Anreise: Mit dem Wohnmobil durch den Westerwald

Der Tag steht natürlich als aller Erstes mal unter dem Stern des Brötchenverdienens.
Bislang hat uns nun mal leider noch kein reicher Scheich als Reisegeschichtenschreiber entdeckt und noch kein Sponsor hat für transitfrei.de bislang ein so tolles Werbeangebot unterbreitet, als dass wir davon leben könnten… 😉
Also verdienen wir an diesem Tag ganz klassisch mit unserem Job, bis wir am Nachmittag die Reise in den Kurzurlaub antreten können.

Zuhause werden noch flugs die restlichen Sachen eingeladen, der Kühlschrank befüllt und die Räder aufgesattelt.
Zwar brauchen wir die Räder mit etwas Glück nicht (wir wollen ja Boot fahren und nicht Rad fahren), aber der Radträger frisst ausgeklappt wie eingefahren kein Brot und ob die Räder nun drauf oder runter sind, macht eigentlich keinen Unterschied.
Also rauf damit und fest geschnallt.

         
     Anja und Wohni freuen sich, es geht endlich wieder los!    Jetzt nur noch flugs die letzten Sachen verladen!

Nachdem wir dann alles gepackt und geladen haben, machen wir uns startbereit und schließen die Startcheckliste ab.
Und dann passiert es natürlich trotz Solarmodul…
Ich drehe den Schlüssel:
“Wrrrswrrswrrrtt“.
Ich probiere es nach mehrmaligem Vorglühen ein zweites Mal…
„Wrrrsst“
Das wars, Batterie leer.
Aber egal!
Schnell den PKW herbei geholt und die Batterie an die Startkabel angeklemmt.
Jetzt sollte es besser gehen, aber obwohl der herbeigerufene PKW gut Strom liefert, will Wohni trotzdem nicht starten!
Die Spannung reicht einfach nicht aus!
Anja gibt Gas und jagt den PKW im Standgas auf 3.000 Umdrehungen hoch, dass die Nachbarn schon gucken.
Das langt dann. Wohni erwacht mit einem Huster und der Motor läuft sofort zufrieden und satt vor sich hin.
Ahhh!
Wie hab ich das vermisst!
Der Diesel läuft, Maschine läuft, Boot ist klar zum auslaufen.
Nur abstellen sollten wir den Motor die nächsten 100 Kilometer nun nicht mehr… 😉

         
     Sorgenkind Batterie…                                            Jetzt hilft nur noch Starthilfe…

Anja stellt flugs den PKW wieder an seinen Platz und eilt dann im Sauseschritt zu mir herüber, nimmt auf dem Beifahrersitz Platz und nur kurze Zeit später sind wir unterwegs.
Exakt um 16:34 Uhr verlassen wir die heimischen Gefilde!
Macht’s gut Minki und Dori, mein Dad wird euch schon füttern, bis Sonntag!

Die ersten Minuten auf der Straße sind super!
Wohni fährt sich, als hätte er nie was anderes gemacht.
Der im Juni / Juli bei Fiat durchgeführte kleine Check mit Getriebeölwechsel und dem Tausch des porösen Schlauches war wohl ein voller Erfolg.
Das Getriebe schaltet sich wieder total leicht, macht keine Geräusche und beim Bremsen haben wir auch endlich wieder ordentlichen Bremsdruck, egal bei welcher Motordrehzahl.
Nur Anja meint, dass sich unser Wohnmobil doch recht brummig fährt. Auch an die Ausmaße muss man sich erstmal wieder gewöhnen…
Andererseits nötigt so ein Wohnmobil auch einen gewissen Respekt bei anderen Verkehrsteilnehmern ab. An den künstlichen Verengungen unserer Straßen kommt es mit einem PKW öfters vor, dass einem die Vorfahrt genommen wird oder sich einer noch schnell „durchquetscht“. Aber mit dem Wohni? Da halten die Leute schon an, obwohl man noch 30 Meter von der Verkehrsinsel entfernt ist 😀

Mit Schwung geht es kurz darauf auf die A 4 und in Richtung Westen.
Zu meiner großen Freude haben wir tatsächlich Rückenwind, was sich bei einem Wohnmobil wie dem unseren natürlich sogleich in der Geschwindigkeit bemerkbar macht.
Mühelos erreichen wir die 100 laut Navi und als wir am Rasthof Frechen die A 4 nach Köln herab sausen, kratzen wir sogar mit 3/4- Gas an den 110 km/h!
Anja muss mich final verbal einbremsen und erinnert mich daran, dass ich jetzt nicht in meinem Fiat Bravo sitze… 😉
OK, OK, sie hat ja Recht.

