Der Tag startet wie der gestrige Tag gestartet ist! Mit Regen! Wenn wir aber beim dänischen Wetter eins gelernt haben, dass hier an der Küste kaum etwas unbeständiger ist, als das Wetter. Wird schon noch schön werden! Und mal ehrlich: Wenn der Regen sein Konzert in R- Dur auf dem Wohnwagendach darbietet, lässt sich kaum gemütlicher nochmals so richtig ins Bettchen kuscheln!
Einzig die Autos stören die Sinfonie! Normalerweise sind diese natürlich kein Problem. Aber da selbst der Haupt- Versorgungsweg hier auf dem Campingplatz Vejers Family Camping nur aus Kies besteht, kruschelt der recht lose geschüttete Kies beim Befahren durch Autoreifen natürlich ordentlich. Ist er dazu noch nass, klingt es fast so, als würde jedes Auto eine Bugwelle wie ein Supertanker vor sich herschieben!
Und weil es eben regnet, fahren viele Dänen und Deutsche die 600m zum Supermarkt eben lieber mit dem Auto, statt zu Fuß zu gehen, was gefühlt in etwa dem Verkehr an Supertankern darstellt, der täglich durch den Ärmelkanal fahren…
Wir dösen noch lange an diesem Morgen. Trotz regem „Schiffsverkehr“ hier auf dem Campingplatz. Als wir endlich die Verdunklungsrollos unserer Wohnwagenfenster öffnen, sind die allermeisten Camper schon wieder unterwegs. Entweder schon abgereist, oder eben zu Tagesausflügen weg.
Das erste Highlight des Tages erleben wir einige Minuten später. Gegen 10 sind wir alle einmal reihum durch und wollen uns gerade für den Spaziergang zum Bäcker fertigmachen. Es hat inzwischen aufgehört zu regnen und wir wollen die Regenpause gerne für den kurzen Marsch zum Supermarkt nutzen.
Als wir aber die Türe vom Wohnwagen öffnen, trifft mich fast der Schlag! Die Markise hängt durch! Es dauert einen Blitzmoment, bis ich die Ursache erkenne. Es sind zum Glück nicht die Stützen! Die haben gehalten. Aber der Regen hat einen ordentlichen Wassersack gebaut! Wow! Das kam unerwartet! Bei unserer alten Sackmarkise, der Fiamma Caravanstore 280 ist das nie passiert! Die war immer ausreichend klein, dass das Wasser links und rechts abgelaufen ist. Jetzt, bei der 360er, scheint offenbar genug Markisentuch für einen richtig schönen Wassersack zur Verfügung zu stehen. Das ich die Markise gestern möglichst gerade ausgerichtet habe, damit es halt schön symmetrisch und ordentlich ausschaut, hat ihr übriges getan. Ein Glück hat das Gestänge trotzdem gehalten! Fast so, als würde der totale Zusammenbruch jeden Moment drohen, hechte ich aus dem Wohnwagen und löse sofort an der linken Seite die Arretierung. Und ein weiteres Mal habe ich „nicht gerechnet“! Denn das Wasser läuft nun keinesfalls kontrolliert ab, wie ich es gedanklich erwartet habe, sondern die Stange presst sich regelrecht durch das unerwartet enorme Gewicht auf dem Markisentuch zusammen! Die Folge: Ein Wasserschwall biblischen Ausmaßes ergießt sich über mich! *BUARGH*
Eine Kaltwasserdusche könnte kaum erfrischender sein!
Ein Glück, dass wie gesagt die allermeisten übrigen Camper schon unterwegs sind und mein Missgeschick nicht mitbekommen. Aber ausgerechnet die junge Familie von gegenüber bekommen zum Frühstück eine tolle Show!
