Wir schlafen ungewöhnlich lang, was auch an einer unruhigen Nacht aufgrund der erforderlichen Kinderbetreuung liegt und mehrfach unsere Nacht unterbrochen hat.
Entsprechend müde wachen wir heute auf und es ist Anja, die heute mal als erste die Initiative ergreift. Sie schnappt sich beide Buben und geht mit ihnen erstmal ausgiebig duschen.
Ich hingegen darf entweder noch etwas liegen bleiben oder ich kann auch gerne schon Frühstück machen. Ihr Männer ahnt es, wenn man diese „Wahlmöglichkeit“ bekommt?! 😉 Genau.
Von  seiner Frau vor die Wahl gestellt zu werden, ob ich als Mann jetzt Frühstück mache oder faul im Bett liegen bleibe, ist eigentlich gar keine Wahl!
😀

Ich stehe also sicherheitshalber direkt kurz nach Anjas Abmarsch zur Dusche auf und beseitige die Spuren der Nacht. Ja, so langsam geht es mir wirklich auf die Eier! Jeden Abend die Kindersitze abschnallen, das Bett umbauen, die Kindersitze in den Eingangsbereich und auf den Beifahrerstuhl platzieren. Dann am nächsten Morgen das ganze wieder retour, damit wir den Tisch wieder nutzen können. Ist halt wirklich etwas klein unser Sunlight TI T58, aber wir beklagen uns sicherlich nicht! Wie gesagt, „sponsored by Campanda!“ für 0 Euro, da hätte ich JEDES Wohnmobil gerne dankend angenommen! Vom Alkoven, über VI, TI oder KaWa, bzw. Van. Egal.
Irgendwie kommen wir klar und allmählich sitzen die Handgriffe so, dass wir das Umbauen auch ohne unnötigen Zeitaufwand beherrschen. Nur kaufen würde ich mir einen solchen TI für 4 Personen wohl höchstwahrscheinlich nicht, auch wenn offiziell 4 Personen eingetragen sind und mitfahren dürfen. Denn das ständige Umbauen ist dann einfach zuviel Aufwand, zumal ab einem gewissen Alter jeder seinen festen Schlafplatz benötigt. Den minimalsten Rückzugsraum, der auch immer für jedes Familienmitglied zur Verfügung steht…

Das Frühstück wird heute wieder schlicht gestaltet. Nix mit „english Breakfast“, Eiern, Wurst und Speck. Heute gibt es Schinken aus der Verpackung, Marmelade, Brot und Milch. Wir wollen heute schließlich noch was erleben und das klappt nicht, wenn wir den Tag hier träge auf dem Campingplatz abhängen, weil die Bäuche mit derlei Köstlichkeiten gefüllt sind.
Neben dem Decken des Tisches kümmere ich mich auch gleich um die Abfahrbereitschaft, denn Duschen mit 2 Kindern dauert.
Viel ist allerdings nicht zu machen, denn wir haben ja noch nicht einmal ein Stromkabel eingesteckt gehabt. Nur der Klotank muss entleert werden und VE wäre gut. Fürs Klo aber ist die Entsorgungsstation im rustikalen Stein- Cottage nur den Weg runter. Das passt. Für die Wohnmobilservicebox (wo ich also Frischwasser aufnehmen und Grauwasser entsorgen kann) muss ich dann aber doch den Platzplan zur Hand nehmen. Endlich haben wir mal einen schönen Platzplan bekommen (die sammeln wir gerne und heften sie zuhause ein!), wo die Servicebox auch eingezeichnet ist. Sie ist um die Ecke, allerdings für mal eben hinfahren mit halb gedecktem Tisch ist selbst jeder Meter unweigerlich mit dem Tod des Marmeladenglases verbunden.
OK, dann nach dem Frühstück.

Kalt ist es übrigens gewesen letzte Nacht! Beinahe hätten wir wieder die Heizung anschmeißen müssen.
So ist es nicht verwunderlich, dass ich heute gerne die dicksten Socken anziehe, die ich dabei habe. Denn auch der Blick zum Himmel lässt nicht gerade erahnen, ob die Sonne heute noch irgendwann heraus kommen könnte. Aber es ist ja noch früh, es besteht ja noch Hoffnung.

Nach dem Frühstück schnappt sich Anja die Kinder und geht auf den zweiten (laut Platzplan noch größeren!) Spielplatz am anderen Ende des Platzes. So können die Kinder vor der Fahrt noch ein bisschen spielen, während ich mich um den Spül kümmere und danach mit dem Wohnmobil zur Servicebox fahre.

Kaum spüle ich ab, sehe ich das Wohnmobil von gestern auf dem Serviceweg vorbei fahren. Das Wohnmobil, welches sich gestern kackfrech so dermaßen blöd schräg vor uns gestellt hatte, dass wir in der Eincheck- Reihe 3x hin und her rangieren mussten, bevor wir daran vorbei fahren konnten! Tja, solche Leute trifft man leider immer wieder und ich ahne bereits, dass der gleich ausgerechnet auf der Servicestation stehen und dort eine halbe Stunde verweilen wird, wenn ICH dort ankomme.
Ich spüle zu Ende und ergebe mich dann meinem Schicksal…

Tatsächlich scheint es auf den ersten Blick so, als sei das Wohnmobil wirklich auf der Servicebox!
Erst beim zweiten Hinsehen entdecke ich aber, dass es mit laufendem Motor bei den Mülltonnen steht. Der Fahrer selbst ist nicht in Reichweite, auch nicht bei den Mülltonnen. Vielleicht ist er auf Klo. Warum er seinen Motor dann aber nicht abschaltet. Naja. Vielleicht ist der Anlasser ja auch kaputt.
Die Servicebox selbst ist hingegen noch frei!
Perfekt! Ich fahre drauf und stelle fest: Ich stehe falsch herum! So ein MIST!!
Mit Mühe setze ich zurück und wende dabei, wobei mir das Wohnmobil mit laufendem Motor eigentlich im Weg steht. Ich überlege kurz, ob ich…
Da erscheint der Fahrer (oder ist es eine Fahrerin?) abrupt hinter den Mülltonnen und lugt hervor.
Nun, bevor er (oder sie) wieder eingestiegen ist, rangiere ich richtig und setze dann in die Servicebox rein, sodass ich fast perfekt über dem Bodeneinlass zum Stehen komme.
Sofort kommt das alte Wasser raus und ich mache den Schlauch startklar, um das Wohnmobil zu befüllen.
„Huuup!“
Häh? Bin ich gemeint?
Ich ahne etwas, will aber nicht gleich „springen“, nur weil einer hupt. Das wäre ja noch schöner.
„HUUUP!“
Habe ich vielleicht ein Problem, worauf mich ein netter Zeitgenosse aufmerksam machen will? Wie gestern mit dem Geschirrtuch auf der Fähre?
Ich zwinge mich dennoch langsam nachzuschauen und nicht gleich „typisch deutsch“ mit einem „Was ist denn hier los?!“ Gepolter zu reagieren.
Und das ist gut so, denn ich werde tatsächlich von dem Wohnmobil angehupt, welches eben noch ohne Fahrer an der Mülltonne aber mit laufendem Motor stand.
Der Fahrer (ich kann noch immer nicht erkennen, ob es eine Frau oder ein Mann ist, für den Lesefluss ist es aber ab jetzt ein Mann, denn bei dem Testosterongehabe kann es eigentlich keine Frau sein…) schaut böse!
Nun, ich ringe mir eine müde Gesichtsregung ab. Ein Lächeln wäre zuviel. Und der Fahrer erkennt offenbar, dass ich mich durch sein Gehupe schon gar nicht hetzen lasse. Wäre ja noch schöner!
Erst gestern kackendreist quer vor uns geparkt und dann jetzt hier uns weghupen? Aber nicht mit mir!
Er sagt auch nichts. Gar nichts. Sitzt nur da erwartungsvoll in seinem Führerhaus und starrt mich irritiert an.
Pfft. Was ist das denn für einer? Solchen Leuten müsste man eigentlich das Wohnmobil abnehmen, denn solche Leute machen den Ruf aller Wohnmobilreisenden irgendwie kaputt.
Erst gestern die Aktion beim Parken, dann mit laufendem (!) Motor an den Mülltonnen parken, jetzt die Kollegen anhupen, weil’s nicht schnell genug geht und dann auch noch dusselig aus der Wäsche gucken!
Könnte mir gut vorstellen, dass der auch der Typ ist, der aussteigt und einen Diskutier anfängt, wenn er sich körperlich überlegen fühlt.
Aber bei mir kommt er da nicht weit. Das merkt er, als er mich mustert. Und so bleibt er für den Rest meines Auffüllvorgangs stumm (und auch ohne weiter zu hupen) hinter uns mit laufendem Motor stehen.

Ohne zu trödeln, aber auch ohne besondere Eile ver- und entsorge ich zu Ende, rolle den Schlauch auf und verstaue ihn. Dann mache ich die Servicebox frei, in die der andere sofort einfährt, kaum das sich unser Wohnmobil bewegt. Wirklich, Stoßstange an Stoßstange, als ob er mich rausschieben wolle!
Soll mal froh sein, dass ich erst rausfahre und dann meine Truppe einsammele! Denn die turnt nämlich noch immer auf dem Spielplatz neben herum und es wäre ein leichtes gewesen, diese zu mir zu rufen und dann in Ruhe anzuschnallen.

Gegen kurz vor 12 sind wir startklar und müssen von diesem wirklich schönen Campingplatz Abschied nehmen! Obwohl wir keinen Strom hatten und auch hier die Duschen bzw. die Wassertemperatur nicht regelbar war, war das ein richtig toller Platz und eine über Gebühr gepflegte Anlage!
Hier wäre ein guter Platz für einen Wohnwagenurlaub. Dann hätte man eine tolle Basis und könnte mit dem Auto das Umland erkunden.
Naja. Wir sagen Goodbye und bis dann mal. Weiter geht es durch Südengland mit unserem Wohnmobil.
Das Ziel heute soll endlich wieder ein Seebad sein! Davon haben wir eigentlich viel zu wenige gesehen, weil wir ja doch einige bewusst ausgelassen haben bzw. auslassen mussten.
Wenn man es jetzt sehr genau nimmt, haben wir sogar nur ein einziges Seebad wirklich besucht. Weston-Super-Mare. Und SO toll war der Ort jetzt auch nicht. Da wäre es doch toll, wenn Weymouth heute Promenade, Pier und Strand bietet, wofür Südengland u.a. ja auch berühmt ist.
Etwas mehr als 50km müssen wir bis zum Tagesziel Weymouth über die A 35 fahren. Die A 35 macht hierbei allerdings einen Knick (fährt also die beiden kurzen Enden eines Dreiecks, also ein Umweg) über Dorchester. Es gäbe auch eine Küstenstraße, theoretisch, aber diese schlägt selbst das Navi nicht vor! Es wäre also noch nicht einmal eine Zeitersparnis. Oder Anja hat heimlich im Navi die Einstellungen auf „immer Autobahn fahren wenn möglich“ aktiviert, damit es uns ja solche Erlebnisse wie mit der schmalen Landstraße zwischen Freathy und Milbrook erspart bleiben. 😉
Aber ob so oder so, wir bleiben auf der A 35, auch wenn die Strecke höchstwahrscheinlich recht unspektakulär und langweilig werden wird.