         
     Auch ich freue mich!                                                 Denn wir sind endlich wieder unterwegs!

Entspannt mit 95 km/h geht es also weiter auf der A 4 entlang, die wir in Köln zu Gunsten der A 559 / A 59 verlassen.
Wir wurschteln uns dann durch den Feierabend- Flughafen- Verkehr, bis wir auf die A 560 in Richtung Hennef auffahren.
Für die Anreise zur Ulmtalsperre haben wir uns übrigens bewusst gegen die Strecke über die A 4 via Olpe und dann via A 45 entschieden.
Stattdessen wollen wir es mit der Landstraße B 8 durch und in den Westerwald probieren.
Laut Navi ist diese Route (mit begrenzter Geschwindigkeit 88 km/h gerechnet) nur 5 Minuten länger, spart aber locker 30 Kilometer!
Und ein paar Eindrücke vom Westerwald mitnehmen? Warum nicht!
Besser als über die Autobahn jagen ist es allemal!

Und so sind wir gegen 20 nach 5 auf dem letzten Kilometer Autobahn unterwegs und fahren nun auf der B 8 immer weiter in Richtung Osten.

         
     Die ersten Eindrücke vom Westerwald und die letzten der BAB   Nun geht es auf der Landstraße weiter

Unser Vorwärtsdrang wird eigentlich nur durch eine blöde Baustelle gestoppt, die die Route über die B 8 großräumig umleitet.
Das kostet natürlich Zeit…
Schnell verfalle ich jetzt in Sorge, ob wir es noch zeitig zum Campingplatz schaffen werden.
Eigentlich wollte ich um 4 abgefahren und gegen 6 an der Talsperre angekommen sein.
Nun sind wir erst fast um 5 los gekommen und dank einer Umleitung vergehen weitere wertvolle Minuten.
Was ist, wenn der Platz schon um 7 zumacht?
Ein paar leckere frische Sachen zum Grillen wollten wir ja auch noch einkaufen!

Ich will daher versuchen die verlängerte Fahrtzeit so gering wie möglich zu halten und halte mich nicht so ganz genau an die offizielle Beschilderung der Umleitung, sondern folge lieber 2 Handwerkerfahrzeugen aus Altenkirchen, die abrupt in eine kleinere Seitenstraße links abbiegen.
Soll mir recht sein!

Zunächst scheint die Route auch vielversprechend. Schnell wird jedoch klar, dass diese neue Route als offizielle Umleitung nicht getaugt hätte.
Der Weg ist eng, steil, fällt stark ab und hat einige Kurven im Petto, die es die anspruchsvollste Tour durch den Schwarzwald oder durch die Toskana nicht besser könnte!
Ich hab ferner Mühe, dass mir die Handwerkerwagen nicht abhauen, denn das Navi will instinktiv immer wieder zurück auf die gesperrte B 8 und ich hab keinen Bock anzuhalten und das Navi neu zu programmieren…

              
     Unterwegs auf engen Schleichwegen…                       …immer den Handwerkern hinterher

Aber anstelle zu meckern macht es mehr Spass sich an den fahrerischen Herausforderungen zu erfreuen und darüber hinaus die tolle Landschaft abseits der Hauptstraße zu genießen.
Nur Anja ist nicht besonders begeistert und bemerkt mehrfach und mit zunehmenden Anspruch der Route auch mit Nachdruck, dass wir für den Rückweg auf jeden Fall die offizielle Route fahren, wo auch LKW entlang fahren müssen.
Naja, wenigstens jetzt hab ich meine Freude… 😉

         
     Die Route ist zwar mitunter knifflig und die Gassen sind eng   Dafür hat man aber auch tolle Einblicke in die Natur!

