dem Geld.
Die Dame fragt mich ganz irritiert, warum wir es denn so eilig hätten.
„Just want to get the train to Mallaig“ ist meine ernste und aufrichtige Antwort, dabei zeige ich nach draußen auf den Bahnsteig, wo übrigens auch am Zuguzielanzeiger „Mallaig“ angeschlagen steht.
Freundlich lächelnd erklärt die ansonsten nette Schalterbeamtin mir, dass der Zug draußen am Bahnsteig erst um halb 5 fahren würde.

„Wie jetzt halb 5? Das da draußen ist doch der Zug nach Mallaig, oder?“
„Ja schon, aber eben erst der um halb 5“

Unser Kursbuch hatte also leider Recht. Der Zug um 12:36 fährt nicht mehr und den Zug um 12:10 Uhr haben wir um knappe 20 Minuten verpasst, es ist nun kurz nach halb 1.
Auch ein anderer Zug fährt den Tag heute über nicht mehr. Erst wieder um 16:28 Uhr.
Und das ist für einen Tagesausflug definitiv zu spät.

Wir sind niedergeschlagen. Anja ist sogar richtig traurig, sie wäre so gern mit dem Zug gefahren.
Hat sich so sehr gewünscht die Berge und Wälder zu sehen. Soll was ganz besonderes sein auf dieser Strecke zu fahren, steht eigentlich in fast jedem Reiseführer. Besonders die berühmte Brücke, wo auch der Harry Potter Zug aus den gleichnamigen Filmen schon drüber gefahren ist.

         
Der Zug nach Mallaig, aber eben erst der um halb 5…    Einen Hinweis auf den Jacobite-Steam-Train finden wir auch

Was machen wir denn jetzt? Mir tut es in diesem Moment so sehr leid für meine liebe Maus.
Ein wenig schneller fahren, unter der Dusche nicht bummeln oder einfach das Wasser nicht auffüllen und es hätte mit dem Zug klappen können.

Was tun? Hier bleiben und morgen fahren?
Wir denken kurz darüber nach, das würde allerdings die Routenplanung ganz schön durcheinander bringen.
Der Verstand obsiegt schliesslich, wir entscheiden uns die Zugfahrt dann eben ein anderes Mal zu machen.
Die läuft ja nicht weg. Schade ist und bleibt es trotzdem.

Um uns wieder aufzumuntern, wollen wir in Fort William etwas spazieren gehen.
Wir haben noch keine richtige schottische Stadt besucht und ein paar Menschen nach der tagelangen Fahrerei und Einöde tun bestimmt auch mal zur Abwechslung ganz gut.
„Bummeln und Shoppen wird es schon wieder richten“ denk ich mir, „das macht Anja ja gern“

Als erstes steuern wir die Touristeninfo an. Wir erhoffen uns hier kostenloses Infomaterial von der Stadt, vielleicht einen kleinen Stadtplan und ein paar Infos.
Jedoch frei nach dem Motto: „Erst hatten wir kein Glück, dann kam auch noch Pech dazu“, ist die Touristeninfo ausgerechnet heute wegen Umbau geschloßen.
Aber gut, das macht auch nichts, dann eben frei und ohne Plan durch die Stadt. Groß ist sie ja nicht, da werden wir uns wohl kaum verlaufen.

         
Ein kleiner Stadtbummel durch Fort William                Leider ist die Info heute zu 🙁

         
Eine komplette Schottenausrüstung für 499,- Pfund        Wenigstens sehen wir den Zug mal im Modell

Im hinteren Teil der Stadt besuchen wir einen Shop, der sich damit brüstet das offizielle Haus des Clans der Jamfrie (s?) zu sein.
So steht es jedenfalls auf dem Türschild und der Werbung über dem Geschäft.
Die Auswahl an Whiskey ist überwältigend. Aber auch die übrige Ausstellung an Souveniers, Andenken und Geschenkmöglichkeiten ist durchaus enorm. Viele schöne Dinge, teilweise mit richtiger Liebe zum Detail, Bücher, Vasen, Glas, Keramik, Schmuck, Porzellan, Modelle, Antikes, Altes, Neues und Schönes finden wir vor.
Wir verbringen fast eine Stunde in dem Laden, bis wir alles durchgeschaut haben. Das ist wirklich interessant hier.

Nur eine Sache war mal wieder klar. Wir spazieren so durch den Laden und hören plötzlich vertraute Stimmen!
Von überall um uns herum, wenn wir keine englische Sprache hören, ist es die Deutsche. Fast wir zuhause.
Gut, ich schätze mal, dass auch viele Engländer hier nur zu Besuch waren, aber was mich eben wundert: Wenn wir Touristen erblicken oder „erhören“, dann ebenfalls deutsche. Kein Italienisch, kein Französisch, kein Spanisch, kein Niederländisch.
Komisch…
Ob Schottland nur bei uns Deutschen so überproportional beliebt ist? Oder es ist Zufall?
Der Reise tut es jedenfalls keinen Abbruch. Warum auch?, wir sind ja auch hier!

              
Hier links: Das „House of Clan Jamfrie“     mit riesiger Auswahl                        auch an Whiskey

Nach unserem Ausflug haben wir ein wenig Hunger bekommen, aber als wir eine der Speisekarten der Restaurants hier im Ort genauer betrachten, können wir uns grad noch einbremsen.
Wir wollten doch nur was kleines essen und das Restaurant nicht gleich kaufen!
Die Preise deuten zumindest darauf hin, dass man Anteile am Gastbetrieb erwirbt…
Vielleicht liegt es daran, dass der Ort hier ja als Touristenziel beliebt und bekannt ist.

