Bereits gegen 8 werden wir von den ersten Sonnenstrahlen geweckt.
Jetzt aber raus aus den Federn kurz frisch machen und das Wohnmobil fertig machen! :-))
Frühstück fällt übrigens aus! Wir haben nichts zuhause, was sich annähernd als Frühstück nutzen lassen würde.
Außer vielleicht Küchenrolle mit Nutella *würg*
Wie gesagt, wir wollen ja ein paar Tage weg und eingekauft wird entsprechend irgendwann nachher unterwegs.

Als erstes werden noch fix die Fahrräder verladen, das habe ich bewusst nicht gestern Abend gemacht, damit keiner in der Nacht vielleicht unglücklich davor rennt oder uns vielleicht ein Rad vom Ständer klaut.
Das Verladen der Fahrräder geht ganz fix, schon um kurz nach 9 ist dies erledigt.

Ein letzter Blick durch die Bude, die Katzen gestreichelt (mein Dad wird die Versorgung wieder übernehmen) und die Tür abgeschlossen. Hurra, wir fahren in den Kurzurlaub!

Die Startcheckliste wird abgearbeitet, das Navi wird programmiert, das Hörbuch eingelegt, die Low-Cost-Driver- Airlines Flug 76 nach Nordholland macht sich startklar.
Auch hier wieder mit an Bord: Meine äußerst attraktive Stewardess 😉
Erneut wird geprüft, ob die Tischchen eingeklappt sind, sich die Sitzlehnen in einer aufrechten Position befinden und die Staufächer oberhalb der Sitzreihen ordnungsgemäß verschlossen sind.

         
Letzte Ladetätigkeiten für die Bodencrew (das bin ich 😉 Und der Stewardessenjob?: Anja! Alles zu und gesichert  😉

Dann geht es auch schon los, gegen halb 10 rollen wir auf die Startbahn und heben kurz darauf ab.
Zuerst hatte ich noch Bedenken, ob wir quasi in der letzten Minute wieder von einem Problem mit der Batterie eingeholt werden würden (siehe Trip zur Nordsee), aber die Batterie hat die Standzeit überlebt (es war ja auch nicht kalt) und dreht brav und gefällig den Motor zum Start.

Ach ist das schön! Es ist zwar vom Wetter her noch ein wenig bedeckt, aber das kann uns wirklich nicht schocken, am Meer wird es schön werden, ganz bestimmt.
Nur der Spritpreis von 1,469 € pro Liter Diesel trübt ein wenig die Reiselaune, aber da wir hier in Sindorf nur 15 Liter nachtanken, ist das noch erträglich.
Jetzt heißt es Daumen drücken, dass in den Niederlanden der Diesel auch wirklich wieder ca. 10 cent pro Liter billiger sein wird, sonst wird der Ausflug schnell teuer.
Ach ja, von der Tankstelle lassen wir uns ein leckeres Frühstück bestehend aus 2 Fleischwurstbrötchen fertig machen, dazu einen Kaffee für Anja und einen Kakao für mich.

Kauend und schmatzend geht es dann gegen viertel vor 10 am Kreuz Kerpen auf die A 61 in Richtung Venlo.
Dank des heutigen Feiertages ist zu unserem Glück fast kein Verkehr. Nur einige andere Ausflügler zieht es nach Nordwesten.
Einige dick bepackt (die wollen bestimmt auch in den Kurzurlaub), andere nur mit leichtem Gepäck (die machen bestimmt nur einen Tagesausflug oder einen Einkaufstrip in die mangels Feiertag geöffneten Geschäfte der Niederlande).
Auch einige Gespanne und Wohnmobile überholen wir, von einigen deutlich neueren Wohnmobilen werden wir hin und wieder auch überholt.
Man grüßt sich während des Überholvorgangs gibt Lichtsignal zum Einscheren oder lässt den anderen passieren, eine große Familie eben…

Gegen kurz nach halb 11 erreichen wir bereits den Grenzübergang Schwanenhaus bei Venlo und fahren ohne eine Kontrolle (tolles Europa!) einfach mal so zu unseren gelb beschilderten Nachbarn.
Dann geht es über die Umgehungsstraße (ein Lückenschluss von der A 61 zur E 34 fehlt leider), genauer auf der Klagenfurtlaan weiter in Richtung A 67 / E 34.

         
Venlo, Grenzübergang Schwanenhaus, juchu!                 Mangels Verbindungsautobahn weiter auf der Landstraße

Wie schon angekündigt fahren wir aber noch nicht sofort auf die Autobahn auf, sondern halten gegen viertel vor 11 am tref- Einkaufszentrum an, um dort unsere Einkäufe zu tätigen.
Unser Kühlschrank hat auf der kurzen Fahrt bis Venlo ausreichend vorgekühlt, so können wir uns hier auch mit frischen Lebensmitteln eindecken.

„Geh nie mit leerem Magen einkaufen!“ Das Gebot kennt wohl jeder…
Und so landen (dank fast leerem Magen) auch einige Süßigkeiten im Einkaufswagen, aber unterwegs brauchen wir nun mal ein wenig Nervenfutter 😉

Aber sonst kaufen wir ausreichend Brot, Wurst, Milch, Kaffee, Plätzchen, Kuchen und allerlei weitere Dinge ein. Und natürlich füllen wir unseren flaschengebundenen Trinkwasservorrat mit pfandfreien Flaschen auf.
Darüber hinaus erfreue ich mich an mehreren Lagen Pepsi Max (in Dosen! Ja, wirklich in Dosen mit der Idealmenge 0,33 Liter, es gibt sie noch, *schnüff*) und einiger anderer Limonaden.
Den ganzen Kram wegen Pfand wieder mit zurück transportieren? Pfft, danke, mit uns nicht mehr, wir haben gelernt…

Das Einkaufen hat recht lang gedauert, eine knappe Stunde später sind wir gegen halb 12 wieder am Wohnmobil.
Eingeladen wird nun nach dem „Hau-Ruck“- Prinzip, ich werfe die Sachen aus dem Einkaufswagen ins Wohnmobil, Anja nimmt an (oder fängt auf 😮 ) und lädt die Sachen direkt in die Schränke.
Das ist ein super- Vorteil! Zuhause muss man immer erst umständlich aus dem Einkaufswagen in einen Korb zwischenladen, ist man mit dem Womo unterwegs, kann man direkt am Wohnmobil einladen. 🙂

         
Anja mit den aufgenommenen Vorräten                      Einkaufsvorteil Wohnmobil: Aus dem Wagen direkt ins Womo

Der Ladevorgang ist 10 Minuten später abgeschlossen, um viertel vor 12 rollen wir an die tango- Tankstelle des tref- Supermarktes. Wie erwartet ist der Diesel hier etwas günstiger, als bei uns. 1,379 € werden für den Liter Diesel ausgerufen.
„Na das geht bestimmt noch billiger!“ rufen wir aus und hoffen, dass dies nur ein „heute-ist-in-Deutschland-Feiertag-grenznaher-Abzockpreis“ ist.
Also tanken wir nur so viel, dass wir problemlos bis an die Küste kommen, etwas mehr wie 30 Liter kippen wir hierfür in den Tank.
Warum mehr (Gewicht) mitnehmen, als wir tatsächlich brauchen? Kostet im Endeffekt ja auch irgendwo Sprit…