Für Anjas Blutdruck zum Glück führt die Ersatzroute nicht allzu lange über Land und nach etwa 15 km Umweg sind wir wieder auf der B 8 im Westerwald unterwegs.
Kurz darauf verlassen wir die B 8 zu Gunsten der B 414, die uns final bei Herborn bis kurz vor die Talsperre bringt.

Unterwegs halten wir immer wieder Ausschau nach einem Supermarkt, aber so sehr wir uns auch die Augen ausgucken, irgendwie ist nie wirklich was passables dabei.
Einzig einen Edeka in Höhe Altenkirchen hätten wir nehmen können, aber da wollte ich den Motor noch nicht abschalten, da die Batterie ja noch immer nicht richtig voll sein dürfte.
Daher lieber so lange wie möglich fahren.
Dafür aber sehen wir allerlei Handel mit Grabsteinen, Holz, Baumaterialien, Autos, Elektro, Gartenbedarf und Möbelhäuser, aber kein Supermarkt! Das blöde dabei ist aber auch, dass die Hauptstraße an den besonders großen Orten (wie Altenkirchen oder Bad Marienfeld) vorbei führt!
Ca. 10 Kilometer vor dem Ziel haben wir dann die Hoffnung fast aufgegeben, denn wir verlassen gegen halb 7 die B 414 für das letzte Stück bis zum Campingplatz.
Naja, dann müssen wir eben morgen mal mit dem Fahrrad schauen…

In Driedorf dann aber die Überraschung, ein Edeka hat grad mal noch gute 15 Minuten geöffnet, bis hier um 7 die Tore fallen und der Laden schließt.
Eilig fahren wir auf den Parkplatz, stellen den Motor ab und wollen uns gerade einen Einkaufswagen schnappen, als wir bemerken, dass wir auf dem Parkplatz des Getränkemarktes stehen.
Der „echte“ Edeka ist auf der anderen Straßenseite schräg gegenüber.
Also wieder flugs ins Mobil und rüber fahren, da kommt wieder dieses vertraute Geräusch des Anlassers…
„WRRRRSSSWRRRSSS!“
Oh- Oh!
Die Batterie ist trotz einer 130- Kilometer langen Fahrt wohl noch nicht ausreichend gefüllt.
Das war es dann wohl!
Jetzt brauchen wir Starthilfe und mit etwas Pech den ADAC.
Ankommen bei Tageslicht am Campingplatz dürfte damit wohl erledigt sein, geschweige denn überhaupt innerhalb der Öffnungszeiten am CP ankommen.
Wie kann das nur sein? Haben vielleicht Starterbatterie, Aufbaubatterie, Kühlschrank, Navi und Bordelektrik so sehr an der Lichtmaschine gelutscht, dass es einfach nicht gereicht hat?
Doch dann die Erlösung!
Mit dem letzten WRRRRSSS startet Wohni plötzlich und er läuft wieder!
Juchu!
Unser Wohni ist schon eine Wucht!
Wir fahren fix rüber zum „echten“ Edeka, damit Anja in aller Eile noch schnell Getränke und was zum Grillen einkaufen kann, damit wir dies nicht auf dem Campingplatz mit begrenzter Auswahl oder mit dem Fahrrad einkaufen müssen.
Besonders Wasser fehlt uns.
Zur Sicherheit will ich nun natürlich den Motor nicht mehr abschalten und entsende Anja allein auf die Edeka- Einkaufsmission.
Ich fahre hingegen in die letzte Ecke des fast leeren Edeka- Parkplatzes und bleibe dort mit laufendem Motor stehen.

         
     Ich parke vor dem Edeka in Driedorf etwas abseits         Den Motor müssen wir wegen der leeren Batterie laufen lassen

Da die Uhr schon kurz vor 7 zeigt, rufe ich nun kurz beim Campingplatz an und kündige unsere Verspätung an.
Es wird tatsächlich knapp werden, denn gegen halb 8 ist Rezeptionsschluss.
Man kann aber noch „per Klingel“ auf den Platz kommen und dann am nächsten Tag das offizielle Einchecken nachholen.
Naja, darauf würde ich natürlich gern verzichten, zumal wir uns immer gern gleich am Anreisetag in der Rezeption mit allem an verfügbarem Infomaterial eindecken.

