Schon vor dem Wecker sind wir wach und obwohl es noch recht früh am Morgen ist und wir spielend alles für eine schnelle Abreise schaffen würden (also Duschen und frühstücken), sind wir schon jetzt sicher, dass wir heute doch noch nicht weiterziehen und einen Ruhetag hier auf dem Campingplatz einlegen werden.
Wir sind zwar gerade erst 3 Tage unterwegs, aber durch die Bank weg hatten wir bis hierhin irgendwie immer volles Programm.
Den Rest hat besonders mir dann das gestrige Abenteuer mit dem Sandloch gegeben, jetzt fühle ich mich einfach urlaubsreif.
Das Wohnmobil bleibt daher heute kalt, wir gehen in den Wienderwald oder so ähnlich. Schauen wir uns doch mal an, was die Ferieninsel Römö in der dänischen Nordsee alles für Sehenswürdigkeiten zu bieten hat.

Anja stimmt mir zum Glück weitestgehend zu und ist ebenfalls bereit heute mal nichts zu machen und erstmal einen Tag auszuruhen, bevor wir uns auf den Weg durch Dänemark nach Norden machen. Auch wollen wir nicht sofort Römö verlassen, nachdem wir gestern nur einige Eindrücke aus dem Wohnmobil gesehen haben. Ein kleiner Spaziergang wäre also im Laufe des Tages durchaus noch denkbar. Mal sehen.

        
Der nächste Morgen auf dem Campingplatz…                    …noch ist alles ruhig und fast nichts los

Nun, ohne den Druck der Abreisezeit, können wir es natürlich ganz ruhig angehen lassen.
Als erstes stehen wir mal auf und packen unsere Duschsachen.
Dann geht es unter die Dusche.
Hier bestätigt sich dann der gute Eindruck, den wir schon gestern von den Wachräumen hatten und den wir, nach unserem ersten Campingurlaub im eigenen Wohnmobil auf der Insel Fanö, von Dänemark gewöhnt sind, nämlich wirklich saubere Waschräume!
Zwar ist das Sanitärhaus hier nicht den nahezu luxuriösen Waschräumen auf dem CP auf Fanö zu vergleichen, aber trotz des fortgeschrittenen Alters der Duschräume ist auch heute alles tipp-top gepflegt und das warme Wasser ist natürlich kostenlos.
Einzig die Tatsache, dass ich mir die Wassertemperatur nicht einstellen kann, trübt das morgendliche Duschvergnügen. Aber zum Glück trifft die voreingestellte Temperatur des Wasser, welches nach Druck auf den Druckknopf aus der Brause plätschert, zumindest annähernd mein zugegeben recht eng gestecktes Wohlfühlklima.

         
Blick in die Duschkabinen der Herren…                            Frisch gewischt, alles sauber und ordentlich

         
Blick in meine Duschkabine, auch hier ist alles in Ordnung   Duschwasser ist zwar nicht regelbar, dafür aber kostenlos

Nach dem Duschen spaziere ich dann zurück zum Wohnmobil, um dort die nassen Handtücher aufzuhängen und schon mal im gleich neben der Rezeption liegenden Supermarkt ein paar Brötchen für unser Frühstück einzukaufen.

Der kleine Supermarkt entpuppt sich übrigens als sehr gut bestückt und auch wenn der gleiche Verkäufer hier in Personalunion die gleiche Person ist, der uns auch gestern Abend hier auf dem Campingplatz begrüßt hat, tut dies der Auswahl keinen Abbruch.
Einzig das Wichtigste und damit der Hauptgrund für meinen Besuch fehlt.
Es gibt leider keine Brötchen!
Diese, so sagt er mir auf meine Frage nach frischem Backwerk, hätten wir nur auf Vorbestellung bis 18 Uhr am Vortag bekommen können.
Gestern Abend 18 Uhr? Ich glaub das war kurz vor unserem Ausritt in den Tiefsand vom Autostrand bei Havneby…

         
Spaziergang über den Platz: Vorn vorraus stehen wir         Blick auf den Spielplatz neben der Rezeption

         
Der Supermarkt liegt auch gleich um die Ecke                    dieser bietet reichhaltige Auswahl, ist gut sortiert

Aber ich bekomme Brötchen! Noch einmal lasse ich mir die Urlaubsfreuden von dieser Insel nämlich nicht vermiesen!
Ich muss nur eben raus, runter vom Campingplatz und dann in Richtung Tankstelle fahren. Dort gäbe es eine Möglichkeit an Brötchen zu kommen, so sagt es mir zumindest mein Rezeptionist.
Nun gut, da mir für ein richtiges Frühstück keine morgendliche Radtour zu lang ist, schnappe ich mir das Fahrrad, fahre schnell beim Servicehaus vorbei, bringe einer sich gerade die Haare föhnenden und verdutzt dreinschauenden Anja den Schlüssel vom Wohnmobil und bin nur Sekunden später auf dem kleinen Radweg unterwegs, der direkt parallel zur Hauptstraße verläuft.
Eines muss man der Insel Römö wirklich zu Gute halten. Der Radweg ist super!
Man hat je eine Fahrspur und zwischen der Schnellstraße und dem Radweg ist ein ausreichend großer Grünstreifen.
Nur der teils heftige Seitenwind sorgt für einige merkwürdige Fahrmanöver, aber auch das kann mich von meinem Vorhaben unser Frühstück mit frischen Brötchen aufzuwerten nicht abhalten.
An der Hauptverkehrskreuzung von Römö angekommen (von hier aus geht es in alle drei wichtigen Richtungen auf der Insel) schaue ich mich nach einem Bäcker oder einem Supermarkt um.
Doch außer den beiden Tankstellen und dem Ferienhauscenter findet sich hier nichts.
Ob der Rezeptionist vielleicht die Tankstelle gemeint hat?
Die Statoil wirkt eher mikrig, da gibt es bestimmt keine Brötchen. Aber gegenüber die Uno hat so einen „Bild- Winddreher“- Zeitungsständer am Eingang stehen. Und wenn es da die Bild- Zeitung gibt, dann doch bestimmt auch Brötchen.
Ich meine die gehören morgens im Urlaub doch untrennbar zusammen, oder? 😉

         
Unterwegs im Auftrag des Brötchens…                               Mit dem Fahrrad über die guten Radwege von Römö

         
Die Statoil an der großen Kreuzung hat nix…                      Dann gucke ich eben gegenüber bei der UnoX

Tatsächlich bekomme ich hier die aktuelle Ausgabe der Bild- Zeitung, aber leider keine Brötchen 🙁
Aber dafür bekomme ich die Info, dass ich nur die Straße in unserem Rücken etwa 600 Meter entlang fahren muss. Dann käme dort ein Kaufmann und der würde auch leckere Brötchen backen.
Na gut, dann geht das mal los.
Erneut werfe ich mich mit voller Fahrt in den kräftigen Seitenwind (der aber jetzt fast von hinten pustet! 🙂 und erkenne etwa 300 Meter später, dass der Kaufmann, von dem die nette Dame in der Tankstelle gesprochen hat, genau der kleine Spar- Supermarkt ist, den wir gestern schon gegenüber der Touristeninfo von Römö gesehen haben.
Aha!