„Warum duscht der Mann in Anziehsachen Papa?“ fragt der 3jährige, während die Eltern eher ratlos wie halbherzig einen Erklärungsversuch starten, der mir zumindest einen Rest Würde lässt. Es gelingt nicht. Sie müssen lachen, meine Jungs müssen lachen, Anja muss lachen und ich muss auch lachen. Oder es ist bei mir Zähneklappern?! Naja. Egal. 😉
Nachdem ich mich abgetrocknet und die nassen Klamotten gegen trockene ausgewechselt habe, spazieren Tim, Nils und ich rüber zum Supermarkt. Anja bleibt derweil beim Wohnwagen zurück zur deckt den Tisch. Übrigens drinnen. Draußen hat sich aufgrund meiner unfreiwilligen Freiluftdusche auf unserer Parzelle spontan ein See gebildet, der ein Frühstück im Freien zur Kneipp Wasserkur verwandeln würde…
Weit müssen wir übrigens nicht gehen! Der Vejers Supermarkt liegt so ungefähr 400m die Straße runter beim benachbarten Stjerne Camping und noch vor der Tankstelle. Schon gestern haben wir den bei der Ortsdurchfahrt erspäht und er sah ehrlich gesagt von außen nicht sehr vertrauenswürdig aus. Eher so „die Touristen kommen ja sowieso, wofür also Mühe geben?“ wirkte er wenig convenient.
Doch der Schein trügt! Schon als wir den kleinen Laden betreten, empfängt er uns mit einem herrlichen Duft von frisch gebackenen Brötchen! Wow, das riecht auf jeden Fall schonmal viel besser, als vorgestern im Dagli Brugsen. Wenn die so schmecken, wie sie duften, werde ich definitiv ein auf zwei Brötchen mehr essen, als ich sollte! Und als die wirklich freundliche Verkäuferin auf meine Frage mir Mohnbrötchen feilbietet, die optisch eher an ein Mohnbrot erinnern, bin ich glücklich wie ein kleiner Junge. Mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht kaufen wir eine große Tüte mit leckerer Auswahl an Backwerk, dann geht es zurück zum Campingplatz.
Anja hat den Tisch zu unserer Überraschung nun doch im Freien gedeckt. Der Tisch musste zwar ein gutes Stück von unserem „Seegrundstück“ in Richtung Parzellenende wandern, aber dann steht einem Frühstück unter freiem Himmel nichts mehr im Wege.
Und die Brötchen? Nun, die schmecken wirklich so gut, wie sie geduftet haben. Ein herrlicher Start in den Tag!
Gegen 12 sind wir fertig mit dem Frühstück und satt wie zufrieden! Und bräsig! Die Regenpause währte nur kurz. Noch während wir die letzten Brötchenhälften mit leckerer dänischer Marmelade belegt haben, beginnt es schon wieder zu tröpfeln! Kurz darauf zieht sich der Himmel endgültig zu und öffnet die Schleusen. Und das nicht nur auf Sparstellung, das kann ich euch versichern. Wenn es von oben regnet, wird der Camper erfahrungsgemäß eher müde. Er rollt sich zusammen, kuschelt sich ins Bettchen und Verschläft auch gerne mal den Tag. Wir müssen echt aufpassen, dass uns das nicht passiert…
Man darf sich vom Regen nicht einlullen lassen und den Tag vergeuden! Denn dafür haben wir diesen Platz ja nicht ausgewählt! Vielmehr soll der Campingplatz hier bei Vejers ja kompensieren, dass der südlich von uns gelegene westlichste Punkt Dänemarks bei Blavand rund um Blavand Stadt und Leuchtturm so unfassbar untauglich für Gespanne ist! Schon im Vorfeld hatte ich natürlich auch Blavand mit Google Streetvies genauestens abgefahren und geschaut, wo man eventuell mit einem Gespann für einen Besuch von Flaniermeile und Leuchtturm am besten parken kann. Leider ist Blavand auch unfassbar beliebt bei Touristen, die Ferienhausdichte rundherum ist entsprechend hoch. Auf Camper ist man hier nicht wirklich angewiesen, entsprechend fehlt für und die passende Infrastruktur. Einzig das Parkareal am Leuchtturm von Blavand mag bedingt geeignet sein – wenn dort genügend Stellplätze frei sind. Wir kennen den Parkplatz vor dem Leuchtturm von Blavand von unserer Rundreise mit dem Wohnmobil von vor ein paar Jahren. Damals konnten wir bequem rückwärts quer zur Fahrtrichtung parken. Längs wäre theoretisch damals auch gegangen, es war genügend frei. Damals war aber auch Nebensaison. Da wir diesbezüglich gar nichts riskieren, nutzen wir heute also mal den Vorteil des abgekoppelten Autos und der entsprechenden Mobilität.