Zum Glück findet sich am Eingang der Fussgängerzone auch ein kleiner Tesco, hier kaufen wir ein paar Dinge ein, die wir jetzt und heute Abend essen können. Nichts großes, nur ein paar Sandwiches, Milch, Brot und etwas Wurst. Das langt.
Und wieder müssen wir staunen.
Der Ort hier scheint wirklich von Deutschen belagert zu werden, oder die Einheimischen stehen total auf uns Deutsche bzw. unsere „herzhafte“ Küche.
Denn der Tesco hat echte „5 German Frikadellen“ im Angebot.
*Schnüff*, ich muss mir glatt eine Träne verkneifen, ich fühle mich fast wie zuhause…
Ob es blöd aussieht, wenn ich hier im Supermarkt vor den Frikadellen salutiere und dabei unsere Nationalhymne summe?

Ach ja, natürlich gibt es hier auch einheimische Spezialitäten.
Zum Beispiel Häggis aus dem Kühlregal.
Aber da wir absolut keinen Dunst haben, wie man diesen zubereitet und darüber hinaus allein die Vorstellung gruselig ist gerade einen gefüllten Schaafsdarm in der Hand zu halten, lassen wir das Teil lieber hier und kaufen nur das, was wir auch wirklich kennen und brauchen…

              
Wenigstens gibt´s nen Tesco               *Schnüff*, wie zuhause…                    Nanu, Haggis aus dem Kühlregal???

Dann gehts zurück zum Wohni.
Im angrenzenden Park machen wir bei strahlendem Sonnenschein bestem Wetter ein paar Bilder.
Ich hatte mir einen schwarzen Pulli angezogen, der hat die Sonne gut aufgenommen und gespeichert.
So war mir bei 16°C Außentemperatur nicht wirklich kalt.

Am Wohnmobil wieder angekommen essen wir fix eine Kleinigkeit, machen uns frisch und dann fahren wir auch schon weiter.
Ein bischen ärgere mich darüber, dass wir ja einen Tagesparkticket kaufen mussten, welches wir nun nicht mehr brauchen.
Ich gucke extra, ob sich vielleicht ein anderer Parkplatzsucher auf den Platz verirrt, leider ist niemand da, dem ich meinen Parkschein schenken könnte.

Fort William ist wirklich einen Besuch wert. Und idealerweise lag der Ort auch gleich mal direkt auf der Route.
Nur wenn man mit dem Zug nach Mallaig fahren möchte, sollte man 1. rechtzeitig da sein, 2. sich mindestens einen Tag Zeit nehmen und 3. sich nicht über den wirklich total unsinningen Fahrplan ärgern
Ich fasse es immer noch nicht, fast 5 Std. kein Zug…
Haben die hier oben keine Pendler?
Wenn sich der Fahrplan nicht ändert, dann bekommen die auch keine!!  :-/

         
Der Park von Fort William                                          Pause für die müden Beine

    
Im Park gibts ne Kirche mit Denkmal                         Und ein Park-Hotel mit Denkmal

Ach ja, eine Sache sei noch zum Parken erwähnt: Am Ortsende von Fort William befindet sich ein großer Supermarkt der Kette „Morrisons“. Auf diesem Parkplatz haben wir schon bei der Ankunft gesehen, dass hier Wohnmobile stehen.
Auch bei unserer Abfahrt standen die gleichen Mobile noch immer dort. Vielleicht hätte man auch da parken können.
Aber nun ist es auch egal.

Hier in Fort William erhoffe ich mir auch wieder die Möglichkeit günstig zu tanken.
Immerhin hat man etwas Auswahl an Tankstellen und damit Konkurrenz.
Die erste Tanke ist allerdings eine Pleite.
Die will 0,98 £ für einen Liter, auch die zweite möchte noch immer 0,96 £ für den Liter Diesel.
Als ich die Hoffnung schon fast aufgegeben habe, finden wir eine BP, die den LKW- Diesel für 0,94 £ verkauft.
Da ich keinen Unterschied zwischen dem 1 pence teureren PKW- Diesel und dem LKW- Diesel kenne, fahre ich an die LKW- Zapfsäule für Diesel ran.
Beim Tanken habe ich übrigens wieder Glück! Ich finde auch dem Boden schon wieder Kleingeld, diesmal ein 10-Pence Stück.
Na also, hat sich schon wieder gelohnt.

     
LKW- Diesel für 0,94 £ an der BP kurz hinterm Ortsausgang

Nach dem Tanken geht es aber endlich weiter. Es ist grad 15 Uhr durch.
Etwas mehr als 2 Stunden hat der wirklich lohnende Stadtbummel gedauert.
Auf der A 82 geht es nun weiter in Richtung Inverness. Auf der Route liegt neben dem berühmten Urquhart Castle auch der See „Loch Ness“ mit dem sagenumwogenen Monster Nessie.

Na da bin ich aber mal gespannt, ob wir das putzige Tierchen zu Gesicht bekommen werden. Soll ja sogar schonmal über die Straße gelaufen sein. Stand in irgend einem Reiseführer. Ob ich auch für Nessie bremse?
Anja macht schonmal beide Digis startklar, damit wir direkt unsere Beweisfotos machen können
Aber nur für den Notfall, falls ich das Tier mit dem Wohnmobil zwecks Beweissicherung nicht sofort erlegen kann.

