Die Musik im Pub verstummte gegen Mitternacht. Schlagartig!
Die dann für gewöhnlich nach Kneipenschluss gerne auch mal kurzzeitig ins Freie verlegten lautstarken „Nachwehen“ des Feierns sind zu unserer Überraschung komplett ausgeblieben. Die Camper hier können sich also doch benehmen. Wenn man dies doch nur vom Hygieneanspruch in den Servicehäusern sagen könnte! Auch heute in der Frühe sind sie unbenutzbar und im noch schlimmeren Zustand, als es gestern Abend der Fall war. Scheint so, als habe auch das Reinigungspersonal heute frei. Passt bestens zum Umstand, dass der Platz zu unserer totalen Überraschung noch gestern Abend richtig voll geworden ist! Im Servicehaus steht entsprechend die feuchte schwüle Luft vom Duschen, die Hygiene in den Toiletten gleicht denen einer Autobahnraststätte, bevor Sanifair sie gekauft hat. Grauselig!

Nils und ich wollten eigentlich dort auf die Toilette, gehen aber rückwärts wieder raus. Hier nicht. Das einzige, was wir hier im Sanitärbereich noch nutzen werden, ist die Entsorgungsstation des Platzes, um unsere bordeigene Toilette zu entleeren. Und selbst dafür überlege ich, wo ich hier auf die Schnelle noch einen ABC- Schutzanzug herbekommen kann. Aussitzen bis zum nächsten Campingplatz kann ich das Ausleeren leider nicht! Die kleine kompakte Kassette der Toilette hier im Wohnmobil ist zwar deutlich komfortabler zu transportieren und auch viel leichter, aber auch nur, weil sie eben auch so klein ist! Wenn sie alle so wie hier auf dem Platz ausschließlich mit Inhalt bestücken, dann hält sie ganz offensichtlich keine 48 Std!

Bevor wir das mit der Entsorgung aber in die Hand nehmen, wird aber erstmal gefrühstückt. Wieder mit unseren Resten, so gut es eben geht. Und da leben wir wirklich nicht schlecht!
Speck gibt es heute in doppelter Portion (es sind noch 2 Pakete da), dazu aber nur 2 Eier, die wir heute voluminös als Spiegeleier servieren. Als Topping auf ein wohl belegtes Brot mit Speck, leicht gewürzt mit Pfeffer, Salz und Paprika, ein Gedicht zum Frühstück!

Nach dem Frühstück räumen wir schnell auf und ich gehe spülen. Heute nehme ich mir aber die linke Spüle, wo das Warmwasser aus dem Boiler zuerst ankommt, bevor es an die zweite Spüle durchgereicht wird. Diese kluge Entscheidung zahlt sich später aus, denn kaum stehe ich, wird die zweite Spüle auch belegt. Wie bei mir Tags zuvor tröpfelt es auch heute wieder an der Spüle 2 nur aus dem Hahn, während ich mit dem vollen Strahl meinen Eimer an Spülstelle 1 füllen kann. Tja.
Der zweite Camper hat nicht viel zu spülen und ist somit trotz Wassermangel dennoch vor mir fertig. Na gut, darf er. Als er sich aber kurz darauf seine Spülschüssel schnappt und damit in die Herrentoilette marschiert, werde ich neugierig. Hätte ich vielleicht noch erwartet, dass er sich dort warmes Wasser holt, überrascht und belustigt mich stattdessen, was ich dort sehe. Da steht doch tatsächlich der Engländer und hält seine eben gespülten noch feuchten Teller unter den Föhn des Handwaschbeckens! Er föhnt sein Geschirr dort trocken!
Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Es sieht saukomisch aus und das merkt der leicht  brüskiert wirkende Brite auch. Aber er bewahrt Haltung, wie ein Royal Guard am Buckingham Palace und föhnt Teller wie Tassen seelenruhig weiter! Dabei nickt er mir zu. Kaum wahrnehmbar übrigens, um seine absolute Autorität in der Entscheidung sein Geschirr unter eine Bazillenschleuder zu halten, zu untermauern.
Unglaublich. Wenn ich das in meinem Club erzähle! Deswegen gehe ich u.a. auch so gerne campen glaube ich. Man hat immer mal wieder was zu lachen! So etwas erlebst du im Hotel jedenfalls nicht!