Bevor wir aber starten, gehe ich mit dem Staubsauger einmal durchs Auto! Nicht nur von Römö, sondern auch von Vejers hat sich ein ordentliches Häufchen Sand im Auto angesammelt. Während ich so das Auto aussauge, grübele ich so über das Sandphänomen nach. Ich meine neben mir wird doch auch der ein oder andere eine nicht unerhebliche Menge Sand vom Strand mit ins Auto und nach Hause nehmen, oder? Auto für Auto, Tag für Tag, Sommer für Sommer. Und dennoch scheinen die Strände Dänemarks ausreichend Nachschub vorzuhalten, dass wir den unfreiwillig ausgeborgten Sand wohl nicht zurückbringen müssen. Sonst wäre ja auch sicher Pfand drauf. 😉
Gegen viertel vor eins sitzen wir endlich im Auto. Gute 20 Minuten Fahrtzeit werden uns für den Weg zum Leuchtturm von Blavand angezeigt. Das ist zwar nicht weit weg, dafür aber recht abenteuerlich! Denn der Weg nach Blavand führt entweder über Mosevra und die Route 431 im Dreieck, oder auf dem direkten Weg mitten durch ein militärisches Sperrgebiet! Das Navi zeigt sich von der möglichen Präsenz des geballten dänischen Heeres völlig unbeeindruckt und als der Däne im Dacia Duster vor mir auf die Militärstraße abbiegt, folge ich ebenfalls dem direkten Weg. Das spart immerhin einige Kilometer!
Die Militärstraße entwickelt sich abrupt zur Schotterpiste mit einigem Wellblech! Es ist schwierig mit einem Familienvan die richtige Geschwindigkeit zu finden, dass es beim Überfahren der Wellen nicht zum Aufrubbeln des Autos kommt. Fährst zu langsam, federn die Reifen abwechselnd in jedem Tal ein und das Auto vibriert. Fährst zu schnell, knallt das Rad im Tal rauf und runter und das Auto vibriert ebenfalls. Aber nach ein paar Hundert Meter hab ich den Bogen raus und die Fahrt wird vergleichsweise komfortabel. Nur großen Abstand zum Vordermann muss man natürlich halten, damit dieser einem keine Steine auf Scheibe, Haube und Scheinwerfer schleudert. Diese Gefahr besteht übrigens auch bei Gegenverkehr! Allerdings sind die Dänen, die uns entgegen kommen (Deutsche fahren hier nicht lang…) geübte Pistenfahrer und steuern ihr Fahrzeug schon aus Rücksicht wie Eigennutz ganz an den Fahrbahnrand. Ich tue es gleich, sodass zwischen uns und den Gegenverkehr locker ein weiteres Auto gepasst hätte. So schleudert keiner dem anderen die Steine aufs Auto.
Das kleine Abenteuer neben der Panzerpiste geht leider viel zu schnell vorüber. Den Weg sind wir früher schon einmal gefahren, damals, mit dem Wohnmobil. Früher war hier nur weniger los.
Blavand erreichen wir gegen kurz vor 13 Uhr und sofort fühle ich mich absolut bestätigt darin, den Ort nicht mit dem Gespann angefahren zu haben! Mann, ist das voll hier! Und das nicht nur auf der Straße, sondern auch auf den Bürgersteigen auf beiden Seiten der Hauptstraße und gleichzeitiger Flaniermeile des Ortes! Zugegeben, Blavand erfüllt aber auch alle unsere Wünsche an ein typisches Touristendörfchen am Meer! So ziemlich alles, was man für Geld kaufen kann, ist hier zu finden. Natürlich gibt es ein gastronomisches Angebot anfangen von Fast Food auf die Hand bis hin zur Sternegastronomie, die sich selbst vor dem Angebot auf Sylt nicht verstecken muss.
