Wir haben überraschend gut geschlafen und stehen zeitig auf. Recht früh sogar! Liegt aber auch daran, dass wir gestern Abend nicht das ganze Wohnmobil verdunkelt haben, sondern die Dachluke über dem Bett offen gelassen haben. Ein schickes Mini- Heki übrigens, was wir in unserem Wohnwagen auch im Badezimmer nachträglich eingebaut haben. Gerne hätte ich das Mini- Heki auch anstelle der anderen Aufstellhauben im Wohnbereich unseres Hobby- Wohnwagens verbaut, aber der Dachausschnitt bei unserem Hobby ist 48×48, bzw. jetzt 50×50, damit die Fiamma Vent dort rein passt. Das Mini- Heki passt dort also gar nicht rein und die Fiamma- Hauben, sind auch wieder nur Aufsteller. Somit sind diese auch keine wirklich zufriedenstellende Lösung und in mir reift schon wieder der Gedanke, nach dem Urlaub die Stichsäge zu schwingen und endlich ein ordentliches Midi- Heki in das Dach unseres Wohnwagens einzubauen…

Es ist erstaunlich, wie viel Luft durch das komplett geöffnete Heki ins Wohnmobil strömt! Und die Sonne erst!
Es ist unglaublich, wie oft wir jetzt schon Glück mit dem Wetter hatten. Und das in Südengland! So richtig schlechtes nebliges Wetter, wie man es so aus alten Edgar- Wallace Krimis kennt, das hatten wir so ganz spontan überlegt eigentlich nur am Abend auf dem Campingplatz, kurz vor Lands End (die Pea Soup) und eben zur Besichtigung des National Marine Museums in Plymouth.
Beide Male war es aber egal, denn schlechtes Wetter am Abend sitzen wir im Wohnmobil einfach aus und am Tag waren wir ja „drinnen“ im Museum, zumal es nach dem Besuch auch wieder schön war.
Und heute? Wieder einmal strahlender Sonnenschein! Man mag es kaum glauben!
Klar, dass wir den Frühstückstisch draußen decken. Zum Frühstück gibt es dann Dinge aus dem Kühlschrank, die weg müssen. Wurst, Marmelade und so.
Nichts, was jetzt noch verpackt und haltbar ist. Denn übermorgen müssen wir das Wohnmobil ja zurückgeben und es ist klug, bis dahin möglichst alles offene an Wurst und Käse aus dem Kühlschrank verbraucht zu haben.

Nach dem Frühstück räumen wir schnell auf und spülen ab. Das klappt so gut, dass wir für den gestern Abend mal grob angepeilten Bus um 11:05 Uhr ab Kingfisher Caravan Park sogar pünktlich um 5 vor 11 das Wohnmobil abschließen können und die paar Meter an der Ausfahrt vorbei und zur Bushaltestelle spazieren. Tatsächlich kommt auch kurz darauf der Bus der Linie 9. Überraschend pünktlich!

Der Bus ist sogar fast leer, sodass wir uns die Sitzplätze aussuchen dürfen. Besser könnte es bis jetzt nicht laufen. Doch! Halt! Es läuft noch besser! Der Busfahrer ist so freundlich, dass er uns fragt, ob wir auch die Fähre ab Gosport nehmen wollen! Wollen wir ja.
Daher bietet er uns an, besser ein Familien- Tagesticket zu kaufen. Dies sei günstiger, als die Busfahrten und die Fährfahrten einzeln. Für 8 Pfund pro Erwachsenen (unsere beiden Kinder fahren für lau mit) bekommen wir ein Tagesticket und schon geht es los.
Die Fahrt mit dem Bus durch Gosport dauert etwa eine Viertelstunde, wobei uns einige unverblümte Eindrücke in diesen Vorort von Portsmouth bekommen. Das verkürzt die Fahrt.
Wir erreichen den Busbahnhof von Gosport. Sieht gar nicht so schlimm aus, wie man sich einen englischen Busbahnhof wohl vorstellen würde. Der Busfahrer (übrigens absolut korrekt gekleidet mit Bügelfaltenhose, Hemd und Krawatte!) zeigt uns noch den Weg, den wir zur Fähre gehen müssen. Ein richtiger engagierter Botschafter für seine Heimatstadt! Kompetent, auskunftsfreudig, freundlich. Haben wir nicht erwartet und sind positiv überrascht. Lob an die Verkehrsbetriebe!
Tatsächlich sind es nur wenige Schritte vom Busbahnhof zum Fährterminal, dann sind wir schon da.

Eine kleine grüne Fähre legt gerade an, als wir eintreffen. Perfekt. Schnell boarden wir die Fähre, unsere Bustickets werden anstandslos anerkannt.
Wir suchen uns einen Platz auf dem hinteren oberen Freiluftdeck und genießen die kurze Überfahrt mit der Fähre. Andere zahlen für eine solche Hafenrundfahrt wahrscheinlich teuer Geld, hier gibt es Ausblick auf den Hafen, die Kais, Dockanlagen und Schiffe, die im Wasser umher dümpeln, im Transferpreis inklusive. Alles natürlich unter der stolzen Flagge des Empire, ein weiteres Mal auf dieser Reise sind wir spontan versucht, es Miss Marple gleich zu tun und die britische Hymne voller Inbrunst zu schmettern! 🙂

Kurz darauf den ersten exklusiven wie kostenlosen Blick auf die H.M.S. Warrior, die hier am gegenüberliegenden Kai liegt.
Ein komisches Schiff, zu dessen Geschichte wir später noch kommen und die Kopfschütteln verursacht. Aber dazu später mehr.

Nach der Überfahrt folgen wir den Schildern zum „Historic Dockyard“ von Portsmouth. Man kann es aber auch gar nicht so recht verfehlen, selbst wenn man wollte. Zum einen sieht man das Museum wie gesagt bereits vor und während des Anlegens und zum anderen marschiert praktisch jeder von der Fähre in die gleiche Richtung, was wir kurz darauf auch am Eingang erkennen müssen. Es gibt eine fette Schlange!

OK, das war zur Abwechslung mal zu erwarten. Es ist übelst schönes Wetter, es ist ein Samstag und wir haben Ferien. Diese Dreierkombi lockt wirklich die Besucher hier her ins Museum, uns ja auch.
Dennoch zieht es sich natürlich, das reine 20minütige stupide Anstehen zerrt am dünnen geduldsfaden eines Anderthalbjährigen…
Viel interessanter wird aber nun das Puzzle, wie wir sehen, was wir sehen wollen, ohne zuviel Geld auszugeben. Denn wie gestern im Internet schon gelesen, kostet jede Sehenswürdigkeit einzeln Eintritt!
Man kann dies umgehen, wenn man sich für eines der beiden Kombitickets entscheidet. Das erste erlaubt den Besuch aller Sehenswürdigkeiten, außer dem Besuch der „Jütland 1916“ Ausstellung zur angeblich kriegsentscheidenden Seeschlacht des ersten Weltkriegs. „Kriegsentscheidend? Hmm!“
Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, dann war die große Seeschlacht, wo die Flotten der Deutschen und Engländer wirklich mal nennenswert aufeinander trafen, objektiv gesehen ein Unentschieden! Natürlich hatte seinerzeit die jeweilige Propaganda den eigenen Sieg erklärt, aber die Wissenschaftler sind sich doch heute weitgehend einig, dass die Schlacht von Jütland (bei uns auch bekannt als die Skagerrakschlacht) unentschieden ausgegangen ist! Rein rechnerisch haben „wir“, wenn ich das mal so sagen darf, mehr Tonnage versenkt und Menschenleben vernichtet, als unser Gegner! So rein streng gesehen. Diese Schlacht heute, im Jahr 2016, kühn zu einem Sieg der Briten zu erklären und darüber hinaus zu behaupten, die Schlacht hätte zum Kriegsentscheid beigetragen (wie konnte sie das bitte, wenn das Gemetzel danach noch 2 Jahre bis 1918 weiter ging?), ja sogar den Krieg gewonnen? Fast schon eine Frechheit und ich fühle mich erstmals doch ein Stück weit veräppelt. Aber naja. Die Entete hat den ersten Weltkrieg für sich entschieden, Geschichte wird von Siegern geschrieben, Schwamm drüber. Wir deklarieren das einfach als historische Ungenauigkeit, die ja auch bei Schlachtenepos- Filmen durchaus zu finden sind. 😉
Wenn man sich dann aber überlegt, dass das „große“ Kombiticket immerhin 50% Preisnachlass für die Jütland- Ausstellung beinhaltet (Aufschlag für die Ausstellung im Kombiticket = halber regulärer Eintrittspreis) bin ich geneigt, den Eintritt zu bezahlen und mir das den Geschichtsrevisionismus anzuschauen. 😉
Selbst ohne die Ermäßigung ist allerdings das „kleine Kombiticket“ ohne die Jütland- Ausstellung pro Erwachsenen mit 33 Pfund (das sind fast 80, ACHTZIG!!! EURO jeweils für Anja und mich!!!) schon teuer genug!

