Tja, heute ist es dann soweit!
Der kleine Ort Flåm wird auf dieser Südnorwegen- Rundreise definitiv der nördlichste Punkt gewesen sein, den wir erreichen werden.
Ab heute aber geht es wieder in Richtung Süden und damit unweigerlich in Richtung Heimat.
Betrübt sind wir aber keineswegs, denn wir haben bis zur Fährüberfahrt ja auch noch ein paar Tage und selbst, wenn wir Norwegen verlassen werden, bleibt uns ja noch die direkte Anschlusswoche auf der dänischen Nordseeinsel Fanö.
Dennoch: Ein ganz kleiner Wehmutstropfen ist natürlich zu schmecken, denn mit Kurs Süd schlagen wir eben auch unseren Heimatkurs ein, was somit mindestens den „Zenit unseres Urlaubs“ einläutet. Keine Frage, diese überaus eindrucksvolle Wohnmobilreise geht dem Ende zu.
Naja.

Wir starten den Tag wie immer.
Aufstehen, duschen gehen, Brötchen holen, frühstücken.
Duschen geht (weil es ja auch zeitbegrenzt ist) relativ schnell und auch unser erneut im Freien gedeckter Frühstückstisch strahlt bereits um 09:40 Uhr gut bestückt eine gewisse Campingidylle aus.
Natürlich fährt auch zum heutigen Frühstücksmorgen die Flambahn gegenüber vorbei und tutet uns einen „schönen guten Morgen“, den wir uns bei einer leckeren Scheibe Weißbrot mit Nutella so richtig gut schmecken lassen.
Auch heute lassen wir uns Zeit mit allem und kauen genüsslich auf unserer Stulle.
„Liebe Arbeit bleib mir fern, so bleib ich der Arbeit fern!“ 😉

         
     Ein leicht bewölkter Morgen auf dem Flam- Campingplatz  Auch heute decken wir unseren Frühstückstisch draußen 🙂

         
Und während wir unser Frühstück genießen…                fährt gegenüber die Flambahn vorbei (tuut-tuut 😉

Dennoch: Ewig kann man sich nicht vor der Arbeit drücken und auch bei uns heißt es um kurz nach 10 wieder „klar Schiff“ zu machen und unser Boot klar zum Auslaufen zu bekommen.
Besonders die Markise unterziehen wir hierbei einer gründlichen Reinigung, da diese in den letzten beiden Tagen doch einiges an Dreck angesammelt hat.
Schon unglaublich!
Schlaf hängt die Markise wie ein Segel ohne Wind an der Seitenwand des Wohnmobils herab, während wir umständlich mit etwas warmen Wasser und Reinigungstüchern das Markisentuch sauber wischen.
Einmal mehr bin ich dabei verärgert über den Umstand, dass wir hier umständlich mit der Alkovenleiter hin und her hantieren müssen, um alle Bereiche des Tuches abdecken zu können.
Die Leiter ist dabei nicht gerade stabil und so muss ich ein paar Mal unter Zuhilfenahme von Fensterrahmen und Türschwelle in recht fragwürdige Positionen wechseln, die jedem Beauftragten der Berufsgenossenschaft schier die Haare zu Berge stehen lassen würde.
Aber es hilft nichts, das Tuch muss sauber werden!
Wenn wir schon diesen kleinen Vorteil gegenüber den „echten“ Markisen mit Schwenkarmen haben und wir unser Tuch lose herab „flaggen“ können, sollten wir dies auch ausnutzen, um das Tuch nicht verdreckt einrollen zu müssen.
Nur eine anständige Leiter muss natürlich her! Mal schauen, ob wir eine kompakte aufstellbare Scherenleiter bzw. Trittleiter bekommen, die sich irgendwie besser im Wohnmobil verstauen lässt.
Vielleicht außen irgendwo? Auf dem Dach vielleicht?
Oder unter dem Fahrzeug festbinden?
Ich muss mir da wirklich mal Gedanken machen…

     Caravanstore Markisentuch abgeflaggt zum Saubermachen
     Vorteil Carvanstore! Einfach Stangen aushängen und schon kann man die gut sauber machen.

Wir lassen das Markisentuch noch ein wenig trocknen und rollen dann die Markise zusammen.
Im Anschluss daran packen wir Strom und Co zusammen und kurven auch schon von unserer Parzelle rüber zur VE Station.
Dort warten wir kurz hinter einem Gespann, bis wir über der breiten Ausguss- Gullifläche unseren Wassertank entleeren und frisches Wasser aufnehmen können.
Auch um die Toilettenkassette kann man sich hier prima in einem kleinen separaten Häuschen kümmern, wo auch Papier, Seife und warmes Wasser fürs hinterher erforderliche Händewaschen bereit stehen.
Vorbildlich!

         
     An der VE müssen wir kurz warten…                        …dann kümmern wir uns um die Ver- und Entsorgung.

An der VE probieren wir heute übrigens das erste Mal das Aqua Kem Green aus.
Eigentlich bin ich ja ein absoluter Fan des Aqua Kem Blue von Thetford und normalerweise ist die Verwendung des „blauen Chemiezeugs“ auch kein Problem, da wir ja eh nur ausschließlich Campingplätze anfahren und dort in den zugelassenen Chemie- Entsorgungseinrichtungen unseren Tankinhalt entsorgen.
Da wir aber von dem Aqua Kem Green mittlerweile 4 Gratisproben im Wohnmobil spazieren fahren, kippe ich heute eben mal ein Fläschchen von dem „grünen Ohne- Chemie- Zeugs“ in den Klotank. Ob das Zeug ebenso gut wie das blaue funktioniert, werden wir dann mal sehen.

Fertig ver- und entsorgt stehen wir um 11 Uhr bereit an der Rezeption für das Auschecken, was wir ohne Probleme erledigen. Kurz darauf sind wir auch schon wieder auf der Straße unterwegs.
Hat mir fast schon ein wenig gefehlt und ich bin froh, dass wir heute weiter fahren!
Schon gestern hätten wir nach der Flambahnfahrt weiterziehen können, die zweite Übernachtung auf dem CP war eigentlich unnötig, da das Parken am Bahnhof zum einen nichts kostet und wir mit unserer doch relativ frühen Fahrt zur frühen Mittagszeit auch wieder recht früh zurück in Flåm waren.
Nun bin ich so fröhlicher gestimmt, dass wir endlich loskommen und wieder unterwegs sind.
Meine gestrige Idee die kleine schmale Versorgungsstraße an der Flambahn entlang zu fahren verwerfe ich übrigens.
Irgendwie fehlt mir die Lust dazu, hier in diesem Tal noch mehr Zeit zu verbringen, als wir eigentlich müssen. Mir fehlt ein wenig die Weite, die dieses Land zu bieten hat, fast schon hab ich mir durch die umliegenden Hügelketten ein wenig eingeengt gefühlt.
Entsprechend bin ich froh darüber, dass wir mit den ersten Metern weg vom Campingplatz auch gleich wieder an Höhe gewinnen und wir wieder einige tolle Aussichten genießen können.
Besonders die Größe des kleinen Kais, des Bahnhofs und der gesamten Anlage rund um die Flåmbahn wird uns offenbar, als wir von einer deutlich höheren Position einen schönen Ausblick mit einem neu angelegten Kreuzfahrtschiff genießen können.
Schade, dass die Straße keine Haltbucht vorhält, aber auch aus dem fahrenden Wohnmobil gelingen uns ein paar passable Bilder, eins davon zeigen wir gern in Großaufnahme:

    
     Aussicht von der Landstraße auf den Kai. Wieder hat ein imposantes Kreuzfahrtschiff angelegt. Mächtig, oder?

Kaum haben wir an Höhe gewonnen, geht es auch wieder rein in den ersten der beiden langen Tunnels.
Erneut fahren wir durch den Flenjatunnel und „genießen“ minutenlang die nur durch die Neonlichter unterbrochene Dunkelheit.
Anja hatte sogar heute früh noch den Vorschlag gemacht, dass wir ja vielleicht doch mal durch den ebenfalls (nur in Gegenrichtung) hier verfügbaren längsten Autotunnel der Welt, den Laerdalstunnel, fahren sollten.
Ein Reiseprospekt hat diesen Tunnel sogar erwähnt und Bilder von Lichtspielen im Tunnel gezeigt, damit die Autofahrer bei der Monotonie während der Fahrt nicht einschlafen.
Aber ganz ehrlich: Nur um ein paar bunt angestrahlte Tunnelwände zu sehen, fahre ich doch nicht einen Umweg von 50 Kilometern hin und zurück durch einen Tunnel zuzüglich An- und Abmarsch!
Unser Tank ist eh schon nicht der vollste, sodass ich auch keine unnötigen Umwege fahren möchte ohne zu wissen, ob auf der Route eine Tankstelle kommt oder nicht.

Ein kleiner Abstecher darf es aber dann doch noch sein, denn der Reiseführer empfiehlt das unmittelbar am Sognefjord gelegene kleine Dörfchen Undredal, welches fast auf unserem Weg liegt.
Kurz, nachdem wir den Laerdalstunnel verlassen kommt unmittelbar vor der Einfahrt in den zweiten längeren Gudvangatunnel die Rechtabbiegespur auf die 601.

Kaum haben wir die E 16 verlassen, erscheint Norwegen ein weiteres Mal wie aus einer anderen Welt.
Es ist total ruhig um uns herum, nur das vertraute Nageln unseres Diesels hallt von den Hängen rechts und links zu uns herab.
Dazu haben wir den Eindruck, als würden wir ein weiteres Mal unglaublich weit in ein Tal hinab fahren und ich frage mich an dieser Stelle ernsthaft, ob wir uns vielleicht auf dem Weg zum Mittelpunkt der Erde befinden!
So weit oben können wir doch gar nicht gewesen sein, dass wir jetzt an dieser Stelle so lange und so kontinuierlich bergab fahren können! Oder doch?
Und dazu die hinreißende Landschaft um uns herum!
Wieder ist es grün um uns herum, wieder ist die Streckenführung mit einem kleinen parallel zur Straße ins Tal führendem Fluss entzückend und wieder hab ich als Fahrer das kleine Problemchen, dass die Straße viel zu schmal ist, um mich auf die Schönheiten der Natur zu konzentrieren.
Hier ist es nun wirklich ein wenig wie in den schottischen Highlands, wo die sogenannten „Single Track Roads“ dominieren und man sich gelegentlich von Ausweichbucht zu Ausweichbucht schlängeln muss.
Zu unserem Glück haben wir aber keine Probleme mit Gegenverkehr, scheinbar verirren sich nur wenige Verkehrsteilnehmer zum Mittelpunkt der Erde…

         
     Wir biegen rechts ab nach Undredal…                     Plötzlich wird die Straße eng, die Natur dafür breit!

         
     Parallel zur Straße verläuft ein tosender Bach             Die Straße ist auf weiten Teilen sehr schmal!