Dann natürlich Mode und Accessoires. Boutiquen mit extravagantem Angebot zu extravaganten Preisen. Oder Schmuck und Uhren vom Juwelier. Gibt es auch. Gleich daneben findet man dann den Strand- Souvenirshop, der Kindern Schüppen, Eimerchen und Drachen verkauft. Ein herrlicher Schmelztiegel, den wir uns nur zu gerne anschauen wollen. Aber nicht jetzt. Denn es sind so unfassbar viele Leute hier auf den Beinen, dass wir uns eher durchschieben würden und kaum Zeit zum gemütlichen Bummeln hätten. Puh! Wir fahren also erstmal nach Blavand zum Leuchtturm in der Hoffnung, dass es nach unserem Besuch dort hier im Städtchen ein wenig leerer sein wird.
Wir fahren die Hauptstraße weiter durch, bis wir das Ende der Straße und den großen Schotterparkplatz am Leuchtturm erreichen. Wie zu befürchten war, ist das Areal bereits derart gut besucht, dass mit einem Wohnwagen am Haken hier nichts frei gewesen wäre. Wir hätten einmal auf dem Areal drehen und unverrichteter Dinge wieder durch das Gewusel auf der Hauptstraße aus Böavand heraus fahren müssen. Einzig am Ende des Areals wäre noch ein Längsbereich frei gewesen, der allerdings aufgrund der Beschilderung streng genommen nur Bussen vorbehalten ist. Das vor allem Deutsche entweder die Beschilderung nicht lesen können oder lesen wollen, wird noch beweisen, dass eben Autofahrer dies eher als freundliche Bitte statt als verbindliche Parkregelung verstehen. Mit dem Gespann hätte ich dort trotzdem nicht geparkt. Hätte mich schlichtweg nicht getraut.
Das Auto allein steht hier auf dem Parkplatz problemlos. Gegen den starken auflandigen Wind kämpfen wir uns vor bis zur Kasse für den Besuch des Leuchtturms. Kinder sind wieder einmal kostenlos! Das ist nicht das erste Mal und finden wir super familienfreundlich geregelt! Deren Eintrittspreis wird allerdings gefühlt auf die Kosten für die Erwachsenen aufgeschlagen. 100 Kronen müssen wir berappen. 50 Kronen pro Person was ungefähr 7 Euro Eintritt entspricht. 7 Euro dafür, dass wir die 170 Treppenstufen mit eigener Kraft hinaufsteigen müssen, um das Panorama zu genießen. Sonst nichts. Es gibt noch nicht einmal einen Aufzug. 😉
Infobox Blavand Leuchtturm / Blavand Fyr:
Der Leuchtturm von Blavand war ein Weihnachtsgeschenk! Erstmals in Betrieb genommen wurde er zum Jahreswechsel 1900, um über 100 Jahre lang der Schifffahrt den sicheren Weg um den westlichsten Punkt Dänemarks beim Horns Riff zu weisen. Eine wichtige Aufgabe, denn Navigationsgeräte wie die unseren heute gab es damals ja noch nicht. Dafür aber ein starkes Licht! Welches bei entsprechenden Wetterverhältnissen über 40km weit sichtbar war. Der Turm streckt sich knapp 40 Meter in den Himmel, obgleich es von oben herab oder von unten herauf gefühlt mindestens doppelt so hoch aussieht.
Von oben kann man einen wunderbaren Ausblick über die Küste, das Meer und das immergründe Hinterland genießen.
Parken kostenlos vor dem Leuchtturm möglich. Achtung, Zugang für mobilitätseingeschränkte Personen nicht möglich! Es gibt nur die 170 Stufen nach oben! Ein (behindertengerechter) Zugang bzw. Aufzug ist nicht vorhanden!Link zum Leuchtturm: bei wikipedia
Link zu unserem Besuch im Jahr 2008: Mit dem Wohnmobil zum BlavandshukÜbrigens: Der alte Betonsockel, der sich unterhalb des Leuchtturms befindet und sich so mancher vielleicht fragt, wofür er verwendet wurde: Er stammt noch aus der deutschen Besatzungszeit. Auf ihm war bis 1945 ein Radargerät für das Aufspüren feindlicher Flugzeugverbände stationiert.
An der Kasse gilt gleich die erste Frage weder den Personen noch eventuellen Rabatten oder Informationsblättern, sondern allein Covid! Noch bevor wir irgendwas dürfen, müssen wir unseren digitalen Impfausweis vorzeigen und hier wird deutlich kritischer geprüft, als noch gestern im Wikingermuseum in Ribe. Gleichwohl findet auch hier kein Namensabgleich statt, das vorgezeigte Impfzertifikat könnte ebenso ein Screenshot vom Handy meines Onkels sein.