Nach dem Tanken allerdings bin ich etwas verwirrt! Denn die Tankuhr zeigt mir an, dass wir den Tank angeblich gerade mal 1/4 voll haben!
Huch, was ist das denn?
Ich steige lieber nochmal aus und gucke mal unter dem Wohnmobil, aber der Tank ist trocken, der Diesel ist nicht daneben gelaufen und ausgelaufen scheint auch nirgends etwas zu sein.
Ich starte dem Motor, die Nadel zuckt ein wenig.
Wie machen die das doch gleich in den Flugzeugen? Die hauen dann immer auf den Armaturen herum, bis die Anzeige stimmt.
Ich probiere das auch mal, klopfe mit dem Finger davor, schnippe meinen Daumen und Mittelfinger an das Cockpit… Nichts!
Die Tankanzeige bleibt irgendwie hängen.
Ach grandios! Geht das jetzt schon wieder los!
„Ein Wohnmobil mit kaputter Tankanzeige“, ich rolle mit den Augen.
Nach ein paar „Klopfern“ da und „Klappern“ hier wird es leider auch nicht besser, ich beschließe mich der Sache nun nicht anzunehmen, sondern erstmal die Reise fortzusetzen.
Obwohl streng genommen habe ich das gar nicht beschlossen.
Anja meinte nur, als ich sie auf die defekte Tankuhr hingewiesen hab: „Na und? Fahr doch weiter, was im Tank ist weißt du doch! Fahren tut das Wohnmobil doch trotzdem.“
Wie kann ihr sowas nur immer so egal sein???

Fast Punkt 12 geht es wieder auf die Autobahn. Wir befahren nun die A 67 / E 34 weiter in Richtung Nordwesten.
Die Autobahn ist zwar etwas voller, als in Deutschland (hier ist ja kein Feiertag), aber trotzdem kommen wir gut und ohne Stau voran.
Das TMC meldet dann allerdings ganz plötzlich einen Stau von 10km in Höhe Eindhoven voraus, oh weia!
Geistesgegenwärtig befehlige ich dem Navi auf eine Alternativroute, kaum angeklickt quäkt auch schon der Kanzler aus dem Lautsprecher (den haben wir als Navi- Stimme ;-): „Nehmen Sie die Ausfahrt“ und mit einer Vorlaufzeit von weniger als 3 Sekunden (rechts von uns ist bereits der Abbiegestreifen auf die A 73 in Richtung Nimwegen) sollen wir die Autobahn wechseln.
*Zack* sind wir drüben und können dem Stau somit gerade noch entfliehen, puh 😉

         
„On the Road again!“ Freie Fahrt in den Urlaub                mit der richtigen Bordverpflegung auch kein Problem 😉

Die Störung der Tankanzeige weitet sich übrigens aus. Zuerst dachte ich noch, dass sich vielleicht der Schwimmer irgendwie und irgendwo verklemmt haben könnte.
Aber nun sind wir ja schon ein ganzes Stück auf der Autobahn gefahren und neben einer defekten Tankanzeige will auch die Kühlwasseranzeige einfach nicht steigen.
Die Nadel der Temperaturkontrolle bleibt im blauen Bereich etwa auf 1/4- Stellung hängen und gaukelt mir so einen kalten Motor vor.

„Thermostat vom Kühlkreislauf und Schwimmer im Tank gleichzeitig kaputt?“
„Nee, eher unwahrscheinlich!“
Wahrscheinlicher ist nun, dass die Cockpiteinheit wirklich irgendwo einen Defekt hat.
Vielleicht sind Anschlüsse verknarzt oder gammelig oder wir haben irgendwo Masse oder sowas.
Jedenfalls wird, so kann man es schon voraus ahnen, auf dieser Reise erneut das Bordwerkzeug bemüht werden müssen.
Morgen werde ich wohl mal das Cockpit ausbauen und schauen, ob ich den Fehler finden kann.
Ich drücke mir dafür natürlich selbst die Daumen aber Anja brauche ich dafür nicht fragen. Solange das Wohnmobil rollt (ob nun mit oder ohne Tank- und Kühleranzeige) ist für sie die Welt in Ordnung 🙂

         
Knappe 100 Kilometer später:                                       Tankanzeige und Kühlernadel „hängen“ noch immer fest 🙁

Ne Ampel und ne Schranke auf der Autobahn…
In Höhe Amsterdam Muiden / Weesp auf der A 1 / E 231 kommt es plötzlich und unvermittelt zum Stau.
„Nanu, was ist denn das?“ Das TMC hat doch gar nichts gemeldet!
Ob da grad was passiert ist? Jedenfalls kommen wir abrupt zum Stehen und müssen zu unserer totalen Überraschung feststellen, dass doch tatsächlich irgend jemand in einiger Entfernung eine Ampel und eine Schranke auf der Autobahn montiert hat.
Was soll das denn?
Die Antwort ist schnell parat, hier fließt ein Kanal unter der Autobahn her und da einige Schiffe wohl vom Aufbau her größer sind, als die Durchfahrt unter der Autobahn zulässt, hat man sich halt entschlossen kurzerhand die Autobahn zu sperren und ein Teil der Autobahn anzuheben. Wie gut, dass da niemand mehr auf dem Stückchen angehobenem Fahrstreifen steht…

Ein tolles Schauspiel ist das natürlich und so steige ich aus und gehe ein paar Schritte näher ran, leider kann man nicht sehr viel erkennen 🙁

         
Nanu? Stau? Und… eine rote Ampel ?:-/                            Aha! Hier gehen die Schranken runter!  😮

         
Und dann klappen die einfach die Straße weg???              tzz, tzz, Die Holländer, echt ne tolle „Straßensperre“  :-/

Die kleine Straßensperre dauert zum Glück nicht lang und so können wir nach etwa 5 Minuten Wartezeit unsere Fahrt fortsetzen.
Trotzdem hat sich natürlich hinter uns der Verkehr gestaut, soweit das Auge schauen kann…

Gegen halb 3 geht es dann von der Autobahn runter auf die N 246. Das ist natürlich gleich besser, denn auf der Landstraße sieht man ja auch mal was von der Welt und es geht deutlich gemächlicher voran.
Und wir können so mit etwas Glück schon die ersten Spritpreise erspähen, wir erhoffen uns ja noch immer eine günstige Tankstelle…

Die ersten Angebot sind leider wenig erbauend, alle liegen im gleichen Bereich um 1,379 – 1,419 €, das hatten wir uns aber eigentlich ganz anders vorgestellt 🙁

Zu unserer Überraschung geht das Stück Landstraße aber nur ein kleines Stück, bei Assum geht es erneut auf die Autobahn, diesmal auf die (hoffentlich letzte) Autobahn, die A 9 in Richtung Alkmaar.
Wie führt uns denn hier unser Navi???

