Spätestens heute biegt unsere Reise allmählich auf die Zielgerade ein! Zwar haben wir noch ein paar Tage bis zu unserem Rückflug, aber das letzte Ziel für unser Wohnmobil und den traurigen Umstand, dass wir es dort abgeben müssen, liegt in Schlagdistanz für die letzte lange des Tages. Las Vegas! Viva… Las Vegas!
In der Nacht war es hier in der Wüste tatsächlich so kalt, dass die Heizung mindestens zwei Mal mit ihrem Getöse automatisch angegangen ist. Und auch an diesem Morgen ist es noch frisch, dennoch spürt man sofort nach dem Öffnen der Wohnmobiltüre beim Einfangen der ersten Sonnenstrahlen, dass heute wieder ein warmer Tag werden wird. Fürs Frühstück im Freien reicht es zwar noch nicht, aber das macht nichts. Decken wir eben drinnen den Tisch.
Beim Frühstück überlegen wir, wie wir den Tag heute ausgestalten. Fix ist, dass wir nach Las Vegas fahren werden. Der Stellplatz auf dem RV Park vom Circus Circus für zwei Nächte ist ab heute gebucht und bezahlt. Das AVI Casino & Resort hier am Ufer des Colorado müssen wir daher verlassen, auch wenn uns das schon etwas schwer fällt! Es hat sich auch ohne eigenes Hotelzimmer hier gestern wirklich gut angefühlt, mal für ein paar Stunden so etwas wie in Hotel- & Resortgast zu sein. Etwas, was ich gerne auch noch heute genossen hätte, wenn da nicht die zwingende Abfahrt nach Vegas im Raum stehen würde.
Die Strecke nach Las Vegas ist allerdings nicht so weit, in weniger als zwei Stunden sollten wir dort sein. Es bliebe uns also genügend Zeit, noch einmal in den Pool des AVI zu springen und danach so gegen Mittag gemütlich mit dem Wohnmobil nach Las Vegas rüber zu schippern. Nur eben ZU spät darf es nicht werden! Mir graut schon ein wenig davor, mit dem dicken Schiff von Wohnmobil den mehrspurigen Strip entlang zu fahren und dann dem Navi „Können vor Lachen!“ entgegen zu rufen, wenn es plötzlich „Biegen Sie die nächste links ab!“ ausruft, während wir uns auf dem ganz rechten von gefühlt sieben Fahrtstreifen bewegen. Das allein wird schon schwer genug! Wenn es dann noch zusätzlich dunkel ist und die Neonreklamen um die Gunst der zockenden Kundschaft buhlen, gleichzeitig aber schwer von der Konzentration ablenken, dann geht am Ende noch die Kaution für das Wohnmobil flöten! Nein, danke. Wenn wir schon nach Vegas ins absolute Herz vorstoßen, dann dies doch bitte wenigstens noch bei Tageslicht.
Also planen wir so, dass wir spätestens um 17 Uhr in Vegas ankommen wollen. Zwei Stunden Fahrtzeit zurückgerechnet macht das 15 Uhr. Noch eine Stunde Puffer eingebaut, wir brauchen noch ein paar Dosen Cola und ich würde auch gerne noch im Walmart mal schauen, ob ich für meine athletische Figur in der normalen Abteilung einkaufen kann, was ja ebenfalls nochmals mindestens eine Stunde verschlingen wird. Macht also 14 Uhr allerspäteste Abfahrt hier.
Das reicht aber dennoch für eine schöne Runde im Pool!
Gegen 11 Uhr sind wir fertig mit Frühstück, haben den Slideout des Wohnmobils eingefahren, den Strom und den Kackaschlauch abgesteckt und den Frischwassertank noch einmal aufgefüllt. Dann rangieren wir mit dem Wohnmobil einmal quer über die Straße zum großen Parkplatz vor dem Hotel, wie uns gestern die Rezeptionisten auf meine Frage nach einem Late- Check- Out angeraten hat. Überflüssig zu erwähnen, dass der Platz nicht mehr belegt ist, als noch gestern Abend, oder? Nach neu eintreffenden Gästen sieht es auch nicht gerade aus, aber egal. Auf dem Parkplatz des Casinos stehen wir nicht schlechter, als auf dem Campingplatz und Strom wie Abwasser brauchen wir ja nicht.
Wir parken in einer der hinteren Reihen und legen mal proforma unseren Platzplan vom KOA demonstrativ hinter die Windschutzscheibe. Zwar steht hier nirgendwo, dass RVs hier nicht parken dürfen, aber wenn doch einer vorbei kommt, soll er uns ruhig für lauffaule Amerikaner halten, die die 350 Meter vom Campingplatz zum Casino nicht laufen wollen, sondern eben kurzerhand mit dem schweren Wohnmobil rüber gefahren sind. 😀
Das sieht extrem glaubwürdig aus und tatsächlich werden wir später, wenn wir vom frischen Poolgeplansche zurückkommen werden, unser Wohnmobil unbehelligt vorfinden. Doch jetzt geht es erstmal noch in den Pool des AVI Hotels & Casino.