Anja eilt derweil durch den Edeka und ist kurz vor Ladenschluss mit einem nur wenig gefüllten Einkaufswagen wieder draußen.
„Gab nicht alles“ gibt sie mir fast schon entschuldigend entgegen.
Ganz besonders Trinkwasser aus Flaschen hätten wir gebraucht, aber ausgerechnet die gibt es natürlich nur im gegenüber liegenden Getränkemarkt. Arrrgghhh.
Naja, dann muss es eben so gehen!

Wir fahren schnell weiter in Richtung Campingplatz, um noch vor Rezeptionsschluss anzukommen, was uns um kurz vor halb 8 auch gelingt.
In voller Vorfreude auf den Platz und ein schönes Wochenende denke ich natürlich nicht nach und während Anja noch fragt, was ich jetzt mit dem Motor machen will, hab ich auch schon den Schlüssel rum gedreht.
Arrrgggghhh zum zweiten!
Naja, nun ist es auch egal, jetzt wird erstmal eingecheckt.

         
     Die letzten Meter unterwegs zum CP                          Dort vorn ist die Staumauer (schön begrünt von links)

         
     Wir stehen an der Zufahrt zum Campingplatz              Blöd! Ich hab den Motor ausgemacht…   🙁

Das mit dem Einchecken geht zum Glück erstaunlich schnell.
Wir bekommen alles erklärt, erhalten einen Platzplan, können uns mit Infomaterial eindecken und auch einen ganzen Satz Duschmarken nehmen wir sogleich mit.
Das alles wird uns, genau so wie der Weg zum nur 2km entfernten REWE- Supermarkt im Nachbarort, sehr freundlich und zuvorkommend erklärt.
Perfekter Start!

Zu meiner Freude bekommen wir auch die Info, dass es für die Touristencamper keine fixen Parzellen gäbe. Wir können uns einfach auf der C- Wiese was aussuchen und wenn es uns dort wider Erwarten doch nicht gefallen würde (zu nah am Wasser, zu weit weg vom Wasser, zu ruhig, zu laut, etc) sollten wir einfach wieder in der Rezeption vorbei schauen.
Dann könnten wir uns auch auf einem anderen Feld (B zum Beispiel) etwas aussuchen, wir müssten dann nur Bescheid sagen.
Find ich toll!

Zurück am Mobil haben wir dann wider Erwarten Glück, denn anders, als beim Edeka, startet unser Wohni nun auf einmal deutlich besser.
Ob sich Wohni auch auf das Campingwochenende freut? 😉

Die Zufahrt zum Feld C ist schnell gefunden und wir rollen auf den Platz.
Und dann staunen wir erstmal darüber, wie toll die Wiese C doch ist!
Sie liegt wirklich fast direkt am See, sodass man allenfalls 3 mal fallen muss und spätestens beim dritten Mal schon im Wasser liegt.
Zu unserer großen Überraschung (es sind doch Ferien und wir haben mit einem vollen Platz gerechnet!) stehen außer uns aber nur noch ein niederländischer Wohnwagen ziemlich mittig und ein weiterer niederländischer Wohnwagen etwas abseits oberhalb auf dem Feld. Alles in allem ist hier locker Platz für mehrere weitere Fahrzeuge.

Wir entdecken auch gleich einen tollen Platz mit direktem Blick auf den See unter einem Baum gelegen.
Ein erster Blick in die Orientierung der Himmelsrichtung offenbart zusätzlich, dass wir dort –trotz Baum- einen recht guten und freien Blick nach Süden für einen ordentlichen TV- Empfang haben werden und ebenfalls schräg Richtung Süd einen freien Blick auf den See haben.
Wir rollen voller Freude auf dieses tolle Fleckchen mit dem traumhaften Blick auf den See und wollen uns sogleich auf eine freie Fläche stellen.
Kurz überlegt, „da vorn neben dem Baum ist noch Platz, die Sonne scheint dort auch, Wunderbar“ und flugs stehen wir seitlich eines mächtigen Baumes mit total schönem Blick auf den See.

