Jokertag! Endlich mal wieder! Zwar etwas unglücklich gleich zum Start der zweiten Urlaubswoche unserer Rundreise durch Südengland, aber die erste Woche war ja auch anstrengend!
Zeit, um ein wenig zu verschnaufen und die Akkus wieder aufzuladen, um die gewonnenen Eindrücke zu sortieren und sich für den zweiten Teil, der Südküste am Ärmelkanal, entsprechend vorzubereiten.
Trotzdem wird beim morgendlichen Augenaufschlag klar: Noch genau eine Woche, dann geben wir das Wohnmobil schon wieder ab!
Das wird dann nochmals ein wehmütiger Moment werden! Aber gut, der Optimist würde das Glas von diesem Moment an als halbvoll bezeichnen! Immerhin!
Aber: Wenn man jetzt nur noch gaaaanz vorsichtig daran nippt, kann man sich auch den ganzen Abend noch an diesem einen Glas festhalten, denn selbst mit jedem Nippen beim obligatorischen und kritischen Blick des Kellners wird das Glas leerer und leerer und leerer…
Wirklich schade, dass noch nicht einmal wir dieses „Nippen“ bestimmen können, denn es ist die Zeit, die mit stetiger Geschwindigkeit aus diesem Glas nicht nur nippt, sondern auch trinkt und überhaupt nicht daran denkt, auch nur einen Schluck langsamer zu trinken, als es uns im Moment lieb wäre!

Machen wir das Beste draus! Der Tag startet wettermäßig gerade gut genug, dass wir den Frühstückstisch im Freien decken können. Das freut uns natürlich sehr! Es ist trocken und ein Wolken- Sonne- Mix zieht über uns hinweg. Dazu weht ein frischer Wind, der in einem Schattenmoment auch durchaus mal kühl sein kann.
Zum Frühstück gibt es CornFlakes das Brot von vorgestern. Gerne hätte ich frisches Brot oder Brötchen geholt, aber die Rezeption gibt hierzu nichts her und der nächste Supermarkt in Bessy Beneath würde einen Fußmarsch von einer knappen halben Stunde bedingen. Pro Richtung versteht sich.
Gut, heute können wir uns ja noch mit Brot behelfen. Aber morgen früh wird es dann wohl nur noch Corn Flakes geben, es sei denn wir bewegen uns heute wider Erwarten doch noch vom Platz und fahren etwas einkaufen…

Nach dem Frühstück aktivieren wir unseren WLAN- Voucher. Schon gestern Abend haben wir erste Bilder mit unserer Familie und Freunden geteilt. Heute steht nun unsere Facebook- Seite in der Reihe vorne und wird nun mit ersten Eindrücken von der Insel versorgt. 🙂
Zwar nur Bilder und ohne Text, aber Bilder allein können ja auch mal sehr schön sein.

Nach dem Upload der Bilder, email- Check und ein paar organisatorischen Dingen geht es an die weitere Routenplanung.  Schon zum (späten) Frühstück war eigentlich klar, dass wir uns heute doch nicht vom Platz bewegen werden. Den Jokertag nutzen wir hier mit einem Tag ohne Fahren mal voll aus. Besonders die Jungs freuen sich, dass sie nach Herzenslust abwechselnd zum Spielplatz oder auf die Wiese können. Auch die Malkreide kommt wieder zum Einsatz, wobei die Nachbarskinder heute etwas reservierter als noch gestern auf uns wirken. Keine Ahnung, um die umgeschlagene Stimmung des gestrigen Tages hierauf Einfluss hat oder etwas anderes. Fast aber wirkt es so, als habe der bullige Nachbar seinen Kindern mit auf den Weg gegeben, auf weiteren Umgang mit unseren Kindern möglichst zu verzichten. Schade eigentlich, denn die Jungs hatten gestern auch ohne Sprachkontakt viel Spaß miteinander. Ich überlege, ob ich einen ersten Schritt in seine Richtung machen und ein Gespräch anfangen soll. Mal sehen, ob sich hierfür noch eine Gelegenheit ergibt…