Wir packen unser Zeug zusammen und schauen, dass wir die Abfahrbereitschaft herstellen. Alles was heute noch kommt, können wir nach dem Erlebnis mit dem Engländer auf dem Klo eigentlich nur mit Humor hinnehmen. Wie auch die „Männerarbeit“ des Tages. 😉

„Boot klar zum Auslaufen“ um Elfhundert wie man wohl bei der Marine sagen würde. Also 11 Uhr. Ich will gerade einen letzten Kontrollrundumgang um das Wohnmobil machen, da spricht mich der Nachbar von schräg gegenüber an. Was will der denn jetzt? Hab ich was vergessen?
„So you are german, right?“
„Äh, yes“ antworte ich zögerlich und zurückhaltend. Fast darauf wartend, dass ich mir jetzt eine Story über Angela Merkel, den Brexit oder gar eine Frage, ob mein Opa gegen seinen Vater gekämpft habe, anhören darf. Ich weiß nicht warum, aber die Frage nach unserer Nationalität kam irgendwie provokativ rüber! Da fahre ich immer gleich meinen Abwehrschirm aus…
Das ist damit sowas von falsch liege und es mir fast schon peinlich ist, in der Körpersprache an dieser Stelle eine ablehende Haltung eingenommen zu haben, wird mir nur wenige Augenblicke später bewusst:
Zu meiner totalen Überraschung fragt mich nämlich der ältere Herr nach dem Rheintal! Ob das wirklich eine schöne Ecke für eine Wohnmobiltour sei. Er wollte ja schon immer mal nach Deutschland und habe so viel über unser Land gelesen!
Ohje. Jetzt hab ich den guten Mann zum einen vorverurteilt und zum anderen gar keine Zeit, ordentlich auf seine Frage einzugehen! Wir wollen ja los! Warum hat er uns denn nicht gestern gefragt?! Er war eigentlich der einzige, der immer so nett gegrüßt hat hier auf dem Platz, da hätte er uns doch auch schon ansprechen können?! Aber wahrscheinlich hat er sich nicht getraut und eigentlich waren wir ja auch den ganzen Tag nicht da. Erst spät am Abend und da hatte er, außer einem kurzen Nicken bei unserer Rückkehr, eigentlich keine Anstalten für ein Gespräch gemacht.
Nun gut, wir können nicht dutzende Reiseberichte mit dem Wohnmobil in die Welt setzen und wenn wir dann auf ein konkretes Reiseziel zur Abwechslung mal unmittelbar angesprochen werden, einfach auf die Tube drücken und abhauen!
Zumal wir ja jetzt in diesem Moment auch „Botschafter“ unseres Landes sind! Aufgemerkt Romantisches Rheintal, ich hole euch gerade fürs nächste Jahr den ersten Gast!! 😉
Ich erkläre allerdings wahrheitsgemäß, dass er den Rhein prima bis Koblenz entlang tingeln kann. Sicherlich auch noch Sehenswürdigkeiten wie Bingen, Bacharach und Rüdesheim. Aber dann fährt man besser die Mosel entlang. Ist schöner, geschwungener, idyllischer und vielleicht auch aufgrund des weniger intensiven Bahnverkehrs auch etwas ruhiger!
