Vielleicht kennt ja der ein oder andere unserer Leser den TV- Werbespot mit Michael Ballack. Da sitzt der Ballack mit seinem Gipsfuß zuhause auf dem Sofa, draußen regnet es und Ballack möchte einen Urlaub buchen.
Dazu spielt so ein kleiner Werbejingle, der geht in etwa so:
„30 Tage Regen und kein Ende ist in Sicht – Wer holt mich hier raus, das hält doch wirklich keiner aus! AB IN DEN URLAUB!!!!“

Nun, das mit dem Regen der letzten Tage passt (laut den Meteorologen war der August 2010 der niederschlagsreichte Monat seit Beginn der Aufzeichnungen, erst gestern im Radio gehört!) und in den Urlaub wollen wir auch.
Vielleicht passt der Werbejingle gerade deswegen aber auch ZU gut, denn seit Tagen hab ich dieses blöde Lied im Kopf und bekomme es einfach nicht mehr raus!
Die ganze Zeit summe ich vor mich hin:
„Ab in den URLAUB!!!“
Jaaaa!
Ich will ja!
Aber die ganze Zeit diese blöde Musik dazu, die sich einfach nicht aus meinem Kopf verdrücken will?!
Das ist echt nervig!

Ein anderes Lied muss her, nur welches?
Mal nachdenken…
Ich habs!
„Nur ein Taaag, in der grüüünen Smaragdstadt, nur ein Taaaaaag!“
Das Lied stammt vom Musical „Whicked – Die Hexen von Oz“, welches wir gleich zu Beginn des Jahres besucht haben.
Ach ja, das war schön!
Die Wahrheit über die grüne Hexe Elphaba zaubert mir auch heute noch ein Lächeln ins Gesicht.
Die arme Elphaba, so ein grausiges Ende.
Die hätten besser mal Urlaub gemacht, oder?
„Ab in den Urlaub!!“d gdgbe
AaaaaaaarrrrrggggghhhhhhH!
Ist es denn zu fassen?

Dann eben in die Vollen, wenn schon Urlaub, dann richtig!
„Heeeyyy, ab in den Süden! Der Sonne hinterher, der Sonne hinterher!“

Naja, so ganz bekomme ich den Jingle aber trotzdem nicht aus dem Kopf.
Mit etwas Glück wird es aber besser werden, wenn wir im Urlaub ankommen und dafür laufen heute die letzten Vorbereitungen.
Schon die ganze Woche über haben wir natürlich das Wohnmobil gepackt und von innen klar Schiff gemacht.
Den letzten Rest haben wir uns für heute aufgehoben, um 5 steht Anja auf und beginnt die letzten Klamotten zu packen.
Ich folge etwa eine Stunde später, wasche mich kurz und verlade dann die Fahrräder.
Für unterwegs kaufen wir dann noch ein paar Brötchen (Brote zu schmieren hat von uns keiner Lust) und mit dem letzten Gang nach unten nehmen wir die Sachen für den Kühlschrank mit.

         
     Beim Bäcker (im Hintergrund) kaufe ich Reiseproviant              Dann werden die Räder „italientauglich“ verladen

Um 7 sind wir startklar und es kann endlich losgehen – Womit? Natürlich mit Schlafen! 😉
Ja, es ist wirklich wahr, es passieren noch Zeichen und Wunder!
Denn ICH bin es, der heute ein weiteres Mal auf dem bequemen Platz des Copiloten sitzen darf, zumindest für die ersten Kilometer.
Anja fährt und kaum ist sie auf die A 61 aufgefahren, kuschele ich mich auch schon in eines der frisch bezogenen Kissen., welches ich zwischen Gurtband und Türholm platziert habe.
Der Motor brummt angenehm und schon schlummere ich weg.
Ich bekomme zwar ein paar Mal mit, dass Anja sich über leichten Sprühregen ärgert, oder bei einem LKW- Überholvorgang an einer Steigung verbissen ins Lenkrad beißt, aber im Großen und Ganzen kann ich vermelden, dass ich gegen halb 9, als ich die Augen wieder aufmache, doch ein schönes Stückchen geruht habe.
Wir müssen uns definitiv öfters unterwegs abwechseln und Anja braucht wirklich mehr Fahrpraxis, damit ich mehr auf der Autobahn schlafen kann. 😉

         
     Die ersten Meter auf dem Weg in den Urlaub:                           Anja fährt und ich kann schlafen. Supi!

         
     Besonders schnell fährt Anja ja nicht gerade 😉                       Ach, egal. Hauptsache wir kommen vorwärts. 🙂

Damit Anja mir nicht noch bis Kufstein durchfährt, wird es gegen 9 Uhr Zeit, auch mal die Plätze zu wechseln. 😉
Wir stoppen am Rastplatz Stromberg, um uns einen frischen Kaffee für Anja und einen kalten Kakao für mich zu holen, damit wollen wir unsere vorhin gekauften Frühstücksbrötchen vom Bäcker abrunden.
Halb verarmt verlassen wir mit diesen beiden Getränken wieder die Raststätte (da muss Gold im Kaffeezucker sein!) und dann geht es auf getauschten Plätzen mit einem Brötchen zwischen den Backen auch schon weiter.

         
     Kurzer Stopp auf dem Rastplatz Stromberg                               Ungewohntes Bild: Anja an der Fahrerkanzel 🙂

Passend zur guten Reiselaune und zum Brötchenschmaus schmeißen wir übrigens auch endlich unser Hörbuch für diesen Urlaub an. Dieses hatten wir uns schon für die Norwegen- Reise besorgt, sind seinerzeit aber nicht dazu gekommen.
Es geht natürlich um den neuesten Dan – Brown Kracher „Das verlorene Symbol“, welches unseren Helden Robert Langdon wieder in eine spannende Geschichte aus Mythologie und Geheimbünden führen wird.