         
     Dafür belohnt uns der Weg mit diesen Ausblicken.      Ausweichbuchten wie diese sind hingegen eher selten…

Was uns besonders fasziniert ist aber eine Gruppe von Ziegen, die auf der anderen Seite des Flusses wie ein Strich den Weg ins Tal antreten.
Absolut geordnet in Reih und Glied tappen die Ziegen dabei über die Wiesen und Steine, ohne dass diese von Hunden oder Schäfern geführt werden müssen.
Ob das „organisiert“, also eine von Menschenhand geplante Wanderung der Tiere ist? Oder ist das eher eine spontane Geschichte und die Tiere wollen von sich aus zum Wasser runter?
So geordnet, wie die Ziegen hier ins Tal marschieren, ist das doch bestimmt ein organisierter Marsch, oder?
Allerdings können wir niemanden entdecken, der die Ziegen anzuführen oder vor sich her zu treiben scheint. Auch Hunde sind keine zu sehen. Ob Hunde überhaupt auch für das Antreiben einer Ziegenherde zu gebrauchen sind?
Ziegen sind doch meist eher klein und bockig und wenn die ihren Willen nicht bekommen, oder da so ein kläffender Hund ankommt, kriegt der einfach *zack* eins mit den Hörnern. 😉

     Die Ziegen von Undredal auf Wanderschaft
     Wie auf einer Perlenschnur! Die Ziegen von Undredal spazieren runter ins Tal…

Nun, das mit den Ziegen ist übrigens auch ein gutes Stichwort zur Einleitung für unseren Besuch in Undredal, denn aus dem Reiseführer ist eine Besonderheit hierzu zu erwähnen.
Die Ziegen bzw. deren Ziegenkäse!
Angeblich gibt es hier sogar den besten Ziegenkäse in ganz Norwegen!
Nun, wenn man sich überlegt, in welcher Bergidylle die etwa 250 Ziegen hier aufwachsen und leben, glaube ich dies ungesehen!
Dazu kommt noch, dass der Käse hier nicht pasteurisiert wird, was den Käse logischerweise zu einem leicht verderblichen aber sicherlich auch unglaublich frischen Produkt macht.
Unsere Geschmacksnerven würden sich natürlich mit uns freuen, eine solche lokale Spezialität einmal zu verköstigen, obgleich unsere Geldbörse schon jetzt drohend mahnt, denn auch der Hinweis auf dieses exklusive und somit auch teure Produkt vergisst der Reiseführer nicht!
Nun, wir werden mal schauen, ob wir uns trotzdem hinreißen lassen…

Und noch 2 Besonderheiten können wir zu Undredal anführen:
Da wäre zum einen die Stabkirche von Undredal, die als die kleinste noch genutzte Stabkirche in ganz Norwegen bzw. Skandinavien gilt.
Gebaut im 12 Jahrhundert mit einem unglaublichen Fassungsvermögen von 40 Sitzplätzen! Oh- Mann, wenn da der Papst mal vorbei schaut, wird es bestimmt ein wenig knapp. 😉

Ja und dann wäre noch zu erwähnen, dass Undredal erst seit etwa 20 Jahren an das „öffentliche Leben“ angeschlossen ist!
Denn erst mit Bau der beiden Tunnel hier rund um Flam gibt es eine Verbindungsstraße nach Undredal, die wir just in diesem Moment befahren.
Davor war das kleine verträumte Fjorddörfchen nämlich nur mit dem Schiff zu erreichen!
Vielleicht ist dies ja auch einer der Gründe, warum Undredal heute als historisch sehenswertes Dörfchen eingestuft wird.

Der kleine Abstecher lohnt sich also durchaus und wir sind schon beide gespannt, was uns am Fjord erwarten wird.

Vor einer Dorferkundung steht aber natürlich zunächst mal das Parken!
Schon bei der Einfahrt in das Dörfchen entdecken wir am Ortsrand ein kleines Parkareal, wo auch schon ein größeres Alkoven- Wohnmobil Platz gefunden hat (bei N 60.94928° / E 7.09821°).
Da wir aber von Natur aus eher faule Geher sind, fahren wir zunächst die schmale Straße weiter in das Örtchen hinein.
Kaum haben wir die ersten Häuschen passiert, müssen recht bald feststellen, dass das kleine Dörfchen bei seiner Entstehung wohl nicht gerade darauf ausgelegt wurde, irgendwann mal mit einem Auto geschweige denn mit einem Wohnmobil angefahren zu werden!
Die Straßen sind ganz schön eng und recht schnell stecken wir auf einer Art Rundweg fest, der wohl als Einbahnstraße einmal durch den Ort führt.
Für 2 Fahrzeuge nebeneinander wäre aber auch definitiv kein Platz!

         
     Einfahrt nach Undredal. 30? Wohl kaum möglich…      Gleich an der Ortszufahrt könnte man an der Tafel parken.

         
     Wir versuchen unser Glück und fahren in den Ort hinein. Huch, ist das eng! Willkommen auf Undredals Hauptstraße!

Kurz darauf entdecken wir einen weiteren deutlich kleineren Parkplatz, auf dem wir unser 5,86 Meter langes Mobil so gerade einparken können, ohne die Durchfahrt der Straße zu blockieren. Wir müssen allerdings rückwärts einparken, sodass ein gutes Stück unseres Hecks über die angrenzende Wiese hinaus ragt.
Wäre da ein Zaun, könnten wir gleich durch den Ort durchfahren und uns doch am Ortseingang auf das etwas größere Areal stellen, denn einen anderen Parkplatz als diese eher provisorische geteerte schmale Fläche (bei N 60.95075° / E 7.10550°) gibt es hier (das sei an dieser Stelle schonmal vorweg genommen) nämlich nicht!

         
     Gut geparkt, wenn auch nur für kurze Mobile!              Dafür stehen wir aber fast am Wasser!

Kaum geparkt und den Diesel beruhigt empfängt uns die Ruhe und Idylle der norwegischen Einsamkeit.
Fast ist es schon zu ruhig!
Ob die Norweger vielleicht gerade Mittagspause halten?
Eigentlich ist es ja gerade mal erst halb 12 und eigentlich wäre ja noch ein wenig Zeit bis zum Mittagsschläfchen. Aber hier scheint es wohl eher immer so ruhig zu sein.

Instinktiv folgen wir dem Weg in Richtung Wasser und entdecken noch hier am Parkplatz gleich 2 Kuriositäten.
Das erste ist der offizielle Campingplatz von Undredal!
Bitte?
Ja, ganz genau!
Undredal hat einen Campingplatz!
Wir hätten ihn übrigens nicht als solchen erkannt, wenn nicht ein Schild darauf hingewiesen hätte.
Denn es fehlt so ziemlich alles, was einen Campingplatz ausmacht!
Keine Rezeption, kein abgegrenztes Areal, keine Servicehäuser, keine Stromsäulen, kein Kiosk.
Einfach nur eine offene Wiese und ein Schild dazu, dass die „Rezeption“ im benachbarten Kaufladen zu finden ist und Campinggäste die Toilette im Café benutzen können.
Das wars.
Echt puristisch!

     Camping in Undredal
      Diese Wiese ist alles! Das ist der „Campingplatz Undredal“ 😮

Das zweite Kuriosum ist eine Ziege in Originalgröße aus Metall (wohl aus Bronze oder Messing?), die wir gleich mal als Reittier zweckentfremden.
Zu komisch, wir beide auf der Ziege 😉
Die Ziege wird sicherlich ebenfalls der langen Tradition des Ziegenhütens in Undredral geschuldet sein, zumindest deutet der erhabene Gesichtsausdruck der Ziege darauf hin.

          
     Im Schatten unseres Wohnmobils entdecken wir sie…      …die berühmte Undredaler Ziege!

         
     Da muss ein Erinnungsfoto her! Anja mit Ziege…            …und ich in klassischer Pose eines Ziegenreiters 😉

Nur wenige Schritte müssen wir gehen, bis wir an die Wasserlinie kommen.
Schon auf dem Weg zum Wasser gewinnen wir wieder einmal den Eindruck, als seien wir in einem Dörfchen voller Abenteuer, Seefahrer und Piraten gelandet.
Hier aber sind wir mal nicht inmitten eines Getümmels wie Tortuga, Port Royal oder Trinidad.
Die kleinen verschlafenen Holzhäuschen, umrahmt von den gewaltigen grün bewachsenen Höhenzügen rund um den Fjord erwecken eher den Eindruck eines versteckten Piratendörfchens, wo sich Käpt´n Hook, Blackbeard oder Henry Morgan nach einer verlorenen Schlacht hin zurück ziehen würden, wenn sie vor der royalen königlichen Marine oder der spanischen Armada auf der Flucht wären.
Es braucht wirklich nicht sehr viel, um sich gedanklich in solche früheren Zeiten zurück zu versetzen, auch wenn Undredral oder Norwegen ansich jetzt nicht gerade für besonders herausragende Abenteuer- und Piratengeschichten bekannt ist.
Es ist einfach die Szenerie des Örtchens, der sich fast schon geduckt aber auch geschmeidig hier in diese seegeschützte Bucht des Fjordes schmiegt.

Wir spazieren runter bis zu einem breiten Holzanleger, der gerade mal ein paar Zentimeter über der Wasseroberfläche schwimmt.
Ein paar kleine Boote dümpeln im fast türkisblauen aber vor allem sehr klaren Wasser am Ufer und fast schon könnte man beim Einblick in den Fjord glauben, dass jeden Moment die Jolly Roger im Originalformat gleich hinter der nächsten Hügelkette um die Ecke gesegelt kommt (wer nicht weiß, was die Jolly Roger ist, ein Nachbau des Schiffes steht in Batavia Stadt in Holland).
Wow, ist das toll hier!

         
     Wir spazieren durch das Piratendörfchen                   Ui, wie schön doch der Fjord hier ist!

         
     Ein kleines keckes Holzboot dümpelt im Wasser          Eine Außenterrasse eines Cafés ist „auf Schiff“ gemacht

     Blockhütte am Fjord
     Blick vom Holzanleger auf die Häuschen Undredals, idyllisch liegen sie am ruhigen Fjord…

Tatsächlich fährt kurz darauf ein Schiff durch den Fjord.
Aber weder die Jolly Roger passiert unseren kleinen Anleger, noch eines der großen Kreuzfahrtschiffe verirrt sich hier her.
Es ist eine kleine Motorschaluppe oder Fähre, die hier wohl sowas wie einen Bus ersetzt.
Ob das Schiff von Flam kommt?
Anlegen tut es jedenfalls nicht in Undredal, sondern passiert unbeirrt den Fjord.
Kurz darauf fährt ein weiteres Schiff vorbei. Auch dieses legt aber nicht in Undredal an, sondern es hat fast den Eindruck, als würde es das Dörfchen mit Absicht meiden.
Schnell kehrt, nachdem die letzten Wellen der beiden Schiffe verebbt sind, wieder Ruhe am Fjord ein.
Wir spazieren weiter immer ganz dicht am Fjord entlang, entdecken dabei immer wieder neue kleine Zugänge zum Wasser. Stege, Wege, Ufer und Wasser liegen hier ganz dicht beeinander und jedes Mal, wenn wir erneut ans Wasser heran treten, erscheint der Fjord noch ein kleines Stückchen schöner!

         
     Wir bestaunen den schönen Fjord, als plötzlich…            ein Schiff am Horizont auftaucht! Uh, das wird eng…

         
     Das blaue Schiff passiert Undredal ohne einen Stopp…  Das war knapp! Kurz darauf fährt das schwarze Schiff vorbei

         
     Ich auf dem Steg, mit Ausblick auf den Fjord.          Anja vor einer kleinen Blockhütte aus Holz, direkt am Wasser

         
Wieder auf einem Steg, hier sogar mit Wegweiser!         Und wieder haben wir einen schönen Blick auf den Fjord

Nachdem wir uns an der Aussicht über den Fjord satt gesehen haben, widmen wir uns dem Städtchen zu.
Gleich hier am Anleger entdecken wir ein kleines Café und auch das Undredal Visning Center, was wohl (so entnehmen wir es der englischen Übersetzung) das „Käse Center“ darstellt.
Schon am Gebäude selber hängen einige Infotafeln aus, wo man sich über die Geschichte des Fjordes, des Örtchens und natürlich über den Käse informieren kann.
Immerhin sind diese Tafeln sogar in englischer Sprache verfügbar, dass wir ein paar Informationen entnehmen können.

         
     Am Visingssenter von Undredal                              Hier kann man sich über die Geschichte informieren

Wir spazieren weiter am Ufer entlang und entdecken, nachdem wir erneut ein paar schöne Landschaftsaufnahmen vom Fjord und der Umgebung gemacht haben, auch eine kleine Boutique, die Underdalsbui. Einige Souvenirs sind hier zu entdecken, sodass wir natürlich gleich mal im Angebot stöbern.
Das Angebot ist überschaubar und natürlich nicht mehr sehr aufregend. Dicke Wollpullis, kleine Trollfiguren, Postkarten und noch einige andere Dinge.
Im Großen und Ganzen aber doch sehr überschaubar.

