Wenn es jemals eine Nacht in meinem Leben gab, die ich als die „schlechteste Nacht auf Reisen“ bezeichnen würde, dann ist dies vielleicht diese hier! Kommt zumindest verdammt nah an meinen persönlichen Spitzenreiter einer Übernachtung im Bahnhof von Brüssel heran, die ich dort einmal unfreiwillig vor vielen Jahren in meiner Jugend erleben durfte, lange bevor es Anja und die Jungs in meinem Leben gab. Details erspare ich euch, hier geht es ja um die USA Reise. Nur so viel: Das Gefühl totaler, schwerer Müdigkeit, gepaart mit Gereiztheit wie in diesem Moment, habe ich lange nicht mehr erlebt.

Irgendwann gefühlt gegen halb 12 ist Tim endlich eingeduselt, aber auch immer wieder wach geworden zwischendurch. Was uns dann natürlich auch immer wieder geweckt hat. Und als wir endlich die Augen schließen konnten und endlich in einen dösigen Dämmerzustand weggedriftet sind, öffnen die Flugbegleiterinnen allen Ernstes schon wieder die Fensterverdunklungen und schalten das Licht im Flugzeug an! Es wird nicht nur Tag, es IST bereits Tag!
Mein Handy, welches mangels Netzempfang noch immer in der Los- Angeles Zeit steckt, zeigt mir hingegen halb 1 in der Nacht!

Das darf doch nicht wahr sein! Müde und ungläubig reibe ich mir die Augen und kann es nicht fassen, dass die uns wirklich jetzt schon mit dem Frühstück wecken! Auch Anja steht das Entsetzen in den blutunterlaufenen Augen. Einzig Nils hat relativ früh in den Nachtmodus gewechselt und wirkt, nach ein paar Stunden Schlaf, zumindest ein wenig ausgeruht. Er ist auch der einzige, der der netten Dame von British Airways das gereichte Frühstück mit einem Lächeln abnimmt. Wir sind hingegen selbst für dieses Mindestmaß an Höflichkeit einfach nicht flugerfahren genug.

Das Frühstück besteht aus einem Käse- Schinken- Truthahn- Bacon Sandwich. Juchu! Sandwich! Fast augenblicklich fühle ich mich an die erste (Wieder-)Begegnung mit den englischen Sandwiches erinnert, die wir nach unserem Kanalsprung vor zwei Jahren im Tesco bei London kurz vor der Wohnmobilübernahme erlebt haben. Nur das die Auswahl heute natürlich begrenzt ist. Es gibt für uns nur ein Sandwich. Aber immerhin!
Flankiert wird die in britischen Farben gehaltente Pappschachtel von einem Brombeerjoghurt, ein kleines Kuchenstück und eine Schale mit Obst. Kein schlechtes Menü! Zwar macht es selbst Nils nicht satt, aber durch unseren aktuellen Biorhythmus, das Essen wird uns um halb 1 Ortszeit Los Angeles serviert, sind wir sowieso nicht auf Essen vorbereitet. Es fühlt sich komisch an, „mitten in der Nacht“ zu essen. Der Magen reagiert unwirsch und fragt sicherheitshalber oben nach: „Ist das dein Ernst? Frühstück? Jetzt?“ 😉

Das Entertainment- System des Fluges lässt übrigens unsere baldige Ankunft erwarten! Das britische Festland mit Londonderry ist schon deutlich auf der kleinen Weltkarte unter unserem Flieger zu erkennen. Und da wir mir über 960 km/h auf London zurasen, kann die restliche Flugdauer nun gar nicht mehr so lang sein! So langsam müsste der Kapitän unseren riesigen Vogel vielleicht auch mal bremsen! Sonst fliegen wir noch an London vorbei und landen in Oslo oder so!

