Prolog und Vorgeschichte:
Etwas mehr als drei Monate ist unser kleiner Nils schon auf der Welt und bereichert seit dem ersten Tag unser Leben.
Bislang allerdings nur unser Alltagsleben, was der kleine Nils zugegeben natürlich auch ein wenig auf den Kopf gestellt hat.
Vorbei die Zeiten, in denen wir am Abend gemeinsam vor dem Laptop gesessen haben und die schönsten Urlaubsbilder für unsere Reiseberichte ausgesucht haben.
Man merkt es sträflich, die Veröffentlichung neuer Reiseberichte ist in letzter Zeit stark rückläufig!
Aktuell (Stand 04-2012) arbeiten wir noch immer an unserem umfangeichen Reisebericht Kroatien, von dem gerade mal das Grundgerüstet des Textes steht. Aber sogar das im Zusammenhang früher vergleichsweise weniger zeitraubende Zusammenfahren von Bildern und Text bereitet uns heute durch unsere neue Familiensituation neue Herausforderungen.
Und mal ganz ehrlich: Wir sind absolut sicher, dass jeder dafür Verständnis aufbringt, wenn wir in unserer Freizeit lieber mit unserem kleinen Nils erste Fingerspiele spielen, als die Finger über Maus und Tastatur an einem Bildschirm kreisen zu lassen.
Einzig, wenn der kleine Nils einmal schläft und wir dann nicht noch erschöpft im Sessel und Sofa niederplumpsen, wäre noch Zeit für einige Arbeiten an transitfrei.
Wie sich aber auch hier wohl jeder vorstellen kann, ist das wirklich nur sehr selten der Fall.
Und so ist es eben auch kein Wunder, dass das Veröffentlichen neuer Texte auf unserer Webseite nun nochmals deutlich länger dauert.
Eine kleine Ausnahme aber stellt dieses kleine Reisetagebuch dar!
Denn wir berichten in diesem ersten Reisebericht mit Kind eben nicht mehr schwerpunktmäßig von den Schönheiten eines Landes oder einer Urlaubsregion, sondern wir möchten euch, liebe Leserinnen und Leser, an unserem neuen kleinen Familienleben teilhaben lassen.
Ausschlaggebend hierfür war mehr oder weniger der immer wieder per mail aber auch öffentlich in unserem Gästebuch geäußerte Wunsch (siehe hierzu z.B. die Einträge 538 und 539), dass wir doch bitte auch von unseren Erfahrungen mit Baby und Kleinkind berichten mögen.
Zum einen, weil gerade Familien mit Kindern und Babynachwuchs vielleicht ebenso gerne unsere Geschichten lesen und einiges an Wissenswertem an Transitfrei.de finden, wie es auch schon Interessenten an Wohnmobil und Wohnwagen allgemein (ob nun mit oder ohne Familie) getan haben.
Zum anderen aber auch, weil sie nach eigener Aussage auch ein wenig neugierig auf „die Seiferts“ geworden sind, die da mit einem „ollen Wohnmobil“ durch die Weltgeschichte gegondelt sind.
Sei es nun auf der Suche nach einem leckeren Fischbrötchen an der Nordsee, im Dialog mit streitlustigen Campern mit gelbem Nummernschild auf den Campingplätzen Europas, oder eben zur Bewunderung unsers Improvisationstalents unterwegs, wenn Wohni uns mit irgendwelchen Defekten und Ausfällen geplagt hat.
Das alles hat uns (ohne dass das jetzt überheblich wirken soll!) doch unseren Lesern persönlich etwas näher gebracht.
Nicht selten bekamen wir Feedback in dem stand, dass sich die Leute gefreut haben, mit uns unterwegs gewesen zu sein!
Das ehrt uns dann natürlich immer sehr, denn es zeigt, dass wir offenbar die Empfindungen und Erlebnisse unterwegs so gut rüber bringen konnten, dass man sich auch als Mitlesender am heimischen PC auf unserer Tour wiederfinden konnte.