Eine knappe Stunde sind wir unterwegs, streifen Dorchester und befahren dann die Zufahrtstraße nach Weymouth.  Schon auf der Zufahrtsstraße wird uns klar: „Das ist hier wieder ein richtiger Touristenort mit Seebad und allem drum und dran! Herrlich!
Genau das, was wir heute sehr gut gebrauchen können! Mit einem Eis in der Hand auf einer Promenade entlang spazieren.
Und glaubt man unserem Reiseführer, ist Weymouth wie geschaffen für einen Ausflug an Strand und ins Seebad:

Info- Box: Weymouth!
Die Stadt Weymouth liegt in der Grafschaft Dorset, südlich von Dorchester und nördlich der Halbinsel von Portland.
Sie verfügt über einen langen Sandstrand und gilt als einer der beliebtesten Seebäder und Ferienregionen in Südengland. Nach eigener Aussage findet man in Weymouth weniger Kunst und Kultur, sondern eher Erholung und Entspannung. Auch ein guter Marketing- Slogan, wenn man kein vernünftiges Museum, Theater oder Opernhaus anzubieten hat…  😉
Hauptattraktion an der Strandpromenade ist die Jubilee Clock. Eine fette Uhr, oder besser ein Uhrenturm, im viktorianischen Kolonialstil. Rund um die Uhr finden sich, seebadtypisch für England, besonders im Sommer zahlreiche Buden und Attraktionen mit Kirmescharakter.
Übrigens: Weymouth spielte für die Normandieinvasion eine entscheidende Rolle! Über 500.000 Soldaten wurden hier in Richtung besetztem Frankreich eingeschifft…

Natürlich versuchen wir mit dem Wohnmobil erstmal so nah wie möglich an die Strandpromenade heran zu kommen. Die Beschilderungen bieten uns sowieso nur „P’s“ als Parkmöglichkeit. Eine Unterscheidung nach Wohnmobil (oder PKW bzw. Bus) bieten sie nicht, im Gegenteil. Und so folgen wir zunächst der blechernen Schlange, bis diese an einem Verkehrsknotenpunkt zum Erliegen kommt. Unsere Chance! Flugs biegen wir in eine Seitenstraße ab und versuchen dort unser Glück.
Klug war die Idee nicht wirklich. Wir hätten es aufgrund unserer bisherigen Erfahrungen mit Südengland besser wissen müssen. Die Straße wird im weiteren Verlauf recht schmal. Zwar nicht unpassierbar, aber wir UND der Gegenverkehr passen schonmal nicht gleichzeitig durch. Bei der nächsten Gelegenheit biegen wir daher wieder in eine größere Hauptstraße ein.
Wir versuchen es noch 2 weitere Male mit den Nebenstraßen, aber die Häuserwände stehen auch hier so dicht in die Gassen hinein, dass noch nicht einmal mit einem PKW ans Parken zu denken wäre.
Nützt also nichts, in einer Seitenstraße werden wir uns hier nicht verstecken können. Also wieder raus.
Unvermittelt erreichen wir die Promenade!
Und die ist wirklich schön!
Ein absolut toller Sandstrand hinter Bürgersteig und Mauer. Dazu eine Ladenmeile auf der anderen Seite, wo Eis, Snacks und Souvenirs sowie Strandspielzeug und auch der ein oder andere Bummel-, Tand-, und Tinnefladen zum herrlichen Schmöckern einlädt! Hier wäre für jeden von uns was dabei, wenn wir doch nur einen Parkplatz finden würden!

Nachdem wir uns auf der Promenade im Gänsemarsch (es ist noch immer besonders auf der Straße unglaublich voll!) fortbewegt haben, gewinnen wir die Erkenntnis, dass es mit Parken hier nichts wird! Es dürfte besser sein, 2, 3 Querstraßen von der Promenade Abstand zu gewinnen und es dann noch einmal zu versuchen.
Kaum haben wir die Promenade verlassen, finden wir auch Seitenstraßen, die moderner und damit auch deutlich breiter sind. Parken mit unserem Wohnmobil wäre kein Problem, wenn hier nicht überall ausgewiesene Parkzonen wären! Nur als Anwohner käme man hier weiter.  Als Gast darf man manchmal 30 Minuten mit Parkscheibe stehen. Für einen Spaziergang an den Strand reicht es hingegen auf keinen Fall.
OK, noch eine weitere Ecke zurückziehen und weiter ins Hinterland. Nützt ja nichts! Was uns aber wundert: Noch immer haben wir nicht nur keine Beschilderung für Wohnmobilparkplätze gefunden, sondern auch keine Wohnmobile! Normalerweise tummeln diese sich doch auch an einem Ort wie diesen! Sind wir zu blöd unsere Camperkollegen im Alkoven, Kastenwagen und Co hier in Weymouth zu finden? Irgendwo müssen die ja doch auch parken und haben vielleicht den Wohnmobilstellplatz gefunden, der sich weder im Verzeichnis, noch in der App auftreiben lässt?!
Bislang haben wir wirklich nur ein einziges Wohnmobil zu Gesicht bekommen. An der Strandpromenade hatte der Kollege aus Frankreich das Glück, sein Wohnmobil in gleich 2 freien Längs- Parktaschen direkt am Strand parken zu können! Er muss früh da gewesen sein, dass er gleich das Glück mit 2 freien Parktaschen hatte. Wir finden noch nicht einmal eine…

Wir erreichen kurz darauf eine Querstraße, in der zum ersten Mal nicht nur ein „P“, sondern auch ein Bus- Symbol abgebildet ist! Das ist doch mal ein Anfang! Klappt es hier vielleicht wie in Winchester, dann können wir auf dem Busparkplatz unterschlupfen. Denn dort war es ausdrücklich erlaubt.
Schauen wir mal!
Die Distanz zur Promenade beträgt laut Navi zwar inzwischen einen Kilometer (was natürlich blöd zu laufen ist), aber das würden wir natürlich auf uns nehmen! Sah ja super aus dort!

Wir erreichen, als wir der Beschilderung folgen, kurz darauf den Lodmoor Car Park in der Nähe des Parks. Hier wird doch was zu finden sein!
Aber mit jeder Reihe, die wir durchkurven, sinkt unsere Hoffnung! Nicht nur, dass hier die Plätze zu 98% bereits belegt sind, nein, die Parklücken hier sind auch alle ausnahmslos auf die Maße von PKW ausgelegt!
Die 2, 3 Parklücken, die hier noch frei sind, sind darüber hinaus nur frei, weil die Nachbarparker eben besonders viel Platz für das Aussteigen aus ihrem SUV benötigen und daher entsprechend großzügig die Markierungen ausnutzen. Schon mit einem Kleinwagen kämen wir nur in die Parklücke rein, dann aber ohne Schiebedach nicht mehr aus dem Auto raus.
Mit dem Wohnmobil völlig hoffnungslos.
Hoffnung gibt aber ein mit Pfählen abgetrenntes Areal, welches an den Car Park anschließt. Der Lorry & Bus Park des Lodmoor Car Park!
Voller Vorfreude darauf, dass wir nach nunmehr einer mehr als einstündigen Kurverei durch den Ort endlich einen Parkplatz finden werden, enttäuscht uns die Beschilderung bitter.
Nicht nur durchgestrichen ist das Wohnmobil, nein der Ring in roter Warnfarbe und der Androhung einer Strafe von lockeren 50 Pfund könnte nicht deutlicher sein!
Wow!
HIER ist nichts mit Parken fürs Wohnmobil!
Und das ärgert uns mal richtig!
Es ist ja nicht so, wie in St Mawes!
Da konnten wir keinen Parkplatz finden, weil es schlichtweg bauartbedingt so eng in den Gassen war, dass eben kein Platz für Wohnmobile ermöglicht werden konnte! Die Hanglage hat die Situation dabei ja nicht gerade verbessert!
Hier in Weymouth aber ist die Landschaft topfeben, die Fläche mehr als ausreichend groß, aber es gibt dennoch keine einzige Parkmöglichkeit für uns!
Das kann doch nicht wahr sein!
Eine so große Stadt und dann keine ausgewiesene Parkmöglichkeit für Wohnmobile? Unmöglich!
Wir halten jetzt hier erstmal in zweiter Reihe und dann geht´s ins Internet! Das muss doch einen Platz ausspucken! Weymouth ist viel zu schön, als das wir uns jetzt schon geschlagen geben! So eine Schlappe wie in St. Mawes passiert uns jedenfalls kein zweites Mal.

Mit dem Handy und dank des englischen Datentarifs vom Tesco kann ich tief ins Web eintauchen. Auf einer rein englischsprachigen Seite mit einem Verzeichnis für Parkplätze für Wohnmobile finde ich einen Eintrag zu Weymouth. Die Stadt hat hier offenbar im Jahr 2015 auf eine Anfrage des Webmasters geantwortet, wo man mit dem Wohnmobil in Weymouth parken darf!
Die Antwort ist ernüchternd: Parken ist überall dort erlaubt, wo es nicht ausdrücklich verboten ist Also z.B. auch auf dem PKW- Parkplatz. Parkt man dort, muss man für jede „angebrochene“ Parkbox übrigens auch ein Parkticket lösen! Da die Parkbuchten in Länge und Breite so kompakt sind, dass eigentlich sogar die SUV schon für 2 zahlen müssten, kämen wir kaum unter 4 Parktickets aus der Nummer raus. Oder eben 2, wenn wir einen der wenigen begehrten Längsparkplätze bekommen könnten.
Da hiervon aber kein einziger frei ist (geschweige denn überhaupt etwas frei ist), ist diese Regelung für uns auch nur eine theoretische Lösung!
Die wichtigste Erkenntnis ist aber: Es gibt es in Weymouth keinen Parkplatz, der explizit für Wohnmobile gekennzeichnet oder besonders freigegeben wäre!
Für einen absoluten Tourismusort wie Weymouth ist das mehr als nur verwunderlich! Nein, es ist nicht nur verwunderlich, es ist Vorsatz!
„Kommt doch wenn ihr wollt, aber wir sind nicht bereit, euch einen Parkraum zur Verfügung zu stellen“.
Gut, ist Weymouth natürlich nicht verpflichtet zu, sich hierüber Gedanken zu machen!
Aber schaut man auf andere Gemeinden wie Winchester oder Tintagel, die auch touristische Orte darstellen, gibt es dort sehr wohl Lösungen für alle. Ob PKW, Bus oder Wohnmobil. Aber hier in Weymouth war die örtliche Hotel- Lobby wohl doch zu stark.
Danke, das reicht uns jedenfalls!
Schon jetzt stehen wir so weit von der Promenade weg, dass die  Entfernung nicht mit einem schönen Spaziergang, sondern nur mit einem „Gewaltmarsch im Armee- Stil“ abgewickelt werden kann. Noch weiter raus fahren? Dann hätten wir unser Wohnmobil ja auch gleich auf dem Campingplatz stehen lassen und zu Fuß gehen können!
Pah!

