Die Nacht war ruhig und still. Merkwürdig still.
Irgendwann hat sogar der Wind vom Meer nachgelassen und man konnte die Stille hören.
Gruselig…
Der Morgen dafür ist um so schöner. Erneut scheint aus Leibeskräften die Sonne auf uns herab.
Nur eben nicht auf unseren Platz (sie als Leser ahnen es) der ungeliebte Schattenplatz…
Auch schlafen wir heute deutlich länger, als an den anderen beiden Tagen.
Ist das vielleicht der verminderte Tatendrang? Wir haben doch trotzdem noch etwas vor, auch wenn wir nun alleine sind!
Heute wollen nämlich auch wir unser Lager abbrechen und mit dem Wohnmobil ein wenig an der Küste bzw. durch Ostfriesland fahren, da wir morgen (Montag) auch noch frei haben, können wir mit dem Wohnmobil noch einen schicken Stellplatz aufsuchen.
Ich habe Michael als ehemaligen Einheimischen aber nunmehr im Exil lebenden Ostfriesen gestern Abend noch nach seiner Meinung gefragt, welches ostfriesische Städtchen besonders einen Besuch lohnt.
Denn was wir in Emden vermisst haben, ein kleines Städtchen mit Kontoren, alten Giebeln, urigen Straßen, einer verträumten Dorfkirche und einem historischen Hintergrund, das wollen wir heute noch sehen.
Er hat uns Jever empfohlen und dort wollen wir daher auf jeden Fall mal rein schauen.
Strategisches Fernziel soll dann Wilhelmshaven werden, aus dem Wohnmobilforum haben wir den Reisetipps entnommen, dass es dort viele gute Wohnmobilstellplätze zu erkunden gibt und auch die Stadt selbst einen Besuch wert sei.
Und final erhoffen wir uns natürlich auch endlich ein leckeres Fischbrötchen!
Ob man beim Universum ein Fischbrötchen bestellen darf?

         
Der nächste Morgen, die Sonne scheint…                            …nur eben nicht bei uns *grmpf*

Aber erstmal muss der Tag starten und so beginnen wir gegen halb 10 relativ spät mit dem obligatorischen Gang zur Dusche.
Danach besorge ich im kleinen Campingplatzshop frische Brötchen, die ich tags zuvor reserviert hatte. Gegen halb 11 wird dann gefrühstückt.
Auch beim Frühstück ist es noch immer merkwürdig still…

Nach dem Frühstück gilt es dann an die Herstellung der Abfahrbereitschaft und ans Eincremen.
Eincremen? Ja, eincremen!
Denn die Sonne hat nochmals deutlich an Power zugelegt und scheint mit voller Kraft auf uns herab.
Damit wir uns keinen Sonnenbrand holen, cremen wir uns erstmals in diesem Jahr ein und das sogar mit LSF 15!
Sicher ist sicher…

Danach geht alles ganz schnell, Anja kümmert sich als Stewardess wie immer um die Kabine, ich übernehme als Pilot die Überprüfung der Triebwerke, Klappen und Höhen- Seitenruder von außen.
Gegen kurz nach halb 12 sind wir dann „ready for take-off“ oder wie man besser hier oben an der Küste sagen sollte: „Boot ist klar zum auslaufen…“
Ich muss mir mal so eine „Kapitänsmütze“ besorgen… 😉

Schnell noch ausgecheckt, bezahlt und dann geht die Reise auch schon los.

        
Juchu! Die Schranke ist auf, wir rollen vor in die Ausfahrt!     Da stehen wir, ein letzter Stop zum Auschecken

Ich will grad los fahren, da kommt jemand winkend an unser Fenster.
„Nanu, hab ich was vergessen?“ SAT- Antenne ist doch eingefahren, Markise haben wir eh keine, die noch ausgefahren sein könnte und am Platz vergessen haben wir doch auch nichts, oder?

Es ist ein Gespannfahrer aus dem Ruhrpott, der mit seiner Familie heute nach Hause fährt.
Er hat wahrscheinlich unser „BM“- Kennzeichen gesehen und fragt mich, welche Route wir nun vorhätten nach Hause zu fahren, er wäre sich noch unschlüssig.
Ich frage mich insgeheim, ob es von Emden aus in den Ruhrpott eine wirkliche Alternative zur A 31 geben kann, aber ich denk mal eher der will nur quatschen.

Na wart mal ab, dir schmieren wir aber jetzt fett was aufs Brot…;-)
„Gar nicht mein Bester, wir fahren von hier aus noch weiter an der Küste entlang, nach Jever und Wilhelmshaven, weiter Urlaub machen“ *fett grins*

Das trifft den guten Mann sichtlich, ich will mich ja nicht unbeliebt machen und setze sofort nach: „Aber wenn wir nach Hause fahren müssten, dann gäbe es zur A 31 nach meiner Meinung eigentlich keine wirkliche Alternative. Die A 1 ist zu weit weg und durch die Staus und Baustellen sowieso keine schöne Route!“
Puh, gerettet!
Denn dann passiert genau das, was ich mir eigentlich gar nicht von diesem Gespräch erhofft habe.
Er kontert: „Ja das in etwa hab ich mir auch schon gedacht, aber wenn ihr nach Wilhelmshaven fahrt, dann solltet ihr auf jeden Fall mal die Fischbrötchen am Fähranleger probieren! Das ist da wo die Fähre nach Helgoland abgeht und wo die Hafenrundfahrt statt findet. Gleich neben dem Anker. Ihr mögt doch Fischbrötchen, oder?“

Guter Mann, ob ich Fischbrötchen mag? OB ICH FISCHBRÖTCHEN MAG????
Soll ich dich jetzt umarmen guter Mann?
Knutschen vielleicht?
Ich muss mich echt mit einem Schwall überkommender Vorfreude zurück halten und hoffe fast zeitgleich innerlich gegen die ebenfalls abrupt aufkommende Skepsis, dass dies so eine Art Zeichen gewesen sein muss.
Kann doch gar nicht anders sein, oder?
Hoffentlich ist das kein Spinner, der uns veräppelt hat, hoffentlich weiß der, was ein gutes Fischbrötchen ist und hat uns keinen Schlunz erzählt…
Skeptisch darf man doch trotzdem noch sein, oder?