Und so wundert es dann auch nicht, dass wir natürlich auch gefragt werden, wie es denn mit uns und transitfrei weitergeht, nachdem wir nun, um den kleinen Erdenbürger Nils bereichert, die Welt ab sofort zu dritt erkunden.
Berechtigte Frage.
Zuerst habe ich (Björn) das sehr skeptisch gesehen!
Was interessiert (pardon!) die Welt, was wir mit unserem kleinen Nils für Reisen unternehmen?
Und überhaupt ist mein Schutzinstinkt für mein Kind offenbar so stark ausgeprägt, dass ich es am allerliebsten gar nicht hergeben, bzw. überhaupt teilen mag!
Es fällt mir ja schon schwer, wenn die Nachbarn (egal ob auf dem Campingplatz oder zuhause beim Spaziergang in unserer Wohngegend) mit einem „Oh, ist der süüüüß!“ ihre Nase in den Kinderwagen stecken wollen.
Und jetzt soll ich unser Kind mit der ganzen Welt teilen?
Anja war es (wieder einmal), die mich auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt hat.
Denn zum einen teilen wir unser Kind ja wenn überhaupt nur theoretisch mit der ganzen Welt.
Wirklich „gucken“ tun ja nur die Leser, die sich sowieso für unsere Reiseberichte und Infos interessieren. Und die haben wir bisher ja auch an unseren Erlebnissen teilhaben lassen.
Warum sollte das jetzt anders sein?
Und obwohl unsere Webseite in 5 Jahren weit über 300.000 Mal (Stand 04-2012) aufgerufen wurde, ist es bislang noch nie zu einem Zwischenfall gekommen wo ich sagen würde: „Das war jetzt aber blöd“.
Keine bösen emails, keine bösen Briefe, keine Beleidigungen oder Missachtungen.
Sachliche Kritik, ja klar! Unterschiedliche Meinungen, selbstverständlich!
Aber reine Boshaftigkeit war bis jetzt (toi-toi-toi!) noch nie dabei.
Und dabei gibt es im Internet wahrlich genügend Horrorgeschichten von Anfeindungen, Repressalien, Gemeinheiten und böswilligen Absichten. Die Anonymität macht es eben möglich!
„Aber wenn man eben gut überlegt, was man ins Internet stellt, dann ist die Gefahr wohl überschaubar“ meint Anja und ich bin aktuell sogar ein kleines bisschen geneigt, mich dieser Meinung anzuschließen. Kein Wunder, denn sonst gäbe es ja auch diesen Reisebericht nicht!
Zumindest auf einen Versuch möchten wir es also ankommen lassen und präsentieren tatsächlich den allerersten Reisebericht mit Kind und Kegel wie man so schön sagt:
Team Transitfrei auf erster großer Fahrt, Nils, Anja und Björn unterwegs.
„Hach, das wird herrlich“ meint Anja, als wir gemeinsam mit unserem Freund der Familie und Mitcamper Thomas mögliche Reiseziele für unsere erste Ausfahrt 2012 überlegen.
Schnell steht fest, dass es für das verlängerte Osterwochenende nur ein Ziel geben kann!
Das Campingland Nummer 1: HOLLAND!
Eben jenes Land, welches besonders ich mit einer gewissen Hassliebe verbinde!
Nirgendwo schmecken Pommes und Frikandel besser, nirgendwo in unserer unmittelbaren Nachbarschaft geht man so locker (ja beinahe schon italienisch!) mit dem Lebensstil um.
Und dennoch sind es gerade die (campenden) Holländer, die mich schon des Öfteren zum Kopfschütteln, oder sogar auch mal bis zur Weißglut gebracht haben!
Besonders Thomas ist dann derjenige, der gegen meine gelegentlichen Triaden voller Zynismus oder sarkastischen Kommentaren bei besonders hervorzuhebenden oder erwähnenswerten Arten der „Spezies Holländer“ wie ein Fels in der Brandung gegenhält (kein Wunder, er ist alter Segler und Seebär! 😉 und auf die Oranjes nichts kommen lässt.
Manchmal frage ich mich, wie er das macht!
