Als ich das erste Mal die Augen aufschlage, liegt ein noch schlafender Nils und eine noch schlafende Anja neben mir.
Hmm, da kann es ja eigentlich noch nicht sehr spät sein. Für gewöhnlich sorgt Nils ja allerspätestens gegen 8 Uhr dafür, dass wir aufstehen.
Dennoch riskiere ich mal einen Blick zum Wecker und erschrecke fast.
Halb 10!
Hammer!

Was haben wir gemacht, dass Nils plötzlich seinen eigenen Weckdienst verschlafen hat?
War es das gute Wetter? Vielleicht! Denn in der letzten Nacht hat es, mit Ausnahme eines kurzzeitig eingesetzten leichten Tröpfelns, nämlich nicht mehr geregnet!
Das lässt nun natürlich auf ein leckeres Frühstück im Freien hoffen.
Allerdings ist da eine Kleinigkeit, die diesen Plan noch zunichtemachen kann, nämlich die späte Uhrzeit! In weniger als einer halben Stunde schließt der kleine Campingladen und so mache ich, dass ich wie der Blitz aus den Bettchen fahre.
Schnell die Gummischuhe über und den Duschbeutel gepackt, dann eile ich so schnell mich meine Gummischuhe tragen, quitschend rüber zum kleinen Campingplatzshop.
Dort angekommen habe ich tatsächlich noch Glück, obwohl ich eher mit dem Gegenteil gerechnet habe. Es gibt noch Semmeln! Schnell packe ich uns ein paar leckere in die Tüte und gehe dann kurz duschen.

Kaum zurück am Wohnwagen beginnen auch gleich die Vorbereitungen für das Frühstück. Sicherheitshalber aber doch im Vorzelt, weil wir zum einen noch immer eine geschlossene Wolkendecke über uns haben und zum anderen, weil die Wiese schon allein durch die Morgenfeuchte im Boden noch ziemlich nass ist.
Im Vorzelt ist es zwar auch nicht viel besser, dafür aber nicht ganz so frisch.

         
     Frühstück gibt es heute im Vorzelt…                                        …denn draußen ist es viel zu grau und kabbelig. :-/

Wir lassen uns Zeit mit dem Frühstück und genießen es zuzusehen, wie Nils wieder einmal mit einem der bunten Becher unserer Plastik- Geschirrausrüstung das Umschmeiss- Spiel spielt.
Jeden Tag wird er besser darin und kann mittlerweile den hingestellten Becher mit nur einem einzigen Handstreich umwerfen. Wird wohl nicht mehr lange dauern, dann fängt er die Fliegen im Flug aus der Luft! 😉

Gegen 11 haben wir zu Ende gespeist und auch Nils hat sich müde gespielt.
Es wird also nun Zeit, die Spuren des Frühstücks zu beseitigen und mal gründlich aufzuräumen.
Auch spülen steht auf der Tagesordnung, denn wie gestern geschrieben, haben wir aus Faulheit den Abwasch des Abendbrots einfach stehen lassen.
Auch die Ver- und Entsorgung aller Wassertanks steht wieder einmal an, auch darum kümmere ich mich natürlich als Herr und Anführer meiner Sippe! 😉
Zum Spülen nehme ich übrigens das Auto! Übrigens nicht, weil ich gerade besonders faul bin, sondern weil in weniger als einer Stunde die Platzruhe beginnt und wir dann mit unserem Ausflug bis nach der Mittagspause warten müssen.
Ich parke also den Wagen vor der Schranke an der Rezeption und spaziere dann den kleinen Weg zurück zum Servicehaus, dann bewältige ich einen wirklich unglaublichen Berg von Abwasch!
Ein Glück, dass wir noch immer von unserem norwegischen Wunderspülmittel Zalo zehren können, welches ich dort einmal in einer kleinen Notlage für sehr teuer Geld an einer Tankstelle kaufen musste.
Viel ist nicht mehr in der Flasche, das Ende ist nah. Aber, das muss man wirklich anerkennen, das Teil hat echt lange gehalten, obwohl ich eher nach dem Motto „Viel hilft viel“ gerne auch mal mehr als den einen berühmten Tropfen der Fernsehwerbung in den Abwaschhaufen kippe.

Ach ja, von unseren aktuellen Ereignissen mit unseren Nachbarn wollte ich ja noch berichten, so manch einen interessiert bestimmt, wie es nach dem gestrigen Tag weitergegangen ist.
Also zunächst mal habe ich heute früh bei meinem ersten Gang zum Servicehaus noch Glück gehabt. Denn als wir aufgestanden sind, waren die Nachbarn schon mitsamt ihren Hunden unterwegs und haben nur einen leeren Wohnwagen zurückgelassen.
Das war mir natürlich Recht.
Dennoch hätte ich aber wohl, wenn ich die Nachbarn heute früh erspäht hätte, dann doch wieder den kleinen Umweg zum Servicehaus gewählt. Man muss sich ja nicht öfter begegnen, als man eigentlich muss.
Auf dem Rückweg vom Spülen allerdings bin ich den direkten Weg gegangen und hab schon beim Einbiegen auf den Weg gesehen, dass das Auto wieder am Wohnwagen steht.
Nun extra einen Umweg gehen mag ich dann auch nicht mehr, zumal man sich ja nicht ewig ausweichen kann.
Also spaziere ich festen Schrittes und mit einer freien und jederzeit bereiten Hand, um aus der Spülschüssel mögliche Wurfgeschosse bis hin zum letzten Rest hoffentlich in den Augen brennenden Zalos als letztes Mittel der Verteidigung zu entnehmen, weiter in Richtung der Weggabelung an Parzelle O10.
Als ich näher komme, höre ich den ersten Hund schon knurren. War ja klar.
Aber dennoch setze ich meinen Weg fort, das Adrenalin im Blut sorgt für die nötige Schärfung aller Sinne.
Als ich dann näher komme, schreitet Herrchen ein. Er würdigt mich keines Blickes, ermahnt aber seinen knurrenden Hund deutlich schärfer, als noch am Vortag.
Und tatsächlich, beide Hunde geben Ruhe.
Geht doch!
Ich passiere die Weggabelung und gewinne (mit leicht beschleunigtem Schritt, aber nicht so, dass es auffällt) schnell an Distanz zu den Campern, ein letztes „So is brav Paula!“ kann ich noch verstehen.
Puh!
Scheint so, als hätten sie sich meine Worte wirklich zumindest ein wenig zu Herzen genommen und würden nun etwas mehr auf ihre Hunde achtgeben.
Schön wäre es ja, denn dann wäre der Frieden auf dem Platz ja auch irgendwo wieder hergestellt und wir müssten uns keine alternativen Schritte überlegen.

Zurück am Wohnwagen will ich mich eigentlich für den Ausflug fertig machen, aber Anja winkt ab.
„Der kleine ist gerade eingeschlafen, er war SO unruhig!“ flüstert sie mir zu und deutet dabei auf den im Bett eingekuschelten Nils.
Naja, OK, dann warten wir halt noch ein wenig mit dem Ausflug, soll der kleine erstmal ein kleines Mittagsschläfchen halten. Für gewöhnlich dauern diese sowieso selten länger als eine halbe Stunde.
Um uns die Zeit zu vertreiben, setzen wir uns nebeneinander ins Vorzelt und tun gleichermaßen Sinnvolles wie Geräuschloses.
Anja liest den Kroatien- Reisebericht weiter Korrektur und ich tippe die Erlebnisse des heutigen Tages quasi taufrisch in den Laptop.
Mit einem Ohr hänge ich dabei aber nicht nur beim Vogelgezwitscher über uns, sondern auch bei den Nachbarn mit Hund. Zu meiner kleinen Freude darf ich dabei vernehmen, dass sie ihre Hunde nicht nur vorhin bei mir, sondern grundsätzlich bei jedem vorbeispazierenden Passanten deutlich ermahnen.
Knurren tun sie noch immer, aber kaum knurrt einer der beiden Hunde, ist sofort Herrchen oder Frauchen mit einem mahnenden Wort zu Stelle und es bleibt ruhig.
Ein ganz klein wenig Zuversicht macht sich nun breit, dass es wirklich so bleibt.
Und als ich mitbekomme, dass eine Mitcamperin von der Nachbarreihe sowohl Herrchen und Frauchen für ihre wohl erzogenen Hunde loben denke ich, dass sie ein nettes Wort auch mal gut gebrauchen können und für ihr neues und vor allem deutlich verbessertes Engagement auch etwas Anerkennung bekommen.