Wir bedanken uns natürlich trotzdem für diesen Tipp ganz herzlich und wünschen ihm und seiner Familie eine gute Heimreise.
So nette Leute kann man noch am Abgangstor eines Campingplatzes treffen… 🙂

Anja hat übrigens eine ganz andere Vermutung: Das war ein heimlicher Fan!
Vielleicht hat hier jemand unser Wohnmobil aus dem Internet wiedererkannt und weiß dank unserers Ostseeabenteuers, dass ich gern mal ein leckeres Fischbrötchen konsumiere.
Kann ja auch sein…

Dann geht es aber endlich los! Um kurz vor 12 rollen wir bei Kilometerstand 182.706 vom Campingplatz. Für das Logbuch notieren wir daher 397 Kilometer von Haustür Kerpen bis zum Kurzurlaub an der ostfriesischen Nordseeküste bei Emden (inklusive Tankschwenk nach NL 😉

Bei bestem Reisewetter geht die Fahrt nun zunächst über die engeren Feldwege bis zur Bundesstraße.
Am kaiserlichen Denkmal vorbei geht es dann, dank Navigationsführung unseres Tomtom, entspannt zur Autobahn.
In Emden angekommen fahren wir nur ein ganz kurzes Stück über die A 31, um Emden zu umrunden. An der Ausfahrt 3 nördlich von Emden geht es schon wieder runter, um dann auf der B 210 weiter nach Nordosten zu fahren.
Der Weg soll uns dann über Aurich und Wittmund bis Jever führen.

         
Nochmal die enge Zufahrtsstraße                                       Und hier mal die Beschilderung / Zufahrt zum Platz

         
Vorbei an 2 Denkmälern, mein dicker General links…         …und Anjas Schmalhans rechts  😉

Das Wetter ist nach wie vor wie aus dem Bilderbuch, blühende Landschaft, herrliches Grün, strahlendes Blau vom Himmel und eine warme aber nicht aufwärmende Sonne vom Himmel.
Ab und zu kommt uns ein Wohnmobil entgegen, unsere Rückgrüßquote liegt bei über 90 %.
Phantastisch!
Überhaupt kommen uns ungewöhnlich viele Fahrzeuge entgegen, nicht nur Wohnmobile, auch Gespanne und viele PKW mit Kennzeichen aus unserer heimischen Gegend oder dem Ruhrgebiet.
Es haben wohl deutlich mehr Mitmenschen die freien Tage für einen Kurzurlaub genutzt, als wir zunächst angenommen hatten. Nun fahren diese an diesem Sonntag eben alle wieder nach Hause.
Uns kann es nur recht sein, dann was uns entgegen kommt, kann zwangsläufig nicht mehr vor uns herfahren und einen Stau oder sowas verursachen.

         
Ah, wie wunderbar! Klarer Himmel und freie Sicht                der Weg führt über Landstraßen…

         
…und durch Dörfer. Huch! So sehen hier die Blitzer aus!    Grüß Gott, winke-winke und gute Reise!!

Jever erreichen wir gegen kurz nach 1. Wir halten als erstes Ausschau nach einem im wohnmobilforum.de empfohlenen Stellplatz aus der dortigen Stellplatzdatendank, dem Stellplatz in der Jahnstraße.
Nähere Infos zu diesem Stellplatz bzw. ein weiterführender Link unter unseren Linkempfehlungen)

Am Platz angekommen herrscht erstmal gähnende Leere. Gerade einmal 2 Wohnmobile haben sich hierhin verirrt. Für einen Ausflug in die Stadt mit dem Fahrrad ist der Platz aber sicherlich gut geeignet, wenn da nicht die Gebühr mit 8,- € pro 24 Stunden angesetzt wäre.
Normalerweise ist die Höhe kein Problem, aber wir wollen ja keine 24 Stunden hier bleiben, sondern vielleicht 1-2 Stunden nur die Stadt besichtigen!
Da es keinen Kurzparktarif zu geben scheint, verlassen wir den Stellplatz wieder und fahren weiter in Richtung Innenstadt. Es wird sich auch dort bestimmt ein nettes Plätzchen finden lassen, wo wir unser wendiges Wohnmobil für 1-2 Stunden parken können.

Schon bei der Durchfahrt durch Jever verfahren wir uns. Wir folgen zwar zunächst der Beschilderung für allgemeine Parkplätze, stehen dann aber fast am Zentrum von Jever an einem weitläufigen Platz.
Ein angrenzender Parkplatz wäre theoretisch mit Parkschein zu benutzen, aber leider sind dort fast alle Buchten belegt. Die wenigen freien Plätze sind eher was für Kleinwagen und Elefantenrollschuhe, aber weniger was für unser Wohnmobil.
Selbst mit unserem PKW würde das eng werden.
Also kurven wir eine zweite Runde um die Stadt herum und fahren in Höhe der Brauerei rechts ab in ein Wohngebiet.
Dort finden wir dann auch einen geschotterten Parkplatz, der sogar kostenfreies Parken gestattet. Nur die Parkzeit ist mittels Parkscheibe auf 2 Stunden begrenzt.
Das langt aber völlig und so bleiben wir hier einfach hier stehen, der Parkplatz ist (sofern nicht zu sehr belegt) auch groß genug für Wohnmobile und findet sich in der Lindenbaumstraße.
Von hier aus geht es dann gegen halb 2 zu Fuß in die Innenstadt.

         
Zufahrt zum Parkplatz Lindenbaumstraße                           Hier stehen wir 2 Stunden (mit Parkscheibe) kostenlos

         
Der Platz ist groß genug für uns                                  sogar mit Wasser 😉  (Leider war die Pumpe abgeschlossen)

Die Innenstadt von Jever erreichen wir nach wenigen Gehminuten vorbei an einem kleinen Fluss und durch einen Park. Alles ist sehr schön gemacht und sehr sauber, ist Jever eigentlich ein Kurort oder sowas? Jedenfalls hat man den Eindruck, als könnte man sich hier nur durch das Sitzen im Park auf der Wiese schon von diversen körperlichen Gebrechen und Leiden befreien 😉

         
Jetzt geht´s zu Fuss in die Innenstadt                                 durch den wirklich schönen Park…

In Jever selber gibt es dann viele kleine Geschäfte zu entdecken, Souvenirs, Klamotten, Andenken, Taschen, Tinnef, Kitsch und Co. warten nur darauf von neugierigen Touristen entdeckt zu werden.
Aber auch allerhand Leckerein laden zum Verweilen ein.
Neben einem selbst probierten leckeren Eis der Eisdiele Cortina, welches wir auf dem großräumigen Marktplatz genießen, ist auch für üppige Hauptmenüs einiges dabei:
Es ist fast unmöglich bei näherer Besichtigung der angrenzenden Seiten- und Nebenstraßen nicht auf ein uriges Teehaus, einen idyllischen Biergarten oder eine zünftige Bürgerstube zu treffen, wo man sich mitunter für kleines Geld kulinarischen Köstlichkeiten hingeben kann.