Etwa anderthalb Stunden kosten wir noch einmal den Pool und „die heiße Suppe“ aus, wie unser kleiner Tim gerne den Whirlpool mit dem heißen Blubberwasser nennt. Er selbst erfindet dann immer Zutaten, die wir darstellen. Er selbst ist dieses Mal die Kartoffel, Nils ist die Möhre, Papa ein Würstchen und Mama „das grüne“, was wir auch immer in die Suppe zuhause packen. Dann blubbern wir alle schön im heißen Wasser, es kocht also und irgendwann ist die leckere Suppe dann fertig. 😀
Gegen 13 Uhr sind wir abreisebereit und sagen dem AVI Casino und Ressort auf Wiedersehen! War wirklich schön hier! Hat uns sehr gut gefallen! Klar, es ist kein Vegas Casino, aber das muss es auch gar nicht sein! Hier waren die Preise mit Sicherheit etwas preiswerter, als in Vegas, das Essen am Buffet günstiger (ob besser muss später der Vergleich zeigen) und die Anlage selbst war natürlich deutlich überschaubarer. Wäre dieses Hotel nicht so unglaublich weit von zuhause weg, wir würden glatt noch einmal nur für eine Woche Hotelurlaub hierhin zurückkehren!
Aber nützt ja nichts. Vegas ruft, die Wohnmobilrückgabe in drei Tagen ruft, die Slotmachines und Pokertische rufen, die Buffets rufen und wir müssen dem Ruf folgen. Denn dafür sind wir hier.
Auch, wenn die ersten Meter, die wir auf dem Highway zurücklegen, uns unglaublich melancholisch stimmen! Denn in weniger als 200km werden wir unser zweites Etappenziel mit Las Vegas erreicht haben! Das bedeutet aber leider leider auch, dass wir das schöne Wohnmobil zurückgeben müssen! Das gefällt uns ja ehrlich gesagt gar nicht! Wir haben uns inzwischen so an den dicken Bomber trotz seines gigantischen Verbrauchs gewöhnt, dass wir ihn am liebsten behalten würden! Gut, OK, der passt sicherlich nicht ins Handgepäck. Und verschiffen im Container ist ja auch keine Option. Den bekommen wir ja niemals in Deutschland zugelassen, davon abgesehen schluckt der viel zu viel. Aber das Reisen hier durch Amerika mit dem Roadbear- Wohnmobil hat einfach nur unglaublich viel Spaß gemacht und so tut es eben schon ein bisschen im Herzchen weh, dass wir eben nun unsere letzte Fahrt mit unserer Landyacht antreten. Knapp 200km liegen noch vor uns.
Die Fahrt durch den südlichsten Zipfel des Bundesstaates Nevada ist überschaubar und ereignislos, ja fast schon trist und monoton. An die karge Mondlanschaft, die uns vor einer Woche noch atemberaubendes Staunen abverlangt hätte, haben wir uns inzwischen gewöhnt, sodass die Kinder eher ins Tablett statt aus dem Fenster gucken und auch für Anja und mich in der Pilotenkanzel ist es gefühlt mehr eine notwendige Arbeitsfahrt als Freude. Dazu kommt eine nervige meilenlange Baustelle, die hier auf der Interstate 95 gezogen wurde. Die Baustellenabsperrung ist dabei derart blöd auf unsere verbleibende Fahrspur eingerichtet, dass wir mit dem rechten Rad mehr wie einmal in die Fahrbahnrillen geraten, die des Nachts am Steuer einschlafende Trucker wieder wachrütteln sollen. Das tun sie auch zuverlässig! Selbst am Tage und für Fahrer am Steuer von Wohnmobilen! Eine zeitlang versuche ich noch den verbleibenden schmalen Streifen zwischen Absperrung und Fahrbahnrillen genau zu treffen, nach einigen Meilen aber gebe ich auf. Ich schwenke mit den rechten Rädern nun über die Fahrbahnrillen und nehme diese somit mittig unter dem Fahrzeug. Der Standstreifen rechts ist zum Glück passabel ausgebaut und auch sauber, dass wir uns hoffentlich keine Delle in einem unvermittelt auftauchenden Schlagloch oder einen Platten in einer dort verlorenen Schraube fahren.