Da Nils noch immer schläft und der Akku des Laptops leer getippt ist, drehe ich zum Zeitvertreib noch einen Bogen auf dem Platz und mache noch ein paar Bilder vom grauen Campingalltag unter dem Tiroler Wolkenhimmel.
Animiert zu meiner kleinen Runde werde ich dabei übrigens von einem ganz besonderen landtypischen Phänomen, welches die ganzen Stadtmenschen sicher gar nicht kennen. 😉

         
     Blick runter ins Tal nach Kössen, der Himmel grau in grau         Blick über unseren Campingplatz und die Parzellen

         
Blick in Richtung des Kaisergebirges. Naja, im Nebel…              Typisch Landleben: Das Odeur frischen Düngers 😉

Gegen 13 Uhr kann es endlich losgehen, Nils is wach und reiseklar. Wurde ja auch langsam Zeit 😉
Denn heute brechen wir für die erste lange Ausfahrt in diesem Urlaub auf, gleich 2 schöne Ziele stehen auf dem Plan.
Als erstes möchten wir das etwa 60km entfernte Bad Reichenhall besichtigen und mal schauen, was der Kurort so zu bieten hat. Dann steht unmittelbar danach Berchtesgaden auf dem Programm, welches von Bad Reichenhall etwa 20 Kilometer entfernt ist und sich somit als Anschlussziel anbietet.
Aber nicht nur die beiden Städtchen sind Ziel des heutigen Tages, viel mehr wollen wir auch eine Fahrt durch die österreichische und bayerische Alpenlandschaft genießen! Teile der Strecke der B 305 sind in unserem Atlas als besonders sehenswert gekennzeichnet und so freuen wir uns natürlich auch auf ein wenig „Autotourismus“. Früher hätten wir mit dem Wohnmobil ohne Zweifel die gleiche Route gewählt, nur mit dem Unterschied, dass wir eben nicht sternförmig vom Campingplatz, sondern mit wechselnden Zielen unterwegs eher wie auf einer Schnur entlanggefahren wären.
Naja, auch mit dem Auto wird es schön sein und wir haben den Vorteil, dass wir bei unserer Rückkehr bzw. „Ankunft“ an unserem Nachtlager dieses nicht erst aufbauen müssen, sondern gleich die komplette Einrichtung fertig aufgebaut vorfinden werden. Ferienhaus eben! 😉
Wir schieben den Kinderwagen über den Platz und rufen kurz darauf den Flug „501“ ins Alpenland auf, das ist Nils´sis Flug!
Schnell ist der kleine Mann für seinen Flug erster Klasse eingecheckt und wir können „Boarding complete“ an die Crew richten.
Die Crew, das sind natürlich Anja und ich, brauchen keine weiteren Startvorbereitungen.
Ich starte einfach dem Motor und ab geht´s gleich runter vom Campingplatz und an der ersten Kreuzung gleich weiter in Richtung Reit im Winkl.

         
     Bei schönem Wetter verlassen wir den CP, hoffentlich bleibt es so.            Wir nehmen Kurs auf Reit im Winkl und Bayern

Wir passieren die österreichische Grenze gegen kurz nach 1 und sind ab sofort in Bayern unterwegs.
Ach-ja! Wieder mal in Deutschland! Ist ja auch schon recht lange her! 😉
Reit im Winkl lassen wir im rechten Winkel liegen und steuern gleich auf die B 305, die uns ins Alpenland führt.
Sehr schnell erhalten wir traumhafte Einblicke in die Natur und ich bin hin und hergerissen, ob ich hier lieber mit dem Wohnmobil (weil man dann überall anhalten könnte und trotzdem alles dabei hätte!) oder doch lieber mit einem Porsche oder wenigstens mit meinem Fiat Bravo (für ein bisschen sportliches Kurvenfahren 😉 unterwegs sein möchte.
Nun, ich werde mich sicherlich nicht beschweren, denn auch mit unserem Kombi, dem Kinderwagen im Frachtraum und unserem Junior in seiner Babyschale ist es schön, hier durch die Gegend zu fahren.
Seien es die schönen Aussichten in den Tälern auf Felder, Wiesen und sogar einige See- und Wasserlandschaften, oder die Fernblicke auf den kleineren Anhöhen runter in die Täler, was die Welt ein bisschen wie ein einer traumhaften Modelleisenbahnlandschaft ausschauen lässt.

         
     Unterwegs auf den bayerischen Landstraßen.                           Wir genießen die Ausblicke in die Natur um uns herum

         
Grüne Wiesen mit saftigen Kräutern – ein Traum für eine Kuh 😉            Hoppala! Nach vorne gucken da kommt ein Berg…

Einzig unser Sohnemann macht uns ein paar Sorgen!
Denn wir sind noch keine 20 Minuten unterwegs, da fängt er das kühmen an!
Normalerweise ein Indiz dafür, dass er gleich einschlafen könnte, aber als aus dem kühmen dann knöttern wird und kurz darauf sogar ein erstes Tränchen fließt, kann irgendwas nicht stimmen!
Wir probieren es mit dem Nucki, er bekommt einen Schluck Wasser aus der Flasche. Wir reichen ihm seinen Fuchsi und ein anderes Spielzeug, aber nix hilft. Irgendwas stimmt also nicht!
Bei der nächsten Parkmöglichkeit halten wir also direkt an und haben Glück, dass es sich um eine kleine Einfahrt an einer besonders schönen Anhöhe mit Blick auf die Natur handelt.
Da hat unser Junge doch genau im richtigen Moment geweint, denn ansonsten wäre ich kaum langsam und zum sofortigen Anhalten bremsbereit unterwegs gewesen.
„Danke Nils“ möchte man sagen, aber er versteht es ja noch nicht wirklich, zumal wir ihm unsere Dankbarkeit dadurch zeigen, dass er gleich aus seinem Kindersitz raus darf.
Noch mit einem Tränchen im Auge lacht er los, was uns erleichtert aufatmen lässt.
Beinahe haben wir schon befürchtet, dass er vielleicht ernsthaft irgendwas haben könnte.
Klar zahnt er im Moment, aber er ist so tapfer dabei, dass er zumindest deswegen bislang noch nicht geweint hat. Es muss was anderes gewesen sein! Ich untersuche akribisch seine Klamotten und die Babyschale, ob er vielleicht auf irgendwas gesessen und ihn vielleicht was gezwickt hat.
Denn immerhin war er sofort wieder glücklich und hat uns angelächelt, als wir den kleinen Mann aus dem Sitz befreit haben.
Aber wo ich auch schaue, ich kann keine Ursache ausmachen.
Komisch!
Nun, wo wir einmal da sind, machen wir natürlich zahlreiche Bilder von diesem schönen Platz!
Beinahe könnte man es bereuen, dass wir keinen Picknick- Korb dabei haben, um hier mit diesem Ausblick auf der Wiese eine kleine Pause einlegen zu können:

         
     Erstmal raus aus dem Auto und Pause machen.                        Wir genießen den Ausblick ins bayerische Tal.