Beinahe werden wir bei einem besonders wohl klingenden Angebot schwach.
Wir wollten uns doch unbedingt den Bauch frei halten, damit wir in Wilhelmshaven etwas zu Abend essen können.
Wenn wir nun hier zu Mittag essen, dann ist der Bauch voll, das Portemonnaie leer und die Chance auf ein leckeres Fischbrötchen vielleicht vertan.
Also gilt es stark zu bleiben…

Aber auch fürs Auge ist die Stadt wirklich was.
Die kleinen gepflegten Häuschen in den vielen verstecken Gassen und Wegen mit ihren vielen bunten Farben wirken beinahe wie aus einem Märchendorf.

         
So, jetzt geht´s nach Jever rein                                          Überall versteckt: kleine Gasthäuser,

         
urige Gassen,                                                                     und wieder ein einladendes Gasthaus

         
ein Spielplatz für kleine…                                                   …und ein Ankerplatz für große

         
Überall kann man ausruhen und Pause machen               Ah! Eis mit Sahne von der Eisdiele Cortina: Sehr lecker!

         
Überall verstreut laden kleine Gassen zum bummeln ein    urig: rot meets orange, tolle Farbgebung!

     Blick über den Marktplatz von Jever
finaler Blick über den Marktplatz von Jever, hier zu den Biergärten von der Vorderseite aus

Nach einem ausgiebigen Spaziergang kehren wir gegen kurz nach 2 zurück zum Wohnmobil, es geht nun weiter auf der B 210 nach Wilhelmshaven.
Schon vorher haben wir zuhause bei Google Earth geschaut, was wir von Wilhelmshaven alles sehen wollen. Da wäre auf jeden Fall der Fliegerdeich, das Nordsee- Center und die Innenstadt.
Mit den entsprechenden Erwartungen erreichen wir gegen halb 3 die Stadt.

Ja und dann wird es kompliziert!
Wir haben uns für den neuen Stellplatz an der Schleusenstraße entschieden.
Zuerst dachten wir an den kostenlosen Platz „Fliegerdeich“, da dieser allerdings puristisch weder über Strom, noch V/E verfügt und wir darüber hinaus noch auf eine herrliche Dusche verzichten müssten (denn unser Wohni hat ja leider keine Innendusche) muss ein anderer Platz her!
Der recht neue SP an der Schleusenstraße soll jedoch mit all diesen Annehmlichkeiten ausgerüstet sein und so programmieren wir unser Navi auf die entsprechenden Koordinaten.

Augen zu und durch!
Die Routenführung wird dann etwas chaotisch, denn ganz plötzlich stehen wir vor der historischen Kaiser-Wilhelm- Brücke.
Das allein ist ja nicht schlimm, aber ein Schild mahnt an der Zufahrt drohend mit einer maximalen Durchfahrtshöhe von 2,30 Meter!!!
Oh weia! Was nun? Unser Wohni ist 2,83 Meter hoch, was sollen wir nur tun?

Warum führt uns das Navi denn genau hier entlang?
Ich meine hier gibt es mehrere Wohnmobilstellplätze und die sind doch logischerweise auch mit einem Wohnmobil und einer Fahrzeughöhe von über 2,30 Meter zu benutzen! Alles andere wäre doch totaler Unsinn!
Irgendwas läuft hier falsch…

„Dreh doch um und such den richtigen Weg!“ möchte uns der besorgte Leser sicherlich zurufen, aber das geht nicht!
Wir stehen nämlich mitten in einer Schlange aus etwa 20 Autos direkt vor dieser Brücke. Eine Ampel regelt auf dieser äußerst engen Straße den Verkehr und lässt stets nur eine Fahrtrichtung über die Brücke passieren.
An Drehen ist hier definitiv nicht zu denken, das braucht mindestens 20 Züge und dies auch nur, wenn ich den Bürgersteig und den Grünstreifen großzügig mitbenutze, vom erwarteten Verkehrschaos mal ganz abgesehen, denn die Brücke und die angrenzende Promenade „Südstrand“ ist außerordentlich gut besucht!
Ich kann hier definitiv nicht einfach „dicht machen“!

     Uargh! 2,30 Meter Durchfahrtshöhe an der Kaiser-Wilhelm-Brücke!!
Wir stehen vor der historischen Kaiser-Wilhelm- Brücke, offizielle Durchfahrtshöhe: 2,30 Meter!!! 😮 Hier drehen???

„Verdammt, verdammt-verdammt“ danke Jürgen Prochnow, dein Zitat aus dem Film „Das Boot“ trifft es hervorragend…
Warum kommt das Schild nicht auch ein wenig früher und erst jetzt hier an der Ampel?
Warum wird die Route für Wohnmobile / LKW und sonstige hohe Fahrzeuge nicht schon weit vorher an den vorhergehenden Kreuzungen angegeben und der „Hochverkehr“ damit entsprechend um die Brücke herum geleitet?
Oder habe ich einfach ein Schild übersehen? Ist doch sonst eher ungewöhnlich für Deutschland, wo für jeden Schwachsinn ein Schild hingepappt wird!
Was nun, es wird gerade für unsere Fahrspur grün, wir müssen eine Entscheidung treffen und das JETZT!

Ich entscheide mich für die gefährlichste aber auch irgendwo die aussichtsreichste Variante: Augen zu und durch!
Vor der Brücke ist eine rote Gefahrenmarkierung angebracht, ein paar Wimpel und Fähnchen hängen drohend in rot-weiß herab, bilden aber nicht wirklich eine Gefahr, da elastisch.
Auf der Brücke sehe ich einige tief hängende historische Lampen, aber die hängen doch bestimmt geschätzt locker an der 3- Meter Marke!
Vielleicht hat hier schon der ein oder andere diese Lampen mitgenommen, aber mit unserer Alkovenhöhe von 2,83 Meter sollten wir da doch durchpassen!
Blöd nur, dass wir nicht hinter die Brücke schauen können, denn wenn hinter der Brücke irgendwo erneut eine richtige höhenbedingte Einschränkung auftritt, dann haben wir Pech gehabt und alle Mühe wäre umsonst gewesen…

Egal, grün, jetzt gilts! Wir setzen zur Fahrt an.
Schon beim näher kommen erkenne ich, dass die Lampen der Brücke definitiv außerhalb des Gefahrenraumes hängen, mein Pulsschlag beruhigt sich und ich werde ruhiger.
E ntsprechend erwarte ich auch keine „Kratzgeräusche“ als wir drunter herfahren und so ist es dann auch.
Nach Passieren der Brücke und Fahrt um die Kurve haben wir dann wieder freie Fahrt, wie haben es geschafft!
Ich denk mal die 2,30 Meter dienen nur der Abschreckung, knappe 3 Meter sind kein Problem…

     Wir befahren die Kaiser-Wilhelm-Brücke, das wird wohl passen...
Vorsichtig geschätzt: „Das dürfte passen!“ Die Lampen hängen zwar tief, aber nicht zu tief…

Triumphierend biegen wir am anderen Ende der Straße rechts ab auf die „Südstrand“- Straße, diese führt uns dann direkt zur Schleusenstraße.
Der Stellplatz ist schon vorher ausgeschildert, man kann sich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr verfahren.