Nachtrag vom Frühling 2017, Anmerkung des Autors: Ich wollte es bis zuletzt nicht glauben, dass sich so rein gar nichts an Parkmöglichkeiten mit dem Wohnmobil in Weymouth finden lässt. Ich wollte nicht glauben, dass Weymouth Wohnmobile bzw. ihre Lenker als Gäste ausklammert! Ich habe also mittels Google Maps mögliche nennenswerte alternative Parkmöglichkeiten in Ruhe von oben gesucht. Einfach um zu vermeiden, dass wir in unserem Reisebericht vorschnell urteilen, obwohl die Ursache des mangelnden Parkplatzes schlichtweg bei uns zu suchen ist, weil wir nicht in der Lage waren, den richtigen Parkplatz zu finden. Tatsache ist aber leider, dass der Lodmoor Car Park trotz seiner Größe wirklich ausscheidet, wenn man nicht tatsächlich bereit ist, 4 Parkscheine für das Belegen für 4 Parkbuchten zu zahlen (diese 4 freien Parkbuchten muss man aber auch erstmal finden). Da könnte das Strafgeld von 50 Pfund bei einem Verstoß fast günstiger werden!
Noch weiter abseits, an der Meereslinie entlang, habe ich dann aber einen weiteren Parkplatz gefunden. Den Beach Park. Bis zur Promenade wären es etwas über 2 km. One-way. Noch weiter draußen geht kaum. Das ginge aber z.B. mit dem Rad. Den Parkplatz wollte ich gerade empfehlen, weil an der Beschilderung zum Parkplatz das gleiche Symbol zu finden ist, wie am Lodmoor Car Park. Nämlich das Wohnmobil als Piktogramm. Nur dieses Mal nicht mit rotem Rand und durchgestrichen, sondern mit grünem Rand und frei! Juchu!
Der Freude folgte die Ernüchterung: An der Einfahrt zum ebenfalls umfänglichen Beach Park stehen dort an der einzigen Einfahrt nämlich Betonpfeiler, die die Einfahrbreite auf 2,10 Meter begrenzen!

Das mag für einen Kastenwagen vielleicht gerade noch gehen! Aber schon ein kompaktes teilintegriertes Wohnmobil wie unser Sunlight A 58 passt da nicht mehr rein!
Was nützt also die beste Beschilderung „Wohnmobile erlaubt“, wenn man technisch den Parkplatz nicht ansteuern kann!
Da alle anderen Parkplätze entweder verboten sind, oder eben in so ziemlich jeder Straße NUR Anwohnerparken möglich ist, gleicht die Beschilderung doch einem Hohn!
Wir können daher Weymouth als Reiseziel mit dem Wohnmobil NICHT empfehlen! Auch, wenn es uns schwer fällt, macht einen Bogen drum! Die Stadt mag uns nicht haben, also lassen wir unser Geld auch stecken…
Den Link, den ich seinerzeit mit den Informationen zum Parken in Weymouth bzw. ganz England gefunden habe, packen wir euch übrigens ins Fazit zum Thema Parken.

So, nach diesem Versuch Weymouth aus Sicht des Wohnmobilfahrers erneut objektiv zu bewerten und merken zu müssen, dass wir wirklich nicht willkommen sind, geht es schnell zurück in den Sommer 2016 auf den Lodmoor Car Park…:

Anja und ich diskutieren noch einen Moment über die Situation, dann geben wir auf.
Blödes Weymouth!
Nur zu gerne hätten wir unser Eis gehabt, aber wenn wir nicht erwünscht sind, bitte, wir drängen uns jedenfalls nicht mit der Brechstange auf!
Mangels Ziel programmiere ich unser Navi mal in Richtung Poole! Die Stadt wäre das nächste große Zwischenziel auf unserer Reise. Zu Poole lobt sich unser Reiseführer als historisches Städtchen mit historischem Hintergrund in den besten Tönen aus! Piratenstadt Poole!
Hoffentlich werden wir dort freundlicher empfangen und wenn es dort auch ein Eis und eine kleine Promenade gibt, wären wir mit Südengland und Dorset wieder versöhnt.
Wie sagt man so schön? Auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt! Oder in unserem Fall mit der ersten Radumdrehung…
So bleibt man zuversichtlich!
🙂

…………………….

Der Selbstbetrug funktioniert in etwa bis zum Kreisel auf halber Höhe zwischen Weymouth und Dorchester, wo wir wieder auf die A 353 in östlicher Richtung einbiegen.

Ach, was ist das doch gemein! Auch, wenn Weymouth ein wunderschönes Seebad ist und sie gerade auf UNSEREN Besuch sicherlich nicht gewartet haben. Die Stadt ist so dermaßen wohnmobilunfreundlich, wie ich es selten erlebt habe. Und auch, wenn es nur ein Parkschein, sehr wahrscheinlich ein Eis und möglicherweise ein Snack und 2, 3 Souvenirs geworden wären. Weymouth bekommt von UNS nun gar nichts davon, was mir eine zwar kleine, aber immerhin fühlbare Genugtuung ist. Über die Enttäuschung hinweg reicht sie zweifelsohne nicht.
Wenn wir wieder zurück sind, werde ich dem Bürgermeister schreiben! Nicht nur, dass wir von der Art, wie man dort als Gast mit Wohnmobil ausgegrenzt wird, enttäuscht sind, sondern auch, dass der Stadt die ablehnende Haltung mal überhaupt nichts einbringt! Im Gegenteil!
Nicht nur, dass die Einnahmen fehlen, wir haben auch eine Stunde lang unnötig Abgase durch die Gassen geblasen! Besonders letzteres kann nicht im Sinne des Erfinders sein! Das muss auch eine Stadtverwaltung einsehen, dass wenn man keinen Parkraum für uns Camper schafft, dass diese nur deswegen nicht gleich wegbleiben! Stattdessen verstopfen sie die Straßen und verpesten die Luft auf der Suche nach einem Parkplatz. Denn sie kommen ja trotzdem.
Werde ihm vorschlagen, dass er schon an der Stadtgrenze Schilder aufstellen lässt, dass „wir mit dem Wohnmobil“ hier unerwünscht sind. Mindestens.
Anja hatte übrigens zunächst einige Bedenken wegen der Route nach Poole geäußert und wäre lieber zurück bis Dorchester gefahren, um dort der A 35 in Richtung Portsmouth zu folgen. Dann aber hätten wir Poole verpasst und die Aussicht auf Eis auf Promenade sowie vielleicht die ein oder andere Piratenanekdote lässt ihre Bedenken mit kleinen südenglischen Landstraßen überwiegen. Immerhin ist es eine „A“ wo wir uns bewegen. Und keine B oder gar eine „uncategorisized road“, die uns vor kurzem noch zwischen Freathy und Milbrook den Schweiß auf die Stirn getrieben hat…
Ein kleiner Ausgleich für das Debakel in Weymouth muss jetzt einfach her und wenn wir dann noch ein paar schöne Impressionen aus der Grafschaft Dorset mitnehmen, dessen Grenze wir bei Dorchester überquert haben, dann passt es sicherlich wieder.

Nun ich gebe das ungern zu, aber die Hoffnung auf kleine hübsche Einblicke in südenglische Grafschaften wird nicht so recht erfüllt. Und wir bleiben etwas zerknirscht.
Tim und Nils, weil wir nicht ausgestiegen sind und sie nicht am Strand toben konnten, Anja und ich, weil uns das Bummeln verwehrt geblieben ist. Dann ärgert mich die vertane Zeit in Weymouth und das Geld, was wir unnütz durch den Auspuff geblasen haben.
Die Stimmung ist bedrückt, das gebe ich zu. Es scheint fast so, als würden die letzten Tage und Stunden hier in Südengland nur noch aus Fahren bestehen. Das Wohnmobil abgeben und dann nach Holland. Jaja.

Während wir so durch die Lande fahren, entdeckt Anja ein Schild.
„Tank Museum“.
Dann ein zweites.
„Wollen wir da mal anhalten?“ fragt sie vorsichtig.
Anja kennt natürlich meine Faszination für historische Technik besonders in Bezug auf Militaria, sei das nun die Zeit der Römer, das Mittelalter oder eben die Weltkriege und die Entwicklung der modernen Waffentechnik. Da uns noch genügend Zeit bleibt und wir ja eigentlich so gar kein Ziel für den Tag haben, überredet sie mich den Schildern einfach mal zu folgen.
Ich bleibe zwar skeptisch, denn ich erwarte nicht wirklich eine Attraktion hier zu finden.
Zumal sich unser Reiseführer aus dem Michael Müller Verlag auch nur in einem Nebensatz zu diesem Panzermuseum auslässt. Viel wird man wohl nicht erwarten dürfen denke ich mal. Aber wenn es auf dem Weg liegt, warum nicht…
Voweg: Das war die Beste Entscheidung, die wir jemals unterwegs kurzfristig getroffen haben!
Denn nichts anders, als das legendäre Bovington Tank Museum ist hier ausgeschildert!
Gehört habe ich schon von diesem Ort „Bovington“. Ich weiß, dass z.B. Wargaming als Hoster des Spiels „World of Tanks“ hier ein paar Aktien drin hat und das Museum nicht nur in diesem Zusammenhang bereits genannt wurde. Und irgendwas war auch mit einem bekannten, in Kennerkreisen fast berühmten noch fahrbereiten Panzer. Mir fällt aber nicht mehr ein, welcher das war.
Ich wusste auch, dass das Museum groß ist und auch hier irgendwo im Süden Englands zu finden sein soll. Nichts desto trotz hatte ich es im Rahmen unserer Reisevorbereitung nie auf dem Schirm. Dies auch, weil ich es persönlich deutlich weiter nördlich und nichtmal ansatzweise auf unserer Route vermutet hätte.
Von dem hier ausgeschilderten Museum hatte ich ein Angebot wie 2 rostige Halbkettenfahrzeuge und ein eher uninteressanter alter Panzer wie z.B. den M 48 halb verfallen auf einem alten Kasernenhof vermutet. Dazu 3 Vitrinen in einem alten Lager, wo alte Einsatzbefehle und ein paar rostige Orden ausgestellt sind. Und ne leere Patronenhülse nebst einem alten Kochgeschirr für 3,50 Pfund p.P. Eintritt. Sowas in etwa.

