Freitag, 16.06.2006

Nanu, ist denn schon Frühling? Beide werden wir durch ein liebliches Blumenaroma in der Luft geweckt.
Der „Übeltäter“ (im positiven Sinn natürlich!) ist auch recht schnell ausgemacht, es handelt sich um eine kleine Fliederblüte, die Anja gestern Abend auf dem Nachhauseweg zum Wohnmobil mitgenommen hat.
Platziert in einem Glas Wasser auf dem Tisch verströmt diese nun trotz leicht geöffneter Dachluke ein angenehmes Raumklima und kitzelt die Nase.


Als erstes gehen wir mal duschen. Das erfrischt und macht fit für den Tag.
Danach ist Frühstückszeit, nur unsere Vorräte sind mal wieder nahezu erschöpft, das einzige, was wir neben den Dosensuppen jeden Tag in den Schränken hin und her schieben sind die Alkoholika, die wir noch immer nicht los geworden sind oder gegen irgendwas hätten eintauschen können.

Also müssen wir wieder mal einkaufen, zu unserem Glück liegt gleich auf der anderen Seite unseres Campingplatzes schräg gegenüber ein großer Supermarkt.
Perfekt!
Hier kaufen wir erstmal alles nötige ein. Neue Cola Light in Dosen, Wurst, Milch, Brötchen (jaaa, es gibt wieder sowas wie Brötchen!) und dazu noch norwegischen Senf, Ketchup und Röstzwiebeln. Die Zutaten sind besonders lecker für Hot-Dogs sagt man. Gerade die skandinavischen Länder haben da mit den berühmten Polser wohl die beste Erfahrung.
Und wenn ich an den wirklich guten Geschmack des Würstchens denke, was wir da gestern auf dem Schiff vertilgt haben, dann kann ich mir durchaus vorstellen diese noch ein paar Mal zu verkosten.
Also kaufen wir eben alles ein, was wir für die eigene Herstellung von Hot-Dogs brauchen.
Für heute Abend ein perfektes Abendessen.

Zurück am Wohnmobil frühstücken wir ausgiebig und nutzen die Zeit, die wir noch auf dem PLatz bleiben dürfen, fast vollumfänglich aus. Bis 12 ist der Aufenthalt erlaubt, wir rollen etwas früher um kurz vor 12 vom Platz.

Heute ist Fahrtag angesagt! Die gestern neu geborene Idee noch ein wenig Sommer in Deutschland oder in Dänemark zu erleben, die hat mir gut gefallen und darüber hinaus noch an Interesse über die Nacht zugenommen.
Normalerweise bin ich ja nicht so der Freund von warmen oder heißen Sommern und eine Klimaanlage haben wir ja auch nicht im Wohnmobil, aber wenn man sich mal ansieht, was wir die letzten Tage für schlechtes Wetter hier oben hatten, dann bin selbst ich nun der Meinung, dass auch wir noch etwas Sonne verdient haben.
Ein schöner Platz in Tagesdistanz zu unserem Rückgabeort für das Wohnmobil ist genau das, was mir da vorschwebt.
Mit Anja schließe ich den Kompromiß, dass wir grundsätzlich fahren und nur anhalten, wenn wir im Vorfeld schon erkennen können, dass sich ein Stop lohnt. Auf Verdacht hin wo anzuhalten, das will ich nicht, dafür will ich nun endlich weiter vorwärts kommen.
Tagesziel für heute wird die Gegend um Trondheim sein. Denn darauf hat Anja bestanden. Trondheim ist einer der Orte, der von den Reiseführern her interessant klingt. Da wir Narvik ausgelassen haben und ich heute Fahrtag „verordent“ habe, hat Anja sich die Besichtigung der Stadt gewünscht. Und je näher wir da dran kommen, desto besser.
Von der Entfernung her sollte das zu schaffen sein, das sind ungefähr 400km von hier aus.

Nach etwa 1 Stunde Fahrt kommen wir durch landschaftlich reizvollere Gebiete. Zwischen Laksfors und Svenningda bieten sich erneut einige gute Chancen für Fotomotive. Aber mal wieder macht das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Es regnet zwar nicht, aber der Himmel ist teilweise mit grauen dunklen Wolken bedeckt, dass man fast sicher sein muss, dass es jeden Moment gewittern wird.
Dann folgen aber ein paar Kurven weiter auch wieder freundlichere Abschnitte. Alles in allem aber zu wechselhaft, als das ich mich nun von der Natur einfangen lassen könnte.