Wir lassen uns viel Zeit mit Nils und warten ab, ob wir vielleicht doch noch dem plötzlichen Weinen auf den Grund kommen.
Statt aber erneut ein Tränchen zu vergießen, genießt unser Junge die kleine Pause am Wegesrand. Akribisch untersucht er mit Händchen und Schnütchen ein kleines Blümchen und zerfriemelt die Blütenblätter in bester „Er liebt mich, er liebt mich nicht…“- Manier.
Nanu, Nils hat doch noch gar keine Freundin, oder? Wenn da jemand im Babykrabbelkurs oder beim Babyschwimmen gewesen wäre, hätte Anja doch bestimmt davon berichtet. 😉

         
     Nils und Papa auf der grünen Wiese.                                       Oh, ein Blümchen! „Sie liebt mich, sie liebt mich nicht…“ 😉

Eine knappe Viertelstunde machen wir Pause, dann setzen wir unsere Fahrt fort.
Scheint so, als wäre wieder alles in Ordnung, denn Nils macht keine Anstalten ein Problem zu signalisieren. Na hoffen wir mal das Beste.

Etwa 20 Minuten nach unserer Pause erreichen wir Bad Reichenhall, was wir schon immer mal besuchen wollten.
Besonders Anja hat das kleine bayerische Alpenstädtchen mit der großen Salzgeschichte (wer kennt nicht das berühmte „Bad Reichenhaller“ Salz?) schon des Öfteren im Verwandten- und Bekanntenkreis empfohlen bekommen, sodass wir uns nun gerne selbst einmal einen Blick von vor Ort machen wollen.
Schön wäre natürlich so eine Tour in ein Salzbergwerk, so etwas habe ich (Björn) in meiner Kindheit seinerzeit mal in Österreich mitgemacht. So komplett in Bergwerksklamotten mit einer Fahrt auf einer Holzrutsche und einer Grubenbahn. Das war schon schön! Aber für uns beide mit Baby ist das wohl weniger was, zumal Nils davon ja auch gar nichts hätte. Aber wir nehmen uns fest vor, eine solche Tour einmal zu machen, wenn er später größer ist.
Hiermit fest versprochen! 😉

         
     Einfahrt nach Bad Reichenhall.                                               Markant für die Stadt, das berühmte Bad Reichenhaller Salz

Für den heutigen Tag allerdings beschränken wir uns aber nun auf eine kleine Stadtbesichtigung, fast schon hat Bad Reichenhall mit seiner vom übrigen Verkehr abgetrennten Fußgängerzone „Großstadtcharakter“ für uns. Es ist schon erstaunlich, wie schnell man diesen Großstadtmief abstreifen und dann plötzlich vermissen kann, wenn man so dicht in der Natur Urlaub macht.
Das wir uns jedoch in einer wohl gut besuchten größeren Stadt befinden, deutet zweifelsohne die beschilderte Hotelroute und die mehreren ausgewiesenen Parkplätze an. Na schauen wir mal!

Wir parken in der Nähe der Altstadt an den Resten einer historischen Stadtmauer und beginnen dort gleich mit der Besichtigung.
Gefällt uns gut, was wir sehen, auch wenn uns die Altstadt jetzt mal verglichen mit den bislang hier in Österreich und Bayern besuchten Städtchen nicht wirklich vom Hocker haut. Es scheint einfach so, als sei die Stadt entweder von der Geschichte her nicht so alt, dass sich die wirklich urigen Häuschen dort finden lassen, oder die Stadt wurde (zum Beispiel im großen Krieg?) so sehr zerstört, dass sie danach zwar beschaulich, aber nur noch zweckmäßig und nicht mehr geschichtsorientiert aufgebaut wurde. Ein bisschen fehlt die „Seele“ irgendwie.

         
     Wir spazieren durch die Altstadt von Bad Reichenhall.               Der erste Eindruck ist ganz nett, aber auch nüchtern.

          
     Ein kleiner Bach fließt durch die alten Gassen                           Rechts flankiert von (leeren) Gastronomiebetrieben

         
     Das hat was von „Oase am Nil“ mit der Palme und dem Kanal    Ein kleiner Brunnen an der „Quelle“.

         
     Das alte Brothaus – 500 Jahre Gruppenbäckerei 😉                   Das alte Brothaus ist das erste Haus, was urig ausschaut.

         
     Auch etwas nostalgisch: Die „Bürgerbräu“- Brauerei                  ein angeschlossener Gasthof mit Biergarten lockt Gäste

Dennoch haben sich die Bad Reichenhaller Bürger und Stadtverwaltung viel Mühe gegeben, das Beste aus dem Vorhandenen zu machen und so fallen einige Häuser doch immerhin wohlwollend aus der Reihe.
Besonders das Rathaus schaut nett aus und zeigt mit den auf der Fassade abgebildeten Personen wie Karl dem Großen, König Barbarossa oder auch der blinden Justitia durchaus eine ordentliche Ausrichtung zur Weltgeschichte.
Erstaunlich ist dabei auch eine Frau, die als „Caritas“ bezeichnet wird. Ach, sieh mal an! Ich dachte immer, die Caritas sei die bekannte caritative Einrichtung, jedoch nicht mit einem geschichtlichen Hintergrund wie beispielsweise die Malteser oder die Johanniter.

         
     an einem der zentralgen Plätze mit Brunnen treffen wir…          …auf das alte Rathaus. Anja schaut ehrfüchtig nach oben

         
     Hier sind sie angemalt, die großen der Zeit! Ludwig, Barbarossa, Justitia, Karl der Große oder auch die „Caritas“…

Auch hier nehme ich mir also vor, nach unserer Rückkehr aus dem Urlaub unseren Horizont und unsere Allgemeinbildung zu erweitern und heraus zu bekommen, woher der Begriff „Caritas“ wohl kommen mag. Jedenfalls könnte, wenn die Dame wirklich etwas mit der sozialen Einrichtung „Caritas“ etwas zu tun hat, der allseits bekannte Spruch: „Ich bin doch nicht die Caritas“ eine völlig neue Bedeutung gewinnen! Ich sehe die schlagfertige Antwort auf einen solchen Ausspruch im Freundeskreis mit „Stimmt, die Caritas ist viel hübscher wie du!“ schon vor mir und freue mich auf die dummen Gesichter. Tja, Reisen bildet! Das steht wohl wieder mal nach dem heutigen Tag fest!

(Anmerkung vom Juni 2012: Möglicherweise ist mit dem Bildnis auf dem Rathaus von Bad Reichenhall die Dame „Caritas Pirckheimer“ gemeint. Diese war Äbtissin (also ein weiblicher Abt) eines Klosters bei Nürnberg und setze sich dort wohl mit Nachdruck für Reformen im 15. bzw. 16. Jahrhundert ein. Ob sie etwas mit dem Begriff „Karitas“, also der Nächstenliebe, bzw. dem Caritas- Verband der katholischen Kirche zu tun hat, lässt sich nicht schlüssig belegen. Es scheint aber fast so, als könnte ich mein Sprüchlein vergessen! Zu groß wäre der gedankliche Spagat, um ihn zwischen dieser Dame und dem Sinn dieses Spruches ausführen zu können. Schade.)

Von der Altstadt aus erreichen wir fast ohne Unterbrechung die „Neustadt“ und Fußgängerzone von Bad Reichenhall. Hier finden sich dann alle typischen Geschäfte für eine Fußgängerzone und das Angebot richtet sich deutlich weniger an Touristen, sondern eben auch an ganz normale Einkaufswillige.
Wir könnten hier also (wenn wir denn wollten) problemlos neue Handyverträge abschließen, ein Pfund Kaffee kaufen oder Windeln besorgen, wenn wir hieran denn Bedarf hätten.
Die Altstadt hingegen besteht wirklich nur aus ein paar etwas älteren Häusern, wovon einige wenige optisch hergerichtet sind. Dann noch ein paar gastronomische Angebote, das war´s. Macht aber nix, stürzen wir uns nun lieber ins Einkaufsgetümmel!