Gegen kurz vor 15 Uhr treffen wir am südlichsten Ausläufer von Las Vegas ein. Rechts ginge es über die Interstate 11 bzw. den Highway 93 nach Boulder City und den Hoover Dam. Den wollten wir zwar auch immer mal sehen, aber das wird auf dieser Reise nichts mehr. Zu gerne haben wir heute den Pool am Avi Casino noch genossen , um dorthin jetzt noch einen Abstecher machen zu können. Also biegen wir links ab in Richtung Zentrum von Las Vegas, nicht aber ohne nochmals am einem Walmart Superstore anzuhalten. Direkt an der Ausfahrt 7 von der Interstate 215 hat Anja einen Superstore ausgemacht. Der liegt perfekt, ohne großes Herumrangieren und Ampelabstandsfahren können wir dort die letzten Sachen einkaufen. Gerne hätte ich auch noch einen Vorrat der leckeren Cola Líght Dosen in den Geschmacksrichtungen Exotic Mango oder wild Cherry gekauft. Aber da wir das Wohnmobil in Kürze abgeben müssen und wir die Dosen ja im Auto, was dann für die letzten paar Tage hier in den USA an seine Stelle tritt, nicht kühlen können, macht das keinen Sinn. Warm schmeckt die Light Plörre einfach nicht. 😉
Auch übrige Lebensmittel wie wieder einmal fragwürdig große Pitzen (in welchen normalen handelsüblichen Ofen passen die bitte?!) oder eben auch die leckere Auswahl an Honigschinken (ja, ich habe fast wieder Appetit darauf! 😉 ) lassen wir notgedrungen mangels Platz und Kühlschrank liegen. Einzig Klamotten kaufen wir ein letztes Mal groß ein! Besonders Hosen und Shirts, auch Markenware, sind hier unschlagbar günstig! Und das beste: Meine Größe, die bei C&A bereits in der „starke Männer“- Abteilung zu suchen ist, hängt hier ganz normal am Kleiderständer. Ich liebe Amerika! 😀
Auch das Mittagessen besorgen wir uns gleich hier. An der Fleischtheke entdecken wir frische heiße Hähnchen! Obwohl, in Anbetracht des „proud american“ sind es eher kleine Truthähne von der Größe her! Unschlüssig drehe ich den warmen und wohlriechenden Vogel dennoch hin und her. War da nicht was mit den Amis und Geflügel?! Anja schüttelt zuerst den Kopf, doch dann fällt es uns wieder ein! Chlorhühnchen! In den USA wohl Usus, in der EU verboten! Ist das hier jetzt so ein Chlorhühnchen oder nicht? Nun, wir haben wahrscheinlich schon so viele für die EU unübliche Betandteile in unserem Essen hier verdrückt, dass es jetzt darauf auch nicht mehr ankommt und wenn Walmart mit dem Chlorhühnchen alles richtig gemacht hat dann soll das gar nicht so ungesund sein, oder?
Nun, „Muss man ja auch mal probiert haben!“ propagiere ich kühn und so wandert unser Mittagessen zu den Wrangler Jeans in den Einkaufswagen. Nachdem wir bezahlen und auch in diesem Walmart wieder fast mehr Plastiktüten zu unserem Einkauf erhalten, als wir Produkte gekauft haben, geht es gleich zurück zum Wohnmobil.
Da das Hähnchen heiß und lecker vor sich hin duftet, warten wir mit dem Essen nicht länger. Noch hier auf dem Walmart- Parkplatz verspeisen wir zu viert die leckere Köstlichkeit. Wenn es ein Chlorhühnchen war, hat es jedenfalls nicht danach geschmeckt! Zumindest hat es nicht nach abgestandenem Schwimmbadwasser geschmeckt (was ich jetzt erwartet hätte, wenn man an Chlor in Lebensmitteln denkt), wenn ich das mal so beschreiben darf.
Um kurz vor 5 sind die Einkäufe verstaut, der traurige, knochige Rest vom Chlorhühnchen gleich hier im Mülleimer des Supermarktparkplatzes entsorgt und das Navi auf die letzten Kilometer bis zum Circus Circus Casino und RV Park programmiert. Nochmals 23 Minuten wird die Fahrt dorthin dauern und ich bin froh, dass wir loskommen. Es dämmert bereits ein wenig und durch die vielen schon jetzt grell leuchtenden Neonreklamen überall wird das Fahren mit der dicken Landyacht durch den wuseligen Innenstadtverkehr nicht gerade einfacher. Bevor wir einen der sehr seltenen Kleinwagen auf den Straßen übersehen und später aus dem Profil unseres F 450 Ford- Reifen kratzen müssen, möchte ich echt gerne endlich ankommen.
Die Szenerie von Vegas ist bereits in diesem „Speckgürtel“ rund um die Casinos am Strip, beeindruckend wie atemberaubend! Selbst die Jungs zieht es von den Tabletts weg hin zum Fenster, wo sie sich gegenseitig damit übertrumpfen, wer den schöneren Wolkenkratzer erkennt. Besonders der Trump Tower sticht immer wieder heraus! Tja, wenn man seinen Namen derart präsent an ein in der Sonne golden glänzendes Hochhaus schreiben kann, hat man es wahrscheinlich wirklich geschafft, wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Respekt.
Es wird voller um uns herum, wir nähern uns dem Circus Circus und versuchen, den Anweisungen des Navis möglichst genau zu folgen, was gar nicht so einfach ist. Denn das Navi gibt uns, als wir das Circus Circus endlich erreichen, widersinnige Anweisungen in Straßen abzubiegen, die es in echt gar nicht gibt! Es steht eine Mauer dort, wo das Navi eine mehrspurige Einfahrt anzeigt! Das kann ja nicht richtig sein! Wir können das Areal, welches wohl der RV Park sein soll, erahnen, aber wir kommen einfach nicht ran! Und schon sind wir zu weit gefahren und müssen eine Ehrenrunde um das ganze Gebäude drehen, bis wir wieder am Ausgangspunkt unseres Anlaufs für den RV Park kommen. Dann eben ohne Navi und nur mit gesundem Menschenverstand! Übrigens NUR mit gesundem Menschenverstand! Denn zu unserer Überraschung müssen wir auch im zweiten Anmarsch etwas zerknirscht realisieren, dass es AUCH überhaupt keine Schilder gibt! Keine Piktogramme, keine Symbole, gar nichts! Nur „Circus Circus, dann steht man davor und könnte Valet Parking machen. Und dann musst du die nächste Ehrenrunde drehen! Ist ja auch alles Einbahnstraße hier! Selbst, wenn man denn überhaupt ans Wenden mit dem Panzer denken könnte, es wäre schlichtweg verboten!