Bezüglich der Skagerrakschlacht kennen wir ja sowieso schon eine wirklich gut gemachte (weil auch neutrale) Ausstellung, die in Dänemark! Viel Neues wird da also kaum zu sehen sein, zumal wir Nils ja eher Segelschiffe und Piraten zeigen wollen. Besonders die H.M.S. Victory. Das berühmte Schlachtschiff von Lord Nelson, der die Schlacht von Trafalger für sich entscheiden konnte. Auch, wenn er dabei einen hohen Preis zahlen musste. Er starb!
Wird bestimmt ein Highlight besonders für Nils, auch wenn er dies, verständlicherweise geschichtlich unwissend, aufgrund der Bauform und der zahlreichen Kanonen als Piratenschiff einstufen wird. Das darf er auch, mit 4 zahlt er zum Glück eh noch keinen Eintritt und hat daher auch keinen Anspruch auf geschichtliche Aufklärung. 😉
Um knapp 80 Euro (Ja, ich erwähne das extra nochmals, weil es wirklich shiceteuer ist!) ärmer spazieren wir voller Erwartung gleich durch zur H.M.S. Victory. Ich schätze mal, dass dieses Schiff das Highlight des Museums ist und wenn es zu einer Schlange mit Wartezeit kommt, dann dort!

Zu unserer Überraschung haben wir keinerlei Wartezeit. Nur den Buggy für Tim müssen wir davor abstellen, denn die Victory ist in mehrere Decks unterteilt, die teils über steile Treppen erreicht werden müssen. So jedenfalls wird es uns am Eingang zum Schiff erklärt. Den Bub (am besten beide) sollen wir daher aus „safety reasons“ besser tragen, empfiehlt die Dame an der Ticketkontrolle. Das fehlte noch! Genau, damit Nils sich mal als Pirat frei auf dem Schiff bewegen kann, sind wir doch hier! Aber das muss die Dame ja nicht wissen. Wir nicken artig und dann geht es los. Über eine Gangway geht es gleich ins Innere des Schiffs hinein. Dabei fällt uns sofort auf, dass einige Bereiche diskret mit Seilen und Tauen so abgesperrt sind, dass der Besucherstrom „gelenkt“ wird. So kommt man zum einen in den Genuß (das sei dem Fazit des Schiffs vorweg genommen) alles automatisch zu sehen, was gut ist, es nötigt aber auch mehr oder minder stets in Bewegung zu bleiben, weil von hinten die Menge nachdrückt. Und das ist nicht so schön. Zum Glück ist es WEIT weniger voll, als erwartet.

Wir verbringen nur wenige Minuten hier auf dem ersten unteren Deck, dann geht es auch gleich rauf auf das erste Oberdeck. Sofort ist Nils Feuer und Flamme für die zahlreichen Kanonen, die hier aufgestellt sind. Spontan macht Nils den „Münchhausen“ und ich bin zunächst geneigt, ihm diese Missnutzung dieses historischen Artefakts zu verbieten. Bis ich die Kanone selbst anfasse. Kunststoff! Das kann doch nicht sein! Ich beäuge kritisch eine zweite und klopfe auf eine Dritte. Kunststoff! Alle drei! Das kann doch kein Zufall sein!
Obwohl gut nachgemacht (man merkt es wirklich erst, wenn man die Kanonen anfasst), mindert diese Kopie schon irgendwie das Schiffserlebnis! Eine echte schwere und historische Kanone kann man doch nicht allen Ernstes durch ein billiges Plastikimitat ersetzen!
Sei´s drum, Nils hat seinen Spaß mit der Kanone und das ist die Hauptsache. Sogar Tim können wir hier auf dem Oberdeck ein wenig laufen lassen, denn wirkliche Gefahrenstellen gibt es kaum. Was gefährlich werden könnte, ist mit Kunststoffplatten abgesperrt, mit Netzen gesichert oder von vornerein nicht zugänglich. Also wenn man ein wenig aufpasst als Eltern, kann man die HMS Victory durchaus mit Kleinkindern besichtigen!

Noch bevor wir im Rahmen des Rundgangs ein weiteres Mal unter Deck abtauchen, geht es kurz in den Kapitänsbereich des Hecks des Schiffs. Zumindest der Bereich, der vom Oberdeck aus zugänglich ist. Etwas spartanisch sieht alles aus und so recht mag ich nicht glauben, dass das hier die Kapitänskajüte war. Vielleicht war es eher die Offiziersmesse. Oder der Besprechungsraum für die diensthabendenden Offiziere der Wache. Aber nach Kapitänskajüte sieht es hier wirklich nicht aus.

Auch das Ruder ist ziemlich klein ehrlich gesagt. Das hab selbst ich von den alten Piratenfilmen anders in Erinnerung. Aber vielleicht haben die Schiffsbauer 18hundert irgendwas auch aus den Piratenfilmen gelernt, die damals im Kino gezeigt wurden. 😉
Denn wenn ein feindliches Schiff kritisch getroffen werden sollte, dann am Steuerruder! Da ist es besser, es ist ein möglichst kleines Ruder und dieses idealerweise auch noch versteckt bzw. vor feindlichen Kanonenangriffen weitgehend geschützt. Und das würde hier passen. Zu meiner Überraschung darf man auch das Ruder anfassen. Schnell merken wir aber, dass das Ruder nur ein Nachbau ist. Ein billiger noch dazu! Es passt perfekt zu den Plastikkanonen, die auf dem Oberdeck oder auch in der hinteren Kajüte stehen.

Das Schiff, zumindest hier auf dem Oberdeck, ist wirklich nur etwas für das Auge!
Da schmerzt es übrigens umso mehr, dass man dem Schiff seine „Stattlichkeit“ mehr oder minder beraubt hat. Jetzt, auf dem Schiff stehend, fällt dies noch negativer aus, als es eben schon vom Kai aus zu sehen war. Die Maste nur noch Stummel und kein einziges Segel gesetzt!
Traurig für ein Segelschiff und regelrecht beschämend für ein derart erfolgreiches Kriegsschiff wie die H.M.S. Victory.