Dort wird dann aus der A 9 die N 9, die zunächst in der Mitte des Landes und dann relativ parallel zur Küstenlinie verläuft, gegen 15 Uhr ist es dann soweit, aus A 9 wird endlich N 9.
Mann mann mann, so langsam möchte ich aber auch ankommen…

Die N 9 ist zu unserer Überraschung recht gut besucht, es schlängelt sich eine richtige Autoschlange gen Norden, es sind auch vermehrt deutsche Verkehrsteilnehmer darunter, das ist bestimmt schon der erste Ferienverkehr.
Hinter Schoorldam wird es aber dann schlagartig leer und wir haben wieder freie Fahrt direkt an den Kanälen entlang.
Ich kann ihn schon fast riechen, den Kurzurlaub :-))
Oder ist das doch nur der Kanal ?:-/

         
Unterwegs auf der N 9, hier in Höhe Schagen                     rechts von uns liegt der Kanal

Gegen viertel nach 3 durchfahren wir Callantsoog und Grote Keten. Unseren Campingplatz (kommt gleich nach der Ortseinfahrt von Julianadorp an Zee auf der rechten Seite!) erreichen wir nur wenige Minuten später.

Die Anmeldung geht fix von statten, wir müssen weder Ausweise oder Campingkarte abgeben und auch keine Vorkasse leisten.
Auch erhalten wir ohne Rückfrage die uns gem. ACSI- Karte zugesicherten Duschmünzen direkt und vollzählig ausgehändigt.
Regulär kostet die Duschmünze sonst 0,50 €, was je nach Duschdauer (die es natürlich noch zu ergründen gilt) erstmal nicht zu viel verlangt ist.
Wir werden das heute Abend dann auch gleich mal antesten, mal sehen, ob wir mit den Duschmünzen auskommen, sonst kaufen wir halt ein paar Münzen nach, deswegen bricht uns auch kein Zacken aus der Krone…

         
Hurra! Wir sind da! Einfahrt nach Julianadorp an Zee   Zufahrt zum CP „De Zwaluw“, der erste Eindruck ist schonmal ok

         
Da stehen wir an der Einfahrt                                             Jetzt gehen wir uns aber erstmal anmelden  🙂

Auch den Platz dürfen wir uns selbst aussuchen (einige wenige reservierte Plätze ausgenommen), wir müssen nach der Platzwahl nur drinnen Bescheid geben, damit unser Platz stromtechnisch auch frei geschaltet wird.
Das gefällt mir! Ich suche mir gern den Platz aus und mag es nicht so gern, wenn wir diesen zugeteilt bekommen.

Wir entscheiden uns für die nach der Einfahrt kommende zweite Reihe links.
Diese Reihe dann ganz durch und den vorvorletzten Platz auf der linken Seite.
Ein Mobil steht bereits neben uns in Richtung Spielplatz, auf der Rezeptionsseite haben wir fast alles frei.
Trotzdem ist der Platz nicht leer, insbesondere die Plätze an den Feldern und die zur rechten sind gut besucht. Teils wegen der dort angesiedelten Dauercamper, teils aber auch aus einem anderen uns noch nicht bekannten Grund, dazu aber später mehr.

Der erste Eindruck vom Campingplatz ist also durchaus positiv, Anmeldung ohne Probleme, freie Platzwahl und ausreichend große Parzellen.
Große Wohnmobile allerdings können nicht unbedingt auf dem Parzellenkopf parken und müssen die ganze Längsfläche des Platzes nutzen. Wenn ich schätzen müsste würde ich sagen, dass eine Parzelle etwa 6,5-7 x 10-11 Meter zur Verfügung hat.

    
Wir haben unsere endgültige Parkposition für dieses Wochenende eingenommen 🙂

Der Platz (also das gesamte Areal) selbst wirkt optisch etwas klein, ein wenig hat man sogar das Gefühl etwas eingeengt wie auf einer zu klein geratenen Koppel zu stehen.
Das ist jedoch eher relativ anzusehen, es ist nun mal kein großer und weitläufiger Platz.

Nachdem wir also gegen halb 4 unseren Platz eingenommen haben, machen wir uns gleich daran uns häuslich einzurichten. Hierfür haben wir nun dank „Kopfparken“ auf der Parzelle ein ausreichend großes Areal zur Verfügung.

Und jetzt wird es technisch ! 😉
Denn Anja hat sich für noch mehr Komfort und noch mehr Faulitis etwas ganz neues ausgedacht!
Eine Hängematte mit eigenem Ständer war letztes Jahr bei LiDL für nur 49,- Euro im Angebot! Das ist mal ein Wort. 🙂
Blöd nur, dass das Teil ja nun auch aufgebaut werden muss 🙁

Aber das kann einen LowCostDriver nicht erschrecken und so mache ich mich frisch und fröhlich ans Werk.
Karton auf: „Pling Plong Plong“ fallen auch schon ein paar Stangen auf die Wiese…
Guter Start…
Dazu purzelt eine Tüte mit Schrauben plump auf den Boden, eine Stoffrolle mit Holzbeschlag fingere ich ebenso aus der Tasche.
Beinahe schon anmutig gleitet zum Schluss und nach einigem Schütteln eine Bastelanleitung (hoffentlich ist die wenigstens auf japanisch… 😉 für den Zusammenbau der Hängematte auf die Wiese.

               
Oh weia! Was ist das denn?                                          Aus diesen Bauteilen soll ich bitte was bauen ?:-/

„Aha!, jetzt müsste man Doktor Snuggels heißen…“
Aber auch ohne die Kenntnisse und einem meisterlichen technischen Verständnis dieser Zeichentrickfigur und ohne Zuhilfenahme eines mit einem Entenkopf bestückten sprechenden Schirmes werde ich es wohl schaffen aus dem Teilepuzzle vor mir eine brauchbare Hängematte oder wenigstens ein Perpetuum Mobile zu basteln, wer mag kann ja nun auf den Erfolg wetten… 😉

Die Anleitung kurz studiert mache ich unter schier unglaublich extremen Wetterbedingungen (die Sonne scheint mir gehörig in den Nacken) daran den Ständer zu „erschrauben“.
Das geht erstaunlich einfach und nach einigem „Klick hier“ und „Steck da“ habe ich ein recht ahnsehnliches Gerüst zusammen geschraubt. Und es sieht sogar aus, wie auf dem Bild! 😉

Unseren Campingnachbarn ist meine Bautätigkeit nicht verborgen geblieben und ich bekomme von schräg gegenüber bereits jetzt auf zuerst fragende Blicke ein sehnsüchtiges „Ich will auch“- Gesicht entgegen geworfen.
Aber da muss man hart bleiben, die Matte ist für uns!  😉