Und ich muss dazu sagen, dass hier auch nichts, wirklich NICHTS mehr stimmt! Ich habe ja im Vorfeld zu unserem Besuch hier ein paar Bewertungen gelesen und dabei auch erfahren, dass eben schon so mancher Gast und Camper mit dem Wohnmobil vor uns so seine liebe Mühe hatte, hier die Zufahrt zum Platz zu treffen. „Aber da bin ich schlauer“ dachte ich mir seinerzeit und bin die ganze Strecke nebst Zufahrt ja schon zuhause am heimischen Laptop mittels Google Maps bzw. Street View abgefahren!
Aber ähnlich, wie auch das Navi, spiegelt dies leider nicht im Geringsten die tatsächliche Situation vor Ort wieder. Nichts passt mehr zueinander!
Die Zufahrt hierher und die gegenseitigen, ich nenne es mal vorsichtig „Beratungen“ zwischen Fahrer und Bordnavigator holt dann für einen kurzen Moment eine wirklich dunkle Seite in unserer beider Seelen hervor. Wahnsinn!
Am Ende finden wir dann doch die Zufahrt! Der Preis dafür sind aber mindestens 10 Jahre unsere Lebens! Für jeden von uns!
Als wir ENDLICH in der Einfahrt der Rezeption zum Stehen kommen, der Motor schweigt und die Anspannung sich legt, bin ich absolut sicher: Das war in unserer bisherigen über 12 jährigen Campinggeschichte mit Abstand, mit Aaaaabstand die am schlechtesten zugängliche Zufahrt zu einem Campingplatz aller Zeiten und in allen bislang besuchten Ländern! Wahnsinn! Welcome to America! Welcome to Circus Circus!
Nachdem wir uns einen Moment gerappelt haben, spaziere ich mit Nils in die Rezeption. Zwei Mitarbeiter stehen Tresen eine dritte Kollegin hält sich im Hintergrund auf. Alle wirken beschäftigt am Computer und es dauert einen Moment, bis ich an einen Schalter herangewunken werde. Die Dame tippt am Computer herum, als ich ihr unsere Reservierung zeige. Schließlich greift sie sogar zum Telefon, und klärt offenbar unsere Reservierung. Oha! Stimmt etwas nicht?!
Tatsächlich erscheint es komisch, denn erst am Telefon bekommen wir, soviel bekomme ich durchs Lauschen mit, unseren Stellplatz. Ganz hinten, letzte Reihe, die buchstäblich „letzte Ecke“. Hmm. Na dann ist es dort wenigstens schön ruhig…
Als wir mit dem Wohnmobil einmal über den halben (und auch halb leeren) Platz zu unserer zugewiesenen Parzelle fahren und dort rückwärts einparken, trifft uns beim Aussteigen fast der Schlag! Was für ein ohrenbetäubendes Gedröhne! Offenbar stehen wir gleich unterhalb eines benachbarten Kühl-, Klima- und/oder Heizungssystems. Keine Ahnung, was es genau ist. Aber die Turbine dort brüllt so laut, dass man sich fast im ersten Deck gleich oberhalb des Maschinenraums der Titanic wähnt!
Doch das ist noch nicht einmal das schlimmste! Auch der Spielplatz für die Jungs, um dessen Nähe ich bei der Wahl bei einer Parzelle ausdrücklich gebeten habe, ist so weit weg, wie er nur sein kann! Unmöglich die zwei auf eigene Faust zum Spielplatz zu schicken, ohne mitgehen zu müssen. Der Spielplatz muss mindestens in Sicht- UND Hörreichweite sein, damit wir die Kinder alleine dorthin ziehen lassen können. Aber das beste kommt noch! Hundescheisse! Und nicht nur ein Häufchen oder zwei, nein, DUTZENDE! Auf dem schmalen Grünstreifen, direkt neben der Stromsäule, auf dem Asphalt, kurzum überall und rundherum in einem Umkreis von 5 Metern um unser Wohnmobil mindestens ein Dutzend! Eher mehr!
Das geht gar nicht!
Und obwohl es sonst nicht so sehr meine Art ist, muss ich doch sagen, dass diese Parzelle hier wirklich die allerschlechteste ist, die man uns hätte anbieten können. Und das ich jetzt in die Rezeption rüber stiefeln und um einen neuen Platz bitten werde. Hier bleiben wir nicht!
In der Rezeption beginnt kurz darauf das, was man in Amerika wohl so etwas wie einen „typischen Kundendialog“ nennt. Dabei geht es mir wirklich nicht darum, hier Stress zu machen! Aber der Platz ist nicht nur halb leer, sondern eben unsere Parzelle auch aus mehreren Gründen absolut untauglich für einen mehrtägigen Aufenthalt! Wir diskutieren hin und her, die Dame erklärt mir, dass wir eben nur einen Platz mit „einseitigem“ Anschluss gebucht haben und nicht in einen sogenannten „Pull- Trough“, also hinten rein und vorne raus, wechseln können. OK, hab ich verstanden! So einen brauche ich ja auch nicht zwingend! Es soll nur sauber sein! Aber scheinbar interpretiert die Dame meine Anfrage dahingehend, dass es mir nicht um die Parzelle geht, sondern nur um ein kostenloses Upgrade?!