Etwas unschlüssig folgen wir dem schmalen Weg und stoßen auf einen kleinen aber schnuckeligen Rundplatz, wo bereits einige Wohnmobile Platz gefunden haben.
Wir fahren direkt geradeaus in eine freie Lücke und sind angekommen!
Supi!

         
Zufahrt zum Stellplatz Schleuseninsel:                                Hier rechts abbiegen!

         
Dann über die abenteuerliche Zufahrtsstraße                    und an der Weggabelung rechts abbiegen

         
Schon ist man da! 🙂                                                          Zack! Einfach nur geradeaus und rein in die Lücke :-))

Als erstes will ich mich natürlich um Bezahlung der Stellplatzgebühren kümmern und schaue mich ein wenig auf dem Areal um.
Leider ist niemand aufzutreiben, der irgendwie offiziell ausschaut, also schaue ich mir den Aushang näher an.
Aha, eine Telefonnummer, da rufe ich gleich mal an…
Ich lande übrigens nicht weit von hier, denn die Rufnummer gehört zum kleinen Seglerheim am Segelhafen direkt auf der anderen Seite des Deichs.
Ich bekomme die Info, dass ich auch dort meine Gebühr bezahlen kann, wenn der Platzmeister nicht vor Ort sei, also sprinte ich als erstes mal los über den Deich und halte nach dem Seglerheim Ausschau.
Verfehlen kann man es eigentlich nicht…

         
Bezahlt wird alternativ im Seglerheim direkt hinterm Deich   Toll! Der erste Blick aufs Meer und in den Seglerhafen

     Blick vom Deich über den Wohnmobilstellplatz Schleuseninsel in Wilhelmshaven
Blick vom Deich auf den Stellplatz Schleuseninsel, wer mag kann ja mal unser Wohnmobil suchen: na, wo parken wir?  😉

Wir zahlen 8,- € für den Platz sowie 2,- € zusätzlich für die Nutzung der Waschräume / Toilette / Dusche und erhalten hierfür einen Schlüssel ausgehändigt.
Wer Dusche und Toilette nicht braucht, der braucht natürlich auch nicht den Schlüssel und kann somit für 8,- € hier stehen.
Als Nachweis gilt eine Quittung, die ich im Seglerheim erhalten habe, diese deponiere ich hinter der Scheibe der Fahrerkabine.

Strom kommt nochmals extra, 1,- € wird für 8 Stunden fällig, bezahlt wird an der Säule per Münzeinwurf (Achtung, Wahlschalter auf den richtigen Platz einstellen, sonst freut sich der Nachbar 😉
Alternativ kann man für 3,- € auch die Säule für 24 Stunden frei schalten lassen, das muss dann allerdings der Platzmeister machen.
Davon würden wir gern Gebrauch machen, da aber niemand vor Ort ist, muss es erstmal der eingeworfene Euro tun.
Ich will gerade den Euro einwerfen, da ruft Anja aus dem Wohnmobil schon und für mich völlig unerwartet: „Ja, Strom ist da!!!“
„Wie das?“ entgegne ich eher mich selbst fragend, „ich hab doch noch gar nichts eingeworfen!“

Aber scheinbar hat unser Vorbesucher noch „Restguthaben“ in der Säule gehabt, denn wir haben tatsächlich Strom aus der Dose.
Naja, OK, dann schauen wir mal, wie lange wir davon profitieren können und belassen es dabei. 🙂

Bezahlt haben wir, also was nun?
„Natürlich Wilhelmshaven erkunden!“ lautet Anjas Antwort wie selbstverständlich.
Und dies geht natürlich am Besten mit dem Fahrrad. Also habe ich den Auftrag Drahtesel startklar zu machen.

So langsam wird es aber auch Zeit für etwas handfestes zum Mittag/Abendbrot zu finden, denn seit dem Frühstück und dem Eis in Jever haben wir nichts mehr gegessen.
Finden wir nichts bliebe nur Ravioli aus der Dose vom bordeigenen Notprogramm und das mag ich mir nach Möglichkeit ersparen 😉

Gegen 20 nach 3 sitzen wir dann fest im Sattel und machen uns auf zur Kaiser-Wilhelm- Brücke, um dort die weitere Richtung zu planen.
Unterwegs kommen wir auch gleich am Marinemuseum vorbei. Wow! Das wusste ich ja gar nicht, dass hier auch das Marinemuseum angesiedelt ist.
Hier möchte ich auf jeden Fall, wenn noch Zeit bleibt und es nicht zu teuer ist, einen weiterführenden Besuch absolvieren und mit insbesondere die Außenausstellung anschauen.
Schon von der Kaiser-Wilhelm- Brücke hatten wir einen tollen Blick auf ein Kriegsschiff, den Zerstörer Mölders.
Das Minenboot und das U-Boot dazu locken mich zusätzlich.
Ich muss das nur irgendwie Anja erklären, denn sie ist nicht wirklich interessiert an Kriegsgerät, bummelt lieber verträumt durch eine Altstadt, als gebückt durch ein U-Boot 😉

Und während ich schon geistig mit dem U-Boot abgetaucht bin, hat Anja ein Stück weiter ein im Wasser dümpelndes „Fischboot“ ausgemacht, hierbei handelt es sich offenbar um eine umgebaute Barke, die nun als Fischrestaurant und Fischbrötchenverkauf dient.
Anja überlegt, ob der nette Tippgeber von heute morgen dieses Lokal gemeint hat?
Wir werden es wohl nicht erfahren, denn das „Fischboot“ hat für einen längeren Zeitraum leider geschlossen 🙁
Anja ist traurig, die Fischbrötchen schwimmen vor ihrem geistigen Auge im Ems-Jade- Kanal davon 😮

         
Wieder zurück marsch marsch…                                         mit dem Fahrrad bei 25°C 🙂 in Richtung Innenstadt

         
Vorbei am Marinemuseum: Minenjagdboot Weilheim…         …U 10…

         
und der Zerstörer Mölders warten hier auf Besucher          Und dann gehts immer am Ems-Jade- Kanal entlang

     Blick auf die Kaiser-Wilhelm- Brücke in Wilhelmshaven
Hier nochmal ein Blick von unten auf die historische Kaiser-Wilhelms- Brücke (1905-1907 gebaut)

Und so fahren wir zunächst mit dem Rad an der Kaiser-Wilhelm- Brücke und am vorbei und dann immer dicht am Wasser entlang die Südstrand- Straße hinunter immer parallel zum Ems-Jade- Kanal.
Denn unterwegs muss ja auch irgendwo die Fähre nach Helgoland abgehen, auf den Schildern hatten wir entsprechende Hinweise vorhin gelesen.
Weiterhin suchen wir nach einer Auffahrt auf den oberen Damm, denn von dort wollen wir mal schauen, ob wir einen schnellen Zugang in die Stadt finden.