         
     Wir stöbern in der Underdalsboutik                               Warme Pullover, vielleicht sogar aus Ziegenwolle? 😉

         
     Auf Schnäppchenjagd in Undredal. Aber nix dabei…         …immerhin ein paar Postkarten entdecken wir

Als nächstes schauen wir uns natürlich nun noch nach der Kirche um.
Hierfür müssen wir allerdings den unmittelbar am Wasser gelegenen idyllischen Bereich verlassen und den Hang ein wenig hinauf spazieren.
Der Weg führt vorbei an alten norwegischen Wohnhäusern, alten Schuppen, Steinhäuschen und Mäuerchen, die sicherlich älter sind, als wir beide zusammen.
Umso schöner ist es natürlich, dass die Häuser allesamt recht liebevoll erhalten und entsprechend restauriert sind.
Dazu gepflegte Vorgärten mit Bäumchen, Hecken und Teich, alles sehr wohnlich.
Wer mal einen alten verschlafenen Altersruhesitz benötigt, hier wäre er.
Bestimmt haben sich früher die erfolgreichen Piraten genau hierhin zurückgezogen, wenn sie fürs Segeln zu alt waren. 😉

          
     Wir spazieren durch die Gassen Underdals              Kleine alte Holzhäuschen, auf losen Steinen gebaut

         
     Hier wäre sicher ein guter Platz für alte Piraten           Etwas steil führt der Weg hinauf

         
     Von oben haben wir eine schöne Aussicht               Da ist sie schon, die kleine Undredaler Stabkirche

Der Reiseführer hat übrigens nicht gelogen, die Undredaler Stabkirche ist wirklich ziemlich klein, nahezu winzig!
Fast gewinnt man den Eindruck, als handele es sich vielleicht gar nicht um eine echte Kirche, sondern um einen Nachbau im Maßstab 1:2 oder so.
Jedenfalls eins ist mal klar: Früher waren die Menschen definitiv deutlich kleiner, als sie es heute sind!
Man könnte kaum durch den Türrahmen an der Pforte gehen, ohne sich die Brust am oberen Rahmenpfosten anzuschlagen, so eng sieht alles aus.
Ob hier noch Gottesdienste abgehalten werden? Und wenn ja, hocken die Leute denn im Inneren während der Andacht?

Gerne würde ich mir das Innere der Kirche schon anschauen, aber 60 Kronen Eintritt pro Person ist mir einfach zu viel.
Mag sein, dass der Eintritt gerechtfertigt ist und hierdurch zum einen die Kirche gepflegt und erhalten wird und wenn ich mir das Preisschild so anschaue, ist für den Eintritt auch eine kostenlose etwa 15-20 minütige Führung mit drin, aber ganz ehrlich: Ich hab immer so ein bisschen Bauchschmerzen, wenn ich für den Besuch eines Gotteshauses etwas bezahlen soll.
Das war in Rom mit dem Vatikan bzw. mit dem Schatzmuseum im Vatikan so und wird hier, in dieser kleinen Holzkirche im Nirgendwo, nicht anders sein.
Entsprechend sparen wir uns die Führung, obwohl mich schon reizen würde zu erfahren, womit man 15-20 Minuten Führung verbringen will, wenn ich die Kirche selber in weniger als einer Minute einmal komplett umrunden kann und sogar fast einpacken und mit ins Wohnmobil nehmen könnte 😉
Ohne die Kirche also von innen gesehen zu haben, beschränken wir uns auf ein paar Bilder von außen:

     Anja vor der Undredaler Stabkirche
     Die Stabkirche von Undredal: Kleinste noch aktive Kirche in Norwegen, nur 40 Sitzplätze (ich frag mich wo 😉

Von der Kirche aus spazieren wir langsam wieder in Richtung Wohnmobil.
Eigentlich haben wir so ziemlich alles gesehen, was hier sehenswert ist.
Der Ort ist unbestritten ein total schönes kleines Fleckchen Erde, was wohl selbst einen Atomkrieg im Rest der Welt nichts anhaben könnte.
Aber es ist eben auch mal gar nichts los, sodass wir eigentlich weiter könnten.
Wir schauen von einer kleinen Brücke noch auf einen kleinen gurgelnden und sprotzenden Fluss mit Stromschnellen, dessen Wasser sehr eisblau und erfrischend ausschaut.
Dann aber geht es gegen 12 wieder zurück zum Wohnmobil.

         
     Undredals Idylle am Fjord. Vielleicht sogar „unzerstörbar“?   Für genügend Wasser ist auf jeden Fall gesorgt 😉

         
     Eigenwillige Farbe! türkis- blau, kristallklar und schaumig!    Weiter unten mündet der Strom im Fjord.

Nach einer kurzen Erholungspause im Wohnmobil starten wir gegen viertel nach 12 wieder unseren Motor.
Wir haben uns überlegt, dass wir heute wieder eine Fahretappe einlegen und einen etwas größeren Schritt nach Süden machen wollen.
Ziel des heutigen Tages sollte schon die Region hinter Odda werden, wobei Anja im ACSI und im norwegischen Campingverzeichnis einige Plätze im etwa 40 Kilometer hinter Odda liegenden Roldal ausgemacht hat, die preislich für eine Übernachtung attraktiv erscheinen.
Mir ist das fast schon egal, solange wir heute meine „heiß“ geliebten Fähren hinter uns bringen! Denn auch für die Rückfahrt kommen wir ohne RIESEN- Umweg nicht drumherum, den Hardangerfjord mit der Fähre zu überqueren.
Ich könnte schon jetzt kotzen, aber das machen wir dann, wenn es soweit ist.
Wenigstens die Strecke hinter dem Hardangerfjord sollte dann aber fährenfrei sein, denn für den Weg nach Süden haben wir uns Direktweg via E 134 und Landstraße 9 ausgesucht.
Die Route wird fast mitten auf dem kürzesten Weg noch einmal mitten durch die Natur führen, den ersten Schritt auf unserem Heimweg gehen wir damit also schon heute.

Natürlich wollen wir dabei nicht blind drauflos fahren, sondern natürlich überall da anhalten, was uns sehenswert erscheint.
Also lassen wir uns mal überraschen…

Wir erklimmen die steile Verbindungsstraße 601 wieder hinauf zur E 16, um dort rechts in den Gudavangatunnel einzubiegen.

         
     So, wir verlassen Undredal wieder.                           Erneut klettern wir mit Wohni die steile Straße hinauf

         
     oben angekommen bieten wir rechts ab nach Voss      und dann kommt er, der 11km lange Gudvangatunnl…

Und hier im steilen Tunnel holen wir uns nun das zurück, was wir auf der Hinfahrt an und in diesem Tunnel an Kraft und Energie gelassen haben!
Keine 2 Tage ist es her, da mussten wir diese beiden 5 und 11 Kilometer langen Tunnel im 4ten Gang mit 70 km/h hoch schleichen, was weder uns, noch Wohni so recht gefallen hat.
Nun aber geht es natürlich absolut bergab. Vor uns fährt keiner, hinter uns ist keiner und so mache ich einfach den Motor aus und lasse uns ganz entspannt die kilometerlange schnurgerade Tunnelstrecke entlang rollen.
Und das mit dem Rollen klappt richtig gut! Fast die ganzen 11 Kilometer sausen wir mit 80 km/h den Tunnel herunter und verbrauchen dabei nicht einen einzigen Tropfen Sprit! Wow!
Zufrieden starte ich den Motor in Höhe der Tunnelausfahrt wieder und muss sagen, dass dies eine ziemlich kluge Idee war.
Klug besonders deswegen, weil wir allmählich wieder am unteren Ende unserer Tankskala angelangt sind und wir wieder einmal dringlich tanken müssen.
Fürs Tanken haben wir uns das Städtchen Voss (Vossavangen) ausgesucht, welches etwa 50 Kilometer von uns entfernt liegt.
Dort, so hoffe ich mal, werden wir den Diesel vielleicht ein paar kleine Krönchen billiger bekommen, als hier auf der E 16. Gibt immerhin mehr als nur eine Monopol- Tankstelle in Voss, was mich auf einen etwas günstigeren Satz hoffen lässt.
Da unsere Tanklampe aber bereits leuchtet und wir nun eigentlich nur noch 40 Kilometer fahren können, wäre Voss mit 50 Kilometer ein wenig weit und ein kleines Risiko, auch bei sparsamer Fahrweise.
Aber dank dem 11 Kilometer langen Tunnel komplett ohne Spritverbrauch wird es nun hoffentlich reichen.
Naja, wir werden sehen…  😉

Ach ja! Für alle, die sich mal einen Eindruck über die norwegischen Tunnelverhältnisse verschaffen wollen, haben wir im Tunnel ein kleines Video gedreht. Es zeigt zum einen die u.E. schlechte Beleuchtung und auch den doch recht nah verkehrenden Gegenverkehr:

Die Strecke und Fahrt nach Voss ist ohne besondere Vorkommnisse.
Einzig eine kleine Baustelle wäre vielleicht erwähnenswert, die uns eine längere Wartezeit kostet.
Dies aber nicht, weil hier eine Ampel den Verkehr an der einspurigen Baustelle regelt, sondern weil hier eine Art „Follow Me“- Auto den Verkehr von rechts nach links und wieder nach rechts leitet.
Ganz schön aufwendig wenn man bedenkt, dass neben dem Follow- Me- Auto zusätzlich noch Posten auf jeder Seite den Verkehr mit grünen und roten Tafeln sichern.
Mindestens 3 Mann + Auto + Sprit nur zur Sicherung der Baustelle, das ist mal Aufwand.

         
     Wir passieren die Kommunengrenze Hordaland / Voss   Einblicke in Norwegens Landschaft: Grüne Wiesen…

         
     …aus dem Tunnel, in den Tunnel…                              …im Tunnel durch die Dunkelheit…

         
     …der Weg führt mal bergig am Wald entlang…            …oder direkt vorbei am Fluss und an den Kanuten…

         
     …Aufpassen muss man bei großem Gegenverkehr…     aber sonst alles prima! Da hinten kommt schon Voss!

Tja und dann ist es wieder soweit!
Gegen 13:20 Uhr rauschen wir in Voss ein, wir haben für das Stück von Undredal bis hier etwas mehr wie eine Stunde gebraucht.
Das passt ehrlich gesagt sogar ganz prima mit der Uhrzeit, denn bei Anja und mir meldet sich gleichermaßen der Hunger und Lust auf einen kleinen Stadtbummel haben wir beide auch.
Also werden wir hier einen Stopp einlegen.
Schon beim Einfahren in das Dörfchen kommt mit die Szenerie ein wenig bekannt vor!
Waren wir hier vielleicht schonmal?

Unser erster Parkversuch endet damit, dass wir ergebnislos durch die Gassen kurven und am Ende sogar wieder fast aus Voss heraus fahren.
Sowas blödes! Besonders viele Parkplätze gibt es hier zumindest nicht, aber ein kleines Areal relativ nah an der Fußgängerzone sah eben ganz brauchbar aus.
Wir drehen flugs und fahren ein weiteres Mal in den Ort rein, halten uns aber nun ganz dicht am Wasser und hoffen dort, also etwas abseits der Hauptstraße, ein nettes Parkplätzchen zu finden.
Kurz nach halb 2 parken wir dann auf einem größeren Parkplatzareal ganz in der Nähe der Einkaufsmeile (Miltzows Gata, N 60.62770° / E 6.42159°).
Parken kostet zwar, dafür stehen wir relativ gut gleich neben einem anderen Wohnmobil. Da fallen wir nicht so sehr auf 😉

         
     Einfahrt nach Voss zur Mittagszeit…                             Wir parken in guter Gesellschaft in der Mitzow Gata

Kaum spazieren wir durch die Gasse meldet sich natürlich der kleine Hunger.
Na bestens!
Doch lange muss ich mein Magengrummeln zum Glück nicht ertragen, denn kaum sind wir ein paar Schritte gegangen, erblicke ich auch gleich den wohl bekannten Werbeaufsteller mit dem leckeren Baconpølse für 25 Kronen.
Tja, diese kleinen Mini- Supermärkte mit integriertem Hot-Dog Verkauf decken hier wirklich sowas wie die schnelle Mittagssnack- und Kleiner- Hunger- Grundversorgung ab, das muss man schon sagen!
Natürlich greife ich zu und bestelle mir einen HotDog.
Nur Anja mag lieber warten, weil wir eben, bei der eher unfreiwilligen Durchfahrt durch Voss während der Parkplatzsuche auch einen kleinen Imbiss gesehen haben.
Dort, so hofft Anja, gibt es vielleicht auch mal was anderes, als immer nur Hot-Dogs.
Und Anja ist eisern!
Obwohl ich ihr meinen lieblich und wohl riechenden Hot-Dog gleich mehrfach zum Probebeissen unter die Nase halte, bleibt sie standhaft.
Respekt.
Denn ich muss sagen, dass dies ein außergewöhnlich guter und schmackhafter Hot-Dog ist und ich komme gar nicht umhin, dies gleich mehrfach zu betonen.  😉

          
     Voss ist wirklich ein nettes beschauliches Städtchen        ein kleiner Marktplatz zum Bummeln