Das dürfte ihm gefallen denke ich. Wahrheitsgemäß beantworte ich dann auch noch die Frage, dass das Tor zum romantischen Rheintal, Köln, nur gerade mal 6 auf 7 Stunden von hier entfernt liegt und wir zu unserer Überraschung mit dem Auto über die Fähre vor ein paar Tagen auch nicht viel länger gebraucht haben. Glaubt man gar nicht, vielleicht weil dieser Ärmelkanal nicht nur geografisch, sondern auch im Kopf irgendwie eine Barriere darstellt. So wirkt Österreich mit den Alpen von uns aus gesehen ja auch näher, als z.B. Südengland. Obwohl beide Zielregionen von Köln aus nicht unbedingt unterschiedlich weit entfernt wären.
Aber überwindet man sich einmal und quert den Kanal, ist man doch mehr oder minder genau so schnell drüben auf der Insel, als am Mittelmeer. Eher noch schneller.
Ich versuche so gut es geht auf viele weitere Fragen des älteren Mannes Rede und Antwort zu stehen (Frage nach der Sprache, Übernachtungsplätzen, Sehenswürdigkeiten, usw) und ich meine, dass ich unserem Land als potentiellem Urlaubsland keine Schande gemacht habe.
Zu guter Letzt verabschieden wir uns knapp und machen, dass wir endlich los kommen! Heute haben wir nämlich nicht nur 2 Stunden Fahrzeit vor uns, wir müssen auch noch alles einpacken! Denn morgen um diese Zeit müssen wir das Wohnmobil schon komplett im ordentlichen Zustand zurückgeben haben! Damit dies klappt, möchten wir heute noch komplett im Wohnmobil aufräumen und alle Sachen wieder in Kisten, Boxen und Taschen verstauen. Idealerweise so, dass sie morgen nur noch vom Wohnmobil in unser hoffentlich noch beim Vermieter stehendes Auto geräumt werden müssen. Das wird ein Spaß!
Da werden heute noch ein paar Stunden für drauf gehen, zumal ich auch gerne noch im ausgeräumten Zustand ein paar Bilder vom Wohnmobil innen wie außen machen möchte. Diese 2 Wochen im Sunlight T 58, einem aktuellen Wohnmobil, haben mir pfiffige Gimmicks und tolle Ideen, aber auch einige kritikwürdige Punkte aufgezeigt, die ich gerne in einem gesonderten Fahrzeugtest mal aufarbeiten möchte. Nach 2 Wochen Dauerurlaub in diesem Wohnmobil glaube ich nämlich, dass wir möglichen Interessenten an diesem Wohnmobil echt einen schönen Testbericht liefern können. Aber schauen wir mal.
Da wir gestern schon bezahlt haben, brauchen wir heute nicht mehr in die Rezeption. Einfach abfahren und das machen wir auch.
Zunächt geht es ab Gosport zurück Richtung Farnham. Dort sollte es dann eigentlich auf die A 32 Richtung Alton gehen, aber das Navi schlägt den Weg über die M 3 vor und wir peilen es nicht, rechtzeitig von uns aus die Abfahrt zu nehmen. Wieder einmal zeigt sich (wie schon sehr oft auf dieser Reise!), dass auch im Navi- Zeitalter der gute alte Road- Atlas besonders hier in England noch immer von immenser Bedeutung sein kann. Gerade jetzt.
Dank seiner Hilfe orientieren wir uns auf der M 3, die später zur A 3 wird, so, dass wir über eine Querstraße doch noch zur A 31 gelangen und den ersten Ort unserer Wohnmobilreise durch Südengland, Winchester, nur ganz knapp streifen.
Dies ist einfach die schönere Route!