Zuerst kommen wir aber unterwegs am Aussichtspunkt „Commando Memorial“ vorbei.
Die Engländer scheinen genau wie die Ami´s eine besondere Schwäche für ihre Kriegshelden zu haben.
Das Memorial selbst ist, so finden wir es auf der Gedenktafel vor, nicht nur allgemein den Soldaten gewidmet, sondern viel mehr nur den schottischen Soldaten.
Und darüber hinaus nur denjenigen, die im 2. Weltkrieg für Schottland gefallen sind.
Unter den drei bronzenen Kämpfern sind die Namen jender Soldaten verewigt. Ist ne lange Liste…

Ach ja, die Aussicht ist wirklich toll. Leider findet sich hier ein Schild, das man nicht über Nacht stehen darf.
Ist schon komisch mit den Schildern, manchmal finden wir den tollsten öffentlichen Parplatz vor, der kein Schild hat und wo man die Nacht theoretisch stehen könnte. Dann wiederrum finden wir Parkplätze längs zur Fahrbahn ohne Sicherheits- Grünstreifen, die das Schild „No-Overnight-Parking“ ausweisen. Dabei würde ich hier nicht stehen wollen, wenn das frei Stehen per Schild sogar ausdrücklich gestattet wäre!
Man hat fast den Eindruck, als würden die Schlider nicht zum Vertreiben der Wohnmobilsten aufgestellt, sondern tatsächlich für deren Sicherheit! Wenn ich mir so überlege, wenn da nachts ein LKW in so ein stehendes Womo rein rauscht…

Neben uns stehen noch ein paar andere Fahrzeuge auf dem Platz. Ein Reisebus kommt ebenfalls dazu. Man muss kein Genie sein, welche Nationalität der Bus an Passagieren ausspuckt.
Als wir dann auch endlich erkennen, dass es sich um Deutsche handelt, machen wir uns schnell wieder auf den Weg.
Heute Abend müssen wir mal zuhause anrufen, ob sich überhaupt noch Deutsche im eigenen Land befinden, subjektiv könnte man meinen, die wären heute alle hier unterwegs…

         
Weiter geht es auf der A 82 Richtung Norden                   eine kurze Pause am Commando Memorial

     
Auch hier: No overnight Camping                           Die Aussicht am Memorial

                       
Und die Helden des Memorials                        Als dann der gelbe dt. Reisebus auftaucht, machen wir fix die Biege

Es geht weiter auf der A 82.
Wir konsultieren zwischenzeitlich wieder unseren Reiseführer, der einen Stop in Fort Augustus empfiehlt.
Da Fort Augustus eh auf unserem Weg zum Urquhart Castle liegt, werden wir dort mal anhalten.
Fort Augustus soll vor allem für die 5-Becken- Schleuse bekannt sein. Es wird hier ein enormer Höhenunterschied zwischen Ost- und Westküste der britischen Insel überwunden.

Die Schleuse selbst wird manuell bedient.
Das wollen wir uns mal ansehen, mit etwas Glück fährt grad ein Schiff durch.
In Fort Augustus muss man nur auf der Hauptstraße bleiben, dann kommt automatisch zu einem großen Parkplatz gleich hinter der Tankstelle, gegen 16 Uhr treffen wir ein.
Wir parken stilecht neben einem weiteren Wohnmobil und schauen uns dann um: Gleich am Parkplatz befindet sich eine Touristeninformation. Diese ist sogar geöffnet und so decken wir uns ein wenig mit Informationsmaterial ein.
Selbstverständlich findet sich natürlich auch hier der Hinweis, dass das freie Stehen über Nacht auf diesem Parkplatz nicht gestattet ist. Aber wir wollen ja eh nicht hier bleiben.

Dann passt mal wieder unser Tagesmotto wie die Faust aufs Auge. Kaum haben wir die Touristeninformation erreicht, kommen 2 Busse auf den Parkplatz gefahren. Es sind deutsche Reisebusse, übrigens die einzigen Busse hier.
Beide Busse spucken eine mehr oder minder an Fort Augustus interessierte Schulklasse aus. Obwohl es eher den Eindruck hat, als wäre die ganze Oberstufe aus Ausflug. Mindestens 100 Mann Truppenstärke. Eine richtige Invasion…
Man wird zwangsläufig gleich in die eigene Jugendzeit versetzt. Es gibt die Streber, die sich immer um die Lehrer scharren und eine kleine „Guided Tour“ mitmachen, eine Gruppe Mädchen, die erstmal alle gemeinsam die öffentliche Damentoilette stürmen, dann die Langweiler, die rauchend am Bus stehen bleiben und darauf warten, dass es endlich weiter geht und sie weiter im Tran versunken im Bus sitzen können.
Und es gibt die Abenteuerlustigen, die sich möglichst sofort und am weitesten weg von der Gruppe entfernen, um möglichst nicht auzufallen. Die haben sich schon in Bewegung gesetzt, als die Lehrerin noch vergeblich versucht hat alle für die „Guided Tour“ zu motivieren.

Nachdem die Tourist- Info von der deutsch sprechenden Plage bevölkert wurde, nehmen wir erneut Reißaus.
Zum Glück hat sich örtliche Attraktion, die 5-Schleusen-Anlage des Caledonian-Canal offenbar noch nicht bis zu den Jugendlichen rum gesprochen, oder sie kommen erst später dazu. Wir also haben etwas Vorsprung.

An der Schleuse selbst haben wir dann Glkück und werden Zeuge, wie grade eine Yacht durch die Schleusenanlage geführt wird. Die Anlage ist Teil eines Museums, die Schleusenwärter erklären einer interessiert zuhörenden Gruppe die Funktion der gesamten Anlage. Eine Touristen darf sogar unter Aufsicht des Schleusenwärters die Technik bedienen.
Wir schauen bei insgesamt 2 Schleusenvorgängen zu, interessant ist es schon.

         
Gleich hinter der Tanke links kommt der Parkplatz            Wir haben gerade geparkt, da fällt eine der sieben Plagen in
Gestalt von 2 dt. Reisebussen mit Schulklassen über den Ort her

                  
Wir flüchten zur Schleusenanlage                                    Ein Kletterpflanzennessie erwartet uns schon

         
Eine schicke Yacht wird gerade geschleust                       Die Touristin darf die Anlage unter Aufsicht bedienen

         
So kompliziert sieht es aber auch nicht aus                  Fertig, das Tor öffnet, die Yacht kann ein Becken weiter fahren

         
Anja stellt sich genau in die Mitte der Schleusentore       Jetzt müsste nur noch jemand die Schleusentore auf machen…

    
Dann schauen wir uns noch den Rest von Fort Augustus an  Viel gibt es aber nicht mehr zu sehen

         
Auf dem nicht schiffbaren Teil des Flusses finden wir etwas entfernt einen alten Turm, wofür der wohl mal gut gewesen ist?