         
Mit Blutesröte im Gesicht…                                               …erschraube ich den Ständer für die Hängematte

Der Aufbau der Hängematte hat übrigens etwa 15 Minuten gedauert. Etwas problematisch war es am Schluss die Hängematte in das Gestänge einzuhängen.
Denn die Liegematte ist zu kurz!
Die Lösung sind die beigelegten Karabinerhaken, hierzu findet sich in der wirklich gut beschriebenen Bauanleitung der Hinweis, dass man am Anfang die Karabinerhaken als Verlängerung einsetzen soll. Dies dient der Überbrückung, bis sich der Stoff durch exzessives Liegen ausreichend gedehnt habe. Soso…

„Nun steh ich da, ich armer Thor und bin genau so schlau, wie einst zuvor…“
Soll heißen, was machen wir nun mit der aufgebauten Hängematte?
Soll Anja direkt drin liegen?
So ganz traue ich dem Braten noch nicht, aber leer herum stehen soll die Hängematte ja nun auch nicht und so wage ich den absoluten Selbstversuch.
Zuerst vorsichtig, gaaanz vorsichtig lege ich mich in die Hängematte.
Nach ein paar Sekunden dann Entwarnung, das Teil hält, es knirscht nichts, es kracht nichts!
Und schon fange ich an mich wohl zu fühlen und zu schaukeln…

Auch Anja freut sich, denn ihr überlasse ich nun die sonnige Aussichtsplattform mit Entspannungseffekt, nach etwas Hilfe beim Einstieg wird sie gleich zum Hängemattenausruhfaulenzerholungsprofi 😉
Der Start ins verlängerte Wochenende ist uns damit hervorragend geglückt. 🙂

     
Puh! Geschafft! Sonne scheint, Hängematte steht, wir haben Urlaub  🙂

Als nächstes sind die üblichen Reviererkundungen auf dem Campingplatz erforderlich.
Wo ist das Klo, wie sind die Duschen, wo sitzt der Platzwart und wer hat hier wirklich was zu sagen…
Kurzum, wir versuchen uns nun einen Überblick über den Campingplatz zu verschaffen.

Direkt hinter uns findet sich das erste kleine Haus, dort findet sich allerdings nur ein Frischwasseranschluss (blöderweise ohne Gewinde) und die Räumlichkeiten für die Waschmaschine.

         
Gleich bei uns um die Ecke ist der Wäscheraum                Mit Waschmaschine für grosse und kleine Wäsche 😉

Direkt gegenüber, quasi auf der Kopfseite des Wohnmobils, ist das Servicehaus mit Toilette und Dusche.
Ja und hier trifft mich dann fast der Schlag!
Von wegen neues Servicehaus! Nichts da! Ein altes gekacheltes Badezimmer, in etwa so anmutig wie ein Schlachthof und genau so spartanisch eingerichtet empfängt mich.

Die Duschen sind alt, die nicht verputzten Rohe verkalkt, Seife und Papierhandtücher sucht man vergebens.
Es ist zwar sauber und geputzt (das ist es wirklich! Es ist sehr sauber!), aber der Charme des Waschraumes rangiert irgendwo zwischen Operationssaal aus einem schlechten Horrorfilm und einer Desinfektionsanlage irgendwo an einer gott-weiß-wo- Grenze irgendwo beim Äquator.
Hier wohlfühlen?
Allein das Klo krönt den Anblick und lässt mich ernsthaft zweifeln, ob wir hier wirklich den richtigen Platz ausgesucht haben.
Das Teil hat noch nicht einmal eine Klobrille oder einen Klodeckel, man muss sich auf einen schmalen Keramikrand setzen!

         
Schräg gegenüber dann das Servicehaus                WAS ist das? Der Charme eines Schlachthauses in den 80ern…

         
Und Toiletten ohne Klobrille 😮                                          Und das Papier? Da kann man ja durchgucken! 😮

Ich beginne ein kleines aber feines Selbstgespräch:
„Was nun?“
„Zurück zum Wohnmobil?“
„Vielleicht ist es ja gar nicht so schlimm… Früher bei uns auf der Egalschule (Anm. d. Autors: Realschule) hatten wir auch keine Klobrillen, man ging ja trotzdem, wenn man musste…“
Wenigstens gibt es Toilettenpapier und so bastele ich mir eben einen Toilettenpapier- Sitz so gut es geht, um darauf einigermaßen sitzen zu können.
Trotzdem ist der schmale Keramikrand nicht gerade ein „Erlebnis“
Auch das Toilettenpapier ist nicht wirklich Toilettenpapier. Es besteht aus Altpapier (was ja noch ok wäre) hat darüber hinaus aber leider nur 1 Lage.
Nur 1 Lage und dazu dünn wie schütteres Haar, man kann da ohne Probleme durchgucken!!!
Wie soll man dies benutzen ohne… naja, sie wissen schon!
Seife gibt es hier ja leider auch nicht.

Großzügig nehme ich mir vom feilgebotenen Toilettenpapier und baue mir daraus das, was ich im allgemeinen unter einem Toilettenpapier verstehe.
Gut, dass wir eigenes Papier dabei haben…
Ach quatsch! Gut, dass wir unsere eigene Toilette dabei haben!

Apropos Toilette, wir müssen diese erstmal startklar machen, der Spültank unseres Pottis ist leer und der Tank muss natürlich auch vorbereitet werden.
Im Servicehaus habe ich auch eine kleine Entleerungsstation gesehen, allerdings liegt diese direkt neben den Waschbecken fürs Zähne putzen und waschen, das ist mal richtig unattraktiv

So spaziere ich einmal um das Servicehaus herum, dort finde ich dann tatsächlich noch eine Entsorgungsstation im freien mit Wasseranschluss.
Na wenigstens etwas…
Hier mache ich erstmal unser Potti startklar, denn so wie es im Moment ausschaut, werden wir dies das Wochenende über brauchen…

Nach meiner Rückkehr berichte ich der fleissigen Anja (sie hat im Innenbereich bereits alles für den Urlaub hergerichtet und gesaugt) von meinem niederschmetternden Erkundungsgang zum Servicehaus.
Ich rate ihr das Gebäude besser nicht zu besuchen, es würde nur die Urlaubsfreude schmälern.
Aber irgendwann müssen wir ja auch mal duschen und so stellt sich Anja die berechtigte Frage, ob es vielleicht noch ein weiteres Servicehaus auf dem Platz geben könnte.
Immerhin haben wir bei den Infos zum Platz im Rahmen der heimischen Vorauswahl gelesen, dass es ja ein neu gebautes Servicehaus geben soll.
Ich kümmere mich daher zunächst einmal um das Abladen der Fahrräder, dann können wir gleich mal eine erste Erkundungsrunde um das Areal drehen und schauen, ob wir vielleicht doch noch das angeblich neue Servicehaus irgendwo finden können.