Gegen 01:40 Uhr IUZ (Innere Uhr Zeit) drehen wir die erste Ehrenrunde um London. Unser Pilot hat es trotz des immensen Tempos geschafft, rechtzeitig auf den Flughafen von Heathrow einzuschwenken. Nur landen dürfen wir offenbar noch nicht. Ich weiß zwar spontan nicht, wie spät es aktuell in London ist, aber vielleicht ist es fünf und die machen gerade Teepause oder so. Ist dem ursprünglichen Briten ja schließlich heilig, das wissen wir ja spätestens seit Asterix und Obelix bei den Briten!
Wenn Teezeit ist, lassen die alles stehen und liegen. 😉

Leider fliegen wir viel zu hoch, sodass wir nichts von der kleinen Ehrenrunde an Sehenswertem unterhalb des Flugzeugfensters mitnehmen könnten. Schade.
Dennoch ist der Anflug echt ein Gefühlschaos! Einerseits will man natürlich „endlich ankommen“! Und der Flugzeugwechsel in London gehört leider zweifelsohne dazu! Es geht ja dann weiter nach Düsseldorf und dann hoffentlich bald in unser eigenes Bett!

Andererseits muss dieser Anflug denn ausgerechnet JETZT sein?! Es fühlt sich so an, als habe man uns gerade eine heiße Milch für die Nacht gemacht, ein Schlaflied gesungen und den Vorhang zugezogen. Und dann brutal den 10.000 Watt LED Scheinwerfer über uns gerade in dem Moment eingeschaltet, als wir im Begriff waren ins Traumland wegzuduseln!
Unsere persönliche Energiereserve liegt folglich bei irgendwas um 3%. Höchstens! Aber es wird nichts nutzen, wir müssen da jetzt durch!

Der Pilot setzt unseren Riesenbomber zu unserer Überraschung ausgesprochen sanft auf! Zwar ächzt die ganze Maschine wieder, kaum dass die langen Tragflächen das Flugzeug nicht mehr flügelleicht durch die Luft tragen, aber den letzten Rest Bodenfahrt zum Terminal wird der Flugbus nun wohl auch noch halten.
Aber mit Ausnahme dieser Erfahrung hat wirklich gar nichts auf die tatsächliche Größe des Flugzeugs hingewiesen. Der Flug war so überraschend gewöhnlich und emotionslos, wie er nur sein konnte. Echt schade. Irgendwie hab ich mir mehr davon versprochen, obwohl ich gar nicht so sehr genau beschreiben könnte, was nun genau das Flugerlebnis angemessen an der Größe des Fliegers eher zum Erlebnis gemacht hätte.

Als wir am Terminal zum Stehen kommen und der Gangway- Finger an das Flugzeug herangefahren wird, läuft das Aussteigen hier genauso ab, wie bei jedem anderen Flug. Die Crew verabschiedet uns freundlich an der Tür und auch hier kommen wir mit den Passagieren des unteren Decks nicht in Berührung. Diese haben, wie in Los Angeles, einen eigenen Terminalfinger.

Das Handy synchronisiert sich als erstes und schafft dies komplett ohne Jetlag! Respekt! Es ist kurz nach 10 am Vormittag! Der Flieger ist absolut pünktlich gelandet! Hier ist also bereits der Vormittag im vollen Gange und der Brite putzt wohl schon die Bohnen fürs Mittagessen, während es sich für uns so anfühlt, als sei die Nacht einfach weg! Komplett übersprungen! Wow. Mit ein paar Stunden Flug hat sich das Schicksal auf einen Schlag alles wiedergeholt, was wir in den letzten 2 Wochen durch die Fahrt westwärts durch die Zeitzonen an Urlaubszeit dazugewonnen haben! Wie singt Stephan Remmler in Einer ist immer der Loser: „Alles weg, in einer Nacht!“ Passt!