         
Weiter gehts, diesmal mit Rückenwind 🙂                           vorbei an faulen Kühen

         
und vorbei an so manchen „Häuschen im Grünen“            erreiche ich den SPAR- Markt auf Römö

Dort angekommen schaue ich als erstes auf ein erschreckend leeres Regal beim kleinen Backshop neben der Kasse.
Aber es gibt immerhin noch 2 Blätterteigbrötchen und genügend normale sowie einige Mohnbrötchen zu kaufen.
Und da 10 Brötchen im Angebot sind, kaufe ich halt 10 Brötchen.
Doch bevor ich mich mit den Brötchen wieder auf den Weg mache, spaziere ich einmal durch den Supermarkt durch.
Ich will mal schauen, ob es eine leckere Metzgertheke gibt, die wir auch im Merko auf der Insel Fanö vorgefunden haben. Dort gab es damals herrlich leckere Mettwürstchen und es wäre traumhaft, wenn ich mir damit eines der knusprigen Mohnbrötchen belegen könnte, die gerade eben ihren Weg in meine Brötchentüte gefunden haben.
Leider gibt es hier keine Frischwursttheke, nur eine Kühltheke mit eingepackter Ware erwartet mich.
Davon brauchen wir aber nichts zwingend, sodass ich mich auf eine kleine Tüte Lakritze sowie einen Sixpack Pepsi Max beschränke.
Derart bestückt geht es nun zurück zum Campingplatz.

         
Schade, kein Metzger, „nur“ eine Frischetheke                   Dafür ist die Auswahl an Marmelade um so größer! 😮

         
Für mich aber gibt es nur ein paar Süssigkeiten                  Alles in die Tasche und die Tasche an den Lenker 😉

Der Wind weht dabei nach wie vor kräftig aus östlicher Richtung, aber immerhin hat die Sonne gut an Energie zugelegt und sogar den Weg durch die Wolken gefunden.
Auch ist der Himmel im Moment deutlich weniger grau, als es noch bei meiner Abfahrt am Campingplatz der Fall war.
Von wegen Regen! Mit etwas Glück wird es heute ein richtig toller Tag !!

         
Die Radwege auf Römö sind wirklich super!                       Querfeldein: Blick in die Natur am Wegesrand

         
Da fährt er! Den Trekker hätte ich gestern gebraucht :-/    Eingebogen: Der Weg zum Campingplatz

         
Ein altes Bauernhaus am Wegesrand                                 Baujahr 1895, oha, das ist schon recht alt

Zurück am Wohnmobil angekommen hat Anja schon den Außentisch aufgebaut und die Stühle raus gestellt.
Darüber bin ich allerdings etwas irritiert!
Denn vorhin auf dem Weg zur Dusche war Anja nicht so ganz von der Idee mit dem Frischluftfrühstücken begeistert.
Im Endeffekt ist es auch zu frisch draußen und wir entscheiden uns nach kurzer Beratung dann doch lieber drinnen zu frühstücken.

         
Wieder zurück am Campingplatz…                                      …gibt es erst einmal ein leckeres Frühstück! *Mjam* 🙂

Nach dem Frühstück räumen wir ganz fix den Tisch ab und während Anja das dreckige Geschirr spült, schnappe ich mir den Staubsauger und beseitige nun, im helleren Tageslicht, auch noch die letzten Rest den feinen Sandes, den wir gestern Abend im Wohnmobil nicht mehr gesehen haben.
Und was ist das für eine Fusselsarbeit! Überall in allen Ritzen und Ecken findet sich feiner weißer Gelbsand, fast wie Quarz oder Gold.
Wenn er doch nur aus Gold wäre! So aber ist das Rumkrabbeln auf dem Boden eine echte Qual und nennenswert vorwärts komme ich auch nicht.
Ich denke mal der Sand wird uns noch eine ganze Weile begleiten, denn so fein, wie der ist, dürfte der sich in einigen Ecken im Mobil eingenistet haben und wird nun nach und nach zum Vorschein kommen. Super!

Nachdem wir gesaugt und aufgeräumt haben, ist ein wenig „strategische Vorplanung“ angesagt.
Wir sitzen zusammen im Wohnmobil und studieren die Reiseführer, das TourSet und natürlich die CampingCard- Übersicht, um schon mal grob den Weg für die kommenden Tage abzustecken und mögliche Übernachtungspunkte heraus zu suchen.
Mehr oder weniger steht dann die Route für die kommenden Tage, die uns weiter an der Westküste Dänemarks entlang führen wird.
Wir werden die Steinmänner mit Blick aufs Meer sehen, einige Leuchttürme bewundern, einen versandeten Leuchtturm besuchen, hier und da ein Städtchen bestaunen, ein paar Abschnitte der Touristenroute „Margarethenroute“ entlang fahren und so hoffentlich einen guten Eindruck der Küstenregion des Landes bekommen und final in Skagen die Westküste offiziell abschließen können.
Wie es danach weiter geht, werden wir dann mal sehen.
Reiseplanung macht allerdings fast so müde, wie das Reisen selber und so ruhen wir uns nach der anstrengenden Routenplanung noch ein wenig aus.

Gegen kurz vor 2 allerdings haben wir uns genügend ausgeruht.
Wir können ja nicht nach Römö fahren, einmal im Kutterhafen von Havneby parken, uns am Strand festfahren, auf den Campingplatz flüchten, dann dort 2 Tage rumhängen und einfach wieder weiter fahren!
So werden wir wohl kaum den bislang eher mäßigen Eindruck von Römö aufwerten können.
Aber für eine Radtour ist es definitiv viel zu windig und mit dem Wohnmobil wollen wir uns auch nicht bewegen.
Blieben nur noch Schusters Rappen.
Und so entscheiden wir uns tatsächlich für einen kleinen Spaziergang durch unseren Ferienort Toftum.
Zwar erwarten wir weder von Toftum noch von irgend einem anderen Ort hier auf der Insel so ein tolles Ambiente und das Flair eines Nordby auf Fanö, aber immerhin verrät uns der kleine kostenlose Touristenguide Römö 2009, dass es hier in Toftum immerhin 3 Sehenswürdigkeiten zu bestaunen gibt.
Hier steht nämlich einmal die älteste und kleinste Schule Dänemarks und zum anderen findet sich hier das Kommandogard- Museum, wo wohl ein alter Walfangkommandeur sein Anwesen hatte. Dort sei, so steht es ebenfalls im Touristenguide, ein echtes Walskelett zu bestaunen. Na wenn das keinen Fußmarsch durch den böigen Wind wert ist! 😉

Ebenfalls in unserer Nähe findet sich mit dem Høstbjerg (also Höchstberg?) die höchste Erhebung auf der Insel. Ganze 19 Meter wollen dort erklommen werden, die dafür mit einem angeblich tollen Blick über die Insel belohnen. Da dieser Aussichtspunkt allerdings etwas abseits liegt, ist noch nicht sicher, ob wir es auch dorthin zu Fuß schaffen werden.