Aber andererseits muss ich ja auch gestehen, dass mir ohne die holländischen Nachbarn auf dem Campingplatz was fehlen würde!
Sei es bei einem freundschaftlichen Fußball- Länderspiel oder eben bei anderen Gelegenheiten im Großen wie im Kleinen, wobei wir beiden Nationen und Nachbarn in Europa immer wieder unsere Wege kreuzen.
Hätten wir sie nicht, wir müssten sie erfinden! Und so freue ich mich dann doch ein ganz kleines bisschen darauf, dass ausgerechnet unsere erste Reise 2012 und unsere erste Campingreise mit Baby überhaupt, ausgerechnet in die Niederlande führen wird.
Auch die Region ist schnell klar gemacht, es wird natürlich nach Zeeland gehen!
Eben jene beinahe schon deutsch- englische Kolonie am Westzipfel südlich von Rotterdam, die besonders im Bereich um Renesse gerne für verlängerte Wochenenden aus dem deutschen Raum angefahren wird.
Größtes Vorbild ist wohl ohne Zweifel Bernd Stelter aus Bonn, der sich dort oben sogar einen dauerhaften Campingplatz eingerichtet hat und von seinen schönen Campingerlebnissen im Buch „Nie wieder Ferienhaus“ berichtet.
Eine übrigens absolute Empfehlung von uns, besonders das Hörbuch für längere Anreisen in den Urlaub!
Noch immer fasziniert es mich wie er es geschafft hat, den wenigen Exemplaren der „besonderen Spezies Holländer“ aus dem Weg zu gehen und so einen entspannten Urlaub zu genießen.
Manchmal unterstelle ich ihm nach dem dritten oder vierten Mal, wenn ich seine Bücher so lese, dass er diese besonderen Erfahrungen und Lebensweisheiten erst gar nicht mit uns teilt. 😉

Ach ja, fast hätte ich es vergessen!
Wir fahren natürlich nicht zufällig an die salzhaltigen Binnengewässer rund um Zeeland und unser Reiseziel hat, vielleicht zur Überraschung des Lesers, auch nichts damit zu tun, dass die Gegend um Middelburg, Renesse und Oostkapelle so beliebt bei deutschen wie englischen Touristen ist.
Vielmehr habe ich (Björn) im letzten Jahr das Windsurfen für mich als neues Hobby entdeckt fröne diesem nun, wenn sich mal die Gelegenheit dazu bietet.
Schon mehrfach waren wir im letzten Jahr mit Thomas (ebenfalls Hobby- Surfer) auf dem Grevelinger Meer und Veerse Meer mit Brett und Segel unterwegs.
Besonders ich versuche hierbei immer wieder, meine aktuellen Skills derart zu verbessern, dass ich endlich mehr Zeit auf dem Board und unter Segel, als im nasskalten Wasser verbringen kann!  😉
Sollte sich also irgendwie die Gelegenheit bieten, dann wäre ich -trotz Baby und Familienurlaub- auch gerne mal ein paar Stunden auf dem Wasser.
Hoffentlich klappt’s…!

Der aber wohl wichtigste Part dieser ersten Reise 2012 wird natürlich der sein, der Anjas und mein Leben seit dem 22. Dezember 2011 bestimmt.
Nils David Seifert!
Noch ist er mit seinen drei Monaten und ein paar Tagen viel zu klein um sich mit uns auszutauschen.
Mit Ausnahme seines süßen „uh- gli“ oder „bli-bli-bli“ oder auch mal ein überraschendes „Höh!“ kann er sich zumindest rein sprachlich nicht mit uns verständigen.
Es würde also auch gar nichts bringen, ihn in unsere Reisepläne einzuweihen, zumal er sowieso das mit uns machen muss, was wir machen!
Und das mal so grob geschätzt in etwa, bis er dann mal 21 ist und vielleicht auch mal alleine in den Urlaub fahren darf!
😉
Nein, nein, so schlimm werden wir (hoffentlich) als Eltern nicht werden, aber dennoch ist es natürlich so, dass wir aktuell noch keinen Schritt ohne unseren Nachwuchs gehen.