Nachdem wir aber einige Segelclubs später in immer spärlicher besiedeltes Gebiet kommen, ist das wohl der falsche Weg gewesen 🙁
Mist!
An einer geeigneten Stelle überqueren wir dann die Straße und erreichen dann endlich die Deichkrone.
Von hier aus geht es dann in entgegen gesetzter Richtung wieder zurück zur Kaiser-Wilhelm- Brücke.

Oberhalb des Deiches erreichen wir kurze Zeit später den Wohnmobilstellplatz Fliegerdeich, ich halte an und mache ein paar Bilder für die Stellplatzdatenbank des Wohnmobilforums, danach geht es weiter zur Brücke.
Es wird mittlerweile richtig voll und man kommt mit dem Fahrrad kaum noch vorwärts. Es sind einfach zu viele Fußgänger…
In Höhe der Brücke ist das Radfahren auf dem Deich sogar verboten und wir müssen absteigen und schieben.
Zum Glück ist hier ein Stadtplan ausgehängt und wir können uns erstmal richtig orientieren.
Der „Umweg“ über die Straße war wirklich unnötig, wir hätten von Anfang an auf diese Brücke gemusst, diese wird dann überquert und schon ist man (fast) in der Innenstadt.
Aha!

         
Oben auf! Auf dem Deich zurück in Richtung Brücke         Puh, jetzt wird es aber langsam voll!

         
Hier nochmals die Zufahrt zur Brücke, die Wimpel in 2,3m  und rechts (klein) das Schild, eigentlich viel zu spät…

Als erstes aber folgen wir jetzt den Schildern „Fähre Helgoland“, denn mein Magen knurrt und ich will endlich das so lang ersehnte Fischbrötchen verspeisen 🙂
Unser Fahrrad schiebend spazieren wir nun auf der Promenade entlang.
„Wo kommen nur all diese Menschen her?“ Es ist sowas von voll hier auf der Promenade, dass man kaum Platz zum Bummeln hat.
Offenbar hat der Sonntag gepaart mit dem tollen Wetter viele Ausflügler und Tagestouristen in die Stadt getrieben, wir kommen uns vor wie an einem Samstag Nachmittag bei Sommerschlussverkauf in der Kölner Innenstadt.
Schön ist das nicht! Es macht keinen Spaß an einer Eisdiele vorbei zu kommen, wo ca. 30 Mann anstehen, nur um ein Eis zu bekommen.
Aber na gut, so ist das manchmal, also Augen zu und durch!

Am Ende der Promenade wird es dann endlich leerer und freier, wir finden auch endlich den Anleger für die Fähre nach Helgoland.
Kurz davor ist auch der schwere metallene Anker.
Aha, nun noch gucken, ob wir hier vielleicht richtig sind und wer hier Fischbrötchen verkauft!
Direkt am Anker steht ein Werbeaufsteller, dort werden frisch belegte Fischbrötchen angepriesen.
*mmmh, mjam*, mir läuft schon jetzt das Wasser im Mund zusammen!

Ich frage Anja, welches Brötchen ich ihr mitbringen darf, dann müssen wir die Räder nicht abschließen.
Sie entscheidet sich für ein Bismark- Brötchen, ich wähle selbstverständlich traditionell das Matjes-Brötchen.
Die kleine Stube ist übrigens das „Bullermecks“, es teilt sich mit der Strandhalle das gleiche Gebäude.
Nur wenige Minuten später stehe ich dann mit 2 Fischbrötchen in der Hand wieder auf der sonnigen Promenade.
Endlich! Na also, geht doch!
Das Brötchen wurde wie ich es mag frisch belegt, sieht lecker aus, riecht gut und schmeckt beim erlösenden Biss in das Brötchen ganz hervorragend.
Es ist saftig, nicht zu salzig, das Zwiebel- Brötchen- Fisch- Verhältnis ist stimmig, der Geschmack mit etwas Salat auf dem Brötchen hervorragend abgerundet.
Ahh! Das tut gut, ich habe fast einen Fischbrötchenorgasmus 😉
Man kann sich das bestimmt nur schwer vorstellen, aber wenn man am Meer unterwegs ist, mit dem Meer ein leckeres Fischbrötchen verbindet und darauf dann tagelang warten muss und die Hoffnung schon fast aufgegeben hat, dann ist es schon ein tolles Gefühl, wenn es dann doch endlich geklappt hat!

         
Na endlich! Die Erlösung naht!                                           Im Bullermecks gibt es diese leckeren Fischbrötchen!

Das Brötchen war übrigens so lecker, dass ich fast direkt im Anschluss ein zweites gekauft hätte.
Aber nur fast! Denn statt eines zweiten Fischbrötchens entscheiden wir uns das Lokal nun zu besuchen und hier etwas richtiges zum späten Mittag oder frühen Abendessen zu verspeisen, die Uhr zeigt etwa viertel nach 4.

Im Bullermecks kann man auch ganz gut speisen, sei es nun Kaffee / Kuchen oder ein kleiner Snack. Neben den „Standards“ wie Currywurst, Pommes, Frikadelle und Co. gibt es auch einige Fischgerichte, Eintöpfe, Tagesgerichte und Salate.
Ich entscheide mich schon für Abendessen und wähle Schnitzel mit Pommes, für Anja ist noch Nachmittag, sie wählt einen leckeren Kuchen und einen Milchkaffee.
So werden wir beide mit der Auswahl glücklich, auch wenn streng genommen keine der beiden Speisen so recht auf ein gerade verschlungenes Fischbrötchen passen 😉

Mit unserem Essen verkrümeln wir uns dann in die erste Etage in eine hintere Ecke.
Hier finden wir an der Seeseite schöne Plätze mit Panoramafenster, die einen tollen Blick auf das Meer ermöglichen.
Leider ist die obere Etage zu, ein offenes Sonnendeck wäre mir deutlich lieber gewesen.
Aber man muss das nun mal praktisch sehen, bei schlechtem Wetter (was ja an der ostfriesischen Küste häufiger vorkommen soll 😉 kann man trotzdem einen Blick auf das Wasser genießen, ohne dabei nass zu werden.