Egal. Wir zahlen unsere 100 Kronen und erhalten ein Zeitfenster für den Aufstieg zugewiesen. 13:20 Uhr ist unser Slot, wir haben dann 20 Minuten Zeit für den Aufstieg, den Ausblick und auch den Abstieg! Auf meine scherzhafte Frage, was passiert wenn ich nicht pünktlich wieder unten bin antwortet die Dame an der Kasse bierernst, dass man dann heruntergeworfen wird. Ohne zu zucken! 😮
Das wir unser Zeitfenster auch genauestens einhalten, dafür sorgt ein älterer Herr mit wettergegerbten Gesicht der Küste am Eingang zum Leuchtturm. Aber. Er ist kein echter Seebär! Also niemand, der zum Beispiel vielleicht früher auf einem Fischtrawler tätig war und jetzt im Alter für die raue See berufsunfähig ist. Dafür fehlen die tiefen Furchen irgendwie. Aber er weiß, was dänischer Sturm auf See auch an Land anrichten kann und kennt beide Elemente wie seine Westentasche. Soviel ist mal klar. Penibel wie früher die Gezeitentafel prüft er nun auf jedem Kassenzettel die von der Kassiererin handschriftlich vermerkte Uhrzeit und weist Besucher ohne richtigen Slot freundlich aber mit Nachdruck zurück, bis ihre offizielle Besuchszeit gekommen ist.
Zum Glück müssen wir nicht allzu lange warten. Unser Handy zeigt uns 13:07 Uhr, als wir behäbig und vom noch immer starken anlandigen Wind ausgebremst vom Kassenhäuschen zum Eingang stampfen.
Der Leuchtturmwärter ist gnädig, er lässt uns bereits zwei Minuten vor 13:20 Uhr den Turm besteigen. Die zwei Minuten brauchen wir aber auch! Puh! Ist das anstrengend! Die Stufen sind recht steil, dass es mir den Blutdruck treibt und spätestens ab der Hälfte des Aufstiegs die Oberschenkel zu brennen beginnen. Das ist definitiv nichts für Menschen, die nicht spontan 10 Stockwerke ohne Aufzug erklimmen können… Puh! 😮
Die Mühe wird, nachdem wir uns durch ein unfassbar enges Turmluk gequetscht haben, mit einem wirklich tollen Ausblick belohnt! Das Panorama über den Strand, die Dünen, die Küste, das offene Meer fast bis England und das grüne Hinterland ist atemberaubend! Wow! Wenn man irgendwelche trüben Gedanken, Sorgen, Probleme und Nöte diese 170 Stufen mit heraufgetragen hat, hier kann man sie loswerden! Für den Geist und das Auge gibt es so viel zu sehen und zu entdecken, dass es einen regelrecht froh stimmt. Und fiese Gedanken, die sich wider Erwarten dennoch hartnäckig halten wollen, werden buchstäblich durch den kräftigen Wind, der hier oben mit locker doppelter Härte als unten bläst, aus dem Kopf heraus gepustet! Das tut richtig gut!
Natürlich haben wir auch spontan mit der Handy- Kamera nicht nur Fotos aufgenommen, sondern auch einen kleinen Videosnack gedreht. Unser Kommentar geht zwar im Windgeräusch total unter, aber dies bezeugt eben auch eindrucksvoll, wie unfassbar windig es dort oben auf der Aussichtsplattform war. Ich weiß nicht, ob man es sehen kann. Aber in dem Moment, wo ich nach unten schwenke, erfasst mich eine starke Böe und ich verliere sogar fast das Gleichgewicht. Schaut es euch an:
Viel zu früh müssen wir dann unseren Ausflug auf die Aussichtsplattform des Leuchtturms abbrechen. Aber die Zeit! Unser Besuchsslot! Ihr versteht schon. Wir wollen ja nicht runtergeworfen werden! 😉
Selbst, wenn der Abstieg nun doppelt so schnell funktionieren sollte wie der Aufstieg, wird das schon ein sportliches Unterfangen. Wie Asterix und Obelix im Film „Asterix erobert Rom“ mit Obelix seinerzeit im Haus, das Verrückte macht, die Treppen herab flitzt, so schnell flitzen nun auch wir. Mit nur wenigen Minuten Verspätung passieren wir völlig außer Puste den Eingang und blicken in das freundliche wie gnädige Gesicht des Alten, der uns zum Abschied freundlich grüßt. Alles kein Problem. Tak und schönen Tag noch.
