Heute ist aber wirklich ein ECHTER Jokertag! Mit einfach mal „nicht fahren“ und „nichts machen“. Einfach nur auf dem Campingplatz abhängen und in der Sonne sitzen. Wäsche waschen, bei den Vorräten Bestandsaufnahme durchführen, den Rest der Reise grob skizzieren, mal durchsaugen und dann wieder nichts machen. So zumindest der Plan für den Tag…
Schon früh bin ich wach und da es auf Campingplätzen im gemeinen an einem sonnigen Ferientag schon nach 8 Uhr keine freien Waschmaschinen mehr gibt, eile ich mit einem vollen Sack Wäsche rüber zum Servicehaus. Die Uhr zeigt 07:30, als ich an den beiden Waschmaschinen ankomme. Tatsächlich ist schon die hintere der beiden Maschinen belegt! Ich überlege kurz, ob das einen bestimmten Grund hat, aber da ich sowieso keine Wahl habe, werfe ich 35 Kronen in den Schlitz der ersten Maschine und schalte sie ein. Sogleich beginnt sie rumpelnd ihre Arbeit und man muss kein Genie sein um zu wissen, dass die Lager und der Motor durchaus bereits bessere Tage gesehen haben. Aber solange das Teil unsere Wäsche sauberer bekommt, als seinerzeit der Trockner im fernen John O`Groats in Schottland, dann sind wir schon zufrieden.
- Hoffentlich wäscht die Maschine besser als damals in Schottland
- Moderner sieht sie auf jeden Fall aus.
Das Waschprogramm für 40°C läuft übrigens nur 40 Minuten nun und man muss ein weiteres Mal kein Genie sein, dass dies kaum für wirklich saubere Wäsche nach heimischen Standard reichen wird. Aber es nützt ja nichts. Wenigstens kann die Wäsche dann auch früher in die Sonne zum Trocknen.
Vom Waschhaus gehe ich den Umweg über den Wohnwagen und hole nochmals Geld bzw. meine Kreditkarte. Dann spaziere ich rüber in den wirklich sehr übersichtlich gestalteten Campingsupermarkt (für die Größe des Platzes ist die Auswahl in der Hauptsaison wirklich eher bescheiden) und hole frische Brötchen. Immerhin haben sie hier die hellen Brötchen mit dunklem Mohn und die dunklen, knusprigen Brötchen mit hellem Mohn! Das sind meine absoluten Favoriten hier in Dänemark und wenn es diese gibt (und dazu noch einen Havarti- Rundkäse), dann ist das Frühstück schon perfekt. 🙂
- Frühstücksmarsch zur Rezeption
- Sehr übersichtlich! Ungewohnt…
- …für so eine große Anlage. Kaum was da.
Zurück am Wohnwagen ist die Wäsche schon fertig. Anja hat bereits das meiste in der Sonne aufgehangen und mit den Jungs den Tisch gedeckt. Da mich der Hafer sticht und nichts besser duftet, als frisch gewaschene Wäsche neben Speck und Ei, brutzele ich in der elektrischen Pfanne noch schnell ein paar Spiegeleier, Baconscheiben und Rührei. Mjam! Herrliches Camperfrühstück! Und während der Nachbar von schräg gegenüber seine Nase in den Wind steckt um zu erschnüffeln, wo denn die delikate Köstlichkeit herkommt, knallt die Dame im Dethleffs Wohnwagen auf der gegenüberliegenden Parzelle demonstrativ das Fenster zu, als ein wenig des köstlichen Frühstücks- Odeurs in ihre Richtung zieht! Ach ja! So ein Campingplatz ist wirklich ein Schmelztiegel der verschiedenen Geschmäcker. Ich mag das ja.
- Ein zünftiges Camperfrühstück! Rührei, Spiegelei und Speck. Herrlich. 🙂
Der Mittag plätschert vorbei und geht in den frühen Nachmittag über. Anja sortiert Bilder, ich tippe am Reisebericht. Die Jungs treiben sich irgendwo auf dem riesigen Piraten- Spielschiff herum und haben sich durch spontane Deckflucht mehr oder weniger erfolgreich um das Spülen gedrückt. Vermute ich zumindest, denn ich habe sie seit dem Frühstück und dem Ausruf „Wir gucken nur einmal kurz, ob unsere Freunde von gestern da sind, dann gehen wir direkt spülen!“ nicht mehr gesehen. 😉
Nützt ja nix, ich hab eh nichts zu tun. Also spüle ich Geschirr, Besteck und Pfanne. Bevor die Reste komplett eingetrocknet sind. Ach ja, so ein Jokertag ist auch irgendwie ein totaler Faulenztag. Auf die Jungs treffe ich wenig später sogar auch! Scheinbar haben sie vom Ausguck des Piratenschiffs aus genau unser Campinglager beobachtet und nur darauf gewartet, dass sich der Spülauftrag von selbst erledigt. Denn kaum ist das Geschirr sauber, kommt der feine Nachwuchs grinsend vorbei und bestimmt, dass nach ausreichend Trockenübung am Spielplatzschiff nun wieder echtes Wasser her muss. Es soll zum Pool gehen. Bitte, gerne, von mir aus. Packen wir paar Handtücher und gehen zum Pool. Ob wir hier vor dem Wohnwagen auf dem eigenen Campinggestühl vor uns hin oxidieren oder auf einer Liege am Pool, es ist egal. Eine gute Stunde bleiben wir, dann trotten wir mit den Jungs wieder zurück zum Wohnwagen.