Kein Wunder natürlich, denn er ist ja als kleines Baby (was noch nicht einmal vorwärts robben oder gar krabbeln könnte) vollkommen auf uns angewiesen.
Aber werden wir ihm auch alles bieten und ihn zufriedenstellen können?
Was ist, wenn er längere Autofahrten gar nicht leiden kann?
Was ist, wenn er Camping im Wohnwagen nicht mag?
Oder das spazieren zum Servicehaus, ggf. auch bei Wind und Wetter?
Was ist, wenn er touristische Sehenswürdigkeiten wie einen Markt, eine Altstadt, einen Strand mit Promenade oder auch nur einen schnöden ausländischen Supermarkt, was wir als Ziel immer gern besuchen, gar nicht sehen mag?
Tja, WAS DANN?
„Mach dir nicht so viele Sorgen mein Schatz“ meint Anja und ergänzt, dass es Nils schon da gefallen werde, wo nur seine Eltern sind.
Egal, ob auf dem Campingplatz im beengten Wohnwagen mit 2,10m x 3,60m Wohnfläche, oder eben zuhause in der großzügigen 100 qm2- Wohnung.
Mir allein fehlt da nur der Glaube und ich bleibe skeptisch.
Besonders, weil mir heute unser Wohnwagen so unglaublich klein vorkommt!
Mag sein, dass ich noch immer die überaus großzügig dimensionierten Bereiche unseres Wohnmobils vermisse.
Der Alkoven zum Beispiel! Immer als Rückzugsort für ein Mittagsschläfchen oder auch mal als kurzfristige Lagerstätte für die Hängematte geeignet.
Der fehlt am Wohnwagen und das nicht zu knapp!
Nicht anders geht es uns mit dem umbaubaren Bett oder dem geringeren Stauraum im Wohnbereich.
Dennoch hatte es für uns beide bislang immer gereicht.
Nun aber, wo Nils mit Wickelunterlage, Windelsack, Wickeltasche, Kinderwagen und natürlich einem Schwall Anziehsachen, die aneinandergereiht gefühlt einmal um den Erdball reichen würden, auch noch in den Wohnwagen einziehen muss, wird es ganz schön happig in unserem Adria Unica!
Besonders hart trifft mich, dass ich den kleinen oberen Hängeschrank mittig über unserer Sitzgruppe räumen muss!
Als Alibi hatte ich dort immer ein paar Werkzeuge und Utensilien wie Heringe für die Markise oder auch Wäscheleine zum Aufhängen gelagert.
In Wahrheit aber diente das Fach meinem kleinen Reise- Proviantvorrat an Chips, Weingummi, Keksen und Lakritzen.
„Das muss alles raus!“ meint Anja und beordert mich ein paar Tage vor unserer Abfahrt nach unten zum Hector, der so um eines seiner wichtigsten Geheimfächer beraubt wird.
Meinen Futterschrank!
😮

Ganz neu bewerten wir übrigens nun natürlich auch die Räumlichkeiten und Serviceeinrichtungen eines Campingplatzes aus Sicht einer jungen Familie mit Babynachwuchs.
Kein Wunder, denn dies ist ja nun für uns elementar!
Und da fällt uns natürlich auch das ein oder andere auf, was wir mit „normalen Erwachsenenaugen“ vielleicht gar nicht gesehen hätten!
Früher hätten wir z.B. einen den separaten Babybereich eines Servicehauses selbstverständlich lobend erwähnt.
Auch heute tun wir dies, doch nun können wir auch über die Erfahrungen bei der Nutzung desselben berichten, weil eben Bedarf hieran haben.
Ist wie mit der Waschmaschine!
Blödes Beispiel?
Gar nicht, denn: Wenn ein Campingplatz einen Waschraum mit Waschmaschinen hat, dann ist das positiv. Und das würden wir auch schreiben, denn Wäsche waschen kann und ist bei einem längeren Campingaufenthalt unabdingbar.