„Du kannt hier niet parkeren!“ ist das erste, was ich entgegen gerufen bekomme.
Links von uns steht etwa 30 Meter entfernt der mittig parkende Holländer mit einem recht großen Hymer- Wohnwagen, aus dem ein Mann eiligst und gestekulierend auf uns zu kommt.
„Warum denn nicht?“ frag ich in bestem Deutsch durch das geöffnete Seitenfenster.
Zu nah an ihm dran stehen wir sicherlich nicht, denn er hat sein Vorzelt in unsere Richtung aufgebaut und zwischen ihm und uns würde locker nochmals ein weiteres Wohnmobil oder ein Wohnwagen passen.
Und da wir unsere Tür ja auch nach rechts aufmachen und er parallel zu uns steht, sieht er allenfalls unsere Fahrer- Seitenwand.
Den Blick zum See nehmen wir ihm auch nicht, denn wie gesagt, wir stehen parallel in der Höhe etwa gleichauf.
„Mein Sohn die kommt morge, da habe ich die ganze Areal reserviert!“
„Aha“ entgegne ich, „und der hat ein 17 Meter langes Wohnmobil und einen 25 Meter langen Caravan?!“
„Nein du kannt hier niet stehen bleiben, das ist für die meine Sohn reserviert, ich war heute bei die Platzwart!“
„Das ist ja schön“ entgegne ich erneut, frage aber gleichzeitig, welche Parzelle er denn GENAU meint, denn nach wie vor finden sich auf dem Boden keinerlei Markierungen für Parzellen und wie gesagt kann sein Sohn, wenn er nicht wirklich einen Super- Winnebago mit Slide- Out fährt, locker noch neben uns stehen.
Der Niederländer wird ungehalten, droht mir mit dem Platzwart.
„Na mach mal“, werfe ich ihm entgegen. Er hat mittlerweile mit hochrotem Kopf direkt an meinem Fahrerfenster Stellung bezogen und würde mich am liebsten aus dem Mobil zerren und unser Mobil selbst auf Seite fahren oder wohlmöglich gleich im Stausee versenken.
„Ich hab das Feld, ganze Areal, reseviert, weil mein Sohn kommt morgen!“ Immer wieder hören wir uns die Argumentation an.

„Ja, wir wissen es, dein Sohn kommt morgen!“
Auch ich werde nun langsam ungehalten und hab keinen Bock mir hier den ganzen Abend das Gesabber von so einem „Frikandelmoppel“ anhören zu müssen!
Ich will auch endlich ankommen und Urlaub haben, in den See springen und so.
Mittlerweile sichtlich genervt zeige ich ihm unseren Platzplan, den wir in der Rezeption bekommen haben.
Und dort ist natürlich unmissverständlich eingezeichnet, dass wir auf dem Feld C stehen dürfen.
„Auch ich hab reserviert!“ werfe ich zur Untermauerung mit ins Feld, zu dumm, dass ich die email des Campingplatzes mit der Bestätigung „Feld C“ nicht ausgedruckt hab…
Davon lässt sich aber unser kleiner Niederländer überhaupt nicht beeindrucken, er besteht weiter darauf, dass sein Sohn morgen kommt und er das ganz Areal, aber mindestens den Platz von hier bis zum Baum (wie gesagt Platz für 3 Womos / Wowas) reserviert habe.
Diese Reihe, das sieht schon mit einem Blick, ist natürlich die absolut schönste Reihe auf dem ganzen Feld.
Hier scheint die Sonne, hier hat man den freien Blick zum Wasser und die Wiese ist schön groß.
„Woanders ist aber keine Sonne, wir möchten auch in der Sonne stehen!“ werfe ich als letztes Argument gemeinsam mit Anja in den Raum.
„Da hinten kannst dü auch güt stehen!“ meint der Niederländer zeigt auf ein wenig attraktives Feld ganz am Ende des C- Feldes an einem Busch. Dort drüben ist schon fast Mitternacht…
Anja winkt ab! „Da ist keine Sonne!“
Die darauf folgende Argumentation hätten wir uns denken können: „Mein Sohn kommt morche!“
Eins ist mal klar, von allein geht der nicht…
Was nun?

