Heute steht ein kurzer Besuch von Thessaloniki auf dem Programm, wir wollen dort zum Bahnhof und zur Fahrkartenausgabe, um schon heute ein Ticket nach Skopje besorgen. Natürlich sind wir nicht scharf darauf, mit dem Zug ins Nachbarland Mazedonien zu fahren! Aber in unseren Mietwagenbestimmungen ist leider ausdrücklich eine Fahrt nach Mazedonien ausgeschlossen. Pech. Also geben wir uns den Freuden einer Balkan- Zugfahrt hin, damit Anja Freunde und entfernte Verwandte in Mazedonien besuchen kann.
Wir starten den Tag erneut mit dem Frühstück und werden auch diesmal nicht enttäuscht. Es gibt den gleichen Kram wie gestern, nur dieses Mal wird die Salami wieder gegen Mortadella getauscht, so langsam wird es eintönig…
OK, die Auswahl ist nach wie vor immer noch super, aber wenn man sich angewöhnt hat bei jedem Frühstück alles zu probieren, wird es bereits jetzt am dritten Morgen langweilig.
Ich haue mir wieder ein englisches Frühstück rein, diesmal variiere ich nur das Brot und tausche es gegen Toast.
Klar, dass ich mir wieder Cola zum Frühstück reinziehe, das finde ich nach wie vor Klasse.
Zurück zum Zimmer prüfen wir die Reiseroute, die Strecke soll uns zunächst den Weg Richtung Thessaloniki auf der B 67 führen und dann in die Stadt rein. Im Reiseführer ist ein kleiner Stadtplan dabei, der auch den Bahnhof aufweist, damit wird es schon gehen.
Danach wollen wir die Stadt vollständig durchqueren und nördlich verlassen, dann geht es auf der E 75 Richtung Katerini.
Meine Frau war in einem kleinen Hafenstädtchen am thermäischen Golf vor 18 Jahren bei Freunden zu Gast, sie will sehen, ob sie es nach so langer Zeit einmal wieder findet.
Den genauen Ortsnamen kennt sie nicht, aber sie weiß, dass es zwischen Katerini und Thessaloniki liegt.
Alles in allem vielleicht 4-6 Städtchen kommen in Frage.
Thessaloniki ist schnell erreicht und wir kommen recht gut durch. Dann aber stockt der Verkehr, weil irgendwie alle kreuz und quer fahren, ein paar Verkehrspolizisten versuchen hoffnungslos den Verkehr zu regeln.
Wie man auf dem unteren mittleren Bild sieht mit mehr oder weniger Erfolg.
Zufahrt nach T-niki Eindrücke von Thessaloniki freie Fahrt, eher selten
McDonalds Stau auf der Hauptstrasse Die Markthallen von Thessaloniki
Der Bahnhof war tatsächlich ganz einfach zu finden und so kaufen wir für 30 € Fahrkarten für die Strecke
Idomeni (Grenzort Griechenland – Mazedonien FYROM) – Skopje.
Glück haben wir an diesem Tag auch noch, gleich im Bahnhofsgebäude ist eine Post untergebracht und so können wir unsere erworbenen Postkarten gleich mit Briefmarken ausstatten und dank einer engagierten Postbeamtin, die unsere Karten gleich abstempelt, sind unsere traditionellen Urlaubsgrüße schon auf der Reise (Briefmarke nach Deutschland pro Postkarte: 0,65 €, dass macht 0,95 € pro Urlaubsgruß)
Zurück zur Zugfahrt:
Wir haben uns in Deutschland eine Zugverbindung raus gesucht, leider konnten wir hierfür keine Fahrkarten in Deutschland kaufen, so mussten wir es hier probieren.
Wir haben vor am Freitag ganz früh mit dem Auto bis Idomeni zu fahren, um von dort in den Zug einzusteigen.
Der Zug beginnt zwar in Skopje, aber Parken hier kostet Geld und wir haben einen Mietwagen, außerdem besteht so die Möglichkeit, dass wir uns bei Verspätung des einzig an diesem Tag fahrenden Gegenzuges durch die Familie meiner Frau eventuell auch zur Grenze fahren lassen können.
Wir haben uns extra Reisepässe für FYROM besorgt (59 € pro Stück !!!), nur der Personalausweis reicht leider nicht.