Infobox: Bovington Tank Museum (Panzer Museum)
Gleich zum Superlativ: Es ist das größte Panzermuseum der Welt!
Über 300 Panzer und Kettenfahrzeuge aus knapp 30 Ländern der Erde sind hier in gleich mehreren Hallen ausgestellt! Thematisch ist die Ausstellung, wie sollte es anders sein, mehrheitlich chronologisch aufgeführt. Sie beginnt mit den ersten gepanzerten Kettenfahrzeugen wie dem Little Wilie und führt über den ersten Weltkrieg mit den Mark- Panzern und dem deutschen Pendant, dem Wotan. Ein kurzes Intermezzo gibt die Zwischenkriegszeit, bis es selbstverständlich in den zweiten Weltkrieg geht, wo sich die Waffen- und Panzertechnik der verfeindeten Lager in einem heißen Krieg gegenüber stand.
Tiger, Löwe, Panther, kurzum deutsche Raubkatzen gegen die zunächst englische Waffentechnik mit TOG, Churchill, Matilda und Cruiser, später gefolgt amerikanischen und russischen Panzern wie Wolverine, Sherman, T-34, KV-1  und Co.
Es folgt der kalte Krieg, technische Weiterentwicklung und Stellvertreterkriege der Supermächte USA und UDSSR, die sich auf mehreren Kriegsschauplätzen begegnet sind.
Übrigens, der „berühmteste“ Panzer, der hier zu finden ist, ist zweifellos der einzige noch fahrbereite TIGER Panzer! Er hatte einen kurzen wie spektakulären (und nicht ganz authentischen) Auftritt im Film Fury – Herz aus Stahl mit Brad Pitt aus unserer Zeit. Das dieser Panzer dort steht, wissen wir aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Der Eintritt war übrigens in Anbetracht der Größe der Ausstellung mit 26 Pfund (ca. 31 Euro) für uns alle vier vergleichsweise günstig! Und wenn wir es schaffen, innerhalb eines Jahres nochmals hier vorbei zu kommen, ist der zweite Eintritt sogar kostenlos.
– Mehr Infos auf der offiziellen Webseite: tankmuseum.org
– Und natürlich auch auf Wikipedia: wikipedia.org/Bovington_Tank_Museum
– Bewertungen auf tripadvisor: tripadvisor/Bovington Tank Museum

Bei der Anfahrt zum Museum lässt sich die Anwesenheit von „Panzern im Wald“ nicht verbergen. Ist das hier eine aktive Kaserne? So manche geläuterte Geröllpiste neben der eigentlichen Straße und Schilder, „Tanks crossing“ an regelmäßigen Abständen, gefolgt von rumpligen Feldwegen, kreuzen unseren Weg. Baumknutscher dürften wahrscheinlich Amok laufen, aber es ist unverkennbar: Hier kommen technische Großgeräte inmitten der Natur zum Einsatz!

Wir folgen der Beschilderung und erahnen, wie groß das Areal sein muss. Mehrmals müssen wir abbiegen und folgen dann wieder längeren Abschnitten der Straße, begleitet von Kettenfahrzeugwegen rechts und links neben der Straße, bis wir endlich auf ein bebautes Gelände stoßen. Die Bebauungen sind zweifelsohne kasernentypisch. Hallen, Baracken, betonierte Vorplätze und Exerzierplätze. Dennoch findet sich so ziemlich nirgendwo etwas, was auf eine militärische Einrichtung schließen lässt. Keine Wachposten, keine Soldaten, keine Sperrbereiche mit Nato- Stacheldraht. Merkwürdig. Ist das jetzt eine zivile oder eine militärische Einrichtung? So richtig einschätzbar ist das nicht.
Noch bevor wir den Parkplatz erreichen, stehen sogar hier schon Panzer an den Kreuzungen und als kurz darauf ein kleiner Schützenpanzer mit ohrenbetäubendem Motorenlärm und rasselnden Ketten unseren Weg kreuzt, deutet sich eine faustdicke Überraschung an! Hier wird es toll!
Das von mir vermutete rostige alte Halbkettenfahrzeug zusammen mit 3 Vitrinen und einer alten Patronenhülse als „Highlight“ einer verschlafenen Ausstellung entpuppt sich als richtig geile Sache! Mein Herz schlägt höher und auch die Jungs freuen sich. Das könnte was sein hier!

Als wir den ausgeschilderten Parkplatz erreichen, wird es wuselig. Große Teile des Parkplatzes sind bereits belegt und instinktiv versuche ich zunächst, den hintersten Winkel und die letzte Reihe anzusteuern. Traditionell ist das der Platz, wo wir uns mit dem Wohnmobil wiederfinden.
Wir haben fast ein passendes Parkplätzchen gefunden, als ich auf einer Verbindungsstraße wieder einen Panzer entdecke. Ein deutscher Schützenpanzer. Er hat Ähnlichkeit mit einem russischen BMP, also scheint er nicht aus der „Blütezeit“ des deutschen technischen Fortschritts zu stammen. Macht aber nichts. Denn mindestens ebenso interessant wie der Panzer ist der Längsparkplatz, der vor ihm frei ist!
Wir parken um und dann ein.
Wow!
Definitiv einer der außergewöhnlichsten Stellplatznachbarn bzw. Parkplatznachbarn, den wir jemals auf einer unserer Touren mit dem Wohnmobil hatten!

Wir steigen aus und müssen uns orientieren. Das Gelände ist sehr weitläufig und auch aus dem Zuschauerstrom heraus ist nicht erkennbar, wo nun genau der Eingang ist und wo die Ausstellung beginnt.
Optisch wie akustisch werden wir aber fast instinktiv auf den richtigen Weg geführt. Nicht nur, dass die Beschilderung einen „Main Entrance“ ausweist, auch die aus quäkenden Lautsprechern schallende Musik, die fast so, die so klingt, als würde sie von alten Schellack- Platten auf einem Grammophon abgespielt, weist uns die richtige Richtung.
Besonders die Musik selbst passt wie die Faust aufs Auge!
Eine Art Mix aus Jazz und Swing, irgendwas zwischen Benny Goodman, Vera Lynn und Glenn Miller, nur etwas peppiger mit leichten Anleihen von Freizeitparkdudelei. Vielleicht ist es Judy Garland mit dem Original- Soundtrack „The Wizard of Oz“ aus dem Jahre 1939! Die Atmosphäre trifft es jedenfalls super gut!
Wir fühlen uns nicht nur sofort beschwingt, sondern fast so, als würden wir mit wehenden Fahnen gleich in den Krieg ziehen! „Wir sehen uns in Paris“ am Eisenbahnwagen und so.

An der Kasse im Haupteingang treffen wir zu meiner absoluten Überraschung auf keine Schlange! Dabei ist es hier rundherum wirklich voll! Zuerst denke ich noch, dass wir hier doch falsch sind. Aber wir dürfen zahlen (26 Pfund, was ich für 4 Personen nicht SO sonderlich teuer finde, zumal unserer Eintrittskarte genau wie im National Marine Aquarium auch für einen zweiten Eintritt innerhalb eines Jahres gelten würde) und werden kurz darauf wirklich mitten ins Geschehen katapultiert!

Müde Aufbruchsstimmung in einem Feldlager der Westfront. Wir sind offenbar gerade mit dem Eisenbahnwagen links von uns angekommen, ein mürrischer Einweiser zeigt uns den Weg.
Ein Magazinwart zählt die Patronen, in einem benachbarten  Zelt nimmt ein Funker offenbar Kontakt zum Hauptquartier auf.

„To the Front“ zeigt uns der Wegweiser der ersten Halle und es dauert nicht lang bis wir erkennen, dass man offenbar nicht einfach so achtlos einem solchen Wegweiser folgen sollte, als sei z.B. in einer Innenstadt der Bahnhof ausgeschildert.
RA-TA-TA-TA! – Wir sind tot!
Ein deutsches MG- Nest!
War ja klar. Aber gut, das hier ist Bovington, GB, ENGLAND und wir bzw. in diesem Fall unsere Ur- Urgroßeltern sind hier nunmal die Bösen! Das gehört leider dazu, ob mir das nun schmeckt, oder nicht.
Zum Glück können wir am MG- Stand belegen, dass wir Deutsche sind. Wenn auch aus einer Zeit, wo wir unsere Nachbarn auf der Insel nicht mehr unbedingt als Feinde betrachten würden. Dennoch dürfen wir das MG- Nest passieren und schlendern kurz darauf durch die Linien eines deutschen Gefechtsstandes.

Plötzlich ertönen Schreie durch die kleine deutsche Frontlinie.
Und dann taucht ER auf!
Nein, nicht der Führer!
Wir sind noch immer im ersten Weltkrieg!
Der Panzer ist es! Wir hören deutsche Stimmen (vom Band), wie sie erschrocken auf die Ankunft des Panzers auf dem Schlachtfeld reagieren. Und sie haben diesem Panzer tatsächlich rein gar nichts entgegen zu setzen! Außer die Flucht und die nackte Flucht ums Überleben.
Eine eindrucksvolle Darstellung eines Mark VII- Panzers offenbart die totale Hilflosigkeit der deutschen Truppen, die vom Panzer der Briten buchstäblich überrannt werden!