         
     Das Voss Tingshus, könnte das Rathaus sein…?         Sogar ein Kino gibt es hier! Wenn auch kein „Multiplex“ 😉

         
     die Einkaufs- und Flaniermeile von Voss                       …und ein leckerer Hot-Dog! Mjam! 😀

Wir spazieren die Straße weiter entlang und entdecken ein weiteres Mal ein Geschäft der Kette „Europris“.
Nun, das schauen wir uns genauer an, denn noch immer steht ja die Frage aus, ob wir mit dem Besuch des Europris vor ein paar Tagen in Flekkefjord auch den richtigen Eindruck dieses Supermarktes hatten.
Und ganz davon abgesehen: Die kleine Süssigkeitentüte, die wir in Flekkefjord gekauft haben, war zum einen preiswert und zum anderen waren die Leckerlis daraus mal wirklich lecker!
Also schauen wir kurz im Laden rein, entdecken vom Prinzip her das gleiche Sortiment wie in Flekkefjord und machen uns natürlich eine dicke Tüte voll mit Süßigkeiten für vergleichsweise kleines Geld.
Mjam!
Da es vom Supermarkt nur wenige Schritte zurück zum Wohnmobil sind, bringe ich ganz schnell und sicher die Tüte zurück zum Wohnmobil, während Anja zwischen Europris und Parkplatz auf mich wartet.
Besser ist das, denn wenn wir die für die Fahrt angedachte Tüte mitschleppen ist diese später leer, bevor wir wieder am Steuer sitzen 😉

         
     wieder ein Einkaufsmarkt der Kette „Europris“!             Wir schauen mal kurz durch das Sortiment

         
     Hmm, was ist wohl Kjotkakesaus? Kake = Hacksteak? 😉  Dann lieber das hier: Lecker Süssigkeiten für 1,10 € / 100gr

Wieder zurück bei Anja geht es aber gleich auf Suche nach der kleinen Imbissbude und kaum sehen wir diese auf der anderen Straßenseite, beschleicht mich wieder dieses Déjà-vu- Gefühl!
Und jetzt wird es Zeit, meinen Bordnavigator auch mal darauf anzusprechen:
„Du Schatz, waren wir hier nicht schonmal?“
„Ja, wir sind auf dem Weg von Bergen nach Flam hier schon durchgefahren. Erinnerst du dich? Da wollten wir auch schon anhalten, haben es aber aus Zeitgründen nicht gemacht“
„Hmm…, ja, das schon, aber ich meine eigentlich noch früher!“
„Nö, nicht, dass ich wüsste!“
„Aber schau doch mal da der Straßenzug!! Ich glaub es ja nicht! Das ist die GLEICHE Ecke wie vor ein paar Tagen! Wir sind im Kreis gefahren!!!“
„Ach Quatsch, erzähl doch nicht so einen Blödsinn! Im Kreis fahren?! Tss! Ich bin ganz sicher! Wir sind hier durch, als wir nach Flam gefahren sind!“
„NEIN! Ehrlich, hier waren wir! Ich weiß jetzt auch genau, wann das war! Erinnerst du dich noch an unseren Stresstag mit den Fähren, wo wir auf dem Weg nach Bergen waren? Da haben wir unterwegs in irgend so einem Kaff angehalten und Geld geholt. Das war GENAU HIER!“
„Nee, also jetzt veräppelst du mich!“
„Guck doch mal, hier ist der Imbiss (vor dem wir inzwischen stehen) und gleich nebenan ist der Geldautomat, wo du Geld geholt hast! Schau da!“ und zeige dabei auf den Geldautomaten schräg von uns entfernt.
„Hier sieht doch alles gleich aus, das ist ganz normal!“

OK, ich meine ich hab ja wirklich keine gute Orientierung.
Aber wenn ich irgendwo schonmal war, dann weiß ich das doch!
Und jetzt, wo wir den Imbiss betreten, bin ich mir sogar absolut sicher!
Denn hier drin sieht wirklich alles gleich aus! Die gleichen Tische, die gleiche Einrichtung, die gleiche Theke. Nur die Schlange, die wir vor einigen Tagen hier angetroffen haben, ist jetzt weg.
Kann das sein? Könnten wir wirklich schonmal hier gewesen sein?
Aber vielleicht irre ich mich ja wirklich und das war in einem anderen Leben?
Oder im Traum?
Oder auf der Rückfahrt vom Nordkap?
Oder es war einfach wirklich nur ein anderer Ort.
Wäre ja auch ziemlicher Blödsinn den gleichen Weg hin und wieder zurück und dann zum dritten Mal hin durch den gleichen Ort auf dieser Reise zu fahren!
Unterwegs auf dem Weg hierher sah ja eigentlich auch alles ein klein wenig anders aus, denn sonst wäre uns dies ja auch schon viel früher aufgefallen und nicht erst, nachdem wir schon eine Stunde lang auf der gleichen Strecke unterwegs sind!
Dennoch: Es bleibt ein bisschen komisch das ganze…
Vielleicht stecken wir ja in so einer Art „Bermuda- Dreieck“ von Norwegen fest?
Das wäre doch was!
Vielleicht haben wir ja längst das Jahr 2174 a.D. und wir kurven seit über 160 Jahren durch Norwegen!
Das wäre aber ein laaaaanger Urlaub!
Oh weh! Das wäre ja furchtbar! 😀
Obwohl…
Wäre es das wirklich?
Wenn wir tatsächlich im „Bermuda“- *äh* „Voss“- Dreieck von Norwegen in einer Zeitschleife festhängen würden, hätten wir ja ewig Urlaub!
Juchu!
So schlimm wäre das ja gar nicht! OK, Norwegen ist teuer, aber bei unserem Nudelvorrat, den wir noch an Bord haben, können wir locker weitere 160 Jahre hier im Vosser Dreieck von Norwegen verbringen. 😉

Während ich so darüber nachgrübele, hat Anja sich mittlerweile einen Döner bestellt.
Zu einem unglaublichen Preis von umgerechnet 6,50 € !
Aber was soll´s, es ist Urlaub. Und wenn der Döner lecker ist, soll es eben so sein.
Ich selbst hole mir allerdings nichts, die Wurst von eben hält noch gut vor.

Ausgerüstet mit dem Döner setzen wir uns draußen vor den Imbiss an einen Tisch.
Und jetzt, wo ich AUS dem Laden komme und die Straße sehe, bin ich mir erneut absolut sicher.
„Da, da vorn haben wir geparkt!“
„Quatsch!“ meint Anja und beißt genüsslich in ihr Orientales Sandwich, hier genannt Rullekebap.
Also jetzt langt´s!
Spontan fällt mir ein, wie ich es beweisen kann!
Zum Glück hab ich den Kameraspeicher noch nicht leer gemacht und kann so ein paar Tage in den Bildern zurückschauen.
Und dann finde ich sogar die beiden alten Bilder, die ich vor einigen Tagen gemacht habe.
Hier sind sie nochmals zum Vergleich, Reisetag 7 am Nachmittag, unser Stopp in „irgend einem Nest“ zum Geld abheben:

         
     Hier nochmals die 2 alten Bilder vom Reisetag 7 zum Nachmittag! Preisfrage: Ist das hier der gleiche Ort???

Und hier dann die heutigen tagesaktuellen Fotos, nur aus der anderen Perspektive.
Na, hab ich Recht, oder hab ich Recht?!
Das „Nest“, wo wir am Tag 7 angehalten haben, war Voss!

         
     Zwar aus einer anderen Perspektive, aber doch die gleiche Straße, oder? Vorne links, wo der VW steht, hatten wir geparkt!

Nun kommt auch Anja das erste Mal tatsächlich ins Grübeln.
Das Argument, dass alle Imbissbuden gleich aussehen zieht nun nicht mehr, denn nicht nur die Bude nebst Geldautomaten passt, sondern auch die kleine Lottoannahmestelle, der Bordstein, die roten Schirme und die Straße.
Und da, wo vor einigen Tagen unser Wohni stand, steht heute ein weißer VW- Bus fast auf dem gleichen Platz.
Aha!

„Tja, da hat uns das Navi auf dem Weg nach Bergen aber falsch geleitet!“ meint Anja und will so natürlich die Schuld auf unser armes Navi schieben 😉
Tatsächlich hat aber wirklich das Navi Schuld gehabt.
Denn im Nachgang hierzu haben wir natürlich auf die Karte geschaut, wie wir denn gefahren sein könnten, dass wir nun sogar schon dritten Mal in Voss bzw. Vossavangen gestrandet sind.
Von Bergen nach Flam ist klar, da sind wir hier durch.
Und heute, auf dem Rückweg von Flam in Richtung Odda, müssen wir auch wieder hier durch.
Denn Voss ist wie ein Verkehrsdreieck, wo sich die 13 (kommend vom Hardangerfjord) und die E 16 (Bergen – Flam) treffen.
Und am „Fährentag“ waren wir auf der 13 in Richtung Bergen unterwegs.
Das Navi hat es dann wohl nur für besser gehalten, uns schon damals den kleinen Umweg über Voss zu leiten, um hier auf die E 16 in Richtung Bergen einzuschwenken.
Im Eifer des Gefechts haben wir dies damals aber nicht gemerkt.
Einzig der Umstand, dass wir nach dem Vallaviktunnel plötzlich nicht mehr am Wasser und Fjord entlang gefahren sind, ist Anja aufgefallen.
Geplant war nämlich, dass wir hinter dem Vallaviktunnel der Landstraße 7 folgen, um immer dicht am Wasser zu sein.
Und auf dieser direkten Strecke wären wir in Voss eben nicht vorbei gekommen.
Tja, wer hätte das gedacht!
Ist fast schon ein wenig peinlich das Ganze.
Aber auch witzig!
Da haben wir mal total die Orientierung verloren, ohne es zu merken.
Naja, wie sollten wir auch?
Ich war so ein bisschen von den Fähren abgelenkt, Anja daraus resultierend in Sorge um mich und meinen Fahrstil bedacht und auf die Schilder hat, weil wir ja ein Navi haben, dann auch so richtig niemand mehr geachtet.
Und schon fahren wir gleich drei Mal auf einer Tour durch den gleichen Ort.
Oh- weia.
Naja, jetzt können wir drüber lachen, das „Bermuda- Voss- Geheimnis“ ist damit jedenfalls gelöst. 😀
Nach dem Mittagessen spazieren wir über die Einkaufsstraße zurück in Richtung Wohnmobil.
In einem kleinen KIWI- Supermarkt kaufen wir noch ein paar Dinge ein und staunen ein weiteres Mal über die Preise in Norwegen.
Selbst Grundnahrungsmittel kosten hier locker das Dreifache, wie bei uns, andere Dinge (zum Teil alkoholische Getränke, die in Norwegen als allgemein überteuert gelten!) sind wiederum nicht so sehr teuer, wie wir dachten!
Ein paar Beispiele (die wir später natürlich auch noch in unser Reisefazit einfließen lassen werden…):
frische H- Milch, 1 Liter, 1,5 % Fett umgerechnet ca. 1,70 €
No- Name Cola Light, 1,5 Liter, umgerechnet ca. 1,90 €
Flasche Pils, 0,2 Liter, umgerechnet ca. 1,25 €
No- Name- Cider, 0,33 Liter in der Dose, umgerechnet ca. 0,82 € je Dose
Tüte Chips (No- Name) umgerechnet ca. 2,32 €
Svin Flintsteak (schon wieder 😉 umgerechnet pro Kilo ca. 6,38 €
1 ganzes Grillhähnchen aus der Kühltheke, 750 gramm, umgerechnet ca. 3,99 €
Mayonnaise (Tube), umgerechnet ca. 1,72 €
1 Laib Weizenmischbrot, 750 Gramm, umgerechnet ca. 2,65 €

         
     Einkauf im KIWI mini pris, einmal Preise gucken…     Schön übersichtlich und ideal für einen Preisvergleich

         
     frische Milch zum Beispiel ist recht teuer…             Ein Kilo von den Garnelen kostet hingegen nur etwa 2,- €

Überraschung, dass Milch oder Brot so viel teurer im Gegensatz zu Deutschland ist, aber zum Beispiel Bier und Fleisch mit seinen Preisen gar nicht so sehr ins Gewicht fallen, wie von uns zunächst erwartet.
Man muss nur genau gucken!
Wer blind zu irgendwas greift, ohne die Angebote zu studieren, unterliegt hier einer viel größeren Preisspanne, als zum Beispiel in Deutschland mit dem No- Name oder Markenprodukt.
Wieder was gelernt…

Gegen kurz vor 3 sind wir wieder zurück am Wohnmobil.
Nur kurz machen wir uns frisch und verstauen die Einkäufe, dann geht die Fahrt auch schon weiter.
Wir tanken noch kurz an einer Esso am Ortsausgang, kurz darauf sind wir wieder auf der 13 in Richtung Granvin unterwegs.
Zum Abschied winken wir dem Städtchen Voss natürlich ganz besonders.
Hoffen wir mal, dass wir es nun wirklich zum letzten Mal auf dieser Reise gesehen haben  😉

Die nächste Fahrtetappe hält übrigens wieder mal ein paar Augenschmankerl bereit.
Ist ja nicht so, als würden wir die 13 nicht schon kennen 😉
Dennoch ist die Route jetzt, so ganz ohne trübes tristes Wetter, gleich viel angenehmer zu fahren!
Und so haben wir natürlich auch wieder mal ein schönes Auge für Natur und Grün um uns herum, was auch auf diesem Stück wieder mal voll zur Geltung kommt.
Und genau passend im richtigen Moment hat Anja die Kamera am Start, sodass wir zum einen die Schönheiten der Natur Norwegens in mehreren verschiedenen Ansichten zeigen können und zum anderen einen Einblick in die norwegischen Straßenverhältnisse gewähren, die sich an dieser Stelle durch enge Straßen und steile Serpentinen auszeichnet.