         
Speisekarte im Bullermecks: Die Preise sind OK!               Und das Essen ist es auch: *mjam*!

Nach dem Essen kehren wir erstmal zum Wohnmobil zurück. Wir wollen mal schauen, ob wir den Platzmeister finden, um uns dort die Stromsäule für 24 Stunden freischalten zu lassen.
Denn wir haben jetzt kurz vor 5, wenn ich nun 1,- € einwerfe und wir dafür Strom für 8 Stunden bekommen, dann muss ich bis 1 Uhr in der Nacht warten, um dann erneut 1,- € einschmeißen zu können.
Klar kann man bestimmt auch früher Geld einwerfen, aber ob ich es überhaupt bis 23 Uhr schaffe wach zu bleiben ist so eine Sache…
Auch müssen wir nach dem Strom schauen, damit unser Kühlschrank nicht warm wird. Denn wir haben den Wahlschalter auf Strom stehen. Für sicheren Gasbetrieb müssten wir die Flasche wechseln, weil wir ja nach wie vor mit unserer alten 11er heizen und kochen. Da kann eigentlich nichts mehr drin sein…
Wie man es dreht und wendet, nach Murphys Gesetz geht uns entweder mitten in der Nacht der Strom aus oder das Gas ist alle.
Also müssen wir uns jetzt etwas überlegen und so fahren wir, weil es eh nur ein paar Meter sind und wir den Weg jetzt kennen, zum Wohnmobil zurück.

Am Wohnmobil angekommen müssen wir zu unserer Überraschung feststellen, dass wir nach wie vor Strom aus der Dose haben.
Da hat aber unser Vorgänger ganz schön viel eingeworfen oder er ist kurz nach Einwurf seines Stromeuros aufgebrochen.
Also was tun? Einfach ne Münze drauf? Vom Platzmeister ist nach wie vor nichts zu sehen.
Ich hab zwar die Handynummer vom Platzmeister bei meinem ersten Anruf heute Nachmittag im Seglerheim bekommen, aber nur für Strom extra stören? Mag ich auch nicht.

Also legen wir ein kleines Verdauungspäuschen ein. Vielleicht kommt der Platzmeister ja auch so noch vorbei und bis dahin können wir ein wenig von der anstrengenden Radtour ausruhen und die Sonne genießen.
Anja macht es sich in einem auf dem Platz befindlichen Strandkorb gemütlich, das ist echt eine tolle Sache!
Ein Strandkorb nur für die Wohnmobilfahrer und dazu noch umsonst!
Ich dagegen mag nicht schon wieder in die Sonne, setze mich ein wenig ins Wohnmobil und schreibe ein wenig am Reisebericht.

         
Zurück am Wohnmobil: Pause!                                           Anja sitzt gemütlich im platzeigenen Strandkorb…

Gegen 18 hat dann noch immer niemand vorbei geschaut und wir sind allmählich ausgeruht genug.
Auch die Stromversorgung läuft nach wie vor ohne Probleme, obwohl wir bis jetzt noch nicht einen einzigen Euro in die Säule geworfen haben. Merkwürdig…
Auch haben wir noch nicht die Lust den Abend jetzt schon zu beenden, wir wollen stattdessen lieber noch etwas von der vorhin verpassten Innenstadt sehen.
Also machen wir unsere Räder ein weiteres Mal startklar und machen uns auf der Innenstadt von Wilhelmshaven mal einen kleinen Besuch abzustatten.

Es ist auch endlich etwas kühler geworden und wir hoffen, dass der Ansturm der Touristen (die hoffentlich alle Tagestouristen waren und nun nach Hause gehen!) auch ein wenig nachgelassen hat.

Vorbei geht es erneut am Anker und über die nun deutlich geleerte Kaiser-Wilhelm- Brücke auf die andere Seite.
Dann folgen wir ein wenig unserem Instinkt und weniger den Schildern, die für die PKW den Weg in die Innenstadt ausweisen.
Unsere Route führt uns an einem kleinen Park vorbei und nach Durchquerung desselben sind wir gegen halb 7 am äußeren Ende der Fußgängerzone angekommen.
Die Sonne steht mittlerweile ziemlich tief und blendet uns, bäh!

         
Radtour die 2te, diesmal richtig: rauf zum Deich…             …vorbei am Anker (im Hintergrund: Das Bullermecks)…

         
…über die Brücke (Anja macht Fotos)…                       (kurzer Einschnitt: Das Marinemuseum von der Brücke aus)

         
Unter den tief hängenden Lampen durch…                          …ab in Richtung Innenstadt!

         
Wir sind da!                                                                        Die Innenstadt von Wilhelmshaven: wie ausgestorben

         
Schräg vorm „Kochlöffel“ erwartet uns:                               ne platte Scholle aus Metall  😉

Blöd ist natürlich, dass heute Sonntag ist. Jedes Geschäft hat geschlossen und wir können nur an den leeren Schaufenstern vorbei fahren.
Aber mal davon abgesehen, von einem „romantischen Hafenstädtchen“ ist Wilhelmshaven auch irgendwie ziemlich weit entfernt.

Wie meine ich das jetzt?
Also in Wilhelmshaven haben wir in etwa die gleichen Geschäfte, wie auch in den Innenstädten bei uns im Rheinland.
Die gleichen Angebote, die gleichen Läden, die gleichen Buden, die gleiche Ware.
Einzig ein metallener Fisch am Boden (eine Scholle?) vorm „Kochlöffel“ weist uns noch darauf hin, dass wir doch noch irgendwo an der Küste sind.
Kein Vergleich mit meiner bisherigen Lieblingsstadt „Burg auf Fehmarn“, die ich nun mal gern als Referenz heran ziehe.
Kein Kaufhaus Stolz, keine Souvenirgeschäfte, keine leckeren Lokale, kein Drachenverkauf, kein Räucheraal, keine „Touristengegend“.