Anders als die deutschen Soldaten 1917 können wir einfach an dem Panzer vorbei spazieren und befinden uns kurz darauf wieder auf der „britischen“ Seite. Im Schutze des wallbrechenden britischen Panzers stürmen britische Infanteristen vor, auch an diesen können wir als „geisterhafte“ Zuschauer vorbei gehen.
Es folgt eine Ausstellung einiger Panzermodelle aus der „Mark“- Serie aus dem ersten Weltkrieg, die sich optisch kaum voneinander unterscheiden.
Nuancen bestehen sicherlich in der Bewaffnung und natürlich in der Art und Weise, wie sie präsentiert werden. Mehrere von denen sind z.B. begehbar von innen. Nils stürmt vor und entert gleich das Schiff! Die Assoziation zur Seefahrt ist übrigens sogar gar nicht so verkehrt! Der alte Mark wirkt gar nicht wie ein Panzer, sondern wirklich eher wie ein U- Boot, nur an Land! Komplett mit Gefechtsstand und Maschinenraum, der Feuerleitstand für die Torpedos, oder in diesem Fall die Kanonen, befinden sich lediglich abweichend zum U- Boot an den Seiten statt im Bug und Heck.
Faszinierend! Die Meinung „Ein Schiff an Land“, was der Panzer im ersten Weltkrieg war, wird an dieser Stelle wirklich nachvollziehbar.

Flankiert werden die Panzer dann noch von einigen übergroßen Infotafeln mit Konterfeis berühmter britischer Panzerasse, die sich im ersten Weltkrieg verdient gemacht haben und deren Geschichte hier erzählt wird.
Aus den Überbleibseln des Geschichtsunterrichts der Realschule seinerzeit weiß ich natürlich, dass die Panzerwaffe im ersten Weltkrieg auf unserer Seite mit dem „Wotan“ nicht wirklich ausgeprägt war. Wie viele gab es hiervon? Waren es 6? Oder 8. Egal. Viele von diesen „rollenden Bunkern“ waren im Auftrag des Kaisers jedenfalls nicht unterwegs. Das wir mit „unserem“ Panzer aber auf eine einzige kleine Virtrine beschränkt sind, indem sich einige wenige Exponate und lediglich ein kleines Modell des Wotan befindet, naja, das wird unserer Stellung auch nicht ganz gerecht. Aber bitte, das ist keine Kritik. Ich weiß gar nicht, ob es überhaupt noch irgendwo ein erhaltenes Exemplar eines Wotan gibt und wenn ja, steht es sicherlich an anderer Stelle und eben nicht hier ausgestellt. Es ist halt primär ein britisches Museum auf britischem Boden. Mangelnde Anerkennung für den Gegner, das werden wir im Verlauf der Ausstellung noch erleben, liegt den Briten jedenfalls fern. Im Gegenteil!

Auch für die Kinder haben sie die Ausstellung des ersten Weltkriegs interessant gestaltet.
Neben dem begehbaren Panzer finden wir z.B. auch ein Tunnelkonstrukt, der einem Kriegstunnel aus den Grabenkämpfen des ersten Weltkriegs nachempfunden ist. Ich selbst würde dort wohl kaum hinein passen und wahrscheinlich in der Mitte stecken bleiben, obwohl er nicht ausdrücklich nur für Kinder ist. Das damalige Leben? Mit unserer heutigen Komfortzone wohl kaum vereinbar!

Was mich fast noch mehr in dieser Halle des ersten Weltkriegs fasziniert, als die ausgestellten Fahrzeuge oder die eindrucksvoll dargestellten Schlachtimpressionen, ist eine Art Box. Sie ist kaum größer als ein kleiner Karton. In diese Box kann man nur hinein schauen, indem man durch eine Art Fernrohrkonstruktion schaut. Man sieht durch die Linsen das Bild, welches sich im Karton darstellt, verzerrt und etwas getrübt. Ganz so, als würde man durch ein Scherenfernrohr aufs Schlachtfeld schauen.
Man muss sich einen Moment Zeit nehmen, um die Arbeit und Mühe, die der Künstler sich gemacht hat, zu sehen.
Es ist das Bild der absoluten Trostlosigkeit und Grausamkeit, die sich offenbart.
Zunächst mal Erde. Nichts als umgepflügte braune Masse, gespickt mit Stacheldraht, Kratern und Erdhaufen. Kein Platz, an dem je ein Mensch freiwillig sein möchte. Im Hintergrund auf der Gegenseite, hinter einem Erdwall, die Silhouette eines Panzers. Eine ohnmächtige Atmosphäre!
Zusätzlich vergiftet durch einen grün- gelben Horizont, der zweifelsohne eine Anspielung auf die Vergiftung der Luft durch den Einsatz von Giftgas und Co. hinweisen soll.
Man darf nicht zu lange in diese Box schauen, sonst zieht es einen unweigerlich runter…

Die Ausstellung in der ersten Halle schließt mit einem unverfänglichen Blick auf das Ende einer Ära und dem gleichzeitigen Anbeginn eines neuen Zeitalters. Abgenagt, quasi vom Lauf der Geschichte verschlissen und gleichzeitig überholt, befinden sich einige Holzgerippe in anatomisch bedenklichen Stellungen, die Pferde darstellen sollen. Infotafeln informieren über den letzten Einsatz der Kavallerie, einer spätestens im ersten Weltkrieg obsoleten Waffengattung, die durch den Aufstieg des Panzers auf das Schlachtfeld endgültig regelrecht überrollt wird. Die aktiven Zeiten der Pferde als Waffe im Krieg erscheinen vorüber.

Als wir die nächste Halle betreten, muss man sich erstmal einen Moment sammeln. Stünden hier nicht auch Panzer, es wäre fast ein totaler Gegensatz zur ersten Halle!
Die große Ausstellung wirkt viel größer, sauberer und klinischer, als die erste Halle. Nackter irgendwie und weniger emotional wie eindrucksvoll aufgebaut. Hier geht es nicht darum eine Geschichte zu erzählen, bzw. eine Geschichte zum mitanfühlen lebendig werden zu lassen, hier geht es um das nackte Exponat. Und das sogar „auf Masse“! Quantität vor Qualität, obgleich die Qualität der ausgestellten Fahrzeuge nicht schlecht ist, keineswegs. Sie wird eben nur anders präsentiert.
Gleichzeitig mischt ein Aroma in der Halle, welches unweigerlich an eine Maschinenbauhalle oder besser eine Reparaturhalle z.B. für Dieselloks erinnert. Ein Duft aus Metall und Öl erfüllt den Raum. Trucker wie Biker und überhaupt alle, die auf „schweres Gerät“ stehen, dürften sich hier spontan wie zuhause fühlen.

Kenner der Materie (seien das nun echte Veteranen, oder eben Technikbegeisterte, Belesene der Geschichte aber von mir z.B. auch Spieler des Spiels World of Tanks oder anderer authentischer Panzersimulationen der Neuzeit) werden sich sofort zurecht finden, auch wenn ein „richtiges“ Konzept nur schwerlich erkennbar ist. Die Panzer sind weder fein säuberlich nach Nationen, noch nach Jahreszahl der Entwicklung oder anderer Kriterien zusammen gefasst. Zumindest ist ein Muster nicht wirklich erkennbar.
So steht z.B. der Königstiger in unmittelbarer Nähe zum S 35 Somua Panzer. Oder ein Jagdpanzer Hetzer 38t schräg gegenüber eines Rolls-Royce-Armoured-Car aus dem Jahr 1920.
Und eine 40mm Kanone eines Cruiser / Covennanter Mark V auf die Zimmerit- Panzerung eines Königstigers zeigen zu lassen, so als würde der kleine Kreuzerpanzer wirklich den König des Schlachtfeldes ins Visier nehmen, zeugt von wenig Sachverstand…
Nichts desto trotz ist die Fahrzeugausstellung faszinierend! Und es sind unglaublich viele Fahrzeuge! So viele, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll, sich die Fahrzeuge anzuschauen und sie mal anzufassen, wie sich so ein Panzer überhaupt anfühlt!

Und mehr noch! Zielstrebig steuert Nils im zentralen Bereich der Halle einen kleinen Tisch an, an dem einige Panzermodelle aus Holz verkauft werden. Flankiert zu diesem Tisch sind Tische und Bänke aufgebaut, wo diese Panzer von den Kindern mit Holzfarben bemalt werden können. Nur zu gerne hätten wir einen Churchill- Panzer aus dem zweiten Weltkrieg gehabt. Leider ist er heute schon ausverkauft, also muss Nils sich mit einem Mark VII aus dem ersten Weltkrieg zufrieden geben. Immerhin findet Nils, dass dieser auch ganz in Ordnung wäre. Zwar kann der seinen Turm nicht drehen, dafür hat er aber zwei Kanonen statt einer. Ist ja auch schon was. 😀
Fleissig und voller Elan geht Nils ans Werk, nachdem ich den Holzbausatz des Panzers mit ein paar Handgriffen logisch zusammen gesteckt habe.
Die Farbgebung, die Nils wählt, ist zwar ungewöhnlich, aber für einen Christopher- Street- Day vielleicht noch ganz passabel. In Sachen Gefechtstarnung muss ich meinem Bub aber definitiv noch Nachhilfe erteilen.
Leider hatten sie übrigens nur noch einen Panzer als Bausatz. Tim hätte sicherlich auch gerne einen gehabt, aber er ist andererseits ja auch erst ein Jahr und ein paar Monate alt, sodass er damit ja sowieso noch nichts anfangen kann (und sollte).
Für Tim müssen wir uns eine andere kleine Überraschung überlegen, damit er nicht leer ausgeht und nur sein Bruder etwas bekommt. Mal sehen, was sich später noch ergibt.

Während Nils seinen Panzer bemalt und Anja mit Tim einen Moment ausruht, schnappe ich mir die Kamera und will im Hauruck- Verfahren so viele Panzer wie möglich auf den digitalen 36000er Film bannen.  *Klick*, *klick*, *klick*, hier brauchst du fast keine Zeit mit dem Motiv zu verschwenden! Zuhause werde ich die paar Hundert Fotos, die ich innerhalb von Minuten erstelle, dann frei nach dem Motte „Ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn“ auf Brauchbarkeit prüfen. Warum die Eile? Nun, in einer Stunde macht das Museum schon zu! Wir sind einfach zu spät hier!