Als wir zurück zum Parkplatz kommen steht die jugendliche Reisebusgesellschaft noch immer in der Gegend herum. Ein paar Kids kommen gerade aus dem Tankstellensupermarkt und haben sich mit Knabberzeugs eingedeckt.
Tja, da bin ich doch froh, dass wir in unser Wohnmobil steigen und nicht wie die Kiddies in einer Jugendherberge schlafen müssen.

Ohne uns länger hier aufzuhalten fahren wir weiter.
Als nächstes steht das Urquhart Castle auf dem Programm.
Laut Reiseführer sollen von diesem Punkt aus die meisten Nessie- Sichtungen gemeldet worden sein.
Na das werden wir ja mal sehen.
Das Wetter ist leider etwas schlechter geworden, die Wolken ziehen sich zu und bilden eine beinahe geschlossene Wolkendecke. Als wir gegen halb 5 Ortszeit vom Parkplatz fahren, fängt es ganz leicht an zu nieseln.
Wir fahren weiter auf der A 82, die dicht am länglichen Loch Ness entlang führt. Anja feuert mit beiden Kameras eine ganze Batterie von Bildern vom See. Es könnte ja sein, dass sich im Nachhinein zuhause auf den Bildern etwas zeigt, was wir hier oben vielleicht übersehen haben. Bestimmt ist der Loch Ness der meistfotografierte See der Welt.
Obs stimmt weiß ich nicht, wundern würde es mich jedenfalls nicht.

         
Das Wetter wird leider etwas schlechter                       Die Straße führt immer dicht am Loch Ness entlang

          
Doch so sehr wir uns auch bemühen…                          …Nessie will sich nicht zeigen   🙁

Gegen kurz vor 5 erreichen wir dann das Urquhart Castle.
Das Castle ist gut ausgeschildert, man kommt direkt von der A 82 auf den Parkplatz.
Das Areal kommt mir allerdings etwas klein vor. Dafür, dass hier eines der berühmtesten Burgruinen der ganzen Welt steht, ist erstaunlich wenig Platz. Zu unserem Glück ist aber auch erstaunlich wenig los, so finden wir am äußeren Ende sofort einen Parkplatz, der für uns groß genug ist.
Einen möglichen Grund für das vereinsamte Castle finden wir möglicherweise auch: Der Eintritt kostet pro Person 6,50 £ !!!

Zu unserem Glück kann man das Castle auch vom Parkplatz aus sehen. Wofür hat man eine Zoomfunktion an der Digi?
Ein bisschen schade ist es schon, aber 20,- € um sich eine Ruine anzusehen, das ist uns einfach zu viel. Und so schauen wir uns nur ein wenig auf dem Gelände um und machen mit unseren Kameras ein paar Bilder.
Nessie sehen wir auch hier nicht, dafür aber einen Hinweis, dass es hier nur für (zahlende) Gäste eine Toilette gibt. Wer nicht zahlen möchte, der wird an das wenige Kilometer entfernte Drumnadrochit verweisen.
Na toll.
1:0 für unser Wohnmobil, wir sind zum Glück nicht mehr abhängig von derart öffentlicher Infrastruktur.

Zum Castle selber können wir leider mangels Besuch nicht viel sagen.
Es sieht sicherlich auch als Ruine imposant aus, andererseits eine hier oben (wo wir jetzt stehen) positionierte Steinschleuder oder ein Tribock wäre zu Zeiten der Blüte dieses Schloßes sicherlich eine durchschlagende Waffe gewesen.
Warum bauten die Bauherren das Castle nur so nah am Wasser und boten damit höher gelegenen Angriffsgeräten eine so gute Angriffsposition?

         
Der Parkplatz ist fast leer                                             Auch unser Dickschiff findet natürlich einen Platz

          
Vom kostenlosen Aussichtspunkt                              kann man auch ganz gut die Burgruine sehen

Wir halten uns wegen des useligen Wetters nicht sehr lange am Aussichtspunkt auf. Es nieselt zwar nicht mehr, aber es ist ungemütlich.
Der, die oder das Nessie will sich auch nicht zeigen und irgendwie habe ich mir das alles ganz anders vorgestellt.
Klar habe ich den Eindruck, als würden wir geradezu durch Schottland durchrasen, aber andererseits außer dieser Burgruine steht hier auch nichts, was man neben dem Visitor- Center besuchen könnte.
Hier ist nichts!
Für meinen Teil wird dieser Ort und das Urquhart Castle deutlich überbewertet, aber bitte jeder bilde sich selbst ein Urteil, gerne tausche ich mich mit jedem über das Thema aus, der mag.

Ich überrede Anja, dass wir weiter fahren. Die Karte sagt aus, dass es in Drumnadrochit ein paar Sehenswürdigkeiten bezüglich Nessie, dem See (immerhin dem größten Trinkwasserspeicher der britischen Insel) und der Umgebung geben soll. Wir schauen kurz in den Reiseführer, auch dort wird Drumnadrochit als „Nessietown“ bestätigt.
Vielleicht haben wir eher dort eine Chance etwas mehr über Nessie und den See zu erfahren?