Etwas aufgekratzt mobilisieren wir unsere Energien und gucken, dass wir ins Terminalgebäude kommen. Nur beeilen brauchen wir uns dafür nicht. Unser Anschlussflug von London Heathrow nach Düsseldorf geht nämlich erst in etwa 3 Stunden. Da wir in Los Angeles bereits durchgecheckt wurden, haben wir für diesen zweiten Flug auch bereits unsere Bordkarten dabei und müssen nur noch das passende Terminal finden.
Das aber erweist sich als gar nicht so einfach!
Zwar entdecken wir im Flughafengebäude Terminal A ein paar Schritte, nachdem wir dem Wegweiser zu den „Connection Flights“ gefolgt sind eine Abflugtafel, aber mit Ausnahme von einem knappen Drittel der dort gezeigten Flüge findet sich lediglich ein Hinweis, um welche Uhrzeit man gedenkt das Abfluggate bekannt zu geben!
Und die Zeitspannen können für die einzelnen Flüge nicht unterschiedlicher sein! Für die Maschine nach Madrid, Abflug 13:20 Uhr, wird das Gate um 12:30 Uhr bekannt gegeben. 50 Minuten, das kann durchaus sportlich sein! Besonders bei einem Flughafen dieser Größe!

Bei anderen Flügen ist die Zeitspanne etwas großzügiger, aber mehr wie 90 Minuten vor Abflug können wir auf dem Anzeiger nirgendwo entdecken.
Unser Flug, Abflug 13:15 Uhr nach Düsseldorf, wird übrigens auch erst um 12:25 Uhr angezeigt! Also auch wir haben nur eine knappe Stunde! Wir werden mal schauen, ob wir die Info vielleicht ein bisschen früher rausbekommen oder wenigstens eine Tendenz erhalten, in welchem groben Bereich wir denn mit dem Anschlussflug für gewöhnlich rechnen dürfen. Ansonsten schauen wir einfach, dass wir einfach einen Wartebereich so ziemlich mittig aufsuchen! Und wenn viele andere Fluggäste ebenso denken, lernen wir bestimmt eine Menge neuer Leute im mittleren Terminalteil kennen. Man muss es einfach nur positiv sehen. Ihr seht, der Sarkasmus dank Müdigkeit gewinnt die Oberhand. 😉

Am liebsten hätte ich mich ja hier im Transferbereich zwischen den einzelnen Gates irgendwo hingeflackt und einfach die Zeit abgewartet. Hier ist es nämlich schön ruhig und auch weitläufig. Man hätte ein gutes Stündchen dösen können und einen Waschraum, um sich frisch zu machen, gibt es hier auch.
Und wenn ich geahnt hätte, was uns noch für ein Schwachsinn mit dem Gate bevor steht, wäre das sogar eine richtig kluge Idee gewesen! Blöderweise fehlt mir das Wissen aus der Zukunft und so laufen wir mehr oder minder allen anderen Flugpassagieren hinterher, die zielstrebig auf das zentrale Terminal zuhalten.

Bevor wir aber in den Genuss der typischen Flughafenangebote mit Parfüm Flacons in 10- Jahrespackungsgröße und Bazooka- Schokoladenwerfern kommen, stoppt uns abrupt eine Kofferkontrolle!

Unser ganzes Handgepäck wird von einer resoluten Beamtin an einem separaten Schalter einmal von oben bis unten gefilzt! Kein Kinderbonus für Nils und Tim, kein Mitleid mit uns als Eltern. Nüscht. Koffer auf, Hälfte raus, Hände überall rein und dann dürfen wir alles wieder einräumen. Ärgerlich! Besonders, wenn man gerade interkontinental angekommen ist und so ziemlich keine Energien für unnötige Umpackaktionen übrig hat.
Mir schleierhaft, warum ausgerechnet WIR die Koffer durchsuchen lassen müssen! Finden tut die gute Dame nichts. Sie sagt aber auch während der ganzen Zeit nichts! Nachdem sie minutenlang unser Handgepäck durchwühlt hat, gibt sie nur ein einziges Wort zum Besten. „Finish“. Gepaart mit einer Handbewegung, dass wir gefälligst den Durchsuchungsbereich für die nächsten Opfer schleunigst freizumachen haben!