In einer Ecke der ansonsten eher klinisch anmutenden Ausstellungshalle entdecke ich dann doch noch eine aufgebaute authentische Landschaft, wo Geschichte lebendig wird. Zumindest für den ersten Moment. Das kleine französische Städtchen, welches ich anhand der nachgestellten Hausfassaden interpretiere, kommt mir allerdings ZU perfekt vor! Nur wenige Sekunden später wird mir auch klar warum, als vertraute Klänge und ein vertrautes Gesicht vor mir erscheint.
BRAD PITT!
Nein, nicht in echt! Der Ex- Mann von Angelina Jolie und Vater von (keine Ahnung!) vielleicht 12 Kindern flimmert mir auf einem Flachbildschirm entgegen. Die Szene stellt eine Filmszene dar, genauer ist es „Fury – Herz aus Stahl“.
Eben jene Neuverfilmung eines Kriegsepos über eine helfenhafte Panzerbesatzung, die nicht nur einen tumb und entgegen jeder Kriegstaktik handelnden Tiger- Panzer ausschaltet, sondern der es auch gelingt, in bester amerikanischer Filmmanier mit 4 Mann und ihrem inzwischen nicht mehr fahrbereiten Sherman- Panzer eine 300 Mann starke Einheit der Waffen- SS zu binden und weitestgehend aufzureiben!
Fast könnte man meinen, der Spruch „Geschichte wird von Siegern geschrieben“ wird in diesem Film wieder mal lebendig, wären da nicht die zahlreichen Handlungen der US- Soldaten, die ebenfalls Kriegsverbrechen begehen. Allen voran Brad Pitt in seiner Rolle als Wardaddy Collier, der wissentlich und mit voller Absicht z.B. einen Kriegsgefangenen ermordet. Der Film zeigt also durchaus auch eine wahrscheinlich authentische angsteinflößende Seite des Krieges und damit eindrucksvoll, dass die Amerikaner nicht allein die Guten und die Deutschen nicht allein die Bösen sind. Eine Glorifizierung findet für die Amis statt, ja, aber nicht nur mit Licht. Auch Schatten ist genügend im Film.
Nun, wir sind ja nicht hier, um Fury – Herz aus Stahl zu rezensieren.
Was hier halt aufgebaut ist, ist als Kulisse eine französische Straßenszene und als Krönung des Dioramas der original Sherman- Panzer „Fury“ aus dem Film! Hammer! Das ist schon ein echtes Highlight hier und kommt ebenso unerwartet, wie die schiere Größe der Ausstellung!

Ich eile zurück zu Frau und Kindern. Den Panzer aus Fury, den muss ich Anja zeigen!
Nils hat inzwischen seinen Panzer fertig bemalt. Wenn man der Farbgebung ansonsten nicht viel Authentizität abgewinnen kann, in der Reihe der trocknenden Panzer auf dem Holzbrett ist er auf jeden Fall der auffälligste! 😀

Gemeinsam spazieren wir nun zurück zum Set von Fury und bestaunen jetzt gemeinsam die Requisiten aus dem Film. Viele sind es nicht. Kein Wunder, die meisten Filmrequisiten werden heutzutage zu Geld gemacht, weil sie irgend ein reicher Schnösel, der schon 3 Sportwagen in der Garage hat, gerne damit angeben möchte, dass er den Gürtel von Brad Pitt in der Vitrine hat, den er im Film XYZ getragen hat. Kann man nur hoffen, dass er diesen wenigstens im Rahmen einer Versteigerung für einen guten Zweck bekommen hat. Das der Panzer hier überhaupt steht, ist schon eine kleine Sensation! Ich hätte ihn entweder im Foyer des Filmstudios, oder in der Garage eines Scheichs in Dubai vermutet. Nun, er steht hier!

Vom Fury Set durchschreiten wir ein weiteres Mal die große Halle. Bei meinem Streifzug vorhin habe ich im hinteren Bereich eine Art große Cafeteria gesehen und da Anja sich gerne einen Kaffee trinkt und zum anderen dort auch ein großer Spiel- und Kletterbereich für die Kinder eingerichtet ist, darf es dort nun als nächstes hingehen.

Auch hier finden sich in der Halle natürlich Panzer! Allerdings geht es hier schon deutlich mehr in die Neuzeit! Abgesehen von einem TOG II, der in der Ecke steht und wahrlich als Dinosaurier unter den Panzern gelten darf, finden sich fast nur moderne Panzer hier. Neben dem britischen Challenger ist sogar ein deutscher Leopard- Panzer ist hier zu finden, allerdings ist es kein deutscher Panzer, sondern ein ausrangiertes Exemplar aus der holländischen Armee. Komisch. Warum steht denn kein original  deutscher hier? Nun, egal.

Anja freut sich über Kaffee mit Kuchen von einer auf „Feldlager“ gemachten Bistrotheke. Komplett mit sarkastischem Spruch und aufgemalten Einschusslöchern.
Die Kinder hingegen freuen sich über das Spieleparadies. Sie können die nächste Viertelstunde erstmal ausgiebig toben.

Für mich gibt es in der gleichen Halle eine kleine Ausstellung zum Thema Afghanistan. Aus panzertechnischer Perspektive sicherlich nicht so aufschlussreich, wie z.B. der Golfkrieg, aber anschauen kostet ja buchstäblich nichts.

In diesem Biwak wird der Arbeitsalltag dargestellt, wie er sich in der Wüste abspielt. Hier ist nichts mit verklärter Panzerfahrerromantik, mit imposant ausgestellten Waffen oder Szenen aus Gefechten. Im Gegenteil! Wäre es kein Kriegsschauplatz, es könnte ein langweiliges 08/15 Büro mit angeschlossener Werkstatt sein!
Ein kleiner Aufenthaltsraum mit Tischen und Stühlen, ein paar Karten. Daneben ist ein Reparaturteam damit beschäftigt, ein offenbar beschädigtes Kettenfahrzeug wieder instand zu setzen.
Auf Fernsehschirmen laufen Interviews, die eher hölzern präsentiert werden. Dazu kommen einige Tarnnetze, Munitionskisten, allgemeine Tristesse. Wenn der Alltag an Konfliktorten wie Afghanistan derart trostlos ist, dann ist das, neben der ständigen Gefahr dort einem Anschlag zum Opfer zu fallen, wirklich einer der Plätze auf der Erde, wo man gerne sein möchte. Sollte es der Sinn und Zweck dieser Ausstellung gewesen sein, dieses Gefühl zu vermitteln, dann ist es Ihnen wahrlich gelungen. Ein trostloser Ort zum Weglaufen irgendwie.

Da die Kinder noch gerne spielen und Anja gerne noch bei Kaffee und Kuchen sitzt, möchte ich einer weiteren kleinen Halle einen Besuch abstatten. Wenn man sich den Hallenplan so anschaut, gibt es in der hintersten kleinen Ecke ein sogenanntes „Wargaming Education Center“. Ich hatte es ja schon angedeutet, das millionfach gespielte und mehrfach ausgezeichnete Spiel „World of Tanks“ findet an einem Ort wie dem Panzermuseum einen marketingtechnisch perfekten Ort für eine Symbiose. Als mehr oder minder aktiver Spieler (für Insider des Spiels: früher mehr, heute weniger, für die eine oder andere gemeinsame Tour im Zug oder Platoon bin ich aber noch immer gerne zu haben! Einfach anschreiben, dann tauschen wir ingame- Namen aus, meine WIN 8 liegt irgendwo bei 1500 glaube ich) mag ich mir anschauen, in wie weit hier bereits historischer Hintergrund und aktuelle Kommerzialisierung miteinander verwoben sind.

Ich komme aus dem Staunen nicht heraus, als ich die zentrale Halle mit den zahlreichen ausgestellten Panzern verlasse. NOCH EINE HALLE!
Zwar nicht so groß, wie die riesige Ausstellungshalle, aber auch hier steht nicht wenig Kriegsgerät herum! Oh- Mann! Noch etwas mehr als eine Stunde, dann machen die hier zu! Das ist viel zu wenig! Eins kann man jetzt schon zusammenfassend sagen: Um sich das Panzermuseum in Bovington in Ruhe anzuschauen, muss man schon einen ganzen Tag einplanen!

Vergessen ist das Wargaming Education Center. Spielen kann ich auch zuhause! Ich versuche mir im Schnelldurchlauf durch die ausgestellten Fahrzeuge einen Überblick zu verschaffen, worum es hier thematisch geht. Zunächst erscheint es so, als sei es nur in komprimierter Form das, was mit der Halle 1 zum ersten Weltkrieg und den vielen Exponaten aus dem zweiten Weltkrieg in der großen Halle ausgestellt ist.

Dann aber geht die Ausstellung in den kalten Krieg mit heißen Phasen über. Checkpoint Charlie zum Beispiel, wo sich an jenem denkwürdigen Tag im Oktober 1961 russische und amerikanische Panzer gegenüber standen! Kurz vor einem dritten Weltkrieg!
Auch Stellvertreterkriege werden thematisiert, wo die beiden Supermächte über jeweilige Vasallen ihre Waffentechnik am Hausgegner und Erbfeind messen konnten.

Nun, der Hintergrund und „rote Faden“ der Halle hier ist offensichtlich. Es geht um die historische Entwicklung der Panzerwaffe über beide Weltkriege bis zum heutigen Tag. Fahrzeuge, die hier auf den ersten Blick doppelt ausgestellt sind, sind mehr oder minder Meilensteine im Rahmen der Panzerentwicklung. Wie der legendäre Tiger 131!
Es dauert einen Moment, bis ich das realisiere!
Das ist nicht nur der Panzer aus „Fury – Herz aus Stahl“, sondern auch der letzte authentische fahrbereite Tiger- Panzer! Und er steht hier in Bovington. Hammer! Ausgerechnet ein Stück deutscher Stahl, der zahlreiche Gegner (also eben auch britische Zivilisten und Soldaten) das Leben gekostet hat, wird hier nicht nur ausgestellt, er wird stolz gefeiert!
Er hat dieses Jahr Jubiläum! 100 Jahre! Und es wird hier gefeiert! In England!! Das wirkt schon etwas befremdlich.
Einen kleinen offiziellen Trailer des Panzermuseums zum anstehenden Jubiläum findet ihr hier

An diese letzte Ausstellungshalle schließt übrigens noch die „Kuwait Arena“ an. Ein Freiluftgelände! Zuerst hatte ich noch gestöhnt, dass wir nun auf gar keinen Fall schaffen werden, diese Arena auch noch zu besichtigen!
Doch zum Glück ist die Kuwait Arena nur ein größeres Übungsgelände mit Hügeln und Senken, wo man Kettenfahrzeuge und Panzer vorführen kann. Auf einer fußballstadionähnlichen Tribüne kann man sich die Vorführungen anschauen, regelmäßig kommt es hier auch zu Ausfahrten der Panzer, manchmal sogar mit dem legendären Tiger 131. Ein Event, der regelmäßig tausende Besucher anzieht (Anmerkung des Autors: So ist z.B. der „Tiger Day 2017“, wo der Tiger wieder ins Gelände der Kuwait Arena darf, bereits komplett ausverkauft!).
Heute aber findet keine Fahrt statt und die Tribüne ist leer. Wir verpassen also nichts, wenn wir diese auslassen. Außer vielleicht die Fahrten mit dem Truppentransporter! Für einen Extra- Obolus kann man mit diesem als Mitfahrer durch die Hügel und Senken brettern. Dies soll das Panzerfahrer- Feeling vermitteln. Zwar hätte ich hierauf schon Lust, aber dann würde ich auch selber steuern wollen! Mitfahren auf einer harten und unbequemen Bank und mich mit ein paar anderen fremden Nasen neben mir durchschütteln lassen, das klappt auch für weniger Geld mit der Buslinie 133 auf der Kölner Rheinuferstraße.   😀

Die Zeit rennt und wir haben kaum Gelegenheit, alle Ausstellungsfahrzeuge in der letzten Halle mit ihren Info- Tafeln zu studieren. Und das ist schade! Denn dort stehen wirklich interessante Hintergrundgeschichten drauf! Wie der Spion auf der Ostseite zum Beispiel, der feindliche Panzer im Visier hatte. Lieutenant Colonel Stephen Harrison durfte sich zwar im Rahmen des Abkommens zwischen Westmächten und sowjetischer Führung frei in der DDR bewegen (als Vertreter einer Siegermacht des zweiten Weltkriegs), wurde aber dennoch 11 Mal verhaftet und 2 Mal in Schießereien verwickelt. Hammer.

