Wir sind zwar gerade erst seit zwei Wochen aus dem Sommerurlaub mit dem Wohnmobil zurück, da bekommen wir Lust wieder los zu fahren!
Jeden Tag fährt man mit dem PKW daran vorbei und jeden Tag schaut einen das Wohnmobil mit großen fragenden Scheinwerfern an, wann es denn endlich wieder los geht.
„Hallo, ich koste auch Geld, wenn ich stehe, also nutze mich!“
Hat mein Wohnmobil das gerade zu mir gesagt?

Da ich nach wie vor ein paar Zweifel hege, ob das Wohnmobil wirklich der richtige Inbegriff von Freiheit ist, ja besser gesagt von meiner Vorstellung von Reisefreiheit ist, werden nur weitere Touren ein mögliches Gegenteil oder eine Bestätigung beweisen.
Zumindest wollen wir uns selbst anhand weiterer Kurztouren beweisen, dass der Urlaub mit dem Wohnmobil Spaß macht und wir vielleicht auch mal einfach ohne nennenswerte Ereignisse ohne ADAC und Pannenengel von einer Reise heim kommen.

Ob uns das gelingen wird?

Anja ist ja von beidem fest überzeugt. Ihr bestes Argument ist nun mal, dass sie gerne draußen ist und die Natur mit dem Wohnmobil am besten erfahren kann.
Die Pannen waren Anfängerpech und werden sich nicht wiederholen.
Ob sie das beim Universum bestellt hat?
Jedenfalls hat Anja die richtige positive Einstellung und sie schafft es immer wieder, mich ebenfalls zu überzeugen.

Nun liegt es aber auch wirklich an der Sache selbst, dass man ein Wohnmobil auch außerhalb der tariflich zustehenden 26-30 Urlaubstage im Jahr intensiv nutzt. Andernfalls rechnet sich das Teil nie! Für 3 Wochen Urlaub im Jahr empfiehlt sich sowieso wohl immer ein Mietmobil, wenn es unbedingt Urlaub mit dem Reisemobil sein soll.
Für Besitzer wie uns aber bieten sich Brückentage, Feiertage oder auch die einfachen Wochenenden für Touren durchs ganze Land geradezu an.

Ich habe bereits vor der Anschaffung mehrfach durchgerechnet, dass sich ein Wohnmobil auch im unteren Preisbereich für uns niemals rechnen wird.
Mir ist nach wie vor schleierhaft, wie sich viele Menschen Fahrzeuge für 30, 50 oder sogar 100.000 € kaufen und diese dann vor den Türen der Reihenhäuser, Familienlofts und Parkvillen stehen und vor sich hin oxidieren.
Das rechnet sich doch auch niemals.
Gut, eine Wohnung rechnet sich auch nicht, man kann ja auch in den Wald schei***, aber irgendeinen Ort muss man ja sein Zuhause nennen.
Es sei denn es handelt sich um Nomaden, die sind überall zuhause.
Sind Wohnmobilisten die letzten genetischen Überbleibsel der alten Nomaden?
Muss es deswegen ein eigenes Mobil sein? Das zumindest die theoretische Möglichkeit besteht einfach abzuhauen?

Ein Wohnmobil kostet 30.000 € neu, der Kredit des Händlerangebotes gestattet es mir das Fahrzeug die nächsten 10 Jahre abzuzahlen bei 5.000 € Anzahlung.
Sorry, aber das finde ich komplett nonsens.
Die nächsten 10 Jahre an den Urlaub mit dem Mobil binden? Damit sich die Anschaffung lohnt?
Nein danke! Wenn ich auch mal wieder mit dem Billigflieger+Mietwagen weg möchte um ferne Länder zu sehen ohne dabei erst mal 2-4 Tage für die Anreise zu verbrauchen, darf mir das nicht die Kosten/Nutzen Rate meines Wohnmobils versauen.

Aber so darf man eben nicht denken.
All das ist Bullshit und ohne den Gedanken einfach zu vergessen wird man wohl nie Spaß am mobilen Leben empfinden!

Das Wohnmobil ist mehr ein Hobby, wofür man kein Geld ausgeben muss; aber kann!

Und so wollen wir es mit der nächsten kleinen Kurzreise halten und das Wohnmobil einem weiteren Tauglichkeitstest für ein Wochenende unterziehen.

Bisher war es so, dass wir gerne mal Samstags Kurztouren im maximal 400 km Bereich unternommen haben (One-Way versteht sich)
Man fährt morgens los, erkundet den Tag über einen Ort oder Punkt, geht abends noch schön essen und fährt dann in der Nacht heim.
Vorteil: Keine Übernachtungskosten
Nachteil: Die Reise schlaucht und man braucht einen Tag zur Erholung zuhause

Freitags abfahren kam für uns nur dann in Frage, wenn wir auch wirklich bis Sonntag geblieben sind und darüber hinaus der Montag (als Ersatz für den Sonntag) frei war.
Vorteil: Man wacht Samstag ausgeruht am Ferienort auf
Nachteil: Man muss die Nacht Fr / Sa bezahlen, hat aber vom Freitag nichts (weil Anreise)

Mit dem Wohnmobil lassen sich zumindest die Nachteile im letzten Beispiel deutlich schmälern!
Die Kosten für die Übernachtung tendieren bei 5-15 € für Stellplätze oder 15-25 € für Campingplätze.
Das ist im Worst-Case (Neu-Denglisch für Schlimmstenfalls) die halben Kosten für ein Gästezimmer.
Da lohnt sich auch eine Freitagsanreise.
50 € pro Nacht sind bisher unser Limit für Pensionen oder B&B gewesen, auf CP´s haben wir das Limit erst mal knallhart um 50 % reduziert.
Ganz mutige stehen sicherlich frei und sparen sich auch diese Taler.
Wir sind derzeit aufgrund schwacher Batterie 2 und Gasproblemen mit dem Kühlschrank jedoch mindestens auf einen Stellplatz mit Strom angewiesen.