Gut, dass wir, nachdem wir das Schiff vom Heck bis zum Bug einmal komplett abgelaufen sind, endlich unter Deck weiter machen dürfen. Über einen schmalen Niedergang geht es eine Etage tiefer.

Kaum unter Deck im Bug angekommen, vermuten wir irrigerweise hier den Bereich des Schiffsarztes. Hierauf lassen zumindest die ausgestellten Pulver, Pasten und Kräuter schließen. Dass der Arzt seinen Arbeitsplatz jedoch an einem ganz anderen Bereich des Schiffes haben wird, werden wir später noch eindrucksvoll miterleben dürfen.
Was dann hier ausgestellt ist, ist dann die Frage! Vielleicht eine Art Magazin, so als Vorläufer zu einer Apotheke vielleicht?

Egal. Wir entdecken 2 wenig komfortabel ausschauende Hängematten und das erste Klo des Schiffs. Dies ist etwas, was ich immer besonders interessant finde. Wo haben die mehreren hundert Mann der Zeit sich bitte „entleert“? Fließend Wasser scheint es ja nicht gegeben zu haben! Das wenige mitzunehmende Wasser war ja, dass wissen wir dank den ersten 20 Minuten des Films „Des Königs Admiral“, ausschließlich und allein der Trinkwasserversorgung angedacht. Bei mehrwöchigen Reisen auf See war persönliche Hygiene mit Sicherheit Mangelware! Dann aber nur ein Klo? Ich hoffe für die Menschen der damaligen Zeit inständig, dass wir noch weitere finden werden! Es kann doch nicht sein, dass die Matrosen bei einer Freiwache noch nicht einmal in Ruhe mit dem „Tortuga Rotrock Telegrafen“ aufs Klo gehen konnten! Und bei so vielen Leuten, wurde der Klositz dann überhaupt mal kalt? Gruselige Vorstellung, wenn man die Folgen hieraus zu Ende denkt…

Wir folgen dem Weg vom Bug ins Heck und kommen wieder an langen Kanonenreihen vorbei. Klar, dass ich auch hier den Qualitätsgehalt nachprüfen muss und auch hier lautet das vernichtende Urteil: Kunststoff! Auch hier sind die Kanonen allesamt aus Plastik!
Kann doch nicht sein!
Ich nehme mir fest vor, den oder die erstbeste Angestellten hier zu fragen, was es damit auf sich hat. Das raubt einem ja fast schon die Freude am Erlebnis!
Zum Glück bietet sich recht schnell die Gelegenheit. Hier, auf dem ersten „Lower Deck“ entdecken wir im Heck dann die wohl eigentliche Kapitänskajüte. Sie unterscheidet sich in zwei wesentlichen Dingen von der Kajüte auf dem Oberdeck. Erstens gibt es ein richtig schickes Bett (oder besser ein Bettschrank, wie wir ihn schon von unserem Besuch des Kapitänshauses auf Römö her kennen) und zweites das zweite Klo! Diskret hinter einer Nebentür, dahinter aber mit richtig viel Platz und sogar Fenstern nach hinten und zur Seite. Die „abendliche Sitzung“ konnte man also durchaus, wenn der Kurs des Schiffs stimmte, stimmungsvoll im Abendrot genießen. Wow!

Tja, das muss Macht gewesen sein! Auf einem Schiff mit mehreren hundert Besatzungsmitgliedern sein eigenes Klo zu haben! Ob Lord Nelson seinerzeit ausgesuchte Offiziere an diesem exklusiven Klo teilhaben ließ? Oder hatte er sein Klo lieber allein für sich behalten?
Fragen, die wohl kein Museumsführer beantworten kann. Wohl aber die Frage, die ich kurz darauf der hier tätigen Dame stelle: „Warum ist denn hier bitte alles so unecht?“
„Yes, it is. The old furniture turned into the museum, here are only replicas“. Aha. Also Nachbildungen der Inneneinrichtung. Überall! Jede Kanone, jeder Säbel, Tisch, Schrank und Stuhl. Und wenn man darüber nachdenkt, auch nicht wirklich verwunderlich!
Ich meine praktisch jeder (inkl. uns) patscht und grabscht ja alles an! Läuft darüber hinweg, nutzt es ab. Mit den historischen Originalen wird man dies wohl kaum lange mitmachen können, bevor diese unwiederbringlich verloren gehen. Spätestens, wenn die Souvenirjäger kommen! Und alles hinter Panzerglas macht ja auch keinen Sinn.
Und eine weitere Erkenntnis trifft mich aus heiterem Himmel. Wir (also ich meine jetzt nicht speziell uns, sondern alle Menschen) zerstören, was wir begehren! In dem wir hier her fahren, durchlatschen und es benutzen, verbrauchen wir es! Die einzige Möglichkeit wäre fern zu bleiben, damit es im Originalzustand erhalten bleibt. Das hätte aber zur Folge, dass wir es nicht sehen könnten. Was für ein Teufelskreis!

Nachdem wir das erste Lower Deck durchquert haben, geht es am anderen Ende ein weiteres Deck tiefer. Aha, offenbar folgen wir, ohne es zu merken, einer Art Rundweg.

Der erste Eindruck ist eng! Noch enger, als auf dem Unterdeck darüber. Aufrecht stehen ist hier kaum möglich! Man kann nur hoffen, dass die Menschen in der Epoche des Schiffes alle ungefähr einen halben Kopf kleiner waren! Sonst hatte der Schiffsarzt mit Beulenbehandlung an der Murmel sicherlich einiges zu tun!
Und eine weitere Sache fällt uns auf, dieses Mal aber positiv! Es riecht! Aber nicht im Sinne von altem Schweiß und Fäkalien, fauligem Wasser und durch Skorbut faulende Fleischmasse an alten Seebärenknochen, nein, es riecht überraschend attraktiv wie vertraut!
Ich brauche einen Moment, um das Aroma einzuordnen und fühle mich für eine Millisekunde in das Phantasialand versetzt! Genauer in die alte (inzwischen leider abgebaute) Silbermine der Westernstadt. Es riecht nämlich nach Schießpulver!
Das versöhnt zum ersten Mal mit dem „Plastikschiff“ H.M.S. Victory bei dem ich innerlich inzwischen so weit war, es wegen der Plastikkanonen, der fehlenden Maste und Takelage, der falschen Möbel und so weiter als seelenlosen Touristenfänger einzuordnen.
Hier aber wird, allein durch den Hauch von Schießpulver in der Luft, auf einmal die Geschichte lebendig! Hier, in diesem maximal konservierten Holzschiff gegen Touristenangriffe aller Art und dem Umstand, dass die letzte Kanone hier mit Sicherheit vor weit über 100 Jahren das letzte Mal abgefeuert wurde, verströmt das alte Holz trotzdem noch immer dein Odeur von Schießpulver, welches aus den Fasern noch immer ausdünstet! Krass! Nach so vielen Jahrzehnten!