         
     Ah, die „Neuzeit“! Wir erreichen die Fußgängerzone                   Hier gehen wir bummeln und Schaufenster gucken

Tatsächlich findet Anja auch recht schnell einen Laden, der ihr gefällt. Es geht um Klamotten, genauer um Trachtenmode! Wieder findet sie Anziehsachen, die Nils zumindest von der Größe her passen könnten. „Und dann auch nur für 30 Euro!“ wie sie mehrfach betont. Aber ich bleibe dabei, dass man sowas bei uns zuhause nicht anziehen kann, wenn man sein Kind nicht lächerlich machen will und so kommen Nils und eine bayerische Kluft mit kariertem Hemd und Lederhose nicht wirklich zusammen.

         
     Hier Schatz, was meinste? Ne schicke Tracht für Nils?                Was ich meine? Schau lieber, was Nils davon hält!  😉

Wir spazieren weiter durch die Innenstadt von Bad Reichenhall und lernen kurz darauf wieder etwas.
Dieses Mal aber weniger im positiven Sinn, sondern eher deswegen, weil uns gerade ein kleines Stückchen Weltbild abhanden kommt.
Viele von unseren Leserinnen und Lesern sind doch bestimmt die berühmten Mozartkugeln bekannt, oder? Also diese kleinen Schokokugeln mit Pistazienfüllung drin.
Und wir dachten bislang, dass diese ausschließlich aus Salzburg stammen, weil dort zum einen Mozart gelebt hat und zum anderen, weil es doch ein Salzburger Konditor gewesen sein soll, der diese Kugel vor vielen Jahren mal erfunden haben soll.
Wir aber entdecken kurz darauf ein Café und einen Verkaufsshop für eben jene Mozartkugel, die doch eigentlich aus Salzburg stammen müsste, oder?
Neugierig wie wir sind, spazieren wir einmal in den Hinterhof des Cafés und wähnen und fast in klein Salzburg! So steht doch ein Brunnen mit der Statue des musizierenden Meisters hier und auch seine Frau Constanze lädt als stumme vierte Person an einem Dreiertisch direkt am Brunnen des Meisters zum Kaffee!

         
     Nanu, eine rote- Reber- Überraschung in der Innenstadt           Zahlreiche Mozartkugeln dekorieren das Schaufenster

         
     Wir biegen rechts ab in eine kleine Seitengasse                        das Gässchen hier heißt passend „Reber- Passage“.

         
     Constanze erwartet uns zum Kaffee im Salzburger Garten         Auch der Meister persönlich schaut auf uns herab.

         
     Mozartkugeln sind allgegenwärtig! Sie hängen im Baum…          …und zieren den Brunnen von „Klein- Salzburg“. Schön!

Wirklich nett gemacht, der kleine Salzburger Park! Wir überlegen ernsthaft, ob wir uns hier unter grünem Blätterdach bei plätscherndem Brunnen niederlassen und ein Stück Kuchen bzw. ein leckeres Eis genießen wollen. Einzig der kleine „Zuschlag“ auf die Preise schreckt doch dann ein wenig und Anja meint, dass es auch ein ganz normales Café am Straßenrand der Fußgängerzone tun würde.
Andererseits sollte man sich aber auch nicht die Gelegenheit entgehen lassen, einmal im für die Mozartkugeln berühmten Café eine Mozartkugel verspeist und einen Kaffee getrunken zu haben. Und wenn es schon für die Erkenntnis ist, dass die Mozartkugel eben nicht aus Salzburg selbst, sondern aus dem kleinen unscheinbaren Bad Reichenhall stammt.

(Auch hier wieder eine Anmerkung und Erkenntnis, die wir im Nachgang zu dieser Reise gewonnen haben: Die Mozartkugel ist (wohlmöglich sehr zum Bedauern des Schöpfers bzw. seinen Nachfahren) nicht vollständig als Schutzmarke eingetragen, sodass jede Firma die Schokoköstlichkeit nach eigenem Rezept herstellen und das Ergebnis auch „Mozartkugel“ nennen darf, sofern die Kugel dann den Namenszusatz der Firma trägt. So gibt es z.B. „echte Mirabell- Mozartkugeln“, oder eben auch die hier vorgefundenen „echten Reber- Mozartkugeln“. Aha!
Mal ganz ehrlich: Wer soll da denn noch durchblicken? Wir dachten jedenfalls, dass hier in Bad Reichenhall die roten Kugeln von Reber die richtigen wären. Und hätten wir im Nachgang zu unserem Urlaub das Thema weiter verfolgt und kein Wikipedia die Erklärung hierzu gefunden, wir wären in diesem Irrglauben geblieben…)

Ohne Mozartkugel (eigentlich sind die Dinger ja widerlich süß und schmecken nur zu Weihnachten…  😉 spazieren wir an der Hauptstraße weiter und entdecken kurz darauf die nächste „Köstlichkeit“, ein Nordsee- Restaurant! Hier in Bayern!
Und zu unserer Überraschung ist sogar eine kleine Schlange vor dem offenen Verkaufsfenster was meinen Plan vereitelt, mir hier in Bayern ein leckeres Fischbrötchen schmecken zu lassen. 😉

         
     Im tiefsten Bayern gibt es ein „Nordsee“. Aha. 😉                    Schau an, die alten Herrschaften sitzen um den Brunnen.

Am Ende der langgezogenen Fußgängerzone drehen wir in Höhe des eleganten aber auch schon leicht verblichenen Kurhauses um. Zwar weisen die Wegweiser hier noch einige Ziele aus, aber nichts davon erscheint uns attraktiv genug, dass wir dafür den Weg weiter spazieren würden.
Also drehen wir um und holen uns an der erstebesten Eisdiele (die Eisdiele Primavera) zwei Eis auf die Hand. Lieber wäre mir zwar eigentlich etwas Herzhaftes wie ein Fleischkäsebrötchen gewesen und auch Anja wünscht sich ja schon seit dem ersten Tag hier eine leckere Bratensemmel, aber auch die zweite Metzgerei hier im Ort, die wir kurz darauf passieren, hat bereits geschlossen.
Naja, ist ja auch Samstag und das traditionelle „Hausfrauengeschäft“ der Metzgereien endet samstags nunmal zur Mittagszeit.
Da können wir nicht wirklich erwarten, dass wir um kurz vor 3 noch eine Bratensemmel bekommen können.

         
     In Höhe des altehrwürdigen Kurmittelhauses drehen wir um       Schon geschlossen: Nicht der erste Metzger heute

         
Na gut, dann gibt es eben statt Bratenbrötchen ein leckeres Eis von der Eisdiele Primavera. Schmeckt ja auch schon…

Die Idee, doch noch am Mozartkugelcafé im Schatten des Brunnens ein Stück Kuchen zu essen verwerfen wir. So toll und berühmt ist das Café nun auch nicht, dass man unbedingt dort gesessen und gegessen haben muss.
Und da wir auch sonst alles von Alt- und Neustadt gesehen haben, belassen wir es dabei.
Bad Reichenhall ist zusammenfassend ein schönes Städtchen für eine Besichtigung und kann einen Nachmittag vertreiben. Zumal es eben nicht nur Gaststätten und Hotels in der Altstadt gibt, sondern eben auch die ganz normale Fußgängerzone mit ihren typischen Geschäften zu einem Stadtbummel einlädt. Weitere Ziele im Umkreis der Stadt wären Salzsaline und Salzmuseum, die verschiedenen Kurangebote, die Konzerteinrichtungen oder auch die Spielbank, wo man seine Urlaubskasse aufbessern kann. Das Angebot richtet sich (und das bemerkt man auch, wenn man durch die Stadt spaziert) somit vornehmlich an kurende und damit zumeist auch ältere Herrschaften und Gäste, womit wir uns noch nicht so recht identifizieren können.
Nichts desto trotz lohnt sich u.E. durchaus ein kleiner Abstecher hierin, wenn man sich sowieso schon in der Nähe befindet.