Die Freitagsanreise ist aber auch aus einem anderen Grund erforderlich.
Reisegeschwindigkeit!
Konnte man den Radius mit dem PKW problemlos auf besagte 600-800 km pro Tag als Rundlauf dehnen, dürfte es mit dem Womo schon bedeutend schwerer werden.
Bei 85 km/h im Durchschnitt (ermittelt auf der Dänemarktour 2007) ohne Pause ergeben sich in 4 Stunden Fahrtzeit 255 km.
Also muss die Fahrtzeit verlängert werden, dies geschieht natürlich auf Kosten der Urlaubszeit vor Ort, was einen Tagesausflug in unseren bisherigen Radien mit dem Wohnmobil als Ausflugsfahrzeug leider nicht mehr unterstützt.

Freitags muss also angereist werden, man kommt an und hat dann den Samstag am Ort.
Anders geht es nicht.

Nun beinhaltet aber eine Anreise Freitags am Urlaubsort, dass man auch Freitags abreist und da steht einem meist die Arbeit ein bisschen im Weg 😉

Wir haben beide Glück, arbeiten im Innendienst des Dienstleistungssektors und können Freitags früher Schluss machen. Aber es lohnt sich natürlich nur dann, wenn man Freitags auch gleich nach der Arbeit startet, fährt man erst heim und muss dann vorbereiten, wird es eine Nachtfahrt, wenn man nicht gerade in den Nachbarort will.
Dann ist man samstags kaputt und hat auch nichts gewonnen, weil man einen Teil seines Schlafrhythmus verliert. Mürrische und unausgeschlafene Reisende sind die Folge.
Dank besagter Arbeitszeiten ist es mir jedoch wie gesagt möglich meinen Arbeitsplatz in Köln bereits um halb 1 zu verlassen, Anja kann jedoch erst um 14 Uhr in Duisburg los.

Wenn wir gleich nach der Arbeit los wollen, muss das Wohnmobil bereits am Donnerstag „Klar Schiff zum Auslaufen“ vorbereitet werden.
Die Grundausrüstung ist ja vorhanden, dennoch muss man seine Klamotten uns so vorbereiten und im Wohnmobil einladen.
Schließlich will man ja nicht nackt durch die Pampa laufen.
Das ist jedoch kein Problem und so fassen wir Ersatzklamotten und ein wenig Reiseproviant am vorgelagerten Donnerstag, den 28.06.07.

Folgt nun als nächstes eine grobe Richtung des Reiseziels, andernfalls fahren wir spätestens am Europaring am dortigen (für uns ersten) Kreisverkehr mangels Richtung einfach immer weiter im Kreis. Kann auch spannend sein…

Ziele bedeuten für mich immer Punkte wo etwas endet.
Eine natürliche Barriere, eine Art Wechsel der Elemente.
Vielleicht war ich deswegen vom Nordkapp so fasziniert, dies ist so ein großer Punkt, wo etwas geendet hat.
Für uns wird das Nordkapp aber für ein Wochenende etwas knapp werden und außerdem waren wir schon dort.

Eine andere Einschränkung eines möglichen Reiseziels kommt hinzu:
Wir haben uns entschlossen den kompletten Fall-Out für diese Reise zu praktizieren.
Das bedeutet, dass wir morgens zusammen das Haus verlassen und an diesem Tag auch nicht zurück kehren!
Wir fahren direkt von der Arbeit aus los in den Kurzurlaub.
Der Gedanke besteht darin, dass ich Anja morgens zusammen mit dem Wohnmobil nach Köln nehme und sie am Hauptbahnhof absetze.
Normalerweise fährt sie wie ich zum P&R im Nachbarort, wir fahren dann mit dem Zug nach Köln.
Ich steige nochmal in die Straßenbahn, Anja in den weiterführenden Zug nach Duisburg.
Anders ist das vom Geld her gar nicht möglich.

Da wir nun einen fixen Punkt als Start für die Reise markiert haben (den Startpunkt Köln um halb 1 und den wichtigen finalen Startpunkt Duisburg um 14 Uhr), orientiert sich hieran natürlich auch der mögliche Zielpunkt.

Aus der Vorliebe einen Zielpunkt auch immer am Elementwechsel zu orientieren ist das Reiseziel schnell ausgemacht.
Das Meer!
Wie vielleicht bereits aus früheren Reiseberichten bekannt, ist ein Urlaub immer im Ausland schöner, weil mehr fremde Eindrücke wie Sprache in Wort und Schrift und vielleicht sogar eine andere Währung hinzukommen (so wie es in der Kindheit vor dem Euro war) und somit ist auch das Urlaubsland schnell klar: Holland oder besser gesagt Niederlande.
Das Camperland schlechthin! Wenn auch eher für Wohnwagen als Wohnmobile.
Dennoch rühmt sich NL damit das El Dorado für Camper zu sein.
Also ist der kürzeste Weg zum Meer schnell ausgemacht. Irgendwo in die Ecke Schuiven, Nord-Beveland, Zeeland, Rotterdam oder so.

Gebucht wird nichts, wir wollen da bleiben, wo es uns gefällt.

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