Nun bin ich hin und her gerissen. Stehen wir jetzt auf bzw. in einer Attrappe? Einer Kopie? Einem Nachbau vielleicht? Oder handelt es sich wirklich um das echte Schiff, die echte H.M.S. Victory?
Noch auf dem Schiff schnappe ich mir Reiseführer und Handy und lese fix nach, was ich eigentlich schon auf dem Weg zum Museum, z.B. im Bus, hätte machen sollen…

Infobox H.M.S. Victory
Die Plastikanonen und die mangelhafte Takelage auf dem Oberdeck sowie der Umstand, dass das Schiff viel zu geleckt und sauber ausschaut, drängt tatsächlich den Verdacht auf, dass es sich um eine komplette Kopie handeln könnte! Selbst das Schießpulver, welches so unglaublich echt wirkt, könnte der gleiche Schaustellertrick sein, der schon die Silbermine im Phantasialand für alle Sinne zum Leben erweckt hat!
Tatsächlich aber steht hier WIRKLICH die echte H.M.S. Victory aus dem Jahre 1765! Sie wurde nur eben aufgrund der altersschwachen Struktur und dem Umstand, dass sie nun im Trockendock steht, eben so leicht wie möglich gemacht! Das alte Kampfgewicht der Kanonen, Taue und Masten könnte sie heute gar nicht mehr tragen. Um sie dennoch so echt und kampfbereit wie möglich aussehen zu lassen, wurden eben Kunststoffkanonen an die Stelle gesetzt. Weniger als ein Dutzend wirklich „echte“ Kanonen aus der historischen Zeit sind hingegen noch auf dem Schiff verblieben.
Auch sonst ist vom ehemaligen Stolz der Navy nicht viel übrig. Man merkt schon, dass sie nur aus historischen bzw. nostalgischen Gründen und aufgrund einer mehr oder minder verblassenden Erinnerung an eine glorreiche Schlacht hier ausgestellt wird. 1805 führte sie eben in der Seeschlacht von Trafalgar nicht nur das Admiralsbanner, sondern auch die nördliche Angriffswelle an! Sie war so stark in die Seeschlacht eingebunden, dass sie im Fernkampf mit Kanonen sogar von zweitweise bis 4 Schiffen der französischen und spanischen Armada gleichzeitig aufs Korn genommen, oder im Nahkampf mit Säbeln und Musketen beharkt wurde. Und eben dem Befehlshaber, Lord Nelson, das Leben kostete.
Nach diesem Gefecht, welches zweifelsohne der Höhepunkt einer bis dahin erfolgreichen Schlachtschiffkarriere darstellt, wurde es dann mehrheitlich ruhig um die H.M.S. Victory. Kleinere Seedienste in der Ostsee, mal ein schwerer Sturm und zum Schluss eben als Art „Hotelschiff“ wechselweise im Hafen von Portsmouth und Gosport für Admiräle und Gäste der Navy missbraucht. Mit dem Zeitalter der turmbetriebenen Kampfschiffe und Dreadnoughts war dann Schluss mit der H.M.S. Victory. Gleich zu Anfang des 20. Jahrhunderts wurde sie daher ihrer schweren Masten und Kanonen entlastet und ins Trockendock gehoben, aus dem sie bis heute nicht mehr heraus gekommen ist. Eine anschließende Restaurierung, bei der sie so nah wie möglich in den Zustand um die Schlacht von Trafalgar rückversetzt wurde, wurde 1923 abgeschlossen. Seit dem ist sie mehr oder minder für Besucher wie uns zugänglich, hat aber nie wieder Wasser von unten gesehen.
Weiterführende Links:
– Infoseite bei Wikipedia: H.M.S. Victory wikipedia.org/wiki/HMS_Victory
– Offizielle Infoseite (englisch): hms-victory.com/

Neben dem Schießpulver gewinnen wir einmal mehr Eindruck, nun wirklich in der alten glorreichen Zeit angekommen zu sein. In die Zeit, in der deftige Schiffskost den Seeleuten serviert wurde! Denn wer gut arbeitet, muss auch gut essen! Tatsächlich erscheint die Küche hierfür, mitten auf einem der unteren Decks, recht gut geeignet zu sein! Eindrucksvoll wird präsentiert, was die Bordküche seinerzeit so hergegeben hat! Abgehangenes oder in Salz eingelegtes Fleisch, Fisch natürlich und Geflügel. Aber auch Korn und Getreideprodukte. Die Küche ist so authentisch hergerichtet, man könnte fast meinen sie sei Teil eines Wachsfigurenkabinetts!

Ich möchte gerade mögliche Falschmeldungen, dass Seeleute auf See chronisch unterversorgt waren, in das Reich der Mythen und Sagen verbannen, bis wir eine authentisch nachgebildete Speise- Ecke entdecken. Oder nennen wir sie besser: Lebens- Ecke! Denn es finden sich nicht nur die äußerst karg gedeckte Tafel hier, sondern auch gleich die Betten! Sie sehen durch eine Art schwebenden Holzrahmen zwar einen Hauch komfortabler als eine ordinäre Hängematte aus, aber wirklich bequem geht zweifelsohne anders! Besonders wenn man berücksichtigt, dass die ja wirklich alle nebeneinander gelegen haben! Das kann doch keine erholsame Nacht gewesen sein! Stellt euch vor, einer würde schnarchen!

Dann noch das karge Menü, welches man uns an den Tischen bereitgestellt hat. Eine halbe Zwiebel, ein Stück hartes Brot, ein kleines Stück Fleisch (wahrscheinlich) und ein Stück Fett, das war doch kein Leben! Wir trist es gewesen sein muss! Da täuschen auch die kleinen Freuden des Alltags wie eine Art Mühlespiel oder ein Satz Karten nicht gerade dazu bei, dass man sich hier wohl gefühlt haben wird. So von wegen Verwirklichung und Erfüllung im Job, Anerkennung und gerechte Bezahlung. Wow! Was hat die Menschheit doch (zumindest in weiten Teilen) sich weiter entwickelt! Der arme Seemann von damals führte dieses triste Leben unter Deck, unsichtbar mehr oder weniger immer an „seine“ ihm zugeteilte Kanone gefesselt. Für eine schmale Heuer und für Dienst Tag und Nacht ohne Aussicht auf Ehre, sondern mit Pech noch eher auf den Tod, wenn er, wahrscheinlich vom Gewicht seiner eigenen Kanone, auf den Meeresboden in seinem sinkenden Schiff gedrückt wurde. Und selbst, wenn er zu denjenigen gehört hat, die eine Seeschlacht überlebt haben, dürfte er wohl kaum eine Freude an seinem Ruhestand gehabt haben.
Das wird hier klar. Von wegen verträumte Seefahrerromantik! Über die Tatsachen kann man auch nicht drüber hinweg sehen, als Tim seinen Piratenbecher mit einem „Joccho!“ hebt und schwenkt. Wie ein echter Seebär.

Eine weitere Errungenschaft der Menschheit entdecken wir im noch tieferen Teil des Schiffs.
Es folgt ein weiterer noch engerer Bereich, der nun nicht mehr als Teil eines Schiffs wirkt, sondern eher wie ein Bunker! Er ist komplett umbaut, sodass man sich eher in einem schmalen Gang in der Westfront vermutet. Dahinter liegt der Arbeitsbereich des Arztes! Oder sollte man lieber sagen des Metzgers? Auch hier liegt stumm wie eindrucksvoll das Besteck des Schiffsarztes, als sei er mal eben kurz um die Ecke, bevor es gleich mit der Knochensäge weiter geht!!
Wir müssen Nils erklären, dass es sich nicht um echtes Blut handelt, sondern es nur gestellt wurde. Mit Marmelade und Ketchup. Sonst glaubt er es nicht! Wer also auch mit Kindern die unteren Decks der H.M.S. Victory anschauen möchte, sollte Kinder hierauf ggf. vorbereiten.

Es folgen im unerwarteten Tunnelsystem weitere für die normale Mannschaft sicherlich gesperrte Bereiche. Wir entdecken in diesem beinahe gemauert wirkenden schmalen Gang sogar etwas, was wahrscheinlich 2 Gefängniszellen gewesen sind!  Auch die Waffenkammer entdecken wir, wo ebenfalls Handfeuer- und Stichwaffen (gut gesichert versteht sich) der damaligen Zeit gezeigt werden. Musketen, Pistolen, Säbel und so weiter.
Surreal, wenn man bedenkt, dass wir uns auf einem Holzschiff bewegen! Allein der Verbau muss doch schwer sein ohne Ende?!