Von Bad Reichenhall aus setzen wir gleich Kurs auf das nächste Ziel, Berchtesgaden!
Fast schon in Österreich, stellt diese „deutsche Alpenfestung“ nicht nur geografisch einen besonderes Bollwerk dar.
Und selbstverständlich würde es mich schonmal interessieren, in Berchtesgaden bzw. am Obersalzberg mal zu schauen, wie „der Führer“ hier so gelebt hat.
Andererseits hat, so ist es zumindest aus früher konsultierten Reiseführern und dem Internet zu entnehmen, die AirForce seinerzeit ganze Arbeit geleistet und sämtliche Anlagen des Krieges (in der Hoffnung dem Adolf eins auf den Latz zu brennen!) ordentlich zusammen gebombt.
Viel ist also nicht mehr übrig und darüber hinaus soll das, was einmal von einem dunklen europäischen Kapitel berichten kann, auch nicht wirklich zugänglich sein.
Ziel des Ausflugs nach Berchtesgaden ist also, wie bei Bad Reichenhall auch, eine kleine Besichtigung der (Alt-)Stadt und ein Bummel durch die Gassen.
Vielleicht dann hier mit einem Stück Kuchen oder vielleicht sogar doch mit eine bayerischen Bratensemmel. „Oder wir gehen gleich Knödel essen“ schlage ich Anja vor, denn auf Kochen habe ich heute auch nicht wirklich Lust.
Selber kochen? In Bayern und Österreich? Das machen wir nur, weil wir schon allein rein finanziell nicht wirklich jeden Tag auswärts essen gehen können. 😉

Wir verlassen Bad Reichenhall exakt um15 Uhr und steuern sofort wieder eine besonders reizvolle Strecke an. Parallel zu einem überraschend breiten Fluss, der sogar ein Energiekraftwerk für die Bahnstromversorgung besitzt, nehmen wir Kurs auf Berchtesgaden.
Kenner der Region erkennen vielleicht schon aus diesen 2 Zeilen, dass wir nicht den direkten Weg nach Berchtesgaden nehmen, sondern von Bad Reichenhall aus erst dem Flußlauf der Saal und damit der B 21 in Richtung Unterjettenberg folgen, anstelle der B 20 direkt in Richtung Berchtesgaden zu folgen. Das Problem ist nämlich, dass die B 20 aufgrund einer Baumaßnahme komplett gesperrt ist und aus unseren angedachten „kleinen Abstecher“ von vielleicht 20 Kilometern nun ein kompletter Umweg mit etwa 30 Kilometern Fahrt durch Oberbayern wird.
Beinahe könnte man betrübt sein über den Mehraufwand an Sprit, andererseits sind wir ja auch gerne „Autotouristen“ und wer weiß, welche Schönheiten sich nun am Wegesrand auftun, die wir ohne Umweg ansonsten nicht gesehen hätten.

         
     Wir verlassen Bad Reichenhall mit Kurs Berchtesgaden             Ein Wasserkraftwerk des Bahnstromversorgers am Fluss

Gleich den ersten schönen Aussichtspunkt erreichen wir keine 20 Minuten, nachdem wir Bad Reichenhall verlassen haben. Unser Stopp hier erfolgt allerdings nicht ganz freiwillig, denn Nils beschwert sich seit ein paar Minuten Fahrt doch recht lautstark über irgendwas. Da wir den Grund nicht während der Fahrt erkennen können, müssen wir also zwangsläufig anhalten und machen eine kleine Pause.
Was hat der Junge nur, dass er, kaum dass wir im Auto sitzen und fahren, auf einmal Probleme anmeldet?? Hat er doch früher auch nicht gemacht, im Gegenteil! Autofahren gefällt ihm doch sonst immer!
Vielleicht sitzt er auf etwas Spitzem, oder vielleicht sind die Gurte zu eng?
Aber als wir sowohl Sitz wie auch Gurte kontrollieren, können wir nichts Ungewöhnliches entdecken.
Anja probiert es mit dem ihr gegebenem „Muttergeschick“ und kaum hat sich Nils bei Mama eingekuschelt, trinkt er lieb und liegt völlig entspannt bei ihr.
Komisch. Kann doch nicht nur Hunger gewesen sein, oder? Davon abgesehen trinkt Nils auch nicht wirklich viel, eher geht es ihm um die Beruhigung nach der kleinen Heulattacke.

         
     Kleine „Zwangspause“, zum Glück an einem sehr schönen Aussichtspunkt mit Blick in das idyllische bayerische Umland.

Wir machen etwa eine Viertelstunde Pause, dann legen wir den halb wachen und halb schlafenden Nils wieder in den Kindersitz. Einen kurzen Moment halten wir inne und warten, ob sich irgendwas tut. Vielleicht lässt sich ja erkennen, warum Nils plötzlich seinen Unmut über das Autofahren bzw. das Sitzen im Kindersitz kund tut.
Aber nichts tut sich. Nils schaut zunächst erwartungsvoll UNS an, als ob wir etwas besonders mit ihm vorhätten. Da wir ebenso erwartungsvoll ihn anschauen, vergehen einige Minuten, dann wird Nils langweilig und ihm fallen wieder die Augen zu.
OK, also am Sitz liegt es wohl nicht.
Wir vertäuen den Sitz wieder mit dem Gurtband und fahren vorsichtig los.
Die ersten Minuten schauen wir etwa im 50:50 Anteil wechselnd nach vorne und in den Rückspiegel, um den Spagat zwischen Verkehrs- und Babybeobachtung zu schaffen.
Und Nils? Der pennt einfach so, als hätte er beim Autofahren noch nie was anders getan.
Komisch. Zuerst vorhin nach der Abfahrt vom Campingplatz und jetzt erneut.
Auf jeden Fall müssen wir versuchen, den Grund hierfür herauszufinden.

         
     Nils ist eingeschlafen. Wir warten noch einen Moment…             …dann fahren wir weiter in Richtung Berchtesgaden

Mit einem schlafenden Nils auf der Rückbank fahren wir den baustellenbedingten Umweg über die B 21 und B 305 in Richtung Berchtesgaden weiter.
Wieder verläuft die zweite Fahrtetappe an diesem Tag absolut problemlos, wieder bekommen wir schöne Ausblicke in die oberbayerischen Landschaften geboten. Fast schon ist es interessant zu sehen, wie an einigen Stellen nur wenige Meter neben der Fahrbahn die scheinbar unberührte und urwüchsige Natur Bayerns mit ihrer ganz eigenen Welt aufwartet.
Problemlos könnte man Wölfe, wilde Bären oder auch den Wolpertinger hier erwarten (der Wolpertinger ist übrigens ein bayerisches geflügeltes Fabelwesen für die, die es nicht wissen.) und wäre wahrscheinlich über diese Begegnung nicht einmal überrascht.
Auch Rübezahl könnte man hier antreffen und würde sich allenfalls wundern, warum dieser nicht in seiner angestammten Heimat im Riesengebirge unterwegs ist.  Aber vielleicht macht er hier ja auch Ferien oder führt seinen Wolpertinger Gassi. Kann ja auch sein! 😉

         
     Die bayerische Bergwelt rechts und links am Straßenrand.      Hier auf dem Wolkenberg wohnt bestimmt ein Wolpertinger 😉

         
     Ausblicke ins Tal wie bei einer Modelleisenbahn. Schön. 🙂        Nanu, ein Tunnel fast wie in Norwegen! 😉