Auch den Fernseher bauen wir direkt auf, dann müssen wir das nicht erst heute Abend machen.
„Zapperlot, warum bekomme ich denn kein Signal?“
„Die Antenne des Niederländers neben uns zeigt doch in die gleiche Richtung, klappt doch sonst immer!“
Dann aber habe ich eine Eingebung, die Nachbarantenne hat nämlich eine komplett andere Form, als unsere Schüssel.
Er hat so eine viereckige Raute, wir haben eine ovale Rundschüssel.
„Ob es was damit zu tun hat?“
Und so klettere ich wieder runter von der Leiter und schaue mir mal die Antenne eines deutschen Nachbarn an, der eine Reihe weiter steht.
AHA! Die Richtung ist zwar die gleiche, aber der hat einen komplett anderen Anstellwinkel!
Und weil unsere Schüssel in etwa so ausschaut, wie die des deutschen Nachbarn, „klaue“ ich mir seine Position und richte unsere Schüssel dann ebenfalls in diese Richtung aus.
Und schon läuft die Glotze, wieder was gelernt. 🙂

Als Belohnung trinke ich dann mein erstes lokales Chemie- Erfrischungsgetränk, soll bedeuten ich habe mir im tref in Venlo mal eine No-Name Billig-Cola-Light gekauft.
Bedenkt man den Preis von gerade mal 0,17 € für die Dose schmeckt die gar nicht so übel.
„Highway- Cola“ steht drauf, passt irgendwie, muss ich mir merken…

         
Zum Schluss noch die Fahrräder abladen und dann…       …hab ich mir wirklich ein Erfrischungsgetränk verdient!

Gegen 5 haben wir endlich alle Maßnahmen zur Einrichtung eines erholsamen Campingurlaubes abgeschlossen. Das Klo ist einsatzbereit, das Womo ist von innen sauber, die Fahrräder sind abgeladen, der Fernseher ausgerichtet und eingestellt und natürlich ist die Hängematte aufgebaut und der Sonnenschirm aufgestellt. Wir sind „angekommen“.
Was nun?

Wie schon angekündigt wollen wir nun mal schauen, was man hier in „Fahrradreichweite“ erkunden kann und so satteln wir die Räder.
Als erstes ist aber eine genauere Erkundung des Platzes erforderlich, denn noch immer haben wir ja das Problem, dass wir mit dem ersten Servicehaus nicht einverstanden sind. Wo ist das neue?
Bei unserer ersten Fahrt quer über den Platz finden wir es auch gleich auf Anhieb.
Das zweite Servicehaus ist dann das komplette Gegenteil vom ersten Servicehaus!
Denn hier steht es nun, das beworbene komplett neu errichtete Servicehaus mit allen Schikanen.
Saubere und neue Einrichtungen, Toiletten mit Brille (leider mit dem gleichen Toilettenpapier, aber egal), vernünftige Spül- und Waschgelegenheiten, Baby- Wickelstation und abgetrennte Kinderwaschbereiche.
Das Haus ist dazu hell und freundlich in warmen Farben eingerichtet, hier kann man sich durchaus wohl fühlen.
Na also! Und ich dachte schon, dass das eine große Verlade gewesen wäre…

Einziges Manko: Hier gehen jetzt natürlich alle hin und entsprechend sind die Waschräume besucht.
Für die Herren gibt es für „größere Sitzungen“ lediglich 3 „Besprechungszimmer“, das ist natürlich etwas mager.
Mit Sicherheit wird es besonders dann eng, wenn der Campingplatz zu Saisonzeiten zu 100% belegt ist. Es kommt ja jetzt schon zu vereinzelten Wartezeiten.
Somit hat man hier die Wahl: Entweder unbequem sitzen aber dafür sofort einen Termin bekommen oder eben bequem sitzen, dann aber mit Wartezeit 😉
Jedenfalls wissen wir nun, warum die meisten Gäste nach der Einfahrt rechts abgebogen sind und sich dort einen Platz gesucht haben.
Wir als unwissende sind links abgebogen (weil es dort leerer war) und stehen so recht abseits vom einzig nutzbaren Servicehaus.
Aber egal, besser ein weit entferntes aber dafür vernünftiges Servicehaus, als gar kein ordentliches Servicehaus.

Einzig wir haben nun das Problem, dass wir am komplett anderen Ende stehen, aber dank unserer Fahrräder ist man ja in Null-Komma-Nichts da, zu Fuß braucht man aber bestimmt so 2-3 Minuten…

         
Aha! Da ist noch ein Service- Haus. Hier gibt es dann:         …ordentliche Toiletten…

         
…vernünftige Waschgelegenheiten…                                  …und saubere Spülplätze. Na also!

Gegen kurz nach 5 radeln wir dann ganz entspannt vom Platz und biegen an der Ausfahrt rechts auf die Hauptstraße ab in Richtung Julianadorp an Zee.
Gleich neben dem Campingplatz finden wir ein kleines Restaurant, das wäre schon mal eine Möglichkeit für ein eventuelles Abendessen, aber uns schwebt eher eine kleine Bude mit Pommes und Frikandel vor.
Wir lassen das Restaurant also rechts liegen und fahren weiter an der Straße entlang.

         
Hier nochmal die Einfahrt zum CP                                        Und hier das Restaurant gleich neben dem CP

Kurz hinter dem Campingplatz folgt dann die Feriensiedlung.
Hier direkt an den Dünen hat man „Julianadorp an Zee“ gebaut, es besteht hauptsächlich aus Ferienhäusern und Appartements, die man für den Urlaub an der niederländischen Nordseeküste buchen kann.
Weil wir schon mal da sind, schauen wir uns natürlich auch hier einmal um.
Das Schild an der beschrankten Einfahrt „Eigen Terrein, veboden toegang“ können wir mangels Sprachkenntnis leider nicht lesen 😉

Das Areal ist großzügig eingerichtet, gleich zu Beginn gibt es einen Empfang, wo man als Neuankömmling sicherlich seine Schlüssel und so abholen kann.
Dann kommt ein kleiner Kiosk an einem Spielplatz, der gleichzeitig auch eine Kneipe darstellt.
Das ist natürlich auch nicht das, was wir uns vorgestellt haben…

Auf einer ausgehangenen Karte des Feriendorfes informieren wir uns dann, dass es von hier aus wohl keinen direkten Zugang zu dem etwa 2km entfernten eigentlichen „Julianadorp“ gibt, also fahren wir wieder zurück in Richtung Eingang, um dort dann wieder auf der Hauptstraße entlang zu fahren.
Zwar ist auf der Karte eine Art Strich eingezeichnet, aber wer weiß, ob das nicht am Ende ein privater Feldweg für den Bauern ist.
So langsam knurrt mir der Magen…

         
Kurzer Schwenk ins Feriendorf Strand-Poort                    hier könnte man es sich auch ganz gut gehen lassen…