Mit einer Fresse des Missmutes, die Klaus Kinski in seinen besten Tagen nicht besser hätte ziehen können, packen wir alles wieder ein. Dann passieren wir die Schleuse und stehen mitten in einem Gewusel und Gedränge aus Menschen! Wow, was ist denn hier los bitte? Sind wir irgendwo zwischen Londonderry und dem Kanal falsch abgebogen und das ist hier gar nicht London Heathrow Terminal 5 bzw. C, sondern der Wochenmarkt in Bombay?!
Himmel! Ist das voll hier!
Zum Glück fand die Kontrolle auf dem Obergeschoss des Terminals 5 statt, sodass wir jetzt von oben für ein paar Sekunden eine ruhige Ecke ausspionieren können, bevor uns die Rolltreppe unweigerlich nach unten in die Masse der Leute befördern wird! Instinktiv greifen Anja und ich die Hände unserer Jungs etwas fester…

Von oben haben wir uns schon eine ruhige Ecke hier im Ground Level etwas abseits ausgesucht. Hier sammeln wir uns erstmal und sondieren die Lage. Obwohl es nach unserer inneren Uhr noch immer mitten in der Nacht ist, wollen wir durch einen Kraftakt versuchen, gleich in diesen Tag zu gelangen. Also JETZT den Vormittag zu erzwingen, um in den Rhythmus zu kommen. Sonst wird es eine schwierige kommende Nacht!
Und der beste Weg um in den Tag zu starten ist nunmal ein Frühstück! Das kleine Sandwich, welches uns beim Landeanflug auf London vor bestimmt 3 Stunden gereicht wurde, hat eh nicht wirklich lange vorgehalten.
Und etwas zu essen zu besorgen ist das Beste, was wir mit unseren restlichen 20 Pfund machen können! Schon im Vorfeld zu dieser Reise haben wir den 10er und die zwei 5er britischen Banknoten eingepackt, die seit zwei Jahren ihr karges Dasein an unserer Küchenpinnwand gefristet haben! Sind seinerzeit übrig geblieben vom Reisebudget unserer großen Rundreise mit dem Wohnmobil durch Südengland.

Als totes Kapital ohne Zinsen mahnte der strenge Blick der Queen auf dem Schein gerade rechtzeitig vor Abflug, dass wir die Scheine einstecken und dann hier ausgeben. Zuhause umtauschen hätte wenig gebracht.

Nils und ich nehmen also die Bestellung von Anja und Tim auf, dann ziehen wir beide los zu einem der halb Kiosk- halb Supermärkte in der Ladengalerie, wo es genügend Sandwiches und Co zu geben scheint. Anja und Tim bleiben zurück. Anja, um auf die Koffer aufzupassen. Tim weil er müde ist und sowieso nicht mehr laufen mag.

In einem keinen Laden finden wir, neben Souvenirs und Süßigkeiten, tatsächlich die in England so typischen und hier auch einigermaßen bezahlbare „Meal- Deals“. Ein Sandwich, einen Schokoriegel oder eine kleine Tüte Chips und ein Getränk dazu. Meist eine Dose. Kostet dann so 5 Pfund.