Benutzt man die Waschmaschinen aber nicht, kann man nicht beurteilen, ob sie zum Beispiel gut waschen. Denn es nützen die besten aufgestellten Waschmaschinen nichts, wenn von drei Stück eine kaputt ist, eine wegen einer ausgeschlagenen Trommel schlecht wäscht und die letzte als verbliebendes Exemplar dauerhaft belegt ist.
Ergo würde sich eine positive Erwähnung des Daseins bei tatsächlicher Benutzung schnell relativieren, weil die Benutzung einen eben vor ein besonderes Hindernis stellt.
Wie zum Beispiel der Trockner auf dem Campingplatz „John O`Groats an der Nordspitze Schottlands.
Eben jener Trockner, von dem wir sogar ein kleines Video gedreht haben, weil dieser die erste echte und einzige regelrechte „Höllenmaschine“ war, die wir je auf unseren Reisen angetroffen haben.
Zuerst waren wir natürlich froh, dass es einen Trockner gab. Kein Wunder, das Wetter war nasskalt und schon seit einiger Zeit fuhren wir feuchte Klamotten im Wohnmobil spazieren.
Kaum aber hatten wir unser Geld eingeworfen und dem Trockner bei seinem ohrenbetäubenden Lärm zugesehen, war uns klar, dass das nix wird.
Und tatsächlich: Als wir die Wäsche rausgenommen hatten, war sie genauso nass, wie vorher. Der Trockner hat also schlichtweg nicht funktioniert!
Da nützt es dann eben nichts, dass es einen Trockner gibt, wenn er unbenutzbar ist, entsprechend fiel die Bewertung des Platzes in diesem Punkt dann eben auch negativ aus.
Und genau so ist das ab sofort eben auch mit den Bewertungen für Campingplätze und ihre Kinder- und Familienfreundlichkeit!
Auf unseren bisherigen Reisen stets wohlwollend zur Kenntnis genommen und lobend erwähnt, wenn wir Einrichtungen für Familien, Kinder und Babies vorgefunden haben.
Mehr aber nicht.
Nun aber müssen sich diese Einrichtungen eben auch unserem Härtetest unterziehen, der von uns für die Ostertage ausgesuchte Campingplatz De Oase unmittelbar bei Renesse macht hierbei erstmals den Anfang und wir sind gespannt, wie sich der Campingplatz mit uns als Neulingen zum Thema Camping mit Baby so schlägt…

Letzte Tage vor der Abreise, Dienstag / Mittwoch, 03/04.04.2012:
Die letzten Tage waren wettermäßig total super und wir haben uns richtig gefreut, dass wir in Kürze endlich wieder rauskommen!
Sogar ich hab meine anfängliche Skepsis ein wenig eingedämpft, ob unser erstes Camping mit Baby und Kleinkind überhaupt erfolgreich verlaufen würde, so sehr hat die Sonne uns in den letzten Tagen vor die Tür gelockt.
Nun aber sitze ich mit offenem Mund vor der Wettervorhersage für Zeeland für die Ostertage und frage mich ernsthaft, ob wir regenfeste Polarkleidung auch kurzfristig im Handel bekommen können.
Temperaturen unter 10°C, dazu an nicht wenigen Tagen Regen oder Regenschauer!
Na super! Und das sollen Osterferien sein?
Letztes Jahr haben wir bei über 20°C an der italienischen Adria in der Sonne gesessen und jetzt soll Eisregen den Urlaub bestimmen?!
Schnell schauen wir uns in einem Radius von zunächst 300 und dann sogar 600km um unseren Wohnort um.
Aber egal, ob deutsche See oder bayerische Binnenseen, überall wird das Wetter mies.
Für Eifel und Schwarzwald ist sogar Schnee vorhergesagt!
Hammer!
Gut, was erwarten wir eigentlich vom Aprilwetter? Auch mit globaler Klimaerwärmung macht der April immer noch das, was er will. Und dazu gehört eben auch widriges Wetter.
Einen kurzen Moment überlege ich sogar, ob wir die ganze Reise absagen sollen.