         
Freie Fahrt und freie Bahn unterwegs.                               So easy, da können wir es entspannt angehen und Hörbuch hören

Mit dem Hörbuch vergeht natürlich die Zeit wie im Fluge und so rauschen die ersten Reisestunden vorbei.
Erst gegen halb 11 ist wieder etwas mehr von meiner Aufmerksamkeit gefordert, denn auf einmal stecken wir in einem richtig heftigen Stau!
Vor dem Kreuz Walldorf geht zunächst mal minutenlang nichts mehr!
Erst nach und nach bewegt sich wieder was, allerdings nur auf der linken Spur.
Wir hingegen kommen auf der Spur ganz rechts nur Schrittchen für Schrittchen vorwärts.
Ich kann doch nicht mit unserer dicken Berta auf der linken Spur von 3 Fahrspuren fahren, oder?
Nachdem wir uns von immer mehr Fahrzeugen überholen lassen, habe ich die Faxen dicke.
Blinker und dann raus, ab in die Mitte, kurz darauf nach links rüber.
Das Übel, welches ich auf der rechten Spur vielleicht nach Unfall oder Baustelle vermute, ist allerdings ein Rückstau auf der A 5 Richtung Karlsruhe.
Übrigens genau DIE Autobahn, die wir ab hier auch nehmen müssten!
Mist!
Ich rausche mit voller Fahrt an den wartenden vorbei und noch während wir die 500 / 300 / 200 und 100er Schilder passieren fasse ich den Entschluss, dass wir uns auf keinen Fall in diesen stehenden Verkehr auf der Abbiegespur einreihen!
Wir sind ein paar Kilometer gefahren, da fragt Anja vorsichtig, ob wir nicht dort hätten abbiegen müssen.
„Ja!!“ grummele ich zurück.
Anja schnappt sich mit einem eher vorwurfsvollen Seufzer das Kartenmaterial und überlegt eine Alternativroute.
Wir könnten am Kreuz Weinsberg die 6 verlassen und dann im Zickzack wieder auf die A 5.
Oder vielleicht am Kreuz Feuchtwangen auf die A 7? Aber auch die führt „nur“ nach Ulm und wäre für unsere Richtung (München) wieder Zick-zack!
Das Navi kennt die Lösung!
Es leitet uns auf der für 88 eingestellten Durchschnittsgeschwindigkeit in Feuchtwagen Nord von der Autobahn ab und gibt uns dann den mehr oder weniger direkten Verbindungsweg über die Landstraße B 25 / B 2 in Richtung Augsburg vor.
Ein kleines Stückchen Landstraße? Dagegen hat Anja nichts einzuwenden und so machen wir´s.

         
    Stau? Nicht mit uns! Runter von der Autobahn…                        …und über die Landstraße weiter. Das geht ja auch 🙂

Die Fahrt über die Landstraße verläuft ebenfalls ohne nennenswerte Ereignisse, gegen 14 Uhr fahren wir in Augsburg wieder auf die Autobahn rauf.
Hörbuch hörend geht es die nächste Stunde weiter (nur von einem kurzen Tankstopp unterbrochen), bis wir gegen kurz nach 3 die Landeshauptstadt Bayerns erreichen, München!

Sofort fange ich an zu trällern, ich bin ja auch gut gelaunt!
„In München steht ein Hofbräuhaus, oans, zwoa gsuffa!“
Gut, ich „gsuffa“ da wenn überhaupt ja nur eine Cola oder so, aber einen kleinen Stadtbummel durch München wäre jetzt eine tolle Abwechslung, definitiv!
Wenn wir doch nur mehr Zeit hätten!
Ach ja, wir müssen uns endlich aus dem harten und anstrengenden Arbeitsleben zurückziehen und uns nur noch aufs Reisen konzentrieren.
Wo kann ich sehr schnell sehr vieeeel Geld im 7- stelligen Bereich herbekommen??? 😉

         
     *träller* In München steht ein Hofbräuhaus…                           Schööön! Wir fahren ein kurzes Stück durch die Stadt 🙂

Gut, kurven wir durch München einfach nur durch. Unser Navi lenkt uns zu meiner Freude nicht auf den Münchener Außenring, der die Stadt für uns strategisch ungünstig einmal komplett nordseitig umrunden würde, sondern wir fahren kleinere Autobahn- und Schnellstraßenstücke im Südwesten, bis wir gegen halb 4 dann ein kleines Stückchen durch die Stadt fahren müssen.
Oh- weia, die Route hat es in sich!
Überall sind Baustellen, die Fahrbahnen sind eng, Ampelschaltungen, Gewusel, Gedrängel.
Das ist ja gar nichts für mich!
Anfahren, auskuppeln, aufpassen! Nach so vielen Kilometern auf der Straße bekomme ich davon allmählich Kopfschmerzen!
Gute 20 Minuten quälen wir uns durch den Verkehr, bis es nach dem Streifen der Landeshauptstadt wieder auf die Autobahn geht.
Hätte ich auch nur eine Stimme bei den Verkehrsprojekten Deutschlands, die Südumfahrung Münchens (und damit die Schließung des Münchner Ring als Kreis!) wäre ganz oben auf unserer Prioritätenliste!
Naja, mit pochendem Kopf geht die Reise nun erst einmal weiter in Richtung Süden.