Zurück zur weiteren Planung für unsere Reise. Damit ihr wisst, wie wir den zweiten Teil gestalten möchten. Also morgen werden wir ein kleines Stückchen zurück fahren und die versunkene Kirche St Just in Roseland anschauen.
Eigentlich hätte die versunkene Kirche ja gestern auf dem Programm gestanden (eine freundliche Besuchsempfehlung aus dem wohnmobilforum.de), aber da war es am Abend einfach zu spät. Theoretisch hätten wir natürlich auch heute zur Kirche fahren können, aber wie gesagt, heute ist durch und durch Jokertag für die Kinder. Ganz ohne Fahren.
Wenn wir morgen die nur 8 Meilen vom Platz aus zu dieser versunkenen Kirche fahren, reicht das auch noch! Zum Start des Tages ideal, um sie mitzunehmen.
Wie es danach aber weiter geht, das wird das Entscheidende! Wahrscheinlich werden wir versuchen, weiter möglichst der Küstenlinie zu folgen. Wenn die Straße nicht zu eng und schmal wird. Ansonsten bleibt uns nur übrig, im Hinterland auf der A 390 Richtung Osten zu fahren. Die A 390 wäre hierbei allerdings nur die zweitbeste Wahl. Sicherlich wäre sie fahrtechnisch wahrscheinlich deutlich einfacher, allerdings mit Sicherheit auch deutlich langweiliger! Ein bisschen was würden wir jetzt auch gerne schon noch von der Südküste sehen wollen.
Das nächste große Ziel für morgen oder übermorgen soll dann Plymouth werden. Hier möchten wir das Marine Aquarium besuchen und damit eine Attraktion besichtigen, die auch wieder etwas mehr für die Kinder geeignet ist.

Der Mittag und frühe Nachmittag plätschert vorbei. Wir verbringen den Tag mit ein wenig Aufräumarbeiten, ein paar Wäscheteile werden mit Rei aus der Tube behandelt. Anja entwickelt hierbei eine erstaunliche Kreativität, mit den fehlenden Wäschesicherungsmitteln im Wohnmobil umzugehen. Bügel am Fahrradträger, das sieht man auch nicht allzu oft und hat irgendwie was vor der holländischen Vorzeigefamilie schlechthin, ganz klar, hier wohnen die Flodders. 😀

Auch kulinarisch lassen wir es uns gut gehen. Am späten Mittag oder frühen Nachmittag (wie ihr wollt, wir gucken eh nicht mehr auf die Uhr!!) backen wir uns eine Pizza im wohnmobileigenen Backofen. Wirklich super das Teil! Und überraschend ergiebig! Den Ofen hier im Wohnmobil hatten wir locker schon ein halbes Dutzend Mal in Gebrauch und dies auch nicht immer nur für kurze Zeiträume! Allein die zwei Mal zubereitete Ofenkartoffel brauchte je ja locker eine halbe Stunde, wo das Gas die ganze Zeit über durchgehend brannte!
Dazu haben wir ja doch öfter tagsüber und auch nachts auf den Stellplätzen den Kühlschrank auf Gas gehabt und auch das Warmwasser wird eigentlich fast die ganze Zeit aktiv aus dem Gasvorrat versorgt. Ich hätte daher erwartet, dass die vom Vermieter mitgegebene erste von zwei Gasflaschen deutlich kürzer halten würde! So, wie wir das Gas verbrauchen! Aber bislang erscheint ihr Vorrat nahezu unersättlich und man könnte fast meinen, wir bringen die zweite noch vorhandene Gasflasche unangebrochen wieder mit zurück zum Vermieter.

Ansonsten hält der Tag nicht viele Aktivitäten bereit. Ich tippe vornehmlich am Reisebericht, damit es zur Veröffentlichung nicht so lange dauert. Stammleser unserer Seite kennen diesen Vorsatz schon! 😉

Abgelöst wird die sonore Tipperei durch gelegentliche kleine Spaziergänge über den Platz, mal mit mal ohne Kinder. Die englische Clubanlage ist wirklich hervorragend gepflegt, wobei mir das Platzkonzept noch immer nicht ganz klar wird. Zum einen ist der Platz ausgebucht. Sagen sie zumindest. Für die „richtigen“ Parzellen stimmt das auch! Jede der vom Haupt- Versorgungsweg abgehenden Boxen ist ausnahmslos und restlos belegt!
Für die große zentrale Wiese allerdings stimmt das nicht! Man könnte zwar meinen, die unparzellierte Wiese des Campingplatzes sei nur für Zeltcamper, allerdings stehen hier auch vereinzelte Gespanne oder auch Campingbusse! Das kann es also allein nicht sein! Auch ergibt sich von der Wiese her kein Konzept, aus dem man erkennen könnte, wie Plätze vergeben werden. Fakt ist, dass die Wiese noch locker 10, oder auch 20 Einheiten aufnehmen könnte, ohne ersthaft voll zu werden. Vielleicht sind dann die meisten Plätze davon ohne Strom, OK, aber man käme immerhin drauf! Das wundert uns schon ein wenig. Andererseits wenn der Platz z.B. für 150 Einheiten ausgelegt und genehmigt ist, dann müsste es gerade mir als Deutschem doch nur lieb sein, dass er auch nur orrrdnungsgemäß mit diesen 150 Einheiten belegt wird. Eigentlich. 😉
Na jedenfalls wird dies eines der ungelösten Rätsel dieser Reise bleiben. Eine Frage, die wir uns nie stellen würden, wenn wir nicht reisen würden! Von daher hat sich der Tag schon gelohnt!