Wir verlassen also wandermutig den Campingplatz und biegen sogleich links ab, bis wir wenige Minuten später im absoluten Zentrum von Toftum angekommen sind.
Gleich 2 riesige Abfallcontainer werden von einem ausgehängten Stadtplan von Toftum flankiert, die die Größe des Ortes unmittelbar erahnen lassen… 😉
Wow, hier steppt wirklich der Bär.

         
Das „Zentrum“ von Toftum: Infotafel und 3 Mülleimer…        Wir spazieren weiter durch unseren Ferienort

         
Vorbei geht es an „typischen Inselhäuschen“                     Hier ein „Buchverkauf“ Die Kasse liegt im Regal links

         
Lang gezogenes Rethdach, die typische Architektur          Anja kämpft sich weiter tapfer durch den Wind

Wir spazieren nun den Hauptweg entlang, bis wir einige weitere Minuten später wieder an der Schnellstraße ankommen.
Dort queren wir dann die Straße, bis wir ganz unvermittelt vor dem Museumsgebäude der alten Schule stehen.
Zuerst waren wir gar nicht sicher, ob wir das richtige Haus erwischt haben, oder ob dies nur ein alter Schuppen zum benachbarten Bauernhaus darstellt.
Eine Infotafel räumt dann aber die letzten Zweifel aus.
Junge junge, also mal ehrlich, mit der Beschilderung besteht hier in Toftum noch deutlicher Raum für Verbesserungen…

         
Wieder an der Hauptstraße…                                             …suchen wir die Schule! Das ist sie aber nicht… :-/

Naja, sei´s drum, die Schule von Toftum (Skole Toftum) haben wir ja nun gefunden.
Die Geschichte des Hauses ist übrigens weit mehr interessant, als man von außen vermuten mag. Denn hier auf Römö ist die Schule von Toftum gleichzeitig die älteste Schule von ganz Dänemark, so berichtet es zumindest unser Römö- Tourguide.

Zu unserer Überraschung ist das Gebäude nicht verschlossen und wir können eintreten. Dies machen wir gerne, da wir uns durch den Wind draußen ganz schön haben durchpusten lassen. So kommt die kleine Pause innerhalb eines geschlossenen Gebäudes ganz recht.
Im Inneren bemerken wir dann aber recht schnell, dass es etwas muffig und moderig riecht. Einerseits dürfte dies sicherlich aufgrund des Alters des Hauses zurückzuführen sein, andererseits meine ich auch eine gewisse Restpräsenz von „Angstschweiß“ zu riechen, die sich wohl in jeder Schule finden lassen 😉
Und dies ist gar nicht mal so abwegig, immerhin wurde hier von 1784 bis 1874 unterrichtet.
Fast 100 Jahre also!
Eine kleine Infotafel informiert uns über die Geschichte der Schule:
Ein alter (wohl pensionierter) Kommandeur wurde auserkoren, in dieser Schule die Kinder der Orte Toftum und Juvre zu unterrichten.
Hierfür wurde dieses Gebäude übrigens extra gebaut!
Die Dorfbewohner sammelten das benötigte Geld im Rahmen von 2 Abgaberunden zusammen oder gaben Naturalien und Arbeitsleistung zum Bau des Hauses dazu.
Der „laufende Betrieb“ wurde daraufhin ebenfalls durch die Bürger finanziert, sodass dem Lehrer entweder Geld, oder Naturalien überbracht wurden. Anfangs war auch „freie Kost“ für den Lehrer dabei. Man gab also, was man hatte.
Aber nicht nur der Lehrer wollte versorgt werden! Denn weiterhin waren die Mädchen für die Reinhaltung der Stube verantwortlich (es gibt nur einen Raum im Haus, der das Klassenzimmer war!), während die Jungs hingegen für das Befeuern des Ofens in einem kleinen Nebenraum zuständig waren. Und das war´s schon! Schule? Erledigt!
Wirklich gut gelöst!
Scheint so, als ginge man damals noch viel pragmatischer an eine Problemstellung heran, wie es heute der Fall ist…

Wir schauen uns nach ein wenig im kahlen Gebäude um, was aber außer dem Geruch von „Prüfungsangstschweiß“ vergangener Zeiten keine weiteren Überraschungen bereit hält.
Neben dem einzigen großen Unterrichtsraum gibt es noch einen kleinen Heizraum mit Ofen und einen Keller, wo wohl früher Torf zur Ofenbefeuerung eingelagert wurde.
Zu sehen ist hier also nicht sehr viel.

         
Das kleine Gebäude ist richtig! Die Schule von Toftum       Die Türe ist nicht verschlossen, wir treten ein

         
Drinnen gibt es nur eine Info- Tafel…                                  …und diesen alten Tisch im leeren Zimmer.

Wir verlassen die Schule wieder und werfen uns erneut in den Wind, um den benachbarten
Kommandeurshof (Kommandøgarden) zu besuchen.
Von diesem erwarten wir uns natürlich weit mehr, als ein einfaches Zimmer mit Ofen wie in der Schule.
Schon die Geschichte der Kapitänskaschemme liest sich recht eindrucksvoll:
Dieser Kommandeur, was man streng genommen mit „Kapitän“ übersetzen müsste, lebte hier auf der Insel Römö seinen Traum vom „Eigenheim im Grünen“.
Dies war ihm natürlich nur aufgrund seiner Stellung als Kapitän auf einem Walfangschiff möglich.
Walfang war damals wohl noch mächtig lukrativ und die Grundstücke hier auf Römö wohl billig. Jedenfalls erzählt die Geschichte, dass sich neben dänischen Kapitänen auch holländische oder deutsche Kapitäne hier auf Römö was Nettes gesucht und wohl auch gefunden haben.
Eines dieser Häuser wurde aufwendig restauriert und steht nun geschichtshungrigen Besuchern als Zeugnis des Lebens eines Walfangkapitäns + Familie im Jahre 1748 zur Verfügung.

Und hier am Kommandeurshaus ist die Beschilderung zur Abwechslung mal deutlich besser, sodass wir diese Attraktion von Römö gleich auf Anhieb finden.
Mit Wohlwollen lesen wir gleich den Hinweis, dass der Eintritt kostenlos ist. Sehr schön!