Zumal ja auch rund um die zentral gelegenen Pulltrough eben auch andere Plätze zu finden sind, die man zum Beispiel nur vorwärts nutzen kann. Wo ist der Unterschied, ob ich nun rückwärts oder vorwärts in meiner Parzelle stehe?! Preislich gibt es jedenfalls keinen und ich habe bei der online- Reservierung des Stellplatzes bei Preisgleichheit eben einfach auf „rückwärts“ statt „vorwärts“ geklickt. Ob dies oder jenes ist mir wirklich egal.
Und so diskutieren wir. Und weil mir die Zeit zu schade ist, jetzt Platz und Urlaub madig zu machen, halte ich kurz mit Anja Rücksprache und wir entscheiden uns, eben auch mehr zu zahlen, wenn es dafür ein Platz direkt am Spielplatz, ohne Flugzeugturbine und vor allem ohne Hundetoilette wird!
Dann endlich greift sie zum Telefon und telefoniert erneut.
Das Gespräch dauert lang und während sie diskutiert, kommt ein Platzwart in die Rezeption, nimmt mich zur Seite und bittet um Entschuldigung, es wäre nicht die Schuld der Dame oder seine. Das Problem ist, dass die Parzellen hier wie Hotelzimmer gebucht werden. Und jede Platzvergabe oder auch Änderung darf eben nicht die Rezeptionisten hier, sondern nur die Rezeption im Haupthaus vornehmen, wo auch die normalen Hotelgäste ein- und auschecken. Wird also was geändert, darf das hier keiner selbst, sondern muss vom Haupthaus aus im System eingetragen und abgeändert werden. Und spätestens dann muss eben auch geklärt sein, wer für die Kosten aufkommt. Was für ein bürokratischer Schwachsinn!
Nach einigen Minuten des Wartens hat es unsere Dame geschafft und versöhnt sich auch wieder mit uns. Sie habe alles geklärt, wir dürfen eine PullThrough Parzelle direkt am Spielplatz nehmen und das beste: Wir müssen auch nichts extra bezahlen!
Das versöhnt!
Die Freigabe für den besseren Platz lassen wir uns nicht zweimal sagen. Eher es sich die Kollegen im Haupthaus anders überlegen, schnappen wir uns unser Wohnmobil und parken um auf die neue, wirklich ausreichend große, deutlich ruhigere und vor allem kackfreie Parzelle gleich am Pool und Spielplatz. Super! Las Vegas, JETZT darfst du uns verzaubern!
Gegen halb 7 sind wir stadtfein und startklar für unseren erste Sneak- Preview in die Glamor-, Glitzer und Zockerwelt! Und kulinarisch verwöhnen lassen wollen wir uns auch! Das Chlorhühnchen vom Walmart hat nicht so lange vorgehalten und die Aussicht auf ein leckeres Abendessen, vielleicht sogar einem der berühmten Casino- Buffets, wäre jetzt genau das richtige! Wir folgen also der Beschilderung zum „Casino“ und stehen kurz darauf im Hotelkomplex des CircusCircus in einer Art geschlossenen langen Galerie. Es riecht etwas muffig. Wahrscheinlich sind die alten und durchgelatschten Teppiche die Ursache. Überhaupt ist das Circus Circus weit weniger gepflegt, als ich die Casinos in Las Vegas von unserem letzten Besuch in Erinnerung habe.
Ein deutlich moderneres Bild entdecken wir, als wir die langen Verbindungsgänge und Flure des Hauses durchquert haben und uns in den Hauptstrom der Besucher und Touristen einreihen können.
Und hier finden wir dann so etwas wie eine Galerie und Einkaufsmeile, auf der sich zahlreiche Geschäfte aneinander reihen. Die Gänge sind breit und das Angebot an kleineren Naschereien, Klamotten, Souvenirs und anderen Verlockungen lädt zum Geldausgeben ein.
Durch das Loch im Bauch findet natürlich so mancher kleine Kiosk mit seinen mindestens ebenso bunten Lichtern wie Schokoriegelverpackungen unsere Aufmerksamkeit. Aber spätestens beim Blick auf die Preise muss man ganz schön schlucken! Eine kleine Flasche Wasser mit um 0,5 Litern Inhalt kostet fast 3 Dollar! Fett! Ein Glück, dass wir vorhin nochmals eingekauft haben, denn wenn es etwas auf dem Strip nicht gibt, dann wird es wohl ein einfacher Supermarkt sein! Entsprechend teuer ist alles, was man für sein tägliches Wohl hier im Casino kaufen kann.
Stöbern und schauen tun wir natürlich trotzdem! So viele tolle Sachen, fast wie ein kleiner Weihnachtsmarkt mit den ganzen Buden! Nur eben ohne Weihnachten.