Durch den unfreiwilligen Stopp wie auch den baustellenbedingten Umweg brauchen wir über eine Stunde bis zur Stadtgrenze von Berchtesgaden.
Und kaum angekommen sind wir noch lange nicht da! Denn nun beginnt eine doch etwas nervenaufreibende Suche nach einem Parkplatz, was selbst Rübezahl mit seinem Wolpertinger zur Verzweiflung treiben würde, puh!
Die Parkplatzsituation in Berchtesgaden kann man wirklich getrost als „unterirdisch“ bezeichnen und damit sind zweifelsohne nicht nur die komplett belegten Parkhäuser gemeint!
Wir durchqueren den Ort einmal komplett und kommen erst weit außerhalb hinter einer Tankstelle in den Genuss, unseren Wagen überhaupt erstmal abstellen zu können.
Dringend nötig übrigens, denn Nils hat vor ein paar Minuten erneut das Kühmen angefangen und wieder können wir uns keinen Reim drauf machen, warum das so ist.
Kaum stehen wir, wird Nils zwar dann etwas ruhiger, aber einen Grund für seinen neuerlichen Protest entdecken wir dann doch, er braucht eine frische Butze!
Gut, darin sind wir ja mittlerweile geschult und wechseln recht gekonnt auf der Ablagefläche im Heck unseres Kombis die „Schotten“.
Danach machen wir eine kleine Pause an unserem Standort und warten ein wenig ab, bis sich die allgemeine Verkehrssituation an diesem Abend ein wenig beruhigt. Ganz ehrlich gesagt spekulieren wir natürlich doch noch auf einen Parkplatz in Altstadtnähe! Von hier aus könnte man zwar laufen, aber wir schätzen mal, dass die Altstadt etwa einen Kilometer entfernt sein dürfte.
Normalerweise ist diese Entfernung noch an der Grenze, was wir wohl laufen würden, allerdings führt die Strecke stramm bergab und nachher, wenn wir die Bäuche nach einem opulenten bayerischen Abendessen gut gefüllt haben, natürlich ebenso auch wieder rauf!
Das geht gar nicht, wo sollen sonst die ganzen Urlaubskilos herkommen, die wir beabsichtigen als Urlaubssouvenir mit in den Alltag zu nehmen? 😉

Gegen kurz vor 5 verlassen wir unseren Standort wieder und entdecken tatsächlich kurz darauf einen deutlich besseren Parkplatz für unseren Wagen. An dieser Stelle stellt sich dann doch tatsächlich ein kleiner Vorteil des PKW ein, denn mit dem Wohnmobil hätten wir erneut hinein, hindurch und am anderen Ende unverrichteter Dinge wieder aus Berchtesgaden hinaus fahren müssen! Ob es einen Wohnmobilstellplatz gibt, wissen wir nicht. Aber von unserem Restinteresse an der Infrastruktur für Wohnmobile als Ex- Wohnmobiltouristen mal abgesehen müssen wir uns darüber ja auch keine Gedanken machen.

Das wir einen inzwischen deutlich besseren Parkplatz gefunden haben, schreiben wir kurz darauf der Tatsache zu, dass hier schon allmählich die Bürgersteige hochgeklappt werden!
Viele Geschäfte haben bereits zu und wir müssen uns auf einen Schaufensterbummel beschränken. Zwar haben wir sowieso für gewöhnlich kein Kaufinteresse, aber es ist schon ein wenig blöd, dass uns so die spontane Kaufmöglichkeit, die uns schon so manches nettes Souvenir beschert hat, nun nicht mehr gegeben ist.
Einige wenige Läden haben dann aber doch noch auf und selbstverständlich haben an diesem Samstagabend auch ausnahmslos alle Gasthäuser und Restaurants geöffnet und bieten somit das letzte Bollwerk und den letzten Anlaufpunkt für uns Touristen, um noch irgendwo einzukehren und nicht alternativlos „wie bestellt und nicht abgeholt“ auf der Straße herumzulungern.
Und so mischt sich in die halb verwaiste Altstadt an der ein oder anderen Ecke die unwirkliche Geräuschkulisse von Gesprächen, klirrenden Gläsern, rappelnden Tellern oder klapperndem Besteck auf den zahlreichen Terrassen der Gasthäuser. Verfeinert wird die Kulisse durch das typische Odeur nach frisch gebratenen Köstlichkeiten wie Fleisch oder frittierte Pommes. Gemein eigentlich! Denn so zieht es uns unweigerlich zu den Angeboten und wir studieren so manche Speisenkarte auf unserem Weg durch die Gassen der Altstadt.

         
     Wir erreichen die Altstadt und Fußgängerzone von Berchtesgaden. Viel los ist hier heute scheinbar nicht mehr…

         
     Restaurants und Gaststuben haben natürlich noch offen            noch geöffnete Geschäfte wie dieses sind aber selten

         
     Hier der „Beweis“, die Chefin schließt gerade ab. :-/                  Bleiben uns nur die „öffentlichen“ Sehenswürdigkeiten.

Auch Berchtesgaden reiht sich übrigens nahtlos in die bisher besuchten Dörfchen mit urigem Bergidyll- Charakter ein. Auch hier finden wir die für diese Region (egal, ob auf österreichischer oder auf bayerischer Seite) ach so typischen Häuser vor, die sich durch zahlreiche Verzierungen der Hauswände rund um Fenster, Giebel und Erker als ein echtes Kunstwerk präsentieren.
Man könnte sicherlich einige Minuten vor den Häusern verweilen und in den Darstellungen immer wieder neue Details erkennen, wenn man einfach nur lange genug auf die Arbeiten schauen würde.
Natürlich ist es aber inzwischen auch so, dass nach zahlreichen besuchten Dörfchen inzwischen die „Ah´s“ und „Oh´s“ ein wenig abnehmen und sich schon ein bisschen sowas wie „Sättigung“ einstellt.

         
     Auch in Berchtesgaden verzücken die zahlreich verzierten Häuser die Fassaden, Giebel, Erker und Fenster.

         
     Teilweise werden ganze Bildgeschichten erzählt                        Altstadtflair in den zahlreihen Gassen und an den Plätzen

         
     Ist ja alles hübsch anzusehen, aber irgendwann ist man „satt“    Na komm schon Nils! SO langweilig ist´s nun auch nicht! 😉

Dennoch wäre es Berchtesgaden gegenüber unfair, wenn unsere allmählich abnehmende Begeisterung für die Schönheiten der Bergdörfchen und ihren Häuschen nun Einzug in unsere Berichterstattung nehmen würde.
Keine Frage würden wir, wenn wir mit der Besichtigung Berchtesgadens in diesem Urlaub begonnen hätten, das Dörfchen weit über den Klee für seine Authentizität und seinen urigen Charme loben.
Zumal es ja nicht nur die „einfachen“ Häuschen sind, die in Berchtesgaden sehenswert sind, auch die richtigen Touristenhighlights hat Berchtesgaden zu bieten.
Allen voran steht natürlich das Herrscherdomizil!
Und damit meinen wir jetzt nicht den bekannten und von den Alliierten zerbombten Berghof, sondern viel mehr ein waschechtes königliches Schloss! Als ursprüngliches Stiftsgebäude einer kirchlichen Anlage aus dem 12 Jahrhundert wurde das Haus über die Jahre immer weiter ausgebaut und schließlich im 19. Jahrhundert nach der Säkularisation (= „ent- kirchlichung) ein königliches Schloss des bayerischen Königshauses.
Sofort werden beim Anblick des Schlosses Erinnerungen an DEN bayerischen König schlechthin wach, die Rede ist natürlich vom König Ludwig dem II., dem Märchenkönig!
Gleich mehrfach haben wir in den letzten Jahren immer wieder „Bekanntschaft“ mit dem Märchenkönig gemacht, zuletzt bei unserer Wohnmobilreise an die italienische Riviera, wo wir auf der Anreise auch in Füssen gestoppt, übernachtet und den Aufenthalt dort natürlich für einen Besuch des wirklich opulenten Märchenschlosses Neuschwanstein genutzt haben.
Das königliche Schloss hier in Berchtesgaden ist natürlich weit weniger imposant, auch erkennt man natürlich den ursprünglichen Baustil des Mittelalters und weit weniger den pompösen Ausbau, wie man ihn von den Schlössern König Ludwigs her kennt.
Macht aber auch nichts, denn für eine Besichtigung von innen ist es sowieso schon zu spät und das zugehörige Museum hat um diese Uhrzeit längst geschlossen.

     königliches bayerisches Schloss in Berchtesgaden
     Das königlich- bayerische Schloss zu Berchtesgaden. Formals kirchlich, nun weltlich. Deutlich erkennbar.