         
Nur ein paar Schritte weiter finden wir den Kommandogarten     Großer Wegweiser, Eintritt frei, sehr schön! 😉

Wir spazieren also gleich mal vor an den Empfang, welcher einer Museumskasse zum Verwechseln ähnlich sieht.
Tatsächlich kann man sich hier mit einigen kostenpflichtigen Informationsbroschüren und Führern eindecken.
Wir aber bedienen uns lieber am kostenfreien Infoständer mit einigen Heftchen, was die Insel neben der Attraktion hier noch so alles zu bieten hat.
Gleich nebenan befindet sich übrigens auch ein Café, wo vornehmlich Kuchen und diverse Teesorten serviert werden.
So ein Stück ist keine schlechte Idee, aber wir wollen uns natürlich zunächst den Hof des Kapitäns anschauen.
Hierfür verlassen wir das Empfangsgebäude wieder, um uns auf einer giftgrünen Wiese erneut durch den regelrecht tobenden Wind zu schlagen!
Es ist wirklich unglaublich, wie stark der Wind hier an der Küste sein kann an dieser Stelle erklärt sich irgendwo auch, warum kaum eines der älteren Häuser höher, als 2 Etagen gebaut ist. Ganz besonders die alten Bauernhäuser wirken alle ein wenig gedrungen und zusammengerückt auf uns. NIcht so offen und weitläufig, wie man zum Beispiel Höfe und Bauernhäuser aus Mittel- oder Süddeutschland kennt.
Auf Fanö ist es mir im letzten Jahr auch schon aufgefallen, aber ich konnte mir damals keinen Reim drauf machen.
Nun, bei diesem kraftvollen Wind, ist dies fast schon eindeutig.

         
Da ist der Eingang zur Anlage                                       Hier decken wir uns gleich mal mit weiterem Infomaterial ein

         
Wir kämpfen uns durch den Wind zum Museumshaus       Der für damalige Verhältnisse wohl stattliche Eingang!

Nachdem wir uns durch den Wind gekämpft haben, erreichen wir das stattliche Haus des Kommandanten, eine schwere Holztür steht einladend offen.
Gleich als erstes fällt uns, nach einem ehrfürchtigen Schritt über die Schwelle, in einer größeren wohl ehemaligen Scheune ein echtes Walskelett auf!
Dieses scheint recht eindrucksvoll, natürlich durch Seile und Ringe sowie einen Ständer gehalten, frei in der Luft zu schweben.
Wir betrachten das eindrucksvolle Gebiss und Maul des Tieres, welches wohl mühelos jeden von uns beiden mit einem „Happs“ herunter schlingen könnte.
Ganz so, wie ich mein morgendliches Frühstücksei. 😉

     Walskelett auf Römö
Das eindrucksvolle Walskelett im Kommandøgarden auf der Insel Römö

Ganz passend mache ich Anja auch gleich „den Jonas“ und verstecke mich zwischen den Skelettknochen. Nur zu auffällig sollte dies nicht sein, denn der Raum wird videoüberwacht.
Wer also daran denkt einen Walknochen als Souvenir mitzunehmen, wird damit wohl ein Problem bekommen 😉
Für gewöhnlich wird man ja von einer solchen Aktion wie „Ich verstecke mich mal im Bauch des Wals“ davon abgehalten, weil andere Touristen um einen herum schwirren.
Hier aber völlige Fehlanzeige! Wir sind fast komplett alleine in diesem riesigen Haus, dass es einem fast schon unbehaglich ist.
Denn so fehlt irgendwie das Leben. Jeder Schritt von uns hallt auf dem Holzfußboden, die Dielen knarzen und die Türen ächzen stöhnend, wenn man sie aufstößt.
Aber man muss dies positiv sehen! So haben wir doch die Ausstellung nahezu ganz für uns alleine und das ist ja auch mal was.

         
Hilfe, der Wal hat mich verschluckt 😉                                 Gefangen im Wal

Mit sanften Schritten setzen wir unsere Entdeckungstour durch das altertümliche Haus fort und entdecken als nächstes die Ställe des Hauses. Offenbar ist da Anwesen des Kapitäns somit nicht nur ein einfaches Wohnhaus, sondern beherbergte früher auch mal eine Art Bauernhof.
Etwas überrascht bin ich von der gedrungenen Atmosphäre des Hauses. So kann ich zum Beispiel hier im Stall kaum gerade stehen! OK, wir wissen ja heute, dass die Menschen früher kleiner waren, aber so klein?
Merkwürdigerweise sind auch die einzelnen Koppeln im Stall nicht sonderlich groß. Waren denn die Tiere früher auch kleiner? Oder einfach nur magerer?
Jedenfalls ist hier nicht sonderlich viel Platz für die Tiere bzw. es lässt sich nicht erkennen, ob in diesen Tierboxen früher einmal Schweine, Rinder, Pferde oder Ziegen gehalten wurden.
Für Pferde und Huftiere allgemein sind die Boxen eigentlich zu klein. Für Kühe auch und für Schweine eigentlich schon wieder zu groß.

         
Weitere Ausstellungsstücke, eine alte Liege???               Blick in den Stall mit den Tierboxen und flacher Decke

Stall und Hof bieten aber noch weitere Einblicke in das Leben vergangener Zeiten. So werden weiterhin einige Arbeitsmittel der damaligen Zeit ausgestellt. Es finden sich zum Beispiel Sensen, Schubkarren, Handmühlen, Milch- und Buttertöpfe, allerlei Keramik und sogar ein altes Paar Stiefel direkt an der Wand.
Besonders die Stiefel sind natürlich urig. Es wirkt fast so, als sei der Herr des Hauses mal eben kurz auf Klo und würde sich gleich wieder mit seinen Stiefeln auf den Weg machen.
Ich überlege kurz, ob ich mal die Nase in die Stiefel stecken soll. Nur mal so, um heraus zu finden, ob der Hausherr früher Schweißfüße hatte.

         
Alte Arbeitsmittel wie Sensen und Rechen an der Wand     Feuerstelle mit Kamin im Bereich der Ställe

         
Butterstampfer, Pressen, Töpfe und mehr                  sogar die Stiefel vom Hausherren hängen noch an der Wand!

Vom Stall aus geht gleich weiter in das wohl am meisten genutzte Zimmer, damals wie heute.
Die Küche!
Die Küche ist wirklich wunderschön eingerichtet! Neben den alten Arbeitsmitteln bestehend aus Kupfertöpfen, Pfannen, Geschirr und Besteck sind insbesondere die typisch- friesischen Kacheln und Fliesen ein echter Hingucker!
Die ganzen Wände sind mit diesen aufwendig bemalten Fliesen bestückt. Die Motive sind dabei sehr unterschiedlich und ich bin fast der Meinung, dass diese sogar handbemalt sind.
Was muss das für eine Arbeit gewesen sein!
Die meisten Fliesen zeigen natürlich Motive aus der Seefahrt. Fischerboote, Meer, Strand, Inseln und Sonnenuntergänge sind zu erkennen. Echt schön gemacht!
Eines muss man dem Hausherren lassen, er hatte Stil!

Natürlich findet sich hier in der Küche auch ein schwerer Kamin, der wohl früher sowohl Kochstelle wie Heizung war.
Einige Kessel und Töpfe hatten auf der Feuerstelle Platz. Der Kamin ist weiterhin zentral positioniert, sodass er nicht nur die Küche, sondern auf der Rückseite auch die angrenzende Wohnstube wärmen kann.

         
Blick in die tolle Küche des Hauses                                   Besonders die Fliesen sind sehr schön verarbeitet!