         
     Serpentinenstrecke auf der 13, links geht es gleich runter  Vorbei am Wasserfall führt diese sehr naturnahe Route

Auch hier gilt wieder: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte und ein Video sagt mehr, als tausend Bilder! Ein kleines Video zu den Straßenverhältnisen der Fjordstraßen hier in Südnorwegen:

Kurz hinter der Serpentinenstrecke und der damit verbundenen Talfahrt wird dann auch wieder das Wasser unser Begleiter.
Kaum ist dieses dann aber auch in Reichweite, werde ich wieder kribbelig!
Ein Abenteuer steht uns ja noch für heute aus, die Fähre!
Auf keinen Fall werden wir auf die Landstraße 7 einschwenken, erneut den Vallaviktunnel durchqueren und dann zum zweiten Mal die Fähre Brimnes – Bruravik nehmen.
Das war das letzte Mal ein Umweg, auch wenn die Fährverbindung mit 2 Fähren im Pendelverkehr und 10- minütigen Abfahrten gesegnet war.
Stattdessen folgen wir nun der Empfehlung unseres Navis mit dem kürzesten Weg auf der 7 bis Kvanndal.
Das wäre dann die Strecke, wo die Fähre vor ein paar Tagen vom Kai abgelegt hat, während wir auf das Fährterminal zugefahren sind. Wir sind dann dort ausgestiegen und haben auf den Fährfahrplan geschaut, uns aber dann zum Weiterfahren entschieden.
Heute machen wir es also anders herum und geben der Fähre von Kvanndal eine Chance.
Die anschließende Fahrtetappe verläuft ohne Probleme. OK, an eingen Stellen wird die Strecke wieder mal eng und Anja mag allmählich nichts mehr von den norwegischen engen Pisten sehen, aber mit vorausschauendem Fahren und regem Nutzen der Ausweichbuchten gelingt uns die Fahrt eigentlich ganz gut.
Eine Sache lernen wir an dieser Stelle übrigens über das Fahren in Norwegen auch, was wir als kleinen Tipp für alle Norwegenfahrer auch in unser Fazit übernehmen werden.
Schon im Reiseführer steht drin, dass man schon vor Eintreffen an einer Gefahrenstelle (wie einer Engstelle oder einer Kuppe nach einer Kurve) erste Anzeichen hierauf richtig deuten kann.
Durch Bremsspuren!
Nicht selten entdecken wir diese und wissen: „Aha, da kam plötzlich wieder was entgegen, also schön langsam!“

         
     Fahren in Norwegen: Hier ist es noch ganz easy…     Wir können prima die Aussicht auf den Fjord genießen

         
     Doch dann wird die Straße enger, der Weg knifflig!      Noch einfach: Zwar eng, dafür aber gerade und einsehbar

          
     Manchmal vorhanden: Warnschilder an Kurven und Kuppen. Ein bisschen ist es „raten“! Kommt einer, kommt keiner?

         
     Beste Warnung vor Gefahrstellen: Bremsspuren!     Denn Gegenverkehr kommt manchmal plötzlich!!! 😮

Gegen 16 Uhr erreichen wir dann auch Kvanndal und schlagartig steigt natürlich mein Puls!
Da liegt nämlich wieder mal eine Fähre abfahrbereit am Kai!
Nicht schon wieder!
Und dass sie abfahrbereit ist sieht man eigentlich sofort daran, dass VOR der mit vor Hitze flimmerndem Schornstein wartenden Fähre KEINE Autos stehen!
Hui, bitte bitte nicht schon wieder!!
Ich rase fast schon an das kleine Kassenhäuschen heran, bremse dann scharf das es hinten aus dem Geschirrschrank rappelt. Erneut begrüßt mich eine Dame freundlich. Oh-weia.
„Ferry to Utne?“ fragt sie dann aber doch überraschend schnell, offenbar hat sie meinen sofortigen Transportwunsch aus meiner regelrechten Gesichtshektik richtig interpretiert!
„Ja, yes, alles, wir nehmen, was da gerade steht!“
„Ja, dann hurry, fahren SIE!!, los!!, LOS!!“
DAS lasse ich mir natürlich nicht zweimal sagen und ohne bezahlen zu müssen, huschen wir durch den Hafen und polternd auf die Fähre drauf!
Keine Sekunde zu früh oder zu spät möchte ich dazu sagen, denn quasi mit uns klappt das Heck der Fähre runter und schließt somit den Schiffskörper. Rumms!
Puh!
Erstmal durchatmen!
„Utne?“ fragt Anja eher skeptisch.
„Ja klar, Hauptsache rüber!“ entgegne ich, während Anja eher ein wenig besorgt drein schaut.
Nun, ich kann Anjas Einwand verstehen.
Noch vor einigen Tagen standen wir in Odda vor der Entscheidung, ob wir der „13“ in Richtung Kinsarvik folgen, oder die „550“ in Richtung Utne nehmen.
Wir haben uns da für die 13 entschieden, weil wir diese als die besser zu fahrende Strecke eingeordnet hatten.
Die Straßen hier oben sind eh schon nicht selten eng und wenn dann die Straßennummer auch noch dreistellig wird, weiß man nicht, was einen erwartet.
Beide Routen, also die 550 wie auch die 13 enden dann jeweils an einem Fährterminal, wo man den Hardangerfjord überqueren kann bzw. auf dem Weg nach Bergen auch muss.
Da ich aber (wie man sieht) keine Lust hatte auf die Alternativfähre nach Kinsarvik zu warten, um dort wieder auf die 13 in Richtung Odda einzuschwenken, ist es nun eben ganz spontan die 550 für den weiteren Weg nach Odda geworden.
Wird schon gehen mit der 550!

         
     Na los, LOS, LOOOOSS! Schnell noch rein!!!             Puh, das war knapp! Aber wir sind an Bord! Juchei! 🙂

         
     Sofort hinter uns schließt die Luke, wir legen ab!        Die Fähre „Hardingen“ wird uns also über den Fjord tragen

Kaum haben wir unseren Motor abgestellt, kommt auch schon der Deckoffizier um die Ecke und kassiert.
Ach ja!
Das ja auch noch!
Hab mich ja eben am Kassenhäuschen ums Bezahlen gedrückt, indem wir dem Aufruf zum sofortigen Auffahren gefolgt sind.
Hat er natürlich gemerkt, der Deckoffizier, ist eben ein ganz heller… *knirsch*
Und so kassiert er nun für die Passage Kvanndal – Utne 105 Kronen, was etwa 13,70 € entspricht.
Zuerst will ich mich darüber natürlich aufregen (Raubrittertum! 😉 dann aber fällt mir auf, wie unlogisch wieder mal die Fährtarife sind!
Denn obwohl der Fjord an dieser Stelle viel breiter ist und wir mit Sicherheit deutlich länger fahren werden, kostet das Ticket entgegen der Fähre Brimnes – Bruravik 4 Kronen weniger!
Ob das was mit den Zeiten zu tun hat?
Oder haben wir vielleicht an der anderen Fähre den falschen Tarif gehabt?!
Tatsächlich kann ich das Rätsel nicht auflösen, beide Tickets (hab das alte extra mal hervor geholt) sind richtigerweise als Wohnmobil unter 6 Meter eingestuft.
Trotzdem kostet unsere aktuelle Passage nur 105 Kronen, die Fähre von Brimnes kostete hingegen 109.

Naja, was solls?!
Wir müssen mit dieser Fähre deutlich weniger Strecke fahren und sparen sogar noch 4 Kronen bei einer gleichzeitigen sofortigen Überfahrt im Expressdienst.
Man könnte also meinen, dass wir alles richtig gemacht haben und sogar noch Glück haben, dass wir gleich und ohne Wartezeit losgekommen sind.
Spürbar steigt nun natürlich auch meine Laune!
Ganz ehrlich, das hebt wirklich meine Stimmung, sodass ich mit Tide (dem Fährbetreiber) auf einen Schlag wieder versöhnt bin.
Und weil die Gelegenheit jetzt so günstig ist, gehe ich ein wenig die Fähre erkunden und von einem der Oberdecks die Aussicht auf den Hardangerfjord genießen.
Nur schade, dass ich alleine gehen muss.
Anja ist ein klein wenig flau im Magen (vielleicht seekrank oder wegen der nun folgenden engen 550?) und möchte lieber beim Wohnmobil bleiben.
Na gut, gehe ich eben alleine nachschauen, was Fjord und Fähre so zu bieten haben.

Unsere Fähre, die „Hardingen“ ist deutlich größer, als die bislang benutzen Fjordfähren.
Zumindest wirkt sie etwas breiter und bietet auch gleich mehrere Decks, wo man sich aufhalten und den Ausblick über den Fjord genießen kann.
Neben zahlreichen Bänken auf den Außendecks gibt es natürlich auch einen Innenbereich, der mir sofort vertraut vorkommt.
Typisch für die norwegischen Fährschiffe scheint eine lila- pinke Farbgebung des Gestühls und Stoffs zu sein, den die Stühle und Bänke im wettergeschützten Aufenthaltsbereich bieten.
Auch findet sich hier ein kleiner Kiosk mitten auf dem Schiff, wo es natürlich, neben Getränken und Süßigkeiten, auch wieder Hot-Dogs zu kaufen gibt.
Für den kleinen Hunger versteht sich.
Und diese Kombi, also Einrichtung + Hot-Dog- Kiosk erinnert mich dann gleich wieder an unsere Nordkaptour. Genauer an die Tage 9 und 10, wo wir auf der E 6 unterwegs waren und sogar auf dieser Nord- Süd- Lebensachse des Landes auch gelegentlich auf Fähren angewiesen waren.

         
     Im Innern der Fähre: Kleiner Snackstand und Wartezone   Ich studiere aufmerksam die Sicherheitskarte der Fähre 😉

Lust auf so einen Hot-Dog hätte ich ja eigentlich schon, aber da zum einen das Geld im Wohnmobil liegt und ich zum anderen nicht den erhöhten Fährtarif für ein Hot- Dog zahlen will (die sind in der Stadt billiger), belasse ich es beim „Riechessen“ und ziehe einmal den Hot- Dog- Geruch in meine Nase.
Mjam, schnell nach draußen, bevor ich es mir anders überlege 😉

Ich erklimme das höchste frei begehbare Oberdeck direkt unterhalb der Kapitänskabine und genieße dann natürlich die traumhaften Ausblicke auf den Fjord.
Wirklich schön die Ecke von Norwegen und fast ein ganz klein wenig hab ich das Gefühl, als seien wir gerade mit einem dieser Kreuzfahrtschiffe oder vielleicht eher mit den Hurtigrouten unterwegs.
So ungefähr muss das Reisen mit einem Fjordschiff sein und ich muss zugeben, dass dieses erhabene dahingleiten sicherlich auch irgendwo seinen Reiz hat.
Man müsste ja schon gezwungenermaßen den „Speed“ rausnehmen, weil das Schiff ja seine eigene von der Einzelperson unbeeinflussbare Geschwindigkeit fährt.
Und hier würde ja auch die Reise zählen und nicht der Transit.
Tja, nichts auf der Welt ist nunmal transitfrei, womit wir wieder beim Thema wären 😉

         
     So, geht los jetzet! Wir laufen aus dem Hafen aus.      Ahoi ihr Leichtmatrosen! In die Brassen, setzt die Segel!