Ja und dann geht es zu unserer Überraschung sogar noch ein Deck tiefer! War ich eben schon absolut sicher, dass der Arbeitsplatz an der Kanone, um die Kanone, quasi in der Kanone der schlimmste der Welt gewesen sein muss, geht es immer noch ein Stück schlimmer! Im Prinzip handelt es sich bei dem Unterdeck um eine noch schlechtere Kopie des Oberdecks! Hier war mit Sicherheit der Arbeits- und Lebensmittelpunkt derer, die nicht FREIWILLIG auf diesem Schiff ihren Dienst verrichtet haben. Strafgefangene, Sklaven, der absolute Rest eben. Der mit Aussicht auf eine Begnadigung vielleicht diesen Job fernab von Tageslicht oder auch einem kleinen Stück Privatsphäre oder Hygiene in Kauf nahm bzw. nehmen musste.
Es ist unglaublich stickig hier unten, ja schon erdrückend! Ganz ehrlich, der Notausgang ein Deck darüber erschien erstaunlich attraktiv und wer an Platzangst leidet, sollte sich den Besuch der H.M.S. Victory gut überlegen oder vor den unteren Decks, die man beim Rundgang auch zwingend anschauen muss (Man kann keinen Bypass gehen oder sich das Schiff „frei“ anschauen), einen Angestellten fragen, ob man eine der Absperrungen überschreiten und das Schiff vorzeitig verlassen darf! Es ist wirklich besonders im unteren Rumpfbereich enorm eng, die Decke nah und die Luft schlecht!
Die Situation ist so beklemmend, dass ich sogar versäume weitere Bilder zu machen! Nur schnell durch und RAUS hier!
Ich schiebe die Kinder und Anja vor mir her. Als Tim nicht mehr weiter mag, trage ich ihn. Nur weiter! Zum Glück kommt am Ende des Schiffes zwar kein sofortiger Ausgang, aber der Souvenir- Shop! Puh! ENDLICH wieder den Kopf ausstrecken können. Wieder einigermaßen saubere Luft atmen.
Was für ein Erlebnis!

Wirklich eindrucksvoll bekommt man in der H.M.S. Victory gezeigt, wie man heute Selbstverständlichkeiten wie Privatsphäre, gesunde Ernährung oder einfach nur der Wunsch nach Hygiene seinerzeit vollkommen unbeachtet gelassen hat!
Wenn man sich vorstellt, dass eine Crew vielleicht über Monate nur ihre eigene Kanone und die 3×2 Meter um die Kanone herum gesehen hat, wie grausam muss das gewesen sein?
Dann gab es natürlich keine Duschen! Wozu auch! Der Kapitän hatte gerade mal einen Waschtisch. Einen zweiten haben wir möglicherweise beim ersten Offizier bzw. in der Offiziersmesse gesehen.
Ansonsten aber gab es nichts zum Waschen! Was müssen die alle gestunken haben?!
Oder Toilette! Im Bug war vorne eine für die Mannschaften. Und dann hatte der Kapitän wohl ein eigenes Klo. Letzteres wunderschön mit Aussicht nach draußen, wenn die Feinde nicht gerade auf das Klo geschossen haben. Denn es lag definitiv im vorderen Schussbereich.

Den Shop lassen wir übrigens aus. Normalerweise würden wir ja in Ruhe durch das Angebot streunen, aber nicht heute! Zu groß ist der Drang, nun wieder ordentliche Luft zu atmen und die Sonne zu sehen! Und so gehen wir nur einmal im Schnelldurchgang durch die Reihen, bis wir kurz darauf wieder auf dem Vorplatz der HMS Victory stehen. Puh! Normalerweise mag ich die pralle Sonne ja nicht so gern! Aber jetzt ist sie ein Segen, wie sie auf Kopf und Haut brennt und uns eindrucksvoll bestätigt: Wir sind raus!
Zur Belohnung, dass wir das geschafft haben, gönnen wir uns den Luxus eines Eis!
OK, die Kugel Carte d’Or kostet spannende 2,50 Pfund, aber das ist uns jetzt egal.

Wir schlecken lange an unserem Eis, bis wir wieder einigermaßen zu Kräften kommen. Die HMS Victory war doch anstrengender, als erwartet! Da es draußen immer wärmer wird, schauen wir uns nach dem nächsten Museum um, welches wir besuchen können. Auf die Warrior, die vorne am Pier liegt, habe ich wenig Lust. Wir waren ja gerade erst auf einem Segelschiff. Bliebe noch die HMS M.33. Ein Kanonenboot oder besser Küstenkreuzer aus dem Jahre 1915, der hier ebenfalls im Trockendock gleich neben der Victory liegt.

Den würde ich mir anschauen, wenn wir nicht schon ein ähnliches Kanonenboot seinerzeit in Holland angeschaut hätten. Stattdessen kann ich meine Truppe überreden, das National Museum der Royal Navy anzuschauen, welches hier ebenfalls angesiedelt ist. Von diesem erhoffe ich mir einen Streifzug durch die Geschichte! Angefangen bei den Zeiten von Schmugglern und Piraten, Rotröcken, der East India Trading Company, den ersten Dampfschiffen, Kanonenbooten, Dreadnoughts und natürlich der Geschichte der beiden Weltkriege!
Meine Motivation wirkt nur mäßig. Aber dennoch schleppt sich meine Truppe in das etwas kühlere Gebäude nebenan.
Kaum sind wir drin, erwacht neuer Lebensmut bei Nils und Tim! Aber nicht, weil sie z.B. eine Ausstellung zur Jagd der grauen Wölfe entdecken (was den Papa faszinieren würde), sondern weil es hier ein kleines Kinder- Spieleparadies gibt! Die Kinder stürmen sofort los und auch Anja freut sich über eine bequeme Couch. Ich hingegen bekomme den Auftrag, die Ausstellung im Alleingang auf Seriosität zu überprüfen…

Das National Museum der Royal Navy ist der Museumsteil, zu dem ich mich gestern eingelesen und von ihm eben jene Geschichte erwartet hatte. Wo ich aber auch keinen Hinweis darauf fand, dass es den geschichtsträchtigen und wirklich spannenden Teil so ab dem 19. Jahrhundert in der Beschreibung nicht wiederspiegelt.
Ich kann schlichtweg nicht glauben, dass die Ausstellung einer mehrerer hundert Jahre alter und ebenso erfolgreicher Marine in einer Halle und dann auch nur in Bezug auf das „Segelzeitalter“ dargestellt wird.
Bestimmt, so dachte ich noch gestern, sei das nur ein Auszug für das Internet!
Die Ausstellung selbst aber umfangreich über die ganze Geschichte des Museums. Alles andere wäre doch einem Titel wie (S.O.) nicht würdig! Oder was meint ihr?
Tatsächlich ist der Titel sogar noch WEIT zu hoch gegriffen! Was dominiert und eigentlich der Name für die Halle sein sollte: „Nationales Gallionsfigurenmuseum“!
Denn außer Gallionsfiguren findet sich hier gefühlt kaum etwas Sehenswertes!
OK, das stimmt nicht ganz. Nelson hat dann doch ein paar Vitrinen und sie zeigen im Bild und Diorama seine Beerdigung. Dazu noch etwas mehr Hintergrundwissen zur Schlacht von Trafalgar.
Aber das war es dann!
Auf 2, 3 Etagen und Fluren nur alter Tinnef und eben Dutzende von Gallionsfiguren!
Das ist schon etwas schade! Das Aufkommen der Panzerschiffe, Dreadnoughts, dann der erste oder zweite Weltkrieg, die Gefechte zwischen Hood Bismarck, die Schlacht um die Graf Spee am Rio de la Plata, der U- Boot Krieg. NICHTS!
Ja, ich gebe es zu, ich bin enttäuscht! Gerade bei den Briten hätte ich doch in einem Museum dieser Tragweite erwartet, dass sie hier besonders zur Geschichte der Navy wesentlich beitragen könnten! Besonders aus deren Sicht.
Ich bin so enttäuscht, dass ich mir vornehme für den Reisebericht noch nicht einmal eine „Info- Box“ zu diesem Museumsteil zu schreiben. Man kann ihn sich wirklich sparen! Wer sich für Trafalgar und eben alte Gallionsfiguren interessiert, mit dem teile ich gerne den Link: National Museum der Royal Navy in Portsmouth als Teil der Historic Dockyards. Das aber muss reichen…