         
     Scheiße! So hab ich mir die Stadtdurchfahrt nicht vorgestellt      Puh, geschafft! es geht wieder raus auf die Autobahn

So langsam müssen wir uns aber mal überlegen, wo wir denn heute Nacht nächtigen!
Da wir ja quasi nur auf der Durchreise sind, wäre ein Campingplatz sicherlich überdimensioniert. Für eine Nacht tut es daher durchaus ein ruhiger Stellplatz, der wenig kostet.
Zwar könnten wir mit unserer ACSI- Karte auch auf einem Campingplatz unterkommen, aber selbst 11, 13 oder 15 Euro pauschal sind noch immer mehr, als zum Beispiel 5,- € Parkgebühr für einen Wohnmobilstellplatz an einem Schwimmbad.
Und mehr bräuchten wir ja eigentlich nicht.
Um die Frage der Übernachtung zu klären stoppen kurz vor Oberaudorf auf einem kleinen Autobahnparkplatz, werfen den Laptop an und durchwühlen den gedruckten Reiseführer. Muss ja was zu finden sein…

         
     Unterwegs auf der A 93 südwärts Richtung Kufstein               Kurze Zeit später: Pause am Rastplatz zwecks Nachtlagersuche

Dummerweise scheint man in Österreich, zumindest auf unserer Route, nicht gerade viel an Stellplatzmöglichkeiten im Angebot zu haben!
Die ganze Strecke durch Tirol und das Salzburger Land, genauer von Kufstein über St. Johann in Tirol bis Mittersill und Lienz scheinen komplett ohne Stellplätze auszukommen. Zumindest weiß weder unser (zugegeben veralteter) Stellplatzführer, noch die einschlägigen Datenbanken aus dem Internet hierzu eine passable Möglichkeit unmittelbar an der Route.
Erst in Kärnten kurz vor dem Plöckenpass, genauer in Kötschach, gibt es wohl wieder einen passablen, aber auch nicht ganz billigen Stellplatz.
Die Alternative wären einige Stellplätze noch vor der österreichischen Grenze auf deutscher Seite, gleich 3 Stück werden zwischen Oberaudorf und Kiefersfelden angezeigt.
Der Vollständigkeit halber möchten wir natürlich erwähnen, dass es an unserer Landstraßen- Wunschroute natürlich einige Campingplätze gibt. Leider akzeptiert von diesern aber keiner die ACSI- Campingcard. Ein Blick in den Campingführer zeigt daher auch deutlich höhere Schätzpreise für eine Nacht, als wir bereit sind im Transit zu bezahlen.
Bleiben also nur 2 Möglichkeiten, wenn es wirklich ein kostengünstiger Stellplatz sein soll.
Entweder gleich hier den Fahrtag beenden, den beginnenen Kopfschmerzen mit einem Nachmittagsspaziergang trotzen und ein kleines südbayerisches Städtchen wie Kiefersfelden erkunden?
Morgen dann in Ruhe durch Österreich und vielleicht dann übermorgen nach Kroatien?
Oder den zu 3/4 bereits verstrichenen Fahrtag auch noch voll machen und in Österreich versuchen, bis Kötschach zu kommen.
Klappt dies nicht, müssen wir uns eben doch einen Campingplatz suchen, dessen Übernachtungsgebühr im Normaltarif nicht ganz so arg in der Geldbörse weh tut.
Andererseits will ich natürlich auch nicht einfach nur durch Österreich durchrasen! Ich will dort auch gern mal eine Pause machen, ein wenig spazieren gehen und vielleicht was leckeres essen oder so!
Wenn wir aber nun in Deutschland bleiben, dann ist morgen Sonntag und alle Geschäfte in Österreich hätten dann natürlich zu, das wäre auch schade.
Das Wetter gibt den finalen Ausschlag. Es scheint so, als wäre schon seit längerer Zeit eine Regenwolke hinter uns her, die uns nun endlich eingeholt hat.
Es fängt an zu regnen und auf einen Nachmittags- Spaziergang im Regen hat Anja keine Lust und ich natürlich auch nicht.
Wie sagt Schulz? „Regentage sind Fahrtage!“ Also entscheiden wir uns hauchdünn für Weiterfahren, bis der Arzt kommt, oder wir vorher Kötschach erreichen. Die Uhr zeigt gerade mal halb 5 durchund wenn wir dem Navi trauen können, wären wir um 18 Uhr in Gailberg, wo sich der Stellplatz Gailberghöhe befindet.
Das würde ja gerade noch so reichen.
Die Tingel- / Bummeltour durch Österreich holen wir einfach ein anderes Mal nach, vielleicht schon auf der Rückreise. Jetzt heißt es aber erst einmal dem Regen entfliehen udn weiter Kurs Süd nehmen…

