Nachdem wir am letzten Wochenende unter Einsatz aller körperlichen Kräfte das Wohnmobil für die nächsten 24 Jahre wohnmobiles Leben mit einem neu gelegten Fußboden und einem neuen Teppich wieder in den Status der Einsatzbereitschaft versetzt haben, wird es nun Zeit, auch mal wieder los zu kommen und eine kleine Tour mit unserem Wohnmobil zu unternehmen.

Ein langes Wochenende steht zwar mangels Feiertag nicht an, aber das bedeutet ja nicht, dass wir das Wochenende nutzen können, wie es uns mit Freitag, Samstag und Sonntag regulär gegeben wird.

Das Reiseziel sollte allerdings nicht allzu weit entfernt liegen, denn ein Wochenendausflug macht nur Sinn, wenn man schon Freitags los fahren kann und vor allem auch nicht zu spät am Reiseziel eintrifft.
Und auch das mit dem Losfahren ist so eine Sache, denn dies geht natürlich bei einem regulären Arbeitstag (eben Freitag) nur nachmittags, was die verbleibende Restzeit des Tages zum fahren natürlich deutlich begrenzt.

Immer mal wieder waren wir daher im Internet auf der Suche nach möglichen Urlaubszielen.
Diese sollten möglichst an einem Gewässer (ein See oder besser ein Meer!) liegen, einen schönen Campingplatz oder Luxus- Stellplatz (mit viel Platz, Strom und Duschen) aufweisen und darüber hinaus ein nettes Städtchen in Fahrradreichweite bieten.

Bei einer dieser „Surftouren“ stolperte ich auch über das niederländische Ijsselmeer, dessen südliche Ausläufer sogar noch vor der Stadt Amsterdam zu erreichen sind.
Wenn man von Armersfoort gleich in Richtung Norden abbiegt, dann kann man die südliche und östliche Küstenregion des Ijsselmeeres um Lelystad schon in um 200km von unserem heimischen Standort entfernt erreichen.
Das sind 100km oder 1,5 Stunden Fahrt weniger, als bis zur „richtigen Küste“.

Da ich selbst noch nie am Ijsselmeer war (von Hoorn und der Nordspitze im Bereich um die Region Nord-Holland mal abgesehen), ergab sich hier mal ein völlig neues Reiseziel.

Anja hatte einige Städte am Ijsselmeer im Rahmen einer Klassenfahrt mit dem Segelschiff bereits bereist, eine Stadt war ihr dabei besonders in Erinnerung geblieben, weil diese wohl sehr schön anzusehen gewesen war.
Dummerweise war sie sich nicht mehr sicher, welche Stadt das denn gewesen sein könnte, aber das macht die Sache auch irgendwo ein wenig spannender!
So hatten wir beide auf jeden Fall einen Grund der Region einen weiterführenden Besuch abzustatten, nur wohin genau?

Diese Frage beantwortete sich recht schnell durch die Lage eines Campingplatzes, den ich für uns aus dem Campingführer heraus gesucht hatte.
Genauer sollte es nach Flevoland in die Nähe der Stadt Lelystad gehen, schräg unterhalb (oder südlich) davon liegt der Campingplatz t´Oppertje.

Streng genommen liegt mein Wunsch- CP somit nicht am Ijsselmmeer, sondern am Markermeer (Het Bovenwater), einem südlichen Ausläufer des Ijsselmeeres.
Allerdings konnten wir den FAQ´s der Internetseite des Campingplatzes unter den „Viel gestellte Fragen“ entnehmen, dass man in diesem Bovenwater prima schwimmen oder mit dem Boot, Surfbrett oder Segelschiffchen fahren kann.
Motorboote sind hier nicht erlaubt, was natürlich für uns als alte Schlauchbootruderer das Gewässer somit zum idealen Reiseziel machte. 😉
Der CP verfügt nach eigener Info sogar über einen kleinen Steg ins Wasser und wer angeln möchte, der kann dort auch eine Angellizenz bekommen.

Ein weiterer Blick in die Satellitenfunktion von google nährte zusätzliche Vorfreude, so liegt doch der Campingplatz total idyllisch mitten im Grünen, genauer in einem Naturschutzgebiet am Rande der Stadt Lelystad.
Wir malten uns gleich aus, wie toll es werden würde mit dem Fahrrad auf dem angrenzenden Deichweg in die Stadt zu fahren oder auf der Wiese am Wasser zu sitzen.

Am liebsten würden wir sofort losfahren, aber da gibt es ein kleines Problem.
Der CP ist zwar an das Camping-Card- System angeschlossen, aber im Moment ist allerdings August und damit Hochsaison, die Karte gilt derzeit nicht.
Was nun?

Zum Glück ist der reguläre Tarif auch sonst nicht so hoch (ich habe im Vorfeld 19,50 € für uns beide mit Womo und Strom ausgerechnet), wie ich es sonst von den Niederlanden gewöhnt bin und so startete ich eine unverbindliche Verfügbarkeitsanfrage für das Wochenende 15-17.08.08.
Wir erhielten auch ein paar Tage später die Info, dass noch Platz frei wäre und wir problemlos am Freitag anreisen könnten.