Einerseits wollen wir ja keinen Streit, aber andererseits wollen wir diesen schönen Platz auch nicht einfach so aufgeben.
Dennoch entscheiden wir uns schon aus Fairness für die Urlaubswünsche eines anderen Menschen einfach mal eine kleine Runde über das C- Feld zu drehen und zu schauen, ob uns nicht vielleicht ein anderer Platz auch zusagen würde.
„Gucken können wir ja mal“ meint Anja und damit hat sie ja nicht Unrecht.

Der garstige Niederländer hat derweil das Verkehrsmittel bestiegen, womit die Niederländer vielleicht noch am besten umgehen können: Das Fahrrad!
Er radelt mit kraftvollen Pedaltritten und noch immer hochrotem Kopf davon auf der Suche nach dem Platzwart.
Mit etwas Glück ist die Rezeption nun schon geschlossen… 😉

Wir drehen also eine kleine Runde über das C- Feld und finden am hinteren Ende eine kleinere Ecke unter einem Baum, die uns auch noch gefallen könnte.
OK, es ist deutlich schattiger, mit dem TV- Programm wird eine Herausforderung und ob hier morgen Sonne zu uns scheint, wissen wir auch nicht.

Ja und jetzt wird es richtig kindisch!

Und noch während wir abwägen, ob wir uns mit dem deutlich schlechteren Platz zufrieden geben, kommt unser Holländer wieder auf den Platz geradelt und checkt die aktuelle Lage.
Er eilt daraufhin mit größtmöglichen Schritten zu seinem roten Volvo, der längsseits von seinem Wohnwagen geparkt steht.
Der Holländer hatte wohl gerade einen Geistesblitz und nutzt die Gunst der Stunde, dass wir just in diesem Moment NICHT auf unserer und seiner Wunschparzelle stehen und parkt tatsächlich kackfrech sein Auto quer auf der Wiese, steigt aus und drückt dann, sichtlich erleichtert, auf den Alarmanlagenknopf seiner Fernbedienung.
Zack, Klappe zu, Affe tot!
Das ging schnell! Wir können es nicht glauben! Der hat gerade tatsächlich sein Auto quer auf mindestens 2 Parzellen geparkt!

Unschlüssig schauen wir uns an, was nun zu tun ist.
OK, vom Grunde her haben wir ein 3,1- Tonnen- Mobil, er „nur“ einen Schweden- Panzer.
Wenn wir es geschickt anstellen, schieben wir den einfach von der Wiese 😉

In dem Moment kommt tatsächlich der nette Platzwart um die Ecke, der sich wohl die Argumentation des Niederländers anhören musste und nun mal nach dem Rechten schauen mag. Mit dem Rad hat unser „Turbo-Henk“ den Platzwart natürlich locker abgehängt, sodass der Platzwart eben erst jetzt eintrifft und eigentlich schon vor vollendeten Tatsachen steht.
Denn wie gesagt, das Auto blockiert nun quer geparkt seine Nachbarparzelle und die benachbarte Parzelle.
Der Platzwart kommt zu uns ans Mobil und schaut fast schon entschuldigend durchs Fenster.
Er bestätigt uns, dass der Niederländer heute Nachmittag tatsächlich einen weiteren Platz auf dem Feld C für seinen Sohn reserviert habe.
Es gebe aber keine feste Parzellenzuweisung, sondern man könne sich viel mehr dorthin stellen, wo Platz wäre.
Wir zeigen ihm unseren Platzplan, wo die Dame in der Rezeption unseren Platz eingezeichnet hat und er bestätigt uns auch, dass wir eigentlich dort parken könnten.
Nun aber steht der Volvo quer auf 2 Plätzen und damit auf mehr Raum, den man für gewöhnlich für einen weiteren Gast reservieren muss. Das erklären wir auch so dem Platzwart, aber große Hoffnung, dass er uns jetzt noch helfen kann, haben wir eigentlich nicht. Aber und das wollen wir an dieser Stelle auch mal klar machen: Die drei schönsten Plätze auf der C- Wiese sind nun in „niederländischer Hand“ und es ist eigentlich unfair, dass einer drei Plätze blockiert. Wir hätten wirklich noch locker daneben gepasst.
Das hat wiederum der Niederländer mitbekommen und wiederholt nun schon zum geschätzten sechsundzwanzigsten Mal, dass morgen sein Sohn käme und er diesen Platz für seinen Sohn reserviert habe.
Jetzt, wo sein Auto auf diesem Platz steht, wird es eh so gut wie unmöglich sein diesen schönen Platz noch in Besitz zu nehmen.
„Der klügere gibt nach“ sag ich mir, während der Platzwart bei uns am Fenster steht und beruhigend auf uns einredet.
Als kleiner Versöhnungsversuch bekommen wir vom Platzwart nun eine genaue Einweisung über Sonnenaufgang, Sonnenwanderung und Sonnenuntergang sowie die Himmelsrichtungen auf dem Platz, damit wir unsere TV- Antenne optimal ausrichten können und nimmt Anja auch ein wenig die Sorge, dass wir vielleicht den halben Tag im Schatten stehen.