Gegen 17 Uhr Ortszeit sind wir wieder auf der A 82 und erreichen nur wenige Minuten später den kleinen Ort Drumnadrochit.
Hier ist wirklich alles auf Nessie ausgelegt. Nessie Center hier, Nessie Exhibition Center da, Loch Ness Visitor Center dort.
Wie soll man sich da zurecht finden?
Wir fallen natürlich prombt auf eines dieser Schilder rein und landen beim „Loch Ness Monster Visitor Center“, was sich als totale Pleite heraus stellt.
Ist aber auch fies, dass hier diese „schottische Blume“ auf dem Schild abgebildet ist.
Diese ist wohl vom offiziellen Tourist- Bord von Schottland und verleitet schnell dazu hinter dem ausgeschilderten Besucherzentrum eine echte Attraktion zu vermuten.
Weit gefehlt!
Getäuscht durch die Beschilderung endet die Reise an einem Touri- Verkaufsstand, der überteuerte Souvenirs und Schiffstouren auf dem See an den Mann bringen will.

Wenigstens gibt es ein Nessie- Plastikmodell, mit dem ich Anja fotografieren kann. Wir werden an diesem Tag lernen, dass man den offiziellen Schildern durchaus trauen kann, nur sollte man ein klitzekleines Detail bei der Beschilderung beachten:

Je hochwertiger das jeweilge Objekt ist, desto mehr Sterne kann es aufweisen!
Die einfachste Kategorie ist nur das Symbol oder ein Stern. Wobei ich davon ausgehe, dass jeder das Symbol oder das Symbol mit einem Stern bekommen kann, wenn er nur eine mit Sicherheit kostenpflichtige Registrierung in Auftrag gibt.
Eine wirklich gute Übersicht über die einzelnen Klassifikationen, die für Restaurants, Attraktionen, Hotels und Gästehäuser gibt es auf der offiziellen Webseite (es gilt der Haftungsausschluss / Disclaimer für externe Links aufgerufen werden kann) von visitscotland.com

         
Wir erreichen Drumnadrochit                                  und folgen der Beschilderung: Loch Ness Monster Visitor Center

          
Das Monster Visitor Center                                    entpuppt sich leider als totaler Reinfall                   (beide k)

    
Wenigstens gibt es einen Plastiknessie                       auf dem Anja ne Runde klettern kann

Wir konsultieren nochmals den Reiseführer und ein Infoheftchen, dass wir im Visitor Center in Fort Augustus mitgenommen haben.
Was wir wirklich sehen wollten ist „the Official Loch Ness Exhibition Center“, den hier soll es eine Art Ausstellung geben, die sich wirklich mit dem See und seiner Geschichte auseinandersetzt und nicht wie man mit der besten und größten Beschilderung die meisten Touris anlockt.
Eigentlich muss man nach der Einfahrt nur die ersten Schilder zum Monster Center gekonnt ignorieren und auf der A 82 bleiben, dann kommt man ganz automatisch an die richtige Attraktion, sie liegt direkt an der Hauptstraße.
Noch bevor wir auf dem Gelände ankommen, sehen wir, dass dies die richtige und einzig wahre besuchenswerte Attraktion hier im Drumnadrochit ist, denn diese hat 5 Sterne! Mehr geht nicht.

    

          
Ein paar Meter weiter findet sich das richtige Center (hier von der Seite), das Official Loch Ness Exhibition Center

     
Einen kleinen Plastiknessie gibt es hier auch

Für uns ist jedenfalls klar, dass wir ab sofort auf keine Beschilderung mehr rein fallen, die Sterne sind wirklich ein guter Anhaltspunkt.
Das Visitor Center hat trotz fortgeschrittener Stunde (es fast halb 6) geöffnet, an der Kasse sitzt ein netter älterer Herr, der uns freundlich empfängt.
Als wir die Vorhalle betreten wird gerade einer kleiner Gruppe ein Film gezeigt.
Sieht ganz interessant aus, das schauen wir uns näher an.
Der Eintritt kostet stolze 5,95 £, das ist zwar nur unwesentlich weniger, als der Eintritt am Urquhart Castle, andererseits kann man ja auch nicht jede Attraktion auslassen und sich nur alles „von außen“ ansehen.
Irgendwas wollen wir ja auch mal im Detail sehen.

Wir stehen zwischenzeitlich allein im Vorraum, die Gruppe, die sich eben den Film angesehen hat, ist mittlerweile einen Raum weiter gegangen.
Der nette Herr am Empfang fragt uns nach unserer Nationalität.
Ich bin zunächst skeptisch. Will er nur Small Talk betreiben?
Was wird er tun, wenn er erfährt, dass wir Deutsche sind?
Zögerlich geben wir unsere Nationalität bekannt, der Mann klickert an seinem PC ein wenig herum und wir dürfen uns derweil den kleinen Film im Vorraum ansehen. Dazu bekommen wir einen Zettel in deutsch, auf dem alles Wissenswerte in Stichworten zusammen gefasst ist.
Der kleine Film ist auf englisch, aber zum Glück verstehe ich das meiste und kann Anja übersetzen, worum es genau geht.

Nach ein paar Minuten Filmvorschau öffnet sich dann eine Türe, zu unserer Überraschung wird im ersten richtigen Zimmer nach dem Empfangsraum ein weiterer Film gezeigt und was uns noch mehr überrascht, der Film ist in Deutsch!
Was für eine nette Überraschung! Da hat sich die Wahrheit als Gewinn heraus gestellt.

Anja freut sich riesig, dass sie nun die ganze Ausstellung auf Deutsch mitverfolgen kann. Wir sind die einzigen Gäste, die diesen Durchgang mitmachen, daher haben wir die Vorführräume ganz für uns.
Jeder Raum hat einen kleinen Film zu zeigen.
Man geht nach einer Vorführung jeweils in den nächsten Vorstellungsraum. Alle Filme sind so aufeinander abgestimmt, dass man immer gleichzeitig den nächsten Raum betritt, so gibt es keine Wartezeiten.
Es wird neben der Filmvorführung auf der Leinwand viel mit Licht und Schatten gespielt.
Ohne Spezialeffekte nur mit dieser Art von Technik wird man trotzdem eindrucksvoll mitgerissen.
Wenn die Kamera in die Tiefe des Sees taucht, ein Thermometer 3°C anzeigt und der Raum in ein dunkles Blau gehüllt wird, dann läuft es einem schon kalt über den Rücken…

Zunächst erfahren wir etwas über die Geschichte des Sees, wie groß er ist, woraus die einzelnen Wasserschichten bestehen und wie er entstanden ist.
Dann sehen wir ein paar mehr Informationen über das angebliche Monster wer wann und wo man Nessie gesehen haben will. Es wird der Zusammenhang erklärt, wer welche Sensationsstory daraus gestrickt hat und wie sich der Hype entwickelt hat.