Schon kurz vor der Grenze steigt der Pulsschlag!
Wie man unserem Prolog entnehmen kann, waren wir bis zuletzt unsicher, ob wir die Route via Autobahn Salzburg – Villach, oder die Landstraße via Kufstein – Kitzbühel – Mittersill – Lienz und Kötschach nehmen sollen.
Letztere wäre, bis auf das kleine Grenzstück zwischen Kiefersfelden und Kufstein, in Österreich mautfrei!
Aber die paar Meter von der Grenze bis Kufstein müssten wir auf einer vignettenpflichtigen Autobahn zurücklegen.
Und für 5 Kilometer eine Vignette für 10 Tage á 8,- €?
Das wäre knackig! Es gibt zwar eine Alternative über die Landstraße, aber dann müsste man nicht nur einen Umweg fahren, sondern auch noch mit dem Wohnmobil mitten durch das Urlaubsörtchen Kufstein bombern. Da fängt man schon das Grübeln an, was wohl besser ist.
Der Zufall wollte es, dass ich im Internet gerade für dieses kleine Stück Autobahn von Kiefersfelden / Grenze D bis nach Kufstein Süd auf einen Hinweis gestoßen bin, dass die Strecke mautfrei sein soll.
Das wäre ja was!
Ein freundlicher User aus dem österreichischen Campingforum ÖCT war sogar so freundlich, bei der Polizei in Kufstein anzurufen und nachzufragen. Einfach so und nur für uns! Echt lieb, oder?
Tatsächlich, so berichtete er mir, soll die Autobahn bis Kufstein mautfrei sein, dies bestätigt also die im Internet aufgetane Info.
Ziemlich sicher steuern wir also auf die Grenze zu und entdecken kurz darauf sogar ein Schild am Straßenrand auf dem steht, dass die Maut bis Kufstein Süd nicht kontrolliert wird (dies gilt übrigens nur für die Vignette, NICHT für die Go- Box!!)
Aber „nicht kontrolliert“ heißt auch gleichzeitig „nicht erforderlich???“
Ist man nun Mautsünder, oder nicht?
Das Schild ist ja nicht GANZ eindeutig.
Es steht drauf, dass die Vignette nicht kontrolliert wird, aber das heißt ja nicht, dass man sie dennoch nicht benötigen würde, oder?
Nun, wir verlassen uns einerseits auf das Schild und andererseits auf die Info der Polizei Kufstein, die uns über den zugetragen wurde.
Ein kurzes Herzklopfen sei uns aber dann doch gegönnt, bis wir um viertel vor 5 in Kufstein Süd von der Autobahn abfahren.

aktueller Hinweis (Stand Januar 2020) zur mautfreien Anreise:
Als wir unsere Tour im Jahr 2010 durchführten, war die Strecke mautfrei bzw. die Mautpflicht wurde bis Kufstein nicht kontrolliert. Dann aber, ab dem Jahr 2013, wurde diese für die Gemeinde Kufstein wichtige Regelug aufgehoben und sämtlicher mautfreie Verkehr rollte wieder durch Kufstein durch! Bis wiederrum zum 31.12.2019! Ab 2020 ist das kurze Stück ab deutscher Grenze bis Kufstein Süd wieder ohne Mautkontrolle! Der Sachverstand hat in Österreich gesiegt.

         
     Kurz vor der Grenze: Ein Schild sagt „mautfrei“…                      …schwupp und Österreich! 😀    Grüss Göttin! 🙂

         
     Direkt runter von der Autobahn: Kufstein Süd                           Eindeutig Österreich: Sonne über und Berge vor uns 🙂

Kaum abgefahren, steigt in mit natürlich die Sehnsucht nach ein wenig „Alltag raus, Österreich rein“! Besonders die Lebensweise der Österreicher war ich, aufgrund zahlreicher Urlaube in meiner Kindheit in diesem Land, schon immer zugetan. Einfach nur ein wenig bummeln, ein wenig „im Alten“ verweilen. Zuschauen, wo die Uhren langsamer ticken und den Tagesablauf entschleunigen.
Nirgendwo geht das besser, als in Österreich!
Aber kann ich gleich entspannen? Nein!
Denn statt Entspannung geht es für uns gleich auf der Landstraße um die Wurst.
Genauer gesagt um das heißbegherte Knabbernossi- Würstchen! 😉
Eine leckere Snackwurst mit vollem Geschmack, die man hier eigentlich an jeder Tankstelle einzeln und in vielen Supermärkten im praktischen 10er Pack bekommt.
Nur in Deutschland gibt es sie leider nicht. Meine Vermutung: BiFi hat da die Hand drauf. Aber mal ehrlich: Wenn ich die Wahl zwischen kostenloser BiFi und 1,- € teurer Knabbernossi habe, zücke ich lieber meine Geldbörse… 😉
Nun, nachdem wir einige Meter in Österreich gefahren sind, biegen wir gleich im ersten Ort, genauer in Ellmau einmal von der Schnellstraße ab.
Das Städtchen sieht vielversprechend aus und einige Geschäfte haben sogar noch geöffnet!

         
     Entspanntes Österreich: Wir tuckern durch die Landschaft         Erster „Shoppingversuch“! Einfahrt nach Ellmau

Wir durchfahren ein typisches und gleichzeitig wunderschönes österreichisches Dörfchen, was mir so richtig gut gefällt. Hier würde ich zum Beispiel gerne über Nacht bleiben und ein wenig durch das Dörfchen stöbern.
Aber gibt es eine Übernachtungsmöglichkeit für Wohnmobile? Nöö!
Naja, wir durchqueren den Ort und gucken uns die Augen viel lieber nach einem Supermarkt aus, den wir zum Glück am Ortsende finden.
Ein „IMPreis“ hat noch gute 60 Minuten offen, den probieren wir.
Neben den Knabbernossi könnte jetzt zum Beispiel eine leckere Semmel mit originalem Fleischkäse nicht schaden! 😉

          
     Ellmau – ein nettes österreichisches Dörfchen                            Auf der Hauptstraße ist sogar ein bisschen was los

Doch im Laden die herbe Enttäuschung!
Die Frischetheke ist jetzt, eine Stunde vor Ladenschluss, bereits komplett leer geräumt. Weder Fleischkäse noch Braten oder andere Spezialitäten lassen sich entdecken, dafür gähnende Leere und stumme, blitzende, leere Alufolien hinter Glas.
Wie traurig!
Anja sieht mir meine Enttäuschung an und meint, dass wir es dann einfach im nächsten Laden probieren sollen, aber ich denke nicht, dass das noch hilft. Mit jeder Minute rückt ja der Ladenschluss näher und mit jeder dieser Minuten schwindet ja auch die Chance auf einen frischen Fleischkäse.
Wir beschränken uns daher auf eine Packung Knabbernossi und 3 Päckchen mit fertigen Knödeln aus einer Kühltruhe.
Die sehen sehr lecker aus, wir müssen uns nur noch überlegen, womit wir die Knödel irgendwann mal servieren.