Wieder unten schauen wir noch kurz in die Ausstellung einiger Exponate zum Leuchtturm in einem Hinterzimmer der Touristinfo / Kartenverkauf hier am Leuchtturm rein. Für ein richtiges Museum reicht es hierbei nicht, aber sie geben sich mit einigen Modellen des Leuchtturms echt Mühe. Dazu eine Werkzeugbank, wo die Kids probieren können, welch schweißtreibende Arbeit die des Leuchtturmwärters durchaus sein kann. Nett gemacht. Eintritt ist kostenlos.
Von der Touristeninfo aus streifen wir noch ein wenig durch die umliegenden Dünen und besteigen die Aussichtsplattform beim Bunker. Leider ist der Hochbunker nicht zugänglich, nur der vorgelagerte Aussichtspunkt kann bestiegen, aber nicht von innen besichtigt werden. Aber das macht nichts. Denn für das spätere Reiseprogramm haben wir noch einen Bunker mit Ausguck bei Hanstholm auf der Reiseroute.
Ein neues Kapitel aus dem Buch „Alternative Helikoptereltern und ihre Urlaube“ dürfen wir übrigens auch wieder aufschlagen. Eine Mutter und drei Kinder. Hoffentlich nicht alles ihre, doch der Reihe nach…: Die vier besteigen ebenfalls gerade den Felsen, wobei die Mutter wie ein Drill Sergeant vorsingt „Wir steigen hier in Dänemark…“ und die Kids wiederholen. „Wir steigen hier in Dänemark…“ und die Mutter wieder „den Berg herauf wie ich es mag“ und die drei Kinder wieder „Den Berg herauf wie ich es mag“.
Das allein ist schon etwas befremdlich. Dass die Kids aber hier im Freien komplett Masken UND einen Fahrradhelm beim Spaziergang durch die Dünen tragen müssen, wirkt fehlplatziert wie eine Bestellung eines Hummers mit Champagner im McDrive von McDonalds. Oh- weia!
Nils schaut mich mit seinen 9 Jahren in diesem Moment besonders irritiert wie dankbar an, dass offenbar wir seine Eltern sind und nicht die Frau Helikopter schräg vor uns.
Gegen 14 Uhr haben wir genug den Bunker beklettert und die Dünen durchstreift. Wir wollen es jetzt nochmals in Blavand probieren! Vielleicht war der Ansturm heute Mittag eben auch der Mittagszeit geschuldet, dass viele Leute mit Hunger durch das Angebot von Blavand durchstöbert haben.
Zu unserer Überraschung hat allerdings der Hunger der Touristen zugenommen, und/oder es gibt sonst einen Grund, dass die Besucherzahl hier in Blavand nochmals angestiegen ist! Himmel! Zuerst versuchen wir noch, einen Parkplatz in einer der Nebengassen zu erwischen. Aber nachdem wir ganze drei Mal über verschiedene Parkareale geirrt sind, brechen wir den Versuch ab. Selbst wenn wir einen Parkplatz erwischen würden, es würde eh keinen Spass machen durch den Ort zu bummeln. „Also ganz ehrlich: Da ist mir unser beschauliches Vejers deutlich lieber!“ meint Anja und sie hat Recht damit. Tschüss Blavand! Den westlichsten Punkt von Dänemark haben wir gesehen und waren auf dem Leuchtturm. Das genügt. Steuern wir lieber das nächste Ziel des Tages an!
Beim nächsten Reiseziel dieses Urlaubs hätte ich übrigens zwar einen Parkplatz auch mit Gespann gefunden, aber jetzt, wo wir eh im Auto einmal unterwegs sind, nehmen wir das natürlich mit! Genauer soll es zum Tirpitz- Museum gehen. Hat übrigens nix mit dem Schlachtschiff Tirpitz aus dem zweiten Weltkrieg zu tun, obwohl es auch einen Einblick in das Kriegsgeschehen bietet. Dazu aber auch eine tolle Show für Kinder und vieles mehr.