Als wir uns dem Hauptbereich des Casinos nähern, umschwirrt uns noch ein weiteres Aroma. Seltsam vertraut, gleichzeitig abstoßend. Es dauert einen Moment, bis wir die Ursache richtig einordnen können, dann aber trifft es uns umso härter. Zigarettenrauch! Hier im Casino kann rund um die Spieltische tatsächlich noch geraucht werden! Und obwohl die Klimaanlage sichtlich erkennbar die Abgase der Zigarettenqualmer nach oben und somit weg von den übrigen Gästen saugt, ist das Odeur von verbranntem Tabak und Nikotin allgegenwärtig. Buargh! Jeder Nichtraucher weiß sofort, was wir meinen.
Gut, wir sind eh nicht zum zocken hier und wenn man bedenkt, welche Millionen, Häuser, Yachten, Gold, Geld und sonstige Werte hier manchmal auf dem Spiel stehen, sei dem passionierten Raucher für seine Nerven sicherlich auch die ein oder andere Zigarette menschlich zugestanden.
Überraschend ist eben nur, dass das Rauchen überhaupt erlaubt ist! Wir hätten gedacht, dass in den USA grundsätzlich alles mit Tabak und Co verboten sei, selbst in Texas waren Zigaretten praktisch überall aus dem Stadtbild verschwunden. Und hier ist es ganz normal?! Es wirkt surreal, fast wie eine kleine Zeitreise in die 80er Jahre, als noch Michael Knight mit seinem Wunderauto KITT durch die Staaten gedüst ist. Vegas scheint, zumindest hier im CircusCircus Casino, wie eine Zeitmaschine in die alte Zeit zu funktionieren.
Bleiben wollen wir hier natürlich nicht! Obwohl an einem der Rondelle mit den Spielautomaten bei der richtigen Kombination nichts geringeres, als ein Auto als Hauptgewinn winkt! Da bin ich gleich versucht, die mühsam erarbeiteten Reisedollar zu verzocken! Wie cool wäre es bitte, wenn wir hier ein Auto gewinnen würden?! Dürfte zwar nicht so leicht sein das Fahrzeug nach Deutschland zu bekommen, aber was wäre das für ein tolles Reise- Souvenir! Zum Glück kann mich Anja bremsen, zumal auch die Kinder ja überhaupt nicht in die Nähe der Spieltische dürfen, bzw. nur vorbeigehen dürfen.
„Vorbeigehen“ ist übrigens ein gutes Stichwort! Wir würden das Casino jetzt echt gerne mal verlassen und vor die Türe auf den Strip gehen! Aber dies zu realisieren wird uns vom Casino so schwer wie möglich gemacht!
Den Ausgang muss man nämlich erstmal finden! Die Beschilderung ist wirklich mäßig und allein darauf ausgerichtet, um möglichst viele Spieltische und Slotmachines erst herumkurven zu müssen, bevor man das Haus verlassen darf. Gerade Linien, klare Wege, das suchst du hier vergebens! Du sollst dich gefälligst in den schmalen, verwinkelten Sackgassen verlaufen, wie Kreuzritter bei der Eroberung der Altstadt von Akkon 1099 n. Chr.!
Schlussendlich entdecken wir so etwas wie einen Verbindungstunnel und obwohl uns dieser wohl noch nicht ganz in die Freiheit entlässt, folgen wir dem Weg in Richtung Adventuredome des CircusCircus, was wohl so etwas wie ein kleiner Freizeitpark unter einem Zirkuszelt ist. Dort wird es sicherlich auch einen Ausgang geben.
Im AdventureDome angekommen beeindruckt uns sofort die Achterbahn und der Freizeitpark- Charakter. Viele Fahrgeschäfte stehen bereit, allerdings sind die Kosten für eine wilde Fahrt nicht gerade günstig! Im Gegenteil! Dennoch spazieren wir eine Runde durch den Dome und schauen mal, ob nicht zumindest Nils ein Fahrgeschäft findet, wo er eine Runde mitfahren kann. Natürlich würde er eine Runde mit der schnellen Achterbahn fahren wollen, ja, aber alleine kann er noch nicht und weder für Anja noch für mich ist das was. Da kämen wir definitiv mit einem Bandscheibenvorfall wieder raus, so wie die rumpelt!
Überhaupt ist es sehr laut in diesem Dome! Die Achterbahn dröhnt, wenn sie über unsere Köpfe donnert und die metallische Konstruktion der Streben scheint den Hall zu verstärken. Kaum eine Ecke hier, in der man sich mal für einen Moment ruhig unterhalten und abstimmen kann, das Grundrauschen ist eher ein Grundrumplen, welches normale Konversation spiellos überdeckt. Dazu kommt, dass das Zirkuszelt nicht beheizt ist und obwohl es tagsüber sicherlich recht warm war, ist jetzt, wo die Sonne weg ist, schnell Eiszeit in der Wüste. Uns fröstelt und es ist laut!
Tim ist der erste, der es nicht mehr aushält. Er macht eine Fingerbewegung und bittet mich, zu ihm runter zu kommen. Da mir der Rücken weh tut, nehme ich ihn lieber auf den Arm. Er drückt sich an mich und flüstert mir dann ins Ohr, dass es ihm hier gar nicht gefällt. Zu laut, zu kalt und das er Angst wegen dem ständigen Gedonner hat.