Das muss jetzt nicht unbedingt schlecht sein, das kann ja jeder sehen, wie er mag, aber zum Beispiel unter dem Begriff „Einkaufszentrum Nordseepassage“ haben wir uns zuhause beim googeln einfach mehr vorgestellt, als eine umbenannte Bahnhofshalle mit Fahrkartenverkauf.
Da können wir auch nach Köln in die Colonaden am Bahnhof gehen, „Erlebnisgastronomie“ haben wir auch da.
Man merkt es schon, ich bin ehrlich gesagt ein wenig enttäuscht und traurig.
Vielleicht ist es falsch eine Region mit einer anderen zu vergleichen und zu sagen: „da hat es uns aber besser gefallen“.
Und mit Sicherheit ist auch Wilhelmshaven für sich betrachtet eine schöne und durchaus besuchenswerte Stadt mit schönem Umland!

Aber ganz ehrlich, wir haben einfach andere Erwartungen an die Nordseeküste gestellt und diese wurden nicht so ganz erfüllt.
Das einzig wirklich schöne Städtchen war Jever, doch das hat leider keine Ufer- Promenade, weil es nun mal mittig in Ostfriesland liegt.

Greetsiel ist wie gesagt auch sehr schön anzusehen, aber leider recht stark überlaufen, weil sich eben dort genau das findet, was wir uns als Touristen erhoffen und auch erwarten.
Und damit wohl auch, was sich andere Touristen erhoffen und erwarten.
Eben die kleinen Souvenirläden, Restaurants, Tavernen, Eisdielen, Fischbrötchenbuden und Verkaufsstände.
Wilhelmshaven ist eine stinknormale Innenstadt (mit Ausnahme der Promenade, die aber auch sehr voll ist), wie wir sie überall in Deutschland finden können.
Und das macht mich genau jetzt in diesem Moment traurig.

Auch Anja ist nicht gerade erbaut darüber, dass alle Geschäfte zu haben und wir hier absolut nichts machen können, als uns die Nasen an den Schaufenstern platt zu drücken.
Und so machen wir uns gegen viertel vor 7 wieder zurück in Richtung Stellplatz.

Unterwegs wollen wir noch irgendwo anhalten und eine Kleinigkeit essen, Anja mag ja auch was warmes in Wilhelmshaven probieren.
Der Weg führt uns fast auf der gleichen Route, wie wir hergefahren sind. Wieder am Park vorbei und dann zur Kaiser-Wilhelm- Brücke, gegen kurz vor 7 gelingen uns dann in der im Rücken sterbenden Abendsonne von der Brücke aus noch ein paar tolle Bilder des Hafen- und Wasserbereiches.

         
Und wieder von der Brücke: Blick ins Hafenbecken             und über den Jade-Ems- Kanal

Als Abschluss machen wir dann noch einen kurzen Stopp beim Seglerheim. Hier am kleinen Yachthafen ist noch immer ein wenig was los und viele der Tische im Außenbereich sind noch belegt.
Aber wir haben trotzdem ein Platz in der Sonne bekommen.
Die Preise sind etwas gehobener, als zum Beispiel im Bullermecks, dafür hat man hier aber auch einen tollen Ausblick auf den Segel- und Yachthafen und kann darüber hinaus an der frischen Luft sitzen, ohne dabei an der durchgehenden Hauptstraße sitzen zu müssen.

         
Pause am Seglerheim:                                                        man kann schön auf der Terrasse sitzen

         
und am Blumenkübel vorbei hat man…                               …sogar den Blick direkt in den Hafen

Anja bestellt sich einen Salatteller mit Putenbruststreifen und eine Apfelschorle dazu, ich habe jedoch nach dem dicken Schnitzel von vorhin keinen Hunger mehr und bestelle mir nur ein Wasser.
Der Salat kostete was um 7-8,- € und war nach Anjas Meinung absolut in Ordnung für den Preis. Alles zusammen zahlen wir 11,10 €.
Es gibt aber auch durchaus höherwertige Speisen, die mit Sicherheit einem gut betuchten Seglerbesucher geschuldet sind.
Für die einfache Familienkasse würde ich daher eher den Besuch im angrenzenden Bullermecks empfehlen.

Weiterer Vorteil für das Seglerheim: Vom Wohnmobilstellplatz Schleuseninsel sind es nur ein paar Meter, die findet man auch abends nach 2 oder 3 Jever noch problemlos nach Hause. Und so bietet sich das Seglerheim geradezu für einen gemütlichen Ausklang des Abends an.

Gegen halb 8 sind wir dann wieder am Wohnmobil und sollten uns eigentlich einem kleinen Abendspaziergang hingeben. Aber uns tut beiden der Hintern vom Radfahren weh und so wird daraus nichts. Also was tun?
Fernseh gucken? Nee, zu langweilig.
Draußen vor dem Wohnmobil oder im Strandkorb sitzen? Joah, wäre möglich, aber so richtig ist das auch keine Lösung.
Also was tun?

Na, wer ahnt es bereits?
Richtig!
Wir packen unsere sieben Sachen und fahren nach Hause!
Wir haben schon beim Abendessen im Seglerheim die Vor- und Nachteile erörtert.
Von Wilhelmshaven haben wir alles gesehen, was wir sehen wollten, wir wissen nun, dass wir auch morgen am Montag von den geöffneten Geschäften nichts zu erwarten haben und auch eine Heimfahrt morgen nach dem Frühstück im dicken LKW- Verkehr ist nicht gerade sehr erbauend.
Wenn es darüber hinaus morgen wieder so warm wie heute wird, dann kann die Rückreise auf der Autobahn ganz schnell die ganze Erholung der letzten Tage kaputt machen.
Da fahre ich lieber abends auf freien Straßen heim und komme zwar mitten in der Nacht und müde, aber dafür entspannt zuhause an.
Und wir haben dann den morgigen Tag zuhause, können unsere Wäsche waschen und in aller Ruhe das Wohnmobil für die nächste Reise fertig machen.
Fahren wir morgen erst gegen 10 oder 11 Uhr los, dann sind wir vor 16, 17 Uhr definitiv nicht zu hause.
Dann bleiben nur ein paar Stunden, bis wir ins Bett gehen dürfen, weil wir ja übermorgen auch wieder zur Arbeit müssen.
Nee, das ist doof! Ich mag dieses „Urlaub bis auf den letzten Drücker“ nicht.

Zu allem Überfluss hat auch der „Saft aus der Dose“ aufgehört, damit wir jetzt weiter hier stehen bleiben können, müssten wir 1,- € in die Stromsäule werfen.
Dann würde wohl für weitere 8 Stunden die Stromversorgung sicher gestellt sein, aber morgens um 4 aufstehen, damit die Lebensmittel im Kühlschrank nicht verömmeln, das mag ich auch nicht.