Meine Skepsis wieder!
Camping mit Baby und Kleinkind ansich wird schon eine Herausforderung.
Aber wenn dies nun auch bedeutet, dass ich mangels Schlechtwetter tagelang im Wohnwagen sitze und es trotz Heizung fröstelig und feucht-klamm sein wird, dann kann ich auch zuhause bleiben.
Das Osterfernsehprogramm wirkt zumindest nicht ganz so wiederholungslastig, wie in den letzten Jahren und zuhause, dass muss man ja auch mal dabei beachten, habe ich immerhin noch meinen Süßigkeiten- Knusperschrank, mit dem sich auch das mieseste Wetter bei einem netten TV- Programm überbrücken lässt!
Oder Reiseberichte! Mit ein paar Tagen frei könnte ich endlich mal einen Bericht fertig stellen!
Aktuell warten ja „nur“ 3 Stück auf ihre Fertigstellung!
Man sieht, ich wär nicht abgeneigt, die freien Ostertage noch nicht mit Camping zu verbringen, zumal wir mangels Zeit es noch nicht einmal geschafft haben, unserem Wohnwagen eine Außenwäsche zu verpassen.
Noch immer liegt der Winterstaub auf dem Dach, noch immer zieren die markanten schwarzen Schlieren unter Fenstern und Dichtungen unser Fahrzeug.
Ärgerlich diese Auswaschungen, aber leider nicht vermeidbar bei einem offenen Abstellplatz unter Wind und Wetter im Winter.
Schon seit Tagen wollte ich mit dem Wohnwagen in die benachbarten Waschboxen fahren, aber wie beim Tippen der Reiseberichte gilt auch hier: Komme ich heim, schaue ich meinem kleinen Jungen beim Spielen zu oder wir gehen zu Dritt spazieren, damit ich wenigstens ein bisschen an seinem beginnenden Leben teilhaben kann.
„Da ist Campingurlaub auch bei schlechtem Wetter genau das richtige“ meint Anja und treibt mich an, dass ich wenigstens die Grundsachen in den Wohnwagen lade.
Also Klamotten rein und das Surfbrett auf das Autodach, damit es am Abreisetag, dem morgigen Donnerstag, nicht mehr ganz so lange dauern wird.
Gänzlich verabschiedet haben wir uns sowieso schon von festen Planungen wie „Wir stehen um 7 auf und fahren um 9 los!“.
Das hat früher schon nicht so richtig funktioniert und klappt jetzt, mit kleinem Baby, schon gar nicht mehr.
Zu oft kommt es einfach vor, dass der kleine Nils vor unserer Abfahrt noch kurz Hunger bekommt oder die Windel gewechselt werden muss.
Und dann dauert eben alles mal ganz locker eine Stunde länger!
Es grenzt daher fast schon an ein Wunder, dass wir bei Verabredungen oder Terminen überhaupt den Tag selbst und immerhin in etwa die Tageszeit (also morgens oder eben nachmittags 😉 einhalten können!
Mehr ist aber beim besten Willen einfach nicht drin.
Tja, so ein kleines Baby hat eben seinen ganz eigenen Rhythmus und bestimmt schon ein wenig, was jetzt gerade gemacht wird und was nicht.
Ein ganz kleines bisschen beneide ich ihn darum sogar, denn noch ist er in der Lage, sich Terminen und Zeitdruck erfolgreich zu widersetzen, denn ein schreiendes Baby im Auto, was wahlweise die Hose voll oder den Bauchi leer hat, mag niemand mit in den Urlaub nehmen.
Dennoch versuche ich zumindest den Vormittag für die Abreise anzupeilen.
Wäre doch toll, wenn wir wenigstens vor der Mittagszeit loskommen und mit etwas Glück dann knapp vor dem Schwall der Urlauber staufrei fahren können, die am Donnerstag erst nach der Arbeit in den Osterurlaub aufbrechen werden.
Gelingt uns bis 12 Uhr die Abfahrt, wäre das möglich. Noch früher wäre natürlich auch noch besser.