Wir suchen passende Kombinationen für uns aus und gehen dann zur Kasse. Die 20 Pfund reichen auf jeden Fall.
Als ich das Geld auf den Tresen lege, schaut mich der Verkäufer an, als hätte ich von meinem Sohn selbst gemaltes Spielgeld auf die Bezahlschale gelegt!
Entsetzt schaut er mich an und fragt mich nach einigen bangen Sekunden, wobei er offenbar innerlich nach Fassung ringt, allen Ernstes, wo ich denn diese alten Scheine her hätte bitte! Und was ich damit wolle?!
Diese seien doch schon „seit Ewigkeiten“ nicht mehr im Umlauf und wären längst nicht mehr gültig!
Häh? Ist uns was entgangen? Ich werde ungehalten und antworte entsprechend: „Ist die Queen nicht mehr Königin? Hat sie abgedankt? Das man das Geld mit ihrem Bild drauf austauschen muss?! Die Scheine sind doch keine zwei Jahre alt!!“
Zugegeben das war jetzt zynisch.
Aber nach einem langen Flug ohne bzw. nur sehr wenig Schlaf mag man mir das verzeihen.
Der Typ an der Kasse bleibt cool und findet seine Contenance recht schnell wieder. Vielleicht passiert es nicht oft, dass hier jemand mit altem Geld bezahlen will. Aber sicherlich passiert es oft, dass der Verkäufer auf müde und gereizte Fluggäste reagieren muss. Und so prallt mein Kommentar an ihm einfach ab.
Es nützt nichts. Wenn ich die Meal Deals haben will, muss ich eine andere Bezahlmethode wählen. Zähneknirschend lasse ich Visa das Problem lösen. Aber wenn ich jetzt schon etwas weiß, dann auf jeden Fall, dass mir das pappige Sandwich nicht schmecken wird! So! Das wird ihm hoffentlich eine Lehre sein…

Auf dem Weg zurück zu Anja und Tim lege ich einen Zwischenstopp am Informationsschalter ein. Vielleicht gelingt es mir durch gutes Zureden, bei den beiden Damen schon jetzt das Gate für unseren Weiterflug zu erfahren, welches eigentlich erst in knapp anderthalb Stunden auf dem großen Infoscreen erscheinen soll. Zumindest das Terminal wäre ja schonmal was. Dann könnten wir uns zumindest schon müde in den Zielbereich schleppen und laufen nicht Gefahr, nachher von unserem abseits der Mitte gelegenen Ausruhpunkt dann in die genau entgegengesetzte Richtung laufen zu müssen.

Aber die beiden Damen am Schalter spucken nichts aus. Stoisch wie schon bestimmt ein halbes Dutzend Mal in der letzten halben Stunde verweisen sie auch mich an die Anzeigentafel, wo die Flüge eben mit Terminal aufgerufen werden, wenn sie dran sind. Lächerlich! Als ob sie hier nicht vorher wissen, wo die Flüge später abgefertigt werden! Es gäbe doch sonst ein heilloses Chaos, wenn man das ohne Plan einfach so passieren lassen würde! Kreuz und quer fahrende Flugzeuge, Gepäcktransporter, Tanker, Crews, die ihre Flugzeuge suchen und so weiter. Und auch für die Ressourcenplanung müssen die doch wissen, welcher Flieger wann wo andocken kann und auch ein freies Gate dafür vorfindet! Aber es bringt nichts. Wir bekommen keine Info und sollen im Terminal verharren. Mitten zwischen Parfums, Klamotten, Souvenirs, Harry Potter Fanshop und Schokoladen. Das hat doch Methode, kann man mir sagen, was man will…

Grummelig und missmutig lasse ich mich neben Anja und Tim auf die Bank fallen, dass die Lehne wackelt. Anja schaut kurz auf, Tim bemerkt das hingegen gar nicht. Er ist, wie Kinder so sind, bei alle dem Gewusel um ihn herum endlich eingeschlafen. Wenigstens einer. Nils mümmelt ein wenig am Schokoriegel und dann warten wir. Wir sitzen einfach nur stur die Zeit ab, bis unser Anschlussflug auch endlich einem Gate zugeordnet wird.

Um Punkt 12:25 Uhr ist es soweit! Unser Flug erhält ENDLICH ein Gate! Und immerhin: Es gibt keine Verspätung! Das ist doch was! Wir strecken uns mühsam, unsere Knochen knacken. Durch Gähnen versuchen wir etwas mehr Sauerstoff aufzunehmen, um wach zu werden! Ich würde mir ja glatt für das letzte, jetzt nochmals notwendige Aufbäumen am liebsten eine Dose Redbull reinpfeiffen! Aber wenn der Kiosk meinen britischen Schein nicht nimmt, nehme ich keinen RedBull. Einfache Rechnung. Den Umsatzverlust muss er heute Abend seinem Chef erklären. Nicht ich. 😉