Der Platzwart schlägt vor, dass wir einfach mit etwas Abstand neben dem Volvo stehen könnten.
Platz wäre schon noch, aber dann hätten wir den Baum genau auf Südseite und dann wäre es wohl auch Essig mit Fernsehen.
Zumal ich absolut sicher bin, dass wenn wir uns jetzt wieder in Richtung des niederländischen Feldes in Bewegung setzen, unser Nachbar zum Nationalkrieg ausholen wird.
Ich denk mal für dieses Wochenende ist es am besten, wenn wir mit möglichst viel Abstand zum Niederländer stehen.

Also wählen wir lieber den Platz ganz im Eck auf der anderen Seite des C- Feldes und parken mit relativ freiem Blick zwar ziemlich schräg aber dafür im Moment recht schattig an der Hecke.
Geht schon! Hoffentlich wird es auch hier morgen sonnig…

Was mich aber in dieser Situation des „Verlierens“ richtig ankotzt ist die Tatsache, dass unser Niederländer nicht ein Wort des Dankes übrig hat.
Er ist nach seiner Auffassung absolut im Recht und zeigt mit einem siegerhaften „Euch hab ich es gezeigt“, dass er der „wahre Platzhirsch“ hier auf dem Feld C ist.
Er ist es, der das hier ganz klar aus der deutsch- niederländischen Begegnung als Sieger vom Platz geht.
Hätte er sich nun wenigstens dafür bedankt, dass wir nachgegeben haben, die Parzelle frei gemacht haben und er mit seinem Sohn zusammen stehen kann (was wirklich absolut ehrlich auch ohne unser Verrücken gegangen wäre!), dann würde uns die „Niederlage“ gar nicht so sehr wurmen.
Aber da er sich auch noch darüber freut, das Problem auf seine Weise gelöst zu haben, bleibt natürlich mehr, als nur ein fader Beigeschmack.

Soll er uns doch den Buckel runter rutschen!
Wehe der braucht irgendwas, fragt nach etwas, hat eine Bitte oder ist sonst irgendwie auf unsere Kooperation angewiesen, dann bekämen wir unsere Chance der Rache 😉

         
     Endlich angekommen! Wir stehen recht schattig…         Während unser „neuer Freund“ so schön offen parkt…

         
     Mal aus anderer Sicht: So stehen wir jetzt…                  …vorhin standen wir da, wo jetzt der rote Volvo parkt…

Die Wiese hat übrigens eine nicht unerhebliche Schräglage!
Wir nutzen also unsere Auffahrkeile und unterkeilen unsere Vorderachse.
Ganz reicht es allerdings nicht aus. Wenn man vom Arbeitszimmer (das Cockpit) ins Wohnzimmer oder ins Badezimmer (TV- Ecke oder Nasszelle 😉 gehen möchte, dann ist das fast wie eine Bergwanderung…

Aber egal, so schlimm wird es schon nicht werden. Wir wollen uns ja eh mehr draußen aufhalten und weniger im Wohnmobil.
Als erstes stecken wir nun Strom an und ich prüfe fix mit dem Voltmeter, dass auch wirklich Ladestrom an der Batterie ankommt.
Kommt aber an, also muss ich mir hier keine Sorgen machen.
Ich denk mal ein verlängertes Wochenende am Strom sollte nun ausreichen, um die Batterie wieder zum Leben zu erwecken.

