Heute haben wir es nicht besonders eilig, die Reiseplanung sieht, mit Ausnahme von zwei auf drei Sehenswürdigkeiten hier in Kingman, nur einen Stellungswechsel mit dem Wohnmobil vor. Das einzige Ziel, was hier in der Ecke noch recht sehenswert wäre, wäre zweifelsohne die alte Westernstadt Oatman. Anja und mir ist es aus unserer ersten Reise 2001 auch tatsächlich als „Eselsdorf“ in Erinnerung, was der Ortsname frei übersetzt bedeuten würde. Und als Ort, den wir müde und durstig nach der Durchquerung der Wüste vor vielen Jahren bereits angesteuert hatten. Ich erinnere mich gut, wie wir auf einer knorrigen alten Bank auf einer Holzveranda gesessen haben und eine eiskalte Cola Light meine ausgedörrte Kehle benetzt hat. Gleichwohl so, als hätten wir selbst höchstpersönlich den berühmten Treck von 40 Wagen westwärts angeführt. Dabei hatten wir damals ein Auto mit Klimaanlage und fuhren streng genommen aus West nach Ost…! 😉

Aber der Umweg über die alte Goldgräberstadt wäre ein Ritt über die Bundesstraße 10, zu der unser online- Reiseführer gerade mit dem Wohnmobil dringlich abrät! Serpentinen ohne Ende, Steigungen und Gefälle, es sei selbst mit dem Auto wenig erbaulich. Und da wir es die letzten Tage jetzt wirklich ruhig angehen wollen, lassen wir Oatman dann doch aus. Ja, wir sind ehrlich gesagt satt von der Route 66! Vom Spirit, vom autofahrenden Freiheitsgedanken. OK, ok, es ist noch nicht soweit, dass ich unsere Familienautos gegen E- Bikes und Lastenräder tauschen würde! 😉 Aber man kann mit Fug und Recht behaupten, dass wir mit Reiseimpressionen gesättigt sind. Wir alle vier! Wir sind genug gefahren! Wollen jetzt eigentlich nur noch ein wenig ausspannen und nochmals Kraft schöpfen für die „Anschlussreise“, die wir ja noch mit dem Mietwagen erleben wollen und das Highlight Disneyland steht ja auch noch aus!

Fast könnten wir auch schon heute nach Las Vegas fahren. Dann hätten wir dort drei Tage! Aber so sehr der Gedanke auch lockt, das gefällt uns dann auch wieder nicht so richtig. Uns ist eher nach etwas Ruhe und Entspannung! Und nicht nach dem quirligen Moloch des Glücksspiels. Für unseren Besuch dort würden wir vorher lieber etwas Kraft tanken! Also hat Anja gestern Abend über die RV Parky App noch einen schönen KOA Campingplatz bei Laughlin herausgesucht. Günstig im Preis (etwa für die Hälfte als der bisherige KOA- Durchschnittspreis) und mit allen Schikanen wie Pool und sogar ein Strand!
OK, Strand ist jetzt am Ufer des Colorado River und der Pool ist die Anlage des AVI Casinos, aber der RV Park gehört zur AVI- Clubanlage und somit darf Strand wie Pool kostenlos mitbenutzt werden. Und die Chancen stehen bei einer richtigen Hotelpoolanlage ausnahmsweise doch auch mal nicht schlecht, dass der Pool auch wirklich geöffnet sein wird, ja?! Hatten wir ja bislang mehr wie einmal Pech mit gehabt, wenn wir uns auf die Werbung von geöffneten Pools an RV Parks verlassen haben. Einen Hotelpool eines Casinos wird man wohl kaum einfach so mir nichts dir nichts wegen Renovierungsarbeiten schließen können, oder?
Ach, herrlich! Das ist jetzt GENAU das richtige! So ein bisschen Cluburlaub! So ein bisschen Ferienresort! Einfach mal das Wohnmobil mehr wie ein Immobil ruhen lassen und die Annehmlichkeiten einer Rundherum- Sorglos- Anlage genießen! Das wird fein!

Aber bevor wir ins kühle Nass springen, ist erstmal Frühstück angesagt! Und das gibt es heute wieder draußen! Zwar ist der Wind noch etwas frisch, aber die Sonne gibt sich alle Mühe, unsere letzten Stunden in Arizona für eine wahrscheinlich sehr lange Zeit noch einmal so richtig zu versüßen. Es reicht von den Temperaturen her tatsächlich so gerade fürs Frühstück in der Sonne, ohne zu frösteln. Überhaupt kein Vergleich zum Schnee von gestern! Buchstäblich. Wir überlegen kurz, ob wir unseren Olaf, der noch im Eisfach sein trauriges, dunkles und tristes Dasein fristet, zu uns gesellen sollen! Dann hätte er zum Abschied nochmals schön mit uns am Tisch gesessen. Aber die Jungs sind dagegen. Reden was von wegen er würde dann schmelzen oder so. Und so verteidigen sie kurz darauf das Eisfach derart vehement, dass uns Olaf wohl doch noch ein Stückchen auf unserer Reise begleitet. Naja. Fährt eben auch noch mit bis nach Nevada. Da steigt er dann aber aus! Spätestens in Vegas kann er sich eine Frau Schneemann suchen, die dann für ihn sorgt. 😉

Schon gegen 10 Uhr Ortszeit sind wir mit allem fertig und rollen vom Platz. War schön hier, aber wie gesagt für die Hälfte des Geldes stehen wir auf dem nächsten KOA einfach günstiger und besser.
Das ansonsten nach dem Verlassen eines Campingplatzes obligatorische Tanken spare ich mir heute zum ersten Mal. Der Tank ist noch etwa Dreiviertel voll. Das reicht locker für den Umweg, den wir heute fahren wollen und auch für den letzten Schlussspurt nach Vegas wird es noch reichen. Dort werde ich dann erst wieder tanken, wenn wir das Wohnmobil wieder zurückgeben müssen. Ohne Umwege können wir somit gleich zur ersten Route 66 Sehenswürdigkeit des heutigen aufbrechen und fast bin ich ein bisschen froh, dass es auch die letzte Route 66- Sehenswürdigkeit auf dieser Reise sein wird! Ehrlich!

Am Anfang hast du noch an jedem Schild erstmal angehalten und ausgiebig Fotos gemacht, kaum das „Route 66“ auf diesem stand. Dann hast du schon nicht mehr angehalten, sondern nur während der Vorbeifahrt Bilder gemacht und zum Schluss nur noch dann, wenn neben dem Schild auch ein schönes Motiv dabei war. Man stumpft irgendwie ab, wenn man den x- ten Straßenkreuzer gesehen hat…
Nun, Las Vegas liegt streng genommen nicht auf der Route 66, von hier aus müsste man nun weiter nach Kalifornien und dann final nach Los Angeles abbiegen. Da kommen wir zwar zum Ende unserer Reise auch noch hin, aber das ist erst in ein paar Tagen geplant. Heute verabschieden wir uns also erstmal von der Route 66, was wir mit den drei Highlights hier in Kingman tun werden. Da wäre zum einen das Mr D´z, ein Rock`n`Roll Cafe im Stile der 50er Jahre, der Lokpark mit einer ausgestellten Dampflok nebst Bremserwagen und dem Powerhouse Museum.