Der Nachmittag wird nochmals richtig schön und die Sonne kommt heraus.
Perfektes Wetter zum Duschen! Die ganze Seifert`sche Truppe stürmt also das Servicehaus, um dort die Duschen auszuprobieren. Und obwohl ich alle Kabinen durchgehe (die Hoffnung stirbt zuletzt!) findet sich auch hier wieder NUR ein Druckknopf ohne einstellbare Duschtemperatur! Ja Herrschaft! Bin ich denn schon so verweichlicht und von unserem Campingplatz in Holland dauerverwöhnt, dass mir das jetzt etwas ausmacht? Offensichtlich! Und während ich unter Flüchen den Knopf drücke schwöre ich beim Bart von König Artus, dass der erste Campingplatz, der mir einen vernünftigen Wasser- Mischregler zur Verfügung stellt, definitiv SIEGER des Campingplatzvergleichs dieser Reise werden wird! Und wenn die Kakerlaken die Wände herab krabbeln, EGAL! Hauptsache, ich kann endlich mal wieder so duschen, wie ich es mag. Zuerst warm, dann kalt und dann wieder warm!

Zum Glück ist der Warmwasserboiler hier nicht auf „verweichlichte Festlandeuropäer verbrühen“ eingestellt und zu kalt ist das Wasser auch nicht. Gerade so angenehm, vielleicht einen Tacken zu heiß. Aber bislang die besteingestellte Temperatur einer Dusche in diesem Urlaub! Immerhin! Dazu der tolle Spielplatz, der perfekte Platz, *äh* Pitch und die tolle grüne Wiese rundherum. Joah, der Clubcampingplatz Veryan hat auf jeden Fall das Zeug zum Sieger, wenn kein Platz mehr mit einstellbarer Duschtemperatur dazwischen kommt!
Einzig die Auswahl im platzeigenen Shop ist halt mehr als mäßig und es gibt kein Brot bei einem alternativ knapp 2 Meilen entfernten Supermarkt! Blöd, wenn man nix im Bordschrank dabei hat und auch die Fahrräder fehlen.
Anyway: Morgen ziehen wir eh weiter und dann können wir auch unsere Brotvorräte unterwegs wieder auffrischen.

Noch während wir uns abtrocknen, fährt plötzlich ein Kastenwagen laut und beständig hupend über den Platz. „Ja hat der sie noch alle?“ frage ich ernst. Was soll denn der Mist? Bis ich erkenne, dass es sich nicht um einen ausgebauten Campingbus handelt, sondern um den mobilen Fish&Chips Verkaufswagen, der bereits mit einer Standreklametafel an der Rezeption für seine Dienste wirbt. Heute ist also einer der Tage, wo er seinen Stand hier aufstellt.
Um seine Kunden nun aus dem Nachmittagsschlaf zu wecken, fährt er also hupend über den Platz. Und während er so hupt und fährt, krauchen auch tatsächlich die Leute aus ihren Bussen, Vorzelten, Iglus und Tipis.
Selbstverständlich alle mit einer Geldbörse in der Hand und ganz offensichtlich spürbar darauf aus, gleich den Wagen zu stürmen, sobald er zum Stehen kommt!
Fast so, als würde ein Eiswagen an einem sonnigen Sonntagnachmittag am Stadtpark halten und seine Glocke erklingen lassen…
Ein Glück, dass wir vorhin so gut gegessen haben und uns diesem „Rattenfänger“ nicht anschließen müssen!!