Und so kommt beim Packen des Wohnwagens und beim Verladen der Surfsachen auf Autodach und Gepäckträger am Wohnwagen (damit ist der Fahrradträger auf der Deichsel gemeint 😉 doch tatsächlich dann doch ein bisschen Urlaubsfeeling auf.
Und als ich gegen späten Abend gegen 22 Uhr alles verladen habe, was man schon einen Tag vorher verladen kann, bin ich tatsächlich etwas zuversichtlich!
Das klappt morgen auf jeden Fall rubididub und wir sind zum Frühstück bereits über Venlo!

Später am Abend kommt dann aber doch wieder etwas Skepsis in mir hoch, die ich mit Anja teile.
Machen wir wirklich das richtige?
Mit dem kleinen Wurm, gerade mal 3 Monate alt, gleich eine Tour zu unternehmen?
Ist es zuhause nicht am sichersten und was ist, wenn der kleine plötzlich krank wird?
Wie erkläre ich einem holländischen Arzt, was mein weinendes Kind hat?
Nils selbst kann es ja noch nicht einmal erklären!
In Momenten wie diesen bewundere ich andere Familien bzw. Familienväter.
Nicht selten haben wir schon andere Familien auf Reisen gesehen, die mit sehr viel weniger Komfort unterwegs waren, wie wir.
Immerhin haben wir zum Beispiel eine Heizung an Bord, was Zeltcamper ja nicht gerade von sich behaupten können.
Und dann ist es ja nicht so, als würden wir irgendwo nach Zentralafrika fahren, sondern immerhin in ein europäisches Nachbarland!
Es geht ja auch anders!
Markus Besold zum Beispiel, wenn auch zugegeben ein Extrem!
Fährt mit seinem kleinen Nachwuchs einfach mal eben nach Pakistan runter und setzt sein Baby unverfroren als sogenannten „Grenzbeschleuniger“ oder „Schlangenkürzer“ ein, um z.B. im Kaukasus schneller über die georgische Grenze zu kommen.
Schön, wenn dies funktioniert (Schlimm, dass Eltern mit Babies in Deutschland nicht ebenso grundsätzlich bevorzugt behandelt werden!), aber ganz ehrlich: Wenn da unterwegs fernab was passiert, wie findet du dort mitten in der Pampa wirklich qualifizierte medizinische Hilfe?!
Ich schwanke daher beim Lesen seiner Reiseerlebnisse immer ein bisschen zwischen Anerkennung für den Mut und fasse mir gleichzeitig an den Kopf beim Umgang mit dieser beinahe schon sorglosen Leichtsinnigkeit.
Andererseits: Was ist zum Beispiel mit den Nomaden? Die ziehen ja auch ständig rast- und heimatlos durch die Wüste und haben ja auch wie selbstverständlich ihren Nachwuchs dabei!
„Du machst dir zuviel Sorgen“ meint Anja und bestimmt hat sie Recht.
Aber dennoch muss ich irgendwas machen, was mich ein wenig beruhigt.
Schnell gehe ich deswegen nochmal kurz unsere Versicherungsbedingungen durch und entdecke, dass ich zwar über einen Auslandsreiseschutz und eine ADAC- Plusmitgliedschaft habe, ich aber unseren Nachwuchs noch gar nicht beim ADAC gemeldet habe!
Das geht gar nicht!
Noch am Abend rufe ich beim ADAC an und lasse auch unseren Nachwuchs sofort in die Plus- Mitgliedschaft mit Auslands- Krankenschutz mit aufnehmen, was erstaunlich unkompliziert funktioniert.
Wenn was passiert, holt der ADAC unseren Jungen aber nun wenigstens sofort nach Hause!
Mit dieser Sicherheit im Rücken geht es mir dann doch ein wenig besser und ich will nun versuchen, die schlechten Gedanken an ein mögliches „Was wäre wenn“- Szenario abzulegen.
Wir wollen ja ab morgen Urlaub machen und uns nicht irgendwelchen Sorgen hingeben…

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