Die Theorie, was Nessie sein könnte (Echse, Urzeitmonster, Säugetier Dinosaurier?), wovon es sich eventuell ernährt und wo er sich in welchen Höhlen versteckt halten könnte.
Dann wird über die Geschichte der Nessie- Forscher erzählt, wie sie vorgegangen sind und was sie gefunden haben.
Ohne die Spannung vorweg zu nehmen, sie haben leider nichts gefunden.
Aber trotzdem muss ich sagen: Hut ab! Die Geschichte ist stimmig, spannend erzählt und durchaus objektiv betrachtet und für den Laien nachvollziehbar.
Und obwohl alle gezeigten Filme eigentlich keine Zweifel offen lassen, dass es keinen Nessie geben kann, lässt man sich diese „und vielleicht doch?“ ein wenig offen. Aber das ist nicht schlimm. Ich fands toll, es war den Eintritt durchaus wert.
Bilder gibt es hiervon ürbigens keine, dafür war es erstens in den Ausstellungsräumen einfach zu dunkel und zweitens war das Fotografieren der Ausstellung verboten.

Nachdem wir alle Filme gesehen haben, verlassen wir den letzten Vorführraum stilvoll in einen großen Souveniershop.
Dies war zu erwarten, ist aber auch nicht schlimm.
Ein kleines Andenken von hier oben ist genau das richtige für zuhause und für Anja´s Schreibtisch auf der Arbeit.
Wir entscheiden uns nach langem Stöbern für einen kleinen Nessie aus Stein bzw. bemaltem Ton.
Es sind drei Elemente, ein Kopf- und 2 Schwanzteile, die in richtiger Position auf den Tisch gestellt wie ein halb auf- und halb abgetauchter Nessie aussehen.
Wirklich nett.

         
Die riesige Souvenierabteilung lässt keine Wünsche offen   So bekommt man z.B. auch Riesen-Nessies…

Gegen 18Uhr Ortszeit ist der kleine Ausflug in die Unterwasserwelt des Loch Ness beendet.
So langsam wird es Zeit sich um das Nachtlager Gedanken zu machen.
Hier auf dem Parkplatz dürfen wir nach der Beschilderung jedenfalls nicht über Nacht stehen bleiben.
Aber wohin?

Wir werfen den Laptop an und ermitteln einen CP in der Nähe von Inverness, den Bunchrew Car & Camp Park.
Als ich versuche dort telefonisch jemanden zu erreichen, habe ich leider kein Glück. Aber so recht zusagen will uns der CP auch nicht. Die Preise sind hoch, zwar nicht teuer im Durchschnitt, aber nah dran.

Wir probieren es statt dessen mit dem im Reiseführer genannten Campingplatz in Fortrose.
Der Platz selbst soll in der Bucht der Moray-Firth liegen, mit etwas Glück kann man hier manchmal Delphine sehen, so sagt es zumindest der Reiseführer, der Autor will sie selbst gesehen haben.
Das klingt doch schonmal vielversprechend.
Auch müssen wir den wirklich lausigen Schnitt für heute berücksichtigen.
Wir haben grad mal was um 100 Kilometer geschafft. Ob wir mit der Zeit hinkommen?
Wir wollen ja noch ganz rauf in den höchsten Norden!
OK, wir könnten natürlich auf gut Glück nach Inverness rein fahren, dort wird sich mit Sicherheit ein CP auch ohne Karte finden lassen, aber „nur“ Inverness ist als Tagesziel ein wenig knapp. Da wollen wir schon noch ein Stück weiter.
Also entscheiden wir uns Inverness nur zu durchqueren und es eben mit Fortrose zu versuchen.
Zumal im Reiseführer von einer weiteren Attraktion die Rede ist, die Moray Firth / Cromarty Firth wird nämlich am Eingang der Bucht von einer Fähre bedient, auf die gerade mal ein Wohnmobil oder 2 – 3 PKW drauf passen sollen.
Die Fähre pendelt dann zwischen Nigg Ferry und Cromarty hin und her.
Ein paar Bilder aus dem Reiseführer sind vielversprechend. Wenn wir schon was erleben, dann darf unser Wohnmobil auch was erleben und wenigstens einmal eine Fähre ganz für sich alleine haben.
Und der Weg zur Fähre bzw. zum Fährhafen von Cromarty führt eben über Fortrose.

Blöd nur, dass wir den CP selbst auf unserer Karte nicht so recht zuordnen können, die Wegbeschreibung für den CP ist jedenfalls etwas dürftig.
Im Reiseführer stehen zwar die GPS- Koordinaten, aber wie schon am Abreisetag ein paar Kilometer nach der Abfahrt zuhause bereits erwähnt, habe ich mein GPS- Handgerät ja klugerweise zuhause vergessen.

Weit ist es nach Fortrose zum Glück nicht, ich schätze mal so etwa 50 bis 60 Kilometer.
Das einzige Problem dürfte dabei Inverness sein, denn den Ort kreuzen wir auf dem Weg nach Fortrose.
Für eine Stadtrundfahrt oder nur eine Durchquerung habe ich eigentlich jetzt schon schwache Batterien, ich würd am liebsten nur noch einfach wo ankommen, das war wirklich ein anstrengender Tag heute.
Vielleicht bleibt etwas Zeit für einen kurzen Spaziergang zum Abschalten, mal sehen.