Dennoch vermuten wir beide, dass besonders im Winter das Feuer des Kamins nicht ausreichend war, um die Wohnung wirklich „wohnwarm“ zu bekommen.
Zumindest in der Nacht muss es saukalt gewesen sein!
Auf diese Idee kommen wir übrigens, weil uns als nächstes die Betten des Hauses auffallen.
Und diese sind wie eine Art Kokon aufgebaut. Rundherum ein geschlossenes Holzkonstrukt mit einer Art Luke zum einsteigen. Von innen konnte die Luke dann wohl geschlossen werden und man hatte seine Schlafkammer. Ungewöhnlich irgendwie und sicherlich auch ein guter Schutz gegen Kälte oder vielleicht auch gegen Bedrohungen wie Tiere von außen, die irgendwie ins Haus gekommen sein konnten. Vielleicht hat man damit aber auch die Mitternachtssonne ausgesperrt, wer weiß? Obwohl so weit nördlich sind wir hier ja nun auch nicht, dass es in der Nacht nicht dunkel werden würde.
Vielleicht war dies aber auch für „Schichtbetrieb“ interessant, sofern man denn früher nachts gearbeitet und tagsüber geschlafen hat.
Eine endgültige Lösung auf diese Frage finden wir nicht und so bleibt natürlich eine Menge Raum für weitere Spekulationen.
Ob aber nun Licht, Wärmedämmung oder Schutzfunktion, diese „Schlafschränke“ bewirken bei uns gemischte Gefühle. Zunächst totale Ablehnung in Anbetracht der beengten Verhältnisse. Dann aber auch eine gewisse Neugierde darauf, wie kuschelig und höhlig man in diesem Schrank wohl schlafen würde.
Im Prinzip ist das Schlafkonzept ja nicht sehr weit von unserem Wohnmobil- Alkoven entfernt! Und dort liegen wir ja auch nicht ungemütlich drin, obwohl es natürlich auch dort beengt zugeht.
Vielleicht ist dieser „Schlafschrank“ aber nicht nur von innen, sondern auch von außen verschließbar?! Idealerweise konnte so die 17- jährige Tochter des Kommandanten und gleichzeitige Inselschönheit „Miss Römö“ von ihrem Vater nicht nur in ihrem Zimmer, sondern sogar in ihrem Bett eingeschlossen werden. „Nächtliche Besuche“ wären somit doppelt vermeidbar, wer weiß 😉
Die Theorie mit dem Wärmeschutz ist übrigens die, die uns dann doch am wahrscheinlichsten erscheint. Immerhin findet sich gleich neben der Schlafklappe ein antiker Bettwärmer, der mich sofort an den Film „Käpt´n Blackbeards Spukkascheme“ erinnert. Ein alter Disney- Schinken, in dem Peter Ustinov als Geist des berüchtigten Piraten Blackbeard sein Unwesen auf komödiantische Weise treibt. In diesem Film wird der Geist übrigens nur sichtbar, weil sich der Trainer der Leichtathletik- Mannschaft auf einen gerade erst ersteigerten Bettwärmer setzt und dabei den Stil zerbricht. Darin findet er ein altes Pergament, welches einen Zauberspruch der Hexe „Aldetha“ enthält. Den spricht er aus und *zack* ist der lustige Geist da. Und wenn ich mir hier diesen Bettwärmer so anschaue, dann würde ich meine letzten Kronen aus unserem Reisetöpfchen wetten, dass sich im Stiel auch so ein Zauberspruch befindet 😉

         
Blick in die Wohnstube des Hauses                                    Auch hier wurde mit viel Liebe zum Detail restauriert

         
Alles so, als ob der Hausherr nie weg gewesen wäre…              Tick-Tack, die Uhrzeit stimmt aber nicht so ganz…

         
Hier übrigens einer der „Schlafschränke“!!                         Kammer zu und schon war die Jungfrau sicher 😉

Von der Küche und von der Wohnstube aus gehen wir gleich ins Nachbarzimmer, dem vielleicht größten Raum neben dem Stall. Es ist das alte Wohnzimmer des Hauses, welches wohl auch „Pesel“ genannt wurde.
Diese „Großstube“, so informiert uns die Infotafel, wurde im Alltag als Lagerraum genutzt und nur für besondere Festlichkeiten und Feiern heraus geputzt.
Aber auch ein anderer für uns makaberer Brauch wurde diesem Raum zuteil.
So wurde in diesem Zimmer nämlich auch bei Beerdigungen und Todesfällen die Leiche aufgebahrt.
Dies allein ist jetzt nicht sooo schlimm, aber die Tatsache, dass für den „Abtransport“ der Leiche eine eigene Tür eingerichtet war, das finden wir schon ein wenig befremdlich.
Tatsächlich findet sich auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes eine reich verzierte Tür, die dann wohl die Leichentür darstellt.
Diese Türe wurde wohl nur für diesen einen Zweck gebaut, nämlich das Heraustragen des Toten. Für sonst nichts!
Daher wird eben nur hindurch gegangen, wenn eben jemand tot ist!
Merkwürdiges Verhältnis hatten die Leute damals zu ihren Bräuchen, das kann man wohl sagen!
Der Hintergrund findet sich dann auch gleich auf der Infotafel und ich bin froh, dass ich diesen nicht errätseln muss. Es würde mir wohl schlaflose Nächte bereiten.
Der Tote bzw. sein Geist wurde durch diese Tür hinausgetragen und die Türe danach direkt wieder verschlossen. Dadurch war es dem Geist nicht mehr möglich, das Haus erneut zu betreten. Warum dies so ist? Naja, das ist wieder Spekulation. Ich meine, wenn der Geist rein möchte, kann er doch einfach zu Vordertür wieder rein kommen. Aber damals dachte man vielleicht, dass der Geist bei einer für ihn fremden Tür den Weg zurück nicht mehr finden würde, wer weiß…
Ich frage mich dann nur, wie man es mit den Sargträgern gehalten hat.
Die kennen ja die Türen schliesslich, sie sind ja schon durchgegangen. Und so könnten diese zumindest theoretisch als Geister „den Weg zurück“ finden.
Naja, vielleicht hat man die toten Leichenträger ja alternativ einfach aus dem Fenster geschmissen, das wäre dann die einzige Möglichkeit, die mir im Moment einfällt. 😉

Wir gehen einen Schritt näher an die Türe heran und schauen uns aus hoffentlich ausreichender Entfernung die Verzierungen und Zeichnungen auf der Tür an.
Und ich gebe zu, dass mir hierbei schon ein kleiner Gänsehaut- Schauer über den Rücken läuft. Immerhin ist dies hier eine Totentür! Das der Tod so präsent im dänischen Leben auftritt, das ist mir schon irgendwie unheimlich. Ich meine du guckst beim Festessen, z.B. bei  einer Hochzeit, doch bestimmt immer irgendwie automatisch zu dieser Tür und denkst dir: „Hey Mann, irgendwann tragen sie dich mal zu dieser Tür raus…!“
Also mir wäre dies unangenehm.
Auch habe ich natürlich ein gewisses Distanzbedürfnis zu dieser Tür. Ich kann es nicht genau erklären (es ist ja nur eine Tür), aber wer weiß, ob nicht die Geister der vergangenen Zeiten dort im Holz sitzen und nur darauf warten, ungestüme Touristen mit Krankheiten längst vergangener Tage anzustecken. Und bevor ich mir Pest, Cholera und Skorbut durch irgendwelche verstaubten Erreger hole, halte ich lieber doch ein wenig mehr Abstand zu dieser Türe.
Natürlich ist das Quatsch, wahrscheinlich denkt so jeder, der hierher kommt und die Tür ist damit wohl die keimfreieste im ganzen Haus, aber dennoch möchte ich der Tür nicht zu nahe kommen. Ein innerer Zwang hält mich irgendwie von ihr fern. Ob nun aus Pietät, Sorge um Krankheiten oder einfach nur aufgrund eines unterbewusstes Empfindens. Schon komisch.