Kurz darauf stellen wir noch den TV- Empfang ein.
Der Platzwart hat nicht gelogen, wir bekommen, trotz der Büsche und Bäume, ein klares Bild mit über 40% Signalstärke rein.

Bliebe nur noch der „letzte obligatorische Gang“ zum Servicehaus um heraus zu finden, ob wir uns denn auch hier wohl fühlen werden. Auch brauchen wir Wasser für den Wassertank und das Klöchen muss ich auch noch startklar machen.
Die Dame in der Rezeption war der Meinung, dass das Servicehaus 2 eine Nuance näher an unserem Standplatz liegt, als das 1er etwa in Höhe der ersten Zufahrt.
Also mache ich mich dahin auf.
Das Servicehaus selber bietet dann den üblichen Standard. Es ist zwar schon älteren Baujahrs und hat schon einige Gebrauchsspuren, aber es ist anständig sauber und verfügt über kostenlose Seife, Toilettenpapier und sogar Desinfektionsmittel für die Klobrille gibt es zum sprühen.
Also kein Grund zur Klage.

         
     Abendlicher Spaziergang über den Platz                   Terrassenförmig stehen die Dauercamper

         
     Abends am Servicehaus 2                                    Blick in die Waschräume

Zurück am Wohnmobil packen wir dann weitere Wochenendgegenstände aus, die zum einen dem Luxus dienen sollen und zum anderen nun auch ein wenig unserer „Platzmarkierung“ dienen.
Der Niederländer hat ja nicht nur seinen PKW strategisch gut geparkt, sondern auch seine per Dreibein aufgestellte SAT- Anlage steht locker eine ganze Wohnwagenlänge von seinem Fahrzeug entfernt.
Hauptsache, er hat rund um sich herum den größten Platz…
Und so stellen wir unsererseits unsere Hängematte in die strategische Position, damit der Niederländer nicht noch mehr „Gebiet“ für sich beansprucht. Wer weiß, was der noch alles in der Garage seines Hymer- Wohnwagens hat…

         
     Auch wir „breiten uns aus“, bauen die Hängematte auf     Das ist übrigens unser Blick in Richung See

Nachdem wir alles aufgestellt, aufgebaut und eingerichtet haben, treibt mich dann doch die Neugier noch zum zweiten Servicehaus.
Die Fahrt war anstrengend, der Tag warm und ich sehne mich nach einer Dusche.
Also packt Anja mir mein Duschbeutelchen und ich teste das Servicehaus 1 mal an.
Dieses gefällt mir übrigens ein wenig besser, sodass ich gleich beschließe hier zu duschen und dies auch für den Rest den Urlaubs als meinen Favorit zu nutzen.
Es ist zwar bestimmt so alt, wie das Servicehaus 2, aber hier ist es etwas heller und luftiger, was bei den ein oder anderen Camperausdünstungen durchaus zu empfehlen ist. 😉

           
    Spaziergang zum Servicehaus 1        Hier gefällt es mir etwas besser!           Schnell noch eine erfrischende Dusche

Zurück am Wohnmobil hat auch Anja endlich die Ruhe gefunden ins Wochenende zu starten.
Auch im Mobil ist nun alles hübsch gemacht und auf Wochenende getrimmt.
Wir gucken zusammen noch ein wenig TV zum Ausruhen und fallen gegen 23 Uhr nach einem anstregenden Anreisetag hundemüde ins Bett.

Zitat des Tages (niederländischer Camper zu uns am Feld C, etwa 35 mal gesagt):
„Der ganze Platz hab ich hier reserviert, mein Sohn kommt morgen!“

Km- Stand bei Abfahrt: 197.299
Km- Stand bei Ankunft: 197.455
Gefahrene Kilometer: 156

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