Unter bahn.de wird unser Zug als reservierungspflichtig geführt, als wir danach fragen werden wir nur unfreundlich abgefertigt, wir bekommen nur die handschriftlich ausgestellten Fahrkarten, die Frage nach der Reservierung führt nur zu Kopfschütteln.
Na was für ein Abenteuer steht uns da nur bevor?
Parken am Bahnhof kostet für die 20 Minuten Aufenthalt spaßige 3 Euro, Wahnsinn, gut dass wir den Wagen nicht am Freitag den ganzen Tag hier stehen lassen müssen.
Mit den Karten in der Tasche können wir uns endlich der westlichen thermäischen Golfküste nähern und fahren die gut ausgebaute Autobahn (120 km/h sind durchgehend erlaubt) E 75 durch bis zum ersten möglichen Ort Nea Agathoupolis.
Unterwegs passieren wir eine Mautstation, 2 € werden uns für die Durchfahrt abgenommen.
Wir durchfahren den Ort Methoni, ein kleines verschlafenes Städtchen, jedoch wird hier gefeilt, geputzt, gewienert und geschrubbt, der Ort rüstet sich offenbar für einen größeren Urlauberansturm.
Da meine Frau in diesem Ort nichts wieder erkennt, fahren wir die Küstenstrasse entlang zum nächsten Ort Magrigialos.
Hier scheint es zu klingeln, wir durchfahren den Ort mehrfach in alle Richtungen, sie erkennt die zu beiden Seiten flankierenden Felsformationen wieder.
Wir parken den Wagen am Ende der Strandpromenade vor einem geschlossenen griechischen Restaurant und erkunden den Ort zu Fuß.
Parken an der Promenade Die Kirche im Dorf Dorfplatz / Zentrum
Bei der „zu-Fuß-Besichtigung“ finden wir auch den alten Bahnhof, dabei sind diese komischen Bahnhofsaufnahmen entstanden, sieht so aus, als würde die Schiene in der Wiese enden, der alte Bahnhof ist jedenfalls noch gut zu erkennen. Meine Frau hat diesen Ort früher mit der Bahn besucht, vielleicht findet sie sich deswegen nicht direkt zurecht?
Hier endet der Zug wirklich im jetzt stehe ich quasi im Gleisbett,
„Nirgendwo“, ich stehe am Bahnsteig… links der ehemalige Bahnhof
Es scheinen bei der weiteren Begehung nun doch einige Erinnerungen wieder zu kommen, nur leider findet sie das Haus, wo sich Ihre Bekannten und gute Freunde Ihrer Mutter früher aufgehalten haben, nicht mehr wieder.
Wir schlendern die schöne Uferpromenade entlang und kommen zurück zum Auto.
Strandzugang am Meer Uferpromenade
In dem angrenzenden griechischen Restaurant tut sich was, eine Frau macht sauber.
Meine Frau nimmt dann den ganzen Mut zusammen, will die Frau ansprechen und fragen, ob der Name im Ort noch bekannt sei und nun kommt Kommissar Zufall zu Hilfe.
Die Frau die dort putzt ist tatsächlich Despina, die gesuchte Person.
Beide sind zunächst nach 18 Jahren etwas ungläubig, aber schnell schmilzt das Eis und so kommen wir im Garten sitzend ins Gespräch, es wird ein wunderschöner Nachmittag.
Ihnen gehört die wirklich schöne Taverne mit der angrenzenden Kaffeebar hier, wir verabreden uns für Samstag zum Mittagessen.
So ein Zufall, wir können es immer noch nicht glauben, da suchen wir den ganzen Ort ab und haben tatsächlich unbewusst direkt vor dem Zielort geparkt.
Echt unglaublich!
Es ist gegen 16 Uhr Ortszeit, als wir uns wieder auf den Weg machen, Katerini ist nicht weit und da der Ort etwas größer ist, wollen wir uns Katerini noch ansehen.
Wir erreichen die Stadt schnell über die B 1 / E 75 und parken im Zentrum auf einem kostenpflichtigen Parkplatz.
Wie in Thessaloniki schreibt es ein netter Mensch in einem Kassenhäuschen unser Kennzeichen auf, als wir den Platz befahren, bezahlt wird bei Ausfahrt, keine Karten, keine Zettel.
Hab ich noch nie gesehen, find ich aber trotz anfänglicher Skepsis ganz gut, so wird wenigstens statt einer Schranke ein echter Mensch beschäftigt und Müll fällt ohne Parkkarten auch nicht an.