     Gruselig! Links die
Das ist sie, die „Tür des Todes“. Dort geht es nur „getragen“ hinaus und dann auch nur einmal… Daneben die Piratenkiste

Wir betrachten noch einige weitere Dinge hier in der Wohnstube. Darunter zum Beispiel eine richtig dicke große rote Schatztruhe, wie man sie aus Piratenfilmen kennt.
Aber auch weniger erstaunliche Dinge wie Bücher (vornehmlich die Bibel) oder weiteres Geschirr und Besteck sind zu sehen.
Die Löffel sehen dabei recht interessant aus. Aus Holz scheinen sie nicht gemacht zu sein, denn sie sind eher milchig- transparent. Vielleicht ist es ja ein Löffel aus einer Art Bernstein oder Walknochen, wer weiß das schon…

         
Wir schauen uns weiter um…                                             Löffel aus uns unbekanntem Material

Gegen halb 3 haben wir die meisten Räume des Hauses gesehen und wir machen uns zurück auf den Weg.
Wir schauen noch kurz beim Café am Eingangsbereich rein, aber die Auswahl an Speisen und Getränken sagt uns nicht so recht zu. Es ist dabei aber weniger die Auswahl, sondern eher die Preise, die uns ein wenig erschrecken lassen.
So kostet zum Beispiel ein einfaches Brot mit Wurst oder Käse schon 4,30 €!
Was mich am Preis zusätzlich irritiert, erkenne ich übrigens erst auf den zweiten Blick: Die Preise sind tatsächlich in Euro ausgezeichnet! Scheint so, als habe man den Euro auf Römö längst als gültige Währung neben der nationalen dänischen Krone akzeptiert.
Ich frage mich, warum man dann nicht gleich der gemeinsamen Währung beitritt…

Da wir trotz des Windes noch nicht so recht zurück zum Wohnmobil gehen wollen (was sollten wir auch da?), entscheiden wir uns doch noch den Marsch zum höchsten Aussichtspunkt der Insel anzutreten, dem Høstbjerg, einer 19 (oder 20) Meter hohen Erhebung auf der Insel. Der Inselführer schwärmt uns vor, dass man von dort einen tollen Ausblick über die Insel hätte.
Wir müssen zwar von unserem Dörfchen Toftum ein kleines Stück weiter nach Bolilmark laufen, aber dies ist immer noch besser, als gar nichts mehr zu machen. Die Alternative wäre übrigens ein Zaun aus Walfischknochen gewesen, dieser befindet sich in Juvre.
Auch nicht wirklich einladend. Und wenn man bedenkt, dass wir gerade ein ganzes Walskelett gesehen haben, werden wir uns mit einem Zaun aus Knochen nur verschlechtern.
Auch ist es bis Juvre deutlich weiter, als bis Bolilmark und so spazieren wir eben zum Aussichtspunkt und höchsten Berg von Römö.

Etwas mehr als 20 Minuten über die Feldwege benötigen wir hierfür. Nicht, weil es so weit ist, sondern weil wir des noch immer stark wehenden Windes nicht so schnell voran kommen. Und der Wind sorgt nicht nur für langsamen Vortrieb, sondern allmählich auch für gehöriges Schlottern! So hat insbesondere Anja damit zu kämpfen, dass sie nur eine einfache Jeansjacke von zuhause mitgenommen hat. Aber auch ich habe nur eine einfache Sommerjacke dabei. Die dicken Wintermäntel nimmt man ja schliesslich nicht mit in einen Sommerurlaub! Aber wenigstens die Windbreaker hätten wir uns einpacken sollen, durch diese würde der Wind nicht so kräftig durchpfeiffen und die Körperwärme so schnell davon tragen!
Oh- Mann, hoffentlich wird das besser mit dem Wetter in den kommenden Tagen, sonst müssen wir uns am Ende noch wärmere Kleidung kaufen! 🙁
Es ist wirklich so langsam nicht mehr schön, dass wir dauernd mit den Naturgewalten zu kämpfen haben. Kein Wunder, dass die Insel wie leergefegt auf uns wirkt. Buchstäblich wird man hier vom Wind hinweg und wohl in die Häuser oder gleich runter von der Insel gefegt.
Gegen kurz vor 3 erreichen wir den Høstbjerg, der sich natürlich nur als einfacher Hügel entpuppt. Was anderes haben wir aber ehrlich gesagt auch nicht erwartet. Das wir aber nun über bewucherte Trampelpfade den Weg nach oben suchen müssen, das haben wir nicht gedacht. Der Aufstieg ist somit beschwerlicher, als zunächst angenommen.
Auch geht es nicht direkt 19 Meter bergauf, sondern erst einmal durch eine hügelige Dünenlandschaft, sodass wir auf wechselndem Untergrund zwischen Sand, Gräsern und Büschen durch Senken und Kuhlen rauf und runter stolpern. Gar nicht so einfach den höchsten Punkt der Insel zu erreichen! Wer hätte gedacht, dass man beinahe schon Bergsteigerausrüstung für das Erklimmen des Hügels benötigt 😉

         
Wir besteigen die Anhöhe „Hjøstberg“                                mal rauf mal runter quer durch die Natur…

         
Endlich oben angekommen! Zur Belohung steht ein Stein…   …mit einer metallenen Tafel und einer Inschrift

Um 15 Uhr haben wir es dann aber doch geschafft. Wir stehen auf einer Anhöhe mit Blick über die Insel.
Und sind ein wenig enttäuscht. OK, was will man auf 20 Meter Höhe schon erwarten, aber irgendwie haben wir uns hier oben wenigstens ein Plateau oder sowas vorgestellt.
Stattdessen findet sich nur ein Gedenkstein mit einer metallenen Tafel und einer dänischen Inschrift. Das war´s.
Naja, wenigstens die Aussicht ist ganz nett und ich denke mal, dass bei schönem Wetter das Meer und ein tiefblauer Horizont ein toller Anblick wäre.
Aber im Moment, mit diesem merkwürdigen graublau, will sich keine so richtig schöne Panoramasicht einstellen.
Naja, für ein oder zwei Panoramabilder wird es wohl trotzdem reichen:

     Ausblick vom Hjostberg in Richtung Rømø
Der Blick über Insel in Richtung Landseite