Ich stoße wieder zu meiner Truppe, die sich noch immer im Kinderspielbereich des Museums austobt bzw. ausruht. Auch ich lasse mich jetzt auf eines der tiefen Sofas plumpsen und dann lassen wir die Kinder locker eine weitere Dreiviertelstunde spielen. Anja und ich überlegen derweil, wie wir den restlichen Tag hier im Museum nun noch gestalten, dass sich das Kombiticket lohnt.

Mit neuer Energie geht es gegen halb 4 weiter! Wir haben für den Rest des Tages festgelegt, dass wir uns noch 2 Sachen anschauen. Einmal die „Action Stations“, eine Ausstellung zum Mitmachen und einmal das zweite etwas jüngere Segelschiff, die H.M.S. Warrior, die wir schon bei der Überfahrt mit der Fähre am Hafenkai haben liegen sehen. Dann haben wir 3 Ausstellungen besucht und wären wieder im Haben. Doch bevor wir die Halle mit der eher traurigen Ausstellung verlassen, werden wir von einer jungen Frau angesprochen. Zunächst auf englisch, dann auf deutsch. Es stellt sich heraus, dass sie Studentin aus Deutschland ist und hier eine Abschlussarbeit über die Schlacht von Trafalgar schreibt. Sie bittet mich, einen Fragebogen auszufüllen um zu schauen, ob ich bei meinem Besuch hier und heute auch wirklich etwas über Trafalgar gelernt habe und ob ich glaube, welche Auswirkungen diese Schlacht noch heute auf England und Europa hat.
Nun gut, für Umfragen im Sinne der Bildung sind wir immer zu haben und so fülle ich den Fragebogen nach bestem Wissen und Gewissen aus. So gewissenhaft sogar, dass ich ihn mir sogar nochmals zurück verlange, nachdem ich ihn schon abgegeben hatte, um noch einen Einfall nachzutragen. Wenn sie das lesen, werden sie aus Ehrfurcht weinen, was ich als gewöhnlicher dickbäuchiger Tourist mit kurzen Hosen und weißen Shirt überraschend alles zur Schlacht weiß! Ha!

Ohne weitere Umwege spazieren wir rüber zu den „Action Stations“.
Das erste, was wir hier machen wollen, ist eine Runde mit dem Boot fahren! Denn vor der Tür liegt ein kleiner Kai, an den eine Art künstlicher kleiner See anschließt. Mit kleineren Elektrobooten kann man hier durch einen Hindernisparcours steuern. Nils wollte schon vorhin, als wir das erste Mal auf dem Weg zur HMS Victory hier vorbei gekommen sind, mit diesen Booten fahren. Nun darf es auch gerne soweit sein, zumal sich gerade keine Schlange am Kai befindet. Super!

Warum es hier keine Schlange gibt, erfahren wir keine 2 Minuten später. Die Boote kosten Geld und sind NICHT im Eintrittspreis enthalten! Satte 10 Pfund für 10 Minuten Elektroboot fahren!
Boah!
Ich möchte einfach nur weitergehen, aber das bringe ich dann doch nicht übers Herz. Nils hatte sich so auf eine Runde Boot fahren gefreut. Komplett mit Schwimmweste und Kapitänsmütze wie die anderen Kinder. Also zahlen wir zähneknirschend die 10 Pfund und bekommen das Boot der Küstenwache zugeteilt. Ich hätte zwar lieber den Kreuzer gehabt, aber egal.
Für etwa 6 Minuten darf Nils Süßwasserkapitän spielen, rammt Bojen und Styropor- Kaimauern, wie es kein anderer 4- jähriger besser könnte. Die restlichen 4 Minuten Bootszeit teilen sich auf in 1 Minute für das An- und Ablegen und 3 Minuten, die auch mal Tim ans Steuer darf.
Abzocke Hoch 3, aber was willst du machen…?

Die Halle der „Action Stations“ ist zum Glück wieder Teil unseres Kombitickets. Man merkt es sofort nach dem Betreten, denn praktisch an jeder Attraktion hier stehen kleinere bis mittellange Schlangen. Super!
Nils hat sich gleich eine der längsten Schlangen für seine erste Attraktion ausgesucht. Ein Kletterturm! Hier werden Kinder von 2 Instruktoren an einer Kletterwand, oder besser Klettersäule kurz eingewiesen und dann dürfen sie 3 Minuten lang versuchen nach oben zu kommen. Nach 3 Minuten sind die nächsten 4 Kinder dran.
Nils muss lange zappeln, ob er überhaupt mitmachen darf! Denn das Limit ist sowohl ein Gewicht von mindestens 19 Kilo und eine Größe 1,10m. Die Größe könnte Nils knapp haben. Aber die 19 Kilo, das wird interessant!
Ich versuche Nils schon während des Wartens auf die Enttäuschung vorzubereiten, die uns eventuell ereilen könnte. Sehr gerne hätte ich es vor dem Anstellen geklärt, aber sowohl Höhenmesser wie auch Waage stehen hinter dem Zugangsbereich. Blöd gemacht, naja.
Die Entscheidungssekunde auf der Waage ist gefühlt so lang, wie das Anstehen an der Schlange. Doch mit Klamotten und Co. kommt Nils auf 19,5 Kilo und kann somit klettern! Puh!
Sofort schnappt er sich freudestrahlend ein Seil und wird gesichert. Dann geht es los. Dafür, dass er das zum ersten Mal macht, macht er es nicht schlecht! Zumindest soweit ich das als stolzer Vater absolut sachlich beurteilen kann! 😉

Nach dem Klettern schauen wir uns den weitreichenden Teil der Action Stations an. Es gibt erstaunlich viele gute Ansätze wie z.B. einen Schiffs- oder auch einen Helikopter- Simulator. Und zunächst sieht es so aus, als wäre das etwas für Waffenfans. Als wir aber den Simulatoren einen näheren Blick widmen, werden wir doch etwas enttäuscht. Das, was im Gelände dargestellt wird, ist trist! Einfach nur traurig und kalt programmiert! Ich frage mich, welches B- Studio diese Landschaften umgesetzt hat?!
Es wirkt so halbherzig! Auf leere Container schießen! Erst muss man ewig drauf halten, dass man meint es sei nur eine Blechbox. Dann aber fliegt sie doch unvermittelt in die Luft das man meint, es sei ein Sprengfass gewesen. Das ist es aber auch! Man ballert auf Container um Container, bis es schon vor Ablauf der 2 Minuten maximaler Spielzeit regelrecht langweilig wird.
Das ist nichts Halbes und nichts Ganzes! Ich meine entweder, sie berichten von den positiven Vorzügen der Armee. So könnte man z.B. in der Simulation versuchen, Hilfsgüter an die richtige Stelle abzuwerfen. Oder für das Schiff Menschen aus Seenot retten.
Oder eben man macht es richtig in die andere Richtung und zerstört eben das, was im Krieg idealerweise zerstört wird. Andere Fahrzeuge, andere Schiffe, andere Hubschrauber als Teil der waffentragenden feindlichen Nation.
Aber plump auf Container schießen? Also wenn die Navy hieran übt, möchte ich sie ungern in einem echten Kampfeinsatz erleben…