Diese und solche Geschichten finden sich hier in den Vitrinen hinter Glas und warten nur darauf, von uns gelesen zu werden. Wenn wir nur die Zeit dafür hätten!
Ein Glück, dass der Zeitstrahl, der sich als roter Faden für diese Halle präsentiert, für die Zukunft  (also der Blick in diese in Bezug auf die Panzerwaffe) kaum etwas zu bieten hat. Kein futuristischer Panzer mit EMP- Kanone oder der Möglichkeit, eine Interkontinentalrakete horizontal abzuschießen. Keine Hybrid- Antriebe oder Umweltplaketten. Keine Antwort auf die Frage, warum in Krisengebieten eine „Ein- Mann- Armee“ mit einer simplen Panzerfaust oder einen Sprengsatz ein hochtechnisiertes und millionenschweres Gefährt einfach außer Gefecht setzen kann!
Oder die Variante mit der Fernsteuerung! Panzer, die wie Drohnen funktionieren und die Besatzung eben nicht mehr im Panzer verbluten muss, sondern einfach ferngesteuert in den nächsten steigt, wenn der erste aufgeraucht wurde. Stattdessen nur eine Wand mit Zitaten kluger Köpfe, von denen ich spontan angesehen keinen kenne. Bisschen schwach ehrlich gesagt…

An dieser Stelle müssen wir abbrechen. Die Zeit drängt nicht nur, sie drückt uns regelrecht durch die Reihen!
Besonders Nils ist traurig, dass wir gehen müssen und er nicht nur den Panzern auf Wiedersehen sagen muss, sondern auch dem „Kriegsspiel“ mit Soldaten, Panzern, Fahrzeugen und Deckungshügeln, die hier auf Holztischen immer wieder zur freien Verwendung aufgebaut sind. Soldaten und Fahrzeuge, wie ich sie selbst vor 30 Jahren im Sandkasten hinter dem Haus im spielerischen Einsatz hatte. Offenbar hat sich weder an der Ausführung noch an der Pressung der Plastiksoldaten wenig geändert! So finde ich tatssächlich meinen alten Helden „Sergeant Barnes“ zwischen den Soldaten vor der mit mir angeschossen, verwundet, verhaftet und sogar schon zum Tode verurteilt wurde und dennoch immer wieder entkommen konnte!
Nun führt er hier in Bovington offenbar nun unter der führenden Hand meines Sohnes ein kleines Platoon, um die gegnerische Basis zu unterwanden, die seine Mutter auf der anderen Seite des Spielbrettes aufgebaut hat! Tja, mein Bub erkennt offenbar schon sehr früh die Talente, die Sergeant Barnes als Plastiksoldat aufbieten kann. Und nun? Muss mein alter Kampfgefährte aus Kindertagen hier zurückbleiben!

Nur mit der Zusage, dass wir im Shop „mal gucken“, ob wir vielleicht eine Tüte Soldaten für Nils finden, können wir uns dem letzten „Highlight“ des Bovington Panzer Museums widmen. Dem Souvenir- und Andenkenshop!
Nach einem kurzen Umweg über den „Trocknungstisch“ in der großen Halle, wo wir den noch feuchten Mark- Panzer als letzten noch trocknenden Panzer im Empfang nehmen, geht es rüber zum Souvenir- und Kaufrausch.

Der Shop ist überraschend groß und ordentlich bestückt! Natürlich steht Kriegsspielzeug im Vordergrund. Dazu kann man stehen, wie man mag, hier gibt es dieses jedenfalls in rauen Mengen zu kaufen! Selbst Sergeant Barns ist da! Ein Klon in einer Tüte mit dutzenden anderen Soldaten, gleicher Fahne und Hügel. Dazu gesellt sich schnell noch eine Tüte mit Plastik- Fahrzeugen. Der Maßstab der Plastikkämpfer zu den Fahrzeugen ist zwar haarsträubend, aber im echten Maßstab hätte ich für einen anständigen Fuhrpark hier einen dreistelligen Betrag hingelegt…
Dreistellig ist übrigens gar nicht so verkehrt! Das Kind in mir hat Gefallen an einem Tiger Panzer gefunden, den man fernsteuern kann!
DAMIT wäre ich früher aber der King in meiner Straße gewesen, das kann ich euch sagen! Und auch heute muss ich mich schwer zusammen reißen, dass ich das Geld für das Teil nicht ausgebe.
Dieser Vorsatz wird nicht gerade dadurch verteidigt, dass Anja mir das Spielzeug sogar gönnen würde! Vorausgesetzt ist lasse den Bub auch mal fahren. 😀

Nun, am Ende kaufe ich den ferngesteuern Panzer nicht und wir belassen es bei den Plastiksoldaten für Nils sowie einer Basecap mit dem legendären Tiger 131 drauf. Aber nicht, weil ich den Tiger so toll finde (das stimmt zwar, ist aber nicht ausschlaggebend), sondern weil sie auf meinen ansonsten eher unförmigen Kopf, wo kein Sonnenschutz vernünftig sitzt, passt! Das ist selten.
Und noch etwas anderes nehmen wir mit!
Nichts, was man für Geld kaufen kann. Aber etwas, was man gleichzeitig auch ein wenig als persönliches Fazit des Panzermuseums Bovington und dem Besuch eines Museums, welches Krieg zum Teil als „große Show“ darstellt, empfinden darf.
Denn wenn man so durch die Reihen geht, dann entdeckt man zwangsläufig, wie leicht und unbeschwert unsere europäischen Nachbarn mit dem Thema heute, über 70 Jahre nach Kriegsende, umgehen. Wir Deutsche? Wir hätten da schlichtweg noch immer einen Stock im Arsch, ohne „betretenes schuldbewusstes Schweigen“ kann man bei uns kaum Waffen aus dunkler Zeit zeigen.
Hier in Bovington ist man skrupellos genug, z.B. das Tagebuch der Anne Frank im Regal direkt neben das „Tank Commander Spotting Book“ Kompendium zu legen! Letzteres ist ein Buch, welches die Silhouetten aller Panzer enthält, damit man im Krieg zielgerichtet Freund und Feind unterscheiden kann.
In einem deutschen Museum würde man so etwas wohl mindestens als pietätlos empfinden, vielleicht sogar einen Shitstorm auslösen. Hier hingegen am Beispiel Anne Frank und Panzertypenbuch liegen wahres echtes Leid und Faszination für Waffen so unscheinbar nebeneinander, wie Milch und Zucker zum Kaffee!
Dabei ist genau das etwas, was wir eigentlich „besser“ könnten! Nein, nicht „besser“ im Sinne der Geschäftstätigkeit, das meine ich nicht. Ich meine den allgemeinen Umgang mit dem Thema! Diese Stigmatisierung, die Vorverurteilung, das macht die Sache so schwierig!
Warum z.B. steht denn im Wachsfigurenkabinett in London der Führer ganz selbstverständlich in der Ausstellung. Frei und ungezwungen. Touristen aus aller Welt lichten sich mit ihm ab, sogar ich habe das schon gemacht.
Während wir im Pendant in Berlin den Führer lediglich hinter Glas im Bunker zeigen. Warum?
Die Leute würden doch in Scharen nach Berlin reisen, wenn sie den einen echten restaurierten „Föhrerbonker!“ besichtigen dürften und dort z.B. Geschirr zu bestaunen wäre, von dem ein gewisser Herr A. Hitler sehr wahrscheinlich seine letzte vegetarische Mahlzeit im Mai 1945 zu sich genommen hat!
Das Geld hieraus könnte man für so viele wohltätigte Zwecke, Aufklärung und gute Arbeit verwenden, das Museum würde es einbringen. Aber nein, das ist böse, das dürfen wir nicht. 60 Jahre Geschichtsunterricht machen es möglich!
Wisst ihr, wir hatten seinerzeit einen Geschichtslehrer, der nicht unbedingt immer das unterrichtete, was im Lehrbuch stand. Er gab uns schon früh an die Hand, dass wir die Geschichte aus mehreren Blickwinkeln betrachten müssen. „Geschichte wird von Siegern geschrieben“  und das sagte er nicht nur in Bezug auf die Geschichte 1933 – 1945, sondern auch in Bezug auf Römer, Ritter und Kolonialherren!
Heute, gut 25 Jahre später, muss ich eingestehen, dass der Mann Recht hatte! Schon damals hat er sich, als er auch mal vom Lehrbuch abwich, auf ganz schön dünnes Eis begeben. Seine Unterrichte waren aber gerade in der Schülerschaft enorm beliebt! Ich glaube, er hätte große Freude daran gehabt, die Faszination der Geschichte, so grausam sie auch ist, genau hier anhand der Exponate und lebhaft dargestellten Dioramen zu vermitteln. Das wäre drei Mal eher hängen geblieben, als das Lehrbuch mit dem „Auftrag der Dauer- Erbschuld einer ganzen Nation“.
Ach, ich verrenne mich wieder mal. Politik halt. Nicht mein Fachgebiet.
Halten wir fest, dass Nils und sogar Tim viel Spass im Panzermuseum Bovington hatten. Besonders das Anmalen von Holzpanzern in der ganz persönlichen Tarnfarbe hat Nils unglaublich viel Freude bereitet.
Den ganzen Nachmittag und Abend kann er es kaum erwarten, bis die Farbe endlich soweit getrocknet ist und er mit dem Mark IV- Modell spielen kann.
Und Tim? Der hatte natürlich am meisten Spass im Spieleland in der Cafeteria. Wo ein riesiger Indoor- Spielplatzpanzer zum Klettern, krabbeln, krauchen, rutschen und toben einlud. Und das ist die Hauptsache.