Infobox: Mr D’z, Lokpark und Powerhouse Museum in Kingman

Alle drei Sehenswürdigkeiten liegen unmittelbar nachbarschaftlich zusammen und flankieren den originalen Streckenverlauf der historischen Route 66.
Parken mit dem Wohnmobil kann man an der Stirnseite des Parks versuchen. Ist dort alles voll, sollte man es auf dem Parkareal des Powerhouse probieren. Genauer hier: https://goo.gl/maps/7YkMmu1wsc9VwDBT7
Gleich in der kleinen grünen Parkanlage findet ihr dann auch die erste Sehenswürdigkeit, ein mächtiges Stahlross und Dampflok aus dem Jahre 1928! Die alte Baldwin 3759 Dampflok war fast 30 Jahre im Einsatz und legte während dieser Zeit über 2,5 Mio Meilen, also etwa 4 Millionen Eisenbahnkilometer zurück! Die Lok war die letzte Dampflok auf der „eisernen“ Route 66 und bediente die Strecke Los Angeles – Kingman – Chicago im schnellen Reisezugdienst! Das Rauchen hat sie sich während ihres langen Einsatzes übrigens abgewöhnt! Schon 1941 wurde sie auf Ölfeuerung umgerüstet. Heute dient sie, zusammen mit einem ebenfalls später dazugestellten Bremserwagen, den Touristen als Fotoobjekt und den Kindern als willkommener Abenteuerspielplatz.

Auf der anderen Straßenseite des Parks steht das Powerhouse Museum. Wer hier allerdings die Geschichte der Stromversorgung der USA verortet, der liegt falsch! Vielmehr handelt es sich um ein weiteres Route66- Museum, bei dem allerdings der offizielle geschichtliche Auftrag einer ganzheitlichen Völkerwanderung von Ost nach West im Vordergrund steht. Und nicht nur der schmale Spalt in den 50er und 60er Jahren, der heute ein willkommenes Zugpferd für den Verkauf von Souvenirs und Touristennepp dient. Eindrucksvoll belegt dadurch, dass der Zutritt zu diesem Museum ein paar Dollar kostet und somit nicht schon im Vorfeld mit ausgestellten Exponaten nur die Kauflaune gesteigert werden soll. Natürlich gibt es hier auch einen Souvenirshop, allerdings auf ein gesundes Maß gestutzt.

Abgerundet wird das Angebot hier am zentralen Anlaufpunkt Kingmans auf diesem Abschnitt der historischen Route 66 vom Mr D‘Z Diner. Eine umgebaute Tankstelle aus den späten 50er Jahren bietet heute Gästen klassische amerikanische Roadtrip- Küche in einer quitschgrellen Kulisse, bestehend aus den typischen Neonfarben blau und pink, flankiert von historischen Straßenkreuzern. Dazu folgt die akkustische Untermalung mit Songs aus dem Route66- Zeitalter, die einen bereits auf der Straße via Deckenlautsprecher auf die gute alte Mother Road einstimmen.
Weiterführende Links:

Lokpark (engl.): https://www.gokingman.com/attraction-Locomotive-Park-2
Powerhouse Museum (engl.): https://www.gokingman.com/attraction-Historic-Powerhouse

 

Die paar Meilen bis zum Mr. D´z legen wir flott zurück. Es ist noch nicht viel los auf den Straßen, sodass wir mit unserem Straßenkreuzer, Landyacht und lieb gewonnen Straßenbären gut durchkommen. Nur Parken gestaltet sich aufgrund der quer statt längs angeordneten Parktaschen zwar etwas schwierig, aber genau zwischen Lokpark und Mr. D`z sind die Parktaschen so groß, dass wir zwar noch immer über die Markierung mit dem Bürzel weit, WEIT hinaus ragen, aber dennoch genug Raum bis zur eigentlichen Straße bleibt. Das ist etwas, was später übrigens in jedem Fall positiv im Fazit zum Fahren mit einem Wohnmobil in den USA einfließen wird. Parken ist eigentlich fast überall möglich! OK, manchmal mussten wir in eine Seitenstraße ausweichen. Aber dann waren es vielleicht 30 auf 50 Meter mehr, die wir zu gehen hatten. Ansonsten aber haben wir eigentlich immer bequem einen Parkplatz auch an den dicht besuchten Sehenswürdigkeiten bekommen. Die USA sind einfach ein absolutes Reiseland für PKW, Wohnmobil und Co.!

Das Mr D’Z selbst hat zu unserer Überraschung bereits geöffnet. Natürlich ist ein offenes Restaurant um diese Zeit, wir haben so etwa halb 11, noch nichts besonders. Auch, wenn es ein „Diner“ ist und ich eher dachte, dass es erst zum Abend hin öffnen würde. Aber selbst für einen Mittagstisch ist es eigentlich viel zu früh. Ist es denn in den USA üblich, auch in einem Diner zu frühstücken? Oder zumindest zu brunchen? Während ich noch über diese Frage grübele, komme ich erst Recht ins Schleudern! Denn die Leute frühstücken weder, noch brunchen sie! Denn knapp die Hälfte der Tische ist belegt und so ziemlich fast alle haben dicke, fetttriefende Hamburger, Cheeseburger, Baconburer, Onionburger und mehr auf ihren Tischen! Burger! Um 10:40 Uhr! Nicht schlecht! Das kann ja dann kein Frühstück oder Brunch sein.

Vielleicht liegt die spontane Lust auf amerikanisches Fast- Food um diese Zeit auch an der Kulisse, die mit den schicken amerikanischen Autos und der leichten Swinging- Musik aus den Deckenlautsprechern für eine kleine Zeitreise in die alte Zeit der Route 66 sorgt. Besonders der alte blaue Pickup- Truck hat es Nils angetan. Er würde ihn am liebsten mitnehmen für zuhause! Auch, weil dieser nach seiner Meinung das gleiche Modell ist, welches auch „Smokey“ in „Cars 3“ symbolisiert. Der Trainer, der seinerzeit Doc Hudson trainierte, bevor dieser wiederrum der Trainer für Lightning McQueen wurde. Nils rasselt die Hintergründe runter, als hätte er das Drehbuch zum Disney- Zeichentrickfilm selbst geschrieben! Krass, woran Kinder sich alles erinnern…
Mal sehen, vielleicht speisen wir ja später noch stilecht hier zum Mittagessen, wenn wir hier alle Sehenswürdigkeiten neben der alten Route 66 abgeklappert haben.

Da das Mr. D´Z eben außer den zwei, drei alten Auto, den Burgers und der Musik nichts Sehenswertes für Touristen anbietet, wenden wir uns dem Lokpark zu. Die kleine Parkanlage lockt uns sowieso schon die ganze Zeit wie eine erste bunte Blume eine Biene nach einem langen Winter anlockt. Alles blüht, die Wiese ist saftgrün, er riecht nach Frühling und versprüht dieses Gefühl nach Sonnenstrahlen in der Natur auch ungeniert. Wahnsinn, wie sehr man sich über ein kleines Stückchen grüne Oase freut, wenn man tagelang nur Wüste, Steinwelten und vor wenigen Stunden sogar noch Schnee gesehen hat!
Auch die Kinder werden vom Park wie magisch angezogen. Dies liegt aber weniger am Frühlingsduft und dem Vogelgezwitscher, sondern viel mehr an der schweren Dampflok, die hier kletter- und erkundungsfertig auf interessierte Kinder wartet.

Das große schwere Stahlross hat einige arbeitsreiche Jahre hinter sich, dennoch strahlt sie noch immer eine gewisse Kraft aus, die man auch nach Jahren des Ruhens spüren kann. Allein die Räder sind schon 2 Meter groß, sodass die Jungs Mühe haben, an Ihnen vorbei zum Kessel schauen zu können. Und die alte Dame wirkt erstaunlich gut erhalten! Zumindest soweit wir dies unter der dicken Deckschicht Farbe erkennen können, die hier sogar die aufgeschlagenen Metallplatten und deren Inschriften unleserlich werden lässt. Dem kleinen Dampflokabenteuer für die Jungs aber tut dies keinen Abbruch. Immer wieder müssen wir einsteigen, fahren, aussteigen, zum Bremserwagen wechseln und dann wieder vorne einsteigen, um die Strecke auch wieder zurück zu fahren und so weiter. Ein schönes Stück Zeitgeschichte, was sich hier wenigstens hinter einem Zaun versteckt wie vor wenigen Tagen die Dampflok in Amarillo.