„Papa, ich will auch Fish&Chips!“
War ja klar! Unser Vierjähriger sieht meine Verweigerungshaltung zu diesem kulinarischen Monopolangebot offenbar ganz anders und lässt durch Wortwahl und Ausdruck wieder mal auf seine gute Erziehung schließen! Was hat der nur für Eltern?!
😀
Ich würde ihm am liebsten nun durch ein kleines Sheet die marktwirtschaftlichen Ursachen erklären, warum genau jetzt der Fisch hier auf dem Campingplatz zu einem anderen Preis aufgerufen wird, als es z.B. in einem Städtchen am Wegesrand mit Alternativangeboten der Fall wäre und wir uns diesem auf den Verkäufer ausgerichteten Geschäftsmodell besser nicht ergeben.
Aber mit einem Vierjährigen darüber diskutieren? Ich würde es ja tun, wenn er nicht in dem Moment, wo ich gerade zu meinem Vortrag ausholen wollte, seine Mutter nach Fish&Chips gefragt hätte! Anja zeigt sich zwar wie ich äußerst standhaft*, knickt aber nach äußerst zähen Verhandlungen mit dem Nachwuchs dann doch unerwartet ein! (* = „Mama, ich mag auch Fish&Chips!“ – „Das ist eine gute Idee Nils, das machen wir…“)

Pah! Wie schnell doch die Mitglieder meiner Familie dem fahrenden Händler und seinem windigen Geschäftsmodell hier auf den Leim gehen!
Aber nicht mit mir! Ich bin es schließlich, der die Hoheitsgewalt über die Familienkasse hat! Ich will auch gerade kund tun, dass wir… …da hab ich meine Geldbörse auch schon an den Nachwuchs verloren, der mein Zwiebelleder an die treusorgende Mutter weiterreicht. Grmpf!

Immerhin beweist Anja bei der Menübestellung Weitblick und ordert nur 2 Portionen des Menüs und nicht 3, die für Fish&Chips stilecht in Zeitungspapier verpackt werden! So muss das sein!
Die 2 Portionen reichen übrigens dicke für uns 4! Wir lassen sogar noch etwas von der reichhaltigen Platte übrig!
Die Pommes waren jedenfalls sehr gut und bislang die besten, die wir auf dieser Reise gegessen haben! Und das liegt nicht nur daran, dass wir endlich beim letzten Einkauf an Majo gedacht haben (und somit dem Automatismus der Verkäuferin hier wieder Essig und Öl drauf zu klatschen endlich widerstehen können)!

Leider kann dann der Fisch (für uns sehr überraschend!) nicht das bestätigen, was die Pommes so gut vorgemacht haben! Optisch total topp, knusprig, saftig. Aber nach dem ersten Bissen bis zum letzten Schluck Cola zum spülen schmeckte das panierte und frittierte Filet (bei beiden Fischen übrigens!) alt, abgestanden und richtig ledrig. Aber vielleicht ist damit erst recht authentisch und passend zu England. Wahrscheinlich hätte er erst mit Öl und Essig, oder noch besser etwas Minzsoße, so richtig kein Aroma entfaltet! 😉
Stattdessen musste man den Fisch fast schon in Majo ertränken, um ihn überhaupt runter zu bekommen. Vom Fisch lassen wir daher noch am meisten übrig. Nicht wegen der Menge, sondern weil er schlichtweg nicht so gut schmeckt.
Aber egal.

Nach dem Abendessen kosten wir die Bewegungsmöglichkeiten des Campingplatzes noch einmal so richtig schön gemeinsam aus. Über 2 Stunden toben wir mit den Kindern über die Wiese, spielen Fußball, erobern das Klettergerüst oder geben den Kindern Schwung in der Schaukel.
Dafür stehen wir hier, dafür ist der Jokertag da. Damit die Kinder sich auch mal auspowern können und nicht immer nur lustlos in Kirchen und Kathedralen den heiligen Gral mitsuchen müssen…
Völlig kaputt und müde fallen sie dann auch gegen halb 9 ins Bett. Danach wird es ruhig im Wohnmobil. Anja versurft die letzten MB aus dem WLAN- Guthaben und ich tippe was das Zeug hält in den Reisebericht.
Morgen fahren wir dann weiter.

Ein Tag wie heute ist eine Pause für die Seele. Ausruhen, die letzten Tage Revüe passieren lassen, oder auch Wäsche waschen und mal wieder im Wohnmobil aufräumen! Muss alles mal sein, auch wenn die Tage knapp sind. Oder was meint ihr? Legt ihr unterwegs auch mal einen Ausruhtag ohne Fahren ein? Schreibt es uns! Auf Facebook, Twitter oder hinterlasst einfach einen Kommentar gleich hier. Wir würden uns freuen! 🙂

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