Wir schlendern weiter durch die Gassen von Berchtesgaden und bekommen allmählich Hunger.
Kein Wunder, so haben wir doch seit dem Frühstück mit Ausnahme des Eis in Bad Reichenhall nichts mehr gegessen.
Aber so sehr wir bei den Angeboten auf den ausgestellten Speisekarten und auf die Teller der auf den Terrassen sitzenden Gäste so schauen, so recht will uns das alles nicht zusagen.
Es ist einfach auch schon ein wenig zu spät, um uns hier jetzt ausufernd niederzulassen. Die Uhr zeigt bereits nach 6 und den ganzen Weg nach Hause fahren müssen wir ja auch noch. Nils ist inzwischen auch schon im Kinderwagen ein wenig eingenickt, wird aber genauso lange weiterschlafen, wie sich der Kinderwagen bewegt.
Stoppen wir zum Essen fassen an einer der Terrassen der Gasthöfe, wird der kleine Mann unweigerlich wach und verlangt dann natürlich auch nach seinem Abendessen. Normalerweise ist das kein Problem, aber so ganz öffentlich mit den ganzen Mitgästen drumherum und den noch immer durch die Gassen vereinzelt streifenden Passanten muss das ja auch nicht wirklich sein.
Davon abgesehen steht uns sowieso schon seit unserem Besuch von Reit im Winkl der Sinn nach etwas ganz anderem, doch dazu später mehr.
Zunächst mal möchten wir nämlich noch, bevor wir Berchtesgaden verlassen, auf einen schönen Aussichtspunkt in Höhe des Franziskanerklosters am Franziskanerplatz hinweisen! Unmittelbar hier, am Tor zur Altstadt, haben wir nämlich vorhin unseren Parkplatz gefunden und entdecken nun per Zufall einen kleinen mit zahlreichen Bänken ausgestatteten Aussichtspunkt unterhalb der Hauptstraße.
Schnell belegen wir eine Bank (viele sind nicht frei!) und lassen dann das Bild des durch die Abendsonne leicht rot angehauchten Berchtesgadener Landes auf uns wirken.
Traumhaft!

         
     Zurück am Parkplatz (gegenüber) entdecken wir…                   …im Schutze dieses mächtigen und wegweisenden Adlers…

         
     …einen ganz netten Aussichtspunkt mit Blick ins Tal!                 Das erfreut sogar unseren Sohnemann wieder! 😉

         
     Der Blick voraus zu den Spielzeughäusern…                             und nach rechts in die Berglandschaft. Echt toll!

Gegen kurz vor halb 7 sitzen wir wieder im Auto und bringen die „Abendessenfrage“ wieder auf den Tisch. Lange müssen wir hierfür nicht überlegen und obwohl es quasi im Angesicht der bayerischen Spezialitäten vor unserer Nase einem Affront gleichkommt, setzen wir Kurs auf den nächsten „Landgasthof zu den goldenen Bögen“, dem ein oder anderen besser bekannt als McDonalds!
Seit einigen Tagen lässt uns nämlich die Fernsehwerbung für den „McChicken Classic“ keine Ruhe! Und wer so wie wir diesen Burger in seiner Jugend geliebt und seinem Entfernen von der Produktpalette wehmütig hinterher geschaut hat, wird unseren Wunsch nach einem solchen nostalgischen Burger vielleicht verstehen! 😉
Unser Navi hat uns jedenfalls bestätigt, dass es hier ganz in der Nähe einen McDonalds geben soll, genauer hat Königssee ein solches Fast-Food-Restaurant zu bieten.
Prima!
Die Fahrt dauert nicht lang und recht schnell finden wir den Mäcces am Ortseingang gegenüber der Shell- Tankstelle.

         
     Wir fahren kurz runter nach Königssee…                             JA!!! Verurteilt uns zu Banausen, aber das muss jetzt sein 😉

Wir suchen uns ein nettes Plätzchen auf der Außenterrasse mit Blick auf die Berge und lassen uns kurz darauf ein herrliches McMenü mit dem Burger der 90er Jahre schmecken.
Ja, es ist wieder soweit, es gibt wieder einen McChicken! Lecker!

Während wir uns so unseren Gedanken an die Erlebnisse der Jugendzeit verzückt hingeben, trifft uns eine ganz andere Erkenntnis wie ein Donnerschlag!
Das hier ist ein „markanter Punkt“!
Wie ich das meine?
Nun: Besonders treue Leser unserer Reiseberichte haben vielleicht hier und da schon gelesen, dass besonders ich (Björn) gerne besonders markante (vornehmlich geografische) Punkte auf unserer Landkarte gerne anfahre.
Hat immer irgendwas von „Ende und Anfang“ und wäre die Erde doch eine Scheibe, ich würde eine Rundreise wohl genau auf der Kante machen wollen! 😉
Hätte ich nicht diesen Faible für diese Ziele, wir wären wohl kaum zum Nordkap gefahren, oder hätten in früheren Reisen den südlichsten Punkt von Europa in der Nähe von Gibraltar besucht.
Nicht ohne Grund steht auch noch immer mein (unerfüllter) Wunsch nach dem westlichsten Punkt in Portugal an, aber auch Orte, wo z.B. das Mittelmeer und der Atlantik, oder auch die Nord- und Ostsee in Dänemark aufeinander treffen, ziehen uns irgendwie magisch an.
Und hier ist es fast genauso!
Zwar wird das hier nicht der südlichste Punkt Deutschlands sein, dafür fehlen noch ein paar Meter bis zur Grenze, aber vielleicht handelt es sich bei diesem McDonalds hier um den südlichsten McDonalds Deutschlands!
Gut, der ein oder andere Leser wird jetzt wohl zweifelnd den Kopf schütteln, was denn an einem Fast- Food- Restaurant so besonders sei, aber uns gefällt die Vorstellung irgendwie!
Da schmeckt der Burger auf jeden Fall gleich noch viel besser!