Auch der angehängte Bremserwagen wird von den Kindern im Spiel mehrfach überprüft, technisch abgenommen und wahlweise zum Viehtransporter oder zum TEE Rheingoldwagen der ersten Klasse aufgewertet. Ganz so, wonach uns gerade im Eisenbahnspiel ist.

Zum Abschluss und Finale der drei Highlights hier an der Route 66 werfen wir nun noch einen Blick in das Powerhouse Visitor Center und Museum, von dem wir uns einen ganz bestimmten Vorteil erhoffen. Den geschichtlich- historischen Auftrag! Ebenso wie beim Museum in Elk City, ist hier nämlich der Eintritt kostenpflichtig. Was erstmal lästig klingt, ist aber eigentlich ein Garant dafür, dass es (hoffentlich) nicht nur darum geht, mittels ein paar schönen und in Szene gesetzten Ausstellungsstücken die Leute zum Anhalten zu bewegen und ihnen dann, wenn sie den Laden erstmal betreten haben, möglichst viel Geld für Souvenirs in schöner Umgebung abzuluchsen! Das ist in einem richtigen Museum, wo eben der Eintritt Geld kostet, dann doch anders. Klar, auch in einem normalen Museum werden Souvenirs verkauft. Aber die Ausstellungsstücke in einem echten Museum dienen idealerweise nicht als Lockmittel für den Verkauf, sondern sind durch einen Museumskurator, mit etwas Hingabe und Engagement des geschichtlichen Auftrags, zusammengestellt. So zumindest unser Plan. Nachdem wir uns ein wenig im Wohnmobil mit Keksen und Milch gestärkt haben, spazieren wir auf die andere Straßenseite

Die Anordnung des Museums überrascht, denn zunächst müssen wir uns durch den Souvenir- Shop kämpfen, bis wir auf der ersten Etage den Eingang zum Museum finden. Das ist ungewohnt! Normalerweise kommt der Souvenir- Shop doch immer erst am Ende des Museums- Rundgangs, oder?! Damit man die erbeuteten Sachen nicht durch die Ausstellung schleppt, wie beim Karstadt im Erdgeschoss?!
Naja. Egal,
Wir betreten die erste Etage, wo eine kleine zierliche Frau an der Kasse sitzt. 8 Dollar (4 Dollar pro Erwachsenen, die Kinder sind frei) möchte sie von uns für den Eintritt haben und was danach folgt, lässt mich fast an meinen Grundfesten meines Verständnisses für die USA zweifeln! Als ich nämlich frage, ob ich ihr eine Kreditkarte geben kann, schaut die Dame mich zunächst so ungläubig an, als hätte ich ihr gerade von den Kindern selbst gemaltes Spielgeld für den Eintritt angeboten!
„Of course not!“ ist ihre absolut ernstgemeinte wie brüske Reaktion! KEINE Kreditkarten! Hab ich jetzt was falsches gesagt? Noch während ich rätsele, wo unser Kommunikationsproblem liegt, fummelt Anja reaktionsschnell ein paar Dollar unseres Bargeldbudgets aus der Tasche, was die resolute Dame wohlwollend stimmt. So kommen wir doch noch mit der Geschichte der Route 66 ein weiteres Mal hier im Museum zusammen.
Vorteil des Museums hier: Es gibt gleich am Eingang einen kleinen Flyer, den wir auch in deutscher Sprache vorfinden und der uns etwas über die ausgestellten Exponate erzählt. Super!

Leider ist es das Museum eben auch das, was man allgemein in Deutschland unter einen Museum versteht. In etwa: „Nicht anfassen, stets hinter Linie bleiben und nur gucken!“.
Passt zum rückständigen Umstand, dass man hier nicht mit Kreditkarte bezahlen kann und ist darüber hinaus absolut kontraproduktiv für einen Zwei- und einen Sechsjährigen. Klar, dass Tim gleich an den ersten zwei Ausstellungswänden mit hälftigem Text einfach vorbei rennt und sich am liebsten in das folgende Diorama eines Siedler- Planwagens setzen möchte. Denn dort in der nachgestellten Wüstenszenerie ist nichts geringeres, als eine Klapperschlange! Die haben es den beiden ja angetan, seit Anja aus dem Reiseführer das Kapitel mit den Klapperschlangen vorgelesen hat. Welche Arten es gibt, wo man sie findet, wie sie aussehen, wie man sich am besten von ihnen fernhält und was zu tun ist, wenn man doch ungewollten Kontakt mit einer Klapperschlange hatte. Das entsprechende Kapitel aus dem Reiseführer ist auf dieser Tour zur Gute- Nacht- Geschichte mutiert! Wir haben schon zwei Klapperschlangen aus Holz und eine aus einer Art Fimo, die ein Kühlschrankmagnet ist, als Souvenir hier gekauft. Aber hier, so eine richtig gut gemachte nachgestellte Klapperschlange, die gerade einer schwangeren Siedlerin auflauert, während diese müde und durstig hinter dem Planwagen hertrottet, das weckt natürlich besonders bei Tim alle Beschützerinstinkte! Anja und ich rollen die Augen, denn so ziemlich jeden Fehler, den man beim Annähern an eine Klapperschlange machen kann, macht unser Bub! Obwohl er sich jeden Abend das Gegenteil vorlesen lässt. Da sieht man mal, wie sehr doch die Gute- Nacht- Geschichte hängengeblieben ist. Nämlich gar nicht. 😉
Nur gut, dass es ja nur eine nachgestellte Schlange ist.

Das Diorama ist wirklich gelungen! Es zeigt eindrucksvoll wie detailverliebt, wie sich die frühen Siedler geschunden haben, um ins gelobte Land im weiten Westen zu gelangen. Nicht viele, so schreibt es das Infoheftchen, wurden für diese Strapazen auch belohnt. Und nicht wenige zogen nach einem enttäuschten Erlebnis und Fehlstart im gelobten Westen wieder zurück in den Osten, aus dem sie gekommen waren. Interessant! Ich hätte nicht gedacht, dass die Türe seinerzeit offenbar in beide Richtungen schwang, gleichwohl tat sie es nicht weniger effektiv, wie eine Saloon- Schwingtüre im glorreichen Jahre 1860.
Hieran änderte auch der von Leutnant Edward F. Beale ab dem Jahre 1857 hergestellten Planwagentrail, der so etwas wie die Urgroßmutter der Route 66 darstellt, nichts. Eine Art erste grob gezeichnete Route, stets an Wasserquellen, Flüssen und Brunnen orientiert, sollte den beschwerlichen Weg in den Westen etwas erleichtern. Das tat der Trail auch, was eben neue Reisende anzog. Dies wiederrum führte dann schnell zu Konflikten mit den Ureinwohnern, die dann auch recht schnell die US Kavallerie auf den Plan rief und man ein erstes Fort zur Sicherung der Reisenden errichtete. Man kennt das aus den alten Winnetou- Filmen, als den Apachen vom bösen Ölmagnaten die Plünderung von Farmen angehangen wurde, damit der Ölmagnat billig an das Land der Indianer und das der Siedler kommen konnte. Hat im verklärten Winnetou- Film natürlich nicht geklappt, spiegelt aber ohne Überraschung nicht das wieder, was sich stattdessen hier ereignet hat. Die Geschichte der Siedler hingegen ist eher von den Konflikten gezeichnet und nicht immer gewannen die Guten. Auch, wenn man nicht wirklich sagen kann, wer die „Guten“ waren und wer die Bösen. Ein kritischer Unterton fehlt zwar im Faltblatt, aber wenn man zwischen den Zeilen liest, kann man schon die ein oder andere versteckte Anmerkung heraus lesen, dass damals eben nicht alles mit der obersten Direktive der Sternenflotte vereinbar gewesen wäre…
Der ungebremsten Expansion war der geleistete wenn auch zwecklose Widerstand zwar hinderlich, verhindert haben die Konflikte mit den Ureinwohnern und Indianern diese aber nicht.