     Aussicht in Richtung Küste vom Hjøstberg aus
Aussicht in Richtung Küste vom Hjostberg auf Römö

Lange bleiben wir nicht auf der Anhöhe. Haben wir uns unten auf dem Weg schon durch den Wind gekämpft, scheint hier oben ein regelrechter Sturm zu brausen.
So in etwa stelle ich mir übrigens die Umsegelung von Kap Horn vor und wieder einmal werden die Erinnerungen an die Durchschüttelei am Nordkap- Plateau wach, wo wir uns ebenfalls einem unglaublichen Wind stellen mussten.
OK, ich gebe zu, am Nordkap war es damals natürlich schlimmer 😉
Wir machen noch schnell ein paar Bilder von einem Rundumblick und machen dann, dass wir aus dem Windgetöse kommen.
Auf dem Weg nach unten entdecken wir im Schutze eines Hügels eine kleine verträumte Bank. Perfekt! Wir setzen uns und kaum haben wir den Kopf aus dem Wind, wird es schlagartig ruhig um uns herum. Puh! Beide haben wir rote Öhrchen vom Wind uns es rauscht einen Moment nach, bis wir den Geräuschen der Natur folgen können.
Sehr idyllisch sitzen wir eine Zeit lang so auf der Bank zusammen und schauen den Gräsern der umliegenden Hügel zu, wie sie sich im Wind biegen.
Beruhigend irgendwie. Wir sitzen nahezu windstill, während um uns herum der Wind alles bewegt.
Ein wenig ist dieses Hin und her einschläfernd, sodass wir sogar für einen Moment die Augen schließen.
Wer hätte das gedacht, trotz allem Wind und aller Einsamkeit ist genau dies im Moment ein Stückchen Urlaub. Endlich!

Eine gute halbe Stunde später machen wir uns wieder auf den Weg zurück zum Campingplatz.
Ein Teil des Weges haben wir nun Gegenwind, wobei es sich nun natürlich besonders schlecht läuft. War ja klar. Wieder kämpfen wir uns durch den Wind, nur das wir dieses Mal mit jedem Schritt die Energie verbrauchen, die wir sonst für 10 Schritte benötigen würden.
Das zerrt an den Kräften.
Kein Wunder, dass wir nach unserer Rückkehr am Campingplatz, die Uhr zeigt mittlerweile fast 4, als erstes den Supermarkt des Campingplatzes aufsuchen und dort was kleines zum Schnückeln holen. Für mich gibt es sogar ein Eis, denn immerhin sind wir ja im Sommerurlaub 😉
Ein paar Brötchen fürs morgige Frühstück bestellen wir ebenfalls vor.

Wir drehen mit dem Eis in der Hand noch eine kleine Runde über den Campingplatz, um unseren Eindruck vom Campingplatz zu vervollständigen.
Ein paar Bilder für mögliche interessierte Gäste machen wir dabei natürlich auch noch:

         
Zurück am Campingplatz                                              Wir drehen noch eine Runde zur Orientierung und für Bilder

         
Hier am Servicehaus gibt es einen weiteren Spielplatz       Blick in die Großküche, auch hier ist alles sauber und i.O.

         
Sogar kleine Ferienhütten kann man hier mieten               Weitläufig: Die Camperwiesen sind großzügig angelegt

Kaum haben wir unseren kleinen Spaziergang beendet und wir sitzen wieder im Wohnmobil, fängt es auf einmal ganz leicht an zu tröpfeln.
Puh! Da haben wir aber echt Glück gehabt, dass wir vorhin auf diesem Aussichtsberg nicht nass geworden sind und vielleicht sogar durch den Regen hätten zurücklaufen müssen!
Wir räumen ein wenig im Wohnmobil auf und machen nach einer kleinen Erholungspause gegen halb 6 ein leckeres Abendessen.
Es gibt Nudeln. Für Anja mit Apfelmus, für mich mit Oliven-Tomaten- Sauce.
Leider müssen wir in Etappen essen. Nicht nur, dass wir nicht auf einen Schlag 500 Gramm Nudeln in einen unserer Puppenküchen- Töpfe eingeben können, sondern auch wegen der Tatsache, dass wir nur einen Topf dabei haben!
Anja ist es siedendheiß eingefallen, als ich mich gerade zum Küchenschrank bücke, wo wir für gewöhnlich unsere Töpfe aufbewahren.
Vor unserer Reise hatten wir das Geschirr aus dem Wohnmobil sukzessive zuhause im Geschirrspüler gespült.
Der zweite Topf unseres Wohnmobils war hierbei mit ein paar Bechern als letztes dran gewesen und wir hatten final vergessen, den Topf wieder ins Wohnmobil zu bringen.
Ganz schön dämlich! Jetzt haben wir auf einer Reise, wo wir uns mal zur Abwechslung vornehmlich selbst versorgen müssen, nur einen Topf dabei! Naja, lieber einen als keinen…

Auch haben wir kein Nudelsieb oder so eine „gelochte Schöpfkelle“ dabei. Um aber nun das ganze warme Wasser nicht komplett weggießen und für die neuen Nudeln komplett neu warm machen zu müssen, wäre so eine Schöpfkelle genau das Richtige!
Wir soll man sonst an die Nudeln im Topfwasser kommen?
Aber alles, was wir aufbieten können ist ein geriffelter Pfannenheber…

In Ungarn wäre dies nun kein Problem. Dort kann man für kleines Geld oft und gut essen gehen.
Hier in Dänemark allerdings ist das Netz der Restaurants deutlich dünner und hat man dann eines gefunden, sind die Preise meist jenseits von gut und böse.
So war ja auch im Vorfeld klar, dass wir uns viel selbst versorgen würden.
Mit nur einem Topf und dem Umstand, dass dieser noch nicht einmal eine ganze Packung Nudeln aufnehmen kann, haben wir für eine Selbstversorgung denkbar schlechte Vorrausetzungen. Da können wir nur hoffen, dass das stürmische Wetter nicht allzu lange anhält, und wir als Ausgleich zu den Topf- und Dosengerichten auch mal des Öfteren den Grill anwerfen können.
Die Alternative wäre dann das Aufwärmen eines Dosengerichtes in der Dose selbst.
Auf meine Frage an Anja ob dies geht müssen wir allerdings beide mit dem Achseln zucken.
Wir überlegen es mal einfach mal bei Gelegenheit zu probieren, das Entfernen der Papierbanderole müsste doch eigentlich ausreichen, oder?

Im Moment jedenfalls kommen wir auch mit nur einem Topf und einem Pfannenwender als Nudelsieb ganz gut zurecht. Ist halt „Etappenabendessen“. Jeder kommt mal dran.
Man muss das nur aus einem anderen Blickwinkel sehen!
Das ist ein Mehrgängemenü! 😉
Und so isst Anja als erstes Ihre Nudeln mit Apfelmus, dann mache ich meine Nudeln und zuletzt erwärme in unserem Topf noch meine Sauce.