         
     Der IMPREIS enttäuscht, der Laden hat fast schon zu                 Aber meine Lieblings- Snackwurst hab ich bekommen 😉

Der kleine Stopp hat übrigens nicht gereicht, meine noch immer hartnäckig bohrenden und anhaltenden Kopfschmerzen in den Griff zu bekommen.
Noch immer plagt mich ein Schmerz vom Nacken bis zur Stirn, sodass ich, wenn das noch stärker wird, auf jeden Fall Anja das Ruder des Wohnmobils überlassen muss.
Und das, wo Anja doch so ungern mit der Lenkradschaltung arbeitet! Und dann auch noch im Gebirge, wo man eh viel schalten muss.
Naja, ich fahre erst einmal weiter, mit etwas Glück hilft die frische Luft, das Alpenpanorama und ganz einfach der Zauber Österreichs, um mich wieder fit zu gucken.
Also erfreue ich mich am Wechsel kleiner Dörfchen, berühmten Ortschaften wie Kitzbühel oder einfach nur an der Landschaft, zumindest rede ich mir dies mit jedem Meter ein und predige damit wie im Selbstheilungsprozess gegen meine eigenen Kopfschmerzen an…

         
     Trotz Wolkenhimmel schön: Österreichs Landschaft…               …berühmte Orte wie Kitzbühel…

         
     …kleine Dörfchen mit authentischen Landhäusern…                  …und wieder die freie Natur. Schön ist es schon 🙂

Meine Idee mit den „Naturheilungseffekt“ Österreichs hat übrigens nicht so recht funktioniert. Nicht, dass ich das wirklich erwartet hätte, aber es wäre nett gewesen!
Ich habs natürlich auch „klassisch“ probiert. Zuerst mit viel trinken, hilft aber nicht. Mein Kopf hämmert viel lieber weiter, als seien die 7 Zwerge aus „Schneewittchen“ derzeit alle gleichzeitig in meinem Kopf auf der Suche nach Edelsteinen.
Fehlt nur noch, dass sie anfangen „Hei-HO“ zu singen…

Die Anfahrt auf die Passstraße des Pass Thurn gibt mir nun den Rest.
Das laute Motorbrummmen unseres alten Wohnmobils ist auf langen Strecken selbst ohne Kopfschmerzen schon eine Qual, nun aber ist es wirklich unerträglich!
Die nächsten Stationen unterwegs bekomme ich nur halb mit, meine ganze Konzentration gilt wirklich der Straße.
Wir rauschen gegen halb 6 durch Kitzbühel durch, passieren 10 Minuten später Jochberg und beginnen kurz darauf schon hier mit dem gefühlt schwierigen Aufstieg zum Felbertauerntunnel.
Dieser wird die erste Herausforderung für Wohni, seit wir die Fjorde Norwegens umkreist haben.
Eine steile Passstraße und ein sondermautpflichtiger Tunnel liegen vor uns.
Wenigstens ist das Fahren auf den Anhöhen hier in Österreich ist weit weniger umständlich, als in Norwegen!
Zunächst mal ist die Straße eigentlich an allen Stellen breit genug, dass stets 2 Fahrzeuge einander passieren können. Das war in Norwegen nicht überall der Fall.
Und dann ist an besonders steilen Strecken die jeweils bergfahrende Richtung oft sogar mit 2 Fahrspuren ausgerüstet. So muss man nicht alle Nase lang anhalten und schnelle Autos, die sich hinter einem angesammelt haben, vorbei lassen.
Dennoch schlaucht die Fahrerei und wenn wir hier und jetzt am Wegesrand eine Übernachtungsmöglichkeit finden, dann würde ich diese SOFORT nutzen!
Aber es will sich einfach nichts kommen…

         
     ab jetzt geht es nur noch stetig bergauf.                                  Eine kleine Kirche am Wegesrand

         
     Die Ausblicke ins Tal sind trotz Wolken schön                           Immer weiter nach vorn, immer weiter gen Slowenien/Italien

Der Aufstieg zum Felbertauerntunnel, den wir eine knappe Stunde später final angehen, hat es nochmals richtig in sich!
Teilweise muss ich 2ten Gang absolut Vollgas fahren, um hier den Berg zu erklimmen.
Aber Wohni schlägt sich tapfer! Fast schon zu ungestüm!
Es scheint fast so, als wolle er uns unbedingt noch durch diese Hochpassage bringen, damit wir dahinter endlich in den Sonnenschein abtauchen können. Denn der Regen, der uns kurz vor der Grenze in Kufstein ereilt hatte, hat uns durch unser Bummeltempo und unseren Einkaufsstopp wieder eingeholt. Die Sicht ist alles andere als schön, aber wir sind mit dem 2ten Gang und 40 km/h ja eh schon langsam, da brennt also nichts an.