Aber erstmal verlassen wir Drumnadrochit mit einem guten Eindruck vom Loch Ness, das ganze war fast ein Bildungsurlaub…
Wir fahren das letzte Stück auf der legendären A 82, die in Inverness endet.
Ein letztes Mal führt uns die Route am Loch Ness entlang, ein letztes Mal, wo wir uns beide die Augen auf dem See ausgucken, ob wir das ein oder andere Urzeitmonster trotz aller Aufklärungsarbeit im Ausstellungszentrum vielleicht doch noch zu Gesicht bekommen.
Ein letztes Mal auch als Fahrer mit einem Auge immer bedenklich zur Seite schielend…
Interessant fand ich, dass scheinbar jeder PKW/LKW/Womo- Fahrer die Augen von der Straße auf den See richtet. Auch der Gegenverkehr…
Einige Schlenker (nichts ernstes) bleiben da natürlich nicht aus. Zum Glück ist die Straße leer…

         
Wir stehen als letzte auf dem seitlichen Parkplatz            Hier nochmal das Loch Ness Centre von vorne

         
Ein letztes Mal geht es auf der A 82 am Loch Ness entlang,   ein letztes Mal gucken wir uns die Augen aus


Gegen kurz vor 7 erreichen wir die ersten Ausläufer von Inverness.
Die Stadt ist groß und wirkt eindrucksvoll, da man gleich bei der Einfahrt von dem mächtigen Inverness- Castle „begrüßt“ wird.
Ein imposantes Gebäude.
Aber für das Castle wie für Inverness an sich gilt: Heute fahren wir nur duch, für einen längeren Aufenthalt haben wir beide keine Energie mehr.
Wir wollen nur noch wo ankommen uns ausruhen, entspannen, das erlebte verarbeiten und unser müdes Haupt im Alkoven zur Ruh begeben.
Wir haben uns vorgenommen Inverness auf der Rückfahrt mal einen kleinen Besuch abzustatten, für heute Abend aber geht es definitiv nach Fortrose.

          
Wir erreichen Inverness                                           zu unserer rechten das Inverness- Castle                        (k)  

         
kaum sind wir drin…                                                 …sind wir auch schon wieder raus

Inverness ist dank der annehmbaren Beschilderung nach ein paar Wirrungen und Irrungen gegen kurz nach 7 schon wieder Geschichte, zumindest für den Moment. Was wir gesehen haben sah ganz gut aus, der Ort hat eine Fussgängerzone wie Fort William, hier werden wir auf dem Rückweg wohl mal einen längeren Stop einlegen oder sogar übernachten, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt.
Am Ortseingang gleich gegenüber des ausgeschilderten CP´s war übrigens ein weiterer CP ansässig, so hoch können also die Preise bei einem Überangebot an Platz in der Nebensaison ja dann gar nicht sein.
Wir werden sehen.

Für uns geht es nun noch ein paar Meilen weiter auf der A 9, die wir nach kurzer Zeit verlassen und rechts auf die B 9161 und A 832 in Richtung Fortrose verlassen.
Das Wetter wird immer useliger, der Wind frischt kräftig auf, man merkt, dass wir hier wieder in den Einflussbereich von Meerwetter gelangen, die Moray Firth ist wieder Teil der Nordsee bzw. des atlantischen Ozeans, wenn auch auf der gemäßigten rechten Seite der Insel.
Dichte Wolken ziehen über uns hinweg, ich bin froh, wenn wir bald den CP erreichen.
Bei Sauwetter und in der Dunkelheit unterwegs möchte ich nicht sein.
Erinnerungen an den Anreisetag werden dabei wach. Wo ist nur das schöne Wetter von heute morgen geblieben?
Haben wir es im Hinterland zurück gelassen? Auf jeden Fall melden sich alle Alarmsensoren, das könnte ein Unwetter über uns geben. Sollte uns Fortuna mit dem schönen Wetter nun doch im Stich gelassen haben?

         
Unterwegs auf der A 832, die Wolken ziehen sich zu     Das Wetter wird bei Erreichen der Küste noch schlechter   (k)  

Fortrose erreichen wir dann gegen halb 8.
Im Ort selbst folgen wir der Beschilderung zum Campingplatz und stehen plötzlich vor einem idyllisch gelegenen Platz mit Aussicht auf die Bucht. Das Areal ist zwar nicht abgeschloßen (es grenzt eine Straße unmittelbar an die Wiese an), jedoch schützen Hecken und Sträucher die Camper vor unliebsamen Blicken der Spaziergänger.

Aber ein ungutes Vorzeichen müssen wir ebenfalls melden, dieser CP hier gehört dem Caravan Club an!
Damit sinken unsere Chancen hier eine günstige Übernachtungsmöglichkeit zu bekommen, unsere einzige Hoffnung ist nun, dass wir Nebensaison haben und vielleicht zu so später Stunde noch was arrangieren können.

Wir parken unser Womo und gehen zusammen in die Rezeption. Eine ältere Dame und ein älterer Herr, beide in grünem Pullover mit Caravan-Club-Symbol auf der Brust, empfangen uns.
Wir fragen nach, ob wir ein Plätzchen für die Nacht bekommen können, auf die Frage ob wir Mitglied im CC wären oder wenigstens eine CCI (Camping Card International) haben verneinen wir.

Die Dame ist nett, teilt uns dann aber mit, dass eine Übernachtung für uns mit Strom 22,50 £ kosten würde.
22,50 Pfund, nicht 22,50 €uro!!!
Das wäre umgerechnet etwa 32,- €!!
Ja haben wir denn heut schon Weihnachten und die netten Damen und Herren des Caravan- Clubs erwarten ausgerechnet von mir ein kleines Weihnachtsgeld?