Die Eisenbahn sollte für den notwendigen Vortrieb nach Westen sorgen! Leider wird ihr hier im Museum nur ein kleiner Platz eingeräumt. Keine Dioramen (auch nicht in einem finanziell vertretbaren Maßstab wie H0), nur ein paar Tafeln an der Wand und eben der Hinweis im Reiseführer, dass erst mit dem Bau der Eisenbahnen und dem Lückenschluss der verschiedenen Netze so etwas wie Kontinuität in den Waren- und Personenverkehr im wilden Westen einziehen konnte.
Wie gesagt, das Museum wird dem Job, den die Eisenbahn für die Erschließung des Landes noch weit vor der ersten durchgehenden Straße geleistet hat, gar nicht gerecht. Die Ausstellung schwenkt ohne Überraschung von der einfachen zweidimensionalen Infotafel dann auch sofort zurück auf die Geschichte der Route 66, klar, es handelt sich ja auch um eine Straße. Nicht um die Kursbuchstrecke 66…

Durch den Bau des Automobils in den Jahren des frühen 20sten Jahrhunderts begann der Aufstieg der Route und man merkt sofort, dass das Museum den Schwerpunkt wirklich auf das Auto setzt! Doch weiter in der Geschichte:
Eine zweite „Landflucht“ aus dem mittleren Westen setze in Richtung Kalifornien ein. Und dann lernen wir etwas, was man 1830 hätte vermuten können, aber nicht mehr 1930! So stand doch tatsächlich noch in den 30er Jahren (also 1930!) an der Grenze zu Kalifornien ein Schild auf dem zu lesen war, dass Siedler hier NICHT willkommen seien! Einreisewillige Migranten wurden von der Polizei abgefangen, in Lager transportiert und „gebeten“, doch wieder in den mittleren Westen oder gleich ganz an die Ostküste zurückzukehren. Oh- Mann! Manchmal könnte man mit Blick auf unsere heutige politische Lage meinen, unsere Welt hätte sich nicht weiterentwickelt…

Trotz des ablehnenden Verhaltens der Neu- Westküstler machten sich über 200.000 Menschen in den Zeiten der großen Depression auf den Weg, fanden aber mehrheitlich nur Ablehnung und kehrten tatsächlich auch wieder um. Nur etwa 16.000 Menschen konnten sich dauerhaft im Westen ansiedeln. Man glaubt es kaum! Das haben wir bislang nicht gewusst und muss erstmal sacken. Das Amerika, Land der Einwanderer und unbegrenzten Möglichkeiten (zumindest damals), war „fremdenfeindlich“. Was eine Ironie. Doch weiter in der Geschichte:
Erst der zweite Weltkrieg hat der Straße, und damit dem Waren- und Personenverkehr, dann für die kriegswichtige Wirtschaft zu neuem Aufschwung verholfen.

Das goldene Zeitalter waren dann zweifelsohne die 50er und 60er Jahre. Als man auf der Route erste Diners, Autokinos, Motels und Co. für die Reisenden eröffneten. Eindrucksvoll durch einen alten Studebaker (das gleiche Modell fährt übrigens auch der berühmte Inspektor Columbo) mit einer frühen Form der Klimaanlage dargestellt. Spätestens jetzt merkt man auch als Gast der Ausstellung: Das Auto hat endgültig die Schlüsselposition und Vormachtstellung der Mobilität hier in den USA übernommen.

Und wir bekommen ein Rätsel gelöst, welches wir auf der alten Route gestern schon gesehen hatten! Diese komischen Sprüche auf den Tafeln! Ich wollte es noch googlen, hier ist die Antwort gleich mit historischem Hintergrund dazu! Rasierschaum!

Transitfrei- Infobox: Buma Shave Rasierschaum:

Um das Rasierschaumgeschäft seines Vaters anzukurbeln, kaufte Al Odell alte Schilder, malte sie um und begann, diese an den Straßenrand zu stellen. Zunächst noch mit auf das Produkt, Burma Shave, zugeschnittene Texte. Später jedoch eben mit weisen Ratschlägen und klugen (oder eben oberflächlichen) Sprüchen, die den Amerikanern offenbar so gut gefielen, dass sie diese Texte als kleine Jingles sogar sangen! Also so etwas, wie die Seitenbacher- Müsli- Werbung im Radio!

Jeder kennt sie, keiner kann sie leiden, aber dennoch muss jeder „Bergsteiger- Müsli von Seitenbacher“ nachplappern, wenn Karl im Radio nach seinem morgendlichen Frühstück fragt.
In den 50er Jahren war das Seitenbacher- Müsli das Burma Shave der Amerikaner! Interessant! Und gleichzeitig: Rätsel gelöst! 🙂

Die Ausstellung auf der ersten Etage schließt damit, dass „wir“ alles kaputt gemacht haben! Den ganzen Spirit der Route 66 haben wir auf dem Gewissen! Gut, nicht direkt wir vom Team transitfrei, aber im weitesten Sinne „wir“ Deutschen!
Denn statt auf der Route 66 gemütlich durch das Land zu reisen und unterwegs Land und Leute kennen zu lernen, begann Präsident Eisenhower, sich bei uns Deutschen das Autobahnsystem abzugucken! Ja, er wurde regelrechter Fan von zweispurigen, möglichst geraden Schnellstraßen ohne höhengleiche Querungen (also das Autobahnprinzip), die das Land und seinen Verkehr immens beschleunigen sollten. Seelenlos, zielgerichtet, effizient. Das können wir, offenbar sogar als Exportgut. 😉
Die Ausstellung schließt mit dem Ausblick und Frage in eine Zukunft, die ich mir selbst auch schon vor einigen Tagen gestellt habe! Wenn wir heute, 50, 60 Jahre nach dem Autoboom auf der Mother Road, diese nun aus touristischen Gründen befahren, was passiert dann in weiteren 50, 60 Jahren mit den heutigen Interstates? Wird die I-40 mal die Rolle der Route 66 einnehmen? Werden unsere Kinder, wenn sie mal erwachsen sind, mit ihren Kindern dann rein aus nostalgischen Gründen auf der Interstate 40 unterwegs sein wollen? Nicht, weil wie schnell von Chicago nach Los Angeles gebeamt werden wollen, um von einem Ort zum anderen zu gelangen, sondern weil es „cool“ sein wird, seine Zeit mit dem stupiden Geradeausfahren auf einer Interstate zu verbringen? Oder wird es gerade dann die Route 66 sein, die die Interstate 40, die ja mal so gar nichts zu bieten hat, außer eben eine zweispurige Schnellstraße zu sein, überholen? Das die Interstate in Vergessenheit geraten wird? Mangels Attraktionen am Wegesrand, die die Route 66 hingegen zu bieten hat?
Oder werden es die immergleichen Hotels, Motels, FastFood- Ketten und Truckstopps sein, die eine Interstate „reisefähig“ und somit erlebenswert als Zeitvertreib machen?
Fast ist es deprimierend zu wissen, dass wir in unserem Leben maximal die Frage hiernach stellen dürfen! Die Antwort wird aber wohl erst die nächste oder besser die übernächste Generation geben können! Wir wünschen euch, liebe übernächste Generation, jedenfalls alles Gute für euren Road- Trip! Ob ihr nun auf der alten charmanten Route 66 unterwegs sein werdet, oder auf der Interstate. Get YOUR kicks! 😉

Von der ersten Etage geht es im Museum nun wieder ins Erdgeschoss in eine für amerikanische Verhältnisse überaus fragwürdige Ausstellung. Schon beim Namen „Powerhouse“ habe ich eigentlich ursprünglich ein Museum für ein Elektrizitätswerk vermutet und offenbar lag ich gar nicht so falsch! Denn was hier im Erdgeschoss noch präsentiert wird, ist ein am Zeitstrahl des Automobils äußerst kurzer Rückblick in die Elektromobilität. Vielleicht ein Dutzend Fahrzeuge, nicht unbedingt chronologisch hingestellt, um nicht „hingerotzt“ zu schreiben. Fehlt eigentlich am Schluss der Ausstellung nur ein Toyota Prius als Hybrid, um das langweilige Klischee der Elektromobilität zu bestätigen. Versteht das bitte nicht falsch! Ich bin KEIN Fan von Elektro- Autos! So groß und zu schwer sind die Akkus, zu hinderlich der Aufwand, 100% der für die Bewegung benötigten Energie stets mitzuschleppen. Von der Zugwagentauglichkeit für ein Wohnwagengespann mal ganz zu schweigen! Aber derart lieblos, wie Elektromobilität hier dargestellt wird, ist es fast schon beleidigend. Wenigstens gibt es aber noch andere kuriose Stücke der automobilen Welt zu sehen.