Ich komme aus dem Staunen und dem anschließenden Fluchen nicht heraus, als das Gate angezeigt wird. C! Also GENAU der Bereich, wo wir vorhin bereits gelandet sind! Wieder müssen wir durch diese dämliche Sicherheitskontrolle, dieses Mal von der anderen Seite. Wieder müssen wir mit Dutzenden anderen zusammen mit dem Transferzug zum C- Komplex fahren, den wir mit dem gleichen Zug vorhin in Gegenrichtung verlassen haben. Und wieder gehen wir die gleichen Wege, nutzen die gleichen Rolltreppen und so weiter. Hätte man das eher gewusst, hätten wir wirklich einfach nach dem Aussteigen gleich dort bleiben können, wo wir vorhin gewesen sind!
Das neue Abfluggate ist schräg gegenüber unseren alten Ankunftgates!

Das Boarding klappt leider nicht reibungslos. Es herrscht Gedränge im Flugzeug, weil viele Gäste offenbar in einem Pulk mit einem der Züge am Gate angekommen sind. Als wir eben wieder als die ersten ins Flugzeug gehen durften, war der Wartebereit vor dem Flugzeug fast leer und blieb es auch, als wir längst alles verstaut hatten und schon sitzen. Jetzt aber strömen mehr oder minder viele Gäste zeitgleich zu ihren Plätze wie eine große Verstopfung in einem Rohr. Die Folge: Es dauert!
20 Minuten später als geplant heben wir dann aber doch ab. Puh! Geschafft! Die letzten Flugmeilen, bis wir in etwas mehr als einer Stunde dann hoffentlich mit Sack und Pack in Düsseldorf ankommen werden. Unserem „Piloten“ für die letzten Kilometer auf dem Landweg haben wir vorhin, das Gate nebst pünktlich prognostizierten Abflug bekannt gegeben wurde, wie vereinbart eine Nachricht geschrieben. Thomas setzt sich also im gleichen Moment, wo wir in London auf die Runway rollen, in Bewegung zum Flughafen Düsseldorf.

Der zweite Flug heute verläuft aber wenigstens reibungslos. Saft- und kraftlos lassen wir den Flug über uns ergehen, dösen mehr, als dass wir wirklich etwas von der Fortbewegung mitbekommen. Draußen ist es sowieso viel zu diesig, um irgendwas zu erkennen und ehrlich gesagt haben wir auch wenig Lust dazu, uns an diesem Flug zu erfreuen. Erst, als der Flieger merklich an Höhe verliert und die Anschnallzeichen angehen, werden wir munter.
Wie lange sind wir jetzt eigentlich schon auf den Beinen? Egal. Wir haben es fast geschafft.

In Düsseldorf angekommen ist der Rest zum Glück reine Routine! An der Passkontrolle nickt der Beamte anerkennend unter Kollegen Tim zu, als ihn dieser mit einem breiten Lächeln und seiner noch immer am T- Shirt klebenden Polizeimarke aus Los Angeles anlächelt. Blöd, die hätten wir mal besser abgemacht. Denn außer uns wird kaum ein anderer kontrolliert. Geschultes Auge haben die Beamten! Sehen offenbar, dass wir vor dem Zubringer aus London interkontinental angekommen sind. Aber mehr als einen Blick in die Pässe wollen die Beamten dann auch nicht gehen. Wir dürfen passieren.

Auch unsere Koffer, ALLE Koffer und auch der Kindersitz als Sondergepäck rollen relativ früh über das Band. Alles sieht soweit gut aus! Wir schnappen uns alles und machen, dass wir aus dem Terminal kommen. Draußen wartet zum Glück auch schon Thomas mit unserem VW Touran, der gierig all unser Gepäck schluckt. Er muss sich wahrlich nicht hinter dem Hyundai verstecken. Ist schon ein schönes Auto.