- Ein weiteres Mal geht es an den Pool. Dieses Mal zum Faulenzen. Paar Liegen im Hintergrund sind noch frei.
Ja, ich gebe es zu. Es ist fast schon eine Schande! Wir sitzen hier, gehen zwar irgendwelchen Tätigkeiten nach, aber auch nicht wirklich. Gleichzeitig hört man hinter dem schmalen Streifen der Bäume, wenn man wirklich ganz genau hinhört und sein Ohr in die Richtung hält, das Meeresrauschen der Ostsee- Brandung! Die Wellen dort müssen herrlich sein und die Sonne scheint noch immer! Wären wir eben erst angekommen an der See, wir wären wohl kaum hier auf der Parzelle zu halten gewesen! Stattdessen aber sitzen wir nun herum und werden es wohl in wenigen Tagen im Alltagstrott zwischen Hausaufgaben und Arbeit bereuen, diesen einen Urlaubstag mit Sonne und See nicht besser genutzt zu haben, als wir es derzeit tun.
Kennt ihr das Gefühl? Diese „Übersättigung“ von Eindrücken und Impulsen? Tim hat es vor ein paar Tagen schon mit einer gewissen Wut ausgesprochen: „Och nee Papa! Nicht schon wieder Bunker und Strand und Schiffe! Davon hatten wir jetzt aber wirklich genug!“
Man kann es ihm nicht verdenken. Wie lange sind wir jetzt schon unterwegs? Hat die dritte Woche nicht inzwischen begonnen? Nur selten haben wir einen Urlaub mit den vollen drei Wochen auch wirklich die gesamte Zeit im Wohnwagen gelebt. Dürfte komisch werden, wenn wir wieder nach Hause kommen. Wenn uns wieder eine knapp 100qm Wohnung mit vier Zimmern zur Verfügung steht und jeder jedem aus dem Weg gehen kann. Aber noch ist es nicht so weit. Als Familie bleiben wir beieinander, auch wenn die Jungs natürlich einige Zeit auf dem Piratenschiff oder auch am Pool oder den anderen Spielemöglichkeiten verbringen.
Zum Abendessen kochen wir Nudeln mit Bolognese Sauce. „Bitte nicht schon wieder grillen Papa und HotDogs mag ich auch nicht mehr!“ war Tims Kommentar, der sich nichts sehnlicher gewünscht hat, als wieder ein normales und von zuhause gewöhntes Essen. Die Luft für Urlaub scheint wirklich raus zu sein.
- gewöhnliches Abendessen: Nudeln mit Bolognese
- Tim freut sich über die gewohnte Hausmannskost.
Wenigstens gelingt es mir aber dann doch am Abend, alle nochmals für einen Spaziergang an den Strand zusammen zu trommeln. Die Wellen der Ostsee, die die ganze Zeit im Hintergrund selbst hier nah beim Piratenschiff mit seiner entsprechenden Geräuschkulisse zu hören waren, sind noch immer da. Zwar nicht mehr so intensiv, wie es heute Nachmittag bei mehr Wind gewesen sein muss, aber es genügt vollends für ein schönes maritimes Feeling zum Abend. Manchmal reichen selbst bei Übersättigung noch die einfachen Dinge, um wieder Faszination für das Reisen und seine Erlebnisse auszulösen.
- Noch einmal raus ans Meer und an den Strand…
- …die Wellen der Ostsee rauschen heute Abend herrlich.
Fazit des Tages:
Heute blieb der Wohnwagen stationär. Und nicht nur der Wohnwagen, auch das Auto! Folglich ist auch nichts nennenswertes passiert, was als Fazit des Tages zur Rundreise mit dem Wohnwagen durch Dänemark erwähnenswert wäre. Morgen schauen wir weiter…