        
     Anmarsch auf den Felbertauern „Vorsicht Bergstraße!“              Das Wasser fällt runter, wir fahren rauf…

Apropos Anbrennen: Mit kritischem Blick halte ich natürlich die Temperatur im Auge, die aufgrund der anhaltenden Berg- und Talfahrten eh schon in den „rechten Bereich“ gerutscht ist.
Der Anmarsch zum Felbertauern gibt dem armen Wohni nun scheinbar den Rest. Die Nadel nähert sich aus der halbrechten Mittelstellung nun allmählich gefährlich nah dem roten Bereich!!!
Sofort gehe ich vom Gas und suche uns kurz darauf eine kleine Haltbucht am rechten Fahrbahnrand.
Motor ausmachen?
Dann würde ja auch das Kühlwasser nicht mehr laufen, das wäre auch schlecht, oder?
Also lasse ich den Motor im Leerlauf laufen und unter dem lauten Brummen der beiden Kühlermotoren (eine startende Antonov ist nix dagegen! 😉 öffne ich zusätzlich die Motorhaube, um dem Motor mehr kalte Regenluft zukommen zu lassen.
Der Schwall Wärme, der mir beim Öffnen der Haube entgegen schlägt, trägt mit Sicherheit unmittelbar zur Erderwärmung bei.
Oh- weia!

              
     Die Temp- Anzeige im rechten Drittel, der Motor wird warm!     Stopp am Wegesrand zum Motor abkühlen…

Als sich der Motor ein wenig abgekühlt hat und die Kühlernadel allmählich wieder die gewohnte Mittelstellung einnimmt, überprüfe ich Kühlwasser und Ölstand. Aber hier sind keine Auffälligkeiten zu entdecken.
War wahrscheinlich einfach zu viel die ganze Zeit im 2ten Gang mit fast Vollgas, das mag selbst die beste russische Antonov nicht.
Mit etwas vorsichtigerem Gasfuß machen wir uns also weiter auf den Weg und erreichen nur wenig später die Einfahrt in den Felbertauerntunnel auf 1.632 Metern Seehöhe.
Na, das ist aber blöd! So kurz vor dem Ziel. Hätten wir das eher gewusst, wären wir die paar Meter bis hierhin wohl auch noch gefahren, denn so kurz vor dem Tunnelportal hätten wir zweifelsohne einen besseren Standplatz als so dicht am Straßenrand gehabt.
Naja, Hauptsache die Maschine läuft…

         
     Wir erreichen den Felbertauerntunnel…                                    …auf 1.632 Metern Seehöhe geht es in den Berg hinein

         
     Der Tunnel von innen. Eine Röhre für beide Fahrspuren…          Juchu, dort hinten wird es allmählich wieder heller 🙂

Am Ende des Tunnels, nach etwas mehr als 5 Kilometern unter gelbfalem Licht, folgt wieder Tageslicht!
Leider trüben zwei Dinge die neu gewonnenen Ausblicke auf der anderen Bergseite. Da wäre zum einen das weiterhin unbeständige und nass- kalte Wetter und zum anderen natürlich das unausweichliche Bezahlen der Maut für diese „problemlose“ Alpenquerung.
10 € müssen wir abdrücken, was aber in Anbetracht der Tatsache, dass PKW genau so viel bezahlen, wirklich nicht zu teuer ist.
Rechnet man dagegen, dass wir hier die Alpen überqueren und sogar noch die Vignette sparen (Info für alle, die mit einem Wohnmobil ü 3,5to unterwegs sind: Es besteht auf der Felbertauernstraße übrigens auch keine Go-Box- Pflicht!!), ist diese einmalige Maut wirklich in Ordnung.
Davon abgesehen bekommen wir noch 2 hübsche Aufkleber, die wir allerdings wohl kaum auf das Heck unseres Wohnmobils oder unseres heimischen PKWs kleben werden.
Aber es gibt ja Reisende, die ihre besuchten Ziele anhand von Aufklebern gern wie Trophäen am Heck spazieren fahren.
Wenn wir jemals eine solche „Trophäensammlung“ eröffnen, werden wir die beiden Bapperln verwenden, versprochen! 😉
Wir passieren die Mautstelle und ein dahinter wartendes Polizeifahrzeug (die halten bestimmt nach Schrankendurchbrechern Ausschau 😉 dann geht es wieder den Berg hinunter.

         
     Kaum aus dem Berg wird kassiert, die Mautstelle 🙁                 Die Polizei steht für „Schrankendurchbrecher“ bereit 😉

Die Talfahrt empfinden wir übrigens als deutlich zeitaufwendiger als die Bergfahrt, obwohl wir den Berg runter natürlich viel schneller vorwärts kommen, als eben noch den Berg rauf.
Woran dies liegt kann ich nicht genau sagen, aber wir haben den Eindruck, dass wenn wir auf dieser Seite den Berg erklimmen müssten, dies bestimmt nicht nur einen Motorpausenstopp beinhalten würde.
Zumindest zieht sich der Weg herab immer mehr und ich fange an zu glauben, dass wir uns bereits unterhalb der Meereshöhe befinden, als die Strecke endlich wieder spürbar gerader verläuft. 😉

         
     Nach dem Tunnel: Wir sausen den Berg hinab                          Blick ins Tal: Das müssen wir alles noch runter fahren

         
     Blick auf den Berghang: Sieht wie eine Modelleisenbahn aus      Wieder im Tal, es geht ebenerdig und trocken weiter