Wir drehen den Halbkreis einmal rund um das Raketenauto herum und betrachten die links wie rechts spalierstehenden übrigen Autos, sofern man davon sprechen kann. Ungewöhnlich für eine Mother Road- Ausstellung, zumal nicht wirklich ein System dahinter erkennbar ist. Aber urteilt selbst:

Nachdem wir die Autos bestaunt… zur Kenntnis genommen haben, geht es recht schnell durch den „EXIT“ raus aus dem Museum. Ich mag weiter fahren! Meine Erwartung nun aber wieder draußen zu stehen, wird nicht erfüllt. Wir landen stattdessen ein weiteres Mal… …im Souvenir- Shop?! Naja. OK.
Da wir eben schon in der Auswahl gestöbert haben, verbringen wir jetzt nicht mehr so viel Zeit mit dem Sichten der Angebote. Ein paar Kleinigkeiten finden den Weg in unsere Einkaufstasche, dann geht es zurück zum Wohnmobil.

Zum KOA Campingplatz am AVI Hotel & Casino sind es von hier aus keine 100 Kilometer. Wir werden der Bundesstraße 68 etwa bis Laughlin folgen, dann scharf nach Süden abbiegen. Das Casino befindet sich dann wirklich an der südlichsten Spitze von Nevada im Dreiländer- Eck zwischen Arizona, Nevada und Kalifornien. Ein falscher Schritt und schon wäre Glücksspiel nicht mehr erlaubt. 😉
Gegen 12 Uhr Ortszeit starten wir den Motor und düsen los. Schnell lassen wir Kingman im Spiegel hinter uns zurück und schauen ein weiteres Mal auf dieser Tour auf Steine, Sand und Wüste. Schon faszinierend, wie die Siedler früher diesem wirklich kargen Land wahrhaftig eine Lebensgrundlage regelrecht abringen mussten, um hier über die Runden zu kommen. Besonders jetzt, wenn die im Museum dargestellte Geschichte des Landes im Kopf noch ein wenig nachwirkt, betrachtet man die Landschaft nun wieder einmal mit anderen Augen. Was reisen wir doch komfortabel mit dem Wohnmobil!

Die Fahrt verläuft recht ereignislos. Vor Laughlin geht es ein wenig in die Berge, rauf, runter, rechts links und mitten zwischen Felsen durch. Aber zum Glück nicht wirklich anspruchsvoll, auch wenn die Auslaufspuren für LKW mit kaputten Bremsen natürlich etwas anderes suggerieren.

Interessant wird es wieder kurz vor den Toren von Laughlin. Direkt unmittelbar an der Staatsgrenze, wo der mächtige Colorado River die Bundesstaaten Arizona und Nevada trennt, können wir bereits die ersten Auswüchse des Glücksspielmolochs bewundern. Und kaum haben wir den Fluß überquert, scheint es mit dem finanziellen Wohlstand auch gleich spürbar bergauf zu gehen! Der Straßenbelag ist besser, die Ecken gefegt, es gibt sogar kleine bewässerte Grünanlagen neben der Straße.

Woher der finanzielle Einsatz hierfür stammt, wird uns auch schnell klar. Laughlin wirkt fast wie ein Las Vegas in klein! Hotels, Casinos, ein Strip und jede Menge verbautes Geld, wahrscheinlich gewonnen aus Glücksspiel. Die Bank gewinnt halt immer! In Laughlin machen sie auch gar keinen Hehl daraus, dass sie sich als kleines Vegas sehen! Ungeniert werden bekannte Casinos einfach 1:1 kopiert, so entdecken wir zum Beispiel das Golden Nugget oder auch das Tropicana! Sicherlich nicht ganz so als Prachtbau, wie die Originale, aber dennoch beeindruckend. Krass, dass eine Kopie dennoch für Investoren interessant ist, wenn doch das Original nur wenige Meilen weiter nördlich zu finden ist. Die Geschichte des Glücksspiels, der Aufstieg von Vegas, Gewerkschaften, Mafia (unvergessen zum Beispiel Robert de Niro im Klassiker „Casino“) wird etwas sein, womit ich mich mal in einer ruhigen Minute beschäftigen möchte.

Wir verfransen uns ein wenig und finden nicht auf Anhieb die richtige Route. Statt auf der Seite von Arizona der 95 zu folgen und bei Mohave den Fluss zu queren, oder wenigstens für ein schönes Fahrterlebnis den Strip / Casino Drive in Laughlin runter zu fahren, folgen wir dem Needles Highway, der eher wie ein T erst nach West und dann nach Süden führt. So durchqueren wir den mondänen Vorort, wo sich offenbar die gehobene Mittelschicht niedergelassen hat. Villen im gepflegten Sandsteingrau reihen sich aneinander, gesäumt von Palmen. Schick!
Wir genießen von dieser Anhöhe die Aussicht auf Bullhead City, welches sich in einer Nase des Colorado Rivers befindet und Nevada an dieser Stelle doch deutlich von Arizona eindrückt. Von hier oben kann man problemlos ein weiteres Mal erkennen, wo der Reichtum durch das Glücksspiel steckt – und wo nicht!

Ein Family Dollar am Wegesrand kommt uns gelegen. Ein wenig die Getränkevorräte auffüllen, auch schon im Vorfeld für unseren Besuch in Vegas. Denn weder am Avi Ressort, noch in Vegas selbst wird sich wohl im absoluten Touristenzentrum ein Walmart mit fairen Preisen finden und mit das Wohnmobil nur zum Einkaufen zu bewegen, das möchte ich auch ungern. Also kaufen wir hier noch fix ein, was wir die nächsten Tage brauchen. Ich weiß nicht, ob wir es schon geschrieben haben, aber besonders die leckeren Sorten der Cola Light hat es mir angetan. Exotic Mango und Wild Cherry! Hammer- lecker! Zu meiner Überraschung hat der Family Dollar diese Sorten genau nicht im Angebot. Blöd!
Naja. Kaufen wir ein paar andere Vorräte und hoffen mal, dass wir vielleicht morgen auf dem Weg nach Vegas irgendwo einen Walmart Megastore am Wegesrand finden.

Die letzten Meter zum Avi Resort und Casino verlaufen ohne besondere Ereignisse. Eine knappe halbe Stunde durch triste Wüste, dann biegen wir einmal links ab, fahren den Berg herunter und sind da!
Und wieder einmal ist der Flash nicht von schlechten Eltern, wenn vor einem mitten im Nichts plötzlich so ein Zockerpalast auftaucht! Oha! Da haben sie aber was in die Wüste gesetzt!
Wir finden den KOA auf Anhieb auf der rechten Seite, gleich gegenüber vom Casinokomplex. Perfekt!