Neben der durchgehenden Hauptstraße ist auch die Stichstraße nach Julianadorp mit einem breiten Fahrradweg gesegnet und so kommen wir uns vor wie auf einer Fahrradhauptstraße.
So richtig mit Seitenstreifen, Mittelmarkierung, Gegenverkehr und überholenden Radfahrern, es fehlen nur noch die Tankstellen und die McRad statt McDrive- Burgerbuden 😉

         
Unterwegs nach Julianadorp an Zee                                   auf den wirklich perfekten Radwegen

         
Das gibt´s nur in NL: Eigene Brücken…                              …und sogar Kreisverkehre nur für Radfahrer!!! 😉

Gegen halb 6 erreichen wir dann Julianadorp und finden uns als erstes auf einer Art „Touristenplatz“ gegenüber einem Supermarkt wieder..
Hier gibt es neben einer Filiale des niederländischen Fremdenverkehrsamtes VVV auch gleich einige Restaurants und Bars, wo man es sich gut gehen lassen könnte.
Wie gesagt, man könnte, denn bei einer Runde um das Areal müssen wir leider feststellen, dass die meisten Lokale geschlossen haben, nur das chinesische Restaurant hat geöffnet.
Aber chinesisch? Dafür fährt man ja nicht nach Holland!
Mal davon abgesehen ist hier sowieso nirgendwo eine echte „Pommes-Schmiede“ zu finden.
Wo ist denn nun die traditionelle holländische Küche mit Bratrolle, Vleeskroket, Frikandel und Fritjes Spezial?

Wir versuchen es beim Supermarkt und dann in einer Seitenstraße, weil es dort möglicherweise in Richtung Centrum geht.
So langsam wird aus der kleinen Erkundungstour eine echte ausgewachsene Rundfahrt!
Das haben wir so eigentlich nicht geplant, wir können gar nicht gucken, wie viele Kilometer wir schon gefahren sind, weil wir für eine kleine Rundfahrt die Fahrradtachos nicht mitgenommen haben. Das ist jetzt blöd…

Grundsätzlich orientieren wir uns ab jetzt wieder grob in Richtung Campingplatz, denn so wie es im Moment ausschaut, findet sich zwar viel fürs Auge (so mit Parks, Flüsschen, Gässchen und Co), aber leider nichts für den Magen. 🙁
Überraschend erreichen wir dann aber gegen viertel vor 6 ein kleines Einkaufszentrum, die spitze Kuppel des Zentrums erkennt Anja gleich wieder.
Denn dieses Glasgebilde haben wir schon vom Campingplatz aus in Richtung Felder gesehen.
Entfernung war so vielleicht 2-3 km Luftlinie.
Zuerst hatten wir dies für das im Ort angeblich vorhandene Schwimmbad gehalten, nun stellt es sich als kleines Einkaufszentrum heraus.

Wir stöbern ein wenig durch die Einkaufpassage und schauen, was wir an Geschäften noch geöffnet vorfinden, besonders die kleinen Boutiquen und Schuhläden schließen nämlich bereits ihre Pforten.
Ein größerer Supermarkt hat zwar noch geöffnet, aber wir sind ja nach wie vor auf der Suche nach einem kleinen Imbiss und unserer heiß geliebten Frikandel Special.

         
Stöbern in der Einkaufspassage                                         auch bei schlechtem Wetter gut, weil überdacht

Am hinteren Eingang haben wir schon beim Betreten der Passage einen kleinen Imbiss gesehen, allerdings waren Koch und Verkäufer asiatischer Herkunft.
Auf chinesische Frühlingsrolle haben wir eigentlich keine Lust.
Mangels Alternative werfen wir dann aber doch einen Blick in den chinesischen Schnellimbiss.
Und hier dann die Überraschung, denn wir bekommen neben Frühlingsrolle und Co. natürlich auch unsere Pommes, Frikandel, Vleeskroket und Kaassoufle.
Also alles, was das niederländische Fast-Food Imperium hergibt.

Mann, jetzt habe ich aber auch einen Bärenhunger! Neben einer Frikandel (also eine Art Bratrolle) Spezial (Special = mit Curryketchup, Mayo und Zwiebeln) gibt es für uns beide noch eine Schale Pommes mit Majo.
Und weil mein Hunger so groß ist, bestelle ich mir zusätzlich noch einen Hähnchenschenkel.
Der ist nämlich im Angebot, auch wenn das Bildchen dazu etwas komisch ausschaut.

         
Im hinteren Teil des Einkaufszentrums finden wir dann:      NL- Fast-Food auf chinesisch 😉

Schlecht kann es hier eigentlich nicht sein.
Denn das kleine Lokal ist gut gefüllt und neben den hier speisenden Gästen kommen auch immer wieder „Take-Away“- Abholer in die Imbissbude und holen fertige Speisen ab.
Und wenn die Einheimischen hier dinieren, dann kann es doch nicht so schlecht sein, oder?

Den ersten Teil unserer Bestellung bekommen wir bereits wenige Warteminuten später serviert, er bestehend aus Frikandel und Pommes und die sind ziemlich lecker.
Die Pommes sind gut knusprig aber nicht hart, die Majo (Fritjesaus) schön cremig.
Auch die Frikandel ist herzhaft und trifft unsere Vorstellung eines holländischen schnellen Snacks ganz gut! Mjam!!!
Mein Hähnchen allerdings braucht etwas länger, es kommt erst, als ich meine Bratrolle bereits verzehrt habe.
Ja und dann wundere ich mich ein wenig über die Form dieses Hähnchenfleisches.
Denn es ist kein echter Hähnchenschenkel, sondern das Teil hat allenfalls mal die Form eines solchen.
Auch der Knochen ist nicht echt, es ist ein in Knochenform geschnitztes Holzstäbchen.

Unweigerlich erinnert mich dieses Stück „Hähnchen“ an einen alten Louis de Funes Film, nämlich den Film „L’aile Ou La Cuisse“ oder bei uns besser bekannt als „Brust oder Keule“.

Genauer an das beinahe-Finale des Films, als Louis des Funes als „Charles Duchemin“ mit seinem Sohn in die Fabrik des Fast-Food- Moguls Tricatel einbricht und dort nach Beweisen für minderwertiges Essen sucht.
Dort gibt es eine Maschine, die um ein Knochengerüst eine Pampe spritzt, diese wird dann kurz erhitzt, in Form gepresst, gebräunt und lackiert, voila, fertig ist das knusprige Hähnchen. 😉

Nun, 32 Jahre nach diesem filmischen Hochgenuss liegt endlich eines dieser „Tricatel“- Hähnchen als kulinarischer Hochgenuss vor mir auf dem Pappteller. Wurde ja auch Zeit!
Zuerst bin ich noch unschlüssig, ob ich das Ding nun wirklich probieren soll…
Aber voll bezahlt ist schon halb gegessen und so wage ich mutig einen ersten Biss in das Abenteuer.