Die ebenfalls hier eingerichtete Laser- Schießhalle könnte besser sein! Dort geht es immerhin Mann gegen Mann auf einen entsprechenden Parcours! Wie könnte es aber auch anders sein, diese Attraktion kostet wieder Aufpreis…

Eine gute halbe Stunde verbringen wir bei den „Action Stations“, dann wird es langweilig. Zu eintönig sind die einzelnen Attraktionen. Wir entscheiden uns daher, jetzt zum Abschluss noch die H.M.S. Warrior anzuschauen. Diese liegt gleich am Kai noch im richtigen Wasser in Höhe des Eingangs und steht zumindest in Sachen Optik der Victory in kaum etwas nach, im Gegenteil! Durch ihre vollen Masten wirkt sie deutlich majestätischer und nicht so verstümmelt, wie Nelsons Flaggschiff!

Infobox H.M.S. Warrior
Die H.M.S Warrior ist eigentlich ein Schiff, welches nicht so recht in seine Zeit passt.
Im 19 Jahrhundert wurde sie überraschend noch nach dem „klassischen“ Kriegsschiffmodell der längst vergangenen Zeit gebaut!
Zwar schon mit Stahlrumpf, aber eben noch mit starren Kanonen an den Seiten wie die Kriegsschiffe Hundert Jahre zuvor!
Etwas, was zu dieser Zeit mit den aufkommenden Panzerschiffen (mit drehbaren Türmen und vor allem ohne Segel, nur noch mit Dampfantrieb) doch längst veraltet war! Und warum haben die Engländer es trotzdem im Jahre 1860 gebaut?
Weil die Erbfeinde auf dem Kontinent (nein, nicht wir! Wir kamen erst im noch folgenden Jahrhundert auf die Liste! Zu dieser Zeit waren es noch allein die Franzosen!) sich, ebenfalls unverständlicherweise, auch nochmals ein solches Schiff gebaut hatten. Die La Gloire.
Nun könnte man meinen, dass die zwei sich dann bitte auch mal in einem Seegefecht begegnen. Nur um zu schauen, welches Schiff nun das bessere ist. Zu einem Duell der Warrior mit der La Gloire ist es jedoch nie gekommen.
Stattdessen war die Warrior nach nur 10 Jahren Dienst bereits so veraltet, dass sie bereits 1875 der Reserve zugeteilt und einer Kreuzerflotille als schwimmendes Lager zugeteilt war! Es folgte eine weitere Degradierung als Dampferzeugungsschiff und schließlich als schwimmender Ölbunker! Super, oder?
Da hätte man das Schiff auch gleich nach Fertigstellung hier direkt ins Dock als Museum stellen können, so hätte das Schiff wenigstens seine Würde behalten.
Zur Ehrenrettung sei erwähnt, dass das Schiff über eine neuartige Panzerung am Rumpf verfügte, für die es quasi im Rahmen der Forschung und Entwicklung Experimentierschiff war. Getestet wurde sie indes nicht wirklich.

Nach diesem ernüchternden geschichtlichen Überblick können wir auf dem Schiff kaum in frühere Sphären abtauchen. Es gibt halt keine! Das Oberdeck wirkt wie geleckt! Fast trauen sich Tim und Nils nicht, auch nur eine Kanone anzufassen!
Wir müssen sie erst ermutigen nachzuschauen, ob hier auch alles aus Plastik ist…

Das untere Deck wird gerade akkurat für eine Hochzeitsfeier hergerichtet! Es ist daher nur noch wenige Minuten zugänglich und auch sonst sind bereits weite Teile des Schiffs für die anstehenden Feierlichkeiten abgesperrt!
Schade.
Ich würde mich schwarz ärgern, wenn ich für diesen Mist auch noch 18 Pfund solitär Eintritt bezahlt hätte! Andererseits stand am Eingang dran, dass das Schiff heute nicht voll zugänglich sein würde. Da wir aber ein Kombiticket haben, was ja auch sonst verfällt, haben wir es halt probiert. Gelohnt hat es sich dennoch nicht.
Keine 10 Minuten bleiben wir unter Deck. Dann spazieren wir mit dem Aufkommen der Trauzeugen auch schon wieder von Bord, bevor wir noch zum festlichen Gelage der Upper Class auf dem lower Deck eingeladen werden.
So eine Hochzeit hier auf dem Schiff, die dürfte nicht gerade billig sein!

Die Warrior ist übrigens das letzte Schiff und Exponat, welches wir uns hier im Museum anschauen.
Die Beine sind müde, der Kopf voll, die Kinder quengelig und wir kaputt. Wir hätten zwar mit unserem Kombi- Ticket durchaus die Chance, auf „unserer“ Hafenseite in Gosport das dort aufgestellte U- Boot der Amphion- Klasse anzuschauen, aber wir kennen bereits das U- Boot auf Fehmarn, das Wilhelm Bauer in Bremerhaven, die Tonjinin Den Helder oder auch das VIIc in Laboe. Kennt man eins, kennt man eigentlich alle und wir kennen ja sogar fast schon ein halbes Dutzend von innen. Nächstes Mal, wenn die Kids größer sind und mehr Energie übrig haben…

Wir entscheiden uns stattdessen wieder nach Gosport überzusetzen und dort noch ein bisschen durch die Fußgängerzone zu schlendern. Als Bewohner des Kölner Speckgürtels sehnt man sich, besonders nach einem Urlaub in mehr oder minder Einsamkeit wie diesem, durchaus mal nach so etwas wie einer größeren Menschenansammlung! Vielleicht um sicherzustellen, dass sich der Rest der Welt während der eigenen Abwesenheit in den englischen Auen und Wiesen doch weitergedreht hat und wir noch nicht von einer Zombie- Apokalypse überranntwurden. 😉

Von den Historic Dockyards sind wir allerdings enttäuscht! Übelst sogar!
Der Eintritt war viel zu teuer und es wurde viel zu wenig geboten für das Geld. Es ist eine Frechheit, wirklich für jede Attraktion wirklich einzeln Geld zu nehmen.
Dem Faß schlägt es darüber hinaus den Boden aus, dass man dann trotz Zahlung eines Kombi- Tickets (für immerhin umgerechnet 40 Euro por Person!) dennoch noch gesonderte Eintritte für Ausstellungen, oder eben Attraktionen wie die kleinen Boote im Hafenbecken, die Hafenrundfahrt oder die Laser Action in der Action Halle zu nehmen! Das wäre so, als würde man im Phantasialand 40Euro Eintritt bezahlen und müsste zusätzlich für die Geister- Rikscha 2 Euro abdrücken. Für Talocan 5 und für jede Fahrt mit dem Kinderkarussell 50 Cent! Ich glaube, da versteht jeder unsere Enttäuschung.
Enttäuschend ist auch, dass die Ausstellungsstücke irgendwie thematisch entweder gar nicht zusammen passen, oder lieblos zusammen gestellt sind. Es fehlen einfach wesentliche Teile der britischen Marinegeschichte!
Da ist das Panzer Museum in Bovington TAUSEND Mal besser! Es kostet einen Bruchteil, alle Attraktionen darin sind frei, die Kinder haben einen noch größeren Spielbereich und die Ausstellungsstücke sind ECHT und nicht aus Kunststoff! Dazu die Gastronomie, die in Bovington bezahlbar war. Hier kostet eine Kugel Eis 2 Pfund 50 Pence. Also etwa 3 Euro umgerechnet…