Das Einchecken erfolgt allerdings zu unserer Überraschung deutlich komplizierter, als auf allen Plätzen zuvor. Obwohl in der Rezeption nur sehr wenig los ist, geht es nur mühsam voran. Die Mitarbeiterinnen der Abfertigung hier hegen wohl keine Ambitionen auf ihr Bild an der Wand mit der „Mitarbeiter des Monats“- Unterschrift, ganz im Gegenteil. Vielleicht ist die Rezeption hier aber auch nur der Strafposten, wenn man im Casino nebenan keine gute Leistung gebracht hat, wer weiß…

Als wir endlich dran sind, kann ich der Dame wenigstens an einigen Stellen mit deutscher Effizienz schon Fragen beantworten, die sie noch gar nicht gestellt hat. Nur das mit dem Schlüssel, was ich schon bei unserem Vordermann nicht verstanden habe, verstehe ich jetzt auch nicht. Für unsere reservierte Parzelle händigt mir die Dame einen Schlüssel aus. Damit sollen wir die Strombox an unserer Parzelle aufschließen. Soweit, so gut.

Spannend wird aber die Weisung, wie morgen bei Abreise zu verfahren ist! Denn dann sollen wir entweder den Schlüssel wieder mitbringen, oder einfach auf der Strombox stecken lassen! Der nächste Gast würde ihn dann dort statt hier in der Rezeption übernehmen. Ich überlege, ob ich nach dem Sinn dieser Regelung fragen soll. Lasse es dann aber doch. Wir werden den Schlüssel selbstverständlich abziehen und hier auch wieder abgeben. Soviel ist klar.

Neben dem Schlüssel bekommen wir noch eine AVI Zugangskarte für das Casino, den Pool und die Clubanlage, dazu wie immer den Platzplan, Codenummer für die Waschhäuser und so weiter. Sogar das WLAN ist zu unserer Überraschung komplett offen ohne Kennwort. Und dann sind wir nach dem Zahlen abgefertigt! Noch nicht einmal ein Einweiser auf einem Golfcaddy wird uns vorausgeschickt und das, obwohl wir für unsere Parzelle einmal über den halben RV Park rollen müssen, bevor wir mit unserem Wohnmobil unsere Parzelle erreichen. Ach ja! Den Roadbear- Rabatt (ihr wisst schon, den Malzbier- Bonus), haben wir übrigens auch wieder bekommen. Einfach nur „Roadbear“ als Vermieter angegeben und schon gab es einen kleinen Nachlass. 🙂
Nachdem wir unsere Parzelle erreicht haben, schicken wir die Kinder erstmal auf den in Sichtweite befindlichen Spielplatz. Ins Casino bzw. in den Pool gehen wir gleich, wenn wir hier klar Schiff gemacht haben.

Kaum sind die Kinder zur Tür, hören wir auch schon aggressives Hundegebell und kurz darauf Gejaule. Nanu? Was ist denn da los? Ich stolpere aus dem Wohnmobil in der Erwartungshaltung, ein paar räudige Kojoten in der Wüste vorzufinden. Doch nichts dergleichen. Nur die drei Hunde von einem etwas weiter abseits stehenden Camper.
Die Hunde haben unsere Jungs angeblafft, die sich natürlich erschrocken haben. Aber passiert ist nichts. Dem Hundehalter kann man dabei noch nicht einmal einen Vorwurf machen. Denn er hat seine Hunde in den offiziellen „Dog Park“ geführt, wo die Hunde frei und auch ohne Leine laufen dürfen. Dieser DogPark allerdings ist nicht wirklich ein Park, sondern nur ein viereckiges eingezäuntes Areal. Und eine Zaunseite teilt sich der Dogpark mit dem Spielplatz der Kinder! Links der Spielplatz, rechts die Hunde. Was ein Unsinn! Die Hunde gehen, je nach Charakter, natürlich steil, wenn sich in ihrer unmittelbaren Umgebung Kinder hastig von Schaukel zu Rutsche schwingen. Und schon sind beide in ihrem Spieltrieb beeinträchtigt. Wie kann man so etwas nur planen?! Das Areal hier ist doch wirklich riesengroß!
Man hätte den Dog Park problemlos 50 Meter weiter weg anordnen können. Es wäre für keinen weiter weg gewesen und man wäre sich nicht in die Quere gekommen. So aber liegt ungenutztes Land brach und hier auf einem Fleck knubbelt sich beides.
Naja. Egal. Wir machen ja keine drei Wochen Ferien hier.

Ein Glück, dass die amerikanischen Hundehalter sich wirklich sehr vorbildlich während des Spazierens zum oder vom DogWalk an die Leinenpflicht auf dem Platz halten. So kommt es zu keiner nennenswerten Situation. Außer eben das Mal ein Hund bellt und kläfft, wenn er am Zaun des Spielplatzes vorbei streift und auf ein ausgelassen spielendes Kind reagiert.

Bevor wir uns dem Pool zuwenden und eventuellen kulinarischen Versuchungen auf dem erliegen, zaubern wir uns schnell ein Mittagessen! Wir haben noch leckere Chicken Sticks aus dem Tiefkühler, die angeblich auch knusprig aus der Mikrowelle kommen, wenn man diese dort statt im Ofen oder der Pfanne backt bzw. brät. Kann ich mir nicht vorstellen! Wirklich noch nie in meinen Leben kam etwas Paniertes knusprig aus der Mikrowelle! Entweder laff, oder eben trocken und zäh. Aber nie knusprig!
Aber wo, wenn nicht hier im Land der unbegrenzten Möglichkeiten kann dies erstmals gelingen?!

Das Mittagessen wird also zur Premiere und dies sogar in vielerlei Hinsicht! Denn auch die Mikrowelle selbst haben wir auf dieser Reise noch gar nicht benutzt und so bekommen wir eine weitere Lektion in amerikanischem Technikverständnis. Laut Packung soll man die Chicken Fingers 4 Minuten aufwärmen. Ich drücke also auf die 4 – und bekomme 4 Sekunden. Das reicht natürlich nicht. Beim mehrfachen Druck auf die Vier bzw. der Null nach der vier bekomme ich aber auch keine 4:00, sondern irgendwie teilt sich die Zeit dann auf 60 Sekunden auf und ich habe plötzlich 2 Minuten 30. Ganz komisch. Ein Glück, dass das hier keine Zeitbombe ist, die in bester James Bond Manier genau 0:07 Sekunden vor der Explosion deaktiviert werden muss, um etwas leckeres zum Mittagessen zu bekommen. 😉

Irgendwie bekommen wir dann auch grob 4 Minuten Garzeit hin und servieren kurz darauf Hähnchen mit Tomatensalat und Brot auf einer Picknickbank mit schönem Sonnendach draußen vor dem Wohnmobil. Das passt!

Gegen viertel nach zwei ist fertig mit Mittag. Wir sind satt, gestärkt und bereit für eine schöne Abkühlung im Pool! Das Hähnchen war übrigens gar nicht so schlecht! Natürlich nicht vergleichbar, wie wenn ein asiatischer Holländer ein Tricatel- Hähnchen frittiert, aber dennoch nicht schlecht! 😉

Gut gestärt darf es aber jetzt endlich in den Pool gehen! Aber kennt ihr das? Wenn ihr Kinder habt und diese ins Schwimmbad wollen? Ins Freibad sogar? Dann kann sie für gewöhnlich mal nichts und niemand auf dem Weg aufhalten!
So dachten wir bislang auch immer. Bis wir das AVI- Casino betreten haben. Sofort erliegen nicht nur Anja und ich  dem verführerischen Charme eines amerikanischen Casinos! Zum Glück können und dürfen Nils und Tim ja noch nicht an den Spieltischen oder Slotmachines spielen. Aber die Betreiber wären nicht clever, wenn sie nicht auch dafür eine Lösung parat hätten. Spielsimulatoren! Die Kids der 80er erinnern sich bestimmt noch an Klassiker wie PacMan oder Outrun. Heute haben zombieschlachtende VR Simulationen wie ein Walking- Dead EinMannKino den Rang abgelaufen. Klar, das ist eher was für Anja. Aber so ein Rennspiel, das gefällt auch den Jungs! Und so biegen wir vom eigentlichen Ziel ab.