Vielleicht haben wir ja Glück und finden am Wegesrand noch eine besuchenswerte Sehenswürdigkeit oder zum Abschluss wenigstens noch einen Little Chef, was auf der stupiden Autobahn bestimmt nicht passieren würde! Irgendwas Nettes. Spontan zum Anhalten. Das wäre doch was.
Eine alte Burg vielleicht? Ein kleiner netter Park. Ein Höhenzug mit Aussicht für ein Picknick. Da wird bestimmt etwas kommen! Hat ja mit dem ungeplanten Panzermuseum in Bovington ja auch geklappt!
Aber während wir uns für die wenigen Kilometer bis London noch die schönsten unerwarteten Unterwegsziele  ausmalen, wird unsere Hoffnung jäh zerstört.
Denn die wird unerwartet doch zur autobahnähnlichen Schnellstraße, je näher wir London kommen. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als nun doch dem tumben Verkehrsstrom der Masse zu folgen und rechtzeitig darauf zu achten, dass wir die passenden Aus- und Abfahrten nehmen…
So langsam wird uns gewahr, unsere Reise hier durch das schöne Südengland nähert sich unausweichlich dem Ende entgegen!

Schon gegen Mittag erreichen wir auf dem nördlichen Londoner Autobahnring unsere Ausfahrt. Bis hier hin hat uns unser Navi zuverlässig geführt. Aber dann leistet es sich einen groben Schnitzer, als wir plötzlich in der Einfahrt einer mondänen Park- und Schlossanlage stehen!
Das war so nicht geplant! Dabei haben wir, genau wie am ersten Tag unserer Reise, einfach nur „Theobalds Park Camping“ eingegeben. Das hat beim ersten Mal auch wunderbar funktioniert! Jetzt stehen wir gefühlt im Sommerloft der Queen im Garten! Ein Glück, dass dies hier offensichtlich nicht wirklich ein repräsentatives Gebäude der britischen Monarchin ist, sonst hätten wir sicherlich längst den MI-6 am Hals…

Wir drehen so schnell es geht und machen, dass wir die Parkanlage verlassen. Danach übernimmt das „Anja-2000“ die weitere Navigation. Schon früher hat sich dieses Gerät mit der angenehmen femininen Sprachausgabe sehr bewährt und mich im Pre- Navi- Zeitalter an alle Ziele in Europa gelotst. Ganz ohne Satellitenempfang oder USB- Anschluss. 😉
Auch dieses Mal macht das Anja-2000 seinen Job perfekt, lotst mich nur anhand der groben Orientierung und dem Wiedererkennen einiger markanter Punkte ohne weitere Umwege direkt zum Eingang des Theobalds Caravan Park.

Als wir die Einfahrt des Platzes erreichen, fühlt es sich fast ein bisschen „heimisch“ an wieder hier zu sein! Die Kaninchen hoppeln über die gepflegte Anlage, wir wissen schon vorab um die Qualität des Servicehauses, den Standplatz, den Spielplatz und so weiter. Fast ist es so, als hätte man nach langer Zeit auf See seinen vertrauten Heimathafen wieder erreicht. Geborgen, heimelig, gemütlich, vertraut. Das komische ist, dass wir doch vor 2 Wochen auch erst eine Nacht hier waren! Aber hier begann irgendwie alles, hier endet auch wieder alles. Der Kreis schließt sich. Ein tolles Gefühl!

Zumindest fast. Denn aktuell ist Mittagspause auf dem Campingplatz. Ach ja. Da war ja was. Kennen wir eigentlich nur von Deutschland das mit der stringenten Mittagspause. Und tatsächlich ist es nach kurzer Klärung der Formalitäten (wir hatten ja schon am ersten Reisetag hier für die letzte Übernachtung gebucht und auch gleich bezahlt) auch kein Problem, dass wir trotz Mittagspause auf den Platz fahren dürfen! Ich frage extra ganz vorsichtig nach, ob sich die anderen Camper dadurch nicht gestört fühlen könnten. Da guckt mich der Chef vom Platz (übrigens leider nicht der gleiche, wie am ersten Reisetag) entgeistert an, schüttelt den Kopf und flüstert nur „Germans…“
Hihi!
Manchmal bin ich stolz ein Klischee bedient zu haben.
Wie selbstverständlich macht uns der Platzchef die Schranke hoch und fragt sicherheitshalber nochmals nach, ob wir auch wirklich keine Platzrunde mit Erklärung aller Einrichtungen und Funktionen benötigen und dann dürfen wir drauf fahren.

Da die nächsten Stunden hauptsächlich durch Packen unserer Sachen sowie Ausräumen des Wohnmobils und Putzen desselben bestimmt sind, suchen wir uns die erstbeste Parzelle so nah wie möglich am Spielplatz! So, dass die Jungs sich dort austoben können, während wir uns mit Waschlappen und Putzeimer im Wohnmobil austoben. Sie sehen dabei uns, wir sehen sie und alle sind glücklich. Wir haben noch nicht ganz eingeparkt und das Wohnmobil ausgerichtet, da hängen die beiden auch schon auf der Schaukel.