         
Klasse! Riesenrundreise vor, aber nur EINEN Topf dabei!!   Schlimmer! Der Pfannenwender wird zum Nudelsieb…   :-/

         
Das Ergebnis des „Improvisationskochens“…                     Naja, scheint ja trotzdem zu schmecken 😉

Nach dem Abendessen schnappe ich mir dann fix das schmutzige Geschirr und gehe eben rüber zum Servicehaus spülen. Zum Glück haben wir nichts mit Fett gemacht oder gar den Grill in Gebrauch gehabt, sodass das Spülen recht leicht und locker von der Hand geht.

Nachdem ich mich durch den immer stärker werdenden Wind zurück zum Wohnmobil gekämpft habe, sitzen wir dann im Wohnmobil zusammen und schauen mit sorgenvoller Mine aus dem Fenster.
Nach wir vor ist es super- windig und der Wind hat scheinbar ein fettes graues Wolkenband mitgebracht.
Fast wirkt es so, als sei es Oktober oder so was.
Es ist trüb, es ist grau, es ist kalt und beim Blick in den trüben, grauen und kalten Himmel fröstelt es einem sofort im Nacken und eine Gänsehaut bekommt man auch.
Bäh!
Das ist fast schon Herbstfeeling mit der dazu passenden „Vorfreude“ auf das kommende Weihnachtsfest.
Würde nun draußen Schnee fallen oder es würde gar ein Weihnachtsmann auf seinem Rentierschlitten vorbei fahren, würde uns selbst das nicht wirklich wundern…
Wir werfen gegen kurz vor 7 die Truma an, es ist einfach zu frisch im Mobil!
Und das zarte „Tick-tick-wrouff“ sowie die wohlige Wärme aus der kleinen Truma weckt natürlich gleich wieder Erinnerungen.
Damals, im Sommer 2006 hatten wir auf unserer Reise zum Nordkap auch einen Abend, wo wir uns nach einem Regenabend und einer dadurch recht feuchten Stadtbesichtigung auch ins damalige Mietmobil zurückgezogen haben und wir uns dort, dank heißem Tee und einer herrlich bullernden Truma- Heizung, zum ersten Mal so richtig heimelig in einem Wohnmobil gefühlt haben.
Ich glaube dieses damalige Gefühl der Geborgenheit ist es, was mich heute am Wohnmobil so fasziniert hat. Die Möglichkeit mobil zu sein und dennoch sein warmes heimeliges Schneckenhäuschen immer dabei zu haben.
Nun haben wir ja unser eigenes Mobil…

Der Wind draußen wird immer schlimmer!
Es schüttelt uns nun ordentlich durch. Nicht nur, dass es auf einigen Ritzen zieht und pfeift (besonders aus dem Fahrerhaus), der Wind sorgt auch für einige ungeplante Aktivitäten aufgrund von noch nie gekannten Geräuschen, die unser Wohnmobil fabriziert.

Als erstes habe ich mal mit Tape den Deckel unseres Stromsteckers abgeklebt. Denn der Wind hebt das kleine Deckelchen immer wieder an und lässt es wieder an die Seitenwand des Wohnmobils fallen. Im Moment „klopft“ es somit zwar nur, aber nachher, wenn wir im Bett liegen werden, dann wird mich das Klopfen wohl stören. Also: Tape drauf!
War übrigens gar nicht so einfach das Geräusch auszumachen, ich zunächst zwei Mal erfolglos um das Mobil herum geirrt. 😉

Dann muss ich aufs Dach und die Sat- Antenne neu ausrichten.
Zum Glück hat der Wind die Sat- Schüssel nur unwesentlich verschoben und nach ein oder zwei Zentimetern Verschub ist das TV- Programm wieder hergestellt.
Aber der Wind trübt einen netten Fernsehabend trotzdem, da es immer wieder zu Bild- und Tonstörungen durch leichte Windbewegungen kommt.
Anja droht mir schon jetzt, dass ich gleich am besten auf dem Dach liegen bleibe.
Denn sie möchte bitte „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ ohne Störungen gucken.
45 Minuten bei Wind und Wetter auf dem Dach? Oh-weia! 😮

Aber zum Glück meint sie das nicht wirklich ernst und schaut die heutige GZSZ- Folge einfach mehr oder weniger als Dia- Show 😉

Nach dem Serienprogramm verbarrikadieren wir uns dann im Wohnmobil und drehen die Heizung höher. Ich hole bei stärker werdendem Regen zum Schluss sogar noch die Sat- Schüssel ein, damit uns diese nicht spätestens in der Nacht vom Dach fällt. Danach holen wir die Trittstufe dazu und schließen an den Dachluken die Rollos.
Dann mummelt sich Anja in der Decke in der Sitzgruppe ein und liest ein Buch, ich tippe derweil am Reisebericht.

Gegen 22 Uhr wird es allmählich ruhiger draußen.
Zwar sind die Windböen noch immer kräftig, aber an den Bäumen und den Fahnen über der Rezeption kann man erkennen, dass der Wind allmählich an Intensität verliert.
Ich hoffe darauf, dass es morgen wieder schöner werden wird und wir auf dem Festland mit deutlich weniger Wetterkapriolen zu kämpfen haben werden.

Von einer Sache haben wir uns allerdings zumindest für diese Reisewoche verabschiedet.
„Sommerferien“ sind das wohl keinesfalls, denn das Thermometer steigt laut Wetterbericht auch die kommenden Tage noch nicht einmal an die 20°C, vom mehreren Sonnenstunden am Tag mal ganz abgesehen.
Wir werden dennoch versuchen, das Beste daraus zu machen. Immerhin laufen wir dann, bei der Besichtigung der dänischen Sehenswürdigkeiten entlang der Westküste, nicht Gefahr uns bei unseren Ausflügen einen Sonnenbrand zu holen.;-)
Und für eine Stadtbesichtigung soll bedecktes Wetter ja auch besser sein, als praller Sonnenschein.
Wenn wir dann in Skagen angekommen sind, und damit die Westküstentour offiziell abschließen können, dann werden uns am Wetter orientieren und dann dort die zweite Urlaubswoche verbringen, wo es tendenziell schöner werden soll.
Wenn es an der Ostseite Dänemarks schön wird, fahren wir eben da hin. Wird es hingegen in Norwegen toll, dann geht’s ab über Hirtshals zum Südkap.
Wird es in Schweden schön, fahren wir einfach über Helsingborg oder den Öresund. Und wen es in Deutschland an der Nord- oder Ostsee schön wird, dann fahren wir eben dorthin.
Mal sehen…
Ist das nicht geil? Diese Wahlmöglichkeit? Ein Glück, dass wir ein Wohnmobil haben…

    
Der Tag endet, Campingplatzidylle am Abend…

Tagesstatistiken:
Mit dem Fahrrad zurückgelegte Kilometer (nur Björn als Brötchenexpress am Morgen): 6,01

Zitat des Tages (Anja heute früh zu mir auf meine Frage, ob wir nach dem Duschen drinnen oder draußen frühstücken sollen): „Nee, draußen ist mir zu windig, da fliegt mir ja das Brötchen weg!“

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