Wir können uns nach ein paar Runden mit Mühe losreißen und wieder auf Kurs Pool einschlagen. Zumindest fast! Denn nach ein paar Schritten folgt das nächste Highlight. Ein Kino. EIN KINO! Schon so lange keinen Film mehr angeschaut! Einzig die Tatsache, dass die Erwachsenen- wie Kinderfilme nicht in deutscher Sprache gezeigt werden, verhindert es gerade noch rechtzeitig, dass wir aus dem geplanten Poolnachmittag einen Filmenachmittag machen. Aber Wegzehrung darf es gerne sein! Herrlich leckeres Kino- Popcorn! Die Freude währt allerdings nur kurz! Zeit für eine…
Notiz an mich: „In einem fremden Land erstmal nur eine statt gleich drei teure lokale und vermeintlich geschmacklich bekannte Produkte kaufen!“ Wie wir das meinen, erklären wir später beim „Reinfall des Tages“… 😉

Nachdem wir uns des Popcorns entledigt haben geht es aber jetzt endlich zum Pool! Geschafft! Und es hat sich gelohnt allen Angeboten in und um das Casino zu widerstehen. Das Wasser ist zwar noch etwas frisch, aber wenn man erstmal drin ist, dann geht es eigentlich super! Wir genießen es regelrecht, dass der Pool wohl nur für wenige Amerikaner und Gäste hier Wohlfühltemperatur hat, so haben wir die Anlage fast ganz für uns alleine. Wir tauchen, planschen, spritzen uns gegenseitig nass und schwimmen um die Wette! Herrlich!

Eine gute Stunde verbringen wir im Pool, bis Anja vorschlägt auch noch die paar Meter runter bis zum Flussufer zu spazieren. Und was wir kurz darauf als „Beach“ ausgeschildert entdecken, verdient seinen Namen wirklich zu Recht! Das sieht hier wirklich aus wie ein karibischer Strand! Herrlich feiner Sand, kleine Palmen und Palmhütten, Schirmchen aus Palmstroh, holzbalkengesäumte Pfade! Dazu das azurblaue Wasser, welches besonders im Uferbereich klar wie geschmolzenes Kristallwasser aus den norwegischen Steinfjellen wirkt! Wow! Allein ein paar Minuten hier zu stehen fühlt sich fast an wie drei Tage Cluburlaub im Robinson Center! Freudestrahlend rennt Nils zum Wasser… …und erkennt kurz darauf eindrucksvoll, dass es eben nicht die Karibik ist, vor der wir hier stehen. Das Wasser ist natürlich saukalt!
Dennoch: Das ist hier ein richtig schönes Fleckchen, was sie in der Wüste hochgezogen haben!

Wir ärgern uns fast ein wenig, dass wir nicht schon gestern Abend sind bis hierhin durchgefahren sind! Was ist das für eine tolle Clubanlage! Normalerweise sind wir ja Camper. Aber manchmal, in ganz schwachen Momenten, genießen auch wir halt gerne dieses 5***** Cluburlaubfeeling mit gepflegter Poolanlage unter Palmen! Fast bin ich geneigt, ein Zimmer hier im Hotel zu mieten, um das Feeling komplett zu machen. Obwohl wir unser geräumiges wie komfortables Wohnmobil, an dem uns ja eigentlich an Nichts fehlt, gleich nebenan auf dem RV- Park stehen haben. Einfach nur für das Feeling!

 

Gegen 17 Uhr Ortszeit spazieren wir zurück zum Wohnmobil! Die Schatten werden allmählich länger und mit schwindender Sonnenkraft wird es auch uns im Pool etwas zu frisch. Auf dem Weg durch die Zockerhöhle entdecken wir dann aber noch etwas, was wir uns nicht entgehen lassen wollen. Das Abendbuffet! Zum sparsamen Festpreis von nur 16 Dollar pro Person dürfen wir hier nach Herzenslust schlemmen! Genau unser Ding! Schon von unserem ersten Besuch seinerzeit in Las Vegas von vor vielen Jahren wissen wir um die legendären Buffets in den Kasinos und freuen uns, dass das Buffet hier abseits des Sündenpfuhls am Strip in Vegas so günstig ist. Mjam!

Natürlich wollen wir uns nicht mit nassen Sachen hier ans Buffet setzen. Also geht es erstmal zurück zum Wohnmobil die nassen Badesachen und die Handtücher aufhängen, umziehen und ein bisschen herausputzen. Soll ja ein schöner Abend werden!
Ach ja! Es gefällt uns hier wirklich gut! Zu schade, dass wir morgen schon weiter müssen! Aber der Stellplatz am CircusCircus Casino in Las Vegas ist ab morgen gebucht und bezahlt und den wollen wir uns natürlich auf keinen Fall entgehen lassen!
Aber eine andere Idee haben wir! Bis Vegas sind es vielleicht zwei Stunden Fahrtzeit. Wenn wir gegen 14 oder spätestens 15 Uhr losfahren, wären wir noch immer vor Einbruch der Dunkelheit vor Ort! Also stoppen wir kurz an der Rezeption auf unserem Rückweg.
Die Idee: Wenn wir also morgen nach nicht gleich um 10, sondern erst um vielleicht 13 Uhr auschecken würden, könnten wir nach dem Frühstück noch eine schöne Runde in den Pool springen! Das würde uns ja durchaus reichen! Und obwohl diese Möglichkeit ausdrücklich laut Platzregeln gegeben ist und man dies nur anmelden muss und wir ja auch keine Hochsaison haben (selbst jetzt am Abend sind etwa nur die Hälfte der Plätze auf dem Platz belegt und es steht ja auch kein Wochenende vor der Türe), meint die Dame in der Rezeption nach einem kurzen Mausklick in den Computer, dass dies leider nicht geht. Sie wären morgen komplett voll?!
Dabei schaut sie mich an und merkt, dass ich bemerke, dass sie lügt. Einer von diesen ganz besonderen Momenten halt, wo selbst ohne Worte alles nur über einen Blick gesagt ist. Kennt ihr das?
Ich zögere. Soll ich forscher nachfragen? Sie schaut mich herausfordernd an. Fast schon provokativ, als würde sie ein Widerwort von mir und kurz darauf die Frage meinerseits nach dem Manager erwarten! Ganz komisch.
Ach, was soll´s, ich lasse es! Ich bedanke mich stattdessen artig dafür, dass sie wenigstens in den Computer geschaut hat. Das irritiert sie dann ein wenig! Das ich nun ausweiche, bringt sie offenbar nicht nur unerwartet durcheinander, sondern scheint auch so etwas wie eine Art „Mini- Schlechtes- Gewissen“ hervorzurufen! Denn als ich die Rezeption verlasse ruft sie mir hinterher, man könnte ja auch problemlos für einen Tagesbesuch kostenlos gegenüber auf dem Hotelparkplatz parken! Hmm. Das wäre ja eine Alternative. Kostet nix und unser Wohnmobil ist ja vollkommen autark.

Sollten wir morgen wirklich hier bleiben und auf den Hotelparkplatz ausweichen, nehme ich mir aber dennoch fest vor, noch einmal vor unserer Abfahrt morgen eine Platzrunde zu drehen und zu schauen, ob unsere Parzelle bzw. die Parzellen auch wirklich ausnahmslos belegt sind.
Naja. Mal sehen.

Für das Buffet sind wir schnell angemeldet. Und obwohl es mit 19:00 Uhr eigentlich Prime Time zum Abendessen ist, ist das Restaurant nur zu maximal einem Drittel gefüllt. Aber das kommt uns gelegen, dann gibt es auch kein Gedränge am Buffet. Bleibt mehr für uns. Hargh-hargh-hargh. Und das sieht auf den ersten Blick auch gar nicht schlecht aus!