         
Na endlich! Frikandel (meine ist schon weg), Pommes und:  Dieses „leckere“ Tricatel- Hähnchen!  😉

Das Ding (von Hähnchen kann man wirklich nicht mehr sprechen!) besteht wirklich nur aus einer Art Fleischmasse, die man in der Friteuse einfach nur schweineheiß erhitzt hat.

Ich verbrenne mir beim ersten Biss als aller erstes mal fett den Gaumen, dies soll sicherlich dazu dienen die Geschmacksnerven für die weiteren Bisse vorab abzutöten. 😉
Woraus genau diese hellgraue Fleischmasse im Inneren besteht will ich dann auch gar nicht mehr so genau wissen…
Aber ganz ehrlich, richtig schlecht schmeckt es auch nicht, auch wenn man dem Geschmack nach Huhn ein wenig mit Phantasie auf die Sprünge helfen muss.

Am Ende habe ich das Ding dann aber doch restlos verputzt und nage sogar noch genüsslich den Holzknochen ab.
Das hätten wir.
Kann gar nicht verstehen, was Charles Duchemin da gegen das „Matschehühnchen“ einzuwenden hatte…

Gegen kurz nach 6 verlassen wir das Fast-Food- Restaurant wieder und machen uns mit dem Fahrrad auf den Weg zurück zum Campingplatz.
Hierbei begehre ich übrigens gegen Anjas Wegvorschlag auf und bin der Meinung, dass wir es auch mit einem direkten Weg über die Felder versuchen sollten.
Wenn man vom Campingplatz aus das Einkaufszentrum sehen kann, dann brauchen wir von unserer jetzigen Position aus kein „U“ zu fahren, um wieder zu unserem Ausgangspunkt zu kommen.
Denn soweit ich weiß ist der kürzeste Weg zwischen zwei Punkten noch immer eine Gerade!

Einwände werden überhört, ich route uns ab jetzt, also orientiere ich mich grob in die Richtung, in der ich die Küste vermute und schon geht es wieder los auf dem Drahtesel.

Ja und etwa 10 Minuten später stehen wir dann orientierungslos im Nirgendwo, wir haben uns glatt verfahren.
Anja feixt, hat sie doch tatsächlich Recht behalten, welche Schmach…

Kleinlaut bitte ich sie, dass sie doch bitte wieder die Routenführung übernehmen soll, was sie daraufhin auch tut, puh!
Und tatsächlich findet sie den Weg zurück auf den richtigen Pfad gen Campingplatz und so kommen wir, vorbei an schönen Vorgärten und kleinen Bächen, Kanälen mit eigenen Bootsanlegern und Schiffchen, auch irgendwann gegen 20 nach 6 wieder an der Hauptstraße an, die uns zum Campingplatz führt.
Puh zum zweiten.

         
SO toll wohnen die Niederländer!                                       Direkt am Kanal mit Vorgarten und eigenem Kai

         
Anja hat ein Einsehen, wir sind wieder „richtig“…                …und erreichen wieder die Küstenstraße

Doch diesmal wollen wir nicht auf dem Radweg direkt an der Hauptstraße fahren, sondern wir entscheiden uns für den etwas höher liegenden Fietspad, den Fahrradweg durch die Dünen.

Es geht zwar hier rauf und runter und wir müssen mit etwas Wind kämpfen, aber alles in allem fährt es sich hier oben auch nicht schlecht.
Wir haben sogar am Ende des Weges noch Lust auf einen kurzen Ausflug zum Strand, wir wollen schauen, ob das Meer seit unserem letzten Besuch noch da ist.

         
Weiter geht es über den gut ausgebauten Dünenradweg   Von hier hat man einen tollen Ausblick über das Land

         
Der Weg wird schmaler…                                                    …und endet schliesslich am Strand von Julianadorp

Der Strand ist fast leer, die Wellen und das Wasser ruhig. Der Himmel ist beinahe vollständig mit Wolken bedeckt, nur durch einige Löcher in der Wolkendecke bricht die Sonne durch und strahlt auf das Meer.
Wir laufen barfuss im leicht kühlen Sandstrand, der Wind weht, ein tolles Gefühl.

         
Zugang zum Strand: Oh weia, da ist aber viel verboten 🙁  Aber wenigstens barfuss im Sand spazieren ist erlaubt 🙂

         
Die Sonne bricht gerade durch, perfekt!                             Da kann man noch toll am Strand im Sand sitzen

    
Meldung nach Hause für alle, die es interessiert: Das Meer ist noch da!  :-))

Gegen kurz vor 6 machen wir uns dann wieder auf zum Campingplatz, mein Bauch brummelt und ich muss als aller erstes mal auf die Toilette, oh je!
Zum Glück müssen wir dafür nur die Düne überqueren.
Den Weg rauf schieben wir (zu steil, Beine tun weh, etc… ;-), aber bergab können wir es dann so richtig laufen lassen und sausen mit voller Fahrt auf unseren Campingplatz zu.

         
*Saus* Nur die Düne fix herunter fahren                             und schon sind wir wieder auf unserem Campingplatz

Nach unserer Ankunft und meinem „Eil- Toilettenbesuch“ lümmeln wir uns auf dem Campingplatz herum und machen es uns gemütlich. Wir wollen den Tag allmählich ausklingen lassen.
Ein wenig ausruhen in der Hängematte, ein wenig rumsitzen, etwas süsses schnuckeln, dem Fernseher lauschen und draußen auf der Wiese sitzen.

Später am Abend (es ist bereits kurz vor 9), machen wir uns dann noch auf eine erfrischende Dusche zu genießen.
Da das erste alte Servicehaus für eine Körperhygiene nicht in Frage kommt und das zweite Servicehaus nur über 3 Duschen verfügt, wird der Andrang morgen früh (wenn alle duschen wollen) entsprechend groß sein.
Also halten wir es, wie schon auf anderen Plätzen zuvor, wir gehen einfach jetzt duschen.
Der Gegenwert an Zeit für unsere Duschmünze ist ausreichend bemessen (ich würde schätzen so vielleicht 3-4 Minuten) und kurz bevor das warme Wasser versiegt, tut es aus dem Schaltkasten ein lautes „Klack“.
So bleibt genug Zeit entweder hastig das kalte Wasser abzustellen, eine weitere Münze einzuwerfen, oder die Flucht vor einer eiskalten Dusche in den Vorraum anzutreten. 😉

Zurück am Wohnmobil räumen wir dann unsere Sachen ein, schließen die Fahrräder und das Gerüst der Hängematte an einen Zaun, nehmen die Liege der Hängematte mit rein und sichern dann die Türen.
Ein Glück, dass das Gerüst der Hängematte unten eine Art Querverstrebung hat, dort kann man das Fahrradschloss wunderbar einklemmen.
Sicher ist sicher…

Den Rest des Abends verbringen wir dann im Wohnmobil. Es ist kalt geworden, man merkt, dass die Sonne weg ist.
Aber anstatt jetzt die Truma anzuwerfen entscheiden wir uns für Bettwärme und krabbeln in den Alkoven.
Schon beim abschalten des Fernsehers gegen 11 und auch eben draußen auf der Wiese hat man es gehört.
Ein helles Surren kommt von einem der anderen Campingfahrzeuge.
Ein mit der Zeit stärker werdendes nervendes Geräusch, klingt wie ein kleiner Kompressor oder ein sich drehendes Rädchen oder sowas.
Was kann das nur sein?