Irgendwie schaffen wir es übrigens ein weiteres Mal an diesem Tag, den Regenwolken einen kleinen Schritt voraus zu sein. Hat uns nach der Tunneldurchfahrt noch der immergleiche Regen begleitet, sind nun endlich auch trockene Abschnitte dabei und sogar die Wolken brechen hier und da auf.
Aber so recht freuen kann ich mich darüber nicht.
Die Bergfahrt hat mir nämlich den Rest gegeben!
Das ständige krampfhafte Festhalten des Lenkrads, ja, das regelrechte „Beißen“ ins Lenkrad und das Mitleid mit Wohni bei der Bergfahrt, gepaart mit dem lauten Brummen des Motors waren natürlich pures Gift für meine noch immer pulsierenden Kopfschmerzen!
Es pocht, dröhnt und donnert in meinem Schädel!
Wenn wir gleich irgendwo ankommen, brauche ich erst einmal eine doppelte Ladung Aspirin!
Aber jetzt wird nicht geschwächelt, wir rauschen jetzt weiter bis zum Stellplatz bei Kötschach!

Gegen viertel vor 7 passieren wir Moos, 5 Minuten später fahren wir bereits durch St. Johann im Walde.
Der Weg führt weiter durch grüne Landstriche, bewirtschaftete Maisfelder, an Bauernhöfen vorbei und immer wieder durch die ach so typischen österreichischen Landschaften.

         
     Schönes Wetter! Dem Regen einen Schritt voraus 😉                 Die Ortschaften fliegen durch! Hier St. Johann im Walde

Um 7 passieren wir dann Lienz, die Stadt ist wieder etwas größer.
Mit Aufmerksamkeit haben wir die Preisentwicklung für den Dieselpreis verfolgt. Hier bekommen wir erstmals den Diesel für 1,099, was einem Gefälle von etwa 5 cent pro Liter seit der Grenze entspricht. Eigentlich müsste man sofort volltanken, aber dafür fehlt mir einfach die Energie!
Ich will nur noch ankommen und meinen Kopf von der erstbesten Guillotine abhacken lassen, damit die Kopfschmerzen endlich aufhören! Waren Köpfungen hier in Österreich früher auch an der Tagesordnung? Naja, egal, weiter…
Fast wären wir in Lienz übrigens am Bahnhof stehen geblieben. Dort standen einige Wohnmobile auf einem kleinen Areal etwas abseits. Ich meine aber mich zu erinnern, dass es in Tirol ein grundsätzliches Freisteh- Verbot gibt. Ob das auch hier in Lienz gilt, weiß ich nicht, will aber auch nicht riskieren, nachts von einem geflissentlichen Gendarmen der alten Schule unwirsch geweckt zu werden.
Also weiter.

         
     19 Uhr, Einfahrt nach „Lienz“                                                   ein schlichtes Örtchen mit schönem Panorama

         
Am Bahnhof stehen Wohnmobile, aber ob´s erlaubt ist?            Tanken wäre günstig gewesen! Aber ich mag nicht :-/

         
     Lange Schatten wirft das Wohnmobil voraus, es wird Abend       Geprägte Landwirtschaft: Der Traktor tucktert vorbei

Gegen viertel nach 7 erreichen wir Oberdrauburg und fahren dort von der B 100 ab. Das Ziel ist nun nicht mehr weit, wir müssen nur noch die Gailberghöhe erklimmen!
Ein letztes Mal wird auf einer ca. 5,5km langen und kurvenreichen Strecke vom Fahrzeug aber besonders von mir als Fahrer ALLES abverlangt, bis wir final gegen halb 8 endlich völlig ausgepowert an der Gailberghöhe ankommen.

Der Stellplatz (bei N 46.716276° / E. 12.967515°) liegt gleich auf der linken Seite gegenüber einem größeren Bergrestaurant, man kann die Anlage eigentlich fast nicht verfehlen, selbst wenn hier keine anderen Wohnmobile stehen würden.
Wir aber entdecken gleich die „Kollegen“ und biegen links auf ein größeres Areal ein.

         
     Anmarsch zur hoffentlich letzten Bergetappe für heute              Schnell gewinnen wir an Höhe, kraxeln die Berge rauf

         
     Immer die Serpentinen rauf! Puh!                                           So sieht das ganze übrigens auf dem Navi aus…

         
Links zu sehen: Wir fahren auf den Wohnmobilstellplatz zu        Geschafft, wir sind angekommen! Erstmal anmelden…

Wir biegen sofort zum Stellplatz ein und melden uns in einem kleinen Gebäude, genannt Wassertankstelle, für die Nacht an.
14,50 € kostet die Nacht, inklusive VE, Strom und Kurtaxe.
Für einen Stellplatz nicht gerade günstig, aber Wenn Strom und Kurtaxe dabei ist, wollen wir uns nicht beklagen, zumal alle anderen Angebote an Campingplätzen in der Region deutlich teurer geworden wären und Freistehen für uns hier nicht in Frage kommt.

Als wir in Gailberg unseren finalen Stellplatz auf der zweiten Terrasse einnehmen und ich die Keile ausgerichtet habe, haut es mich fast aus den Schuhen!
Mir ist schwindelig, ich gucke nur noch wie durch einen Tunnel und mein Kopf drückt dermaßen, dass man denkt, der platzt gleich!
Ich schmeiße gleich 2 Aspirin rein und hoffe, dass die schnell wirken, dann setze ich mich einen Moment hin.
Für die Schönheiten, die dieser Stellplatz zweifelsohne bietet, hab ich im Moment wirklich kein Auge! Am liebsten würde ich meinen Kopf unter eiskaltes Wasser halten in der Hoffnung, dass das hilft.
Und wenn auch nur der Hauch an Aussicht auf Besserung bestehen würde, ich würde es tun, keine Frage!
Wir pausieren einen Moment, wobei ich mich auf Mund ein- und Nase ausatmen konzentriere und tatsächlich geht es mir ein Quäntchen besser.