Ich behalte meinen kleinen Bub auf dem Arm und spreche die erste Verkäuferin an, die an einem der weniger stark frequentierten Fahrgeschäfte arbeitet und frage sie nach dem Ausgang. Denn auch der Dome ist so konstruiert, dass man auf „natürlichem“ Wege den Ausgang möglichst nicht finden soll. Folgt man der spärlichen Beschilderung für die Notausgänge (das einzige, was überhaupt beschildert ist), gelangt man an verrammelte und alarmgesicherte Türen, oder wird zurück in das Casino geführt. Beides nicht unser Weg. Die Dame erklärt mir umständlich wie mühevoll (die Geräuschkulisse ist wirklich unerträglich geworden, wie halten die Angestellten das nur den ganzen Tag ohne Gehörschutz aus?!), dass wir den halten Rundweg zurückgehen müssen und dann im Schatten der Wasserbahn neben der „Trading Post“ einen Ausgang findet. Wow! Auf den Schildern, die sich hier befinden, findet man den Hinweis nicht. Dort sind eben nur die Attraktionen angeschlagen! Nicht aber der Ausgang…
Auch der Dome ist wirklich darauf ausgelegt, dass man möglichst viel Zeit im Innern verbringt.
Wir schlagen uns durch und finden müde und abgekämpft den Ausgang. Und wir gehen asynchron zum breiten, gut ausgebauten Weg, der zurück ins Casino führt, so lange an der Wand entlang, bis wir den Ausgang auch aus dem Casino endlich finden. Puh! Las Vegas? Gerne! Aber für unser nächstes Abenteuer hier nur noch mit vollen Batterien und einem aufmerksamen wie geschärften Orientierungssinn, der uns schon beim Betreten eines Gebäudes wichtige Orientierungspunkte ins Gehirn brennen soll. Sonst verläuft man sich echt!
Die frische Nachtluft aber auch die sofortige Ruhe tut gut! Wir schöpfen neue Energie und gehen noch ein paar Schritte am Strip entlang in der Hoffnung, doch noch ein passables Ziel für ein kleines Abendessen zu entdecken. Immerhin hat der Irrflug durch das CircusCircus fast eine Stunde gedauert, was unserem Hunger ja nicht gerade zuträglich war.
Als grobes Ziel für den Abend peilen wir zunächst das „Treasure Island“ an. Wir kennen die dortige Show mit den Piratenschiffen noch von unserem ersten Besuch und sind sicher, dass dies bestimmt ein ganz tolles Erlebnis sein würde!
Aber schon nach wenigen Metern wird klar, dass das heute Abend nichts mehr wird. Zu weit sind die Wege, zu leer unser Akku, zu müde die Füße, zu schwer der Kopf, zu groß das Loch im Bauch.
Und fast wie ein kleiner Leuchtturm nach einer langen und beschwerlichen Fahrt 1642 auf See entdecken wir das güldene M, welches erhaben und hoch durch die Nacht strahlt. McDonalds!
Nils ist sofort begeistert und auch Anja und ich lassen uns breit schlagen. Eigentlich wollen wir ja gerade McD nicht so oft besuchen, weil wir das ja auch zuhause können. Aber in Anbetracht, dass nichts anderes greifbar und in der Nähe ist, lassen wir uns direkt hier am McDonalds neben dem CircusCircus fürs Abendessen nieder.
Es war übrigens gut, dass wir nicht aufs Geradewohl den Strip entlang marschiert sind. Denn dank des FreeWifi hier im McDonalds (das FreeWifi auf dem RV Park haben wir bislang noch nicht ans Laufen bekommen) entdecken wir bei der Suche nach den Zeiten für die Piratenvorstellung am Treasure Island, dass die Show dort nicht mehr aufgeführt wird! Sehr sehr schade!
Aber nun gut, lieber wir bemerken das jetzt, als wenn wir die etwas mehr als 1 km noch heute Abend dorthin gelaufen wären.
Nachdem wir uns ein paar Burger gegönnt haben (die Cheeseburger hier schmecken wirklich viel herzhafter als bei unserem McDonalds! Kann ich nur nochmals bestätigen!), geht es zurück zum Wohnmobil! Der Tag ist einfach durch und wenn wir für unseren Ausflug morgen fit sein wollen, müssen wir uns eben auch mal eine Ruhepause gönnen.Wir machen noch ein paar schöne Bilder, dann geht es zurück.
Kaum bringen wir die Kinder dann auch zu Bett, schlafen beide sofort ein wie Steine, sodass Anja und ich überraschend früh einen Moment haben.
Ich tippe die noch frischen Erlebnisse des Tages gleich in den Reisebericht und Anja sondiert die Möglichkeiten, von hier aus Ware mit der Post nach Hause zu verschicken. Es könnte nämlich sein, dass unsere Kofferkapazitäten nicht ausreichen! Wir haben einfach unterwegs zu viel gekauft….