Die Überfahrt mit unserer Fähre verläuft ereignislos. Wir bekommen aber für ein paar Minuten noch einmal ein paar echt schöne Eindrücke zu sehen, u.a. nochmals die H.M.S. Warrior, die von außen stattlicher und echter aussieht, als wenn man auf ihr wandelt oder auch die Fähren auf die Inseln hier drumherum. Auch kleinere Segelboote sind jetzt unterwegs, vielleicht liegt es auch daran, dass der Fluss nun etwas mehr Wasser führt, als noch bei unserer Überfahrt heute am späten Vormittag.

Die kleine Innenstadt von Gosport wirkt überschaubar an diesem späten Samstagnachmittag. Ein paar Reste eines offenbar heute stattgefundenen Trödelmarktes können wir noch mitnehmen, dawir aber weniger mit Perserteppichen und Handyhüllen etwas anfangen können, sind wir hier auch schnell durch. Auch durch das ein oder andere Geschäft stöbern wird, obgleich die allermeisten schon geschlossen sind. Es ist ja auch schon kurz vor 6.

Ein paar Souvenirs in einem gemischten Krimskrams- Laden, etwas Einblick in die Literatur (offenbar stehen die Engländer total sowohl auf die Weltkriegsgeschichte, Hitler ist gerade im Angebot! wie auch auf die Suche nach dem heiligen Gral!), ein Spielzeug für die Kinder.
Den McDonalds, den wir auch hier Gosport entdecken, lassen wir übrigens zur Überraschung aller (also uns wie euch Leser 😉 links liegen und besorgen uns in einem kleinen Supermarkt, den wir hinter den Resten eines kleinen Marktes mit Teppichen entdecken, lieber ein paar Backkartoffeln und ein Paket Würstchen. Das Abendessen machen wir uns heute selber.

Der gut besuchte Omnibusbahnhof weckt bei Anja wie mir einige Schutzinstinkte. Hier trifft sich wirklich der untere Anteil der Gesellschaft. Würden die Leute nicht alle irgendwie „wartend“ aussehen und damit hoffentlich auf einen Bus warten und damit ein festes Ziel haben, ich würde mir spontan überlegen, ob wir nicht ein Taxi nehmen oder wenigstens ein paar Schritte vom zentralen Busbahnhof weg spazieren und an einer der Unterwegshaltestellen einsteigen. Zu blöd nur, dass wir den genauen Wegeverlauf des Busses nicht kennen. So sind wir gezwungen, unsere Kinder dicht an uns heran zu holen und am Bussteig für den 9 / 9a zu warten. Wir sind übrigens die einzige Familie mit Kindern hier…

Zum Glück dauert es nicht lang. Nur wenige Minuten, nachdem wir den gut gefüllten Bahnsteigbereich betreten haben, kommt eine Gruppe bestehend aus 3 Bussen um die Ecke. Die meisten stürzen sich in den ersten und auch der zweite wird noch gut frequentiert. Ein Glück, dass keiner der beiden ersten Busse für unsere Linie war und erst der Dritte für uns passt. Ein Bus der Linie 9a.
Wir steigen ein, sind im Bus fast alleine und dann geht die Fahrt auch schon los.

Zurück am Campingplatz bereiten wir gleich unser Abendessen zu.

Obwohl wir schnell brutzeln und der Gasbackofen sein bestes gibt, rennt der Rest des Tages vorbei. Der Tag war anstrengend für uns alle und so räumen wir nach dem Essen schnell auf, spülen und machen die Kinder auch gleich bettfertig.

Nachdem die Jungs im Bett sind, wird es ruhig im Wohnmobil. Allerdings nur im Wohnmobil. Denn im benachbarten Pub ist offenbar gute Stimmung! Einerseits könnte man sich natürlich über die laute Musik ärgern. Andererseits könnte man aber auch einfach rübergehen und mitfeiern! Würden wir glatt machen, aber unsere Kinder sind einfach noch zu klein, um sie komplett alleine zu lassen.
Klar, es könnte auch einer alleine hingehen, in Bier trinken, dann geht der andere und man wechselt sich ab. Aber mal ehrlich, das macht man ja doch nicht. Ein Babysitter wäre eine tolle Sache! Einfach einen Film in den bordeigenen DVD- Spieler schieben, ein Mädel vom Platz für 2 Stunden vielleicht so 10 Pfund bezahlen und dann gemeinsam abdüsen.
Wenn was ist und ein Kind wach wird und weint, einfach den Babysitter bei uns Bescheid sagen lassen. Aber so spontan auf einem fremden Campingplatz bei den Mitcampern eine junge Teenagerin finden, die das spontan macht? Die sich über 10 Pfund freut, die schon bis 22 oder 23 Uhr wach bleiben darf aber noch nicht alt genug ist, um auf den Gedanken zu kommen auch mal durch unsere Sachen zu schauen? Wird wohl auch nichts. Und so bleibt uns nichts anderes übrig, als wehmütig der Musik zu lauschen und halt zu überlegen umzuparken, sollte sie bis nach Mitternacht weiterspielen und die Nachtruhe stören.

Wir überlegen im Bett noch lange, warum uns die Historic Dockyards heute so enttäuscht haben. Dabei sollte gerade das Museum mit den alten Schiffen und der Marinegeschichte ein toller Abschluss sein. Stattdessen fühlen wir uns dann doch ausgerechnet von diesem Museum abgezockt (und nicht etwa von Lands End, wie viele andere vor unserer Reise gemeint haben).
Aber wer weiß, vielleicht waren die Erwartungen an das historic Dockyard einfach zu hoch. Wir vergessen das jetzt einfach. Nils hatte seinen Spaß und Tim, mit Abstrichen, auch.
Das alleine war es wert.
Morgen ziehen wir dann weiter und springen zurück an den Startpunkt unserer Reise. Den Campingplatz Theobalds Park. Hier machen wir dann am Sonntag klar Schiff, damit wir das Wohnmobil sauber und ausgeräumt am Montag zurückgeben können.

Das Royal Navy Museum mit den Historic Dockyards war zu unserer Überraschung eher enttäuschend! Viel zu teuer für das, was es zu sehen gab und für das Wenige, was wir sehens- bzw. besuchenswert fanden, musste extra bezahlt werden! Unglaublich! Der historische Streifzug war nur ein Schatten einer einzigen Epoche, die HMS Victrory gefühlt nur aus Plastik, die Warrior degradiert für eine Hochzeitsveranstaltung. Schade.
Wart ihr schon einmal in den Historic Dockyards in Portsmouth? Wie hat es euch gefallen? Hinterlasst uns gerne einen Kommentar.

4 Kommentare

  1. Hallo Björn Vom Kingfisher Caravan Park nach Gosport fährt auch ein Bus X5 Solent Ranger das ist ein Bus Mit Micro-Hybrid und einem Euro 6 Motor nebst den Linien 9 und 9a Gruss aus der Schweiz Markus Brügger

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