Auf der Heimfahrt erzählen wir Thomas mehr oder weniger im Schnelldurchlauf die Highlights des Tripps. Insbesondere die Erfahrungen mit Auto und natürlich dem großen Wohnmobil dominieren dabei. Uns fällt auf, wie sehr doch der Verkehr völlig konträr zu den Staaten abläuft! Irgendwie viel rüder. Vielleicht aber liegt dies auch zum großen Stück daran, dass hier einfach viel weniger Platz ist! Ja, das ist sicherlich, neben der Mentalität, ein großes Problem. Wo in den USA oft zwei Fahrspuren für jede Richtung zu finden sind und Ampeln auch gerne mal für 4, 5, 6 Ampeln am Stück grüne Welle zeigen und der Verkehr einfach rollt, wird man hier doch mehr ausgebremst, als erwartet.

Gegen 17 Uhr sind wir wieder zuhause! Geschafft! Unschlüssig überlegen wir, wie man den Tag jetzt richtig enden lässt, um möglichst gleich wieder in unserem Zeitrhythmus Fuß zu fassen. Zumindest für Anja und mich. Die Jungs hingegen bringen wir sofort ins Bett. Rollo runter und dunkel machen, sofort die Nacht für sie nach diesem unfassbar langen Tag simulieren. Sofort schlafen die Jungs wie ein Stein ein.
Anja und ich sortieren wenigstens noch ein paar Sachen, schauen die Post durch und halten uns so gut es geht über Wasser. Aber um 20 Uhr ist auch für uns endgültig Feierabend. Wir krauchen ins Bett und fallen ebenfalls sofort in einen tiefen und festen Schlaf.

 

Mittwoch, 28 März – Endlich zuhause…

Gegen vier Uhr an diesem Mittwochmorgen bin ich komplett wach! Ich fühle mich, als hätte jemand in der Nacht ein Ladekabel in meinen Hintern gesteckt und dieses hätte mich wieder zu 100% aufgeladen! Zu meiner Überraschung scheint es aber nur mir so zu gehen! Alle anderen schlafen weiterhin wie die Steine! Da ich im Bett nichts mehr mit mir anzufangen weiß, stehe ich auf. Und nachdem ich mich leise angezogen habe, mache ich mich auf den Weg nach Köln! Genauer zum Metzger Hollweck auf der Vitalisstraße in Ehrenfeld. Der macht nämlich nicht nur bereits um 5 Uhr auf, sondern hat auch herrliche Spießbratenbrötchen, Mett, Leberwurst und Fleischwurst! Das ist GENAU das, was ich mindestens seit 10 Tagen vermisse! Ein gutes deutsches knuspriges Brötchen mit lecker Margarine drunter und Leberwurst oben drauf!
Dazu so ein herzhaftes Spießbratenbrötchen, das ist genau der perfekte Re-Start der gastronomischen Genüsse in Deutschland!
Und als ich um kurz vor halb 6 mit einer Tüte duftender noch warmer Brötchen und der leckersten Wurst zuhause ankomme, ist die ganze Familie schon wach, hat den Tisch gedeckt und schaut gespannt den B- Cartoons zu, die um diese Zeit schon über den Kinderkanal kommen.

Wir sind wieder zuhause.

🙂

 

2 Kommentare

  1. Hallo und ein großes Kompliment für diesen tollen Reisebericht.
    Jeder neue Reisetag wurde mit Spannung erwartet und fast hatte man das Gefühl selbst an der Reise teilgenommen zu haben.
    Leider ist dieser Urlaubsbericht nun auch vorbei, aber ich freue mich schon auf die zuküntigen Berichte und Erzählungen:-)

    Aber nicht nur die Berichte sondern auch die nützlichen Hinweise und Tipps auf eurer Seite sind einfach grandios und verdienen ein dickes Lob
    Ganz liebe Grüße

    • Lieber Andreas,

      vielen Dank für dein freundliches Lob, hat uns alle sehr gefreut! Sehr gerne nehmen wir dich auch nächstes Mal wieder mit! 😉
      Beste Grüße
      Tim, Nils, Anja und Björn

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