Wir schlendern durch die Stadt und bald bekommen ein wenig Hunger, wir finden einen McDonalds und obwohl es hier eine Sünde ist, können wir es uns nicht verkneifen hier mal was zu essen.
Wir bestellen ein Big Tasty Menü und ein Big Mac Menü.
Schmeckt wie bei uns.
Nachdem wir gespeist haben, spazieren wir durch die Stadt und lassen uns treiben.
Zufahrt nach Katerini Fussgängerzone in Katerini Rechts ist McDonalds in Katerini
Uns fällt auf, dass hier um 17 Uhr so viele Schulkinder unterwegs sind.
Offenbar gibt es hier, was bei uns nur schwer zu bekommen ist: Ganztagsschulen für alle.
Wir zahlen für die knapp 2 Stunden Aufenthalt 2 € und entscheiden uns noch hier eine kleine Strandsiedlung zu besuchen. 2 Stück stehen zur Auswahl, wir entscheiden uns für Olympic Beach.
Der Ort kommt nach einigen Kilometern über Landstrasse.
Strasse nach Olympic Beach
Wir wollen so nah wie möglich an den Strand.
Die Zufahrtsstrasse ist jedoch total aufgebaggert, der Bodenbelag fehlt, wir biegen rechts ab und versuchen die nächste und übernächste Strasse, auch hier das gleiche Bild, die Strasse ist weg, nur ein Dreckloch tut sich auf.
Am Ende der Strasse haben wir die Möglichkeit zu drehen und unverrichteter Dinge zurück zu fahren, hier zu parken oder durch die Baustelle durchzufahren.
Wir entscheiden uns für letzteres und ich packe den Fotoapparat aus um die Strasse für die Nachwelt festzuhalten.
Noch während ich die Kamera wieder weg packen will, ruft meine Frau: „Da, der Hund!“
Ich fahre nur etwa 5 km/h und suche den Hund, ich will ihn ja nicht überfahren.
So eine kleiner Kerl, ein Mischling stolpert schwanzwedelnd auf unser Auto zu.
Er ist auf dem Bild hier zu erkennen, ich habe den Hund zu diesem Zeitpunkt nicht gesehen und nur durch Zufall ist er vor dem Zwischenfall auf dem Bild gelandet.
hier die Strasse zur Uferpromenade, links am Strassenrand der Einmündung der weisse Knuffel ist der kleine Hund
Der kleine Kerl ist nur noch knapp 30 cm von meinem linken Vorderreifen entfernt, als ich ihn und sein freudiges Gesicht endlich sehe.
Ich lege eine Vollbremsung hin und behalte den kleinen Kerl im Auge, der Wagen steht sofort (wir waren ja nicht schnell) aber der kleine Kerl hat sich richtig erschrocken.
ich sehe mit an, wie er die Pfötchen über den Kopf reißt und mit dem Kinn bremst, die Augen fest geschlossen.
Ich bin mir sicher, er dachte ich überfahre ihn.
Vom Schock erholt rennt der kleine zur Seite.
Ich entschuldige mich bei ihm, aber das hört er wohl nicht, wie auch?
Eigentlich mag ich nicht so gern Hunde, bin eher der Katzentyp, aber der kleine Kerl tut mir echt leid, kommt freudig auf mich zu und erhält den Schock seines Lebens.
Wir haben viele tote Hunde auf der Strasse gesehen, wenn man ein Tier aus dem Tierheim hat, dann fühlt man mit den armen Tieren und so ist man eh schon vorbelastet.
Ich hege die Hoffnung, dass er sich so sehr vor mir erschreckt hat, dass er Autos künftig meidet, vielleicht rettet ihm diese Erfahrung das Leben?
Der Hund war jedoch nicht jung, daher wundere ich mich, dass er noch nicht überfahren wurde, wenn er jedes Auto so freudig begrüßt, wird er nicht alt werden…
Wir parken den Wagen nach dem Erlebnis am Promenadenrand auf einem Sandplatz und gehen die Promenade entlang.
Wir erwarten ein ausgestorbenes Nest vorzufinden und werden positiv überrascht. Vielleicht ist es die Nähe zu Katerini, hier ist richtig was los. Bars und Tavernen haben geöffnet, zumindest jedes zweite Haus in der Mitte der Promenade lädt zum Verweilen ein.