Aber nicht nur das Surren auf dem Platz ist komisch, aus Richtung Küste kommt ein weiteres Geräusch. Es ist ein tiefes Brummen oder eine Art „Schwingen“.
Zuerst dachte ich an ein Windrad, aber die klingen anders.
Mehr wie eine Art Beben nur ohne Beben eben, es wummert von irgendwo her.
Ich kann die Ursache nicht ausmachen und weiß nicht, ob es nicht am Ende gar mein eigener Blutdruck im Kopf ist.
Beinahe eine Art Dröhnen wie von einem tief arbeitenden Generator. Fast schon eine Schwingung. Vielleicht ein Klimakompressor?

Anja hört es auch und wir rätseln ein wenig, doch dann schlummert Anja irgendwann ein und lässt mich mit dem fiesen Schlaftöter alleine.

Es ist wirklich schlimm dieses Surren, welches mittlerweile in eine Art Zirpen und Quitschen übergegangen ist.
Man kann unter dieser Geräuschkulisse nicht wirklich abschalten, das Gehirn arbeitet immer weiter und versucht das Geräusch einzuordnen.
Wie soll man da nur schlafen?
Ich drehe mich hin und her und dann passierts!

„Oh weia, ich muss auf die Toilette!“ und diesmal ist es ernst, Montezuma´s Rache hat mich voll erwischt und das richtig heftig!
Die Uhr zeigt kurz vor 1…

Weil ich noch nicht genau weiß, ob nicht vielleicht noch ein „Nachschlag“ kommt, gehe ich zunächst nicht wieder zurück ins Bett und schaue statt dessen ein wenig aus dem Fenster und versuche das Geräusch zu orten, welches hier erbärmlich quitschend den halben Platz einlullt.
Und dann erblicke ich auch die Ursache, es ist eine Kühlbox mit 12-Volt Versorgung von einem schräg gegenüber geparkten niederländischen Wohnmobil.
Die Kühlbox steht vor dem Vorderreifen und ist mittels Kabel an die Bordelektrik angeschlossen.
Stört das Geräusch denn nur mich?
Ich schaue mich um, in keinem anderen Wohnmobil, Wohnwagen oder Zelt um uns herum brennt Licht, auch andere Geräusche sind nicht auszumachen.
Höre nur ich das? Ist heute Vollmond und ich bin ein Werwolf?
Schlaflosigkeit gepaart mit extremer Müdigkeit kann im Kopf manchmal ganz schöne Stilblüten auslösen…

Zurück im Bettchen drehe mich hin und her, liege wach, starre auf die mittlerweile zur Geräuschreduktion geschlossene Dachluke und an die Decke.
Trotzdem dringt das Geräusch noch immer bis zu uns durch, ich kann die Schallwellen beinahe sehen…

Also ablenken, Gedanken ordnen, ich kann das hinbekommen, ich muss mich nur ablenken.
Das mit dem Tacho macht mich doch irgendwie fertig:
„Das Aas hat doch letzte Woche noch funktioniert, was kann nun nur kaputt sein?“
Quitsch!
„OK, das mit der Tankanzeige ist nicht so schlimm, wenn man weiß, wie weit man kommt und im Notfall wenigstens noch die gelbe Warnlampe funktioniert, dann kann man auch ohne Tanknadel auskommen.“
Quitsch weiter!
„Was aber auf keinen Fall geht ist eine defekte Kühlwasseranzeige! Die muss man schon im Auge behalten können!“

Oh weia! Ich muss schon wieder aufs Klo!
Irgendwas von den gastronomischen Genüssen von heute war vermutlich nicht so ganz in Ordnung und so sitze ich schon wieder auf dem Topf…
Bei diesem neuen unfreiwilligen Gang zur Toilette halte ich mir die Ohren zu und erfreue mich wenigstens an ein paar Minuten Ruhe.
Diese dämliche Kühlbox des Nachbarn. Der Motor quietscht und kreischt, liegt vor meinem geistigen Auge gedanklich in den letzten Zügen.
Dennoch kommt das Teil mit allerletzter Kraft tapfer seinem Ursprungsauftrag nach und rotiert unter größten Qualen und entsprechender Geräuschkulisse beinahe schreiend weiter vor sich hin.

Das kann aber doch nicht wirklich wahr sein!
Ich meine wir stehen vielleicht 30 Meter davon weg (2 Plätze schräg gegenüber), andere wohnen doch viel näher dran und last but not least muss doch der Besitzer selber hören, was seine Kühlbox da draußen für einen Krach fabriziert.
Aber keine Reaktion, es scheint niemanden zu stören.
Halb wach und halb im Delirium überkommen mich die verschiedensten Sabotagegedanken angefangen von Kabel durchschneiden bis hin zum Glas Wasser über dem Motor auskippen in der Hoffnung, dass die Box davon einen Kurzschluss bekommt.
Aber so was macht man nicht als wohl erzogener Mensch, man ergibt sich nun mal lieber in sein Schicksal und hält den Mund. Auch irgendwie typisch deutsch.

Ja und dann kommt mir ganz plötzlich die rettende Idee.
Was bei einem kaputten Auspuff in Schottland funktioniert kann doch auch bei einem im Sterben liegenden Kühlboxmotor funktionieren. Also drehe ich mir aus Toilettenpapier zwei hübsche Pfropfen, feuchte diese kurz an und stopfe mir den Zellstoffknoten in die Ohren.
Aaahhhh, was für eine idyllische Ruhe.

Zunächst glaube ich zwar noch, dass die Stopfen absolut nichts gebracht hätten, dann wird mir jedoch klar, dass dieses wohl das „Nachhallen“ des Tones ist, der mich die letzten 4 Stunden ununterbrochen gequält hat.
Und so ist es auch, als ich wieder ins Bett krabbele ist tatsächlich Ruhe.

Bliebe nur noch Montezuma zu erwähnen, der mich noch 2 weitere Mal in dieser Nacht aus dem Bett getrieben hat.
Ich tippe mal auf den komischen Fettabfall-Fleischrest-Flügel, denn ansonsten hatten Anja und ich die gleichen Lebensmittel (Frikandel + Pommes) und sie hat ganz offensichtlich keine Beschwerden, schlummert verträumt neben mir.

Zitat des Tages: (bei der Anreise in Höhe Alkmaar, es riecht plötzlich nach Frittenfett…):
„Nach unserer Ankunft auf dem Campingplatz hole ich mir erstmal eine Portion Pommes!“

KM- Stand bei Abfahrt: 184.153
KM- Stand bei Ankunft: 184.491
gefahrene Kilometer: 338

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