Was wird es also werden? Ein zusätzlicher Koffer als Übergepäck? Gleich hier auf der Shopping- Meile des Casinos gekauft? Angebote waren ja einige da. Oder doch lieber eine große Kiste, die wir dann per Post an uns selbst verschicken…
Nachdem ich die wichtigsten Stichworte aufgeschrieben habe, packt mich nochmals die Abenteuerlust! Beim Tippen entdecke ich gegenüber des RV Park das große wie einsame Parkhaus, von dessen Parkdeck ganz oben aus, so vermute ich zumindest, einen tollen Ausblick auf den Strip, mindestens aber auf das Circus Circus und den RV Wohnmobilpark haben müsste, wo wir stehen. Und da ich gerne ein schönes Nachtbild unseres Wohnmobils vor dieser leuchtenden Kulisse hätte, spaziere ich mit der Spiegelreflex- Kamera bewaffnet dort einmal rüber.
Jetzt, in der Dunkelheit, bemerke ich übrigens als erstes, dass im Trump Tower deutlich weniger Zimmer hell erleuchtet sind, als es zum Beispiel bei unserem Circus Circus der Fall ist.
Gut, der Trump Tower ist nun nicht direkt am Strip. Aber dennoch sind es nur sehr wenige Zimmer, die offenbar derzeit belegt sind. Ich nehme mir vor morgen mal herauszufinden, was so im Vergleich die Übernachtungen dort kosten und ob es im Trump Tower zum Beispiel ein Museum mit der Geschichte der Trumps gibt. Man kann über ihn und seine Präsidentschaft sagen, was man will. Viele lehnen sie ab. Nichts desto trotz ist er der gewählte Präsident der vereinigten Staaten und wenn man versucht, seine eigene politische Meinung nicht seine Vorlieben in Punkto Reisen gestalten zu lassen, ist die Geschichte des Mannes und sein Aufstieg bis in das höchste Amt zum mächtigsten Mann der Welt (gleich nach Putin 😉 ) schon faszinierend! Objektiv betrachtet! Da ist es nur recht und billig, dass man sich doch für seinen Werdegang interessiert?!
Na schauen wir mal.
Der Ausflug ins Parkhaus gleicht ein wenig einer Achterbahnfahrt der Gefühle! Zum einen die Neugierde auf ein tolles Foto vom Strip und/oder vom Wohnmobil! Andererseits ist es hier, so ganz allein im Parkhaus, schon verdammt einsam und mulmig! Nicht nur, dass ich mich als einziges nur mit dem langen 55-200er Objektiv für die Kamera einem Angriff erwehren könnte, auch die Geräusche allein hier sind ungewohnt! Mein Hall der Schritte als Beispiel! Oder das gelegentliche Knacken aus den Ecken des Parkdecks. Mehr als einmal drehe ich mich um, mehr als einmal denke ich, dass ich hier doch unmöglich alleine sein kann! Selbst, als ich mit dem Fahrstuhl nach oben fahre, bin ich bis über beide Spitzen der Füße wie Haare angespannt in Anbetracht von allem, was plötzlich hinter einer sich öffnenden Fahrstuhltüre auf mich warten könnte!
Einzig die Kamera, die hier im Fahrstuhl über mich wacht, gibt mir einen Hauch von Sicherheit. Aber schaut auf der anderen Seite wirklich jemand zu? Also ich meine gerade jetzt? Und würde derjenige eingreifen, wenn etwas passiert? Und wie sollte er das tun?
Um mir wenigstens gefühlt die Aufmerksamkeit und damit den Schutz des Kamerabeamten zu sichern, winke ich einmal fröhlich zur Kamera und setze mein schönstes touristisches Lächeln auf, welches ich spontan abrufen kann! Die Linse der Kamera quittiert diesen Versuch nur mit einem gespenstischen Surren.
Als sich am obersten Parkdeck die Türen öffnen, luge ich ganz vorsichtig hinaus. Niemand da!
Und hier oben ist es durch das fehlende Dach nicht ganz so beengt, wie auf der unteren Etage. Der kalte Wind pfeift und man kann bis in die Ecken sehen, dass ich hier ganz alleine bin. Die zwei, drei Autos in der Ferne bieten keine Deckung für mögliche böse Gestalten, dass ich deren mögliches Annähern nicht bemerken würde.
Also suche ich mir einen passablen Aussichtspunkt, wo ich mir die beste Chance auf gute Fotos ausrechne.
Der Blick auf den Strip bleibt mir verwehrt. Das CircusCircus steht quasi genau im Weg. Einzig der besagte Trump- Tower und das „Stratosphere“ Pfeilhotel auf der einen Seite, sowie der mehrgebäudige Komplex des Hilton Hotels auf der gegenüberliegenden Seite findet den Weg auf meinen Speicherchip. Schade, kein Panoramabild des Strip…
Dennoch ist der Ausblick schön und die Nacht irgendwie angenehm. Obwohl es so frisch ist. Einzig die zahlreichen Helikopter nerven etwas, die offenbar den Strip jetzt in der Nacht entlang fliegen und an diesem nördlichen Ende, wo das CircusCircus steht, wenden und den Strip dann wieder in entgegengesetzter Richtung hinunter fliegen.
Selbst bei geschlossenen Fenstern und Türen im Wohnmobil sind diese nicht zu überhören. Hoffentlich fliegen die nicht die ganze Nacht…
Tagesstatistik:
Meilen bei Abfahrt: 2.285,9
Meilen bei Ankunft: 2.401,7
Gefahrene Meilen: 115,8 = ca. 189km