     Endlich wieder McChicken...
     Juchu, es gibt ihn wieder! Den echten „McChicken“, heißt nun „McChicken Classic“

(Nachtrag vom Juni 2012: Im Nachgang zu unserer Reise wollte ich natürlich wissen, ob es sich beim McDonalds in Königssee wirklich um den südlichsten Mäcces Deutschlands handelt. Ich habe allerdings einen weiteren mindestens ebenso südlichen McDonalds in der zweiten „deutschen Spitze“ auf der Landkarte Deutschlands vorgefunden, genauer in Wasach bei Oberstdorf im Oberallgäu! Und bei dieser Erkenntnis könnte ich mich in den Hintern beißen! Denn bei unserem Wohnwagenurlaub im Herbst 2011 haben wir u.a. auch einen Ausflug nach Oberstdorf gemacht, im dortigen McDonals allerdings nicht gegessen! Ein böser Fauxpas, der uns nun auf die Butterseite fällt! Schaut man nämlich rein auf die 2-dimensionale Karte von Deutschland, ist das Oberallgäu rund um Oberstdorf einen Tick weiter südlich, als der Berchtesgadener Zipfel in Oberbayern! Ich habe jedoch, um mit meiner Vermutung absolut sicher zu sein, eine Anfrage an McDonalds gestellt und bin sehr gespannt, was von dort geantwortet wird. Gerne werden wir auch darüber berichten, man möge uns dies bitte nachsehen 😉

Gegen kurz nach 7 speisen wir, dann setzen wir sofort Kurs auf Kössen in Tirol.
Immerhin sind jetzt noch um die 80 Kilometer zu fahren und wir wollen ja auch nicht allzu spät nach Hause kommen. Nils muss ja auch mal irgendwann ins Bett!
Unter einem ungleich schönen Abendhimmel verlassen wir also Königssee und Berchtesgaden wieder und sind gleichermaßen gesättigt von den schönen Aus- und Einblicken in das Berchtesgadener Land, wie auch vom opulenten (wenn auch nicht ganz regional wertigem 😉 Abendessen.

     schöner Abendhimmel in Berchtesgaden Königssee
     Mit diesem wunderschönen Eindruck verlassen wir Berchtesgaden. Es wird das letzte Foto für heute sein…

Kaum sind wir die erste Viertelstunde unterwegs, beginnt Nils wieder seinen Unmut über irgendwas kund zu tun. Was hat das Kind nur?
Ich probiere vom Beifahrersitz aus (Anja fährt zurück), den kleinen Mann im Fond zu beruhigen und etwas abzulenken. Mit Nucki oder Fuchsi gelingt es mir auch zunächst, dann aber wird das Knöttern zum Weinen und wir müssen abermals anhalten.
Was ist denn nur los mit Nils?!
Kaum stehen wir, beruhigt er sich und es hat den Anschein, als ob es irgendwas mit dem Fahren selbst zu tun haben könnte.
Oder ist es doch die Langeweile, weil er ja mit seiner Babyschale gegen die Fahrtrichtung nur auf das Grau der stoffbezogenen Rücksitzbank schauen kann und sich ablenkt, sobald wir nach ihm schauen?
Wir pausieren mehr oder weniger gezwungenermaßen an einem kleinen bayerischen Gebirgsbach zwischen Bäumen und Büschen und warten, bis Nils sich beruhigt hat.
Doch kaum sind wir wieder unterwegs, dann geht das ganze Spiel von vorne los!
Jetzt will ich aber herausfinden, was da los ist!
Anja stoppt kurz und ich klettere vom Beifahrersitz zwischen den Stühlen durch nach hinten zu Nils und versuche nun quasi direkt vor Ort herauszufinden, wo unserem Kind der Schuh drückt.
Zuerst kann ich es nicht so richtig ausmachen und meine Versuche das Kind abzulenken haben nur wenig Erfolg. Und ganz plötzlich trifft es mich unvermittelt wie hart, mir wird abrupt spei-übel!
Zuerst will ich natürlich Anjas Fahrstil hierfür verantwortlich machen, muss diese pauschale Verurteilung der weiblichen Fahrkünste dann aber begraben, denn bis Berchtesgaden bin ich ja gefahren und da hat Nils auch geweint.
Schnell wird mir auch klar, dass es die Kurven sind, die das Problem auslösen.
Die ganze Zeit fahren wir hier ja schon über die bayerischen wie österreichischen Landstraßen und diese haben es fahrtechnisch aufgrund der Berge und Topographie natürlich mehr wie in sich!
Merkwürdigerweise bemerkt man dies jedoch vorne auf Fahrer- und Beifahrersitz nicht so sehr, dass man sich ständig von links nach rechts bewegt.
Und auch im Fond ließe es sich mal grundsätzlich aushalten, auch wenn sich die ständigen Lastwechsel hinten auf der Rückbank schon ein wenig anders anfühlen.
Richtig schlimm wird es allerdings, wenn man das ewige Geschaukele nicht vorhersehen kann! So habe ich die letzten Minuten nämlich nur nach unserem Sohnemann Nils geschaut und war hierbei unwillkürlich der unvermittelten Bewegung ausgesetzt, ohne dass die Augen dieser folgen konnten.
Die Folge ist nun, dass mir RICHTIG schlecht ist und ich erkenne sehr schnell, dass Nils genau das gleiche Problem hat! Auch er kann ja durch seine Position in der Babyschale nur auf die Rücksitzbank und maximal ein wenig auf dem Seitenfenster schauen, wenn er seinen Kopf maximal zur Seite legt.
Aber einen Bezugspunkt voraus fixieren, oder sich auf die Kurven vorbereiten, das kann er natürlich nicht!
Mal davon abgesehen weiß ich gar nicht, ob Babys in seinem Alter überhaupt schon sowas wie einen Fixpunkt der Ferne anvisieren und somit Kurvenfahrten besser aushalten können?!
Blöd, dass wir das nicht viel früher erkannt haben! Aber woher sollen wir das auch wissen?
Bislang hat Nils im Auto während der Fahrt immer zufrieden geschlafen!
Aber nun fahren wir nunmal nicht mehr einfach nur stur geradeaus wie auf einer Autobahn, sondern eben rechts, links, rauf und runter! Das macht der stärkste Seebären- Magen nicht lange mit!
Wie unglaublich leid uns unser Kind in diesem Moment tut!
WIR sind schuld, dass es Nils nicht gut geht und ich kann (besonders, weil ich am liebsten auch mal kurz anhalten und spucken würde) so richtig nachvollziehen, wie sein Magen sich drehen muss.
Aber was sollen wir machen? Es sind noch etwa 20km bis nach Hause und eine Alternative zu dieser Strecke gibt es nicht! Wir müssen da jetzt einfach durch!
Ich versuche Nils abzulenken, so gut es nur irgendwie geht! Und gegen meinen eigenen Wunsch, sofort wieder nach vorne zu schauen und den Seegangs- Bewegungen damit wirksam entgegen zu wirken, widme ich mich ganz meinem Kind und versuche ihn abzulenken.
Auch Anja versucht alles, um die Kurven nun natürlich möglichst sanft zu nehmen, bringt aber nicht viel, im Gegenteil!
Und so ziehen sich die letzten Kilometer, werden zu Qual und haben so gar nichts mehr mit einer schönen Ausflugsfahrt gemeinsam.
Entsprechend erschöpft erreichen wir gegen halb 9 den Campingplatz. Fast augenblicklich falle ich taumelnd vom Auto gleich ins Wohnwagenbett und kann mein leckeres Abendessen nur mit Mühe bei mir behalten! Wahnsinn!
Ein kleiner Trost ist eigentlich nur, dass Nils jetzt, wo wir endlich angekommen sind, sich sehr schnell von der Fahrt regeneriert und nach einigen Minuten schon wieder lachen kann.
Nur ich liege wie eine „tote Leiche“ im Bett und komme definitiv nicht mehr hoch heute.
Tja, die paar Kilometer heute auf der Rückbank waren wirklich die schlimmste Autofahrt meines Lebens, zumindest aber die schlimmste Fahrt seit Jahren!
Ein hoher Preis für die Erkenntnis, dass wir ausufernde Touren durch die bayerischen oder österreichischen Berge und Landstraßen in diesem Urlaub nicht mehr angehen können, wenn wir unserem Kind keine „Seekrankheit“ zumuten wollen. Zumindest geht dies nicht mehr mit dem Auto! Schon schade!
Aber andererseits ist es auch irgendwie Glück im Unglück könnte man sagen. Denn der Verzicht auf schöne Fahrten durch das bergige Umland ist ja im Endeffekt doch nur ein kleiner Preis dafür, dass es unserem Sohnemann wieder gut geht und wir das Problem für sein Unwohlsein der letzten Tage unterwegs heute endlich erkannt haben.
Ist ja auch irgendwo ein Schritt nach vorne für uns als Eltern.

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