Damit wir für den kommenden Pack- und Putzmarathon gut gestärkt sind, gibt es zum Mittagessen ein paar Dosennudeln. Waren als Notfallvorrat gekauft, falls wir mal so gar nichts haben. Klar! Wir und „gar nichts“!
Wenn ich so durchgucke, wie viel Geld wir auf dieser Reise wieder mal in den Supermärkten gelassen haben und wir uns von Backkartoffel über Lammfleisch ordentlich wie fürstlich durch das britische Warenangebot geschlemmt haben, klingt „Notvorrat“ fast wie ein Hohn. Jetzt fällt uns dieser Gedanke auf die Butterseite, denn morgen muss ja alles aus dem Wohnmobil auch irgendwie wieder ins Auto! Und da können ein paar Dosen Nudeln schon zuviel sein. Also weg was geht.
Nach dem Essen wird dann schnell gespült und dann in die Hände gespuckt.
Puh!

Nach kurzer Zeit des Aufräumens wird klar, dass zwei Packer genau einer zuviel im Wohnmobil sind. Da Anja früher das Raumschiff in Tetris hatte (ich habe es nur bis zur Rakete geschafft), übernimmt sie die undankbare Aufgabe, die Tonnen von losen Gegenständen, Kleidung, Vorräte und Ausrüstung in die wenigen Kisten zu packen, die wir mit auf die Insel gebracht haben. Das Auto wird morgen auf jeden Fall voller, als es zur Hinreise war! Soviel steht schonmal fest. Anja wird sich packtechnisch etwas einfallen lassen müssen, was den russischen Püppchen gleicht! Andernfalls werde ich entscheiden müssen, was wir auf der Insel zurücklassen. 😉
Ich hingegen schnappe mir die Jungs und dann drehen eine große ausgiebige Runde über den Campingplatz. Andere Wohnwagen und Wohnmobile anschauen (die sehen in England so ganz anders aus, als bei uns auf dem Festland!), den Platz ein wenig im Bild festhalten, mal nachschauen, ob der alte Mann vom Start unserer Reise wieder in der Rezeption ist und ein bisschen mit ihm quatschen vielleicht. So in etwa.
Gerne zeigen wir euch von unserer Platzrunde ein paar Bilder. Wer sich für einen Campingplatz im Norden Londons bzw. in der Nähe der McRent / Campanda Anmietstation für Wohnmobile in Waltham Cross interessiert, findet hier im Theobalds Park CCC Campsite, nur 5km entfernt übrigens, den perfekten Übernachtungsplatz!

Nachdem wir unsere Runde großzügig gedreht haben und zurück zum Wohnmobil spazieren, hat Anja es fast geschafft! Mit Ausnahme einiger Verbrauchsgüter, der Wäsche für morgen und den Anziehsachen, die wir hängend, bzw. im Auto später liegend obenauf transportieren, hat fast alles seinen Platz in den Staukisten gefunden. Wow. So viel Zeug war im Wohnmobil verteilt?!

Anstelle aber, dass unsere Jungs mal das achte Weltwunder bestaunen, was Anja da gezaubert hat und jeden Logistiker vor Neid erblassen lassen würde, spielt der eigene Nachwuchs lieber mit den Nachbarskindern. Es ist schon erstaunlich, wie schnell Kinder auf dem Campingplatz Anschluss finden. Sie verstehen die Sprache nicht. Keine Ahnung, was das Mädchen z.B. zu Nils gesagt hat, als sie mit Eimer und Schaufel begonnen haben, einen Steinhaufen aufzuschichten. Aber das Mädchen fängt an und unsere Jungs machen einfach mit. Gemeinsam spielen, auch über Sprachbarrieren hinweg. Für die charakterliche Entwicklung sicherlich ein tolles Erlebnis. Als Papa bin ich da schon ein bisschen stolz. 😉