Da wir uns nicht übermäßig häuslich eingerichtet hatten, gehen die Abreisevorbereitungen ganz fix von der Hand.
Die Fahrräder sind innerhalb von 10 Minuten gesichert und vertäut, die wenigen ausgeräumten Dinge im Wohnmobil verstaut.
Gegen kurz vor 8 rollen wir dann vom Platz.

Vorher wollen wir aber noch unser Abwasser entsorgen, damit wir dies nicht zuhause machen müssen.
Um die V/E- Station zu erreichen fährt man nun vom Platz runter und am Tor vorbei, dann hält man am links kommenden kleinen Backsteingebäude an.
Hinter dem Gebäude kann man rückwärts auf den Bodeneinlass fahren und sein Grauwasser dort ablassen, Frischwasser und Wasser für den Klotank gibt es aus 2 getrennten Wasserversorgungseinrichtungen aus einem am Haus angebrachten Metallschrank.

         
V/E am SP Wilhelmshaven Schleusenstraße:                     Entsorgung via Bodeneinlass

Hier in diesem Haus ist übrigens auch die Dusche und die Toilette zu finden, leider gibt es nur eine Dusche / Toilette in einem gemeinsamen Raum ohne Geschlechtertrennung.
Man kann also durchaus sagen, dass dies nur der Notversorgung dienen sollte.
Wer morgens gern lange duscht, nutzt besser die Dusche im Fahrzeug, sonst muss man sich sicherlich seinen Weg durch eine wütende Meute morgendlicher „Toilettenwarter“ zurück zum Stellplatz freikämpfen 😉

Zugang zum Wasch-/Dusch-/Toilettenraum gibt es wie schon beschrieben übrigens nur mit dem Schlüssel, welcher entweder vom Platzwart oder wie in unserem Fall vom freundlichen Personal des „Seglerheims“ gegen weitere 2,- € ausgehändigt wurde…

         
Dusch- und Waschraum im Servicehaus bei der V/E:          Topp- Sauber und gepflegt!

Nachdem wir unser Grauwasser abgelassen und den Schlüssel im Seglerheim wieder abgegeben haben, machen wir uns gegen 20 nach 8 auf den Heimweg.
Ein wenig wehmütig bin ich dabei schon. Die Sonne taucht den Abend in ein herrliches rot, die Möwen fliegen über unseren Köpfen hinweg und es geht noch immer eine leichte Briese vom Meer durchs geöffnete Wohnmobilfenster.
Meeresromantik pur! Jetzt auf dem Deich in der Abendsonne sitzen…

     Abendsonne in Wilhelmshaven
Auf dem Weg nach Hause: Meeresromantik in Wilhelmshaven

Auch das Marinemuseum ist nun „unbesucht“, ich hätte gern das U-Boot von innen gesehen.
Aber wie schon beschrieben überwiegen einfach die Vorteile einer jetzt durchzuführenden Heimfahrt, gegen eine Staufahrt morgen durch die LKWs.
Und, so hoffe ich, läuft uns das Marinemuseum ja nicht weg. Wenn wir also ein weiteres Mal in der Gegend sind, werden wir den Besuch einfach nachholen.

Wir programmieren unser Navi auf die schnellste Route nach Hause und bekommen den Weg über die A 29 und dann über die unbeliebte weil eigentlich immer volle A 1 angezeigt.
Aber OK, von hier aus ist die A 31 wohl einfach zu weit entfernt.
Wir überlegen zwar kurz für einen weiteren Tankstop über NL zu fahren, aber mitten in der Nacht da durch die Niederlande, neee, außerdem würde der Spareffekt durch den Umweg höchstwahrscheinlich komplett aufgefressen, das muss ja auch nicht sein.

Kaum haben wir jedoch den Weg zur A 1 eingeschlagen, da meldet das Navi via TMC einen Verkehrsstau von über 10km Länge bei Osnabrück nach einem Unfall.
Oh weia!
Wir geben dem Navi den Auftrag eine alternative Route ohne Stau zu berechnen und nun schlägt unser Tomtom wieder die vertraute A 31 vor.
Die Ankunftszeit verschiebt sich zwar um 30 Minuten nach hinten, liegt aber mit einer Zeitersparnis von knapp 60 Minuten noch immer vor der Stauroute. Und Unfall? Das kann lange dauern…

Also machen wir uns ein zweites Mal auf durch Ostfriesland und fahren zurück in Richtung Emden und zur Autobahn A 31, die wir bei Sonnenuntergang erreichen.

         
Nanu, wie parken die denn ihre Autos???   😉                   Die letzten Eindrücke von Friesland

         
Die Sonne geht unter!                                                         das letzte Abendrot entlässt uns in die Nacht

Die A 31 ist fast komplett leer, es sind nur noch vereinzelt Fahrzeuge unterwegs.
So liebe ich das Fahren im Wohnmobil. Absolut freie Fahrt und ein gutes Hörbuch im CD- Spieler. 🙂

Gegen halb 11 erreichen wir wieder in Höhe Meppen die Abfahrt in Richtung Niederlande.
Da unser Tank durch die Ostfriesenfahrt wieder etwas leerer geworden ist, entscheiden wir uns ein weiteres Mal für einen Tankausflug in die Niederlande.
Dann haben wir den Tank für die nächste Reise gleich etwas mehr gefüllt und müssen nicht den teuren deutschen Diesel tanken.
Auch macht uns das fortgeschrittene Hörbuch „Ausgebrannt“ zunehmend Sorgen, ob wir in einigen Wochen überhaupt noch eine Tankfüllung bezahlen können, Mann, ist das spannend!

Gegen viertel vor 11 stehen wir an der gleichen Esso- Automatentankstelle (diesmal auf der richtigen Seite 😉 und lassen den Diesel bei km- Stand 182.966 komplett voll laufen, etwas über 41 Liter gehen bei einem Dieselpreis von 1,293 € durch.
Natürlich haben wir nicht 41 Liter auf dem kurzen Stück in Ostfriesland verbraucht… 😉

         
Nachts irgendwo in NL…                                                    Tanktourismus sei Dank, Diesel für 1,293 €

Die restliche Heimfahrt verläuft absolut ohne Probleme, nur später auf der A 3 im Ruhrgebiet und auf dem Kölner Ring sind schon wieder die ersten LKW unterwegs.
Da wir aber mit knapp über 90 km/h Marschgeschwindigkeit laufen, ist das kein Problem.

Gegen kurz vor 2 erreichen wir bei einem Kilometerstand von 183.223 dann wieder die heimischen Gefilde und stellen das Wohnmobil auf dem heimischen Parkplatz ab.

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