Für die Kinder finden wir schnell etwas. Tim wünscht sich einen Mix aus Reis und Nudeln auf seinem Teller, den wir gegen seinen eher lahmen Protest mit etwas Gemüse flankieren. Es handelt sich zwar nur um einfaches aufgewärmtes Gemüse, aber wir hoffen als Eltern mal, dass beim Garen wenigstens ein paar Vitamine übrig geblieben sind. Dazu ein paar Nuggets, Kind Nummer 2 ist glücklich.
Nils hingegen ist schon anspruchsvoller! Er hat recht schnell eine von einer gut beleibten indianischen Köchin betreute Kochecke erspäht. Dort wird mit viel Getöse allerlei Leckeres in der Pfanne über offener Flamme gebraten und sogar flambiert! Immer wieder schießen die Flammen hoch in einen über der Kochstelle angebrachten Abzug, was Nils natürlich fasziniert! Gut, angebranntes Essen kann ich zuhause auch! Dafür müssen wir nicht nach Amerika! Aber mit einer solchen Flamme, das möchte Nils unbedingt probieren und stellt sich mit Anja an eine kleine Schlange von vielleicht zwei auf drei Personen an, um dort etwas zu bestellen.

Ich hingegen habe keine Zeit für sowas! Also im Sinne von Geduld! Es liegen mehrere buchstäbliche Fleischtöpfe mit Rippchen, Pulled Pork, Speck und mehr bereit, um von mir heiß erobert und geplündert zu werden. Flugs lade ich mir den Teller voll, lediglich ein halber gebratener Maiskolben landet als Alibi, damit ich nicht ganz so verfressen und fixiert auf Fleisch wirke, auf meinem Teller. Mjam! Das wird ein feines Fresserchen! 🙂

Doch schon beim ersten Biss in die Rippchen merke ich, dass hier etwas nicht stimmt. Ja, sie sind weich und zart! Aber irgendwie nicht „gut“ weich, wie sich zart gebackenes Rippchenfleisch vom Kochen lösen sollte! Ich kann es nicht erklären, aber irgendwie schmecken sie komisch und sehen bei näherer Betrachtung auch komisch aus. Dies bemerkt man aber irgendwie auch erst auf dem Teller, nachdem man die großzügig ertränkende Marinade auf den Rippchen vom Knochen abgelutscht hat. Null Eigengeschmack! Es liegt auch nicht an einem Einzelstück, sondern keiner der Ribs schmeckt so richtig nach Ribs. Komisch. Das gleiche beim Pulled Pork! Viel Fasern, aber auch unglaublich viel Soße! Sogar den Bacon haben sie geschafft zu verschandeln. Es sind leider keine leckeren Streifen wie ich es gewohnt bin, sondern eher so viereckige platte Scheibchen. Etwa in der Form, wie der Schinken auf einer billigen „Tiefkühlpizza Schinken“ aussieht. Künstlich.

Zwar ist der Bacon wenigstens ohne Soße, schmeckt aber dafür ebenso nach nichts, außer Salz! Wirklich! Nach gar nichts! Wie Presspappe. Ganz komisch. Man muss schon sehr engagiert kauen, um diese gefühlt „angebratenen Fetzen vom alten Lederschuh des Manitu“ im Mund zu zersetzen und runterschlucken zu können. Das ist wahrlich kein leckeres Geschmackserlebnis! Da sind wir mal ganz ehrlich!
Ich meine, ich bin wirklich kein Kostverächter! Unvergessen meine sonst übliche absolute Anspruchslosigkeit, z.B. als ich mich damals im Tesco für das Stück Budget- „Schinken“ entschieden habe, welches Anja dann recht süffisant wie schonungslos kommentieren musste, beweist dies doch eindrucksvoll, oder?! Unsere Stamm- Leserinnen und Leser erinnern sich sicher 😀
Und diesen „Anspruch“ habe ich mir ehrlich gesagt seit damals auch bis heute gerne bewahrt. 😉
Aber das hier ist selbst mir zu bedenklich. Es ist wirklich NULL Qualität. Null Eigengeschmack vom Fleisch, ertränkt in einer dominanten Soße, die offenbar gutmütig das Drama auf dem Teller zudecken soll. Und auch, wenn es nicht gleich vergammelt nach Zombie schmeckt, schlagen gleichwohl alle Sensoren in mir in den Alarmmodus! Ich will gar nicht wissen, wo das Fleisch herkommt und wie alt es möglicherweise schon ist und warum die Marinade an jedem der Fleischtöpfe wirklich alles ertränkt. Und bevor ich das Abendessen zu später Stunde in einer zweiten Runde dem Gott Montezuma auf seinem Opferschrein (gemeint ist natürlich das Wohnmobilklo 😉 ) darbiete, lasse ich einen gut gefüllten Teller erstmals stehen! Ein Novum für mich, sodass selbst Anja die Augenbrauen hebt!
Aber gut es war günstig, wenn nicht zu sagen billig und wer billig kauft, bekommt eben auch billig.

Immerhin waren die Getränke umsonst und das Dessert, bestehend aus Eis und Obst, sieht dann doch wieder ganz ansehnlich aus. Immerhin gibt es Erdbeeren, Trauben und Melone. Also Obst, welches nicht zu jeder Jahreszeit verfügbar ist und somit auch nicht ganz günstig ist. Essen wir uns eben am selbst zusammengestellten Obstsalat mit Schoko- und Vanilleeis satt und machen, was den Preis angeht, noch immer einen passablen Schnitt.

Nach dem Buffet geht es zurück zum Wohnmobil. Die paar Schritte an der frischen Luft tun richtig gut! Noch faszinierender als die kühle, klare Wüstenluft ist allerdings der Blick in den Sternenhimmel! Trotz den nebenanliegenden Casinos, welches ja durchaus eine gewisse Menge Lichtsmog abgibt, leuchten diese mit einer Stärke und Intensität, wie wir sie selten erlebt haben! Hammer! Nur zu gerne würden wir hiervon Bilder machen oder Videos drehen, um diesen Moment mit euch zu teilen! Aber dafür haben wir einfach nicht die passende technische Ausrüstung dabei. Selbst mit maximaler Langzeitbelichtung an der Kamera ist das Bild nur ein müder Abklatsch von dem, was über uns die Nacht erhellt und uns von fernen Welten und Galaxien träumen lässt.
Heute war eigentlich ein richtig toller und guter Reisetag!

 

Der Reinfall des Tages ist auf jeden Fall das Popcorn im Avi- Casino bzw. Kino im Casino! Auch ohne uns dort einen Film anzusehen, haben wir uns beim Schlendern durch das Kasino drei große Tüten Popcorn gekauft. Eine für Tim, eine für Nils, eine für mich, die Tüte zu 5 Dollar. Doch beim ersten herzhaften Reinbeissen in die süße Köstlichkeit kam die bittere Ernüchterung. Das Popcorn war gesalzen! Buargh! Auf meine Frage, ob es das Popcorn auch in süß gäbe, hat mich das Tresenpersonal am Kino angeschaut, als hätte ich in einem Steakhaus einen vegetarischen Burger bestellt. Wir haben versucht, das salzige Zeug runter zu würgen. Aber keine Chance. Am Ende landete Popcorn für mindestens 13,90 Dollar in der Mülltonne. Beim nächsten Mal frage ich besser vorher…

2 Kommentare

    • Interessant, dass du das erwähnst! Tatsächlich war eine Mutter mit ihrem Kind im Laden anwesend, die ihr Kind, Bort, zur Ordnung rief. Ein anderer Herr, danebenstehend, fühlte ich ebenfalls angesprochen, da sein Vorname ebenfalls Bort sei.
      😀

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