         
     OK, die Segel setzt wohl keiner, wir fahren eher mit Diesel… Und der einzige „Matrose“ ist der da oben im Cockpit 😉

         
     Wir haben eine schöne Fjordfahrt                              Leider viel zu kurz, da vorn ist schon der Hafen

     Fjord am Hafen von Utne   
     Impressionen der fjordnorwegischen Küstenlandschaft: Panoramabildversuch der Wasserlinie von Utne

Die Überfahrt hat leider viel zu kurz gedauert.
Ich fing gerade an die kleine Seereise zu genießen, da heißt es auch schon wieder Land in Sicht.
Mit der Rückkehr zum Wohnmobil lasse ich mir aber Zeit.
Wir stehen eh ganz hinten und da wir sowieso als letzte von Bord fahren werden (weil wir ja ein Wohnmobil haben…). Und selbst, wenn wir früher rausfahren, werden wir ja kurz darauf auch alle anderen vorbei lassen, da kann ich ebenso gut auch zuschauen, wie die Fähre anlegt.
Tatsächlich erreichen wir gerade den Hafen, als eine kleine Fähre ablegt und aufs offene Wasser heraus fährt.
Hmm, das könnte die Fähre sein, die uns vor ein paar Tagen in Kinsarvik vor der Nase weggefahren ist. War ja nicht die erste an diesem rabenschwarzen Tag…
Jetzt aber wirkt die kleine „Tysnes“ wie die Nußschale heißt, recht keck und steuert backbord an uns vorbei.

         
Die „Tysnes“, eine Nußschale von Tide, läuft backbord vorbei Wir steuern auf den Hafen von Utne zu, legen gleich an

Mit lautem Poltern legen wir am Kai in Utne an.
Gerade noch rechtzeitig komme ich am Wohnmobil an, Anja hatte sich schon Sorgen gemacht, ich sei unterwegs über Bord gegangen oder so.
Aber warum beeilen? Wie erwartet fahren wir als letzte um 16:20 Uhr von der Fähre runter.
Tja, das wars dann mit Fähren in Norwegen!
Mit Ausnahme der Fjordcat und der Überquerung der Nordsee werden wir auf dieser Norwegen- Rundreise keine Fähre mehr sehen.
Zumindest ist keine Fährfahrt mehr geplant.  😉
Ich kann nicht sagen, dass ich darüber erleichtert bin. Denn wenn alles so wie heute passt, macht das Fährfahren in Norwegen ja auch Spass.
Aber ein bisschen bin ich schon froh, dass wir nun wieder ganz allein unsere Route bestimmen.

         
     Ankunft in Utne, wir legen an…                               Ausfahrt frei, das war die letzte Fähre für Norwegen 🙂

Anja ist natürlich nach wie vor ein wenig besorgt, ob wir mit der Fähre nach Utne nun auch wirklich den richtigen Weg gewählt haben.
Immerhin ist diese Route in der Karte nicht als rote, sondern nur als orange-gelbe Linie dargestellt. Und wir wissen, dass die rote Linie, also die 13, schon eine schlechte Straße mit einigen Engstellen war.
Wie soll es nun erst auf der 550 werden?
Aber Anjas Sorge ist, das kann man dieser Stelle schon vorweg nehmen, eigentlich unbegründet.
Im Gegenteil! Die Strecke von Odda (oder eben nach Odda) in Richtung Bergen ist auf der 550 wirklich am Besten zu fahren!
Nicht nur, dass die Strecke die etwas kürzere der beiden Routen ist, tatsächlich bietet die 550 sogar deutlich mehr „echte“ 2- spurige Abschnitte, als die 13.
Dazu kommt noch, dass die 550 offenbar deutlich weniger stark befahren ist, sodass wir tatsächlich ganz entspannt gen Odda steuern können.

         
     Überraschung! Die 550 ist gut ausgebaut, mehrheitlich zweispurig und einfach zu fahren. Das freut uns natürlich.

         
     Klar gibt es auch mal engere Abschnitte wie diesen…  …aber im Großen und Ganzen geht es so am Fjord entlang

Einen kleinen Fotostopp am Hardangerfjord legen wir natürlich auch ein!
Mitten am Wasser entdecken wir nämlich einen kleinen Rastplatz mit Imbissbude, „Kro“ steht mit durchkreuztem Besteck auf dem Schild.
Der Platz scheint wie geschaffen für ein paar Wohnmobilbilder vor der Hardanger- Fjordkulisse zu sein, da müssen wir einfach mal anhalten!

Damit ich natürlich ein paar schöne Bilder von oberhalb machen kann, erklimme ich gegenüber des Rastplatzes auf der anderen Straßenseite eine kleine Anhöhe und positioniere mich auf einem Mäuerchen, wo mir die folgenden Bilder gelingen:

     Rastplatz Kro am Hardangerfjord    
     hier am Rastplatz „Kro“ halten wir an und machen ein paar Bilder vom Wohnmobil direkt am Hardangerfjord

     Mit dem Wohnmobil am Hardangerfjord unterwegs
     „Na los Schatz! Komm, ich mag weiterfahren!“  🙂  jaja, ich komme ja gleich, nur noch ein paar Bilder…

Ich will gerade wieder runter krabbeln, da spricht mich ein Mann an.
Ups! Hab ich gerade vielleicht was Falsches gemacht?
Ist ja auch kein öffentlicher Bereich hier, eher sowas wie ein Garten.
Aber der alte Mann ist freundlich, fragt nur, was wir hier gerade machen.
Ich berichte ihm, dass wir auf einer Norwegen- Rundreise sind und zeige dabei auf unser altes Wohnmobil.
Jetzt wird der Mann neugierig. Er unterbricht seine Arbeit (er war dabei die Bäume zu beschneiden oder abzuernten oder sowas) und fragt, was wir alles schon gesehen haben, wo wir noch hinwollen und ob uns Norwegen gefällt.
Wahrheitsgemäß antworte ich ihm und erwähne dabei, dass wir Norwegen schon als recht teuer, aber auch wunderschön empfunden haben.
„Und deswegen fahrt ihr ein Wohnmobil? Habt ihr da euer Essen drin?“
„Naja, ein wenig schon! Aber wir waren natürlich auch hier einkaufen und haben hier schon gegessen“ (muss ja nicht erwähnen, dass dies mehr Hot-Dogs waren 😉
Der alte Mann lächelt und führt in bestem Deutsch weiter aus: „Jaja, das machen viele so. Ich verstehe es aber. Norwegen ist aber auch ein teures Land. Schau hier, das ist mein Grundstück. Ich ernte, was ich säe und trotzdem reicht es kaum für den Lebensunterhalt. Schlimmer ist aber, dass das Land eines Tages brach liegen wird, weil die Jugend immer mehr in die Städte zieht. Internet und so, damit macht man heute das Geld. Ehrliche Handarbeit zählt nicht mehr.“
Ich muss schmunzeln.
Ich meine, was ich für ein Verhältnis zu diesem Mann, dass er mir hier seine Probleme berichtet? Aber scheinbar sind die Norweger da einfach ein wenig offener, als wir Deutschen.
Wir wechseln noch ein paar Worte, reden über das Land, den Fjord und die schöne Natur. Dann wünscht er uns für unsere Rundreise alles Gute.
Danke, das können wir brauchen und nehmen dies gerne mit, auch ich wünsche ihm einen schönen Tag und klettere den Hang wieder hinunter zurück zum Wohnmobil.

         
     So, jetzt haben wir genügend Fotos vom Wohnmobil…     …es kann weiter gehen 🙂

         
     mal geht es direkt am Fjord entlang…                    mal fahren wir weiter oberhalb. Aber immer ist die Strecke gut!

Nach einer doch recht entspannten Fahrt entlang des Hardangerfjordes erreichen wir gegen 17 Uhr erneut Odda.
Das war wirklich einfach mit der 550!
Wir überlegen kurz, ob wir vielleicht heute für einen kleinen Stadtbummel anhalten sollen, entscheiden uns dann aber doch dagegen.
Odda versprüht wirklich eher den Charme eines Bergarbeiter-, Fischerei und Industriestädtchens, etwa vergleichbar wie ein Besuch in Wanne, Herne, Crange, Bochum oder einem anderen Industrie- Kulturdenkmal des Ruhrgebietes.
Da kann auch die tolle Lage am Fuße des Hardangerfjordes nicht drüber hinweg täuschen.
Und selbst, wenn wir uns dafür interessieren würden, möchten wir eigentlich lieber an unserem erklärten Tagesziel ankommen, wo wir doch eh gerade schon am fahren sind.
Wir rauschen durch Odda also wieder mal nur durch, folgen nun wieder der 13 in Richtung Røldal.

         
     Einfahrt nach Odda: Funktionell und wenig touristisch    Links entdeckt: Alte Industrieanlagen aus frühen Zeiten

         
     Von diesen „grauen Riesen“ sind einige zu sehen         Urig: Rechts oben die Häuser am Hang

Auch die weitere Route, das wissen wir noch von unserem Regenfahrtag 7, kann sich optisch sehen lassen.
Und obwohl wir den mächtigen Hardangerfjord nun endgültig hinter uns gelassen haben, bleibt Wasser das dominierende Element.
Von den umliegenden Hügelspitzen stürzt sich einmal mehr Wasser als tosender Wasserfall die Hänge hinab, bildet große Seen oder Flüsse und Bäche, die mal neben uns, unter uns, oder quer zur Fahrbahn verlaufen.
Fast schon könnte man sagen, dass wir uns an diesen Urgewalten inzwischen satt gesehen haben, dennoch ist es immer interessant, wie sich die Natur hinter jeder weiteren Kurve präsentiert.

         
     abwechslungsreiches Norwegen: Hinter jeder Kurve…    …ein neues Bild! Fjorde mit Häusern auf Inseln

          
     Massive scharfkantige Felsnasen über der Straße        und wieder stürzt sich ein Wasserfall zu Tal

        
     der Fluss folgt der Straße auf fast gleicher Höhe       Kurzer Fotostop, muss ja auch mal sein 😉  

Ein ganz besonderes Highlight naturistischen Schauspiels entdecken wir etwa 20 Kilometer hinter Odda, als wir den Låtefoss- Wasserfall erreichen.
Schon auf der Hinfahrt vor ein paar Tagen haben wir diesen entdeckt, da es an dem Tag aber regnete und wir den Wasserfall auch viel zu spät erkannt haben, sind wir in voller Fahrt dran vorbei gerauscht.
Drehen wollte ich dann aber auch nicht mehr, hat ja wie gesagt auch geregnet.
Heute regnet es immerhin nicht, dennoch ist es ziemlich feucht!
Liegt natürlich am (wie wir der Infotafel entnehmen) etwa 165 Meter hohen Zwillings- Wasserfall, der sich hier tosend unmittelbar an der Straße in die Tiefe stürzt.
Die 13 führt an dieser Stelle über eine steinerne Bogenbrücke, was dem ganzen nochmals eine tolle Optik erlaubt.
Nur zu gern würde ich unser Wohnmobil auf die Brücke stellen und dann von unterhalb des Wasserfalls ein Bild davon machen.
Da die 13 aber dicht befahren ist und an dieser Stelle sogar eine Engstelle hat, wird daraus wohl nichts. Schade…
Wir parken unser Wohnmobil auf einem unmittelbar angrenzenden Parkstreifen (bei N 59.94833 E 6.58421), dann starte ich zu einer kleine Erkundungsrunde, während Anja beim Wohnmobil bleibt.
Da der Wasserfall aber sooooo toll aussieht, muss sie aber einfach mit dazu kommen!
Schnell eile ich zurück zum Wohnmobil und berichte Anja, dass sie ein ganz tolles Naturschauspiel verpasst, wenn sie jetzt hier im Wohnmobil sitzen bleibt. Das zieht! Kurzerhand zieht sie sich ihre Schuhe an und dann spazieren wir gemeinsam rüber zu den tosenden Wassermassen.