Die Tische stehen direkt am Strand und sind nett hergerichtet, total romantisch im Abendrot.
So romantisch kann man in Olympic Beach speisen, schade, dass wir das McDonalds-Zeuch noch im Bauch hatten
Wenn wir uns in Katerini nicht schon voll gefuttert hätten, wären wir hier geblieben.
Es dämmert langsam, 18 Uhr ist knapp durch, bis zum Hotel ist ein weiter Weg, wir brechen an dieser Stelle ab und machen uns auf den Weg zurück zum Auto.
Am Auto angekommen fällt mir der kleine Hund wieder ein.
Ich weiß, dass es grundfalsch ist, diesen Hund zu suchen, aber ich kann gegen mein schlechtes Gewissen einfach nicht an.
Der traurige angsterfüllte Blick des kleinen Kerls, grausam, hat sich ganz klar in mein Gehirn eingebrannt.
Ich überlege, was ich machen kann, wir fahren eine kleine Stichstrasse rein und finden gleich darauf einen Supermarkt.
Hier halte ich an und will schauen, ob ich Hundeleckerli bekomme oder wenigstens etwas Hundefutter.
Leider nichts da.
Also kaufe ich für uns eine Tüte Gummibärchen und eine Tüte Knabberzeugs und eine Packung Wiener Würstchen (die als Frankfurter bezeichnet sind) und verlasse 6,80 € ärmer den Laden.
Wir fahren zurück an die Stelle, wo der kleine Hund lag und tatsächlich dort liegt er wieder und schaut uns an.
Wir fahren vorsichtig ran und stoppen, der kleine Kerl nähert sich vorsichtig von hinten dem Auto, ich packe die Wurst aus und lege sie auf einen Stein, der Wuschelhund hält Abstand, kommt aber näher.
ich will ihn mit meiner Entschuldigung für seinen Schreck nicht verängstigen und fahre ein paar Meter vor, sogleich kommt der kleine Kerl angeflitzt und schnuppert an der Wurst.
Er schnappt sie sich schließlich und so habe ich es immerhin geschafft mein Gewissen zu beruhigen.
Im Wegfahren beobachte ich im Spiegel, wie er sich die Wurst zurecht gelegt hat und genüsslich darauf rum kaut.
Meine Frau hält mich für ein bisschen verrückt, aber sie hat ja auch nicht den ängstlichen Blick des Hundes im Gehirn eingebrannt, als ich ihn beinahe überfahren habe.
Die E 75 ist schnell erreicht und so können wir mit konstanten 120 km/h auf Thessaloniki zuhalten.
Die Mautstation wird wieder passiert und erneut dürfen wir 2 € für die Durchfahrt bezahlen.
Geht alles schnell, obwohl nur ein Schalter auf ist, die Griechen haben das Kleingeld gleich passend in der Hand und der Verkäufer gibt die Quittung gegen das Geld Hand in Hand, so geht es schnell.
Als wir die Stadt passieren ist es bereits dunkel.
Hier scheint es früher als bei uns dunkel zu werden, ist aber auch klar, Griechenland liegt ja bedeutend weiter südlich, aber so ab 19 Uhr ist es wirklich stockdunkel.
Thessaloniki brauchen wir nicht nochmal zu durchfahren, wir entscheiden uns für den nördlichen Ring, kurz hinter dem Flughafen Makedonia (Thessaloniki) finden wir eine Aegean Tankstelle, die uns das gute Unleaded für 0,90 € pro Liter verkauft und folgerichtig machen wir den Tank auch wegen der bereits mahnenden Reserveleuchte randvoll.
Für 39,09 € geht rein. Da sich der Tankwart beim Tanken mühevoll unserer verstaubten Scheiben annimmt, wechseln 40 € den Besitzer. Er freut sich darüber und das war sichtlich nicht gespielt und so freuen wir uns auch. Er hatte es wohl nicht erwartet und so haben wir für deutsche Touristen wieder eine Lanze gebrochen. Wir sind gegen 20:30 Uhr Ortszeit wieder am Hotel, müde und kaputt.
Wir essen noch einen Joghurt und die in Olympic Beach erstanden Chips mit Fruchtgummis und fallen dann ins Bett.
Kilometerstand bei Abfahrt: 474
Kilometerstand bei Ankunft: 749
gefahrene Kilometer: 275