Gegen kurz nach halb 3 steuern wir auf den Parkplatz der mächtigen Bunkeranlage. Es ist voll, aber nicht zu voll sodass wir hoffen, eine nicht zu volle Ausstellung vorzufinden. Dies stimmt bestimmt auch! Nur leider kommen wir gar nicht erst in den Genuss. Schon auf dem Zugangsweg zur Kasse entdecken wir gleich mehrere Hinweisschilder, dass es keine Eintrittskarten mehr gäbe und alle ausverkauft sind! Und als ein Pärchen mit zwei ausgedruckten Eintrittskarten an uns vorbei läuft, wird es mir klar. Das Museum ist SO GUT besucht und frequentiert, dass man derzeit ausschließlich online Karten bekommen kann. Ein schneller Blick auf die Webseite des Museums bestätigt uns, dass wir für heute keine Tickets mehr bekommen können! Frühestens für morgen Mittag werden uns Optionen angezeigt. So ein Mist! Aber nützt ja nichts! Zum Glück stehen wir noch zwei weitere Nächte hier in Vejers. Bevor das Zeitkontingent ein weiteres Mal verfällt, buchen wir schnell noch auf dem Parkplatz für morgen Mittag die Eintrittskarten. Wirft zwar unseren Reiseplan ein wenig durcheinander (für morgen war eigentlich ein Besuch von Bork Haven geplant und eventuell die erste Maschine Schmutzwäsche waschen bei gutem Wetter), aber wir sind nur einmal hier und das Museum musste ich gegen meinen Willen schon beim ersten Besuch vor einigen Jahren leider außen vor lassen. Es war damals geschlossen. Nun, irgendwie werden wir schon umdisponieren.
Wir überlegen, was wir heute noch machen können. Da wir noch nichts zum Abendessen geplant haben, gehen wir auf google maps die Supermärkte durch und entdecken bei Oksbol einen Coop / Superbrugsen. Perfekt! Nils hat sich vorgenommen, die Playmobil- Sammelmarken zu sammeln um sich am Ende des Urlaubs ein vergünstigtes Spielzeugset kaufen zu können. Also steuern wir den Brugsen in Oksbol an. Unterwegs entdeckt Anja einen Hinweis auf ein „Artillerie- und Panzermuseum“, was sofort unser Interesse weckt! Und Erinnerungen! Damals, bei unserer England- Rundreise mit dem Wohnmobil entdeckten wir auch zufällig auf die Enttäuschung im Küstenstädtchen Weymouth das Panzermuseum in Bovington. Das war nicht geplant und dennoch eine tolle Wiedergutmachung! Auch jetzt würden wir spontan dem Wink des Schicksals folgen. Allerdings offenbart der schnelle Blick ins Internet, dass das Museum leider nur bis 17 Uhr geöffnet ist. Da wir bereits 16 Uhr haben, lohnt ein Eintritt heute nicht mehr. Aber wir nehmen uns vor, das kleine Museum vielleicht morgen vor oder nach dem Besuch des Tirpitz- Museums anzuschauen. Also schauen wir mal.
Im Brugsen entdecke ich beim intensiven Durchstöbern eine fast vergessene Liebe. Zum Käse! Genauer den Havarti Rollblockkäse! DER schmeckt richtig gut auf Mohnbrötchen und ich freue mich schon jetzt auf morgen früh! Und eine weitere Kuriosität entdecken wir, neben den unfassbar krummen Gurken in der Gemüseabteilung, im Tiefkühlregal. Pizza! Nun, das ist nicht so sehr ungewöhnlich, aber der Belag auf selbiger. Denn die Pizza bietet Würstchen mit Pommes! Hammer! So etwas gibt es bei uns nicht und ganz spontan werfen wir alle Pläne fürs Abendessen um. Wir haben zwar keinen Ofen im Wohnwagen, aber die gut ausgestatteten Servicehäuser der Campingplätze hier in Dänemark verfügen natürlich auch über Backöfen! Auch hier auf unserem Vejers Family Camping ist das der Fall. Also gibt es heute Pizza!