Wir machen zahlreiche Bilder vom Wasserfall, wobei ganz besonders die Bilder von einem kleinen Fotopunkt etwas unterhalb der Bogenbrücke richtig toll werden!
Und wenn ich schon nicht das Wohnmobil auf dieser Brücke parken kann, dann doch immerhin Anja!
Schaut selbst, ist doch gut geworden, oder?

         
     Kurzer Stopp am „Latefoss“- Wasserfall                     Eine Infotafel mit Daten zum Wasserfall und Aktivitäten

         
     Gleich 2 Ströme stürzen sich zu Tal                           Mal aus der Distanz fotografiert, so sieht man es besser

         
     von unterhalb der Brücke kann man auch gut Fotos machen, Anja positioniert sich zwischenzeitlich auf der Brücke…

     Latefoss- Wasserfall in Norwegen
     Ja, das ist doch gut geworden! Anja vor einer tosenden norwegischen Wasserfallkulisse. 🙂

Nur aufpassen muss man natürlich! Denn die Straße ist wirklich dicht befahren.
Und wenn dann noch so ein LKW vorbei rauscht, bleibt einem auf der Brücke rechts und links weniger als ein Meter Platz.
Puh!
Neben dem imposanten Wasserfall finden wir natürlich auch die bereits Info- Tafel und einen kleinen Souvenir- Shop.
Ein kurzer Blick ins Innere offenbart aber nichts, was wir nicht schon kennen.
Im Prinzip ist das Angebot an Souvenirs nicht anders, als in den andern Souvenirverkäufen dieser Reise. Nur ein klein wenig teurer vielleicht…
Und dennoch: Unweigerlich erinnert mich die Szenerie mit dem Parkplatz neben der Schnellstraße an einem Naturhighlight irgendwie an den Schwarzwald, genauer an den Mummelsee.
OK, der „touristische Bereich“ rund um den Mummelsee war größer, dafür kann hier die Natur so richtig auftrumpfen.
Für mehr, wie diesen schmalen Park- und Fahrbereich, wäre wohl auch wenig Platz…

         
     kleine Souvenirs aus Norwegen gibt es zu kaufen      nur aufpassen muss man, wenn die LKW vorbei donnern!!

Wir haben übrigens ein kleines Video des Zwillingswasserfalls gedreht. Es rauscht und tobt und tost das Wasser:

Nach der kleinen Erfrischung (der Wasserfall ist wirklich überall, selbst die ganze Luft drumherum wird von feinsten zerstäubten Wassertröpfchen durchzogen!) geht es gegen 10 vor 6 weiter in Richtung Røldal, knapp 30 Kilometer sind von hier aus noch zu fahren.
Die haben es aber nochmals in sich!

Wir kennen die Strecke ja schon und wissen, dass wir nun erneut die Bergetappe angehen müssen.
Dies aber zum Glück nicht über einen Pass, sondern durch mehrere Tunnel.
Von der Südseite kommend, sind wir vor ein paar Tagen Spitzkehren rauf und durch die Tunnel dann den Berg wieder runter gefahren.
Heute wird es genau anders herum sein, wir müssen uns in einem mehrheitlich geradeaus laufenden Tunnel den Weg hinauf regelrecht erarbeiten.
Ist immer anstrengend für mich als Fahrer und für unseren Wohni als Wohnmobil.
Spitzkehren sind mir da lieber, weil wir aus Kurven eigentlich gut beschleunigen können und auch der andere Verkehr nicht viel schneller ist.
Aber lange gerade Bergaufetappen sind blöd, da geht uns regelmäßig die Puste aus!
Naja, nützt ja nichts, gehen wir es an!

         
     Der Aufstieg in die Berge beginnt…                     Erste Etappe: Der Berg verschluckt uns gleich  :-/

Der Aufstieg beginnt mit dem Seljestad- Tunnel, für 1.273 Meter geht es durch die Dunkelheit.
Schwierig ist der erste Teil nicht, dennoch fahren plötzlich gleich 2 Fahrzeuge hinter uns.
Die Gelegenheit die beiden vorbei zu lassen ergibt sich schon kurz nach Ausfahrt aus dem ersten Tunnel, genauer am Tunnelportal (bei N 59.85951° / E 6.69849°) für den zweiten deutlich längeren Tunnel, den Røldalstunnel mit 4,6 Kilometern Länge.
Und hier dann die Überraschung, es liegt Schnee!
Ja, tatsächlich, besonders rechts vom Tunnelportal entdecken wir einige kleinere weiße Felder!
Spontan steige ich aus, Schnee im Sommer muss ich einfach mal anfassen!
Sagenhaft!

         
     Fotostopp am Roldalstunnelen- Tunnelportal              Das ist wirklich Schnee da vorne! Wir haben Sommer! 😮

         
     Das muss ich mir mal genauer anschauen                 Die Gelegenheit für ein Schneeherz ist günstig 😉

Der Schnee sieht hier übrigens ganz anders aus, als wir ihn vom Winter kennen.
Irgendwie grobkörnig und kristallin!
Ob das vielleicht Gletschereis ist?
Wow, das wäre ja spannend!
Ich breche ein etwa faustgroßes Stück aus dem ewigen Eis und zeige es Anja durch die Beifahrerscheibe. „Hier, schau mal!“
Als wäre es aus purem Gold betrachten wir das Stück Eis, dessen kristalline Struktur uns beide noch immer fasziniert.

              
     Schau mal Schatz, ein Stück norwegisches Eis im Sommer!    Eine unglaublich kristalline Struktur. Faszinierend!

DAS wäre doch das richtige Mitbringsel aus Norwegen!
So ein Stück Gletschereis!
Kalt gehalten im Eisfach des Wohnmobils und zuhause dann in den Eisschrank.
Ein authentischeres Souvenir gibt es doch gar nicht!
Hoffentlich wird das nicht als „Landdiebstahl“ geächtet. Ich hab mal gehört, dass Urlauber aus der Türkei verhaftet wurden, als sie Steine vom Strand mitgenommen haben.
Ob das auch in Norwegen passieren kann?
Ich wäre ja geneigt es zu versuchen, dummerweise fällt mir die Idee mit dem Eisfach vom Kühlschrank etwa 30 Sekunden zu spät ein!

Wir haben nämlich unsere Fahrt schon wieder fortgesetzt und sind in den Tunnel eingefahren!
Das Eisstück hab ich allerdings nicht weggeworfen oder gar zurück gebracht, sondern es vorne auf unserem Scheibenwischer positioniert.
Habs spontan als zeitlich begrenzten Glücksbringer eingeordnet und dort am Wischerbügel abgelegt, bevor wir losgefahren sind und mir, nachdem wir das Tunnelportal passiert haben, die viel bessere Idee als Souvenir eingefallen ist.
Oh- Mann!
Was nun?
Da hab ich DIE Idee, was wir als Erinnerungsstück aus Norwegen mitnehmen können und dann komme ich nicht dran!
Hier im Tunnel kannst du ja auch nirgendwo anhalten! Rechts und links sind Wände, Seitenstreifen gibt es keinen und für einen beherzten Griff durch eines unserer Fenster nach vorne liegt „Gletschi“, wie wir unseren kleinen Eisbrocken mittlerweile getauft haben, einfach zu mittig!
Ja, wir geben es zu! Gletschi ist uns richtig ans Herz gewachsen und es tut fast schon in der Seele weh zu sehen, wie er allmählich anfängt sich aufzulösen!

    
     Gletschi im Tunnel auf der Motorhaube 🙁   Halt DURCH!!!

Kaum haben wir die ersten Meter im Tunnel zurückgelegt, fällt uns natürlich so ein dicker Wasserflutschen von der Tunneldecke genau in mein Sichtfeld auf der Scheibe.
Instinktiv lasse ich natürlich gleich den Scheibenwischer drüber wischen ohne zu bemerken und könnte im gleichen Augenblick fast schon anfangen zu schreien!
„NEEEIIIINNN!!!“
Denn kaum hab ich gewischt, ist natürlich unser Gletschi vom Scheibenwischergestänge gefallen! Hart ist er auf der Motorhaube aufgeschlagen, das hat bestimmt wehgetan! 🙁
Aber Gletschi hält sich wacker und tapfer in einer kleinen Vertiefung an der Motorhaube in Höhe des Scheibenwischergestänges!
Noch ist also alles offen und mit etwas Glück nehmen wir also doch noch unser Stückchen Gletschereis mit nach Hause, Gletschi muss es nur bis zum Tunnelausgang schaffen, wo wir anhalten können!
„Komm schon!“, rufe ich ihm zu, „vielleicht noch 2 Kilometer, das schaffts du!!!“
Im Tunnel aber geht es unserem Gletschi schnell an die Substanz! Entweder ist es die Wärme der Motorhaube, oder die warme Luft im Tunnel, wahrscheinlich aber beides!
Dicke Kullertropfen gluckern wie Tränen aus Gletschi heraus und fließen auf der Motorhaube entlang in Richtung Seite und Kühlerfront.
Was soll ich nur tun? Schneller fahren? Vielleicht kühlt der Fahrtwind?! Aber wenn die Luft warm ist (und das ist sie in diesem Tunnel!), beschleunigt das am Ende nur den Zerfall, oder?!
Kurz denke ich nun tatsächlich darüber nach, ob ich mal kurz im Tunnel in einer der spärlichen schmalen Nothaltebuchten stoppen soll.
Ist ja jetzt ernst irgendwie!
Aber wenn ich das mache und dann was passiert, was schreibe ich dann unserer Versicherung?
„Ich musste kurz im Tunnel nothalten, weil unser Eisgletscherbröckchen es nicht mehr bei sich halten konnte und sich quer über die Motorhaube verteilte?“
Unser Versicherer entzieht uns doch auf Jahre den Versicherungsschutz und lässt ein psychologisches Gutachten erstellen, ob wir noch alle Tassen im Schrank haben! 😉
Und während ich noch die Möglichkeiten auslote, kommen wir auch schon aus dem Tunnel heraus.
Puh!

Von Gletschi sind leider nur noch 3 kümmerliche Fetzen übrig geblieben, eine zusammenhängende Substanz ist hier definitiv nicht mehr zu erkennen und als ich endlich stoppen kann, zerfällt just in diesem Moment auch das letzte Eiskristall zu Wasser.
Schade! Kein Eisgletscher als echtes norwegisches Souvenir für zuhause! 🙁
Dabei war die Idee sooooo gut!
Fast bin ich geneigt, wieder zurück zu fahren und ein neues Stück Gletschi zu holen.
Gletschi II sozusagen.
Aber das wäre irgendwie nicht dasselbe.
Naja, wir haben ja noch immer den kleinen Stein vom Preikestolen, der wird ja wohl kaum schmelzen…

Etwas geknickt rollen wir nun die Serpentinen hinab, nur 10 Minuten später fahren wir die kombinierte 13 / E 134 entlang und reichen nach ein paar Metern abseits der weiter südwärts fahrenden 13 auf der ostwärts gehenden E 134 Røldal.
Hier werden wir für die Nacht den Campingplatz Røldal Hyttegrend Camping & Caravan aufsuchen, der sich aus dem Campingführer als recht preiswert herausgestellt hat.

         
Wir sausen die Serpentinen auf der E 134 hinab     Noch 4 Kilometer bis Roldal, dann ist endlich Schluss für heute

Roldal liegt übrigens total idyllisch eingebettet in einem grünen Tal!
Noch während wir weiter den Hang hinunter fahren, haben wir schon Ausblick auf den Campingplatz.
Oder auch nicht!
Denn in Roldal scheint es gleich mehrere Campingplätze zu geben, allein auf Passage durch den Ort zu unserem ausgsuchten Platz passieren wir noch zwei weitere.
Man hat fast den Eindruck, als würde Roldal mehrheitlich aus Übernachtungsplätzen bestehen, als an einheimischen Häusern.
Ob´s an der Lage liegt? Das mit den Hängen rundherum, das wissen wir ja schon vom Anfahrtstag, ist ja ein recht belebtes Skigebiet.
Einzelne Lifte und ein paar kahl geschorene Hänge deuten zumindest darauf hin.

         
     Der Weg führt uns runter ins Tal                           Durchfahrt durch das Örtchen Roldal

Wir folgen einem kleinen Weg weiter durch den Ort, der eigentlich mehr aus Wiese als aus Häusern besteht. Das Tal ist wirklich sehr groß und wirkt überhaupt nicht gedrungen, jedenfalls ist der Ort sehr weitläufig.
Und schön ist es hier auch!
Noch auf der Zufahrt zu unserem Platz entdecken wir eine altertümlich anmutende Stabkirche mit angrenzendem Friedhof und einem kleinen steinernen Zaun drumherum.