Was nun?
Für Weiterfahren fehlt mir definitiv die Kraft, ich probiere es mit der Mitleidsmasche und hoffe auf Gnade.
Leider wird mir diese verwehrt.
Man muss sich das vorstellen, wir sind beide mit den Kräften am Ende, am Himmel braut sich ein kleines Unwetter zusammen, es ist fast dunkel, wir wollen nur noch wo ankommen und müssen in der Stunde der Not uns plötzlich mit Preisen auseinander setzen, die jenseits von Gut und Böse sind!

Ich versuche nochmal alle Tricks und genau wie der Kater in Shrek setze ich den traurigsten Blick auf, den ich hervorzaubern kann. Ein wenig scheint es zu helfen, denn die Dame ist dann wenigstens so freundlich uns mitzuteilen, dass es hier in Fortrose einen weiteren privaten Campingplatz geben soll, der auch noch etwas günstiger wäre.
Ausgeschildert wäre dieser zwar nicht, aber sie ist so nett und erklärt mir den Weg dorthin.
Das ist doch schonmal was, die Dame hat unsere „halbe Notsituation“ schon erkannt und hätte uns auch abzocken können. Von dem anderen CP hätten wir dann nichtmal erfahren.

Na gut, dann versuchen wir eben dort unser Glück. Die beiden Besitzer oder Verwalter sind so freundlich uns mitzuteilen, dass wir, wenn wir auf dem anderen Platz nichts bekommen, natürlich auch hierhin zurück fahren können.
Aber davon werde ich wohl keinen Gebrauch machen. Bevor ich über 30,- € für eine Nacht ausgebe, stelle ich mich lieber an den nächsten Parkplatz am Straßenrand.

Nur ein paar Straßen weiter erreichen wir den anderen privat betriebenen Campingplatz. Auch hier gähnende Leere, ein paar Womos stehen auf der Wiese, das wars. Belegung etwa zu 15 %.
Der Platz selbst lliegt ebenfalls mit Blick auf die Bucht, allerdings wird die Campingwiese hier durch eine durchgehende öffentliche Straße geteilt.
Also auch hier kein abgeschlossenes Gelände, sondern für jederman zugänglich. Ideal ist es damit nicht.
Wir fahren die Straße durch bis zu einem kleinen Haus, das auch die Rezeption beinhaltet, wir steigen aus und lassen uns den auffrischenden Wind um die Nase pfeiffen (zum Glück regnet es noch nicht). Ich klingele an der Pforte.

Schlurfende Schritte nähern sich, ein Großmütterchen öffnet ein kleines Fenster in der Tür.
Ich komme mir vor wie im Mittelalter, gleich werde ich bestimmt nach „wer begehrt Einlaß?“ gefragt…

Zu meiner Überraschung metamorphiert das gemütliche Ömchen zur Hexe, als sie mir den Preis für die Übernachtung mitteilt.
Immernoch 16 £!!
Wahnsinn!

Und das für eine Wiese, die durch die durchgehende Straße geteilt wird! Nichts mit Sicherheit hinter einem Schlagbaum auf eingezäuntem oder eingefriedetem Gelände..
Aber es nützt nichts, ich mag nicht weiter fahren.
Wir leisten Vorkasse und erhalten einen Schlüssel, mit dem man das Servicehaus am anderen Ende des CP benutzen kann.

Ein wenig unschlüssig über den bestmöglichen Platz stellen wir unser Wohni dann dicht an einen der wenigen Büsche gekuschelt auf die Wiese mit Blick auf die Bucht.

Wir schließen das Kabel für Strom an und richten uns ein wenig ein.
Zum Abendbrot gibt es ein paar Brötchen mit Schinken und Käse, eben jene Sachen, die wir heute im Tesco in Fort William erstanden haben.
Während wir so unser Abendbrot zu uns nehmen merken wir, dass sich das Wetter allmählich wieder beruhigt hat. Der Wind hat abgeflaut, Regen ist nicht gefallen, nur die geschloßene Wolkendecke zieht nun stetig über uns hinweg.
Durch das Alkovenfenster und von der Fahrerkabine aus kann man in der Ferne die Lichter auf der anderen Seite der Bucht erkennen.
Aufgrund der Größe vermuten wir mal, dass es sich um Inverness handelt, genau wissen wir es aber nicht.
Nach dem Abendbrot tippe ich noch ein wenig am Reisebericht, Anja schreibt ein paar Postkarten, die wir heute in Fort Wiliam erstanden haben.
Wir verzichten auf die Heizung, da wir nicht wissen, wie lange das Gas noch hält und morgens frieren ist schlimmer, als abends mit Pulli, 2 Shirts und 2 Unterhosen da zu sitzen.
Die Wärme der Glühbirnen und die der 5 Kerzen im Wohnmobil müssen als Wärmespender reichen.

     
So stehen wir am Abend mit Blick über die Moray Firth nach Inverness

Gegen 23 Uhr Ortszeit geht es dann in Bett.
Heute Nacht habe ich mir statt dem Schlaf-shirt einen Pullover angezogen und diesen tief in der Jogginghose vergraben.
Mal sehen, ob es reicht.
Vor die Tür im Badezimmer, wo meiner Meinung nach neben der Fahrerkabine am meisten Kälte herein kommt, lege ich in paar alte Klamotten aus und blockiere so den Durchzug kalter Luft.

Viel haben wir an Kilometer heute ja nicht geschafft. Andererseits haben wir dafür heute viel gesehen.
So ziemlich alle Attraktionen, für die Schottland bekannt ist, haben wir heute abgespult.
Wir sind ja nun mitten drin in Schottland, das muss man natürlich auch erstmal realisieren und verarbeiten.
Wir sind echt da!

KM- Stand bei Abfahrt: 177.143
KM- Stand bei Ankunft: 177.311
gefahrene Kilometer: 168

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