Zurück auf dem Campingplatz packt Anja die Tasche mit der Schmutzwäsche. Was für morgen an Hauswirtschaft und Wäsche waschen geplant war, wird spontan auf heute vorgezogen. Dann haben wir morgen mehr Zeit für Schönes!
Anja hat zwar Sorge, dass die verbleibende Nachmittagssonne nicht mehr ausreichen wird, um die Wäsche noch zu trocknen, aber das wird schon! Der Wind bläst ja noch immer anständig und was an Sonne fehlt, erledigen dann eben die Windböen.
Während die Wäsche wächst, springe ich mit Nils und Tim eine Runde in den Pool und Anja geht duschen. Danach schmeißen wir unter anerkennenden wie ungläubigen Blicken der übrigen deutschen Touristen unsere Pizza mit Pommes und Würstel drauf in den Gemeinschaftsofen im Servicehaus! Die Dänen sind weit weniger beeindruckt. Aber die sind ja auch Mohnbrötchen so groß wie Backsteine und Lakritzeis schon gewohnt. Da haut die diese Geschmacksnuance mit „Pommes auf Pizza“ eben auch nicht mehr vom Hocker. 😉
Wir speisen vorzüglich im Wohnwagen! Sehr gerne hätten wir natürlich draußen gegessen. Aber da zum einen überall draußen unter der Markise Wäsche trocknet und zum anderen der immer wieder einsetzende Regen verhindert, dass wir die Wäsche in die Sonne stellen können, bleibt uns nur der Platz im Wohnwagen. Sogar die Pizza erhielt eine ordentliche Portion kühlenden Extra- Belag Regentropfen auf dem Weg von der Gemeinschaftsküche zu unserer Parzelle. Und das, obwohl Nils und ich uns mit der Pizza in der Hand echt beeilt haben! Dem Geschmack tut die kleine Regendusche zum Glück keinen Abbruch! Dafür, dass es sich um die Coop Billig- Hausmarke gehandelt hat, schmeckt die Pizza ganz vorzüglich.
Der Abend klingt im Wohnwagen aus. Ich tippe ein wenig am Reisebericht, die Jungs dürfen eine Runde Tablet spielen und daddeln. Bis mein Handy mich daran erinnert, dass mir nur 420 Schritte zu den 10.000 fehlen. Wenn ich die gehe, knacke ich diese magische Marke den dritten Tag in Folge! Nils und Tim sind sofort begeistert, als ich den beiden noch eine kleine Abendpatrouille über den Campingplatz vorschlage. Also spazieren wir den Hauptversorgungsweg einmal komplett herab um dann festzustellen, dass es hier am anderen Ende einen Seiteneingang auf den Campingplatz gibt. Super! Den nehmen wir morgen, wenn wir wieder die leckeren Brötchen holen! Dann müssen wir nicht ein weiteres Mal an der Straße entlang gehen und immer einen Schritt zur Seite machen, wenn sich die Autos den Pfützen nähern.
Fazit des Tages – Mobil mit dem Auto, der Wohnwagen bleibt stehen:
Es war gut, dass der Wohnwagen heute auch mal ruht! Schon im Vorfeld zu dieser Rundreise mit dem Wohnwagen durch Dänemark habe ich ja viele Straßen, Wege, Ecken und Flecken mit google maps und Street View abgefahren. Der Ort, der eindeutig am unfreundlichsten zu Gespanncampern ist, ist Blavand! Viel zu enge Gassen, viel Parkverbot, nur schmale Parkplätze. Der einzige Bereich, wo man eventuell mit einem Gespann parken kann, wäre am Leuchttum von Blavand. Dort aber auch nur in der Nebensaison! Jetzt, in der Hauptsaison, hätte man dort mit dem Gespann definitiv nicht parken können! Für eine Längsaufstellung war einfach alles zu voll!
Dies gilt gleichwohl nicht für Wohnmobile, solange sie kurz genug sind! Denn das Areal am Leuchtturm von Blavand war groß genug, dass man mit einem Wohnmobil quer in die PKW- Lücken rückwärts reinfahren kann. Das ist etwas, was das Wohnmobil immer dem Gespann voraushaben wird.