Nachdem der Packmarathon für heute beendet ist, knurrt der Magen. Die Nudeln heute Mittag haben nicht lange vorgehalten. Oder das Zeitgefühl hat uns einen Streich gespielt! Wir haben doch eben erst eingecheckt! Und jetzt soll es schon 19 Uhr sein?
Zum Kochen ist es im Wohnmobil viel zu sauber! Zumal der Kühlschrank auch nichts zum Braten oder Kochen hergeben würde. Und nochmals eine Dose aufmachen? Nein danke.
Also spaziere ich rüber zur Rezeption und frage nach, wo man hier etwas zu Essen bekommen kann, oder wo man hier etwas bestellt. China Panda wird uns daraufhin empfohlen. Gelegentlich würde man dort etwas bestellen und es sei „OK“.
Hmm. Nicht wirklich überschwänglich. Aber gut, wir probieren es aus. Mit dem Flyer bewaffnet spaziere ich zurück zum Wohnmobil und dann gehen wir durch die Liste, was wir bestellen wollen. Der anschließende Anruf sollte ein Kinderspiel sein, aber denkste!
Was bei uns in der Regel problemlos funktioniert, scheint hier ein wahrer Quell von Scherzanrufen zu sein! Meine Mobilfunknummer wollen sie nämlich für den obligatorischen Rückruf nicht akzeptieren, bevor sie unsere Bestellung ausliefern. Und die Nummer des Campingplatzes würden sie zwar nehmen, nur ist die Rezeption jetzt schon geschlossen! Ich erkläre die Situation so gut es geht. Also als Deutscher, der zwar englisch sprechen kann und versteht, aber zu selten nutzt, um im Fluß zu sein. Gleichzeitig habe ich auf der anderen Seite einen Asiaten, der offenbar mit den gleichen Sprachkenntnissen auftrumpft, wie ich. Frühlingsrollenbestellung und Adressen nimmt er auf. Kein Problem. Aber mit „Camping“ kann er so gar nichts anfangen! Wir bestellen zwar, aber ob das Essen ankommt, das wird spannend!
Werden sie unsere Bestellung bearbeiten? Wird ein Fahrer kommen? Oder müssen wir den Abend ohne Abendessen beenden?
Nach der obligatorischen halben Stunde, die ein Lieferdienst in der Regel braucht, setze ich mich gut sichtbar und mit einem ernsten hungrig dreinschauenden Gesicht auf eine Bank an der Einfahrt zum Campingplatz, um den Lieferfahrer auf jeden Fall abzufangen!
Lange Zeit passiert nichts. Dann aber höre ich ein unüberhörbar lautes Mopped! Das muss er sein! Der Lieferdienst! Wie zum Ehrenspalier stehe ich auf und hebe souverän die Hand. So, wie man möglichst cool einen Lieferdienstfahrer begrüßt um ihm nicht deine Angst und Schwäche zu zeigen, ohne ihn zu verhungern! Ihr versteht schon?!
Na jedenfalls nähert sich das Mopped, der Fahrer wird auch langsamer, dann aber hebt er die Hand zum Gruß und erwidert offenbar meine Geste! Dann fährt er an mir vorbei und braust in Richtung des herrschaftlichen Schlosses davon, wo wir uns vorhin verfahren haben. Sollte der etwa auch so ein Navi wie wir haben?
Während ich noch grübele, ob da eben unser Abendessen vorbeigefahren ist, stoppt eine schwarze Limousine an der Rezeption. Ein großer schwerer Rover.
Unmöglich, dass der etwas mit uns zu tun hat. Aber der Fahrer, offenbar Asiate, ist kein Chauffeur, sondern unser Lieferdienst! Holla, die verdienen aber offenbar üppig, wenn das Essen so gediegen ausgefahren werden kann?!
Tatsächlich hat der freundliche kleine Asiate unsere Bestellung vom China Panda an Bord, kassiert das Geld und ist so diskret verschwunden, wie er in der Einfahrt des Campingplatzes zum Stehen gekommen ist.