Müde und zufrieden schleppen wir uns zurück zum Wohnmobil. Der Parkplatz ist noch immer recht gut besucht, obgleich viele der Parkenden im Aufbruch begriffen sind. Wird auch Zeit, das Museum schließt in wenigen Minuten. Was alle anderen Besucher uns aber wohl voraushaben, ist ein Ziel für die Nacht!
Und wir? Wir haben noch gar nichts.
Nach Cola und Keks schnappen wir uns daher unser Campingplatzverzeichnis vom CCC und versuchen mal wieder unseren VIP- Memberstatus heraushängen zu lassen. Wir probieren es auf einem Clubplatz in der Nähe.
„Sorry, fully booked!“
„hmm. Okay. Did you heared about prefered places, where we can go when the CCC Campsite is fully booked?“
„No, sorry, never heared. We are full and we can´t offer you an alternative, we are really sorry“
„OK, thanks, then we will look ahead to another place“.
Hmm, jetzt fühlen wir uns ein wenig zerknirscht!
Das ist schon das zweite Mal auf dieser Reise, dass uns ein Clubplatz nicht helfen will, obwohl ich es eigentlich doch so verstanden hatte, dass gerade wenn ein Platz voll ist, man für die „privilege Scheme“ Camper immer versucht, eine Alternative zu finden. Scheinbar ist dies stark von Lust und Laune des jeweiligen Platzes abhängig! Während die einen sich fast ein Bein ausreißen, erscheint es anderen total egal.
Nun, sind wir eben wieder auf uns allein gestellt!
Wir schmeißen den Laptop an und konsultieren einmal mehr unseren ACSI Campingführer.
Mal schauen, welcher Platz idealerweise nah an Poole liegt, damit wir dieses morgen so früh wie möglich besichtigen können. Auch sollte der Umweg nicht zu groß sein.
Viel Auswahl gibt es allerdings nicht, zumindest nicht ohne Umwege! Stattdessen entdecken wir einen 4- Sterne Platz unmittelbar in unserer Nähe! Mehr noch, der dokumentierte Richtpreis liegt sogar voll in unserem Budget!
Jedenfalls nicht mehr, als wir auf dem Clubplatz des CCC bezahlt hätten. Ich rufe an und ja, es ist noch ein Platz frei. Aber wir sollen schnell kommen, er würde nicht ewig frei gehalten! OK, das kennen wir schon. Ich möchte gerade meine Kreditkartendaten anbieten, als die freundliche Dame am anderen Ende der Leitung fragt, wo wir denn seien. Ich beantworte wahrheitsgemäß, dass wir in Bovington am Panzermuseum stehen und wir dieses nun verlassen hätten und abreisebereit wären. Also je nach Entfernung halt…, keine Ahnung,… vielleicht eine halbe Stunde?
„Dann bis gleich“ und als ich das Navi programmiere merke ich, dass diese Aussage keine Lüge war! Der Whitemead Caravan Park liegt gerade mal 3km vom Panzermuseum Bovington entfernt!
Perfekt!

Wir fahren die 3 Kilometer rüber zum Campingplatz.
Schon bei der Ankunft freuen wir uns über den Platz, denn der sieht auf den ersten Blick sehr gut aus! Das haben wir ehrlich gesagt nicht erwartet.
OK, gut, eine Bahnschiene führt in unmittelbarer Nähe entlang. Und obwohl es einen betriebsamen Bahnhof gibt, scheint die Strecke nicht besonders stark frequentiert zu sein. Nun, uns ist alles recht! Wir sind müde und kaputt, da wird uns ein bisschen britischer Bahnverkehr wohl kaum die Nacht rauben.

In der Rezeption werden wir freundlich von einer älteren Dame und einem älteren Herrn begrüßt und die Frau weiß sofort, dass wir die sind, die eben angerufen haben. Kommen offenbar nicht SO viele Gäste hier vorbei.
Wir bekommen eine kleine Einweisung für den Platz und plaudern ein wenig über unseren Besuch im Panzer Museum. Besonders der ältere Herr ist sehr interessiert daran, wie ich das Museum empfunden habe. Ich bin vorsichtig mit dem was ich sage! Irgendwie habe ich den Eindruck, als könnte dieser Mann einige der Fahrzeuge durchaus im realen Einsatz gesehen haben!

Wir bekommen eine Parzelle direkt in der Nähe der Rezeption und des Spielplatzes zugeteilt. Letzterer ist nur 2 Pitches von unserem Stellplatz entfernt. Perfekt!
OK, der Platz ist etwas klein und wir stehen schon recht nah an den anderen Fahrzeugen. Auch fehlt der für englische Verhältnisse ach so typische gepflegte englische Rasen hier.

Das die Anlage so gar nicht wie ein britischer „Country Club“ wirkt, macht übrigens gar nichts! Denn bei der Besichtigung der Waschräume entdecken wir etwas, was besonders mich zu wahren Verzückungen und Freudensprüngen ansetzen lässt!
Die Wassertemperatur der Dusche ist regelbar!
Damit ist, obwohl wir noch mindestens einen weiteren Platz besuchen werden, wohl DER SIEGER GEKÜRT! Ich hatte es vor einigen Tagen ja mal angekündigt, dass der erste Platz, auf dem ich ENDLICH die Wassertemperatur selbstständig regeln kann, der Sieger des Campingplatzvergleichs auf dieser Rundreise wird!
Nun, hier ist er! Der Campingplatz Whitemead Caravan Park!
Obwohl es rein von der Stellfläche her wie gesagt nicht der schönste Platz ist. Man steht fast etwas zu nah am Nachbarn und die vorbeifahrende Eisenbahn tutet durchaus im Stundentakt! Aber egal! Die Waschräume sind erste Qualität und als wir dann am Abend nach einem tollen Abendessen mit Lammfilet (so günstig hier!) und Ofen- Backkartoffel duschen gehen, kann man wirklich stufenlos einstellen, wie man das Wasser gerne hätte. Punktgenau auf das Grad, von eisekalt bis superheiss und in der Mitte liegt die Wohlfühlzone! Perfekt!!
Stellt euch mich vor! In der Dusche! Oh. Halt. Nein, besser nicht.
Stellt euch lieber Max Mustermann oder Claus Camper in der Dusche vor! Er dreht das Wasser auf und dann erscheint die erlösende Musik: *Halleluja, Halleluja*!
So lange, wie hier, habe ich auf der ganzen Reise noch nirgendwo geduscht, ganz ehrlich!

Den Tag lassen wir jetzt schön ausklingen. So erfrischt, wie aktuell, habe ich mich lange im Leben nicht gefühlt! Dazu der schöne Abend, die Sonne und ein gutes Abendessen aus dem bordeigenen Backofen! Heute gibt es wieder Lammsteaks aus der Pfanne mit gefüllter Backofenkartoffel. So lecker und günstig hier auf der Insel! Ich glaub, wir haben es schon beschrieben, aber Lamm geht hier fast so wie Rind bei uns! Es ist neben Schwein eigentlich der feste dritte Bestandteil in der Fleischauswahl und ersetzt möglicherweise das, was bei uns das „Putensteak“ ist, wenn man kein Schwein oder Rind auf den Grill legen möchte.
Während ich das Abendessen zubereite, genießen die Jungs die Annehmlichkeiten des Campingplatzes! Sei es der brauchbare Spielplatz, oder eben das Soldatenset um Sergeant Barnes, der sich erneut ins Gefecht stürzen muss.

Als die Kinder nach dem diesem überraschend noch erlebnisreichen Tag endlich im Bett sind, sitzen wir noch schön zusammen im Wohnmobil.
Ich tippe an den Reisenotizen und Anja führt Buch. Das dauert so gut bis Mitternacht, während der Zeit fahren immer mal wieder Züge vorbei. Ein auf zwei die Stunde mindestens.
Und ja, alle Züge, die hier vorbei fahren, tuten. Das kann schon etwas ärgerlich sein, wenn man schlafen möchte. Aber sie müssen ja, das wissen wir. Die Signalisierung erfordert es. Und wenn der Lokführer nicht tutet und es kommt am Bahnübergang z.B. zu einem Unfall, ist der Lokführer mit dran schuld.
Was aber nett ist, dass die Lokführer nicht wie die Gestörten auf der Hupe hängen. Ein kurzer Stoß durchs Makro, „tup“ und gut ist. Es ist also durchaus auszuhalten und nicht so nervig, wie man es sich vielleicht vorstellt. Zumal bislang nur Personenzüge vorbei gefahren sind und keine schweren Güterzüge. Für eine Besichtigung des Bovington Tank Museum ist der Campingplatz Whitemead Caravan Park wirklich zu empfehlen!
Wir überlegen spontan, ob wir morgen den Tag dafür nutzen, doch nochmals das Panzermuseum in aller Ruhe anzuschauen. Wir haben ja innerhalb eines Jahres noch einmal einen kostenfreien Eintritt und es ist ja auch nicht besonders wahrscheinlich, dass wir ausgerechnet hier noch einmal hinkommen. Warum also die Option nicht gleich morgen nutzen?
Die Frage beantworten wir heute Abend nicht mehr, das entscheiden wir dann morgen zum Frühstück. Über den Tag und das Erlebte aber, über den moralischen Auftrag die Geschichte nicht zu vergessen und den krassen Gegensatz, die Faszination, die von dieser Waffengattung ausgeht, in einem Museum in Szene zu setzen, sprechen wir noch lange!

Der Tag fing mit dem absolut desaströsen Besuch von Weymouth so schlecht an, er konnte nur besser werden! Und er wurde besser! Eher durch Zufall sind wir auf das größte Panzermuseum der Welt in Bovington gestoßen!
Selbst Anja (die als treusorgende Mutter so gar nichts vom Thema Panzer und Waffen hält und auch gar nicht traurig gewesen wäre, wenn ich die Tüte mit den Plastiksoldaten NICHT für Nils gekauft hätte!) gibt zu, dass der Funke der Faszination auf sie übergesprungen ist! Sie wird deswegen kein Panzermodell zusammen bauen oder mit dem Spiel „World of Tanks“ anfangen, keine Sorge. Aber sie wurde angesprochen auf eine unerwartete Art! Die Größe der Fahrzeuge, so nahbar, zum Anfassen, Greifen und Verstehen! Das hat sie, und uns alle natürlich, einfach emotional erfasst, uns gleichzeitig aber auch in die moralische Zwickmühle getrieben. Dürfen Panzer „toll“ sein? Was meint ihr? Schreibt uns oder hinterlasst uns gerne einen Kommentar.

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