Na also!
Damit haben wir einen Platz, wir haben ein Reiseziel und wir haben die Zeit.
Was uns nun noch zu einem perfekten Bade- und Schlauchbootwochenende fehlen würde wäre perfektes Wetter und etwas Brennstoff im Tank.

Für den Brennstoff hatten wir die letzten Monate über gesorgt.
Ich bin es leid am Abreisetag den Diesel zu kaufen, der gerade im „Angebot“ ist.
Und so hatte ich schon über die letzten 2 Monate verteilt angefangen Diesel zu bunkern, wann immer dieser für um 1,35-1,40 im „Angebot“ war.
Hierzu lud ich mir einfach einen Kanister ins Auto und immer wenn ich mit dem PKW tanken musste und der Diesel gerade günstig war, brachte ich ein paar Liter mit nach Hause.
So verteilen sich die Treibstoffkosten in „schluckbare“ kleine Häppchen für den Diesel und knallen nicht gleich am Abreisetag mit voller Härte in die Reisekasse. Insgesamt war es mir so gelungen 40 Liter zu einem Durchschnittspreis von 1,39 € in den Duc zu kippen, zusätzlich haben wir weitere 10 Liter Rapsöl aus unseren 0,99 €- Vorräten dem (von unserer Hymer-Geburtstagsreise noch leeren) Tank beizugeben.
Macht zusammen 50 Liter, das reicht locker für 400km Wegstrecke und damit bis tief ins „Dieselsparland Holland“ herein.

            
„Ich steh dumm rum, benutze mich!“         OK, dann mal los…                                  …erstmal billig tanken 🙂

Der zweite nicht so erfreuliche Punkt war dann allerdings das Wetter an diesem Ferienwochenende.
Diplomatisch ausgedrückt sah es düster aus, die Niederlande meldete im Zielgebiet Flevoland Regen an allen drei Tagen. *bäh*
Auch die Nachbarregionen und schließlich die Nachbarländer mit Belgien (Veurne), Frankreich (Calais) oder die dt. Küsten an der Nord- und Ostsee oder die Seen im Umkreis meldeten Regen, Regen und nochmals Regen.
Wir zogen mit dem Zirkel einen Kreis um 400km rund um unseren Standort, aber wo wir auch schauten, das Wetter war mies.
Was nun? Absagen? Verschieben?

Was machen nur Familien, die fix gebucht haben und aufgrund der Schulferien sowieso in den Ferien fahren müssen?
Die können zwar bedingt flexibel auf Wetterveränderungen zumindest im Reiseziel reagieren, aber so wie wir einfach sagen, dass man nicht fährt und auf besseres Wetter wartet, das geht auch nicht.

Bis zuletzt hatten wir überlegt, ob wir fahren sollen, da wir aber auf absehbare Zeit keine andere Gelegenheit im August haben würden (ich habe derzeit wieder Samstags Schule), haben wir uns doch entschlossen es einfach mal zu versuchen.
Nicht zuletzt auch deswegen, weil der strategisch wichtigste Tag (der Samstag) immerhin eine kleine Sonne hinter einer Wolke als Vorhersage andeutete, vielleicht würde es ja doch etwas werden, auch wenn man bei charmanten 20°C wohl eher weniger würde baden können.

Eine Fahrt von der Arbeit direkt ins Wochenende ohne Besuch zuhause stellt zwangsläufig ein paar organisatorische Anforderungen an die Durchführung.
So luden wir das Wohnmobil bereits am Donnerstag vor, tankten aus unseren Vorräten und kümmerten uns darum, dass unsere beiden Fellnasen versorgt werden würden (letzteres übernahm wie immer mein Dad, danke dafür!).

Aber ganz ehrlich, in Stress artet das ganze mittlerweile auch nicht mehr aus.
Allenfalls etwas mehr Ladetätigkeit hatten wir zu erledigen, denn nach unserer letzten Reise (Ende Mai) hatten wir das Wohnmobil nach und nach um seine Vorräte geplündert und die Wäsche daraus sukzessive gewaschen und in der Wohnung verstaut.
Aber alles hat mittlerweile seinen Platz, es ist keine besondere Herausforderung mehr das Womo reiseklar zu machen.

Wenn ich so das Einpacken und der Leser diesen Prolog einfach mal Revue- passieren lässt, dann stimmt es mich doch ein klein wenig wehmütig, wie routiniert mittlerweile abläuft.
Früher, ja! Da war das packen den Wohnmobils noch ein Abenteuer.
Und heute?
Irgendwie ist es wie dieser Prolog: Sachlich, emotionslos, statistisch.
Schade irgendwie, ich muss schauen, dass wir unbedingt die Kurve für diese Reise bekommen und irgendwas erleben.
Einfach nur hinfahren, stehen, grillen, Rad fahren und wieder nach Hause?
Wo bleibt dann das Abenteuer???

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