Anja findet unterwegs einige Orte (zum Beispiel einen sogar für mich interessant wirkenden Staudamm), wo man durchaus auch mal hätte anhalten können, aber wirklich, dafür haben wir keine Zeit! Alle Ecken hier oben sind schön und wenn man es genau nimmt, sollte man eigentlich nur maximal 50km am Tag fahren, sonst hat man gar keine Zeit mehr sich alles anzusehen.
Aber in unserer Situation können wir nunmal nicht überall anhalten und uns die Gegend anschauen, wir müssen heute auch mal vorwärts kommen.

         
Fahrtag auf der E 6:                                                               Vielleicht einen Staudamm angucken? nö-nö, vorbei…

         
Aussicht auf einen Fjord? Nix da, vorbei…                                Ausblick auf eine Insel? Pfft, vorbei…

Die E 6 animiert aber auch zum „schnellen Fahren“. Es geht hektisch zu. Allzu oft muss man sich von schnelleren PKW erst dränglen und dann überholen lassen. Letzteres wäre nicht so schlimm, wenn die Norweger wenigstens teilweise nicht so haarsträubend überholen würden.
Am Straßenrand stehen öfters Schilder, dass die langsamen LKW, Wohnwagen- und Wohnmobilfahrer doch bitte die schnelleren PKW hin und wieder an den Überholbuchten vorbei lassen sollen, weil das sonst Frustpotential für die hinter den langsameren Fahrzeugen herfahrenden verursacht und dies eine Unfallgefahr darstellt.
Aber niemand hält sich dran. Kommen wir mit unserem über 100PS- Wohnmobil noch gut im allgemeinem PKW- Verkehr mit und stellen eigentlich keine Bremse dar (Man muss nur auch mal Gas geben…), so kann das bei dicken LKW und 20 oder 30 Kilometer hinter dem LKW herfahrenden Tross durchaus für Frust sorgen. Haben wir selbst erlebt.
Die Trucker kümmern sich aber auch nicht drum. Manche sind sogar schlimmer, als PKW- und Womofahrer zusammen.
Wie ich schon schrieb überholen die PKW meist an gefährlichen Stellen (wobei eigentlich fast alle Stellen gefährlich sind).
Lange gerade Strecken mit guter Voraussicht hat man eher selten.
Ist der PKW aber wenigstens mit Hoffnung und „Augen zu“ noch relativ schnell vorbei, kann ein überholender LKW schnell zur Lebensgefahr werden.

Ein Beispiel: Wir fahren in einer Kolonne mit etwa 4 Fahrzeugen hinter einem langsamen LKW her. Hinter uns fährt der nächste LKW. Kurz nach einer Kuppe setzt der LKW hinter uns plötzlich zum Überholen an. Er überholt aber nicht nur uns, sondern auch die 4 vor uns fahrenden PKW und den davor fahrenden LKW.
Von den Sichtverhältnissen her hätte ich maximal den vor uns fahrenden LKW überholt, wenn wir direkt dahinter gewesen wären und dies auch nur mit einem PKW, niemals mit dem Wohnmobil.
Denn hinter die Kurven sehen, das konnte man nicht! Ich kann nur hoffen, dass der LKW- Fahrer wusste (vielleicht per CB- Funk?) dass vor dem ersten LKW alles frei war und kein Gegenverkehr kam, denn sonst wäre das bei möglichen Gegenverkehr wirklich wahrer Selbstmord gewesen.

So schön die E 6 auch landschaftlich zu fahren ist, man muss ziemlich aufpassen.
Der Verkehr ist auf der Strecke der pure Wahnsinn. Dies resultiert zum einen sicherlich aus dem Mangel an richtigen offiziellen Überholmöglichkeiten (anders als die stets 2-spurig wechselnde E 4) und erhöhtem Verkehrsaufkommen und ist darüber hinaus gepaart mit herausfordernden Straßenverhältnissen und stets wechselnden Verkehrssituationen.
Für den Fahrer ist das hier definitiv kein Urlaub.

Der Fahrtag ist übrigens wirklich ein reiner Fahrtag geworden.
Unterwegs haben wir nur eine eigentlich erwähnenswerte Pause eingelegt.
In Steinkjer direkt an der E 6 war in unserer Norwegenkarte das i- Symbol für eine Touristeninformation eingezeichnet.
Da es auf der Route lag, haben wir dort einen kurzen Stop eingelegt.
In der Touristeninformation (davor kann man prima parken) befindet sich ein Gratis- Internetterminal, die Besuchszeit ist auch hier auf 30 Minuten beschränkt.
Das passt hervorragend, denn wir müssen unseren Vermieter ja noch über unser zweites Missgeschick informieren, den Sprung im Innenfenster der Sitzgruppe. Das haben wir in Hönnigsväg ja ganz vergessen !!