Mit der heißen Tüte geht es rüber zur Truppe und dann schmeckt uns mehr schlecht als recht ein gerade noch lauwarmes chinesisches Abendessen. Deutlich zu scharf für meinen Geschmack, das brennt auf jeden Fall zwei Mal!
Aber wenigstens ist das Essen für die Kinder mit Reis und Hühnchen in Ordnung und auch Anja ist nicht unzufrieden. Für das letzte gemeinsame Abendessen in England zwar überraschend enttäuschend im Nachgang, aber immerhin werden wir satt. Nur die Glückskekse fehlen! Sie hätten uns bei unserem Bestellwert zugestanden. Naja. Unser Wohnmobil, gratis gestellt von Campanda, ist unser Glückskeks. 😉

Nach dem Essen müssen wir nichts spülen, sondern nur den Berg an Plastikmüll und Aluschalen (das tut uns ein bisschen weh ehrlich gesagt) entsorgen gehen. Da die Duschen auf dem Weg legen und das Tageswerk schweißtreibend war, beschließen wir zum Abschluss in England wenigstens noch eine gemeinsame Dusche zu nehmen.
Am Servicehaus entdecken wir dann einen großen Familienwaschraum und entscheiden spontan, diesen auch gemeinsam zu nehmen. Diese Entscheidung war eine der besten der ganzen Reise! Denn anders, als in den Einzelkabinen hier, ist die Wassertemperatur in der Familiendusche REGELBAR! JA! Ich kann mir einstellen, wie warm ich das Wasser haben möchte! Ist das nicht toll?! Wenn wir das schon am Anreisetag gewusst hätten! Der Theobalds Park wird dadurch zu einem der besten Plätze auf der ganzen Reise! Er würde sogar erster werden, wenn ich nicht zuvor den heiligen Camperschwur geleistet hätte, den ersten Campingplatz zum Sieger zu küren, der mit einem Wassermischer eine einstellbare Duschtemperatur bietet. Und das war der Platz am Bovington Panzer Museum. In einem sachlichen Vergleich aber wäre tatsächlich Theobalds Park der Sieger. Naja. Egal. Wir duschen lange und ausgiebig. Besonders Tim hat Spass mit der kleinen Wanne, die es für Babys und Kleinkinder gibt. Er genießt es regelrecht, endlich mal wieder im Wasser zu sitzen und sich nicht nur im Stehen abspülen zu lassen.

Nach dem Duschen verschwinden die Kinder sofort im Bett und schlafen fast augenblicklich ein.
Auch wir bleiben nicht mehr sehr lange wach. Ein paar schnelle Notizen über den Tag rette ich noch ins Reisetagebuch, dann ist Matratzenhorchdienst angesagt.
Morgen möchte ich gerne früh raus! Idealerweise schaffen wir es, schon um 9 Uhr abreisebereit zu sein. Damit wir auch genügend Zeit für die letzten Arbeiten wie Wasser ablassen, Klotank entleeren und Frischwasser auffüllen haben. Normalerweise dauert das bei Geübten wie uns keine 15min. Aber ich sehe vor meinem geistigen Auge morgen früh eine fette Schlange an der VE, weil hier bestimmt alle Wohnmobile der McRent Vermietstation auftauchen (mindestens ein anderes Mobil mit dem Aufkleber haben wir auf dem Platz schon gesehen!), wir vor der Rückgabe ja auch noch tanken müssen und  anschließend mit Pech im Berufsverkehr im Stau stehen! Und dann werden selbst die 2 Stunden, die wir für die 5km zur Vermietstation haben, vielleicht zu knapp!

Der heutige Urlaubstag war kein wirklicher Erholungstag. Viel mehr war er dem System Mietmobil geschuldet der verhindert, dass wir einfach mit dem Wohnmobil bis vor die eigene Haustüre fahren und es dann dort die kommende Woche im Alltag wieder ausräumen. Ganz allmählich wie es nötig ist. Bei einem Mietmobil aber sitzt die Deadline der Rückgabe wie ein Geier im Nacken. Nützt ja nichts. Wehmütig packen wir unsere persönliche Habe ein und machen das Wohnmobil übergabefertig.

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