Einen Supermarkt erspähen wir auch, da werden wir gleich nach dem Einchecken am Campingplatz mal vorbei gehen und ein paar Sachen einkaufen.

         
     Links ist ein kleiner Supermarkt…                               …rechts entdecken wir die Stabkirche von Roldal

Das Einchecken auf dem Campingplatz ist übrigens etwas ungewohnt.
Der Campingplatz selbst besteht nur aus einer Wiese, die von allen Seiten offen befahren und betreten werden kann.
Kein Zaun, keine klar erkennbare Grenze, nichts.
Einzig eine vergabelte Straße gibt lose an, dass wir hier nicht auf einer x- beliebigen Wiese, sondern auf einer Campingwiese stehen.
Würden hier nicht schon andere Campingfahrzeuge stehen und mein geübtes Auge hätte darüber hinaus schon die Stromkästen erspäht, ich würde den Campingplatz hinter dem Rezeptionsgebäude vermuten.
Zu unserer Überraschung ist die Rezeption schon nicht mehr besetzt.
Eine Klingel ist aber verfügbar, wo wir nach dem Klingen nach kurzer Wartezeit über die Wechselsprechanlage begrüßt werden.
Wir können uns einfach irgendwo hinstellen, wo es uns gefällt. Stromkästen wären auf, Toiletten ebenso und bezahlt wird morgen.
Aha, OK, machen wir!

           
    Die verwaiste Rezeption…                …keiner da? Einfach klingeln…            …Preise stehen auch gleich daneben

Wir suchen uns ein nettes Plätzchen (bei N 59.83095 E 6.82678) relativ weit vorn bei den letzten Stromkästen, bevor die offene Zeltwiese beginnnt, danach geht es auf Erkundungstour über den Platz.
Und dabei wird unser erster eher skeptischer Eindruck eines einfachen Campingplatzes wieder mal Lügen gestraft.
Wow, was ist das ein liebevoll eingerichteter Campingplatz!

         
     Der Campingplatz Roldal ist offen und parzellenfrei       gecampt wird einfach da, wo gerade Platz ist

         
     Hier ist unser Plätzchen für die Nacht 🙂                     Anja kümmert sich um den Strom, da hab ich frei 😉

Neben einem sauberen Sanitärbereich (mit Musik!) entdecken wir zum Beispiel im Gebäudekomplex auf der ersten Etage einen total nett eingerichteten Aufenthaltsraum, der diesen Namen eigentlich nicht verdient.
„Wohnzimmer“ würde es hingegen eher treffen, denn hier kann wirklich gewohnt und sich nicht nur aufgehalten werden!
Bequeme Sessel, ein bequemes Sofa, Holzschränke mit Geschirr drin, Tische mit Stühlen wie in einem Esszimmer, Teller an der Wand, Vorhänge, Gardinchen, hier hat man sich wirklich Mühe gegeben!
Die Krönung ist aber, neben den beiden Internet- Terminalen, ein echter Kamin!
Wer also anstelle eines kalten Nachmittags im Zelt eine heiße Tasse Tee mit Keksen in wohliger Wärme vor einem kleinen Ofen genießen möchte, wird hier seine wahre Freude haben. Sogar wir würden uns hier wohlfühlen können, so schön ist der Raum eingerichtet.

         
     Wir spazieren mal rüber zum Servicehaus…         Der Sanitärbereich ist sauber und ordentlich

         
     Saubere Duschkabinen sind zahlreich vorhanden.       In der ersten Etage entdecken wir den Aufenthaltsraum

         
     Boah! Aufenthaltsraum? Nee, das ist eher ein Wohnzimmer!  Liebevolle Details an den Wänden wirken heimelig

         
     Für wohlige Wärme sorgt bei Bedarf ein Kamin             Und wer mag lümmelt sich in die tolle Sofa- Ecke! 🙂

Auch die Küche ist gut! Es gibt Geschirr und Besteck, Kaffeemaschine, Teekocher, Heizplatten, Kühlschrank und sogar einen kleinen Ofen, wo man sich was warm machen kann.
Und was steht quasi als Tüpfelchen auf dem „i“ auch noch in der Küche?
Natürlich wieder einmal das Wunderspülmittel aus Norwegen!
Zalo!!!
Auch hier gratis, was diese sowieso schon voll ausgerüstete Küche nochmals aufwertet.
Super!
Natürlich gibt es auch einen Waschraum mit Waschmaschinen und Trockner, also alles das, was man für einen längeren Aufenthalt an Campingplatz- Infrastruktur benötigt.
Der Campingplatz ist wirklich einer der schöneren auf dieser Reise, was uns insbesondere nach dem ersten eher skeptischen Eindruck überrascht hat.

         
     Die Küche ist sehr ausgerüstet, es gibt sogar ZALO! 😉   Auch der Waschraum kann sich sehen lassen, alles da.

         
     Kleine Miethütten gibt es hier übrigens auch.          Nochmal ein Blick vom Servicehaus über den Roldal Camping

Gegen halb 8 spazieren wir rüber zum Supermarkt und zur Stabkirche.
Mal sehen, was Røldal so an Sehenswürdigkeiten zu bieten hat 😉

Die Stabkirche ist schon beeindruckend.
Sowas gibt es wohl auch nur hier in Norwegen.
Es wundert uns sowieso, dass wir auf der ganzen Reise nicht mehr von diesen alten ursprünglichen Stabkirchen gesehen haben, die übrigens aus der Übergangszeit zwischen heidnischem und christlichem Glauben stammen.
Der Stab einer Stabkirche ist hier grob am Mast eines Schiffes angelehnt, darüber hinaus sind die Wände i.d.R. aus senkrecht stehenden Stäben gefertigt.
Schon auf unserer Reise zum Nordkap haben wir einige dieser Stabkirchen gesehen, ohne danach gezielt Ausschau gehalten zu haben.
Hier in Roldal steht nun ein besonders schönes Exemplar, übrigens aus dem 13. Jahrhundert.

         
     Die Stabkirche von Roldal, einmal von hinten…               …und einmal von vorne aufgenommen.

         
     Spaziergang durch Roldal, so wohnen die Roldalesen…    schöne Häuser gibt es hier auf jeden Fall

Wenige Schritte hinter der Stabkirche folgt die nächste „Sehenswürdigkeit“ von Roldal, es handelt sich um einen Supermarkt der Kette coop. 😉
Da wir uns mittlerweise als ausgewiesene Experten für Supermärkte in fremden Ländern sehen, schätzen wir diesen mal ganz grob und ohne Kohlenstoffanalyse auf Ende des 20. Jahrhunderts.
Der Supermarkt hat tatsächlich noch geöffnet und kann sogar von innen besichtigt werden, was wir natürlich gerne machen. 😉

         
     Abendlicher Einkauf im Supermarkt von Roldal:           Wir schlendern durch die leeren Reihen

         
     Und wieder Preise vergleichen: Pizza für 6,40 €…           …oder ein Päckchen Fleischwurst für etwa 3,- €… :-/

Viel kaufen wir nicht, nur ein paar Kleinigkeiten.
Beinahe hätten wir aber eine Pizza gekauft, weil wir noch immer so ein bisschen „Pizza- Hunger“ haben.
Hier auf dem CP mit seiner super- Küche wäre es ja nun möglich, die Pizza tatsächlich anhand der Beschreibung aufzubacken, ohne unseren „Camping- Pizzaofen“ in Betrieb nehmen zu müssen.
Beim Anblick des Preises aber lassen wir das Experiment.

Der Abend klingt ruhig im Wohnmobil aus.
Zu unserer großen Freude hat der Platz einen kostenfreien WLAN- Anschluss, den wir beide für Grüße in die Heimat und ein paar Internetrecherchen nutzen.
Wenn man schonmal die Gelegenheit hat…
Viel machen wir aber ansonsten nicht mehr, allenfalls das Treiben auf dem Campingplatz wäre noch erwähnenswert. Ersetzt ein wenig das abendliche Fernsehprogramm 😉
Ach ja! Fernsehempfang kann man sich hier übrigens abschminken!
Haben wir natürlich gleich nach unserer Ankunft versucht, aber schon beim Betreten des Dachs hat mich unser Nachbar darauf aufmerksam gemacht, dass das Sat- Signal offenbar nicht bis zu uns ins Tal durchdringt.
Schon ungewöhnlich, wo das Tal doch so weitläufig ist!
Und obwohl er eine deutlich größere Schüssel auf einem Dreibein vor seinem Campingfahrzeug positioniert hat, hab ich es mit unserer kleinen Kofferanlage natürlich trotzdem probiert. Hat aber nicht geklappt, so sehr wir uns auch bemüht haben.
Naja, macht ja nichts, dafür haben wir ja Internet.

Einige Gäste fahren noch auf den Platz, mit zunehmender Stunde füllt sich selbst die stromlose Wiese.
Gleich neben uns parkt ein weiteres älteres Wohnmobil, ein Vater ist mit seinem Sohn auf Norwegen- Reise unterwegs.
Auch die beiden probieren natürlich gleich nach der Ankunft den TV- Empfang und jetzt bin ich es, der den „Klugschei***“ spielt.
„Das wird nix, hab ich auch schon probiert.“
„Ach ja, naja, wir versuchen es mal“.
Und genau, wie unser Nachbar vorhin mich etwa 15 Minuten lang beim Ausrichten beobachtet hat, beobachte ich nun etwa 15 Minuten lang die beiden Wohnmobilcamper, bis sie ebenfalls aufgeben.
„Gibt aber Internet!“ gebe ich zurück, was bei den beiden wohl auf Interesse stößt.

Tatsächlich entdecken wir nur eine gute halbe Stunde später den Computer unserer Nachbarn im Netzwerk auf unserem Monitor!
Wow, das sollte natürlich nicht sein, zumal ich plötzlich einige persönliche Daten des fremden Rechners auf unseren Bildschirm zaubern kann.
Einfach so, weil sein Rechner scheinbar komplett ohne Firewall und mit allen offenen Ports wie ein sperrangelweites Scheunentor aufsteht und beim Anzeigen des Netzwerks sofort erkannt wird.

Ob er das weiß?
Als guter Camper spaziere ich rüber und klopfe mal an die Tür.
„Hi, du bist der Sebastian stimmt´s?“
„Äh, das ist mein Sohn, woher weißt du das?“
„Nun, weil sein Rechner im WLAN komplett offen angezeigt wird und gleich die erste Datei, die offen herum liegt, eine Textdatei mit deiner Adresse und Namen war.“
„Jetzt bin ich aber baff!“
Doch der Junior schaut wissend.
„Äh, das hab ich so eingestellt, das ist OK so.“
Naja, ok, wenn sie es wissen, ist es ja gut. Bestimmt lassen sie auch zuhause die Haustüre immer offen…
Wir wechseln noch ein paar Worte, dann ziehe ich mich zurück in unser Wohnmobil, die Uhr zeigt mittlerweile kurz nach 9.

Die Überraschung des Abends ist auf jeden Fall, dass es draußen regelrecht dunkel wird!
Die letzten Abende und Nächte sind wir stets bei hellem Lichtschein ins Bett gegangen und lagen noch wach, während von der Fahrerkabine oder von den Dachluken her das Licht ins Wohnmobil hinein schien.
Hier kann es nun am zwischenzeitlich eingesetzten Regen liegen, zumindest begünstigen die dichten Wolken über uns sicherlich die aktuellen Lichtverhältnisse, aber als wir gegen Mitternacht aus dem Fenster schauen und endlich mal unseren Blick vom Computer heben, ist es tatsächlich richtig ordentlich „nachtdunkel“.
Fast augenblicklich legt sich eine schläfrige Müdigkeit auf uns und die Augen werden schwer.
Beinahe fühlt es sich so an, als seien wir über Tage nicht im Bett gewesen! Komisch!
Wir machen und sogleich bettfertig und sind sicher, dass wir heute Nacht bestimmt ganz besonders gut schlafen können.

Zitat des Tages (der alte Norweger am Hang zu mir im Gespräch): „Obwohl du genau weißt, wie der Fjord aussieht, schaust du jeden Morgen aus dem Fenster und erfreust dich an seiner Schönheit!“

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