Ist nur fair, denn frühzeitig gemeldet kann der Vermieter das Fenster ja nun schon mal bestellen und nach unserer Rückgabe des Wohnmobils gleich austauschen.
Wir wissen ja selber wie blöd das ist, wenn man auf Ersatzteile warten muss und dabei wie bei uns vielleicht sogar ein Urlaubstag flöten geht.
Nach unserer Meldung gehen wir noch ein wenig durch den Ort spazieren, ein paar Kleinigkeiten kaufen wir ebenfalls ein.
Auch ein leckeres Eis lassen wir uns trotz widriger Wetterverhältnisse schmecken. Es ist zwar sonnig, aber dafür recht frisch.
Die Stadt selber ist sonst nicht besonders sehenswert gewesen, in der Nähe der Touristeninfo befindet sich jedoch noch ein großes Einkaufszentrum, welches wir allerdings nicht besucht haben.

Neben einem Touristenguide für Steinkjer haben wir noch einen kleinen Reiseführer bzw. so ein Infoblättchen für Trondheim aus der Touristeninfo auf unserem Rückweg zum Wohnmobil mitgenommen.
In Trondheim wollen wir auf jeden Fall auch noch vorbei schauen und uns die Stadt genauer ansehen, daher passt das ganz gut und wir können uns heute Abend schonmal im Touristenguide einlesen und die Stadt morgen besuchen.

Gegen 17 Uhr erreichen wir die äußeren Grenzen von Trondheim, ein kleiner Vorort von Trondheim (Malvik) weist in der Norwegenkarte mindestens 2 Campingplätze aus.
Das ist perfekt, so werden wir für heute eben schon etwas früher die Fahrerei beenden und auf dem Campingplatz zur Abwechslung auch mal die Infrastruktur nutzen können, die uns bei sonst üblicher Anreise nach 20 Uhr meistens verwehrt bleibt.
Gemeint ist damit das Waschen der Wäsche, denn über eine Waschmaschine verfügt unser Wohnmobil leider nicht.
Wie auch? Wo sollte der Strom fürs Schleudern her kommen oder der immense Wasserverbrauch?
Zum Glück gibt es auf CP´s ja meist Waschmaschinen und weil wir auf dieser Reise noch keine Wäsche gewaschen haben, wird es wirklich langsam Zeit.
Und ein weiterer Vorteil spricht für diesen Platz: Morgen früh nach dem Aufstehen sind wir nach nur wenigen Kilometern gleich in Trondheim.
Der Campingplatz in Malvik ist übrigens auch im ADAC- Campingblättchen erwähnt:
N-7563 Malvik bei Trondheim Storsand Gärd Camping.

         
Kurz vor Trondheim                                                               erreichen wir den CP Storsand Gard Camping bei Malvik

Für die Nacht mit Strom zahlen wir 200 Kronen. Ziemlich viel.
Aber der Platz ist es wert! Neben der großen Hauptwiese (wo auch wir stehen) gibt es terrassenförmig angelegte Plätze.
Geht man an den Terrassenplätzen entlang und hinab, erreicht man einen wunderschönen Zugang zum Trondheimsfjorden, der Campingplatz hat hier einen eigenen Bootssteg (fast schon ein Mini-Pier!).

Anja macht als erstes eine Ladung Wäsche startklar, danach gehen wir beide eine Runde spazieren.
Der Platz ist wirklich traumhaft, sogar mit dem PKW hätte man hier her fahren können. Ist uns schon an vielen Plätzen aufgefallen, fast alle CP´s hatten neben den klassischen Wiesenplätzen auch eine kleine Anzahl von kleinen Holzhütten (Hytte), wo man auch ohne Zelt und Wohnwagen hätte prima übernachten können.

Wir gehen mal runter zum Anleger. Der Holzsteg (unser Mini-Pier 😉 ragt etwa 18-20 Meter ins Wasser.
Die Wellen plätschern leicht vor sich hin, es riecht frisch nach „Norwegen“ und ein leichter aber frischer Wind weht.
Zu meiner Überraschung habe ich keine Probleme mit den Mücken. Ob das am Wind liegt? So dicht am Wasser hatte ich eigentlich damit gerechnet, dass ich mich hier wieder einer Invasion erwehren müsste, aber bisher, toi toi toi, noch keine Mücke gesehen.
Und so kann man trotz kurzärmeligem T- Shirt entspannt auf dem Anleger oder am Ufer spazieren gehen und sich dem norwegischen Abend erfreuen.