          
      Wir fahren auf den Wohnmobilstellplatz drauf                         Auf einer der oberen Terrassen finden wir ein nettes Plätzchen

Ein bisschen meldet sich dann sogar bei mir der Hunger und die Aussicht auf einen leckeren Braten mit Knödeln ist vielleicht auch gut geeignet, um meine Kopfschmerzen zu verdrängen. Wir spazieren also langsam und gemächlich auf die andere Straßenseite zum Restaurant.
Schon hier fällt uns ein Hinweisschild auf, welches ab 6 Uhr Frühstück anpreist. Ein leckeres Tiroler Frühstück ist vielleicht für morgen DER Start in den Tag! Mal sehen.

         
     Das Restaurant Gailberghöhe, hier wollen wir speisen                Ein Blick auf die Speisenkarte liest sich schomal lecker 😉

Wir betreten eine urige Gaststube, liebevoll im Landhaus- Stil eingerichtet.
Sogleich kommt ein Kellner und geleitet uns zu einem schönen Platz in einer Ecke.
Das Haus ist gut besucht, Stimmgewirr dringt aus einem Nachbarraum zu uns herüber.
Schnell bestellen wir einmal den Bratenteller mit Knödeln für mich, für Anja gibt es einmal die Grillplatte. Dazu gibt es Salat, welchen wir uns am Büffet selbst zusammenstellen dürfen.
Prima!
Schon beim Salat überkommt mich allerdings eine Art „Nicht- Hungrig- keit“, die für mich eher untypisch ist. Lustlos stochere ich in meinen Tomaten und meinen Bohnen herum, so recht will es mir einfach nicht schmecken.
Naja, ist bestimmt die lange Fahrt!

Dann ist es soweit, die zünftige Tiroler Mahlzeit kommt!
Der Kellner stellt 2 gut befüllte Teller auf unseren Tisch und gebietet und mit seinem Blick nun ordentlich rein zu hauen.
Mir steigt der Duft frischer Knödel an Soße mit einem leckeren saftigen Stück Braten in die Nase.
Für eine Millisekunde ist die Welt dann sogar in Ordnung, dann aber geht es los!
Fast augenblicklich überkommt mich der Wunsch, sofort zur Toilette zu gehen, ja zu rennen!
Das Essen ist natürlich unschuldig! Es riecht fantastisch, aber kaum stecke ich mir ein kleines Stück herzhaften Knödel in den Mund, mag ich ihn nicht mehr!
Auch Anjas Teller, normalerweise Garant für im Munde zusammenlaufendes Wasser, kann ich heute noch nicht einmal mehr ansehen!
Die Fahrt und die Kopfschmerzen haben mir dermaßen auf den Magen geschlagen, dass ich keinen Bissen runter bekomme!
Auf dem Klo muss ich gegen Schwindel und Brechreiz ankämpfen, nur einen Bissen mehr und ich hätte vor den Augen aller… Naja… ihr wisst schon!  :-/

Lange Minuten verbringe ich auf der Toilette, taumele dann zurück zu Anja, die mich anschaut, als hätte sie einen Geist gesehen!
Ich glaube in den langen Jahren unserer Partnerschaft und Ehe hat sie noch nicht miterlebt, dass ich ein so leckeres Gericht verschmäht habe, das ist schon etwas Besonderes! Und natürlich macht sie sich nun Sorgen.
Ich versuche noch einen Bissen, aber das Gefühl des Drucks im Bauch und Schädel schwindelt durch meinen Körper. Geht nicht, muss ich einfach einsehen.

         
     So lecker eigentlich: Anjas Grillteller…                                     …und mein Bratenteller. Leider kann ich´s nicht essen 🙁

Der Kellner kommt, fragt besorgt, ob etwas nicht in Ordnung sei.
Ich erkläre ihm die Situation und dass ich die lange Fahrt vermute, was er mit einem Bedauern bekundet.
Vielleicht ist es ja auch die Höhe von immerhin was um 1000 Meter Seehöhe, wer weiß.
Nun, ich bitte um eine Verpackung für das nahezu unangerührte Mal, welche mir sogleich gegeben wird.
Dann gebe ich Anja das Geld und bitte sie, die Formalitäten zu übernehmen. Ich muss raus an die frische Luft.

Zurück im Wohnmobil passiert mit mir nicht mehr viel.
Ich putze mir kraftlos die Zähne und verschwinde fast augenblicklich im Alkovenbettchen, wo ich fast wie erschlagen meinen hämmernden Schädel ins Kissen vergrabe.
Etwas schummerig wird mir, als ich die Augen schließe. Aber noch ehe ich darüber nachdenken kann, ob mir vom Schwindel schlecht wird, sacke ich förmlich in den Schlaf ab wie ein U- Boot nach einem direkten Wasserbombentreffer.
Und während mein Tiefenmesser immer apokalyptischere Werte anzeigt, bleibt Anja noch ein wenig in der Sitzgruppe sitzen und liest sich für morgen in den Reiseführer ein. Das sie irgendwann später ins Bettchen kommen wird, werde ich jedoch nicht mehr mitbekommen.

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