         
Blick auf den Anleger und Steg ins Wasser                                Blick auf die terrassenförmigen Stellplätze am Wasser

    
Blick auf das frisch verheiratete Hochzeitspaar 😉

Abends versuche ich noch mit der Sat- Anlage einen dt. Sender zu bekommen.
Aber auch hier Fehlanzeige, ich schaffe es wieder nur Baltic TV und ein paar russische Sender einzufangen.
Mit jedem Tag hoffe ich, dass wir auch mal mit dem TV Glück haben, denn mit jedem Kilometer, den wir uns in Richtung Süden fortbewegen, steigt die Chance. Vielleicht morgen?

Zum Abendbrot haben wir uns natürlich wie heute morgen schon angekündigt leckere Hot-Dogs gemacht.
Einfach die Würstchen im Topf heiß gemacht, Brötchen auf, Scheibe Käse rein, dazu Ketchup und Senf drauf, mit Röstzwieblen garnieren –> Fertig!
Nur so richtig gut geschmackt haben die heißen Hunde dann nicht. Die Hot-Dogs gestern von der Fähre, die waren lecker.
Nur warum schmecken die fertigen vom Verkaufsstand so viel anders bzw. so viel besser, als die selbst gemachten?
Das bedarf weiterer Untersuchungen…

Ach ja, die Waschmaschinen waren übrigens ein totaler Reinfall.
Gewaschen wurde unsere Wäsche, OK, aber der Trockner hat unsere Wäsche leider nicht getrocknet. Und das ist essentiell!
Was sollen wir mit der nassen Wäsche? Wo hängen wir die auf? Bei den Temperaturen und dem nass-kalten Wetter werden die Sachen draußen doch niemals trocken! Mal davon abgesehen haben wir auch gar keine Wäscheleine oder eine Wäschespinne dabei 🙁
Auch ein zweiter Versuch die Wäsche durch Eisatz einer weiteren Trocknermünze zum trocknen zu überreden schlägt leider fehl. Erneut müssen wir feststellen, dass die Wäsche nicht trocken geworden ist.
Ich marschiere nochmal zu Rezeption, da werde ich mich aber fett beschweren…

Mir fallen gerade ein paar Flüche ein und ich zerknirsche mein Gesicht zu einer bösen Mimik, da wird die Sache leider noch schlimmer. Die Rezeption ist leider schon geschlossen und damit habe ich wohl heute Abend keine Chance mehr auf eine trockene schrankfertige Ladung Wäsche. Scheiße auch…

Hilft alles nichts und so bleibt uns nichts anderes übrig, als die Klamotten im Wohnmobil zum Trocknen aufzuhängen.
Es sieht aus, als hätte sich ein kleiner Terrorist im Schrank versteckt und dort seine Bombe gezündet! Überall im Wohnmobil hängen auf Kleiderbügel verteilt nun unsere nassen Klamotten und trocknen mühsam vor sich hin…

„Shit happens“, wir können es eh nicht ändern und blättern im Reiseblättchen für Trondheim.
Liest sich interessant und wir freuen uns darauf morgen die Stadt zu erkunden.
So hat Trondheim zum Beispiel einen Fahrradlift zu bieten, der müde Radfahrer mit dem Wunsch das Festung Kristian zu besuchen, das bergauf strampeln abnimmt und sie nach oben zieht.
Dann natürlich die Kristiansten Festning (die Kristianfestung) selber.
Aus dem Reisebericht der Engbrinks wissen wir, dass es in der Nähe der Festung sogar irgendwo einen Stellplatz mit einem tollen Ausbklick auf die Stadt geben soll.
Mal sehen, ob wir diesen finden.

Und dann soll es noch die Markthallen Ravnkloa am Hafen geben, die uns feinen fangfrischen Fisch verkaufen oder eine alte Holzbrücke (die Bybrua) von 1861. Dazu der wohl imposante Nidarosdom von Trondheim, dessen Bild im Reiseführer mich ein wenig an Notre Dame in Paris erinnert.
Alles in allem scheint die Stadt recht groß. Das wird sicherlich mal eine gelungene Abwechslung zur Einsamkeit der letzten Tage.

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